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Die Farbe Blau


Blau ist die Farbe des Himmels, des Meeres. Sie steht für Weite, Tiefe, sie schafft Raum. Mit ihr assoziiert wird auch Ruhe und Distanz, Distanz zu sich selbst und zu Dingen, die geschehen.
Psychologische Studien haben gezeigt, dass Menschen unter ihrem Einfluss zu kreativen Lösungsmöglichkeiten neigen.

Für viele berühmte Maler hatte die Farbe große Bedeutung. Wassily Kandinsky schrieb z.B.:
"Die Neigung des Blaus zur Vertiefung ist so groß, dass es gerade in tieferen Tönen intensiver wird und charakteristischer innerlich wirkt. Je tiefer das Blau wird, desto mehr ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem.

( Kandinsky 1910 "Über das Geistige in der Kunst")

RK


Heute mache ich blau!


Ich werde abstreifen, was mich behindert. Lasse mir Flügel wachsen. Und dann schwinge ich mich hinauf. Werde eins mit dem Himmel über mir. Lasse mich streicheln von Sommerwolken, treiben von lauem Wind. Fliege mit Zugvögeln um die Wette.
Die Landung wird sanft sein. Und mein Alltag hell.

Heute mache ich blau!
RK








Ein Edelstein, gefunden in Bratislava. Die blaue Kirche. Hier bedrängt kein düsterer Glaube, diese Kirche bedroht nicht. Sie will auch nicht beherrschen. In die Knie zwingen. Sondern sie lädt ein, den Geist frei zu lassen.
Ein Kraftort, ein Quell der Leichtigkeit, der Lebensfreude.
RK





Das Blau des Himmels
und die Wellen des Meeres
in kunstvoller Form.
RK


Hyazinthenblau





Im Hyazinthenblau fand meine Seele ein duftendes Bett, und dich, den ich liebe. So schauen wir eng umschlungen zum hohen Himmel und lauschen verwundert dem Lerchengesang, der unsere Herzen schwingen und Haut an Haut sich zeitlos wieder finden lässt. AR

foto: "Hyazinthen" von ruthchristine ( www.pixelio.de)



Zwischen zwei Atemzügen




Wenn es himmelig blaut an den Abenden sommerlicher Monde, zerstreuen Duftorgien zartgehauchter Töne sich über den Blumen im Seelengarten.
In den Klängen der Vogellieder liegt Abschied und Neubeginn.
Wenn die Nacht den Tag verspeist und die Sterne funkeln lässt
streift ein sanfter Atem deine Haut.
Wenn Blicke sich weiten und staunen,
dann spaziert ein Engel aus Licht durch Wände und Raum,
auf den Wangen seidige Rosenblätter.
Der Lotus im Teich verschließt ein Lächeln in seiner Blüte
AR

"Seerose" von andrimarc (www.pixelio.de)







Ich sah eine Sichel am Himmel schon früh am Nachmittag, als der Himmel vom Grau zum Blau sich lichtete. Was wäre wenn, fragte ich mich, wenn eine Himmelsleiter herunter fallen würde und ich hinauf steigen würde bis zum Mond? Die Sichel wäre mein Schaukelstuhl und das Blau des Firmaments um mich herum wäre wie Wellen im Ozean. Ab und zu würde eine Wolke mich einhüllen, als sei ich im Nebel an einem Novembermorgen. Vielleicht würde eine Schneegans mich besuchen und mir vom Norden erzählen und von der langen Reise in den Süden. Und am liebsten würde ich dann mit ihr ziehen, wie einst der kleine Nils Holgerson. Ich sah einmal ein Bild - von einem Kind gemalt - es hing in einer therapeutischen Praxis an der Wand.
Da schwebte der kleine Nils mit seiner Zwergenmütze auf dem Rücken der Gans über den Himmel. Ich glaube, er schlummerte und träumte vom Erwachsenwerden.
Vielleicht finde ich hinter dem Horizont einen Ring, der, wenn man ihn am linken Ringfinger dreht, zwergenklein macht und gleich denke ich an den Mann mit Hut - wie hieß er noch gleich? Pan Tau? Er trug Frack und Zylinder und wenn er seine Hut drehte, dann schrumpfte er. An seine vielen Abenteuer kann ich mich noch schwach erinnern.
Ganz gleich ob Pan Tau oder Nils Holgerson, es hat Vorteile, klein wie ein Zwerg oder wie eine Maus zu sein.
AR


CHAGALL-BLAU


Marc Chagall: Blue Landscape
Die Nächte verlassener Seelen und wahrhaft Liebender sind blau. Von jenem Blau, das man von der Stunde zwischen Tag und Nacht kennt, die man ab und zu bei bestimmten Wetter- und Lichtbedingungen genießen darf, dieses Blau, das sich so oft in den Bildern von Marc Chagall findet.
Es ist das Blau von Sehnsucht und Erfüllung.
Wie eine geschlossene Kugel trägt es in sich einen unendlichen Raum ohne Zeit. Das magische Strahlen scheint geradezu geschaffen, um für die einen Balsam in einsamen Stunden, für andere Paradies, eine Nische, in der auch das Unmögliche möglich erscheint zu sein.
Aus der Feder betörter Dichter schnörkeln sich Buchstaben zu Texten von bizarrer Schönheit auf weißes Papier.
Maler halten inne und den Pinsel hoch - verlieren sich für einen Moment in den eigenen Farben, die fremdartig leuchten.
Der Cellist horcht in den Klang seines Instrumentes hinein. Es klingt neu und erscheint wie die Eingebung aus einer anderen Welt.
Liebende flüstern Koseworte und schwören sich unter Küssen Ewigkeit.

Die verlassenen Seelen gleiten sanft in einen erholsamen Schlaf und ihre Träume gleichen der besonderen Dichte einer lauen Sommernacht, in der unzählige Blumen ihren Duft verschwenderisch verschenken und die Nachtigall ihr Lied singt.
Kleine Engel purzeln aus verblauten Wolken.
Während der Ritt auf dem gelben Pegasus sie über die roten Dächer einer kleinen verschlafenen Stadt trägt, wartet ein Einhorn hinter dem einzelnen Baum am Rande der Nacht. Und der Mond spielt auf der Geige eine Melodie, die zu Herzen geht und sich wohltuend in die Seele eingräbt.
Unten auf dem Platz vor den Häusern haben sich Menschen versammelt, um mit angehaltenem Atem den weißen Fisch anzustarren, der unter einem Dach aus bunten Lampignons auf einem unsichtbaren Seil tanzt.
Und beinahe verschwimmt eine Akrobatin, die völlig entspannt und verträumt erscheint und kopfunter an einem schwingendem Trapez hängt, mit den aufziehenden Wolken.
In dem enganliegenden Rosenkostüm scheint sie den Märchen aus tausendundeiner Nacht entsprungen.
Über allem haben sich Anima und Animus endlich gefunden.
Sie verschmelzen und entschwinden in der blauen Kugel, die sie wie ein Raumschiff in eine andere Welt entführt. AR


Farbenparadies



Schwarze Nacht umgab uns. Unser Schiff schien in die Unendlichkeit zu fallen. Enttäuscht schaute ich meinen Begleiter an. Er hatte mir eine wunderbare Welt versprochen. Eine Welt, in der wir abtauchen konnten in uns selbst. Seit unserem Sprung schaute ich erwartungsvoll aus dem großen Fenster. Und sah nichts.
Mein Begleiter erwiderte meinen Blick. Er schmunzelte. „Du hast immer noch keine Geduld.“ sagte er. Dann drehte er sich um und ging zum Bordcomputer.

Ich blieb allein zurück. Nein, Geduld war nicht meine Stärke. War sie noch nie gewesen. Und jetzt erst recht nicht. Ich fühlte mich schwach. Mein Begleiter und ich waren Überlebende der Katastrophe. Wir hatten uns in das Schiff retten können, bevor alles in Trümmer ging. Ich hoffte, auch anderen meines Volkes war es gelungen. Es war so grausam gewesen. Eben noch schien alles in Ordnung und dann kam dieser Strahl. Kalt und unbarmherzig. Er zerriss unsere Gemeinschaft, er löste einfach unser Zuhause auf. Aus Legenden meines Volkes wusste ich, dass dieser Strahl immer und immer wieder unsere Existenz bedrohte. Wir hatten einen grausamen Feind. Der „Große Maler“ wurde er genannt. Unerbittlich mischte er sich immer wieder in unser Leben ein.

Plötzlich schob sich etwas in mein Blickfeld. Ich trat näher an das Fenster. Und war hingerissen. Vor uns tauchte ein Planet auf. Er strahlte ein wunderbar blaues Licht aus. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm lösen.



Sanft berührte eine Hand meine Schulter. „Schau, da ist er. Wir haben ihn gefunden. Jetzt werden wir vereint sein mit unseren Brüdern und Schwestern.“

Unser Schiff landete. Wir ließen uns hinaus gleiten. Tief atmete ich die Atmosphäre ein, die uns umgab. Leise plätscherte ein blauer Strom vor mir. Ich floss hinein. Und fühlte Freude, Geborgensein.
„Willkommen“, hörte ich es flüstern, „willkommen im Paradies der blauen Farben.“
Meine Grenzen lösten sich auf. Ich vereinte mich mit dem Fluss. Das Glücksgefühl, das mich durchflutete, es war unbeschreiblich.


Nina drehte den Wasserhahn ab. Ja, jetzt hatte der Wasserstrahl alle blaue Farbe von ihrer Palette entfernt. Nina hatte manchmal den Eindruck, die Farbreste würden sich wehren, wenn sie sie abspülte. „Quatsch“, dachte sie lachend. „Farben leben nicht.“
Noch einmal warf sie einen Blick auf ihr Bild. Sie war zufrieden. Der blaue Rabe gefiel ihr.





Ins Blaue fahren



Blau, die Unendlichkeit des Himmels, die Tiefe des Meeres. Es lockt uns. Wir möchten loslassen, was uns im Alltag festhält, ohne Zügel und Ballast hinter uns lassen, was uns bedrängt.
Ins Blaue fahren, ohne Ziel. Uns überraschen lassen vom Weg. Der Seele folgen, nicht dem Verstand. Nicht den Zwängen. Mit den Wolken tanzen und auf Meeresschaumkronen reiten.
Abtauchen in kühle Strömung und Aufschwingen hinauf zur Sonne.

Ins Blaue fahren...

RK


Katzenauge



Welche Geheimnisse siehst Du, meine Siamkatze, wenn Dein Blick in die Ferne gerichtet ist? Aus welcher Welt nehmen Deine blauen Augen Lichtstrahlen auf? Siehst Du das Wesen der Dinge? Bist Du in der Vergangenheit oder der Zukunft?
Geheimnisvolle Sphinx, ich würde gern sehen, was Du siehst.
RK





"Blaue Blödelei"


Blaublühend beeindruckt Bergenzian behäbige Bergtouristen.

Bisweilen bauen blaue Burschen Bockmist.

Betörend balzen Blaumeisenmännchen,
Blaumeisenmädchen blicken beeindruckt.

Blaubeertörtchen backt Bettina bewundernswert.

Bachblüten blühen besonders bunt bei blauen Bergquellen.

RK


Es blaut


ich hab mich in ein blau verliebt
und während mir veilchen herzkirschen versprechen
kühlt lavendel mein erhitzes gemüt
im auge des vergissmeinnichts winkt hoffnung
und der rittersporn steht stolz
während wegwarte schon den abgang einläutet
und clematis die sicht begrenzt
wehe, wenn über orientalischen minzhäfen
die sterne sinken
was soll meinen durst löschen
in diesen hochsommerlichen zeiten?
keine gnade für herzvagabunden
deren schritte sich im sand der wüsten verlieren
die spuren verweht und aufgesaugt
von einem viel größerem blau
AR


Einst strahlten in der Nähe dieser Stadt, die an Rügens Kreideküste liegt, die "Wissower Klinken" Sie zogen Poeten und Künstler an. 2005 stürzten die Klinken ins Meer
Von Johannes Brahms, der in Sassnitz seine erste Sinfonie komponierte, stammt das folgende Zitat:
"An den Wissower Klinken ist eine schöne Sinfonie hängen geblieben."





Es bricht sich ins BLAU der erhabene Fels
aus Sternenhimmeln fallen glitzernde Funken
und tragen zu Grabe die funkelnde Krone
im Wasser der See sinkt zum Grund der Kreidefürst
milchig weiße Wellen schwemmen ihn fort
an einen Ort wo neues Land sich formt


Unterwegs 1


Der Blick verfängt sich in den Wolken. Schlieren ziehen sich ins Blau, zeichnen Spuren, zerfranseln, bis nichts mehr sichtbar bleibt.
So, wie meine Gedanken, die an diesem Morgen mit den Worten durch den Alltag geistern - hierhin streben und dorthin - sich überschlagen und wieder verlieren, bis es plötzlich still wird und nur noch der Sommer wärmt und der Wind die Haut streichelt. AR


Es singt ein blaues Lied in meinem Ohr.


Wo kommt es her? Hatt der Wind einen Klang vom Meer zu mir her getragen? Etwas vom Brausen der Gezeiten liegt darin. Aber noch mehr:
ein Stimme mischt sich hinein - vertraut und doch fern. Sie kommt wohl aus alten Zeiten, mit einem Hauch von Märchen und Träumen darin.
Die Stimme, das Meer; mit den Wolken gesegelt mein gesprochenes Wort, das ein Lied daraus wirkt.
Und du singst die zweite Stimme dazu:
sie trägt das Wispern der Bäume und Mädchenlachen; den Schmerz und die Angst, die in tiefen Gräbern wohnt.
AR

Foto: "Einfach blau" von Mondstein (www.pixelio.de)







So verweben sich Seelen - Blau in Blau!


Es ist...

der Moment
indem alles möglich
nichts unmöglich erscheint

die Sekunde
in der Zeit stehenbleibt
an Uhren Zeiger verharren

der Augenblick
der alle Farben sammelt
im See der Möglichkeiten

die Stunde
zwischen Tag und Nacht
wenn Gefühle Macht besitzen
AR


Epilog


Unsere Welt ist bunt geworden. Manchmal scheint es , zu bunt.
Da ist es wohltuend, sich konzentriert auf eine Farbe einzulassen. Sie zu sehen, zu erfühlen, ihr Raum zu bieten in der eigenen Phantasie, in den Gedanken.
So entstand diese kleine Homage an die Farbe Blau. Die Farbe, die den Horizont und das Meer beherrscht. Die Farbe, die Gedanken Flügel verleiht.
RK

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.08.2009

Alle Rechte vorbehalten

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