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Prolog

Wir können dieses Kind nicht bekommen. Es verstößt gegen die Vorschriften!“

„Aber Aphrodite …“

Ich zucke zusammen.

„Nenn mich nicht so!“

Er weiß genau, dass es mich verärgert wenn er mich mit meinem richtigen Namen anspricht.

„In Ordnung. Claire. Aber denk doch einmal dran was für eine vielversprechende Zukunft sie haben wird!“

Ich weiß, dass er Recht hat, aber ich kann es mir nicht eingestehen. Also zucke ich träge mit den Schultern und lasse die Sache auf sich beruhen. Wobei ich es nicht lassen kann ihm den Haupt-Grund unter die Nase zu reiben.

„Es ist Göttern verboten sich ineinander zu verlieben, geschweige dem ein Kind zu bekommen. Das handelt uns nur Schwierigkeiten ein!“

Dem kann er nicht widersprechen, beharrt aber auf seiner Meinung.

„Claire, stell dir mal vor das unsere Kleine auch mal ein Gott werden wird! Ich wette das sie deine Schönheit und meine Schlauheit erben wird. Außerdem könnte sie die Welt verändern.“

„Das mag ja alles wahr sein, aber das Gesetz verbietet es!“

„Tu nicht so. Du willst unsere Tochter genauso wie ich. Wir könnten sie einem Menschenpaar unterjubeln, bei denen sie dann ihre Kindheit verbringen kann.“

Ich gebe mich geschlagen. Er hat ja Recht: Ich will das Kind! Also werden wir eine Lösung finden müssen. Ich wende mich zur Tür, um von hier zu verschwinden. Denn wenn man uns hier zusammen sieht würden wir mit Sicherheit bestraft werden. Gerade in dem Moment, als ich die Türklinke drücken will fliegt die Tür auf und jemand schreit: „Hände hoch! Ihr seid festgenommen.“ Dem Zeitdruck geschuldet, greife ich nach dem nächstmöglichen Objekt. Ein Sparschwein. Und knalle es dem Typen in der Tür auf den Kopf.

Er schreit auf und flucht und ich kann die Gelegenheit nutzen und von hier verschwinden. Der Gang ist lang, mit vielen Türen und ich kenne mich hier nicht sonderlich gut aus, also greife ich die nächstbeste Klinke und drücke die Tür auf.

Ein Gästezimmer. Sehr klein mit einem Fenster dem man kein bisschen Größe zugestanden hat. Aber es ist mein einziger Fluchtweg. Auf dem Gang höre ich das unverkennbare klicken einer Pistole die entsichert wird. Jetzt muss ich mich beeilen. Und in der Not reiße ich das Fenster auf, quetsche mich hindurch und springe hinunter.

Es ist mir egal wie tief es ist. Ich kann mir ja zur Not etwas machen. Der Fall dauert n und ich schaue nach unten. Noch mindestens 30 Meter. Ich mache das erstbeste das mir einfällt. Einen Swimmingpool. Jetzt heißt es beten das er tief genug ist und im nächsten Moment platscht es auch schon.

Kapitel 1

Mein erster Tag an der neuen Schule. Ein Nobelgymnasium irgendwo in der Nähe von Berlin. Meine Eltern haben mich mit nach Deutschland geschleppt. Mal ganz ehrlich: Wer will nach Deutschland wenn er im Randgebiet von Los Angeles gelebt hat? Also ich ganz sicher nicht.

Aber alles meckern und schimpfen hilft mir jetzt auch nicht weiter. Es ist eh schon beschlossene Sache, dass ich hier hin gehe. Wobei das Gymnasium von außen garnicht so schlecht aussieht. Ein schöner Altbau aus roten Ziegelsteinen, wahrscheinlich schon vor dem 1. Weltkrieg gebaut. Sehr groß und mit vielen Verzierungen, wobei mir der Engel mt dem Mathebuch in der Hand, neben der großen Schuluhr am besten gefällt. Es ist fast so als würde er mich anzwinkern.

So schön die Schule auch aussehen mag, rein will ich da trotzdem nicht. Ich hasse es mich vor anderen Leuten vorzustellen und Freunde hab ich auch noch keine die mir beistehen könnten.

Jetzt heißt es: Augen zu und durch!

Also gehe ich auf die alte, große Tür zu und drücke dir Türklinke. Sie schwingt leichter auf als ich erwartet habe und ich kann die Stufen in das Erdgeschoss hochgehen.

Eins, Zwei, Drei, Vier, Fünf, Sechs.

Sechs Stufen also. Ich bin jetzt im Erdgeschoss und schaue mich in Ruhe um. Keine Fenster aber auf der anderen Seite des Flurs gehen Treppen hinunter und dahinter sehe ich die gleiche Tür wie hinter mir. Ich schätze, dass hinter der Tür der Innenhof liegt. Aber den werde ich  in der großen Pause genauer erkunden.

Zu beiden Seiten des Flurs sind Türen. Kleiner als die Eingangstür aber genauso imposant. Dahinter müssen die Klassenräume liegen. Und in genau so einen muss ich. Nachher. Jetzt muss ich nur eins: Das Lehrerzimmer finden und da ich keinen blassen Schimmer habe wo es liegt werde ich höchstwahrscheinlich jemanden fragen müssen.

Zu meinem Glück, oder eher Pech, kommt ein Junge direkt in meine Richtung gelaufen. Er sieht gut aus. Kurze braune Haare und einen muskulösen Körper. Fragen muss ich ihn trotzdem.

„Hey du!“

„Was? Meinst du mich?“ Oh Mann. Seine Stimme ist der Wahnsinn!

„J-Ja dich“, stottere ich rum. Was mache ich denn hier? Ich muss ihn doch einfach nur fragen wo das Lehrerzimmer liegt. „Wo liegt das, äh, das Lehrerzimmer?“

„Bist du neu hier?“

„Sonst würde ich dich nicht fragen, oder?“

„Oh, ganz schön bissig die Kleine.“

Man ey. Erster Tag und schon total unbeliebt. „Du sollst mir nur den Weg zum Lehrerzimmer zeigen!“

„Okay, folge mir einfach!“

Wow! Das hätte ich jetzt echt nicht gedacht! Aber ich halte meine Klappe und renne ihm einfach hinterher, wie ein Hund.

Er hält vor einer der Türen. Allerdings hat sie keine Klinke, stattdessen einen Knauf. „Danke, fürs herbringen.“ Der gut aussehende Typ dreht sich einfach um und geht.

Jetzt muss ich da durch. Einfach anklopfen und die werden mir erklären in welche Klasse ich komme und wo ich hinmuss. Aber wie klopfe ich da am besten an? Wenn ich zu hart klopfe dann denken sie ich wäre ein Raudi und wenn ich zu leise klopfe hören sie mich nicht. Okay, einfach klopfen. Das kann ja nicht so schwer sein.

Meine Hand hält vor der Tür inne. Dann schwingt sie wie von selbst vor und ich höre es: Ein perfektes Klopfen. Puh, Glück gehabt. Nun muss ich auf eine Stimme warten die mich herein bittet oder das jemand zur Tür kommt. Es geschieht letzteres.

„Was ist?“ fragt mich eine große pummelige Frau mit schwarzen Haaren.

„Ich, also, ich. Ich bin Elizabeth Dormstrough. Ich bin neu an der Schule und, äh …“

„Du musst zur Schulleiterin.“, sagt sie und will die Tür schließen. Aber ich bin schneller. In letzter Sekunde kann ich meinen Fuß in den Türspalt schieben.

„Ich weiß nicht wie ich da hinkomme.“

„Den Gang geradeaus weiter, dritte Tür links.“

Okay dritte Tür links. Eins, Zwei, Drei. Links. Okay steht Schulleiterin dran. Jetzt wieder das Spiel mit dem klopfen. Perfekt. Jetzt warten. „Herein“. Und zuletzt hineingehen.

 

 

Das Gespräch mit der Schulleitung war halb so schlimm, als ich es mir vorgestellt habe. Aber das was jetzt kommt ist mindestens fünfmal so schrecklich: Meine Vorstellung in der neuen Klasse. Frau Hartmann, die Schulleiterin, führt mich die Treppe, zu meinem Klassenraum im zweiten Stock, hinauf. Ich zähle die Stufen pro Etage und bereite mich innerlich schon auf den peinlichen Auftritt vor. Eins, Zwei, Drei … Fünfundzwanzig, Sechsundzwanzig. Und von vorn.

Sie führt mich den Gang entlang zu dem Raum 2.13. Der Klassenraum der 10/2. Meiner Klasse. Jetzt bloß keine Panik kriegen. Du schaffst das. Sie drückt die Klinke und fordert mich auf ihr zu folgen. Ich atme zweimal tief durch und folge ihr.

Alle Augen in dem Raum sind auf mich gerichtet und ich schweife mit meinem Blick kurz über alle Schüler, sowie Lehrer. Mein Blick bleit bei einer bestimmten Person hängen. Dem Typen von vorhin. Oh Shit! Aus allen Klassen dieser Schule musste ich natürlich in seiner landen. Pech scheint mir vorbestimmt zu sein.

„Hallo, du musst Elizabeth sein. Stell dich doch bitte der Klasse vor.“, sagt mir eine kleine, schlanke Frau mit lila-schwarzen Haaren.

Ich drehe mich zu Frau Hartmann um und sie nickt mir zu. Also werde ich mich wohl oder übel selbst vorstellen müssen. Beim nach vorne laufen, bemühe ich mich möglichst nicht so unbeholfen zu wirken wie ich mich fühle. Vorn angekommen drehe ich mich um und bemerke,  dass die Schulleiterin fort ist. Panik ergreift mich, aber ich zwinge mich sie zu unterdrücken.

„Ähm, ja, also ich. Ich bin Elizabeth. Elizabeth Dormstrough. Aber ihr könnt mich Liz nennen.“ Ich stehe jetzt einfach da und schaue in die Klasse. Nach kurzer Zeit fragt mich die Lehrerin: „Möchtest du uns nicht ein wenig mehr über dich erzählen? Woher kommst du? Wie alt bist du?“

„Äh, ich bin 15 Jahre alt und ich komme aus den USA. Ich habe in einem Randgebiet von Los Angeles gelebt“

„Wie kommt es, dass du Deutsch kannst?“, ruft der braunhaarige Typ von vorhin mir zu.

„Mein Vater ist Deutscher und meine Mutter Amerikanerin. Ich bin zweisprachig aufgewachsen.“ Mir fällt ein Stein vom Herzen. Endlich hab ich mich gefangen.

„Reicht das?“

Die Lehrerin beantwortet die Frage mit einem Ja. Nun können die sich mal alle vorstellen. Ich weiß ja nicht mal den Namen von der Lehrerin! Ein Problem gäb es dann auch noch: „Wo soll ich sitzen?“

„Neben Elukardt ist noch ein Platz frei.“ Sie zeigt mit dem Finger auf „den Typ von vorhin“ der jetzt auch einen Namen hat. Shit! Ausgerechnet der. Ich bewege mich wie in Trance zu dem Platz und setze mich. Fensterreihe. Zweite Bank links. Wenn man von hinten schaut. Eigentlich ein ziemlich guter Platz, wäre da nicht Elukardt. Was für ein dämlicher Name! Und als würde er meine Gedanken lesen können erklärt er: „Bekloppter Name. Ich weiß. Aber nenn mich doch bitte Luke!“

„Geht klar.“ Was soll man darauf auch anderes antworten? Die Lehrerin macht nun auch Anstalten sich vorzustellen und geht an den Lehrerpult. „Mein Name ist Marianne Stein. Ich bin Lehrerin für Mathematik, Chemie und LER. Weißt du was LER ist?“ Als ich mit dem Kopf schüttle erklärt sie: „LER bedeutet Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde. Es ist also so etwas wie Religionsunterricht. Allerdings abgewandelt. Es handelt nicht nur von Reliogion sondern soll euch auch auf das spätere Leben vorbereiten und ein paar Lebensweisheiten beibringen!“

Ja, die Frau kann ich mir gut als Religionslehrerin vorstellen! Aber von dem Fach LER kann ich mir trotz der Erklärung noch nicht wirklich viel vorstellen.

Nachdem sich Frau Stein vorgestellt hat, stellen sich die Schüler vor. Mir bleiben allerdings nur wenige Namen hängen. Da wäre Klara. Sie macht auf mich einen sehr netten Eindruck. Klara ist relativ klein und hat lange, straßenköterblonde Haare. Und mit lang meine ich bis zum Hintern. Sofort bin ich neidisch auf ihren Körperbau. Sie ist so unglaublich schlank und wirkt trotzdem nicht unterernährt. Ich nehme mir vor sie nach der Stunde mal anzusprechen. Vielleicht können wir ja Freunde werden.

Natürlich ist mir auch der Name von einem echt hübschen Typen hängen geblieben. Louis. Er sieht Klara echt ähnlich, nur ein wenig „dicker“. Den muss ich auch unbedingt kennenler-nen. Und Lukes Namen habe ich mir gemerkt. War ja auch nicht schwer zu merken, wenn man sich schon bevor man in die Klasse kam, zum Deppen gemacht hat.

Andere Namen sind mir nicht hängen geblieben. Nur Gesichter. Da wäre einmal das Gesicht einer hübschen braunhaarigen, die den perfekten Körperbau hat. Allerdings wirkt sie mir etwas eingebildet. So als wüsste sie, dass sie echt übertrieben schön ist. Aber die sind ja bekanntlich die schlimmsten. Dann noch so eine, aber die war nicht halb so hübsch wie die braunhaarige. Hielt sich aber scheinbar für wesentlich hübscher. Und zuletzt wie in fast jeder Klasse blieb mir noch ein Nerd im Gedächtnis hängen. Ich muss sagen, dass er garnicht so schlecht aussah, aber ohne Brille wäre er zehnmal attraktiver. Warum kann der denn nicht auf Kontaktlinsen umsteigen?

Frau Stein unterbricht meinen Gedankengang und fährt mit dem Unterricht fort. Ich habe jetzt Mathe und bin gespannt welches Thema wir behandeln! Doch es trifft mich wie der Blitz, als sie das Thema nennt: Stochastik!

„Oh Fuck! Genau dieses Thema habe ich in meiner alten Klasse gehasst und jetzt verfolgt es mich sogar bis nach Deutschland!“ Moment mal. Hab ich das gerade etwa laut gesagt? Als ich merke wie mich die gesamte Klasse anschaut habe ich meine Antwort! Ja, ich habe das gerade echt laut gesagt. Zum Glück scheint mich die Lehrerin nicht gehört. Jedenfalls dreht sie sich nicht um.

„Dann wollen wir fortfahren …“

 

Die Stunde will einfach nicht enden, doch als sie dann endlich vorbei war wünsche ich mir sie würde noch ewig dauern. Denn jetzt kamen alle Schüler auf mich zugerannt und ich wurde mit Fragen überschüttet:

„Wieso bist du nach Deutschland gekommen?“

„Wart ihr in eurer alten Schule auch so weit wie hier?“

„Oder schon weiter?“

„Gefällt es dir hier?“

Und so weiter.

Als ich die Hand hob, waren sie plötzlich alle still. Alle bis auf einen. Luke. Er murmelte irgendetwas von „blöde neue Schülerin“, verstummte aber als er merkte das alle ihn gehört hatten. Ich schaue ihn böse an.

„Was soll das? Habe ich dir irgendetwas getan?“

„Nein, aber du nervst. Kannst du dich nicht woanders hinsetzen?“

„Tut mir ja Leid, aber ich wurde nunmal hierhin gesetzt!“, fauche ich ihn an. Und jetzt hab ich meinen Beweis: Ich hab es bei ihm grundlegend verschissen. Na egal. Kerle wissen sowieso nicht was sie wollen. Irgendwann wird er schon einsehen, dass es mich nicht im geringsten stört. Ich wünsche nur, er hätte sich mit dem nicht-mögen etwas Zeit gelassen.

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Tag der Veröffentlichung: 02.02.2014

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