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Prolog

Man nannte mich einfach nur Nelly und das gefiel mir auch so.

Wie es genau entstand weiß ich nicht mehr genau, denn mein richtiger Name war Celeste und das Leben um mich war alles andere als Nelly-Melly- so sagte es meine beste Freundin Melanie immer.
Melly und ich waren ein Team, das durch dickund dünn ging. Wir haben uns ständig gestritten und angezickt und wenn wir uns vertragen haben, dann dauerte es nur eine Stunde bis es ein neues Problem gab.
Von den feinen Prinzessinnen bis hin zu Emos und Gothik waren wir alles und das immer zusammen.
Gab es was zu erzählen hingen wir 3 Stunden am Telefon und die Rechnungen schossen in die Höhe. So kam es, dass wir unser erstes Handy mit 12 bekamen mit solange telefonieren wie wir wollten.
Das hieß heimliche Anrufe um Mitternacht oder die erste Sms am Sonntag um 8 Uhr um sich zum Spielen zu verabzureden.

Wir probierten alles zusammen aus, das Rauchen, das erste Bier.
Sogar unseren ersten Kuss haben wir gemacht, um zu wissen wie das ist.
Jungs waren tabu in unserer Freundschaft. Wir hatten Angst, dass der andere dann keine Zeit mehr hatte für den anderen.
Wir guckten Liebesfilme und Horrorfilme und wir gingen Eis essen, wir haben mit den anderen Mädels Unsinn gemacht, waren shoppen, wenn wir etwas Geld zum Geburtstag oder zu Wiehnachten bekamen und holten uns alles was man so brauchte wenn man mal Hipster, Tussi oder Gruffti war.
Melly und ich, wir waren unzertrennlich und überall wo wir auftauchten hieß es nur : "Ach die schon wieder. Nelly & Melly machen nur Chaos- wo sie auch hin kamen".

 

Doch eines Tages.
Eines Tages war alles vorbei, denn da kamen Mellys Eltern in ihr Zimmer rein und sie schickten mich nach Hause.
"Wir müssen mit dir reden, Melanie".
Traurig packte ich meine Sachen zusammen, wir hatten gerade unsere Fingernägel lackiert, zog meine Schuhe an und drückte Melanie kurz- die Atmosphäre war angespannt und hätten wir gewusst, dass es unsere letzte Umarmung gewesen ist und das für eine lange Zeit, wären wir nicht so stumm auseinander gegangen.
Denn dieser Satz "Wir müssen reden", hört keiner gerne...das war ein ernster Satz, der vieles kaputt machen konnte.
So wie Mellys und meine Freundschaft, denn seit wir in der Grundschule das erste Mal aufeinandertrafen- vor 10 Jahren- sind wir die besten Freunde und das sollte sich niemals ändern.

Heute sitze ich im Auto und fahre zu ihrem Begräbnis.

1

Ankommen.
Ankommen ist nie so einfach wie man es sagt, als wäre es nur ein kurzer Atemzug und dann ist es geschafft.
Ankommen mit dem Zug an einem Bahnhof dauert nur wenige Sekunden.
Ankommen in der Schule oder zur Arbeit nur ein kurzer Atemzug und die Maske aufsetzen die man sich auferlegt hat.
Ankommen im Leben ist viel mehr als das.
Meine Eltern fanden eine größere Wohnung, denn bald bekam ich einen kleinen Bruder und die Zimmer reichten nicht aus. Somit verließen wir die Stadt und wir zogen in eine größere, eine die viel mehr zu bieten hatte und die gefährlicher war.
Doch der Wohnraum war etwas günstiger und somit zogen wir nach Berlin-Neukölln.
Ich hatte meinen 10. Klasse Abschluss gerade so beendet, während der Prüfungen habe ich etwas abgeschaltet, doch die restlichen Noten waren akzeptabel.Eigentlich hatte ich vor mit Melly zusammen zu studieren oder eine ausbildung als Schauspielerin oder so etwas ähnliches zu machen.
Meine Motivation war jedoch alles andere als oben, seit ihrem Tod und somit bewarb ich mich nicht oder lehnte ale Angebote ab.
Ich zog also mit meinen Eltern mit und half bei der Renovierung. Es war eine Altbauwohnung mit 4 Zimmern und einem kleinen Garten von ca. 12 m².
Ich bekam ein kleines Zimmer, doch es reichte aus für eine Kommode, meinem Einzelbett und meinem Schreibtisch.
All meine Kisten mit Büchern und CD`s ließ ich ungeöffnet in der Ecke stehen und hatte in dem Moment keine Lust sie jemals wieder auszupacken.
Ich versuchte mich irgendwie zu beschäftigen, wenn Papa einkaufen oder arbeiten war und Mum teilzeit in ihrem Büro arbeitete, doch so ganz gelang es mir nicht, mich abzulenken.
Also begann ich die Wohnung zu putzen und nach jedem Fussel zu suchen. Irgendwann nach ein paar Wochen war ich darauf programmiert und fegte jedes Haar, jedes Staubkorn von den Oberflächen.
Ich wusste nichts mit mir anzufangen und meine Eltern überlegten abends, wenn sie dachten ich säße betäubt in meinem Zimmer und höre sie nicht, was sie mit mir machen sollten. Sie wollten mit meiner "Depression" nicht weitermachen und so fragten sie gleich am Tag darauf, ob ich denn nicht mit jemanden über meine Gedanken reden würde, doch ich beachtete sie nicht sonderlich und aß nur weiter meine Cornflakes und tat als ob ich Zeitung las.
Sie erinnern mich an meine Emo-Phase mit 13 und das es so nicht weitergehenkönne.
"Such dir doch irgendetwas! Erst mal etwas arbeiten nebenbei..oder ein Praktikum".
Doch ich schüttelte den Kopf und starrte einfach auf die gedruckten kleinen Buchstaben, welche immer mehr verschwimmen.
Mein Kopf schmerzte. Warum hörten sie nicht einfach auf mich zu nerven?
"Oder erst mal zu einem Arzt...ja, vielleicht ist das die bessere Idee?", Mum sieht mich an . Sicherlich wollte sie nur helfen, doch so langsam reicht es mir.
"Ich bin nicht krank! Ich brauche auch keine Hilfe oder Beschäftiung. Lasst mich doch einfach in Ruhe! was stört es euch, wenn ich hier rumhänge?".
"Du musst nicht lauter werden, mein Schatz",Papa sieht mich etwas erschrocken, dann warnend an: "Es waren nur Vorschläge...irgendwann musst du auch Geld verdienen und für eine Familie sorgen...".
"Vielleicht will ich das ja gar nicht", ich springe auf und merke, dass ich immer unruhiger wurde.
Die ganze Zeit über haben sie mich nur in Ruhe gelassen. Es ist doch erst 2 Monate her und sie dachten echt, dan ist alles vorbei?
"Du hast getrauert, jetzt geht das Leben weiter".
Ich wusste nicht mehr wer es sagte, aber das war egal, ich war nur wütend.
"Egal? Meine beste Freundin ist tot! Denkt ihr echt, man wacht eines Morgens auf und will sich einen Plan machen, was man ohne sie anstellt? Ich habe alle anderen Freunde zurück gelassen und soll hier neu anfangen? Einfach so?".

"Du kannst doch ein neues Leben anfangen, mit neuen Freunden, dich neu entdecken...Melly wird nie aufhören an deiner Seite zu sein, mein Engel", Mum sieht mich wieder mit ihren großen braunen Augen an.
"Ich will niemand anderes sein...", murmelte ich und setzte mich wieder hin.
"Sollst du ja nicht, entdecke doch einfach mal die Stadt! Wir können deine Cousine besuchen, vielleicht will sie etwas mit dir machen und dir ein bisschenw as sagen. Ich kann dir etwas Geld geben", Mama nimmt meine Hand und lächelt warm.
"Kauf dir am besten ein Tagesticket und guck dir alles mal an", Papa nahm meine andere Hand und ich stöhnte.
"Ihr seid unglaublich", ich sprang auf und entfernte mich vom Tisch.
"Davon kommt sie auch nicht zurück!".

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Tag der Veröffentlichung: 01.01.2017

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