Gelangweilt dehnte ich mich, als ich vor dem Hotdog-Stand zum stehen kam. Als das Paar vor mir noch bedient wurde, ließ ich meinen Blick durch die Menge schweifen und schnaubte beleidigt. Egal wo man hinblickte sah man, billige Plastikzähne, dicke schwarze Umhänge, weiß geschminkte Menschen und farbige Kontaktlinsen. An manchen der Plastikzähne, hatte man rote Farbe geschmiert, damit es so aussah, als hätte der Träger gerade jemanden gebissen. Es war schon fast eine Beleidigung für mich, zu sehen wie albern sie alle damit aussahen. Die Unterhaltungen handelten davon, wie cool es wäre Vampir zu sein und meistens wurden meine Ohren dann von irgendwelchen Märchen verschmutzt. Am schlimmsten war das Gerücht, Vampire würden in der Sonne verbrennen. Ich für meinen Teil liebte die Sonne über alles. Fast so sehr wie das essen. Doch mein Leben war nicht unbedingt das was man unter entspannt verstehen würde. Ich war nur auf dieser dämlichen Messe, um jemanden zu treffen. Dann würde ich wieder untertauchen und ein paar Wochen die Füße still halten. Vielleicht würde ich mir ja sogar mal einen Job besorgen. Denn so einen hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Naja, zu mindestens keinen, bei dem alle beteiligten am Leben blieben.
Als ich endlich meinen Hotdog bestellen konnte, roch ich frisches Blut. Der Verkäufer hatte eine blutende Wunder am Finger, die er unter einem Handschuh versteckte. Der Geruch von frischem Blut war wahnsinnig angenehm und wahnsinnig verlockend. Doch ich musste widerstehen. Hätte ich mal etwas getrunken, bevor ich her gefahren war. Jetzt war es eh zu spät.
Der dicke, verschwitzte Mann im Stand reichte mir meinen Hotdog und mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich ihn nahm. Ich ernährte mich vielleicht von Blut, doch auf einen guten Hot Dog wollte ich einfach nicht verzichten. Die Gifte in meinem Körper würden ihn vernichten, noch bevor er in meinem Magen angekommen wäre, das hieß ich konnte so viel essen wie ich wollte ohne fett zu werden. Kein wunder, dass es nur schlanke Vampire gab.
Plötzlich veränderte sich die Luft und bevor ich ihn sah, spürte ich seine Anwesenheit und viel wichtiger, seinen stechenden Blick im Rücken. Er hatte mich also gesehen... Gut!
Genüsslich aß ich weiter, während ich mich umdrehte und auf ihn zu schlenderte. Er stand abseits von der Menge an der Wand und hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben. Um so näher ich ihm kam, um so heller strahlten seine Augen. Angeber! Um so stärker die Augen eines Vampirs in seiner Familienfarbe strahlten, um so stärker war der Vampir. Er wollte mir also beweisen, dass er seid unserem letzten Treffen stärker geworden war.
Als ich bei ihm angekommen war, hatte ich meine Augen immer noch unter Kontrolle. Ein menschliches braun zierte sie.
„Du wolltest mich umbringen hab ich gehört“, murmelte ich mit vollem Mund. Angewidert verzog er sein Gesicht, während seine Augen noch stärker glühten. Ich ekelte ihn an und war dazu auch noch respektlos. Für Vampire war Respektlosigkeit schlimmer als ein Schlag ins Gesicht.
„Irgendwann finde ich heraus, wer dir diese Informationen jedes mal verschafft.“ Er schüttelte den Kopf als ich das letzte Stück essen runter schluckte. Ich grinste nur dämlich und war das Papier in meiner Hand, in den Mülleimer ein paar Schritte von mir entfernt.
„Das wirst du nie herausfinden. Also, wie viel wurde dir dieses mal geboten um mich zu erdolchen?“
„Das dreifache vom letzten mal.Irgendwann werde ich schneller sein als dein Informant und dann wird es das letzte Angebot sein. Achja, danke für die Blumen.“ Nun musste ich grinsen und dachte an den Strauß Rosen den ich ihm geschickt hatte, nachdem mein Informant mir von dem erneuten Mordversuch erzählt hatte. Seid ich ihn kannte, wollte er mich für Geld entführen und später entweder selbst ermorden oder mich zu Leuten bringen, die mich dann umbringen würden. Doch schon immer war mein Informant schneller und ich steckte jedes mal eine Karte in den Strauß, mit meinem Aufenthaltsort. Jedes mal kam er nur um mich auszufragen, wer mein Informant war. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass man mich Tod sehen wollte. Doch noch nie hatte ich einen hartnäckigeren Jäger kennen gelernt als Adrian. Er gab und gab einfach nicht auf. Die meisten meiner Feinde brachte ich einfach um, wenn sie mir begegneten. Doch Adrian kannte ich schon zu lange um ihn zu töten. Wir waren fast gute Freunde geworden.
„Immer wieder gerne. Ich wette du verrätst mir nicht, wer mich dieses mal Tod sehen will?“ Ich setzte mich in Bewegung und er folgte mir gelangweilt. Seine Augen hatten wieder ein dunkles Blau angenommen.
„Ich würde gerne, aber er bietet verdammt viel und gibt mir eine zweite Chance, wenn es nicht klappt. Also würde ich ihn ungerne Tod sehen.“
„Dachte ich mir schon.“ Ich musste grinsen. Es war jedes mal das selbe. Mein Informant verriet mir zwar, wenn jemand mich umbringen wollte, aber wer den Auftrag dazu geben würde, verriet mir niemand. Eigentlich war es mir auch egal. Es gab so viele Vampire die mich gerne Tod sehen würden. Ich war vielen unheimlich, wegen meiner vielen Fähigkeiten und Kräfte. Aber ich war nun einmal sehr alt. Außerdem hatte ich genug Zeit um meine Fähigkeiten zu verbessern.
„Warum triffst du dich mit mir immer an Orten die du nicht ausstehen kannst?“ Er legte den Kopf ein wenig schief und ich meinte schulterzuckend: „Du hasst diese Orte noch mehr als ich.“ Wir lachten los und während wir uns in Bewegung setzten, legte er mir einen Arm um die Schulter. Wir beide waren ein verdammt starker Kontrast zu den anderen Messebesuchern. Da wir beide als Menschen in der Sonne aufgewachsen waren, hatten wir eine gesunde Bräune und dank unserer Temperaturunempfindlichkeit konnte uns nicht kalt werden. Also trugen wir bloß jeweils ein Shirt und kurze Hosen. Ich eine Hotpants und er knielange grüne Shorts. Meine roten Haare hatte ich zusammengebunden.
„Also dann, kommen wir zum Geschäft. Deine Vorräte müssten langsam zu Ende sein.“ Nach einer halben Stunde belanglosem reden, machte er nun ein ernstes Gesicht.
„Viel habe ich nicht mehr. Hab seid gestern nichts mehr getrunken. Ich komme also noch drei Tage ohne aus. Aber spätestens dann brauche ich neues. Schaffst du das?“ Wir verließen die Halle und endlich roch ich wieder frische Luft. Weniger warmes Blut. So lange hatte ich schon kein warmes Blut mehr getrunken. Doch bald würde meine Zeit des Fastens vorbei sein. Es waren nur noch ein paar Wochen, bis es endlich vorbei sein würde.
„Du kannst im Auto welches haben. Ich hab dir schon ein paar Beutel mitgebracht. Ich verstehe wirklich nicht, wieso du alle Hundert Jahre für ein Jahr auf frisches Blut verzichtest.“ Er nickte zu den Parkplätzen.
„Du kannst das nicht verstehen Blauauge.“ Ich konnte nicht anders, als seine Familie mit Abscheu auszusprechen. Drei Vampirfamilien gab es. Blauaugen, Grünaugen und Rotaugen.
Seid ich denken konnte, lebten die Familien im Krieg. Welcher Familie man angehörte, bestimmte man nicht selbst. Auch dein Erschaffer hatte keine Kontrolle darüber. Deine Familie wurde von dem ersten Menschen bestimmt, den man als Vampir umbrachte. Im laufe der Jahrhunderte, hatten die Vampire herausgefunden, wen man beißen musste um einer bestimmten Familie anzugehören. Wessen erstes Opfer eine Frau war, erwachte nach seinem Blutrausch mit blauen Augen. Ist das erste Opfer ein Mann, so bekommt man grüne Augen. Rote Augen bekam man nur, wenn man ein Kind unter Zehn Jahren aussaugte. Wieso es so war, wusste niemand. Eine Laune der Natur wahrscheinlich. Aus diesem Grund gab es mehr Blau- und Grünaugen als Rotaugen. Ich war also eine Seltenheit.
„Jetzt reite nicht wieder auf meiner Familie herum. Wenn ich einen Rotauge umgebracht habe, dann gegen Geld und nicht wegen seiner Familie. Also tu nicht so. Ich mache bei diesem Krieg nicht mit, da ich keinen Grund dafür habe. Ich weiß ja du bist mit dem Krieg aufgewachsen, aber deshalb musst du mich ja nicht jedes mal ein kleines bisschen mehr hassen, wenn du Blauauge sagst.“
Er hatte recht, es war eigentlich ungerecht von ihm zu glauben er würde bei diesem Krieg mitspielen. Doch irgendwie konnte ich einfach nicht anders. Ich wurde immerhin nur zum Vampir verwandelt, um als Soldatin in den Krieg zu ziehen. Der Grünauge der mich verwandelte, wurde umgebracht, bevor ich ihn kennen gelernt hatte.
„Tut mir leid. Ich bin bloß hungrig. Das ist alles.“ Ich rieb mir die Augen als wir endlich bei seinem Auto angekommen waren.
Er reichte mir schweigend eine Blutkonserve aus seinem Kofferraum. Ich erwiderte nichts sondern ließ meine Reißzähne wachsen um sie dann in die Konserve zu schlagen. Abgestandenes und kaltes Blut, war ekelhaft. Doch warmes Blut würde es erst in ein paar Wochen für mich geben.
Adrian sah mich mitleidig an, als er mir die zweite Konserve reichte. Auch diese trank ich schnell aus. Innerlich kühlte ich runter und ich wusste, dass mein Körper gleich nach warmen Blut verlangen würde.
Adrian kannte mich seid 500 Jahren. Seid dem fuhr er alle hundert Jahre für mich in mehrere Krankenhäuser um mir Blutkonserven zu besorgen. Ich wusste zwar, dass er mich für Geld sofort umbringen würde, doch er war dennoch mein bester Freund. Ich wüsste nicht was ich ohne ihn machen würde. So makaber wie es war, aber ich kannte ihn nun einmal seid der Hälfte meines Lebens.
„And I'm goin' down. All the way. I'm on the highway to hell!“ Es war noch eine lange Fahrt vor mir und doch hatte ich total gute Laune. Mein Treffen mit Adrian war nun schon zwei Wochen her und er hatte Wort gehalten und mir mehr Blut besorgt. Nun waren es nur noch drei Tage bis ich meine Zähne endlich wieder in einen Menschen schlagen würde. Dafür fuhr ich extra durchs ganze Land. Alle hundert Jahre fuhr ich dort hin. Als andenken meiner Schwester...
Um mich von meinen schlechten Gedanken abzulenken, beschloss ich nach kurzer Zeit einen kleinen Abstecher zu machen. Ich wusste das Maja und ihr Mann Mike mal wieder ihren Hochzeitstag feierten. Maja war die leibliche Schwester von Adrian. Durch ihn hatte ich sie kennen und lieben gelernt. Ich sah sie viel zu selten. Das letzte mal war schon wieder ein paar Jahrzehnte her. Doch ich durfte nicht zu oft mit ihnen gesehen werden. Sonst könnte man versuchen ihnen etwas anzuhängen. Im Gegensatz zu Adrian war Maja ein Grünauge. Man hatte sie fast gleichzeitig verwandelt damals. Es war ziemlich selten als Vampir noch seine leibliche Schwester zu haben. Selbst wenn es mal vorkam, dass zwei aus einer Familie verwandelt wurde, brachten sie sich meistens gegenseitig um. Vampire suchten sich ihre eigene Familie aus und wenn man aus Zwang an einen anderen gebunden war, überlebte meistens nur einer. Bei Adrian und Maja allerdings war das anders. Die beiden liebten sich heiß und innig. Aus meiner Familie gab es keinen mehr außer mir. Eine Vampirfamilie besaß ich nicht. Noch nie hatte ich jemanden verwandelt, da ich keinem lebenden Menschen jemals so etwas antun könnte. Schon oft hatte ich versucht Selbstmord zu begehen. Doch leider war Adrian immer dazwischen gefunkt. Ich wusste nicht woher er meine Pläne kannte, doch jedes mal war er rechtzeitig da um mich davon abzuhalten.
Nach zwei Stunden war es dann soweit. Ich war mitten im Wald und hatte die laute Musik schon kilometerweit hören können. Maja und Mike lebten extra mitten im Wald, weil sie Stadtgeräusche hassten. Vampire hatten ein ziemlich gutes Gehör und in der Stadt konnte man gar nicht anders als alle Gespräche mitzuhören die es gab. Es war furchtbar.
Als ich aus dem Auto stieg konnte ich Maja von drinnen schreien hören: „Oh mein Gott! Was zum Teufel machst du denn hier Elly?!“ Zwei Sekunden später erdrückte sie mich schon. Ihre schwarze Lockenmähne kitzelte mir in der Nase. Sie trug kaum etwas am Leib. Bloß einen kurzen Rock und einen grauen Sport-BH. Wie immer also. Nicht einmal Schuhe hatte sie sich für ihre Gäste angezogen. Ich mochte es ja auch kühl, doch sie übertrieb es dann doch ein wenig.
Ich lachte mit ihr zusammen und erwiderte ihre Umarmung ebenso fest. Bis ich bemerkte, dass sie kaum noch Luft bekam. Schnell ließ ich sie los. Noch ein Nachteil meines alters. Ich war viel stärker als alle anderen.
Es waren viele Vampire da die mich kannten. Doch die meisten mochten mich nicht sonderlich. Mindestens der Hälfte war ich schon mal auf den Schlips getreten. Doch da sie wussten, dass ich zu alt für sie war, ließen sie mich einfach in Frieden ins Haus gehen. Dort umarmte auch Mike mich freundschaftlich, wenn auch nicht so überschwänglich wie seine Frau. Auch er hatte schwarze Haare. Sie waren kurz geschoren. Anders als seine Frau trug er wenigstens vernünftige Bekleidung. Eine Jeans und einen grauen Pulli.
„Was hat dich dazu gebracht uns mal wieder mit deiner Anwesenheit zu beehren? Adrian meinte du würdest dieses Jahr wieder nicht kommen.“ Maja führte mich in ihren Garten. Sie hatten hinter dem Haus Bäume abgerissen und einen kleinen Teich hingesetzt. Dann war da noch eine Kinderschaukel und ein großes Klettergerüst. Die beiden versuchten schon seid Jahren ein Kind zu bekommen. Doch als Vampir war das nicht so einfach.
Der Garten war voller Vampire. Zwischendrin liefen ein paar Junge Damen herum. Die Blutspender. Maja wollte mir eine anbieten, doch ich lehnte ab und sie seufzte: „Du fastest also mal wieder.“
„Nur noch drei Tage. Ich kann also auch nicht sonderlich lange bleiben. Ich wollte euch nur endlich mal wiedersehen.“ Von weitem erblickte ich Adrian, der sich gerade an einer Blonden Frau bediente. Doch ich sah, dass er gar nicht von ihr trank. Er füllte etwas von ihrem Blut in einen Blutbeutel. Bekam er so also das ganze Blut?
„Wird ja auch mal Zeit, wenn du mal an einem Port wohnen bleiben würdest, hätten wir dich ja schon längst besucht. Aber immer wenn Adrian von einem treffen mit dir zurück kommt, bist du schon längst verschwunden.“
„Tja, das Leben als Verbrecher ist hart.“ Wir prusteten beide los und dann erzählte sie mir davon, dass sie vielleicht eine perfekte Leihmutter hätten. Die Frau war 21, groß, schlank und schwarzhaarig. Sie würde also gut zu Mike und ihr passen. Vampire konnten keine Kinder zeugen, weshalb sie menschliche Spender und eine Leihmutter brauchten. Viele Paare ließen ihre Kinder heutzutage dann als Mensch aufwachsen, bis zu ihrem 21. Lebensjahr. Manche verwandelten ihre Kinder allerdings auch schon viel früher. Doch das taten nur altmodische Vampire, die immer noch in den letzten Jahrhunderten lebten. Ich wurde auch früh zum Vampir, da die Menschen in meinem Jahrhundert nicht sonderlich alt wurden, war man mit 18 schon verheiratet und hatte Kinder. Mir war das vergönnt gewesen, da ich schon als Mensch unfruchtbar war.
Während Maja weiter sprach, kam Adrian zu uns rüber und stellte sich neben mich um Maja zu unterbrechen: „Was willst du hier? Ist dir das Blut ausgegangen? Du wolltest doch zum Ende deiner Fastenzeit fahren.“
„Tja und jetzt mache ich hier kurz Rast bevor ich weiter fahre. Außerdem wolltest du dir einen neuen Auftrag holen um mich umzubringen. Was machst du dann also hier?“ Ich verdrehte die Augen.
Er runzelte die Stirn und meinte leise: „Ich habe schon einen neuen Auftrag. Doch der betrifft ausnahmsweise mal nicht dich. Ich muss immerhin auch mal Geld verdienen. Mit dir verdiene ich ja keins.“
„Du bist halt einfach immer zu langsam.“ Ich ließ meine Augen leicht Rot werden. Noch nie hatte ich irgendjemandem ihre wahre Intensität verraten. Alle konnten nur erahnen wie stark ich wirklich war.
„Oder du schummelst.“ Auch er ließ seine Augen blau glühen. Doch das war schon sein volles Glühen. Er wollte also keine Spielchen spielen? Na schön. Das Rot meiner Augen wurde noch ausgeprägter. Doch ich hielt mich immer noch zurück.
Maja verschwand, da sie dieses Machtspiel schon kannte. Sie verstand nicht weshalb wir es ständig machten. Doch ich hatte meine wahre Freude daran. Ich hatte ja sonst niemandem mit dem ich mich messen konnte.
„Das ist schon alles was du kannst? Armseelig.“ Er zuckte mit den Schultern und dann tat ich etwas gemeines. Ich überraschte ihn mit dem vollen Glühen meiner Augen. Ich breitete nun auch meine Stärke aus. Kilometer weit würde man meine Energie nun spüren können.
„Ich bin also armseelig? Das glaube ich nicht.“ Die Partygäste starrten mich genauso erschrocken an wie Adrian. Meine Fangzähne wuchsen wie von selbst, da ich nun das ganze Blut roch. Doch ich wusste mich zu beherrschen.
„Ach du heilige Scheiße.“ Adrian starrte mir in die Augen. Die meisten Gäste versprühten nun auch ihre Energie, da sie einen Kampf befürchteten. Doch den würde es nicht geben. Ich hatte nur keine Lust mehr zu spielen. Adrian kannte mich lange genug und wusste wie stark ich war, also wollte ich ihm das noch einmal bewusst machen. Vielleicht war es dumm, mich vor hunderten Vampiren zu präsentieren. Doch nach dem ich herausgefunden hatte wie viel man Kopfgeldjägern bereits für mich bot, war es wahrscheinlich gar nicht so schlecht ihnen zu zeigen womit sie sich anlegten.
„Ich muss jetzt los. Wir sehen uns bestimmt bald wieder.“ Schlagartig zog ich das Rot in meinen Augen und meine Energie zurück. Maja gab ich im vorbeigehen einen Kuss auf die Wange. Schon war ich in meinem Auto und gab Gas. Nun hatte ich wieder gute Laune. Vielleicht wurden die Drohungen ja jetzt weniger. Selbst wenn ich Adrian dann nicht mehr sehen könnte, damit müsste ich dann halt leben. Irgendwann würde ich mir vielleicht wirklich ein kleines Haus bauen können und dort mit einem Gefährten und Kind leben.
Kurz vor Mitternacht kam ich in meiner Wohnung in Miami an. Wo nun ein Hochhaus stand, hatte früher meine menschliche Familie gelebt. Damals war es nur eine kleine Hütte gewesen. Eines Nachts um kurz nach Mitternacht kam dann ein Mann bei uns rein und brachte meine Eltern um. Meine dreijährige Schwester hatte so viel geweint in dieser Nacht. Ich hatte den Mann angebettelt meine Schwester zu verschonen. Er willigte ein, wenn ich mit ihm kommen würde. Sofort hatte ich zugesagt und da hatte er mich auch schon gebissen und sein Gift in meine Venen gepumpt. Eine Verwandlung dauerte nicht so lange wie alle dachten. Innerhalb einer halben Stunde, hatte sich das Blut durch Gift ersetzen lassen. Es passierte ohne Schmerzen, da man einfach schlief. Wenn man aufwachte, brannte alles im Körper und man verlangte nach Blut... Mein Volk hatte meinen Erschaffer damals umbringen können, noch bevor ich aufgewacht war. Nur meine kleine Schwester hatte weinend neben mir gesessen. Ich konnte mich damals noch nicht steuern und hatte sie bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt. Anfangs hatte sie noch geschrien doch dann nicht mehr. Ich war in einen Blutrausch verfallen und zwischen den Leichen meines Dorfes wieder aufgewacht. Ich war sofort zu meiner Familie gerannt... Alle waren Tod. Bei einem flüchtigen Blick in den Spiegel erkannte ich mein blutverschmiertes Aussehen und meine roten Augen. Ich hatte meine Schwester getötet, nachdem ich sie vor diesem Monster gerettet hatte. Alle hundert Jahre fastete ich deshalb, um mich daran zu erinnern wie schlimm es werden konnte wenn man von Menschen trank.
Als es Mitternacht schlug weinte ich bitterlich. Meine Fastenzeit war um und damit auch weitere hundert Jahre. Pünktlich klingelte es an der Tür. Ich hatte eine Blutspenderin bestellt. Es gab eine Firma, die solche Frauen anheuerte. In der Öffentlichkeit tarnte man das Geschäft, in dem man die Mädchen als Stripperinnen vermarktete. Nur Vampire wussten, was die Mädchen wirklich waren. Es waren nicht viele Frauen, doch sie waren alle eingeweiht und taten es freiwillig. Nachdem man von ihnen getrunken hatte, musste man ihnen nur ein bisschen Vampirblut überlassen. Es kostete einen nicht einmal Geld. Nur ein paar Tropfen seines Blutes. Dadurch blieben die Frauen länger jung und hübsch und nahmen die Welt intensiver wahr.
Ich ließ die brünette Frau rein und sagte das Codewort bevor sie anfing alles aufzubauen: „(lateinisches Wort für Blut)“
Sie lächelte und meinte fröhlich: „Wird auch mal wieder Zeit. Ich hab schon ewig keiner Frau mehr Blut gespendet. Soll ich mich setzen, hinlegen oder stehen bleiben?“
„Mach es dir einfach bequem. Mir ist es egal.“ Ich zuckte mit den Schultern und sie setzte sich auf meine kaum benutzte Couch. Eine Putzfrau machte hier einmal in der Woche für mich sauber. Früher hatte ich es einfach Verdrecken lassen. Doch es war die einzige Wohnung die ich fest besaß und wenn ich her kam wollte ich es sauber haben.
„Die Wohnung ist echt schön. Ich hoffe das ich mir irgendwann auch mal so etwas leisten kann.“ Sie sah sich um und ich meinte schulterzuckend während ich den Fernseher anschaltete: „Ich bin nur alle hundert Jahre hier. Wenn du magst kannst du hier umsonst wohnen. Solange du mir nichts kaputt machst und keine Kriminellen mit her bringst.“ Ich bot Blutspendern oft mein zu Hause an. Nicht damit ich immer Blut hatte, sondern weil ich wusste wie sie lebten. Meistens in einem Trailer ohne fließendes Wasser. Doch nie wollte eine annehmen.
„Was wirklich? Meinst du das ernst?“
„Klar. Ich hab genug Geld um sie zu bezahlen und du riechst nach Abwasser.“ Es war keine Beleidigung und das wusste sie, ich konnte halt mehr als ihre letzte Dusche riechen. Aus den haaren so einen penetranten Geruch heraus zu bekommen war nun einmal schwer. Vor allem wenn ein Vampir es nicht mehr riechen sollte.
Ihre Augen strahlten und es sammelten sich Tränen darin. Würde sie es also annehmen? Vielleicht könnte ich ihr Leben so ja etwas verbessern.
„Es würde mir sehr gefallen hier zu Leben... Achso, wie unhöflich von mir. Ich bin Abby.“ Sie reichte mir die Hand und strahlte übers ganze Gesicht. Ich schüttelte vorsichtig ihre Hand und stellte auch mich vor: „Elisabeth. Aber nenn mich Elly. Nimm es mir bitte nicht übel, aber ich habe wirklich Durst. Können wir danach weiter reden?“
„Oh, aber natürlich. Tut mir leid. Die meisten reden nicht mit mir, wenn es dann noch mal einer tut, vergesse ich immer weshalb ich eigentlich hier bin. Hals oder Handgelenk?“ Sie lehnte sich wieder zurück und ich sagte stumpf während ich mich neben sie setzte: „Handgelenk.“ Sie gab mir ihres und ich verbiss mich darin. Ich war natürlich vorsichtig, aber ich hatte wahnsinnigen Durst auf warmes Blut. Nach einem halben Liter hörte ich auf und stach mir mit einem Reißzahn die Zunge auf um über ihre Wunde zu lecken. Mein Blut ließ ihre Haut schnell zusammenwachsen ohne eine Narbe zu hinterlassen. Dann ritzte ich mir den Daumen leicht auf um ihn ihr zu haben, damit sie ihn in den Mund nahm um ein paar Tropfen zu trinken. Kurz darauf war sie schon eingeschlafen. Menschen erschöpfte es wenn sie so viel Blut verloren. Doch die paar Tropen von mir, glichen das schon wieder aus.
Nach einem Jahr kaltem Blut, war dieser halbe Liter eine richtige Erholung. Mir wurde innerlich wieder warm und ich spürte wie es mir sofort besser ging. Ich bestellte Pizza, um Abby etwas zu Essen anzubieten, wenn sie wieder wach war. Wenn sie hier wohnen würde, müsste ich mir keine Sorgen mehr darüber machen was passiert, wenn mein Vermieter herausfindet, dass ich nie hier war. Ich zahlte zwar immer pünktlich, aber so wie ich ihn kannte würde er die Wohnung einfach erneut vermieten um doppelt zu kassieren.
Als die Pizza kam, schlief Abby immer noch. Doch ich wollte nicht länger als nötig hier bleiben. Also stellte ich ihr die Pizza auf den Tisch und schrieb ihr einen Zettel:
Abby
fühle dich hier so wohl wie du nur kannst
ich rufe alle paar Wochen mal an um zu hören wie es
dir so geht. Ich besitze einen Ersatzschlüssel, den ich aber
nicht benutzten werde solange du hier lebst.
Dein Schlüssel liegt neben der Wohnungstür in
einer kleinen Schale. Das Geld ist für die Anfangszeit
teile es dir gut ein und gib es nicht für unnötiges
Zeug aus.
Auf bald
Elly
Dann legte ich ihr ein paar tausend Dollar in Bar neben den Zettel und verschwand aus der Wohnung. Ich bekam ein schlechtes Gefühl. Irgendetwas würde bald passieren. Etwas verdammt schlimmes. Ich kannte dieses Gefühl gut. Doch es lag nicht an meinen Feinden. Irgendetwas würde mit mir passieren. Immer bevor ich eine neue Fähigkeit bekam hatte ich dieses Gefühl. Jede neue Fähigkeit bedeutete noch mehr Kraft und noch mehr Leute die mich umbringen wollten. Aber was sollte denn jetzt schon noch alles passieren? Ich konnte doch schon so viel. Ich war doch schon stark genug oder etwa nicht? Ich kannte keine Vampire die genauso alt waren wie ich und wusste deshalb nicht was mich noch alles erwartete. Seid fast tausend Jahren lebte ich nun schon so. Immer hatte ich mich anders gefühlt und war deshalb nie einer wirklichen Familie beigetreten. Im Krieg hatte ich so viele meiner Artgenossen umgebracht. Ich hatte damals Freunde getrennt und sogar Eltern und Kinder ermordet. Damals hatte ich nie über das nachgedacht, was ich tat. Erst als Adrian in mein Leben getreten war...
Traurig schüttelte ich mit dem Kopf und versuchte nicht an meine erste Begegnung mit ihm zu denken. Es war zu schmerzlich.
Ohne nachzudenken, rannte ich aus dem Haus, aus der Stadt und ganz tief in einen Wald rein. Ich musste alleine sein. Niemand durfte mich finden. Ich bemerkte wie mein Körper anfing zu prickeln. Erst als Kilometer weit kein Mensch mehr zu hören war, klappte ich zusammen. Zu dieser Zeit war ich besonders verletzlich. Etwas passierte mit mir und es war anders als die letzten male. Ich bemerkte es sofort daran, wie wenig Energie ich plötzlich nur noch hatte. Es wäre als würde mein Körper versagen. Doch es waren keine Schmerzen. Bloß reine Taubheit.
Ruckartig riss ich meine Augen auf, als mich der brennende Schmerz erreichte. Ich wollte sofort los rennen um dem Schmerz zu entkommen, doch ich wurde von dicken Ketten aufgehalten. Meine Handgelenke hingen über meinem Kopf und waren an dicken Stahlketten befestigt. Meine Füße baumelten über dem Boden und waren ebenfalls mit Ketten umwickelt. Ich brauchte dringend Blut. Doch bei genauerem Umsehen musste ich feststellen, dass ich in einem sehr alten Kellergemäuer untergebracht war. Dem Geruch nach zu urteilen ziemlich weit unter der Erde. Denn dieser Geruch war unverkennbar. Kilometerweit war kein Mensch zu riechen. Also wurde ich von etwas anderem Gefangen genommen. Unter starker Konzentration konnte ich die Anwesenheit mehrerer Vampire spüren. Sie hatten ihre Energie allerdings sehr gut versteckt.
Ich konzentrierte mich um zu lauschen, ob sie womöglich über etwas sprachen. Doch ich war zu Schwach um wirklich etwas verstehen zu können. Ich hoffte es waren noch nicht zu viele Tage vergangen seid ich das letzte mal etwas getrunken hatte. Ich war zwar stark, doch ich verhungerte genauso schnell wie alle anderen auch.
Stundenlang versuchte ich mich durch körperliche Anstrengung zu befreien, doch mein Hunger war zu groß, als das es wirklich hätte funktionieren können. Meine Verzweiflung wuchs, da ich nicht wusste wo oder bei wem ich war. Was wenn Adrian einen neuen Auftrag bekommen hatte? Hatte er mich ausgeliefert? In meinem Zustand? Das konnte ich mir kaum vorstellen. Wahrscheinlich wäre ich dann auch schon längst tot.
Dann hörte ich Schritte die näher kamen. Ich hörte auf mich zu bewegen und ließ meinen Kopf hängen. Ich atmete flach und langsam, damit es so aussah als würde ich schlafen. Im passenden Moment würde ich angreifen.
Die Stahltür zu meinem Kerker wurde aufgeschoben und zwei Vampire betraten den dunklen und feuchten Raum. Ihre Energie hatten sie immer noch ziemlich gut abgeschirmt. Es war fast nichts zu spüren.
„Sie ist immer noch nicht wach. Bekommt sie denn keinen Hunger? Naja, der Boss sagt das sie irgendwann schon wach wird.“ Eine dunkle Männerstimme. Ich kannte sie nicht. Auch die zweite etwas höhere Stimme war mir unbekannt: „Und was wenn nicht? Er sagt wir sollen dafür Sorgen, dass sie am Leben bleibt. Sie hat schon seid Tagen kein Blut mehr zu sich genommen. Wir sollten eine Blutbank holen.“
„Na gut. Dann hol halt eine von ihnen hier rein. Am besten eine die wir eh los werden wollten. Sie wird sich nicht beherrschen können. Aber beeil dich. Ich nehme ihr noch ein wenig Blut ab für weitere Proben. Es ist unfassbar, was der Boss da gefunden hat. Bei ihrer ganzen Energie ist es ein Wunder, dass sie überhaupt gefangen genommen werden konnte.“ Ich konnte hören wie er seine Fangzähne ausfuhr und kurz darauf ritzte er mir damit das Handgelenk auf. Der andere verließ die Zelle, während der Vampir vor mir, etwas Gläsernes an mein blutendes Handgelenk hielt. Er war groß und sein Hals war nah an meinen Fängen. Unauffällig atmete ich etwas intensiver ein. Keine Magie war an ihm zu riechen. Also biss ich so schnell zu wie ich konnte und saugte. Er schrie vor Schock und sprang zurück, wobei er das kleine Gläschen mit meinem Blut darin fallen ließ. Ich riss meine Augen auf und durch ein paar Schlücke seines Blutes kehrte meine Kraft zurück. Ich ließ meine Augen in ihrem puren Rot aufleuchten und entfaltete meine Energie. Ich war wieder stark genug und konnte die Ketten, die mich hielten mühelos sprengen. Bevor der andere Vampir überhaupt reagiert hatte, hing ich schon wieder an seinem Hals und saugte so schnell wie möglich an ihm. Er war noch gar nicht so alt, denn als er seine grünen Augen aufleuchten ließ und seine Energie wie einen Hilfeschrei ausdehnte, bemerkte ich wie Schwach er eigentlich war.
Kurz bevor er austrocknete, ließ ich von ihm ab und fragte wütend: „Wer seid ihr?“
Er hatte die Augen bereits geschossen. Doch er lebte noch und wisperte: „Brenne in der Hölle Hexe.“ Ich wurde wütend, weil mich viele als Hexe beschimpften. Als ich daran dachte wie er für seine Bemerkung an einem Pfahl in Flammen stehen würde, fing seine Kleidung Feuer. Ich sprang erschrocken weg und er fuchtelte wild um sich und schrie vor Schmerz. Das hier würde nicht unbemerkt bleiben... Aber wie hatte das passieren können? Ich hatte keinen Sprengstoff oder Benzin an ihm riechen können! War ich das etwa gewesen? Hatte ich ihn in Flammen gesetzt? Nur wie?
Ich konnte nicht lange darüber nachdenken, da ich schon ein paar Vampire gehört hatte, die in meine Richtung gerannt kamen. Doch die Angst vor dem Tod, ließ mich falsch handeln. Ich rannte nicht einfach wahllos weg. Ich wartete darauf das sie hier rein kamen. Ich konnte riechen wie der Vampir von vorhin mit einem Menschen angerannt kam. Aber bevor der Mensch mich erreicht hatte, kam der erste Vampir in den Raum gerannt. Es war eine Frau, sie war bestimmt einen Kopf größer als ich und ihre blonden Haare waren zusammengebunden. Am Leibe trug sie nicht viel. Nur Unterwäsche. Sie roch nach Sex. Als sie zu dem brennenden Toten sah, brüllte sie boshaft auf und ließ auch ihre Energie platzen. Sie war älter als mein erstes Opfer doch nicht viel.
„Du wirst für deine Taten hängen Hexe!“ Wieder dieses Wort! Voller Wut wollte ich auf sie los gehen, doch sobald ich sie berührte, ging auch sie in Flammen auf. Sie wälzte sich noch schreiend auf dem Boden, als der andere Vampir mit der hellen Stimme und einer Frau in die Tür trat. Das Feuer machte mir wahnsinnige Angst. Ich wusste das ich nicht im Feuer sterben würde, doch es schmerzte verdammt stark. Also drängte ich mich in die Ecke und schaffte es immer noch nicht klar zu denken. Aber der Geruch von Blut machte mich wahnsinnig. Ich war trotz des Vampirblutes vorhin immer noch am verhungern.
„Oh mein Gott!“ Alarmiert krachte seine Hand auf einen Knopf, der neben der Tür befestigt war und ein ohrenbetäubendes Geräusch ertönte. Es war ein schrilles Piepen. Ich hielt mir die Ohren zu und die Vampirin hörte auf zu brennen. Sie rannte so schnell wie sie konnte aus dem Kerker. Ihre Klamotten waren abgebrannt genau wie ihre Haare.
Der Mensch weinte und wollte abhauen. Doch sie wurde von dem Vampir festgehalten. Dieser starrte erst die brennende Leiche seines Freundes an und danach richtete er seinen Blick auf mich.
„Es ist alles in Ordnung. Hier ist etwas Blut. Ich will dir nichts tun. Das Geräusch wird gleich aufhören. Mein Boss wird kommen und mit dir reden wollen.“ Er schubste die verängstigte Frau zu mir rüber. Von nahem konnte ich sehen, dass es ein Jugendlicher war. Bestimmt nicht älter als 17 oder 18. Ich nahm das verängstigte Mädchen in meine Arme und flüsterte ihr zu: „Keine Angst. Ich werde dir nichts tun. Ich hole dich hier lebend raus und dann bist du frei. Aber jetzt musst du dich da in die Ecke stellen. Schließ die Augen und halte dir die Ohren zu. Verstanden?“ Sie nickte und tat was ich ihr befohlen hatte. Der andere Vampir sah mich verblüfft an und wusste nicht was er tun sollte. Meine Energie schien ihn zu verwirren. Auch meine Augen schienen ihm nicht ganz geheuer. Ich trat auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen und sein Gesicht wurde von meinen strahlenden Augen rot erleuchtet. Er versprühte Angstgeruch.
„Verrate mir wer du bist und wieso ich ausgerechnet dich verschonen sollte.“ Meine Stimme war mir fremd. So hasserfüllt und doch so ängstlich, hatte ich noch nie geklungen. Dabei wusste ich ja, dass ich stärker als sie alle war. Doch noch nie hatte ich meine neuen Fähigkeiten nicht ausprobieren können. Ich hatte Angst davor, ob ich tatsächlich Feuer entfachen konnte. Konnte ein Vampir wirklich so mächtig werden?
„Ich bin Radon. Grünauge und Gehilfe von George. Er ist der...“
„Ich weiß wer Grünauge George ist. Jeder Krieger kennt seinen Namen. Hast du mich hier eingesperrt? Hast du mich austrocknen lassen?“ Ich griff an seinen Jackenkragen und zog ihn zu mir runter. Er war fast zwei Köpfe größer als ich. Doch als Vampir lernt man schnell, das Größe nichts mit Macht zu tun hat.
„Nein. Ich habe nur den Auftrag bekommen mich um dich zu kümmern und dir Blut zu geben, wenn du danach verlangst. Wenn du wach werden solltest, sollte ich diesen Knopf drücken und dann würde mein Boss kommen und selber nach dir sehen. Ich weiß nicht wieso es so lange dauert. Leo hat dir so viel Blut genommen.“ Er nickte zu der Leiche seines Freundes rüber. Nun wusste ich wo ich war. Also brauchte ich ihn nicht mehr. Wenn ich wirklich Leute in Flammen stecken konnte... Noch während ich darüber nachdachte, ging der Vampir vor mir schreiend in Flammen auf. Er rannte brennend und schreiend davon. Das Mädchen in der Ecke weinte immer noch bitterlich.
Ich drehte mich zu ihr um und meine Augen wurden wieder braun. Ich wollte ihr keine Angst machen. Sie war noch so jung. Niemand sollte in so einem alter so leiden müssen.
Ich kniete mich vor sie und nahm ihre Hände von ihren Ohren und sagte beruhigend: „DU musst hier bleiben. Ich werde kommen und dich hier raus holen. Ich weiß es ist laut und eklig. Aber du bist hier sicher verstanden?“ Sie nickte weinend und ich ritzte meinen Daumen auf um ihn ihr vor den Mund zu halten. Erschrocken blickte sie mich an und ich flüsterte: „Es wird deine Angst mindern. Es schmeckt eklig aber es wird dir helfen.“ Jetzt griff sie sofort danach und saugte fest daran um mein Blut zu schlucken. Ihr Atem wurde ruhiger und ich ließ sie alleine zurück. Beim raus gehen drückte ich auf den Knopf, womit der Alarm los ging. Zum Glück hörte er dann endlich auf. Es war erholsam kein so lautes Piepen mehr hören zu müssen. Meine Gedanken hörten nun auch endlich auf so wild durcheinander zu wirbeln. Ich schob meine Angst beiseite und auch die Fragen nach meinen neuen Fähigkeiten. Grünauge George also. Er war der Vorreiter im Krieg gegen die Rotaugen. Was zum Teufel wollte er von mir? Ich hatte mich schon vor hunderten von Jahren aus dem Krieg abgenabelt. Also weshalb bemühte er sich erst jetzt um mich?
Mit feurigen Augen und meiner ganzen Energie versuchte ich George aufzuspüren. Das war gar nicht so schwer, da auch er sehr stark war und seine Energie war fast greifbar. Kein anderer Vampir begegnete mir, während ich durch den Keller zu einer Treppe rannte. Oben angekommen, bemerkte ich, dass ich in einem anscheinend riesigem Haus war. George war schon immer protzig gewesen. Doch die roten, mit Gold verzierten Wände, waren sogar für ihn erstaunlich.
Nach links wurde seine Energie noch stärker. Außerdem roch ich verbranntes Fleisch im nächsten Raum. Anscheinend waren meine Opfer zu ihrem Boss gerannt. Ich trat durch die Tür und tatsächlich, es war ein riesiger Raum voller Sofas, Sessel, Regalen und hier war ebenfalls alles mit Gold verziert.
George stand in der Mitte vor den zwei qualmenden Vampiren von unten. Er war groß, gut gebaut, hatte blonde Haare die ihm bis zu den Schultern gingen und starrte mich mit grünen Augen an. Er war fast so alt wie ich, hatte allerdings niemals im Krieg gekämpft. Ich war also immer noch im Vorteil.
Ein paar andere Vampire standen ebenfalls im Raum herum. Hauptsächlich fast nackte Frauen. Doch ich kümmerte mich nicht um die anderen vielen Grünaugen. George hatte meine gesamte Aufmerksamkeit. Ich verspürte nichts als Hass gegen ihn. Er hatte damals einen seiner Leute in mein Dorf geschickt, weil sie es auslöschen wollten um dort einen Sitz zu bauen. Wegen ihm war ich ein Vampir und wegen ihm war meine Schwester tot.
„Du bist also wach und bestimmt hungrig nicht wahr?“ George lächelte scheinheilig und mein Hass wuchs. Ich bleckte meine Fangzähne und meine Hände wurden plötzlich warm. Ich konzentrierte mich aber nur auf George. Dieser starrte mich nun ängstlich an und die beiden anderen Vampire vor ihm, retteten sich schnell hinter ihren Boss. Es roch nach Feuer und erst da bemerkte ich, dass meine Hände Feuer gefangen hatten. Doch ich verspürte keinen Schmerz. Es war angenehm warm. Also konnte ich tatsächlich Feuer entfachen und war immun dagegen? So stark durfte niemand sein!
„Es ist alles gut Hexe. Wir werden dich nicht angreifen.“ George hob seine Hände abwehrend. Wieder dieses Wort. Meine Wut stieg und die Flammen an meinen Händen loderten bedrohlich auf und umschlangen nun auch meine Handgelenke.
Knurrend reagierte ich auf den Schritt, den er zur Sicherheit zurück trat: „Nenn mich nie wieder so oder du bist der nächste der brennt.“
„Aber es ist doch so. Du stammst von einer Hexenfamilie ab und nur deshalb hast du diese ganze Kraft. Normalerweise verlieren Hexen ihre Kräfte wenn sie zum Vampir werden. Aber du nicht. Du bist etwas ganz besonderes. Seid du den Krieg damals fast gewonnen hättest, bin ich auf der Suche nach dir. Weißt du, aus deinem Dorf sollte damals eigentlich niemand überleben. Mein Bruder kam leider nur bis zu deinen Eltern als er so dumm war dich zu verwandeln. Er haute ab bevor die Dorfbewohner ihn erreicht hatten. So ein Feigling nicht wahr? Aber zum Glück hast du den Rest ja für uns erledigt. Ich brachte meinen Bruder um als er mir erzählte, dass er ein Mädchen verwandelt hat und einfach abgehauen ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das für dich war das alles alleine durchzustehen. Im Krieg wurde mir berichtet, dass du extrem stark bist und das obwohl du noch nicht sehr alt warst. Deine roten Augen haben ein paar schwarze Flecken. So etwas haben wir noch nie gesehen. Wir haben dich untersucht während du bei uns warst und als wir dich anfangs angefasst haben, hast du uns kleine Stromschläge versetzt. Wir könnten dir helfen deine Magie zu beherrschen und dann wären wir unschlagbar zusammen.“ Er log nicht. Das wusste ich, ich hatte schon immer einen guten Sinn für Wahrheit und Lüge. Doch wenn das stimmte... War ich deshalb so stark und hatte Fähigkeiten die für andere im verborgenen lagen? War es deshalb so leicht für mich auf warmes Blut zu verzichten? Normalerweise konnten Vampire sich mit vollem Magen schon kaum bändigen. Wenn man Monatelang kein warmes Blut mehr zu sich genommen hatte, war das beinahe unmöglich. Doch mir fiel es jedes mal erschreckend leicht. War ich anders? Ich wollte nicht über mein Leben als Mensch nachdenken oder an meine Zeiten im Krieg. Ich wollte an gar nichts von der Zeit vor Adrian denken. Er hatte mich erst zu einer besseren Person gemacht.
Die Flammen um meine Hände erloschen, meine Augenfarbe wurde wieder normal und ich zog meine Energie wieder ein. Ich wollte ihn in Sicherheit wiegen.
Er lächelte nun wieder und sprach weiter: „Ich habe dich gesucht nachdem mein Bruder mir von dir erzählt hatte. Du solltest für mich im krieg kämpfen. Doch als ich herausgefunden hatte wo du bist, war dein Meister schon bei dir und hat dich zu sich genommen. Ich wollte dich schon vergessen, da bist du im Krieg wieder aufgetaucht. Ich bin mit vielen Hexen befreundet. Sie können dir helfen deine Kräfte zu kontrollieren und dann können wir beide den Krieg beenden. Du hasst diesen Krieg doch auch. Wir könnten ihn zusammen beenden.“ Er log immer noch nicht. Er dachte wirklich, einen Krieg zu gewinnen bedeutete ihn auch zu beenden. Ich hatte Mitleid mit ihm.
„Hast du dich denn noch nie gefragt was aus dir geworden wäre, wenn du bei mir gelandet wärst? Die Rotaugen haben dich doch belogen oder nicht? Sie haben dir gesagt mein Bruder hätte sich von deinem Volk umbringen lassen. Ich würde dich niemals anlügen oder hintergehen. Ich werde dir immer die Wahrheit sagen und dir helfen dich selbst zu kontrollieren. Sobald der Krieg beendet ist, kannst du wieder deiner Wege gehen. Du musst es doch satt haben ständig vor Kopfgeldjägern zu fliehen oder nicht? Wir könnten sie alle für dich aus dem Weg räumen. Sogar den hartnäckigen Blauauge.“ Adrian! Er meinte Adrian!
Meine Energie platzte aus mir heraus, meine Augen strahlten heller als ich es je erlebt hatte und die Flammen kehrten zurück und umfassten meinen Arm bis zum Ellbogen. Niemand durfte Adrian bedrohen. Ich hatte ihm mein Leben zu verdanken!
Bedrohlich ging ich auf ihn zu. Die meisten Vampire flüchteten aus dem Raum. Nur ein paar Frauen blieben da. Wahrscheinlich drohte ihnen etwas schlimmeres als meine Flammen, wenn sie einfach abhauten.
„Ganz ruhig Hexe. Dann lassen wir ihn einfach in Ruhe sein Leben leben. Wir tun keinem etwas, der dir wichtig ist.“ Wieder ging er ein paar Schritte zurück.
„Du wirst mich gehen lassen und du wirst mich nicht jagen. Ich werde über dein Angebot nachdenken. Aber ich werde das nicht hier tun. Wenn du mir folgst oder jemandem weh tust der mir wichtig ist, wirst du leiden und zwar mehr als du dir vorstellen kannst.“
„Bleib doch ruhig hier. Ich kann dir...“ Bevor er fertig geredet hatte, fing er flammen. Er schrie nun und warf sich, genau wie die Vampirin im Keller, auf den Boden. Während alle auf ihn zu rannten, beeilte ich mich in den Keller zu kommen. Das Mädchen saß immer noch in der Ecke. Die Flammen an meinen Armen erloschen sofort als ich bei ihr ankam. Sie weinte immer noch und sah ständig zu der Leiche rüber. Ich nahm sie auf meine Arme und flüsterte ihr zu: „Ganz ruhig. Schließ deine Augen. Ich halte dich gut fest.“ Sie nickte und kniff ihre Augen zusammen. Dann rannte ich mit ihr so schnell ich konnte aus dem Haus in einen tiefen Wald rein. Kein einziger Vampir begegnete mir. Darüber machte ich mir keine Gedanken. Ich wollte nur so schnell wie möglich hier raus. Das Mädchen würde ich zu meiner Wohnung bringen.
Ich lief drei Stunden. Das Mädchen war eingeschlafen. Dann endlich kam ich bei einer Straße an. Es wurde bereits hell, als das Mädchen auf meinen Armen wach wurde. Ich roch Essen, ein paar Kilometer entfernt. Ein Diner! Perfekt. Sie musste dringend etwas essen.
Ich setzte sie ab und sie flüsterte ängstlich: „Sind wir endlich da raus?“
„Ja. Du bist jetzt bei mir und in Sicherheit. Wir gehen dir gleich mal etwas zu Essen holen. Danach werde ich dich zu einer Freundin nach Miami bringen. Du wirst Miami lieben.“ Ich lächelte sie freundlich an und sie nickte.
„Gut. Ich werde jetzt noch einmal rennen Ok? Dann sind wir schneller da um etwas zu Essen. Ich werde da einen Freund anrufen der uns abholen kommt. Ist es in Ordnung wenn ich dich noch einmal hoch hebe?“ Wieder nickte sie und innerhalb von ein paar Minuten waren wir in der Nähe des Diners. Den Rest gingen wir zu Fuß.
Bevor wir eintraten, sagte ich zu ihr: „Ich bin übrigens Elly.“ Sie war tatsächlich etwas kleiner als ich.
„Amber. Du scheinst nett zu sein. Die anderen haben mich immer nur...“
„Psst. Nicht in der Öffentlichkeit über uns reden in Ordnung? Keiner darf davon wissen.“
„Ok. Verstanden... Hast du überhaupt Geld dabei um das Essen zu bezahlen?“ Wir gingen rein und setzten uns auf eine der rot bezogenen Bänke. Ich saß ihr gegenüber. Schweigend lächelte ich und nickte. Sie hatte recht, ich besaß kein Geld. Doch das machte nichts.
„Hallo ihr beiden hübschen, was kann ich euch bringen?“ Eine alte Dame kam zu uns uns lächelte freundlich. Sie roch nach fett und Eiern.
Amber bestellte zwei Sandwichs und Rührei zu einem Kakao. Ich bestand auf Kaffee und Rührei. Das blonde Mädchen vor mir runzelte die Stirn bei meiner Bestellung. Wahrscheinlich hatte sie nie einen Vampir etwas essen sehen.
„Also Amber, wenn das Essen gleich da ist werde ich meinen Freund anrufen. Der holt uns dann ab und wir bringen dich in Sicherheit. Dir wird nichts mehr geschehen.“ Ich spitzte meine Ohren, als sich zwei Menschen draußen unterhielten. Eine Frau fragte nach dem Weg und so fand ich heraus wo wir uns befanden. Es war gar nicht mal so weit von Majas Behausung entfernt. Das war gut. Adrian würde bestimmt bei ihr sein. Er musste mir einfach helfen. Noch nie hatte ich ihn um einen Gefallen gebeten.
Amber haute richtig rein als ihr Essen ankam. Sie war sehr dünn. Ich wollte gar nicht wissen wie lange man sie schon gefangen gehalten hatte. Kein anderer Vampir war in der Nähe und ich schützte meine Energie damit mich hier auch niemand finden konnte.
Als ich mir sicher war, das Amber gut aufgehoben war, stand ich auf um zu telefonieren. Die nette Bedienung reichte mir ein altes Kabeltelefon und ich wählte die Nummer von Majas Haus. Es dauerte nicht lange, da hörte ich die Stimme von Adrian: „Wer ist da?“
„Adrian. Gott sein dank. Ich bin es. Ich brauche deine Hilfe. Du musst mich so schnell wie möglich abholen.“ Fast kamen mir die Tränen vor Erleichterung.
„Wo bist du? Ich komme sofort.“ Er fragte nicht einmal was los war. Auf ihn konnte ich mich halt verlassen. Schnell beschrieb ich ihm wo ich war. Schon hatte er aufgelegt und ich setzte mich wieder zu Amber die mich anlächelte und fragte: „Kommt dein Freund uns holen?“
„Ja, er ist schon unterwegs. Er wird nicht lange brauchen. Aber lass dir so viel Zeit wie du brauchst zum Essen. Du kannst so viel bestellen wie du runter bekommst.“
„Elly? Warum bist du so nett zu mir? Bis jetzt war keiner von euch so nett zu mir.“ Unsicher sah sie auf ihren Teller.
„Sagen wir es mal so. Ich halbe ein Helfersyndrom. Man sollte niemanden gegen seinen Willen festhalten und schlecht behandeln. Ich bin schon sehr alt und glaub mir, ich habe schon sehr schlimme Dinge gesehen die niemand durchmachen sollte. Du scheinst ein anständiges Mädchen zu sein und verdienst ein gutes und Sicheres zu Hause. Jetzt iss weiter. Wir haben noch ein paar anstrengende Tage vor uns.“ Und das tat sie auch. Sie aß alles auf und bestellte dann sogar noch mehr. Kein Kind sollte so leiden müssen. Ich würde es nicht zulassen, das man ihr weiter weh tat. Abby konnte sich um sie kümmern. Dann hätten beide Gesellschaft.
Nach einer Stunde spürte ich die Anwesenheit von Adrian. Seine Energie war kaum spürbar. Er wollte mich also bloß wissen lassen, dass er gleich da war. Amber erzählte mir von ein paar Filmen und Serien die sie gerne sah. Sie schien ein lebensfroher Mensch zu sein und ich wollte das sie glücklich wurde. Also ließ ich Adrian nun auch durch ein wenig meiner Energie wissen wo ich war. Kurz darauf parkte sein Auto vor dem Diner und er stieg aus.
Amber sang die Musik mit, die sie auf den Ohren hatte, während sie hinter mir im Auto von Adrian saß. Seid er das Essen bezahlt und uns ins Auto verfrachtet hatte, hatten wir noch nicht gesprochen. Er fuhr in die Richtung von Majas Haus.
„Willst du mir sagen warum du so durcheinander bist?“ Er sah mir kurz ins Gesicht. Ich schloss die Augen und flüsterte: „Ich will nicht das Amber das mitbekommt. Ich erkläre dir alles wenn wir bei Maja sind. Ich bin müde und Amber bestimmt auch. Sie soll sich sicher fühlen und wenn sie mitbekommt, was los ist, wird sie Angst bekommen.“ Langsam öffnete ich meine Augen wieder. Ich schaffte es immer noch sie im satten braun zu halten. Ich war so verdammt durcheinander während ich über die Worte von George nachdachte... Eine Hexe... Um so mehr ich über mein menschliches Leben nachdachte um so mehr fiel mir wieder ein. Meine Eltern hatten mich seid meinem zehnten Lebensjahr immer wieder zu verschiedenen Ritualen mitgenommen und gemeint ich wäre etwas besonderes und das ich Fähigkeiten hätte. Bevor ich mir darüber aber wirklich Gedanken machen konnte, hielten wir schon vor dem großen Haus. Amber nahm die Musik ab und fragte mich: „Darf ich?“
„Aber natürlich. Lass uns rein gehen. Da kannst du duschen und dich umziehen. Irgendwo hat meine Freundin Maja bestimmt auch ein paar anständige Klamotten.“ Wir stiegen alle drei aus und Maja stand schon in der Tür. Sie hatte das Gespräch mit Amber mit angehört und als wir bei ihr angekommen waren sagte sie lächelnd: „Komm mit mir mit. Ich zeige dir wo du dich sauber machen kannst.“ Maja war eine wundervolle Person. Sie fragte gar nicht erst warum sondern nahm Amber einfach so auf nur, weil sie zu mir gehörte.
„Darf ich mit ihr gehen Elly?“ Amber sah mich fragend an. Sie schien immer noch angst zu haben und anscheinend vertraute sie mir trotzdem. Ich nickte lächelnd und schon verschwand sie strahlend mit Maja im Haus. Adrian folgte mir in das große Wohnzimmer des Hauses. Maja und Maik waren nicht so protzig wie andere Grünaugen. Es waren alte Möbel, die zu ihren warmen Gemüt passten.
„Also dann, erzähl mir mal warum dir dieses Mädchen so wichtig ist.“ Adrian setzte sich neben mich und während ich ihm erzählte was mir passiert war, ließ ich meine Energie freien Lauf und auch meine Augen glühten in ihrer neuen Intensität. Sie waren seid meinem Zusammenbruch noch heller geworden.
„Er sagt du bist eine Hexe? Wie soll das möglich sein?“ Adrian runzelte die Stirn. Ich zuckte mit den Schultern und meinte verunsichert: „Ich kann Vampire in Brand stecken... Flammen können aus meinen Händen schießen. Ich habe mich an mein Leben als Mensch erinnert... Meine Eltern haben mich oft vor eine Kerze gesetzt und manchmal habe ich es sogar geschafft sie anzuzünden ohne sie zu berühren... Was also bin ich?“ Ich war so verzweifelt. Egal wie alt ich auch war, im Herzen blieb ich wohl immer das Kind, dessen Eltern ermordet wurden. Ich war teilweise sehr verunsichert und ängstlich, außerdem war ich nah am Wasser gebaut. So wie jetzt. Rote Tränen flossen aus meinen Augen. Adrian nahm mich beruhigend in die Arme. Noch nie hatten wir so nebeneinander gesessen oder uns so angefasst. Amber stand noch unter der Dusche und Maja hatte sich mit Mike in ein anderes Zimmer verzogen. Sie konnten zwar mithören, doch sie drängten sich mir nicht auf. Ich wusste das Maja sich um Amber kümmern würde.
„Elly... Feuer finde ich total cool. Dann bist du halt besonders. Besonders ist toll. Besonders ist sexy. Du wirst eine wunderbare Hexe sein.“ Adrian streichelte mir beruhigend über den Rücken während er Scherze riss. Ich musste mit ihm mit lachen und lehnte mich von ihm weg. Er lächelte mich voller Ehrlichkeit an.
„Tut mir leid das ich damit zu dir gekommen bin, aber ich wusste nicht wenn ich sonst fragen könnte. Ich hatte kein Auto mehr, kein Geld kein gar nichts und ich will Amber nach Miami zu Abby bringen.“ Er fragte mich nicht wer Abby war, da er wahrscheinlich schon herausgefunden hatte, dass eine andere Frau in meiner Wohnung lebte.
„Zu versuchen dich umzubringen wäre jetzt eh ziemlich dumm... Also wegen dem Ding mit dem Feuer. Also kann ich dir genauso gut helfen. Ich kenne eine Hexe, die dir helfen könnte. Ich habe ihr mal das Leben gerettet also schuldet sie mir irgendwie etwas und sie ist eine gute Freundin. Sie könnte dir helfen herauszufinden ob das mit dem Hexenkram stimmt.“
„Du hilfst mir also? Aber wenn die Grünaugen mich schon einmal geschnappt haben, könnten sie das wieder tun. Es kann gefährlich werden.“ Ich schüttelte den Kopf. Durfte ich das von ihm verlangen?
„Ach komm schon. Unser erstes Treffen. Da war ich wirklich in Gefahr. Du hättest mich immerhin umbringen können. Aber alles andere in meinem Leben ist ein Klacks. Außerdem hast du ja jetzt deine neuen Kräfte und kannst mich verteidigen. Ich fahre mit dir zu meiner Freundin und Maja kann Amber nach Miami bringen.“
„Nein. Ich muss Amber selbst zu Abby bringen. Ich will nicht das Amber sich alleine gelassen fühlt. Können wir einfach hier schlafen und morgen weiter reden? Ich bin fix und alle.“ Die Müdigkeit umfasste mich dank des Kampfes erst jetzt. Wer weiß wann ich sonst einfach eingepennt wäre? Auch Vampire brauchten Schlaf. Im Gegensatz zu dem Mythos wo wir nie schlafen würden. So ein quatsch. Menschen hatten eine unschlagbare Fantasie.
„Aber na klar. Du kannst bei mir schlafen. Komm, Maja hat bestimmt auch saubere Klamotten für dich.“ Wir standen auf und als ich Amber aufschreien hörte, war ich am schnellsten bei ihr im Bad. Sie hatte sich erst zur Hälfte angezogen und hielt sich den Fuß mit schmerzverzerrtem Gesicht fest. Meine Augen waren feuriges Rot und ich spürte die neue Wärme an meinen Händen. Ich hatte also Feuer entfacht. Doch darum konnte ich mich nicht kümmern. Ich sah Amber erschrocken an und fragte: „Was ist los?“
„Hab mir den Zeh angestoßen. Nichts schlimmes. Ist schon gut.“ Sie winkte ab. Plötzlich wirkte sie wie ein normales Kind in ihrem alter. Das sie keine Hose trug, schien sie nicht zu stören. Also war sie das gewöhnt. Was hatten die Bastarde ihr bloß angetan?
„Gut. Dann mach dich zu ende fertig. Lass dir Zeit, aber pass auf das du dir nicht noch einmal weh tust.“ Schnell schlüpfte ich wieder aus dem Raum. Adrian schloss die Tür hinter mir und dann bemerkte ich wie die Geschwister und Mike mich geschockt ansahen. Ich runzelte die Stirn und als ich an mir runter sah, bemerkte ich das meine Hand ja immer noch brannte. Ich stellte mir vor, wie ich es mit Wasser überschüttete doch es brannte weiter. Dann runzelte ich die Stirn und murmelte: „Weiß einer von euch wie ich das wieder aus bekomme?“ Ich hielt meine Hände hoch und Maja staunte: „Wow, das ist ja unglaublich. So etwas habe ich noch nie gesehen. Tut das gar nicht weh?“
„Nein. Ist angenehm warm. Nur wie ich es aus bekomme weiß ich es nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern und dann kam Amber mit gesenktem Kopf aus dem Bad. Ihre Schmerzen schienen vergessen. Ich drehte mich schnell zu ihr um und sah ihre Tränen. Meine Hände waren wieder kalt noch bevor ich sie in den Arm genommen hatte. Auch meine Augen waren wieder Braun.
„Was ist los Amber?“ Ich streichelte ihr über den Kopf und sie schlang ihre Arme ebenfalls um mich.
„Ich bin dir so dankbar. Du hättest mich einfach umbringen können und bist so nett zu mir und ich mache nur Ärger. Ich bin doch nichts wert. Nur ein Junkie den sie von der Straße geholt haben. Ich kann dir bei deinen Problemen nicht helfen und bin nicht stark oder so etwas. Ich bin nur jung und dumm.“
„Amber. Das stimmt doch alles gar nicht. Du machst uns keinen Ärger. Weißt du warum ich dich nicht umgebracht habe? Weil du ein wunderbarer Mensch bist. Wunderschön, klug und flink. Ich hab es in deinen Augen gesehen als er dich zu mir gebracht hat. Du bist stark. So wie ich früher. Ich war genauso wie du jetzt. Am liebsten hätte ich dir den Anblick von allem da erspart aber sieh dich doch an. Du stehst immer noch auf den Beinen und bist nicht zusammengebrochen. Was das Junkie angeht, ich rieche keine Drogen oder Alkohol an dir. Also hast du schon lange nichts mehr genommen. Was das jung und dumm angeht. Wenn du dich mit mir vergleichst stimmt das wahrscheinlich. Ich bin allerdings auch eintausend Jahre alt. Na los. Jetzt wirst du erst einmal ins Bett gehen und dann schlafen. Einverstanden?“ Sie nickt und hat sich wieder beruhigt. Maja und Mike machten Amber und mir platzt. Ich legte sie ins Bett und deckte sie zu. Dann flüsterte ich an ihrem Ohr: „Wenn du etwas brauchst, oder etwas ist was dir Angst macht, dann ruf mich einfach und ich bin sofort bei dir. Verstanden?“
„Ja... Danke Elly.“ Sie küsste meine Wange und drehte sich auf die Seite. Ich lächelte leicht und dann scheuchte ich die anderen stumm raus, schaltete das Licht aus und schloss die Tür hinter mir. Maja und Mike huschten ins Wohnzimmer. Adrian stellte sich vor mir und fragte mich erstaunt: „Woher weißt du wie man mit Mädchen sprechen muss?“
„Ich bin selber eins. In Menschenjahren gesehen ist sie wahrscheinlich älter als ich. Jetzt will ich einfach nur noch schlafen. Bald werde ich Blut brauchen, sag mir das ihr noch ein paar Beutel hier habt. Wenn Amber sieht wie ich einen Menschen beiße, wird sie durchdrehen.“ Ich rieb mir die Augen und Adrian meinte so leise, dass nicht einmal Maja und Mike uns hören konnten: „Wir haben keine Beutel mehr, aber ich hab erst gestern vollgetankt. Trink von mir.“ Geschockt riss ich die Augen auf und wusste nicht was ich sagen sollte. Von einem Vampir sein eigenes Blut angeboten zu bekommen, bedeutet verdammt viel. Man legt sein Leben in die Hände des anderen und man musste dem anderen schon sehr viel bedeuten um das zu dürfen.
Ich ging schweigend zu Adrian ins Zimmer und setzte mich, immer noch geschockt, auf sein Bett. Er folgte mir und schloss die Holztür. Wir sprachen nun beide leise genug damit es niemand außer uns verstand: „Das kann ich nicht annehmen Adrian.“
„Warum nicht? Denkst du ich hätte Angst, das du mich umbringen könntest? Ach bitte. Darf ich dich daran erinnern, dass du das vor fünfhundert Jahren das letzte mal versucht hast?“
„Ich hab nicht versucht dich umzubringen sonst wärst du es jetzt. Aber das meine ich auch gar nicht. Ich kann nicht von dir trinken, weil dich dann wochenlang keine andere Vampirin mehr anfassen würde und das kann ich dir nicht antun.“
„Ach bitte, ein bisschen von deinem Geruch an mir wird die Ladys schon nicht abschrecken und du brauchst Blut. Starkes Blut. Also stell dich nicht so an und trink.“ Er setzte sich neben mich und hielt mir sein Handgelenk hin. Er wusste, dass ich diese Stelle bevorzugte. Nervös kaute ich auf meiner Lippe herum. Ich habe noch nie von einem anderen Vampir getrunken, der es mir vorher erlaubt hat. Von Maja weiß ich, dass dabei eine spezielle Verbindung zwischen den beiden Vampiren entsteht. Davor hatte ich Angst.
Doch ich überwand mich und biss vorsichtig zu. Er zuckte nicht zusammen, schien keine Schmerzen zu haben. Also trank ich vorsichtig. Mir wurde siedend heiß. Ein Prickeln durchlief meinen Körper. Ich schloss die Augen und genoss dieses unbeschreibliche Gefühl. Ich hatte das Gefühl von Liebe erfüllt zu sein. Obwohl Adrian und ich uns nur an seinem Handgelenk berührten, fühlte es sich so an, als würden wir eng umschlungen irgendwo liegen. Das hatte Maja also gemeint. Es war unglaublich. Ich wollte nicht das es aufhörte und trank sehr langsam. Vampirblut war nicht so stärkend wie menschliches Blut. Doch jetzt gerade bemerkte ich keinen Unterschied. Ich fühlte mich stark. So als könnte mir niemand etwas anhaben solange Adrian bei mir ist.
Als ich dann von ihm abließ, war mir ganz schwindelig. Mein Atem ging fast so schnell wie der von Adrian. Ich sah ihm in die Augen. Seine leuchteten blau, meine rot. Die Wunde an seinem Handgelenk verschloss sich ohne mein Blut.
„Wir sollten schlafen“, flüsterte Adrian. Ich nickte benommen und hatte vergessen, dass ich immer noch nach dem alten Keller und nach Ruß roch. Meine nassen Kleider waren mir auch egal. Ich legte mich auf die Seite Adrian tat das selbe und so sahen wir uns Minutenlang an. Zu keinem anderen hatte ich jemals so eine Verbindung gespürt. Nicht als Mensch und nicht als Vampir. Als Mensch hatte man mich zwar verheiratet, doch als ich keine Kinder zeugen konnte, wurden meine Familie und ich verstoßen.
Nach kurzer Zeit, legte ich mich wie von selbst in seine Arme und schloss die Augen. Ich dachte nicht darüber nach und er anscheinend auch nicht. Also lag ich geborgen in seinen Armen und die ganze Last meiner Vergangenheit fiel von mir ab. Ich dachte kurz nicht an meine Schwester, meine angebliche Hexenvergangenheit oder an meine neuen Fähigkeiten. Ich dachte einfach an gar nichts. Lag nur da. Bei Adrian. Dann schlief ich irgendwann so ein.
Am nächsten morgen wurde ich wach und erinnerte mich sofort an den gestrigen Abend. Adrian lag hinter mir und hielt mich umschlungen. Ich wusste das er wach war. Denn sein Atem ging etwas schneller als bei einem schlafenden Vampir.
Ich hörte Amber unten mit Maja und Mike sitzen. Sie frühstückte. Warum zum Teufel hatte mich denn niemand aufgeweckt? Ich sollte doch für Amber Sorgen. Das war nicht Majas Aufgabe.
„Amber geht es gut.“ Adrian hatte sein Gesicht an meinem Hinterkopf in meine Haare gedrückt. Ich zuckte zusammen und fragte ihn: „Warum hat mich niemand geweckt?“
„Ich hab ihnen gesagt sie sollen dich schlafen lassen und Amber hat gemeint sie will das du dich ausschläfst. Sie will nicht der Grund sein, dass du nicht genug Schlaf bekommst.“ Seine eine Hand lag auf meinem Bauch, mit der zog er mich nun noch näher an sich. Erst als ich hörte wie Amber unten lachte, dachte ich nicht mehr über sie nach. Das Gefühl von gestern trat in den Vordergrund. Ich hätte mich von Adrian entfernen müssen, doch ich tat es nicht. Ich genoss die Nähe zu ihm. Als Vampir hatte ich noch nie körperliche Nähe gespürt. Kein kuscheln, kein Kuss, keinen Sex. Seid eintausend Jahren. Irgendwann hatte ich es als unnötig abgestempelt und nie wieder daran gedacht. Bis zu diesem Moment. Ich legte meine Hand auf seine und verschränkte unsere Finger. Adrian weiß, dass ich nie intimen Kontakt zu einem anderen Vampir hatte. Vielleicht nahm er mich deshalb nur in den Arm. Mir reichte das jedenfalls völlig. Ich fühlte mich geborgen und wollte nicht weg. Nie wieder aufstehen. Einfach nur hier in seinen Armen liegen.
Wir schwiegen einfach immer weiter, bis ich Amber unten sagen hörte: „Kommt sie bald runter?“ Ihre Stimme war ängstlich. Ihr lachen war nicht mehr zu hören. Sofort riss ich mich von Adrian los und stürmte die Treppe runter. Maja und Mike erschreckten sich nicht vor mir, Amber zuckte zusammen, grinste mich dann aber an und meinte: „Morgen. Ich glaube ich muss mich erst an dieses anschleichen gewöhnen.“
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken. Schmeckt dir das Essen?“ Ich deutete auf ihren Teller voller Eier, Bacon, Sandwichs und Käsestückchen.
„Ja. Maja kann super kochen. Und das obwohl sie selber nie etwas isst. Ich habe noch nie einen Vampir außer dir kennen gelernt, der isst.“
„Tja, ich bin halt in allen Dingen besonders. Iss brav auf. Ich werde duschen und mich umziehen gehen. Adrian wird uns nach Miami begleiten. Dort lasse ich dich dann bei meiner Freundin.“
„Na gut.“ Sie schien sich keine Gedanken über das zu machen, was kommen wird. Gemütlich aß sie ihr Frühstück auf während ich mich schnell unter die Dusche bewegte. Das Wasser prasselte angenehm auf mich runter. Ich entspannte mich und sofort war die Verbindung zu Adrian wieder hergestellt. Ich konnte ihn im Schlafzimmer atmen hören und wollte zu ihm. Es war merkwürdig. Wenn ich genau darüber nachdachte, kannte ich dieses Gefühl doch. Das erste mal als Adrian und ich uns begegnet waren... Da hab ich das auch gefühlt. Doch das war schon so lange her.
Als ich fertig geduscht war, wickelte ich mir ein Handtuch um und schon war ich bei Adrian im Zimmer. Er schien nicht überrascht zu sein mich zu sehen. Doch Verwirrung liegt auf meinem Gesicht. Von einer Sekunde auf die andere stand er vor mich und fragte mich leise: „Was ist das?“
„Keine Ahnung.“ Er spürte diese Verbindung also auch. Es lag nicht nur an mir... Oder lag es an meinen neuen Fähigkeiten?
„Ich dachte es liegt daran das du mein Blut getrunken hast aber müsste das dann nicht schon längst aufgehört haben?“ Er legte seine Hände auf meine Oberarme. Ich antwortete nicht. Starrte ihm nur in die strahlenden Augen. Meine waren auch schon wieder rot. Noch nie hatte ich in Adrians Nähe so etwas empfunden.
„Vielleicht liegt es ja auch einfach an der Angst die du gestern und vorgestern hattest. Könnte doch sein oder?“ Er trat noch näher an mich heran. Unser Atem wurde wieder schneller. Ich nickte und murmelte: „Ja, könnte sein.“ Dann, ganz sanft, lagen seine Lippen auf meinen. Meine Energie explodierte, genau wie seine und ich schloss die Augen. Wow! So lange hatte ich das nicht mehr gespürt. Ich hatte komplett vergessen wie gut sich so etwas anfühlte.
Von ganz weit weg hörte ich Amber fragen: „Warum bist du zusammen gezuckt?“
„Elly hat mich nur erschreckt. Sie hat mich ihre Energie spüren lassen. Ohne Vorwarnung ist das manchmal ganz schön nervig.“ Maja lachte in sich hinein. Dann verschwanden die beiden aus meinem Kopf und für mich gab es nur noch Adrian. Meine Arme schlang ich um seinen Nacken, er zog mich fest an sich und bat mit seiner Zunge um Einlass. Ohne auch nur irgendeine Kontrolle über mich zu haben, gewährte ich seiner Zunge Einlass und ließ mich sogar von ihm ins Bett tragen.Ich konnte nicht aufhören ihn anzufassen... Begierde und Erregung kannte ich nicht und war überfordert damit. Ich konnte meine Gefühle mich bremsen. Adrian hatte sich zum Glück besser im Griff als ich, denn als er bemerkte, wie unsere Hände sich wie von selbst über den anderen bewegten, sprang er vom Bett und murmelte: „Blut trinken.“ Dann war er weg. Mit schnellem Atem blieb ich auf dem Bett liegen und versuchte meine Gefühle zu ordnen. Was war das denn gewesen? Verdammt ich war so bescheuert! Seid wann ließ ich mich von solchen Gefühlen leiten? Eintausend Jahre hatte ich mich nicht dafür interessiert. Seid fünfhundert Jahren kannte ich Adrian und auch bei ihm hatte ich nie so etwas empfunden. Warum jetzt?
Benommen erinnerte ich mich an unsere erste Begegnung zurück. Damals war ich im Wald unterwegs gewesen...
Ich suchte nach ein paar Tieren. Fasten war angesagt und ich bekam sonst kein Blut. Doch es war tiefer Winter. Es gab hier kaum noch Tiere, die ich noch nicht getötet hatte. Zur Not würde ich halt ein paar meiner Opfer im Krieg austrinken müssen.
Dann spürte ich eine winzige Energie. Der Vampir musste gerade einmal ein paar Monate alt sein. Der Vampir rannte umher, immer in meiner Nähe. Dann würde ich halt einfach ihn töten. Ich hielt mein Messer in der Hand. Ich spielte gerne mit meinen Opfern. So wurde es mir beigebracht. Immer wieder hatten sie mir eingetrichtert, dass ich grausam sein musste um zu überleben. Die anderen Vampirfamilien waren zum vernichten geboren. Niemand von denen würde jemals nett zu mir sein. Dann stand er plötzlich vor mir, der junge Vampir. Er hatte strahlende blaue Augen. Ich grinste und ging auf ihn los. Er war zu langsam und konnte nicht mehr ausweichen. Schon saß ich auf ihm, mein Messer an seiner Kehle. Er war starr vor Schreck. Ich legte den Kopf schief und sagte: „Hab dich Bastard.“
„Ähm... Eigentlich heiße ich Adrian, aber klar Bastard geht auch.“ Er grinste fröhlich. Verdutzt runzelte ich die Stirn und fragte ihn: „Weißt du gar nicht wer ich bin?“
„Nein, aber da du meinen Namen kennst, wie wäre es wenn du mir deinen verrätst?“ Er hatte keine Angst vor meinem Messer. Auch nicht vor meinen roten Augen. Als ich in seine schaute, wurde mir warm. Zwischen uns baute sich in weniger als einer Sekunde eine Verbindung auf. Oft hatte ich gehört das es so etwas zwischen zwei Vampiren gab. Doch niemals hätte ich gedacht das es mir mal passieren würde.
„Elisabeth.“ Ich nahm mein Messer weg und er stützte sich auf seinen Ellbogen ab und meinte dabei grinsend: „Schön dich kennen zu lernen. Ich werde dich Elly nennen. Du siehst hungrig aus. Hast wohl schon lange nichts mehr gegessen.“
„Kriegerinnen brauchen nicht so viel Blut wie ihr normalen Menschen.“ Ich saß immer noch auf ihm, konnte nicht runter gehen.
„Du bist also eine Kriegerin? Wieso? Du scheinst mir gar nicht blutrünstig zu sein.“
„Normalerweise bin ich es.“
„Nein. Das glaube ich nicht. So eine wunderschöne Rose wie du könnte niemals Vampire massenweise abschlachten. Das glaube ich dir nicht.“ Er sah so friedlich und freundlich aus. Er hatte blaue Augen und wollte mich dennoch nicht umbringen...
Noch am selben Tag, bin ich abgehauen. So weit weg wie möglich von meinem Meister und so weit weg wie möglich von meinem alten Leben. Zwei Wochen später habe ich herausgefunden wer Adrian wirklich war. Er war ein Kopfgeldjäger und sogar sehr begabt für sein junges Alter. Noch einen Monat später habe ich meinen Informanten kennen gelernt. Ich wurde von vielen Vampiren gejagt, weil ich ihre Familien zerstört habe und mein Meister suchte mich, weil ich wieder im Krieg kämpfen sollte. Kurz darauf schickte ich Adrian zum ersten mal Rosen und unsere Freundschaft begann.
Ich hatte mir vorgenommen mit Amber noch einen weiteren Tag hier zu bleiben. Sie schien Maja zu mögen und ich wollte ja immerhin, dass sie sich wohlfühlte.
Wir unterhielten uns den ganzen Tag. Zu meinem erstaunen, war sie gerade einmal 14 Jahre alt. Seid sie denken konnte, hatte sie auf der Straße gelebt und getrunken. Sie erinnert sich an eine Frau die wohl ihre Mutter gewesen war, doch schon vor vier Jahren hatten die Vampire sie abgeholt. Anfangs war es schön für sie gewesen, ein warmes Bett, warmes Essen und Gesellschaft. Doch schon nach einem Jahr, wurde sie das erste mal grob angefasst. Der ganze Kummer ließ sie älter wirken als sie wirklich war. Das erklärte zu mindestens, dass sie kleiner war als ich.
Adrian war verschwunden und kam stundenlang nicht wieder. Maja und Mike saßen mit Amber und mir in der Küche, wo ich mir ebenfalls den Bauch mit Essen vollschlug. Maja und Mike ernährten sich ausschließlich von Blut. Doch ich liebte menschliche Nahrung.
Amber liebte es vor dem Fernseher zu sitzen und Comedyserien zu sehen. Ich setzte mich die meiste Zeit zu ihr hin. Sie kuschelte sich an mich, als wäre sie meine Tochter. Ich schubste sie nicht weg, obwohl es merkwürdig für mich war.
Amber aß drei mal am Tag und abends schickte ich sie nach einer heißen Dusche ins Bett. Sie war brav und tat das was ich ihr sagte. Maja und Mike hatten sie total ins Herz geschlossen und so fragten sie mich am Abend: „Würdest du sie bei uns lassen? Wir wären tolle Eltern und sie ist ein so liebes Kind.“
„Ich liebe euch beide wirklich... Aber ich weiß nicht ob es das richtige wäre. Sie sollte Umgeben von anderen Kindern aufwachsen können. Sie hat das verdient.“ Ich sah sie entschuldigend an und Maja fragte mich: „Was wenn du sie hier lässt bis du mehr über deine Kräfte herausgefunden hast? Adrians Hexenfreundin, ist nicht weit von hier und wenn du erst nach Miami musst, vergeudest du Zeit. George wird nicht ewig auf eine Antwort von dir warten und er wird dich suchen. Wahrscheinlich sucht er dich schon. Sie wäre hier gut aufgehoben. Wir geben ihr Unterricht und machen Ausflüge mit ihr. Bitte Elly.“
„Lasst mich bis morgen darüber nachdenken Ok? Ich muss Amber außerdem auch fragen was sie möchte. Sie soll die Wahl haben. Ich will nicht das sie sich wieder wie in Gefangenschaft vorkommt.“
„Danke Elly.“ Maja warf sich mir um den Hals. Auf meinen Wunsch hin hatte sie sich etwas langes angezogen. Ich wollte nicht das sie halbnackt herum lief, wenn Amber da war.
„Schon gut. Ich gehe mal ins Bett. Ich will morgen früh wach sein um mit Amber zu reden.“ Ich lächelte kurz und löste mich dann von Maja um nach oben in das Schlafzimmer von Adrian zu kommen. Ich schmiss mich einfach nur aufs Bett. Meine Klamotten behielt ich an und dachte nach.
Amber würde hier wirklich ein gutes Leben führen. Doch konnte ich sie wirklich hier lassen? Maja und Mike wünschten sich ein eigenes Kind. Amber würde sie nie Mum und Dad nennen. Es wäre nicht das selbe. Doch andererseits kam Amber so gut mit dem Ehepaar klar. Sogar mit Mike obwohl das gar nicht mal so einfach war. Er sprach nicht viel. Hielt sich aus allem raus. Viele gruselten sich vor ihm, weil er kaum etwas sagte und deshalb war es schwer Freundschaft mit ihm zu schließen. Mit Amber allerdings redete, lachte und spielte er.
Noch während ich nachdachte, spürte ich wie Adrian zurück nach Hause kam. Er hatte seine Energie zwar zurück gezogen, doch ich konnte hören wie er das Haus betrat und sofort in sein Zimmer kam. Ich hatte die Augen geschlossen und tat so als würde ich schlafen. Ich wollte nicht mit ihm über das geschehene reden. Ich war noch zu durcheinander um darüber zu sprechen.
Ich lauschte und konnte hören wie er sich umzog. Kurz darauf lag er neben mir im Bett. Er war angenehm warm und roch nach frischem Blut. Er war also jagen gewesen. Ich ließ mir weiterhin nicht anmerken, dass ich noch wach war. Adrian legte eine Decke um uns und zog mich in seine Arme. Dann flüsterte er an meinem Ohr: „Ich bin wieder da. Es tut mir leid das ich abgehauen bin.“ Ein Kuss auf meine Stirn und schon erzitterte ich. Ein warmer Schauer durchlief mich. Adrian wusste genau, dass ich wach war. Doch er sagte nichts. Hielt mich einfach nur im Arm bis ich einschlief.
Am nächsten morgen wurde ich nur träge wach. Ich konnte Amber unten lachen und rennen hören. Mike war bei ihr und sie warfen etwas durch die Luft. Klang nach einem Ball. Maja war nicht da, vermutlich jagen. Adrian lag neben mir und schlief noch. Ich hatte mich in der Nacht anscheinend aus seinen Armen gewunden.
Langsam stand ich auf. Maja würde es bestimmt nichts ausmachen, wenn ich mich an ihrem Kleiderschrank bediente. Deshalb bewegte ich mich leise aus dem Bett in ihr Zimmer. Mike hörte ich zu Amber sagen: „Elly ist grade wach geworden. Sie zieht sich an und kommt dann bestimmt runter.“ Auf ihre Antwort wartete ich nicht. Schnell zog ich mir also eine Hotpants und ein enges rotes Top an. Barfuß ging ich danach aus dem Haus, auf die Lichtung wo Mike und Amber Ball spielten. Amber grinste mich an und rief: „Guten Morgen!“ Sie kam zu mir gerannt. Ich nahm sie in den Arm und sie fragte mich als sie zu mir hoch sah: „Können wir noch ein wenig hier bleiben? Mike will mir Fußball beibringen.“ Ich lächelte zu ihr unter und Mike warf mir einen schuldbewussten Blick zu. Er wusste, dass ich Amber eigentlich nicht hier lassen wollte. Sie sollte nicht irgendwann zu einer von uns werden. Das hatte sie nicht verdient.
„Aber Adrian und ich müssen heute weg. Wir wollten dich doch nach Miami bringen.“ Ich lächelte sie an und sie fragte hoffnungsvoll: „Nicht mal ein paar Tage länger? Es ist so schön still hier.“
„Ich bespreche das gleich mal mit Adrian und dann sehen wir weiter Ok?“
„Ja! Danke Elly!“ Sie umarmte mich erneut überschwänglich und rannte dann wieder zu Mike. Ich sah ihn frustriert an und flüsterte nur für ihn hörbar: „Das war ein ganz gemeiner Trick.“
„Tut mir leid.“
Ich höre wie Adrian aufwacht und mein Körper drängte mich zu ihm. Ich wollte widerstehen, doch meine Beine trugen mich von alleine. Wenigstens schaffte ich es nur in menschlicher Geschwindigkeit zu ihm hoch zu gehen.
Adrian erreichte mich auf der Treppe und zog mich zu sich hoch. Während ich mit den Füßen in der Luft hing, legte er seine Lippen auf meine. Mein Kopf war geschockt, doch mein Körper reagierte ohne auf meine Proteste zu achten und ich erwiderte seinen Kuss. Meine Hände glitten an sein Gesicht und meine Beine wickelten sich um seine Hüften. Mein Kopf dagegen ratterte und fragte sich was mit mir los war. Es konnte keine Liebe sein, denn wenn Vampire sich verliebten, bemerkten sie es direkt im ersten Moment. Ich dagegen, hatte nie... Oh mein Gott!
Ich stieß ihn unsanft von mir und er sah mich mit schnellem Atem und verwirrt an. Ein paar Kilometer weit weg, hörte ich Maja anlaufen. Ich musste mit ihr reden!
„Ich glaube ich weiß was los ist... Kümmere dich um Amber, bin gleich wieder da.“ Ich rannte so schnell wie meine Beine mich trugen zu Maja. Sie war ja immerhin verheiratet und wusste wie sich Liebe und Zuneigung anfühlte.
„Maja. Ich muss mit dir reden. Aber die Jungs dürfen uns nicht hören.“ Wir blieben voreinander stehen. Sie roch nach frischem Blut und ihre Augen leuchteten immer noch etwas grün. Ihre Brüste waren nur durch ein Stoffband verdeckt und ihre kurze Hose, verdeckte kaum ihren ganzen Hintern. Wie meistens, wenn sie jagen ging.
„Ok, komm mit.“ Sie rannte vor. Da sie etwas langsamer als ich war, musste ich mich zügeln um ihr nicht weg zu laufen. Ein paar Kilometer entfernt, blieben wir stehen und sie fragte mich: „Ist es das was ich denke zwischen dir und Adrian?“
„Ich habe keine Ahnung... Wie war das bei Mike und dir? Ich kann mir da keinen Reim draus machen. Ich meine, bei eurer ersten Begegnung, da habt ihr es doch schon bemerkt oder?“
„Ja, als ich ihn gesehen habe, musste ich ihn sofort ansprechen, ich habe damals nicht drüber nachgedacht. Wir haben uns kurz unterhalten und sind dann zusammen zu ihm gegangen. Am nächsten Morgen konnten wir uns immer noch nicht trennen und haben dann schnell gemerkt was passiert ist und haben geheiratet.“
„Das ist merkwürdig. Adrian und ich kennen uns schon fünf Jahrhunderte und da war nie etwas. Niemals habe ich so etwas wie die letzten Tage gespürt. Ich wollte ihn immerhin umbringen, als ich ihn kennen gelernt habe.“ Ich schüttelte den Kopf.
„Warum hast du ihn nicht umgebracht? Adrian hat mir damals von dir erzählt. Er hat deine Schönheit und deine wunderschöne Stimme beschrieben. Es ist ein wunder das ihr beide euch damals von einander trennen konntet... Das muss an deiner Vergangenheit liegen. Du kanntest nichts anderes außer den Krieg. Keine Gefühle rein gar nichts. Außerdem ist es ein Wunder, dass ihr nicht schon viel früher von euren Gefühlen überfallen wurdet.“
„Wieso erst jetzt, wenn man diese Gefühle so stark nur einmal erleben kann? Selbst wenn damals wirklich schon eine Verbindung zwischen und stattgefunden hat, warum jetzt erst? Was hat das jetzt ausgelöst?“
„Was habt ihr denn jetzt anders gemacht? Ihr ward alleine, du hast dich ihm anvertraut und ihr habt euch das erste mal getroffen, ohne das er dich verschleppen wollte oder du mich besuchst.“
„Ich habe von ihm getrunken.“ Ich sah sie ein wenig peinlich berührt an. Das war eigentlich etwas sehr intimes zwischen zwei Vampiren.
„Das ist passiert. Diese Verbindung ist in solchen Momenten noch stärker. Unterbewusst habt ihr euch daran erinnert was zwischen euch ist.“
„Er hätte mich entführt damit man mich umbringt. So stark kann diese Verbindung ja gar nicht sein. Oder?“
„Naja... Vielleicht hat er ja auch alle Aufträge angenommen, damit niemand anderer auf dich los gehen kann.“ Sie zuckte mit den Schultern. Ich runzle die Stirn. Was wenn das stimmte? Hat Adrian das schon immer gespürt? War ich nur zu dumm dazu gewesen? Waren Adrian und ich wirklich für einander bestimmt seid wir uns das erste mal gesehen hatten? Ich hatte damals schon 500 Jahre Krieg hinter mir. Er war noch blutjung. Er hatte noch Gefühle. Ich weiß nicht viel über sein Privatleben seid er ein Vampir ist, doch ich bin mir sicher, dass er Erregung sehr gut kennt. Für mich ist das alles neu. Ich hatte nie viel Wert auf Sex gelegt. Doch alle anderen Vampire schon. Manche sogar mit Menschen.
„Elly... Ihr müsst darüber reden. Ihr müsst in aller Ruhe darüber sprechen. Verstanden? Der Weg zu Adrians Hexenfreundin ist einen Tag Autofahrt von hier entfernt. Da hättet ihr Zeit euch zu unterhalten. Ihr müsst dringend darüber sprechen, sonst könnt ihr damit nicht umgehen. Sprecht darüber.“
„Danke Maja. Ich werde es mir überlegen. Jetzt muss ich mit Adrian über Amber sprechen. Er soll mir helfen zu entscheiden was ich mit ihr mache.“ Ich sah die Hoffnung in ihren Augen, dass ich Amber vielleicht bei ihr lassen würde. Ich versuchte nicht darauf zu reagieren, ich wollte ihr keine Hoffnungen machen. Dann rannten wir zusammen zurück zum Haus. Wir waren schon fast da, als ich Ambers Stimme hörte: „Elly! Elly wo bist du?!“ Ich ließ Maja hinter mir und rannte so schnell ich konnte. Die Stimme des Mädchen klang ängstlich.
Als ich bei ihr ankam, blieb ich genau vor Amber stehen. Mike und Adrian waren nicht im Garten und Amber erschreckte sich vor mir. Ich nahm sie dennoch in den Arm und flüsterte: „Ich bin hier... Was ist los?“
„Wo warst du? Adrian meinte du müsstest kurz weg. Ich habe dich gesucht.“ Sie weinte leicht und nun kam auch Maja an.
„Tut mir leid Elly. Ich wollte Maja holen damit wir dir gemeinsam sagen können, dass du bei ihnen bleiben kannst. Ich will dich ein paar Tage hier bei Maja und Mike lassen, damit du sicher bist.“ Ich drückte sie an mich und Elly flüsterte überrascht: „Meinst du das ernst? Ich könnte hier bleiben?“ Sie löste sich von mir, hatte den Schock also schon überwunden.
Ich spürte Majas lächeln schon fast. Auch Mike und Adrian kamen raus. Nun hatte ich keine Wahl mehr. Ich musste Amber also hier lassen.
„Das heißt du musst schon bald gehen oder?“ Obwohl sie sich anscheinend freute, sah ich immer noch ein ängstliches Gesicht vor mir. Ich lächelte aufmunternd und sagte zu Amber: „Ich werde nur ein paar Tage weg sein und wir können doch telefonieren. Weißt du, unter Vampiren wird Familie ganz groß geschrieben. Wir können sie uns selber aussuchen. Für mich bist du meine kleine Schwester und meine kleine Schwester werde ich jeden Tag anrufen. Wie findest du das?“
„Ich wollte schon immer eine große Schwester haben.“ Schüchtern lächelte sie und ich sagte: „Na siehst du. Jetzt sind wir eine Familie und du wirst jetzt bei Maja und Mike bleiben, denn den beiden würde ich mein Leben anvertrauen. Sie sind so etwas wie meine Eltern. Denn sonst würde ich dich niemals bei ihnen lassen.“
„Wenn sie deine Eltern sind... Meinst du sie würden irgendwann auch meine Eltern sein?“ Nervös kaute sie auf ihrer Lippe rum. Sie sah Maja und Mike nicht an. Die beiden lagen sich in den Armen und ich hörte wie Maja stumm weinte. Ihr liefen Tränen der Freude übers Gesicht.
„Wenn du das möchtest bestimmt. Sie sind echt tolle Eltern.“ Ich zwinkerte Amber zu und sie fragte flüsternd: „Können wir noch mal zusammen fernsehen bevor du mit Adrian weg fährst?“
„Aber natürlich. Geh schon mal mit Maja und Mike rein. Die beiden freuen sich bestimmt, das du noch ein Weilchen bei ihnen bleibst.“ Amber nickte und ging mit Maja und Mike rein. Maja hatte sich mittlerweile beruhigt. Adrian kniete sich vor mich auf die kleine Lichtung und fragte mich zu leise für Ambers Ohren: „Seid wann willst du eine Familie?“
„Du hast ihr Gesicht nicht gesehen, als man sie zu mir gebracht hat. Ich sollte sie umbringen. Sie sah so ängstlich aus wie ich, als ich meine toten Eltern gefunden habe. Sie hat niemanden und sie sollte jemanden haben.“
„Sie ist nur ein Kind.“ Er schüttelte den Kopf und ich antwortete: „Maja und Mike wollen sie irgendwann mal ihr Kind nennen können und Amber vertraut mir. Amber verdient gute Eltern und hier hätte sie ein Sicheres zu Hause. Das hier war nicht meine erste Wahl, aber ich bin ziemlich durcheinander seid ein paar Tagen. Ich wollte ihr nur irgendetwas erzählen, was sie dazu bringt sich zu beruhigen.“
„Ich bin auch durcheinander... Ich glaube wir sollten reden.“ Er sah auf meine Hände, die er nun ergriff. Ich musste ein wenig lächeln und dann war es schlagartig weg als ich sagte: „Erst muss ich mit der Hexe reden, von der du gesprochen hast. Ich muss herausfinden was mit mir ist. George wird nicht mehr lange still halten. Vielleicht sucht er schon nach mir also muss ich euch so schnell wie möglich verlassen um euch da nicht mit rein zu ziehen. Sag mir wo ich deine Freundin finden kann und dann bin ich weg. Ich werde Amber ein Handy zukommen lassen mit dem ich sie erreichen kann. Ich werde herausfinden was mit mir los ist und solange untertauchen, bis ich das alles verdaut habe. Ich meine, ich habe jetzt eine Schwester und ich bin angeblich eine Mischung aus Vampir und Hexe und... Wir.“ Ich sah nun auch auf unsere Hände. Meine roten Augen funkelten nur leicht. Seine in seinem vollen blau.
„Ich werde mit dir zu ihr fahren. Sie mag keine Fremden... Ich lasse dich nicht alleine. Ich will herausfinden was das zwischen uns ist und außerdem hast du mich um Hilfe gebeten. Jetzt wirst du mich nicht mehr los. Maja und Mike können auf Amber sehr gut aufpassen und George wird die drei hier nicht finden. Aber wir bleiben zusammen, bis wir herausgefunden haben, was das zwischen uns ist.“
„Adrian. Das könnte gefährlich sein. Ich war mein halbes Leben Teil dieses Krieges. George scheut vor nichts zurück und... Du weißt genau das er weiß, wie viel du mir bedeutest. Nach außen hin sieht es so aus, als wenn du alles tun würdest um mich umzubringen, aber er hat meine Reaktion auf die Drohung gegen dich gesehen. Er weiß das du mir etwas bedeutest. Das hier ist wirklich gefährlich.“ Ich wollte mich von ihm lösen, doch er hielt mich nur noch fester.
„Dich anzufassen auch. Immerhin könntest du mich in Flammen setzen. Ich liebe das Risiko. Also stell dich nicht so an... Ich habe mit meiner Freundin telefoniert. Catherine. Die Hexe. Sie ist umgezogen, ein paar Vampire haben sie gejagt und vertrieben. Das ist jetzt einhundert Jahre her. Sie wollte mir nicht verraten...“
„Warte. Wie lange ist das her? Ich dachte sie ist eine gute Freundin von dir. Und da habt ihr euch so lange nicht mehr gesehen? Sag mir die Wahrheit, hasst sie dich?“ Ich wurde unruhig.
„Naja... Besonders begeistert ist sie nicht von mir das stimmt schon. Ich habe zwar ihr Leben gerettet, aber irgendwie habe ich sie davor vielleicht auch fast umgebracht.“ Er zuckte mit den Schultern und ich sah ihn entgeistert an.
„Das ist doch wohl nicht dein ernst. Wie konnte ich bloß so dumm sein und denken, du hättest ehrliche Freunde. Ich gehe jetzt zu Amber und werde mich von ihr verabschieden. Dann werde ich mich mit dir befassen. Pack ein paar Sachen ein. Wir werden wohl länger weg bleiben. Falls dieser Hexenkram stimmt, muss ich lernen damit umzugehen.“ Ich stand auf und er fragte mich: „Ich dachte du willst mich nicht dabei haben?“
„Mein Verstand will dich nicht dabei haben. Alles andere von mir schon.“ Ich lächelte flüchtig und ging dann zu Amber ins Wohnzimmer. Dort hockte ich mich vor sie auf den Boden und lehnte meine Knie an das Sofa. Sie saß zusammengesunken darauf und starrte mich an.
„Ich muss gleich fahren. Adrian packt für ihn und mich. Versprich mir das du brav bist. Hör auf das was Maja und Mike dir sagen. Ich lasse dir meine Handynummer hier und sobald ich die Nummer wechsle, werde ich dir Bescheid sagen. Auf meinem Handy bin ich immer für dich zu erreichen. Versprochen.“ Tränen sammeln sich in ihren Augen. Obwohl sie mich erst so wenige Tage kennt, trauert sie wenn ich weg gehe. Das muss Kinderliebe sein. Ich nahm sie in den Arm und sie schluchzte: „Du kommst doch wieder oder? Du lässt mich nicht für immer alleine.“
„Natürlich werde ich wiederkommen. So schnell ich kann.“ Sanft rieb ich ihr über den Rücken. Sie nickte und ich gab ihr einen Kuss auf den Mund. Dann kam Adrian mit einer gepackten Tasche die Treppe runter.
Er legte einen Zettel auf den Wohnzimmertisch. Ich wusste, dass meine Nummer da drauf stand. Darum musste ich mich also nicht mehr kümmern.
„Hab dich lieb Elly.“ Amber drückte mich mit all ihrer Kraft an sich. Ich riss meine Augen auf und erwiderte: „Ich dich auch Amber. Wir sehen uns bald wieder.“ Dann ließ sie mich los und Adrian und ich rannten ins Auto. Meine Augen leuchteten rot und rote Tränen quollen daraus. Ich wollte Amber nicht hier zurück lassen. Dieses kleine Mädchen hatte sich in dieser kurzen Zeit in mein Herz gegraben. Anscheinend hatte ich nicht nur meine Kontrolle über meine Fähigkeiten verloren. Sondern auch über mein Herz. Ich ließ jeden rein, Abby, Amber... Adrian.
Wir fuhren die ersten paar Stunden schweigend, bis es aus mir raus brach: „Ich hoffe diese Catherine wird mir helfen. Sonst bringe ich dich eigenhändig um.“
„Elly. Ich bin mir sicher, dass Catherine dir helfen wird. Sie ist eine Meisterin auf ihrem Gebiet und ist immer offen für neues. Sie hat es geschafft so gut wie ewig zu leben. Ohne Vampirblut.“ Er sah auf die Straße. Doch ich war immer noch sauer. Ich hatte mir schon Hoffnung gemacht es würde leicht werden. Doch seid wann war etwas in meinem Leben leicht?
„Wir werden drei Tage unterwegs sein, willst du etwa die ganze Zeit schweigen?“ Es waren wieder einige Stunden vergangen. Ich antwortete wieder nicht. Es wurde schon dunkel, also lehnte ich mich an das Fenster und versuchte ein wenig zu schlafen. Doch bevor ich einschlafen konnte, spürte ich wie Adrian seine Hand auf mein Bein legte. Sofort saß ich Kerzengrade im Stuhl. Adrian sah immer noch nach vorne auf die Straße nur das er jetzt lächelte.
„Schlaf ein wenig. Ich werde wach bleiben und uns Blut suchen. Du brauchst wieder Menschenblut.“ Nun sah er mich ebenfalls an. Mir wurde heiß, als er mein Bein streichelte. Meine Augen wechselten ihre Farbe wieder zu rot und meine Energie will sich los reißen. Doch ich zwinge beides wieder zurück und schubse seine Hand von meinem Bein. Ich bin sauer und damit Punkt! Ich würde mich nicht durch dieses komische Band zwischen uns erweichen lassen. Dafür war ich viel zu durcheinander.
„Ach komm schon Elly. Sei nicht so. Du hättest niemals darüber nachgedacht mit mir zu ihr zu fahren, wenn du gewusst hättest, dass sie mich hasst. Aber Catherine ist wirklich talentiert und ihr würdet euch bestimmt mögen. Aber es wäre besser wenn du vor mir durch ihre Tür gehst, sonst wirft sie bestimmt irgendwas brennendes nach mir. Sie hat mir damit gedroht als sie mich das letzte mal gesehen hat. Jetzt komm schon. Sprich endlich wieder mit mir.“ Stur schwieg ich weiter und blickte aus dem Fenster. Ich würde die ganze Zeit kein Wort mit ihm reden, bis wir bei Catherine ankommen würden. Zu mindestens nahm ich mir das vor.
Ich atmete tief durch und stieg aus dem Auto. Wir waren endlich angekommen. Adrian hatte oft versucht mit mir zu reden, doch ich hatte jedes mal nach ihm geschnappt und einmal hatte ich ihm mit feurigen Händen gedroht. Danach hatte er endlich die Klappe gehalten. Die meiste Zeit allerdings musste ich damit kämpfen niemanden anzufallen. Ich hatte unerträglichen Durst. Doch Adrian hatte nicht anhalten wollen damit ich trinken konnte. Wahrscheinlich war das seine Rache, weil ich nicht mit ihm sprach.
Ein großes und altes Haus erstreckte sich nun vor mir. An den Wänden waren grüne Ranken, der Weg bis zur Haustür war aus losem Kies und rechts und links davon, waren wunderschöne Blumen. Viele rote Rosen waren dabei. Seid Adrian mich damals wunderschöne Rose genannt hat, wurde es quasi zu unserem Insider. Auch Adrian sah die Rosen und griff nach meiner Hand. Dieses mal schüttelte ich ihn nicht ab.
Aus dem Haus inneren hörte ich jemanden schreien: „Verschwinde von meinem Grundstück bevor dir etwas passiert du treuloser Hund!“ Es war eine warme Frauenstimme. Adrian verdrehte die Augen und als er dennoch weiter auf die Tür zu ging, wurde sie aufgerissen. Die Frau vor mir war so groß wie Adrian, dunkelhäutig und trug ein langes wallendes Kleid. Ihre schwarze Lockenmähne verdeckte ihre klimpernden Ohrringe. Sie hielt eine Waffe in der Hand und ich roch das Gift darin. Es war Schlangengift. Es brannte unheimlich stark und viele Vampire brachten sich lieber um, als damit in Kontakt zu kommen. Als sie dann also auf Adrian zielte, sprangen meine Instinkte an. Ich ließ Adrian los, meine Arme fingen bis zu den Schultern Feuer, meine Energie platzte aus mir heraus, meine Augen brannten schon fast rot und ich ging knurrend in Angriffsstellung. Die Hexe vor mir sah mich verdutzt an und Adrian sagte schnell: „Warte Elly. Ist schon gut. Catherine tut uns nichts. Sie will uns nur Angst machen. Beruhige dich wieder.“ Adrian stellte sich zwischen mich und die Hexe. Catherine ließ die Waffe sinken und ich fixierte sie immer noch, obwohl ich mich nun wieder normal hinstellte und das Feuer erlosch. Innerlich knurrte ich immer noch ein wenig und meine Augen blieben ebenfalls rot. Nun konnte Adrian mich an den Schultern anfassen und sah mir tief in die Augen. Catherine beobachtete mich nun genau und ich beruhigte mich durch Adrian wieder.
„Die Gerüchte sind also wahr. George hatte wirklich recht. Ich fasse es nicht. Rotauge Elisabeth. Sei bei mir willkommen. Jeder Freund von Adrian ist auch meiner.“ Sie trat beiseite und zeigte uns das wir eintreten durften. Die Waffe hielt sie immer noch in den Händen. Ich fixierte diese und Adrian flüsterte mir zu: „Sie ist eine Freundin. Denk an Amber. Wenn du für Amber da sein willst, musst du lernen das Feuer zu kontrollieren.“ Meine Augen nahmen wieder das satte braun an und ich zog meine Energie zurück. Dann ließ Adrian mich auch los und wir traten in das Haus. Catherine führte uns in eine moderne Küche. Sie war schwarz weiß gehalten und es gab eine Theke wo Adrian und ich uns dran setzten. Catherine setzte sich auf die gegenüberliegende Seite und fragte Adrian: „Wie kommt es, dass du mit dem berüchtigten Mischling unterwegs bist? George lässt im ganzen Land nach ihr suchen.“
Adrian wollte schon etwas sagen, doch ich reagierte schneller und mein Mund sprach ohne meine Erlaubnis: „Ich bin seine Gefährtin.“ Adrian grinste neben mir als wenn er noch nie etwas schöneres gehört hätte. Vampire liebten sehr intensiv und meistens auch nur einmal. Wenn man seinen Gefährten einmal gefunden hatte, würde man sein ganzes Leben bei ihm bleiben. Maja und Mike waren Gefährten. Sie liebten sich nach den vielen Jahrhunderten immer noch wie am ersten Tag.
Catherine runzelte die Stirn und wendete sich dann an mich: „Du hast also beschlossen ihn in Gefahr zu bringen?“
„Nein, er ließ sich nicht abschütteln.“ Ich roch Magie an ihr. Sie sah aus wie gerade einmal 25. Wahrscheinlich war sie sehr mächtig. Ich kannte keine Hexe, die ohne Vampirblut so lange lebte.
„Catherine. Elly hat erst vor ein paar Tagen von ihren Kräften erfahren und kann sie nicht kontrollieren. Wir hatten gehofft du würdest ihr vielleicht helfen?“ Adrian nahm meine Hand unter dem Tresen und drückte sie leicht. Ich fühlte mich sofort wohler. Catherine kam mir ziemlich kühl und distanziert vor.
„Wieso sollte ich das tun? Sie scheint mit dem Feuer ziemlich gut klar zu kommen und alles andere wird sie auch lernen. Es gibt da keinen Schnellkurs. Mich würde allerdings sehr interessieren, wie so etwas möglich ist. Bisher hat jede Hexe ihre Fähigkeiten verloren wenn sie verwandelt wurde. Seid George seine Handlanger durch das Land schickt um nach dir zu suchen, habe ich mich ein wenig über dein Leben schlau gemacht. Du bist eine Kriegerin nicht wahr? Du hast bereits viele Hexen auf dem Gewissen. Hast du jemals eine Verbundenheit zu einer von ihnen gespürt?“
„Nein habe ich nicht und ich bin keine Kriegerin mehr. Schon lange nicht mehr.“
„Stimmt. Ich habe erfahren das du von einen Tag auf den anderen ausgestiegen bist. Keine Erklärung keine Entschuldigung. Du hast deine Familie einfach im Stich gelassen.“ Sie schüttelte tragisch den Kopf. Es schien sie allerdings nicht wirklich zu berühren.
„Ich habe keine Familie. Die Rotaugen sind nicht meine Familie. Außerdem hatte ich meine Gründe auszusteigen. Die würdest du niemals verstehen.“
„Adrian war der Grund nicht wahr?“ Sie lächelte leicht und legte den Kopf schief. Neben mir versteifte Adrian sich und ich machte ein erschrockenes Gesicht. Woher wusste sie das bloß?
„Wusste ich es doch. Adrian und ich kennen und schon sehr lange. Kurz nachdem er dich kennen gelernt hat, habe ich ihn getroffen. Ein redseliger junger Mann, der immer wieder von einer wunderschönen Frau sprach. Von ihren roten Augen mit schwarzen Sprenkeln darin. Ich hatte mir damals nicht bei der Beschreibung gedacht. Doch jetzt wo ich deine Augen selbst gesehen habe, bin ich stark beeindruckt. Nur die mächtigsten Hexen haben schwarze Sprenkel in ihren Augen.“ Sie nickte anerkennend und erst in dem Moment vielen mir die vielen schwarzen Punkte in ihren grünen Augen auf.
„Feuerhexen sind ebenfalls sehr selten. Hattest du als Mensch schon Kräfte als man dich verwandelt hat?“
„Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern. Ein oder zweimal hab ich es vielleicht geschafft eine Kerze durch Augenkontakt anzuzünden. Aber mehr nicht.“ Ich sah auf meine Hände und dachte an das Feuer. Meine Fingerspitzen wurden warm und schon stiegen kleine Flammen daraus. Adrian ließ mich hektisch los, doch ich reagierte nicht darauf.
„Du bist sehr mächtig. Wie lange machst du das schon?“ Bewundernd sah die Hexe mich an. Ich erzählte ihr ausführlich was bei George passiert war und sie hing an meinen Lippen. Adrian legte seine Hand lediglich auf meinen Oberschenkel und hörte beiläufig zu. Während ich redete, breitete sich das Feuer auf meine Handfläche aus. Es war angenehm.
„Es ist einfach unglaublich wie du damit umgehen kannst. Wenn du vor deinem Zusammenbruch noch nie etwas davon gespürt hast, dann bist du ein Naturtalent. Die Zeit als Kriegerin hat dich wahrscheinlich geprägt. In dir steckt mehr Vampir als Hexe. Doch als du hilflos bei George in Ketten lagst, muss deine innerliche Hexe geweckt worden sein. Du brauchst weniger Blut als normale Vampire, weil Hexen sich nicht davon ernähren. Wahrscheinlich wirst du einmal die mächtigste Feuerhexe der Welt sein.“ Sie sah mich bewundernd an und ich murmelte: „Ich will es nur kontrollieren können damit ich niemandem weh tun kann, den ich liebe.“
„Gut, ich kann versuchen dir zu Helfen. Doch ich bin keine Feuerhexe. Mein Element ist die Luft. Ich kann dich nur leeren wie du deine Gefühle kontrollierst. Alles andere wirst du selber tun müssen. Ein paar Tränke kann ich dir auch beibringen, falls es Amber einmal schlecht gehen sollte, kannst du ihr dann besser helfen. Hexen schließen schneller Bindungen als Vampire. Du hast dich vorhin mit Amber verglichen, deshalb weiß ich, dass sie dir sehr wichtig sein muss.“
Adrian entspannte sich endlich wieder neben mir, als ich das Feuer in meinen Händen löschte. Ich musste einfach nur daran denken, wie sich meine Haut ohne Feuer anfühlte und schon war es verschwunden.
„Aber wie ist das alles möglich? Wieso habe ich diese Kräfte wenn ich ein Vampir bin?“ Ich ergriff Adrians Hand und die Hexe sagte lächelnd: „Eine Laune der Natur vielleicht. So wie wir alle. Du bist eine neue Spezies. Vielleicht wird es bald noch mehr von dir geben. Ich jedenfalls werde nicht so dumm sein mich mit dir anzulegen. Du hast einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt das muss ich dir lassen. Ich dachte schon das wäre es vorhin mit mir gewesen, als du draußen Feuer gefangen hast.“ Sie stand lächelnd auf und Adrian murmelte: „Glück gehabt.“
„Adrian, das Glück war tatsächlich auf deiner Seite. Wäre sie nicht gewesen, wer weiß was ich mit dir angestellt hätte. Doch jetzt will ich euch erst einmal ein bisschen Blut anbieten.“ Sie ging an ihren Gefrierschrank und schmiss uns drei Blutbeutel zu. Ich riss den ersten auf ohne nachzudenken. Ich hatte schon so lange kein menschliches Blut mehr getrunken. Trotz er Kälte war es mehr als Erholsam. Adrian nahm sich ebenfalls einen, überließ mich allerdings den letzten. Ich war ihm dankbar dafür.
„Wie bei einer Raubtierfütterung. Also gut, ich muss einiges vorbereiten, wenn ich mit dir üben soll. Immerhin will ich nicht das du mein ganzes Haus niederbrenntst. Mit Feuer spielt man nicht. Ihr könnt euch ein paar Stunden oben ausruhen. Ich werde einen geeigneten Ort suchen.“ Sie ging gelassen aus ihrem Haus und ließ uns alleine. Irgendetwas war merkwürdig an ihr. Sie war auf der einen Seite distanziert und auf der anderen nahm sie uns einfach ohne bedenken auf.
Ich atmete tief durch und Adrian sagte beruhigend: „Sie wird dir helfen. Wenn du es erste einmal kontrollieren und besser einsetzen kannst, wird dir niemand mehr etwas tun. Jetzt ruf Amber an. Sie wird sich freuen zu hören, dass wir gut angekommen sind. Ich hole unsere Tasche und bringe sie nach oben.“ Damit ließ er mich alleine in der Küche zurück. Ich hatte Amber die letzten Tage jeden Abend aus dem Auto raus angerufen. Sie hatte mir von ihrem tollten Tag erzählt und das ich mich beeilen sollte. Sie wollte mich wieder bei sich haben. Ihre neue große Schwester. Catherine meinte also, dass ich Amber so schnell in mein Herz geschlossen hatte, lag daran das ich eine Hexe war? Für einen Vampir war das eigentlich ein Schimpfwort. Ich wollte das alles nicht.
Es klingelte einmal, als Amber abhob: „Wer ist da?“ Sie hatte schnell gelernt wie man sich am Telefon meldete. Maja und Mike wollten nicht das jemand wusste wo sie wohnten. Deshalb sagten sie niemals ihren Namen am Telefon.
„Hey Amber ich bin es Elly.“
„Elly! Maja es ist Elly!“ Amber freute sich anscheinend wirklich etwas von mir zu hören. Ich lächelte und meinte dann: „Adrian und ich sind bei seiner Freundin angekommen. Ich werde ein paar Tage hier bleiben. Ich weiß noch nicht genau wie lange, aber ich versuche mich zu beeilen. Versprochen.“
„Ok, ist sie nett?“
„Ja, sehr nett. Sie ist außerdem sehr schlau. Du würdest sie mögen.“ Amber war noch ein Kind. Auch wenn sie sich wie eine erwachsene fühlte. Sie hatte so vieles durchmachen müssen. Ich war froh sie bei Maja und Mike zu wissen.
„Vielleicht lerne ich sie ja irgendwann mal kennen.“
„Ja, vielleicht.“ Ich sah das Adrian mit unserer Tasche das Haus betrat. Mein Körper verlangte nach ihm, als er die Treppen hoch ging.
„Elly, ich glaube Maja will mit dir sprechen. Ich gehe dann mal wieder zu Mike nach draußen Fußball spielen.“
„Ok, pass auf dich auf und sei brav.“
„Mach ich. Hab dich lieb Elly.“
„Ich dich auch.“ Dann hörte ich wie sie den Hörer weiter reichte. Maja wartete kurz bevor sie anfing zu sprechen: „Elly. Ich habe von einer Freundin gehört, dass George dich sucht. Er hat ein hohes Kopfgeld auf dich ausgesetzt. Du musst dich verstecken.“ Sie klang besorgt, aber ich sagte: „Catherine hat mir schon gesagt das George mich sucht. Ich werde vorsichtig sein. Ihr passt einfach nur gut auf Amber auf und macht euch keine Sorgen Ok?“
„Na gut. Passt auf euch auf.“ Damit legte sie auf. Ich ließ mein Gesicht in meine Hände sinken. Na super, jetzt wurde ich also nicht nur von einzelnen Personen gesucht, sondern gleich von einer ganzen Vampirfamilie. George war sozusagen ihr Anführer im Krieg.
Als hätte Adrian gespürt wie aufgewühlt ich war, tauchte er plötzlich hinter mir auf und umarmte mich wortlos von hinten. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen ihn und seufzte.
„Du hast gesagt du wärst meine Gefährtin“, murmelte er in meinem Haar. Ich nickte und erwiderte erschöpft: „Die beste Erklärung.“
„War das ernst gemeint?“
„Ich weiß es nicht Adrian. Jetzt gerade weiß ich eigentlich gar nichts. George hat ein hohes Kopfgeld auf mich ausgesetzt.“
„Ich weiß, ich wurde angerufen und man hat es mir angeboten. Ich habe es abgelehnt.“
„Warum? Du wolltest doch schon immer Geld mit mir verdienen. Das hier ist deine Chance.“
„Ich würde dich niemals George ausliefern. Niemals würde ich dich überhaupt jemandem ausliefern. Jetzt nicht mehr.“
„Warum nicht? Ich bin immer noch nicht viel erzogener als vorher.“
„Stimmt. Du bist zickig, meistens herablassend, respektlos und gruselig. Aber du gehörst mir. Ich habe es damals gespürt als wir uns kennen gelernt haben. Ich hatte keine Angst vor dir. Du warst faszinierend. Ich wusste das du kein Monster bist, denn sonst wäre ich nicht einmal dazu gekommen auch nur ein Wort zu sagen. Du hast mich laufen lassen. Ich hab nach dir gesucht. Habe rum gefragt und versucht etwas über dich herauszufinden, dann hat man mir ein Angebot gemacht. Man hat mir Geschichten über die Kriegerin Elisabeth erzählt. Ich wollte ihnen das erst nicht glauben, doch als ich dann mehrere Angebote bekommen hatte, wurde mir irgendwann bewusst wie viel Glück ich eigentlich nur hatte noch zu leben. Ich nahm also an und wollte dich auslöschen. Dann kam der Strauß Rosen mit deinem Namen und Standort auf der Karte. Ich war überrascht. Ich wollte wissen weshalb du das getan hast und bin deshalb gekommen. Du warst so wunderschön und ich vergaß alle Geschichten der anderen. Dann hast du mich um Hilfe gebeten. Ich war fasziniert, dass du so kontrolliert auf warmes Blut verzichten konntest. Doch die Verbindung von unserem letzten Treffen war nicht mehr so stark. Sie war die ganze Zeit nie weg. Nur nicht so im Vordergrund. Als du mir dann vor hundert Jahren erzählt hast warum du eigentlich fastest, war sie kurz wieder da und sehr intensiv. Doch du warst weg, bevor ich dich überreden konnte bei mir zu bleiben. Danach war keine Verbindung mehr zu spüren und ich habe gedacht ich hätte mir das alles nur eingebildet. Ich habe die Aufträge angenommen, damit wir uns alle paar Jahre mal sehen konnten. Du bist ja nie lange an einem Ort geblieben. Als du mich vor ein paar Tagen angerufen und um Hilfe gebeten hast, war die Verbindung wieder da und stärker als je zuvor. Du hast so ängstlich geklungen. Ich habe Maja und Mike nichts erklärt und bin einfach aus dem Haus gestürmt um schnell zu dir zu kommen. Doch sie haben gehört das ich mit dir telefoniert habe, wussten also wo ich hin wollte. Als du dann von mir getrunken hast... So etwas habe ich noch nie zuvor gespürt. Es hat immer noch nicht nach gelassen.“ Er drückte mich ein wenig fester an seine Brust und mir liefen vor Freunde Tränen übers Gesicht. Da meine Augen immer noch ihre menschliche Farbe hatten, waren auch meine Tränen nicht rot.
„Nennt man das Liebe?“ Ich traute mich nicht mich umzudrehen. Was wenn ich mir das alles doch nur eingebildet hatte? Was wenn er mich anlog? Doch ich spürte das er die Wahrheit sagte. Ich wusste nicht wieso ich mir so sicher war, doch ich wusste es einfach.
„Ich glaube schon.“ Er küsste mein Haar und ich musste lächeln. Es war ein schüchternes Lächeln, doch es schien ihn zu freuen, denn er drehte mich zu sich um und küsste mich begierig. Meine Energie explodierte wieder und meine Augen waren knallrot. Der Durst in mir flammte auf. Doch ich wollte mich nicht von ihm lösen.
Die Zeit verstrich ohne das ich etwas von ihr bemerkte. Adrian stand einfach nur vor mir und küsste mich. Er verlangte nicht mehr von mir. Stand einfach nur so da.
Irgendwann hörte ich nebenbei wie jemand immer näher an das Haus kam. Es waren langsame Schritte. Von einer Frau. Doch ich dachte nicht lange daran. Ich konzentrierte mich lieber auf Adrian. Irgendwann brach er den Kuss sanft ab und wanderte mit seinen Lippen an meinen Hals. Genau über meine Halsschlagader. Er hielt inne und ich nickte als Antwort auf seine stumme Frage. Dann grub er seine Fangzähne in meinen Hals. Es tat nicht weh. Nicht so wie ich es immer angenommen hatte. Im Krieg hatte man oft nach mir geschnappt, doch noch nie hatte jemand von mir getrunken. Es war unglaublich. Die Stelle wo er zugebissen hatte, prickelte und ich hatte das Gefühl als würde alles in mir gleich explodieren. Ich schloss die Augen, neigte meinen Kopf noch ein Stück mehr um ihm besseren Zugang zu gewähren. Er trank langsam und in kleinen Schlucken. Dann passierte alles ganz schnell. Ein eisiger Luftzug öffnete die Haustür und Adrian wurde von dem Wind gegen die Wand geschleudert. Ich war sofort in Alarmbereitschaft. Meine Hände standen in Flammen, ich knurrte und stellte mich schützend vor Adrian. Catherine kam ins Haus und sah uns unschuldig an. Sie hatte Adrian verletzt! Ich hob eine Hand und wollte sie brennen sehen. Sie sollte leiden. Ein Feuerball schoss aus meinem Arm. Doch Catherine ließ ihn durch einen erneuten Luftzug erlöschen noch bevor er bei ihr angekommen war. Ich machte mich zum Sprung bereit. Als ich auf sie los gehen wollte, packte Adrian mich von hinten. Er hielt meine brennenden Handgelenke auf meinem Rücken zusammen und flüsterte an meinem Ohr: „Hör auf. Ist schon gut. Sie hat mir nicht weh getan. Sieh sie dir an. Sie versucht dich zu reizen um herauszufinden welche Kräfte in dir stecken.“ Er schien keine Schmerzen zu haben, obwohl meine Hände immer noch brannten.
Catherine sah und nur lächelnd an und flötete: „Danke das du nicht zulässt das sie mich umbringt. Elisabeth ich wollte ihm nicht weh tun. Ich musste nur wissen womit ich zu arbeiten habe und um herauszufinden was alles in dir steckt, muss ich es halt aus dir raus kitzeln.“ Ich knurrte sie immer noch an und als sie einen weiteren Windstoß auf mich los ließ, wurde Adrian wieder umgerissen. Sie kontrollierte den Wind ganz genau, mich streifte der Wind nur ein wenig. Adrian wurde so heftig gegen die Hauswand geschleudert, dass sie Risse bekam. Als sie schon die nächste Luftwand auf ihn los schießen wollte, passierte etwas unglaubliches. Ich erschuf eine riesige Feuerwand. Vor Adrian und mir. Erst da hörte ich Catherine sagen: „Ok, ist gut. Ich habe genug gesehen.“ Ich traute ihr noch nicht ganz, doch die Wand zog ich vorerst zurück. Adrian rührte sich immer noch nicht. Als Catherine näher kommen wollte knurrte ich bedrohlich und dann hockte ich mich vor Adrian. Er hatte eine Kopfwunde und war bewusstlos. Ich biss mir in mein Handgelenk und ließ ein paar Tropfen Blut auf seine Wunde tropfen. Danach legte ich mein Handgelenk an seinen Mund und zwang ihn zu trinken. Drei quälende Sekunden tat sich gar nicht, bis er endlich schluckte. Er verbiss sich nun selber in mein Handgelenk und trank gierig.
„Na siehst du, er hat es ja überlebt.“ Catherine traute sich allerdings immer noch nicht sich zu bewegen. Sie stand einfach da und sah mich neugierig an.
„Geht es dir gut Elly?“ Adrian sah mich voller Sorge an, als er von meinem Handgelenk abließ. Ich nickte und half ihm sich aufzusetzen. Er hielt sich am Kopf fest und fragte dann vorwurfsvoll in Richtung der Hexe: „Musste das unbedingt sein?“
„Es hat funktioniert. Du hättest die Feuerwand sehen sollen, die sie erschaffen hat. Und sie hat dabei nicht einmal den Teppich angekokelt. Wirklich erstaunlich deine Gefährtin. Tut mir übrigens leid. Ich wollte euch vorhin nicht bei irgendetwas stören. Aber es war der beste Moment um euch zu überraschen. Bitte erkläre ihr das sie mich nicht umbringen muss. Sie sieht nämlich so aus als würde sie das ganz gerne.“ Die Hexe nickte in meine Richtung und Adrian schnauzte: „Du hättest es ja auch verdient. Aber keine Sorge, sie tut dir schon nichts.“ Adrian und ich standen auf doch ich schaffte es nicht meinen Instinkten zu sagen, dass von Catherine keine Gefahr mehr drohte. Sobald ich ihr gehässiges Grinsen sah, fingen meine Hände schon wieder Feuer. Adrian ergriff eine davon und es schien ihm keine Schmerzen zuzufügen. Überrascht sah ich ihn an. Genau wie die Hexe vor uns. Sie starrte meine brennende Hand an und wie Adrian mit seinem Daumen einfach drüber streichelte.
„Tut das gar nicht weh?“ Sie kam einen Schritt näher und ich ließ sie. Ehrliche Überraschung war in ihrem Gesicht zu lesen als Adrian sagte: „Kein bisschen. Sie würde mir im Gegensatz zu dir niemals weh tun.“
„Aber das ist Feuer. Echtes brennendes Feuer. Das muss dir doch weh tun.“ Sie kam noch näher und hielt einen Finger in die Nähe meiner Hand. Sofort zog sie ihn wieder zurück und murmelte: „Es ist total heiß. Wie machst du das?“ Sie starrte mich an und ich flüsterte: „Ich liebe ihn. Ich könnte ihm nicht weh tun, selbst wenn ich es wollte.“ Ich erinnerte mich an unsere erste Begegnung. Schon damals hatte ich ihn nicht verletzen können. Anscheinend machte mein Körper das mit dem Feuer von ganz alleine. Bedrohungen für meine Familie und mich bekamen die schmerzenden Flammen zu spüren. Alle anderen nicht.
Adrian neben mir lächelte zurückhaltend und ich spürte wie glücklich er war. Seid er von mir getrunken hatte war unsere Verbindung anscheinend noch stärker geworden.
„Unfassbar... Ich werde eine andere Feuerhexe kontaktieren die uns helfen soll herauszufinden was du alles kannst. Nicht das ich doch irgendwann mal deine Flammen zu spüren bekomme. Sonderlich scharf bin ich da nämlich nicht drauf. Ich gehe dann mal telefonieren. Ach und Adrian. Du wirst gefälligst meine Wand wieder heile machen.“ Sie ging weg und Adrian rief ihr hinterher: „Hexe!“ Sie lachte nur und war dann in einem anderen Raum verschwunden. Das Feuer an meinen Händen verschwand und Adrian flüsterte: „Du brauchst dringend Blut. Ich werde dir welches besorgen. Ich will das du hier bleibst. Es ist draußen nicht sicher für dich.“ Ich nickte auf seine Bitte hin einfach. Am liebsten würde ich einfach schlafen. Doch in meinem Kopf ratterte es zu sehr. Alles in meinem Leben änderte sich auf einmal. So schnell das ich es gar nicht wirklich realisieren konnte.
Mit einem flüchtigen Kuss verschwand Adrian danach aus dem Haus und ich hörte wie er mit dem Auto weg fuhr. Catherine konnte ich im Nebenzimmer reden hören: „Du musst einfach her kommen und dir das ansehen... Nein ich kann dir nicht sagen um was es geht... Wie schnell kannst du hier sein?... Gut, beeil dich. Bis heute Abend.“ Dann legte sie auf und kam wieder zu mir. Ich stand immer noch mitten im Raum und die Hexe fragte mich: „Kann ich dir irgendetwas anbieten?“
„Kaffee. Ganz viel Kaffee.“
Zwei Wochen waren Adrian und ich nun schon bei Catherine. Ihre Freundin Amalie, die Feuerhexe, half mir nun ebenfalls beim trainieren meiner neuen Kräfte. Sie war 55 Jahre alt, sah allerdings immer noch aus wie 25. Ihre blonden Haare hingen über ihren gesamten Rücken nach unten und in ihren hellblauen Augen waren wenige schwarze Sprenkel zu sehen. Sie konnte dafür sehr gut mit ihrem erzeugten Feuer umgehen und wusste wie sie mich reizen musste, damit ich alles gab. Immer wenn ich einen Augenblick nicht richtig hinsah, versenkte sie Adrian ein wenig Haut und in mir sprang das Tier an um ihn zu beschützen. Eigentlich war sie nett, doch ich mochte sie nicht besonders. Die beiden Hexen und ich übten auf einer großen Lichtung im Wald, wo sie Adrian entweder durch die Luft schleuderten oder in einem Feuerkreis einsperrten. Adrian sagte immer wieder es wäre schon in Ordnung, wenn ich dadurch schneller lernte. Doch ich spürte seine Schmerzen die er dabei empfand.
Amber rief ich jeden Abend an und sie erzählte mir von ihrem tollen Leben. Mike hatte begonnen sie zu unterrichten. Sie war begierig darauf neues zu lernen und war am Abend meistens so erschöpft, dass sie am Telefon einschlief. Maja erzählte mir davon, dass George immer mehr Geld für mich bot. Er wollte mich also unbedingt auf seiner Seite wissen. Doch das würde ich ihm nicht gönnen. Irgendwann würde ich ihm heimzahlen, was er meinem Volk angetan hatte. Was er mir angetan hatte. Für Vampire war Rache eine Art Sinn des Lebens. Nun da ich noch stärker war, würde ich mich mit Leichtigkeit gegen ihn und sein Volk behaupten können.
„Komm schon Elly! Streng dich mal ein bisschen mehr an! Adrian sieht aus als hätte er schmerzen!“ Amalie grinste mich an während sie einen Feuerball um den schwebenden Adrian bildete. Catherine hielt ihn durch einen Luftstrom oben. Die beiden wollten, dass ich Adrian mit einem Feuerball dort runter holte ohne ihn zu verletzten. Doch ich traute mich nicht. Auf der anderen Seite allerdings blutete Adrian stark. Er war bereits bewusstlos.
Als ich sah wie Amalie ihn am Arm ansenkte, wurde ich wütend und starrte sie an. Von meinen Füßen bis zu ihr hin, begann das Gras in einer Linie zu brennen. Sie sprang überrascht zurück als ihr Fuß Feuer fing und Adrian wurde nicht mehr von Feuer umgeben, als sie ihren Fuß löschen wollte.
Catherine ließ Adrian fallen und ich fing ihn auf um ihm mein Handgelenk an den Mund zu halten. Er roch mein Blut und wurde wach um zu trinken. Meine Augen waren rot und ich weinte vor Erschöpfung. Catherine und Amalie wollten sich uns nähern, doch ich knurrte sie an und wünschte mir Catherine würde am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie es sich anfühlte gegen einen Baum zu fliegen. Im selben Moment wo ich es dachte, umfasste mich ein heftiger Windhauch, wirbelte meine Haare auf und kurz darauf erfasste die beiden Hexen ein kräftiger Windstoß und sie wurden meterweit nach hinten geworfen. Beide schrien und landeten hart auf dem Boden.
Adrian hörte auf zu trinken und starrte mich überrascht an. Nicht nur er war erstaunt. Catherine hatte erzählt das eine Hexe nur ein Element beherrschen konnte. Wie hatte ich das also gemacht? Wir sprangen beide auf und rannten zu den zwei verletzten Hexen rüber. Sie lagen auf dem Rücken und krümmten sich vor Schmerzen.
„Oh mein Gott... Es tut mir so verdammt leid. Ich wusste nicht, dass ich das kann. Hier trinkt dann geht es euch besser.“ Ich wollte Amalie mein Handgelenk anbieten, doch sie schlug es weg und murmelte: „Bei allen Hexen dieser Dimension. Wie zum Henker hast du das gemacht? Vielleicht sollten wir Adrian fürs erste ja doch in Ruhe lassen. Das war mal eine harte Landung.“ Sie ließ sich von mir hoch helfen und Adrian half Catherine hoch. Diese sah mich wieder so bewundernd an. Ich hasste diesen Blick bei ihr.
„Das ist doch unmöglich. Du bist doch eine Feuerhexe. Wie kannst du dann den Wind kontrollieren? Wie kann das sein?“
„Ich muss Adrian nach Hause bringen. Er braucht eine Pause und ich auch. Ich bin nicht bereit weiter zu üben bis er sich nicht vollkommen erholt hat.“ Ich nahm Adrian an der Hand. Er war immer noch wackelig auf den Knien. Er hatte schon lange kein menschliches Blut mehr zu sich genommen. Da ich alle Blutbeutel von Catherine geleert hatte. Auch ich würde bald neues Blut brauchen, da Adrian heute ganz schön zugelangt hatte.
Wir gingen langsam, da er sich von seiner Verletzung am Kopf noch nicht ganz erholt hatte. Einen Vampir am Kopf zu verletzten, war schwer, aber wirkungsvoll. Wir erholten uns davon nicht so schnell wie von anderen Wunden und waren ziemlich lange noch benommen.
Es dauerte allerdings nicht lange bis wir wieder im Haus waren. Ich brachte ihn nach oben und legte ihn ins Bett. Dabei sagte ich zu ihm: „Ich werde dir Blut besorgen. Dauert bestimmt nicht lange jemanden zu bestellen.“
„Nein. Ist schon gut. Mir geht es gut, ich brauche nur ein bisschen Pause.“ Er lächelte und schloss die Augen, schon war er eingeschlafen.
Ich hörte wie Catherine und Amalie das Haus betraten und raste runter. Wütend und mit roten Augen stand ich vor ihnen. Sie waren noch viel heller geworden. Die beiden wussten was auf sie zu kommen würde. Ein paar mal hatte ich sie schon angeschrien, weil sie Adrian zu sehr beansprucht hatten.
„Wir werden ab sofort ohne ihn trainieren. Wir haben eh schon zu wenig Blut und er verliert jeden Tag mehr davon. Ich habe euch nicht um Hilfe gebeten, damit er austrocknet. Morgen geht es ohne ihn weiter. Ich werde jetzt Blut für ihn besorgen... Warmes Blut.“ Ich sah die beiden ernst an. Catherine hatte uns verboten von Lebenden zu trinken, solange wir bei ihr wohnten.
„Vergiss es. Das wird nicht passieren.“ Catherine sah ernst aus. Doch dieses mal ließ ich mich nicht abschütteln und erklärte: „Er braucht endlich mal wieder Kraft. Mein Blut reicht da nicht. Er braucht menschliches Blut.“
„Dann besorge ich weitere Beutel.“
„Catherine. Du weißt doch genauso gut wie ich, dass das nicht dasselbe ist. Wir...“ Mein Handy klingelte. Ich erstarrte. Nur Amber kannte diese Nummer und sie war auch nur für absolute Notfälle. Ich zitterte als ich abhob: „Was ist passiert Amber?“
„Elly. Ich bin es Maja. Grünaugen waren hier. Sie wollten wissen wo Adrian ist. Ich habe es ihnen nicht verraten, aber Amber hat geschlafen und von dir und Catherine gemurmelt. Sie sind auf dem Weg zu euch. Ihr müsst sofort da weg. Es hat ewig gedauert bis Amber mir die Nummer verraten hat. Bitte, bring meinen Bruder in Sicherheit. Wir packen hier unsere Sachen, schnappen und Amber und verschwinden auch. Sobald wir hier weg sind rufe ich dich auf dieser Nummer an. Ich höre weitere Vampire auf uns zu kommen. Ich muss Schluss machen und mich beeilen.“ Sie legte auf und ich sagte während ich den letzten Blutbeutel aus dem Kühlschrank nahm: „Packt eure Sachen. Wir wurden entdeckt. Wir müssen abhauen. Sofort!“ Ich rannte so schnell ich konnte zu Adrian ans Bett und weckte ihn unsanft. Er sah mich erschrocken an und ich hielt ihm den Blutbeutel vor die Nase. Er trank ihn ohne zu fragen was los war und sah mir dabei zu wie ich unsere Tasche packte. Wir konnten hören wie Catherine und Amalie das selbe taten. Ich hätte wissen müssen, dass Amber auch bei Maja und Mike nicht sicher war. Zum Glück hatten sie meine Kleine nicht mitgenommen.
Adrian war immer noch benommen und fragte mich träge: „Was ist passiert?“
„George hat uns gefunden. Wir müssen hier raus... Kannst du laufen? Schnell?“
„Nein... Ich glaube nicht.“ Er schüttelte den Kopf und setzte sich langsam auf. Catherine und Amber warteten schon unten an der Tür auf uns.
Dann spürte ich sie. Vielleicht noch fünf Kilometer entfernt. Sie hatten ihre Energie nun alle entladen. Ich schnappte mir Adrian indem ich ihn über meinen Rücken warf. Catherine und Amalie spürten wahrscheinlich nur einen schnellen Windhauch an ihnen vorbei ziehen, als ich zum Auto rannte. Ich schmiss Adrian auf den Beifahrersitz und die beiden kamen raus gerannt und schmissen sich hinten ins Auto, bevor ich mit quietschenden Reifen davon fuhr.“
„Elly. Was ist passiert? Was machst du denn da?“ Amalie sah mich ängstlich an. Ich drückte das Gas einfach durch und fuhr auf den Wald zu. Ich wusste das die Bäume anfangs weit genug auseinander standen um dort durch zu fahren. Doch nach einem Kilometer wurde es zu eng dafür, dann hatte Adrian hoffentlich genug Kraft um sich eine der Hexen zu schnappen und zu rennen.
„Sie sind schon fast bei uns. Es sind viele und wir sind zu wenige für sie. Ich muss Adrian hier weg bringen. Er kann so nicht kämpfen und euch werde ich nicht in Gefahr bringen. Gleich muss es schnell gehen. Ihr schnallt euch die Taschen um, ich werde Adrian mein Blut geben und dann schnappen wir uns euch und rennen los. Keine Widerrede. Mit den Grünaugen ist nicht zu spaßen. Wer sich weigert, bleibt halt hier uns stirbt. Mir egal.“ Catherine und Amalie nickten und sahen sich ängstlich um. Ich trat nun auf die Bremsen und Adrian verbiss sich in mein Handgelenk, während die Hexen aus dem Auto sprangen. Er trank schnell und viel. Dieses mal spürte ich zwar unsere Verbindung, doch es war nicht so wie die letzten male. Ich spürte wie hektisch er war.
„Bereit?“ Ich sah ihn an und er legte seine Lippen auf meine. Fast zwei Wochen war es nun her, dass wir uns das letzte mal geküsst hatten.
„Ich höre sie kommen. Wir müssen los.“ Ich löste mich von ihm und er flüsterte: „Du willst das wir uns aufteilen oder?“
„Erst mal müssen wir hier weg. So schnell wie möglich. Später besprechen wir was wir tun... Kannst du laufen und eine von ihnen tragen?“
„Ja. Jetzt schon.“ Er nickte und wir stiegen auf. Ich packte Catherine ohne sie vorzuwarnen und Adrian machte das selbe mit Amalie. Beide schrien auf als wir los rannten.
Adrian fiel schnell zurück und ich wusste das er immer noch zu schwach war um Amalie zu tragen. Ich ließ mich auch zurück fallen und sagte zu ihm: „Hilf Amalie auf meinen Rücken. Ich trage sie beide.“
„Nein... Das kannst du nicht.“
„So hältst du keine ganze Stunde durch. Also mach schon.“
„Haben wir da gar nicht mitzureden?!“ Amalie schrie da der Wind ziemlich laut für sie sein musste. Adrian sah mich entschuldigend an und wir verlangsamten unseren Lauf um Amalie etwas mehr Sicherheit zu geben, während sich die große Frau an meinen Rücken hing. Sie klammerte sich ängstlich um mich und Catherine flüsterte ängstlich: „Lass mich einschlafen. Bitte.“ Ich runzelte die Stirn und murmelte: „Das wird weh tun.“
„Egal. Ich will schlafen bis wir anhalten.“ Ich nickte und sah Adrian ernst an. Er schluckte hart und dann schlug er ihr auf den Kopf. Sie sackte zusammen und atmete sofort ruhiger. Dann rasten Adrian und ich los. Amalie klammerte sich nur ängstlich an mich. Doch nun war Adrian schneller. Immer noch zu langsam, doch für den Anfang würde es reichen. Ich wollte dringend zu einer Straße um ein Auto zu klauen. Dort würde ich die Hexen und Adrian alleine weg fahren lassen. Die drei mussten in Sicherheit kommen.
„Adrian, schneller!“ Die Grünaugen holten auf. Ich hörte zum Glück schon eine Straße und nicht nur das. Dort waren viele Menschen. Dort würden wir uns ein Auto klauen können.
Dann war das Ende des Waldes zu sehen und ich gab noch einmal extra Gas. Dort angekommen sah ich eine kleine Schule. Es gab einen großen Parkplatz. Wir beeilten uns nicht gesehen zu werden, als wir durch die Reihen gingen um herauszufinden ob es ein Auto gab, das nicht abgeschlossen ist. Dann endlich, eine Tür ging auf. Ich setzte die Hexen nach hinten während Adrian immer noch nicht da war. Aber ich hörte ihn näher kommen.
Auf dem Fahrersitz sah ich dann das der Schlüssel sogar noch steckte. Also durfte auch ich mal Glück haben! Adrian kam bei uns an und ich sagte zu ihm als er sich ins Auto setzen wollte: „Du fährst. Bring die beiden in Sicherheit. Am besten du bringst sie zu Maja, Mike und Amber. Nimm mein Handy. Darauf werden sie dich anrufen. Ich werde die Grünaugen ablenken und von euch weg locken. Keine Sorge, ich werde euch finden.“ Ich nahm seine Hände und er flüsterte: „Ich kann dich nicht gehen lassen.“ Er sah verzweifelt aus. Immer noch viel zu durstig. Doch ich hatte kaum noch Blut in mir. Ich konnte ihm keines mehr geben.
„Du musst aber. Sie sind schon zu nah an uns dran. Ich werde dich schon wieder finden. Jetzt los. Die beiden sind hier nicht sicher.“ Ich wollte ihn weg stoßen, aber er zog mich an sich und küsste mich begierig. Ich wusste, das wir keine Zeit für so etwas hatten. Aber ich konnte nicht anders. Meine Augen schloss ich und Tränen des Abschieds rannen über meine Wange. Zum Glück waren meine Augen immer noch braun und ich würde gleich nicht wie ein Monster mit rotem Gesicht aussehen.
Amalie räusperte sich und ich löste mich mit schnellem Atem von Adrian. Auch er weinte. Ich strich ihm die Tränen aus dem Gesicht und er flüsterte: „Kommst du irgendwann zurück?“
„So schnell ich kann... Wir müssen immerhin noch reden. Nicht wahr?“ Ich versuchte zu lächeln. Doch zu wissen das er nun verschwinden würde, bereitete mir nichts als Schmerz. Er versuchte gar nicht erst den Schein zu wahren. Er zeigte seinen Schmerz ganz offensichtlich.
„Ich glaube wir sind über das Reden schon raus gewesen, als du mich als deinen Gefährten anerkannt hast.“
„Da hast du wahrscheinlich recht... Ok, jetzt geht. Sie kommen immer näher.“
„Ich weiß, ich kann sie auch hören... Ich liebe dich Elisabeth.“ Ein letzter Kuss und dann setzte er sich ins Auto und gab Gas. Ich blieb weinend zurück.
Doch mir blieb nicht viel Zeit. Ich atmete tief durch und benutzte diesen Schmerz um mich schneller zu bewegen. Ich ließ meine Energie platzen als ich wieder in den Wald rein rannte. Meine Augen strahlten rot und ich wusste, dass meine Verfolger mich bemerkten. Ich rannte nun in die andere Richtung, als Adrian gefahren war. So weit weg von ihm wie möglich. George würde mich nicht wieder zur Kriegerin machen. Lieber würde ich sterben.
Als ich bemerkte, dass es sinnlos war weg zu rennen, hielt ich an. Ich konnte fünf von ihnen hören. Sie waren schon ziemlich nah und dann konnte ich sie sehen. Ihre grünen Augen strahlten mir entgegen, als sie ein paar Meter von mir entfernt stehen blieben. Ich sagte nichts, wartete auf ihre Reaktion. Dann erkannte ich das blonde Mädchen aus dem Kerker wieder. Ihre Haare waren noch nicht sonderlich nachgewachsen. Sie trugen alle eine grüne Uniform. Die Frau aus dem Kerker knurrte und trat vor. Sie stand in der Mitte zwischen vier Jungs.
„Du hast meinen Mann ermordet! Dafür wirst du brennen Hexe!“ Sie kam allerdings nicht zu nah an mich dran. Ich lächelte höhnisch und erwiderte: „Das du auch wirklich nie aus deinen Fehlern lernst.“ Ich sah den ganz linken Vampir an und stellte mir vor wie er vom Wind in der Luft gehalten wird. Es war vielleicht riskant, etwas zu probieren was ich noch nie gemacht hab, doch dieses mal kappte es. Er wurde vom Wind eingeschlossen und hoch in die Luft gehoben. Alle anderen sprangen erschrocken zurück.
„Ich hab ein bisschen geübt du Schlange. Also drohe mir nicht noch mal.“ Während ich zu dem ganz rechten sah, blieb der andere Vampir immer noch in der Luft. Es war unglaublich, wie sich mein Körper gerade anfühlte. Der ganz rechte wurde in einem Feuerkreis eingekesselt. Er versuchte dort raus zu kommen, doch immer wenn er drüber springen wollte, verbrannte er sich irgendwo.
„Du bist also wirklich ein Mischling! Hast wohl ein paar neue Hexenfreunde gefunden. George lässt nach deinem kleinen Freund suchen. Er will ihn töten wenn du nicht zu ihm zurück gehst. Wenn es nach mir ginge, würden wir ihn einfach sofort töten. Er ist ja nicht der einzige der dir wichtig ist oder?“
Meine Hände gingen in Flammen auf und ich knurrte. Wir gingen beide in Angriffsstellung und als die zwei anderen Vampire ebenfalls auf mich los gehen wollte, gingen sie in Flammen auf ohne das ich ihnen zu nahe kommen musste.
„Margo! Margo lösche das!“ Der im Feuerkreis stehende Vampir, starrte die junge Frau an. Ich grinste da ich nun einen Namen zu ihrem Gesicht hatte. Sie sah sich ängstlich um, schien zu überlegen und dann rannte sie weg. Ich sah zu wie die brennenden Vampire ihr hinterher rannten und dabei versuchten sich zu löschen. Ich dachte daran wie das Feuer verschwand und tatsächlich, die Vampire hörten auf zu brennen.
Ich ging auf den fliegenden Vampir zu und ließ ihn auf den Boden fallen. Er machte keine Anstalten abzuhauen sondern starrte mich nur erschrocken an. Ich ließ meine Augen wieder braun werden und fragte ihn: „Willst du ihr hinterher? Oder willst du bei mir bleiben und ich trinke ein wenig von dir?“ Sein Kopf ging zwischen mir und der verschwundenen Margo hin und her. Ich lächelte und er flüsterte: „Mein Leben gehört Margo.“
„Schön. Dann lauf ihr hinterher. Ich zünde dich auch nicht an.“ Ich zwinkerte und er sah immer noch ungläubig aus. Doch er schien sein Glück nicht herausfordern zu wollen und rannte so schnell er konnte.
Dann ging ich zu dem letzten Vampir, der noch hier war. Ich ließ das Feuer erlöschen und bevor ich ihn das selbe fragen konnte, sagte er: „Du hast ihnen das Leben geschenkt obwohl wir dich hätten umgebracht. Wieso?“
„Ich bin keine Kriegerin mehr. Morden ist nicht mehr meine Welt. Keiner von ihnen hat mir etwas getan und von den Brandwunden erholt ihr euch alle wieder. Den Krieg habe ich längst hinter mir gelassen.“
Er kreuzte seine beiden Arme vor seiner Brust, die Hände zu Fäusten geballt und dann ging er vor mir auf ein Knie runter. Mit gesenktem Kopf sagte er: „Erlaube mir mit dir zu ziehen Mischling Elisabeth. Erlaube mir für dein Leben zu kämpfen.“ Ich war überrascht. Nicht einmal als ich noch im Krieg war, hatte sich ein anderer Vampir mir gegenüber verpflichtet. Ich wusste zwar was ich tun musste, um ihm mein Leben in die Hand zu legen. Doch wenn ich es nicht tun würde, könnte er sein Leben ganz normal weiterleben... Wenn Margo das allerdings herausfinden würde, hätte er nicht mehr lange zu Leben.
Ich biss mir also ins Handgelenk und ließ mein Blut auf seinen Nacken rieseln. Auf eine magische Art und Weise, erschien dort ein Wächtersymbol. Es war ein Kreuz auf dem ein Greif mit ausgebreiteten Flügeln saß.
„Erhebe dich und schütze mein Leben mit deinem. Wird dein Eid gebrochen, indem du mir Schaden zufügst, wirst du innerlich von Feuer zerfressen werden.“ Ich verschloss mein Handgelenk, da ich eh schon viel zu wenig Blut in mir hatte. Er stand auf und ich sah ihn bittend an. Ich wollte eine Erklärung, weshalb er das tat: „Mein Name ist Gail. Ich bin 348 Jahre alt und mein menschliches Alter beträgt 23. Margo hat mich vor zwei Jahrhunderten in den Krieg geholt und gezwungen zu kämpfen wenn ich überleben will. Ich hörte Geschichten über dich. Du warst die erfolgreichste Kriegerin und bist dann spurlos verschwunden. Dein Meister sucht dich immer noch. Als Margo mich dann ausgewählt hat um nach dir zu suchen, habe ich gehofft die Möglichkeit zu haben mich dir anzuschließen. Ich bin kein Krieger. Meine Gefährtin wartet seid zwei Jahrhunderten auf mich. Ich will zu ihr zurück. Sag mir für wie lange ich mich verpflichten muss um zu ihr zurück zu dürfen.“ Er hatte sie so lange schon nicht mehr gesehen... Er wusste wahrscheinlich nicht mal ob sie noch lebte.
„Wir werden zu ihr fahren. Jetzt sofort.“ Ich sah ihn lächelnd an und er flüsterte mit grünen Tränen in den Augen: „Ist das dein ernst?“
„Ich musste meinen Gefährten auch verlassen. Also ja. Das ist mein voller ernst. Ich hoffe sie hat Blut für mich. Wir holen uns ein Auto und du fährst uns hin. Ich brauche Schlaf.“ Ich ging in langsamen Schritten los und er folgte mir überrascht.
„Du vertraust mir also einfach so?“
„Klar, warum denn auch nicht? Wenn du mich verrätst, stirbst du und ich sage mir immer, jedem Vampir kann man vertrauen, bis sie das Gegenteil beweisen. Ich bin zu alt um mich ständig zu fragen wer Freund und wer Feind ist. Ich bemerke das dann schon.“
„Niemand wusste das du einen Gefährten hast... George hat uns nichts davon erzählt. Margo hätte ihn dann schon längst in ihrer Gewalt und getötet. So wie du ihren.“
„Meine Freunde sagen ich habe ihn bereits seid fünf Jahrhunderten. Aber eigentlich sind es dann doch erst ein paar Wochen. Ich kenne ihn allerdings tatsächlich schon so lange. Er war der Grund warum ich den Krieg hinter mir gelassen habe. Damals waren wir beide noch nicht bereit für unsere Gefühle. Jetzt bin ich es. Wahrscheinlich weil ich plötzlich mehr Kraft dafür brauche niemanden aus versehen in Brand zu setzen, anstatt meine Gefühle zu verbergen.“
„Das heißt du wusstest gar nicht wirklich was du da vorhin gemacht hast?“
„Naja doch. Das wusste ich schon. Zu mindestens was das Feuer angeht. Ich trainiere erst seid zwei Wochen und das ich das mit dem Wind kann, weiß ich erst seid heute.“ Dann spürte ich einen stechenden Schmerz. Mein Kopf schien zu explodieren. Mein inneres schrie nur einen Namen:
Adrian...
Ich saß neben Gail in einem geklauten Auto. Er fuhr zu seiner Gefährtin. Die Schmerzen in meinem inneren hatten immer noch nicht aufgehört. Aber ich wollte nicht umdrehen und Adrian hinterher. Die Angst, dass ich ihn nicht finden würde war viel zu groß. Außerdem wollte ich Gail helfen zu seiner Geliebten zu kommen. Normalerweise waren Vampire nicht so sozial veranlagt wie ich. Aber das war ich halt schon immer gewesen... Nein das stimmte nicht. Ich war es erst seid ich Adrian begegnet war.
In meinem Kopf kamen die Bilder von Abby, Amber, Catherine, Amalie und nun auch Gail. In so kurzer Zeit, hatte ich mir um so viele neue Personen Gedanken gemacht. Normalerweise überlebte man nicht lange, wenn man jedem blind vertraute. Doch das tat ich ja auch gar nicht. Gail schien allerdings genauso zu sein wie ich. Immerhin kannte er mich keine halbe Stunde und verpflichtete sich als mein Wächter. Lag das wirklich nur daran, dass er so viel von mir gehört hatte? Er war wahrscheinlich einfach nur verzweifelt, weil er zu seiner Gefährtin zurück wollte.
Der Schmerz in meinem inneren ließ nach und ich spürte Erleichterung. Doch auch das war nicht mein Gefühl. Konnte ich selbst auf diese Entfernung spüren, was Adrian fühlte?
Es ging ihm also gut! Ich atmete erleichtert auf und Gail fragte mich: „Hast du ihn freiwillig verlassen?“
„Ich musste. Er ist mit zwei Freundinnen von uns unterwegs. Sie waren in Gefahr. Sie fahren zu seiner Schwester, dessen Mann und...“
„Dem Mädchen aus unserem Versteck?“ Er lächelte und ich fragte verunsichert: „Woher weißt du von Amber?“
„Radon hat von ihr erzählt. Er meinte du hättest trotz deinem Blutverlust nicht einmal an ihr gerochen. Er ist ziemlich begeistert von deiner Kontrolle gewesen. Obwohl du ihn angezündet hast.“ Radon hatte Amber zu mir gebracht, ich erinnerte mich noch gut an ihn.
„Dir ist schon klar, dass ihnen auffallen wird, dass du noch lebst?“
„Macht nichts... Können Tracy und ich mit euch fliehen?“ Seine Stimme senkte sich als er ihren Namen ehrenvoll aussprach.
„Ihr könnt euch meinem Gefährten und unseren Freunden anschließen. Ich werde alleine fliehen und mich verstecken, bis ich weiß was ich tun kann damit keinem von ihnen etwas geschieht.“
„Er wird dich nicht noch einmal alleine gehen lassen, wenn er dich erst einmal wieder hat.“ Gail schüttelte seinen Kopf und ich flüsterte: „Er wird mich gar nicht wiederbekommen. Ich werde euch eine Nummer nennen, auf der ihr sie erreichen könnt. Sie werden wissen das ihr zu mir gehört, wenn ihr sie auf der Nummer anruft.“
„Wie kannst du so stark sein, Mischling? Ich könnte Tracy niemals freiwillig verlassen.“
„Adrian würde verletzt werden, wenn er bei mir ist. Als ich meine Hexenkräfte trainiert habe, wurde er schon oft genug verletzt.“ Beschämt sah ich auf meine Hände. Ich war so mit Adrians Schmerzen beschäftigt gewesen, dass ich die Grünaugen nicht hatte kommen hören... Hätte Maja nicht angerufen wären wir nun wahrscheinlich alle tot.
„Tracy wird Blut für dich haben. Du siehst so aus, als hättest du lange nichts mehr bekommen.“
„Zu lange.“
Danach fuhren wir schweigend weiter. Die Musik aus dem Radio summte leise im Auto und um so weiter wir fuhren, um so weniger spürte ich Adrian in mir. Es war als würde ich ihn wirklich verlassen. Dabei hatte ich doch gerade erst herausgefunden, was Liebe wirklich war! Das war nicht fair. Ich wollte ihn bei mir haben und nie wieder gehen lassen. Aber ich musste ihn verlassen. Das würde das beste sein. So würde er in Frieden weiterleben können.
Wir fuhren mehrere Tage wie lange genau wusste ich nicht. Irgendwann hatten wir an einem Krankenhaus angehalten und Gail hatte Blut für uns gestohlen. Er wollte nicht länger rasten als nötig, also fuhr ich danach weiter damit er schlafen konnte. Er hatte mir gesagt wo ich hin musste. In einer Kleinstadt würde er seine Tracy wiedertreffen. Ich hatte ihm zwar gesagt er müsste sie vorher anrufen, doch er wollte einfach nicht. Wahrscheinlich hatte er zu große Angst was passieren würde wenn sie ihn schon am Telefon abweisen würde.
Dann endlich waren wir da. Ein kleines Haus, etwas abgelegen. Gail wachte auf und ich ließ meine Energie platzen um uns anzukündigen. Er zuckte zusammen und ich entschuldigte mich murmelnd. Ich musste lernen mein Gegenüber vorzuwarnen wenn ich so etwas tat.
Wir stiegen langsam aus und drinnen konnte ich einen Vampir spüren... Nein mehrere. Sie zogen ihre Energie zurück, als sie meine spürten. Wahrscheinlich machte ich ihnen Angst.
Gail ging hinter mir, obwohl er wahrscheinlich am liebsten rein stürmen würde. Ich klopfte an die Tür und von drinnen hörte ich eine Frauenstimme: „Wer ist da?“ Gail neben mir begann stumm zu weinen. Das musste Tracy sein, also erwiderte ich: „Eine Freundin. Mach auf Tracy.“ Geschockt darüber, dass ich ihren Namen kannte, wurde die Tür aufgerissen. Doch als sie ihren Mann sah, vergaß sie mich und starrte ihn an. Auch sie begann zu weinen. Grüne Tränen liefen über ihr Gesicht und ich wollte die beiden nicht stören, schlich mich an Tracy vorbei und betrat das kleine Haus. Zwei weitere Vampire warteten im Flur und hatten ebenfalls grüne Augen. Ich konterte mit meinen roten und als sie ihre Energie platzen ließen, knurrte ich. Sie waren nicht stark, wirkten aber streitlustig.
„Ich bin mit Gail hier. Also zügelt euch.“ Meine Finger wurden von Feuer umschlossen und sie wichen erschrocken zurück.
„Es gibt dich wirklich. Ich fasse es nicht.“ Der Mann links kam mir nicht bekannt vor. Er war groß, hatte ein schmales Kreuz und ein markantes Gesicht. Der rechte Mann allerdings sah Gail sehr ähnlich. Als er diesen dann hinter mir entdeckte, wie er in den Armen von Tracy lag flüsterte er: „Du hast ihn uns zurück gebracht. Gott möge dein Behüter sein.“ Er kreuzte seine Fäuste auf seiner Brust und verneigte sich ehrfürchtig.
Ich legte den Kopf schief und murmelte: „Das wird echt nervig... Ich bin Elly. Und ihr seid?“
Der rechte Mann antwortete prommt während er sich erhob: „Grünauge Morty. Onkel von Gail.“
„Grünauge Max. Ein Freund. Es ist eine Ehre dich zu treffen. Ich habe gehört das du wahnsinnige Kräfte haben sollst.“
„Vor allem habe ich wahnsinnigen Durst und brauche Blut.“ Ich ließ das Feuer erlöschen und Max sagte schnell: „Ich hole dir jemanden. Komm, setz dich doch. Gail und Tracy werden wohl einen Moment für sich brauchen.“ Er führte mich in ein gemütliches Wohnzimmer, wo ich Platz nahm. Es dauerte nicht lange, da kamen Tracy und Gail ebenfalls rein. Beide weinten und hielten sich umklammert. Tracy war klein, sogar noch kleiner als ich. Ihre schwarzen Haare waren lang und wellig. Sie sah perfekt aus und erinnerte mich daran, dass ich mal wieder eine Dusche nötig hatte. Doch daran dachte ich gerade nicht. Meine Verbindung zu Adrian war nun komplett weg und ich machte mir sorgen.
„Ich danke dir. Du stehst tief in meiner Schuld. DU hast mir meinen Mann zurück gebracht und ich werde dich mit meinem Leben beschützen.“ Sie verbeugte sich ebenfalls vor mir und ich winkte ab während ich locker meinte: „Das erledigt Gail schon für dich. Ich wäre mit ein bisschen Blut schon ganz dankbar.“ Wie auf Kommando kam Max mit einer jungen Frau um die Ecke. Sie lächelte mich an. Ihre braunen Haare waren bis zu ihrem Kinn abgeschnitten und sie sah ebenfalls ziemlich gut aus, weder dick noch dünn. Sie sah aus als würde man sich hier gut um sie kümmern.
Sie setzte sich neben mich und während Tracy zu mir sprach, biss ich der Frau ins Handgelenk: „Du bist für mich ein Engel. Du bekommst alles was du möchtest von uns.“
„Tracy, sie hat uns angeboten, dass wir mit ihren Freunden fliehen können. Wir müssen uns vor George verstecken. Er wird nach mir suchen lassen. Er wird nicht zulassen, dass es die Runde macht. George duldet keine Überläufer in seinen Reihen.“
„Meinst du nicht sie hat schon genug für uns getan?“
„Ich bin ihr Wächter Tracy. Ich schulde ihr mein Leben. Sie hätte mich töten können. Doch sie hat mich am Leben gelassen. Ich durfte wählen ob ich bei ihr bleibe oder zurück zu George gehe. Sie hat ein so großes Herz. Ich werde ihr glauben, wenn sie sagt wie wären nicht sicher.“ Er sah seine Frau überglücklich an. Selbst dieses ernste Gespräch, ließ die beiden nicht weniger Glücklich aussehen.
„Na gut... Wann wird es denn los gehen?“ Jetzt sahen die beiden mich an. Ich hörte kurz auf zu trinken und sagte ernst: „So schnell wie ihr könnt. Eure romantische Wiedervereinigung wird warten müssen... Gail, du musst für mich auf Amber aufpassen sobald du bei ihnen bist. Die anderne können selber für sich sorgen. Aber sie ist noch ein Kind. Sie wird deinen Schutz dringender brauchen als ich.“
„Ich werde sie mit meinem Leben beschützen.“ Er verbeugte sich erneut leicht und schon verschwanden die beiden um zu packen. Ich trank noch ein bisschen, bis die beiden mit einer gepackten Tasche runter kamen. Sie verabschiedeten sich von ihrer Familie. Gail sah man an, dass für ihn gerade nichts anderes zählte als Tracy. Er sprach mit Max und Morty kaum ein Wort. Kurz darauf saßen wir schon wieder im Auto und ich gab Tracy die Nummer.
„Niemand anderes darf diese Nummer bekommen. Sagt ihnen, dass ich in Sicherheit bin und zu ihnen komme sobald ich kann. Ich fahre noch ein Stück mit euch mit. Dann lasst ihr mich irgendwo raus und ich verschwinde.“
„Du willst wirklich nicht zu deinem Gefährten zurück?“ Tracy berührte Gail durchgehend am Knie. Ich seufzte und antwortete: „Das hat nichts mit wollen zu tun. Ich muss, weil er sonst in Gefahr ist.“
Danach wieder schweigen. Irgendwann fingen die beiden vorne an zu reden. Aber ich wollte mich nicht einmischen. Nach ein paar Stunden bat ich Tracy allerdings auf der Nummer anzurufen, damit sie nicht zu lange in die falsche Richtung fuhren.
Es klingelte dreimal, als ich die Stimme von Adrian hörte: „Elly. Oh Gott sei dank. Wo bist du?“ Ich begann still zu weinen, als ich die Sorge in seiner Stimme hörte. Tracy drehte sich verzweifelt zu mir um und sagte: „Hier ist nicht Elly. Ich heiße Tracy. Sie hat meinem Mann und mir diese Nummer hier gegeben, wir sollten euch anrufen und zu euch stoßen. Mein Mann ist ein Wächter von Elly. Er hat sich heute verpflichtet und wir sollen mit euch zusammen fliehen.“
Es war Stille und im Hintergrund hörte ich Amber schreien: „Ist das Elly?! Gib sie mir! Ich will mit meiner Schwester reden!“
„Das ist nicht Elly. Es ist eine Freundin von ihr.“ Adrian hörte sich immer noch besorgt an als er wieder mit Tracy sprach: „Wo ist Elly?“
Ich schüttelte den Kopf. Er sollte nicht wissen, dass ich noch da war. Also log Tracy: „Sie ist alleine geflohen. Sie wollte viel Abstand zwischen uns bringen, damit wir nicht in Gefahr sind. Mein Mann Gail ist ein geflohener Krieger. Sie hat ihn heute von Grünauge George befreit.“
„Verdammt Elly... Na gut. Wir werden uns treffen und dann beurteile ich, ob wir euch trauen können. Ich rufe dich in ein paar Minuten auf dieser Nummer wieder an.“ Dann legte er einfach auf. Ich schloss die Augen und Tracy murmelte: „Du hast eine Schwester?“
„Sie ist das kleine Menschenmädchen von dem ich erzählt habe. Ich habe sie aus George Versteck befreit... Adrian wird wahrscheinlich einen Beweis brauchen, dass ich euch wirklich zu ihnen geschickt habe. Du wirst ihm sagen, dass ich ihm Rosen schicke sobald ich in Sicherheit bin. Dann wird er wissen das ihr zu mir gehört. Ich werde jetzt weg rennen. Ich darf nicht wissen wo er sich aufhält.“ Dann sprang ich aus dem fahrenden Auto. Ich rollte mich ab und kullerte von der Straße in einen Graben. Dort begann ich dann wirklich zu weinen. Adrian hatte mich am Telefon erwartet... Aber er war schon bei Maja, Mike und Amber. Also waren die Hexen auch in Sicherheit. Alle waren in Sicherheit und die Last fiel von mir ab.
Ich bemerkte wie alleine ich nun war. Vor ein paar Wochen noch, war ich immer alleine gewesen. Da hatte mich das nicht gestört. Doch jetzt wollte ich zu ihnen hin und nie wie von ihnen getrennt sein. Anscheinend hatte ich nun wirklich Gefühle. Als ich zum Vampir geworden war, hatte ich nicht nur meine Hexenkräfte tief in mir vergraben. Nun waren meine Kräfte und meine Gefühle wieder aus mir heraus gebrochen.
Als ich mich endlich aufrappeln konnte, rannte ich die Straße entlang, zu der nächsten Stadt. Ich brauchte ein Handy und einen Ort wo ich mich verstecken konnte. Das erwies sich gar nicht mal als so schwer. In einer Kleinstadt angekommen, fand ich einen kleinen Laden. Ich ging rein und bemerkte meine dreckige Kleidung. Meine roten Haare waren hoch zusammengebunden und auch die waren ziemlich verdreckt. Der junge Verkäufer hinter der Theke sah mich verwirrt an als ich zu ihm hin ging. Ich setzte mein bestes Lächeln auf und sagte: „Guten Tag. Ich hatte ein paar Meilen weiter, eine Panne und habe mein Handy nicht dabei. Ich brauche also ein neues um ein paar Freunde anzurufen. Bekomme ich hier so etwas?“ Er begann zu lächeln und ich roch wie seine Hormone in ihm durch gingen. Ich trug nur eine Hotpants und ein bauchfreies Top. Dazu Cowboystiefel.
„Aber natürlich. Hier in der Stadt gibt es auch einen Pannendienst wenn Sie den brauchen.“
„Aber nein. Das wird schon gehen. Was ich dringend bräuchte wäre eine Dusche. Du weißt nicht zufällig wo ich mich frisch machen kann?“ Ich spielte an meinen Haaren herum und klimperte mit den Augen. Er grinste nun noch breiter. Er war vielleicht gerade mal aus der Schule raus.
„Ähm... Ich wohne nicht so weit von hier weg und habe bald Feierabend. Wenn du willst kannst du bei mir duschen.“ Er reichte mir ein Handy mit Karte darin und schien vergessen zu haben das ich das auch zahlen muss.
„Super. Das ist sehr nett von dir.“ Ich nahm das Handy und schmiss ihm ein paar Scheine auf den Tresen während ich es an schaltete. Der Laden war ziemlich leer. Außer mir war kein Kunde da, zu mindestens bis zu diesem Moment. Eine junge Frau kam herein. Sie roch nach Lavendel, hatte blonde lange Haare und eine noch kürzere Hose als ich an. Wenigstens trug sie ein anständiges Top, welches sie allerdings nicht wirklich gut ausfüllen konnte. Sie erblickte mich und erstarrte. Als sie mich von oben bis unten musterte, sagte der Mann hinter dem Tresen: „Hey Jolly. Was kann ich für dich tun?“ Doch er sah sie nicht an sondern starrte auf meinen Rücken. Diese Jolly schnappte nach Luft und sagte bissig: „Ich wollte meinen Freund nur in der Pause besuchen kommen.“ Provokativ kam sie auf ihn zu und küsste ihn lange und ausgiebig. Ich zog nur die Augenbraue hoch und fragte: „Meinst du nicht er ist ein wenig zu alt für dich?“ Sie sah nicht älter aus als Amber.
„Was geht es dich an? Wer bist du überhaupt? Aus welchem Loch bist du eigentlich gekrochen?“ Jolly verschränkte die Arme und ich meinte charmant: „Dein Freund hat mir seine Dusche angeboten, damit ich mich sauber schrubben kann. Ich werde also nicht lange so aussehen als wäre ich aus einem Loch gekrochen.“ Dann ging ein Streit los. Während die beiden sich anschrien, klaute ich mir mein Geld wieder vom Tresen und verschwand wieder nach draußen auf die Straße. Direkt gegenüber gab es ein Modegeschäft in das ich spazierte.
Eine nette Dame stand hinter dem Tresen und begrüßte mich freundlich. Ich lächelte sie ebenfalls an und schnell hatte ich eine neue Hotpants und ein Top gefunden. Das würde auch meinen Bauch verdecken.
Ich bezahlte und fragte nach einem Hotel, sie beschrieb mir den Weg dort hin, es war gerade einmal drei Straßen weiter, dort würde ich duschen und dann ein paar Telefonate führen.
Als ich also dort ankam, gab man mir ein freies Zimmer. Das war gar nicht mal so schwer, da dort gerade keine Gäste waren. Ich bekam das Zimmer zu einem sehr günstigen Preis. Ich besaß nur das bisschen Bargeld in meiner Hosentasche und wusste das es nicht reichen würde. Doch ich würde schon Geld beschaffen können.
Nach einer erholsamen Dusche rief ich meinen Informanten an. Er war ein Blauauge und hatte mir schon so oft den Arsch gerettet, er tat das, weil er strikt gegen diesen Krieg war und mir helfen wollte ihn zu vernichten.
„Elly. Endlich. Grünauge George ist hinter dir her. Er sucht das ganze gottverdammte Land nach dir ab. Bist du in Sicherheit?“
„Ja, das bin ich.“ Ich würde ihm nicht verraten wo ich mich aufhielt, falls irgendwer eine Verbindung zwischen uns herstellte und ihn zwang alles zu erzählen.
„Was ist mit dem Kopfgeldjäger?“ Er meinte Adrian. Er wusste, dass wir eigentlich Freunde waren. Mehr wusste er aber nicht.
„Der ist auch in Sicherheit. Hör zu, ich werde deine Dienste erst einmal nicht brauchen. Sobald das alles überstanden ist melde ich mich bei dir... Achja und jeder der fragt... Es stimmt. Ich bin eine Hexe.“ Damit legte ich auf. Wir durften nicht zu lange telefonieren. Ich hatte immer Angst ihn in Gefahr zu bringen. Lustigerweise kannte ich nicht einmal seinen Namen. Er war noch ängstlicher als ich. Nur einmal hatten wir uns persönlich gesehen und das auch nur kurz.
Dann überlegte ich Adrian anzurufen. Ich vermisste ihn. Aber ich durfte das nicht. Die nächsten paar Monate würde ich ihn wohl nicht wiedersehen. Ich musste sichergehen, dass George das Interesse an ihnen verlor. Irgendwann würde er sich nur noch auf mich konzentrieren und Adrian einfach vergessen. Das würde ich ausnutzen um zu ihm zurück zu kehren.
Ich hielt es ein paar Stunden aus nicht mit ihm zu reden. Doch dann wurde die Sehnsucht zu groß und ich wählte die sichere Nummer. Es tutete unendlich lange dreimal, bis ich seine Stimme hörte: „Wer ist da?“
„Ich bins. Wie geht es euch? Sind die beiden neuen bei euch angekommen?“ Ich wollte keine Namen nennen, falls wir doch abgehört wurden.“
„Ja sind sie. Der Mann hat mir erzählt was du getan hast. Das ist unglaublich... Wann kommst du zu uns?“ Er klang traurig.
„Das wird dauern. Ich verstecke mich eine Weile und dann werde ich irgendwann zu euch kommen. Bitte sag mir das ihr alle in Sicherheit seid.“
„Das sind wir... Deine Schwester will mit dir reden. Sie hat Angst. Bitte sag mir das du länger telefonieren kannst als ein paar Minuten. Wenn ich dir deine Schwester gebe, bist du noch am Telefon oder?“
„Aber natürlich.“ Lüge! Ich würde nach dem Gespräch mit Amber sofort auflegen, damit ich nicht weinen musste. Ich wollte nicht das Adrian mitbekam wie schlecht es mir ging.
Leise im Hintergrund hörte ich wie er zu Amber sagte, sie dürfte keine Namen benutzen. Danach hörte ich ihre zittrige Stimme: „Wo bist du?“
„Hey kleine. Ich komme sobald ich kann zu euch. Das verspreche ich dir. Hör zu meine Süße. Du musst darauf hören was sie dir sagen. Verstehst du? Geh niemals an das Handy ohne ihre Erlaubnis und sag niemandem deinen Namen. Am wichtigsten ist aber, dass du mit keinem Fremden sprichst, wenn sie es dir nicht erlaubt haben. Verstehst du mich? Das ist ganz wichtig.“
„Ja, ist Ok... Ich vermisse dich. Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Kommst du uns bald besuchen?“
„Ich gebe mein bestes. Wir müssen jetzt auflegen.“
„Aber dein Mann wollte doch noch mit dir sprechen.“ Sie klang verwirrt und mir kamen schon die Tränen hoch. Ich atmete tief durch und sagte mit bedrückter Stimme: „Sag ihm das ich ihn liebe und das er aufhören soll herum zu erzählen wir wären verheiratet, wenn wir es nicht sind.“
„Ok mache ich große Schwester.“
„Hab dich lieb kleine Schwester.“ Ich lächelte und legte dann auf. Schon kamen erneut die Tränen. Ich war einfach fix und fertig. Mein inneres Schrie nach Adrian. Ich wollte so dringend wissen warum mir alles weh getan hatte, als ich Gail traf. Irgendetwas war ihm da passiert. Wahrscheinlich hatte eine der Hexen ihm wieder etwas getan.
Irgendwann schaffte ich es mich auf dem weichen Bett in den Schlaf zu weinen. Ich dachte daran wie es wäre wenn Adrian bei mir wäre. Ich vermisste ihn so sehr.
Am nächsten Morgen ging ich zum Frühstücken runter. Die nette Dame machte mir Frühstück und brachte mir Kaffee. Als sie kurz weg war, konzentrierte ich mich auf den Kaffee und versuchte ihn zu erwärmen. Doch ich bekam es nicht hin. Mit Wasser konnte ich also nichts anfangen. Nur mit Feuer und Wind.
Als ich am Essen war rief ich in meiner Wohnung an, wo ich Abby gelassen hatte. Die Wohnung lief zwar nicht über meinen Namen, doch ich wollte trotzdem hören ob es ihr gut ging.
„Hey, hier ist Abby, wer ist da?“ Sie klang fröhlich. Wenigstens eine. Ich atmete auf und sagte grinsend: „Hey, ich bin es. Wie ist meine Wohnung?“
„Oh Gott, hey. Ich habe ja ewig nichts mehr von dir gehört. Als ich aufgewacht bin warst du einfach weg. Es ist großartig hier. Ich liebe diese Wohnung... Sag mal, wo bist du eigentlich? Ich habe von meinem Boss komische Geschichten über dich gehört. Er wollte wissen ob mit mir alles Ok ist, weil ich dich ja vor drei Wochen bedient habe. Ich habe gesagt ich hätte keine Ahnung wer du bist und das ich auch nicht weiß wo du bist. War das richtig?“
„Das war perfekt. Verneine jegliche Verbindungen zu mir und wenn du mal in Schwierigkeiten kommen solltest, gebe ich dir gleich eine Nummer die du immer anrufen kannst. Dort ist dann mein Gefährte dran und der wird dir bei allem helfen.“ Ich gab ihr die sichere Nummer und sie bedankte sich noch tausendmal bei mir, bevor wir auflegten.
Bevor ich bezahlen konnte, ging ich kurz zu einer Bank. Dafür musste ich ein paar Minuten laufen. Ich wurde von vielen Männern angestarrt. Doch das kannte ich ja schon. Ich kaufte mir noch schnell einen Rucksack und eine Brieftasche. In den Rucksack steckte ich noch ein paar neue Klamoten die ich mir kaufte. Meine Haare trug ich ausnahmsweise mal offen und als ich ein paar tausend Doller mehr in meiner Tasche hatte, bezahlte ich schnell das Zimmer und verschwand von dort. Mir wurde angeboten ein Auto zu kaufen, doch ich lehnte ab und ging zu Fuß. Anfangs noch in menschlicher Geschwindigkeit, da ich gar nicht wusste wo ich hin sollte. Als ich schon ein paar Stunden auf einer einsamen Straße unterwegs war, hielt ein Trucker neben mir und ich machte die Tür auf während ich fragte: „Nimmst du mich vielleicht ein Stückchen mit?“
„Klar, wohin solls den gehen?“ Er trug eine verwaschene Jeans, ein weißes Unterhemd und ein rot-schwarz karriertes Hemd. Seine Haare waren lang aber gewaschen. Sein Bart war genauso rot und ungepflegt wie seine Haare. Doch er stank nicht, roch nach Parfüm.
„Wo auch immer du mich hinfährst.“ Ich stieg lächelnd ein und er grinste als er wieder los fuhr.
„Wie heißt du?“ Ich lächelte ihn an und er meinte locker: „Hank. Was ist mit dir?“
„Elly. Wirklich nett, dass du mich mitnimmst.“
„Du siehst jung aus und ich lasse ungerne junge Frauen alleine am Straßenrand stehen.“ Wenn der wüsste wie alt ich wirklich war!
„Wirklich freundlich. Die meisten hätten mich einfach stehen lassen oder mich überfahren.“ Ich lächelte ihn an und bekam langsam großen Hunger. Aber er war zu nett. Ich würde ihn nicht beißen. Am Abend würde ich mir irgend eine Disko suchen und mir da jemanden angeln.
„Haust du vor irgendwem ab?“
„Eigentlich reise ich durch das ganze Land mit meinem gesamten gesparten in meinem Rucksack. Ich will sehen wie weit ich ohne Arbeit und mit wenig Geld komme. Bis jetzt bin ich von Miami nach hier gekommen. Ist also gar nicht so schlecht.“ Es störte mich nicht den netten Mann anzulügen, denn wie sollte er die Wahrheit herausfinden? Außerdem fand ich seine soziale Ader bemerkenswert. Er sollte auch für das nächste Mädchen anhalten.
„Wow, dass ist sehr weit. Aber bist du nicht ein wenig zu jung um ganz alleine durch das Land zu reisen?“ Er nickte beeindruckt.
„Ich bin 22. Ich weiß ich sehe jünger aus, aber es stimmt.“ Noch eine Lüge die mir leicht über die Lippen kroch. Normalerweise unterhielt ich mich selten mit Menschen. Nicht, weil ich dachte sie wären unter meiner Würde. So dachten viele Vampire, aber ich lügte einfach nicht gerne andere an. Menschen musste ich dauerhaft anlügen und das mochte ich nicht.
„Na dann bist du ja vielleicht gar keine Frau in Nöten. Brauchst du meine Hilfe dann überhaupt?“ Er grinste und ich lachte: „Naja entweder ich sitze in deinem gemütlichen Truck und habe nette Unterhaltung, oder ich laufe alleine durch die Hitze bis zur nächsten größeren Stadt.“
„Bis zur nächsten Stadt sind es noch ein paar Meilen. Du solltest dich vielleicht ausruhen.“ Er lächelte und ich nickte dankbar. Also lehnte ich mich nach hinten und schloss dankbar meine Augen. Endlich würde ich etwas ruhe finden.
Unruhig wurde ich wach. Ich hörte meine Schwester und Mike reden. Sie sprachen leise über Gail und Tracy. Die beiden waren nun seid einem Monat bei uns und hatten sich gut eingebracht. Amber verstand sich gut mit allen. Vor allem aber freute sie sich immer darüber denn Catherine und Amalie menschliches Essen mit ihr teilten. Amber nahm auch endlich ein wenig zu. Sie hatte uns erzählt, dass sie für ihr alter schon immer zu klein gewesen war. Ich hatte sie einmal dabei erwischt wie sie meine Schwester Mum genannt hatte. Maja war danach unerträglich glücklich gewesen.
Ich ließ mein Gesicht über die kleine Lichtung wandern, auf der wir uns versteckten. Wir waren mitten im Wald und hier gab es eine kleine Höhle, wo Catherine, Amalie und Amber schliefen. Wir hatten ihnen Decken besorgt. Gail und Tracy lagen nah bei der Höhle auf dem Gras und schliefen eng aneinander. Gail hatte ein Wächtersymbol im Nacken und diente Elly. Diese hatte ihm befohlen auf Amber aufzupassen. Tracy und er wichen nicht von Ambers Seite. Amber bemerkte es aber kaum, weil er mit den Hexen spielte. Vor allem die Kräfte von Catherine hatten es ihr angetan. Sie ließ sich gerne von der Hexe durch die Luft wirbeln. Catherine tat ihr dabei natürlich nicht weh. Doch ich sah es dennoch nicht gerne. Elly würde es umbringen das zu wissen. Kurz nachdem die Hexen und ich bei meiner Schwester, Mike und Amber angekommen waren, hatte Amber mit dem Schlangengift gespielt und als wir es bemerkten hatte sie mich aus versehen damit beschossen. Es hatte furchtbar weh getan. Aber ich hatte Amber nicht anschreien wollen. Ihre Angst vor mir war in dem Moment schon fast greifbar. Doch sie musste mir versprechen nie wieder mit einer Waffe zu spielen. Seid dem hatten wir eine Verbindung aufgebaut. Ich hatte ihr gesagt ich könnte der coole Onkel sein, mit dem sie durch die halbe Welt reiste und sie war sofort darauf angesprungen.
Wir waren eine ziemlich große Gruppe, aber alle verstanden sich gut. Nur, dass Gail mir nicht ganz sympathisch war. Er sprach von meiner Elly, als wäre sie dein persönlicher Engel. Er und Tracy hatten sie als letzte von uns allen gesehen. Seid Wochen hatte ich nicht mehr mit Elly gesprochen. Sie hatte ihr Handy ausgeschaltet und auch nicht noch einmal angerufen. Amber hatte mir von ihr ausgerichtet, dass ich aufhören sollte mich als ihren Mann auszugeben solange wir nicht verheiratet waren. Doch für mich war sie bereits meine Frau. In meinem inneren konnte ich ihre Sehnsucht spüren. Sie vermisste uns alle genauso wie wir sie. Ich erinnerte mich an die angenehme Wärme, als ich ihre brennende Haut berührt hatte. Es waren keine Schmerzen gewesen. Nicht so wie wenn Amalie mich angezündet hatte. Elly und mich verband viel mehr als eine Freundschaft. Schon immer doch wir hatten es nie bemerkt. Bis zu dem Moment als sie mich angerufen hatte um mich um Hilfe zu beten. Danach hatte sie sich mir geöffnet und von mir getrunken. Seid dem konnte ich an nichts anderen als sie mehr denken.
Das Gespräch zwischen Maja und Mike wurde noch leiser, doch ich konnte sie trotzdem noch hören. Sie sprachen über Elly.
„Mike, wir wissen nicht einmal wo sie ist. Sie hat uns Amber anvertraut, weil sie wusste das so etwas passieren würde. Wir müssen unsere Entscheidungen ohne Elly treffen und wenn wir finden Amber könnte ein Training vertragen, dann lassen wir ihr dieses auch zukommen. Elly würde wollen, dass Amber sich verteidigen kann.“
„Sie wird niemals gegen einen Vampir bestehen können. Also was würde das bringen?“
„Wir wissen nicht was Amber später einmal will. Vielleicht will sie keiner von uns werden und ihr menschliches Leben fortsetzen. Dann sollte sie sich gegen ihresgleichen verteidigen können. Sie ist klein und schwach und somit ein leichtes Ziel. Nicht nur Vampire können grausam sein. Menschen sind das genauso.“
„Elly wollte das wir sie in Sicherheit bringen und nicht fast umbringen. Sie würde unter diesem Training leiden, bis sie stärker wird und das würde Elly nicht wollen.“
„Wir sind für Amber verantwortlich. Sie sieht uns als ihre Eltern an. Sie gehört nun uns, bis Amber das nicht mehr möchte und das bedeutet wir entscheiden das und nicht Elly.“
„Wenn Elly denkt wir hätten uns falsch um Amber gekümmert, wird sie uns umbringen. Sie liebt Amber.“
„Genau wie wir. Dann lassen wir es halt Amber entscheiden. Tracy und Gail könnten sie trainieren. Gail würde niemals zulassen das Amber sich verletzt. Er hat es Elly geschworen.“
Der Name meiner Frau fiel seid Monaten ständig. Nur ich wollte mit niemandem über sie reden. Es wäre zu schmerzlich für mich lustige Geschichten über sie zu erzählen. Ich lachte schon nicht mehr seid ich sie hatte verlassen müssen. Viel sprechen tat ich auch nicht. Nur mit Amber, da sie immer so traurig wirkte, wenn andere ihr von lustigen Geschichten erzählten, die schon Jahrhunderte her waren. Es viel ihr schwer der einzige reine Mensch zu sein.
„Meinst du wir sollten sie doch suchen? Sieh dir Adrian an. Er leidet. Er kann kaum noch schlafen und redet manchmal mit sich selbst. Zwischendurch habe ich das Gefühl er hätte Schmerzen. Außerdem trinkt er zu wenig Blut. Er braucht sie.“ Maja sah kurz besorgt zu mir rüber. Ich sah absichtlich weg und Mike antwortete angespannt: „Er wird uns niemals nach ihr suchen lassen. Er gibt uns ja nicht einmal das Handy. Er respektiert Ellys Wunsch, sie wird sich bei uns melden sagt er immer. Das letzte mal ist fast ein Monat her. Ich weiß nicht wann es das nächste mal sein wird. Aber ich kann verstehen das es Adrian nicht gut geht. Wenn ich mir nur vorstelle du wärst an Elly Stelle...“ Er brach ab und ich schloss wieder die Augen. Ich wollte einfach nur schlafen. Das Notfallhandy von Elly, behielt ich immer bei mir, falls sie anrufen würde.
Als ich am morgen wieder wach wurde, waren die anderen schon auf den Beinen. Gail und Amber standen in der Mitte der Lichtung und er zeigte ihr ein paar Griffe, wie sie sich verteidigen konnte. Ich lächelte als ich sah wie sehr Amber sich anstrengte. Ihre blonden Haare hatte Maja ihr zu einem Zopf geflochten und sie trug eine lange Hose und einen Pulli. Die Sachen waren ihr zu groß, doch als ich ihr gesagt hatte sie wären von Elly, hatte sie es nicht mehr ausziehen wollen.
Tracy saß ganz in der Nähe ihres Mannes und sah ihm lächelnd dabei zu wie er mit Amber sprach und ihr Griffe zeigte. Ich starrte sie an, weil sie ebenfalls über Elly sprach als wäre sie eine heilige. Die beiden hatten sie kaum gekannt und schon geliebt. So etwas konnte wirklich nur Elly in anderen auslösen. Selbst Catherine hatte Elly sofort ins Herz geschlossen. Dabei war sie nicht die geselligste Person.
Die Hexen spazierten im Wald und suchten irgendwelche Kräuter zusammen. Maja und Mike waren jagen. Wir ernährten uns seid wir hier waren von Tieren. Wir alle waren ziemlich fertig. Wenn wir mal ein großes Tier fanden, saugten wir es aus und die Hexen bereiteten es dann zu. Am Eingang der Schlafhöhle hatten wir eine Feuerstelle gemacht, damit Amber sich im dunkeln nicht fürchten musste. Auch Catherine und Amalie waren froh über das Licht nachts. Die drei waren nachts so gut wie Blind ohne das Feuer.
Gail packte Ambers Handgelenke von hinten und sie drehte sich langsam um, während sie ihre Hände drehte um dann ihr Bein gegen Gail zu schleudern. Gail fiel auf die Knie und Amber rammte ihr Knie in sein Gesicht. Gail hatte sie los gelassen und fiel auf den Rücken. Amber freute sich und rief zu mir rüber: „Hast du das gesehen Adrian?!“
„Das hast du super gemacht!“ Ich grinste über ihre kindliche Freude. Gail stand ohne schmerzen auf und sie wiederholten das noch ein paar mal. Jedes mal tat Gail so als würde er tatsächlich zu Boden gehen. Er ging unfassbar toll mit Amber um. Wenn sie mal eine Pause wollte, gab er ihr diese. Selbst wenn sie noch nicht einmal eine Stunde übten und sie um eine Pause bat. Er blieb ruhig, brachte ihr trinken und ein bisschen belegtes Brot, dass ich besorgt hatte.
Ich saß einfach nur den ganzen Tag an ein und dem selben Fleck und hatte das Notfallhandy neben mir liegen. Ich wollte nicht aufstehen oder mit den anderen reden. Die Hexen rührten über den Tag irgendeinen Trank, Amber spielte irgendwann mit Mike Fußball, Gail und Tracy saßen meistens zusammen und tuschelten und Maja kümmerte sich um das Feuer, falls den Hexen oder Amber mal kalt werden sollte. Die anderen achteten nicht wirklich auf mich. Sie wussten, dass ich zu fast nichts zu gebrauchen war.
Dann endlich klingelte das Telefon. Alle Köpfe drehten sich zu mir, als ich erleichtert abnahm: „Wer ist da?“
„Ähm... Ich heiße Abby... Wer ist da?“ Elly hatte mir von einer Abby erzählt. Sie waren Freundinnen. Abby lebte in der Wohnung von Elly in Miami.
„Ein Freund. Was willst du Abby?“
„Bist du ihr Gefährte?“ Sie war also vorsichtig. Ich lächelte und antwortete unter den Blicken der anderen: „Ich bin ihr Mann. Was willst du von uns Abby?“
„Sie hat mich gestern angerufen ich sollte ihrem Gefährten etwas ausrichten. Aber ich brauche die Sicherheit das du es wirklich bist. Darauf hat sie bestanden... Gib mir bitte ihre Schwester.“ Sie klang gelassen also winkte ich Amber zu mir rüber. Sie kam angerannt und fragte leise: „Ist sie das?“
„Nein. Das ist eine Freundin von ihr. Sie will mit dir sprechen.“ Ich reichte ihr nur ungerne das Telefon. Das kleine Mädchen nahm es an ihr Ohr und fragte unsicher: „Hallo?“
Gedämpft hörte ich Abbys Stimme: „Hey. Ich rufe im Auftrag deiner Schwester an. Kannst du mir bitte sagen, um was deine Schwester dich bei eurem letzten Telefonat gebeten hat?“
„Ich sollte ihrem Gefährten sagen, dass sie ihn liebt und er aufhören soll herum zu erzählen er wäre ihr Mann wenn sie nicht verheiratet sind.“ Amber sah mich unsicher an. Ich lächelte und dann hörte ich Abby sagen: „Danke. Deine Schwester will das ich dir folgendes sage. Du sollst brav bleiben und sie wird bald zu Besuch kommen. Sie vermisst dich ganz dolle... Kann ich ihr etwas von dir ausrichten?“
„Sagst du ihr, dass ich meine Eltern endlich gefunden habe? Und das ich sie ganz doll lieb habe. Achja und ihr Wächter bringt mir das Kämpfen bei. Er ist super nett. Genau wie seine Frau.“ Amber sah zu den anderen rüber. Maja und Mike lagen sich glücklich in den Armen. Amber hatte sie zum ersten mal vor allen als Eltern bezeichnet. Kinderliebe war einfach unfassbar groß.
„Das werde ich ihr sagen. Gibst du mir ihren Mann bitte noch einmal?“
„Ok.“ Amber gab mir das Telefon und setzte sich vor mich in den Schneidersitz. Auch die anderen kamen nun näher zu uns. Die Hexen und Amber konnten nichts verstehen von dem, was Abby mir sagte, also stellte ich das Handy auf laut.
„Also, ich soll dir von ihr sagen, dass sie sich in Sicherheit befindet und das sie dich vermisst. Sie liebt dich und wird bald zu dir kommen. Es geht ihr gut und sie ist in Sicherheit... Achja und falls es dich beruhigt... Sie nennt dich auch ihren Mann. Soll ich ihr etwas ausrichten, wenn sie wieder anruft?“ Abby klang gehetzt und wollte wohl am liebsten auflegen. Anscheinend hatte Elly sie gebeten ganz schnell wieder aufzulegen.
„Sag ihr das ich sie liebe und das sie sich die Zeit nehmen soll die sie braucht.“ Es tat mir weh ihr das zu sagen. Ich wollte das nicht sagen. Aber ich wusste auch das Elly gute Gründe hatte von und fern zu bleiben.
„Das mache ich und... Sie liebt dich wirklich sehr. Als sie mir die Nachrichten für euch gegeben hat, hat sie geweint. Sie will so schnell sie kann zu euch kommen. Ich muss jetzt auflegen. Ich telefoniere schon zu lange mit euch.“ Schon hatte sie aufgelegt. Ich legte das Handy weg und Amber flüsterte: „Adrian... Ist alles ok?“ Doch ich wollte nicht antworten. Ich stand einfach auf und rannte in den Wald. Elly hatte geweint. Es war also nicht so als würde sie von mir weg bleiben wollen. Sie konnte nicht zu uns kommen. Wir waren immer noch in Gefahr. Sonst wäre sie schon wieder bei uns.
Ein paar Meilen von der Lichtung entfernt setzte ich mich und weinte still. Die Sehnsucht nach Elly wurde immer stärker. Ich brauchte sie bei mir. In der Ferne roch ich ein Tier. Ein Hirsch. Er würde den Hexen und Amber bestimmt gut schmecken. Ich riss mich zusammen und nahm die Jagt auf. Ich brauchte eh dringend Blut.
Zwei Stunden später kam ich mit dem toten Hirsch zurück auf die Lichtung. Amber sah mich vorsichtig an, die anderen versuchten mich zu ignorieren um mir nicht zu nahe zu treten. Als ich den Hirsch neben die Höhle legte, begannen die Hexen damit ihn zu zerschneiden. Amber kam zu mir und nahm mich stumm in den Arm. Ich knieten mich hin und erwiderte ihre Umarmung.
„Tut mir leid das ich abgehauen bin.“
„Schon ok. Die anderen haben es mir erklärt. Ich kann mir gar nicht vorstellen wie schlimm das für dich sein muss... Warum kommt Elly nicht zu uns?“
„Sie würde uns damit in Gefahr bringen. Du weißt doch, wir verstecken uns hier, weil wir auf der Flucht sind. Wir werden gesucht damit man Elly durch uns weh tun kann. Deiner Schwester würde es das Herz brechen wenn man dir etwas tun würde.“
„Will sie das ich irgendwann auch zu einem Vampir werde? So wie ihr? Damit ich mich selber verteidigen kann?“ Sie sah mir traurig ins Gesicht und ich flüsterte geschockt: „Amber. Niemand wird dir irgendetwas vorschreiben. Wie du dein Leben gestalten wirst, ist deine Entscheidung. Du musst nichts tun was du nicht willst.“
„Also wenn ich das wirklich will... Kann ich auch als Mensch leben?“
„Aber natürlich.“
„Mum und Dad hätten aber glaube ich gerne das ich zu einem von euch werde.“ Sie sah auf den Boden als sie mich los ließ und zurück trat. Mike und Maja sahen zu uns rüber. Ihre Gesichter waren geschockt und traurig.
„Deine Eltern wollen das du glücklich bist. Sie unterstützen dich bei all deinen Entscheidungen. Egal was du willst, sie werden es dich tun lassen.“ Ich lächelte sie an und sie flüsterte: „Was wenn ich gar nicht weiß was ich will?“
„Du hast alle Zeit der Welt Amber. Du musst dich gar nicht entscheiden. Du hast so viele Jahre Zeit für deine Entscheidung. Verstanden?“ Ich lächelte aufmunternd und sie meinte erleichtert: „Dann ist gut. Ohne Elly kann ich so etwas eh nicht entscheiden.“ Amber lächelte wieder, nahm mich noch einmal in den Arm und rannte dann zu den Hexen um ihnen zu helfen.
Ich stand wieder auf, nahm mir das Notfallhandy vom Boden und ging zu meiner Schwester rüber. Maja und Mike sahen mich überrascht an und ich flüsterte, zu leise für Ambers Ohren: „Elly hält es für zu gefährlich zu uns zu kommen. Wir sollten uns darauf einstellen länger hier zu bleiben. Am besten wir bauen eine kleine Hütte für Amber und die Hexen. Sie können nicht ewig in dieser Höhle leben. Wahrscheinlich bleiben wir noch länger hier.“
„Ok, lasst uns morgen damit anfangen. Es wird schon spät und Amber sollte bald ins Bett. Morgen wird sie wieder lernen.“ Mike nickte und ich erinnerte mich daran das morgen ja schon wieder Montag war. Mike gab Amber jeden Wochentag Unterricht und am Wochenende lernte Amber von den Hexen welche Kräuter für welche Tränke waren. Gail würde Amber ab nun wahrscheinlich auch weiterhin im kämpfen trainieren. Amber würde schon sagen wenn ihr das zu viel war. Maja achtete darauf, dass Amber nur das tat, was sie auch wirklich wollte. Sie sollte ihren Alltag selber bestimmen.
Gegen Abend legte ich mich wieder auf meinen Platz auf der Lichtung und versuchte zu schlafen. Ab morgen würde ich die Hütte bauen. Amber und die Hexen schliefen auf dem kalten Höhlenboden. Nur eine Decke lag unter ihnen. Amber beklagte sich oft über Rückenschmerzen. Das würde ich jetzt ändern.
Ein halbes Jahr hatte ich nun schon nicht mehr mit allen gesprochen. Ich rief einmal die Woche Abby an, die ihnen ein paar Dinge von mir mitteilte. Jede Woche wechselte ich die Stadt und sprach immer mal wieder mit meinem Informanten. Vor zwei Tagen hatte er mir versichert, dass George sich nicht mehr für Adrian interessierte und nun war ich auf dem Weg zu ihnen. Abby hatte ihnen nicht gesagt das ich kommen würde. Sie hatte nur ungefähr aus Amber herausgefunden wo sie waren. Dann hatte Adrian die Leitung unterbrochen. Seid dem war das Notfallhandy ausgeschaltet.
Es dauerte noch einen Tag, bis ich den Rand eines Waldes erreichte. Dort drin würden sie sein. Ich wusste, dass der Wald riesig war und ich konnte sie weder riechen noch hören. Also hatte ich noch einen weiten Weg vor mir. Ich hatte meinen Rucksack fest auf den Rücken geschnallt und dann rannte ich auch schon los. Vor ein paar Stunden hatte ich meinen kompletten Hunger gestillt. Also war ich fit und schnell. Nach einer Stunde dann, roch ich Feuer. Ich gab noch einmal extra Gas und dann sah ich eine Lichtung vor mir. Ich blieb am Rand stehen und wurde von mehreren Gesichtern geschockt angestarrt. Ich suchte sie alle ab. Maja, Mike, Catherine, Gail, Tracy, Amalie, Amber... Adrian! Meine Energie explodierte, meine Augen sprühten rot und ich weinte vor Freude. Es war als würde er mich aus der Ferne wieder komplett machen. Keiner von uns bewegte sich. Amber hatte zugenommen und trug eine meiner Hosen und meinen Pulli. Der Wald war von Schnee bedeckt und neben einer kleinen Höhle, stand eine Hütte. Sie hatten also schon länger hier geschlafen.
Dann endlich kam Leben in alle. Amber stürmte auf mich zu. Sie weinte auch. Ich schloss sie in meine Arme und flüsterte mit enger Kehle: „Hallo kleine Schwester. Du siehst gut aus.“ Sie drückte mich ganz fest an sich und ich umarmte sie so fest ich konnte, ohne sie zu verletzen. Nun kamen sie alle zu mir und schlossen mich in ihre Arme. Nur Adrian blieb stehen. Er hatte seine Energie auch ausgebreitet und weinte grüne Tränen.
Als Amber mich endlich los ließ, begann sie schon zu reden: „Mum und Dad haben mir Mathe beigebracht. Gail hat mir gezeigt wie man sich verteidigt und Catherine und Amalie haben mir ein paar Sachen und Kräuterkunde beigebracht. Tracy hat meine Haare immer wieder zu schönen Frisuren gemacht. Ich habe zugenommen und meinen Geburtstag haben wir gefeiert, indem wir die Hütte eingeweiht haben. Du hast wirklich wahnsinnig viel verpasst in der ganzen Zeit aber... Oh tut mir leid. Ich kann dir das alles auch später noch erzählen.“ Als sie sah wie Adrian mich immer noch bewegungslos anstarrte, gingen sie uns die anderen weg. Ich hörte noch wie Tracy irgendetwas von einem Spaziergang sagte. Dann gingen sie langsam von der Lichtung. Ich schluckte schwer und sah wieder zu Adrian. Seine schwarzen Haare waren unordentlich und er hatte sie etwas gekürzt.
Seine Klamotten dreckig und mit ein paar Löchern. Ich sah hingegen wahrscheinlich total gepflegt aus. Ich lief zwar barfuß, aber meine roten Haare waren zu einem perfekten Zopf gebunden, meine Hotpants war sauber und mein rot kariertes Hemd war unter meiner Brust zu einem Knoten gebunden.
„Ich habe dich so vermisst.“ Schon war er bei mir und seine Lippen lagen auf meinen. Wir zerdrückten uns fast gegenseitig. In mir explodierte alles und ich weinte weiter. So lange hatten wir uns schon nicht mehr gesehen. Meine Gefühle übermannten mich schon wieder komplett. Adrian küsste mich wild und ich spürte seine Freude und auch seine Sehnsucht.
Dann trennte ich mich schnell von ihm, nahm sein Gesicht in meine Hände und flüsterte: „Ich liebe dich. Du weißt gar nicht wie schlimm es war nicht bei dir sein zu können. Zwischendurch waren die Grünaugen wirklich nah an mir dran. Ich hatte so eine Angst um euch.“
„Komm mit.“ Er nahm meine Hand und wir gingen zur Hütte. Sie war ziemlich groß, es sah aus als hätte man in der Zeit immer mehr angebaut. Drinnen war eine komplette Einrichtung. Doch ich kümmerte mich jetzt weder um den Gasherd, noch um den summenden Generator, der eine Küche betrieb. Auch das kleine Sofa und die zwei Sessel vor dem Fernseher begutachtete ich nicht lange.
Wir gingen durch eine der sechs Türen aus Holz und ich erblickte ein Bett. Es war aus Holz gebaut worden und eine nackte Matratze lag darauf. In diesem Raum roch es stark nach Adrian. Er ließ mich nun auch los und schmiss das Notfallhandy aus seiner Hosentasche einfach neben sich auf den Boden. Anscheinend hatte er es die ganze Zeit bei sich behalten.
„Elly. Ich habe dich so sehr vermisst. Bitte sag mir das du bei uns bleibst.“ Er sah mich mit grünen Tränen im Gesicht an und ich flüsterte: „Für immer.“ Schon lag ich wieder in seinen Armen, mit seinem Mund auf meinem. Wir weinten, küssten uns und irgendwann lagen wir nebeneinander im Bett. Adrian wusste, dass ich seid meinem Menschenleben keinen Sex mehr gehabt hatte und drängte mich nicht. Ich sollte den ersten Schritt machen. Doch ich konnte mich noch gut daran erinnern wie es früher war. Spröde, schmerzhaft und nicht gerade schön. Mein Mann hatte mich damals regelrecht vergewaltigt und als ich nicht schwanger geworden bin, hatte er mich verprügelt. Adrian würde so etwas zwar niemals tun, doch was wenn ich es immer noch verabscheute?
Ohne mich zu fragen versenkte Adrian seine Zähne langsam in meinem Hals. Er hatte keinen Hunger, das wusste ich. Aber ich wusste weshalb er es tat. Es fühlte sich an, als würde alles in mir sich wieder zusammensetzten. Ich hörte auf zu denken und dann bescherte er mir die schönsten Stunden meines bisherigen Lebens. Noch nie hatte ich so etwas heftiges gespürt. Etwas so wunderschönes und intimes. Unsere Tränen versiegten irgendwann und alles um uns herum schien nicht mehr wichtig zu sein.
Ich wusste nicht wie lange es dauerte bis ich wach wurde. Doch draußen wurde es hell. Adrian lag neben mir und schlief noch. Ich hörte wie alle anderen in den Nebenräumen ebenfalls schliefen. Meine Haare waren total durcheinander und meine Klamotten lagen neben mir auf dem Boden. Dort fischte ich mir mein Handy raus und rief Abby an. Ich wollte ihr sagen, dass ich gut angekommen war. Da sie aber nicht abhob, ging ich davon aus das sie bei einem Kunden war. Leise zog ich mich an um mich in der Hütte umzusehen. Adrian schlief seelenruhig weiter als ich das Zimmer verließ. Von dort kam ich in einen kleinen Flur, wo weitere Türen abgingen. Aus dem einen Zimmer roch ich Amber. Sie schlief leise und deshalb öffnete ich kurz die Tür. Sie lag in einem selbstgebautem Bett, hatte aber auch noch eine Decke über sich liegen. Anscheinend hatten die anderen sich das nötigste besorgt um länger hier zu leben.
Amber hatte auch noch einen kleinen Schreibtisch mit mehreren Zetteln darauf. Davor stand ein Stuhl aus Holz. Nicht eine Ecke des Raumes roch nach einer Fabrik. Anscheinend hatten sie das alles selbst gebaut.
Ich verließ das Zimmer wieder und roch noch an den anderen Türen, betrat diese Zimmer aber nicht um niemanden von ihnen zu wecken. Catherine und Amalie teilten sich ein Zimmer und aus diesem kroch der Geruch von Kräutern in meine Nase. Tracy und Gail schliefen ebenfalls in einem Zimmer. Ich konnte Schlangengift riechen. Wahrscheinlich hatten sie sich Waffen besorgt. Amber hatte mir die letzten Wochen über Abby immer wieder ausrichten lassen, dass Gail gut auf sie aufpasste und ihr das kämpfen beibrachte. Aus dem Zimmer von Maja und Mike kam nicht nur ihr Geruch. Auch Amber schien oft dort drin gewesen zu sein. Die kleine hatte sie oft Mum und Dad genannt, hatte Abby mir erzählt. Amber hatte versucht Abby so viel wie möglich mitzuteilen, doch die Zeit war einfach immer zu kurz gewesen. Ich hatte so viel verpasst. Normalerweise sah ich Maja und Mike Jahrzehnte nicht ohne mich zu fragen wie es ihnen so ging. Jetzt war gerade einmal ein halbes Jahr vergangen und ich wollte mit ihnen über alles reden was in ihrem Leben so passiert war. Ausnahmsweise wollte ich sogar von mir erzählen. Ich hatte so viele nette Menschen kennen gelernt. Angefangen hatte alles bei Hank. Drei Tage war ich mit ihm rum gefahren. Am Ende hatte ich ihm ein paar hundert Doller ins Auto gelegt und war mitten in der Nacht abgehauen, weil ich die Lügen nicht mehr ausgehalten hatte.
Die letzte Tür führte zu einer Toilette. Sogar eine Dusche gab es. Das Wasser schien von draußen zu kommen, wahrscheinlich hatten sie einen Brunnen gegraben oder ähnliches.
Nach dem Flur kam das größte Zimmer der Hütte. Küche und Wohnzimmer in einem. Ein kleiner Generator betrieb hier alles. Da ich mir nicht vorstellen konnte, das die anderen Vampire plötzlich zu menschlichem Essen übergegangen war, dachte ich sofort an Amber und die Hexen. Das alles hier wurde wahrscheinlich eigentlich nur für die drei errichtet.
Draußen auf der Lichtung ging ich zur Höhle. Dort hatten sie ein paar kleine Bänke gebaut die um eine Feuerstelle herum standen. Ich sah mir das Holz an und setzte es in Brand. Im letzten halben Jahr hatte ich mich über den Tag meistens in irgendwelche Keller, Wälder und Felder geschlichen um zu üben.
In der Mitte der Lichtung hatte man einen großen Kreis ausbrennen lassen. Wahrscheinlich war das der Übungsplatz für Amber. Noch ein bisschen weiter, hatte man eine Schnur zwischen zwei Pfeilen gespannt. Vielleicht als Wäscheleine gedacht. Als ich nach links sah, erblickte ich eine Stelle, wo das Gras ziemlich abgesessen war. Ich schlenderte dort rüber um herauszufinden weshalb. Ich setzte mich selber dort hin und der Boden roch extrem stark nach Adrian. Hatte er etwa den ganzen Tag hier gesessen und auf einen Anruf gewartet?
Ich verstand weshalb sie sich hier versteckten. Es war ruhig, Meilenweit gab es nicht einmal eine Straße oder Wanderweg. Außerdem konnte ich Tiere riechen. Hatten sie sich also von Tieren ernährt? Es würde Sinn ergeben, doch ich wusste wie sehr Adrian Tierblut verabscheute.
Eine Stunde saß ich reglos hier und spielte mit Feuer. Meine Feuerbälle konnte ich mittlerweile nicht nur einfach abschießen, ich konnte sie kontrollieren. Es machte wahnsinnigen Spaß. Längst hatte ich mich daran gewöhnt, wie abartig es eigentlich war. Schon immer war ich anders gewesen. Als Mensch war ich unfruchtbar gewesen und als Vampir hatte ich keine Gefühle gehabt. Nun war ich ein Mischling und gewöhnte mich immer mehr daran.
Ich hörte einen lauten Piepton im Haus und wie alle davon wach wurden. Ein Wecker. Es war gerade einmal sechs Uhr morgens. Wieso zum Teufel standen sie alle so früh auf? Ich ließ das Feuer erlöschen und sah zur Hütte. Adrian kam als erster raus und eine Sekunde lag er über mir im Gras und küsste mich. Ich musste grinsen und er flüsterte: „Guten Morgen. Ich wollte schneller sein als die anderen. Es gibt viel zu erzählen.“ Jetzt traten auch die restlichen Vampire raus. Wahrscheinlich hatten sie in ihren Klamotten geschlafen. Amber und die Hexen standen langsamer auf und zogen sich um. Doch ich konnte mich nicht auf sie konzentrieren, denn die anderen waren schon bei uns und setzten sich alle im Kreis neben Adrian und mir. Dieser setzte sich nun auch sittsam hin. Ich wurde von ihm ebenfalls wieder in den Schneidersitz gezogen.
Sie begannen mir davon zu erzählen, wie lange sie schon hier waren und wie sie angefangen hatten die Hütte zu bauen. Adrian ließ meine Hand die ganze Zeit nicht los. Als die Hexen und Amber zu uns stießen, wurde mir gerade erklärt wie sie den Brunnen für das Wasser gebaut hatten und das Amalie das Wasser zum Duschen für Catherine und Amber immer aufheizte.
Amber war die erste die fragte: „Was hast du die ganze Zeit gemacht?“ Ich lächelte und alle sahen mich neugierig an. Fast nichts hatte ich früher von meinem Leben erzählt. Nur Adrian wusste ein bisschen davon. Es schien neu für sie zu sein nach mir zu fragen.
„Nachdem Tracy und Gail zu euch gefahren sind, habe ich mich für eine Nacht in einer Stadt in der nähe einquartiert. Dort habe ich dann ein paar Telefonate geführt...“ Wir erzählten uns alles bis in den Abend. Maja war zwischendurch in der Hütte verschwunden um Amber und den Hexen Essen und trinken zu holen. Sie hatte natürlich trotzdem alles mitbekommen.
Am Abend klingelte dann mein Handy. Abby rief mich an. Zum Glück. Ich nahm ab und fragte: „Alles Ok bei dir?“
„Das wollte ich gerade dich fragen. Du hast mich angerufen. Ich dachte schon du hättest es nicht zu ihnen geschafft.“ Sie klang erleichtert und ich sagte mit dem Blick zu Adrian: „Doch das habe ich. Hast du mein Geld bekommen?“ Die anderen starrten mich unentwegt an, als könnte ich verschwinden wenn sie weg sahen.
„Ja, das habe ich. Danke noch mal. Hast du es ihm schon erzählt?“ Sie meinte, dass ich mir einen Ehering gekauft hatte und ihn heimlich trug. Jetzt gerade steckte er in meiner Hosentasche. Adrian sah mich verwirrt an und ich sagte schnell: „Nein, aber das mache ich noch. Hast du nach der Party meine Wohnung wieder in Ordnung gebracht?“
„Aber natürlich, man sieht gar nicht, dass jemand hier war. Also wenn man von dem leeren Kühlschrank mal absieht. Ich wollte morgen wieder einkaufen gehen... Rufst du mich jetzt auch noch immer mal wieder an?“
„Aber klar. Ich kann dich ja nicht ganz alleine lassen. Wer soll sich denn sonst um dich kümmern? Aber jetzt ist die Zeit wieder um. Ich rufe bald wieder an und wenn du was brauchst weißt du ja wie du mich erreichst.“
„Ok, bis bald.“ Sie legte auf und Adrian fragte: „Wem hast du was noch nicht erzählt?“
„Sage ich dir später. Jetzt will ich erst mal das Amber mir zeigt, wie gut sie im Kämpfen ist. Du hast mir doch versprochen, es mir zu zeigen wenn ich wieder da bin richtig?“ Ich grinste meine kleine Schwester an und sie lachte: „Aber natürlich.“ Fragend sah sie Gail an. Dieser nickte und stand auf um mit Amber in den Ring zu gehen.
„Wir werden dann mal ein paar Kräuter machen.“ Catherine und Amalie gingen zur Feuerstelle, noch bevor sie die Chance hatten das erloschene Feuer erneut anzuzünden, hatte ich es für sie getan. Amalie grinste mich erfreut an und fragte: „Du hast also geübt?“
„Na klar, ich hatte ja nichts besseres zu tun!“ Ich musste grinsen. So glücklich war ich noch nie gewesen. Obwohl die Gefahr immer noch über uns schwebte. Ich sprühte nur so vor Freude.
Tracy setzte sich nah an den Kreis. Sie sah ihren Mann noch öfter an als mich. Ich verstand weshalb. Ich hatte Adrian gerade einmal ein halbes Jahr nicht gesehen und es hätte mich fast umgebracht. Sie hatte Gail zwei Jahrhunderte nicht gesehen.
Maja und Mike drehten sich zu Amber um und sahen ihr zu. Adrian zog mich auf seinen Schoß und flüsterte ganz leise an meinem Ohr: „Was hast du mir nicht erzählt?“
Ich fischte den goldenen Ring aus meiner Hosentasche und streifte ihn über meinen linken Ringfinger. Ohne ein Wort zusagen, wand ich mich wieder Amber zu, die mit voller Kraft auf Gail einschlug. Er hatte keine Schmerzen, aber es war erstaunlich, wie viel Kraft Amber gewonnen hatte. Sie spannte ihre Muskeln im richtigen Moment an und so erinnerte sie mich an eine Kriegerin. In mir krampfte sich alles zusammen und ich bemerkte nicht wie Adrian meine Hand nahm um den Ring zu mustern. Amber hatte mir oft mitteilen lassen, dass sie sich noch nicht entscheiden wollte, ob sie als Mensch oder Vampir leben würde. Doch wenn sie sich für das Leben als Vampir entschied, müssten wir sie ganz weit von diesem Krieg weg bringen. Sie war noch jung und würde noch viel lernen bis zu dem Geburtstag, an dem sie sich verwandeln lassen wollte. Als Vampir würde sie unschlagbar werden.
„Soll das so etwas wie ein Antrag sein?“ Adrian sah mich überrumpelt an und ich meinte: „Nein. Den trage ich für mich und nicht für dich.“ Ich verdrehte die Augen und er begann zu grinsen.
„Dein loses Mundwerk habe ich vermisst.“ Er drückte mir einen keuschen Kuss auf die Lippen und als ich sah wie Amber das Gleichgewicht verlor, wollte ich los stürmen. Doch Gail hatte sie da von aufgefangen. Amber lächelte nur und machte unbeirrt weiter. Doch ich wusste, dass es langsam zu dunkel für ihre Augen wurde also entfachte ich einen Feuerball und ließ ihn über ihren Köpfen schweben. Amber sah mich genauso überrascht an wie alle anderen.
„Du hast ja wirklich geübt.“ Adrian starrte mich erschrocken an und ich lachte: „Was dachtet ihr denn? Ist es jetzt besser Amber?“ Sie nickte und lächelte einfach. Anscheinend ließ sie sich durch nichts mehr schocken.
„Was ist eigentlich mit deinen anderen Fähigkeiten? Hast du die auch noch drauf?“ Adrian sah mich an und zum Beweis ließ ich eine kleine Stromwelle durch meinen Körper fahren. Er zuckte zusammen und murmelte: „Ein ja hätte auch gereicht.“ Seid ungefähr drei Jahrhunderten konnte ich diesen kleinen Trick. Ich konnte die Stärken der Stromschläge variieren. Adrian hatte noch nie einen wirklich starken Stromschlag zu spüren bekommen.
„Ich habe alles noch drauf. Es ist unfassbar, wie gut sich das alles anfühlt. Ich kann das Feuer über ihren Köpfen fast spüren. Es ist ein wohliges Gefühl. Alles kribbelt und ich habe das Gefühl nichts könnte mir zu nah kommen. Es ist wie das Schutzschild, dass ich schon immer haben wollte.“ Ich sah zufrieden zu meinem Feuerball hoch und Adrian murmelte: „Autsch.“
Geschockt sah ich in sein Gesicht und sagte schnell: „So war das nicht gemeint. Ich meinte damit den Schutzschild den ich vor ein paar hundert Jahren haben wollte. Jetzt will ich ihn nicht mehr. Das müsstest du eigentlich wissen.“
„Du warst schon immer stärker als ich aber... Mein Gott du kannst das Feuer beherrschen.“ Er schüttelte den Kopf und die Angst packte mich. War ich ihm zu unheimlich? Hatte sich in diesem halben Jahr alles bei ihm verändert? Liebte er mich doch nicht wirklich? Hatte ich mir das alles eingebildet?
„Amber. Na los, wir sollten ins Bett gehen.“ Maja und Mike standen auf und Amber gab keine Wiederworte, rannte bloß zu Adrian und mir und umarmte mich stark.
„Gute Nacht.“
„Nacht Amber.“ Ich erwiderte ihre Umarmung und dann verschwanden alle in der Hütte. Ich rutschte von Adrians Schoß und setzte mich verunsichert vor ihn. Er sah mich unergründlich an und als Amber drin war, ließ ich die Feuerkugel erlöschen. Ich tat es mittlerweile ohne darüber nachzudenken.
„Unfassbar, dass du trotz deiner Stärke gerade mich auswählst. Ich habe keine besonderen Fähigkeiten, bin langsamer und schwächer als du. Außerdem muss ich aufpassen in keinen Blutrausch zu verfallen. Ich...“
„Ist das dein ernst? Du hast es geschafft mich vom Krieg weg zu holen, dafür hast du keine Fünf Minuten gebraucht. Du hast mich dazu gebracht unter Leute zu gehen und mich nicht mein ganzes Leben zu verstecken. Du warst der erste wirkliche Freund in meinem Vampirleben. Außerdem hast du es geschafft, dass ich mich nicht mehr ganz so sehr quäle. Ich denke wegen dir anders über den Tod meiner Schwester. Ich gebe mir nicht mehr alleine die Schuld. Alles nur wegen dir. Ich will mit niemandem sonst zusammen sein. Ohne dich wäre ich schon längst tot. Immer wieder hast du meine Selbstmordversuche verhindert. Ohne dich hätte ich niemals gelernt mit meinem Leben fertig zu werden. Ich liebe dich Blauauge Adrian. Ich will mein restliches Leben mit dir verbringen und nie wieder gezwungen sein mich von dir zu entfernen.“ Ich packten seine Hände und er flüsterte: „Ich hatte Angst du würdest nicht mehr zurück kommen. Ich habe hier gesessen und das Handy angestarrt. Irgendwann habe ich beim Hausbau mitgeholfen und ich bin immer wieder verschwunden um Dinge für Amber und die Hexen zu kaufen. Ich konnte nicht schlafen, habe nur daran gedacht wo ich dich finden könnte wenn du nicht zurück kommst. Ein Jahr wollte ich dir geben. Mehr nicht.“
„Ich musste abwarten bis George das Interesse an dir verliert. Erst dann konnte ich wieder her kommen. Mein Informant hat mir vor vier Tagen gesagt das ich zu euch kann ich wollte aber nicht, dass wir wisst wann ich zu euch komme, falls man euch doch finden würde. Also hat Abby versucht euch auszuhorchen. Einen Tag bin ich fast durch den Wald geirrt um euch zu finden. Ich weiß das es noch nicht vorbei ist, aber jetzt kann ich mit dir gemeinsam eine Lösung finden. George wird nicht aufhören mich zu suchen. Spätestens wenn ich wieder zusammenbreche wird er mich finden. Wir müssen da irgendwie raus kommen.“ Ich begann nachzudenken. Vielleicht würde ich George wirklich töten müssen damit er mich in Frieden ließ. Doch das würde bedeuten ich würde wieder zur Kriegerin werden müssen. Ich war natürlich stark und hatte nichts aus dieser Zeit vergessen. Aber jetzt kamen auch noch meine anderen Kräfte dazu. Ob Gail mir wohl helfen würde?
„Elly... Was soll das heißen? Wirst du wieder im Krieg kämpfen? Wenn du George etwas tust, wirst du alle Grünaugen gegen dich aufbringen. Dein Meister wird dich daraufhin schnell finden und dich zwingen zurück zum Krieg zu gehen. Er wird dich zwingen auch noch gegen die Blauaugen zu kämpfen. Gegen deinen Meister kommst du nicht an und das weißt du.“ Er wirkte besorgt, doch ich sagte lächelnd: „Jetzt aber schon. Ich kämpfe nicht mehr alleine. Maja, Mike, Tracy, Gail, Catherine, Amalie... Du. Ich bin nicht mehr alleine. Verstehst du das denn nicht? Wir sind alle begabt und schon ziemlich alt. Ich werde nie wieder alleine sein.“ Ich runzelte die Stirn als mir das endlich klar wurde. Niemals würde ich alleine sein. Adrian würde mich nie wieder gehen lassen und in dem Moment wurde mir klar, dass ich nicht mehr sterben wollte. Ich freute mich auf weitere tausend Jahre mit Adrian zusammen.
„Stell dich nicht so an Gail! Es war nur ein Stromschlag, du wirst es überleben!“ Adrian sah Gail und mir lachend beim trainieren zu. Amber war fasziniert von meinen Stromschlägen, manchmal schickte ich ihr ein Kribbeln durch den Körper. Es war nicht schmerzhaft, brachte sie ständig zum lachen.
„Du bekommst die Schläge ja auch nicht ab.“ Gail hielt seinen tauben Arm fest. Ich grinste und warf ihn mit einem Windstoß um. Dafür musste ich mich nicht einmal vom Fleck bewegen.
„Das ist unfair!“ Gail sah mich grimmig vom Boden hoch an und ich lachte: „Nur ein kleines bisschen. Jetzt ist eh Amber dran. Du kannst dich ausruhen.“ Ich winkte Amber her. Sie saß neben Adrian und sprang sofort auf, als Gail sich beleidigt in die Hütte zu seiner Frau verzog. Diese lachte ebenfalls laut. Gail und ich trainierten nun schon ein paar Wochen. Mit Abby hatte ich einmal die Woche kurz telefoniert und ansonsten hatte niemand von uns Kontakt zu der Außenwelt. Nur Adrian hatte ein paar mal die Lichtung verlassen um Essen zu besorgen. Amber hatte uns anderen angeboten ein wenig von ihrem Blut zu trinken, doch niemand war so dumm das Angebot anzunehmen. Maja war ausgerastet, als sie das gehört hatte.
Also ernährten wir uns von Tierblut. Ich war die einzige, die kein Problem damit hatte. Adrian trank oft von mir, wenn ich von der Jagt kam. Er hasste Tierblut.
Amber war richtig stark geworden, ich trainierte nun meistens mit ihr, da Gail nach einer Abreibung von mir erst Ruhe brauchte. Amber freute sich immer, wenn ich sie auch mal auf den Boden schleuderte. Dabei achtete ich genau darauf, dass ich ihr keine wirklichen Schmerzen zufügte. Aber ein paar blaue Flecke hatte sie sich bereits eingehandelt. Maja und Mike waren das erste mal furchtbar wütend geworden. Sie hatten mich angeschrien und Maja hatte sogar versucht mich zu beißen. Das hatte ihr dann eine Brandwunde eingehandelt. Seid dem hatte sie es bei dem Geschrei belassen. Amber hingegen fand es super, dass ich ihr zeigte wie schmerzhaft es sein konnte wenn man getroffen wurde. Abend schummelte ich ihr manchmal ein oder zwei Tropfen Blut zu, um ihre Prellungen zu lindern. Maja und Mike wussten nichts davon.
Wieder lag Amber am Boden, sie verzog kurz schmerzhaft das Gesicht und dann hörte ich sie. Drei Vampire, sie rannten in unsere Richtung und waren schon ziemlich nah, über Ambers geschrei und gestöhne im Kampf hatte ich sie zu spät gehört.
„Maja. Bring Amber sofort in die Hütte. Alle anderen kommen zu mir in die Mitte. Wir bekommen Besuch.“ Ich sprach leise, doch sofort war Maja zur Stelle, schnappte sich Amber und schneller als meine Schwester gucken konnte waren die beiden im Haus verschwunden.
Die Hexen brauchten länger als alle anderen um zu verstehen was los war, kamen dann aber auch angerannt. Sie stellten sich hinter uns alle und ich stand am weitesten vorne.
„Wie konnten sie uns finden?“ Adrian packte meine Hand und stellte sich direkt neben mich. Ich schloss die Augen und versuchte zu verstehen, was sie sagten. Sie waren noch ziemlich weit weg, aber ich konnte einen Namen verstehen. Meine Energie platzte und meine Augen finden an zu leuchten. Es war Margo! Die anderen Vampire ließen ihre Energie ebenfalls frei. Adrian sah mich fragend an, machte mir dennoch nach.
Dann flüsterte Gail: „Mist.“ Nun konnten die anderen auch hören, wie ein paar Krieger ihren Namen schrien.
„Gail, Tracy, sie werden euch riechen. Aber wenn ihr wollt könnt ihr trotzdem abhauen. Ihr müsst nicht hier bleiben. Wenn sie euch sieht, wird hier die Hölle ausbrechen.“ Ich drehte mich nicht zu ihnen um, spürte aber das sie blieben und sich auf einen Kampf vorbereiteten.
„Margo ist eine der obersten Kriegerinnen von George. Ist oft Teil seiner Leibwache und Elly hat ihren Mann ermordet. Es wird so oder so zum Krieg kommen.“ Gails Stimme war blutrünstig. Er hasste Margo.
Adrian ließ meine Hand erst los, als Margo mit zwei weiteren Kriegern die Lichtung betrat. Die drei blieben stehen als sie uns sahen. Margos Blick fiel auf Gail und sie schrie: „Sofort zurück in die Reihe Soldat! Du hast einen Eid geschworen!“
„Ja, mir gegenüber. Wie ich sehe sind deine Haare schon ein wenig nachgewachsen. Soll ich dir noch einmal eine neue Frisur verpassen? Oder willst du mir noch mehr deiner Krieger überlassen? Beide Optionen wären in Ordnung für mich.“ Ich trat vor um Margo im Notfall von den anderen abschirmen zu können.
„Du glaubst also wirklich wir wären alleine gekommen? Dieser Wald wird gerade von hunderten umzingelt. Du wirst mit uns kommen ob du das willst oder nicht.“ Sie spannte ihre Muskeln an und als sie auf mich zuspringen wollte, zog ich eine große Feuerwand zwischen mir und meinen Freunden hoch. Ich kesselte sie ein, ohne sie zu verbrennen. Sie sollten nicht für mich kämpfen. Margo ging auf mich los und wir landeten auf dem Boden. Ich verpasste ihr Stromschläge, doch ihre Wut war stärker als der Schmerz. Sie schaffte es mich zu beißen und mir ein Stück meiner Schulter raus zu reißen. Ich schrie laut vor Schmerz und meine Instinkte sprangen an. Meine Arme fingen Feuer und versenkten Margos Haut. Sie schrie ebenfalls wie ein wildes Tier, ließ sich aber nicht abschütteln. Ich versuchte sie auf Abstand zu halten und dann spürte ich wie Adrian aus dem Feuerkreis trat. Ich wollte ihn nicht verletzten, also konzentrierte ich mich darauf eine Lücke für ihn zu schaffen. Weitere Grünaugen traten auf die Lichtung und meine Freunde nutzten die Lücke für Adrian um ebenfalls aus dem Feuerkreis zu springen. Ein Kampf brach aus, doch ich bekam nicht viel davon mit, da Margo wirklich stark war. Ich versuchte sie los zu werden, verbrannte sie und schlug ihr heftigen Wind ins Gesicht. Aber selbst wenn es sie kurz zurück warf. Sie war schnell wieder bei mir. Ein Schuss ertönte und etwas spitzes bohrte sich in meinen Rücken, Der Schmerz war lähmend. In meinem inneren schrie alles und wollte kämpfen, doch der Schmerz war zu überwältigend. Es roch nach Schlangengift und ich wusste was mich getroffen hatte. Ich sah wie Margo auf mich runter grinste und ihre grünen Augen leuchteten Blutrünstig.
„Du wirst brennen Hexe. Wie versprochen.“ Sie hielt ein Feuerzeug in der Hand und ich hörte Adrian schreien: „Elly!“ Schon wurde Margo von mir gerissen. Ich keuchte vor Schmerz und mir wurde wieder schwarz vor Augen. Die Schmerzen waren unerträglich. Dann vernahm ich Margos Stimme: „Weg hier!“ Kurz darauf wurde mir schwarz vor Augen. Der Blutverlust und das Gift zusammen, würden mich vielleicht umbringen. Das durfte nicht sein. Ich kämpfte und riss die Augen wieder auf. Adrian hockte über mir und schrie: „Gail! Hinter ihr her!“ Adrian wollte mir Blut von sich geben, doch als ich sah, dass auch er gebissen worden ist, atmete ich tief ein. Margo hatte ihn gebissen! Sie hatte meinen Mann verletzt! Trotz des Blutverlustes und den unmenschlichen Schmerzen, sprang ich auf und rannte hinter Gail und Margo hinterher. Sie würde sich wünschen ich hätte sie damals im Keller mit ihrem Mann zusammen ermordet.
Ich war langsamer als sonst und die Ränder meines Blickfeldes wurden immer mal wieder schummrig. Aber ich erreichte Gail, rannte an ihm vorbei und kurz darauf sah ich Margo wie sie humpelnd davon rannte. Meine Wut stieg ins unermessliche und ich wurde schneller. Bis ich sie von hinten um schmiss. Die Krieger, die rechts und links von ihr liefen blieben stehen und Margo schrie ihnen zu: „Gebt George Bescheid wer alles dabei ist! Lauft!“ Die anderen waren mir egal. Ich schlug Margo immer wieder ins Gesicht, biss zu, verbrannte ihre Haut und verkratzte ihr Gesicht. Irgendwann wehrte sie sich nicht mehr und Ich wurde von starken Armen von ihr runter gehoben. Adrian hielt mich auf seinen Armen, während Gail sich die bewusstlose Margo schnappte. Die Schmerzen überwältigten mich und ich konnte nicht länger dagegen ankämpfen. Ich fiel in Ohnmacht.
Als ich langsam zu mir kam, waren die Schmerzen verschwunden und ich fühlte mich nur noch taub. Meine Augen ließen sich nicht öffnen und auch meine restlichen Glieder versagten mir den Dienst.
„Adrian... Wird sie sterben?“ Das war die traurige Stimme von Amber! Ich wollte sprechen, sie beruhigen aber ich konnte nicht. Ich würde nicht sterben! Ich lebte noch. Ich wollte einfach nicht sterben.
„Nein. Amalie und Catherine haben sie gelähmt um ihr ihre Schmerzen zu nehmen. Weißt du, auch als Vampir konnte man nur eine bestimmte Menge an Verletzungen ertragen. Elly heilt sich nicht mehr von alleine, weil sie zu viele davon hat. Ich habe versucht ihr zu helfen, aber sie nimmt mein Blut nicht an.“ Adrian klang nah. Als wäre er direkt neben meinem Ohr.
„Was will diese Margo? Sie schreit jetzt schon seid drei Tagen da unten rum.“ Tracy war also auch bei uns.
„Du hast es doch gehört, Elly hat Margos Mann umgebracht. Sie will Rache. Aber jetzt werde ich meine Rache bekommen.“ Adrians Stimme klang gedampft, als würde er etwas unterdrücken.
„Was ist das eigentlich für ein Ring den sie da trägt?“ Maja klang als würde sie weiter weg stehen.
„Ein Ehering. Sie trägt ihn seid ein paar Monaten.“ Jetzt konnte ich Adrian weinen hören. Ich wollte nicht das er weint, doch ich konnte mich einfach nicht bewegen.
„Adrian. Ich habe dir gesagt sobald sie bereit ist wird sie wieder aufwachen. Sie braucht nur ein bisschen länger. Ich habe die Dosis etwas erhöht, weil sie ja zur Hälfte auch Vampir ist.“ Catherine klang beleidigt.
„Geht jetzt alle raus.“ Adrian weinte immer noch. Ich konnte die Schritte der anderen hören und dann waren alle draußen. Nur Adrians Atem erklang noch neben mir.
„Ich liebe dich Elly. Bitte werde wieder gesund. Ich brauche dich doch... Ich werde Margo für dich leiden lassen, wie sie hat dich leiden lassen. Das schwöre ich dir... Du wolltest mich heiraten oder? Deshalb trägst du den Ring, weil du damit nicht warten willst. Es tut mir leid das ich das nicht verstanden hab. Wenn du aufwachst, holen wir das sofort nach. Ich hätte Margo früher von dir holen sollen. Ich dachte du würdest das schaffen und musste Tracy helfen. Es tut mir so leid.“
Danach hörte ich ihn eine lange Zeit nur noch weinen. Nach geschätzten vier Stunden konnte ich hören wie er sich hinlegte. Es hörte sich an, als würde er sich genau neben mir legen und mich umarmen. Doch ich spürte es nicht. Ich konnte rein gar nichts fühlen außer dem emotionalen Schmerz. Er litt und ich wollte nicht das es ihm schlecht ging.
Erst als ich wieder Adrian reden hörte, bemerkte ich, dass ich geschlafen hatte: „Wach doch bitte auf. Ich brauche dich doch so sehr.“ Ich konnte spüren, wie er meine Hand in seinen hielt und sein Mund auf meinen Fingern lag.
„Adrian. Bitte trink etwas. Du hast ihr dein ganzes Blut eingeflößt. Du wirst vor ihr sterben, wenn du jetzt nicht endlich etwas trinkst.“ Gail. Er war also auch im Zimmer.
„Gail, du hängst mir jetzt schon seid zwei Tagen am Arsch. Verpiss dich endlich aus diesem Zimmer. Du bist vielleicht ihr Wächter, aber ich bin ihr Mann.“
„Ich habe ihr bereits etwas geschworen. Hast du ihr dein Leben geschworen? Hast du nicht und solange sie mich nicht raus schmeißt, bleibe ich hier drin. Ich habe geschworen für sie zu kämpfen. Das tat ich und habe versagt. Sie stirbt langsam. So lange werde ich bei ihr bleiben und Amber hier raus lassen, damit sie das nicht sehen muss.“
„Elly ist stark! Sie wird nicht sterben verdammt!“ Adrian ließ meine Hand los und ich hörte wie er vom Bett aufsprang und wie er gegen Gail knallte. Doch bevor die beiden das Haus demolieren konnte, schrie Maja aufgebracht: „Untersteht euch! Elly braucht und jetzt alle! Amalie sagt, sie hat vielleicht etwas gefunden um ihr zu helfen. Margo verrät uns immer noch nicht was in diesem Gift noch drin war. Aber die Hexen sagen sie können es herausfinden.“ Schon war Adrian wieder neben mir und hielt meine Hand.
„Hörst du Schatz? Du wirst wieder gesund. Das weiß ich einfach. Du wirst nicht sterben. Du wirst leben. Dann heiraten wir und treten George in den Arsch. Ich vermisse dein lachen, deine Witze. Sogar dein ekelhaftes Benehmen beim Essen. Hörst du mich? Ich liebe dich so sehr.“ Er küsste wieder meine Finger und ich hörte Amber schreien: „Lasst mich sofort zu meiner Schwester oder ich bringe mich um! Ich nehme mir ein Messer und bringe mich um!“ Hätte ich noch ein schlagendes Herz, wäre es spätestens bei ihrer Drohung stehen geblieben. Kurz darauf spürte ich wie sie sich auf meinen Bauch setzte und mich fest umarmte. Sie weinte und flüsterte: „Du hast versprochen mich nach Miami zu bringen. Du hast gesagt es würde mir dort gefallen also hallte deine Versprechen gefälligst auch. Elly. Du bist doch die einzige Schwester die ich je hatte und je haben werde. Bitte. Lass mich nicht im Stich.“ Ihre Stimme erinnerte mich an meine leibliche Schwester und ich spürte wie mir etwas über die Wange lief. Da schrie Adrian: „Sie ist wach! Oh Gott! Sie kann uns hören! Elly. Ich liebe dich. Hörst du mich? Ich liebe dich so sehr. Bitte mach die Augen auf wenn du das kannst. Oder zeig mir deine Energie, damit ich weiß das du lebst.“ Ich gab mir wirklich mühe, doch ich schaffte es nicht. Ich wollte meine Energie los lassen. Doch sie ließ sich nicht entfalten.
Meinen kleinen Finger allerdings konnte ich um einen Millimeter bewegen. Adrian begann wieder zu weinen, ich hörte wie alle den kleinen Raum betraten und Catherine sagte: „Oh Gott. Sie lebt also wirklich noch. Elly. Wenn du mich hören kannst, vertrau uns einfach. Wir werden dich wieder hin kriegen.“ Wieder eine kleine Fingerbewegung. Adrian murmelte nur immer wieder wie sehr er mich liebte. Ich wollte antworten. Doch ich konnte nicht.
„Möchtest du das ich dich mit deinem Mann alleine lasse? Wenn ja beweg deinen Finger noch einmal.“ Gail sprach wie ein wahrer Krieger. Ich schaffte es ein letztes mal meinen Finger zu bewegen, bevor ich wieder weg driftete.
Ich riss die Augen auf, als ich wieder etwas von meiner Umwelt mitbekam. Ich hatte keinen Hunger, doch eine wahnsinnige Sehnsucht. Adrian war nicht bei mir. Niemand schien mitbekommen zu haben, dass ich wach war. Denn auch nach ein paar Minuten kam niemand in mein Zimmer gestürmt.
„Amber, gib dir mehr Mühe!“ Adrian hörte sich neutral an und meine kleine Schwester antwortete zickig: „Dann hör auf dich wie ein Vampir zu benehmen! Noch bin ich keiner!“ Noch? Hatte sie sich entschieden in der Zeit, in der ich geschlafen hatte?
Ich schaffte es leise aufzustehen und schwankte ohne jegliche Geräusche zur Tür. Niemand schien mich zu hören, was allerdings über das Geschrei von Amber auch nicht verwunderlich war. Erst als ich aus dem Haus stolperte sahen sie mich. Adrian war sofort bei mir und hielt mich fest.
„Scheiße. Warum stehst du einfach auf?“ Er nahm mich auf den Arm und ich krächzte: „Blut. Bringt Amber hier weg. Brauche Blut.“ Adrian hielt mir sein Handgelenk vor die Nase und ich biss kräftig rein. Ich sah zu Amber und wollte auf sie los gehen. Doch zum Glück war ich noch zu schwach um mich gegen Adrian und Gail gleichzeitig zu währen. Maja und Mike stellten sich genauso wie Tracy und die Hexen vor Amber. Meine kleine Schwester sah mich besorgt an. Ich wollte ihr keine Angst machen. Doch mein Durst war so groß. Ich trank wieder von Adrian und die Gier ließ nach.
„Ist schon in Ordnung. Ich habe vorhin erst getrunken. Trink so viel du willst. Ist schon gut. Alles wird gut.“ Adrian saß auf dem Boden und ich lag auf seinem Schoß. Gail hielt meine Beine fest, damit ich nicht abhauen konnte. Er sagte nichts, tat einfach nur seine Pflicht.
Als ich immer noch Hunger hatte, aber Adrian kaum noch Blut in sich, schnappte ich wieder nach Amber, da hatte Gail mir schon sein Handgelenk in die Fänge gerammt. Adrian hielt mich gut fest auf seinem Schoß, während ich auch noch von Gail trank. Von ihm zu trinken fühlte sich komisch an. Irgendwie falsch. Nicht so wie bei Adrian.
Als die Gier auf Amber endlich nachließ, schubste ich Gail weg und flüsterte mit Tränen in den Augen: „Es tut mir leid Amber.“
„Darf ich jetzt?“ Sie trat zwischen ihre Eltern und ich schluchzte: „Aber natürlich.“ Sie kam auf mich zu gerannt und schmiss sich vor mich auf den Boden. Ich umarmte sie und wir weinten beide. Adrian hielt mich immer noch gut fest. Doch seine Anspannung war weg. Er hatte keine Angst davor, dass ich Amber etwas tun könnte. Ich wollte ihn genauso dringend umarmen. Doch ich musste mich dringend bei Amber entschuldigen.
„Ich hatte Angst um dich Elly.“ Amber durchnässte mein grünes Top mit ihren Tränen. Doch es war mir egal.
„Es tut mir leid das ich dich angreifen wollte. Das hätte nicht passieren dürfen.“
„Die anderen haben mir gesagt das so etwas möglich sein kann, wenn du wieder wach wirst. Ich war darauf vorbereitet. Ist also schon in Ordnung. Außerdem hast du mich ja nicht angefallen. Du hast mich doch gewarnt. Du hast mich also lieb genug um den anderen zu sagen sie sollen mich schützen.“
„Natürlich habe ich dich lieb. Du weißt gar nicht wie sehr.“ Ich küsste sie auf den Kopf und nun kamen auch die anderen. Catherine setzte sich genau vor mich und flüsterte mit Tränen in den Augen: „Ich dachte echt wir würden dich verlieren.“ Als Amber auf mir drauf einschlief, brachten Maja und Mike sie ins Bett. Ich war ebenfalls schon wieder müde. Adrian hatte mich die ganze Zeit nicht los gelassen. Zwischendurch hatten die Hexen ihm Blut gegeben damit er keinen Hunger leiden musste. Anscheinend hatten sie sich ein kleines Blutlager zugelegt.
„Elly sollte sich ausruhen. Wir können morgen besprechen, wie es weiter geht.“ Adrian stand mit mir auf dem Arm auf und trug mich zurück in unser Zimmer. Ich lächelte ihn an und flüsterte: „Du warst ständig bei mir oder? Ich habe dich gehört... Also wann findet die Hochzeit statt?“ Ich musste heiser lachen, doch ich hatte immer noch leichte schmerzen. Adrian lächelte mich liebevoll an und erwiderte: „Wann immer du willst.“ Er küsste mich und als ich wieder diese neue Begierde spürte, flüsterte ich: „Ich bin noch nicht fit genug dafür Adrian.“
„Du musst nicht fit sein“, flüsterte er begierig und zum zweiten mal in meinem Leben, schenkte er mir diese wunderbaren Gefühle.
Sie lächelte und hörte Amber geduldig dabei zu, was sie alles von Amalie und Catherine gelernt hatte über Kräuterkunde. Amber war es nämlich gewesen, die herausgefunden hatte, was Elly fast umgebracht hätte. Margo hatte das Gift des Pfeilgiftfrosches in das Schlangengift gemischt. Diese Mischung war potenziell tödlich für Vampire.
Catherine und Amber hatten Elly mit Kräutern und Tränken geheilt. Doch die Nachwirkungen des Gifts waren ihr noch deutlich anzusehen. Sie schien schlapp und langsamer zu sein. Amber lag neben ihrer Schwester auf der Lichtung und ich besprach mit den anderen, wie es weiter gehen würde. Elly hörte uns zu, das wusste ich genau.
„Wir müssen diese Lichtung vorerst verlassen. Margo sollten wir im Bunker verrotten lassen. Sie hat es nicht verdient noch einen Tag länger am Leben zu bleiben.“ Gail sah mich streng an, doch ich wiedersprach: „Wir werden sie solange am Leben lassen, bis Elly ihre Rache bekommen hat. Also nehmen wir sie mit. Aber wo fahren wir hin?“
„Miami.“ Elly stand mit Amber auf und kam zu uns. Ich legte ihr einen Arm um die Hüfte, damit sie sich nicht zu sehr anstrengen musste.
„Warum Miami?“ Mike sah meine Frau verwirrt an und diese antwortete mit gütigem Lächeln: „Ich habe Amber versprochen ihr Miami zu zeigen. Außerdem lebt Abby dort. Ich könnte dich Maja und Amber dort lassen, bis wir wissen wie es weiter geht. Die Hexen werde ich wo anders unterbringen. Gail und Tracy, tut mir echt leid aber ich weiß nicht wo ich euch hinbringen kann, ist es in Ordnung wenn ihr noch etwas bei uns bleibt? Adrian und ich werden dann besprechen wie es weiter geht. Die Krieger, die ohne Margo geflohen sind, werden schon längst von uns allen erzählt haben. Wir sollten uns trennen, damit wir die anderen rechtzeitig warnen können, falls man uns erwischt. Ist das für alle in Ordnung?“
Sie nickten alle.Ich sah meine Frau nur verwundert an. Wieso wollte sie alle außer Gail und Tracy los werden? Hatte ich etwas nicht mitbekommen?
Alle stimmten fürs erste zu. Elly rief ihren Informanten an und erklärte ihm die neue Situation und was er tun sollte, wenn irgendwer auf einen von uns ein Kopfgeld aussetzte. Sie nannte ihren Informanten nicht beim Namen, also konnte ich wieder nicht herausfinden wer er war. Aber das war jetzt eh nicht mein vorrangiges Ziel.
Als sie Abby anrief, erklärte sie ihr, dass sie ein paar von uns vorbeibringen würde und Abby freute sich schon richtig darauf alle kennen zu lernen. Ich ließ Elly mit den anderen auf der Lichtung während ich uns einen Kleinbus besorgte. Elly wurde von Gail getragen, als sie bei mir an der Straße ankamen. Wahrscheinlich war Elly zu langsam gewesen.
Mike trug die schlafende Amber, Maja hielt Amalie und Tracy trug Catherine. Den Hexen war das sichtlich unangenehm. Doch sie wussten, dass es so am leichtesten war. Beim ersten mal, war Amalie vollkommen ausgerastet und hatte Feuer nach mir geschossen. Mittlerweile allerdings gewöhnten die Hexen sich daran. Immerhin war es nicht sonderlich unangenehm.
Alle sprangen in den Bus. Elly schlief auf dem Beifahrersitz ein, während ich die ersten paar Stunden fuhr. Gail löste mich irgendwann ab, dann Tracy, Maja, Mike, Catherine, Amalie und zum Schluss ließ Elly sogar Amber fahren. Meine Frau blieb die ganze Zeit bei dem Mädchen und erklärte ihr wie man so etwas fuhr. Ich hatte keine Angst es könnte etwas passieren, denn Elly schien es schon viel besser zu gehen. Sie sah schon etwas fitter aus und spielte schon wieder mit Stromschlägen, Feuer, Wind oder Gedankenkontrolle herum. Ständig brachte sie einen von uns dazu, wie ein irrer zu tanzen oder sich irgendwie anders zum Trottel zu machen. Wir konnten uns nicht gegen sie wären und ich wollte es auch gar nicht. Es schien ihr besser zu gehen. Das war alles was zählte. Die anderen sahen das wohl genauso. Normalerweise benutzte Elly die Gedankenkontrolle nicht gerne. Schon gar nicht bei anderen Vampiren. Doch wenn ihr besonders langweilig war, spielte sie manchmal damit rum. Eigentlich hätte es beängstigend sein müssen, aber ich vertraute ihr. Niemals würde sie mich zu etwas schlimmen zwingen.
Genau wegen all diesen Fähigkeiten, wollte ihr Meister sie zurück im Krieg haben. Sie war ihr halbes Leben schon auf der Flucht gewesen. Sie wusste wie man so etwas machte. Ich hoffte nur, dass wir beide irgendwann wirklich mal in einem eigenen Haus lebten und nicht flüchten mussten. Wir konnten ja nicht einmal richtig heiraten, solange sie auf der Flucht war. Denn offiziell war sie immer noch eine Kriegerin und als solche brauchte sie die Erlaubnis ihres Meisters um zu heiraten. Bis jetzt trugen wir nur zwei Ringe und taten einfach so. Gail und ich hatten ein angespanntes Verhältnis. Elly mochte ihn sehr, deshalb begann ich keinen Streit. Gail tat so, als könnte ich nicht richtig für sie sorgen und war ständig in unserer Nähe. Selbst wenn wir Pause machten, war er immer bei uns. Elly schien es nicht zu stören. Aber ich war kurz davor zu platzen.
Als wir endlich in Miami waren, staunte Amber nicht schlecht. Sie war noch nie an einem Strand gewesen, doch wir hielten uns nicht lange damit auf ihn ihr zu zeigen. Elly wollte schnell bei Abby ankommen. Amber verstand es und fragte deshalb nicht nach ob wir nicht doch an den Strand gehen könnten.
Endlich bei Abby, benutzte meine Frau den Wohnungsschlüssel. Ich konnte Essen von drinnen riechen. Eine große und dünne Frau stand in der Küche und als sie uns alle sah begann sie zu grinsen, ging auf meine Frau zu und umarmte sie freundschaftlich: „Da seid ihr ja endlich. Alles klar, dann werde ich versuchen herauszufinden wer von euch wer ist.“ Sie ging auf mich zu und ihre zusammengebundene, braune Haare wippten bei jedem ihrer Schritte. Ihre braunen Augen überflogen mich neugierig.
„Du musst dann wohl ihr Mann sein. Echt schön dich mal persönlich kennen zu lernen.“ Sie ging durch alle durch und umarmte alle freundschaftlich. Sie war wirklich freundlich und auch nicht mehr so gehetzt wie sonst immer am Telefon. Als sie bei Amber ankam, hörte ich sie sagen: „Es ist so toll dich kennen zu lernen. Deine Schwester hat mir viel von dir erzählt. Ich habe dir dein eigenes Zimmer eingerichtet, ich hoffe es gefällt dir. Ich werde es dir direkt nach dem Essen zeigen.“ Amber grinste darauf hin überglücklich und ich ging zu Elly. Sie hatte sich auf ein großes Sofa gesetzt und ihre Augen geschlossen.
„Geht es dir gut Elly?“ Ich nahm ihre Hand und sie flüsterte: „Ich würde gerne hier bleiben... Aber wir müssen schnell weiter und ich bin wirklich müde.“
„Du hast gerade erst einen tödlichen Giftcocktail überlebt. Wir ruhen uns ein wenig aus und dann können wir immer noch fahren... Weißt du überhaupt schon wo du die Hexen hinbringst?“
„Ja, ich habe ein paar geheime Verstecke, wo ich immer untertauche. Sie sind nicht gerade von Luxus übersehen. Aber es wird wohl reichen für ein paar Wochen. Gail und Tracy sollten bei uns bleiben. Gail ist ein guter Kämpfer, aber Tracy nicht und wenn die beiden angegriffen werden, wird es schwer für sie das zu überleben.“
„Dann lass die beiden halt bei den Hexen.“ Ich sah sie beleidigt an. Sie wusste, dass ich nicht gut mit Gail klar kam.
„Adrian. Ich will nicht streiten. Dafür habe ich auch gar keine Kraft. Maja, Mike, Amber und die Hexen sind keine Krieger. Mit Gail alleine kann ich unser weiteres Vorgehen besprechen und dann holen wir alle wieder ab.“
„Du kannst es mit mir besprechen.“ Ich schüttelte unfassbar den Kopf. Was fand sie nur an diesem Gail?
„Du hast aber keine Ahnung von Taktiken und Hinterhalten. Du bist ein Kopfgeldjäger und kein Krieger. Das ist ein Unterschied, den du nicht leugnen kannst und ich werde darüber nicht weiter diskutieren.“ Sie stand auf und ging zu Abby, die mit Amber in der Küche stand und kochte. Sie fragte sie ganz leise: „Darf ich etwas trinken?“ Abby nickte und die beiden verschwanden kurz im Nebenraum. Elly wollte nicht vor Amber trinken, dabei störte es die Kleine gar nicht.
Ich saß auf dem Sofa als Tracy sich neben mich setzte und sagte: „Ich weiß du und Gail, ihr habt nicht das beste Verhältnis... Aber er hat wirklich viel durch gemacht und seid man ihn zum Krieger gemacht hat, verehrt er Elisabeth. Sie ist der erste Vampir, der aus dem krieg ausgebrochen ist. Er verdankt ihr sein Leben. Sein Leben mit mir. Bitte nimm es ihm nicht übel, wenn er sie ein wenig für sich beansprucht. Ich muss doch auch damit Leben. Die beiden Teilen ihre Erfahrungen aus dem Krieg. Ich habe keine Ahnung wie es ist zu kämpfen und jeden Tag Angst haben zu müssen zu sterben. Die beiden teilen etwas. Da können wir nicht mitreden... Seid Gail wieder da ist, ist er anders. Früher war er die pure Lebensfreude... Jetzt ist er ernst, reagiert auf jedes Geräusch und ist ständig in Gedanken versunken. Versteh mich nicht falsch. Ich liebe ihn immer noch, aber ich muss mich erst daran gewöhnen.“
„Du wirst dich doch wohl auch verändert haben. Immerhin waren es zwei Jahrhunderte... Ich weiß nicht wie Elly vor dem Krieg war. Aber sie geißelt sich immer noch dafür. Sie kämpft eigentlich nicht mehr und geht Menschen aus dem Weg, weil sie Angst hat ihnen etwas zu tun. Ein unbeschwertes Leben ist mit ihr nicht möglich, sie hat es vielleicht aus dem Krieg raus geschafft. Doch seid dem ist sie auf der Flucht. Bis vor ein paar Monaten, war sie immer alleine und hatte keine Familie. Sie versteht es wie keine zweite unterzutauchen. Selbst ich habe Hunderte von Jahren gebraucht um diese Wohnung zu finden und niemand sonst würde sie finden, da man Elly kennen muss um darauf zu kommen.“ Ich sah auf meine Hände. Wir konnten ungestört reden, da die anderen sich laut unterhielten, Musik hörten und kochten.
„Was ist denn so besonders an dieser Wohnung?“ Tracy runzelte die Stirn. Ihre schwarzen Haare fielen über ihre Schulter und sie warf sie wieder zurück auf ihren Rücken. Das passierte ihr ständig, doch sie weigerte sich vehement ihre Haare zusammenzubinden.
„Hier hat sie als Mensch gelebt. Hier starb sie und hier brachte sie ihr erstes Opfer um. Ihre kleine Schwester.“
Tracy riss ihre Augen auf und murmelte: „Oh Gott. Ich hatte gehofft, es wäre ein fremdes Kind gewesen. Ich fasse es nicht. Die Arme. Kein Wunder, dass sie so an Amber hängt. Rotaugen haben es wirklich am schwersten.“
„Wenn Elly nicht will, dass man sie findet, wird sie auch nicht gefunden. Sie kommt alle hundert Jahre her am Ende ihrer Fastenzeit. Um das Andenken ihrer Schwester zu wahren, verzichtet sie ein ganzes Jahr lang auf warmes Blut. Entweder sie trinkt von Tieren oder ich besorge ihr Blutkonserven. Dadurch hat sie auch ihre Selbstbeherrschung verbessert. Ich habe es einmal versucht und bin kläglich gescheitert. Ich bin in einen Blutrausch verfallen. Elly hat mich damals total fertig gefunden und mir geholfen. Ihr Informant hat ihr davon berichtet und sie ist aus ihrem Versteck raus um mir zu helfen. Sie hat mich eingesperrt und mich nur mit aufgewärmten Blutkonserven gefüttert. Bis es mir besser ging. Wir haben danach nie wieder ein Wort darüber verloren und ich passe seid dem genau auf was ich tue. Elly passt seid dem immer auf mich auf. Sobald ich Gefahr laufe wieder in einen Rausch zu verfallen, ist sie bei mir und hilft mir es zu unterbrechen. Sie ist eine wundervolle Person und eigentlich habe ich sie gar nicht verdient.“
„Sie hat wirklich eine soziale Ader. Es ist unfassbar aber... Gail hat mir erzählt sie hat keine Fünf Minuten mit ihm geredet und ihn schon zu mir gebracht und bei sich aufgenommen. Ich kann verstehen, dass Gail sie so faszinierend findet. Wie sie sich um Amber kümmert, als wäre sie ihr eigenes Kind. Ihr werdet irgendwann mal tolle Eltern.“
„Adrian. Wir sollten los.“ Elly sah zu uns rüber. Ich nickte und Tracy stand auf um zu ihrem Mann zu gehen. Elly umarmte Amber und flüsterte: „Dieses mal bin ich nicht so lange weg. Versprochen. Wir telefonieren jetzt auch jeden Tag und zwar persönlich. Ich hab dich lieb.“ Sie gab Amber einen Kuss auf den Kopf und diese erwiderte: „Ich dich auch große Schwester.“ Dann verabschiedeten wir uns auch von den anderen und Abby gab uns ihr Auto. Den Kleinbus würde sie verkaufen und Elly ließ ihre Geldkarte hier. Somit hätten die vier genug Geld. Maja und Mike freuten sich darauf wieder in einer richtigen Wohnung zu leben. Amber hatte so noch nie gelebt, war also noch ein wenig skeptisch. Elly saß hinten im Wagen auf meinem Schoß, während Gail das Auto fuhr. Catherine und Amalie saßen neben uns und Tracy auf dem Beifahrersitz.
Meine Frau nahm meine Hand und lehnte sich an mich. Wir hatten noch nicht wirklich Zeit alleine verbracht und das fehlte mir. Ich wollte wissen wie es war mit ihr alleine zu sein.
Catherine und Amalie redeten mit Tracy über Amber und was für ein tolles Kind sie war. Elly schlief schnell auf meinem Schoß ein. Sie war immer noch schwach und hatte noch nicht ein mal ihre Energie frei gelassen. Auf der Fahrt nach Miami hatte sie sich wohl total Verausgabt mit ihren Scherzen.
Elly hatte Gail gesagt wo wir die Hexen abliefern würden. Nicht einmal ich durfte es wissen. Ich wurde Eifersüchtig und war die ganzen zwei Tage noch schlechter auf Gail zu sprechen. Die Hexen lieferten wir dann mitten im Wald bei einer unterirdischen Höhle ab. Dort waren Lebensmittel in Tüten und Dosen gelagert und sie würden es ein paar Wochen dort aushalten. Die beiden beschwerten sich nicht und verabschiedeten sich von uns. Wir ließen ihnen noch ein Handy da, bevor wir weiter fuhren. Elly hatte Gail gesagt wo es nun hingehen würde. Doch so leise, dass ich es nicht gehört hatte. Tracy schien es nicht so sehr zu stören wie mich. Das machte mich nur noch wilder. Weshalb vertraute Elly mir nicht?
Wir fuhren zu einem Flugharfen, Elly hatte uns Flugtickets gekauft. Wir flogen fast einmal um die ganze Welt, hin und her. Sie wollte sicher gehen, dass uns niemand verfolgte. Doch schlussendlich landeten wir doch wieder in Amerika. Mehrere Tage waren wir so unterwegs. Ich war genervt, auch Tracy setzte das ganze fliegen und fahren ziemlich zu. Irgendwann waren wir dann wieder auf der Lichtung. Wir hatten eigentlich erwartet die verhungerte Margo in unserem gebauten Bunker zu finden. Doch sie war nicht mehr da. Ausgebrochen. Tracy und ich rasteten fast aus und wollten wieder verschwinden. Doch Elly weigerte sich und sagte uns wir würden hier bleiben. Gail nahm sein Schicksal einfach an und das war der Moment in dem ich vollkommen ausflippte. Ich schrie Elly an und wir stritten uns. Tracy zog sich ins Haus zurück, aber Gail blieb bei uns.
„Verpiss dich!“ Ich sah ihn wütend an aber Elly schrie los bevor Gail antworten konnte: „Lass ihn endlich in ruhe! Er hat dir doch nichts getan!“
„Ich schwöre dir, wenn er nicht geht, dann gehe ich!“ Ich sah sie mit meinen strahlenden blauen Augen an. Meine Energie war bestimmt überall zu spüren. Elly hingegen beherrschte sich. Ihre Augen waren immer noch wunderschön braun und ihre Energie war immer noch nicht zu spüren.
„Dann geh halt. Ohne Gail sind wir aufgeschmissen und das weißt du ganz genau. Ich kann nichts für deine dämliche Eifersucht. Er will nur auf mich aufpassen.“ Sie ließ ihre Augen kurz rot werden, als sie es bemerkte drängte sie es sofort zurück. Ich runzelte die Stirn und Gail sagte als ich auf meine Frau zutreten wollte: „Bleib stehen oder es wird dir leid tun.“
„Jetzt reicht es!“ Ich wollte auf ihn los gehen, als ich mit einem heftigen Windhauch Meterweit weg geschleudert wurde. Elly hatte mich tatsächlich gegen einen Baum geschleudert! Dieser zerbrach und ich sah meine Frau erschrocken an. Eine Träne lief ihre Wange runter und sie drehte sich zu Gail um und flüsterte ihm etwas zu. Ich konnte sie nicht verstehen. In mir schmerzte alles. Nicht von dem Aufprall, sie hatte mich wirklich weg gestoßen. Gail schien ihr wichtiger zu sein. Hatte sie also gelogen und liebte mich doch nicht?
Die beiden gingen in das Haus und ich blieb sitzen wo sie mich hingeschleudert hatte. Meine Glieder ließen sich nicht bewegen. Als sie auch eine Stunde später nicht bei mir war, stand ich endlich auf und ging zum Haus. Tracy und Gail nuschelten über irgendetwas. Elly saß auf dem Bett und weinte leise. Ich war aber zu stolz um zu ihr zu gehen. Sollte Gail sie doch trösten. Ich nahm mir bloß eine Blutkonserve und leerte sie. Danach ging ich in das ehemalige Zimmer von Amber und legte mich dort ins Bett.
Wieder einige Stunden später hörte ich wie Elly langsamer atmete und nicht mehr weinte. Sie war eingeschlafen. Auch Tracy schlief. Gail war noch wach und schlich um das Haus herum. Er hielt wohl wache. Als ich es nicht mehr aushielt im Bett zu liegen, ging ich zu ihm. Überrascht sah er mich an und fragte leise: „Was kann ich für dich tun?“
„Sie ist meine Frau. Ob du das glaubst oder nicht. Ich werde nicht zusehen wie du sie mir weg nimmst.“
„Ich bin glücklich verheiratet Adrian. Ich will nichts von Elly. Aber wenn du dich weniger mit ihr Streiten würdest und dafür mehr auf sie eingehen würdest, hättest du längst gemerkt das etwas nicht stimmt. Seid sie das überlebt hat, geht es ihr beschissen. Du denkst vielleicht, sie müsste sich ausruhen. Doch das ist es nicht. Sie hat Angst erwischt zu werden. Deshalb bleiben ihre Augen braun. Deshalb will sie alle los werden außer Tracy und mich. Ihre Energie wagt sie nicht zu entfalten. Sie denkt es wäre ihre Schuld, dass wir alle in Gefahr waren. Sie will mich bei sich haben, damit ich auf dich aufpasse. Nicht auf sie. Sie beschreibt es als würde sie innerliche Schmerzen davon abhalten ihre Energie zu entfalten. Sie hat gerade stundenlang geweint, weil sie dir weh getan hat. Irgendetwas frisst sie innerlich auf. Du solltest herausfinden was es ist, bevor ihr etwas dummes tust.“ Damit verschwand er im Haus und legte sich zu seiner Frau. Ich blieb stumm stehen und dachte nach. Wieso hatte Elly mir das nicht anvertraut? Was war mit ihr geschehen, als sie bewusstlos gewesen war? Ich hatte nichts gemerkt, bis wir bei Abby angekommen waren. Seid dem Moment ging es mit ihr Berg ab. Ich hatte es tatsächlich auf das Gift geschoben. Wie konnte ich bloß so blöd sein?
Schnell ging ich in unser Schlafzimmer und legte mich zu ihr unter die Decke. Ab morgen würde ich mich besser um sie kümmern. Sogar mit Gail würde ich mich arrangieren. Alles würde ich tun, damit es ihr besser ging.
Als ich wach wurde, lag Elly starr in meinen Armen. Sie war bereits wach und ihr Blick war auf die Decke gerichtet. Ich streichelte ihre Wange und sie drehte ihr Gesicht zu mir. Ich wusste nicht was ich von ihrem Schweigen halten sollte und widerstand der Versuchung sie zu küssen.
„Wie geht es dir heute?“ Ich stützte mich auf meinen Arm und drehte mich seitlich zu ihr hin. Sie blieb auf dem Rücken liegen und erwiderte: „Tut mir leid wegen gestern. Anscheinend hat mir das Gift doch mehr zugesetzt als ich dachte. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle.“
„Hattest du wohl... Du wolltest nur nicht das ich gegen Gail kämpfe. Warum nicht? Ich bin älter als er.“ Ich runzelte die Stirn und sie murmelte: „Er ist ein Krieger. Wird er angegriffen tötet er. Es tut mir trotzdem leid. Ich hätte das nicht tun dürfen.“
„Elly, was ist bei Abby mit dir passiert?“ Ich versuchte etwas in ihren Augen zu lesen. Doch sie brach das schweigen: „Ich habe Amber dort gelassen, wo ich meine Schwester getötet habe. Abby hat mir erzählt, dass sie ein paar Vampire bei sich in der Wohnung gehabt hatte und das einer von ihnen ein Grünauge war. Er hatte nach mir gefragt, weil es dort immer noch nach mir gerochen hat. Abby meinte dann wohl, dass ich eine Kundin von ihr wäre. Aber ich habe Angst bekommen und wollte eigentlich schon mit allen wieder abhauen. Abby hat mich überredet Amber bei ihr zu lassen. Maja und Mike sind ja auch noch da... Dieser Vampir kannte meinen Geruch. Er wusste wer ich war. Wenn Amber etwas passiert, ist das meine Schuld. Es frisst mich innerlich auf, aber ich dachte es würde weg gehen. Ich habe mich an Gail geklemmt, weil er mich am meisten verstehen kann. Ich wollte dich nicht ausschließen. Aber er kann verstehen, was ich durchmache. Ich werde wahrscheinlich zurück in den Krieg müssen um George auszuschalten und meine Zweifel, kann nur er verstehen. Ich wollte dich nicht ausschließen. Nur... Du kennst mich nicht als Kriegerin. Du weißt nicht was der Krieg aus mir gemacht hat. Was er wieder aus mir machen würde. So etwas verändert dich. Ich will auch nicht, dass du da mit reingezogen wirst. Gail soll auf dich aufpassen, dass du keine Dummheiten machst, falls ich erwischt werde.“
„Was für Dummheiten?“ Ich wusste nicht was sie meinte. Sie atmete tief durch und flüsterte: „Du darfst nicht in einen Blutrausch verfallen. Außerdem darfst du nicht auch noch in Berührung mit dem Krieg kommen. Verfällst du in einen Blutrausch und bist im Krieg, wäre das dein sicherer Tod. Ich kann so etwas doch nicht zulassen.“ Sie weinte leise und ich flüsterte: „Ich werde nicht zulassen, dass du zurück in den Krieg musst. Du musst keine Kriegerin mehr sein. Du hast dein halbes Leben diesem Krieg gewidmet. Ich weiß das du Angst hast, aber wir sind zusammen und uns wird nichts mehr trennen. Versprochen.“ Endlich begann sie leicht zu lächeln und ich traute mich sie zu küssen.
Beunruhigt lief ich meine Runden durch den Wald. Wir hatten Angst wieder überrascht zu werden und liefen deshalb Patrouille. Bis jetzt hatte sich niemand blicken lassen. Doch das Margo spurlos verschwunden war, machte uns Angst. Eigentlich war es so gedacht, dass sie in dem Bunker, tief in der Höhle sterben sollte. Doch sie war anscheinend nicht gestorben. Keine Leiche, kein gar nichts. Nur ihr Geruch und der ein paar anderer Vampire. Anscheinend waren wir genau richtig von hier verschwunden. Den es schienen viele gewesen zu sein. Mittlerweile hatte ich wieder meine volle Kraft erlangt. Adrian hatte Margo in dem glauben gelassen ich wäre gestorben. Somit schien von mir keine Bedrohung mehr auszugehen. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass George das gerne hören würde.
Gail und ich würden uns heute Abend in den Bunker verziehen und unsere Taktik besprechen. Dort drin war alles so gut isoliert, dass man uns nicht hören oder riechen würde. Doch wenn jemand wusste wo man den Bunker fand, war das für denjenigen kein Hindernis. Deshalb liefen Adrian und Tracy in der Zeit ihre Runden.
Nachdem meine Zeit abgelaufen war rannte ich zurück zur Lichtung. Dort konnte ich Gail und Tracy in ihrem Schlafzimmer hören. Adrian kam gleichzeitig mit mir am anderen Ende der Lichtung zum Vorschein. Er verdrehte die Augen über die beiden Turteltauben und kam zu mir. Schön weit weg von diesem Haus. Gail und Tracy hatten viel nachzuholen. Doch es war das erste mal, dass ich sie hörte. Gail hatte mir verraten, wie furchtbar er sich seid dem Krieg fühlte. Es war egal ob Mensch oder Vampir. Wenn du den Krieg überlebst, stirbt ein anderer Teil von dir. Das geht an niemandem vorbei. Ich wusste nicht mehr, wie ich vor dem Krieg gewesen war. Deshalb war es einfacher für mich als für ihn. Doch ich konnte ihn verstehen.
„Irgendetwas interessantes?“ Ich sah meinen Mann fragend an. Er trug nun ebenfalls einen Ring an seiner linken Hand und das erfüllte mich mit viel Freude. Selbst wenn wir niemals wirklich heiraten würden. Mein Meister würde mir das niemals erlauben. Er war der große Anführer der Rotaugen. So ähnlich wie George. Nur das es bei meinem Meister anders war. Er war der erste Rotauge von allen gewesen und hatte damit das Recht über uns alle zu bestimmen. Sozusagen ein Uhrvampir. Genau wie der Meister der Blauaugen. Nur die Grünaugen hatten keinen wirklichen Meister. Sie konnten eigentlich tun und lassen was sie wollten. Doch seid dem Krieg hatte George diese Rolle einfach übernommen. Manche behandelten ihn wie ihren wahren Meister. Andere mieden ihn und gehorchten ihm auch nicht. Wer sich dabei erwischen ließ, starb. So einfach war das für George.
Für mein Volk war ich immer noch eine Kriegerin und deshalb durfte ich ohne die Zustimmung meines Meisters nicht heiraten. Er hatte die Macht über mich.
„Nein. Nur ein paar tote Tiere.“ Er grinste und ich fragte unbeeindruckt: „Waren sie auch schon vor deinem Besuch tot?“
„Nein, aber ich muss dir sagen so langsam komme ich auf den Geschmack. Gar nicht mal so schlecht. Aber nichts geht über Menschenblut.“ Er zuckte mit den Schultern und ich ließ mich in das Gras fallen.
„Wenn die beiden da nicht bald fertig werden müssen wir beide noch eine Runde laufen. Meinst du du schaffst drei Runden hintereinander? Du musst später ja noch mal mit Tracy laufen.“ Ich sah zu ihm hoch und er meinte: „Ich schaffe das schon... Wann hast du eigentlich das letzte mal getrunken?Du siehst beschissen aus.“
„Vielen dank auch. Seid wann sind wir hier? Etwa drei Tage? Ich glaube bei Abby hab ich zuletzt wirklich getrunken. Ich hatte da einfach keine Zeit für. Hab hier und da mal von einem Tier ein bisschen getrunken.“
Er sank neben mir ebenfalls ins Gras und flüsterte: „Dank trink von mir. Ich habe jede Menge getrunken auf meiner Runde.“ Er hielt mir sein Handgelenk hin und ich seufzte ergeben. Er hatte ja recht. Doch ich weigerte mich auf meinen Runden einen längeren Halt zu machen.
Als ich von ihm trank bemerkte ich erst wie hungrig ich bereits war. Als ich wieder diese magische Verbindung zwischen uns deutlicher den je spürte, explodierte meine Energie und meine Augen ließen sich nicht mehr kontrollieren. So lange hatte ich mich Adrian schon nicht mehr richtig genähert. Er tat so als wäre es kein Problem für ihn. Doch ich wusste es besser. Er litt darunter, dass ich ihn so ausschloss. Er würde es ja doch nicht verstehen. Er war kein Krieger, hatte nicht das tun müssen, was ich getan hatte. Ich hatte Kriegerin ihre noch menschlichen Kinder genommen um sie zu schwächen, hatte alle abgeschlachtet die mir in den Weg gekommen waren. Meine Instinkte hatten mich damals gelenkt. Immerhin hatte man mir beigebracht, dass die anderen Vampirfamilien mich nur töten wollen. Wenn ich nur daran dachte wie viele Vampire ich in einer Bar oder sogar in ihrem eigenen zu Hause umgebracht hatte. Sie alle waren unschuldig, ich hatte sie nicht einmal zu Wort kommen lassen und einfach ermordet. Ich hatte viele Menschen im Krieg getötet, die gerade bei Vampiren zu Hause waren. Damals waren sie für mich reine Blutspender gewesen.
Adrian riss mich aus meinen düsteren Gedanken als er mir in den Hals biss. Er tat das gerne, wenn ich von ihm trank. Er verlangte sein Blut nicht zurück, biss mich einfach nur und schmeckte es ein wenig. Trinken tat er nie, er sagte das wäre nicht sein Stil. Doch immer wenn er mich biss, konnte ich mich kaum kontrollieren. So wie jetzt. Meine Hände brannten und der Wind umspielte uns. Meine brennende Haut schadete Adrian nicht. Wenn ich ihm nicht wirklich weh tun wollte, war es einfach als würde das Feuer auch zu ihm gehören.
Als ich aufhörte zu trinken, fühlte ich mich besser. Als hätte ich wieder neue Kraft getankt. Ich fühlte mich Adrian wieder näher. Doch noch nicht nah genug um ihm von meinen schrecklichen Taten im Krieg zu erzählen.
Auch er ließ von mir ab, aber ich schaffte es nicht meine Energie wieder einzuholen oder das Feuer erlöschen zu lassen. Ich sah meinem Mann einfach in die Augen und flüsterte: „Ich liebe dich so sehr.“ Er lächelte leicht und sagte nichts. Das musste er auch nicht. Seine Augen brannten ebenfalls und sagten alles für ihn.
Irgendwann wurden wir von Gail und Tracy unterbrochen, die aus dem Haus traten und auf uns zu kamen. Ich sah von Adrian weg und auf einen schlag hatte ich wieder braune Augen, meine Energie war nicht mehr zu spüren, der Wind legte sich und das Feuer hörte auf zu brennen. So als wäre nie etwas gewesen.
„Komisches Vorspiel mit dem ganzen Feuer, aber hey wenn ihr drauf steht.“ Gail grinste uns an und Tracy boxte ihn leicht. Sie wusste genauso gut wie ich, dass Adrian nicht gut mit ihrem Mann klar kam. Doch der sonst so grimmige Vampir neben mir antwortete lachend: „Wenigstens waren wir leise und nicht so laut wie ihr.“
„Leise? Pah! Das ich nicht lache, eure Energie war bis China zu spüren.“ Gail lachte noch lauter und ich ging dazwischen, bevor diese Unterhaltung noch peinlicher wurde: „Gail, wir müssen in den Bunker und die beiden müssen ihre Runden laufen. Wir haben eh schon viel zu viel Zeit verschwendet.“ Ich sprang auf und ging schon einmal vor zum Bunker. Dabei dachte ich über eine wirkliche Hochzeit mit Adrian nach. Tracy hatte mir erzählt, dass der stärkere Vampir ein wenig seiner Kraft auf den Ehepartner übertrug. Was bedeutete das für Adrian und mich? Ich war um einiges mächtiger als er. Doch bevor ich diese Gedanken vertiefen konnte, war Gai bei mir im Bunker angekommen. Wir zogen die dicke Stahltür hinter uns zu und dann war es dunkel, kein Licht kam herein und wir würden auch keines an machen. Unsere Augen waren genug Licht. Ich ließ meine ausnahmsweise mal wieder im vollen Rot leuchten und der kleine Raum erhellte sich. Margo hatte hier an der Wand gehangen. Ihre Fesseln waren noch da. Genau wie das Blut daran. Die anderen hatten sie gefoltert, ihr Gliedmaßen ausgerissen und sobald sie nachgewachsen waren wieder von vorne. Ich wusste wie schmerzhaft so etwas war. Adrian hatte wohl seine wahre Freude daran gehabt. Immerhin wäre ich fast gestorben.
„Also, ich schätze doch mal du willst Adrian aus deinem Plan raus halten oder?“ Gail sah mich fragend an und ich erwiderte angespannt während ich mich setzte: „Nicht ganz. Sonst wird er misstrauisch. Ich werde zu meinem Meister gehen und ihn um Hilfe im Kampf gegen George bitten. Dafür werde ich mich wieder als Kriegerin verpflichten. Für mindestens einhundert Jahre. Adrian werde ich sagen, wir würden bei meinem Meister einbrechen und ein paar Waffen besorgen. Ich kenne mich dort gut aus, er wird mir glauben das ich das hinbekomme. Mein Meister hat die reinsten Gifte die man bekommen kann. Er wird diese Geschichte schlucken und er wird nicht nachfragen. Da ich dort keinen Blauaugen mit rein nehmen kann, da man ihn sofort töten würde, muss er das Fluchtfahrzeug bereit halten. Etwa dreißig Meilen entfernt. Tracy wird als Verstärkung bei ihm bleiben und dich nehme ich angeblich mit rein. Du wirst dich in der nähe verstecken, etwa eine Stunde warten und dann zu ihnen zurück laufen um ihnen zu sagen, man hätte mich geschnappt. Für diesen Fall wird es einen angeblichen Notfallplan geben. Also mein wirklicher Plan. Du wirst mit den Beiden zwei Wochen auf ein Lebenszeichen von mir warten. Das werdet ihr dann auch bekommen, denn so lange werde ich ungefähr brauchen um mehr über George und seine Festung herauszufinden. Wenn es dann so weit ist, werde ich mich mit euch an einem Ort verabreden, an dem wir uns dann mit den Hexen und allen anderen treffen. Wenn ich es schaffe, werde ich noch ein paar Rotaugen auf meine Seite ziehen können. Wir stürzen George und ich gehe zu meinem Meister zurück. So ungefähr ist der Grobe Plan.“ Ich sah ihn nach meiner langen Rede interessiert an. Er runzelte die Augenbraue und fragte mich: „Gut durchgeplant aber was ist wenn dein Meister dich einfach bei sich behält und nicht fliehen lässt um mit uns gegen George zu kämpfen?“
„Ich bin schon mal abgehauen. Vergiss das nicht. Das wird dann ein Kinderspiel. Die Frage ist nur, ob ich ein paar Rotaugen auf meine Seite bekomme. Denn ohne die wird es fast unmöglich auch nur eine Kleinigkeit gegen George und sein Gefolge auszurichten.“
„Wenn du George umbringst, wirst du den Krieg damit nicht beenden. Das weißt du oder?“
„Ja, das weiß ich. Aber vielleicht sind wir dann frei. George jagt nach uns, will und umbringen. Entweder er oder ich. So sieht es nämlich aus und ich werde nicht für die Grünaugen im Krieg kämpfen. Nicht für George. Er hat mich entführt und mich eingesperrt um Proben von mir zu nehmen. Er will meine Familie umbringen und das lasse ich ihm nicht durchgehen. Die Grünaugen brauchen einen besseren Meister. Wo auch immer er ist, er kann nicht tot sein. Selbst wenn er es wäre, dann bräuchte er einen besseren Nachfolger als George. Er war der Vorreiter im Krieg. Zuerst hat er nur meine Familie angegriffen, weil wir ihm zu gefährlich erschienen. Dann auch die meines Mannes. Wir anderen verteidigen uns bloß. Er will uns vernichten. Selbst wenn ich auf seiner Seite kämpfen würde, sobald er gewinnen würde, wäre ich ebenfalls ein Problem für ihn und ich wäre die nächste. Er denkt die einzig wahre Vampirfamilie sein die Grünaugen. Dieses denken sollte sich nicht in jedem neuen Vampir festsetzen, denn sonst wird dieser Krieg ewig dauern.“ Ich hatte mich so aufgeregt, dass ich meine Energie immer mehr entfaltet hatte. Gail sah mich erschrocken an und fragte mich: „Das ist also der wahre Grund für den Krieg? Woher weißt du das?“
„Ich bin mehr als drei mal so alt wie du. Drei mal darfst du raten woher ich das weiß. Als ich geboren wurde, hatte der Krieg gerade erst angefangen. Ich war quasi direkt mit dabei... Was ist jetzt mit meinem Plan, hilfst du mir ihn durchzuziehen?“
„Es gibt keine andere Möglichkeit? Du solltest nicht zurück in den Krieg müssen. Das ist nicht richtig, du hast so viele Jahrhunderte für deine Freiheit gekämpft.“
„Nein Gail, ich war nie frei. Nur auf der Flucht. Aber ich will endlich frei sein. Ich will den Mann heiraten dürfen den ich liebe, will Amber aufwachsen sehen ohne ständig flüchten zu müssen. Außerdem will ich auch mal Kinder haben. Als Mensch war es mir nie gegönnt gewesen Mutter zu sein. Doch so wie mein Leben jetzt verläuft, bleibt mir nichts anderes übrig als den Wunsch nach Kindern zu verdrängen. Also nein. Es gibt keine andere Möglichkeit. Wenn ich meinem Meister zeige, dass ich es ernst meine lässt er mich vielleicht irgendwann gehen. Das ist alles woran ich mich noch klammern kann. Worauf ich noch hoffen kann.“
Langes schweigen. Er schien zu überlegen und sah mich dabei ganz genau an. Ich zog meine Energie zurück um keine Aufmerksamkeit zu erregen und irgendwann sagte Gail ernst: „Gut. Aber dann dürfen wir Adrian und Tracy nichts davon sagen. Auch den anderen nicht. Das bleibt eine Sache zwischen uns. Wenn einer von ihnen etwas erfährt, werden sie dich aufhalten und dann ist alles vorbei. Eine letzte Lüge vor deiner und meiner Freiheit.“ Er schlug seine Fäuste auf seine Brust und ging vor mir in die Knie. Ich tat es ihm nach. Eine Geste die ich nur vor meinem Meister machte. Doch Gail hatte sich meinen Respekt verdient. Als er sah wie ich vor ihm kniete begann er zu lächeln. Es war eine Geste des höchsten Respekt.
Als Adrian und Tracy wieder bei uns ankam hatte ich die anderen schon angerufen. Abby würde sie alle einsammeln und her bringen. Ich hatte ihr versprochen für sie zu Sorgen solange sie lebte und das würde ich auch. Doch ich hatte sie oft dabei ertappt wie sie sich vorstellte selbst ein Vampir zu sein. Viele Menschen, die von uns wussten, träumten davon. Ich ließ sie aber nicht wissen, dass ich es wusste. Sie sollte sich nicht zu einer Entscheidung gedrängt fühlen. Außerdem hatte sie noch so viele Jahre vor sich. Es gab gar keinen Grund sich zu entscheiden.
Adrian kam zu mir und Gail verschwand mit Tracy um uns alleine zu lassen. Ich hatte ihn darum gebeten, da es vielleicht der letzte Abend sein wird, an dem wir Zeit für einander hatten. Adrian fragte gar nicht erst warum die beiden gingen. Er hatte gehört, dass ich telefoniert hatte, als er auf die Lichtung kam.
Er umarmte mich nur und flüsterte: „Es wird nicht unser letzter Abend sein. Versprochen. Wir werden noch sehr alt zusammen werden.“
„Ja, das werden wir. Sobald die anderen bei uns sind erklären wir euch unseren Plan. So lange will ich meine Zeit mit dir alleine verbringen. Ich habe Gail gesagt das ich seinen Schutz heute nicht brauche. Er ist mit Tracy irgendwo weiter in den Wald rein.“ Ich umarmte ihn nun ebenfalls und schmiegte mich an ihn. Es war so angenehm ihn einfach nur zu berühren. Ich machte mir keine Gedanken über Flucht, Pläne, Gegner, den Krieg oder sonstige Schwierigkeiten.
„Wenn wir das hier hinter uns haben, werde ich dir zeigen wie schön es ist, sein eigenes Heim zu haben und wir machen Urlaub. Ich kann meinen Job aufgeben wenn du willst.“ Er küsste meinen Hals und ich hauchte: „Ich dachte das hast du schon. Seid Monaten hast du keinen Job mehr annehmen können. Das wird deinem Ruf nicht gut tun.“
„Ich glaube es schadet meinem Ruf mehr, dass ich mit dir verheiratet bin.“ Er sah mir in die Augen und ich musste grinsen. Er hatte recht. Ich wurde dank George gefürchtet. Adrian konnte nicht gleichzeitig mit mir verheiratet und ein Kopfgeldjäger sein. Er wäre nicht mehr vertrauenswürdig und niemand würde ihn anheuern.
„Das bedeutet wir würden tatsächlich Urlaub machen?“ Ich könnte mich an diesen Gedanken gewöhnen... Wäre da nicht mein Plan. Er würde Adrian und mich Jahre auseinander reißen. Vielleicht sogar mehrere Jahrzehnte. Ich wollte nicht traurig werden also freute ich mich einfach über sein Kopfnicken und kuschelte mich noch mehr an ihn.
„Komm jetzt. Lass uns rein gehen. Wenn wir schon mal einen Abend für uns haben.“ Adrian nahm meine Hand und zog mich mit zum Haus. Anscheinend spürte er mein Unbehagen nicht und selbst wenn er es spürte, so sagte er es nicht. Wahrscheinlich wollte er einfach einen Abend ohne Zweifel und Angst verbringen.
Als wir zusammen auf unserem Bett lagen, berührten wir uns nicht. Wir sahen uns nur in die Augen und ich erinnerte mich an eine Fähigkeit, die ich im Krieg immer gut hatte gebrauchen können. Ich atmete tief durch und versuchte ihn mental zu erreichen. Ich hätte diese Fähigkeit weiter trainieren müssen. Verdammt, seid meinem halben Leben hatte ich das nicht mehr versucht.
Ich liebe dich
Adrian zuckte zusammen und riss die Augen auf und fragte geschockt: „Wie hast du das gemacht?“ Ich lächelte. Es hatte wirklich geklappt.
Ist eine meiner Fähigkeiten die ich seid dem Krieg nicht mehr benutze. Dabei ist die ganz hilfreich. Ich kann so mit jedem über ewig weite Entfernung reden, von dem ich schon einmal getrunken habe.
Er sah immer noch geschockt aus und ich flüsterte: „Ich wollte versuchen ob ich das noch kann, falls ich dir mal etwas sagen muss, ohne das andere es mitbekommen.“
„Das ist erstaunlich. Ob deine ganzen Fähigkeiten damit zusammenhängen, dass du ein Mischling bist? Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich auch irgendwann mal so viele Fähigkeiten besitzen werde. Eigentlich habe ich noch nicht einmal eine.“ Adrian runzelte die Stirn und ich murmelte: „Es ist kein Segen das alles zu können. Um so mehr Fähigkeiten du hast, um so nützlicher wirst du für den Krieg. Mein Meister hatte mich aufgenommen und sofort auf das kämpfen gedrillt. Für mich gab es nichts anderes als das kämpfen. Ich denke es kommt vor allem auf die Umgebung an, was und wie viele du bekommst. Darauf wie dein Leben verläuft. Ich brauchte all meine Fähigkeiten um zu überleben. Du brauchst deine körperliche Kraft und deine Schleichkünste. Diehast du perfektioniert.“
„Aber wieso sind deine Hexenkräfte dann nicht schon viel früher aufgetaucht? Mit ihnen bist du doch noch viel stärker.“
„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur noch das ich Zusammengebrochen bin und angekettet und halb ausgetrocknet wieder aufgewacht bin. Plötzlich hatte ich die Kräfte und seid dem luft mein ganzes Leben aus dem Ruder. Vielleicht liegt es ja an Abby... Kurz vor meinem Zusammenbruch habe ich sie kennengelernt und aufgenommen. Ich habe sie in mein Herz gelassen. Vielleicht habe ich mich ja auch dem Rest geöffnet als ich Abby traf. Wie auch immer, jetzt ist es so und ich kann es nicht mehr ändern. Am besten ich lerne einfach damit zu leben. Zu mindestens werde ich nie wieder kalt duschen müssen.“ Ich lachte leise und Adrian stieg mit ein. Noch bevor wir uns beruhigt hatten, küsste er mich und legte sich auf mich. Ich genoss es unter seinem starken Körper zu liegen. Es gab mir das Gefühl beschützt zu werden. Mir war zwar bewusst, dass ich eigentlich keinen Schutz von ihm brauchte, da ich viel stärker war als er, doch es war trotzdem ein schönes Gefühl.
„Ich liebe dich Mischling Elisabeth weißt du das?“ Er sah mir tief in die Augen und ich meinte lächelnd: „Ich werde mich niemals daran gewöhnen, dass du mich bei meinem vollen Namen nennst. Du warst der erste, der mir einen Spitznamen gab, weißt du das?“
„Ja, das weiß ich. Ich fand es einfach passend... Aber weißt du was mir fehlen wird?“
„Was?“
„Mein Strauß Blumen.“ Da begannen wir beide laut zu lachen und durch diese Bewegungen, wurden wir dann endgültig abgelenkt und begannen diese Nacht zu einer ganz besonderen zu machen...
„Amber. Du musst bei deinen Eltern hier auf der Lichtung bleiben. Abby wird auch hier bei euch sein. Vergiss das nicht. Du bist nicht der einzige Mensch hier.“ Ich sah meine kleine Schwester beunruhigt an. Sie bestand darauf bei mir zu bleiben. Maja, Mike und Abby hatten bereits vergeblich auf sie eingeredet. Tracy, Gail und Adrian waren bereits vor gelaufen zu einem Wagen. Abby ließ sich die Lichtung von meiner Schwägerin zeigen. Die junge Frau war begeistert von der Lichtung. Amber hatte ihr schon ein bisschen davon erzählt.
„Aber ich will nicht wieder von dir getrennt sein. Du hast mir das Leben gerettet. Ohne dich hätten diese Mörder mich verhungern lassen oder sie hätten mich ausgeblutet. Ich kann helfen. Da bin ich mir sicher. Ich bin klein und wendig. Ich könnte mit dir bei den Rotaugen einbrechen.“
„Nein! Verdammt Amber. Sie würden dich entweder sofort töten oder verwandeln. Sag nie wieder, dass du zu den Rotaugen gehen wirst. Wenn sie bemerken würden wie gut du schon als Mensch kämpfst, wärst du nicht mehr lange einer und sie würden dich zu einer Kriegerin machen. Du würdest zu einem Monster werden.“
„Niemals könnten sie meinen Geist brechen.“ Amber schaltete auf stur. Ich schüttelte den Kopf und ließ meine Stimme extra düster klingen: „Sie haben meinen Geist gebrochen. Du bist stark. Aber lange nicht stark genug. Du müsstest Menschen töten. Unschuldige Vampire. Gute Vampire. Kinder. Sieh dir Gail an. Er ist ein Ehrenmann. Das glaubst du zu mindestens. Aber bei euren Kämpfen, hat er sich nicht zurück gehalten um dich zu schützen. Morden ist wie eine Sucht. Er hatte Angst dich zu verletzen, weil er dich danach vielleicht getötet hätte.“ Ich musste sie erschrecken. Es ging einfach nicht anders. Es klappte sogar sehr gut.
„Aber... Du warst auch im Krieg und hast mich gerettet.“ Sie hatte schon Tränen in den Augen. Nur leider musste ich ihr noch mehr Angst machen. Sie durfte nicht auf die Idee kommen mir zu folgen. Falls es den anderen nicht schnell genug auffliehl, könnte ihr alleine im Wald alles mögliche passieren.
„Du siehst genauso aus wie meine kleine Schwester. Sie war mein erstes Opfer. Ich habe sie kaltblütig ermordet. Mit dir wollte ich es wohl wieder gut machen. Aber das kann man nicht wieder gut machen. Ich habe unzählige Kinder getötet. Du hast nur Glück, dass du so aussiehst wie meine Schwester. Denn sonst wärst du schon längst Tod. Und jetzt geh zu deinen Eltern rüber und hör auf dich mit mir zu streiten.“ Damit rannte ich los. Amber begann zu weinen. Das hörte ich leider noch. Aber ich rannte trotzdem weiter. Sie würde mich jetzt vielleicht hassen. Doch wenigstens blieb sie so am Leben.
Es dauerte eine Weile bis ich am Auto angekommen war, die anderen saßen bereits drin und besprachen mit Gail noch die letzten Details. Ich schwang mich auf den Fahrersitz und atmete tief durch. Adrian saß neben mir und nahm lächelnd meine Hand. Er wusste wahrscheinlich was ich Amber erzählen musste um sie von uns fern zu halten.
„Können wir los? Wisst ihr alle was ihr zu tun habt?“ Ich sah noch einmal an mir runter. Ein letztes mal würde ich noch lockere Kleidung tragen, bevor wir uns später umzogen. Die anderen trugen bereits ihre schwarzen Klamotten. Sie waren unauffällig in der Dunkelheit doch ich hatte mich geweigert schon die Kriegeruniform anzuziehen. Diese lag im Kofferraum und wartete auf ihren Einsatz.
Beunruhigt gab ich Gas und um so weiter wir vom Wald weg fuhren, um so schlimmer ging es mir. Ich versuchte mich innerlich darauf vorzubereiten Adrian für eine Weile das letzte mal zu sehen. Dabei hatten wir immer noch so wenig Zeit miteinander gehabt. Ich wusste, dass ich ihn liebte und mein Leben mit ihm verbringen wollte. Aber seid wir uns gefunden hatten... Waren wir nie wirklich alleine gewesen und nun musste ich schon wieder verschwinden.
Ich kannte den Weg immer noch auswendig, obwohl es schon so lange her war, dass ich in der Rotaugen-Basis war. Wir fuhren zu einem Flugharfen, von dort aus ging es dann in der Luft weiter und auf dem Boden angekommen waren wir schon wieder im Auto. Ich lotste Gail zu einem Punkt, weit genug weg von der Basis. Dort würden Adrian und Tracy warten. Adrian hatte sich zwar erst gesträubt mich alleine dort hinzu schicken, doch ich konnte ihn überzeugen, dass es so besser wäre. Auch über die Kriegeruniform hatte er sich gewundert. Doch damit fiel ich halt weniger auf als mit meinen jetzigen Shorts und meinem Bauchfreiem Top. Meine üblichen Cowboystiefel ließ ich ebenfalls im Auto, nachdem ich mich umgezogen hatte. Nun zierte mich eine schwarze enge Stretchjeans, ein schwarzes Shirt, eine schwarze Jacke mit Kapuze, fingerlose Handschuhe und schwere Stiefel, worin ich ein paar Waffen hatte. Auch an meinem Gürtel baumelten Messer und Pistole. Auf den Rücken hatte ich eine Armbrust mit Köcher geschnallt. Diese ganzen Sachen waren ziemlich einfach durch den Zoll zu schmuggeln, dank Gail. Er besaß die Fähigkeit den menschlichen Verstand für kurze Zeit zu benebeln. Als ich mich im Ausenspiegels des Autos sah, erschreckte ich mich selber. Es sah wieder so real aus. Als hätte ich es nie abgelegt. Adrian sah mich mit schrägem Kopf an und murmelte: „Interessant.“ Ich runzelte die Stirn und Tracy flüsterte: „Du musst das nicht anziehen. Wir bekommen das auch irgendwie anders hin.“
„Doch ich muss das tun. Diese Klamotten bedeuten gar nichts. Ich werde nicht mehr wie früher nur, weil ich die Uniform trage.“ Ich versteckte meine feurigen Haare unter der schweren Kapuze und Adrian kam zu mir, drehte mich vom Auto weg und sagte mit glühenden Augen: „Du bist wunderschön. Egal was du trägst. Du bist eine Kriegerin und bevor du mir für dieses Wort gleich die Haare vom Kopf brennst... Du bist nicht die Kriegerin des Krieges. Du bist meine ganz persönliche. Elly, du bist mein Leben. In diesen Klamotten lernte ich dich kennen. Weißt du noch? Du saßt auf mir und ich dachte schon das wars jetzt mit mir... Aber du hast mich am Leben gelassen. Es mir geschenkt. Du hast Amber das Leben geschenkt. Gail und Tracy ebenfalls. Eine Kriegerin bist du. Aber eine für das Gute. Jetzt mach dich schnell fertig und erledige was zu erledigen ist. Danach komm zu mir zurück.“ Nie hatte ich überlegt, dass Kriegerin auch ein positives Wort sein konnte. Ich atmete tief durch und blinzelte die roten Tränen weg. Als das geschafft war nickte ich und sah Tracy fordernd an. Die hielt mir die schwarze Schminke hin. Mein Meister ließ alle weiblichen Kriegerinnen schwarze Wimperntusche, Mascara und Lidschatten tragen. Die Lippen waren knallrot. Ich hatte das damals jeden Tag tragen müssen und bekam es auch nun schnell hin. Doch es fühlte sich falsch an.
„Alles klar. Es wird dunkel, wir können los.“ Ich sah mich um. Wir parkten an einer verlassenen Schnellstraße am Rand eines Waldes. Vampire liebten den Wald, da es darin immer ruhig und friedlich war. Die Meisten von uns ließen sich also dort nieder.
Adrian zog mich an sich und umarmte mich. Ich erwartete eigentlich einen Kuss von ihm, doch er vergrub seine Zähne lieber in meinem Hals. Ich schloss die Augen und knurrte förmlich: „Ich darf nicht nach dir riechen.“ Er hob seinen Kopf wieder von mir weg und meinte grinsend: „Macht nichts.“ Ich verdrehte die Augen und ohne ein weiteres Wort schossen Gail und ich los. Es würde nicht lange dauern, bis ich mich von Gail trennen würde. So wie abgesprochen, würde er dort ein paar Stunden warten. Wenn er Adrian wieder erreicht hätte, wäre ich schon längst bei meinem Meister. So zumindestens der Plan. Doch seid meinem letzten Aufenthalt hier, hatten sie ihr Revier vergrößert. Gail musste viel früher stehen bleiben als ich gedacht hatte. Wir versteckten uns hinter ein paar Büschen und hockten auf schlammigem Waldboden.
Ich verlangte stumm nach seinem Handgelenk und trank ein paar Schlücke von ihm. Ich brauchte mehr Kraft. Falls man mich angreifen würde.
„Du rennst wieder ein bisschen zurück und wartest dort. Hier ist es zu gefährlich. Du bist zu nah an den Wachen dran. Ich danke dir für alles Gail. Wir werden uns wiedersehen... Bitte pass auf Adrian auf. Er muss immer genug trinken, aber bloß nie zu viel. Wenn er in einen Blutrausch verfällt, sind wir geliefert.“ Ich lächelte kurz und er nickte. Ohne Worte des Abschieds rannte er wieder zurück. Er hatte immer noch so viel Soldat in sich, dass es beinahe gruselig war.
Ich atmete erneut tief durch und schloss kurz die Augen. Ich würde auffallen und das um jeden Preis sagte ich mir. Als ich langsam aufstand und, hoffentlich locker, auf den ersten Wachposten zuschländerte, ließ ich meine Augen strahlen. Allerdings nur ganz wenig, so als wäre ich ein neuer Vampir. Als er mich entdeckte, wollte er zu seiner eigenen Armbrust greifen. Doch ich lächelte nur. Meine Energie war immer noch nirgends zu spüren. Durch mein Outfit würde mich wahrscheinlich kaum einer Erkennen.
„Wer bist du?“ Der blonde Vampir war noch ziemlich jung. Keine hundert Jahre. Er trug die selbe Uniform wie ich. Doch seine Kapuze war nicht auf seinem Kopf.
„Eine Freundin. Ich muss unseren Meister sprechen.“ Ich schlug meine Fäuste auf meine Brust und ging auf ein Knie runter. Die traditionelle Begrüßung unter Kriegern. Er tat es mir nach und als wir beide wieder standen fragte er verunsichert: „Warum bist du nicht bei der Versammlung? Elisabeth wird sich wohl kaum freiwillig stellen. Jeder sollte sich den Plan anhören. Selbst ein so junges Mitglied wie du. Beeil dich lieber, bevor ich vergesse wie nett ich bin.“ Er hatte eine so hohe Stimme, das seine Drohung fast Lächerlich klang. Der arme Junge war als Mensch vielleicht gerade einmal in Ambers Alter gewesen. Er war bleich, nicht besonders groß und schon gar nicht muskulös. In der Frauenwelt würde er ewig Probleme haben. Doch darüber dachte ich nicht lange nach und fragte: „Oh, eine Versammlung? Davon hatte ich keine Ahnung... Aber danke für die Information.“ Ich verbeugte mich erneut und joggte dann in Richtung der Festung. Das große Gebiet wurde tatsächlich mit einer dicken Mauer umzogen. Es gab nur ein Tor, allerdings war das immer nur von einer Person bewacht, da so eine Mauer niemanden von uns wirklich aufhielt. Es war eigentlich nur für Menschen gedacht.
Der Wachposten vor dem großen Eisentor runzelte die Stirn als er mich sah. Er kam mir nicht bekannt vor, war allerdings schon älter als der andere. Seine roten Augen glühten stark und seine Energie war ebenfalls stark. Hinter der Mauer konnte ich meinen Meister sprechen hören. Aber da mich der Wachposten ansprach hörte ich nicht alles.
„Was machst du hier draußen? Wir müssen eine Kriegerin finden. Dafür brauchen wir selbst dich Nutzlosen Neuling.“ Er schien verärgert. Seine Glatze lag unter der Kapuze, doch ich konnte dennoch ein paar Narben darauf erkennen. Dieser Mann war ein Riese, gut gebaut und bestimmt erst mit 30 verwandelt worden. Doch er machte mir keine Angst, obwohl er ein Schwert in der Hand hielt. Dieses war wahrscheinlich mit Gift überzogen.
„Tut mir sehr leid. Wird nie wieder passieren. Bitte lass mich eintreten.“ Ich verbeugte mich auch vor ihm. Er allerdings tat es mir nicht nach... Entweder war er einfach nur respektlos oder er hatte mich erkannt. Doch er schnaubte lediglich und öffnete das Tor. Ich nickte ihm lächelnd zu und dann sah ich den großen Platz. Normalerweise wurde hier trainiert. Doch man hatte alles weg geräumt und eine Bühne aufgebaut. Ein paar Hundert Krieger standen davor und sahen zu ihrem Meister rauf. Er trug als einziger ein rotes langes Gewand. Er war fast dreimal so alt wie ich und liebte es sich in diesen Gewändern herum zu treiben. Seine blonden Haare gingen bis zu seinem Hintern. Er hatte sie zusammengebunden und sie waren mit roten Strähnen durchzogen. Seine Energie war stärker als meine, doch er hatte nie gekämpft und besaß auch sonst keine besonderen Fähigkeiten. Diese Energie war reine Fassade eines alten, aber hilflosen Vampires.
Ich hielt mich hinten und achtete darauf, dass man mein Gesicht von der Bühne aus nicht sehen konnte. Ich erkannte nicht viele von den Gesichtern. Wahrscheinlich waren meine früheren Kameraden längst Tod. Doch zwei Männer, die neben meinem Meister auf der Bühne standen, waren mir mehr als bekannt. Es waren die Adoptivsöhne des Meisters. Beide blond, stark und gut gebaut. Sie waren nur zwei Jahrhunderte jünger als ich. Ich hatte oft mit ihnen gekämpft und ihnen viele Tricks beigebracht. Doch der Meister hatte es nicht gerne gesehen, wenn wir Abends zusammen Wache hielten und hatte uns deshalb strikt von einander getrennt. Seid so vielen Jahren hatte ich sie nicht wiedergesehen und ihre Energie war stark zu spüren. Ihre Augen leuchteten ebenfalls stark. Doch sie konnten es nicht mit mir aufnehmen.
„Es ist wichtig sie zu finden, bevor George sie erneut in ihre Hände bekommt. Seid vielen Jahrhunderten weigert sie sich für unsere Sache zu kämpfen. Doch jetzt, wird unser Volk sie brauchen und sobald wir sie haben, wird sie keine andere Wahl mehr haben als wieder zurück zu kehren! Ich sehe sie nicht, wie eine Kriegsverbrecherin. Eher wie ein verwirrtes Kind. Die Blauaugen haben ihre das Gehirn verdreht. Sie schickten einen Schönling zu ihr und dieser redete ihr ein, wir würden sie nur ausnutzen. Sie ist bloß verängstigt und das verstehe ich. Doch es ist unsere Pflicht uns um sie zu kümmern. George will sie ausnutzen und danach ermorden. Davor müssen wir sie beschützen und das geht nun einmal nur, wenn sie bei uns ist. Auf unserer Seite. Seht euch ihr Bild an! George würde sie vielleicht sogar zu seiner Frau machen, um mit ihrer Schöhnheit anzugeben! Wir können nicht zulassen, dass ihr so etwas angetan wird!“ Er zeigte auf eine Leinwand. Darauf war ein ziemlich altes Gemälde von mir zu sehen. Nur mein Gesicht und mein Oberkörper war zu sehen. Ich trug die Kriegerinnenschminke und die Uniform. Meine Augen strahlten rot. Ein raunen ging durch die Männer. Es gab kaum weibliche Rotaugen und schon gar keine Kriegerinnen. Denn Frauen wurden unter Rotaugen wie etwas heiliges behandelt. Ich hatte nie verstanden warum.
„Um sie vor wirklich allem zu beschützen, müssen wir nur noch den Blauaugen töten, der sie damals von uns gezerrt hat.“ Ich ließ meinen Meister nicht weiterreden, als ich meine Energie platzen ließ und meine Augen glühten, während meine Hände Feuer fingen. Ich knurrte und als mich alle geschockt anstarrten drohte ich allen: „Kommt ihm zu nah und ihr werdet brennen ihr Mörder.“
„Elisabeth. Du bist gekommen.“ Mein Meister sah genauso geschockt aus wie alle anderen. Ich ließ meine Kapuze durch einen Lufthauch von meinem Kopf wehen. Meine roten haare fielen wellig über meine Schultern.
Der ältere Sohn des Meisters, regte sich nicht. Doch Andy, der jüngere, begann zu knurren und sah mich drohend an. Ich ignorierte ihn, als ich meinen Meister sagen hörte: „Elisabeth. Mein Kind. Komm zu mir und lass dich begrüßen. Wir werden ein Festmahl für dich vorbereiten. Du wirst so viele Menschen bekommen, wie du möchtest. Es ist ein Wunder geschehen und du bist wieder im Kreise deiner Familie.“
„Nein. Bin ich nicht. Meine Familie ist schon lange nicht mehr hier. Um ehrlich zu sein, ist nicht einer aus meiner Familie, ein Rotauge. Und dieser Blauauge, den du Tod sehen willst, ist mein Mann.“
„Elisabeth. Wir werden niemandem etwas tun, der dir lieb ist. Du kennst mich doch und du weißt wie ich bin.“ Mein Meister hob beschwichtigend die Arme und der jüngere Sohn knurrte wieder wütend, als ich ein paar Schritte auf das Podest zuging.
„Schweig.“ Mein Meister sah ihn wütend an und ich musste lächeln. Im Laufe der Jahre schien er die Kontrolle über die beiden ein wenig verloren zu haben, denn sein Sohn dachte nicht einmal daran mit seiner Drohung aufzuhören.
„Ja, das weiß ich tatsächlich. Ein heimtückischer Bastard, der mich wieder im Krieg haben will. Was sagst du dazu, wenn ich dir ein Angebot mache? Ich würde wieder für dich in den Krieg gehen, solange du ein paar Dinge schwörst.“ Ich lächelte und als ich die Feindseligkeit mir gegenüber spürte, ließ ich einen großen Feuerball über uns allen schweben. Alle wichen nun wieder von mir ab und mein Meister flüsterte: „Erstaunlich. Anscheinend hat der Schönling dich einer Gehirnwäsche unterzogen. Mein Engel, du musst mir vertrauen. Wir sind nicht die Bösen bei dieser ganzen Geschichte.“
„Diese Versammlung war nur dazu da, mich einzufangen? Nun gut, da ich freiwillig hier bin, kann das ja wieder aufgelöst werden. Ich will mit dir alleine sprechen.“
„Wir sind nicht nur wegen dir hier mein Kind. Es gibt viele Dinge zu besprechen, da gebe ich dir recht. Doch deine Brüder haben einen Sieg zu feiern. Wir konnten eine ganze Horde Grünaugen ausschalten.“
„Und das ist Grund zum Feiern? Ich bezweifle es sehr. Wie du siehst, habe ich mit meinen neuen Fähigkeiten ein bisschen geübt und wenn du dich nicht sofort dazu bereit erklärst dich mit mir alleine zu unterhalten, werde ich diesen gesamten Platz in Flammen aufgehen lassen... Dann werdet ihr nicht mehr sonderlich viel zu feiern haben.“ Ich ließ den Feuerball zwar wieder erlöschen, doch um zu beweisen, wie gut ich wirklich war, ließ ich die Krieger von einem Windstoß alle umfliegen und fixierte sie am Boden.
Der jüngere Sohn des Meisters ging in die Hocke und als er auf mich zusprang, schrie der Meister: „Wage es dich nicht!“ Doch da hatte er mich schon erreicht und schlug mir fest ins Gesicht. Ich blieb unbeeindruckt und ließ ihn meine Stromschläge spüren. Er schrie und zuckte, während ich mich auf ihn rang und fest auf den Boden drückte.
„So sieht man sich wieder. Früher wolltest du mich noch in die Kiste bekommen und jetzt umbringen? Nicht wirklich nett du Arsch!“ Ich schlug ihn fest und nahm eines meiner Messer um es drohend über ihn zu halten.
„Stopp! Töte ihn nicht!“ Mein Meister sah mich flehend an. Sein zweiter Bruder starrte mich immer noch regungslos an.
„Warum sollte ich ihn am Leben lassen? Er hat mich angegriffen und du warst es, der mir immer wieder gesagt hat, so etwas dürfe man nicht auf sich sitzen lassen.“ Ich rammte das Messer in Jacobs Schulter und er heulte auf vor Schmerz. Sein Bruder Raul schritt immer noch nicht ein und mein Meister wusste, dass er gegen mich keine Chance hatte.
„Gnade... Gnade...“ Jacob riss flehend die Augen auf und ich flüsterte grinsend: „Wir zeigen keine Gnade. Das waren deine Worte, als wir trainiert haben. Schon vergessen? Du hast so lange auf mich eingeprügelt, bis du dich abreagiert hattest. Ich sage nur: Rache ist süß Arschloch!“ Ein zweites Messer landete in seiner anderen Schulter. Mein Meister flehte mich von der Bühne aus an seinen Sohn am Leben zu lassen. Doch ich wollte allen anderen Beweisen, was passierte wenn man sich mit mir oder meinem Mann anlegte.
„Ich kann den ganzen Abend und sogar die ganze Nacht so weitermachen. Ich hätte meine wahre Freude daran dich umzulegen. Weißt du das? Aber, weil ich deinem Vater mein Leben schulde, werde ich dir deines schenken. Wagst du es jedoch mich erneut anzugreifen, schulde ich niemandem mehr etwas und puste dir die Lichter aus. Jetzt geh zurück an deinen Platz und lass die Erwachsenen sich unterhalten.“ Ich zog die Messer aus ihm heraus und schwang mich elegant von ihm runter. Meine Jacke hatte Blut abbekommen, doch darauf achtete ich nicht. Jacob stand auf und schleppte sich zu meinem Meister. Dieser nahm ihn in den Arm und flüsterte: „Sei nie wieder so dumm. Nie wieder.“
„So, weiter im Text. Hatte ich nicht schon einmal gesagt, ich will unter vier Augen mit dir reden?“ Ich lächelte schief und sarkastisch. Mein Meister sah mich ernst an und sagte mit fester Stimme: „Du greifst deine eigene Familie an. Ich erkenne dich nicht mehr wieder. Wie kannst du dir so etwas anmaßen? Mein eigener Sohn!“
„Er ist selbst schuld. Dabei war ich noch lieb zu ihm. Was glaubst du wie es dir und deinen Kriegern ergehen wird, wenn du nicht endlich meine Forderungen erfüllst?“ Zur Warnung ließ ich meine Hände, sowie die zwei Messer brennen. Ja, ich hatte wirklich viel dazu gelernt.
„In Ordnung. Ich werde mich mit dir alleine unterhalten.“ Er nickte und ich entließ die Krieger um mich herum lächelnd aus meinem Bann. Sie standen alle langsam und der Reihe nach auf. Jacob sah mich immer noch feindselig an. Raul allerdings hatte sich immer noch nicht bewegt. Er war ein guter Soldat und wusste, wann er schweigen musste.
„Dann sollten wir vielleicht dein Büro aufsuchen. Bring deine Söhne als Leibwachen ruhig mit. Wenn du dich dann besser fühlst. Du hast ja gerade gesehen das es dir eh nichts bringt.“ Ich wusste noch genau wo ich hin musste. Früher war ich ständig in seinem Büro gewesen.
Es hatte sich allerdings einiges darin verändert. Er besaß einen Schreibtisch aus Mahagoni und einen passenden Stuhl dazu. Auch auf der anderen Seite des Schreibtisches, standen mehrere Stühle. Eine Couch hatte er sich ebenfalls gegönnt. Die Wände waren ein helles Gelb und der Boden war aus Marmor. Ich ließ mich auf einen der Stühle sinken und er setzte sich auf seinen eigenen Stuhl. Jacob und Raul standen jeweils neben ihm.
„Gut, da ich ja keine andere Wahl habe... Sprich.“
Ich lächelte wieder schief und sagte mit ernster Stimme: „Ich bin bereit wieder in den Krieg zu ziehen... Für eine bestimmte Zeit. Doch daran sind ein paar Verpflichtungen verknüpft.“ Ich sah ihn ernst an. Meine Augen ließ ich wieder braun werden und zog auch meine gesamte Energie wieder ein.
„Als aller erstes... Wenn meinem Mann oder seiner Familie irgendetwas zustößt, werde ich dich und jeden, der dir auch nur ein kleines bisschen etwas bedeutet, umbringen. Ihr könnt dann gerne versuchen vor mir zu fliehen. Doch ich werde euch dran kriegen. Das schwöre ich bei meiner Ehre.“
„Ich verstehe nicht was du meinst... Ich wüsste nicht, dir erlaubt zu haben zu heiraten.“ Mein Meister sah mich verwirrt an und ich musste auflachen.
„Stimmt. Das wäre der nächste Punkt. Nach meiner Dienstzeit, wirst du mich zu meiner eigenen Herrin machen.“
„Wieso willst du dich von den Leuten los sagen, die dir geholfen haben zu Leben?“
„Weil ihr mich nicht habt leben lassen. Ihr habt mich zu einem verschissenen Monster gemacht und das ist jetzt vorbei!“ Ich sprang auf und vor lauter Wut konnte ich meine neuen Kräfte nicht beherrschen. Mein Stuhl flog so heftig gegen die Wand, dass er zerbrach. Meine Energie brannte förmlich in der Luft und meine Augen glühten wieder.
„Beruhige dich. Wir haben dir nie etwas getan. Dich nur zu einer Kriegerin gemacht. Du hast mich anbetteln müssen um kämpfen zu dürfen. Erinnerst du dich?“
„Du hast mir damals vor geheuchelt, ich würde Rache nehmen. Das war der einzige Grund. So viele Lügen. Ich kann von Glück sprechen Adrian begegnet zu sein. Denn er war derjenige, der mir zeigte was Freundschaft bedeutet. Er zeigte mir wie man lebt. Wie man liebt.“
„Du denkst du liebst ihn? Das bezweifle ich sehr stark. Er hat dich in seinen Bann gezogen verstehst du das nicht? Er will dich für seine Familie im Krieg sehen. Deshalb gaukelt er dir vor dich heiraten zu wollen.“
„Das glaubst du wirklich? Du denkst zu wissen, wie es in meinem Leben ausgesehen hat, seid ich abgehauen bin? Du hast gar keine Ahnung! Nachdem du mich so verdorben hast, brauchte ich ein halbes Jahrtausend um zu bemerken, wie sehr ich ihn liebe! Du hast mich zu einem Monster gemacht und willst es wieder tun! Ich soll wieder los ziehen und unschuldige ermorden, damit ihre Familie schrumpft? Das werde ich nicht tun.“
„Du sagtest aber gerade noch, du würdest wieder in den Krieg ziehen.“
„Ja, doch ich war mit meinen Bedingungen noch nicht fertig. Wenn ich wieder deine Kriegerin werde, werde ich nur Vampire umbringen, die mich unweigerlich angreifen. Menschen lasse ich ebenfalls am Leben.“
„Dann nützt du mir kaum etwas.“
„Ich kann deine Truppen trainieren.“ Ich wusste, dass er niemals widerstehen könnte. Dafür war mein Angebot viel zu verlockend. Schon früher hatte er mich immer wieder gebeten andere zu trainieren. Ich hatte ständig abgelehnt um weiter kämpfen zu können. Daraus hatte immerhin mein Leben bestanden.
„Also, verstehe ich das richtig... Du würdest meine Truppen trainieren, wenn ich dir dafür zugestehe, dass du nur eine angemessene Zeit meine Kriegerin bleiben wirst, ich deine Freunde in Frieden lasse und dich danach zu deiner eigenen Herrin mache?“
„Ja. So sieht es aus... Achja und du wirst mir helfen, Grünauge George umzubringen.“ Nach meiner letzten Forderung riss er die Augen weit auf und fragte verblüfft: „Hast du völlig den Verstand verloren?“
„Nein. Ich will meinen Mann retten. George will ihn... Sagen wir mal er hat vor ihn sich zu schnappen... Um mich zu zwingen für ihn den Krieg zu gewinnen.“
„Wieso sollte ich irgendeinen meiner Krieger so ein Risiko eingehen lassen? Sie müssten in die Basis der Grünaugen einbrechen und George ausschalten und das ohne Verluste? Das wird nicht funktionieren. An ihn kommst du nur ran, wenn du seine Arme langsam ausschaltest.“
„Ich dachte mir schon, dass du so etwas sagen würdest. Aber du wirst mich nicht davon abhalten gegen ihn vorzugehen. Mit deiner Hilfe oder ohne sie. Was ist mit dem Rest des Deals?“ Ich wollte ihn in Sicherheit wiegen, bis ich in zwei Wochen verschwinden würde.
„Du sagtest du willst nur eine bestimmte Zeit für mich Arbeiten. Ich frage mich nun, für wie lange?“
„Einhundert Jahre.“ Ich zuckte nicht einmal mit der Wimper.
„Pah! Leg mindestens noch einmal vier Jahrhunderte drauf.“ Mein Meister schüttelte seinen Kopf und ich musste lächeln. Er hatte tatsächlich vor sich auf meinen Deal einzulassen. Also war es ihm lieber, mich nur ein paar Hundert Jahre an seiner Seite kämpfen zu sehen, als gar nicht.
„Es wird nicht über die Zeit verhandelt... Aber, falls ich in einem Jahrhundert meine Meinung geändert haben sollte, lasse ich es dich wissen.“
„Woher soll ich wissen, dass du vorher nicht wieder abhaust?“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dann hörte ich Jacob zischen: „Du denkst doch wohl nicht wirklich darüber nach! Sie ist eine Kriegsverbrecherin!“
„Du hast doch gehört was sie gesagt hat, George wird sie zwingen bei ihm zu bleiben und für ihn zu kämpfen. Ich werde sie nicht zwingen. Denn dann wird sie wieder verschwinden. Doch wenn ich ihr eine Zeit gebe, die sie abzusitzen hat, wird das vielleicht funktionieren. Du hast selbst gespürt wie stark sie ist. Mit ihrer Hilfe, könnten wir unbesiegbar werden und dafür muss ich noch nicht einmal ihr Leben riskieren.“
„Sobald sie ihre eigene Herrin ist, wird sie sich gegen dich stellen. Dummer alter Mann. Sie ist nicht deine Tochter um die du dich kümmern musst. Sie ist eine Verbrecherin und gehört geköpft.“ Jacob platzte beinahe vor Wut. Ich grinste nur und mein Meister schien ebenfalls unbeeindruckt, als er sich wieder mir zuwandte: „Wann beginnt die Frist und was passiert, wenn du dich noch vor deren Ablauf, gegen uns wendest?“
„Die Frist beginnt in einem Monat. So lange werde ich zur Eingewöhnung brauchen. In diesem Monat, kann ich kommen und gehen wie ich will und es gibt keine Fragen nach meinem Verschwinden oder Spione, die hinter mir her sein werden. Denn ansonsten platzt unser Deal. Falls ich mich innerhalb der Frist dazu entschließe wieder unterzutauchen, steht es dir und deinen Männern frei mich umzubringen. Das selbe gilt, wenn ich mich gegen euch wende.“
„In einem Monat also... Nun gut... Ich brauche Bedenkzeit.“
„Du hast zehn Sekunden, bevor ich für immer verschwunden bin.“ Ich stand immer noch vor seinem Tisch, da mein Stuhl ja bereits zerbrochen war. Würde er ablehnen, wäre er als nächstes dran. Ich wollte es vermeiden ihn zu töten, da er mich aufgenommen und mir mein neues Leben erklärt hatte. Er hatte mir somit das Leben gerettet. Doch um Adrian zu retten würde ich selbst das tun.
„Also gut... Ich akzeptiere.“ Mein Meister stand auf und ich zückte ein Messer. Raul bewegte sich nun zum ersten mal. Er trat neben seinen Vater und sagte während er mich ernst ansah: „Schwöre es mir. Ich bin nicht so leicht umzubringen wie Jacob oder mein Vater. Stellst du dich gegen uns, werde ich dein Richter sein.“
Mein Meister sah ihn verdutzt. Auch Jacob sah seinen Bruder verwirrt an. Ich lächelte nur wieder und sagte ernst: „Dir ist klar, dass du meine Strafe aussuchen und verrichten wirst, wenn ich den Eid breche?“
„Ja, das ist mir bewusst. Mein Vater würde dich am Leben lassen. Ich nicht.“ Seine roten Augen leuchteten auf und das sogar ziemlich intensiv. Er war viel stärker geworden. Er würde kein leichter Gegner werden.
„Sohn. Ich bin durchaus selbst fähig das zu regeln.“ Mein Meister legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter und Raul sagte ernst während er ihn ansah: „Nein. Das glaube ich nicht. Ich werde dein Nachfolger sein, falls dir je etwas geschehen sollte und das hier ist wie eine Generalprobe.“
„Nun gut... Du wirst den Eid mit ihr schließen.“
„Vater! Das kann nicht dein Ernst sein! Das ist der größte Fehler den du jemals gemacht hast!“ Dann stürmte er wütend aus dem Zimmer. Ich kümmerte mich nicht länger um ihn. Mein Meister seufzte und sagte zu Raul: „Du kümmerst dich hier um den Rest... Elisabeth. Dein Zimmer ist das alte. Falls du ruhen willst.“ Dann war er weg. Ich hielt ihn nicht auf, sah Raul in die Augen und sagte ohne jede Ironie: „Das wird dein erster und letzter Fehler sein. Das ist dir jawohl klar.“
„Oh ja. Das ist es.“ Mit diesen Worten nahm er mir das Messer aus der Hand und fügte sich einen Schnitt in der Handfläche bei. Dabei sagte er die traditionellen Worte: „Bei meinem Blut schwöre ich, dir eine angemessene Strafe zukommen zu lassen, falls du deinen Eid brichst.“ Er gab mir das Messer und ich ritzte mir ebenfalls meine Hand auf und sagte ähnliche Worte: „Mein Eid, vor einem Zeugen ausgesprochen, wird von mir nicht gebrochen werden. Das schwöre ich bei meinem Blut und falls ich diesen brechen sollte, erwarte ich meine gerechte Strafe. Du wirst der Richter dieser sein.“ Wir hielten unsere Handflächen kurz aneinander und meine Hand begann zu kribbeln. In dem Moment nahm ich mir wirklich vor, diesen Eid nicht zu brechen. Doch ein Jahrhundert war lang...
„Elisabeth. Du wirst dich noch mal umbringen... Hab dich vermisst.“ Er lächelte nun herzlich. Doch ich war nicht mehr freundlich. Ich hatte meinen Willen bekommen und nun würde ich mich um Schadensbegrenzung bei den Kriegern kümmern, damit mir vielleicht welche helfen würden.
„Du wirst also mal mein neuer Meister? Nein. Das wird nicht passieren. Jetzt musst du mich entschuldigen. Ich habe noch einiges zu tun.“ Ich drehte mich um und wollte das Zimmer verlassen, als er mich zu stoppen brachte: „Was soll ich Adrian sagen, wenn ich ihn anrufe?“
„Wie meinst du das? Du hast einen Eid geschworen.“
„Ja, ich werde ihm auch nichts tun. Du erinnerst dich doch bestimmt an die kurze Begegnung die du mit deinem Informanten hattest oder? Aber erkennen konntest du ihn damals nicht... Ich kenne dich besser als die meisten anderen. Es hat damals nicht lange gedauert dich aufzuspüren. Mein Vater hat uns gedroht uns zu köpfen, wenn wir dich nicht schnell zu ihm zurück bringen würden. Ich wusste, dass Jacob dich garantiert auch schnell finden würde. Also habe ich mich mit dir in Kontakt gesetzt und...“
„Du bist mein Informant? Du hast mir immer wieder das Leben gerettet? Ist das dein Ernst? Aber... Wieso? Ich habe auch dich hintergangen.“ Ich schüttelte den Kopf, während ich mich wieder zu ihm umdrehte.
„Nein. Du hast mir einen Brief geschrieben in dem du dich bei mir entschuldigt hast, noch bevor irgendeiner mitbekommen hatte, dass du nicht da bist. Du hast mir die Möglichkeit gegeben mit dir zu fliehen. Doch als ich an dem Treffpunkt angekommen war... Warst du nicht da.“ Er schüttelte traurig den Kopf und ich hauchte: „Du warst nicht da... Ich habe zwei Tage auf dich gewartet. Dann musste ich verschwinden, weil mich jemand erkannt hat. Sonst würde ich wahrscheinlich immer noch dort auf dich warten. Du warst mein bester Freund Raul.“
„Und du meine beste Freundin. Wie eine Schwester warst du für mich. Jacob allerdings hatte anderes mit dir vor. Nachdem du abgehauen bist, hat er sich persönlich angegriffen gefühlt. Auch nach all den Jahrhunderten, hat er dir nicht verziehen. Er hat immer wieder davon gesprochen wie er dich töten würde. Also bot ich dir Informationen an. Du warst misstrauisch. Doch um dir zu beweisen wie gut ich wirklich bin, heuerte ich Adrian an dich zu töten und sagte dir danach, jemand würde dich umbringen lassen wollen. Seid dem hast du mir vertraut. Mein Leben bestand daraus, dich von hier fernzuhalten. Doch manchmal konnte ich dich nicht finden. Nur eine Nummer hatte ich von dir und mir fiel erst nach langer Zeit auf, dass du und Adrian Freunde seid. Ich bekam mit, dass George eine Spur zu dir hatte und hetzte Adrian wieder auf dich los, damit er in deiner Nähe war. Aber ich hatte deine Fastenzeit vergessen und so konnte George dich schnappen. Als du tagelang nicht zu erreichen warst, habe ich mir solche Sorgen gemacht, dass ich meinem Vater einredete, du müsstest endlich gefangen werden. Es ist meine Schuld, dass er von Adrian weiß. Alle anderen habe ich nie erwähnt. Aber nach all den Jahrhunderten, die ich dich zu schützen versuchte, habe ich dich doch verraten.“ Kurz war ich sprachlos. Ich wusste, dass Raul mich immer wie ein Familienmitglied gesehen hatte. Doch das er so etwas für mich tun würde, war mir nicht klar gewesen.
„Du hast mich damals so schnell finden können... Warum bist du dann nicht mit mir geflohen?“ Rote Tränen traten mir in die Augen. Ich hatte immer gedacht er würde mich hassen. Also hatte ich mich gegen ihn abgeschottet. Erst in diesem Moment, kamen alle Erinnerungen an ihn wieder hoch. Damals hatte er mich zwischendurch immer wieder vom Morden abgelenkt. Er hatte etwas menschliches in mir immer mal wieder zu Tage gefördert.
„Ich hätte dir nicht helfen können, wenn ich bei dir gewesen wäre. Aber so konnte ich dir oft das Leben retten... Deshalb solltest du mir den Eid schwören. Ich werde dein Richter sein und niemand kann mein Urteil dann noch anzweifeln. Ein Jahrhundert hast du dich verpflichtet. Doch dazu werde ich dich nicht zwingen. Deine Strafe wird sein, dass dein Meister dich verstößt. Damit bist du deine eigene Herrin und kannst nie wieder von ihm zu seinem Eigentum gemacht werden. Das ist eine noch bessere Lösung, als deine.“
„Mein Gott Raul. Dafür wird dein Meister dich köpfen.“
„Pff. Der wird es Jacob auftragen und der wird es nicht schaffen. Ich bin stärker als er. Sogar viel.“ Raul zuckte mit den Schultern und ich musste ihn das nächste fragen: „Hilfst du mir auch gegen George?“
„Oh ja. Ich werde dich eigenhändig zu ihm bringen, damit du ihn nieder machst. Das wird den Krieg nicht beenden. Doch es wird helfen. George wird einen Nachfolger haben und dieser wird vielleicht nicht so sehr auf Krieg abfahren wenn wir Glück haben.“
„Bruder. Ich danke dir.“ Ich kreuzte meine Fäuste vor der Brust und kniete mich hin. Meinen Kopf senkte ich dabei und er tat es mir gleich. Vielleicht hatte ich ihn ihm einen neuen Verbündeten gegen den Krieg gefunden und dieses mal würden wir nicht nur über das Telefon kommunizieren. Er war ab jetzt ein Freund. Adrian würde das alles gar nicht gefallen...
„Trink etwas.“ Gail hielt mir eine Blutkonserve vors Gesicht. Doch ich spuckte ihm lediglich ins Gesicht. Er hatte mich im Bunker angekettet, nachdem ich versucht hatte ihn umzubringen. Er hatte zugelassen, das man meine Frau gefangen genommen hatte! Von ihm würde ich nie etwas annehmen! Ich würde ihn umbringen!
Gail schloss die Augen und wischte sich das Gesicht ab, bevor er sagte: „Ich musste ihr versprechen für dich zu sorgen. Du hast seid Tagen nichts mehr getrunken. Amber kann dich nicht sehen, obwohl sie dich bräuchte. Aber du würdest ihr die Kehle zerfetzen, wenn sie hier wäre. Also trink endlich etwas!“ Seid Tagen kamen alle abwechselnd zu mir rein. Nur Tracy und Amber hielten sich von mir fern.
Mein Hunger war wirklich stark. Doch ich wollte kein Blut. Ich wollte nicht einmal mehr Leben. Elly war wahrscheinlich schon längst tot. Ohne sie würde ich nicht leben. Auf gar keinen Fall.
„Du wirst noch in einen Blutrausch verfallen. So willst du ihr Andenken also ehren? Zwei Wochen sollen wir auf ein Lebenszeichen von ihr warten. Schon vergessen? Nach diesen zwei Wochen, kannst du dich von mir aus umbringen. Wenn es dir dann besser geht, kannst du mich mit in den Tod reißen. Aber bis ihre Frist abgelaufen ist, wirst du gefälligst am Leben bleiben!“ Er ritzte den Blutbeutel an seinem Zahn auf und presste es mir an den Mund. Das Blut füllte meinen Mund, doch ich spuckte es wieder aus.
„Du hast mir gar nichts zu sagen! Mach mich los und ich beweise dir, dass ich kein Blut brauche um sie zu rechen!“ Ich zappelte an den Eisenketten und schnappte nach ihm. Er seufzte nur und ging ohne ein weiteres Wort. Ich fauchte ihm hinterher und versuchte weiter mich zu befreien. Sie hatten mir Schlangengift in die Venen gespritzt, um mich zu schwächen.
Ich wusste nicht wie viele Stunden vergangen waren. Doch irgendwann wurde die Tür des Bunkers wieder geöffnet. Draußen war es stockdunkel. Ich roch warmes Blut und hörte ein Herz klopfen. Amber! Was tat sie hier?! Die Tür wurde wieder geschlossen und eine Taschenlampe ging an.
„Adrian? Darf ich näher kommen, oder bereitet dir das Schmerzen?“ Sie klang nicht ängstlich. Nur ziemlich besorgt.
„Amber, was willst du hier drin? Du weißt, dass ich gefährlich für dich bin.“ Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Ihr Geruch war verlockend.
„Ach, ich habe keine Angst vor dir. Ich komme jetzt näher.“ Kurz darauf stand sie genau vor mir. Ich sah zu ihr runter und sie flüsterte: „Gott. Du bist weiß wie ein Gespenst... Adrian... Ich muss dich etwas fragen.“
„Dann mach schnell Amber. Es ist zu gefährlich hier zu sein. Was erlaubst du dir eigentlich? Ich bin ein ausgehungerter Vampir und könnte dich so leicht umbringen.“
„Warum wollte Elly mich nicht bei sich haben? Glaubst du sie denkt an mich, obwohl sie wieder im Krieg ist?“ Ambers Stimme zitterte und sie weinte leicht. Doch ich konnte keine Angst wittern. Sie war bloß traurig und vermisste meine Frau...
„Amber mach mich los.“ Ich wollte ihr nichts tun, ich wollte sie bloß trösten. Sie schien immer noch keine Angst zu haben und nahm sich den Schlüssel von der gegenüberliegende Wand um meine Beine und Hände von den Ketten zu lösen. Ich fiel kraftlos auf den Boden und Amber fragte mich während sie sich neben mich kniete: „Alles in Ordnung? Brauchst du wirklich kein Blut? Dad hat gemeint, du willst nichts trinken.“ Sie hielt mir fragend ihr Handgelenk unter die Nase.
„Lass das Amber. So etwas ist gefährlich.“
„Gefährlich? Mein früheres Leben war gefährlich. Böse Vampire haben mich vergewaltigt und fast ausgesaugt, bevor sie mich wieder aufgepäppelt haben. Du brauchst Blut und ich weiß, dass frisches Blut nahrhafter ist... Ich habe gehört wie Elly mit Gail über dich gesprochen hat. Wie sie von Blutrauschen erzählte. Ich will nicht das dir so etwas noch mal passiert. Ich habe außerdem keine Angst vor dir. Du würdest mich niemals umbringen. Ich will das es dir gut geht, wenn Elly wieder bei uns ist. Ich will ihr zeigen, dass sie mich trotz allem noch lieb haben kann.“ Sie weinte immer noch und ich nahm sie in den Arm. An ihrem Ohr flüsterte ich: „Sie liebt dich Amber. Was sie zu dir gesagt hat, war nur um dich zu beschützen. Sie würde es nicht aushalten, wenn dir wegen ihr etwas passiert. Dafür liebt sie dich zu sehr. Hörst du? Du musst niemandem etwas beweisen und beißen werden wir dich auch nicht. Nie wieder wird dir jemand so etwas antun.“
„Aber ich will helfen können. Ich bin nicht sonderlich stark, habe keine Fähigkeiten und bin auch keine Hexe. Ich will helfen!“ Sie nahm ihr Handgelenk selbst in den Mund und biss fest zu.
„Hey. Hör auf. Lass das. Du tust dir doch nur weh.“ Ich nahm ihr Handgelenk von ihrem Mund weg und spürte ihren Puls unter der Haut flattern. Sie weinte immer noch und ich flüsterte: „Sobald ich dir weh tue sagst du es mir. Verstanden? Ich bin nicht sonderlich begabt darin das schmerzfrei zu tun.“
„Versprochen.“ Sie lächelte überglücklich als ich vorsichtig die Fangzähne ausfuhr und damit ihre Haut durchbohrte. Sie zuckte zwar zusammen, doch das war alles. Ihr Blut schoss mir entgegen und ich schluckte. Gott war das gut! Sie schmeckte nach Karamell und... Erschrocken riss ich meine Zähne aus ihrem Arm und sie fragte verunsichert: „Hab ich was falsch gemacht?“
„Nein. Aber du bist genial. Moment... Ich mache nur deine Wunde zu.“ Ich ritzte mir den Daumen auf und legte ihn auf ihre Wunden.
„Das kitzelt“, kicherte sie. Ich hatte nun nur noch mehr Hunger. Doch jetzt wusste ich, wie ich Ellys Leben retten konnte! Falls sie überhaupt noch lebte.
„Komm mit Amber. Ich muss etwas probieren. Dafür müssen die anderen wach werden.“ Ich stand wackelig auf und nahm ihre Hand. Erschrocken versuchte sie mich gerade zu halten und fragte: „Alles in Ordnung mit dir? Brauchst du noch mehr Blut?“
„Ja, aber nicht von dir. Ich habe zu große Angst dir etwas zu tun. Na los, wir müssen nur etwas langsamer gehen.“ Ich ließ meine Augen blau strahlen, um ihr den Weg noch besser sichtbar zu machen. Die Taschenlampe brachte ihr nicht genug.
„Adrian... Jetzt machst du mir Angst... Was ist mit mir? Stimmt etwas nicht?“ Sie versuchte mich zu stützen, was ihr natürlich nicht gelang und so schwankten wir aus dem Bunker raus.
„Mit dir ist alles bestens. Vertrau mir.“
„Ich vertraue dir... Elly liebt dich sehr.“ Ihre kindliche Stimme gab mir wieder kraft und als wir auf die Lichtung traten sah ich alle wie wild aus dem Haus hechten. Meine Schwester sah ihre Tochter an und sie schrie mit Tränen in den Augen: „Amber geh von ihm weg!“ Gail war nicht so vorsichtig und als er auf mich zu rannte um mich umzuhauen, konnte ich ihm nur knapp ausweichen. Die paar Schlücke von Ambers Blut hatten mich wenigstens ein bisschen Kraft zurück gegeben.
„Ist schon gut! Ich tue ihr doch gar nichts. Stellt euch mal nicht so an. Geh zu ihr, bevor sie noch in Ohnmacht fällt.“ Ich lächelte Amber kurz an und dann schlug Gail mich nieder. Mein Schädel wummerte und ich fauchte: „Das war nicht nötig.“ Maja nahm ihre geliebte Tochter in den Arm und ich hörte sie flüstern: „Mach das nie wieder. Ich bitte dich. Wieso hast du ihn befreit?“
„Er brauchte Blut und er hat mich darum gebeten ihn ab zu machen. Er hat mir nicht weh getan. Wirklich nicht.“ Sie umarmte ihre Mutter und auch Mike kniete sich zu Amber um sie in die Arme zu nehmen.
Gail hielt mich niedergedrückt und die beiden Hexen sahen mich vorwurfsvoll an. Tracy kam als letzte auf die Lichtung und fragte in meine Richtung: „Wie konntest du sie bloß so in Gefahr bringen? Erst willst du Gail umbringen und dann Amber?! Wie kannst du nur so ein Monster sein?! Elly liebt dich und will immer nur dein bestes, du aber trittst sie mit Füßen! Du solltest dich schämen!“
„Ach kommt mal alle wieder runter. Catherine... Ich glaube Amber stammt von Hexen ab. Ihr Blut schmeckte ähnlich wie deines, nur nicht so intensiv. Untersucht sie und sperrt mich von mir aus wieder ein. Von mir aus tötet mich auch. Aber ich sage die Wahrheit und ich habe ihr auch nichts getan. Das würde ich nämlich nie tun.“ Ich sah meine alte Freundin ernst an und Amalie fragte mich: „Was wenn du doch ausrastest, während Catherine und Amber in Trance sind?“
„Verbrenne mich, falls mir das passieren sollte. Ich schwöre es dir gerne bei meinem Blut, dass ich niemandem etwas tun werde, solange sie sich um Amber kümmern. Dafür brauche ich nur ein paar Blutkonserven. Ihr fangt nämlich langsam immer mehr an sehr appetitlich zu riechen.“ Ich grinste schief und Gail bellte: „Tracy bring ihm Blut.“ Seine Frau sah Gail entrüstet an und schimpfte: „Du könntest ihn auch töten! Du hättest das Recht dazu, immerhin wollte er das selbe tun.“
„Hört endlich auf!“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Abby so nah bei mir stand. Sie kniete sich zu mir runter und flüsterte mir so leise sie konnte ins Ohr: „Elly bat mich auch, mich um dich zu kümmern. Also nimm mein Blut. Ich vertraue Elly und sie vertraut dir. Mir ist das Beweis genug, dass du dich beherrschen kannst. Sei stark für sie. Verfall nicht in einen Blutrausch. Denn dann wäre ich echt sauer.“ Schon war ihr Handgelenk an meinem Mund und ich saugte. Gail hatte mitgehört, ob die anderen es ebenfalls mitbekommen hatten wusste ich aber nicht. Der blöde Penner stieg von mir runter, damit ich besser an Abbys Arm ran kam, ohne ihr weh zu tun.
Durch meinen großen Hunger war es schwer für mich wieder aufzuhören. Doch Abbys Worte halfen. Ich trank extra langsam und vorsichtig, während sie immer wieder sagte, wie sehr Elly mich liebte und wie sehr es sie verletzen würde, wenn ich sie leer trank. Das alleine gab mir die Kraft aufzuhören.
„Ok. Jetzt brauche ich ein bisschen deiner Power, Casanova.“ Abby grinste bleich und ich ritzte mir den Daumen auf um ihn ihr in den Mund zu stecken. Es ging mir wieder viel besser, ich hatte natürlich immer noch zu wenig Blut in mir, aber ich konnte mich wieder kontrollieren.
„Nehmt sie in einen Kreis. In ihrem Blut steckt etwas Nicht-Menschliches. Ich...“ Das Telefon begann zu klingeln. Ich war am schnellsten in meinem Zimmer und nahm sofort ab.
„Wer ist da?“ Bitte sei Elly, bitte sei Elly...
„Sie lebt.“ Eine dunkle Stimme. Ich kannte sie nicht.
„Wer ist da?“ Ich knurrte nun. Alle außer Amber, Abby und den Hexen waren im Zimmer angekommen und hörten zu. Ich ballte meine Faust wütend und meine Atmung beschleunigte sich.
„Ich bin ihr Informant. Deine Frau lebt.“ Er sprach sachlich und ich war nicht der einzige im Raum, der aufatmete. Der Rest kam rein und mein Schwager erklärte ihnen kurz was los war.
„Geht es ihr gut? Was ist passiert?“
„Nein und viel... Aber das solltest du sie besser selber Fragen. Sie ist bei mir.“ Kurz raschelte es und ich hörte ihre Stimme: „Ich liebe dich.“
„Oh Gott du lebst.“ Ich fiel aufs Bett und Tränen liefen mir übers Gesicht. Gail nahm mir das Handy ab und stellte auf laut.
„Warum die Planabweichung?“ Gail hörte sich ernst an und ich runzelte die Stirn. Elly antwortete darauf sachlich: „Gut, du bist da. Mit dir wollte ich eh reden. Erzähl den anderen nach diesem Gespräch wie unser Plan aussah. Es hat sich etwas geändert. Ich habe meinen Informanten gefunden... Er ist der Adoptivsohn meines Meisters. Ich musste ihm schwören meinen Eid nicht zu brechen und er wird mein Richter sein. Also entwickelt sich alles zum guten. Das erste mal in meinem Leben, dass ich etwas richtig gemacht habe. Ich habe seid meiner Ankunft hier einen Monat Zeit bekommen. Uneingeschränkten Zugang zu der Basis, den Waffen und dem Training. Außerdem kann ich in dieser Zeit kommen und gehen wann ich will. Wir haben also noch drei Wochen Zeit um es mit George aufzunehmen. Danach werde ich ungefähr eine Woche gute Mine zum Bösen Spiel machen und dann abhauen. Raul, mein Informant, wird mich aufspüren und mich als Kriegerin verstoßen. Das wird mich zu meiner eigenen Herrin machen und dann ist dieser ganze Spuk vorbei. Ich habe diese letzte Woche gebraucht um wirklich ungestört zu sein. Immer war jemand in meiner Nähe. Ich konnte bis jetzt außer Raul noch zwei weitere Krieger auf meine Seite ziehen. Ich sicherte ihnen zu, als meine eigene Herrin könnte ich sie meinem Meister abkaufen und sie würden unter meinem Schutz stehen. Dafür müsste ich mir dann vielleicht Geld von dir leihen. Aber dazu kommen wir später. Ich werde noch eine Woche brauchen um alle Gifte und Waffen zu klauen, bevor wir zu euch stoßen... Sag Adrian bitte, dass es mir leid tut. Ich wollte ihn niemals anlügen.“ Damit legte sie auf. Ich war noch geschockter, als alle anderen.
„Was hat sie damit gemeint?“ Ich sah Gail wütend an und dieser sagte ernst: „Wir haben euch nicht den wahren Plan verraten. Sondern nur die Version, die sie für besser hielt. Der Plan war es, dass sie ohne mich in die Festung geht. Ich habe ein paar Meilen entfernt gewartet, Musik gehört und gefaulenzt. Sie ist zu ihrem Meister gegangen und hat ihm Treue geschworen, um an die Festung und die Krieger ran zu kommen ich...“ Da flippte ich aus. Schneller als normalerweise reagierte mein Körper und Gail lag am Boden. Ich schlug auf ihn ein und hatte ihm die Kehle aufgerissen, bevor Catherine mich mit einem kräftigem Windstoß von ihm runter, durch die Hauswand und in den Wald schießen ließ. Alle schrien und als ich gegen den Baum donnerte, kam ich wieder zur Besinnung und rannte los. Einfach weit weg. Elly hatte mich belogen... Sie hatte Gail schon wieder mehr vertraut als mir... ich musste nachdenken.
Absichtlich hatte sie mich denken lassen, dass sie gestorben war. Sie hatte einen weiteren Blutrausch von mir riskiert. Sie hatte mir das Leben zur Hölle gemacht und mich alleine gelassen... Doch hatte sie das wirklich? Immerhin hatte sie Gail bei mir gelassen. Er hätte es niemals zugelassen, dass ich in einen Blutrausch verfiel. Auch die Hexen, meine Schwester... Amber. Sie hatte alle bei mir gelassen und ich war selbst schuld, wenn ich davon ausging, sie wäre gestorben. War das alles also meine Schuld gewesen? Allerdings hätte ich Elly es erlaubt einen Eid zu schwören, den sie danach wieder brechen würde um an Waffen zu kommen... Wobei, das kam wahrscheinlich auf den Eid an. Ich musste sofort zu Gail zurück und ihn fragen, was genau Elly getan hatte.
„Wir haben alles an Waffen, was wir brauchen um dich frei zu bekommen.“ Raul lächelte mich an und ich flüsterte mit weinerlicher Stimme: „Er hat mich verlassen. Was für eine Freiheit will ich jetzt noch haben? Ich werde nie mit ihm in einem Haus mit unseren Kindern leben. Ich werde niemals frei sein.“ Ich lag in meinem Bett und das schon seid zwei Wochen, wo Gail mir mitgeteilt hatte das mein Mann abgehauen war. Eigentlich sollte ich schon längst die Rotaugen trainieren. Doch ich schaffte es nicht einmal mich zu bewegen. Würde Raul mir kein Blut geben. Würde ich einfach austrocknen und das nahm ich in Kauf. Nie wieder würde ich ohne ihn leben wollen.
„Elisabeth. Du kannst ihn suchen gehen. Aber erst muss Grünauge George erledigt werden. Du musst an sein Leben denken.“
„Tue ich ja. Mit mir wäre er niemals sicher. Niemand ist in meiner Nähe sicher.“ Wieder weinte ich rote Tränen.
„Amber hat heute Morgen angerufen und mir erzählt das sie von den Grünaugen angegriffen wurden. Sie hat außerdem gelernt mit ihren wenigen Kräften umzugehen und hat es geschafft Gail zu heilen nach einem Vampirbiss.“
„Ist mir egal.“ Ich wollte davon nichts hören. Adrian war weg und ich war für immer alleine. Er hatte mir mein nicht schlagendes Herz aus der Brust gerissen und mitgenommen. Er hatte es mir übel genommen, dass ich ihn angelogen hatte. Doch wieso war er einfach verschwunden ohne mit mir zu reden, wenn er mich schon verlassen wollte?
„Komm schon Kleine. Heute Nacht verschwinden wir von hier. Steffan und Paulo sind mit dabei. Meine zukünftige Mira auch. Also schwing deinen Arsch aus dem Bett. Wir machen das hier alles nur für dich.“ Er hatte sich in den ganzen Jahren verlobt, doch nie geheiratet. Er hatte damals immer zu große Angst um mich gehabt. Mira hatte es immer verstanden wurde mir erzählt. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, was Raul getan hatte.
„Geh einfach. Ich habe eh nichts mehr zu verlieren. Also kann ich auch wieder in den Krieg ziehen und mich umbringen lassen.“ Ich zog mir die Decke über den Kopf und wollte meine Ruhe. Wieso verstand mich denn niemand? Adrian war doch mein Leben! Nun war er nicht mehr da und wollte mich nicht mehr.
„Jetzt reicht es mir.“ Raul zog mir die Bettdecke vom Körper und als er mein Bein packen wollte um mich von Bett zu ziehen, ließ ich ihn durch Stromschläge schwächen. Er schrie und sprang zurück.
„Fass mich nicht an. Ich will alleine sein.“ Mit einem kräftigen Windstoß öffnete ich die Tür und hoffte er würde gehen. Doch ich hörte wie ein an seinem Handy eine Nummer wählte. Warum ließ er mich nicht einfach in Ruhe sterben?
„Wie geht es ihr?“ Das war Amber! Ich richtete mich schlagartig auf. Die arme Kleine.
„Sie will den Plan nicht mehr durchziehen und lieber hier liegen und sterben. Ich fürchte sie will nicht mehr für ihre Familie kämpfen. Sie ist innerlich schon gestorben.“
Amber weinte an der anderen Seite der Leitung und ich hielt mir geschockt eine Hand vor den Mund und auch mir liefen Tränen übers Gesicht. Wie konnte er ihr so etwas nur sagen?
„Dann sag es ihr doch bitte. Sag ihr was wir geschickt bekommen haben. Wenn sie es weiß wird sie kämpfen. Sie wird für ihn kämpfen wenn schon nicht für uns.“ Dann war die Leitung unterbrochen und ich krächzte: „Amber... Wie konntest du ihr das bloß antun?!“ Wütend schrie ich ihn an und er erwiderte eiskalt: „Du hast mir keine Wahl gelassen. Hier. Dieses Bild hat man deiner Familie zukommen lassen. Das ist eine Woche her. Wir haben es dir extra nicht gesagt, weil wir nicht wollten das du vorschnell handelst.“ Er schmiss mir etwas auf den Schoß und verschwand dann durch die Tür. Ich runzelte die Stirn und hob die Kopie eines Fotos hoch. Mir stockte der Atem... Das war Adrian. An Ketten gefesselt während eine blonde Frau in grüner Uniform ihn mit einem Feuerzeug anbrennt. Das musste Margo sein!
Ich war schnell aus dem Bett und hatte meine Uniform sowie meine Schminke angelegt und war auf dem Übungsplatz wo Raul gerade mit Dutzenden anderen Vampiren trainierte. Er sah mich und nickte mir kurz zu, als Zeichen das er verstanden hatte. Wir würden heute Nacht verschwinden. George hatte mich schon vor zwei Wochen zu sich gebeten und ich war nicht gekommen. Als er hatte nach mir schicken lassen, hatte ich die ersten Rotaugen angesengt. Beim nächsten mal war der erste gestorben und seid dem hatte George mich in Frieden trauern lassen. Doch nun war es Zeit zu ihm zu gehen.
In seinem Büro schien er mich schon zu erwarten. Doch das lag an meiner entfalteten Energie. Ich war Meilenweit zu spüren. Doch das war mir egal. Auch meine Augen blieben immer rot.
„Da bist du ja endlich. Was hat dich abgehalten her zu kommen?“ Er faltete seine Hände und sah mich ernst an. Ich blieb regungslos und sagte: „Mein Mann verließ mich und ich brauchte Zeit für mich.“
„Ach, er hat dich also verlassen. Na dann hält dich ja jetzt nichts mehr davon ab wieder du selbst zu werden und für mich in den Krieg zu ziehen.“
„Doch, sogar einiges. Wir hatten einen Deal und Raul ist mein Richter wenn ich ihn nicht einhalte. Gehe ich für dich in den Krieg würde ich diesen Deal nicht einhalten und das ist mir mein Leben nicht wert.“ Mein Gegenüber machte ein verdutztes Gesicht und brummte dann: „Na gut. Dann sag mir wenigstens ob du endlich mit dem trainieren anfängst.“
„Ja das werde ich.“ Ich nickte und ließ mir nichts anmerken. Er sah mich fordernd an, als wenn ich ihm sonst noch etwas mitzuteilen hätte. Doch da ich nicht einknickte sagte er: „Mein Sohn erzählte mir, es würde einen geheimen Plan geben. Demnach willst du verschwinden und einige Krieger mitnehmen um gegen Grünauge George vorzugehen. Wenn du dieses Gelände ohne meine Zustimmung verlässt, ist das ein klarer Regelverstoß.“
„Eben. Außerdem möchten deine Söhne mich schnell los werden. Ist es da nicht logisch, dass sie dir solche Märchen erzählen? Sie können mich seid meiner Flucht nicht leiden und würden mich lieber Tod sehen als in ihren eigenen Reihen.“ Immer noch war ich regungslos und er schien nachzudenken. Nach ein paar Minuten sagte er wehmütig: „Du warst für mich immer wie eine Tochter. Ich habe dir früher vieles durchgehen lassen. Sogar deine Fastenzeit und deine Trauer um deine Schwester. Dennoch bist du abgehauen. Hast deine Familie verlassen und dich gegen uns verschworen. Du trafst diesen Schönling und wurdest von ihm geblendet anstatt auf deine eigene Familie zu hören. Egal wo man dich gesehen hat, du warst immer so schnell verschwunden und wieder Jahrzehnte untergetaucht. Trotz deinen ganzen Untaten habe ich dich wieder aufgenommen und alles was ich jetzt von dir verlange ist Respekt und Gehorsam.“
Ich schenkte ihm ein sarkastisches Lächeln und sagte: „Ich zolle dir sehr viel Respekt. Doch ich will nicht mit dir auf einer Seite kämpfen. Das ist ein ziemlich großer Unterschied. Ich habe diesen Krieg nicht angefangen und befürworte ihn auch nicht. Außerdem bin ich mir sicher das Grünauge George der Grund dafür ist. Hätte er niemanden angegriffen würde Frieden herrschen. Du hast dich nur verteidigt und für deine Leute gesorgt. Das Respektiere ich total. Aber George muss ausgemerzt werden und nicht die unschuldigen Vampire die damit gar nichts zu tun haben. Das hast du in den ganzen Jahrhunderten vergessen. Deshalb will ich nicht mit dir kämpfen. Du hast dich zu sehr an diesen Krieg gewöhnt und du wirst ihn verlieren wenn du so weiter machst.“ Mit diesen Worten verließ ich sein Büro und ging wieder in meinen Raum um mich vorzubereiten. Raul hatte sein sicheres Handy dort gelassen und so konnte ich meine Familie anrufen.
„Wie geht es ihr jetzt?“ Gails Stimme klang besorgt als er abhob und ich antwortete: „Heute Nacht ist es so weit. Wir werden diesen Krieg beenden. Komme was da wolle. Ich habe Adrian geschworen immer für ihn zu kämpfen. Ob er mich nun will oder nicht. Er ist mein Mann und ich werde ihm ein freies Leben schenken.“
„Elly. Gott sei Dank. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.“ Er klang so erleichtert. Im Hintergrund konnte ich alle schreien hören. Sie wollten alle mit mir reden. Doch ich hatte dafür nicht genug Zeit.
„Gail. Du musst alle zusammen so nah wie möglich an die Festung ran bringen. Alle mit Herzschlag bleiben in den Autos und warten auf uns damit wir schnell fliehen können. Wir haben nur diese eine Chance. Wenn das schief geht, sind wir alle geliefert. Ich vertraue dir jetzt meine gesamte Familie an. Wenn du es vermasselst werde ich dir das niemals verzeihen.“
„Ich schwöre mich um alles zu kümmern und deiner Familie wird nichts passieren.“ Er legte auf und ich bestückte mich mit allen Waffen die ich tragen konnte. Außerdem plünderte ich meinen Vorrat an Blutbeuteln. Es schmeckte vielleicht nicht, doch es gab mir die nötige Kraft.
Es wurde schnell dunkel, da ich den gesamten Tag im Bett verbracht hatte und so läutete es bald Mitternacht. Raul versprach seinen Bruder schlafen zu legen, damit er nichts mitbekam. Jacob war immer wieder um uns alle herum geschlichen wenn wir uns unterhalten hatten, doch er hatte bis jetzt nie etwas aufschnappen können. Ich wusste das Raul ihn mit einem Schlafmittel lahm legen würde, das Catherine und Amalie für ihn angefertigt hatten. Jacob würde in eine Art Koma fallen. Für ein paar Tage oder weniger. Genau konnte das niemand sagen.
Als Raul dann zu uns stieß wussten wir das wir freie Bahn hatten. Ich sah mir meine neuen Verbündeten noch einmal genau an.
Mira war größer als ich und in menschlichen Jahren etwa 25 geworden. Als Vampir hatte sie 143 Jahre hinter sich und sie besaß braune Haare, die sie stets zu einem Zopf getragen hielt. Zum ersten mal in ihrem Leben trug sie eine Kriegerinnenuniform und das passende Make-Up dazu. Raul hatte sie damals verwandelt als sie im sterben lag. Deshalb war sie niemals eine Kriegerin. Sondern von Anfang an unter seinen Fittichen. Sie konnte kämpfen, hatte jedoch keine wirkliche Kriegerausbildung genossen und demnach auch nicht die Instinkte die man im Krieg brauchte. Sie war die unerfahrenste von allen.
Paulo war ein großer und breiter Mann. In menschlichen Jahren 59 und als Vampir hatte er bereits 385 Jahre hinter sich. Seine blonden Haare trug er stets abrasiert und seid hundert Jahren kämpfte er im Krieg.
Dann war da noch Steffan. Obwohl er als Mensch gerade einmal 14 Jahre alt geworden war, durfte man ihn nicht unterschätzen. Sein wirkliches Alter betrug bereits 697 Jahre und er kämpfte seid fast fünf Jahrhunderten im Krieg. Ein begnadeter Kämpfer. Nicht einmal ich wollte es mir mit ihm verscherzten.
„Ok, Gail hat geschrieben das alle auf Position sind. Jetzt müssen wir nur noch an den Wachen vorbeikommen. Sie überprüfen jedes einzelne Gesicht auf die Identität damit ich hier nicht raus komme.“ Ich gab Raul sein Handy wieder. Er nickte und sagte: „Dafür habe ich gesorgt. Ich habe heute eine Wache übernommen und habe die letzte bereits abgelöst. Der Posten ist frei und niemand wird uns zu nahe kommen können.“ Ich nickte und setzte meine Kapuze auf. Die anderen machten mir nach und wir verließen den kleinen Raum. Der Flur war bereits ausgestorben, also konnten wir ohne gefahren dort durch laufen. Auf dem großen Übungsplatz war ebenfalls kein Vampir mehr zu finden. Der Mythos Vampire würden in der Nacht richtig aufblühen war nur zur Hälfte richtig. Nachts waren wir stärker da die Mondstrahlen uns wirklich Kraft gaben. Doch die meisten Vampire schliefen trotzdem, wenn kein Kampf in Sicht war.
Wir sprangen über die hohen Mauern und wurden hoffentlich von niemandem gesehen. Unsere Energie hatten wir vollkommen eingezogen doch das rote Strahlen unserer Augen zeigte uns den Weg im dunkeln.
Wir liefen still in den tiefen Wald hinein und nach zehn Minuten mussten wir anhalten. Dort war noch eine Wache verdammt! Ich bemerkte sie als erste und schmiss mich hinter einen großen Stein. Als die anderen es bemerkten versteckten sie sich ebenfalls bei mir und ich deutete ihnen still zu sein. Dann konzentrierte ich mich und ließ meine Stimme in ihren Köpfen hallen: „Bleibt hier und bleibt still. Ich kümmere mich darum.“ Niemand erschreckte sich vor dieser Fähigkeit. Da ich es ihnen schon oft gezeigt habe damit sie sich nicht dadurch vom kämpfen ablenken ließen.
Dann schlich ich hinter dem Stein hervor und auf den Rücken der Wache zu. Ich passte nur einen Moment nicht auf und ein kleiner Ast knackte unter meinem Stiefel. Die Wache drehte sich sofort um und strahlte mich mit seinen roten Augen an. Erschrocken sah ich zurück und kurze Zeit passierte gar nichts. Ich erkannte den Mann nicht doch er musste mich kennen. Ein kleines Lächeln trat auf sein Gesicht und das strahlen seiner Augen hörte auf. Er nickte mir respektvoll zu und drehte sich dann einfach weg. Er half uns also? Gott sei dank!
„Er lässt uns durch. Tut ihm nichts er ist ein Verbündeter.“
Die anderen kamen ebenfalls zu mir und wir erhoben uns um an ihm vorbei zu gehen. Er lächelte mir zu als wir an ihm vorbei gingen. Die anderen rannten schon weiter doch ich blieb stehen als ich die Wunde an seiner Stirn sah. Man hatte ihn mit Schlangengift gefoltert!
„Kämpfe mit uns. Du musst nicht hier bleiben.“ Meine Stimme war leise und doch hörten die anderen es und blieben in weiter Entfernung stehen. Der schwarzhaarige Mann vor mir lächelte nur, fiel auf die Knie und kreuzte seine Fäuste vor der Brust während er sagte: „Mischling Elisabeth. Ich verehre dich. Doch mein Platz ist hier.“
„Ich danke dir. Das hier werde ich dir nie vergessen.“ Mit den Worten drehte ich mich weg und rannte ebenfalls los. Ob ich ihn jemals wiedersehen würde?
Wir liefen die nächsten zwei Stunden ohne Probleme bis zum Treffpunkt. Doch niemand war hier. Es roch auch nicht nach ihnen. Panisch sah ich mich um und ließ meine Energie nach Vampiren suchen. Doch da war nichts!
„Nein. Nein. Ihnen muss etwas passiert sein wenn sie nicht hier sind. Raul du hast gesagt sie wissen wo sie hin müssen. Jacob muss uns gehört haben. Verdammt.“ Ich packte Raul am Kragen der Uniform und dieser sagte ernst: „Beruhige dich. Vielleicht sind sie auch einfach nur aufgehalten worden und kommen etwas später.“
„Nein. Gail würde das nicht zulassen. Wären sie noch am leben, dann wären sie auch hier verdammt!“ Meine Gefühle explodierten und meine Energie platzte aus mir heraus. Um mich herum tobte der Wind nur so und meine Hände standen in Flammen.
„Du hast mir versprochen sie würden es auf jeden Fall und ohne Probleme bis hier her schaffen! Du hast mich angelogen! Du hast meine Familie in Gefahr gebracht!“ Alle, sogar Raul traten ängstlich zurück und Mira flüsterte: „Elly. Beruhige dich. Wir wissen doch gar nicht ob ihnen etwas passiert ist.“
„Weshalb sollten sie denn sonst zu spät kommen?! Erst haben sie mir Adrian genommen und jetzt haben sie sich den Rest meiner Familie geholt! Das ist alles deine Schuld! Du hast mir nichts von Adrian erzählt und jetzt ist er bestimmt schon tot! Das ist alles deine Schuld!“ Ich ließ einen so starken Windstoß auf Raul los, dass er mit voller Gewalt gegen einen Baum flog und ihn umriss.
„Stopp! Bitte! Hör auf!“ Mira stellte sich vor mich und griff sich meine brennenden Hände. Brennendes Fleisch war zu riechen als das Feuer auf sie überging. Kreischend ließ sie mich los und die beiden anderen Krieger halfen ihr sie zu löschen. Raul rappelte sich wieder hoch und wollte seine Verlobte beschützen. Doch ich war zu wütend um mich zu kontrollieren.
Ich nahm ihn in einer Windblase gefangen und hob ihn vom Boden hoch. Dann ließ ich ihn zu uns rüber schweben und knurrte: „Du wirst es bereuen dich zwischen meine Familie und mich gestellt zu haben.“
„Elly. Bitte hör auf. Ich kann sie hören. Sie sind auf dem Weg und rufen deinen Namen. Du musst das doch auch hören.“ Raul wollte sich frei kämpfen, doch er hatte gegen den Wind keine Chance und so konnte ich meine brennende Hand heben. Mira kreischte ich solle aufhören und Steffan und Paulo mussten sie festhalten damit sie nichts dummes tat. Doch bevor ich Mist bauen konnte, wurde ich umgerissen.
„Hör auf. Wir sind da. Es geht uns gut.“ Gail! Er hielt mich fest und meine Kräfte ließen nach. Raul landete hart auf dem Boden und ich zog meine Energie zurück. Ich begann zu weinen und klammerte mich an den großen Krieger. Als er von mir runter ging, blieb ich einfach an ihm Händen und er hob mich hoch. Meine Arme klammerte ich um seinen Hals und meine Beine um seinen Körper. Er hielt mich fest und versuchte mich zu beruhigen. Auch Tracy, Maja und Mike kamen zu mir um mich zu umarmen.
„Es wird alles gut. Wir holen ihn da raus. Er wird leben. Genau wie wir alle. Aber jetzt müssen wir hier weg. Dein Ausbruch wird nicht lange unbemerkt bleiben.“ Gail löste mich von sich und das erste mal ließ ich alle sehen was der Krieg aus mir gemacht hatte. Ich war ein Nervenbündel. Adrian hatte mich unter Kontrolle gebracht doch um so länger ich von ihm getrennt war um so schwieriger wurde es für mich mich zu kontrollieren.
Ich konnte mich nicht einmal auf den Beinen halten und weinte endlos viel. Gail schmiss mich auf seinen Rücken und sagte: „OK, ab jetzt geht es nach meinem Kommando weiter. Wir müssen hier weg. Könnt ihr alle laufen oder seid ihr zu stark verletzt? An den Autos haben wir Blut.“ Er sprach mit allen, rannte los und während er rannte wünschte ich mir nichts sehnlicher als mein Ende. Ich konnte ohne Adrian nicht kämpfen. Den ganzen Tag hatte ich mich zusammengerissen und nun war es vorbei mit meiner Selbstbeherrschung. Ich war gebrochen worden.
Ohne ein Zeitgefühl konnte ich auch nicht beurteilen wie lange es dauerte bis Gail mich auf den Boden absetzte und Amber sich an meinen Hals warf. Ich spürte nichts mehr und als die Hexen mich begrüßten brach ich erneut zusammen. Die Tränen wollten nicht aufhören und niemand konnte mir helfen. Ich stieß sogar Amber von mir. Adrian war weg. Selbst wenn wir ihn retten würden... Er hatte mich verlassen. Die anderen hatten mir erzählt wie er weg gelaufen war. Erst hatte er Gail fast umgebracht und dann war er einfach verschwunden und nicht wieder gekommen.
Gail zwang mich in eines der Autos und bat mich mehrere male ruhig zu sein, da wir immer noch zu nah an der Festung dran waren. Doch ich schaffte es nicht und kurz darauf schlug er mich so fest das meine Augen einfach zu fielen.
Es war ein langer Weg zu der Basis der Grünaugen. Immer wieder wechselten wir zwischen Flugzeug und Auto. Doch ich bekam kaum etwas mit. Catherine und Amalie betäubten mich mit irgendwelchen Kräutern damit ich entweder die ganze Zeit schlief oder kaum ansprechbar war. Meine Kräfte zu benutzen war mir unmöglich. Ich bekam manchmal mit die sich alle bekannt machten und Erfahrungen austauschten. Amber allerdings blieb die meiste Zeit bei mir. Sie erzählte mir von ihrer Abstammung und das sie Heilende Kräfte besaß die sie trainierte. Doch da die letzten Hexen in ihrem Stammbaum schon viele Generationen zurück lagen, würde sie niemals eine vollwertige Hexe sein.
Dann waren wir im letzten Auto unterwegs und Catherine holte mich mit einem Gegengift wieder ins Hier und Jetzt. Ich war dennoch angeschlagen und Gail sagte: „Wir werden gleich hier anhalten und von hier laufen. Es ist bereits Nacht. Abby hat angeboten das du von ihr trinken kannst.“ Stimmt... Wo war Abby eigentlich? In diesem Auto saß sie jedenfalls nicht.
„Außer uns drein ist niemand in diesem Auto. Zu deren Sicherheit und Abby haben wir erst vor zwei Stunden abgeholt. Du hast sie noch nicht wiedergesehen... Hast du das schon vergessen?“ Er runzelte die Stirn und ich sah mich im Auto um. Catherine saß neben mir, Gail gegenüber von mir und Tracy fuhr das Auto. Ich runzelte die Stirn und fragte benebelt: „Geht es allen gut? Ist mit Mira und Raul alles ok?“
„Es geht ihnen gut. Sie sind im Wagen hinter uns. Keine Sorge du hast ihnen nichts schlimmes angetan. Nichts was mit ein bisschen Blut nicht weg gegangen wäre.“
„Ich brauche gleich dringend Blut um laufen zu können.“ Ich rieb mir die Augen und bemerkte das ich andere Sachen trug. Stirnrunzelnd sah ich an mir runter. Es waren die Sachen die ich anhatte, bevor ich in die Rotaugen-Basis eingedrungen war.
„Tracy und Mira haben dich umgezogen.“ Gail runzelte die Stirn und Catherine beruhigte ihn: „Durch mein Gift kann sie sich nicht mehr an so etwas erinnern. Das ist ganz normal... Aber vielleicht sollten wir wirklich ohne sie die Basis stürmen.“
„Nein. Sie muss dabei sein. Ohne sie werden wir schneller abgeschlachtet als wir Angriff schreien können.“ Gail schüttelte den Kopf und ich murmelte benommen: „Ich muss Adrian da raus holen. Das hat höchste Priorität. Außerdem will ich meine Uniform tragen. Wir alle sollten eine Uniform unserer tragen. Damit die Grünaugen denken sie müssten ihre Waffen vor der gesamten Nation niederstrecken.“ Mein Kopf wurde langsam klarer und ich wusste wieder was wichtig war. Erst musste ich Adrian retten und danach den Krieg beenden.
„Wir werden Abby und Amber hier lassen wenn du willst. Dann sind sie außer Gefahr.“ Catherine lächelte mich an und ich seufzte: „Das wäre gut, aber dann sollte noch jemand hier bleiben. Am besten Tracy. Sie ist keine besonders gute Kämpferin, aber sie kann schnell abhauen.“ Ich sah kurz zu unserer Fahrerin. Doch es schien sie nicht zu stören den Babysitter zu spielen. Auch Gail schien erleichtert seine Frau außer Gefahr zu wissen. Am liebsten würde ich die Hexen ebenfalls weg lassen. Doch sie würden uns beim Kampf helfen können mit ihren Kräften.
Kurz nach dem Gespräch hielten wir an und Tracy sagte mit säuerlichem Unterton: „Sicher das ich euch nicht helfen kann?“
„Ich vertraue dir eine wertvolle Freundin und meine Schwester an. Das ist die größte Aufgabe von uns allen. Ich hoffe du weißt sie zu schätzen.“ Ich lächelte sie an und sie nickte kurz.
„Habt ihr Uniformen dabei?“ Ich sah zu Gail und er sagte: „Ja. Von allen Familien. Wir wussten ja nicht wie du vorgehen willst. Also habe ich erst einmal alles mitgenommen was wir finden konnten.“
„Gut. Catherine und Amalie sollten Uniformen der Blauaugen tragen. Ich weiß das diese Familie eigentlich kaum etwas mit dem Krieg zu tun hat. Aber ich finde es ist ein schönes Symbol. Habt ihr auch an Schminke gedacht?“
„Wir haben nur deine mitgenommen.“ Catherine runzelte die Stirn und ich antwortete leicht genervt: „Na gut. Das muss reichen.“ Ich stieg aus und bemerkte den Regen. Alle standen schon im Kreis aufgestellt. Als ich Raul und Mira saß ging ich zu ihnen und sagte demütig: „Es tut mir wahnsinnig leid was ich getan habe. Ich war nicht mehr Ich selbst und hoffe ihr könnt mir Verzeihen.
„Aber natürlich. Ich weiß nicht was ich tun würde wenn man mir Raul weg nehmen würde.“ Mira legte ihre Hand lächelnd auf meine Schulter und ich lächelte zurück. Raul nickte bloß und dann sah ich Abby und Amber an. Ich lächelte auch ihnen zu und sagte dann zu Abby: „Ich würde dein Angebot gerne annehmen. Du und Amber bleibt mit Tracy hier bei den Wagen. Also wird der Blutmangel dir nicht schaden.“
„Aber natürlich. Im Auto oder...“ Da hatte ich meine Zähne schon in ihren Hals geschlagen und saugte. Sie schrie kurz erschrocken auf und Amber sprang auch geschockt einen Schritt zurück. Raul verdrehte bloß die Augen und murmelte: „Es fehlt nur noch das sie ihre Uniform trägt und dann ist es wie früher.“
Nach einer angemessenen Menge Blut ließ ich Abby frei und Tracy fing sie auf als ihr schwindelig wurde. Ich lächelte der benommenen Abby zu und sagte zu Amber: „Du musst brav bleiben Ok? Es kann nämlich sein das wir deine Heilkräfte später bei Adrian gebrauchen können.“
„Versprochen.“ Sie nickte lächelnd und ich nahm sie fest in den Arm. Ihr wurde kalt also schickte ich sie mit Abby und Tracy in eines der Autos.
Ok und der Rest zieht sich jetzt eine Uniform an und die Frauen bitte zu mir damit ich euch schminken kann.“ Ich zog mir die nassen Klamotten aus und Gail schmiss mir eine Uniform zu. Amalie und Catherine halfen sich gegenseitig in die schweren Klamotten und ich schminkte Mira und mich in der Zeit schon einmal. Raul sah seine Zukünftige misstrauisch an und sagte: „Das sieht nicht richtig aus. Sie sollte so etwas nicht tragen müssen.“
„Heute muss sie es. Und dann vielleicht nie wieder.“ Ich lächelte ihn an und er seufzte nur um sich dann um Mike und Maja zu kümmern. Sie hatten in ihrem Leben noch nie eine Uniform getragen und man sah ihnen ihr ungutes Gefühl an. Gail half den Hexen bei den letzten Handgriffen und dann schminkte ich auch die letzten drei Frauen. Sie bekamen zwar die Schminke eines Rotaugen, doch es war eh nur das Symbol, dass zählte.
„Gut. Seid ihr soweit? Catherine und Amalie, wir werden euch die erste Zeit noch tragen, doch wenn wir nah dran sind könnt ihr selber laufen. Dann müssen wir eh langsam vorgehen um nicht erwischt zu werden.“ Ich nickte ihnen zu und dann kamen Abby, Amber und Tracy noch einmal in den Regen raus. Amber zitterte schon vor Kälte also schnappte ich mir eine der Decken die wir für Adrian dabei hatten und legte sie um Amber.
„Bleib lieber im warmen Auto. Ich will nicht das du krank wirst.“ Ich lächelte sie an und sie flüsterte: „Bring ihn mir bitte zurück.“ Es zerriss mir fast das Herz als ich ihre Tränen sah und flüsterte während ich sie in den Arm nahm: „Ich verspreche dir das ich ihn dir wieder bringen werde. Ich liebe dich. Das weißt du doch oder?“
„Er dachte du seist Tod. Er ist ausgeflippt. Wollte kein Blut mehr trinken. Erst als ich mit ihm geredet habe. Ich musste ihn da raus holen, weil du nicht da warst.“ Anklagend sah sie mich an und auch in meinen Augen sammelten sich Tränen. Sie hatte recht. Ich war abgehauen. Doch für ein höheres Ziel.
„Ich bringe ihn dir wieder. Versprochen.“ Schweren Herzens ließ ich sie los und sie ging zu ihren Eltern, während Tracy in den Armen ihres Mannes lag. Abby sah mich mitleidig an und flüsterte: „Sie wird drüber hinweg kommen. Da bin ich mir sicher. So sind Kinder eben.“
„Ihr seid alle wütend auf mich. Niemand kann verstehen weshalb ich das getan habe. Nur Gail. Ich habe Adrian verloren, Amber und bald werde ich auch alle anderen verlieren. Du bist doch auch nur noch aus Schuldgefühlen hier, weil ich dich bei mir wohnen lasse.“
„Nein. Ich bin hier, weil wir Freunde sind und ich zwar nicht verstehen kann was du getan hast. Aber ich akzeptiere es. Du wirst schon deine Gründe gehabt haben. Gründe die nur Krieger verstehen können. Und ich ziehe meinen Hut vor dir, weil du so stark warst deine Familie zu verlassen um ein höheres Ziel zu verfolgen. Hättest du anders gehandelt wären wir alle wieder in Gefahr gewesen. So viel habe ich verstanden.“ Sie hielt ihre Arme auf und ich nahm ihre Umarmung dankend an. Es waren die ersten positiven Worte seid ich bei den Rotaugen abgetaucht war.
„Elly. Ich zolle dir meinen größten Respekt und habe eine Bitte an dich, wenn das alles hier vorbei ist.“
„Welche?“ Ich löste mich wieder von ihr und lächelte sie an.
„Verwandle mich.“ Erst dachte ich sie würde einen Witz machen, doch sie meinte das vollkommen ernst. Ich musste schlucken und sagte dann ernst: „Versteh das nicht als nein. Aber das ist eine Entscheidung die du nicht wieder rückgängig machen kannst. Denk gut darüber nach und wenn du es dann immer noch willst verspreche ich dir es zu tun.“
Sie nickte lächelnd und Raul sagte laut genug damit alle es hören konnten: „Es geht los.“ Ich nahm Abby noch einmal in den Arm und als Tracy an mir vorbei ging um in das Auto zu steigen hielt ich sie an und flüsterte so leise das wirklich nur sie mich verstehen konnte: „Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit das ich das hier nicht überlebe. Wenn das so ist sag Gail er ist frei und zu nichts mehr verpflichtet. Amber soll erfahren wie sehr ich sie liebe und bitte versprich mir dafür zu sorgen das Gail Abby verwandelt. Ich habe ihr zwar versprochen es selbst zu machen. Doch wenn sie es wirklich will ist es egal wer es macht.“
Erschrocken sah sie mich an und nickte dann. Sie wartete ab ob ich noch etwas sagen wollte. Doch ich konnte nichts über Adrian sagen. Er hatte mich verlassen und sollte nicht aus Schuldgefühlen irgendwelchen Mist nach meinem Tod bauen.
„Ich sage Adrian auch wie sehr du ihn geliebt hast. Ich weiß darum hast du mich nicht gebeten. Aber ich mache es trotzdem.“ Sie lächelte und ich tat es ihr gleich, bevor sie sich ins Auto setzte. Der Regen prasselte immer noch auf uns nieder und würde es fast unmöglich machen leise zu rennen. Doch eine bessere Idee hatte ich leider nicht. Steffan und Paulo nahmen die Hexen auf den Rücken und als auch Amber sicher im Auto verstaut war, rannten wir los. Gail lief voran, da er als einziger wirklich wusste wo es lang ging. Ich war direkt hinter ihm und trieb uns alle mit einem sanften Windstoß schneller und leiser an. Als Gail das Zeichen zum anhalten gab, ließ der Wind nach und die Hexen wurden auf den Boden runter gelassen. Wir gingen alle in die Hocke und Gail flüsterte allen zu: „In ein paar hundert Metern ist der erste Kontrollpunkt. Es gibt einen bestimmten Weg den die Wache immer abläuft. Elly du könntest sie mit einem Windstoß nieder reißen und wir schalten die Wache aus.“ Ich nickte und Catherine flüsterte: „Was ist mit uns? Wir können auch helfen.“
„Ihr könnt den anderen helfen wenn ich mich um Adrian kümmere. Spart euch eure Kräfte bis wir sie brauchen.“ Ich stand langsam auf und ging gebückt und mit der Kapuze auf dem Kopf los. Der Rest ging in einiger Entfernung hinter mir.
Dann sah ich ihn. Er trug eine grüne Uniform und rauchte eine Zigarette anstatt seinen Weg abzulaufen. Kurz hielt ich an und bevor ich ihn mit meinem Wind niederreißen konnte hörte ich ein lautes Dröhnen in den Ohren und die Wache rannte alarmiert weg.
„Was war das für ein Geräusch?“ Ich sah Gail an und er flüsterte: „Der Appell zur Hinrichtung.“ In mir gefror in dem Moment alles zu Eis und ich keuchte: „Ihr geht weiterhin nach Plan vor. Ich muss ihn retten bevor es zu spät ist... Tut mir leid.“ Dann schoss ich los Richtung Mauer. Ich ließ mich vom Wind auf die Mauer tragen und sah einen großen Platz. In der Mitte war eine Bühne aufgebaut und drum herum standen sie alle in ihren Uniformen. Grünauge George stand in der Mitte und hielt eine Rede: „Er ist der Grund dafür, dass Mischling Elisabeth nicht auf unserer Seite kämpft. Er hat ihr Lügen eingeredet und dafür wird er bezahlen!“ Ein lautes jubeln ging durch die Menge und dann sah ich wie er auf die Bühne gebracht wurde. Margo schubste ihn grinsend und er fiel hin. Nur bekleidet mit einer zerrissenen Shorts. Überall waren blutende Wunden oder Brandnarben. Zu viele, als das er sich hätte selbst heilen können... Doch weshalb hatte ich seine Schmerzen nicht gespürt? Wo war unsere Verbindung hin? Ich schloss die Augen und versuchte ihm meine Worte in den Kopf zu pflanzen: „Ich bin jetzt hier. Es wird alles gut. Ich bin bei dir. Halte nur noch ein bisschen durch.“
Sein Kopf schoss hoch und das genau in meine Richtung. Er sah mir genau in die Augen und dann sah er zu Margo. Sie hielt eine große Axt in der Hand und wartete darauf das George endlich fertig war mir seiner dämlichen Rede.
Adrian sah wieder mich an und schloss die Augen als würde er aufgeben und mir schossen seine Gefühle nur so um die Ohren. Ich keuchte auf als mich sein brutaler Schmerz traf. Doch da war noch etwas anderes. Erleichterung und... Liebe! Er liebte mich noch!
„Hat jemand von euch etwas gegen diese Hinrichtung einzuwenden? Vergesst nicht er ist an ihrem Tod schuld.“ Er meinte meinen Tod, Den wir ja nur vorgetäuscht hatten. Das hatten die dummen Idioten anscheinend noch nicht ganz durchblickt.
„Ja, ich hätte da was einzuwenden.“ Ich sprang von der Mauer und alle drehten sich zu mir um. Margo ließ sogar geschockt die Axt fallen.
„Du selbst. Das kann nicht sein!“ Margo kreischte wie eine Furie und ich lachte: „Wie du siehst schon. Ich lebe und hole mir jetzt meinen Mann zurück.“ Mit einem kräftigen Luftstoß erhob ich mich und landete genau auf Margo, die nach der Axt greifen wollte. Ich riss ihr ein Stück Kehle raus und verbrannte sie. Das ganze passierte so schnell das die anderen keine Chance hatten einzugreifen. Denn da hörte ich die meine Familie durch die Tore gerannt kamen und anfingen zu kämpfen.
Margo währte sich und wollte mir eine Spritze mit Gift in den Arm jagen. Aber ich war schneller und ließ sie ihre eigene Medizin schmecken. Sie schrie und schrie. Bis ich es schaffte ihre Zähne und Hände von mir fern zu halten und dann plötzlich trennte eine Axt ihren Kopf ab. Adrian hatte diese Kraft noch gefunden, doch schon kippte er weg. George rannte weg und ich musste mich entscheiden.
Fluchend hockte ich mich über Adrian und biss mir ins Handgelenk um ihm mein Blut zu geben. Dabei murmelte ich: „Bei meinem Leben ich nehme dich zum Mann wenn du mein Blut annimmst und auch meine Kraft in deinen Körper fließen darf.“ Ich wiederholte es immer wieder bis er anfing endlich zu schlucken. Meine Familie hatte sich um die Bühne versammelt und kämpfte um uns die Zeit zu geben die wir brauchten.
Als ich sah wie seine Wunden heilten schluchzte ich ohne Tränen zu vergießen. Er ließ von meinem Handgelenk ab und krächzte während er sich selbst biss: „Bei meinem Leben ich nehme dich zur Frau wenn du mein Blut annimmst und auch meine Kraft in deinen Körper fließen darf.“ Ich biss zu und dann passierte etwas unglaubliches. Die Mauern der Festung wurden aufgesprengt und ich hörte die laute Stimme meines Meisters: „Bei meinem Leben. Ich verheirate euch zu Mann und Frau. Auf das nichts dieses Band lösen kann.“ In meinem Körper explodierte alles und um uns herum ertönte lautes Kriegsgebrüll. Ich spürte wie meine Kraft durch mich zu ihm floss und dann wieder zurück kam. Ebenso spürte ich wie seine Kraft durch mich floss. Seine Wunden heilten endgültig und als dieses Gefühl vorbei war sprang er auf und zog mich mit. Das emotionale Band zwischen uns verfestigte sich und ich spürte seinen Schmerzfreien Körper als wäre es mein eigener.
„Wir müssen kämpfen.“ Ich gab ihm einen schnellen Kuss und stürzte mich dann in die Menge. Es war gar nicht so einfach die wirklichen Gegner zu erkennen, da ich immer noch ziemlich benommen war. So verdammt viele Krieger der Rotaugen waren hier und sogar mein Meister, auch wenn er in weiter Sicherheit von seinen Leibwächtern beschützt wurde.
George wurde eingekesselt und ich sah wie Jacob auf ihn zu ging. Nein. George gehörte mir! Ich kämpfte mich durch die Meute und packte Jacob am Arm während ich sagte: „Er gehört mir.“ Mein ehemals bester Freund sah mich angewidert an und sagte: „Dann überlasse ich ihn dir.“ Zwischen uns würde nie wieder eine Freundschaft entstehen. Doch ein gewisser Respekt schien da zu sein.
Raul und Gail halfen mir George auf die Bühne zu schleppen. Er war ziemlich stark. Stärker als ich erwartet hatte. Doch gegen uns hatteer keine Chance.
„Brüder! Schwestern! Legt eure Waffen nieder! Der Krieg muss so nicht enden! Es muss keine weiteren Opfer geben!“ Die Rotaugen schnappten sich die restlichen Krieger der Grünaugen und hielten sie fest. Mein Meister bewegte sich nun ebenfalls durch die Menge und Adrian kam in einer Uniform der Blauaugen zu mir rauf. Ich lächelte ihn an und dann sprach mein Meister zu der Menge: „Ich bin gekommen um euch zu versichern, dass ich diesen Krieg niemals wollte. George hat ihn angezettelt und ich habe mich nur verteidigt. Sobald George aus dem Weg geräumt ist und meine Leute nicht mehr angegriffen werden, ist dieser Krieg für mich vorbei. Sieht euch Mischling Elisabeth doch an. Sie kämpft an der Seite ihren Mannes dem Blauaugen, meinem Sohn dem Rotaugen und einem Krieger der Grünaugen. Außerdem hat sie stets Menschen bei sich die wie eine Familie für sie sind. Eine Familie ist nicht von der Vampirfamilie abhängig sondern von der Liebe. Lasst eure Waffen fallen und wir werden niemandem von euch ein Haar krümmen. Es muss kein Krieg herrschen.“ Er wartete ab und die Rotaugen ließen alle los. Die Waffen klirrten als man sie auf den steinigen Boden fallen ließ. Ich nahm meine Kapuze ab und es hörte endlich auf zu regnen. Noch nie hatte ich so viele Vampire auf einem Haufen friedlich gesehen.
„Wie könnt ihr es euch nur wagen! Ich bin euer Meister und verlange sofort das ihr eure Waffen erhebt und sie alle umbringt!“ George zappelte doch wir hatten ihn alle gut im Griff und dann sagte mein Meister etwas das mich schockierte: „Du bist nicht ihr Meister. Denn ihr Meister ist ein sehr guter Freund von mir gewesen. Bis du ihn ermordet hast um selbst regieren zu können.“ Ein raunen ging durch die Menge und George schien zu wissen, dass er verloren hatte. Also versuchte er es mit einer anderen Taktik: „Ich verlange eine Versammlung vor dem hohen Rat und allen Meistern die über meinen Verbleib abstimmen.“ Ich lachte nur hart auf und trat ihm so hart in die Rippen, dass sie brachen.
„Du hast nicht das recht irgendetwas zu verlangen. Ein Jahrtausend hast du diesen Krieg geleitet und versucht uns alle abzuschlachten! Du bist ein kleines Weichei und deshalb verdienst du keine Verurteilung. Ich werde deine Richterin sein und sonst niemand!“ Als ich wieder zuschlagen wollte hielt Adrian mich zurück und mein Meister schien kein bisschen beeindruckt von meiner Show zu sein als er sagte: „Nun gut. In einer Woche wird es soweit sein und du wirst deine gerechte Strafe erfahren. Führt ihn in unseren Kerker ab.“ Mein Meister sah zu seinen Leibwachen runter und als man mir den grinsenden und siegessicheren George abnehmen wollte flüsterte ich ihm drohend ins Ohr: „Ich werde deine Richterin sein und wenn ich dafür die Todesstrafe bekomme.“ Er schien mir zu glauben und hatte nichts gegen einen schnellen Abgang. Die Grünaugen sahen zu uns hoch und warteten auf weitere Strafen. Doch mein Meister sagte nur: „Ihr dürft gehen. Egal wo ihr hin wollt. Ihr werdet überall frei sein.“ Nicht nur die Grünaugen nahmen das Versprechen war. Auch ein paar Rotaugen rannten los um zu ihren Familien zurück zu kommen. Alles was hier blieb waren meine Verbündeten. Adrian nahm meine Hand doch bevor ich mich um ihn kümmern konnte fragte ich meinen Meister: „Wieso?“
„Du hast mir wahre Worte entgegengeschleudert als du in meinem Büro warst und ich dachte mir da schon das du verschwinden würdest. Jacob hat mir ein paar Details aus eurem Plan erzählen können. Als er dann aus seinem Koma nicht erwachen wollte, habe ich gewusst was los war und habe ihn durch eine Hexe wieder wach werden lassen. Er hat mir erzählt was Raul ihm vor der Spritze gesagt hat und wir sind los. Erst haben wir vor dem Tor gewartet und gehofft nicht eingreifen zu müssen. Doch dann hörte ich deinen Hochzeitsschwur und dachte mir das da etwas nicht in Ordnung sein kann. Deshalb haben wir die Festung gestürmt.“
„Er wäre fast gestorben.“ Ich lächelte Adrian an und dann hörte ich die weinende Amber über den Platz rennen: „Adrian!“ Adrian ließ mich los und ging zu meiner kleinen Schwester um sie in den Arm zu nehmen. Ich fand es nicht richtig ihnen zuzuhören also sah ich lieber dabei zu wie Tracy zu ihrem Mann rannte und ihn begrüßte. Auch Abby war da. Sie ging zu Steffan und machte ihm schöne Augen. Alle fielen sich gegenseitig in die Arme. Doch ich blieb hier alleine stehen. Mein Meister sah mich an und sagte mit ruhigem Tonfall: „Es ist schwer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Meistens steht man am Ende alleine da.“
„Mach mich zu meiner eigenen Meisterin. Ich habe lange genug darauf gewartet.“
„Aber natürlich.“ Er nickte und nahm eines meiner Messer um sich die Hand der Länger nach aufzuschneiden.“ Dann gab er es mir und ich tat das selbe um dann unsere Wunden aneinander zu halten. Er brauchte nur vier Wörter zu sagen: „Ich gebe dich frei.“ Schon kribbelte in mir alles und ich lächelte ihn dankbar an.
„Danke.“ Er nickte nur und ging dann mit seinen restlichen Leibwachen vom Platz. Steffan und Paulo hatten es mitbekommen und wussten, dass ich mich zu ihrer Meisterin machen würde sobald ich die Kraft dazu hatte. Doch ich fühlte mich ziemlich ausgelaugt und das obwohl ich selbst ja kaum gekämpft hatte. Als Amber zu ihren Eltern ging war ich schneller bei Adrian als ich schauen konnte und schon lagen meine Lippen auf seinen. Er hatte mich geheiratet und liebte mich noch. Das spürte ich. Er hatte nicht vor mich zu verlassen.
Seine Arme waren um meinen Körper geschlungen und er weinte leicht. Ihn in einer Uniform zu sehen war merkwürdig doch das interessierte mich in dem Moment alles nicht. Ich hatte ihn endlich wieder. Nach dem ganzen Schmerz war ich endlich wieder bei ihm.
Tag der Veröffentlichung: 09.07.2015
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