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Das war für mich im doppelten Sinne ein besondere Tag!

Ich musste zum Gynäkologen, eigentlich nur eine Vorsorgeuntersuchung, die für mich anders endete wie erwarte! Mein Gynäkologe untersuchte mich und meinte: „Da ist was das ich genauer untersuchen muss.“ Panik erfasste mich! Er nahm das Ultraschallgerät, verteilte das Gel auf meinem Bauch und begann mit der Untersuchung. Dann stand er wortlos auf und verließ den Raum. Eine Sprechstundenhilfe kam und sagte: „Sie können sich anziehen wir müssen aber noch eine Urinuntersuchung machen, zur Absicherung.“ Ich schaute sie erstaunt an, sollte es sein, nach über 4 Jahre? Sie gab mir einen Becher, den ich wenig später  gefüllt  ins Labor stellte. Ich ging schnell zum Auto die Parkuhr umstellen. Kaum war ich zurück in der Praxis, als ich schon ins Sprechzimmer gerufen wurde. Mein  Doktor saß auf der Ecke vom Schreibtisch und fragte mich, mir ein kleines Plastikteil vor die Nase haltend: „Wissen sie was das ist?“ Ich zuckte mit der Schulter und starte auf das Plus in diesem Ding. „Dies ist das erste Plus ihres Kindes. Sie sind schwanger ich vermute so 10 – 12 Woche. Warum haben sie nichts gesagt?“ „Schwaschwaschwanger?“,  stotterte ich „ Das kann nicht sein. Ich hatte letzte Woche erst meine Tage.“  Zur gleichen Zeit geschockt und glücklich stand ich auf und verließ wortlos die Praxis das musste ich erst mal verdauen.

In der Nacht saß ich dann in unserer Wohnung und wartete darauf, dass mein Mann heim kam. Er stürmte ins Wohnzimmer und schrie: „Hast du gehört! Die Mauer ist weg!“ Ich starrte ihn an und fragte: „Wie die Mauer ist weg? Ist da einer reingefahren?“  Er bekam einen Lachanfall und schaltete den Fernseher ein. Bilder von johlenden und schreienden Menschen sprangen mich an, ich konnte das nicht einordnen. Dann irgendwann sah ich, dass sie auf der Mauer in Berlin standen, im Hintergrund das Brandenburger Tor. Ganz ehrlich im Moment dachte ich: Das ist mir sowas von egal. Ich schaltete den Fernseher aus ohne einen Ton zu sagen. Mein Mann starte mich an und fragte: „Was ist denn mit dir los?“ „Ob du es glaubst oder nicht aber unsere Tochter bekommt ein Geschwisterchen.“, war alles was ich sagen konnte. In dem Moment klingelte unser Telefon. Mein Göttergatte ging ran und das nächste was ich hörte war: „Scheiß was auf den Mauerfall. Ich werde Vater!“ Er hing ein und kam auf mich zu nahm mich zärtlich in den Arm und küsste mich. Dann fragte er: „Stimmt das wirklich?“ Alles was ich konnte war nicken denn mir war als wäre mein Hals wie zugeschnürt, Tränen verschleierten mir die Augen denn mir wurde auf einmal bewusst das wir seit unsere Tochter geboren wurde auf diesen Moment gewartet haben. Wir schalteten den Fernseher wieder ein und ließen uns von der Freude die überall herrschte mitreißen. Irgendwann fragte ich meinen Mann dann: „Ob ich je durch das Brandenburger Tor gehen kann?“ Ich kannte es ja nur von einer Klassenfahrt 1980 und konnte mir trotz der Bilder nicht vorstellen, dass ich irgendwann diesen Traum erfüllt bekäme

So erlebte ich den 9.11.1989, für mich kam aber der eigentliche Höhepunkt des Mauerfalls erst am 9.Juli 2011. An diesem Tag ging ich zum ersten Mal durchs Brandenburger Tor, mit Tränen in den Augen, zitternd, meinen Jüngsten am Telefon, einen guten Freund in der Nähe und unendlich glücklich. 

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Texte: Linda Blue
Bildmaterialien: T.S. und Linda Blue
Tag der Veröffentlichung: 02.10.2013

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