Cover

Unendlicher Teufelskreis

 

3 Tage ist es her.

3 qualvolle Tage.

Und ich dachte, dass sich der Schmerz mit der Zeit legt. Ich dachte, dass es irgendwann nachlässt.

Aber....wie immer: falsch gedacht. Schmerz. Schmerz, der nie wieder vergehen wird. Schmerz, der für immer in mir gefangen ist.

Ich glaube, es wäre besser, zu gehen. Ich glaube, es wäre besser, die reale Welt für eine unbestimmte Zeit zu verlassen. Hinabzutauchen, in die wohlige Schwärze, in der man nichts fühlt. Gar nichts. Und ich schließe die Augen. Warte, bis die schwarzen Striemen mich eingehüllt haben, mich umwickelt haben, und dann bunte Sternchen hinter meinen Augenlidern herabrieseln....

 

 

 

 

Aaaaaaaaaah! Grelles Licht. Oh mein Gott. Was passiert hier? Wo bin ich? Wer bin ich?

So angestrengt ich auch nachdachte, es fiel mir nicht ein. Die Schmerzen waren wieder da. Sie überfielen mich plötzlich und glühend heiß. Sie machten mich blind. Sie machten mich taub.

Ich versuchte, meine Umgebung wahrzunehmen. Ich lag auf etwas Hartem. Au, das stach ganz schön im Rücken.

Meine Hände fühlten sich wund an. Mehr konnte ich im Moment nicht herausfinden. Ich wartete, bis der Schmerz abklingt. Und ich wartete. Und wartete. Es wurde nicht besser. Kein bisschen erträglicher. Aber ich gewöhnte mich an das schneidende Gefühl der Kälte, der Verwundbarkeit.

Ich blieb noch eine Minute so liegen. Reglos. Also, das heißt, ich wusste nicht, ob es eine Minute war. Es hätten auch, 10, 20, 30 sein können. Keine Ahnung. Das einzige, worauf ich mich konzentrieren konnte, war der Schmerz. Alles andere war aus meinem Gehirn gelöscht.

Irgendwann versuchte ich mich zu bewegen. Erst streckte ich den kleinen Finger der rechten Hand ein wenig. Eine klitzekleine Bewegung. Die mich sofort wieder fesselte. Nach einer weiteren halben Ewigkeit bewegte ich einen zweiten Finger, und wurde wieder von dem Schmerz fortgerissen. Und so arbeitete ich mich immer weiter vor. Mühsam. Aber wirkungsvoll. Trotzdem dauerte es eine ganze Weile bis ich meine Hände vollständig bewegen konnte. Und den ganzen Körper so zu erwecken, erschien mir nicht sehr verlockend. Mit einem Ruck musste es doch auch gehen. Ich nahm meine mentalen Kräfte zusammen, wappnete mich gegen den Schmerz, spannte mich an....

und hörte Schritte.

 

 

 

Gruslig. Ich fühlte mich auf einmal wie in einem Krimi. Der Schmerz pochte in meinem Kopf.

Wahrscheinlich reagierte ich nur über. Bestimmt lag ich in einem Krankenhaus, und die Ärztin war gerade hereingekommen. Obwohl es sich nicht wie ein weiches Krankenhausbett anfühlte, worauf ich da lag. Das Problem war, ich wusste gar nicht, was passiert war. Die Erinnerungen wollten einfach nicht zurück kommen. Keine Ahnung was da los war.

Immerhin wusste ich wieder, wie man die Sinne einsetzte. Ich lauschte. Die Schritte waren wieder verklungen. Sollte ich es wagen, die Augen zu öffnen? Was würde ich sehen?

Genau diese Ungewissheit machte mich so neugierig. Und ich spannte mich erneut an. Schüttelte den ganzen Körper, wobei mir ein Schmerz durch alle Glieder fuhr, wie man ihn nicht beschreiben kann. Und dann öffnete ich die Augen.

Und ein schrecklicher Schrei gellte durch den Raum.

  

 

 

Das schlimmste Gefühl das ich kenne. Angst. Todesangst. Herzflattern. Es war, als wäre ich in ein Eisbecken gesprungen, und versuchte unter Wasser zu atmen. Meine Lunge war eingeschnürt. Ich war erstarrt. Kein Muskel reagierte. Die Gedanken rasten durch meinen Kopf, und waren dann auf einmal wie eingefroren.

Ich sah schon vor mir, wie ich hier mein ganzes Leben stehen würde. Bis die Haut in Falten von mir abfallen würde. Und ich konnte mich nicht rühren. Meine Augen starrten ins Leere.

Und die Zeit tickte. Der Schrei hallte nach. Bis der Ton verklungen war. Und ich? Stand weiter regungslos da. Wie eine Statue.

Und dann der Donnerschlag. Die Erde erbebte. Und ich kippte vornüber. Endlich war ich aus der Schockstarre erwacht. Ich riss meine Arme vor, um mich abzufangen. Doch das war nicht nötig.

An der Decke waren blutige Lederbänder befestigt, die um meine Handgelenke gebunden waren und mich abfingen.

So hing ich dann in meinen Fesseln. Sie schnitten mir Fleischwunden in die Hände. Und wieder eine Explosion. Vor meinem inneren Auge. Und ich wurde wieder bewusstlos. Keine Chance der unendlichen Dunkelheit zu entkommen.

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.03.2013

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /