Wir alle wollen sie - lebendige und interessante Charaktere.
Genau damit beschäftigt sich die Gruppe "Fictional characters". Neben der Hilfestellung bei Problemen und vielen nützlichen Tipps zur Charaktererschaffung und -entwicklung möchte ich euch nun ein weiteres "Bonbon" der Gruppe präsentieren.
In regelmäßigen Abständen werden BX-Autoren uns rede und antwort stehen und an ihren Erfahrungen mit ihren Figuren teilhaben lassen.
Den Beginn macht Csarly, welche mit ihren interessanten und durchdachten Charakteren auf sich aufmerksam macht.
Csarly gib unseren Lesern doch eine kurze Beschreibung von dir, damit sie einen Überblick erhalten, mit wem sie es hier zu tun haben:
Meine Genre variieren sehr stark, aber ich bin sowohl in den Genren Urban-Fantasy, Drama und Liebe unterwegs. Meine Storylines sind meistens nicht der Mittelpunkt, sondern die emotionale und psychische Entwicklung meiner Charaktere, da ich ein "Gärtner" bin - also ich beginne einfach zu schreiben, ohne irgendetwas zu planen und irgendwann entsteht eine Geschichte.
Viele meiner Geschichten sind eher traurig (auch wenn ich gerade dabei bin, glückliche Happy-End-Geschichten zu schreiben) und ich wurde ein paar Mal schon als "grausam" bezeichnet, da ich dazu neige, meine Charaktere vor emotionale Abgründe zu stellen.
Zu meinen Geschichten zählen zum Beispiel eine Geschichte über ein mutistisches/stummes Mädchen, das in seiner Kindheit missbraucht wurde, ein Buch über eine wahnsinnige Hexe, die eine Stimme in ihrem Kopf hört und ein Buch über eine schmerzhaft schüchterne junge Frau, die versucht ihre Schüchternheit zu überwinden und sich dabei verliebt.
Mehr über Csarly und ihre Bücher findet ihr hier: http://www.bookrix.de/-csarly/
Schreibst du eigentlich auch über Männer als Hauptfiguren und wo liegen bei dir die Unterschiede beim Geschlecht?
Ja, ich habe schon Männer als Hauptfiguren, allerdings gestehe ich, dass ich häufiger aus der Sicht einer weiblichen Protagonistin schreibe. Nicht unbedingt, weil es mir leichter fällt, aus einer weiblichen Sicht zu schreiben, sondern schlicht und einfach, weil mir häufiger Frauen als Protagonistinnen einfallen. Allerdings liebe ich die paar männlichen Protagonisten, aus deren Sicht ich bis jetzt geschrieben habe, quasi abgöttisch.
Unterschiede beim Geschlecht - nun ja. Jeder Charakter hat seine Eigenschaften und manche davon werden nun mal vom Geschlecht (mit) bestimmt. Also es gibt natürlich Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Protagonisten.
Wie entwickelst du deine Figuren?
Meistens klopfen sie bei mir an und sagen „Hallo - erzähl meine Geschichte.“ Das beginnt dann meistens damit, dass ich meine Gedanken wandern lasse und dann plötzlich ein Standbild aus ihrer Geschichte bekomme.
Bei „Stummes Lied“ war das sehr extrem, da ich dort das Bild von einem Mädchen hatte, das auf einem Häuserdach sitzt, umgeben von einer sehr tristen und unheilvollen Stimmung. Das war auch der Anfang dieser Geschichte und von da an begann meine Protagonistin zu wachsen. Sobald ich an einem gewissen Punkt in der Geschichte ankomme - meistens nach der ersten Seite - merke ich, dass ich mehr brauche, als nur dieses Bild und ich beginne mir den Hintergrund meines Protas zu überlegen.
Einer meiner ersten Gedanken ist immer: Hat er eine Familie? Wenn ja, hat er Geschwister, Eltern, Onkel, Tanten? Wie ist sein Verhältnis zu ihnen? Wie ist ihr Verhältnis zu ihm?
Von dort aus oder vielmehr gleichzeitig bilden sich dann die Charaktereigenschaften meines Protagonisten heraus.
Inwiefern beschäftigst du dich mit dem Background von Nebenfiguren?
Wie gesagt: Die Familie ist einer der ersten Punkte, mit denen ich mich meistens beschäftige. Von dort aus entwickelt sich dann alles Weitere - das Alter, der Lebensstil, Freunde, Beruf, Hobbys. Ich bemühe mich darum, dass ich für jeden Charakter einen Steckbrief erstelle, in dem die wichtigsten Daten gesammelt sind, damit ich nichts durcheinanderbringe. Unter Daten verstehe ich hier Anzahl und Namen der Familienangehörigen plus Geburtsdatum (es ist immer blöd, wenn man den Geburtstag des Bruders vergisst, oder so etwas in der Art); das eigene Geburtsdatum, zweite Vornamen, … also wirklich nur harte Fakten.
Sobald das steht, beschäftige ich mich mit der Vergangenheit meines Protas. Gibt es prägende Ereignisse in seiner Vergangenheit? Wie haben sie ihn verändert? Wie haben sie die Leute um ihn herum verändert? Wie haben sie sein eigenes Bild von sich verändert und wie das der Leute um ihn herum?
Hat er Freunde, Geliebte, Feinde, die irgendwann verschwunden sind und die im Buch eine Rolle spielen könnten?
Was ist dir lieber? Mainstream-Figuren oder ausgefeiltere Figuren?
Zum Schreiben definitiv ausgefeiltere Figuren, obwohl es schwierig ist, nicht in den Mainstream abzugleiten. Ganz besonders, wenn man Liebesgeschichten schreibt - es ist dort schwierig nicht in Klischeerollen abzugleiten, sondern immer die Waage zu halten.
Wie weit würdest du gehen, um deine Hauptfiguren zu quälen?
Einsamer Wanderer erinnert sich noch sehr gut an unsere Gespräche zu Avith, wie mir scheint :D
Ja, es ist wahr - ich habe eine sadistische Ader und quäle meine Protagonisten gerne. Wie weit ich gehen würde, um sie zu quälen … ah, es ist schwer eine Grenze zu ziehen. Bis jetzt bin ich vor nichts zurückgeschreckt, was mir eingefallen ist und was im Lauf der Geschichte passend war.
Ich möchte zu meiner sadistischen Ader hinzufügen, dass ich meine Protagonisten zwar quäle und in emotionale Abgründe werfe, aber das auch einem gewissen Sinn unterliegt, denn bis jetzt ist (fast) jeder meiner Protagonisten stärker aus seiner Prüfung hervorgegangen als zuvor.
Wenn deine Lieblingsfigur im Begriff ist zu sterben, würdest du eingreifen?
Nein. Ich habe meine Lieblingsfiguren getötet und ich werde es wieder tun. Ganz zu schweigen davon - ich habe keine richtigen Lieblingsfiguren, da ich jede meiner Figuren irgendwie liebe. Selbst meinen leicht narzisstischen Stalker, der sich Überwachungsvideo von dem Objekt seiner Begierde ansieht.
Wie versetzt du dich in deine Figuren hinein?
Das Erste ist Musik. Ich kann ohne Musik nicht schreiben, denn ich benötige eine gewisse Stimmung für jede meiner Figuren und für jede meiner Handlungen. Ich habe für jeden Charakter mindestens ein Lied, das mich an ihn oder sie erinnert. Für Eva (Farbenpunkte) ist das zum Beispiel nur ein einziges Lied - I’m still here von The GooGoo Dolls - für Avith sind es knappe drei Lieder, Tendenz steigend, da sie sich immer noch weiterentwickelt.
Sobald ich die Musik habe, setzte ich mich an den Laptop und schreibe. Und dann fange ich irgendwann zum Heulen oder zum Lachen an und irgendwann habe ich vergessen, dass es mich gibt. Dann gibt es nur mehr meinen Protagonisten und seine Gefühle.
Achtest du auf bestimmte Details bei der Darstellung und Ausarbeitung deiner Figuren?
Welche Details genau? Es gibt manchmal körperliche Details, auf die ich ein besonderes Augenmerk lege (zum Beispiel Narben oder Augen) oder auch Ticks (ständiges Milchtrinken). Details sind das um und auf eines jeden Charakters – so wie jeder Mensch speziell ist, ist auch jeder Charakter speziell und eigen und das wird er nur durch bestimmte Details.
Was ist dein Lieblingstyp? Held, Anti-Held, Schurke, Anti-Schurke?
Der gequälte Held? Der von der Richtigkeit seines Handelns überzeugte Anti-Held? Der verzweifelte Schurke? Unter Anti-Schurke kann ich mir jetzt ehrlich gesagt wenig vorstellen.
Aber ich mag keinen bestimmten Typen mehr als einen anderen.
Sind deine Figuren eher dem Schema "Gut & Böse" unterworfen oder der „Graustufen"?
Graustufen. Zumindest bemühe ich mich immer darum, Graustufen aufzuzeigen und keine Schatz-Weiß-Schema zu erstellen. Es ist auch viel spannender und bietet viel mehr Platz für moralische und emotionale Konflikte, wenn es keine klare Abgrenzung zwischen gut und böse gibt.
Wie viel von dir steckt in deinen Figuren?
Unterschiedlich. Es gibt eine Protagonistin, die sehr viel von mir besitzt. Sie ist quasi „ich“ nur durch andere Einflüsse geprägt und deswegen schon wieder komplett anders. Aber ich vermute, dass ich so wie sie geworden wäre, wenn ich in ihrem Umfeld aufgewachsen wäre.
Allerdings war mir das nicht klar, als ich sie geschrieben habe und heute ist es mir fast unangenehm daran zu denken, dass sie mir so ähnlich geworden ist. Seitdem bemühe ich mich keine Protagonisten mehr zu erschaffen, die so große Ähnlichkeiten mit mir aufweisen - außerdem würde das nach einiger Zeit langweilig werden und ich hätte auch nicht das Gefühl, dass ich viel lernen würde, wenn ich nur über andere Versionen von mir schreiben würde.
Meine heutigen Figuren haben keine oder zumindest kaum Ähnlichkeiten mit mir, obwohl einige wenige Eigenschaften oder Ticks von ein paar übernommen wurden. Aviths Selbstgespräche zum Beispiel sind aus meinen und den Selbstgesprächen einer Freundin entstanden, aber sonst ist Avith sehr anders als ich.
Wie legst du die Schwächen fest? Folgst du da irgendeiner speziellen Regelung, dass diese Schwäche eine besondere Bewandtnis in der Vergangenheit der Figur hat bzw. im Verlauf der Story bekommt?
Bei ein paar bekommen ihre Schwächen eine besondere Wichtigkeit in der Geschichte oder sind sogar der Anstoß, der die Geschichte ins Rollen bringt. Bei Raffaela aus der Lauscherin z. B. ist ihre Schüchternheit ein Faktor, der in der Geschichte eine relativ große Rolle spielt und sehr großen Einfluss auf sie hat.
Einer speziellen Regelung folge ich nicht wirklich. Manchmal sehe ich die Schwächen meiner Protagonisten und stelle fest, dass diese Schwächen sie selbst stören, dann wird diese Schwäche eine größere Rolle spielen. Manchmal sehe ich auch ihre Schwächen und weiß, dass diese ihnen egal sind und somit sind sie mir zwar nicht egal, aber sie werden keine größere Rolle einnehmen. (Außer sie stören das Umfeld des Charakters – dann erhalten sie auch wieder eine gewisse Wichtigkeit.)
Wie schaffst du es in einer Liebesgeschichte, dass die Figuren nicht gleich zum Kitsch verkommen?
Ha! Keine Ahnung. Schaffe ich das?
Ich bemühe mich, aber ich denke, dass ein paar meiner Liebesgeschichten zumindest teilweise kitschig werden. Wenn ich feststelle, dass ich zu sehr in Kitsch abgleite, lasse ich die Geschichte ruhen und gehe dazu über mir zu überlegen, wie die beiden Protas in der „realen“ Welt miteinander agieren würden und dann löst sich der Kitsch meist ziemlich schnell in Luft auf.
Was denkst du ist das Wichtigste bei der Charakterentwicklung bzw. worauf legst du besonders Wert?
Schwächen. Charaktere benötigen Schwächen, sonst werden sie Mary Sues und Gary Stues und das will ich auf keinen Fall. Sie dürfen nicht perfekt sein, unter gar keinen Umständen.
Was ist zuerst da, die Geschichte oder der Charakter?
Ich habe Geschichten erfunden, weil ich den Charakter lieb hatte und ich habe Charaktere erfunden, weil ich die Geschichte mochte. Aber meistens sind die Geschichten, in denen die Charaktere zuerst da waren, besser als jene, bei denen ich Charaktere für Geschichten erfunden habe. Oder wenn sich Charakter und Geschichte gleichzeitig entwickeln. Meine Geschichten sind sehr charakterbezogen und weisen dafür keine großartige Storyline auf, deswegen ist es für mich immer besser, wenn ich zuerst den Charakter habe und dann erst die Geschichte.
Wie kommen sie zu dir bzw. woher holst du dir die Ideen dazu?
In letzter Zeit sehr häufig in klassischen Konzerten - Mozart, Chopin und Tschaikowski sind gerade meine großen Lehrmeister, die in meinem Kopf großartige Bilder von Protas entstehen lassen.
Welcher war bisher dein schwierigster Charakter und wieso (woran lag das)?
Allonia aus der Verräterin. Es liegt wohl daran, dass ich sie zwar gern habe, aber sie eine kaltherzige, bittere, religiöse Fanatikerin ist, die ständig ihre eigenen Regeln bricht und kein Interesse an dem Leben anderer Menschen hat.
Ganz zu schweigen davon, dass sie ein Charakter ist, der für eine Geschichte entstanden ist und nicht umgekehrt.
Hast du Vorbilder in Sachen Charaktere?
Mittlerweile, ja, ein bisschen. Ich bin ein Fan von Ellen O’Connel, einer Autorin, die hauptsächlich Liebesgeschichten im Wilden Westen schreibt (leider veröffentlicht sie nur auf Englisch). Ihre Charaktere sind lebendig, liebenswert und passen perfekt in die Geschichten, die sie schreibt. Aber ich bin mehr ihr Fan, als dass sie mein Vorbild ist.
Mehr habe ich Vorbilder in Sachen Geschichten schreiben und planen (gilt das jetzt als Schleichwerbung?^^) und dort vor allem Mewa. Geschichten zu planen ist für mich sehr schwierig, da meine Geschichten frisch fröhlich vor sich hin wachsen und keinem Plan folgen wollen.
Hast du literarische Lieblingsfiguren?
Ja, Kate Daniels von Ilona Andrews. Sie ist eine Badass-Kickass-Heldin, die ich nicht einmal im Traum zusammenbringen könnte. Zu viel Gewalt - und ich kann keine guten Kampfszenen schreiben.
Benutzt du einen Charakterbogen oder hältst du die Details anderweitig fest?
Wie gesagt - einen Steckbrief mit den wichtigsten Daten. Mehr nicht.
Kannst du dich noch an deinen ersten eigenen Charakter erinnern? Wie war er so? Würdest du ihn heute wieder so konzipieren?
Mhm, das ist schwierig, da ich sobald ich schreiben konnte, meine ersten Geschichten zu schreiben begann. Aber der erste Charakter, der dieser Bezeichnung würdig ist, ist einer von Dreien, da diese ziemlich zeitgleich entstanden sind. Zwei von ihnen waren Protas in einer Liebesgeschichte, die auch heute online ist, aber nur komplett neu geschrieben (Liebe des Meeres) und eine war eine Protagonistin in einer Geschichte, die ebenfalls online ist (Engämon aus Hexenschmerz).
Engämon ist unsauber und ich sollte sie in gewissen Teilen neu schreiben und überarbeiten. Aber grundsätzlich bin ich glücklich mit ihr. Elea und Jeremy aus Liebe des Meeres wurden komplett überarbeitet und poliert, bis auf ihr äußeres Erscheinungsbild. Das war bei ihnen auch dringend nötig, denn sie führten sich eher auf wie kleine Kinder als wie zwei halberwachsene Menschen. Ganz besonders Elea machte mich ein bisschen krank, als ich die alte Version der Geschichte gelesen habe - also nein, die beiden würde ich definitiv nicht mehr so konzipieren. Engämon schon bis zu einem gewissen Grad, aber sie benötigt auch Überarbeitung.
Was sind deiner Meinung nach die häufigsten Fehler bei der Charakterentwicklung?
Zumindest, die die ich selbst gemacht habe: man gibt zu viel von sich selbst in den Charakter. Das ist zwar einmal ganz in Ordnung, aber öfter sollte es nicht passieren. In meinem Fall glaube ich, dass es mir weitergeholfen hat, dass ich diesen Fehler gemacht habe, da diese Geschichte unglaublich leicht und schnell zu schreiben war und ich dadurch zum ersten Mal auch ein größeres Augenmerk auf die Charaktere rund um die Protagonistin legen konnte.
Ein weiterer Fehler ist, dass man dazu neigt, Charaktere fehlerfrei und fast perfekt zu machen. Das ist zwar ein Fehler, den ich nicht mache, aber manchmal habe ich das Gefühl, das ich dazu neige und ich muss mich immer heftig am Riemen reißen, um das nicht zu tun. Aber ich glaube, dass das etwas ist, das viele Autoren gerne machen.
Hast du für unsere Mitglieder nützliche Tipps zur Entwicklung oder Weiterentwicklung?
Schreiben, schreiben, schreiben - und sich ganz auf den Charakter einlassen. Nach einiger Zeit entwickeln sie ein Eigenleben und sie sagen dann, was ihnen passt und was nicht. Am besten funktioniert das bei mir, wenn ich spazieren gehen, sie in die Geschichte/ n die Ausgangssituation setze und ihnen einfach freien Lauf lasse.
Wie gestaltest du die Dialoge, damit die Figuren unterschiedlich klingen und welchen Stellenwert schreibst du den Gesprächen in deinen Texten zu?
Sehr Großen - erst durch Dialoge wird eine Geschichte lebendig und man lernt durch diese auch die Charaktere um etliches besser kennen. Es ist wichtig zu wissen, wie sie mit anderen interagieren; dadurch erkennt man auch viel von ihrer Einstellung sich selbst gegenüber.
Dass diese Dialoge auch unterschiedlich klingen, ist teilweise sehr schwierig zu bewerkstelligen, da einige meiner Charaktere Dialekt sprechen, aber das ist erstens anstrengend zum Schreiben und zweitens anstrengend zum Lesen. Aber die meisten Charaktere besitzen einige Eigenheiten in Gesprächen, die auch ohne Dialekt zu bewerkstelligen sind - zum Beispiel häufige Wort- oder Phrasenwiederholungen.
Gibt es etwas, dass du deine Figuren niemals tun lassen würdest?
Nein. Obwohl es Dinge gibt, die mir großes Unbehagen bereiten, wenn ich daran denke, diese zu schreiben.
Könntest du als deine Figuren eine Perspektive im Leben einnehmen, die dir selbst zuwider ist oder vor der du dich fürchtest?
Ja, klar. Es ist schwierig, aber ja.
Welche Figuren haben bei dir mehr Priorität und warum? Antagonist oder Protagonist?
Der Protagonist - zumindest, wenn ich nur aus seiner Sicht schreibe.
Interviewst du deine Figuren?
Ich habe es mal versucht, aber es funktioniert bei mir nicht so richtig gut. Deswegen nein, tue ich nicht.
Was für Geschichten stecken hinter der Entstehung deiner Figuren?
Es gibt keine, ehrlich gesagt. Zumindest keine, die ich jetzt erzählen könnte, da sich meine Figuren schlicht und einfach aus Alltagssituationen zusammensetzen, die keine besondere Bewandtnis haben.
Gibt es eine Gemeinsamkeit, die alle Figuren von dir gemein haben? Ähnlich wie bei Stephen King wo alle Protagonisten Schriftsteller sind oder dass sie alle gerne Milch trinken?
Nein, zumindest sind mir noch keine aufgefallen. Vielleicht habe sie aber welche, nur konnte ich bis jetzt keine finden.
Was sind deine Lieblingsfiguren (Film, Fernsehen, Bücher etc.) aus deiner Kindheit und inwiefern beeinflussen sie dich selbst?
Blitz (ich liebe Pferde), Knickerbocker-Bande (vor allem Poppy. Poppy ist cool), Astrid Lindgrens Bücher und von ihr eigentlich alle Charaktere. Und ganz besonders Anne aus „Alles Liebe, Deine Anne“. Sie hat mich vermutlich am meisten beeinflusst, da ihre Geschichte die Erste war, die ich über den zweiten Weltkrieg gelesen habe (es geht um eine deutsche Familie, die um 1938 herum nach Kanada auswandert, um Deutschland und Hitler zu entgehen). Ich fand Anne großartig und tue es heute noch. Sie ist schüchtern, in sich zurückgezogen und sie hat eine Sehbehinderung, die es ihr in Deutschland schwer machte, dem Unterricht zu folgen. Erst in Kanada fand man das heraus, weswegen es so spannend ist, zu sehen, wie Anne aufblüht, sobald sie merkt, dass sie nicht dumm ist, wie ihr alle immer gesagt haben.
Sind dir bestimmte Motive bei den Figuren wichtig, wie beispielsweise etwa Naturverbundenheit?
Sagen wir es so: ich mag es gerne, wenn meine Figuren Tiere und Natur mögen. Aber leider haben sie ihren eigenen Kopf und es wäre nicht richtig von mir, sie dazu zu zwingen, Natur und Tiere zu lieben.
Mit wie vielen Figuren arbeitest du in der Regel in einem Buch? Und was ist das Maximum bei dir?
Am allerliebsten habe ich eine überschaubare Anzahl von Charakteren. Ein Protagonist ist mir am Liebsten und dann noch zwischen 3 und 4 wichtigeren Nebencharakteren. Allerdings gibt es dann meist noch mehrere Charaktere, die aber nur kurze Auftritte bekommen.
Bevorzugst du im Allgemeinen ein negatives oder positives Ende für deine Figuren?
Ah … positiv. Allerdings kann meine Auffassung von positiv von der des Lesers differenzieren.
Wenn du mit den Arbeiten fertig bist, verabschiedest du dich von deinen Figuren um den Kopf freizubekommen oder kannst du dich unverzüglich von ihnen lösen?
Das Ende des Buches ist meistens meine Verabschiedung. Sobald ich bemerke, dass mein Protagonist fertig ist - oder zumindest, dass dieser Abschnitt seiner Geschichte abgeschlossen ist - verabschieden wir uns voneinander. Manchmal kommt er noch einmal vorbei und lässt eine Kurzgeschichte über sich schreiben oder Nebencharaktere informieren mich darüber, dass sie ebenfalls Anspruch auf eine eigene Geschichte haben.
Aber meistens kann ich mich gut von ihnen lösen.
Ich bedanke mich bei Csarly für dieses Interview und wünsche noch viele, sehr lebhafte Charktere :)
Weitere aufschlussreiche Interviews folgen. Und wer nun Interesse daran hat, einen Blick in die Gruppe hinter dem Interview zu werfen findet uns hier: http://www.bookrix.de/-fictional.characters/
Texte: fictional.characters & Csarly
Bildmaterialien: Askare
Tag der Veröffentlichung: 26.02.2015
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
All den Mitgliedern der Gruppe "Fictional characters" (http://www.bookrix.de/_group-de-fictional-characters/)