„Ja, das ist sowas von nervig. Solche Menschen sind echt unmöglich. Ich hasse es, wenn sie über andere reden als seien sie selbst perfekt. Diese ständige Suderei.“
„Echt nervig“
, stimmte mir Doris zu.
„Am Schlimmsten sind die Leute, die stundenlang irgendwelche uninteressanten Dinge, furchtbar monoton erzählen und auch noch glauben es sei interessant.“
, fahre ich mit einem leichtem Seufzen endend fort und meine Freundin ergänzt darauf:
„Und erst diese Tussis, die sich in jedem Fenster und Spiegel betrachten, an dem sie vorbeigehen und das in einem lächerlichen, offensichtlich bewusst stolzierendem Gang – echt arm.“
„Ja, ziemlich armselig. Und dann lassen sie im Billa oder in der U-Bahn jeden anderen an ihren öden, oberflächlichen Telefonaten teilhaben. Also, ich bin ja ganz klar für Handyverbot in Öffis. Das ist Lärmbelästigung.“
„Absolut! Die Menschen in unserer heutigen Gesellschaft sind schon sehr egoistisch. Und dieser Materialismus. Jeder will immer mehr, immer mehr und am Besten so schnell wie möglich. "
"Anstatt das zu genießen, was sie haben. Dann wären sie um einiges glücklicher und zufriedener."
"Vor allem wenn sie mal bewusst die nicht käuflichen Dinge schätzen würden. - Freundschaften, Natur, Gesundheit. Uns geht's doch eigentlich echt gut in Österreich. Diese grundsätzliche Unzufriedenheit geht mir so am Wecker“
Zustimmend fuhr ich fort: “Wie wahr. Ja - und immer machen sie sich Gedanken über das, was andere über sie und vor allem über ihr Äußeres denken. Und dieses ständige Konkurrieren und Ausspielen. Immer sind sie neidisch auf das Leben anderer. Echt schade.“
„ Dabei tun alle immer so freundlich und nächstenliebend und eigentlich hassen sie ihren Gegenüber bis aufs Blut."
„Ja, echt zum Kotzen!“
„Nicht, dass jetzt jeder seinen Hass raushängen lassen sollte, aber vielleicht mal ein bisschen mehr darüber nachdenken warum sie so empfinden und ob das auch wirklich in Ordnung ist."
"Wenn sich nur alle ein bisschen mehr Gedanken über sich selbst und über ihre Umgebung machen würden, ja dann wäre es auf dieser Welt um einiges angenehmer.“
„So, hier muss ich abbiegen.“
,stelle ich fest und verabschiede mich mit einem herzlich klingenden „Ich fand es sehr schön. Das müssen wir bald mal wiederholen!“ von Doris.
Durch die Lange Gasse
schlendernd, begutachte ich die angebotenen Produkte in den Schaufenstern. Dabei stelle ich fest, dass meine Haare nach allen Seiten abstehen und behebe dies natürlich gleich mit ein bisschen Speichel. Als ich zwei Typen am Ende des Gebäudes bemerke, fällt meine Konzentration augenblicklich auf meinen Gang und ich versuche trotzdem so natürlich und reizend wie möglich zu wirken. Da ich mir unangenehmerweise wie auf einem Catwalk vorkomme, biege ich in den anschließenden Supermarkt und fühle mich sofort erleichtert. Dabei fällt mir ein, dass ich sowieso noch einkaufen wollte und beginne mit dem Auswählen der Güter.
Als die Musik einer mir bekannten Band ertönt, greife ich in meine Tasche und nach dem Ertasten und Erfassen meines Handys führe ich dies zu meinem linken Ohr. Es ist der sich in Tirol befindende Mike und eigentlich hab ich keine Lust zu telefonieren, aber in einem etwas gelangweilten Ton erzähle ich in korrekt chronologischer Reihenfolge den bisherigen Tagesverlauf und von meinem gerade, „Gott sei Dank“ endlich erledigten Treffen mit Doris. Um Mike das Hineinversetzen in das Erlebte zu erleichtern, reproduziere ich ihm jede Unterhaltung der besagten Zusammenkunft und warte auf Zustimmung zu meiner mir gebildeten Meinung über Doris neuen, gut bezahlten, aber sicher nicht langwährenden Job. Da die Rückmeldungen meines Gesprächspartners immer kürzer werden und ich nicht möchte, dass er denkt ich sei nur auf mich bezogen, erkundige ich mich nach seinem Befinden und dem Wetter in Tirol. Da beides als positiv bezeichnet wird und ich das Gefühl habe genug gefragt zu haben, beende ich das Telefonat und verbleibe mit guten Wünschen.
Währenddessen habe ich auch meinen Einkauf beendet und gehe nun die Josefstädter Straße
in Richtung der Haltestelle des 13a
entlang, um mit dem Bus in die Mariahilfer Straße
zu fahren, da ich ja unbedingt noch ein neues Outfit für die am Freitag stattfindende Vernissage benötige. Nach stundenlangem Durchforsten gewisser Geschäfte bin ich immer noch nicht fündig geworden und gebe die Suche enttäuscht auf.
Zu Hause angekommen falle ich erschöpft und unzufrieden auf meine Couch. „Warum ist mein Leben manchmal nur so beschissen?“
frage ich mich und schalte den Fernseher ein.
Tag der Veröffentlichung: 18.08.2008
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