Wissenschaftliches Arbeiten - Der kompakte Praxisguide für Studenten
Wie du in 5 Schritten schnell & effektiv mit Übersicht statt Gedankenchaos deine Haus- oder Abschlussarbeit mit Bestnote schreibst
© 2020 Williams & Brown
Marcel Voigt
Alle Rechte vorbehalten.
Vorwort
„Wichtige Dinge nur halb zu tun, ist nahezu wertlos; denn meistens ist es die andere Hälfte, die zählt.“ (Emil Oesch)
Mit diesem Zitat starten wir in diesen Ratgeber. Von Studierenden wird im Rahmen des Studiums einiges verlangt und das ist auch wichtig. Häufig ist es jedoch so, dass Aufgaben von Studierenden gefordert werden, die ihnen nicht ausgiebig genug beigebracht, erklärt oder vorgemacht wurden. Natürlich zählen Studenten/Studentinnen zu einer Personengruppe, die besonders viel Neugierde entwickelt, sich intensiv mit Themen auseinandersetzt und das Studium sehr gut erledigen möchte – zumindest sollte das so sein. Dieser Ratgeber beschäftigt sich mit der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit. Es werden alle basalen und komplexeren Themen besprochen, die du für die Erstellung deiner Haus- und Abschlussarbeit benötigst.
Wir werden zunächst besprechen, was wissenschaftliches Arbeiten ist. Denn nicht allen Studierenden ist klar, welche Standards dabei erfüllt werden müssen und worauf geachtet werden sollte. Damit geht die Betrachtung des Wissenschaftsbegriffs einher, die Definition vom wissenschaftlichen Arbeiten, die Auseinandersetzung mit und Beschreibung von dem wissenschaftlichen Schreibstil und die Darlegung der verschiedenen Textsorten, die dich im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens für die Uni erwarten. Abschließend folgt an dieses Einführungskapitel ein Exkurs, der dir zeigen möchte, wie du selbstständig, konzentriert und effizient arbeitest. Anschließend folgt ein Fünfschrittschema, bei dem dir beschrieben wird, wie du in fünf Schritten deine Hausarbeit erstellst. Dabei werden dezidiert die einzelnen Schritte explizit aufgezeigt, sodass dir am Ende des Ratgebers klar sein sollte, wie du ein Thema für deine Arbeit findest, wie du bei der Literaturrecherche vorgehst, wie du eine Gliederung erstellst, wie du deinen Schreibprozess voranbringst und was nach der Fertigstellung deiner Arbeit passiert. Dabei werden die Themen der richtigen Zitierweise, des Formatierens, der verschiedenen Verzeichnisse und viele, viele nützliche Tipps mit Beispielen und Formulierungsvorschlägen genauestens unter die Lupe genommen. So gelingt es dir, eine wissenschaftliche korrekt ausformulierte und fundierte Arbeit abzugeben, damit du ein gutes Ergebnis erreichen kannst. Viel Spaß!
Wenn dich dieser kompakte Praxisguide beim Schreiben deiner wissenschaftlichen Arbeit unterstützt, würde ich mich übrigens sehr über eine Amazon-Rezension freuen. Vielen Dank!
Einführung: Was ist wissenschaftliches Arbeiten?
Deine erste oder nächste Hausarbeit steht an und spätestens jetzt ist es an der Zeit, sich mit der Frage zu beschäftigen, was es mit dem wissenschaftlichen Arbeiten auf sich hat. Im Umfeld der Uni ist es in aller Munde und du fragst dich sicher, was die Merkmale dessen sind und was genau du vor und während der Erarbeitung beachten solltest. Zunächst wird der Wissenschaftsbegriff an sich geklärt, anschließend werden die Qualitätsmerkmale des wissenschaftlichen Arbeitens erläutert, sodass du einen ersten Überblick erhältst. Danach werden sprachliche Besonderheiten beleuchtet und abschließend machen wir einen Exkurs, wie du deine Arbeit effizient und selbstständig strukturierst. Dieses Grundlagenwissen wird dir die Erstellung deiner zukünftigen Arbeiten erleichtern.
Vorab ist es gut für dich zu wissen, dass das Unterkapitel 1.1 und 1.2 in einem wissenschaftlichen Schreibstil verfasst sind. Das klingt manchmal etwas umständlich und hoch gestochen. Allerdings ist das die Art und Weise, wie Dinge in der Wissenschaftssprache ausgedrückt werden. Dass die Kapitel so geschrieben sind, dient einerseits der Vorbereitung auf die wissenschaftlichen Texte, die du für deine Seminare und deine anzufertigenden Arbeiten lesen musst. Andererseits greift der verwendete Schreibstil die Themen auf, die auch im Laufe des Ratgebers auf dich warten: das richtige Zitieren, die innertextliche Quellenangabe und vor allem der wissenschaftliche Schreibstil (Unterkapitel 1.3). Für den zuletzt angesprochenen Punkt bieten die beiden kommenden Unterkapitel eine gute Orientierung. Es soll dir gezeigt werden, wie du mit Sprache spielen kannst und wie Sachverhalte und Informationen in solchen Texten formulieren kannst. Neben Formulierungsmöglichkeiten wird dir auch das Basiswissen wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt. Erschrick also bitte nicht, wenn du die ersten zwei Unterkapitel liest, danach wird es wieder einfacher, damit du schneller auf die Informationen zugreifen kannst. Mit ein bisschen Übung und Feinschliff bist du wahrscheinlich selbst bald in der Lage, dich auf diese wissenschaftliche Weise auszudrücken.
Nun besprechen wir aber erst mal, was den Wissenschaftsbegriff umfasst und worum es sich bei Wissenschaft überhaupt handelt.
Der Wissenschaftsbegriff
In der Literatur wird darauf verwiesen, dass es keine einzige und allgemeingültige Definition von Wissenschaft gibt, da die verschiedenen Forschungszweige unterschiedliche Standards setzen (vgl. Bohlinger et al. 2018, S. 2). Dennoch gelingt Balzert et al. (2015) eine Begriffsbeschreibung:
Wissenschaft umfasst das Auswerten, Sammeln, Zusammenfassen, Weitergeben, Bewerten und Diskutieren von Informationen. Spannt man die Definition weiter, sind auch das Entdecken, Erforschen, Auswerten und Anreichern von Wissen und dessen Weiterentwicklung und Weitergabe in Form von Publikation und Lehre ein Teil davon (vgl. ebd. S. 7).
Einfach gesagt, geht es bei der Wissenschaft um das Schaffen von Wissen und den Umgang damit (vgl. Bohlinger et al. 2018, S. 2).
Darüber hinaus lässt sich der Begriff der Wissenschaft aus verschieden Perspektiven beleuchten: „Wissenschaft als Institution, als Tätigkeit oder als Ergebnis.“ (Sandberg 2012,
S. 5). Aus institutioneller Sicht handelt es sich dabei um ein System aus Menschen und Objekten, deren Aufgabe es ist, Erkenntnisse zu gewinnen. Schlussfolgernd steht die Wissenschaft in diesem Sinne für wissenschaftliche Einrichtungen (bspw. Forschungsinstitute/Universitäten) und Personen, die in diesen wissenschaftlich arbeiten. Wird die Wissenschaft als Tätigkeit verstanden, so handelt es sich um einen Prozess. „In diesem Prozess werden systematisch Erkenntnisse gewonnen, die in einem Begründungszusammenhang stehen, wodurch der Bestand an Wissen vergrößert wird.“ (ebd. S. 5). Kennzeichnend hierfür ist die Überprüfbarkeit des gewonnenen Wissens. So gilt alles, was nicht überprüfbar ist, als unwissenschaftlich (vgl. ebd. S. 5). Diesen Grundsatz solltest du dir dringend merken. Stell in deiner Arbeit niemals Behauptungen auf, die du nicht belegen kannst. Andernfalls kann schnell der Vorwurf laut werden, du hättest unsauber und unwissenschaftlich gearbeitet. Das wäre im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit fatal.
Die dritte vorgestellte Perspektive betrachtet das Ergebnis. „In diesem Sinne steht Wissenschaft für die Gesamtheit an Erkenntnissen über einen Gegenstandsbereich (z. B. Biologie), die in einem Begründungszusammenhang stehen.“(ebd. S. 5)
Zusammenfassend kann der Begriff der Wissenschaft also so definiert werden, dass sich Personen in einem Forschungsumfeld mit einem Thema intensiv beschäftigen. Bei dieser Tätigkeit werden Erkenntnisse gewonnen, die wiederum in einem größeren Zusammenhang stehen.
An dieser Stelle ist es sinnvoll zu erwähnen, dass sich Wissenschaft an charakteristischen Prinzipien und Vorgehensweisen bedient. Sie unterscheidet sich vom Alltagswissen, indem relevante Probleme gezielt und geordnet gedanklich durchdrungen werden. Ergebnis dessen ist ein systematisch geordnetes Zusammenspiel aus Aussagen über den bestimmten Gegenstand. Schlussfolgernd behandelt die Forschung gewisse Aspekte der Wirklichkeit, die sie ordnet und erklärt (vgl. ebd. S. 5).
Um dir die Einschätzung von Quellen und dir vorliegender Literatur zu erleichtern (Näheres folgt in Kap. 3.1), folgt ein kleiner Abriss darüber, was Wissenschaft darstellt und vor allem, was sie nicht darstellt.
Wissenschaft gilt als der Inbegriff des gesicherten Wissens einer Zeit. Ihre Ziele sind der Erkenntnisgewinn und Fortschritt, die dieses Wissen immer erweitern, vergrößern und vertiefen. Dadurch, dass das Wissen als gesichert gilt, wird es auch als Schulwissenschaft bezeichnet, da es an den allgemeinbildenden Schulen vermittelt werden kann. Damit geht auch einher, dass der Forschungsstand in der Forschungsgemeinschaft allgemein anerkannt ist. Wenn diese Schulwissenschaft für fachfremdes Publikum aufbereitet wird, wird sie als Populärwissenschaft bezeichnet. Hier kann es zu Ungenauigkeiten durch Vereinfachungen kommen. Häufig werden die Informationen in einem journalistischen Stil aufbereitet, sodass ein leichteres Verständnis der Inhalte gewährleistet wird. Wichtig ist hierbei aber, dass die Informationen auf den Erkenntnissen der Schulwissenschaft beruhen. Sie sind also belegbar. Steht in einem Wissenschaftsprozess einzig der Erkenntnisgewinn im Fokus, handelt es sich um Grundlagenforschung. Diese bildet – wie der Name erahnen lässt – die Grundlage für die weitere angewandte Forschung und weitere Entwicklung. Charakteristisch hierfür ist die zweckfreie und erkenntnisorientierte Forschung. Die angewandte Wissenschaft erhebt ihre Fragestellungen aus praxisnahen Problemen. Die Verwertung der Erkenntnisse ist auf einen praktischen Nutzen für politische oder wirtschaftliche Ziele gerichtet. An dieser Stelle ist zu beachten, dass die Anwendungsforschung ergebnisoffen und unabhängig ist. Hier ist eine klare Distanzierung zur Junk science zu vollziehen. Bei dieser handelt es sich um eine interessengeleitete Auftragsforschung, die mithilfe ihrer Ergebnisse politische Entscheidungen legitimieren oder absichern soll (vgl. ebd. S. 6 f.). „Junk science arbeitet nach den formalen Regeln der Wissenschaft, ist jedoch nicht ergebnisoffen, sondern manipulativ. [Sie] missbraucht wissenschaftliche Methoden, um Motive oder Ideologien bestimmter Interessengruppen zu unterstützen.“ (ebd. S. 8)
Neben der Junk science schmücken sich auch die Pseudowissenschaft und die Parawissenschaft mit der Absicht der Wissenschaftlichkeit. Bei der Pseudowissenschaft handelt sich um eine Lehre, für die ihre Befürworter den Anspruch auf Wissenschaft erheben, die aber nicht den Mindestanforderungen dafür genügt. Sie widerspricht anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen, während die pseudowissenschaftlichen Ergebnisse in schulwissenschaftlichen Kreisen nicht anerkannt werden. Diese sind nicht empirisch widerlegbar oder überprüfbar. Pseudowissenschaftler behaupten, ihre Theorien hätten einen universellen Wahrheitsgehalt und alle anderen, akademisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse hätten keine Gültigkeit. Zudem stellen sie hinter jede Erkenntnis eine Theorie, die die Wirklichkeit vollständig erklären soll: Alles kann so begründet werden, dass sie auf diese Theorie passt (ebd. S. 8 f.). Die Parawissenschaft hingegen befindet sich in einer Grauzone zwischen Pseudo- und Schulwissenschaft. Hierbei handelt es sich um Auffassungen, Praktiken, Theorien und Forschungen, die sich mit übersinnlichen Erkenntnissen und mit unerklärlichen Phänomenen beschäftigen. Zur Erklärung dieser werden anerkannte wissenschaftliche Methoden genutzt. Parawissenschaftliche Theorien gelten allerdings nicht als plausibel und nicht belegbar und stehen in keinem Zusammenhang zu wissenschaftlich belegten Tatsachen. So lässt sich ein behaupteter Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht nachweisen. Es bestehen immense Zweifel, ob Parawissenschaften wissenschaftlichen Ansprüchen genügen (vgl. ebd. S. 9).
Wichtig ist, dass du stets darauf achtest, dass du wirklich schulwissenschaftliche Quellen verwendest. Unwissenschaftliche Quellen bedeuten einen immensen Glaubwürdigkeitsverlust deiner Arbeit. Das wäre überaus ärgerlich, da man sich meist eine lange Zeit mit dem Schreibprozess auseinandersetzt. Wenn du dich schon so lange und intensiv mit einer Thematik beschäftigst, dann sollte die Bewertung nicht aufgrund von vermeidbaren Fehlern schlechter ausfallen.
Nachdem erläutert wurde, was der Wissenschaftsbegriff umfasst und dessen Grenzen gesteckt wurden, wird nun beleuchtet, was wissenschaftliches Arbeiten bedeutet und beinhaltet sowie worauf du achten musst.
Was bedeutet wissenschaftliches Arbeiten?
„Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet, systematisch und mithilfe anerkannter Methoden begründetes Wissen über die Wirklichkeit zu erlangen und es an andere weiterzugeben.“ (Sandberg 2012, S. 14)
Wenn du eine wissenschaftliche Arbeit schreibst, musst du immer von einem Problem ausgehen. Außerdem musst du eine klare Fragestellung formulieren, welche dir die Beantwortung erleichtert. Wenn du eine klare Frage gestellt hast, kannst du im Fazit meist auch eine klare Antwort formulieren. Das hängt natürlich von deinem Forschungsgegenstand und den erarbeiteten Erkenntnissen ab. Um dein Vorgehen ein wenig von möglichem Leistungsdruck zu befreien, ist zu erwähnen, dass von Studierenden meist keine bahnbrechenden Forschungsleistungen erwartet werden. Der souveräne und kritische Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen anderer steht hier im Vordergrund. Du sollst beim Verfassen deiner Arbeit den Stand des wissenschaftlichen Diskurses zu einem bestimmten Thema darstellen und reflektieren (vgl. ebd. S. 14). „[Deine] Leistung besteht in erster Linie darin, die Fachliteratur gezielt auszuwerten, fremde Gedanken kritisch zu betrachten und zu kommentieren, Sachverhalte kritisch zu bewerten und auf diese Weise eine oder mehrere Forschungsfragen, die Sie sich mit [deinem] Thema gestellt haben, zu beantworten.“ (ebd. S. 14)
Beim Prozess des Schreibens ist es wichtig, dass du auf einige Gütekriterien achtest. Diese werden dir im Folgenden vorgestellt und näher erläutert.
Objektivität
Objektivität (auch: Intersubjektivität) bedeutet, dass der/die Forschende (also du) der wissenschaftlichen Thematik möglichst neutral gegenübersteht. Du solltest eine analysierende Position einnehmen. Außerdem sollte die Erkenntnisgewinnung auch für Dritte nachvollziehbar sein, damit deine Vorgehensweise nachprüfbar bleibt. Wenn du eine eigene empirische Untersuchung erhebst, ist außerdem wichtig, dass du deine Schritte und deine Interpretation der Ergebnisse ausformulierst und für deine Rezipienten nachvollziehbar darlegst. Auch bei solchen Arbeiten und bei jeglichen anderen Formen der wissenschaftlichen Arbeiten ist es unverzichtbar, dass du deine Quellen richtig angibst. So können Leser bei Bedarf in diesen nachlesen (vgl. Vöss 2018, S. 33). Darüber hinaus gewährleistet die Objektivität dir eine Unabhängigkeit. Das bedeutet, „dass andere Menschen an anderen Orten auf dem gleichen Weg zu gleichen Resultaten kommen sollten.“ (Wytrenz et al. 2017, S. 21)
Ehrlichkeit
Die Ehrlichkeit zu dir selbst und anderen verschafft dem wissenschaftlichen Arbeiten Glaubwürdigkeit. Sie umfasst die wahrheitsgemäße Schilderung der Resultate und des Vorgehens, um an diese zu gelangen (vgl. ebd. S. 21). Damit geht auch wieder die Quellenangabe einher. Du musst alle Quellen, aus denen du Erkenntnisse, Argumente und Anregungen gewinnst, angeben (Vöss 2018, S. 34).
Überprüfbarkeit
Wie mehrfach erwähnt, müssen deine Aussagen und Erkenntnisse überprüfbar sein, um als wissenschaftlich zu gelten. „[Die Überprüfbarkeit] ermöglicht erst den Erkenntnisfortschritt durch konstruktive Kritik, zumal erst Widerlegungsversuche ein Aufdecken sowie eine Korrektur von Fehlern erlauben.“ (Wytrenz et al. 2017, S 22).
Diese drei Punkte lassen sich in der Praxis recht einfach umsetzen, indem du dir stets vor Augen führst, dass du deine Quellen richtig angeben musst. Indem du dich sprachlich von dem Geschriebenen absetzt, erreichst du eine ausreichende Objektivität. Im Folgekapitel 1.3 werden dir einige Formulierungsmöglichkeiten und Tricks gezeigt, wie du deine Gedanken objektiv ausdrücken kannst (bspw. durch Passivkonstruktionen und Nominalisierung). Auf diese Art steht wirklich der Inhalt deiner Arbeit im Fokus und nicht du als forschende Person. Die Überprüfbarkeit und Ehrlichkeit setzt du damit um, dass du alle Gedanken, die nicht von dir selbst stammen, mit der richtigen Quelle markierst. Dieses Vorgehen konntest du in den bisherigen Schritten des Ratgebers gut sehen (bei direkten Zitaten mit Anführungszeichen und der Angabe des Autors, des Erscheinungsjahres der Quelle und der genauen Seitenzahl; bei indirekten Zitaten mit einem vgl. [=vergleiche], dem Autor und der Seitenzahl). In Kapitel 3 ‚Der richtige Umgang mit Quellen‘ wird dir genau erklärt, wie du mit Quellen umzugehen hast.
Reliabilität
„Das Kriterium der Reliabilität spricht die exakte Messung der Forschungsergebnisse an, d. h. wenn bei wiederholten Untersuchungen mit demselben Instrument die gleichen Ergebnisse erreicht werden“ (Vöss 2018, S. 33). Um das gewährleisten zu können, kann ein Test beispielweise an den gleichen Versuchspersonen durchgeführt bzw. den gleichen Testpersonen vorgelegt werden. Dabei müsste dasselbe Ergebnis erzielt werden. Dieses Vorgehen erfolgt an zwei unterschiedlichen Testzeitpunkten. Allerdings ist ein solches Vorgehen besonders bei Seminar- und Bachelorarbeiten schwierig zu erreichen. Es müsste ein Testumfeld geschaffen werden, dass alle Einflussfaktoren auf den Untersuchungsgegenstand derart konstant gestaltet, dass keine unkontrollierbaren Einflüsse auftreten können. Kurz ausgedrückt handelt es sich bei der Reliabilität um die „Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit von Resultaten im Sinne der Reproduzierbarkeit eines Messergebnisses bei konstanten Bedingungen“ (Wyrtzens et al. 2017, S. 22).
Validität
Die Validität meint die Gültigkeit einer Arbeit. Das wiederum zielt darauf ab, ob die Arbeit wirklich das erfasst, was sie in der Forschungsfrage zu erfassen vorgibt (vgl. ebd. S. 22).
Diesen Punkt kannst du umsetzen, indem du dir immer wieder vor Augen führst, was deine Forschungsfrage ist. Hilfreich kann es sein, wenn du dir deine These oder Frage aufschreibst und neben deinem Arbeitsplatz positionierst. Durch diese Form der Visualisierung kannst du die Validität deiner Arbeit gewährleisten.
Verständlichkeit
Die Verständlichkeit meint die exakte und adäquate sprachliche Formulierung. Zudem wird darunter auch der richtige und effiziente Einsatz von Tabellen, Abbildungen, Fotos etc. gemeint, die zum einfacheren Verständnis des Themas dienen (vgl. ebd. S. 22). Wie du sprachlich am besten agierst, wird in Kapitel 1.3 genauer beleuchtet.
Relevanz
Die Relevanz legt den Fokus auf die Erheblichkeit deiner Arbeit. Besonders wichtig ist eine wissenschaftliche Arbeit, „wenn sie hohen Informationswert hat oder/und zur Lösung praktischer Probleme beiträgt“ (ebd. S. 22).
Um die Wichtigkeit deiner Arbeit auszudrücken, kannst du Satzanfänge wie ‚Aufgrund der Aktualität … / Durch die besondere Relevanz … / Besondere Hervorhebung bekommt die Thematik durch …‘ verwenden. Auf diese Weise kannst du deine Arbeit bzw. dein Thema gut in den aktuellen Forschungsrahmen einbetten und geschickt aufweisen, dass auch deine Forschungsfrage etwas zur Aufklärung über das Thema beiträgt.
Logische Argumentation
Die logische Argumentation bezieht sich auf die Folgerichtigkeit deiner Gedankenführung. Außerdem bezieht sie die Korrektheit deiner Schlussfolgerungen mit ein und du musst deine Feststellungen ausreichend begründen. Nur so kann deine Arbeit diesem Qualitätsmerkmal genügen (vgl. ebd. S. 23).
Eine logische Argumentation erreichst du, indem du deine Gedanken klar ordnest. Sollte dir das Schwierigkeiten bereiten, sind Mindmaps, Flussdiagramme oder Gegenüberstellungen verschiedener Punkte gute Maßnahmen zur Strukturierung. Im Kapitel 1.3 findest du eine Tabelle, in der Satzanfänge gelistet sind, mit denen du Sätze geschickt miteinander verbinden bzw. Sachverhalte gegenüberstellen kannst. Hilfreich ist auch, wenn du deine Sätze nicht zu lang werden lässt, sondern prägnant und präzise schreibst. So verhedderst du dich nicht in deinen eigenen Gedanken und kannst deinem Argumentationsstrang konsequent folgen.
Originalität
Die Originalität legt den Fokus auf die Eigenständigkeit deiner Arbeit. Darüber hinaus geht es auch um die Kreativität und die Inspiration, die in dein Werk mit eingewoben sind (vgl. ebd.
S. 23). Bedenke bei jeder wissenschaftlichen Arbeit, die du im Rahmen deiner universitären Ausbildung erstellst, dass du eine Eigenständigkeitserklärung mit anfügst. Damit erklärst du, dass du deine wissenschaftliche Arbeit komplett selbst verfasst und alle verwendeten Quellen klar gekennzeichnet hast. Sie wird in der Regel als letztes Blatt in die Arbeit eingefügt. Die Hochschulen wollen damit sicherstellen, dass deine Arbeit kein Plagiat ist. Jede Universität – und meist jeder Fachbereich – hat einen eigenen Vordruck, frage einfach bei deiner/m Dozentin/en danach.
In diesem Unterkapitel wurden dir die verschiedenen Qualitätsmerkmale des wissenschaftlichen Arbeitens vorgestellt und Möglichkeiten aufgezeigt, wie du diese umsetzen kannst. Natürlich musst du nicht akribisch darauf achten, in jeder Seminar- und Hausarbeit alles in Perfektion umgesetzt zu haben. Dennoch ist es wichtig, dass du dir vor Augen führst, was eine wissenschaftliche Arbeit ausmacht und auf welche Merkmale du besonders achten musst. Darüber hinaus helfen dir diese Rahmenbedingungen bei der Erstellung deiner Arbeit. Falls das für dich Neuland ist, dann ist es sicher hilfreich, eine Übersicht darüber zu haben, was auf dich zukommt, auf was bei der Bewertung geachtet wird und was du zu beachten hast.
Um dir noch mehr Handwerkszeug mitzugeben, wird sich das folgende Kapitel mit den Tricks und Kniffen beschäftigen, die du für den richtigen Schreibstil deiner Arbeit benötigst.
Welcher Schreibstil muss berücksichtigt werden?
Beim Schreiben einer wissenschaftlichen Hausarbeit ist es wichtig, dass du dich an einige Regeln hältst. So bekommt dein Text eine ganz eigene Qualität und das wird von deiner/m Dozent/in mit Sicherheit zur Kenntnis genommen. Zunächst werden dir einige hilfreiche Tipps vorgestellt, wie du deinen Schreibstil an die Wissenschaftlichkeit anzupassen. Im Folgenden wird sich an Rettig (2017) orientiert.
Sprachliche Korrektheit
Es ist wichtig, dass du dich an die korrekte Orthografie hältst. Hierbei orientierst du dich natürlich an der aktuellen Rechtschreibung. Solltest du beim Lesen eines wissenschaftlichen Textes nicht sicher sein, was einige Wörter bedeuten, solltest du im Internet nachschauen. Das klingt ziemlich trivial, aber häufig liest man über einige Wörter und denkst sich, dass dieser einzelne Begriff wohl nicht so wichtig sein wird. Das ist meist ein Trugschluss, da die Verwendung bestimmter Fachtermini den Sinn haben, dass sie präziser sind, als andere Wörter. Zudem erweitert die Auseinandersetzung damit deinen eigenen Wortschatz. Es ist also wichtig, dass du die Dinge verstehst, die du liest, damit du sie auch im richtigen Kontext wiedergeben kannst. Falls du Word benutzt, dann kannst du natürlich auch die Korrekturfunktion des Programms nutzen. Wenn ein Wort rot unterstrichen ist, musst du es nur mit einem Rechtsklick anklicken und Word macht einige Wortvorschläge, wie es richtig geschrieben wird. Natürlich musst du hier aufmerksam sein, dass du das falsch geschriebene Wort durch das richtige ersetzt.
Du solltest außerdem auf eine korrekte Zeichensetzung achten. Hier gelten ebenfalls die Regeln der aktuellen Rechtschreibung. Achte besonders darauf, dass du Kommata richtig verwendest.
Nicht zuletzt ist natürlich eine korrekte Anwendung der Grammatik unausweichlich. Bedenke, dass du Sätze immer beendest. Es kann natürlich manchmal passieren, dass du einen Satz beginnst und dir ein neuer Gedanke kommt und du einfach mit einem neuen Satz anfängst. Das ist alles kein Problem und passiert natürlich am Anfang häufiger. Du musst nur beachten, dass du vor der Abgabe alles noch einmal sorgfältig durchliest und eventuell von einer zweiten Person durchlesen lässt. So können grammatikalische Fehler entdeckt und korrigiert werden. Außerdem musst du stets darauf achten, dass deine Sätze kongruent sind. So darfst du nicht schreiben: Es gibt in der Forschung verschiedene Ansichten zum Verbieten der Abtreibung, dieses wird im Folgenden skizziert. In diesem Fall musst du darauf achten, dass du dich mit dem Wort dieses auf die Ansichten in der Forschung beziehst und die stehen im Plural. Also musst du auch das Pronomen diese ins Plural setzen. Achte außerdem darauf, dass du den richtigen Fall (Kasus) verwendest. Also beispielsweise: Wegen des Ergebnisses ist es eine gute Arbeit geworden. Statt: Wegen dem Ergebnis ist es eine gute Arbeit geworden. Zudem sind die Beachtung vom Genus (also Geschlecht des Wortes) und Numerus (also ob du Singular oder Plural schreibst) wichtig. Wenn du unsicher bist, dann ist es sinnvoll, wieder im Internet zu schauen.
Komplexität, Informationsverdichtung und Ich-Ferne
In deiner wissenschaftlichen Arbeit geht es darum, dass du Informationen so wiedergeben kannst, dass es für den/die Leser/in deines Textes verständlich wird. Hier kannst du besonders auf zwei Dinge achten: Nominalisierung und Passivkonstruktionen. Diese beiden Stilmittel sind darüber hinaus gut verwendbar, um eine gewisse Ich-Ferne in deinem Text zum Ausdruck zu bringen. Die Forschung und verschiedene wissenschaftliche Disziplinen sind sich zwar uneinig darüber, wie sehr der Verfasser/die Verfasserin eines Textes auf sich selbst Bezug nehmen sollte. Es ist jedoch empfehlenswert, dass du dich eher an einer Ich-Ferne orientierst, weil es erstens wissenschaftlichen Standards eher genügt und du zweitens deinen Dozenten/innen zeigen kannst, dass
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 29.10.2020
ISBN: 978-3-7487-6266-9
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