Cover

Nora – Kapitel 1




„Housekeeping, guten Abend.“
Mein Standartsatz bevor ich in ein Zimmer betrete.
Wenn man sich jetzt fragt warum ich Zimmer betrete, dem muss ich anvertrauen dass ich neben dem Studium in einem 5-Sterne Hotel arbeite. Und zu dem Service des Hotels gehört es das jemand zwischen 18-22 Uhr noch einmal das Zimmer Bett fertig macht.
Mein Name ist Nora Devile und normaler weise macht mir meine Arbeit richtig spaß. Man muss nicht viel denken sondern nur machen, eine nette Abwechslung neben der anstrengenden Büffelei in der Uni.
Doch hätte ich gewusst dass sich heute in meiner Schicht, mein Leben verändert, wäre ich, ganz ehrlich, daheim geblieben.
Aber soweit war ich an diesem Abend noch nicht. Meine zwei Kolleginnen, die wirklich freundlich und nett sind, und ich hatten gerade erst begonnen die Zimmer herzurichten.
Was so viel heißt wie: Ins Zimmer rein- Bett aufschlagen- Vorhänge zu- Mülleimer kontrollieren- Bad anschauen- Handtücher notfalls auswechseln.
Viele würden sagen ich bin dann so was wie ein Zimmermädchen und das so ein Job ja unter ihrer Würde sei, aber da kann ich nur lachen. Wenn ich mir andere Job anschaue dann bin ich verdammt froh, dass ich hier arbeiten kann.
Ich finde es nicht besser eine Kellnerin zu sein und dann von schmierigen Typen angegrabscht zu werden, oder einen unausstehlichen Boss zu haben der immer mit Kündigung droht.
Nein, ich bin vollkommen zufrieden hier und deswegen ging ich wie immer mit so viel Fröhlichkeit wie ich besitze an die Arbeit heran. Auf den Gängen zwischen den Zimmern unterhalten sich meine Kolleginnen und ich öfters. Wir lachen, essen ein bisschen Schokolade – die auch in die Zimmer gelegt wird- und reden über skurrile Zimmer und was wir darin alles entdeckt hatten.
Man glaubt es kaum was reiche Leute alles in einem Hotelzimmer haben. 3 Handys, zwei Laptop, auf dem Schreibtisch liegen Geldbündel, ein Autoschlüssel und komischerweise sehe ich auch öfters ausgezogene Eheringe?!
Ich will gar nicht wissen was die treiben. Aber mal ehrlich würde ich in einem Zimmer einmal klauen, könnte ich die nächsten Monate faulenzen.
Leider bin ich eine Ehrlichkeit in Person und würde so was nie übers Herz bringen.
Vielleicht bin ich auch deswegen so gut in meinem Job, ich komm gut mit den verschiedensten Situationen klar. Zicken oder Faulenzer wären hier fehl am Platz, was man auch an den Kollegen erkennt. Alle erstaunlich lieb und freundlich.
„ Housekeeping, guten Abend.“
Okay manchmal ist es echt anstrengend diesen Satz ungefähr 200mal an einem Abend zu einer verschlossen Tür zu sagen.
Und wieder war keiner in dem Zimmer und ich hatte wieder mit einer Tür geredet. Schwer seufzend machte ich das Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
„ Und wie läufst bei euch?“ fragte ich eine Kollegin die gerade bei unserem Zimmerwagen stand und sich neue Zimmer aus einer Liste aussuchte.
„ Naja, geht, wie immer würde ich sagen, heut ist zum glück nicht so viel los, obwohl es Sonntag ist…“ antwortete diese.
„ Mhh ja schon komisch aber dann sind wir heut vielleicht schneller fertig.“ Aufmunternd lächelte ich sie an und sie erwiderte es. Klar wir lieben unseren Job aber wer ist nicht froh wenn er ein bisschen früher nach hause kommt?
Schnell schaute ich auf die Liste, auf der die besetzten Zimmer aufgelistet waren und machte ein N neben der Zimmernummer in die ich jetzt rein gehen würde. Ich hinkte heut ein bisschen hinterher und war deswegen gerade allein auf dem linken Etagenabschnitt der 4 Etage.
Zur zeit stand ich vor der Tür eines etwas größerem Zimmer als der Durchschnitt.
„ Housekeeping, guten Abend.“
Rief ich, klopfte dann noch mal. Keine Antwort. Also zückte ich wie immer meine Universal-karte, mit der ich in alle Zimmer kam und öffnete geschickt die Tür.
Alles war dunkel, was nicht ungewöhnlich ist.
Wie gewohnt lief ich den Flur entlang, ohne Licht. Ich kannte das Zimmer ja schon gut, als ich plötzlich ein Wimmern hörte.
Scheiße.
Mein Herz blieb stehen. Ein Wimmern? Vielleicht hat sich jemand verletzt oder so was.
„ Scheiße.“ Murmelte ich auch, als ich jetzt auf das Schlafzimmer zu rannte. Im Türrahmen blieb ich stehen und schaltete hektisch das Licht an.
Und sofort wünschte ich mir ich hätte es nicht getan…
Auf dem Bett lag ein Mädchen. Wunderschön mit langen blonden Augen. Großen Augen die Entsetzen widerspiegelte. Mit den Händen angekettet an das Bett, gefesselt, geknebelt.
„ Oh scheiße, scheiße, scheiße.“ War das einzige was ich zustande brachte, bevor ich auf das Bett zu rannte und versuchte sie los zu machen.
Was war das? Wer hatte ihr das angetan?
Ich war viel zu beschäftigt und aufgeregt um irgendwas zu bemerken, bis das Mädchen immer mehr zappelte. Erst da bemerkte ich, dass sie noch immer Klebeband vor dem Mund hatte. Schnell riss ich es ab und bereute es sogleich. Sicher hatte dass wehgetan, aber sie schien es nicht wahrgenommen zu haben.
Alles was ihren Mund verlies war ein schreckenserfüllter Laut und ein lang gezogenes:
„ Lauf weg!“
Automatisch hörte ich mit meinen Versuchen auf und folgte ihrem gehetzten Blick der auf der Balkontür geheftet war.
Was ich sah war einfach unbeschreiblich. Ein Mann, mit einem wunderschönen Gesicht, stand lässig gelehnt im Türrahmen, die Arme vor der Brustverschränkt und mit einem amüsierten Ausdruck im Gesicht.
Aber all das war nichts, im Gegensatz zu dem Blut das sein Kinn herab lief und über seinen ganzen Mund verteilt war. Noch schlimmer waren noch die übertrieben spitze und gefährlich blitzende Eckzähne, die er mit deutlich mit einem genüsslichen Grinsen zeigte.
Ich weiß nicht warum, vielleicht schaltet mein Unterbewusstsein schneller als mein Hirn, aber ich schaute auf den Hals des Mädchens und war kurz davor in Ohnmacht zu fallen. Verdammt, ich bin in dem Zimmer eines Psychopathen, der denkt er wäre ein Vampir! So sah auf jeden fall der Hals des Mädchen aus. Grauenhaft verunstaltet und voller Blut das noch nicht einmal ganz getrocknet war.
„Oh verdammte Scheiße!“ entwich es mir noch, bevor ich an dem Kragen gepackt wurde und an die Wand hinter mich geschleudert wurde.
Wie konnte er s schnell vom Balkon zu mir kommen?
Der Mann presste mich dagegen, mit ihm als Käfig außen herum. Seine Hände lagen jeweils rechts und links von meinem Kopf.
Alles was ich wollte, war abzuhauen, doch ich konnte mich nicht bewegen.
Ich verstand es echt nicht, normaler weise kann ich um mich schlagen und mich verteidigen wie ein Tiger seine Jungen, aber jetzt gerade lies mich alles im Stich.
Ein Teil in meinem Kopf schaltet völlig ab, doch ein anderer begann zu arbeiten. Und das machte mir am meisten Angst.
Ein winziger Teil in meinem Kopf lies mich stehen.
Dieser Teil flüsterte mir auch zu das es Vampire wirklich gab und das wenn ich mich beweg noch schneller tot wäre als sonst schon.
Erschrocken über mich selbst, dass ich so was mit einer Bestimmtheit wusste wie sonst nichts, starrte ich ihm in die Augen und bekam noch einen weiteren Schock.
Sie waren glühend Rot.
-Er ist im Rausch- schoss es mir unweigerlich durch den Kopf.
Woher ich das wusste? Kein plan. Manchmal überrascht uns unser Hirn wirklich auf komische weise.
Langsam neigte er seinen Kopf herunter, sodass er immer näher an meinen Hals herankam.
Doch bevor er ihn berührte, stoppte er plötzlich. Ich wusste nicht warum, aber es war mir auch egal. Alles woran ich denken konnte war: Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott,…
Ruckartig zog er seinen Kopf zurück und schaute mir eindringlich in die Augen. Dann nahm er, sehr zu meiner Verwunderung, eine Strähne meiner langen bräunlichen Haare zwischen seine Fingerspitzen und zog sie an seiner Nase lang um den Geruch aufzunehmen. Überraschender weise fing er dann auch noch an zu lachen.
Okaaay, rückspulen bitte, was war den so lustig?
„ Ein Blutkind, ich glaub es nicht! Ein Blutkind hat sich zu mir verirrt. Heut ist mein Glückstag! Du darfst dich glücklich schätzen, kleines Mädchen, ich werde dich heute nicht töten. Nein, nein, du wirst mir noch eine Weile erhalten bleiben!“ senierte er fröhlich vor sich hin und lies seinen Kopf wieder zu meinem Hals sinken. Fast liebvoll strichen seine Lippen über meinen Hals.
„ W…Was?“ was alles was ich zusammen stottern konnte.
„ Keine Angst meine kleine, du wirst noch früh genug verstehen.“ War das letzte was er an meinen Hals nuschelte.
Und dann spürte ich Schmerz, sehr, sehr großen Schmerz. Es fühlte sich an wie als hätte jemand zwei Skalpelle in meinen Hals gerammt und dann einen Blutbeutel drangehängt, damit das Blut rein laufen konnte.
Ich merkte wie mir das Blut aus dem Hals gezogen wurde. Ein ziehen den ganzen Hals bis zum herz entlang. Es tat so weh und ich verlor immer mehr das Bewusstsein.
Alles was ich noch mitbekam, bevor ich in die schmerzfreie Ohnmacht rutschte, war das er mich noch enger an sich ranpresste. Mit der einen Hand hielt er meinen Kopf in der richtigen Position und mit der anderen umfasste er meinen Hintern um mein Becken noch näher zu seinem zubringen, um mir der Erektion bewusst zu werden.
Verdammt jetzt werd ich nicht nur ausgesaugt, sondern auch noch vergewaltigt

, war das letzte was mir durch den Kopf ging,...


Christian – Kapitel 1



„ Hey Chef, wie ist die Aussieht bei euch dort oben?“

fragte mich Jem, ein Einsatzpartner, der gerade in einem Übersichtswagen in der Nähe von unserem Einsatzort saß.
Zum Glück konnten wir geborene Vampire über Gedanken kommunizieren, somit liefen wir nicht Gefahr aufzufallen. Na ja so wenig wie man auffallen kann, wenn 5 Vampire auf dem Dach von einem Hotel sitzen und auf den Zugriff warten.
„ Ich schick dir eine Postkarte dann kannst du dir selbst ein Bild davon machen!“

für meine Antwort erntete ich ein erheitertes Lachen.
„ Okay, aber jetzt wieder ernst, noch einmal eine Besprechung bevor es los geht:“

ich hielt jetzt mit allen 7 Mitgliedern meiner Gruppe Kontakt.
„ Unser heutiges Ziel hat bereits 14 Frauenleichen auf dem Buckel und die Zahl hat er sich innerhalb von 4 Monaten, seit er ein Ausgestoßener ist, zusammen gesammelt. Wir haben ihn ja bereits in einem Restaurant aufgespürt, aus dem er wieder ein Mädchen mitgenommen hatte. Ihr wisst alle wie er und das Mädchen aussehen. Der Plan sieht wie folgt aus: Jem du bleibst im Wagen, überwachst die Aktivitäten des Hotels, das Personal, etc.. Marko und George, ihr seid auf euren Posten vor dem Hotel, um im Notfall eingreifen zu können. Henrig, Tino, Kelvin, Derin und ich klettern jetzt gleich über das Dach, die Außenversade herunter und in das Zimmer von unserem Ziel herein. Überwältigen den Ausgestoßenen, retten das Mädchen und säubern danach alles, okay? Zu unserem Ziel: Er ist erst seit kurzem ein Ausgestoßener und noch schwächer als die Alten, aber sein Alter ist akzeptabel man schätzt es auf 300Jahre, er wird also viel Erfahrungen haben!“
„ Chef, wir packen das schon, so wie immer!“

erwiderte Derin, mein bester Freund.
„ Ja ich hoffe es. Also, alle bereit?“

6-mal hörte ich ein Ja als antwort.
„ Jem, was ist bei dir los?“

jeder musste vor einem Eingriff, die Bereitschaft bestätigen.
„ Wartet mal ganz kurz…“

kam nur
„ Jem, was ist den los? Beeil dich, wir haben nicht so viel zeit!“

herrschte ich ihn an.
Kurz war stille, in unserer Gedankenübertragung.
„ Oh scheiße!“

war zu vernehmen „ Scheiße, scheiße, scheiße, wir haben ein Problem!“
„ Was für eins?“

zischte ich in Gedanken.
„ Housekeeping!“
„ Ich versteh nur Bahnhof!“

meldete sich Henrig.
„ Das Hotel hat ein Service, der abends in die Zimmer kommt und alles Bettfertig herrichtet! Und jemand vom Personal steht jetzt vor der Tür des Ziels….“
„ Und das hattest du nicht vorher herausgefunden?“
„ Ich…ich… es tut mir leid… ich weiß nicht wie das passieren konnte!“
„ Haben wir jetzt zwei Menschen im Zimmer? Kannst du mir wenigstens sagen wie die zweite aussieht?“

fragte ich
„ Ein Mädchen, ungefähr 18 Jahre alt, bräunliche lange Haare“

kam es kleinlaut von Jem.
„ Verdammt, sie passt auch noch in sein Beuteschema. Dann jetzt aber los, sie sollte das ganze wenigstens unbeschadet überstehen, wenn sie schon mit rein gezogen wird.“


Ich machte den Anfang und hangelte mich von dem Dach, über die Balkone, in den 4 Stock. Die Balkontür war angelehnt und ein starker Blutgeruch wehte von innen heraus. Alle 4 Einsatzmänner kamen hintereinander auf dem Balkon an.
Ich spähte durch das Fenster und fluchte in Gedanken
„ Verdammt, er hat sie schon an die Wand geheftet und trinkt!“


Man sah wie sie immer mehr das Bewusstsein verlor. Ich konnte ihr Gesicht nicht deutlich erkennen.
Ein Windhauch fegte durch das Zimmer und brachte einen neuen Blutgeruch, von dem jungen Mädchen, zu uns auf den Balkon.
Ab jetzt passierte alles sehr schnell.
Wir nahmen den neuen Geruch wahr und jeder spannte sich an. Nun hatte ich ein Problem.
„ BLUTKIND! Scheiße! Holt ihn sofort von ihr weg, und last eure Finger bei euch! Los, los, los!“

schrie ich in Gedanken.
Derin, Kelvin und Tino stürmten von dem Balkon in das Zimmer zu dem Ausgestoßenen und rissen ihn von dem Mädchen los, um ihn danach zu eliminieren. Worauf ich lieber nicht so genau eingehe, sagen wir, sie wissen, wie man effizient arbeitet ohne große Spuren zu hinterlassen
Henrig sprintete zu der blonden Frau, die auf dem Bett gefesselt war, um diese von dem Bett zu befreien.
Bedächtig lief ich auf das Mädchen zu, von dem der Vampir gerade getrunken hatte.
Sie war bewusstlos auf den Boden gesackt. Ihr Hals hatte große Einstiche, das Blut strömte über, auf den Boden, in ihre Haare, auf ihre weiße Dienstbluse, verfärbte diese.
Aber all das war nicht so schlimm, wie ihr Blutgeruch an sich.
Das Mädchen war ein Blutkind.
Selten bekamen geborene Vampire ein Mädchen als Kind. Diese sind jedoch für die Vampirrasse zur Fortpflanzung wichtig. Nur Blutkinder konnten mit einem Gefährten weitere Kinder zeugen und so geborene Vampire hervorbringen. Ohne die Blutkinder, die immer seltener werden, würde es bald nur noch geschaffene Vampire geben und die ältesten Familien würden aussterben.
Doch es gibt vielleicht ein Blutkind auf 3 männliche geborene Vampire.
Viele wurden auch getötet, ausgesaugt. Denn ihr Blutgeruch ist fast unwiderstehlich für ungebundene, männliche Vampire. Es übertrifft jedes der Menschen, so süßlich und vollkommen.
Ich lief langsam auf sie zu und kniete mich vor ihr hin.
Scheiße, sie sieht auch genau wie ein Blutkind aus.
Durchschnittlich, nicht besonders hübsch und nicht besonders hässlich. Blutkinder sind bis sie von ihrem Gefährten verwandelt werden, genau wie Menschen. Genau das gleiche Aussehen, die gleiche Verletzlichkeit wie normale Menschen.
Doch so kostbar für uns.
Ein kleiner Trick der Natur. Damit diese Mädchen nicht, bis sie ihren Gefährten gefunden haben, von einem Menschenjungen erobert werden, erscheinen sie für die Menschenwelt als normal, langweilig.
Obwohl sie alles andere, als das, meistens sind!
Das merkwürdige ist aber, das jedes Blutkind mindestens einen Aufseher hat. Außerdem haben es diese Frauen nicht nötig zu arbeiten. Sie werden geradezu vergöttert und bekommen alles was sie wollen, ohne den Finger zu krümmen.
„ George komm sofort hoch in das Zimmer und bring Verbandszeug mit. Und der Rest räumt auf und haut ab! Ich will innerhalb von 5min keinen mehr in ihrer Nähe haben!“

Für uns alle war es eine Versuchung, wenigstens einmal an ihrem Hals zu nippen. Vor allem jetzt, wo ihr Blut den Hals herab strömte.
Selbst ich war nicht dagegen immun, obwohl ich selber ein Blutkind als Schwester hatte, und merkte meine ausgefahrenen Eckzähne die schmerzlich pochten.
George, der bereits seine Gefährtin in meiner Schwester, knirsch, gefunden hatte, ist dagegen gestärkt. Er trinkt von seiner Frau und reagiert deshalb auf diesen Geruch nicht mehr so sehr.
Alle 4 Männer räumten so schnell sie konnten alles auf und verschwanden.
Nur Tino warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf das Mädchen das ich inzwischen in meine Arme genommen hatte und irgendwie versuchte die Blutung zu stillen.
Unsere Blicke trafen sich und ich schickte ihm ein bedrohliches Knurren. Schnell wandte er sich wieder ab. Ich wusste dass er sich jetzt allein für den Gedanken daran schämte.
George kam genau herein gestürmt, als der letzte meiner Männer mit dem blonden, ebenfalls bewusstlosen, Mädchen das Zimmer verlies.
„ Okay wie sieht’s aus? Wie viel hat er von ihr getrunken?“

fragt er aufgeregt.
„ Ich weiß nicht genau. Die Jungs haben ihn ungefähr von ihr runter gezehrt als sie Bewusstlos wurde, vielleicht ein bisschen länger!“

antwortete ich hektisch
„ Mhhh wenn wir glück haben, hat er nur einen halben Liter abgezapft, wenn wir Pech haben einen ganzen. Leg sie auf das Bett, dann kann ich besser nach schauen.“

Forderte er.
Mir widerstrebte es, dieses Mädchen auf ein Bett zu legen das voller Blut war, aber es blieb nichts anderes übrig. Sanft bettete ich sie darauf und ging einen Schritt zurück um George besser zu ihr kommen zu lassen. Aus den Augen verlor ich sie jedoch nie.
„ Der Puls ist stabil!“

meinte George während er prüfend an ihrem Handgelenk drückte.
„ Gib mir bitte die Verbandstasche die auf dem Boden liegt.“


Ich tat wie mir gehieß.
Geschäftig ging er dazu über eine Antiseptische Salbe über die Wunde zu streichen und danach einen Verband darum zu wickeln. Die Blutung hatte langsam aufgehört, der Druckverband würde noch den Rest erledigen. Es war zwar keine Große Verletzung, aber so verdammt nahe am Hauptpuls.
„ So fertig, das sollte erst mal reichen bis wir zu hause sind. Samy wird sich es dann noch mal anschauen, ich würde sagen wir bringen sie zum Auto. Soll ich sie tragen?“

fragte er mich.
„ Nein, nein schon okay ich trage sie, aber beschaff uns 3 ein eigenes Auto, die anderen werden sonst vielleicht wegen ihrem Geruch übermutig.“


Erwähnen wollte ich lieber nicht, dass meine eigene Zunge inzwischen wie ausgetrocknet war. Als hätte ich noch nie einen Schluck getrunken und sie wäre der rettende Tropfen. Aber ich wollte George nichts davon sagen, denn dann hätte er darauf bestanden sie zu tragen und im Moment brachte ich es nicht fertig sie aus den Augen zu lassen, geschweige weiter als 5meter weg von ihr zu sein. Ich war einfach so verdammt froh dass wir rechtzeitig eingegriffen hatten…
So sanft wie es ging hob ich sie wieder auf meine Arme. Ihr langes Haar, vom blut teilweise verklebt, wehte wirr um ihr Gesicht herum. Vorsichtig strich ich ein paar Strähnen ihres faszinierenden Haares, eine Farbmischung zwischen Gold, Bronze und sattem Braun, aus ihrem Gesicht.
Eigentlich ist sie sogar recht hübsch für ein Blutkind. Wenn ich da an meine Schwester Samy denke, die jetzt glücklich mit George zusammen lebte. Früher sah sie komisch aus, mit zu großen Lippen, vielen Pickeln und einer zu hohen Stirn. Jetzt sind sämtliche Makel verschwunden und sie sieht genauso schön wie sämtliche Vampire aus.
Ohne entdeckt zu werden, schlichen wir aus dem Hotel.
George versuchte einen Wagen aufzutreiben und der Rest versammelte sich bei Jem, um ihm genaures zu erzählen.
10 Minuten später saß ich mit meinem Mädchen, von dem ich immer noch nicht den Namen wusste, auf dem Rücksitz eines sportlichem BMW´s mit George am Steuer. Hinter uns fuhr der Überwachungswagen. Auch wenn wir mit 150 Sachen vorpreschten, konnten sie locker mithalten.
Wir fuhren zu meiner Schwester und George nach Hause.
Sie wohnten am nächsten zu unserem ehemaligen Einsatzort und hatten ein Haus außerhalb der Stadt, das groß genug für die ganze Truppe war.
„ Jem find mal bitte den Namen des Blutkindes heraus“

Wies ich ihn über meine Gedanken an. Meine Augen ruhten immer noch auf ihr.
„ Bin schon dabei,… noch eine Sekunde… Warte… So jetzt ich hab ihre Personalakte von dem Hotel gefunden. Okay hör zu: Sie ist 18, kommt ursprünglich aus dem Süden des Landes und studiert gerade an einer Privatuni. Ihr Name ist Nora Devile,… und wie ich gerade sehe,… ist sie wahrscheinlich adoptiert…!“

fand er heraus.
„ Wie adoptiert?“

Das konnte nicht sein, kein Vampirpaar würde ihre Tochter freiwillig zur Adoption frei geben.
„ Na ja ich glaube nicht das sie selbst davon etwas weiß. Sie hat Eltern angegeben und wie ich Fotos entnehmen kann, sieht sie beiden nicht einmal wirklich ähnlich. Sie hat noch zwei Schwestern.“
„ Auch Blutkinder?“

fragte ich aufgeregt.
„ Würde ich nicht sagen…Halbschwestern… aber wahrscheinlich nicht mal direkt verwand.“
„ Puhhh… ich frag mich wer Eltern wohl sind?“
„ Darum können wir uns ja noch kümmern wenn sie wieder wach ist.“

Antwortet er zuversichtlich.
„ Ja, hast Recht.“




Nora – Kapitel 2




Ich hatte einen echt komischen Traum gehabt. Wie so oft, hatte ich im Hotel gearbeitet, war in einem Zimmer von einem Vampir überfallen worden und wurde dann von einem wunderschönen Mann mit starken Armen gerettet und herum getragen.
Ja, über den Mann hätte ich gern mehr geträumt, aber wer weiß in was für eine Richtung meine Gedanken dann gegangen wären.
Ein lächeln stahl sich im Halbschlaf auf mein Gesicht.
Es war ein anstrengender Traum gewesen, irgendwie fühlte ich mich wie ausgepowert.
Aber Schluss jetzt mit dem Faulenzen, ich muss ja aufstehen, die Uni wartet nicht.
Langsam räkelte ich mich auf meinem Bett, das mir irgendwie noch weicher und kuscheliger als sonst vor kam. Vorsichtig streckte ich meine Arme.
Verschlafen öffnete ich meine Augen, alles war erst einmal unscharf und verschwommen.
Okay, noch einmal blinzeln.
Jaaa, so geht es schon besser… Aber Moment mal, seit wann habe ich Rote Satinbettwäsche? Und seit wann ist mein Bett so riesig? Hatte ich schon immer so ein großes Zimmer?
Behutsam setzte ich mich auf und sah mich um.
Nein, das ist eindeutig nicht mein Zimmer, aber vielleicht träumte ich ja noch. Also einmal kneifen bitte.
Doch ich bin wach, aber Moment was ist das für ein Neglie an mir?
So ein sexy Nachthemd hätte ich nie angezogen. Wer dann?
Und dann kam wieder die Erinnerung an das Zimmer.
Das blonde Mädchen.
Der Vampir.
„ Ahhhhhh…!“ ich schrie los ohne dass ich es realisierte.
Und schneller als ich schauen konnte stand jemand in dem Türrahmen.
Ich schrie noch mehr und lauter. Gleichzeitig sprang ich hektisch auf, blieb aber lieber auf dem Bett, von dort hatte ich nämlich die besten Ausweiche Möglichkeiten.
Musste schon lustig aussehen wie ich da schreiend auf dem Bett stand und mich aufgeregt nach einer Waffe umschaute.
„ Bitte beruhige dich doch, ich tu dir nichts…!“ versuchte es der Mann, wenn es ein Mann war. Ich realisierte, dass es nicht der Futzi von gestern war, aber vertrauen tat ich ihm dadurch immer noch nicht.
Aber immerhin hörte ich schon mal auf andauernd zu schreien.
„ Was wollen Sie von mir? Gehen sie raus! HILFE! Hilfe!“ schrie ich so laut wie ich konnte. Er trat einen Schritt auf mich zu.
„ Bleiben sie von mir weg!“ fauchte ich, wodurch er sogar stehen blieb.
Ich erblickte eine Tür zu meiner linken. Es war mir scheißegal wohin sie führt, Hauptsache weg.
So schnell ich konnte sprintete ich vom Bett und auf die Tür zu.
Nicht einmal auf halbem Weg, erwischte mich der Typ von hinten und hielt mich mit dem Rücken an seine Brust gepresst.
„ Hier geblieben meine Liebe.“ Schnurrte er mir ins Ohr.
„ Lassen Sie mich los! Ich schwöre, ich kratz Ihnen die Augen aus, kastriere Sie mit meinen eigenen Händen und beiß Ihnen jeden einzelnen Finger ab!“ schrie ich mutig wieder.
„ Beißen kann ich auch.“ Antworte er, während ich spürte wie eine Nase von hinten meinen Hals entlangfuhr. Dieser war auch zufälliger weise noch verbunden, wie ich erst jetzt fest stellte.
Sofort versteifte ich mich.
Nein. Nicht schon wieder. Diese Erfahrung musste ich nicht noch mal machen. Ich schloss die Augen und erinnerte mich zu genau an das letzte mal, als jemand dachte er müsste seine Zähne in meinen Hals rammen.
Tränen stiegen mir in die Augen und ein einzelne rannte meine Wange herab. Ich öffnete meine Augen wieder und nahm wahr das weitere Gestalten in das Zimmer stürmten, aber ich wollte und konnte nichts erkennen. Mein einziger Lichtpunkt war die Tür.
„ Lass Sie sofort los, oder ich zerfetzt dich in der Luft in Einzelteile!“ die neue Stimme die jetzt sprach war eiskalt. Keine einzige Silbe würde Widerstand erdulden.
Ich konnte nicht sehen wer gesprochen hatte.
Zu meiner Überraschung lies der „Mann“ sogar los und ich hechtete auf die Tür zu, die mir inzwischen wie Himmelspforten vorkamen. Ohne mich noch einmal um zu drehen, und zu schauen wer mich gerettet hatte, riss ich die Tür auf, um sie so schnell es ging, hinter mir wieder zu schließen und panisch nach dem Schlüssel zu suchen.
Als ich die Tür verschlossen hatte, lehnte ich mich erstmal an und lies mich langsam auf den Boden gleiten.
Ach, ich bin in einem Bad eingeschlossen, dachte ich noch, bevor ich erschöpft auf dem Boden ankam und hoffnungslos anfing zu weinen.


>Christian – Kapitel 2



Ich hörte ihr weinen aus dem Badezimmer und schwöre, hätten mich nicht Henrig und Derin zurück gehalten, hätte ich Tino auf der Stelle zerstückelt.
Und ich hätte es genossen.
Leider musste ich mich mit einem wütenden Blick zu Tino zufrieden geben, denn die beiden hatten jeweils eine Hand auf eine Schulte gelegt, als Hinweis darauf dass sie eingreifen würden.
„ Ich wollte sie nicht erschrecken! Ich sollte doch auf sie aufpassen, und sie ist wach geworden und hat geschrien. Alles was ich tun wollte war sie zu beruhigen!“

verteidigte sich Tino und besaß sogar noch die Frechheit mir dabei in die Augen zu sehen.
Okay, was zu viel ist, ist zu viel.
Schneller, als jemand eingreifen konnte, war ich auf ihn zugesprungen und heftet ihn mit einem lauten Schlag, am Hals an der Wand fest.
Ich bin schließlich nicht umsonst der Anführer unserer Gruppe.
Meine Augen fixierten ihn mit Zorn und ich hatte Mühe, ihn nicht einfach mit der Hand zu erwürgen.
„ Bist du noch zu retten? BERUHIGEN? Sie wurde von einem Ausgestoßenen halb leer gesaugt und was machst du? Hältst sie fest und riechst an ihr? Verdammt noch mal!“

Ich schlug ihn noch einmal hart gegen die Wand.
Keiner traute sich, sich einzumischen. Das hätte einen Kampf ausgelöst, so wenig wie ich mich unter Kontrolle hatte.
„ Und du willst zur Gruppe gehören? Verschwinde sofort aus dem Haus und bleib solange weg bis du sicher bist, ihr nie wieder zu nahe zu treten!“

Ich lies ihn los, mehr schlecht als recht. „ Und jetzt hau ab!“

herrschte ich ihn noch an. Er warf mir noch einen angsterfüllten Blick zu, bevor er aus dem Zimmer, und wie ich dem zuklatschen der Haustür entnahm, auch aus dem Haus verschwand.
Ich war schon lange nicht mehr so wütend gewesen, vor allem nicht auf eins meiner Mitglieder.
Alle waren erschrocken, sogar ich selbst, aber die leisen Schluchzer aus dem Bad machten mich fix und fertig.
Ich wollte nicht dass sie weinte und sich einschloss. Ich wollte zum ersten Mal in ihre Augen blicken und ihr Lachen hören, nicht ihr weinen.
Samy kam ins Zimmer gestürmt.
„ Was macht ihr hier? Habt ihr den Verstand verloren? Das Mädchen wird doch einen Herzinfarkt bekommen wenn sie euch alle auf einmal sieht! Wo ist sie überhaupt?“ sie sah sich um und hörte jetzt auch das weinen aus dem Badezimmer.
Ihr Gesichtsausdruck wurde missmutig und sie zischte:
„ Alle raus jetzt. Sofort! Ich will in 5Sekunden keinen mehr im Zimmer haben! Das gilt auch für dich Christian!“ fügte sie hinzu, nachdem ich keine Anstalten machte mich zu bewegen.
Widerwillig lief ich den anderen hinterher, die seit dem Vorfall kein Wort mehr gewechselt hatten.


Immer noch weinend saß ich auf dem Badezimmerboden. Ich hatte mitbekommen das eine Frau gesprochen hatte, aber ich wollte einfach nichts von draußen mitbekommen.
Wie ich leider schon gesehen habe, hat das Zimmer keinerlei Fenster. Nur wunderschöne Fliesen und eine riesige Badewanne.
Auf einmal klopft es an der Tür und ich schrecke aufgeregt zusammen.
„ Hallo meine Liebe, ich weiß du bist da drin. Wahrscheinlich haben dich die Jungs erschreckt.“ Spricht eine glockenhelle Frauenstimme von draußen zu mir. „ Sie sind manchmal nicht so einfühlsam und haben natürlich nicht daran gedacht dass du Angst vor ihnen haben wirst! Dummköpfe alle zusammen, das kann ich dir garantieren. Aber was rede ich hier. Für dich ist es natürlich viel wichtiger zu wissen: Du bist hier in Sicherheit. Die Jungs haben dich vor einem Ausgestoßenen gerettet, der von dir Blut getrunken hatte. Und ja ich weiß wahrscheinlich ist es für dich schwer zu begreifen, dass es wirklich Vampire auf der Welt gibt, aber anlügen will ich dich auch nicht. Wie wäre es wenn du mir erstmal deinen Namen verrätst, wenn ich schon durch die Tür zu dir reden muss?“ sie redet langsam und einfühlsam.
Ich mag sie, allein wegen ihrer Stimme und der Ehrlichkeit, die darin verborgen ist.
Doch ich war schon immer misstrauisch gewesen, weswegen ich weiter im Badezimmer bleibe. Obwohl ich mich inzwischen anders hingesetzt habe, damit ich jetzt ein Ohr an die Tür drücken kann.
„ Nora Devile“ antworte ich zittrig. Meinen Namen hätten sie sowie so bald herausgefunden.
„ Gut, ich heiße Samira Fense, aber du kannst mich auch Samy nennen. Ist es okay wenn ich Nora zu dir sage?“
Ich nicke, aber solange sie nicht durch Türen sehen kann, was ich schwer hoffe, bemerkt sie das ja nicht.
„ Ja.“ Krächze ich deswegen noch.
„ Also Nora, auch wenn alles schlimm und verwirrend ist, muss ich mir deine Verletzung noch mal anschauen. Ich werde dich auch nicht bedrängen oder so. Vielleicht ist es dir auch wichtig zu wissen, dass ich nicht genau wie eine Vampirin oder so bin, sonder… anders, sagen wir so. Ich trinke kein normales Blut und ich bin auch nicht böse. Kannst du raus kommen?“
Mhhh, mal überlegen, da erwartet eine Frau, die behauptet keine „übliche“ Vampirin zu sein, aber mit einer ganzen Horde anscheinend zusammen lebt, von mir, aus meiner sicheren Hölle heraus zu kommen.
Okay es ist natürlich nicht wirklich sicher hier und sie kann den Verbandswechsel auch nur als Vorwand benutzen, aber mein Unterbewusstsein will sie nicht als böse einstufen.
Ich schaue in den Spiegel, fahre mit der Hand über meinen Hals. Er schmerzte ziemlich und hat ein paar Flecken. Er sollte wohl echt gewechselt werden.
Meine Augen sehen schlimm aus, mit dunklen Augenringen und völlig ausgemergelt. Aber einen Augenblick, das ist ja Schminke!
Schnell gehe ich zum Waschbecken gegenüber von mir und spritze mir Wasser ins Gesicht. Schon viel besser, teilt mein Spiegelbild mir mit, nachdem ich alles abgetrocknet hatte.
Langsam laufe ich auf die Tür zu.
Mit zittrigen Händen drehe ich den Schlüssel im Schloss herum und ziehe ganz vorsichtig die Tür auf.
Ein paar Schritte entfernt von mir sehe ich eine Frau stehen.
Sie sieht wunderschön aus, ihre Haltung ist angespannt und ihre Augen sehen mich liebevoll und mitfühlend an.
Mit ihren 1,80 ist sie größer als ich. Ihr Gesicht wird von den Lippen dominiert, aber nicht so sehr, dass es komisch erscheinen würde, sondern genau Richtig. Mit ihren blonden Haaren, ihrer leicht gebräunten Haut und ihrer Kurven reichen Figur war sie ein ziemlicher Kontrast zu mir.
Aber ich mag sie, und wie.
„ Na siehst du war doch gar nicht so schlimm.“ Sie spricht leise zu mir und ihr lächeln ist warm.
Auf einmal kommt etwas wirbelt etwas herein und auf Samy zu.
„Ahhhh!“ schreie ich aufgeregt.
Ein Kind... Scheiße ist das peinlich…
Das Mädchen, wie sich herausstellt, anhand der gelockten, langen, blonden haaren und dem rosa Kleidchen, dass mich jetzt neugierig anschaut. Samy hat sie hoch gehoben und so wie sie die Kleine ansieht würde ich schätzen sie sind verwandt.
„ Entschuldigung Nora, das ist Tamira meine Tochter. Sag hallo Tamy.“
„ Hallo“ nuschelt die kleine, bevor sie schüchtern ihr Gesicht im Haar ihrer Mutter versteckt. Ich würde sie auf 2 Jahre schätzen. Sie ist nicht so schön wie ihre Mutter, aber mein Herz hat sie gleich gewonnen.
„ Hallo Tamy, mein Name ist Nora. Wie alt bist du den?“ ich rede mit einem normalen sachlichen Ton mit ihr, da ich nicht verstehe wie Erwachsenen denken können, das Kinder gerne in der „Baby-sprache“ angesprochen werden.
Sie streckt einen Finger aus und sagt dann:
„ Aber bald werd ich 2!“ sie strahlt förmlich und ich muss lächeln.
„ Und wann genau?“
Ratlos sieht sie erst mich und dann ihre Mutter an. Ihr Gesichtsausdruck war zum schießen.
„ Sie wird in ungefähr einem Monat 2. Und wir planen schon die Geburtstagsfeier. Willst du Nora nicht vielleicht auch einladen?“ antwortet Samy, anstatt Tamy.
Man das hört sich echt ulkig an…
Tamy mustert mich aufmerksam, wie wenn sie eine Liste hätte, deren Kriterien man erfüllen muss um auf die Gästeliste zu dürfen.
Nach einer Weile nickt sie.
„ Super, also Nora, du bist herzlich eingeladen zu der Geburtstagsfeier von Tamira Fense zu kommen. Und jetzt gehst du bitte zu deinem Papa und nerv den so lange bis er mit dir spielt, mein Schatz.“ Sie setzte ihre Tochter wieder auf den Boden ab und klapste ihr leicht auf den Hintern damit sie sich in Bewegung setzt.
Nachdem die Kleine aus dem Raum verschunden ist, schließt Samy die Tür hinter ihr.
„ So meine Liebe, jetzt setzt dich auf das Bett, ich Wechsel dir deinen Verband.“ Ich tat was sie verlangte und sie fing an den Verband abzuwickeln.
„ Es ziept vielleicht kurz.“ Murmelte sie vor sich hin, als die letzte Schicht wegzieht. Es ziepte wirklich kurz aber nicht schlimm. Schlimm war es eher als sie hinfasste.
„ Uhhh…“ ich ziehe scharf die Luft ein, der Schmerz war echt unglaublich. Jede noch so kleine Berührung tut unglaublich weh.
„ Es tut mir unglaublich leid, es sieht auch wirklich schlimm aus. Aber keine Sorge das wird alles wieder werden, noch ein paar tage und das gröbste wird weg sein.“ Sie fängt an meinen Hals mit einer Salbe einzuschmieren und nebenbei summt sie irgendeine Melodie. Es beruhigt mich. Die Art wie sie ruhig und gelassen arbeitet.
„ Was meintest du damit, du bist keine normale Vampirin? Bist du jetzt eine oder nicht? Ich mein du bist echt verdammt hübsch, aber deine Tochter sieht so normal aus…“
Sie sieht mir in die Augen und grinst süffisant.
„ Na ja also ich glaube wir müssen so wie so, von vorne beginnen damit du es verstehst. Bloß es ist so schwierig einen Anfang zu finden, ich bin damit aufgewachsen und es ist komisch, jemanden einzuweihen, für den das alles neu ist. Aber ich denke ich starte damit, dass ich dir erkläre, was ein Vampir von einem Menschen unterscheidet. Das wichtigste zu erst: Die Nahrungsaufnahme. Wie du am eigenen Leib erfahren musstest, ernähren sich Vampire unter anderem von Blut. Aber nicht nur. Sie essen auch ganz normale Lebensmittel. Müssen sie sogar. Jedoch wird die Nahrung ganz anders genutzt als bei uns. Bei einem Vampir ist der ganze Körper anders aufgebaut. Zuerst einmal, haben sie alle Organe, jedoch fehlt ihnen die Möglichkeit eigenes Blut zu produzieren. Dieses brauchen sie jedoch um zu leben. Klar man denkt, wenn man Blut trinkt das dieses im Magen landet und so weiter, aber das würde bei einem Menschen passieren, nicht bei einem Vampir. Sobald das Blut geschluckt wird, nimmt der ganze Körper diese auf und verwertet es weiter. Es wird gespeichert, verbraucht, je nach dem. Aber wenn man nur Blut trinkt, ist das wie wenn du dich nur noch von Vitaminpillen ernähren würdest. Du hast zwar die Vitamine in dir, aber bist du dadurch gesund und fit? Nein. Dafür ist dann das normale Essen da. Es ist wie Anabolika, es puscht den Körper auf und unterstützt das Blut im Körper eines Vampirs. Du darfst es dir nicht so mit einem normalen Magen vorstellen, sondern eher so, das wirklich alles verbraucht, genutzt wird. Es gibt natürlich solche Nimmersatt, die denken je mehr Blut sie drin haben, desto mächtiger und stärker sind sie. In einer gewissen Weise haben sie auch recht aber man verfällt dem Blut bald, wird süchtig. Wie normale Menschen nach einer Weile nicht mehr von ihren Pillen wegkommen. Nur leider können wir unsere Vampire nicht einfach in eine Anstalt stecken und auf Besserung hoffen. Diese Süchtigen töten wild und unbarmherzig, egal ob sie entdeckt werden oder nicht. Deswegen werden sie Ausgestoßene genannt und eliminiert, wenn sie mit ihren Aktivitäten Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es gibt auch ein paar Ausgestoßene da draußen, die nicht wirklich auffallen. Sie saugen zwar Menschen aus, aber welche die keiner Vermisst. Ich weiß es klingt herzlos das wir diese nicht auslöschen. Aber zurzeit haben wir genug mit den wirklich verrückten zu tun. Seit ein paar Jahren, ist die Aktivität von den Ausgestoßenen extrem gestiegen und wir vermuten, dass sich da etwas zusammen braut. Vor allem Blutkinder müssen vorsichtig sein. In den letzten Jahren wurden zu viele entführt, ermordet. Deswegen sind wir so froh dich gefunden zu haben.“ Sie lächelt mich aufmunternd an, aber mein ganzer Kopf schwirrt nur.
Zu viele Informationen!
„ Damit du verstehst was du bist, musst du die 3 Gruppen kennen. Also die erste Gruppe, das ist sozusagen die niedere Schicht, besteht aus gewandelten Vampiren. Diese Kreaturen wurden von einem Vampir verändert, wie das geht, erklär ich dir lieber wann anders. Auf jeden fall sind sie nicht genau wie die geborenen Vampire, mit nicht so ausgeprägten Fähigkeiten wie wir sie haben. Zum Beispiel können sie sich nicht über Gedanken verständigen, wie geborenen Vampire es können…“
„ Wart mal, du erzählst mir das ihr euch über Gedanken unterhaltet könnt? Kannst du meine Gedanken lesen?“ frage ich schnell zwischen durch. Das könnte sonst echt peinlich werden, meine Gedanken sind einfach zu abgefahren, als dass sie jemals jemand hören sollte.
Sie lacht laut ihr Glockenlachen.
„ Nein, nein, du hast deine Privatsphäre. Normale Geborene Vampire können die Gedankengänge von normalen Menschen vielleicht ein bisschen beeinflussen, aber von so was bist du sowie so nicht betroffen. Deswegen kommen wir jetzt zu der zweiten Gruppe. Geborene männliche Vampire. Vampirpaare können nur Kinder bekommen, wenn es sich um zwei geborene Vampire handelt. Wenn ein Junge dabei herauskommt, ist er direkt wie ein Vampir. Er braucht Blut und hat auch sonst alle Fähigkeiten. Die Lebensaufgabe eines solchen Vampirs ist es vor allem seine Gefährtin zu finden, also ein Blutkind, das er zu einer Vampirin macht. Damit sind wir jetzt bei der letzten Gruppe. Den Blutkindern. Wir, du und ich, werden auch von einem Vampirpaar gezeugt, kommen aber als menschliche Mädchen zur Welt. Wir bekommen die Gene, die unsere Mutter vor ihrer Wandlung hatte. Sehen höchstens durchschnittlich aus und haben auch keine besonderen Fähigkeiten, abgesehen von ausnahmen. Doch unser Blut ist anders, als das der Menschen. Viel süßlicher und schmackhafter, für die Vampire. Wenn ein Vampir das Blut von einem Blutkind trinkt, auch nach der Wandlung, ist er viel gestärkter als mit Menschenblut, und muss sich auch nicht so oft ernähren. Durch diesen Fakt und das nur wir Vampire gebären können, sind wir wichtig für die Vampirrasse. Deswegen hat auch jedes Blutkind einen Aufseher, denn es ist ja nicht in der Lage sich selbst gegen Ausgestoßene zu wehren, deren Ziel es ist, ein mal in ihrem verkümmerten Leben das Blut eines Blutkindes zu trinken… Soweit alles klar?“ fragt sie mich zwischen durch. Ich nicke nur kurz, irgendwann werde ich schon alles verdaut haben…Denke ich…
„ Okay kommen wir noch zur Wandlung. Also du bist eine normale Frau, bis zu dem Tag, an dem du den einen Mann, Vampir, nenn es wir du willst, kennen lernst. Manche sprechen von Seelengefährten, aber ich weiß nicht so recht. Ich gebe zu das ich meinen Mann gleich erkannt hatte als ich ihn sah, aber ich denke eher das es ein chemische Reaktion ist die den einen Mann, als den perfekten Mann hervor hebt. Wir nennen zwar solche Paare Gefährten, aber es ist wie in einer Ehe. Es kann kaputt gehen, egal wie sehr man daran arbeitet und dann trennt man sich, ob es einem passt oder nicht. So was ist ganz normal und keiner wird gezwungen für immer mit einem allein zusammen zu bleiben. Jedoch die Wandlung wird von dem ersten Vampir durchgeführt, den man ausgewählt hatte… Es tut weh glaub mir, aber notwendig, den nur verwandelt können wir so lange leben wir unsere Gefährten, also für immer, und Kinder bekommen. Die meisten haben auch ihr erstes Mal mit ihrem Gefährten, sie warten auf den einen, aber es ist nicht zwingend notwendig, du darfst als Blutkind genauso mit jemandem geschlafen haben, wie die ungebunden Vampire.“ Sie drückt leicht meine Hand, als Zeichen das es okay ist, aber darüber muss sie sich echt keine Gedanken machen. Ich hatte keine richtige Beziehung in meinem Leben bis jetzt gehabt, was für mich auch hieß bis jetzt keinen Sex, aber ich sah das alles locker.
„ Das ist kein Problem.“ Sage ich ihr und sie schaut mir verwundert an, weswegen ich nur die Augen verdrehen kann. „ Was mich viel lieber interessiert: Wenn ich anscheinend ein Blutkind bin, was ihr ja anscheinend riechen könnt, dann müssen meine Eltern auch Vampire gewesen sein, oder? Aber ich mein, ich kenne meine Eltern, zwar sind beide manchmal nicht ganz normal, aber das sie Blut trinken? Wäre mir, glaub ich, aufgefallen…“
Samy schaut mir nicht in die Augen. Sie saß neben mir auf Bett und ihr Blick lag auf der Wand hinter mir.
„ Oder?“ fragte ich nachdrücklich noch mal.
Sie schaut auf den Boden und nimmt meine Hände in ihre.
„ Weißt du…“ sie räuspert sich. „ Weißt du, es sieht so aus das du… das du…“
„ Ja?“ ich weiß dass die Antwort mit weh tun wird, aber ich will es hören.
„Das du adoptiert worden bist.“ Sie flüstert nur noch.
Meine Welt scheint stehen zu bleiben.
Adoptiert.
Meine Eltern sollen nicht meine Eltern sein?
Also ich weiß ich tanz ein bisschen aus der Reihe, aber dass ich gar nicht zu meiner Familie gehören soll? Nein, ich bin ein Teil davon, ganz bestimmt ein Teil davon…
„ Nein, du lügst! Das hätten sie mir gesagt, meine Eltern sind immer ehrlich zu mir! Vielleicht bin ich ja gar kein Blutkind, vielleicht irrt ihr euch! Schon mal daran gedacht?“ rege ich mich auf. Ich will aufspringen, aber sie drückt mich wieder runter auf das Bett. „Sicher gibt es eine logische Erklärung! Vielleicht wach ich ja gleich auf und alles war geträumt… Gott bitte lass es einen bösen Traum sein...“ eifere ich weiter.
„ Ich weiß, das tut weh und es tut mir echt leid, aber es ist ausgeschlossen dass wir uns irren,…“ fängt sie wieder an
„ Halt den Mund.“ Ich schaue ihr direkt in die Augen. Und obwohl sie den Mund geöffnet hat, kam kein Ton über ihre Lippen. Ihre Augen spiegeln Mitgefühl wieder, aber wie soll sie wissen was ich gerade durchmache?
Was denke ich eigentlich?
Nichts…
Meine Familie ist nicht meine Familie. So allein hatte ich mich noch nie gefühlt.
Tränen schießen mir in die Augen und ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Schluchzer zereisen die Stille.
Sie zog mich noch näher zu sich, wiegt mich wie ein Kind, doch es hilft nichts. Mein Kopf ist wie weggefegt.
Das einzige an das ich denke, sind Erinnerungen.
Erinnerungen an meine Vergangenheit, meine Eltern, meine Schwestern.
Alles sieht so wunderbar glücklich aus.
Und das soll gelogen sein? Könnte ich jetzt noch meinen Eltern gegenüber treten?
Ja. Denn es sind immer noch meine Eltern, egal was jemand behauptete.
Ich brauche jetzt nicht so zu weinen. Es hat sich nicht geändert, außer das ich jetzt einer Vampirgesellschaft angehörte.
Eine Mitgliedschaft um die ich nie gebeten habe und trotzdem aufgezwungen wurde.
Wenigstens habe ich Samy, der ich jetzt schon vertraue.
„ Tut mir leid.“ Sage ich leise.
„ Schh… schon okay, ich denke mir das es hart ist. Vor allem weil du jetzt alles los lassen musst…“
„ Wie alles loslassen?“ Ich versteife mich und richte mich abrupt auf, wodurch sie einen Schrecken bekommt.
„ Na, du bist jetzt ein Teil von uns… Und wenn du deinen Gefährten gefunden hast und verwandelt bist, wie willst du deinen Verwandten und Freunden erklären das du dich so verändert hast? Das du ab jetzt nicht mehr alterst!“
„ Wie bitte? Du willst mich doch verarschen?“ sie schüttelt den Kopf.
„ Raus hier!“ ich schreie los, und ich weiß es ist unvernünftig. Aufgeregt hüpfe ich vom Bett und zeige auf die Tür.
„ Das ist mein haus, ich gehe wenn ich will.“ Antwortet Samy seelenruhig und es treibt mich auf die Palme.
„ Schön für dich, dass es dein Haus ist! Für dich ist es ja auch kein Problem mit deinem Mann hier zu leben oder? Wahrscheinlich kommen dich deine Eltern und Freunde immer wieder besuchen, denn sie sind ja auch Vampire! Aber ich werde nicht alles loslassen! Nein, auf keinen Fall. Ihr könnt euch das mit dem Gefährten und der Wandlung, sonst wo hinschieben! Ich will nicht zu einem Blutrünstigen Vampir werden, egal wie wichtig das für irgendjemanden ist! Ich will selbst über alles bestimmen. Ich will alt werden und sterben und scheiße, das alles will ich mit meinen Freunden und Verwandten durch machen! Ich kann jetzt nicht gehen! ICH WERDE JETZT NICHT VERSCHWINDEN!“ rufe ich, mein Temperament ist meistens ziemlich ruhig, aber wenn ich mich aufrege dann richtig.
„ Und jetzt geh bitte, ich will allein sein.“ füge ich noch frostig dazu.
Samy erhebt sich und schaut mich an.
„ Ich weiß du meinst das nicht so, was du sagst…“
„ Einen Scheiß weißt du.“
„ … aber ich denke du brauchst nur etwas zeit um dich zu beruhigen. Melde dich wenn du was brauchst.“ Und damit rauscht sie aus dem Zimmer.
Ein paar Sekunden starre ich noch die geschlossene Tür an, bevor ich heulend auf dem Bett zusammen krache.
Ich will niemanden aufgeben. Mein Leben verläuft gerade so gut.
Nur durch diesen dummen Zufall, sind sie aufmerksam auf mich geworden.
Ich wünsche mir, es wäre nichts passiert und ich würde gerade ganz normal zu uni gehen oder arbeiten…


Ich saß mit den anderen im Wohnzimmer um darauf zu warten, wie das Gespräch zwischen Nora und Samy lief.
Wir hören wie jemand herum schreit und es hört sich nicht wie Samy an.
„ Na da bin ich mal gespannt…“ murmelt George.
Es ist nicht zu verstehen, weswegen sie schreit, denn das ganze Haus ist so schalldicht gebaut worden, das selbst Vampirohren nicht hören können, was in einem geschlossenen Raum vor sich geht.
Kurz darauf wird das Gespräch leiser. Man hört darauf eine Tür sich öffnen und wieder schließen.
Ich spanne mich an. Wer weiß, weswegen Nora geschrien hat.
Als ich Samy an der Treppe erblicke sieht sie verzweifelt aus, mitgenommen. So hab ich sie noch nie gesehen und es macht mir Angst. Normaler weise hält sie alles und jeden unter Kontrolle, aber unser kleiner Wirbelwind da oben, bringt sie anscheinend aus der Bahn.
„ Komm her Schatz, was war den los?“ fragt George liebvoll und zieht sie in seine Arme um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Verliebt wie am ersten Tag.
„ Ihr seid so neugierig, das ist richtig schlimm.“ Seufzt sie mit einem unglücklichen Lächeln.
„ Kann schon sein. Und?“ frage ich ungehalten.
„ Ich weiß nicht, ich glaube wir müssen ihr zeit lassen. Das mit der Adoption war schon hart, aber sie hat es relative gut aufgenommen. Das sie aber alle jetzt zurück lassen soll, das ging ihr gegen den Strich. Am Ende hat sie rum geschrien, dass der ganze Vampirkram, mit Gefährten und Wandlung, ihr am Arsch vorbei gehen und sie nicht einsieht irgendetwas zu verändern…“ unglücklich seufzt sie „ … ich weiß nicht wie das gehen soll. Ich wurde mein ganzes Leben lang damit aufgezogen, das ich einmal einen Gefährten haben werde und verwandelt werde. Aber sie… sie muss ins kalte Wasser springen und hoffen das die Kälte ihr nicht die Luft zum atmen nimmt. Es ist ungerecht. Ich verstehe einfach nicht, wie jemand sie zur Adoption frei geben konnte.“
„ Ich auch nicht.“ Murre ich.
„ Vielleicht hatten sie ja einen guten Grund. Kann man ja nie wissen. Wir sollten ihr aber erstmal zeit lassen sich an alles zu gewöhnen, bevor wir ihre Eltern suchen.“ Meint Jam vernünftig wie immer.
Ich werfe einen Sehnsuchtsvollen Blick Richtung ersten Geschoss. Samy bleibt das wie immer nicht verborgen.
„ Wenn du noch ein bisschen wartest, hat sie sich ausgetobt und wird wahrscheinlich durch die Aufregung und den Blutverlust, einschlafen. Dann kannst du wieder zu ihr“

feixt sie mich in Gedanken, ohne dass einer es mitbekam.
„ Wer sagt den dass ich wieder zu ihr will? Vielleicht mache ich mir nur Sorgen um die Inneneinrichtung. Hast du nicht eine Hochzeitsvase in dem Zimmer stehen?“


Sie verzieht das Gesicht meint aber trotzdem:
„ Du hast dir noch nie Sorgen um meine Einrichtung gemacht. Du solltest ehrlich sein, wenigstens zu dir selbst. Ich merke doch dass es dich zu ihr hinzieht. Wehr dich nicht dagegen, vielleicht bist du die beste Möglichkeit sie umzustimmen.“


Abwertend schaue ich sie an. Ich glaube kaum dass sie wegen mir, ihre Meinung ändern würde, aber das will ich Samy jetzt nicht an den Kopf werfen.
Sie sah wirklich fertig aus, dadurch dass sie Nora alles erklären muss. Anscheinend ist Nora ihr auch sehr schnell ans Herz gewachsen.
„ Apropos Zeit, ist euch allen Mal aufgefallen wie viele Ausgestoßene in letzter Zeit ihr Unwesen treiben? Es ist mehr als auffällig.“ Fängt Kelvin an.
„ Wie ein Epidemie.“ Stimmt Derin zu.
„ Irgendetwas stimmt da nicht“ stimme ich zu.
„ Ja ich habe auch mal nachgeforscht. Diese Aktivitäten, nehmen seit Jahren mehr zu und zu. Wir kommen ja nicht mal mehr ganz hinterher. Zurzeit versuche ich den Grund dafür rauszubekommen.“ Meint Jem.
„ Seit wie vielen Jahren wird’s immer mehr?“ hake ich nach.
„ Ungefähr 18 Jahren.“
„ Mhhh, ich hab ein ungutes Gefühl, schon länger. Irgendwie glaube ich, dass das alles nur der Vortakt für eine richtigen Auseinadersetzung ist.“
„Obwohl es noch so ungewöhnlich klingt, denke ich auch, dass wir bald große Probleme haben werden. Vielleicht schließen sie sich ja auch zusammen…“
„ Zu Zusammenschließen: Unser nächster Fall. Zwei Ausgestoßene, ein Paar, Frau und Mann. Eine ganze Mordserie. Wir sollten uns schnell darum kümmern.“ Sagt George und holt eine Akte hervor.
Nach einer Stunde haben wir einen Plan, wie wir uns die beiden vornehmen werden. Morgen Nacht geht’s los.
„ Ich gehe jetzt hoch und schaue nach ihr.“ Lasse ich die anderen wissen, nachdem wir alles durchgesprochen haben.
Die Jungs schauen mich verwundert an, sagen aber nichts.
Besser so, darüber will ich nicht diskutieren.
Ihr Zimmer liegt ruhig als ich es erreiche. Nora finde ich schlafend in ihrem großen Bett wieder. Sie sieht unglaublich süß aus mit ihren verwuschelten Haaren und dem leicht geöffneten Mund.
Sie wälzt sich von einer Seite zur anderen und macht einen unruhigen Eindruck.
Das Neglige das immer noch trägt, ist meiner Meinung nach viel zu kurz. Ihr eines Bein streckt sich aus der Decke hervor und ist völlig unbedeckt.
Ohne irgendwelche Geräusche zu verursachen, nehme ich mir einen Sessel und schiebe ihn näher zu ihrem Bett. Danach Decke ich sie mit einer zusätzlichen Decke noch ab, damit ihr nicht kalt wir.
Sie beruhigt sich nach ein paar Minuten und ich sehe zu wie sie friedlich da liegt. Zum Glück kann ich auch mehrer Tage ohne Schlaf auskommen.
Denn heute werde ich kein Auge zu machen, solange ich über sie wache.


Ich erwache aus unruhigen Träumen, in denen ich geweint und mich herum gewälzt hatte.
Erst nach qualvollen Stunden konnte ich einschlafen, und das dann auch nur deswegen, weil ich das Gefühl hatte, jemand wäre bei mir und hätte auf mich aufgepasst.
Ich liege auf meiner rechten Seite, die Hände unter meinem Gesicht gefaltet.
Sobald ich meine Augen öffne, muss ich an das denken was Samy mir gestern gesagt hatte. Wieder schießen mir Tränen in die Augen.
Unglücklich drehe ich mich auf die linke Seite und erstarre, als ich eine Gestalt in dem Sessel, der direkt neben dem Bett steht, erkenne.
Ich sehe einen Mann, doch mehr nicht, ich weine schone wieder.
Er sieht mich an und ich weiß das Mitgefühl in seinen silbernen Augen liegt.
Er macht keine Anstalten sich zu bewegen und mir ist es auch lieber so.
Seine Gegenwart hatte mich wahrscheinlich beruhigt.
Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl ihn zu kennen.
„ Warst du die ganze Nacht da?“ frage ich mit leiser Stimme, den fremden Mann.
„ Ja, es tut mir leid, ich wollte nur auf dich aufpassen, aber ich kann auch gehen wenn du willst.“ Antwortet er mit ruhiger Stimme und mir gefällt sie sehr.
„ Nein“ antworte ich schwach. „ Wie heißt du?“
„ Christian.“ Ist das einzige was er sagt und meinen Namen kennt er wahrscheinlich eh schon.
Irgendwie hab ich einen Lichtblitz.
„ Hast du mich aus dem Hotelzimmer getragen?“ frage ich schüchtern.
„ Ja.“ Wieder nur eine einzige Silbe als Antwort, aber mich stört auch das nicht.
Mich stört eher die Sehnsucht die sich in meiner Brust aufbaut. Ich will mich wieder in seine Arme legen und seinen Duft einatmen. Auch wenn ich mich nicht mehr genau dran erinnern kann, könnte ich seinen Geruch wieder erkennen.
Ich blicke ihm in die Augen und er schaut ruhig zurück.
Auf einmal bewegt sich mein Körper automatisch. Wie in Trance bekomme ich mit das ich mich langsam aufrichte und aus dem Bett krieche. Ich laufe auf Christian zu, ohne mein wirkliches zutun. Warum ich mir sicher bin das ich mich zu ihm setzten darf, weiß ich nicht, aber ich will auch nicht wieder zurück.
Ohne das er mich aus den Augen lässt setzte ich mich auf seinen Schoß, ziehe meine Beine ein, sodass sie nicht den Boden berühren, schlinge meine Arme um seinen Hals und vergrabe mein Gesicht zwischen meinem Arm und seinem Hals.
Ich merke dass er sich kurz versteift, wahrscheinlich ist er genauso über meine Aktion überrascht wie ich, aber sofort entspannt er sich wieder und zu meiner Freude legt er seine Arme um mich und hält mich fest.
Ich muss wieder an gestern denken und kann nicht aufhören weinen. Doch diesmal fühle ich mich geborgen, sicher.
Sein Duft steigt mir zu Kopf, er riecht einfach so unglaublich. Nicht nach Aftershave oder dergleichen, sondern nach sich selbst.
Seine Wärme und sein Duft bringen mich dazu einfach da zu sitzen und zu weinen, wie als wäre es das normalste auf der Welt, was es ganz bestimmt nicht ist.
Beruhigend streicht er mir über den Rücken und ein Schluchzen entweicht meinem Hals, weil ich es nicht gewohnt bin so getröstet zu werden.
Mir fällt auf, wie einsam ich wirklich bin, etwas das ich mir nie eingestehen wollte.
Freunde und Familie habe ich, klar, aber im Herzen war ich schon immer allein.
Ich drücke mich noch näher an ihn und auch er verstärkt den Druck seiner Arme.
Am liebsten würde ich für immer so sitzen bleiben.


Am liebsten würde ich für immer so sitzen bleiben.
Mit ihr in meinen Armen. Natürlich wäre es noch schöner wenn sie nicht weinen würde, aber ich bin froh, für sie da sein zu können.
Sie hatte mich erst damit erschreckt, dass sie wusste, das ich sie aus dem Zimmer getragen hatte und danach noch mehr, als sie sich auf einmal auf meinen Schoß setzte.
Ich glaube, sie war sich selbst nicht ganz bewusst was sie da tat, aber sie lies mich immer noch nicht los, woraus ich schließe das sie gerne bei mir sitzt.
Ihr Geruch umhüllt mich und ich muss mich wirklich zusammen reißen, um nicht einmal an ihrem Hals zu riechen.
Sie riecht besser als irgendjemand, sogar als besser als jedes andere Blutkind, das ich bis jetzt getroffen hatte.
Ich halte sie so fest ich kann an mich gedrückt und es scheint ihr nichts auszumachen.
Nur einmal

, schießt es mir durch den Kopf
Nein!
Ich werde nicht von ihr trinken, das werde ich ihr nicht antun.
Mein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse, als ich daran denke, wie der Ausgestoßenen sie misshandelt hatte und ein Stich durchzieht meine Brust, wenn ich daran denke, das sie irgendjemand anderem als mir, ihr Blut anbieten würde.
Rasende Eifersucht flammt in mir auf.
Sie gehört mir, ihr Blut, ihr Duft, einfach alles, schießt es mir durch den Kopf.
Halt!


Nur weil sie gerade auf deinem Schoß sitzt, heißt dass noch lange nicht das sie für immer bei dir bleiben will.
Ich weiß nicht einmal wer ihre wahren Eltern sind, aus welcher Schicht sie kommt und trotzdem würde ich sofort verwandeln, am besten gleich, damit auch kein anderer Vampir auf die Idee kommen kann, sich bei ihr einzuschleimen.
Doch dieses Denken bin ich von mir selbst nicht gewöhnt. Ein-Tag-Mädchen habe ich normaler weise gern. Keine Bindungen, keine Verantwortung jemand anders gegenüber.
Nur dieses Mädchen ist anders.
Ob sie wohl schon mit jemandem geschlafen hat?
Der Gedanke trifft mich wie einen Faustschlag.
Normaler weise schlafen die Blutkinder mit keinem Jungen, bis sie ihren Gefährten finden. Sie könnten sich so verhalten wie wir, und mit in die Kiste hüpfen, aber sie warten lieber und heben es sich auf, denn sie wissen dass sie ihren Mann innerhalb von ein paar Jahren finden.
Überhaupt leben wir Vampire meistens Jahrhunderte, bevor wir unsere Gefährtin finden und solange mit niemanden zu schlafen, wäre unzumutbar.
Doch sie wusste ja nicht mal dass sie ein Blutkind ist, da wusste sie auch nichts von einem Gefährten. Ob sie wohl noch Jungfrau ist?
Ich würde sie das so gerne fragen, um danach den Typen, mit dem sie geschlafen hat, umzubringen. Ich komme einfach nicht klar mit dem Gedanken, dass jemand sie so angefasst hat.
Inzwischen hat sie ihren Kopf an meine Schulter gelehnt. Ihre Haare liegen wie ein Falter über ihr Gesicht.
Ich will ihre Augen wieder sehen, der Augendblick in dem wir uns gerade angeschaut hatten, war zu kurz.
Vorsichtig hebe ich meine Hand und streiche ihr, so zart ich kann, die Haare aus dem Gesicht. Sie schaut zu mir rauf und mein Herz macht einen Satz.
Ihre Augen ziehen mich in ein Loch. Ein Loch, in das ich immer tiefer und tiefer falle und nirgendwo ist ein Anker an dem ich mich festhalten könnte.
Obwohl ich mich nicht retten lassen will.
Sie sind außergewöhnlich. Vielschichtig.
Muster ziehen sich durch ihre Iris, so unendlich kompliziert, dass niemand sie entwirren könnte.
Hauptsächlich sind ihre Augen grün. Wiesengrün. Ich fühle mich wie als würde ich gerade auf einer frischen, satten Wiese stehen. Alle Sorgen und Anspannungen sind von mir ab gefallen und nur sie ist bei mir. Ich bin dort glücklich und will für immer bleiben.
Außerdem zieht sich ein Bersteinfarbener Kreis um ihre Pupillen. Er ist nicht gleichmäßig, aber von einem reinen goldbraun.
So außergewöhnlich, wie die ganze Frau.
Ich will nicht weg schauen und auch sie löst ihren Blick nicht.
Plötzlich stutze ich.
Ich kenne diese Augen, ich weiß nicht woher. Aber die Form und Farbe kommt mir bekannt vor. Leider ist es schwierig sich nach 319 jähriger Existenz, noch an alles zu erinnern.
Ich fühle mich wie als wäre ich kurz davor eine Verbindung zu jemand herzustellen, jemand der vielleicht mit ihr verwandt sein könnte, als sie zusammen zuckt und zur Tür schaut. Automatisch drücke ich sie fester an mich, bevor ich ebenfalls schnell zur Tür blicke.
Derin steht an der Tür und schaut mir ruhig in die Augen. Ich war so vertieft in meine Grübelei, dass ich nicht einmal bemerkte, wie sich jemand uns genähert hatte.
„ Ihr seht süß zusammen aus.“

Schickt er mir über Gedanken. Er verzieht keine Mine, aber ich weiß dass er innerlich schmunzelt.
„ Was willst du hier?“

fahre ich ihn scharf an.
Er hebt eine Augenbraue und antwortet.
„ Wir sollten uns mal wegen der Kleinen unterhalten, also die Gruppe.“

Es behagt mir nicht sie zu verlassen, auch wenn ich weiß dass wir darüber reden müssen.
„ Samy kommt gleich, um ihr Gesellschaft zu leisten.“


Ich schaue wieder zu Noras Gesicht runter und sehe dass sie mich beobachtet. Ihr Gesicht sieht wissend aus, als wüsste sie, dass wir über Gedanken kommunizieren.
„ Gut, ich komme gleich.“

Schicke ich Darin zu und dieser verschwindet auch gleich wieder.
Ich seufzte laut auf und sie runzelt ihre Stirn.
Langsam stehe ich auf, trage sie behutsam auf Armen zum Bett.
Als ich sie auf das Bett lege, lässt sie los, aber ich merke dass sie es eher widerwillig tut, was mir ein Lächeln auf das Gesicht zaubert.
Als sie liegt, breite ich die Decke über sie aus und lege danach als Abschied meine Hand an ihre Wange. Sie schmiegt automatisch dagegen und schließt ihre Augen mit einem leichten lächeln.
Ich will nicht gehen. Ich will bei ihr bleiben.
„ Ich muss leider gehen, aber Samy kommt gleich um dir Gesellschaft zu leisten.“
„ Kommst du wieder?“ fragt sie mich mit leiser Stimme und ihre Augen sehen schläfrig aus.
„ Ich komme wieder, meine Süße, sobald ich kann.“ Antworte ich und ihre Lieder schnellen hoch als ich sie meine Süße nenne. Sie fängt mich wieder mit ihren Augen ein und es ist unmöglich mich aus meiner Starre zu lösen.
„ Gut.“ Sagt sie mit fester Stimme und dieses eine Wort ist wie die Erlaubnis mich aus meiner Starre zu lösen.
Langsam stelle ich mich wieder gerade hin und versuche entspannt auszusehen, als ich aus ihrem Zimmer schlendere.
Ich spüre ihren Blick auf meinen Rücken heften und sobald ich um die Ecke bin bleibe ich stehen um mich gegen die Wand zu lehnen.
Dieses Mädchen hat mich unter Kontrolle. Ich konnte mich wirklich nicht bewegen als sie mich gerade fokussierte. Wie als wenn sie eine Macht über mich hätte, die ich nicht kennen würde.
Ich atme unregelmäßig und gehetzt. Okay, ich muss mich erstmal beruhigen, so aufgelöst kann ich nicht vor meiner Gruppe erscheinen.
Wie peinlich, ein 18jähriges Mädchen bringt mich mehr aus der Fassung als ein Alleinkampf gegen 10 Ausgestoßene.
Nach einer Minute bin ich wieder so gefasst dass ich mich sicher bin das niemand etwas merken würde.
Als ich die Küche betrete schauen alle auf. Sie sitzen verteilt und auch Samy ist noch in der dabei. Wahrscheinlich will so noch etwas sagen bevor sie hoch geht.
„ Okay dann mal los: Unser Problem: Liegt oben in einem Bett. Wir müssen sie zu jemand bringen, der sich in allen Familien auskennt. Ich bin bereits am suchen und ich glaub ich bin auf jemand gestoßen der uns helfen könnte. Aber ich versuche noch mit ihm in Kontakt zu treten, bis jetzt habe ich ihn nicht erreichen könne. Was ja auch irgendwie verständlich ist, wenn man daran denkt das er nicht einmal ein Telefon besitzt.“ Fängt Jem an.
Natürlich hatte er schon fast alles organisiert, noch bevor wir anderen darüber nachdenken konnten.
„ Gut.“ Erwidere ich in Gedanken versunken.
„ Mit ihr stimmt etwas nicht.“ Wirft Samy überraschend ein.
„ Wie meinst du das?“ frage ich verwundert, aber auch verärgert.
„ Versteh mich bitte nicht falsch, Bruderherz, ich mag sie wirklich sie ist so nett und lieb, aber irgendwas an ihr,… ich weiß nicht,… wie als hätte sie Macht über mich.“ Sie erschaudert und ich erstarre.
„ Mach dich nicht lächerlich“ mischt sich Henrig ein.
„ Das mache ich auch nicht!“ sie funkelt ihn böse an, was sie echt gut kann „ ich meine nur, gestern als ich ihr sagen musste, das die Menschen die sie als Eltern ansieht, es nicht sind, hat sie mir einmal genau in die Augen geschaut und gesagt ich soll den Mund halten! Sie hat einfach gesagt: Halt den Mund. Ohne beleidigend zu sein oder frech. Und ich konnte wirklich meinen Mund nicht mehr öffnen. Er war wie verschlossen, ich hätte nicht ein Ton über meine Lippen bringen können. Erst als sie angefangen hat zu weinen und ihren Blick gesenkt hatte, konnte ich wieder reden. Es war erschreckend, ich wusste nicht was los war und ich denke sie wusste genauso wenig, das sie so über mich bestimmt, sonst hätte sie sicherlich etwas gegen den Ausgestoßenen getan.“
„ Oder gegen Toni.“ Zische ich.
„ Ich denke, beide hat sie nicht gelenkt, weil sie keinen Augenkontakt hatte und auch keinen direkten Befehl ausgesprochen hatte. Sie lenkt uns und weiß es nicht einmal!“
„ Unmöglich, Schatz, kein Mensch oder Blutkind kann uns lenken ohne das wir es nicht wollen.“ Mischt sich ihr Mann vorsichtig ein. Sie funkelt ihn böse an und die Luft wird zu dick. Um keinen Streit entstehen zu lassen, melde ich mich zu Wort.
„ Sie hat Recht.“ Alle verstummen auf einmal und schauen mich verwundert an. Ich seufze laut auf und fahre mir mit der Hand durch die Haare.
„ Sie kann uns wirklich dazu bringen zu tun was sie will. Gerade hat sie auch unbewusst das gleiche mit mir gemacht, bloß anders. Sie hat mir direkt in die Augen geschaut und ich konnte nicht weg sehen. Und das mein ich vollkommen ernst. Ein Ausgestoßener hätte rein platzen können und ich hätte mich nicht vom Fleck rühren können. Erst als sie etwas sagte, war es wie als hätte ich die Erlaubnis gehabt mich zu bewegen.“
„ Da seht ihrs.“ Sagt Samy erfreut, doch ich kann sie nur traurig anschauen und die anderen sehen auch nicht gerade erfreut aus.
„ Du weißt, das wir sie jetzt noch schneller zu dem Typen bringen müssen oder Christian?“ fragt Jem. Ich nicke gereizt.
Das Problem an der Sache war in zwei Bereiche eingeteilt. Erstens, wenn sie wirklich so eine Macht über uns hatte, standen alle unmittelbar in Lebensgefahr und Zweitens, wenn sie Macht über uns Vampire aus der „mittleren Schicht“ hat, heißt das, dass sie extrem weit oben in der Machthierarchie stehen muss. Nur alte und mächtige Vampire können andere lenken. Und sie ist weder alt, noch ist sie überhaupt verwandelt.
Es beunruhigt mich und macht mich traurig. Mächtige Vampirfamilien versuchen immer untereinander zukünftige Frauen zu finden. Doch Blutkinder bei diesen mächtigen Vampiren sind extrem selten, und somit heiß begehrt.
Wenn sie wirklich vom Vampiradel abstammt, wird man schnell ihre Familie finden und innerhalb von Wochen werden ihr einige Bewerber am Hals hängen. Einer mächtiger als der andere.
Samy schaut mich an und sieht meinen Zwiespalt. Sie weiß wie gern ich Nora nehmen und in irgendein Zimmer sperren würde, der einzige Schlüssel zu Tür besitze ich.
Wenn man seit über 200 Jahre eine Familie ist, muss man in manchen Situationen nicht viel reden. Ein Blick und du weißt Bescheid.
So war es auch als Samy George traf. Ein Blick in ihr Gesicht und ich wusste dass sie diesen Mann nicht wieder hergeben wird. Auch wenn ich damals nicht so überzeugt war, da ich mit ihm in der Gruppe war.
Ein Gruppenmitglied bringt seine Familie immer unmittelbar in Gefahr, weswegen George bis jetzt auch der einzige mit einer Gefährtin ist und das auch nur deswegen, weil sie in bei seinem Beruf unterstützt. Normaler steigen die Vampire aus wenn sie eine Frau gefunden hatten.
Damals war ich noch nicht der Gruppenführer gewesen, hatte aber schon eine große Verantwortung, weswegen ich ein unangenehmes Gespräch mit George einmal führe.
Ich warf ihm vor, sie in Gefahr zu bringen, dass er ein Narr sei, ihr Leben so leicht aufs Spiel zu setzten, wenn er sie doch liebte.
Die Worte waren damals zu hart und tun mir heute noch leid.
„ Wir kriegen das hin.“

Flüstert, nur mir, meine Schwester gedanklich zu und als sie sich auf den Weg zu Nora hoch macht, streicht sie mir einmal über den Kopf. Diese Geste hatte etwas beruhigendes, denn es erinnerte mich an unsere Mutter.
„ Okay dann last uns mal einen Ausflug zu diesem Typen planen.“ Sage ich laut.


Als Samy in das Zimmer kam, saß ich bereits in einer aufrechten Position auf dem Bett. Ich hatte so verdammt viele Fragen. Mein Kopf schwirrt regelrecht.
Sie sah mir in die Augen und ihre Gefühle die ich darin lesen kann irritierten mich. Es liegt Freundlichkeit und Offenheit in ihnen, aber auch misstrauen.
„ Hast du Hunger kleine? Soll ich dir was bringen?“ fragt sie als sie auf mich zu lief.
„ Nenn mich nicht Kleine, du bist doch nicht viel älter als ich.“ Sage ich lächelnd.
Sie bleibt stehen und sieht mich verdutzt an.
„ Ich bin 200 Jahre älter als du, ich glaub ich hab jedes Recht der Welt dich Kleine zu nennen.“ Lacht sie.
Mir fällt jede Farbe aus dem Gesicht. 200 Jahre? Niemals!
„ Aber… Aber du siehst noch so jung aus!“ war das einzige was ich heraus bringe. Sie grinst wie ein Honigkuchenpferd.
„ Ja aber süße ich bin doch ein Vampir, eine Gefährtin.“ Sagt sie einfühlsam.
„ Dann stimmt es, das ihr nicht alter?“ fragte ich wissensgierig und sie nickte.
„ Mhhh...“ mache ich nicht gerade einfallsreich.
„ Du willst noch mehr wissen oder?“ fragt sie mit einem verständnisvollen Blick. Ich nicke.
„ Okay dann los, frag ruhig.“ Ermutigt sie mich. Aber mir ich nicht wusste was ich zuerst fragen sollte. Ein paar Sekunden hing ich gedankenverloren und still herum.
„ Wie entstanden Vampire?“
Sie seufzt tief auf.
„ Gleich am Anfang die schwierigste Frage. Also es gibt verschiedene Theorien, aber ich erzähle dir, die Vision die ich am wahrscheinlichsten halte. Ich glaube daran, dass wir neben den Menschen entstanden sind. Ich meine es gibt auch verschiedene Arten von Tieren, warum dann auch nicht von Menschen? Katzen kannst du auch nicht mit Hunden vergleichen, aber beide existieren nebeneinander.“ Schlussfolgerte sie.
Das hörte sich logisch an.
„ Wie kommt ihr zu Blut?“ frage ich direkt heraus und sie verzieht das Gesicht.
„ Das kommt ganz darauf an. Wir zum Beispiel ernähren uns von Blutkonserven. Ab und zu probiere ich auch mal von meinem Mann, aber das ist dann mehr das sinnliche. Von Menschen ernähren wir uns nur in Notfällen, also wirklich absoluten Notfällen. So macht es eigentlich der groß Teil unsrer Gesellschaft, abgesehen von den Ausgestoßenen.“
„ Erzähl mir mehr über eure Gesellschaft!“ fordere ich sie auf.
„ Unsere Gesellschaft.“ Sagt sie mit Nachdruck, aber das ignoriere ich. Ich bin noch nicht bereit mich als ein Teil von ihnen anzusehen. Obwohl ich ruhiger geworden bin, seit Christian hier war. Ich schaue ihr einfach in die Augen und warte auf die Antwort.
„ Okay gut, unsere Gesellschaft… Also wir haben eine Hierarchie. Mit einer Familie die du als Monarchen ansehen kannst. Das hört sich vielleicht jetzt alteingesessen an, aber hat einen guten Grund. Diese Familie Mirowja ist das Oberhaupt der ganzen Vampirgemeinschaft. Das sind sie deswegen, weil es die älteste und mächtigste Familie ist. Klein, aber oho. Danach kommt der Adel sozusagen. Vampirfamilien die alt sind und ein bisschen mächtiger als die normalen Vampire. Mit normalen Vampiren, meine ich uns. Eine ganz normale geborene Vampirfamilie. Mit den gleichen Fähigkeiten, die alle haben. Als unterste Schicht sehen wir die verwandelt. Aber sag das bloß nicht zu denen. Die verwandelten halten sich in ihrem neuen Leben als Gott. Sie denken sie haben das große Los gezogen und wir lassen sie in dem glauben.“
„ Fähigkeiten? Was genau können Vampire?“
„ Mhh… kommt wieder auf den Rang an. Ich kann Menschen einen Gedanken einpflanzen. Zum Beispiel sende ich über Gedanken die Aufforderung: Leg dich schlafen. Und derjenige denkt dann es ist sein eigener Gedanke und befolgt ihn. Bei mächtigeren Vampiren ist es so, dass sie auch die Gedanken der Menschen richtig lesen und modulieren können wir sie wollen. Nur bei den Mirowja´s hab ich keine Ahnung. Sie können noch mehr, aber was, weiß ich nicht genau. Tut keiner wirklich, da sie im Stillen regieren und kaum Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Außerdem können wir natürlich alle schneller rennen, besser sehen und hören.“
Als sie fertig ist, schweigen wir erstmal. Die nächste Frage fällt mir schwerer und ich schiele auf den Boden, während ich sie stelle.
„ Hast du dir jemals gewünscht ein normaler Mensch zu sein?“
Sie lässt sich antwort für ihre Antwort und atmet tief ein.
„ Ich bin jetzt so ehrlich zu dir wie zu sonst keinem.“ Ich schaue zu ihr auf und erkenne wir schwer es ihr fällt darüber zu reden. „ und das auch nur, weil es für dich so schwierig ist. Keiner weiß das, außer dir. Ja, einmal habe ich mir gewünscht normal zu sein. Ich war jung und verliebt in einen Jungen. Es ist lange her und ich jetzt weiß ich, dass dieses verliebt sein, nichts im Gegensatz zu dem ist, was ich für George empfinde. Aber damals wollte ich nur diesen Jungen und habe mir verzweifelt gewünscht so normal zu sein wie jeder andere… Aber genug von mir, du solltest mal duschen und dich fertig machen. Naher kommst du mal runter zum essen, du fällst uns sonst noch um. Da liegen Klamotten im Schrank bedien dich einfach.“
Als mich allein gelassen hatte, gehe ich ins Bad um eine lange und heiße Dusche zu nehmen. Das habe ich mehr als nötig.
Ich fühle mich ein bisschen besser, reiner. Noch immer konnte ich manchmal die Hände des Ausgestoßenen auf mir spüren.
Nachdem ich aus der Dusche gestiegen bin, wickele ich mich fest in ein Handtuch ein und betrachte mich im Spiegel.
Den Verband hatte ich zum Duschen abgenommen und jetzt sah ich die Stelle, an der er mich gebissen hatte. Die Einstiche waren klein, kaum sichtbar. Aber drum herum hatte ich jeweils Handflächengroße blaue Flecken. Nein eher lila-bläulich-gelb-grünliche Flecken. Jeder Farbe war vertreten und wenn ich meinen Kopf bewege tut mein Hals weh.
Das würde noch eine Weile dauern, bis es ganz abgeheilt ist.
Nach meiner eingehenden Untersuchung, bei der ich noch einen blauen Fleck und eine Schürfwunde entdecke, ziehe ich frischen Sachen an, die mir Samy bereit gestellt hat.
Meine Haare wand ich aus dem Handtuch und lies sie einfach ohne Kämmen oder dergleichen auf meine Schultern fallen. Meistens nehmen sie von allein eine vernünftige Form an.
Mit halb-nassen Haaren und noch geröteten Wangen von dem heißen Duschen gehe ich zurück in mein Zimmer, nur um gleich wieder nach den ersten Schritten stehen zu bleiben. Neben der Tür lehnt eine Gestalt, das Gesicht von einem Schatten verdeckt.
Ich bekomme unmittelbar wieder Angst, die anderen aus der Gruppe hatte ich ja noch nicht alle kennen gelernt und wer weiß wie die drauf sind.
Aber der Fremde bemerkt, dass ich ihn gesehen habe und stellt sich gerade hin. Jetzt ist Gesicht war gut zu erkennen.
Es war Christian.
Ehrlich gesagt, mir bleibt die Spucke weg. Durch meinen Tränenschleier konnte ich vorhin nichts Genaues erkennen und ich wollte auch nichts erkennen. Es war mir egal gewesen wie er aussah, Hauptsache er tröstet mich.
Aber ihn jetzt zu sehen tat weh.
Nicht weil er hässlich oder so ist, sondern weil er zu schön ist um wahr zu sein. Und genau das ist mein Verhängnis das weiß ich jetzt schon.
Ich verliebe mich immer in Typen die ich nicht haben kann, dann muss ich mir keine Gedanken darüber machen, dass wir wirklich mal zusammen kommen.
Ich habe bis jetzt auch nie das Bedürfnis gehabt eine langfristige Beziehung mit jemand zu führen, was erklärt das ich noch Jungfrau bin.
Aber stören tat mich das nie, ich wusste dass da draußen jemand für mich bestimmt war.
Das weiß ich so genau, wie das morgen die Sonne aufgehen wird. Bloß Christian kann unmöglich dieser jemand sein.
Bei ihm hab ich wirklich keine Chance, absolut keine, weswegen ich mich wahrscheinlich so richtig in ihn verknallen werde.
Ich merke ja jetzt schon, dass ich wieder auf ihn reagiere. In meiner Brust zieht es sich zusammen und meine Finger kribbeln. Ich will ihn berühren, musst einfach in seiner Nähe sein.
Er schaute aus seinen silbernen Augen zu mir. Sie waren mir schon vorhin aufgefallen. Diese Farbe ist ungewöhnlich klar und strahlend schön. Doch sein Gesicht kann mit dieser Schönheit locker mithalten. Er hatte im Gegensatz zu seiner Schwester dunkleres, dickes Haar das wie bei einem Surfer lag. Es sah verstrubelt aus, nicht zu kurz und stufig geschnitten.
Ich wollte mit meiner Hand durch fahren und fühlen wie es durch meine Finger glitt. Sein Gesicht ist markant, seine Lippen nicht übertrieben voll.
Genauso ist er ziemlich gut gebaut. Ungefähr eins fünfundachtzig groß. Seine Breite Schulte spannt das T-Shirt und nirgendwo war ein Grämmchen Fett zu sehen. Aber er wirkte nicht prollig breit, hier spiegelte sich wieder der Surfertyp.
Ich sah ihn an und mein Herz wollte sich nicht beruhigen. Hier stand mein Traummann mir gegenüber und das mein ich wortwörtlich.
Wenn ich ein Buch gelesen hatte, stellte ich mir den Helden genauso vor.
Egal was in der Beschreibung über den Typen stand, mein Hirn produzierte immer ein Bild das so ähnlich wie er aussah oder fast genau gleich.
Bloß was bildete ich mir ein, ein Traummann, bleibt ein Traummann, weil er nicht erreichbar ist.
Denn genau das wird er nie für mich sein.
Ich sehe neben ihm zum kotzen aus, obwohl ich bis jetzt nie ein Problem mit mir hatte.
Doch mein Herz will nicht hören und schaltet mein vernünftiges denken aus.
Es schreit nach ihm und ich gebe einfach nach.
Wie heute morgen gehe ich auf ihn zu, nachdem wir beide uns so lange beobachtet haben.
Er schien anscheinend zu wissen was ich vorhabe, denn er streckt mir seine Arme entgegen, als stumme Aufforderung zu ihm zu kommen, der ich gerne nachgehe.
Ich trete auf ihn zu und schlinge die Arme um seine Mitte, mein Gesicht ruht auf seiner Brust. Jetzt geht es mir wieder besser.
Vergessen sind die Hände des Ausgestoßenen, vergessen das ich nicht mit ihm mithalten konnte.
Schließlich schien es ihm nichts auszumachen mich zu halten.
Er lehnt sich wieder gegen die Wand, mit mir in den Armen.
Wieder reden wir nicht, aber es schien auch keiner das Bedürfnis zu haben die friedliche Stille, die sich über uns gelegt hat, zu stören.
Nach ein paar Minuten hebe ich meinen Kopf um in sein Gesicht zu schauen. Er beobachtet mich und seine Augen halten mich fest.
„ Ich würde gern wieder zurück gehen.“ Sage ich leise, mit angehaltenem Atem.
„ Was meinst du mit zurück gehen?“ fragt er überrascht.
„ Zurück in meine Wohnung, an meine Akademie, in mein altes Leben. Ich weiß, dass ich nicht wirklich wieder ganz zurück kann, nachdem was passiert ist, aber ich will noch ein paar Tage haben um mich zu verabschieden. Ein paar Tage Normalität um meine Freunde und Verwandte zu treffen. Es weiß ja keiner wann und wie ich sie wieder sehen werde. Ich will nicht jetzt einfach verschwinden, meine Eltern wären am Boden zerstört und keiner würde es verstehen. So will ich nicht gehen.“ Den letzten Satz flüstere ich nur noch.
Er sieht mich unglücklich an. Ja, er ist wahrscheinlich nicht davon begeistert mich zurück gehen zu lassen, aber er will mich auch nicht unglücklich sehen.
So gut kenne ich ihn schon.
„ Dir ist das sehr wichtig oder?“ er spricht sehr leise und einfühlsam. Mit einer Hand, die vorher auf meinem Rücken lag, streicht er mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht.
Ich nicke schwach und er schien nachzudenken.
„ Selbst wenn wir dich zurück gehen lassen würden, wärst du nicht allein, wir würden dich begleiten und immer in deiner Nähe sein. Wir können jetzt nicht riskieren dich wieder zu verlieren.“ Ich wünsche mir, er hätte anstatt wir, ich gesagt.
Ich schnitt eine Grimasse. Na Danke, meine persönlichen Bodyguards? Bis jetzt kam ich auch so klar!
Wenn man mal bitte der Geschichte im Hotel absieht…
Also hab ich die Wahl zwischen, einfach verschwinden oder noch mal alle sehen, mit Begleitung. Eine schwere Entscheidung…
„ Okay machen wir es so. Aber nur wenn ihr im Hintergrund bleibt und ich alles machen kann ohne hinter mir einen Trupp von 5 Männern oder so zu haben.“
Er lacht laut auf. Was war denn jetzt so lustig an der Vorstellung? Also ich will mir die Situation eher nicht so genau ausmalen. Aber es kann mir egal sein warum er lacht, wichtig ist nur das seine Brust vibrierte und dieses Gefühl bei mir Schauer über den Rücken laufen lies.
„ Glaub mir wir können dich beobachten, ohne dass es jemand merken würde, nicht einmal du selbst.“
„ Ich weiß jetzt nicht ob mich das beruhigen soll.“ nuschle ich an seine Brust. Er grinst mich nur frech an.
Nora, hör auf ihn anzustarren, frag was oder so! Du kannst nicht einfach in seinen Armen in einem Zimmer stehen und nichts tun, schließlich machst du das normaler weise auch nicht.
Ah, aber ich habe noch was zu tun! Ich muss noch einen Pulli anziehen.
Samy hatte gesagt das alle möglichen Klamotten in dem Schrank in meinem Zimmer sind. Also müsste auch ein Pulli dort sein.
Behutsam löse ich mich von Christian. Ich will irgendwie nicht dass er denkt, dass ich nicht mehr in seiner Nähe sein will.
Er verfolgt mich ganze zeit mit seinen Augen, während ich Richtung Schrank laufe.
„ Warum bist du eigentlich hier? Ich mein nicht das mich deine Gesellschaft nicht erfreuen würde, aber ich denke nicht das du zufällig hier bist, oder?“ frage ich während dem Gehen so lässig wie ich kann.
„ Es enttäuscht mich zutiefst, dass ich einen Grund haben muss um hier vorbei zu schneien.“ Schmollt er gespielt. Ich werfe ihm einen tadelnden Blick über die Schulter zu.
„ Okay, also es gibt bald Abendessen und ich wollte dich runter holen. Du lernst dann auch den Rest kennen. Außer Toni sind gerade alle aus der Gruppe anwesend.“
„ Was ist mit diesem Toni denn?“ frage ich nach, um die Unterhaltung aufrecht zu halten.
„ Er musste sich frei nehmen, nachdem er sich gestern nicht zusammen reißen konnte.“ Erwidert er mit einem eisigen Unterton.
Ich erstarre in der Bewegung die gerade zum Schrank gemacht habe.
Toni hieß der Typ gestern also. Samy hatte mir schon gesagt das er die Kontrolle verloren hatte und eigentlich sehr nett ist.
Aber für mich war es keine Entschuldigung.
Auch wäre es mir lieber gewesen wenn ich keinen Namen dazu hätte. Denn mit Namen kann man Emotionen verbinden und gerade empfand ich ein bisschen Mitgefühl, da er gehen musste, weil ich hier bin.
Aber nur ein bisschen.
Ich öffne den Schrank, wie als wäre nichts gewesen, aber die Konversation wollte ich nicht mehr aufrecht halten.
Christina schien mein Schweigen falsch zu deuten, denn er redet weiter.
„ Keine Sorge, die anderen werden dir nicht zu Nahe kommen. Sie wissen das dass Konsequenzen haben würde.“
„ Weißt du, nur weil du weißt

das es Konsequenzen hat wenn jemand sagt du darfst etwas nicht tun, heißt das noch lange nicht das du es nicht tun wirst.“ Ich wollte nicht böse sein, aber sicher fühle ich mich noch nicht ganz. Ich drehe mein Profil in seine Richtung, wodurch ich im Augenwinkel sehen kann, dass er sich angespannt hat.
„ Tut mir leid ich wollte nicht gemein sein.“ murmle ich leise. Eigentlich zu leise, als das es einer hören konnte.
„ Ist schon okay.“ Man, er hat auch Vampirohren, war klar dass er mehr mitbekommt als der Rest der Welt, oder eher Menschheit.
Inzwischen hatte ich die Sachen, die auf Bügeln hingen, nach einem geeigneten Pulli durchsucht, fand aber nichts. Auch die unteren Schubladen hielten nichts Passendes bereit. Fehlten also nur noch die oberen Regale.
Diese jedoch waren extrem hoch, weswegen ich mich auf meine Zehenspitzen stellen musste und selbst mit ganz gestrecktem Arm immer noch nicht gut ran kam.
Ich fühle dass jemand auf einmal hinter mir steht. Die plötzliche Körperwärme irritiert mich, wodurch ich mich auch meine Füße zurück sinken lasse und hoch in das Gesicht von Christian blicke, das auf der rechten Seite über meinem Kopf schwebt. Er streckt seinen Arm und kam besser an die oberen Sachen heran, was auch kein wunder ist, da er ungefähr 10 Zentimeter größer ist als ich.
Sogleich zaubert er auch einen Pulli hervor, der ganz nach meinem Geschmack war.
Ich aber war viel zu sehr damit beschäftigte war sein Gesicht anzustarren und die Wärme seiner Brust auf meinem Rücken zu genießen, anstatt darauf zu achten.
„ Ist der okay?“ fragt er mich belustigt und hält mir den Pulli vors Gesicht. Überrascht löse ich meine Augen von seinem Profil und starre auf den Pulli. Langsam nicke ich. Er hätte mir auch eine Kartoffelsack vor die Nase halten können und ich hätte genickt, Hauptsache er blieb wo er war.
Seine Augen fixieren meine, die Welt schien stehen zu bleiben und ich wurde knall rot.
Man das nervt, er denkt jetzt hundertpro ich bin so ein Kindchen dem alles peinlich ist… Peinlich, peinlich… Aber er grinst nur blöd, drückt mir den Pulli in die Hand und geht zur Tür.
„ Na komm, nicht so viel trödeln, die anderen warten schon.“ Rief er mir über die Schulter zu und lief aus dem Zimmer. Schnell renne ich hinterher und ziehe mir gleichzeitig den Pulli über den Kopf.
Leider war das keine so gute Idee.
Wie zu erwarten laufe ich natürlich gegen die nächste Wand die meinen Weg kreuzt.
Dumme Wand!
Maaan so was passiert auch immer nur mir.
Der Aufschlag mit meinem Kopf, tat ganz schön weh. Wahrscheinlich bekomme ich jetzt auch noch eine Beule an der Stirn.
Christian, der am Ende des Flurs und Anfang der Treppe stand, musste natürlich das dumpfe Geräusch Kopf-gegen-Wand gehört haben, denn er dreht sich zu mir um und sieht mich verwundert an, wie ich da vor einer Wand stehe und mir die Stirn reibe und Aua wimmere. Als er laut auflacht, finde ich ihn gar nicht mehr niedlich.
Pfff, der kann mir gestohlen bleiben.
Um mein Rest Würde zu behalten setzte ich eine ernste und unversöhnliche Miene auf. Ich versuche an ihm vorbei zu stampfen ohne ihm in die Quere zu kommen. Natürlich muss ich mich dafür an ihm vorbei zwängen um zur Treppe zu gelangen.
Als ich auf gleicher Höhe mit ihm bin legt er mir, immer noch lachend, einen Arm um die Taille.
Schon wieder liege ich in seinen Armen, aber diesmal bin nicht ich auf ihn zugegangen.
Also doch in gewisser weise schon, aber nicht um ihn wieder zu berühren.
Behutsam zieht er mich an sich und haucht mir einen Kuss auf die Stelle an der Stirn, die zu pochen begonnen hat. Sofort vergesse ich den Schmerz und denk nur noch an seine Lippen auf meiner Haut.
Noch mal

, seufze ich innerlich.
„ Tut mir leid, aber dein Gesichtausdruck war zum heulen. Ich hoffe es tut nicht zu sehr weh?“ flüstert er mir leise zu.
Ich schüttelte, immer noch benommen, den Kopf und gab ihm zu verstehen, dass alles okay ist und ich nicht mehr sauer bin. Wie könnte ich auch?
Aber ich bin überhaupt, nicht so eine Nachtragende und es war ja wirklich lustig, ich hätte ja selbst auch gelacht.
Wenn nicht ich selbst gegen die Wand gelaufen wäre.
„ Gut, dann komm.“ Er nahm seinen Arm von meiner Taille ergriff dafür aber meine Hand.



Impressum

Texte: Alle Rechte obliegen der Autorin. Die gesamte Geschichte ist frei erfunden und nicht realitäts gebunden. Das Bild gehört nicht mir.
Tag der Veröffentlichung: 06.12.2009

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /