Hallo, ich bin Benno, die Katze von Pauline.
Pauline ist sieben Jahre alt und gerade in die Schule gekommen. Dort geht sie hin, wenn ich schlafe. Am Nachmittag spielen und schmusen wir miteinander. Pauline riecht so gut. Immer wieder reibe ich mich an ihren Beinen und schnurre laut. Eben hat Hannelore, ihre Mama, sie ins Bett gebracht, denn:
"Schulkinder müssen am Morgen ausgeruht sein, um das ABC und die Zahlen zu lernen." sagt sie
Hannelore gibt mir immer ein bisschen Milch, wenn ich morgens müde von meinen nächtlichen Abenteuern zurück komme. Denn dann ist sie gerade in der hell erleuchteten Küche und bereitet das Frühstück vor. Paulinchen reibt sich noch den Schlaf aus den Augen und streift sich im Badezimmer das weiße Nachthemd über den Kopf, auf dem die dunklen Haare in alle Richtungen abstehen. Später - nach dem Frühstück - wird Hannelore ihr die Haare bürsten und zu Zöpfen flechten. Pauline mag das gar nicht:
"Aua, das zippt, Mama!"
Mama Hannelore ist geduldig.
"Ja ich weiß, Kind, aber das muss sein, sonst bekommen wir deine Haare bald gar nicht mehr gebändigt!"
Wenn ich das sehe, muss ich mich schütteln. Wie gut, dass wir Katzen keine Zöpfe brauchen.
Auf dem Bild seht ihr mich mit meinen Freunden auf den Dächern der kleinen Stadt, in der ich vor drei Wintern geboren bin. Ich weiß noch genau wann Alexander, der Vater von Pauline, dieses Bild von uns gemalt hat:
es war der Tag, an dem das große Feuerwerk statt gefunden hat. Wir Katzen sind alle ins alte, abgelegene Bahnhofsgebäude geflüchtet, weil es so laut war und die Feuerfunken uns Angst gemacht haben.
Nachdem endlich der Lärm vorbei war und wir uns zurück zu schleichen trauten, malte uns Paulines Papa.
Unter mir auf dem Dach liegt die alte Lina. Sie hat schon ein paar weiße Strähnen im dunklen Fell und kann nicht mehr überall hin springen. Sie muss sich oft ausruhen. In den Vollmondnächten maunzt sie ganz laut und so lange, bis wir alle zu ihr aufs Dach springen. Dann schnurrt sie zufrieden und erzählt uns von der alten weisen Katze Annaberta hinter den sieben Bergen, am anderen Ende der Welt. Als Dankeschön bringen wir ihr kleine graue Mäuse.
Nebenan auf dem Dach seht ihr Susi und Strolch spazieren gehen. Sie sind noch sehr jung und immer für Schabernack zu haben.
Eigentlich verstehen wir uns gut. Nur manchmal bekommt Strolch so komische Anwandlungen. Vor ein paar Tagen hat er mich ganz ohne Grund ins linke Hinterbein gebissen. Da hättet ihr Susi erleben sollen - die mag ich besonders gern - sie ist auf ihn losgeschossen wie ein lebendiger Hexenbesen.
Die Menschen würden sagen: "Sie ist ihm mit den Krallen durchs Gesicht gefahren."
Grandios, ein Bühnenstück besonderer Art, das könnt ihr mir glauben.
Im Haus hinter mir maunzt Krala. Sie darf nicht raus. Ihre Leute haben Angst, ihr könnte etwas passieren. Ich glaube, das liegt daran, dass sie schon mal einen Kater hatten, der Gregor hieß. Und der, so erzählt Lina, wurde von einem Auto überfahren.
Ab und zu gelingt es Krala, ihre Leute auszutrixsen. Sie wischt einfach zwischen ihren Beinen hindurch, wenn sie nicht aufpassen und die Haustüre geöffnet ist.
Und dann geht sie mit uns auf Mäusejagd. Darin ist sie besonders geschickt. Gestern hat sie zehn Mäuse und zwei Vögel erlegt. Die lagen dann schön nebeneinander vor der Haustür ihrer Leute.
So, jetzt wisst ihr, wer wir sind, eine richtige Rasselbande und dazu meistens fröhlich. Bis demnächst!
Euer Benno
P.S. Das ist ja noch die Katze im Baum. Hm, die kenne ich nicht, muss neu hier sein, aber vielleicht ist sie auch nur der Geist von Gregor. Ich rieche nämlich nichts. Komisch!
Texte: Cover: Juliane May
Tag der Veröffentlichung: 29.12.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
für meine Nichten und Neffen und die Enkelkinder, die ich vielleicht mal bekomme
Vielen Dank, liebe Juliane für dein schönes Gemälde!