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Krimi Kälte 02

Es war kalt und einsam. Kein Mensch war zu sehen bis auf zwei schwarze Gestalten, die leise durch den Schnee gingen. Eine große und eine kleinere Gestalt. Beide atmeten schon tief, sie röchelten fast, kaum dass sie sich noch auf den Beinen halten konnten, schlurften sie durch die einsame Gegend. Hier und da eine verlassene Hütte oder ein Baum, aber sonst nichts. Und wenn doch etwas dort wäre, hält es sich im Hintergrund. Immer wieder hielt eine von beiden an und setzte sich in den Schnee. Kein einziges Wort sprachen sie miteinander, nicht einmal eine kleine Geste. Wie lange sie schon gingen und wo sie waren, wussten wahrscheinlich nicht einmal sie selbst. Immer weiter gingen sie und hofften auf Unterschlupf, aber es schien keiner zu kommen, alles verlassen. Endlich schaute eine von beiden auf ihre Uhr und sagte leise, fast flüsternd: "Es ist 16 Uhr." Die andere Gestalt nahm das ohne einen weiteren Kommentar hin und ging weiter. Die kleinere Gestalt der beiden schaute zurück und das Gesicht, das hinter dem vermummten Schal hervorschaute, war klein und ausgelaugt, das alte, faltige Gesicht eines Mannes, nicht das geringste bisschen von Lebensfreude war zu sehen, nur noch der Schimmer von ein bisschen Hoffnung, der aber jede Sekunde zu erlöschen drohte. Er blieb auf einmal stehen und setzte sich. "Ich kann nicht mehr das wird mein Ende sein", röchelte er in schlimmem Zustand. Anscheinend war seine Hoffnung in diesem Moment gestorben. Die andere Gestalt - es war jetzt deutlich zu sehen, dass es eine Frau war - kniete sich ebenfalls auf den Boden, zog ihren Schal aus und gab ihm den Schal. Sie stand auf und eilte davon. Der Mann dagegen rang mit dem Tod, er röchelte und rang immer wieder mit sich und lag schließlich reglos da.

Sie rannte und rannte und stolperte über Wurzeln und Stöcke, bis sie nach ungefähr einer halben Stunde eine leicht leuchtende Hütte erreichte. So schnell die Frau konnte, rannte sie zu der Hütte und klopfte ohne zu zögern. Ein Mann, Ende fünfzig, öffnete. Er war sehr von der Kälte gezeichnet. Er hatte ein ausgelaugtes Gesicht. "Was Ist los?", fragte der Mann. "Mein Vater liegt in der Kälte und wird erfrieren, wenn ihm keiner hilft?", stotterte die Frau. Die Wärme überflutete sie, als der Mann sie in den Raum bat. "Bitte helfen sie mir, so schnell wie möglich." " Ok, ich werde mein Bestes tun. Ich heiße übrigens William. Sie wissen nicht zufällig, wo ihr Vater liegt?", fragte er hoffnungsvoll. "Nein, aber ich komme von dieser Richtung", sagte sie immer noch zitternd und deutete dabei in den Wald. William machte sich ohne ein Wort davon. "Oh mein Gott, hoffentlich überlebt er", dachte sich die Frau. Erst jetzt erkannte sie die Einrichtung der Hütte. Es war hell und nicht gerade gemütlich. Die zwei Sessel, die hinten im Raum vor dem Kamin standen, waren schon durchgesessen und zerfetzt. Viele echte Tierköpfe hingen an der Wand und es war fast schon gruslig. Erschöpft setzte sie sich auf den nächsten Stuhl und schlief ein.
Eine Stunde später kam William mit dem Mann zurück. Der Mann war tot. Er hing schlaff über die Schultern von William, sein Gesicht war blass, nur in Licht der Abenddämmerung flammten seine Augen manchmal noch ganz schwach auf. William legte ihn auf einen der zersplissenen Sessel und warf eine Decke über ihn. Er ging zu dem Mädchen und weckte sie sanft auf, indem er sie leicht am Fuß berührte. Sie schreckte sofort zurück, beruhigte sich aber wieder, als sie William sah. "Magst du mir deinen Namen verraten, Fremde?", fragte William. "Ich heiße Lucie", sagte sie. "Wo ist mein Vater?" "Er, er hat es nicht überlebt. Die Kälte hat ihn umgebracht", sagte der Mann langsam. "Er liegt dort hinten auf dem Sessel. Ich würde vorschlagen, dass wir ihm ein schönes Plätzchen aussuchen wo er ruhen kann." Lucie war inzwischen zu ihrem Vater gerannt und hatte ihre Hand in seine gelegt. "Vater, Vater..." Weiter kam sie nicht, denn ein Schwall von Tränen lief ihr über die Wange. Sie hörte sich immer noch Vater, Vater sagen obwohl sie wusste, dass er da hin gegangen war, von wo man ihn nicht zurückholen konnte. Nach ein paar Minuten sagte William: "Ich werde schon mal zu schaufeln anfangen."
Nach einer Stunde kam er wieder rein und rief: " Lucie, komm wir können ihn begraben." Bald standen sie am Grab und beteten. "Ich glaube, ich sage ein paar Worte", sprach die Frau leise mit belegter Stimme. "Ich danke dir sehr Vater, dass du immer alles für mich getan hast. Es ist ungerecht, dass du sterben musstest, aber ich hoffe, du bist jetzt glücklich, wo du bist. Machs gut." Sie machte eine Pause. " Hast du was dagegen, wenn ich noch kurz hierbleibe?", wandte sie sich zu William. "Nein, ich lasse dich kurz allein." Mit diesen Worten ging er ins Haus.
Nach einer langen Zeit ging ich wieder in die Hütte. William saß an dem Tisch und trank eine seltsame braune Brühe. „Setz dich, ich habe dir einen Kaffee hergerichtet“, sagte er. Ich setze mich und sah in den seltsamen Kaffee. Aus Höflichkeit trank ich einen kleinen Schluck. Er schmeckte furchtbar doch ich ließ es mir nicht anmerken. „Gibt es hier irgendwo eine Ortschaft?“, fragte ich ihn. „Ja, aber man muss nur wissen wie man hinkommt“, antwortete William auf meine Frage. „Was ist eigentlich mit dir?“, fragte er nach. Ich merkte wie mein Magen sich zusammen zog. Konnte ich ihm vertrauen? Was würde er sagen? Was sollte ich sagen? Er merkte das mit mir irgendetwas nicht stimmte und sagte:“ Ist etwas?“ „Ich nein, Ich... m...!“ Mehr brachte ich nicht heraus. Ich überlegte. „Du musst es mir natürlich nicht erzählen, aber...!“ Er schaute mich prüfend an. „Ich bin ein Flüchtling!“, rutschte es mir heraus. Ich ärgerte mich tierisch über mich selbst. Er schaute mich erschrocken an. Einen kurzen Moment dachte ich er würde zum Telefon rennen (soweit es hier ein Telefon gab) doch dann wendete sich das Blatt. „Vor was flüchtest du?“, fragte er mich. „Das ist eine lange Geschichte“, sagte ich Wahrheitsgemäß. „Ich bin sicher ich kann dir folgen!“, gab er zurück. Ich schaute ihn unsicher an und begann zu erzählen: “Wir haben unsere eigene Geschichte. Keine Fröhliche! Es gibt bei uns zwei Völker. Unser Volk hat immer für den Frieden appelliert. Und unsere Gegner wollten die Menschheit auf ihre Seite bringen um für sie zu kämpfen und zu arbeiten. Es gibt nicht viele die sich dagegen wehren aber immerhin ein paar. Wir haben uns versteckt und sind oft geflüchtet. Aber jetzt dachten wir ein sicheres Lager gefunden zu haben, aber anscheinend hatten wir Verräter unter uns. Sie hatten unser Lager in der Nacht überfallen. Ich und mein Vater konnten Flüchten aber meine Mutter mussten wir zurücklassen. Wir suchten nach Unterschlupf. Und mein Vater ist dabei in der Kälte erfroren.“ Ich stockte der Kloß von vorher hatte sich wieder in meinen Hals geschlichen. Erst jetzt bemerkte ich das mir Tränen über die Wangen liefen. Die Erinnerungen an meinen Vater kamen alle auf einmal wieder in mir hoch. Der Raum verschwand wegen der Tränen vor meinen Augen. Ich spürte wie die Trauer wie eine Welle über mich schwappte. William nahm meine Hand und drückte sie ganz fest. „Sei nicht Traurig ich glaube ich kann dir helfen.“, sagte er. Für mich gab es jetzt keinen Halt mehr ich rannte zur Tür hinaus und schmiss mich mit den Knien voraus vor das Grab meines Vaters. Alles kam in mir hoch alles, auch die schönen Erinnerung. Ich fühlte mich so verlassen wie schon langen nicht mehr. William kam mir nicht hinterher sondern ließ mich in Ruhe trauern. Ich war sehr froh darüber. Denn er verstand dass ich in Ruhe gelassen werden wollte.
Lange kniete ich dort in der Kälte und betete für meinen Vater. Ich wünschte mir nichts mehr als das er jetzt bei mir sitzen könnte.
William kam nach einer Ewigkeit aus der Hütte legte mir ein dickes Fell über meinen Mantel, dann ging er wieder. Ich saß sicher schon lange herausen, denn es war schon dunkel. Auf einmal knarzte die Tür ich erschrak und löste mich aus meiner Starre. Ein Schmerz durchfuhr meine Gliedmaßen, ich hatte zu verkrampft dagesessen und alles an mir war eisig kalt. In dem Moment rief William: „Lucie kommst du? Es gibt etwas zu essen“ Ich richtete einen letzten Blick auf das Grab und ging träge zur Tür. Alles an mir tat weh meine Beine schmerzten bei jedem Tritt. Wie schon beim ersten Mal überflutete mich auch diesmal die Wärme. Auf dem Tisch stand nun ein Topf in dem eine komische grüne Brühe schwamm. William musste merken das ich seine Kochkünste bezweifelte, denn er sagte: „Ich bin nicht der beste Koch!“ Er grinste verlegen. Ich setze mich und schöpfte mir etwas in meinen Teller. Erst jetzt merkte ich was ich für einen Hunger hatte. Die Suppe schmeckte nicht scheußlich also zwang ich mich sie zu essen. Danach war mein Hunger einigermaßen gestillt. „Hast du nicht gesagt du kannst mir helfen?“, fragte ich ihn. „Ich würde sagen du legst dich erst mal hin und schläfst dann erzähl ich dir alles. Es ist inzwischen nämlich 22.00 Uhr“, gab er zur Antwort. „Wie es wohl meiner Mutter jetzt geht? Ob sie auch tot ist? Denkt sie gerade an mich?“, ich hatte so viele unbeantworteten Fragen in meinem Kopf das es mir schwer fiel mich auf irgendetwas zu konzentrieren. Erneut nahm er meine Hand und erzählte: „Ich habe auch alle aus meiner Familie verloren. Meine Eltern bei einem Verkehrsunfall und meine Schwester hatte einen schweren Reitunfall“ Seine Stimme wurde immer leiser bis sie schließlich ganz abbrach. Er gab mir mit einer Geste seiner Hand zu verstehen dass ich ihm folgen sollte. Ich rappelte mich mühsam auf und lief ihm nach. Er führte mich in einen hellen Raum. Darin standen ein Bett und ein kleiner Schrank. „Leg dich erst mal eine Zeit hin.", sagte er mit unwahrscheinlicher Gelassenheit. Ich wusste nicht konnte ich ihm vertrauen? Würde er sofort zum Telefon rennen? Andererseits warum hatte er das nicht schon lang gemacht. Ich bemerkte gar nicht das er hinter mir stand erst als er sagte:" Wenn du mir nicht vertraust kannst du immer noch gehen keiner zwingt dich hier zu bleiben." Seine Art hatte etwas an sich das man ihm einfach vertrauen musste also legte ich mich ins Bett. Ich dachte an meinen Vater und mir liefen wieder die Tränen in den Augen zusammen. Er hatte mir so viel bedeutet. Jetzt konnte ich nur noch hoffen dass meine Mutter es überlebt hat. Ich war so müde das ich nach einer Weile einschlief. Ich bemerkte nicht einmal die nächtliche Flucht...
Ich spürte spürte wie mich eine weiche nach Desinfektionsmittel riechende Hand berührte. Ich machte langsam meine Augen auf. Ich schaute in die schönen grünen Augen von einer Frau um die zwanzig. Sie hielt meine Hand und lächelte mich sympathisch an. "Hallo, kleine Ausreißerin", sagte sie lächelnd. Ich verstand überhaupt nicht um was es ging. "Du bist hier sicher. Ich heiße Bella und pflege dich bis zu wieder auf den Beinen bist.", wisperte sie zuversichtlich. "Um was geht's eigentlich?", versuchte ich lässig fragen. Ich hoffte sie bemerkte meinen ängstlichen Unterton nicht. "Oh ja Entschuldigung.“, begann sie." Willam ist mit dir ausgerissen, weil Eindringlinge gekommen sind, die dich holen wollten. Er ist hier her geflüchtet." Ich vergaß fast das Atmen. "Ihr kennt William?", fragte ich sie verwundert. Sie nickte. "Wie geht es dir?", hakte sie nach. Erst jetzt nahm ich den stechenden Schmerz in meinem Kopf wahr. Ich versuchte nicht daran zu denken, aber es gelang mir nicht. Sie schien mich zu verstehen und sagte:" Ja du hast eine Wunde an deinem Kopf. Aber auch sie wird heilen." Ich schluckte. Bella ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Ich hatte nun die Gelegenheit mich in dem Zimmer besser umzusehen. Neben mir stand eine Vase mit roten Rosen. Sonst alles weiß. Ich versuchte den Schmerz in meinem Kopf so gut wie möglich zu ignorieren. Bis auf einmal meine Mutter ins Zimmer kam. Sie sah erschöpft, müde, traurig und sehr ängstlich aus. Sie rannte auf mich zu und umarmte mich fest. Ich schlang meine Arme um sie. Ein Gefühl des Glücks durchströmte meinen Körper. Sie lebte. Freudentränen liefen mir über die Wangen. Auch sie schluchzte in meinen Armen. Plötzlich ließ sie mich los, sah mich traurig an und fragte:" Stimmt das mit Richard?" Ich brachte keinen Ton heraus also nickte ich nur. Meine Mutter sank auf den Boden. Das war zu viel für sie, Bella kam hereingestürmt und trug sie mit einem Mann schnell heraus. Danach alles still. Mein Kopf schmerzte jetzt so dass mir die Tränen in den Augen zusammen liefen. Ich war erschüttert darüber wie schlecht es meiner Mutter ging. Nun liefen mir die Tränen des Schmerzes und die Tränen der Trauer über meine Wange. Nach einer Zeit schlief ich wieder ein.
Als ich aufwachte saß ein junger Mann vor mir der einen Teller in der Hand hielt. Ich spürte dass der Schmerz in meinem Kopf bei weitem nicht mehr so schlimm war als zuvor. Ich schaute zu dem Mann hoch, auch er hatte ein total charmantes Lächeln drauf. Ich versuchte sein Lächeln zu erwidern. Meine Mundwinkel waren so wegen dem Schmerz verzerrt das es mir schwer fiel aber ich schaffte es. "Du musst etwas essen", sagte er." Ich hab mir sagen lassen du magst Hühnersuppe." Ganz ausgehungert verschlang ich die Suppe und fragte ob ich noch eine haben kann. Auch die zweite aß ich ganz auf dann ging es mir schon viel besser. "Du bekommst langsam wieder Farbe", sagte der junge Mann zu mir. "Wie heißt du eigentlich?", fragte ich ihn. "Ich heiße Tommy! Und du heißt Lucie, richtig?", fragte er. Wieder nickte ich bloß. Erst jetzt bemerkte ich wie unheimlich schön er war. Seine Lippen waren voll und schön geschwungen in seinen blauen Augen konnte man sich für immer wegträumen. Seine Haare waren seitlich aus dem Gesicht gegelt. Seine durchtrainierten Arme schauten unter seinem T-Shirt hervor. An seinem Hals hing ein schwarzer Zahn. Sein Parfum roch nach Sommer. Nach Sonne, Meer, Obst und all dem. Auch er musterte mich von oben bis unten. Ich musste schrecklich aussehen. Aber er lachte mich nicht aus sondern lächelte mich nur charmant an und sagte dann:" Ich frage Bella mal ob ich die unser Lager zeigen darf." Mit diesen Worten verließ er das Zimmer. Bella kam nach einer kurzen Zeit ins Zimmer und wollte mir etwas mitteilen: „Deiner Mutter geht es schon wieder besser aber sie soll erst mal eine bisschen liegen bleiben und sich ausruhen." Ich schluckte. "Kann ich zu ihr?", fragte ich Bella. "Nein, vorerst mal nicht aber bald" "Kann ich mal das Flüchtlingslager sehen?" "Ja, Tommy wird dich nach draußen begleiten" Ich freute mich ehrlich gesagt viel mehr auf Tommy als das ich das Lager sehen konnte. Bella half mir vorsichtig auf. Ich stand noch etwas wackelig auf meinen Beinen. Sie war schon wie eine Freundin für mich geworden. Ich hakte mich bei ihr unter. Draußen wartete Tommy schon auf mich. Bella lächelte und flüsterte mir liebevoll zu: „Er ist noch nicht besetzt" Ich wusste nicht was ich denken sollte also betrachtete ich mich mal. Ich hatte eine blaue Jeans an und einen pinken Pullover. Das waren nicht meine Sachen. Tommy konnte anscheinend Gedanke lesen denn er hielt mir in diesem Moment einem kleinen Handspiegel hin. Ich erschrak. Ich hatte ein großes Pflaster an meinem Kopf an dem seitlich etwas Blut herauslief. Sonst war ich schön geschminkt. Auch das hatte nicht ich gemacht. Ich musste sehr dämlich ausgesehen haben denn er lachte auf einmal laut auf. Sein Lachen war nicht böse sondern schon fast ein Glockenklang für meine Ohren. Er gab mir einen Mantel den ich wortlos anzog. Ich ging Tommy nach. Er führte mich durch weiße Gängen zu einer Tür. Er machte sie auf. Ich trat auf die Schwelle und eine kalte Luft durchfuhr meinen Körper. Ich mumelte mich fester in den Umhang ein. Eine Winterlandschaft wie im Bilderbuch hatte ich hier vor mir. Hier standen wahrscheinlich selbsterbaute Hütten. Nach einer kurzen Zeit klappte ich meinen Mund wieder zu. Die Hütten standen um eine große Hütte herum. Vor der großen Hütte war ein Lagerfeuer aufgebaut. Um die zehn Leute saßen dort herum. Ich kannte alle! Das gab mir ein vertrautes Gefühl. "Kennst du jemanden von diesen Leuten?", fragte Tommy mich. Ich schrak zusammen und antwortete ihm: „Alle" Er lächelte. Mir flossen auf einmal die Tränen über die Wangen. Er legte einen Arm um mich und ich drehte mich um. Seine Augen waren so rein und unschuldig. Ich versuchte mich zu konzentrieren was mir bei ihm nur schwer gelang. Plötzlich sah ich aus welchem Gebäude wir gekommen waren. Es war ein schönes altes Haus. "Warum steht hier ein Haus?", fragte ich ihn. „Das ist unser Krankenflügel. Es stand schon hier als wir diesen Ort entdeckt haben.“ Da ich nun nicht mehr weinte nahm er seinen Arm wieder von meiner Schulter. "Willst du zu den Leuten? Oder soll ich dir zuerst dein jetziges Zuhause vorstellen?", hakte er bei mir nach. "Zuhause", mehr brachte ich nicht mehr heraus. Mir liefen schon wieder die Tränen über meine Wange. Dieses mal ohne Grund. Ich ging ihm nach. Als er merkte dass ich nicht sicher ging nahm er mich an der Hand. Seine Hand war weich und angenehm zart. Er führte mich zu einer Hütte wie alle anderen. Ich machte das Fell das über den Eingang hing weg und betrat die leicht beleuchtete Hütte. Sie war nicht sehr groß. Es stand ein Stockbett im Eck. Daneben stand ein Einzelbett. Es gab drei kleine Kommoden. Ein kleiner Tisch und ein Schnellkochtopf waren noch vorhanden. "Mit wem schlafe ich hier?", fragte ich Tommy. "Mit Lissi und Nicole", antwortete er mir. Mein Herz machte einen Luftsprung. Sie lebten. "Nicole ist noch in dem Krankenflügel. Lissi ist aber hier." Man hörte ein kleines Geräusch hinter der einen Tür die mir gerade aufgefallen war. Ich klopfte. Die schöne Stimme von Lissi flog förmlich durch die Luft zu mir. "Ja?" "Ich bins Lucie." Ich hatte Lissi schon ein Jahr lang nicht mehr gesehen. Sie riss die Tür auf und riss mich mit ihrer Umarmung fast um. Ich spürte ihren warmen Körper. Als sie mich anschaute merkte ich um wie viel sie gewachsen war. Sie war immer kleiner gewesen als ich und nun ist sie gute fünf Zentimeter gewachsen. "Ich bin gewachsen", sagte sie und lachte herzhaft dabei. "Ich glaube ich bin mit meinen 21 Jahren ausgewachsen.", antworte ich schnell. Sie zog sich schnell ein T-Shirt über den Kopf und sagte: „So danke Tommy aber jetzt müssen wir Mädchen Gespräche führen." Tommy verdrehte die Augen und ging dann lachend aus der Hütte. "Du musst mir alles erzählen", sagte ich zu Lissi. "Also", quasselte sie sofort drauflos." In der Nacht wo unsere Wege sich trennten, bin auch ich zu William geflüchtet. Auch dort wurde ich in der Nacht weggebracht. Und ich habe in die schönen Augen von Bella und dann von Tommy schauen dürfen." "Und was ist mit Nicole?", fragte ich nach. "Naja, Nicole hatte den drang sich weh zu tun sich umzubringen weil ihre Mutter Henriette gestorben ist" Ein heiß und kalt strömte mir abwechselnd durch den Körper. "Zusammenreisen Lucie", dachte ich. Lissi nahm meine Hand und ließ mich einfach zittern. "Naja nun möchte ich dir etwas über Tommy erzählen.", munterte sie mich auf als es mir besser ging. "Er ist noch frei und sucht nach der großen Liebe. Er ist der hübscheste Mann der mir in meinem ganzen Leben begegnet ist. Sie zwinkerte mir zu. Ich lächelte gequält. "Kann ich zu Nicole?", fragte ich Lissi. "Nein im Moment will sie keinen Besuch haben. Sie denkt sie sieht zu schlecht aus." "Als ob mich interessiert wie sie aussieht", murmelte ich in meinen unvorhandenen Bart. Ein Windzug wehte in die Hütte und ließ Lissis Haare, schön wie von einem Engel, flattern. Sie schaute mich genau an und sagte dann: „ Ich hoffe dass wir eines Tages friedlich leben können. Ich hoffe es für weitere Generationen.“ Sie nahm meine Hand und schaute mich an. Es war ein Blick der so charmant und unschuldig war, als wäre er von einem Kind.

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Tag der Veröffentlichung: 02.10.2011

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