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Widmung-Danke und Biografie

Für Jürgen, unserem leider im Jahr 2015 verstorbenen langjährigen besten Freund. Danke für deine Freundschaft!

 

Danke möchte ich meiner Frau Ingrid für ihre Geduld sagen, wenn ich Stundenlang am PC saß, um die Gedichte und Geschichten meines Vaters, erst von den Teils handschriftlichen Manuskripten,

die größtenteils noch in deutscher Schrift verfasst worden sind, abzuschreiben oder elektronisch zu bearbeiten. Und das als unerfahren am PC, als Handwerker hatte ich damit in meiner aktiven Zeit noch nichts zu tun.

 

Biografie

 

Von meinem Vater, dem Rezitator und plattdeutschen Schriftsteller Friedrich Schnoor     (Künstlername Fiete Lüttenhus)

Mein Name ist Freddy (Friedrich-Karl) Schnoor; geboren 1938. Ich versuche auf diesem Weg die Erinnerung an meinen Vater wachzuhalten.

 

 Mein Vater war Friedrich Schnoor, geboren am 14 Februar 1879 in Hamburg, gestorben am 25. Juni 1966 in Hamburg.

Er war plattdeutscher Vortragskünstler und plattdeutscher Schriftsteller. Unter seinem Pseudonym „Fiete Lüttenhus“ hat er auch geschrieben und in verschiedenen Zeitungen hat er seine Geschichten und Gedichte veröffentlicht.

 

 Mein Vater vor seinem Heiligtum in Lauenburg in de "lütte Kot"

Mien Vadder weer Friedrich Schnoor, geboren am 14. Februar 1879, gestorben am 25. Juni 1966; he weer plattdütscher Rezitator (Vordragskünstler) un plattdütscher Schriftsteller, unner sien Pseudonym „Fiete Lüttenhus“ hett he ok schreeven un in verschiedene Zeitungen hett he siene Geschichten un Riemels veröffentlicht.

 

Die Lauenburger Zeitung schreibt am13. Februar 1954

      zum 75.Geburtstag über Friedrich Schnoor: 

Am heutigen Sonntag, den 14.Februar 1954, feiert der in Hamburg geborene, seit 1943 in Lauenburg wohnende plattdeutsche Rezitator Friedrich Schnoor seinen 75. Geburtstag. Man sieht ihm sein hohes Alter nicht an und in der Unterhaltung gar offenbart sich eine geistige Beweglichkeit und Aufgeschlossenheit, die in Erstaunen versetzt. Dem Plattdeutschen mit Leib und Seele verfallen - könnte man dem heutigen Jubilar ins Lebensbuch schreiben. Im Hamburger Elternhaus kam er bereits in jungen Jahren durch die Lübecker plattdeutschen Schriftsteller Karl Kindermann und Gustav Falke mit der „plattdeutschen Bewegung“ in Berührung. Sie erkannten seine rezitatorische Begabung und seine Liebe zum plattdeutschen und bestärkten ihn in den Entschluss, sich ganz der Vortragstätigkeit und der plattdeutschen Bewegung zu widmen. So begann Friedrich Schnoor mit Vorträgen und Rezitationen, er bereiste Stadt und Land, verfasste auch selbst viele plattdeutsche Erzählungen und Gedichte und stand im Jahre 1910 zum 100. Geburtstag Fritz Reuters, als Onkel Bräsig auf der Bühne. Ein besonderer Höhepunkt seines Lebens war eine Reise nach Amerika im Jahre 1912, wo er in New York aus Anlass des dort gefeierten Volksfestes mit Vorträgen und Rezitationen große Begeisterung auslöste. Der erste Weltkrieg unterbrach dann vorerst seine Vortragsreisen. Nach einer schweren Gasvergiftung, die er im Kampf an der Somme erlitt, wurde er nach seiner Genesung  zur Lazarettbetreuung eingesetzt und konnte die Verwundeten mit köstlichen plattdeutschen Erzählungen erfreuen. Sein ganzes Leben war dem plattdeutschen Sprachgut und dem Dichterwerk gewidmet - ja auch heute noch! 

Nachsatz aus den Erzählungen meines Vaters:

Auf jeden Fall wäre mit Sicherheit alles anders verlaufen wenn mein Vater 1912, wie er es vorhatte als Bibliothekar auf der „Titanic" von England nach Amerika gefahren wäre, eine Einladung und Passage dafür hatte er schon.  Zu seinem Glück bekam er einen Tag vor der Abreise nach England so starke Zahnschmerzen das der Zahnarzt ihm verbot damit zu reisen, daraufhin mußte er zu seinem Bedauern abtelegrafieren und fuhr später, ebenfalls als Bibliothekar mit der "Kaiserin Auguste Victoria" der Hamburg-Amerikanische- Paketfahrt Aktiengesellschft, HAPAG (später Hapag Lloyd).  Von dem Unglück  des Untergangs der „Titanic“ erfuhr er erst in Amerika.  (Alles aus der Erinnerung, nach den Erzählungen meines Vaters) 


Der Abschied und zugleich ein Lebenslauf*

 Ich bin nun einundsiebzig Jahr

Und mir verlangt nach Ruh,

Noch kerngesund, der Kopf ist klar;

Doch bin ich müd` weiß sind die Haar,

Die Sicht ist ordentlich flau.

 

Auf Dornen und Zweigen bin ich gegangen

Mein Glück hatte keinen Bestand.

Frau Sorg` hat an meinem Weg schon gestanden,

Der Unverstand mir Wunden geschlagen

Im eigenen Heimatland.

 

Doch außerhalb, da wohnen meine Freunde

Die kennen und würdigen mich;

Die sind mein Trost, meine Lebenssonne,

Die ehren und achten mich alle Stund`,

Und die, die stehen mir bei.

 

Den rauhen Stein schon viele Jahr`

Hab ich behauen mit Fleiß.

Rechtwinklig aber ganz und gar

Kriegt ich ihn nicht, das war zu schwer.

Noch niemand brachte das soweit.

 

Meinen Mitmenschen hab` ich versucht

Zu dienen immer zu;

War bloß auf Ihrer Wohl bedacht,

Mein eigenes hab ich nicht beacht`,

Blieb mir und Ihnen treu.

 

All denen ich jemals wehgetan,

Wollen mir, ich bitt, verzeih`n;

Und die sich haben an mir vergangen

Mir Undank, Bosheit blinden Wahn,

Oh, das mag alles verwehn.

 

Nun bin ich alt und fand den Gott,

Den ich solang` gesucht;

Er wird behüten mich vor Not,

Mir gnädig sein, wenn kommt der Tod,

Vor dem ich bin nicht bang.

 

Ich bin nun einundsiebzig Jahr,

Mach zu die Tür ganz sacht,

Und ruft er mich, ich bin schon klar,

Man bloß der Abschied wird wohl schwer,

Gute Nacht!

 

(Original Abschrift,und Übersetzung

Freddy Schnoor,  2015)

von „De Afscheed un togliek een Lebensloop“

Finkwarder, den 5. Februar 1915
J.C.Wriede
Herrn Schnoor, zu meinem Gedächtnis 
Julius Carsten Wriede den 20 März 1925

De Afscheed un togliek een Lebensloop*

 

 (Altländer-Finkenwärder Mundart)


Ick bün nu enundsöbentig Joahr
Un mi verlangt noh Rauh,
Noch kerngesund, de Kubb is kloar:
Doch bün ick mäud, witt sünd de Hoar,
Dat Sicht is oarig flau.

Up Duurn un Steggels bün ick gohn,
Min Glück harr keen Bestand.
Froo Sorg hedd an min Weg all stohn,
De Unverstand mi Wunnen slohn
In`t eegen Heemotland.

Doch butenlanns, doar wohnt min Frünn,
De kinnt un würdigt mi;
De sünd min Trost, min Lebenssünn,
De ihrt un acht mi alle Stünn,
Un de, de stoht mi bei.

Den`n rugen Steen all mannig Joahr
Hebb ick behaut mit Fliet.
Rechtwinklig obers ganz un goar
Kreeg ick em nee, dat wür to swoar.
Noch Nims bröch dat so wiet.

Min Nebenminschen hebb ick tracht
To deenen jümmers to;
Wür blos up Jüm eh`r wol bedacht,
Min eegen hebb ick goarnee acht,
Blehf mi un blehf Jüm troo.

All, de man jichens weh ick dohn,
Wölt mi, ick bed, verzeihn;
Un de sich hebbt an mi vergohn
Mit Undank, Bosheit, blinnen Wohn,
O, dat mag all verweihn.

Nu bün ick old un fünn den Gott,
Den`n ick hebb söch so lang;
He ward behäuden mi vör Nood,
Mi gnädig ween, wenn kummt de Dod,
Vör den`n ick bün nee bank.

Ick bün nu enundsöbentig Joahr,
Mok to de Dör ganz sacht,
Un röpt He mi, ick bün all kloar.
Man blos de Afscheed ward wol swoar,
---- Good Nacht!

Finkwarder, den 5. Februar 1915
J.C.Wriede

Herrn Schnoor, zu meinem Gedächniß 
Julius Carsten Wriede
d. 20 März 1925
(Original Abschrift, Freddy Schnoor, Juni 2015)

 

Johann der war ein Schäferknecht

Johann der war ein Schäferknecht

Wollt auch nichts anderes sein

Erst hat er’s mit den Gänsen versucht

Und darauf mit den Schwein`n.

Nachher war zu den Schafen er gegangen;

Hatte sich dabei sehr arrangiert!

Er bekam auch nur einen kleinen Lohn,

War dumm und hatte nichts gelernt.

Jetzt war Johann in die Stadt mal gegangen

Und saß in der Kneipe und trank.

Dort hörte er das bei der Eisenbahn

Wurden Weichensteller gesucht.

„Da gehst Du henn,“ sagt er sich gleich

und tust sofort dich melden.

Dann gehst du immer fein in Zeug

Und kannst Beamter spieln.

Er geht dann hin auch nach der Bahn,

Um sich dort vozustellen.

Geht rein nun in die Inspektion

Und meldet sich nun dort.

Der Herr Inspektor sagt „Ist gut“

Und bittet ihn auf einen Platz;

Drückt gleich Schreiber ihm in die Hand:

Hier schreiben Sie Ihren Namen mal!

Johann konnte wohl mit Schafen umgehn,

darin war er wohl klug;

Vom Schreiben tat er nichts verstehn,

das war denn doch solche Sach`!

Er malte denn auch seinen Namen hin,

war alles krumm und schief;

Vergaß auch richtig noch ein „N“

Als er seinen Vornamen schrieb.

„Ich denke Ihr Name ist Johann?“

sagt der Inspektor bloß.

„Ach auf einen Buchstaben kommt`s nicht an.“

Antwortet unser Kandidat.

„Nun gut! Denn woll`n wir weitersehn.“

Und kriegt ein Buch nun her;

„Nun wollen wir`s mal mit lesen sehn,

Lesen Sie mir mal was vor.“

Nu füng to lesen an de Knecht,

Es ging langsam man und sacht`.

Er stamerte sich was zurecht,

Das der Inspektor lacht.

Er nimmt das Buch ihm weg darauf

Und sagt: „Nun, das ist gut!

Sie halten das Buch ja über Kopf

Sie sind mir ja ein Maat!“

Dann woll`n wir`s mal mit Rechnen sehn!

Was ist die Hälft`von fünf?“

Johann konnt` nicht das Einmaleins

Und dacht` nu halt dich steif!

Zweimal war`s gut,sonst geht es schief,

Denn sonst erwischt er Dich!

Zwei sind nicht genug,--sag lieber mehr;

„Herr Inspektor,“ sagt er „Drei!“

„Drei ist die Hälfte von fünf?—Ist schön!“

sagt der Inspektor nu.

„Na wir sind fertig! Sie können gehen!

Bescheid schicken wir Ihnen zu.“—

Johann der geht auch aus der Tür

Und wird nach Haus nun gehen

Im ganzen Dorf prahlt er herum:

Er kommt zur Eisenbahn

Die Prüfung hätte er abgelegt,

Da ist nichts mehr im Weg;

Angestellt wird er auf jeden Fall

Hätte der Inspektor gesagt

Der hat ihn viel geprüft dort auch,

Das Examen das war schwer!

Aber er war ihnen ja viel zu klug!

Wenn er auch nur ein Schäfer wär.

Zweimal hätte er mit „gut“ bestanden,

Einmal sogar mit „schön“!

Nun würde er bald mit blanken Knöpfen gehen!

So stand Johann und dröhnt.

 „Mensch!“ sagt einer von den Knechten zu ihm

„Bist Du erst da, Johann,

und wollen sie noch mehr solche Dummen haben,

Dann melde mich auch mit an!“

Johann der wartet und wartet und wartet,

Nu`schon ein Jahr,

Auf den Bescheid von der Eisenbahn

Bloß fanden sie ihn wohl nicht.

Bei seinen Schafen war er zugang`

So gut als wie bisher.

Sie nannten ihn überall auch gleich

Den „Eisenbahnschäfer“ Johann!

 

Nach-Johann de weer een Scheeperknech

 

Johann de weer een Scheeperknech - 1908

 Johann de weer een Scheeperknech,

  Wull ok nicks anners sien. 
Eers harr he`d mit de Göös versöch
Un dorop mit de Swien.
Noher weer bie de Schoop he gohn;
Harr sick bannig arrangseert!
He kreeg ok man`n lütten Lohn,
weer dumm un harr nicks lehrt.

Nu weer Johann to Stadt mol gohn
Un seet in`n Kroog un zech.
Dor heur he, dat bie de Isenbohn
Wörn` Weekensteller söch.
"Dor geihst Du henn," see he sick gliek
un deihst dor forts die melln.
Denn geihst du ümmer

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Friedrich Schnoor, Marlou Lessing, Julius Carsten Wriede; Übersetzer: Translation copyright © by Freddy Schnoor
Bildmaterialien: Cover Lauenburger Stadtansicht von vor 1940; Fleisch Bild: Kensise Anders
Cover: Freddy Schnoor
Lektorat: © by Freddy Schnoor
Übersetzung: Freddy Schnoor
Satz: Freddy Schnoor
Tag der Veröffentlichung: 14.02.2016
ISBN: 978-3-7396-3777-8

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen Plattdeutsch Freunden und solchen die es werden möchten und zum Andenken an meinen Vater, der am 14. Februar 2016; 137 ten Geburtstag gehabt hätte, aber der nie das Geld für eigene Bücher hatte und nur für "sein Plattdeutsch" gestrebt hat und trotz aller Widrigkeiten bis zu seinem Tod am 25. Juni 1966 (im Juni 2016 war sein 50ter Todestag) daran geglaubt hat das "seine" Sprache nie ausstirbt! Ganz besonderer Dank gebührt Frau Marlou (Martha-Luise) Lessing für ihre Mut-machenden Beiträge in: PlattPartu http://www.plattpartu.de/biller/start_link.gif ohne ihre Veröffentlichungen hätte ich nicht den Mut gehabt die vorliegenden E-Bücher zu veröffentlichen und auch http://www.bookrix.de gehört mein Dank für die Unterstützung

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