Leinen Los für die Zukunft!
50 Dinge, die du jetzt tun kannst.
Unabhängig von allen Pflichten, mit denen uns die Volljährigkeit konfrontiert, haben wir in großem Maß die Zügel unseres Lebens ab sofort selbst in der Hand. Jeder von uns entscheidet, in welche Richtung sein Leben gehen soll, was das eigene Lebensglück bestimmt und mit welchen Menschen wir uns an welchen Orten umgeben. Nicht immer landet man dabei den großen Coup. Das ist für ein gelungenes Leben allerdings auch nicht wirklich wichtig. Innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen und anderen äußeren Grenzen können und sollten wir das Leben auskosten und genießen. Inklusive hinfallen, aufgeschürften Knien und verheulten Nächten bei tonnenweise Eiscreme und Junkfood. Denn große und kleine Katastrophen gehören zum Leben dazu. Sie prägen uns, sie lassen uns wachsen und sie stellen neue Weichen. Nur für das Pusten und Wunden lecken müssen wir ab jetzt meistens selber sorgen. Auch wenn unsere Eltern das perfektioniert haben: Trostpflaster und Trostbonbon können wir uns jetzt selber kaufen. Und wenn uns danach wäre, auch ganze Kisten voll davon. Denn selbst die Bauchschmerzen danach, nehmen wir jetzt auf unsere eigene Kappe.
1. Die eigene Position
Mit der Volljährigkeit ändert sich die eigene Position sowohl im eigenen Erleben als auch innerhalb der Gesellschaft. Je nach Elternhaus und Erziehung weiß man, von Ausnahmen einmal abgesehen, mehr schlecht als recht um die eigene Position. Denn auch wenn die Kinder- und Jugendjahre von wachsender Autonomie und rasanten Entwicklungen der Selbstständigkeit geprägt waren, liefen sie immer unter dem Schutzschirm von Eltern, Familie und Kinderrechten. Mit der Volljährigkeit verändert sich das. Zwar bleibt für die meisten von uns der elterliche oder familiäre Hafen erhalten und bei Problemen können wir uns vertrauensvoll an die Familie wenden. Grundsätzlich sind wir jetzt aber für uns und unser Leben selbst verantwortlich und müssen die Kohlen selbst aus dem Feuer holen. Selbstverständlich wären manche Eltern froh, weiterhin wie die Einsatztruppe zur Stelle zu sein, wenn es brennt. Ihr Job ist das allerdings nicht. Ebenso wenig wie man als Volljähriger Anspruch auf die elterliche Rettung hat. Und mal ehrlich: Möchten wir wirklich, dass sich unsere Eltern bei unseren Vorgesetzten oder Ausbilder*innen beschweren? Vermutlich müssten wir uns in diesem Fall sowieso einen neuen Job oder eine neue Ausbildungsstelle suchen. Andernfalls sind uns die Witze der Kollegen sicher und der Job wird schnell zum Spießrutenlauf.
Besser ist es also, für sich selbst einzustehen und die eigene Position zu finden. Leider gibt es dazu nicht wirklich eine Anleitung, auch wenn sich viele Fachdisziplinen wie die Psychologie, die Philosophie oder die Ethik mit diesem Thema befassen. Zumal die eigene Position mit vielen anderen Aspekten wie dem Selbstwert und der Selbstachtung verknüpft ist. Erst wenn ich meinen eigenen Wert kenne, kann ich auch für ihn eintreten. Auf der anderen Seite helfen das Wissen und Erleben der eigenen Position und des eigenen Wertes, ...
Was genau ist aber der Selbstwert eines Menschen? Der Selbstwert, der auch als Selbstwertschätzung, Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl bezeichnet wird, geht weit über die emotionale Ebene hinaus. Vielmehr beschreibt er, wie wir das Bild, welches wir von uns selbst haben, bewerten und wie wir gegenüber diesem Selbstbild eingestellt sind.1
Jeder von uns kennt Situationen, in denen wir uns für ein Verhalten selbst bestraft und kleingemacht haben. Nicht umsonst ist der Mensch sich selbst der schärfste Kritiker. In diesem Fall spüren wir den Selbstwert. Optimal wäre eine ausgeglichene Bewertung der eigenen Person. Das bedeutet, sowohl die eigenen Schwächen als auch die eigenen Stärken wahrzunehmen. Wurden wir in der Familie ein gesunder Selbstwert nicht gefördert (z. B. wenn der Vater als autoritäres Familienoberhaupt alle Kritik des Kindes im Keim erstickt) und ist man selbst eher unsicher und zurückhaltend, verliert unser Selbstwert die Balance.
Nun könnte man fragen, was das mit der Volljährigkeit und der eigenen Position zu tun hat. Schließlich erlebt man mit der Volljährigkeit das nahezu berauschende Gefühl, alles tun und lassen zu können. Das berauschende Gefühl hält, so wie es für Gefühle typisch ist, jedoch nicht lange an. Und ein niedriger Selbstwert kann uns das Leben schwer machen und unsere Position schwächen. In diesem Zustand machen wir uns zur Angriffsfläche unserer Umwelt, ähnlich dem ängstlichen Kaninchen. Das ruft nun wiederum Menschen auf den Plan, die für den eigenen Selbstwert die Schwäche des Gegenübers ausnutzen. Solche finden sich in Vorgesetzten, Ausbilder*innen und Kolleg*innen ebenso wie unter Freund*innen und Bekannten. Am Ende wird man zum Spielball seiner Umwelt. Sehen wir uns anhand von Beispielen an, wie sich das zeigen kann:
Die Studentin Maria H. wird von allen als fürsorglich und lieb wahrgenommen. Sie verpasst keine Vorlesungen und Seminare, egal ob sie um 8 Uhr morgens oder an Brückentagen stattfinden. Damit die anderen Kommiliton*innen sie mögen, können sie ihre Vorlesungsmitschriften kopieren und nutzen. Während Maria H. glaubt, durch ihr Verhalten Freund*innen zu finden, sehen ihre Kommiliton*innen in ihr nur die Idiotin, die man nicht ernst nehmen kann. Die man aber braucht, will man nicht morgens um 8 Uhr selbst im Hörsaal sitzen. Spätestens, wenn Maria H. ihre Mitschriften nicht mehr zur Verfügung stellt, werden ihr Ärger und Ablehnung der Kommiliton*innen entgegenschlagen. Das zu erkennen ist schmerzhaft. Es ist jedoch ein wichtiger Schritt, die eigene Position zu verändern und sich eine bessere Position zu erarbeiten. In diesem Fall wäre die bessere Position: Maria H. stellt ihre Mitschriften nicht mehr zur Verfügung und findet durch ihre Standhaftigkeit und ihr neugewonnenes Selbstbewusstsein Freund*innen, die sie fernab von Mitschriften mögen und schätzen.
Der Auszubildende Julius T. wird regelmäßig von seiner Ausbilderin vor der gesamten Berufsschulklasse lautstark zurechtgewiesen und kritisiert. Er nimmt die Situation hin, selbst wenn es keine Berechtigung dafür gibt und sich die Ausbilderin nicht an die professionellen Kommunikations- und Umgangsformen hält. Obwohl er nach außen gleichgültig gegenüber des Verhaltens der Ausbilderin wirkt, leidet er seelisch darunter. Mit Angst geht er jeden Tag in die Berufsschule. Er verliert die Freude am Leben und zieht sich zurück. Er wurde zum Punchingball der Ausbilderin, die ihren Frust an ihm ablässt. Eine Veränderung kann hier nur erfolgen, wenn Julius T. sich dieses Verhalten nicht gefallen lässt. Die bessere Position wäre: Julius T. wendet sich an eine Vertrauensperson (z. B. Vertrauenslehrer*in, Eltern, Hausärzt*in), plant und übt mit dieser, wie er sich gegen das Verhalten der Ausbilderin wehren und welche Schritte er unternehmen kann. Dieser Weg ist wichtig, auch wenn er mit der Angst verbunden ist, dass sich Konsequenzen für die Ausbilderin ergeben. Nicht Julius T. ist für das Fehlverhalten der Ausbilderin verantwortlich. Die Verantwortung liegt ausschließlich bei ihr. Julius T. trifft keine Schuld. In dem Moment, wo er konstruktive Gegenmaßnahmen unternimmt, stärkt es sein Selbstbewusstsein, die Ausbildung macht wieder Spaß und sein Ansehen im Klassenverband ändert sich positiv.
2. Die Welt zu Füßen
Mit der Volljährigkeit liegt dir die Welt zu Füßen. Kein anderer Lebensabschnitt zeichnet sich durch diese besondere Mischung aus Aufbruchsstimmung, Neugier, Freiheit und unbegrenzte Welten aus.
Was auch immer du als Volljähriger tust, trägt den Zauber des ersten Mals in sich: Das erste Mal Feiern ohne Ausgangsbeschränkung, das erste Mal verreisen auf eigene Verantwortung, das erste Mal für die eigenen Fehler einstehen. Oft ist der Zauber, der jedem ersten Mal innewohnt, eher subtil. Was dazu führt, dass sich die Volljährigkeit als ziemlich unspektakulär darstellen kann. Vor allem, wenn du noch zu Hause wohnst, zur Schule gehst und dein Alltag seinen gewohnten Gang geht. All die Dinge, die du plötzlich tun kannst, treten nicht just am Tag deiner Volljährigkeit in Erscheinung. Und anders als in vielen indigenen Völkern, gibt es in der westlichen Welt keine Rituale, mit denen der Eintritt in die Welt der Erwachsenen zelebriert wird. Was auch ein Grund dafür ist, dass der große Schritt der Volljährigkeit weniger spektakulär und vielfach unbewusst an uns vorbeizieht. Von der Geburtstagsfeier einmal abgesehen. Doch selbst dieses westliche Ritual fällt bei vielen jungen Menschen entweder ins Wasser oder gestaltet sich nicht anders als die Geburtstage. Der lebensverändernde Schritt, der die Volljährigkeit begleitet steht eher selten im Mittelpunkt.
Aus den USA schwappte auch die Welle des WalkAways zu uns. Ein in Anlehnung an die Initiation nordamerikanischer Indianervölker von US-Psychologen entwickeltes Ritual. Ziel ist es, den Übergang ins Erwachsenenleben bewusst zu gestalten und nach einem 24-stündigen Aufenthalt im Wald (ausgestattet mit Isomatte, Schreibzeug und Wasser) von den Erwachsenen empfangen zu werden.2 Natürlich gehört auch eine Vorbereitung zu diesem Ritual. Da dieses Ritual jedoch nicht an die Volljährigkeit gekoppelt ist, sondern auch schon mit 16 praktiziert werden kann, passt es nicht wirklich als Ritual zum Eintritt in die Welt der Erwachsenen. Zwar mag man mit 16 Jahren schon einige Vorzüge der Erwachsenenwelt auskosten dürfen. Die richtige Freiheit kommt dennoch erst mit der rechtlichen Volljährigkeit. Hinzu kommt, dass die Reflexion des eigenen Lebens und des künftigen Weges in 24 h Einsamkeit doch sehr begrenzt ist: Wie will man über eine Zeit nachdenken, die gerade erst beginnt und deren Weite man noch nicht einmal im Ansatz erahnen kann? Es ist nicht möglich, mit dem Erleben des Kindes und Jugendlichen, das einen die Jahre bis zur Volljährigkeit begleitet hat, gewappnet zu sein für das endlose Meer der Möglichkeiten, dass sich einem mit der Volljährigkeit eröffnet. Insbesondere, da das Denken bis dahin in hohem Maß von Eltern und Familie geprägt ist. Denn wie heißt es so schön: So lange du die Füße unter meinen Tisch steckst, wird gemacht, was ich sage. Ein Spruch, der auch heute noch praktiziert wird. Der aber eben verhindert die Welt ohne Begrenzung und ohne familiäre Vorurteile und Grundsätze zu erkunden.
Egal, welchen Weg du einschlägst. Ob du weiter zur Schule gehst, ob du direkt mit der Ausbildung startest, ob du durch die Welt bummelst: Ab jetzt ist es deine Welt und du entscheidest darüber, wie und wo und mit wem du leben wirst. Dabei ist es völlig gleichgültig, was die neuen Volljährigen um dich herum tun. Wenn du den Wunsch in dir verspürst, die Welt kennenzulernen, gibt es – abgesehen von Pandemiezeiten, Kriegen und Krankheiten – wenige Dinge, die dich davon abhalten können. Bei all den Möglichkeiten des Work & Travel spielt selbst das finanzielle Polster kaum noch eine Rolle. Bei den meisten Reisenden reichte das Geld lediglich für die Anreise und dennoch haben sie viele Länder und Orte erkundet. Selbst mit Kleinkind und alleinreisend ist eine Weltreise möglich. Auf verschiedenen Blogs kannst du spannende Beiträge über Weltreiseabenteuer mit Kind und Kegel, mit und ohne Corona-Pandemie3, 4 nachlesen. Nicht nur, dass solche Blogs und Berichte das eigene Reisefieber wecken. Sie helfen auch, um zu unrealistischen Weltreiseträumen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Denn bei allem Abenteuer gibt es auch für eine Weltreise einiges zu bedenken. Zum anderen reduzieren sie den eigenen Stress und Anspruch, wonach der Lebenslauf nicht interessant genug ist, wenn man nicht direkt nach der Schule das große Reiseabenteuer startet. Für Reisen gibt es keine Altersbegrenzung. Mit der Volljährigkeit kannst du reisen, wann immer du willst. Einen perfekten, allgemeingültigen Zeitpunkt gibt es nicht. Auch wenn Internet und soziale Bubble uns häufig und eindringlich weismachen wollen, dass Karriere, Zufriedenheit, Glück und der perfekte Lebenslauf ohne ausgiebiges Reisen und Selbsterfahrung zum Scheitern verurteilt sind. Dem ist nicht so. Wenn dir nicht der Sinn nach Reisen steht oder es dir aus anderen Gründen nicht möglich ist, dann ist das vollkommen in Ordnung. Karriere, Zufriedenheit und Selbstfindung werden sich trotzdem einstellen. Diese inneren und äußeren Wachstumsprozesse sind nicht an Reisen geknüpft. Reisen erweitern den Horizont. Der erweitert sich aber auch in spannenden Hobbys, Büchern, dem Erkunden der eigenen Stadt oder einem Ehrenamt, dem man sich leidenschaftlich widmet. Dir liegt die Welt zu Füßen und das geht weit über eine Reise hinaus.
3. Listen, Listen, Listen
Vielleicht kennst du sie schon, die To-do-Listen, mit denen man seinen Tag strukturiert. Ein wenig erinnern sie an Stundenpläne und Hausaufgabenhefte. Während sie von den einen gehasst werden, schwören die anderen darauf. Mit dem Trend des Bullet Journals als Mix aus Tagebuch, Kalender und Lebensplanung sind die Listen wieder in aller Munde.
So gibt es Listen über die täglich anstehenden Aufgaben, den Putzplan des Badezimmers, die Einnahme von Medikamenten, die zu schauenden Kinofilme oder das Lernen für die nächste Prüfung.
Dabei können Listen viel mehr als nur Dinge aneinanderzureihen, damit man sie nicht vergisst.
Listen bieten dir die Möglichkeit, dein eigenes Verhalten zu reflektieren, alte Gewohnheiten abzulegen und dir neue Gewohnheiten zuzulegen. Quasi der Selbstansporn. Als sogenannte Tracker kannst du beispielsweise über jeden Tag des Monats mit einem Haken festhalten, ob du dich als Sportmuffel 20 Minuten sportlich betätigt hast. Das minimiert zumindest den Selbstbetrug und die Aufschieberitis.
Um vom positiven Nutzen von Listen profitieren zu können, solltest du ein paar Dinge beachten.
Es ist wichtig, dass du überlegst, welche Listen du für dich nutzen möchtest. Spätestens nach zwei bis drei Monaten aktiver Arbeit mit dem Bullet Journal wirst du schnell feststellen, dass die Hälfte deiner Listen schön, aber weder hilfreich noch zielführend ist.
Du solltest zwischen Listen unterscheiden, um zu vermeiden, dass du dich mit Listen überforderst und stattdessen gezielt Listen einsetzt. Zum einen kannst du Listen nutzen, mit denen du gezielt schwierige Aufgaben angehst (z. B. eine detaillierte Liste zu Prüfungsvorbereitungszeiten), die für deine Ausbildung, deinen Beruf und für Behörden (z. B. Festhalten von Ein- und Ausnahmen, Festhalten von Überweisungsterminen) wichtig sind. Zum anderen gibt es Listen, die man als just for fun Listen bezeichnen könnte und in denen du beispielsweise festhältst, welche Bücher du in diesem Monat schon gelesen hast. Eine dritte Form von Listen dient dem eigenen Wachstum bezogen auf dein Verhalten, deine Ansichten und Einstellungen. Mittlerweile ist es unumstritten, dass das tägliche Notieren von drei Dingen, für die man dankbar ist, sich positiv auf die eigene Stimmung auswirkt und deine Resilienz (seelische Widerstandskraft) stärkt. Diese simple Listenübung zur Dankbarkeit hilft auch in schweren Krisen und Stresszeiten.5 Daneben kannst du Listen auch in deine persönliche Challenge einbauen und dir beispielsweise anhand einer Liste jeden Tag eine bestimmte Sache vornehmen, die dich glücklich macht oder die deinen Mut herausfordert. Jeder Haken, den du dann als »geschafft« setzen kannst, wirkt wie eine Belohnung auf dein Gehirn. In Zeiten, in denen viele von uns in Ausbildung und Arbeitsplatz nur spärlich gelobt werden, tut so ein von anderen Menschen unabhängiges Lob sehr gut.
Letztlich ist es notwendig, sich bei allen Listen (vor allem wenn man es schon eine Weile betreibt) zu fragen, ob die Listen helfen oder ob sie das eigene Stresslevel erhöhen. Denn es gibt durchaus Menschen, die durch Listen so blockiert werden, dass sie gar nicht weiter vorankommen. Hier wirkt die Liste dann wie ein nicht zu bewältigender Aufgabenberg und erfüllt damit genau das Gegenteil dessen, was sie sollte (Aufteilen großer Projekte in tägliche kleine Aufgaben). Das kann auch passieren, wenn man mit den Listen utopische Ziele verwirklichen möchte. Hast du beispielsweise schon zwanzig Anläufe unternommen, regelmäßig zu joggen und auch mit tollen neuen Joggingschuhen, Joggingpartner, Jogging-App und Joggingcoach hat es nie geklappt, dann ist dieser Sport einfach nichts für dich. Und daran wird auch keine Liste der Welt etwas ändern. Listen, mit denen wir Ziele verfolgen, die nicht zu uns passen, fördern nur unsere eigene Frustration und den Druck auf uns selbst. Im schlimmsten Fall wirst du davon krank und kannst plötzlich nichts mehr erledigen.
Spürst du solch einen Stress in der Arbeit mit Listen, dass lass sie einfach sein. Nur, weil es gerade en vogue ist, muss man sich nicht durch eine Liste prügeln. Vielleicht entdeckst du die Hilfe und Freude an Listen auch erst in einigen Jahren oder gar nicht, was auch völlig in Ordnung ist.
4. Auszug aus dem Hotel Mama
Mit der Volljährigkeit hast du das Recht, von zu Hause auszuziehen. Und das ganz ohne Jugendamt oder Betreuer, die zu seinem Auszug vor der Volljährigkeit gehören. Damit verbunden ist, dass du frei wählen kannst, wo und mit wem du wohnen möchtest, da das Aufenthaltsbestimmungsrecht deiner Eltern über dich mit dem 18. Geburtstag erlischt.6 Vorausgesetzt, du hältst dich an die gängigen Gesetze. Wildes Campen im Wald schließt sich also auch aus. Selbst dann, wenn dein Ausbildungsort kein freies Zimmer bietet. Was auf dem aktuellen Wohnungsmarkt leider ein häufiges Problem ist und was den raschen Auszug aus dem Hotel Mama oft verhindert.
Ziehst du bei deinen Eltern aus, gilt es zu klären, wer die Miete deiner künftigen Bleibe bezahlt. Deine Eltern sind für dich unterhaltspflichtig, wenn du noch zur Schule gehst, eine Ausbildung oder ein Studium beginnst. Dabei kannst du nicht per se darauf hoffen, dass deine Eltern dir den Unterhalt als Geld (die sogenannte Geldrente, Barunterhalt) zur Verfügung stellen. Denn nach dem Unterhaltsbestimmungsrecht dürfen Eltern den Unterhalt auch in Sachkosten (Kost, Logis) leisten (sogenannter Naturalunterhalt)7. Ein Umstand, der vor allem dann zum Tragen kommt, wenn eine Ausbildung in Wohnortnähe der Eltern möglich ist. Findet deine Ausbildung in einer Entfernung zum Wohnort deiner Eltern statt, über die ein tägliches Pendeln nicht zumutbar ist, steht dir der Unterhalt als Geldbetrag zu. Die Höhe des Betrages richtet sich nach der Düsseldorfer Tabelle8. Können deine Eltern den Unterhalt als Barunterhalt jedoch nicht entrichten, können sie dir den Naturalunterhalt zur Verfügung stellen und du musst, sofern du keine Ausbildungsförderung beantragen willst, deine Ausbildung wohnortnah absolvieren.9
Zu bedenken ist, dass der Unterhalt deiner Eltern keine Dauerlösung ist. Brichst du beispielsweise deine Ausbildungen wiederholt ab und verzögert sich dein Studium über die Norm hinaus deutlich, verfällt dein Anspruch auf den elterlichen Unterhalt.
Ein anderes Phänomen stellen die jungen Erwachsenen dar, die kein Bedürfnis haben, bei den Eltern auszuziehen. Gründe dafür gibt es viele: Bequemlichkeit, Angst vor dem Auszug, wohnortnahe Ausbildung. Mit der Volljährigkeit verlierst du jedoch dein Wohnrecht bei deinen Eltern. Wenn du sie also über alle Maßen mit wilden Partys, Schulbummelei und Zimmerservicementalität drangsalierst, haben deine Eltern ein Recht darauf, dass du dir eine eigene Wohnung suchst. Auch dann, wenn sie unterhaltspflichtig für dich sind.
In der Regel stellt der Auszug von zu Hause einen Prozess dar, der mit relativ wenigen Störungen verbunden ist, was den Unterhalt deiner Eltern für dich angeht.
Auch wenn der rechtliche und finanzielle Aspekt klar ist, stellt ein Auszug für alle Beteiligten auch einen emotionalen Prozess dar. Je nachdem, wie eng die Bindung zu deinen Eltern und Geschwistern ist, wie du in das soziale Umfeld deines bisherigen Wohnortes eingebettet bist, zu wie viel Selbstständigkeit du erzogen wurdest und welche Distanz fortan zwischen deiner neuen Wohnung und der Wohnung deiner Eltern liegt, wird der Auszug als mehr oder minder anstrengend wahrgenommen. Wobei sich die Schwierigkeiten, die sich auch in Heimweh und Verlassenheitsgefühlen zeigen können, bei Eltern meist früher zeigen als bei den ausziehenden Kindern. Denn bei dir überwiegen in diesem Moment der Reiz des Neuen und die gewonnene Freiheit der ersten eigenen Wohnung. Wer verzichtet nicht gern auf die Ermahnungen, doch endlich das Zimmer aufzuräumen, das Frühstück nicht mit Pizza und Zigaretten zu füllen oder die Wäsche anständig wegzuräumen. In deinen eigenen vier Wänden kannst und wirst du am Anfang genießen, dass du dein Leben frei gestaltest. Hier fühlt man sich häufig zeitversetzt einsam und verloren. Vor allem, wenn sich die dunklere triste Herbstzeit nähert, wenn die Ausbildung schwierig ist und wenn man einfach noch nicht richtig Anschluss gefunden hat.
Lass dich dadurch nicht entmutigen. Jeder Umzug in deinem Leben enthält eine Phase des Alleinseins, des Neuordnens und des Auf-sich-selbst-gestellt-zu-Seins. Allerdings entwickelt sich daraus ein Motor, der dir hilft, aktiv deine neue Umgebung zu erkunden, Freunde zu finden und dich heimisch zu fühlen. Spätestens, wenn man nach dem Besuch der Eltern zum ersten Mal sagt »ich fahre jetzt nach Hause«, weiß man, dass man in den eigenen vier Wänden angekommen ist.
5. Die ersten eigenen vier Wände
Nichts ist so faszinierend wie die ersten eigenen vier Wände. Ganz egal, ob es ein WG-Zimmer oder die erste eigene Wohnung ist. Hier kannst du selbst entscheiden, wie du gern leben möchtest. Du kannst die Wände schwarz streichen oder in neonfarbenem Glitzerpink. Der einzige Haken dabei wäre nur, dass du die Wände bei einem Auszug wieder weißen müsstest.
Wenn du dich auf die Suche nach den eigenen vier Wänden begibst, wirst du zum ersten Mal mit den Spielregeln des Wohnungsmarktes und den Kosten des Wohnens konfrontiert. Das variiert stark je nach Ort und Region, wo es dich hin verschlägt. Aus diesem Grund gibt es auch nur bedingt pauschale Aussagen über die Kosten, die auf dich warten. Allgemein lässt sich sagen, dass der Wohnungsmarkt in Ballungszentren (z. B. Berlin, München, Hamburg) und Uni-Städten stärker umkämpft ist als in anderen Regionen. Hier schrauben sich die Mietpreise in astronomische Höhen, weil die Nachfrage um ein Vielfaches über dem Angebot liegt.
Gehen wir einmal davon aus, dass du eine Wohnung in Aussicht hast, welche Kosten erwarten dich dann? Ziehst du in eine WG, weichen diese Kosten ab, da du in diesem Fall häufig Pauschalbeträge für dein WG- Zimmer zahlst.
Zu den regulären Wohnkosten zählen die Kaltmiete (Nettokaltmiete), die Nebenkosten und der Strom. Kaltmiete und Nebenkosten ergeben zusammen die Warmmiete.
Der Preis der Kaltmiete ergibt sich aus dem Quadratmeterpreis und der Größe deiner Wohnung. Derzeit liegen die Durchschnittspreise in Deutschland zwischen 8,00 Euro (bis 120 m²) und 9,50 Euro (bis 40 m²).10 Wie du siehst, wird die Miete umso teurer, je kleiner deine Wohnung ist.
Die Nebenkosten unterteilen sich in warme Betriebskosten (Kosten für Wasser und Heizung) und kalte Betriebskosten. Die Posten, die den kalten Betriebskosten zugeordnet werden, unterscheiden sich je nach Mietvertrag. In der Regel werden hier Kosten für die Grundsteuer, Abwassergebühren, Müllabfuhr (in einigen Regionen wird das gesondert bezahlt), Schornsteinreinigung, Straßenreinigung und Instandsetzungen in Treppenhaus, Keller und Garten aufgeführt.11 Die Nebenkosten werden monatlich mit deiner Miete abgezogen. Am Jahresende bekommst du eine Nebenkostenabrechnung. Ähnlich der Stromkostenabrechnung kann es passieren, dass du hier Geld zurückbekommst (tritt ziemlich selten auf) oder du Geld nachzahlen musst. Für diese Nachzahlungen solltest du dir regelmäßig Geld zurücklegen. Denn wenn plötzlich eine Rechnung über 200 Euro eintrudelt, kann das ein ziemliches Loch in deine Finanzen reißen.
Den Strom meldest du bei einem Anbieter deiner Wahl an. Aktuell liegt der monatliche Strompreis für einen Singlehaushalt (Stromverbrauch ca. 2.000 kWh) bei 30 Euro bis 60 Euro.
Einkalkulieren musst du Nachzahlungen, falls du mehr als den vereinbarten Strom verbraucht hast.
Eine Hausratversicherung ist langfristig zu empfehlen, aber nicht verpflichtend. Diese kommt, je nach Versicherungsvertrag, beispielsweise für Schäden deinerseits auf, die du nicht mutwillig verschuldet hast.
6. Autofahren ohne Begleitperson
Im Gegensatz zum Führerschein ab 17 Jahren (BF17), entfällt beim Führerschein ab 18 Jahren die Pflicht der Begleitperson. Mit deiner Volljährigkeit erlangst du die volle Fahrerlaubnis, die auch in vielen anderen Ländern ab 18 bescheinigt wird.
7. Führerschein für alle Fahrzeuge
Der Führerschein ab 18 ohne Begleitperson klingt wie Musik in den Ohren. Allerdings gilt die volle Fahrerlaubnis mit dem 18. Lebensjahr nicht für alle Führerscheinklassen. Mit deiner Volljährigkeit darfst du folgende Fahrzeuge führen12:
Der volle Genuss der uneingeschränkten Motorradgeschwindigkeit ist dir erst ab 20 Jahren erlaubt (uneingeschränkte Führerscheinklasse A), wenn du vorher bereits den Motorradführerschein für die eingeschränkte Klasse A hattest. Beginnst du mit dem Motorradführerschein (Klasse A) neu, fällt die Leistungsbeschränkung erst mit deinem 25. Lebensjahr weg.13
Lkw mit gewerblicher Beförderung und Busse darfst du erst ab 21 Jahren fahren.14
8. Das erste eigene Auto
Das erste eigene Auto ist immer etwas ganz besonderes. Welches Auto du dir zulegst, ist letztlich deine Entscheidung. Du solltest jedoch die Kosten berücksichtigen, die auf dich zukommen werden. Gerade Steuern, Versicherungsbeiträge, Kraftstoff und Reparaturkosten variieren stark je nach Größe, Typ und Automarke. Überlege dir, wofür du das Auto brauchst und welches Finanzpolster du für dein Auto zur Verfügung hast. Daraus lässt sich recht gut ableiten, welches Auto am besten funktionieren würde. Natürlich sind große, teure Autos für viele Menschen ein Traum. Um dir diesen zu erfüllen, hast du aber noch viele Lebensjahre vor dir. Niemand erwartet von dir, dass du dir jetzt das tollste, teuerste und angesagteste Auto der Welt kaufst. Wer dir so etwas einreden möchte, fährt entweder kein eigenes Auto oder muss für sein Auto nicht zahlen. Es ist völlig utopisch, zu Beginn der Ausbildung, noch mitten in der Schule oder bei den ersten Schritten im Job das Traumauto finanzieren zu können. Das mindert jedoch nicht die Freude über das erste eigene Auto. Denn mit deinem Auto bist du plötzlich flexibel und vom ÖPNV und fahrenden Freund*innen und Verwandten unabhängig. Ist dir danach, nachts im strömenden Regen zu deiner Freundin oder deinem Freund zu fahren, kannst du das mit dem eigenen Auto jederzeit tun.
9. Finanzloch Auto
Ein Auto ist der Inbegriff von Freiheit. Zumindest so lange, bis du dein Portemonnaie aufschlägst. Denn ein Auto fährt nicht mit Luft und Liebe. Und selbst das Benzin ist nur einer der Posten, die finanziell zu Buche schlagen.
Die Kosten des Autos, von den Anschaffungskosten einmal abgesehen, bestehen aus den Fixkosten, den Betriebskosten und Werkstattkosten. Der ADAC hat unabhängig des Autotyps und des Kraftstoffs einmal Pauschalbeträge für die einzelnen Posten ermittelt, die dir zeigen, was dich finanziell mit einem Auto erwartet (siehe untenstehende Auflistung der einzelnen Kosten in Klammern).
Folgende Fixkosten15 fallen für dein Auto an:
Betriebskosten beinhalten die Art des Kraftstoffs (z. B. Benzin, Diesel, Erdgas, Strom) und sonstigen Kosten (z. B. Gebühren für die Waschanlage, den Autostaubsauger oder die Druckluftmessung, ca. 250 Euro pro Jahr). Für einen normalen Benziner (Superbenzin 1,23 Euro pro Liter ergeben sich bei moderatem Stadtverkehr und nicht täglicher Benutzung ca. 40 Euro pro Woche)
Zu den Werkstattkosten gehören Kosten für Reparaturen, Ölwechsel, Reifenwechsel und -einlagerungen, die Anschaffung neuer Reifen (je nach Fahrstil ca. alle 2 – 3 Jahre). Gerade Werkstattkosten liegen schnell bei 300 bis 400 Euro und treten auch bei Neuwagen auf. Vorzugsweise dann an Teilen, die von der Garantie ausgeschlossen sind.
Ohne das Einkalkulieren der Kosten verpufft die Freude am eigenen Auto schnell. Gleichzeitig hat man jedoch auch die Möglichkeit, Kosten zu senken, indem man z. B. regelmäßig überprüft, ob es eine günstigere Kfz- und Haftpflichtversicherung gibt, indem man sich kritisch hinterfragt, ob man für jeden Weg das Auto benötigt und ob man z. B. lernt die Reifen selbst zu wechseln und sich eine Fahrweise anzugewöhnen, die einen geringeren Verschleiß bewirkt.
10. Die Tücken des Internets – oder wo man Geld verliert
Auch wenn du dich als Digital Native mühelos im Internet bewegst, schützt es dich nicht automatisch vor dem Geld- und Zeitfresser Internet.16
Hierbei sind vor allem vier Aspekte tückisch:
Besonders gefährlich kann es werden, wenn deine Eltern vorher für diese Kosten verantwortlich waren und du vielleicht gar keine Einsicht in Internet- und Handyzusatzkosten hattest. Der Button der Zubuchung ist schnell geklickt. Das Geld aber noch schneller weg. Vor allem, wenn es sich häuft und man sich nicht wenigstens notiert, wie oft man bereits etwas dazu gebucht hat.
Ähnlich wie mit Zubuchungen verhält es sich mit dem Kauf zusätzlicher Leben in diversen Onlinespielen. Eine gute Nachricht: Diese Spiele ereilen euch auch im Erwachsenenalter noch. Die schlechte Nachricht: Wenn man das eigene Geld verprasst, können die gekauften Leben zum Weiterspielen durchaus darüber entscheiden, ob es nächste Woche Nudeln pur oder doch noch Nudeln mit Soße und Salat gibt. Gerade diese scheinbar kleinen Beträge summieren sich zu nicht unerheblichen Summen. Sei also achtsam und notiere dir deine Ausgaben, um den Überblick nicht zu verlieren.
Während es bei den eben genannten Zubuchungen ziemlich offensichtlich ist, wo dein Geld versickert, kann sich das bei manchen Webseiten ganz anders darstellen. Und nein, nicht immer informieren dich Webseiten über die Kosten. Oder du denkst, du testest gerade ein Probeabo und musst dennoch zahlen. Prädestiniert für solche versteckten Kosten sind beispielsweise Seiten mit Gitarrennoten. Ok, wenn du kein Instrument spielst, hat sich das erübrigt. Aber die Musiker unter euch wissen, wie das ist: Man hört einen Song, der sich supermegaperfekt mal für ein bisschen Spielen eignen würde. Es juckt in den Fingern. Man googelt nach Lyrik und Noten. Und dem kurzen Gitarren-, Ukulelen- oder Klavierintermezzo steht nichts mehr im Weg. Wäre da nicht die Rechnung, die irgendwann eintrudelt. Dabei musste man sich doch »nur« anmelden. Von Kosten stand da wirklich nichts. Die Erfahrung lehrt: Irgendwo steht es immer und zahlen musst du.17, 18 Also lieber zweimal prüfen, welche Kosten entstehen können.
Als Erwachsene könnt ihr nicht bei jedem Finanzdilemma zu Mama und Papa rennen. Da man Rechnungen nicht aussitzen kann, ereilen dich im schlimmsten Fall Mahnungen und ein Inkassoverfahren, welches vor Gericht landet. Ganz zu schweigen davon, dass Mahnungen und Inkasso die initial verhältnismäßig kleinen Beträge schnell um mehrere Hundert Euro vergrößern können.
Es hat sich als hilfreich erwiesen, sich gerade für Internetkosten ein eigenes kleines Budget einzurichten. Vor allem, wenn man um die eigenen Hobbys weiß. Dann gilt es nur noch: Halte dich an dein Budget.
11. Verträge und ihre Tücken
Verträge werden dich dein ganzes Erwachsenenleben begleiten. Im Gegensatz zu früher bist du mit der Volljährigkeit auch für deine Verträge verantwortlich. Ein kindliches »hab ich
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 22.07.2021
ISBN: 978-3-7487-8946-8
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