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Die Magie

eine entspannte und gute

Mama zu sein

 

Wie du durch Achtsamkeit & Selbstfürsorge Kraft tankst und Mut zur Unperfektion findest

 

- Glücklich statt perfekt -

 

© 2020 Williams & Brown

Johanna Lowe

 

Anmerkungen

In diesem Ratgeber werden geschlechtsunabhängig die Bezeichnungen Kind, Kleines, Liebling, Wonnenproppen, Sonnenschein oder Maus verwendet. Es sind also grundsätzlich sowohl Mädchen als auch Jungen gemeint.

In den meisten Fällen wird “das Kind” im Singular verwendet, was in der Realität natürlich nicht für jede Mutter passt, für das Ausformulieren dieses Buches jedoch einfacher war. Alle Inhalte lassen sich allerdings problemlos auf mehrere Kinder übertragen.

Die zahlreichen Übungen und Anregungen werden immer mit dem Wort “klein” verbunden, um zu zeigen, dass sie wirklich wenig Zeit zur Ausführung benötigen und damit leicht in den Alltag einer Mama integriert werden können.

Und nun wünsche ich dir den Mut, die Kraft und ausreichend Neugier, die Anregungen und Übungen in die Tat umzusetzen, um deinem Leben als Mama mehr Achtsamkeit und Selbstfürsorge zu schenken sowie ein wenig Unperfektion in deinen Alltag zu lassen.

 

Das Beste vorweg - warum es wundervoll ist, eine Mama zu sein

Das Beste vorweg - warum es wundervoll ist, eine Mama zu sein

Dein Leben wird auf den Kopf gestellt und nun?

Ist es nicht wundervoll, wenn dich im stressigen Alltag dein Baby mit seinen Kulleraugen ansieht? Dann verschwindet plötzlich alles Negative und du fühlst dich für den Moment rundum glücklich. Das soll auch so sein, denn ein niedliches Babygesicht wirkt berauschend. Das hat ein Forscherteam der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der University of Pennsylvania herausgefunden. Demzufolge werden durch Rauschgift und Kulleraugen dieselben Hirnareale angesprochen. Für alle Augenblicke, in denen dich das neue Muttersein überfordern sollte, denk einfach an diese großartige Leistung der Evolution. Denn es kommen zwangsläufig die Momente, in denen du dich ausgelaugt und fremdbestimmt fühlen wirst. Vielleicht kennst du einige Situationen bereits. Du bist gerade erst eingeschlafen, nachdem du die Küche gemacht, die Wäsche gewaschen und deinem Mann das Hemd für morgen gebügelt hast – und dann schreit dein Baby. Nach vielen Nächten, die vom Stillen oder Fläschchen geben, vom Wickeln und Wiegen deines kleinen Sonnenscheins geprägt sind, verlierst du langsam die Nerven. Oder du bist kaum von einem langen Spaziergang mit dem Kinderwagen daheim und möchtest nur kurz die Füße hochlegen. Doch ausgerechnet dann wacht dein Baby auf und schreit, nicht weil es Hunger hat, sondern weil ein paar fiese Winde im kleinen Bauch umherwirbeln. Bis diese endlich wieder draußen sind, ist eine Stunde vergangen und deine kleine Pause längst verstrichen.

Ich könnte noch viele andere Beispiele aufzählen, doch am Ende bleibt eins – du fühlst dich erschöpft und in deinem Kopf kreisen die Gedanken: “Warum sind andere Babys pflegeleichter? Mache ich etwas falsch?”. Ich kann dich beruhigen, denn den meisten frisch gebackenen Mamas geht es ähnlich. Und diese Tatsache allein kann dich trösten und aufmuntern, finde ich. Mein erster Mutmacher lautet deshalb: ”Aller Anfang ist schwer und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.” Es wird wohl keine Mutter auf dieser Welt geben, die nicht einmal an ihre persönlichen Grenzen kommt, egal ob es noch ein Baby oder schon ein größeres Kind ist. Wichtig ist es doch nur, sich selbst nicht zu stressen und auf seine Mama-Fähigkeiten zu vertrauen! Diese hat jede Mutter, denn sie wurden mit den Genen von Generation zu Generation weitergegeben.

 

Vertrau deinen angeborenen Fähigkeiten!

Durch einen klugen Schachzug der Natur wird seit jeher den jungen Müttern die Liebe zu ihrem Kind mit auf den Weg gegeben. Süße Babygesichter und die hilflose Lage der Kleinen lassen keine Frau kalt. Es ist uns allen angeboren, sich um Kinder zu kümmern. Das schließt die Männerwelt durchaus mit ein, allerdings reagieren sie auf diese Reize etwas zurückhaltender. Mit der angeborenen Fürsorge allein ist es allerdings nicht getan. Um eine stabile Mutter-Kind-Beziehung aufbauen zu können, sind die ersten Stunden nach der Geburt entscheidend. Das während der Geburt ausgeschüttete Hormon Oxytocin, auch als Liebeshormon bekannt, wird beim ersten Saugen an der Brust noch einmal in hoher Dosis freigesetzt. Der Körper einer Mutter wird mit Glückshormonen überschwemmt und das lässt alles andere in den Hintergrund treten. In diesen Augenblicken ist nur das Baby wichtig und die ersten liebevollen Kontakte bilden sich. Wird ein Baby in diesen wichtigen Stunden und Tagen nach der Geburt von seiner Mama getrennt, so können bereits Bindungsschwierigkeiten verursacht werden, die jedoch vielfach korrigiert werden können.

Wenn nach der Geburt alles reibungslos verlief, wenn du dein Baby stillen konntest und es anschließend glücklich in deinen Armen eingeschlummert ist, solltest du diesen Moment genießen und dich auf dein neues Leben freuen, denn nun geht es an die Bewältigung eines veränderten Alltags. Du hast jetzt die Aufgabe, mithilfe der ersten zarten Bande eine gute Mutter-Kind-Beziehung aufzubauen. Das bedeutet zunächst das Herantasten beider Seiten, um sich kennenzulernen und die Signale des anderen deuten zu können. Das klingt für dich vielleicht kompliziert, aber keine Sorge, mit der Zeit wirst du dein Baby verstehen und es lernt, deine Emotionen und Reaktionen zu verstehen. Gerade am Anfang eurer Beziehung müsst ihr ohne Worte auskommen. Da kommt es auf die feinen Details an. Manchmal ist es eine Bewegung, die dir verrät, dass dein Kleines gerade seine Windel gefüllt hat oder ein Glucksen, dass dir zeigt, dein Baby ist glücklich und zufrieden. Du wirst in einer Welt, in der das meiste mit Worten kommuniziert wird, lernen, sich wieder auf die einfachste und dennoch wundervollste Methode zu besinnen, sich seinem Gegenüber auszudrücken. Dieses Prinzip der Achtsamkeit kannst du nicht nur mit deinem Baby praktizieren, sondern auch mit dem größer werdenden Kind, deiner Familie, Freunden und vor allem mit dir selbst. Die Achtsamkeit wird dir durch turbulente Zeiten helfen. Doch davon erfährst du mehr in den Kapiteln über Achtsamkeit, Selbstfürsorge und Unperfektion.

An dieser Stelle könntest du dennoch eine kleine Übung zur Achtsamkeit ausprobieren: Spaziere (mit oder ohne Kind/er) durch die Straßen deiner Heimat oder setze dich im Park auf eine Bank und beobachte deine Mitmenschen. Aus der Ferne kannst du auch, ohne Gesprächsfetzen zu empfangen, die Mimik und Gestik der Leute lesen lernen. Das gilt natürlich auch für die Kinder auf dem Spielplatz. Sie wirst du noch schneller verstehen als Erwachsene. Je länger du trainierst, umso mehr Einzelheiten in der Körpersprache wirst du wahrnehmen. Grüße auch ab und zu freundlich verschiedene Menschen, egal ob du sie kennst oder nicht. Diese Übung hat einen weiteren entscheidenden Vorteil. Viele reagieren höflich und lächeln zurück, erst recht, wenn du ein Kind dabeihast. Diese positive Bestätigung von wildfremden Menschen solltest du genießen und in deinem Gedächtnis speichern, damit du sie wieder hervorholen kannst, wenn dein Tag gerade nicht so läuft.

Eine wichtige Fähigkeit, die du ebenfalls von Mutter Natur und für alle Lebenslagen mitbekommen hast, ist deine innere Stimme. Auch wenn sie manchmal fern scheint, ist sie da und du solltest sie öfter aktivieren. In deiner Kindheit war diese Stimme, auch als sechster Sinn bekannt, fester Bestandteil deines Lebens. Je älter und erwachsener die Menschen werden, umso häufiger vergessen sie diese Intuition, die ihnen im Leben oft weiterhelfen könnte. Deshalb solltest du dich im Umgang mit deinem Baby oder deinem kleinen 1 bis 4-jährigen Racker auch wieder auf deine innere Stimme besinnen. Je genauer du hinhörst, umso leichter kannst du mit deinem kleinen Liebling kommunizieren. Es gibt viele Mamas, die nach einiger Zeit beobachten, dass sie bereits wissen, dass ihr Baby im nächsten Augenblick aufwachen oder dass ihr Kleinkind gleich vor ihrem Bett stehen wird, weil es einen Albtraum hatte. Die Schwingungen, die sich zwischen Mutter und Kind entwickeln, kannst du also mit ein bisschen Übung ganz schnell wahrnehmen, auch wenn das Kind größer wird. Hilfreich dafür sind Meditationsübungen.

Vielleicht hörst du heute zum ersten Mal davon, vielleicht glaubst du auch, meditieren ist kompliziert und benötigt viel Zeit – Zeit, die du als junge Mama nicht hast. Das ist auf der einen Seite richtig, aber auf der anderen Seite möchtest du möglicherweise gar keine Spezialistin auf diesem Gebiet werden, sondern nur ein paar Methoden kennen, die sich irgendwie in deinen Alltag integrieren lassen. Und die gibt es tatsächlich. Die erste einfache Meditationsübung hast du bereits im Geburtsvorbereitungskurs gelernt – das Atmen. Allein mit der richtigen Atemtechnik kannst du meditieren, denn Meditation bedeutet sich auf sich selbst zu konzentrieren und seine Gedanken bewusst zu steuern. Wenn du während der Geburt das bewusste Atmen eingesetzt hast, hast du dich voll und ganz darauf konzentriert, um die Schmerzen zu lindern. So ähnlich funktioniert die erste kleine Meditationsübung auch.

Kleine Übung zur Meditation: Setz oder leg dich bequem hin. Verschränke die Hände über deinem Bauch, sodass du die Atembewegungen durch Heben und Senken deines Bauches spüren kannst. Und dann atme langsam und konzentriert ein und aus, solange, wie es für dich angenehm ist. Je öfter du diese Übung probierst, umso leichter wird es dir fallen, sich durch Konzentration und bewusstes Atmen von deinen zahlreichen Gedanken freizumachen. Damit legst du den Grundstein für Freiräume und die feinen Schwingungen zwischen deinem Baby/Kind und dir können leichter zirkulieren.


Lass dich nicht aus deinem Konzept bringen!

Nachdem die Bindung zwischen deinem Baby und dir als Mama gestärkt wurde, kommen irgendwann die ersten gut gemeinten Ratschläge aus der Familie und dem Freundeskreis. Am Anfang hörst du aufmerksam zu und freust dich vielleicht auch über den einen oder anderen Tipp. Doch mit der Zeit hast du das Gefühl, jeder will sich in dein Leben einmischen und dir vorschreiben, was du zu tun und zu lassen hast. Du gehst unwillkürlich auf Konfrontation, doch das zermürbt dich und bringt nur schlechte Laune mit sich. Und am Ende des Tages fragst du dich ernsthaft, ob du eine schlechte Mama bist und ungeeignet, ein Kind aufzuziehen. Lass dir niemals einreden, dass du unfähig bist! Konzentriere dich stattdessen lieber auf deine Fähigkeiten und schaue in das fröhliche Gesicht deines Kindes. Dein Kleines braucht keine perfekte Mama, nur eine, die es von ganzem Herzen liebt. Es verzeiht dir auch kleine Fehler, die jede Mutter macht, auch die Mütter, die dir jetzt kluge Ratschläge geben wollen.

Seinen eigenen Weg gehen zu wollen, impliziert auch, dass du dich bewusst für kleine Fehler entscheidest, aus denen du selbst jedoch am besten lernen kannst. Wenn dein Baby die Muttermilch nur dann nicht verträgt, wenn du Quark oder Joghurt gegessen hast, dann weißt du anschließend auf jeden Fall genau, dass dein Kleines auf Milchprodukte mit einer Unverträglichkeit, zum Beispiel starken Blähungen, reagiert. Du wirst ganz schnell die Ursache beheben und dir für die Zukunft deines Kindes merken, dass du bei der Umstellung auf feste Nahrung herkömmliche Milchprodukte meiden solltest. Dieser völlig unbeabsichtigte “Fehler” stellt doch deine wahre Mutterliebe nicht infrage! Im Gegenteil, sie stärkt sie noch weiter, weil du nun weißt, wie du dein Baby vor Koliken schützen kannst. Die bereits im vorherigen Kapitel beschriebene Mutter-Kind-Beziehung ist die Grundlage für eigene Wege, die nur ihr zwei zusammen gehen könnt, denn jedes Kind ist und entwickelt sich anders. Es gibt keine vorgefertigten Schemata, die du als Mama anwenden solltest, es gibt lediglich einen Rahmen empfehlenswerter Routinen, die du ausprobieren kannst. Einige Mütter machen ihren Kleinkindern während des Zahnens eine Bernsteinkette um den Hals, weil dies weniger Schmerzen verursachen soll. Probiere es aus und falls dies für deinen kleinen Liebling nicht passt oder du vor lauter Angst nicht schlafen kannst, weil sich das Kleine mit der Kette strangulieren könnte, so lass es einfach sein, auch wenn die Bernsteinkette ein Geschenk von einer lieben Person war.

Vertrau auf dein Gespür im Umgang mit deinem Kind und auch im Umgang mit dir selbst. Als Mama wirst du jeden Tag mit neuen Situationen überschwemmt, die viel Kraft und Zeit erfordern. Denk nur an deinen Haushalt. Die Aufgaben, die du früher locker erledigt hast, überfordern dich manchmal, weil du einfach keine Energie dafür aufbringen kannst. Nach vielen kräftezehrenden Wochen und Monaten, in denen du versucht hast, alles irgendwie zu koordinieren und genauso perfekt und leicht zu erledigen wie vor der Geburt, bringen viele Mamas in die Nähe eines nervlichen Wracks. Bevor du einen Heulkrampf nach dem anderen bekommst, solltest du dir lieber eingestehen, dass Muttersein schön, aber auch wahnsinnig anstrengend ist. Dieser erste Schritt der Selbsterkenntnis ist vielleicht bitter, aber ehrlich. Nun musst du die Tatsache, dass du eine andere, nämlich eine fürsorgende Mama geworden bist, annehmen und in deinen Alltag integrieren.

Kleiner Mutmacher: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei einer jungen Mutter über eine gute Portion Unordnung, Schlafmangel und Verstimmung hinweggesehen wird. Führe dir diese Tatsache immer dann vor Augen, wenn dich alles zu übermannen droht. Nimm dir Zeit für angenehme Aufgaben oder nutze sie zur Entspannung. Verordne dir eine Dosis Unperfektion und Gelassenheit. Gib dir die Liebe, die du auch deinem kleinen Racker entgegenbringst.

Ist dein Kind schon einige Monate alt, wird sich der Alltag etwas gewandelt haben, aber auch dann kannst du immer wieder an deine Grenzen kommen, weil dein Kleines seinen Bewegungsradius deutlich erweitert hat und die Organisation des Haushalts immer noch von dir gemanagt werden muss. Dein Kind kann vielleicht schon allein auf einen Stuhl steigen und sich am Kühlschrank bedienen, während du die Waschmaschine bestückst. Plötzlich rumpelt es laut und dein Liebling ist beim Absteigen mitsamt dem Stuhl umgefallen. Auch wenn dich dieses kleine Erlebnis erschreckt hat, so soll es dich keinesfalls aus deinem Konzept bringen. Eine gute Mama lässt ihre Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen und lässt ihnen den Spielraum, den sie im jeweiligen Alter benötigen. Manche Mütter sind ängstlicher und möchten ihre Kleinen länger beschützen, andere hingegen lassen ihre Kinder früher neue Dinge ausprobieren. Für welchen Weg du dich auch entscheidest, für dich ist er immer der richtige. Du kennst schließlich deinen kleinen Racker am besten und weißt, wie viel Freiraum du ihm zutrauen kannst, ohne dir selbst ein schlechtes Gewissen einreden zu müssen. Geh in allen Bereichen deines Lebens einfach deinen Weg und lass dich nicht aus dem Konzept bringen!

 

Darum ist es wundervoll, eine Mama zu sein!

Sobald sich eine Frau für das Muttersein entscheidet, entscheidet sie sich auch für ein Leben mit vielen Facetten - aufregend, turbulent, lustig, abwechslungsreich, anstrengend und wundervoll. Dein Leben wird trotz immer wiederkehrender Sorgen, Alltagsproblemen und kräftezehrenden Tagen von einem sich prächtig entwickelnden Baby oder einem fröhlichen, abenteuerlustigen und meist gut gelaunten Kind bestimmt. Versuch dich durch dein Mutterleben zu bewegen als wärst du selbst ein Kind. Die Kleinen starten ohne einen Plan in den Tag, machen sich keine Gedanken über ein perfektes Erscheinungsbild, träumen, wenn sie Lust darauf haben oder spielen Superhelden mit Verkleidungen und Verteidigungswerkzeugen, über die jeder Schurke lachen würde und fühlen sich dennoch stark. Wenn du dich in stressigen Zeiten immer wieder durch das fröhliche Kinderlachen oder Baby-Glucksen anstecken lässt, werden alle Probleme gleich ein bisschen kleiner. Dann sind sie zwar nicht aus der Welt, aber du kannst sie besser annehmen und leichter lösen. Auch bei der Herangehensweise zur Bearbeitung eines Problems kann dir das Sehen mit Kinderaugen weiterhelfen. Dein Sprössling geht selten einer Herausforderung aus dem Weg, sondern versucht dieser mit unkonventionellen Ideen zu begegnen.

Gerade die Entwicklung, die dein Kind von Woche zu Woche und von Monat zu Monat durchmacht, zeigt deinen Einsatz und deine Mühen. Du hilfst ihm, eine einzigartige Persönlichkeit zu werden. Mach weiter so und lobe nicht nur dein Kleines, wenn es etwas erfolgreich gelernt hat, sondern auch dich! Lobe dich dafür, dass du an dein Kind geglaubt und es in allen Lebenslagen unterstützt hast! Wenn du am Ende eines langen Tages müde und ausgelaugt bist und dann in das Zimmer deines Lieblings gehst, in sein schlafendes, entspanntes Gesicht blickst, erlebst du garantiert kleine Glücksmomente. Dann verwandelt sich der beschwerliche Tag in eine Erinnerung, die vergangen ist und das Positive des Augenblicks zaubert ein kleines Lächeln auf dein Gesicht. Die Kraft, die du daraus schöpfen kannst, solltest du stets bei dir tragen. Jetzt ist auch die Zeit, in der du tief im Herzen fühlen kannst, wie wundervoll es ist, eine Mama zu sein. Genieße diese Momente!

 

Das Idealbild der Mütter in unserer Gesellschaft - mehr Schein als Sein

Das Idealbild der Mütter in unserer Gesellschaft - mehr Schein als Sein

Junge Mütter unter der Lupe

Kaum ist dein Baby geboren, schon geht die “Begutachtung” deines kleinen Lieblings und dir los. Deine Familie freut sich riesig über den neuen Zuwachs, muss allerdings das meiste kommentieren. Sprüche wie “Oh, der sieht ja aus wie sein Opa!”, “Hat er nicht die gleiche Knubbelnase wie Du?”, “So schwer war die Kleine bei ihrer Geburt? Hättest du in deiner Schwangerschaft mal nicht so viel gegessen!” oder “Schau mal, wie lang seine Fingerchen sind – der wird bestimmt mal Klavierspieler.” Du bist noch etwas mitgenommen von der langen Geburt und bekommst nicht ein einziges Lob - wie gut du die Geburt durchgestanden hast und wie glücklich du aussiehst. Das ist wirklich schade, denn diese großartige Leistung hast ganz allein du bewältigt. Du darfst stolz auf dich sein! Leider ist dies nur der Anfang von all jenen Beobachtungen und zum Teil völlig verfehlten Bemerkungen, die dich bei der Erziehung deines Kindes begleiten werden. Großmütter versuchen oft, dir die alten Weisheiten einzureden, die vielleicht vor vielen Jahrzehnten so praktiziert wurden, heute aber als überholt gelten. Zum Lieblingsmythos vergangener Generationen gehört “Lass dein Baby schreien! Das kräftigt die Lungen.” Verschiedene Studien haben diesen Irrtum längst widerlegt. Die Lunge entwickelt sich auch ohne häufiges Schreien wunderbar. Eine neue Studie über das Schreien lassen von Babys sorgt derzeit für Unruhe, weshalb ich sie an dieser Stelle kurz erwähnen möchte. Die von der Flinders University im australischen Adelaide vorgestellte Studie über den unveränderten Cortisol-Spiegel nach längerem Schreien lässt viele Mamas unsicher werden. Doch keine Sorge, du musst dein Baby nun nicht wieder am Stück schreien lassen. Die Universität konnte nur feststellen, dass das Stress-Level, welches durch die Höhe von Cortisol nachgewiesen werden kann, bei längerem Schreien nicht erhöht war, und zwar in Bezug zum Stress-Level vor der Schrei-Attacke. Es wurde jedoch nicht untersucht, ob der Stress-Pegel bei Dauerschreien über mehrere Tage und Wochen unverändert sein würde. Was ich dir aber eindeutig sagen kann ist, dass sich dein Cortisol-Spiegel wahrscheinlich deutlich erhöhen wird, wenn du entgegen deine inneren Einstellung, das Kleine schreien lassen würdest. Deshalb gilt auch hier wieder – vertrau deiner inneren Stimme und tu nur die Dinge, die du für dich und dein Kind richtig hältst!

Wird dein kleiner Liebling größer, hören die Kommentare und Ratschläge leider nicht auf. Als Mama wird dir regelmäßig das Gefühl vermittelt, dass du nicht konsequent genug in der Erziehung bist, dein Kind verwöhnst und ihm alle Sorgen abnimmst. Dass solche Bemerkungen unfair und vor allem unrealistisch sind, steht außer Frage. Niemand macht sich nämlich die Mühe, genau hinter die Kulissen zu schauen und zu erfragen, welche Erziehungsmethoden du bevorzugst und welche Werte du deinem Kind beibringen möchtest. Dann wüssten die Besserwisser zum Beispiel, dass dein Racker am Sonntagnachmittag durchaus mit dreckigen Hosen aus dem Wald kommen darf, er aber mit 3 Jahren schon weiß, dass er in fremden Wohnungen keine einzige Schranktür ungefragt öffnen darf. Weiterhin ist das Einmischen in fremde Angelegenheiten insofern unhöflich, da die meisten Verwandten und Freunde nur eine Momentaufnahme kommentieren. Ein kurzes, unbedachtes Nichtbeachten deines Kindes kann dazu führen, dass es mit Sand nach einem anderen Kind wirft, allerdings zum ersten Mal. Nun kannst du dir die Reaktion der umstehenden Erwachsenen sicher gut vorstellen. Woher soll aber dein kleiner Racker wissen, dass man dies nicht tut, wenn er es vorher noch nie ausprobiert hat?

Kleiner Mutmacher: Für Situationen mit nervigen Besserwissern solltest du gewappnet sein. Eine ganz einfache Methode ist der “gemeine Sack”. Welche Bedeutung du unter dem Wort “gemein” verstehst, ist ganz allein deine Entscheidung - gemein in Form von “ohne besonderes Merkmal” oder gemein “wenn dich jemand richtig geärgert hat”. Stell dir vor, du trägst diesen imaginären Sack immer mit dir herum und sobald dich eine Bemerkung verletzt, verunsichert oder dir auf eine andere Weise nicht guttut, dann steck sie gedanklich in diesen gemeinen Sack und binde ihn fest zu. Wenn er dir zu voll ist, wirfst du ihn einfach fort und besorgst dir einen neuen Sack. Auch wenn dir solche Gedankenspiele womöglich unsinnig vorkommen, sie wirken. Vielleicht hat dein Kind mit 4 Jahren schon von Monstern geträumt. Diese würdest du wahrscheinlich auch imaginär fangen und vor die Tür setzen. Das ist genau dasselbe Prinzip.

Natürlich gibt es auch die gut gemeinten Ratschläge, die dir in der ein oder anderen Situation helfen könnten. Mit deiner Intuition wirst du diese sicher aus dem Rest der Kommentare herausfiltern und für dich nutzen können.

 

Perfekte Mütter-Inszenierung in Zeiten von Social Media

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Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 24.06.2020
ISBN: 978-3-7487-4718-5

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