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Das Spiel




Der Regen trommelte sachte an das Fenster, dahinter verzerrt zu sehen das kindliche Gesicht eines Mädchens. Mit gelangweiltem Ausdruck starrte sie auf die Straße hinab. Sah den Menschen zu, wie sie schnell unter ihren bunten Regenschirmen vorbei liefen. Hastig schritten sie die Straße hinab um so schnell wie möglich ins Trockene und Warme zu gelangen.
Traurig wandte sie sich ab und blickte suchend in ihrem Zimmer umher. Schritt von einer Ecke in die andere. Öffnete so manche Schranktüren und wühlte darin.
Unzufrieden näherte sie sich der Zimmertüre. Nur langsam und auf Zehenspitzen. Bedacht leise zu sein drückte sie die Schlänge vorsichtig hinunter. Mit keinem einzigen Laut schwang die Tür nach innen auf und offenbarte den Blick auf einen nur spärlich erleuchteten Korridor.
Eine Tür weiter fällt durch einen kleinen Spalt etwas Licht in den Flur. Das kleine Mädchen hob zögernd die Hand um an zu klopfen. Kaum hatten ihre Knöchel das Holz berührt öffnete sich die Türe.
Nur um einen kurzen Blick auf die Person zu werfen, die ihn bei der Arbeit gestört hatte, hob der ältere Junge den Kopf. Genervt drehte er sich auf seinem Stuhl um und sagte: „Lucy! Lass mich endlich in Ruhe! Ich hab keine Zeit für dich!“ Mit hängendem Kopf machte das Mädchen Kehrt und schlich wieder hinaus.
Lange blieb sie unbewegt vor der nächsten Türe stehen. Überlegte, ob sie einfach so eintreten sollte. Mehrmals hob sie die Hand und ließ sie wieder sinken.
Mutlos wandte sie sich um und setzte sich auf die nahe Treppe. Stützte den Kopf in die kleinen Hände und sah trotzig gerade aus.
Da sprang in ihrem Rücken plötzlich eine Tür auf. Das Mädchen drehte sich um und sah Jeremy, ihr anderer Bruder, zum Bad laufen, gerade als sie ihn ansprechen wollte, zischte dieser nur: „Nein Lucy, lass mich in Ruhe! Du nervst heute schon den ganzen Tag! Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?! Nerv jemand Anderen…“
Frustriert drehte sie sich auf dem Absatz um und möchte weglaufen.
Nur wo sollte sie hin?
Ein paar Tränen kullerten dem Mädchen aus den Augen und bevor sie richtig anfangen würde zu weinen, zog sie sich lieber schnell zurück. Ihr kam die kleine Luke mit der hinaufführenden Holzleiter zum Dachboden in den Sinn. Und schon rannte sie an den Türen, hinter denen sich ihre älteren Brüder verschanzten vorbei. Als sie an dem Fuß der steilen Treppe stand fragte sie sich ob sie da wirklich hoch klettern sollte. Aber da fielen ihr wieder ihre Brüder ein, die sie einfach ignorierten und nichts mit ihr zu tun haben wollten. Die Tränen drohten ihr wieder über die Wangen zu laufen, doch da hatte sie schon den Fuß auf die erste Stufe gesetzt. Dort würde sie niemand finden. Genau das brauchte sie jetzt.
Stickige Luft empfing sie dort oben. Die aufgestaute Hitze trieb ihr den Schweiß auf die Haut. Ein kleines Fenster warf einen kalten Lichtstrahl in den Raum. Auf dem Dachboden setzte sie sich einfach auf den staubigen Boden. Ohne etwas zu denken liefen ihr Tränen die geröteten Wangen hinunter, doch dann wischte sie diese demonstrativ beiseite. Mit erhobenen Kopf und etwas geröteten Augen erhob sie sich. Spaßeshalber fuhr sie mit einem ihrer kurzen Finger über eins der instabil wirkenden Regale und blies das Staubknäul in die Höhe. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen und hielt an, als sie die vielen alten, sogar fast antiken, Sachen erkannte.
Voller Freude fing Lucy an einen dieser alten Schreibtische zu durchsuchen. Zog die vielen unterschiedlich großen Schubfächer auf. Kramte ein bisschen darin und schob sie wieder geräuschvoll und mit ein wenig Kraftaufwand wieder zu. Auf der massiven Tischplatte stapelten sich massenhaft Kisten versehen mit der Aufschrift Krimskrams.
Doch die Kisten interessierten sie kein bisschen. Mit Schwung hievte sie die größte auf den Boden. Und die anderen Folgten bald darauf. Leer geräumt wirkte der Tisch sogar heimlich. Sie sah sich auf dem geräumigen Dachboden um und zog bald darauf einen der Stühle herbei. Stellte diesen hinter den Tisch und setzte sich darauf. Ihr Kopf ragte kaum über die Tischplatte hinaus und so erhob sie sich wieder. Schmiss den viel zu kleinen Stuhl ein wenig zu kraftvoll beiseite. Mit einem lauten Krachen begrub er unter sich eins der wackeligen Regale.
Anfangs hatte sie Angst in der weniger beleuchteten Ecken auf ein Krabbelvieh, wie zum Beispiel eine monströse Spinne zu stoßen. Doch dann, ganz langsam machte sie einen Fuß vor den anderen näherte sich der Absturzstelle. Mit prüfendem Blick betrachtete sie den angerichteten Schaden. Schob ein paar der losen Bretter beiseite und fand nun schließlich einen merkwürdigen Gegenstand.
Kräftig blies sie den Staub von dem Ding und erkannte, dass es sich nur um ein einfaches und schlichtes Spiel handelte. Vorsichtig und mit zitternden Fingern steckte sie ihre Hände danach aus. Sie hatte aus irgendeinem Grund das Gefühl dieses Spiel nicht kennen zu dürfen, doch ihre Neugier gewann.
Hinter ihr ertönte ein Knacken und vor Schreck ließ sie das Spiel fallen. Der ganze Inhalt purzelte aus dem Karton und verteilte sich über den Laminatboden. Ein Scheppern ertönte auf dem ganzen Dachboden und ließ den ganzen Raum hohl wirken.
Mit wild klopfenden Herzen versuchte sie schnell alles wieder in die Box zu schieben doch ihr Blick blieb auf dem Spielfeld hängen.

Nachbarsmädchen




Regen prasselte auf sie hinunter. Tropfte von ihren blonden Haaren ins Gesicht. Der Regenschirm, den sie fest mit einer Hand umklammert hielt, wurde immer wieder vom Wind davongezerrt. Schlechtgelaunt schlenderte sie die Straße entlang. In einem kleinen Körbchen noch ofenfrische, lecker duftende Cupcakes. Sie war erst vor kurzem in diese Straße gezogen und sollte heute die gebackenen Cupcakes an die neuen Nachbarn verteilen. „Warum heute?“ fragte sie sich und wiederholte diese Frage immer wieder, bis es wie ein Chant klang. Total durchnässt erreichte sie die Stufen der Veranda und stieg zur Türe hinauf. Ein kleines Vordach verhinderte, dass noch mehr Wasser auf den Cupcakes landete. Mit ihrer vor Kälte klammen Hand drückte sie gegen den kleinen Knopf. Ein lautes Klingeln ertönte im inneren des Hauses. Und schon bald darauf erschien das nette Gesicht einer schon etwas älteren Dame zwischen Tür und Angel. Als sie das arme Mädchen erblickte, das draußen in der Kälte stand bat sie diese freundlich herein.

„Ding Dong“ machte es da an der Tür. Erschrocken fuhr Lucy hoch. Sie hatte noch ein paar Spielfiguren und Karten in der Hand, die sie jedoch gleich in die Box fallen ließ. Sie sprang auf wie von einem Geist besessen und rannte hinunter. Erst die Treppe runter, dann durch den Flur und in ihr Zimmer. Sie hatte das unerträgliche Gefühl, als dürfte sie nicht von dem Spiel wissen…
„Lucy?“ rief da ihre Mom von unten. Ohne zu überlegen rannte sie eine Treppe nach unten in die Küche, da redete ihre Mom gerade mit einem fremden Mädchen.
„Ja, dieses Wetter heute ist wirklich nicht schön. Hast du vielleicht Lust zu Kafee und Kuchen zu bleiben?“
„Ich möchte wirklich keine Umstände machen. Die Cupcakes sollte ich ihnen von meiner Mutter bringen, als kleines Geschenk, da wir neu in diese Straße gezogen sind. Wir sind ja jetzt Nachbarn.“
„Vielen Dank!“ antwortete ihre Mutter großherzig und machte eine Geste zu dem Küchentisch. „Oh Lucy, da bist du ja. Das hier ist Chloe das neue Mädchen von Nebenan. Sie sind in das Haus der Carters gezogen.“
Erfreut und mit einem strahlendem Lächeln im Gesicht sieht Lucy Chloe an, die lächelt etwas schüchtern zurück.
„Ich werde mal die Jungs holen gehen.“ Sagte Lucys Mom zu den beiden.
„Sie werden dich sicher genauso anschnauzen wie mich den ganzen Tag. Mit denen ist heute nicht gut Kirschen essen. Lass sie lieber in Ruhe.“
„Wir haben hier einen Gast, da werden sie wohl mal kommen müssen.“ Mit diesen Worten marschierte sie aus der Küche.
„Deine Brüder scheinen ja nicht gerade sehr nett zu sein.“ Schließt Chloe, die Lucy gegenüber steht.
„Meistens sind sie ganz in Ordnung, ich weiß nicht was heute mit ihnen los ist…“
„Wie alt sind die beiden?“
„Ethan ist 17… und Jere, ist glaub´ ich 15…“

Ein paar Momente des Schweigens und mustern des jeweils anderen, kam Lucy zu dem Entschluss Chloe zu mögen. Sie hatte lange blonde Haare und blaue Augen. Lucy dagegen hat schulterlange braune Haare, mit denen sie eher Jeremy ähnelte als Ethan.
Keiner wusste was er sagen sollte, doch dann kam die Rettung. Geräuschvoll trat Jeremy in den Raum. „Hi!“ grüßte er das fremde Mädchen und ein strahlendes Lächeln folgte diesen Worten. Er führte Chloe wortlos an den Tisch und tat ihr einen ihrer mitgebrachten Cupcakes auf einen Teller. Für sich selbst holte er auch einen und biss herzhaft hinein. Sprachlos stand Lucy daneben und beobachtete die Szene skeptisch. Chloe schien sichtlich verlegen zu sein. Nur zögerlich biss sie ein kleines Stückchen ab. Lucy verging der Hunger auf Kuchen, als sich auch noch ihr ältester Bruder an den Tisch begab und ohne auch nur ein Hallo zu futtern begann.
Ethan schaufelte drei von dem lecker aussehenden Gebäck in sich hinein und verschwand dann genau so wortlos, wie er auch gekommen war.
„Und Chloe? Wie gefällt es dir hier?“ fing Jeremy den Smalltalk an.
„Eigentlich ist es hier schön.“ Antwortete Chloe „Alles bis auf den Regen“ fügte sie noch mit einem umwerfend aussehenden Lächeln hinzu. Jeremy errötete leicht und auch Lucy fiel es auf. Schnell schnappte sie sich den Arm von Chloe und zerrte sie mit sich.
„Tja ich weiß, die Jungs sind total nervig.“ Sagte Lucy zu Chloe, wobei sie ihrem Bruder einen bösen Blick zu warf, den Blick den sie jedoch traf hätte beinahe töten können.
„Äh, also…“ wollte Chloe ansetzen, doch sie kam nicht zu Wort.
„Komm wir machen jetzt zu zweit etwas Cooles.“
Sie hatte die geniale Idee das Spiel auf dem Dachboden aus zu probieren und da so was schlecht alleine geht, könnte sie das nun mit Chloe machen.
Doch nicht nur Lucy fand das neue Mädchen interessant auch ihr Bruder Jeremy hatte gefallen an ihr gefunden. Ohne das eines der beiden Mädchen es mit bekam, schlich er ihnen hinter her.
Was wollte seine Schwester Chloe nur zeigen? Gerade hatte er sich so gut mit ihr verstanden.
Lucy derweil fing sofort wieder an zu reden, als sie außer Reichweite der Küche waren.
„Ich habe ein total altes Spiel auf dem Dachboden gefunden! Ich habe es mir noch nicht so genau ansehen können, aber es ist bestimmt toll! Beeil dich, dann können wir es noch zu Ende spielen bevor du gehen musst.“
„Und die Cupcakes?“ fragte Chloe etwas überrumpelt.
„Die werden hier sicher auch leer.“
Nun war auch Jeremy klar, was seine Schwester vorhatte. Vielleicht bekam er ja eine Möglichkeit mit zu spielen. Und das machte er nicht nur weil ihn das Spiel interessierte…

Auf dem Dachboden angekommen stürzte Lucy sofort zu dem noch ausgekippten Spiel.
„Komm schon!“ rief sie mit Vorfreude in der Stimme „Bauen wir es auf!“
Etwas unsicher sah sich Chloe im Raum um. „Okay.“ Sagte sie stockend. „Was ist das denn für ein Spiel?“
„Ich habe keine Ahnung. Aber ich habe es heute gefunden.“ Vorsichtig breitete sie das Spielfeld aus und legte es auf den Boden. „Es sieht aber total toll aus.“
Chloe geht langsam über den Hölzernen Boden auf Lucy zu. Während Lucy schon anfing die Spielfiguren, Spielkarten und die beiden Würfel aus der Schachtel zu kippen, erwachte Chloe aus ihrer Starre und ging hinunter in die Hocke um Lucy beim Aufstellen zu helfen. Beinahe vorsichtig platzierte sie die kleinen bunten Figürchen auf dem Startfeld.
Lucy hielt die Würfel schon wurfbereit in der Hand, als sich ein dunkler Schatten vorsichtig näherte. Aus dem Schatten wurde die Gestalt eines Jungen, und als diese ins Licht trat erkannte man Jeremy. Schon beinahe schüchtern näherte er sich den Mädchen. „Darf ich mitspielen?“ fragte er vorsichtig, mehr an Chloe gewannt als an Lucy. „Du…!“ fing seine Schwester an zu protestieren, doch Chloe fiel dazwischen: „Ja gerne! Setzt dich doch.“ Mit einem triumphierenden Lächeln Richtung Schwesterherz, setzte er sich dazu auf den staubigen Boden.
Nach ihrem Wurf bewegte Lucy die kleine Figur fünf Felder weiter. Ein unheimliches Knarren ertönte aus dem Inneren des Spielfeldes, ein leises Klick-Geräusch folgte.
Jeremy, Chloe starrten sich erschrocken an. Beide wandten fast gleichzeitig den Blick zu Lucy, doch auch die hatte keine Idee, was das zu bedeuten hatte.
Mit zitternder Hand griff Chloe nach den Würfeln. Als sie die Figur ein wenig weiter schob, wurde aus dem Zittern ein Beben. Nur mit Mühe und ein wenig Gewackel stand das kleine rote Männchen auf dem Feld. Erwartungsvoll spitzten die Drei ihre Ohren.. doch nichts passierte. Weder ein Knarren noch ein Klicken. Erleichtertes Ausatmen erfüllte den Raum. Mit ein wenig mehr Elan vollführte nun auch Jeremy seinen Zug. Erst geschah nichts. Doch dann langsam setzte sich erneut etwas in Bewegung. Ein anhaltendes Surren begleitet von einem leisen Knarren. Ratternd kam das Innenleben des Spiels wieder zum Stillstand. Ein spitzer Schrei entdrang Lucy’s Kehle.
Kleine Staubwirbel erhoben sich zu ihren Füßen. Alle im Raum sahen sich stumm und erschrocken an, doch noch in dem selben Augenblick wurde alles um sie herum schwarz.

Für einen Augenblick kam es ihnen so vor als hätte sich nichts geändert. Immer noch starrten sie auf das Spielfeld und doch war irgendetwas anders.
Und plötzlich fiel es ihnen auf. Sie sahen nicht nur auf das Spielfeld, sie selbst standen auf dem Spiel. Automatisch probierten sie sich von der Stelle zu bewegen. Doch es ging einfach nicht. Ihre Füße wollten nicht auf sie hören.
Verwundert starrten sie einander an. Doch keiner schien zu wissen, was los war. Zwei riesig wirkende Würfel waren auf dem Spielfeld verteilt. Ein Ruck ging durch den Boden /Spielbrett. Verzweifelt versuchten die Kinder das Gleichgewicht zu bewahren. Lucy machte einen Schritt zur Seite um ihren Sturz abzufangen, unbemerkt überschritt sie die schwarze Linie.
„Luce.. schau mal!“ Rief Jere verwundert zu Lucy. Und erst dann begriff auch sie, dass sie sich nun frei bewegen konnte. Vorsichtig machte sie einen Schritt nach vorne. Doch ihr Schritt wurde noch in der Luft abgefangen und sie wurde rücklinks nach hinten geworfen. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihr Rücken, als dieser zuerst den Boden berührte.
„Ich glaube, wir müssen einfach ganz normal weiter spielen.“ Schlussfolgerte Jeremy. „Lucy du wärst als nächstes dran. Geh doch einfach zu den Würfeln und spiel weiter. Ein Spiel in echt Größe… ist doch irgendwie witzig.“
„Oder Beängstigend…“ sagte Chloe ängstlich.
„Ach was.“ Rief Lucy begeistert. „Wir sind rein gekommen, also kommen wir auch wieder raus. Lass uns doch einfach ein bisschen Spaß haben. Dafür sind Spiel doch da!“ mit diesen Worten ging sie zu dem Würfel und würfelte.

Neuer Mitspieler




Ein schriller Schrei hallte durch das Haus. Erschrocken blickte Ethan von seinen Aufgaben auf. Mit nur ein paar großen Schritten war er schon an seiner Zimmertüre. Riss diese auf. „Lucy, Jere,…“ rief er. „Mist! Wie hieß das Mädchen nochmal?“ Fluchte er leiser. Zuerst hastete er in Lucy’s Zimmer sah sich in dem leeren Raum um dann rannte er auf Jere’s Türe zu. Er hielt schon die Schlänge in der Hand, als sein Blick auf die steile Holzleiter fiel.
Lauschend stellte er die Ohren auf. Doch er hörte weder Gelächter noch sonst ein Lebenszeichen der Drei. Noch bevor er sich versah stand er schon im Staub und musste erst einmal heftig nießen. Ein Spiel war auf dem Boden ausgebreitet. Daneben viele Spuren ihm Staub. Verwundert kniete er sich neben das Spielbrett und sah sich aufmerksam im gesamten Raum um. Nur aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass eine der drei Figuren gerade umgefallen war.
Als er den Blick gezielt darauf richtete stand alles still. Hatte er sich diese Bewegung nur eingebildet?
Um sich Gewissheit zu verschaffen, griff er nach der kleinen Figur. Doch er konnte die kleine Figur nicht vom Feld lösen. Gehörte das etwas zum Spiel?
Verwundert und ungläubig schüttelte er den Kopf. Wandte sich aber dennoch von dem Spiel ab. Ließ seinen Blick erneut über die gesamte Fläche des Dachbodens gleiten und machte sich an den Abstieg der kleinen Leiter.
Rief erneut nach Lucy und Jeremy. Mit schnellen, energischen Schritten überquerte er den Korridor riss die Türen auf. Sah sich erneut in den Zimmern seiner Geschwister um. Die Schreibtischlampe erhellte ein fast unbeschriebenes Blattpapier. Der Bürostuhl war zu Seite gedreht. Doch selbst das Chaos der Kleidungstücke, die auf dem gesamten Boden verbreitet waren, ließen nicht darauf erschließen, wohin die drei verschwunden waren. Plötzlich spüre Ethan Blicke, die seinen Rücken förmlich durchlöcherten. Neugierige Blicke. Mit einem Ruck drehte er sich um. Doch nichts als die gähnende Leere des Flures war hinter ihm. Und ihm war ganz neu, dass Wände Augen haben. Mit einem Merkwürdigen Gefühl in der Magengegend suchte er weiter.
Er überlegt sogar nach draußen zu gehen, doch bei diesem Wetter wäre das doch zu absurd. Oder doch nicht? Bei Lucy konnte man nie wissen, dieses Mädchen hatte laufend lauter komische Ideen. Hatte man sich einmal auf sie eingelassen, lässt sie einen so schnell nicht mehr in Ruhe. Das wird das neue Mädchen auch noch erfahren.
Aber die große Frage ist jetzt erst mal wo sich die drei verschanzt haben, dass er sie nicht finden konnte…
Etwas in seinem Kopf sagte ihm noch einmal auf den Dachboden zu gehen.
Aber was sollte er noch da? Vorhin sind sie dort auch nicht gewesen…
Mit schnellen Schritten ging Ethan wieder zu der Holzleiter, die zum Dachboden führte. Etwas zieht ihn nach oben… Als müsste ich nach dort oben gehen. Es ist wie blindes Vertrauen, wie das Folgen einer unsichtbaren Macht oder eines stillen Rufens.
Wie in Trance wankte er auf das Spiel zu. Seine Augen wirkten ganz glasig. Die Schritte waren steif. Seine Kniegelenke wollten sich nicht bewegen. ER wollte sich nicht bewegen und dennoch tat er es. Vor dem Spiel ging er in die Hocke, wobei seine Gelenke ein grässliches Knacken von sich gaben.
Mechanisch streckte er seine Hand nach einer weiteren Spielfigur aus. Stellte diese auf das grüne Feld. Ein lautloser Schrei erschien auf seinem Gesicht, als er nach den Würfeln greifen wollte, doch diese schienen sich aus heiterem Himmel von alleine zu bewegen. Ganz langsam drehte sich erst der Eine und dann der Andere.
Seine Augen verfolgten gebannt den Spielzug der Figur, die nun um ein paar Felder nach vorne glitt. Als dieser Zug beendet wurde drehten sich nach einiger Zeit erneut die Würfel. Dieses Mal ein bisschen schwungvoller. Sieben schwarze Augen zeigten nun nach oben. Und auch die nächste Figur glitt lautlos über das Brett. Sieben Felder weiter vorne hielt sie stockend an. Er wartete geduldig darauf, dass sich erneut die Würfel bewegten. Doch nach längerem Warten griff seine eigene Hand nach vorne. Als er die kleinen eckigen Gegenstände zwischen seinen Fingern spürte glitt es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Seine Hände fingen an zu zittern. Er wollte nicht spielen. Er wollte nicht würfeln. Sein Verstand erwachte aus einem Dämmerzustand und plötzlich wehrte er sich dagegen. Er kämpfte gegen den immer stärker werdenden Drang an. Mit einer plötzlichen Bewegung zog er seine Hand weg.
Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und erstarrte, als er sah, dass die Würfel nun auf dem Spielfeld verteilt waren.
Ein schwarzer Sog bildete sich nun auch um ihn. Er konnte nichts mehr sehen. Sein Blick wurde von den Gegenständen gelenkt. Seine Umgebung verschwamm. Dann verdunkelte sich sein Blick. Konnte das Einbildung sein? War er vielleicht eingeschlafen?
Er begriff erst, dass er hingefallen war, als sein Knie schmerzvoll auf den Boden schlug. Ein Beifallklatschen ließ ihn auf sehen. „Wow“ rief eine allzu vertraute Stimme, die nur so von Sarkasmus triefte. „Glanzleistung, Bruderherz!“. „Ich würd dir glatt acht von zehn Punkten geben… Nur an der Landung müssen wir noch ein bisschen arbeiten.“ Sagte nun auch Lucy, auch sie schien von seinem Auftauchen nicht sonderlich begeistert.

GeschwisterZickereien




„Was kann ich denn dafür!! Ihr habt doch mit eurem blöden Versteckspiel angefangen.“
„Wieso Versteckspiel?!“ stieß Lucy hervor, „Wir hatten nicht vor uns zu verstecken.“
„Ich bin doch nur hier wegen dir! DU musstest ja schließlich schreien.“
„Ich hab doch nicht geschrien.“
„Doch klar hast du. Ich habs doch gehört!“
„Neeeiiinn! Hab ich niiihicht“
„Natürlich hast du geschrien“ mischte sich nun auch Jeremy in den Streit ein, „Wie ein kleines Baby hast du geschrien.“
„Siehste“ stimmte Ethan Jere zu. Er grinste triumphierend.
„Ihr seid doch beide doof“ Lucy drehte sich beleidigt um.
„Leute! Oh mann, ich wollte heute noch nach Hause. Könnt ihr euren Streit nicht auf später verschieben? Ich will hier jetzt endlich weg.“ Beendete Chloe den Geschwister Streit.
„Warum sind eigentlich immer die Männer schuld“
„Wir sinds doch immer.“ Warft Jeremy ein.
Chloe hatte die Arme vor ihrem Körper verschränkt und machte ein entnervtes Gesicht.
„Könnten wir jetzt endlich weiterspielen“ quengelte nun auch Lucy.
Sie machte ein paar Schritte in Richtung Würfel.
„Warte!“ rief Ethan von hinten und wollte zu ihr rennen, doch auch er wurde vom Spiel aufgehalten.Lucy hielt mitten in ihrer Bewegung inne, drehte sich zu Ethan um und sah in fragend an.
„Was?“ fragte sie in einem fordernden Ton. Doch Ethan schien so verblüfft über das Spiel zu sein, dass er sie gar nicht hörte. Schulterzuckend setzte sie den Weg fort und gab den Würfeln einen heftigen Stoß. Einer hielt bei der zwei und auch der andere kippte noch auf die drei. Mit acht großen Schritten erreichte sie das fünfte Feld. Nun war Jeremy an der Reihe. Er versuchte auf die Würfel zu zugehen. Doch bei einem Versuch blieb es auch nur. Denn gerade, als er seinen Fuß über die Linie schieben wollte konnte er den anderen Fuß nicht mehr vom Boden lösen. „Lucy! Kannst du nicht mehr zählen!? Ich komm hier nicht weg! Rück noch eins vor!“ Sie sah beleidigt zu Jeremy rüber, versuchte aber dennoch ein Feld weiter zu rücken. Ihr Feld jedoch konnte auch sie nicht verlassen. „Versuchs noch mal, Luce“ versuchte Ethan es mit einem ratlos klingenden Vorschlag.
Auch dieses Mal wurde es ihr verwehrt. Zögerlich machte Lucy einen weiteren Schritt in Richtung Mitte ihres Feldes, dabei stolperte sie über eine Unebenheit des Bodens. In letzter Sekunde fing sie sich wieder. Um nach der Ursache ihres Stolperns zu suchen sah sie zu Boden. Ein sinnloses Wirrwarr von Zeichen prägte dort. Sie fuhr vorsichtig mit der Fußspitze darüber, doch es war nichts Unebenes zu spüren.
„Jungs! Ich denke ich weiß, was los ist!“ sagte Lucy etwas zögerlich.
Leise murmelte sie „Pisr jusljus sujac uji sim…“ vor sich hin. „Was hat das zu bedeuten? Ist das eine andere Sprache?!“ Langsam schritt sie um das Feld herum, um die verwackelte Schreibschrift aus einem anderen Winkel zu lesen. „Oh“ stieß sie hervor. „So ergibt es mehr Sinn.“ „Genauso viele Felder dürfen zwischen dir und deinem Bruder liegen, wie ihr Jahre entfernt seid.“ Las sie vor. Als sie die Worte realisierte, maulte sie auch gleich los, denn sie begriff, dass sowohl Jeremy als auch Ethan hinter ihr standen. „Ach nein, dann muss ich ja zurück.“ Sie rechnete schnell aus, bei welchem der Beiden ihre Chancen besser standen zu gewinnen. Doch verblüfft musste sie feststellen, dass sie sowohl bei dem einen als auch bei dem anderen Bruder auf demselben Feld landen würde. Mit hängenden Mundwinkeln trat sie dennoch ein paar Schritte zurück.

Sie spielten ein paar Runden ungezwungen und mit einer wachsenden Freude an dem Ganzen. Keine Gedanke wurden an ´später´ oder ähnliches verschwendet. Alle freuten sich einfach nur so ein geniales Spiel für sich zu haben.
Weitere Runden wurden gespielt und sie näherten sich langsam dem `Ziel` Feld.
Gerade war Chloe wieder an der Reihe. Sie holte sich gerade die beiden Würfel. Die Ziffern fünf und eins blieben oben liegen. Schnell lief sie die vorgegebenen Felder nach vorne. Sie kam auf ein `Erfüll-eine-Aufgabe `- Feld.
Langsam kannten sie sich im Spiel aus.
Zuerst stand auf dem Boden „rücke drei Felder vor“. Sie las die Worte laut vor, doch dann veränderte sich die Schrift.
Erneut las sie den Satz: „Du darfst dich zu einer Person deiner Wahl auf das Feld stellen. Aber du musst ihm/ihr einen Kuss geben“
Augenblicklich hatte sie einen rot Ton im Gesicht.
Schnell schaute sie sich um. Lucy stand hinter ihr, Ethan nur zwei Felder weiter vorne und Jeremy war gerade Erster.
Noch einmal sah sie sich um, aber diesmal in die Gesichter.
„Schau mich nicht so an! Tut mir leid, ich mag dich wirklich, aber ich lasse mich nicht von dir küssen.“ Sagte Lucy bestimmt.
Um Jeremy nicht ansehen zu müssen (peinlich, peinlich) sah sie zu Ethan.
„Denk nicht mal dran“ stieß er hervor „ich hab´ ne Freundin!“
„Los! Geh zu Jeremy, das bringt dir doch am Meisten, dann seit ihr beide Erste.“
Wiederwillig sah sie zu ihm. Auch er war etwas rot im Gesicht. Kurzentschlossen ging sie auf ihn zu.
Es ist nur wegen dem Spiel, wiederholte Chloe innerlich ein paarmal, nur wegen dem Spiel.
Das sie Jeremy ganz süß fand, würde sie sich im Leben nicht eingestehen.
Da stand sie auch schon vor ihm. Chloe blickte zu ihm auf, sah schnell in seine Augen und gibt ihn einen kurzen Kuss auf die Wange. Eine Entschuldigung murmelnd, sah sie zu Boden.

Beide versuchten einfach so ungezwungen wie vorher weiter zu spielen, doch ab und zu warfen sich Jeremy und Chloe unauffällige Blicke zu.

Das Ziel war nun nicht mehr weit entfernt. Jeder wollte gewinnen und strengte sich an als Erster oder Erste auf dieses Feld zu gelangen. Lucy hatte aufgeholt und war zusammen mit Ethan an vorderster Front. Chloe und Jeremy dagegen hatten im weiteren Verlauf des Spiels nicht mehr so viel Glück gehabt. Die Macht des Spiels hatten sie schon ein paarmal zu spüren bekommen, so auch jetzt. Lucy, sie brauchte nur noch ein vier bis sie im `Ziel-Feld´ stehen würde, war gerade am Würfeln. Dieser hätte eigentlich auf der zwei liegen bleiben sollen, doch der Würfel hielt einen Moment inne und kippte auf die vier.
Lucy jubelte, aber die anderen waren zu überrascht. Es war als wäre das Spiel ungeduldig, als würde es sie unbedingt loswerden wollen.
Mit schnellen Schritten lief Lucy auf das Feld zu jubelte weiter und führte einen kleinen Freudentanz auf. Auch die Anderen freuten sich mit ihr, doch die Freude verwandelte sich schnell in Angst. Lucy, die gerade eben noch im Ziel stand, verschwand von einem Moment auf den Anderen. Ethan stürzte sofort los und auch Jeremy wollte nach seiner kleinen Schwester schauen. Beide wurden aufgehalten und Jeremy zum Spielen gezwungen. Chloe versuchte die Panik von sich und den beiden Jungs zu unterdrücken indem sie sagte: „Ihr wird sicher nichts geschehen sein. Vielleicht ist sie jetzt einfach wieder zu Hause.“
„Ja… Du könntest recht haben.“ Antwortete Ethan etwas zerknirscht „Hoffen wir einfach.“
Als nächstes trat er auf das letzte Feld. Wie nicht anders zu erwarten verschwand auch er nach einigen Augenblicken. Zurück blieben Chloe und Jeremy. Aus irgendeinem Grund verschwand Chloe erst als auch Jeremy mit ihr im Ziel stand. Auch sie verschwanden.

Insel




Ihre Beine gaben bei der ruckartigen Landung nach und sie fielen der Länge nach in den Sand. Sanfte Wellen streiften ihre Arme, die nach vorn gestreckt waren. Verwundert sahen sie sich um. Wo waren sie? Chloe drehte sich zu Jeremy um. Um gleich darauf wieder den Blick beschämt abzuwenden. Mit einem spöttischen Lächeln um die Lippen sah sie noch einmal ein wenig auf. Doch tatsächlich hatte ihr Spielpartner kein T-Shirt mehr an. Seinen verwirrten Blick konnte sie zwar nicht sehen, aber sie fing dennoch an haltlos zu kichern.
Er sah an sich herunter und wurde Augenblicklich ein bisschen röter um die Nase. Und das war keines Falls ein Sonnenbrand. Jeremy wagte wieder einen Blick zu der noch immer grinsenden Cloe und sah, dass sie ebenfalls etwas Anderes an hatte.
Chloe’s lange Beine steckten in einer beigen Hotpan und als Oberteil hatte sie eine weiße Bluse.
Sie sahen sich einen Moment lang an, doch peinlich berührt wendeten beide den Kopf ab. Jeremy sieht nicht mal schlecht aus, dachte Chloe heimlich.
So sahen sie sich das erste Mal um und bemerkten wo sie gelandet waren. Die zwei waren an einem Strand gelandet. Man konnte auf das Meer hinaus blicken, die Sonne brannte, Sand erstreckte sich vor ihnen und angrenzend war Wald. Nichts außer Bäumen, Blättern, Büschen und anderen Pflanzen.
„Wo sind eigentlich die Anderen?“ sprach Jeremy seinen Gedanken aus. „Ich kann die beiden nirgendwo sehen.“
„Aber die beiden müssen doch auch hier sein, oder?“ fragte Chloe.
„Ich denke schon…“
„Hätte das denn kein normales Spiel sein können?! Mussten wir unbedingt ein Spiel in Echtgröße Spielen?! Noch dazu unfreiwillig. Und ganz ehrlich, wie kann man in einem normalen Spiel auf einer Insel landen?!“
„Das frage ich mich auch.“ Gab Jeremy schließlich zu. „Ich hatte gehofft, das wir nach dem Spiel wieder zu Hause landen würden… oder dass das Ganze nur ein Traum ist. Wofür es einen Beweis gegeben hätte“ er warf einen Blick in Chloe’s Richtung „aber auch einen guten Grund warum es keiner sein soll…“
Natürlich hatte Chloe ihn gehört, doch sie wusste nicht was sie erwiedern sollte. So ließ sie den Satz unkommentiert. Innerlich jedoch jubelte es in ihr.
Mochte er sie vielleicht…?

„Lucy?“ rief sie auch so gleich in den Wald „Ethan? Seit ihr hier?“ sie warf einen Seitenblick auf Jeremy „ich will mich hier wirklich nicht aufspielen eine Memme sein oder sonst was, aber das ganze Jagd mir etwas Angst ein. Dieses…“ sie rang nach Worten „‘Spiel‘ schickt uns sonst wohin und wir können nichts unternehmen. Was ist wenn wir wirklich von den Anderen getrennt wurden?“
„Ich versteh dich. Schon komisch. Ich frage mich was wir hier sollen… es sieht gerade mehr nach Urlaub auf einer einsamen Insel aus.“
„Oh, das wäre zu schön um wahr zu sein. Ich glaube dafür würde ich dieses Spiel sogar lieben.“ Sie grinste bei der Vorstellung einen erholsamen Urlaub hier zu verbringen.
„Komm wir gehen sie suchen“ schlug Jeremy vor. Sie nickte nur zur Bestätigung.
Eine Weile liefen sie durch grünen Wald. Überall Palmen andere Bäume, Büsche, ab und zu schöne bunte Blumen und doch alles zugewachsen.
Unberührt. Kein Mensch hatte hier je einen Baum gefällt oder eine Veränderung auf dieser Insel vorgenommen.
Wunderschön.
Chloe ging voran durch das hartnäckige Gebüsch. Eine ganze Weile schlugen sie sich einen Weg hindurch. Jeremy war dicht hinter ihr. Sie konnte ihn fast spüren. Ganz in Gedanken lief sie weiter, doch ein Spinnennetz versperrte ihr den Weg.
Hing das gerade auch schon da?
Es war direkt vor ihr aufgetaucht. Den Schrei konnte sie nicht mehr unterdrücken.
War sie wirklich so in Gedanken gewesen?
Bei ihrem Hechtsprung nach hinten prallte sie gegen Jeremy, dessen Arme sich sofort schützend um sie legten. Er suchte sogleich alles nach der Gefahrenquelle ab.
Dann bemerkte er das Spinnennetz.
Ein knacken der Zweige ließ sie herumfahren. „Jeremy kannst du endlich mal still stehen?“ fuhr Chloe Jere entnervt an.
„Ich hab doch gar nichts gemacht“ maulte dieser zurück. Erneut ertönte ein Knacken, es kam näher.
Bewegte sich auf sie zu. Ein weiteres Knacken unmittelbar hinter ihnen ließ sie zusammenfahren. Eine Millisekunde später drehten sie sich in die Richtung, aus der der Angreifer kam. Verwundert ließ Jeremy den Stock sinken, wo auch immer er den so plötzlich her hatte, und starrte seinen Bruder an.
„Ist dir heiß?“ fragte Ethan unverblümt.
„Neeeiiin! Ich liebe einfach freie Körperkultur!“ sagte Jeremy sarkastisch „Was denkst du denn!“
„Ich mein ja nur“ gab dieser zurück „Ich glaube wir haben alle neue Sachen bekommen…“ stellte er mit einem kurzen Blick auf Chloe fest.
„Glaub mir, ich habe keine Ahnung warum mir dieses `Spiel` nichts weiter zum Anziehen gegeben hat.“ Entgegnete Jeremy.
„Also ich wüsste da schon einen Grund… aber sei lieber froh, dass dir deine Hose noch geblieben ist.“ Lachte da Ethan los.
„Okay Jungs. Ich möchte nichts mehr hören.“ Sie wendete sich an Ethan „Hast du Lucy irgendwo gesehen?“
„Nein. Leider. Gleich nachdem ich angekommen bin, habe ich nach ihr gesucht, aber ich kann sie nicht finden. Als ich deinen Schrei gehört habe, war ich gerade hier in der Nähe und bin so schnell gekommen wie ich konnte. Jetzt können wir zu dritt suchen…“
„Woher wusstest du das ich geschrien habe?“ fragte Chloe ein bisschen verlegen.
„Lucy`s Schreie sind höher. Auch wenn du es schon ziemlich hoch schaffst.“ Er musterte sie von der Seite „Und Lucy hab ich schon oft schreien hörn…“
„Mhm kleine Schwestern muss man schließlich ärgern, schon klar.“
„Ähm, wenn ihr weiter reden wollt, okay. Aber ich wollte wirklich meine Schwester finden. Kommt ihr mit, oder wollt ihr hier nen Kaffeeklatsch machen?“ Jeremy war ein bisschen verärgert und hatte keine Lust Chloe und Ethan bei diesem sinnlosen Gespräch weiter zu zuhören.
„Doch!“ stieß Chloe etwas zu schnell hervor „Natürlich komm ich mit suchen, aber dir überlass ich gerne die Spinne zum Reden.“ Meinte sie noch zu Ethan.
Diesmal ging Jeremy voran, gefolgt von Chloe und Ethan machten sie sich nun auf die Suche nach Lucy.
Sie gingen in die Richtung, in der sie vermuteten, dass das andere Ende der Insel liegen müsste.

(un)bekannte in weiß




Es wurde dunkler. Die Sonne hatte den Horizont noch nicht erreicht doch kaum ein Sonnenstrahl drang durch das Dickicht.
Sie liefen jetzt schon eine geraume Weile lang durch das immer gleich bleibende Grün. Doch da teilte sich plötzlich der Wald und gab eine Lichtung frei.
Jeremy blieb unerwartet stehen und die beiden anderen rempelten gegen ihn. „Man Jere hättest du nicht was sagen können!“ schimpfte Ethan drauf los, der sich den schmerzenden Arm rieb. „Jere“ flüsterte Chloe verängstig und sah, das Jeremy wie hypnotisiert auf einen Punkt in der Lichtung starrte. Sie folgte seinem Blick und sah, das vor ihnen im wallemden Gewand eine Person saß. Mit dem Rücken zu ihnen auf einem ungewöhnlich eckigen anthrazitfarbenen Stein. Ängstlich wichen sie davor zurück.
Von einem Moment auf den Anderen sprang von ihrem Stein und lief weiter. Von einem Stein zum nächsten. Das lange Kleid wehte nach hinten.
Chloe hätte beinahe geschrien als neben ihr ein Zweig zerbrach.
Die Person begann sich ruckartig umzudrehen und durchdrang mit ihren Augen den Waldrand. Da die Bäume Schatten auf sie warfen konnte man nicht erkennen, wer diese mysteriöse Frau war. Langsam um schritt sie die Lichtung.
Anscheinend hatte sie Ethan, Jeremy und Chloe entdeckt. Langsam ging sie auf sie zu. Ihr Gesicht war noch immer im Schatten.
Das wallende, weiße Gewand umschlang graziös ihren schmalen, zierlichen Körper. Sie hob den Arm und winkte ihnen zu. Ein Lichtstrahl fiel auf die Gestalt und man erkannte ein erleichtertes Lächeln auf ihre Lippen und blieb da, bis sie die verängstigten Mienen der anderen Sah. „Hey Leutz. Was guckt ihr so? Habt ihr etwa einen Geist gesehen?“ fragte Lucy und trat aus dem Schatten heraus.
„Mensch, Lucy! Du hast uns einen richtigen Schrecken eingejagt!“ beschwerte sich Ethan lautstark.
„Wirklich?“ fragte die Kleine.
Ethan wollte es nicht zu geben, quälte dann aber ein: „Ja, schon etwas“ hervor.
„Oh cool! Das war dann die Rache für die eine Million Mal, die du mich schon erschreckt hast!“ freute sie sich.
Seine Antwort war ein kleiner Knuff in die Seite.
Chloe und Jeremy hatten bis da nichts gesagt, aber sie lächelten schon wieder erleichtert.
„Kommt! Ich will euch was zeigen.“ Sie stiefelten über das leuchtend grüne Graß auf die seltsamen Steine zu. Mit ihren kleinen Fingern deutete sie auf die Gravuren, die zuvor nicht auf den Steinen zu sehen war. Es waren Namen gefolgt von einem kleinen Kreuzzeichen und einer Zahlenfolge.
Sie schritten die Reihe langsam ab und lasen voller Ehrfurcht die Namen auf den Efeu und Moos bewachsenen Grabsteinen laut vor.
„Carl Coleman gestorben am 15. April 1912,
Theodor Coleman, gestorben am 15. April 1912,
Elisabeth Bright, gestorben am 15. April 1912,“
Etwas weiter abseits von den anderen war ein weiteres Grab. Überwuchert von Pflanzen.
Etwas weiter abseits von den anderen war ein weiteres Grab. Überwuchert von Pflanzen. Grobes Gebüsch mit verdorrten, toten Blätter.
„ .. Michael Coleman, gestorben am 26. April 1912“
„Die drei Coleman´s müssen Geschwister gewesen sein, aber komisch das sie alle im selben Jahr gestorben sind… und zwei von ihnen am selben Tag. 15. April 1912 mh… das sagt mir etwas…“ überlegte Ethan laut.
„Ist damals nicht die Titanic gesunken? Einen Tag zuvor ist sie gegen den Eisberg gesunken... und in der Nacht zum 15. ist sie dann gesunken.“ hauchte Chloe in die Luft.
„Du hast Recht… Was ist das denn?“ Lucy bückte sich, schob die Efeuranken beiseite und hob ein vom Wetter gegerbtes Buch auf.

Rückblick 14. April 1912



Mit einem Mal ging ein gewaltiger Ruck durch das Schiff. Die vier Jugendlichen rieben sich immer noch die schmerzenden Glieder, auf denen sie den Schwung des Spiels abgefangen hatten. Sie befanden sich in einem kleinen Raum, überall waren Rohre verlegt und ein riesiger Kessel stand nahe an der Wand. Stickige, heiße Luft trieb ihnen sofort den Schweiß auf die Haut.
Mit schnellen Schritten, um der Hitze zu entkommen, hasteten sie auf die Türe zu. Erleichternde Kühle umfing sie.
Lange, schmale Gänge zogen sich systematisch durch die Etage.
Eine schmale weiße Spindeltreppe führte nach oben. Ein sanftes Wanken war regelmäßig zu spüren.
Auch das Rauschen wurde auf einmal lauter, vermischte sich mit dem unverständlichen Stimmengewirr.
Leise schlichen die Vier hinauf, lugten um die Ecke und sahen gerade noch, wie ein wohl geformter Mann mit seiner gertenschlank Frau um eine Ecke bog. Die Frau kicherte ungehalten, während der Mann seine Geschichte fortsetzte.
Das Stimmengewirr wurde lauter, als sie durch eine zweiflügelige Tür traten. Edel gekleidete Leute standen um die verstreut stehenden Standtischchen, jeder von ihnen hielt ein Gläschen von wahrscheinlich sehr teurem Champagner in der Hand. Sie unterhielten sich lautstark über die verschiedensten Themen. Die vier Jugendlichen gingen gerade an einer Gruppe Frauen vorüber, die sich über die neuste Mode unterhielten, da versperrte ihnen ein Streng aussehender hochgewachsener Mann den Weg. Wütend stemmte er die Hände in die Hüften und rief ihnen zu: „Was treibt ihr dreckigen Bälger hier! Versucht wohl wieder uns was vom Essen zu stibitzen!“ Noch bevor sie erklären konnten, dass sie sich nur ausversehen hier hin verirrt hatten, standen sie schon vor der Tür, die mit einem ordentlichen Knall geschlossen wurde. Elisabeth zuckte dabei zusammen. Ziellos schlenderten sie umher. Stiegen immer wieder ähnlich aussehende Treppen hinauf. 

Gingen die verschlungenen Gänge entlang. Sie hielten erst inne, als ihnen die kühle Luft entgegenschlug.

Theodor war stehen geblieben, ohne dass es die Anderen bemerkt hatten. Erst als er „Habt ihr das auch gesehen“ rief, drehten sich die Drei um und gingen zu ihm. Mit erstauntem Blick betrachteten sie das große leuchtende Schild.

„Titanic? Doch nicht etwa wie das Schiff Titanic, oder?“ fragte Elisabeth unsicher.

„Ich schätze schon.“

„Ist das wieder ein weiteres Level?“

„Vielleicht.“

„Und was ist, wenn nicht?“ hauchte Michael leise, sodass es niemand hörte.

„Na super! Und was sollen wir jetzt machen?“

„Das Spiel wird uns schon noch sagen, was wir zu tun haben.“

„Kommt lasst uns wieder rein gehen.“ Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Körper. Es war schon abends und ein kalter Wind wehte von Nordwesten. In diesem Frühjahr waren kaum Sterne am Himmel.

Kaum waren die Türen geschlossen umfing sie eine stickige, verbrauchte, künstlich erwärmte Luft entgegen. Eine bedrückende Stille hatte sich über diesem Teil des Schiffes gelegt. Das rascheln der Kleider war das einzige Lebenszeichen. „Wenn dies wirklich die RMS Titanic ist.. und so ein Mist, ich denke wir befinden uns wirklich hier, dann sollten wir uns das genauer ansehen.“ Durchbrach Theodor die Stille. Michael und Carl sahen ihn fragend an. „Ihr lebt wirklich nicht in unserer Welt. Ihr wisst schon die Titanic. In den letzten Tagen wurde überall berichtet, dass sie das wohl größte Passagierschiff überhaupt sei. Dieses Meisterwerk bringt doch tatsächlich 15.000 PS auf…“ Sein Vortrag war noch längst nicht beendet, doch keiner konnte seinen Schwärmerreinen mehr folgen. „Ich muss mir unbedingt diese hervorragende Technologie ansehen“ endete Theodor seinen Vortrag und ohne auf die Anderen zu warten marschierte er zur hinabführenden Treppe. Erst als sein Kopf schon fast verschwunden war beeilten sie die Drei ihn einzuholen. Das gleichmäßige Stapfen entfernte sich immer schneller. Hastig rannten, nein flogen sie die Treppenstufen hinab.

Sie bemerkten das Wasser erst, als sich der Saum ihrer Kleider vollgesogen hatte. Ein Ausdruck des Erstaunens breitete sich auf ihren Gesichtern aus. Denn eines wahren sie sich ganz sicher: Dieses Wasser sollte nicht hier sein. Es war bis jetzt nur eine kleine Pfütze, die sich nur sehr gemächlich ausbreitete.  Verwundert sahen sie sich nach der Quelle um. Unter einer der hier so gleich aussehenden Türen sickerte das Wasser hervor. Probeweise griffen sie nach dem Türknauf, doch so sehr sie auch rüttelten, die Türe gab keinen einzigen Millimeter nach. „Was sollen wir nur tun?“ Die verängstigten Gesichter seiner Brüder und der wunderschönen Elizabeth blickten Michael entgegen.

„Sollen wir das melden… Ich meine es ist wohl eher ungewollt, dass sich hier Wasser befinden soll, oder?“ „Was sollen wir nun unternehmen?“

Ohne, dass es einen gab, der ein Zeichen zum Aufbruch machte, sprinteten die Vier plötzlich wieder in Richtung Treppe.

Das Kleid anhebend stürmte Elizabeth den drei Brüdern nach. Keiner von ihnen schien mehr das immer weiter zurückfallende, hübsche Mädchen zu bemerken. Schnaufend kamen sie am Oberdeck an. Wie ausgestorben fanden sie das riesige Schiff um diese Uhrzeit vor. Vom Bug bis zum Heck suchten sie das Deck ab, doch weder knutschende Pärchen, noch sonst irgendeine verlorene Seele schien sich hier aufzuhalten.

„Sollten wir es vielleicht beim Kapitän probieren. Er wird ganz sicher nicht schon schlafen?“ „Weiß denn jemand, wo er sich befindet?“ Ohne bewusst darauf zu achten drehten sie sich alle zu Theodor und starrten ihn erwartungsvoll an. Dieser zuckte aber lediglich nur mit den Achseln und schien sich in Gedanken einen Plan des Schiffes vorzustellen.

„Er muss sich vorne befinden, um das riesige Schiff steuern zu können… und relativ weit oben, damit er über das Deck blicken kann.“

­­­­­­­Nun etwas gemächlicher begaben sie sich nach vorne.

Immer wieder sahen sie durch die Fenster in die dahinterliegenden Räume hinein. Als sie sich sicher waren, den richtigen gefunden zu haben, versuchten sie es erstmals mit einem höflichen Klopfen. Nichts regte sich dahinter. Sie warteten kurz um dann etwas drängender gegen die Türe zu klopfen. Immer noch passierte nichts. Wie ausgestorben lag der Raum im Dunkeln.

Doch der Schiffsführer durfte sich doch nicht einfach so schlafen legen. Viele Menschen könnten durch seine Unvorsicht sterben. Ein Schiff dieser Größe brauchte dringend jemand, der es steuert. Wieder schlugen sie gegen die Türe und riefen dazu laut um Hilfe. Die Schreie verhallten und das Schiff blieb stumm. Das kann doch nun nicht wahr sein. War das etwa ein Streich des Spiels? Warum hatten sie noch keine Spielanweisung bekommen? Oder war das der Hinweis? Sollten sie etwa die Passagiere der Titanic retten? 

Ein Rumpeln am Bug war zu hören. Schwere Schritte kamen näher. „Was wollt ihr hier?“ rief eine barsche Stimme. „Wir… ähm… wir wollten mit dem Kapitän reden.“ „Der Kapitän ist nicht da.“ „Das haben wir auch schon bemerkt, aber sollte er nicht da sein?“ „Er ist nicht da! Und jetzt macht, dass ihr wegkommt.“ Die Stimme des Mannes schwoll gewaltig an. Sein Gesicht bekam eine etwas unnatürlich rote Farbe.

„Hören Sie, Sir“ Theodor versuchte den etwas dickeren Herrn zu beruhigen. „Wir sind gerade auf den Fluren im unteren Deck auf Wasser gestoßen… auf dem Boden. Überall. Wir vermuten es ist ein Leck.“ Sagte er mit all seiner Autrität, die er zu bieten hatte.

Der Mann ihnen gegenüber lachte nur. „Ein Leck?!“ wieder ein lautes schepperndes Lachen. Es schien durch das ganze Schiff zu dröhnen „auf der Titanic? Niemals! Ihr habt eindeutig zu viele Filme gesehen.“ Doch seine Laune veränderte sich schlagartig. „Was macht ihr eigentlich so spät noch auf den Fluren?!“ fuhr er sie nun wieder gereizt an. „Es herrscht bereits Nachtruhe und alle Passagiere müssen auf ihren Zimmern sein. Ab mit euch. Husch!“ rief er.

„Aber wir…“ auch Elisabeth wollte etwas sagen.

„Nichts ABER! Verschwindet! Ich will euch heute nicht noch einmal außerhalb eurer Zimmer sehen!“ mit diesen Worten scheuchte er sie davon.

„Mist!“ keuchte Michael, der sich nicht beruhigen wollte. „Und was machen wir jetzt?! Das Spiel möchte uns bestimmt nur wieder einen bösen Streich spielen! Wir haben hier nicht einmal ein Zimmer auf dem wir ein bisschen schlafen, etwas Essen oder uns besprechen können! Was sollen wir denn jetzt machen?!“ redete er gereizt im Flüsterton auf die Anderen ein.

„Wir können jetzt nichts weiter tun.“ Bemerkte Elisabeth. „Hoffen wir einfach, dass das Schiff nicht unter geht und wir nicht über Bord springen müssen.“ Sie fröstelte leicht. Die jungen Männer bemerkten dies natürlich sofort und boten ihr ihre Jacke an. Alle außer Theodor, der Blickte sie nur missbilligend an. Elisabeth schüttelte dankend den Kopf um abzulehnen. Sie versuchte sich selbst wieder auf zu wärmen.

Nun meldete sich auch Carl wieder zu Wort. „Bei dieser Kälte über Bord zu gehen, wäre nicht unbedingt angenehm“ gab er zu. „Wir müssen doch irgendwas tun können um dies zu verhindern.“

„Aber wir können keine Rücksicht auf die Anderen nehmen. Sie sind alle vom Spiel gemacht, wir müssen uns um uns kümmern nicht um sie.“

„Aber denkt mal darüber nach, dass das hier“ Elisabeth deutete auf das Schiff und ihre Umgebung „alles echt sein könnte. Wenn das Spiel uns rausgelassen hat und das alles real ist. Wir setzen so viele Leben aufs Spiel um unseres zu Retten.“

„Ich wusste gar nicht, dass du so Ritterlich bist.“ Versuchte Carl sie zu necken. Er versuchte die Spannung mit ein paar Sprüchen zu zerstören. Er kniff dem Mädchen zu seiner rechten spaßeshalber und auch weil er sich zu ihr hingezogen fühlte, in die Seite. Sie kicherte kurz und die Spannung wurde etwas aufgehoben.

Theodor zerstörte dies jedoch wieder „Ich habe keine Lust mit diesem Schiff unter zu gehen. Ich hoffe euch geht es genauso.“

„Theo! Natürlich sehen wir das auch so, aber lass uns doch erst einmal abwarten. Wir können doch gerade nichts tun!“ versuchte Michael ihn zu bremsen. Auch er hatte zuvor Elisabeth noch so merkwürdig angesehen. Die Blicke seiner Brüder waren Theodor nicht entgangen, doch er wusste auch das sie damit bei diesem Mädchen an falscher Stelle waren. Sie ließ alle Jungs abblitzen und hatte über Jungs im Allgemeinen einen festen Standpunkt. Auch Theo selbst hat es bei ihr versucht…

Die Enttäuschung saß noch tief. Er wollte seine Brüder warnen, doch auch sie schienen dem Zauber dieses Mädchens schon unterlegen zu sein.

Hoffentlich würden sie nicht auf diese Weise sterben.

Nichts tun konnte Theodor nicht leiden. Er musste immer etwas tun. Die anderen Drei setzten sich in eine geschützte Nische um nicht entdeckt zu werden und ungestört reden zu können. Wie blind die beiden doch waren. Erneut hätte sich Theodor aufregen können, doch er versuchte sich zu bremsen.

Er verlagerte unbewusst das Bein mehr auf die linke Seite. Es kam ihm so vor als würde er endlos auf das weite Meer vor ihm starren und die Anderen hinter ihm reden. Immer weiter bekam das Schiff Schlagseite. Da wurde Theodor bewusst, was hier vorging.

„Oh nein!“ stieß er hervor. Elisabeth, Michael und Carl sahen ihn verwundert an.

„Das Schiff wird untergehen. Ich wette unten ist bereits alles voller Wasser. Es muss ein großes Loch sein, das Schiff kippt bereits in eine Richtung.“ Stieß er hervor.

Sofort sprangen sie auf und beratschlagten sich was sie zu tun hatten.

Zuerst alle Leute wecken und den Kapitän finden.

Sie teilten sich auf und liefen in zweier Gruppen in unterschiedliche Richtungen. Elisabeth und Carl liefen los um alle Passagiere zu wecken. Die meisten unter ihnen glaubten den beiden nicht und wollten sich wieder hinlegen. Mit viel Mühe konnten sie die Einige von dem Leck überzeugen.

Derweilen liefen Theodor und Michael wieder zum Kapitän, doch wieder war nur der pummlige Mann an Deck. Fast hätte er sie wieder angeschrien, da ergriff Michael diesmal gekonnt das Wort. „Merken sie denn nicht, dass das Schiff schon kippt?! Sie müssen etwas tun und das jetzt sofort.“ 

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Tag der Veröffentlichung: 15.09.2012

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