Cover

Der himmlische Kulissenmaler hatte schon in aller Frühe sein Werk vollendet geplant. Keine Wolke sollte heute das Arrangement aus Blau beeinträchtigen. Sonne und Wind waren zur Kooperation bereit.
Früh öffnete sich wie von Geisterhand ein blasser Vorhang, um einer himmelblauen Kulisse den Auftritt zu ermöglichen.
Zum Mittag wird sich die Beleuchtung ändern und das Himmelblau in eine irisierende Bläue verwandeln. Dieses magische Licht wird sich am Abend langsam zurück ziehen, um der samtblauen Nacht mit ihren funkelnden Gestirnen den Schlussakkord zu überlassen.
Während die Sonne von Osten nach Süden wandert und mir den Rücken wärmt, fängt sich eine leichte Brise im flirrenden Laub der Silberpappeln.
Sonntagmorgen auf dem Campingplatz!
Das Meer ist nicht weit. Möwen ziehen nach Westen, wo Meer und Himmel sich vereinen. Ganz in der Nähe gurren turtelnde Tauben. Die Zeit bleibt stehen.
Überall um mich herum gut gelaunte Geschäftigkeit, sonntäglich gelassen. Helle Kinderstimmen, dunkle Erwachsenenstimmen, Kaffeetassenklirren und dieser leichte Wind. Ab und zu braust er auf, übertönt die überwiegend französischen Laute, helles Lachen, Kinderweinen, ein anfahrendes Auto; frühe Ausflügler – Heimwärtsreisende?
Ich bin gestern erst angekommen. Entspannt orte ich die Atmosphäre.
Während die ersten Swimmingpoolliebhaber mit um die Hüften geschwungenen Tüchern badeschlappenschlurfend zum Pool streben, wanken noch schlaftrunkene Schlafanzügler langsam Richtung Waschhaus.
Ich beiße in mein Buttercroissant und genieße mit geschlossenen Augen den heißen schwarzen Kaffee. Junge Mädchen, meist zu zweit, werfen vorsichtig schräge Blicke auf Neuankömmlinge. Pickelgeplagte, schlaksige Teenagerjungs machen auf cool und scheinen über den Dingen zu schweben.
Kleine freche Jungs in kurzen Skaterhosen mit sommersprossigen Gesichtern und selbstbewusste Mädchen in bunten Sommershorts sind ihren feriennachsichtigen Eltern entwischt. Sie spielen Fangen zwischen den parzellierten Hecken. Ihre hellen aufgeweckten Stimmen sind weit zu hören und klingen aufgeregt. Keine Zeit fürs Frühstück.
Nichts kann mich aus der Ruhe bringen. Gerade genieße ich die letzten Tropfen des schwarzen Göttertranks, da hopsen Spatzen brosamensuchend, mit kurzen schnellen Sprüngen in die sonntägliche Ferienidylle.
Bunte Handtücher flattern auf improvisierten Wäscheleinen, winken den ersten nimmermüden Boulespieler hinterher, die nun die Wege besetzen und damit den Startschuss für einen höchst ansteckenden Aktionismus geben.
Jetzt stehe ich auf, suche mir ein stilles Eckchen, will mich nicht infizieren lassen und noch eine Weile tagträumend die Seele baumeln lassen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen Campingfreunden und Sommerfrischlern, die die Nähe zur Natur zu schätzen wissen

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