Ismael Fischmord
Der Leuchtturm
Wenn sie aus dem Fenster schaut, kann sie ihn sehen. Er steht aufrecht, gerade, so als ob er jemandem etwas beweisen müsste. Auf einem schmalen Kreis steht er, rund gebaut, mit einem nach vorne hin ausladenden Bauch. Bei gerade fallendem Regen bietet der Bauch Schutz. Am Fuße des Turmes im Regen sitzend, stürzen die gesammelten Tropfen in kleinen Bächen vom Dach des Bauches. Fuß, Bauch und eine Kuppel, in der sich kreisend das Licht dreht. Signale für Menschen, die ihn nicht erkennen können, die nur den vom widerspiegelnden Meer gebrochenen Lichtkegel sehen. Wenn sie die Augen schließt weiß sie, dass er da steht, sie sieht ihn dann noch immer. Leuchtende Bilder eines leuchtenden Turmes auf der Netzhaut, ahnend, sehend. Die Möwen ziehen in Kreisen über die Kuppel hinweg und lassen sich bei ausgebreiteten Flügeln vom Wind tragen. Spielend manövrieren sie in den Böen, den Blick auf den Strand, das Meer und die Gehwege gerichtet, auf denen die Kinder hin und wieder Essbares fallen lassen. Man riecht das Meer, den von der Sonne erwärmten Strand und die Blüten des Sanddorns. Alles riecht nach Insel, nach Ruhe, nach Einsamkeit während der Herbststürme, wenn die Touristen auf dem Festland bleiben und sie wieder unter sich sind. Zweisamkeit, der Turm und sie, sie und der Turm. Er wirkt dann am schönsten, ruhend, verschlossen, unbegehbar und erhaben.
Im sanften Licht der Abendsonne scheint er zart und zerbrechlich zu sein, rötlich eingetaucht, verletzbar. Im Schein der nächtlichen Strahler wechselt er zu einem klaren weiß, hart, sich gegen die Dunkelheit stemmend. Abends, wenn er beleuchtet ist, erscheint er unwirklich größer als am Tag. Sie weiß, dass er da ist, dass Dinge so sind wie sie sind und eine Bedeutung haben. Sie weiß, dass alles gut ist, solange er da ist. Sie steht mit ihm zusammen auf, wenn er noch verschlafen und klein wirkt und sie verabschiedet sich abends von ihm, bevor sie schlafen geht mit einem Blick und er wirft einen letzten Lichtkegel in ihr Fenster, bevor sie die Rollläden schließt. Als sie auf die Insel zog war es der Turm, der ihr Signale gab, der sie anlächelte, mit jeder Rotation seines Lichtkegels, der ihr immer wieder zeigte, dass sie richtig war. Hier am Meer, in der Sonne, den böigen Winden, zwischen all den Möwen und mit dem Geschmack und Geruch von Salz und Einsamkeit auf der Haut. Auf der Insel, auf ihrer Insel.
»Du sammelst Leuchttürme«, hatte er gesagt, als sie ihn zum ersten Mal traf und sie hatte ihn erstaunt angeschaut.
»Woher weißt du das?«, hatte sie gefragt, die Augen auf ihn, auf sein Gesicht gerichtet. Nicht interessiert, mehr verwundert. Seine Augen verrieten nichts, er hatte sein Gesicht bereits abgewandt, nach unten geschaut und beide Hände um die Tasse geschlungen. Mit gespitzten Lippen blies er sanfte Wellen in den Tee, den sie ihn gebracht hatte. Der Dampf folgte den Böen seines Atems, sammelte sich zu einem aufsteigenden Strudel einer aromatischen Teewolke und verteilte sich dann in alle Richtungen des Raumes. Er hatte den Satz mit einer Beiläufigkeit gesagt, so wie man sich bedankt, wie man Zucker bestellt oder einen guten Tag wünscht, von dem man nicht weiß, ob er gut ist oder gut wird. Sie hatte ihn gemustert. Seine braunen Haare waren vom Tragen der festen wollenen Mütze zerzaust, eine Strähne hing ihm ins Gesicht. Seine Hände waren rot, korallenrot von der Kälte des böigen Windes. Mit jedem Öffnen der Tür blies der Wind kalt in den vom Kamin erhitzten Raum und die wenigen Gäste hoben die Köpfe und schauten kurz zur Tür, ehe sie sich wieder ihren Gesprächen oder Zeitschriften widmeten. Sie schauten feindselig, vorwurfsvoll, sie machten einen neuen Gast verantwortlich für das Eindringen der Kälte in eine ungestörte Behaglichkeit aus Teegeruch, Zigarettenqualm und dem hölzernen Geräusch des Feuers.
»Woher weißt du das?«
Sie war stehen geblieben, sie wollte eine Antwort und war bereit stehen zu bleiben, bis sie eine hatte. Sie war es nicht gewohnt angesprochen zu werden, nicht hier, nicht auf dieser Insel.
»Es war nicht schwer das rauszukriegen. Ich habe dich schon öfter gesehen. Beim Einkaufen zum Beispiel. Danach gehst du noch in diesen kleinen Laden, in dem die Touristen ihre Souvenirs kaufen. Du gehst jeden Sonntag dort hin und dann schaust du dir die Modelle der Leuchttürme an.«
Während er das sagte, hatte er die Hände von dem Bauch der Tasse genommen und sie mit einer Hand vorsichtig zum Mund geführt. Er nahm einen Schluck und stellte sie behutsam und geräuschlos auf den Porzellanuntersatz zurück.
»Guter Tee«, sagte er. »Genau wie er sein soll.«
»Du spionierst mir nach?« Sie war über das, was er gesagt hatte, verärgert.
»Nein, so kann man das nicht nennen. Es ist eher anders herum. Man hat fast keine Möglichkeit, von einem Neuen auf der Insel nicht alles zu erfahren. Man weiß schnell alles und nichts über jemanden, der hierher zieht. So ist das hier. Wenn du am Freitag alleine zuviel Bier einkaufst, dann sagen sie, dass du Alkoholikerin bist und dich dein Mann wahrscheinlich deswegen verlassen hat. Kaufst du ausschließlich Fruchtsäfte, dann denken sie, du hattest mal ein Problem mit Alkohol und bist jetzt trocken. Wahrscheinlich bist du dann hier, um aus dem Sumpf heraus zu kommen. Und du bist alleine hier, weil dein Mann sich während der harten Zeit, als du Alkoholikerin warst, in eine andere verliebt hat. Was du auch machst, geredet und gemutmaßt wird sowieso und eine Meinung haben die meisten schnell. Es gibt nicht viele gute Gründe, um hierher zu ziehen, alleine schon gar nicht – die meisten wollen weg, deswegen verstehen sie es nicht.«
»Ach ja, so ist das also. Und ich – ich meine, was reden sie über mich? Bin ich jetzt Alkoholikerin oder bin ich trockene Alkoholikerin ohne Mann?«
Sie hatte ihre Hände in die Seite gelegt und schaute ihn mit leicht geneigtem Kopf an. Eine Ansage an einen unverschämten Mann. Sie bemerkte ihre Kampfeslust und verstärkte ihre Pose mit einem passenden Funkeln in ihren Augen. Zugleich wusste sie, dass er Recht hatte, dass über sie geredet wurde. Es war nicht schwierig, das zu bemerken und sie war verärgert darüber, spürte aber, dass es unvermeidlich war. Es lag nicht an ihm, er hatte nur gesagt, was sie wusste und spürte, deutlich. Aber die Art und Weise, wie er sie angesprochen und mit und über sie gesprochen hatte, war dennoch merkwürdig. Sie war zuhause oft angesprochen worden und kannte alle üblichen Floskeln, mit denen man versuchte, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Diese Art war neu, wenigstens nicht uninteressant oder verbraucht. Sie nahm die Hände von den Beckenknochen und schaute ihn wieder gerade an. Das Funkeln in ihren Augen war verloschen.
»Bei den meisten ist das einfach, aber du bist anders. Du siehst anders aus und du gehst und redest anders. Du trägst Klamotten, wie man sie in Berlin oder Hamburg trägt. Du bist nicht von hier, aber du lebst jetzt hier. Und obwohl du hier lebst, benimmst du dich wie eine Touristin und kaufst Modelle von Leuchttürmen. Außerdem scheinst du niemanden hier zu kennen. Es gibt noch keine abschließende Meinung über dich und auch keine klare Phantasie, was deine Motive sein könnten.« Er hob die Tasse, führte sie zum Mund, blies kurz hinein und nahm einen Schluck. Der Kandis hatte sich aufgelöst, der Tee schmeckte jetzt zu süß. Er schüttete sich Tee nach.Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und ließ ihn in einer Bewegung mit der Teetasse zurück. An einem anderen Tisch wollten Gäste bezahlen, sie hatten durch Räuspern auf sich aufmerksam gemacht und sie ging zur Kasse, gab die Getränke und Speisen ein und wandte sich dem Tisch des Pärchens zu. Als sie sich umdrehte und zu seinem Platz schaute, war er verschwunden. Neben der Kanne Tee, die noch halb voll war, lag abgezählt das Geld. Sie nahm es, steckte es ein und räumte den Tisch ab. Sie pustete die tropfende weiße Kerze aus. Die Kerze stand in einer mit Resten aus Wachs übergossenen Weinflasche. Überall auf der Welt gab es diese Kerzenwachs-Flaschen und sie hatte sie immer schrecklich gefunden. Hier sahen sie wunderbar aus und hatten ein zuhause gefunden, sie passten hier hin. Mit einem Tuch in der Hand wischte sie über das Holz des Tisches, während sie mit der anderen den Aschenbecher anhob und das zerknüllte Papier aufnahm. Sie legte das Tuch ab, nahm das Papier und faltete es auseinander, strich es mit ihren Fingern glatt und betrachtete es von beiden Seiten. Es war nur die Verpackung eines Kaugummis und außer dem Namen der Marke und dem Hinweis, dass es zuckerfrei sei, stand nichts darauf. Es hätte keine Bedeutung gehabt, aber sie hätte gerne irgendeine Nachricht darauf gefunden. Einen Namen, eine Telefonnummer. Irgendetwas. Es war eine andere Begegnung als die, die sie von zuhause kannte und das beunruhigte sie, weil sie unsicher war, wie es weitergehen würde. Sie kannte noch kein Muster zu dieser Art der Begegnung, hatte noch keine eingespielte Routine. Hätte sie auf dem Tisch oder in dem Kaugummipapier eine Telefonnummer gefunden, dann hätte sie sie einstecken und in ihrem Zimmer in den Müll werfen können. Sie hätte es verstanden und es wäre ein Abschluss gewesen. So war es für sie rätselhaft.
Er blieb weg.Am Abend ging sie nach dem Ende ihrer Arbeit zu ihrem Fahrrad, schloss es auf und fuhr auf direktem Wege nach Hause. Unter dem Schein des angestrahlten Leuchtturms saß sie am offenen Fenster und rauchte Zigaretten, ohne an etwas Bestimmtes zu denken. Nur sie, der Turm und die Glut der Zigarette. Es war kalt und hin und wieder blies der Wind Regentropfen durch das geöffnete Fenster. Sie hatte sich in ihre Jacke gehüllt und fühlte, dass es gut war wie es war.
Am darauf folgenden Tag passierte nichts Bedeutendes, er kam nicht in das Café und den Insulanern, die am Nachmittag kamen, begegnete sie freundlich, aber distanziert. Etwas in ihrem Kopf war umgeschaltet worden und die Lockerheit würde nicht mehr zurückkommen, das wusste sie. Niemand beschwerte sich über den Tee, das war immerhin etwas, es war viel und sie hatte nicht das Gefühl, dass man sie anschaute und dann die Köpfe etwas näher zusammensteckte oder leiser sprach. Die Gespräche verstummten nicht, wenn sie an den Tisch kam. Als er auch nach drei aufeinander folgenden Tagen noch nicht wieder da gewesen war, begann sie ihn, das Kaugummipapier und seine Worte zu vergessen und hielt keine Ausschau mehr zur Tür, wenn sie sich unter lautem Quietschen öffnete. Es waren eigentlich zwei Türen, von der nur die erste geräuschvoll geöffnet wurde. Sie führte von draußen ins Haus, in eine Diele, die Platz für einen Schirmständer und eine Person bot. Die zweite Türe führte dann sofort in den Kaminraum der alten Kate, die zu einer Teestube umfunktioniert war. Darüber wohnte die alte Besitzerin, im Erdgeschoss befand sich das Kaminzimmer, der kleine Wintergarten, der im Sommer der Durchgang zur Kaffeeterrasse sein würde und die Küche sowie die Toiletten für die Gäste und eine Abstellkammer für die Taschen und Jacken der Bedienungen. Außer ihr arbeiteten alle anderen Bedienungen nur die Saison über in dem Café. Sie lebten auf dem Festland und verließen die Insel am Abend mit dem letzten Schiff, um mit dem zweiten des Tages, das für die Büroangestellten und Mitarbeiter in den Supermärkten und Läden, die Friseusen und Zimmermädchen der Hotels wieder zurückzukommen und die Arbeit wieder aufzunehmen. Mit der ganz frühen Fähre kamen nur die wenigen Arbeiter, Reinigungskräfte und ein paar versprengte Touristen, die ihr Tagesticket voll ausnutzen wollten. Sie war neben der alten Frau die einzige Mitarbeiterin des Cafés, die auf der Insel blieb, immer. Sie wollten die Einsamkeit, den Regen und den Geruch nicht eintauschen gegen Lichter und Geräusche, beleuchtete Fußgängerzonen und das Hupen der Autos. In einer Zeitung hatte sie von der Stelle gelesen, angerufen und der verdutzten Besitzerin auf die Frage, wie lange sie denn dort arbeiten wolle, erklärt: »Für immer.«
»Wir werden sehen, Liebes«, hatte diese ihr gesagt und angefügt: »Es ist nicht einfach hier, nicht, wie du dir vorstellst. Komm, wann du willst, aber sag vorher Bescheid, damit ich dir ein Zimmer organisieren kann. Das geht hier vor Ort besser, als wenn du dich bemühst.«
Nach dem Telefonat hatte sie ihre Sachen gepackt, alles, was nicht unbedingt nötig war, weggeworfen oder in eine mit der Zeit verstaubende Kiste gepackt und diese bei Freunden untergestellt. Sie hatte sich zwei Tage später mit zwei Reisetaschen und einem großen Wanderrucksack auf den Weg in Richtung Insel gemacht. Für ein Leben braucht man nicht mehr als das, was man Tragen kann, hatte sie zu sich gesagt und sich gewundert, dass es so war. Sie erinnerte sich an ein Buch, das sie über Australien gelesen hatte. Die Ureinwohner hatten in ihrer Sprache keinen Begriff für Besitz. Vielleicht ging es ihnen deshalb besser, vielleicht war aber auch das der Grund dafür, dass sie paralysiert und alkoholisiert in Reservaten leben mussten, sie wusste es nicht. Der Satz »Es gibt in der Sprache der Aborigines keinen Begriff für Besitz« lächelte sie damals an und er verdichtete die Überfahrt zur Insel zu einer Erklärung. Fünf Monate war das her, fünf Monate, in denen sie nichts gemacht hatte außer tagsüber zu bedienen, dann nach Hause zu fahren, etwas Musik zu hören und vom Fenster ihres Zimmers aus auf den Leuchtturm zu schauen. Das Zimmer war einfach, es war überschaubar, bot Platz für das Nötigste und war bezahlbar. Sie hatte den Mietvertrag sofort unterschrieben und dann so gut wie nichts mehr von ihrer Vermieterin gesehen, die unter ihr wohnte, aber einen eigenen Hauseingang hatte. Sie hatte kaum Besitz. Sie hatte ihre Kleidung, ein paar Bücher, ein paar gebrannte CDs und dennoch hatte etwas angefangen, Besitz von ihr zu ergreifen. Sie hatte angefangen, Modelle von Leuchttürmen zu sammeln und stellte diese sorgfältig nebeneinander in ihr Regal. Die Leuchttürme durchbrachen ihre tägliche Routine, die keine war und doch eingespielt ablief.Das kurze Gespräch mit dem jungen Mann, seine Andeutungen und sein Interesse waren das Außergewöhnlichste, was ihr in den ersten fünf Monaten widerfahren war. Nach weiteren vier Tagen hatte sie die Begegnung fast völlig vergessen.
Sie wurde wieder eins mit sich und dem Turm, auf dessen Stufen sie nun manchmal saß, im Schutz des Bauches, auch bei Regen. Sie fuhr meistens auf dem Rückweg dort vorbei, lehnte sich mit dem Rücken gegen die kalte steinerne Wand und rauchte in seinem Schutz eine Zigarette, bevor sie in ihr Zimmer fuhr, sich aufs Bett legte, las und irgendwann einschlief. Einmal hatte sie ihre Vermieterin getroffen und diese hatte sie gefragt, ob sie die Müdigkeit schon hätte, diese bleierne Müdigkeit, die Schwere. Es sei die Insel, es sei das Klima, die Insel erdrücke einen Stück für Stück, aber sie sei nie woanders gewesen, hätte nie woanders sein wollen, sie kenne diese Müdigkeit, sie lebe mit ihr. »Ja«, hatte sie ihr geantwortet und dann war die Frau, Vermieterin und Besitzerin der Müdigkeit und des Hauses wieder in ihre Wohnung gegangen.
»Man redet nicht viel hier auf der Insel«, hatte eine Verkäuferin ihr und damit nichts Neues gesagt. Es schien so, als ob man sie belehren wolle oder als ob man ihr Teile eines Rätsels aufgab, man ihr Aufgaben zuteilte, die es zu erledigen gab, um zu schauen, ob sie das Zeug hatte, dazu zu gehören.
Einige Wochen später wurde es langsam wärmer und mit der Wärme kamen auch die ersten Touristen mit den Kindern; mit den Kindern kamen die Sandburgen und mit den Sandburgen wurde das fließende Bild eines schlafenden und ebenen Strandes gestört. Nur noch ganz früh morgens, wenn die Kinder noch schliefen, konnte man zum Strand gehen und ihn so sehen, wie er immer nach der Flut und mit einsetzender Ebbe aussah: Ein ebenmäßiger und täglich neu entworfener Teppich, auf dem in Linienform Algen und Muschelreste abgelegt worden waren. Sanft, gleichmäßig mit jeder abebbenden Welle legte das Meer eine Linie aus Algen und Muschelreste auf den Strand. Durchbrochen von einzelnen Teilen angeschwemmten Mülls, der von den Schiffen absichtlich oder versehentlich über Bord gegangen war. Alte und verbeulte Kanister, leere Waschmittelverpackungen und Plastiktüten mit vergilbten und verblichenen Beschriftungen, Schuhe und Einwegflaschen. Manchmal wurde auch das Gerippe eines auf der offenen See verstorbenen Vogels vom Meer behutsam an den Strand getragen. Der Müll und die Kadaver der Seevögel hatten monatelang im Salzwasser gelegen, waren angefressen, aber nicht zersetzt worden und dann doch dahin zurückgekehrt, wo sie herkamen. Zurückgekehrt zu den Orten, an denen Menschen leben. Sie liebte den Strand, wenn er so unberührt war und schaute den Arbeitern manchmal beim Aufräumen zu. Täglich befreiten sei den Strand vom Müll und hinterließen mit ihren Wagen geometrische Figuren und Muster. Ein gekämmter glatter Strand, bis die Touristen erneut mit Schaufeln anrückten und Burgen anhäuften und Löcher hineingruben. Am darauf folgenden Tag waren die Löcher und Gruben wieder verschwunden und am nächsten Morgen wiederholten die Arbeiter die Illusion eines reinen Sandstrandes, ohne die Spuren des Meeres. Sie trennten das Meer vom Strand, weil die Touristen es so wollten, weil sie es nicht wahrhaben wollten, dass alles das Gleiche und alles Eins war. Der Strand, das Meer, die Burgen, der Müll und die Kadaver. Sobald die Arbeiter mit dem Abschnitt vor ihren Füßen fertig und außer direkter Sichtweite waren, zog sie sich aus, rannte ins Meer, atmete unter dem Schock der Kälte heftig ein und aus und rannte dann zurück zu ihren Sachen, um sich in ein Handtuch eingerollt für einige Minuten auf den Sand zu legen. Dann ging sie zurück in ihr Zimmer, machte sich einen heißen Kaffee und rauchte eine erste Zigarette vor dem offenen Fenster. Später am Tag würde sie wieder ins Café gehen und arbeiten.Mit den Touristen kam auch die Unruhe und angesteckt von der Hektik und dem Treiben entschloss sie sich an einem Abend, der so war wie alle davor, ins Kino zu gehen. Sie fuhr mit dem Rad zu dem kleinen Kinogebäude mit einem flachen Dach und den Plakaten nicht mehr aktueller Filme in einem vergilbten Plexiglasaushang an der Außenfassade. Sie schloss ihr Rad ab, was unnötig war und was sie wusste, aber es war der Rest ihres alten Lebens, sie wollte etwas davon behalten und hatte sich dazu entschlossen, das Radabschließen beizubehalten.
Sie ging durch die grüne alte Türe auf die kleine Nische zu, hinter der jemand saß und die Karten verkaufte. Die grüne Türe quietschte, als sie sie öffnete, fast so, wie die des Cafés, in dem sie arbeitete, beinahe wie die grüne Tür des »Stövchens«. Laut, alt und klagend.Sie blickten sich genau in die Augen, als sie vor ihm stand.
»Hallo, kleiner Leuchtturm«, sagte er. Nicht im Mindesten überrascht oder verlegen sondern freundlich, offen, mit klaren Augen, deren Blicke sie aushalten konnte, bis sie dann doch wegschaute.
»Hallo«, sagte sie.
»Du arbeitest hier?«, fragte sie.
»Na ja, so in etwa kann man das nennen. Ich betreibe das Kino hier seit dem Tod meines Vaters. Es ist also quasi mein Kino.« Mit einer Hand strich er über die Oberfläche der nussbraunen Ablage neben der Kasse.
»Du bist nicht mehr wiedergekommen. Nachdem ich am anderen Tisch bedient hatte, warst du schon weg.«
»Ja, ich weiß. Ich hatte wenig Zeit, die erste Vorstellung fing an und seitdem die Touristen hier sind, habe ich kaum noch Zeit für anderes. Ich kümmere mich um den Filmverleih und die Gastronomie. Ich bin also oft auf dem Festland und muss Einkäufe machen. Nachmittags und abends bin ich dann hier eingespannt. Eigentlich unspektakulär, aber eben viel. Ist auch egal. Wie geht es dir? Was macht dein Leuchtturm?«
»Gut, es geht mir gut und den Leuchtturm siehst du ja jeden Tag selber. Er steht noch.« Sie bemerkte, dass sie keine Lust hatte zu reden.
»Was kannst du mir für einen Film empfehlen?«
»Tja, am besten finde ich den Nicholson-Film, wenn du mich fragst. Also schau dir auf jeden Fall den an, ich werde ihn nur noch zwei Tage haben, danach kommt wieder was Neues ins Programm.«
»Okay. Dann also einmal den Nicholson-Film. Was bekommst du?«
»Ich lad dich ein. Geh rein und schau ihn dir an.« Er schaute ihr in die Augen und fing an zu lachen.
»Warum lachst du?«, fragte sie ihn.
»Ich finde das lustig, weißt du. Es ist eigentlich normal, dass man eine Frau ins Kino einlädt, wenn man sie gerade kennen lernt. Absoluter Klassiker, immer noch, erlebe ich tausendmal pro Saison hier. Ich lade dich also bei unserem zweiten Treffen auch ins Kino ein, aber ich werde nicht einmal mit dabei sein. Das ist doch komisch, findest du nicht?« Er schaute sie belustigt an.
Ihre Blicke trafen sich und sie musste ebenfalls lachen. »Ja, du hast Recht. Das ist schon merkwürdig Und es ist die merkwürdigste Kinoeinladung, die ich je bekommen habe.« Sie blickte sich um. In dem Vorraum standen eine Hand voll Menschen. Sie hatten Popcorn in Tüten und eine Flasche in der anderen Hand. Sie redeten aufgeregt miteinander. Um eine Theke im seitlichen Teil des Vorraumes standen einige Menschen gedrängt. Hinter der Theke des Gastronomiestandes stand eine junge Frau, die sie vom Sehen her kannte. Sie war ihr mehrfach beim Bäcker begegnet und hatte samstags schon mal im Stövchen gefrühstückt. Sie bemerkte beim Anblick einen leichten Magendruck, ein flaues Gefühl, schaute wieder weg und widmete sich den Kinoplakaten, neben denen kleine Zusammenfassungen über die Filme standen und Ausschnitte aus Zeitungen, Kinokritiken der Hamburger Morgenpost. Unter den Plakaten hing ein Schild mit der Aufschrift: »Inselkino. Inhaber K. Westerbeck.« Im Kino durfte geraucht werden und vor ihr saßen Touristen, aßen Popcorn, lachten. Hin und wieder hörte sie das Geräusch umstürzender und rollender leerer Bierflaschen. Im Film ging es um einen Mann, der sein bisheriges Leben neu überdenken muss. Er wurde verrentet, seine Kenntnisse waren in der Firma nicht mehr gefragt und kurz darauf verstarb seine Frau. Seine gesamte Kraft investierte er in die Vereitlung der Hochzeit seiner Tochter mit einem erfolglosen Autoverkäufer, aber er kann die Menschen nicht zu dem zwingen, was er gerne will. Er blieb ein Arschloch, wie sie fand, trotz seiner Chancen. Er hatte sie nicht genutzt. Als der Film aus war, blieb sie sitzen, bis alle anderen Gäste aus dem Kino gegangen waren. Dann nahm sie ihre Jacke, ging zum Kassenhäuschen, um zu sehen, ob er noch oder schon wieder da saß. Das Kassenhäuschen war leer.
»Er bleibt ein Arschloch, findest du nicht?«, hörte sie seine Stimme hinter sich und drehte sich um. Sie musste lachen und merkte, wie sie sich unter seinen Blicken entspannte.
»Ich hab eben das gleiche gedacht, als ich raus ging«, sagte sie.
»Willst du noch einen Film sehen oder gehst du nach Hause?«
»Nein, ein Film ist genug. Ich bin es nicht mehr gewöhnt. Es reicht an Bildern. Ich werde noch zum Turm fahren. Wenn du Lust hast, dann kannst du ja nachkommen.«
»Ist eine gute Idee. Ich muss noch ein bisschen aufräumen und dann noch die Projektoren anwerfen. Den Rest kann meine Schwester alleine machen. Wenn es für dich okay ist, dann treffen wir uns in einer Stunde am Leuchtturm.«
»Seine Schwester«, schoss es ihr durch den Kopf und sie bemerkte, dass sie einen Gedanken dachte, eine Erleichterung verspürte, die sie nicht spüren wollte. Die junge Frau war also seine Schwester. Sie sahen sich nicht ähnlich. Er hatte braunes Haar, seine Schwester trug einen blonden Zopf. »Vielleicht sagt er es auch nur«, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte schon viele Schwestern kennen gelernt, die dann doch Ehefrauen waren oder aber die Freundinnen, die nichts gegen eine flüchtige Affäre einzuwenden hatten. Schwester sein, das wusste sie, war keine Bezeichnung mehr für eine familiäre Zugehörigkeit, es war die Beschreibung eines Zustandes für etwas. Für eine Beziehung, für eine Lebensform, für eine Beziehung zu jemandem, der bedeutsam und doch seltsam entfernt ist.
»Komm, wenn du kannst und magst. Ich werde dort sein. Ich bin immer dort, also werde ich auch jetzt dort sein. Aber fühle dich nicht verpflichtet. Wenn deine Schwester deine Hilfe braucht, dann ist es auch okay.« Sie bemerkte, dass sie Schwester etwas zu deutlich betont hatte.Sie ging zum Rad, schloss es auf und fuhr in Richtung Leuchtturm. Die See lag ruhig vor ihr. Das Gras der Dünen bewegte sich zart im auflandenden Wind und die Möwen schlugen kräftig mit den Flügeln, um sich fortzubewegen. Das Meer schien weit entfernt zu sein und aus dem brandenden Rauschen war ein fließendes Geräusch geworden. Es ist ungewöhnlich still heute, dachte sie. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die kalte Mauer des Leuchtturms, setzte sich in den Schatten seines Bauches, um nicht von einem der Strahlen geblendet zu werden und genoss die Kühle der steinernen Wand. Vereinzelte Touristen gingen an ihr vorbei ohne Notiz zu nehmen. Sie lachten oder sprachen leise. Ältere Menschen bewegten sich an Stöcken entlang des Gehweges und sie hörte dem rhythmischen Klacken des Gehstockes zu, bis das Geräusch nicht mehr zu hören war. Als sie schon lange so gesessen hatte, unterbrach das Geräusch einer Fahrradbremse die undurchdringliche Stille. K. Westerbeck – Inhaber eines Inselkinos. Freund von Filmen über Arschlöcher, der tagsüber auf dem Festland Einkäufe tätigt und seinen Filmverleih organisiert. Ohne sich umzublicken wusste sie, wer es war.
»Steht K. für Knut oder Karl oder Konrad?«, fragte sie in die dunkle Nacht.
»Oh, wir sind bei eins, zwei oder drei«, sagte er und setzte sich neben sie, öffnete mit einer Hand seinen Rucksack, zog zwei Flaschen Bier heraus und entfernte den Kronenkorken mit einem Feuerzeug.
»Eins«, sagte er. »Eins ist richtig. Knut. Aber Knut hieß mein Vater. Ich hielt es bisher nicht für richtig, das Schild abzunehmen oder zu ersetzen. In gewisser Hinsicht ist es sein Kino und es wird es bleiben. Ich führe es nur fort, er hat es mir vererbt. Weil er irgendwann gestorben ist. Aber es ist sein Kino«, sagte er und hielt ihr eine geöffnete Bierflasche hin.
»Jens«, sagte er. »Jens Westerbeck. Sohn des Knut Westerbeck und fortführender Kinobetreiber. Und du?«
»Elke, Elke Tschanski. Ein blöder Name. Tochter von Marianne Tschanski und Enkelin polnischer Auswanderer. Ist aber nicht von Bedeutung. Wahrscheinlich alkoholabhängige Ex-Hamburgerin und tatsächlich Bedienung im Stövchen, mehr nicht – aber das weißt du ja«, sagte sie und nahm die Flasche Bier.
»So uninteressant ist das nicht«, sagte er und schaute sie an. »Wenn du sagst, dass du Enkelin von polnischen Auswanderern bis, dann ist es wichtig. Wenn du sagst, dass du wahrscheinlich alkoholabhängig bist, dann ist auch das von Bedeutung, auf jeden Fall für das Informationsnetz der Insel«, sagte er und lachte. Er stellte sich neben sie, zog seine Jacke aus, setzte sich auf die ausgebreitete Innenseite und blickte aufs Meer und den Strand. Das Meer hatte die Sandburgen des Tages geebnet und in strengen Linien Muschelreste und Algen auf dem Strand abgelegt. In ein paar Stunden würden die Arbeiter kommen und alles aufräumen, den Strand durchkämmen und ihn bereit machen für die Kinder, die Schaufeln, die Mütter in den Strandkörben, die Väter, die mit den Kindern Fußball spielen, auf markierten Feldern, die sie mit der Ferse des Fußes in den Sand ziehen. Daneben würden bunte Drachen in den Himmel steigen und der Strand voll sein, voll menschlicher Geräusche, voll menschlicher Gerüche. Es würde nach Sonnencreme riechen.
»Ich bin lange nicht mehr hier gewesen. Verdammt, es ist tatsächlich unheimlich schön«, sagte er in eine Stille hinein.
»Ich weiß, deswegen bin ich ja auch so oft hier. Du kannst das Meer hören und riechen. Es ist jeden Tag anders. Auch das Licht ist jeden Tag anders. Es ist heller hier, ich musste mich erst daran gewöhnen. Auch die Menschen, die hier entlang laufen, auch sie sind jeden Tag neu. Der Turm und ich. Wir sind die einzigen Konstanten hier. Sogar die Zigaretten schmecken jeden Tag anders. Aber das musst du nicht verstehen.«
»Du bist ein sonderbarer Mensch, Elke, weißt du das? Du kommst hierher und nimmst alles in Beschlag und bleibst trotzdem für dich. Der Leuchtturm ist dein einziger Freund hier auf der Insel. Du kommst hierhin und findest alles schön und bedeutsam. Für uns ist es so, wie es halt immer war. Wir kennen es nicht anders. Ich nehme den Leuchtturm gar nicht mehr wahr, so lange sehe ich ihn schon. Du kommst, die anderen gehen. Fast alle jungen Leute wollen weg von hier – wusstest du das? Es gibt hier nichts zu erleben, es gibt nichts zu arbeiten, wir haben die Nase voll von den Touristen, sie gehen uns auf die Nerven, aber ohne sie können wir nicht leben.« Er nahm einen Schluck Bier und schaute aufs Meer.
»Ich bin nicht wegen euch gekommen. Ich will mir auch kein Urteil darüber erlauben, ob ich seltsam bin. Ich bin hier – das ist alles. Mehr gibt es eigentlich gar nicht. Und ich finde es schön hier. Es beruhigt mich, das Meer zu riechen und den Strand zu sehen. Für euch ist es vielleicht merkwürdig, aber für mich ist es das nicht. Es gibt Gründe, es gibt immer Gründe, wenn man woanders hin geht. Das Meer ist wichtig für mich, ich möchte nicht mehr ohne das Meer leben.«
»Ich meine es auch nicht so. Es ist nur schwierig zu verstehen. Du kommst hierher, aber du wirkst nicht wie eine Aussteigerin, du bist jung. Hier bleiben nur die Alten. Alle anderen sind schon auf dem Festland. Ich werde auch gehen, bald. Das Kino ist okay, aber ich muss im Sommer genug Geld für das ganze Jahr verdienen. Im Winter gibt es nichts, es gibt niemanden, der ins Kino geht. Wir sitzen rum, die Zeit vergeht nicht und manchmal machen wir erst gar nicht auf. Ich kann hier nicht die Filme zeigen, die ich selber interessant finde, ich zeige das, was die Touristen sehen wollen. Die Insulaner gehen nicht ins Kino. Ich will aufs Festland. Meine Schwester und ich wollen in Hamburg ein Programmkino eröffnen. Es wird unsere letzte Saison hier sein. In spätestens sechs Monaten ist Schluss mit dem Kino, vielleicht sogar schon früher. Wir werden aufs Festland ziehen und wollen in unserem neuen Kino europäische Filme zeigen, nur europäische Filme, verstehst du? Vielleicht noch kleine Kurzfilme von Absolventen der Akademie. Sobald wir das Geld für die Pacht für das erste Jahr zusammenhaben, werden wir das andere Kino eröffnen und das Inselkino dicht machen. Das ist das Minimum, was man haben muss, ein Jahr Pacht. Sonst kannst du dir keinen einzigen Flop erlauben.«
»Ist das unwiderruflich?«, fragte sie ihn. »Ihr geht also auf jeden Fall weg?«
»Ja. Sobald ich dazu komme die Bilanzen durchzugehen, ist Kassensturz und wenn das Geld reicht, dann halten uns keine zehn Pferde mehr hier. Wir werden gehen. Ich möchte endlich was Eigenes machen.«
»Ja, ich kann es mir vorstellen. Aber es ist schade, dass ihr geht. Du bist der erste Mensch hier, den ich wirklich kennen lerne und dann gehst du wieder. Deine Schwester kenne ich noch gar nicht, aber sie scheint nett zu sein.«
»Ist sie auch. Aber sie lebt ohnehin schon die meiste Zeit in Hamburg, deswegen hast du sie auch noch nicht getroffen. Sie kommt für drei Tage die Woche rüber, die übrige Zeit lebt sie bei ihrem Freund. Sie hat das Kino aufgetrieben. Wir wollten das schon seit unserer Jugend – ein eigenes Kino, in dem wir die Filme zeigen können, die wir selber mögen.«
»Was würde dein Vater dazu sagen? Denkst du, es wäre für ihn in Ordnung, dass du das Inselkino aufgibst? Ich meine, er hat hier für die Kinder Tierfilme und er hat für die Erwachsenen Liebesfilme gezeigt, damit sie im Kino knutschen können. Kann man das einfach so aufgeben?«
Er schwieg, schaute sie an und wandte den Blick ab, auf den Boden, auf den Stein, den Fuß des Turmes.
»Ich weiß nicht, was er sagen würde – nein, wahrscheinlich fände er es nicht gut. Aber ich kann auch nicht nur, weil er das Inselkino gegründet hat, für immer hier bleiben. Es ist sein Kino, deswegen steht sein Schild draußen. Ich möchte ein eigenes Kino haben, wir wollen ein eigenes Kino. Eines mit unseren Filmen. Ich kann doch nicht für immer sein Leben leben.«
»Ja, aber man kann auch nicht alles aufgeben, was eine Bedeutung hat. Manche Sachen versteht man erst später oder zu spät, wenn es einem Leid tut.«
»Ich will einfach nicht. Ich will nicht hier bleiben, hier versauern und irgendwann auf der Insel sterben und neben der Düne begraben werden. Ich will was erleben und ich will was erreichen, kannst du das verstehen?«
»Klar kann ich verstehen, dass du was erreichen willst und das hier nicht mehr sehen kannst. Dir ist nach Veränderung, wie mir auch und vielleicht ist es so, vielleicht gibt es dann irgendwann kein Zurück mehr. Aber versprich dir nicht zuviel. Man hat zu mir gesagt, als ich hierher kam, ich solle es mir hier nicht so vorstellen, es sei anders. Das Gleiche kann ich jetzt dir sagen. Stelle es dir nicht so vor. Hier ist es, wie ich es auch gedacht habe und ich wusste, dass es so sein würde. Es ist überschaubar und das ist ein Unterschied. In Hamburg ist es anders. Es zählt nichts, eine gute Idee zu haben. Es gelten andere Regeln.«
»Ich bin keine zwanzig mehr, Elke. Ich weiß, worauf wir uns da einlassen. Aber Hamburg ist eine Medienstadt. Es gibt dort Menschen, die sich für Filme interessieren und nicht nur für Unterhaltung. Deswegen muss ich dort hin, verstehst du? Und Monika will es auch. Seit dem Tod unseres Vaters haben wir daraufhin gelebt, dass wir es machen können. Unser Kino mit einem eigenen Schild. J. & M. Westerbeck wird dort stehen. Es wird unser Kino werden. (...) Genug davon! Warum bist du hier? Ich meine, warum kommt jemand wie du auf die Idee, hierher zu ziehen? Wovor fliehst du?«
»Ich bin nicht geflohen, ich habe mich entschieden, das ist alles. Ich habe eine Veränderung gesucht, es war keine Flucht. Ich wollte hier hierher. Ich war als Kind oft hier, ich kenne die Insel, ich kenne den Turm seitdem ich drei bin. Ich kenne das Meer, wahrscheinlich kenne ich sogar noch deinen Vater. Ich habe hier im Kino »Wo der rote Farn weht« und »Das Drama im Moor« gesehen. Herzerreißende Filme über das Schicksal von Hunden und Pferden. Dein Vater hat Sonntagmittags immer Kinderfilme gezeigt.«
Der Lichtkegel schwebte über das Wasser, die Wellen brachen das kreisende Licht, fächerten es auf und reichten es behutsam von Welle zu Welle weiter. Es sah aus, als wolle das Meer das Licht behalten, aber es blieb nicht dort, erreichte den Strand und wanderte zu den Dünen und ins Dorf. Ihr Kopf wurde schwer vom Bier, den Gedanken, den Rechtfertigungen und den Fragezeichen. Sie schaute zu ihm herüber und sah, dass er mit Daumen und Zeigefinger an seiner Unterlippe knetete. Er blickte dabei aufs offene Meer und bemerkte seine Bewegungen wahrscheinlich nicht.
»Ja, dann warst du wirklich schon mal bei uns im Kino. An die Filme erinnere ich mich gut. Das wusste ich nicht. Tut mir Leid, ich wollte dich nicht angreifen oder aushorchen. Du bist hier, das ist gut und alles andere ist deine Sache.«
»Dann belass es dabei, okay. Wenn es gut ist, dann belass es einfach dabei.«
Sie trank den letzten Schluck aus ihrer Flasche und blickte auf die Uhr. Ohne ihre Reaktion abzuwarten wusste er, was es bedeutete und stand auf.
»Soll ich dich noch nach Hause begleiten?« Er schaute sie an, zog seine Jacke über und warf die halb angerauchte Zigarette auf dem Boden, zertrat die Glut mit einer kreisenden Bewegung seiner Turnschuhe. Kleine Funken stoben auf und erloschen wieder. Er hörte sie auflachen.
»Das ist wirklich nett, aber ich glaube, das ist hier echt nicht nötig. Man könnte hier den ganzen Abend nackt auf dem Fahrrad bis ans Ostende fahren, ohne dass was passiert. Es ist, glaube ich, nicht nötig, dass du mich nach Hause fährst. Außerdem sind es nur knapp drei Minuten bis zu mir.«
»Okay. Aber übertreibe es nicht, das mit dem nackt auf dem Fahrrad fahren. Das verschlechtert deinen Ruf auf der Insel.« Er sah sie an, lächelte und hielt den Kopf leicht zur Seite geneigt. Dann fuhr er sich mit einer Hand über seine Haare, strich sich eine dunkle Strähne aus dem Gesicht.
»Sehen wir uns mal wieder?«
»Ja«, sagte sie, verabschiedete sich, ging zu ihrem Rad und beendete das zweite Treffen mit Jens Westerbeck, Kinobetreiber und zukünftigem Besitzer eines Lichtspielhauses in Hamburg.
Nach diesem Abend sahen sie sich in den nächsten Wochen und Monaten regelmäßig. Sie ging ins Kino, er kam ins Café und ein oder zweimal die Woche trafen sie sich abends am Leuchtturm, rauchten, redeten über Filme und lauschten manchmal schweigend dem Meer. An anderen Tagen fuhren sie mit dem Fahrrad über die Insel zur Seehundstation und wieder zurück zum Turm. Es war an einem Sonntag, die Saison war im vollen Gange und mit jeder Fähre wurden neue Menschen aus dem großen Bug des Schiffes auf die Insel gespuckt. Für die Touristen war es ein Tag der Ruhe und Erholung, für eine Kellnerin und einen Kinobesitzer ein arbeitsreicher Tag, den sie mit einem Feierabendbier am Leuchtturm verabschiedeten. Sie war aufgedreht und brannte darauf ihn zu sehen, um ihm von der Neuigkeit zu berichten.
»Halt dich fest, Jens«, sagte sie.
»Ich sitze doch schon, ich hoffe, das reicht«, lachte er.
»Johanna will nicht mehr. Sie möchte sich zur Ruhe setzen. Sie hat sich eine Wohnung in Bensersiel angesehen und wird dort hin ziehen, das hat sie mir heute Nachmittag gesagt. Nach der Saison ist Schluss für sie.« Ihre Stimme überschlug sich und sie sprach schnell und laut.
»Oh Mann, jetzt gehen sogar die Alten«, sagte er.
»Ja, ich weiß, was du jetzt denkst. Aber hör mir doch mal zu.« Sie legte ihre Hand auf seinen Oberarm.
»Sie hat mir heute angeboten, das Café zu übernehmen. Sie hat gesagt, sie wisse niemanden, dem sie es sonst geben sollte. Und sie wisse, dass es bei mir gut aufgehoben sei. Sie hat gesagt, ich soll es mir überlegen und wenn ich will, dann kann ich es weiterführen und soll ihr monatlich Pacht bezahlen. Geld sei ihr nicht so wichtig, ich soll mir keine Gedanken machen. Oh Gott, ich kann es noch gar nicht glauben.«
Sie machte eine kurze Pause, versuchte ihren Atem zu verlangsamen und die Brüchigkeit der Stimme zu ordnen.
»Du bist gut, Liebes, du passt hierher und du hast ein Herz für das Café und die Insel, hat sie gesagt, verstehst du? Mein Tee sei gut, hat sie gesagt. Das zählt viel, weißt du?«
Er wusste das. Nervös zog sie sich eine Zigarette aus ihrer Schachtel, zündete sie an, zog die Glut soweit nach oben, wie sie es mit einem Atemzug konnte. Ihre Hand zitterte vor Aufregung. Jens spürte die angespannten Muskeln ihres Körpers, legte ihr eine Hand auf den Rücken und schwieg, schaute auf sie, ihre Haare und dann aufs Meer.
»Sie will mir das gesamte Haus geben. Ich soll ihre Wohnung übernehmen und ich soll das Café führen. Sie will es nicht an jemanden verpachten, der irgendwo anders lebt und es nur betreibt. Das Café und die Insel sind eins, hat sie gesagt. Man kann es nur betreiben, wenn man auch hier lebt. Deswegen will sie es abgeben. Wenn sie nicht mehr hier lebt, dann will sie es auch nicht mehr führen. (...) Wir sind die ganze Zeit über gut miteinander ausgekommen, aber das ist der absolute Wahnsinn, damit hätte ich niemals gerechnet. Verstehst, du? Ich werde Besitzerin des schönsten Cafés auf der Insel werden. E. Tschanski, Betreiberin des Stövchens.«
Mit einer Hand schrieb sie ein Schild in den Abendhimmel. Buchstabe für Buchstabe leuchtete vor ihren Augen auf. Der Leuchtturm strahlte in seinem klaren Abendweiß und aus seinem sich drehendem Auge fuhr ein Lichtkegel über die Düne, den Strand, das Meer, den kleinen Ort, betrachtete kurz und fließend das Dach der Kirche und fuhr erneut über die Düne. Eine weiße Möwe erstrahlte für eine Sekunde im nächtlichen Schwarz und verschwand wieder in der Dunkelheit. Sie schaute ihn an, zog an ihrer Zigarette.
»Das ist super«, sagte er. »Ich gratuliere dir und ich glaube, dass Johanna sich keine bessere aussuchen konnte. Sie hat Recht. Du passt hierhin. (...) Es ist ein echtes Angebot. Das Stövchen läuft seit Jahren gut. Die Gäste gehen sogar in den Wintermonaten dorthin. Keine Goldgrube, aber sicherlich genug für ein anständiges Leben. Du solltest es machen, unbedingt. Du wirst es gut machen.«
Er schaute sie an, lächelte, fuhr mit einer Hand über den Rücken ihrer Jacke, versuchte sich den Rücken und ihre Haut darunter vorzustellen. Er zögerte, erstarrte einen Augenblick in seiner Bewegung und sagte zuerst zu sich und dann zu ihr: »Was soll’s. Komm her.« Er nahm sie in den Arm und hielt sie fest, umschlang sie fester, überkreuzte seine Finger auf ihrem Rücken als könne der böige Wind sie einfach wegreißen. Er dachte darüber nach, ihr über die Haare zu streicheln oder sie behutsam auf den Kopf zu küssen, überlegte die Möglichkeit und Unmöglichkeit dieser Geste, unterließ es, verstärkte statt dessen den Druck seiner Arme und schloss für eine Sekunde seine Augen. Irgendwann ließ er sie los, sie setzte sich wieder gerade und schaute ihn an.
»Danke«, sagte sie. »Es ist wirklich lieb, dass du das sagst. Ja, ich werde es machen und ich werde es gut machen. (...) Sag mal, gibt es eigentlich heute kein Bier? Ich könnte echt eins gebrauchen.«
Er zog aus seinem Rucksack eine Flasche heraus, öffnete sie mit seinem Feuerzeug, reichte sie ihr und sie nahm einen Schluck. Sie stellte die Flasche auf dem steinernen Fuß des Leuchtturms ab, etwas zu heftig. Schaum schoss aus dem engen Hals der Flasche, bahnte sich seinen Weg, floss den Bauch der Flasche entlang und in einem Rinnsal über den kühlen Stein des Leuchtturms.
»Du teilst alles mit ihm, was?«, sagte er und lachte.
»Ja«, sagte sie, blickte an der Mauer des Turmes in Richtung Kuppe, die von seinem Bauch verdeckt wurde und sprach weiter, »ich glaube, wenn ich könnte, würde ich alles mit ihm teilen«. Sie schaute Jens an, er wandte den Blick ab und schaute wieder auf die See. Das Meer brandete und es war frisch, ein kühler auflandiger Wind in starken Böen, der von den Menschen Besitz ergriff, sie in dicke Jacken zwängte. Er kannte dieses Wetter, diesen Wind, er war mit ihm aufgewachsen und hatte sich daran gewöhnt. Als Kind schon war ihm nicht kalt gewesen. Anders als den Touristen, die sich bei der ersten Brise in einen dicken Anorak hüllten und mit gesenktem Kopf den Strand entlang liefen. Sie versuchten in einem hilflosen Kampf dem Wind zu entgehen und gingen dann betäubt von dem Wind, der gegen ihre Mützen und Köpfe wehte, in ein Café, rieben sich die Hände, bestellten sich Tee mit Rum oder ohne und hatten das Gefühl, die Natur gespürt zu haben. In den Monaten, in denen man die Natur wirklich spüren konnte, wo aus den Brisen und Böen Stürme wurden, blieben sie daheim und kamen nicht auf die Insel.
»Ich fühle mich wohl bei dir«, sagte er in die böige Stille des Windes und das Meeresrauschen hinein. Er sagte es beiläufig, wie er damals beiläufig gesagt hatte, dass sie Leuchttürme sammle.
»Ja«, sagte sie, »ich weiß. Aber es bleibt die Frage nach der Ursache und der Wirkung, weißt du? Es kann sein, dass du dich wohl fühlst, weil ich da bin. Es kann aber auch sein, dass ich halt immer da bin, wenn du dich wohl fühlst, verstehst du? Das ist ein Unterschied. Es ist entweder ernst oder es ist eine Musik des Zufalls, vielleicht beides. Kennst du die Ursache oder kennst du die Wirkung?« Sie nahm die Bierflasche auf, wischte mit dem Ärmel ihrer Jacke den Bauch trocken und nahm einen Schluck. Dann lachte sie, während sie mit dem Nagel ihres Daumens behutsam das Etikett der Flasche löste, es in der Hand zerknüllte und dann neben die Flasche legte.
»Du bist wirklich eine seltsame Frau, Elke. Du denkst viel nach, glaube ich. Über alle Dinge. Über Großes und über Kleinigkeiten, die für dich von Bedeutung sind.«
»Deswegen bin ich hier, weißt du? Ich möchte rauskriegen, was von Bedeutung ist und was nicht. Es gibt keinen besseren Ort dafür. Das Meer hilft einem dabei. Am Ende werde ich es vielleicht nicht herausfinden, aber ich werde mich verändert haben und alte Freunde werden mich nicht wieder erkennen, sie werden mich nicht mehr verstehen. Sie verstehen mich jetzt schon kaum noch, wenn ich ihnen sage, dass hier alle Uhren Sanduhren sind, deren Fluss manchmal von großen Quarzkristallen verstopft wird, und dass die Zeit dann gar nicht mehr vorwärts schreitet. Es ist wie bei einer Mittsommernacht immer hell, obwohl es hier dunkel wird. Ich gehe früh schlafen, bevor es richtig dunkel ist und stehe wieder auf, wenn es wieder hell wird. Ich verschlafe die Dunkelheit, ich erschlafe mir einen dauerhaften Polartag. So was sage ich ihnen oder schreibe es ihnen. Das hätte ich vor einem Jahr selbst nicht verstanden. Sie erzählen mir von Partys, von Filmen, von Dingen, die mich interessiert haben und ich erzähle ihnen von der Möwe, die jeden Morgen vor meinem Fenster in der Dachrinne sitzt. Sie hat angefangen in unserem Garten zwischen den Schilfgräsern am Teich zu nisten, ein grünweißes Ei vom Gras verdeckt, kaum zu sehen und ich werfe ihr altes Brot in den Garten, damit sie bleibt, sich um das Ei kümmern kann. Sie weiß, dass ich es bin, der ihr das Brot gibt und sie zeigt mir morgens auf der Dachrinne vor meinem Fenster sitzend ihr strahlendes Weiß der Federn und schaut mich aus den knopfartigen Augen an. Meine Freunde fragen mich, wann ich zurück komme und sie werden es nicht verstehen, wenn ich ihnen sagen muss, dass ich hier bleiben werde, dass ich ein Café führen werde, dass ich Sanduhren und Leuchttürme liebe, Tee, Lichtkegel und verstopfte Zeit und dass sich die Zeit für mich nicht schnell bewegen muss. Hier ist alles anders.«
Sie hatte ein Unbehagen gefühlt bei den beiläufigen Worten, dass er sich bei ihr wohl fühle, das Gespräch in eine andere Richtung leiten wollen. Deswegen hatte sie angefangen davon zu erzählen. Sie wollte keine Diskussion beginnen, kein Grundsatzgespräch, keine Offenbarung. Sie wollte, dass es so bliebe. Nicht, wo sie wusste, dass er weg gehen würde, in einigen Monaten, am Ende der Saison. Sie wollte es so halten, wie es derzeit war. Bei dem Leuchtturm, dem Bier, der Einfachheit, den Gesprächen, den Zigaretten. Alles andere roch nach Verwicklung, nach Problemen, nach Schwierigkeiten, die mit einem Verlust enden würden, es roch nach Abenteuern. Bei dem Gedanken an Abenteuer blickte sie unwillkürlich auf ihre Füße, dachte an das Auenland und an einen Hobbit. Sie wollte keine Verwicklung und kein Abenteuer. Es schickt sich nicht, in Abenteuer verwickelt zu werden, dachte sie den Satz des Hobbits. Worte durchbrachen ihre Gedanken.
»Ich muss dir etwas sagen, Elke, etwas Ernstes.« Sie merkte, wie die Bierflasche an Gewicht zunahm und wie sich die Muskeln ihres Körpers wieder anspannten. Sie hörte sich ein lautes »Sag es nicht, zerstör es nicht« denken.
»Sie wollen die Beleuchtung des Turmes in der Nacht abschalten. Ich habe es heute im Inselblatt gelesen. Sie sagen, dass sie sparen müssen, dass dafür kein Geld mehr da ist. Sie wollen ab November, am Ende der Saison, die Beleuchtung vom Leuchtturm ausschalten – einfach so. Ich dachte, ich muss es dir sagen, ehe du es von jemand anderem erfährst.« Er schaute sie an, mit ängstlichem Blick, als mache er sich dafür verantwortlich, als sei es sein Plan. Er sah, wie sie die Bierflasche abstellte, sich eine Zigarette aus ihrer Tasche heraus holte und sie sich anzündete.
»Nein, das können sie nicht tun. Er sieht so groß aus, wenn er beleuchtet ist. Das können sie nicht tun.« Ihre Stimme klang aufgeregter, schriller, spitzer; er hatte ihre Stimme bislang noch nie so gehört.
»So eine Scheiße, das ist nicht wahr, oder?«
»Doch, leider. Ich habe es gelesen. Es ist noch nicht endgütig. Die Inselverwaltung hat gesagt, dass man es machen wird. Sie sind nicht autonom, es ist drüben, es ist auf dem Festland beschlossen worden. In dem Artikel stand, dass man sogar überlegt, den Leuchtturm ganz außer Betrieb zu nehmen. Die Schiffe haben GPRS, man kann sie zentimetergenau durch die Meerengen führen, es gibt eigentlich keinen Grund mehr für Signale und Leuchtfeuer. Es sind Relikte, Touristenattraktionen. Vor zwölf Jahren haben sie ein neues System eingebaut, seitdem gibt es keinen Leuchtturmwärter mehr. Er lebt unten, wenn man zur großen Ostdüne fährt und trinkt. Alkohol war schon immer ein Thema hier auf der Insel. Sie haben ihn ausgeschaltet. Jetzt wollen sie vielleicht den Leuchtturm ganz abschalten. Aber zunächst wollen sie die Abendbestrahlung ausmachen. Ich weiß nicht mehr genau, wie viel Kilowatt das verbraucht, es war nicht furchtbar viel, aber es kostet sie umgerechnet 20.000 Euro im Jahr und das ist zuviel.«
Er schaute sie an, stieß mit der Fußspitze ein Stück getrockneten Kots einer Taube vom Fuß des Leuchtturms in die beginnende Böschung der Düne. Sie zog sich den Reißverschluss ihrer Jacke unter das Kinn, rauchte, trank einen Schluck aus ihrer Flasche und schüttelte sich.
»Es ist kalt geworden, ich muss darüber nachdenken, was du erzählt hast. Aber wenn das so ist, dann müssen wir was machen, hörst du? Das kann nicht sein, dass können wir nicht mit uns machen lassen. Man darf sich einfach alles nehmen lassen, was Bedeutung hat.« Sie stand auf und reichte ihm die Bierflasche.
»Ich fahre jetzt nach Hause. Ich melde mich morgen bei dir, ist gut?«
Sie wartete seine Antwort nicht ab, stand auf, umarmte ihn und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann sah er ihr zu, wie sie zu ihrem Fahrrad ging, es aufschloss, den Dynamo gegen das Hinterrad drückte und im Kegel eines sich entfernenden Lichtes in der Dunkelheit verschwand. Zuletzt war nur noch das surrende Geräusch des Dynamos zu hören. Den Lichtkegel hatte eine Biegung in den Dünen geschluckt. So endete ein weiterer Abend mit Elke Tschanski, zukünftiger Besitzerin des Stövchens und der Frau, die ihre Biere mit und unter Leuchttürmen teilt.
Er blieb sitzen, trank sein Bier aus, schnippte mit der Fußspitze weiteren Taubenkot in die Dünen, zündete sich eine weitere Zigarette an und dachte nach. Elke Tschanski, diese merkwürdige Frau, in deren Gegenwart er sich wohl fühlte, begann ihn für etwas zu interessieren, was er Zeit seines Lebens für egal und selbstverständlich gehalten hatte. Er dachte darüber nach, ob er sich tatsächlich davon anstecken ließ, ob es um den Turm oder um sie ging oder um beides. »Wie war das noch mit der Ursache und der Wirkung«, dachte er. Ging es um den Turm oder ging es um sie oder um beides? Er dachte nach, während er den lärmenden Möwen zuhörte, die er auch für selbstverständlich und entbehrlich hielt, wie die Beleuchtung eines Turmes, für dessen Funktion niemand mehr Verwendung hatte. Als er noch ein Kind gewesen war, hatte er mit Steinen nach Möwen geworfen und brütende Möwen aus ihren Bodennestern gejagt. Ihm wäre niemals in den Sinn gekommen, sie mit Brot zu füttern. Er dachte darüber nach, dass er ihr noch etwas anderes sagen wollte, aber sie war überstürzt aufgebrochen. Er hatte ihr noch erzählen wollen, dass übermorgen ein wichtiger Tag sei, dass er die Bilanzen durchforsten würde und es sich übermorgen entscheiden würde, ob er noch drei Monate bliebe oder aber früher, schon in einem Monat, vielleicht sogar noch früher, sofort oder in ein zwei Wochen die Insel verlassen würde. Er dachte an seine Bilanzen, folgte dem Lichtkegel des Leuchtturms, der über das Meer zog, hörte Möwen und dachte an den Moment, an dem er die Augen geschlossen und sie gespürt hatte. Irgendwann fuhr er nach Hause und wachte früh am nächsten Morgen auf. Sein Puls raste und er fühlte sich matt und unausgeruht. Er hatte von einer Möwe geträumt, die nicht schläft, die sechs Monate durch einen Polartag flog, niemals landete und irgendwann zu erschöpft war, um noch weiter zu fliegen. Als sie ihre Flügel einzog und bereit war, sich vom Himmel fallen zu lassen, wachte er mit einem Ruck auf. Er duschte kalt, um sich zu erfrischen und trank einen Kaffee.Sie meldete sich nicht an diesem Tag und als er am darauffolgenden spät abends nach der letzten Vorstellung seinen Anrufbeantworter abhörte, war nur eine kurze Nachricht auf Band.
»Ich bin’s, Elke. Ich kann heute nicht. Sei nicht böse, ich werde mich bei dir melden. Ich habe zu tun. Mach’s gut.« Ein Knacken beendete die Nachricht. »Sie ist keine große Telefoniererin«, schoss es ihm durch den Kopf und er dachte darüber nach, ob er sie noch anrufen sollte, wegen der Bilanzen am kommenden Tag, verwarf den Gedanken und stellte den Fernseher ein, bevor er zu Bett ging. Als er am nächsten Tag zum Kino kam, hing ein Zettel an der Tür.
»Heute Abend am Turm. Gruß, Elke.« Er musste lachen bei dem Gedanken, dass sie auch keine große Nachrichtenschreiberin war, bemerkte aber seine Freude über den Zettel und steckte ihn in seine Jackentasche, darauf achtend, dass er nicht zerknitterte.
Den Tag über verbrachte er zwischen Filmspulen und Projektoren, seinem Kassenhäuschen und dem kleinen Gastronomiebereich. Zwischen dem Nachmittagsfilm und der Abendvorstellung saß er in seinem kleinen Büro und rechnete. Am Ende war er aufgeregt, ging zum Kühlschrank und machte sich ein Bier auf. Es würde reichen. Anfang des nächsten Monats würde er die Insel verlassen können und ein neues Leben würde beginnen. Mit dem Geld für die Verpachtung des Kinos und der Vermietung seiner Wohnung, konnten sie das kleine Kino übernehmen, das man ihnen angeboten hatte. Er rief seine Schwester an, aufgeregt und froh. Als sie sich mit Namen meldete, sagte er:
»Wir gehen jetzt rein, Trinny. Schalte die Simulation an. Ich werde in drei Wochen neben meinem Telefon darauf warten, das du mich aus der Inselmatrix holst.« Dann berichtete er ihr von den Bilanzen, von den guten Einnahmen des Gastrobereiches und sie lachten, besprachen das erste Programm, die Eröffnung und die Werbung, die sie machen wollten.
Als er am Abend zum Turm kam, saß sie schon da, stand auf und umarmte ihn zur Begrüßung, bevor sie sich wieder auf den Fuß des Leuchtturms setzte.
»Tut mir Leid wegen gestern. Ich musste noch einiges erledigen, deswegen konnte ich nicht.«
»Ist ja nicht so schlimm, ich hab deine Nachricht ja bekommen.« Er nahm wie üblich zwei Flaschen Bier aus seinem Rucksack, öffnete sie, reichte ihr eines.
»Heute bin ich zuerst dran«, sagte er. »Ich habe die Bilanz erstellt. Es wird reichen, früher als ich gedacht habe. So wie es aussieht, werde ich in drei Wochen den Laden dicht machen. Wir werden mit unserem Programmkino früher starten können als geplant. So können wir noch einen Teil des Sommergeschäftes mitnehmen. Das Kino hat einen kleinen Innenhof, dort können wir eine Leinwand aufstellen und mit einer Open-Air-Reihe beginnen. Es ist wichtig, dass wir einen guten Einstand haben«, sagte er. Sie blickte zu ihm herüber, weitere Erklärungen abwartend. Aber was er zu sagen gehabt hatte, hatte er gesagt. Sie sah, dass er sich mit der rechten Hand über den Nacken fuhr. Als er ihren Blick nicht mehr ertragen konnte, bat er sie um eine Zigarette, die sie umständlich aus ihrer Jacke heraus holte und ihm reichte.
»Das ist absolute Scheiße, was du da erzählst, hörst du? Ich meine, ich habe fest mit dir gerechnet und dann erzählst du mir so mir nichts dir nichts, dass mit dir nicht mehr zu rechnen ist.« Sie war laut geworden. Ihre Aggressivität überraschte ihn, auch wenn sie in seinen Augen nie den Eindruck einer einfachen Frau hinterlassen hatte. Er hatte sie nachdenklich, schön und seltsam gefunden. Dass sie aggressiv sein konnte, war für ihn eine neue Qualität der Elke Tschanski, Besitzerin des Stövchens und Freundin von Möwen.
»Ach ja, du hast also mit mir gerechnet? Bei was denn, um Himmels willen? Beim Retten deines verschissenen Leuchtturms oder was?«
»Ja genau, es geht um den Leuchtturm. Es geht aber auch um mehr, wenn du das noch nicht verstanden hast. Es geht eigentlich um alles. Wenn du nicht mitmachst, dann löst sich alles auf, dann ist es egal.« Sie war atemlos, schaute ihn mit geneigtem Kopf und einem Ausdruck in den Augen an, den er noch nicht von ihr kannte.
»Weißt du, ich mache Pläne, überlege und ganz selbstverständlich beziehe ich dich da mit ein, weil ich dachte, dass du das verstehst, dass du wenigstens noch einige Zeit hast. Vielleicht habe ich mir sogar noch mehr Zeit von dir gewünscht. Aber klar, ich hatte ja ganz vergessen, dass es um viel Wichtigeres geht. Du musst ja das neunundzwanzigste Programmkino für blöde europäische Filme in Hamburg eröffnen. Hier kann ruhig das Licht ausgehen, das spielt ja keine Rolle. Du schließt einfach das Kino deines Vaters und der Leuchtturm ist auch egal. Es ist egal, dass wir uns hier treffen und es ist egal, dass auf der Insel niemand mehr abends zum Knutschen ins Kino gehen kann. Dafür bist du ja in Hamburg, wo man an jeder Ecke in ein Kino gehen kann. Hier nicht. Hier ist es wichtig, dass du das Kino betreibst und wenn die Leute das noch nicht kapiert haben, dann bringen wir es ihnen eben bei.« Ihre Stimme war weicher geworden, die erste Wut und Enttäuschung waren im Rauschen der Brandung vom Wind aufs offene Meer getragen worden. Auch er wurde ruhiger.
»Wie willst du das machen, Elke? Wie willst du den Leuchtturm retten? Willst du eine Lichterkette bilden, Unterschriften sammeln und einreichen, von vierhundert Insulanern ohne Lobby? Oder willst du auf dem Stadtfest selbstgebackenen Kuchen verkaufen und den Erlös für die Beleuchtung des Turmes verwenden? Du kriegst keine Unterschriften zusammen und für den Kuchen kriegst du zweihundert Euro – du brauchst aber zwanzigtausend! Willst du kleine Tonmodelle vom Turm herstellen und sie verkaufen, so wie du sie selber kaufst? Wie willst du den Insulanern, die nie ins Kino gehen, auf einmal das Kino beibringen. Wie willst du den Leuchtturm retten, kannst du mir da mal sagen?« Er warf die Zigarette auf den Boden, trat sie nicht aus, beobachtete die verglimmende Glut und den fadenförmigen dunkleren Rauch aus dem anbrennenden Filterrest. Er schwieg und fühlte sich unbehaglich. Der Verlauf des Gespräches war anders, als er ihn sich gewünscht hätte und er fragte sich, was er eigentlich erwartet hatte. Wollte er ihre Zustimmung, hatte er von ihr Begeisterung erwartet? War es nicht schon vorher so gewesen, dass er sich gefürchtet hatte, ihr davon zu erzählen? »Ja«, hörte er sie sagen, weit weg, ihn aus seinen Gedanken wieder in das Gespräch zurückziehend.
»Ich kann es dir sagen. Ich kann dir keine Lösung bieten, aber einen Plan, für den es sich verdammt noch mal zu kämpfen lohnt. Wir werden keine Lichterkette machen und keinen Kuchen auf dem Sommerfest verkaufen. Das bringt nichts, da hast du Recht. Modelle herzustellen ist mir noch gar nicht eingefallen. Das müssten wir in Ruhe durchdenken und durchkalkulieren. Aber es gibt jede Menge weiterer Möglichkeiten. Ich habe nachgedacht, ich habe zwei Tage nachgedacht und habe mit Johanna hin und her diskutiert und Felix und weitere Freunde von mir angerufen. Einen Teil des Geldes kriegen Johanna und ich alleine zusammen, wenn ich die ersten Monate die Pacht nicht bezahlen muss. Über Geld solle ich mir keine Gedanken machen, hatte sie gesagt. Als ich ihr das mit dem Leuchtturm erzählt habe, und dass wir Geld dafür brauchen, war sie sofort dabei. Die Einnahmen des Cafés brauche ich größtenteils zum Leben. Alles, was darüber hinausgeht, können wir spenden. Sie hat genug, sagt sie. Sie kommt zurecht. Sie würde notfalls ganz auf die Pacht verzichten. Aber das alleine reicht nicht. Also brauche ich dich. Es ist kein Zufall, dass wir uns hier kennen gelernt haben. Es musste so sein, weil sie sonst, ohne dich und ohne mich, einfach den Leuchtturm ausmachen würden. Wir sind hier, wir haben uns kennen gelernt, weil wir das nicht zulassen dürfen und weil es außer uns keiner sonst macht. Aber ich kann das nicht ohne dich. Du hast Ahnung von Filmen. Du weißt, was ein guter Film ist, dann weißt du vielleicht auch, wie man einen guten Film macht. Jedenfalls kennst du Leute. Du willst Abschlussfilme von Akademieabsolventen zeigen? Okay. Das kannst du auch hier machen oder so etwas ähnliches jedenfalls. Ein alter Freund von mir, Felix, war auf der Akademie. Ich habe mit ihm telefoniert. Er hat derzeit nichts zu tun. Er würde sofort kommen, aber ich dachte, du und ich, wir kriegen das alleine hin. Wir können Felix Kamera bekommen und wir kriegen Filmmaterial. Nicht mehr taufrisch, aber erst einmal bespielt. Wir werden einen Film über den Turm drehen. Schneiden und digitalisieren können wir ihn dann an den Pulten in der Akademie. Felix wird uns dabei helfen müssen, er ist Cutter, er kennt da noch Leute. Wir werden den Leuchtturm zeigen, wie er morgens aussieht, wenn er klein und verschlafen wirkt, wir filmen ihn nachts in seinem strahlenden weiß. Wir verfolgen den Lichtkegel, den er wirft, werden jedes einzelne, angestrahlte Gebäude filmen, den Strand, die Möwen, alles. Wir rollen seine ganze Geschichte auf und wir interviewen Insulaner und den alten Leuchtturmwächter. Wir werden einen Dokumentarfilm drehen über den Turm, seine Geschichte, über alles. Die Schiffe, die er gerettet hat, die Arbeiter, die beim Bau ums Leben gekommen sind. Wenn ihn das Fernsehen nicht will, dann werden wir ihn bei dir im Kino den Touristen zeigen. Vielleicht zeigen wir ihn auch gar nicht im Kino, sondern machen ein Open-Air-Kino und verwenden die Wand des Leuchtturms selbst als Projektionsfläche oder wir präsentieren den Film von der Kuppe des Leuchtturms aus mit einem Projektor. Altes Licht, das keiner mehr braucht und das ins Nichts der See projiziert wird im Gegensatz zum neuen Licht der Filme aus den Projektoren, das auf Wände und Oberflächen projiziert wird. Sicherheit gegen Illusion, Bestand gegen ständige Veränderung. Das ist dein Part. Du musst sagen, was machbar ist und gut aussehen würde und wie wir es bewerben müssten, um auch über die Insel hinaus darauf aufmerksam zu machen. Mit den Einnahmen werden wir die ganze verschissene Lichtanlage kaufen und ihn weiterhin anstrahlen. Wir kaufen die Anlage der Gemeinde ab und zahlen die Stromrechnung selbst. Du, Johanna und ich. Eine Touristenattraktion sei der Leuchtturm, hast du gesagt, ein Relikt aus alten Zeiten. Genau das, was die Menschen hier suchen. Ruhe, Vergangenheit, die Beständigkeit des Meeres und ein bisschen Kitsch. Dann werden die Leute auch einen Film darüber sehen wollen. Auch die Insulaner werden einen Film sehen wollen, in dem sie ernst genommen werden und ihre Geschichten erzählen können. Sie werden jedem Urlauber von dem Film erzählen und ihn empfehlen. Du wirst den Film das ganze Jahr über zeigen können in einem der beiden Kinos. Aber dafür brauche ich dich. Ich brauche dich hier und nicht in Hamburg! Denk bitte darüber nach, du weißt, wo du mich erreichen kannst.
Wenn du nicht mitmachst, dann bricht wahrscheinlich alles zusammen, dann betrachte unsere Freundschaft als gegessen. Dann geh nach Hamburg und mache dein Open-Air-Kino für Studenten auf. Ich wünsche dir dafür Glück, ehrlich. Aber dann brauchst du dich nicht mehr zu melden, dann reden wir nicht über das Gleiche, wenn wir über Bedeutung reden.« Sie stand auf, ließ ihn, Jens Westerbeck, einen ratlosen Kinobesitzer, sitzen und ging. Er hörte zuletzt das Summen ihres Dynamos. Den Lichtkegel ihrer Lampe, ein Licht zur Sicherheit, eines, das eine Bedeutung hatte, wurde durch die Biegung einer Düne geschluckt. Wenn sie aus dem Fenster schaut, kann sie ihn sehen. Wenn sie die Augen schließt, weiß sie, dass er da steht, sie sieht ihn dann noch immer. Im sanften Licht der Abendsonne scheint er zart und zerbrechlich zu sein, rötlich eingetaucht, verletzbar.
Im Schein der nächtlichen Strahler wechselt er seine Farbe zu einem klaren weiß, hart, sich gegen die Dunkelheit stemmend. Abends, wenn er beleuchtet ist, erscheint er unwirklich größer als am Tag.
»Man darf sich nicht einfach alles nehmen lassen, was Bedeutung hat, hast du gesagt und du hast Recht. Aber man kann Bedeutungen nicht gegeneinander abmessen, man kann es einfach nicht, auch, wenn man es sich wünscht, wenn man sich manches anders wünscht. Ich habe nachgedacht über das, was du gesagt hast und wie du die Insel siehst. Ich kann nicht einfach weg, ich kann aber auch nicht bleiben. Ich kann dir also nicht helfen, aber ich will dich auch nicht hängen lassen. Ich werde ... ach, ich weiß nicht ...«, hatte Jens Westerbeck Elke Tschanski am nächsten Tag am Ende des Telefonats gesagt und dann aufgelegt. Ein paar Tage später hatte sie einen Brief mit einem Schlüssel und mit Anweisungen in ihrem Briefkasten gefunden. Der Schlüssel passte zu einer grünen Tür. Einer grünen Tür, die fast so quietschte wie die des Stövchens. Als Felix sie eine Woche später aufschloss, verschlug es ihm den Atem und er lachte. Er lachte und Elke lachte mit ihm.
Tag der Veröffentlichung: 15.09.2010
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