Elementarherz ist eine Welt, in der alles möglich ist und doch alles unmöglich scheint.
Eine Welt, in der die Elemente sowohl durcheinander als auch auseinandergeraten.
Eine Welt, in der Freunde zu Feinde werden und andersherum.
Eine Welt, in der das Leben keine Rolle spielt, solange der Tod dort regiert. Ja, es ist eine Welt voller Schicksale und Zufälle, doch auch in der Leid und Verderben inne wohnt.
Dieser Planet, auf dem es Wesen gibt, die es eigentlich nicht geben sollte, teilt sich in neun Gebiete, wobei sich diese durch einen Ort alle verbinden und genau dort befindet sich die Organisation, welche versucht, das Leiden zu verringern und ständig für die Menschen kämpfen und sterben.
Es ist der Stützpunkt dieser und auch der Mittelpunkt der Welt. Dieser kleine Fleck nennt sich Diamondshand.
Die Gebiete sind aufgeteilt in Pflanzen-, Gebirgs-, Wolken-, Lava-, Gewitter-, Wasser-, Eis-, Licht- und Finsternisland. Doch einmal im Monat geraten diese durcheinander und wüten über Elemtarheart.
In dieser Welt handelt jeder mit Kristallstücken, welcher Wert eintausend Mal höher ist, als der heutige Euro.
Also sieht das Verhältnis so aus, 1000 Euro sind gleich 1 Kristallstück.
Paine Madness
Langsam schritten wir durch den Wald, als wir einen Schrei hörten.
Sofort rannten wir zum Ort, von wo dieses Geräusch herkam.
Dort fanden wir ein verletztes Mädchen in meinem Alter.
Diese wurde von einem riesigen Leoparden angegriffen.
„Ich übernehme ihn und du kümmerst dich um das Mädchen.“, befohl mir mein Partner, weshalb ich nickte und sofort zu ihr lief.
Ich fühlte ihren Puls und versuchte sie wach zuhalten.
„Wie geht es dir?“
„I-ich-„
Doch zu mehr kam sie nicht mehr, denn dann wurde sie ohnmächtig.
Schnell begutachtete ich die Ernsthaftigkeit der Wunden und musste mit Entsetzen feststellen, dass ihr Leben am seidenen Faden hing.
Jeder Moment könnte ihr Herz aufhören zu schlagen und mit jeder Sekunde, die verstrich, würde sie nur noch mehr Blut verlieren.
Ja, mit jedem Augenblick könnte ihr Leben enden.
Zeit hatten wir kaum noch, weshalb ich zu Nason sah, der endlich zu uns trat.
„Wie schlimm ist es?“
Ich richtete mich auf und berichtete ihm die Sachlage, worauf wir entschieden, sie zu unserem Stützpunkt mitzunehmen.
Etwas besseres viel uns Beiden nicht ein, weshalb wir mit schnellen Schritten zurückliefen.
Wer wohl dieses Mädchen war?
Ich wusste es nicht, doch wollte ich nicht, dass sie ihr Leben lassen musste.
Nein, ich wollte sie retten.
Nur noch ein kleines Stück und dann waren wir da.
Ginerva Phönix
Als ich endlich wieder Leben in mir spürte, öffnete ich die Augen und blinzelte mehrmals, um mich an das wenige Licht zu gewöhnen.
Warum war es hier so dunkel?!
Ich war doch im Lavareich, oder?!
Irritiert blickte ich mich um und bemerkt, dass ich mich hier in einem fremden Zimmer befand.
Gerade als ich aufspringen wollte, wurde mir ungemein schwindelig und ich fiel wieder ins Bett.
Um mich herum wurde alles schwarz, doch ich war bei vollem Bewusstsein, nur dass mich die Schmerzen gänzlich einnahmen und ich mich nicht mehr bewegen oder denken konnte.
Ein paar Minuten lag ich wohl, mit geschlossenen Augen, da, als ich Schritte und Stimmen hörten.
Sie näherten sich und wurden somit immer lauter.
Mein Kopf dröhnte, weshalb ich innerlich schrie, doch ich versuchte mich standardmäßig dagegen zu wehren.
Es war die Natur des Menschen, dass sie sich automatisch gegen alles wehrten und so tat ich dies auch, doch brachte es mir nichts.
„Wie geht es ihr?“, fragte eine helle, weibliche Stimme besorgt.
„Sie ist überm Berg.“
Sofort hörte ich ein schrilles Quietschen und eine Art Gesang von der fremden Mädchenstimme.
Anscheinend standen sie vor der Tür und redeten über mich, doch wieso?
Was war geschehen?
Warum ging es mir so elend?
Wo war ich hier und wer war ich eigentlich?
Wieso konnte ich mich nur nicht mehr erinnern?!
Die Tür öffnete sich und aus einem Reflex öffnete ich die Augen und erkannte drei Personen.
Es handelte sich bei diesen um einen älteren Mann, ein junges Mädchen und einen jungen Mann.
Der Erste hatte graue, kurze Haare und dunkelbraune Augen, welche eine Spur von Misstrauen ausdrückten.
Seine ernste Miene drückte aus, dass er sowie unfeindselig und unfreundlich, mir gegenüber, gesinnt war.
Ob ich hier nicht willkommen war?
Er trug einen schwarzen Anzug und eine blaue Krawatte.
Wieso trug er so etwas?!
Gab es heute vielleicht einen speziellen Anlass für diesen Aufzug?
Trotzdem interessierte er mich nicht so, doch der junge Mann irgendwie schon.
Der Fremde hatte blondbraune kurze Haare, diese verdeckten etwas sein schwarzes Stirnband, was er trug.
Seine Augen waren blaugrau und erinnerten mich irgendwie an die eines Katers.
Doch glitzerten diese seltsam und sein breites Grinsen gefiel mir nicht wirklich.
Trotzdem sah er wirklich gut aus und leicht fühlte ich mich sogar zu ihm hingezogen, trotzdem wusste ich nicht genau, ob dieses Grinsen etwas zu bedeuten hatte.
Vielleicht freute er sich auch darauf, dass ich in irgendeiner Weise Ärger bekam?
Er trug schwarze Halbhandschuhe und ein schwarzes, lässiges Outfit, welches seine Schönheit noch mehr betonte.
Und dann glitten meine Augen über seine Muskeln und ich versuchte wirklich nicht zu sabbern, doch fiel es mir bei dem Anblick sehr schwer, denn durch sein enganliegendes Hemd bildete sich ein Sixpack ab und ließ das weibliche Geschlecht über ihn phantasieren!
Doch dann löste ich mich von ihm und musterte anschließend auch noch die Dritte, wessen mich besorgt anstarrte.
Zu ihr gehörte also diese kindliche, schrille Stimme, was?
Ich hätte sie mir anders vorgestellt, irgendwie jünger.
Dieses Mädchen zog mich in ihren Bann und machte mich vollkommen sprachlos.
Ihre schwarzen, schulterlangen Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden und faszinierten mich vom ersten Moment, denn sie erinnerten mich an Pech und gleichzeitig an die Hoffnungslosigkeit.
Dazu hatte sie auch noch silberne Augen, die einem das Gefühl von Hilflosigkeit präsentierten, doch dies war nicht das Einzige, was diese ausdrückten, denn es fühlte sich so an, als wenn ich meine düsterste Seite in diesem Moment in mir erkannte.
Sie erinnerte mich mit ihrer Gestalt an einen Nachtengel, dessen Schwingen sich anmutig im Düsteren ausbreiten und sie in die ewige Dunkelheit fliegen ließen.
So wunderbar geheimnisvoll und doch unheimlich war mir dieser Anblick, der sich vor meinem geistigen Auge erstreckte.
Ihr Lächeln war leicht und doch erkannte ich sofort die freche, kindliche Seite in ihr, die sie sichtlich und mühevoll unterdrückte.
Sie trug ein dunkelrotes Top und eine kurze hellblaue Jeanshose. Darauf hatte sie einfache Sandalen an und schien somit in ihrer Freizeit hier zu sein.
Ob wir uns kannten?
Ob sie deshalb hier war?
Ich kannte alle drei nicht und hoffte, dass ich nicht mein Gedächtnis verloren hatte und ich sie nachher doch kannte.
Und trotzdem spürte ich ein gewisses Band zwischen mir und diesem Mädchen.
Ja, irgendwie waren wir, auf einer spirituellen Art, miteinander verbunden.
„Wie geht es dir?“, fragte sie vorsichtig, als würde ich sogleich zerbrechen.
„Es geht so.“, antwortete ich mit einer krächzenden Stimme.
Anscheinend war mein Hals ausgetrocknet und deshalb fühlte ich mich auch so schwach.
Ohne ein Wort meinerseits übergab mir die Fremde ein Glas voller Wasser und lächelte mitfühlend.
Sofort trank ich einen Schluck von diesem und ich spürte, wie das kalte Wasser meine Lunge hinab floss.
Bevor ich mich noch bedankte, sprach sie weiter auf mich ein: „Du hast uns eben einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Wir dachten schon, dass dein letztes Stündchen geschlagen hat, doch zum Glück waren wir rechtzeitig wieder hier, um dich noch zu retten.“
Wegen diesen Worten überlegte ich und dachte sorgfältig nach, doch mir fiel es, sichtlich der Kopfschmerzen, schwer und somit erinnerte ich mich nichtig an die Geschehnisse.
Als hätte mich der junge Mann durchschaut, fragte er sogleich nach etwas, was mich schlucken ließ: „Weißt du noch, wie du heißt oder wer du bist? Kannst du dich an irgendetwas erinnern?“
Seufzend schüttelte ich den Kopf und fühlte mich irgendwie schuldig.
Es herrschte eine beunruhigende Stille, wobei die Drei mich nur nachdenklich anstarrten.
„Aber du kannst ja nicht namenlos herumlaufen, nicht?“
Die Schwarzhaarige überlegte laut, doch damit hatte sie recht.
Ich brauchte einen Namen, doch wie sollte ich heißen, wenn ich noch selbst nicht wusste, wie ich aussah oder wie ich heißen wollte?!
„Würdest du mir einen Namen geben?“, bat ich sie deshalb, weshalb sie mich überrascht musterte und jetzt über meine Namensgebung grübelte.
Paine Madness
Wie sollte ich sie nennen?
Ihre Haare waren taillenlang und glatt, doch das besondere war die Farbe dieses, denn es war in dem Farbton eines Phönix.
Währenddessen besaß sie goldene Augen, die noch mehr als ein Kristall glitzernden und Hoffnung ausstrahlten.
Es zeigte jedem seine schönste Seite und ich musste durch diese Ausstrahlung einfach grinsen.
Sie war so anders und das spürte ich genau, denn durch irgendeine Art und Weise gehörten wir zusammen.
Es war so wie Dunkelheit und Licht, ja, so könnte man unsere Verbindung bezeichnen.
In diesem Fall passte das Sprichwort, Gegensätze ziehen sich an, genau wie die Faust aufs Auge!
Sie trug lediglich ein kurzes dunkelblaues Kleid, das keinerlei Träger aufwies.
Es stand ihr sehr gut, auch wenn es nicht zu ihrem anmutigen und edlen Äußeren passte.
Ihre vorige Kleidung würde sich besser an ihrem Erscheinungsbild schmiegen, denn es handelte sich dabei um ein prunkvolles goldenes Kleid, welches dem einer Prinzessin glich.
Es war umgeben von Rüschchen und Kristallen, weshalb ich den Wert dieses wertvollen Stückes über eine Millionen Kristallstücken schätzte.
Durch ihre glitzernde, gebräunte Haut dachte ich, sie käme von einer anderen Welt und sie vermittelte so den Eindruck, als stünde ein Phöenix hier und zeigte sich von seiner prächtigsten Seite.
Sie schien unantastbar und so zerbrechlich, dass ich mich nicht traute, sie zu berühren und doch überlebte sie den Angriff des Raubtieres.
Ja, so unsterblich und wunderschön…
„Ginerva Phönix, wie wäre es? Gefällt er dir?“
Ein erleichtertes Lächeln spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder: „Sehr sogar.“
„Okay“, meinte jetzt auch Nason, der neben mir weiterhin grinste und ich wusste sofort, was er vorhatte, weshalb ich genervt die Augen verdrehte, „Dann ist es jetzt so abgemacht. Du heißt jetzt Ginerva Phönix!“
„Gut“, fand jetzt auch endlich mein Adoptivvater seine Stimme wieder, „Dann wirst du uns wohl für längere Zeit mit deiner Anwesendheit erfreuen, nicht? Willkommen in unserem bescheidenem Schloss und Hauptsitz der Regierung. Mein Sohn und meine Tochter werden dir hier alles zeigen und alles für dein Wohlbefinden tun und wenn nicht, werden sie die neue Bedeutung für Konsequenzen kennenlernen!“
War das eine Drohung?
Ich hob eine Augenbraue und sah meinen Partner fragend an, der mich jedoch nicht bemerkte und nur noch breiter grinste: „Klar werden wir das!“
Oh man, ich glaubte, dass ich mich verhört hatte, doch leider war dem nicht so.
Seine Augen zogen sie beinahe schon aus, weshalb ich sie jetzt schon bemitleidete.
Anscheinend war ihm die Bedeutung des Wortes ‚Wohlbefinden’ nicht bewusst, denn sonst wüsste er, dass er dies zu unterlassen hatte, denn sonst müsste ich die Strafarbeiten mit ihm teilen, denn ich hatte ihn ja schließlich nicht aufgehalten!
Immer dasselbe mit ihm!
„Dann ist ja gut.“
Mit diesen Worten ließ unser Boss uns allein.
Bevor Nason noch etwas mit ihr anstellen konnte, zog ich sie hoch und zerrte sie mit mir.
Alles war besser, als mit ihm in einem Zimmer zu sein.
Klar, wir waren die besten Freunde, ja, sogar so etwas wie Geschwister und deshalb erzählte er mir alle seine Bettgeschichten und wir unternahmen viel zusammen, doch wollte ich , aus irgendeinem Grund, nicht, dass er sie auch nur für seine Befriedigung benutzte.
Eigentlich hasste ich das weibliche Geschlecht, selbst wenn ich auch ein sechzehnjähriges Mädchen war, ich konnte meine Grundeinstellung nicht ändern und das tat ich bis heute nicht, doch sie und ich waren keine normalen Mädchen, das begriff ich ziemlich schnell.
Somit zeigte ich ihr alles und freundete mich langsam aber sicher mit ihr an.
Schnell wurde es abends und schon verabschiedeten wir uns von einander.
Rasch begab ich mich in mein Schlafgemach und ließ mich auf mein kuscheliges Bett fallen.
Dafür, dass mein Adoptivvater uns die Leviten las, fühlte ich mich richtig gut, dass ich ein Leben rettete und nicht mehr so alleine war.
Glücklich knipste ich das Licht aus und freute mich auf den morgigen Tag.
Ja, bestimmt würde es jetzt alles besser werden.
Zusammen würden wir bestimmt noch schneller die Welt in Ordnung bekommen und dann wäre unser Leben viel leichter, oder nicht?
Mit diesem Gedanken begab ich mich in die Welt der Träume.
Nason Tunnel
Die ganze Nacht lag ich wach da und dachte an sie.
Ja, sie war wirklich wundervoll.
Ginerva, so nannten wir sie jetzt, war die Frau meiner Träume, das wusste ich.
Sie war die Liebe meines Lebens.
Schon als ich sie dort liegen sah, wusste ich, dass es Schicksal war, ausgerechnet ein Mädchen im Wald der Bestien zu finden.
Aber warum verstand sich Paine so gut mir ihr?
Sie hasste doch ihr Geschlecht oder hatte ich da etwas verpasst?!
Es war klar, dass sie immer alles retten wollte, doch dass sie auch noch mit diesen Kreaturen sprach, welcher sie half, war eher selten.
Warum vertrug sie sich dann mit einem Mädchen ihrer Alterklasse?!
Da war doch etwas faul, nicht wahr?
Sie benahm sich äußerst merkwürdig und vor allem, als sie sah, dass ich großes Interesse an dieses fremde Mädchen zeigte.
Ob Paine eifersüchtig war?
Was dachte ich denn da?!
Sie würde niemals es zeigen, wenn sie sich von mir vernachlässigt fühlte.
Ich kannte sie schließlich ziemlich gut.
Wir wuchsen gemeinsam auf, obwohl wir nicht einmal blutverwandt waren, doch trotzdem wurde sie, für mich, wie eine kleine Schwester, die ich mir immer wünschte.
Mit ihr konnte ich immer jeden Mist bauen und wir waren unzertrennlich, bis ich alt genug war, um mich für das andere Geschlecht zu interessieren.
Und wenn ich nicht mit irgendeiner Frau war, dann war ich bei ihr und erzählte ihr alles oder wir trainierten zusammen.
Seit über zehn Jahren waren wir nun ein Herz und eine Seele und wir vertrauten uns alles an, doch in letzter Zeit benahm sie sich nichtsdestotrotz immer seltsamer.
Manchmal, wenn ich sie, so wie üblich neckte, rastete sie einfach aus, schwieg oder wirkte traurig.
In letzter Zeit zog sie sich immer mehr von mir zurück und immer wenn ich sie fragte, was sie hätte, dann sagte sie, dass nichts wäre, doch ich wusste, dass sie log.
Ob es daran lag, dass sie ungewöhnliche Kräfte besaß?
Mein Vater, Mark, wusste von diesen, noch bevor er sie aufnahm und er erzählte es mir, damit ich gut auf sie aufpasste.
Nur sie wusste nicht darüber bescheid und so sollte es auch bleiben, aber ob sie es herausfand, dass wir ihr dies verheimlichten?
Ich machte mir wirkliche Sorgen um sie, doch andererseits wollte ich auch ein wenig Zeit mit Ginerva verbringen, aber wenn Paine mich nur von ihr fernhalten wollte?
Was, wenn-
Ich spann mir vielleicht etwas zusammen!
Kopfschüttelnd öffnete ich die Tür und beschloss mich zu meiner besten Freundin zu begeben und sie kräftig auszuquetschen.
Schließlich kannte ich sie nicht so.
Ja, sie war eine fröhliche und optimistische Person, die einen unglaublichen Ehrgeiz, Mut und Kraft besaß.
Sie war energisch und nicht einmal ich konnte sie dazu verleiten, einmal still zu sitzen.
Aber deshalb verstanden wir uns so gut, denn sie gab mir die Energie, die ich benötigte, um durchzuhalten.
Ohne sie hätte ich schon oftmals aufgegeben, ja, so war ich nun einmal.
Ich gab viel zu schnell auf.
Doch dann hielt ich an und stand nun vor meiner Traumfrau, bei der ich kaum ein Wort heraus bekam: „Guten morgen.“
„Morgen.“; lächelte sie mich sanft an und schien genauso wenig zu wissen, was sie sagen sollte.
Ich war einfach nicht im Stande mit Frauen zu reden, da es hier so wenige davon gab und immer wenn ich einer begegnete, landete sie ohne große Worte in meinem Bett, ja, ich kannte von den Meisten nicht einmal die Namen!
Wir schwiegen uns eine Zeit lang an, bis mir einfiel, dass ich noch mit Paine reden wollte.
„Na dann“, meinte ich hilflos, „gehe ich mal…“
Sie nickte nur leicht, doch als ich versuchte an ihr vorbeizugehen, machte sie es mir schwer, da sie genau dann nach rechts und nach links wanderte, so wie ich, deshalb schüttelten wir Beide die Köpfe und liefen wieder zurück, dort wo wir herkommen, doch vor meinem Schlafgemach machte ich halt und überlegte, wie peinlich die Situation eben doch war.
Widerwillig spazierte ich den Gang entlang und marschierte geradewegs zum Frühstück, dort würde ich sie bestimmt treffen und danach würde ich sie zum Reden zwingen!
Paine Madness
Ich gähnte lauthals und streckte mich währenddessen, als mein Adoptivvater um die Ecke bog: „Da ist ja jemand noch müde.“
„Morgen“, meinte ich verschlafen und rieb mir mühevoll die Augen, als er eine Augenbraue streng nach oben zog.
„Sag mal“, fing Mark ernsthaft an, „hast du und dein Bruder wieder etwa die ganze Nacht herumgeblödelt oder warum seid ihr heute beide so müde?“
Schmollend verschränkte ich meine Arme vor der Brust: „Denkst du wirklich, dass wir Streiche spielen würden, wenn ein Gast hier im Hause unterwegs ist?“
Jetzt lachte er belustigt und grinste dann neugierig: „Du scheinst sie ja ziemlich zu mögen, was?“
Genervt verdrehte ich meine Augen, bevor ich mich zum Esssaal begab, wo sich nur die oberste Familie traf und dort gehörten auch die Ehrengäste und spezielle Personen dazu.
Dies bedeutete, dass auch Ginerva, David und Angelina dort Platz nahmen, denn David war der beste Mann im ganzen Quartier und Angelina war die Cousine von Nason, der mir deshalb leid tat, denn sie war die grausamste, oberflächlichste und eitelste Frau auf der Welt.
Dabei dachte ich sofort wieder, wieso ich hier war.
Als ich sechs Jahre alt wurde, starben meine Eltern wegen mir.
Ich konnte meine Kräfte nicht kontrollieren und brachte sie nichtwollend um.
Es tat mir weh, doch ich konnte nichts daran ändern.
Man hatte mir immer verheimlicht, dass ich nicht menschlich war, so auch hier, als mich Mark Tunnel aufnahm.
Doch in letzter Zeit konnte ich spüren, dass sich etwas in mir verändert hatte.
Ich konnte meine Energie und meine Gefühle nicht mehr bündeln und so besaß ich auch kein Stück Vernunft, um nützlich für unsere Aufgabe zu sein.
Vielleicht sollte ich damit aufhören und Ginerva meinen Platz überreichen?
Sie würde bestimmt besser die Missionen erfüllen und nicht einmal einen Fehler machen, im Gegensatz zu mir, die es kaum schaffte, überhaupt diese erfolgreich zu beenden.
Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass ich immer und immer wieder Schreie vernahm, sobald jemand starb.
Ich hörte, sobald ein Leben erlosch und deshalb hatte ich seit Wochen kein Auge zu bekommen und weinte um die Toten.
„Morgen, Süße.“, begrüßte mich David, so wie immer, doch anstatt irgendetwas zu antworten, setzte ich mich schweigend hin und aß meine Speise.
Irritiert starrte er mich an und schien sogar besorgt um mich zu sein.
„Was hast du?“
Kein Wort brachte ich heraus, sondern nur ein leiser Seufzer, der meine Schwerfälligkeit dieser Bürde preisgab.
Somit war er nicht der Einzige, der mich ansah, das spürte ich.
Nason beobachtete jeder meiner Bewegungen, doch wieso?
Ich wusste es nicht, doch ich glaubte, dass er mir irgendetwas zu sagen hatte, doch dies konnte bestimmt noch nach dem Essen warten.
Ginerva Phönix
Warum fiel mir das Reden eben so schwer?
Ich bekam kein Wort heraus.
Diese Situation war sowohl peinlich als auch demütigend gewesen.
Widerwillig setzte ich mich zwischen Paine und einer fremden Frau hin, die braune, schulterlange, gelockte Haare besaß und mich mit ihren himmelblauen Augen durchlöcherte.
Sie sah auf mich herab und schien ziemlich adelig zu sein, denn sie trug ein teures Kleid, welches wohl einer Adelsfamilie zugestand.
„Guten Morgen.“
Ein strahlendes Gesicht empfing mich, als ich zu meiner Rechten blickte: „Guten Morgen, Ginerva. Hast du gut geschlafen?“
Leicht nickte ich und lächelte sie dann sanft an.
„Sehr sogar. Danke, Paine.“
Alle Aufmerksamkeit schenkte man mir und ich fühlte mich sichtlich unwohl in diesem Raum.
Warum musste ich bloß so angestarrt werden?!
Unsicher kostete ich von meinem Teller und genoss diese Köstlichkeiten.
„Schmeckt es dir?“, wollte die Schwarzhaarige wissen, weshalb ich nickte.
„Vorzüglich.“
Ein amüsiertes Grinsen schlich sich auf dem Gesicht von dem anderen Fremden, der sich an diesem Tisch befand.
Dieser Mann hatte hellblonde kurze Haare, die ihm abstanden und seine Augen waren in einem meeresgrünen Farbton.
Diese glitzerten mich neugierig an und zogen mich beinahe schon aus, doch irgendetwas, in mir, sagte mir, dass man ihm nicht trauen konnte, weshalb auch immer.
Dann konnte ich nicht anders und sah zu Nason, wessen Namen ich von seiner Adoptivschwester wusste.
Dieser hing jedoch an Paines Gesicht.
Ob er sich um sie sorgte oder ihr irgendetwas beichten wollte?
Irgendwie spürte ich die Eifersucht in mir, doch schnell schüttelte ich sie von mir.
Was dachte ich da eigentlich?
Sie waren Adoptivgeschwister, mehr nicht!
Und ich konnte schließlich nicht einmal ein ordentliches Gespräch mit dem Mann führen, den ich ziemlich gern hatte.
Dass ich mich nicht einmal an meine Vergangenheit erinnern konnte, war ein weiteres Problem, was mich am Rand der Verzweiflung brachte.
Paine Madness
Wieso fühlte ich mich bloß in ihrer bloßen Gegenwart so glücklich?
Dabei war ich es nicht!
Etwas verband uns, doch was genau?
„Paine“, hörte ich die Stimme meines Vaters, welche mich von meinen quälenden Gedanken erlöste, „Ist dir gewiss, was morgen für ein Tag ist? Und weißt du auch, weshalb du morgen dort hingehen musst?“
Musste er mich an den Anstandsball erinnern?!
Einmal im Monat mussten wir auf so einen dämlichen Ball, nur damit wir uns dort blamierten und den Norm einhielten, den wir liefern mussten.
Jeden Monat wechselten sich Nason und ich mit dem Vortrag und der Anwesenheit ab und jetzt war ich wieder dran, doch dieses Mal sollte ich in Begleitung von David dort hingehen, damit er mich anbaggern konnte und mich auf meine Fehler hinweisen konnte!
Ich hasste es einfach…
Und erstrecht da es dieses Mal ein ‚Anstandsball’ sein würde, wo ich mich auch noch gänzlich blamieren müsste.
Ich sollte meine Manieren unter Beweis stellen und das nur, weil die Öffentlichkeit über mein Benehmen bescheid wusste.
Und? Sollten sie doch denken, ich wäre unerzogen!
Was sollte mich das kümmern?!
Außerdem hatte mein Adoptivbruder mindestens genauso viel schon angerichtet, aber nur ich sollte mich zum Deppen machen!
Das Leben war doch unfair…
Doch dann fiel mir dieses Schmunzeln von meinem Partner auf, weshalb ich ihn etwas anstachelte: „Muss das sein?! Ich meine, ich würde dieses Mal auch nicht wieder die Anwesenden zu einem riesigen Streit anfechten oder den Feueralarm auslösen! Aber tu mir das nicht an! Kein Kleid, kein Schmuck, kein Make-Up und vor allem keinen Anstandsball!“
„Du wirst dort hingehen!“
Ein weiteres Grummeln war die Folge seiner eindeutigen Antwort, weshalb ich wohl zu schwereren Geschützen greifen musste.
„Okay“, meinte ich jetzt, worauf, die anderen, Ginerva ausgeschlossen, mich überrascht und irritiert anstarrten, „Wenn du willst, dass sich die Veranstaltung in ein Desaster verwandelt, dann geh ich dorthin.“
Jetzt konnte der Blondbraunhaarige sein Lachen nicht mehr verkneifen und prustete lauthals los.
Ich begutachtete dies mit einem erhabenen Grinsen, denn ich wusste, was die Konsequenzen von seinem Anfall war und diese folgten sogleich: „Und du wirst deine Schwester begleiten, Nason. Du kannst dort schließlich noch eine Menge lernen.“
Sofort erntete ich tödliche Blicke seinerseits, doch trotzdem triumphierte ich.
Jetzt musste ich wenigstens nicht alleine mit dem Macho von Icicle gehen!
Wenn Mark mir noch sagen würde, dass David mit mir verlobt wäre, dann würde ich mich selbst nur zu gerne von einer Klippe stürzen!
„Was?!“
„Keine Widerrede!“, befahl der ältere Herr meinem besten Freund und Bruder, welcher darauf mürrisch seinen Teller weg schob und sich aus seinem Sitz erhob: „Aber nur wenn Ginerva auch mitkommt!“
Diese zuckte wahrlich zusammen und sie wusste herzlich nicht, was ihr geschah.
Die Arme, bemitleidete ich sie, doch andererseits freute ich mich, denn umso mehr mitkamen, umso mehr mussten mein Leid teilen!
„Okay.“
Und dies ohne das Einverständnis von der Rothaarigen, die neben mir ruhig weiteraß und es einfach über sich ergehen ließ.
Irgendwie bewunderte ich ihre Ausstrahlung und ihre Ruhe, die sie an den Tag legte.
Vielleicht war es jedoch nur ihr äußerliches Erscheinungsbild, was mich trog.
Ginerva Phönix
Schön, wenn man einfach über meinem Kopf hinweg entschied, doch ich wollte mich ihnen nicht widersetzen, schließlich stand ich in ihrer Schuld.
Ich hatte ihnen mein Leben zu verdanken und deshalb wollte ich keinen Rückzieher begehen oder sie verärgern.
Nach dem Essen stand ich auf und bedankte mich herzlich dafür, bevor ich mich in meinem Zimmer begab, doch kurz nachdem ich in diesem war, stand auch schon die Schwarzhaarige neben mir.
„Sag mal, ist dir das eigentlich egal, dass Nason dich mit hineinzog?“
Einen Moment zögerte ich, doch dann lächelte ich sie an: „Wieso denn? Ich freue mich, dass er mich daraufhin eingeladen hat. Ich liebe es zu tanzen.“
Das Entsetzen des Mädchens konnte ich einfach nicht übersehen, denn sie schien nicht der gleichen Meinung zu sein, so wie ich.
Wortlos schüttelte sie sich den Kopf und lehnte sich gegen die Wand an.
„Du weißt, dass man dort eine gewisse Etikette einhalten muss und sich keinen Fehler erlauben darf?“
„Es ist mir bewusst.“, strahlte ich sie weiterhin an, was sie einfach nicht verstand und deshalb verständnislos aus meinem Schlafgemach verschwand.
Okay, was hatte das jetzt zu bedeuten?!
Nason Tunnel
Wegen Paine musste ich jetzt auch noch auf diesen elenden Ball!
Wenigstens brauchten wir dann nicht wieder losziehen und gegen die Elemente kämpfen.
Andererseits würde ich sogar dies vorziehen, anstatt diese Blamage auszuhalten.
Dann fiel mir erst ein, dass ich Ginerva auch gezwungen hatte, dort hinzugehen.
Ob sie mich jetzt hasste?
Na, das hatte ich wohl super hinbekommen, was?!
Vielleicht würde sich dies jedoch wieder legen…
Und gerade als ich in den Spiegel sah, überlegte ich, ob Ginerva auf Männer im Jackett bevorzugte.
Sie hatte kein Aufstand gegen diese Einladung veranstaltet, also war sie nicht davon abgeneigt, nicht?
Dann grinste ich selbstsicher und sah in den Spiegel.
Vielleicht war doch noch nicht alles verloren.
„Nason“
Ich drehte mich um und erkannte eine schmunzelnde Schwarzhaarige vor mir.
„Na, Kleene?“, meinte ich etwas beleidigt, „Hast mich ziemlich gut mit in diesem absurden Ball mit eingeplant, was?“
„Immer doch!“, lachte sie mich aus, was mir sogar nicht gefiel, weshalb ich auf sie zu lief und sie aufs Bett warf.
Sie flehte um Gnade, doch sie würde nicht um eine Strafe drum herum kommen, niemals!
„Pech für dich!“
Mit diesen Worten kitzelte ich sie durch und sie bekam schon Tränen in den Augen vor Lachen, was mich umso mehr freute.
Nach einer Weile hörte ich auf und legte mich neben ihr in mein Bett.
Wir starrten Beide lediglich gegen die Decke und schwiegen.
„Morgen also.“, grummelte sie nach einer langen Stille.
„Ja.“
Gleichzeitig seufzten wir verzweifelt.
Wie konnte unser Vater uns nur so etwas antun?!
Ginerva Phönix
Ich sah mich in den Spiegel an und drehte mich einmal, um mich zu bewundern.
Das Kleid war ein Traum!
Es war rubinrot und besaß keinerlei Träger, doch saß alles dort, wo es hingehörte.
Bis zur Taille war es enganliegend und besaß viele silberne Verschnörkelungen, die jeweils rechts und links identisch aussahen.
In der Mitte war ein goldener Phönix abgebildet und es sah so aus, als wenn dieser gerade los fliegen wollte.
Eine Brosche war zwischen meinen Brüsten befestigt, damit der große Ausschnitt nicht so sehr auffiel.
Der Rock schlug ziemliche Falten und war geknittert, doch passte es wirklich gut ins Schema.
An manchen Stellen waren kleine Rubine befestigt und ließen das Kleid wirken, dass es glitzerte und nicht von dieser Welt stammte.
Ich musste diesen Aufzug Paine verdanken, denn diese hatte genaustes die Schneiderin über das Aussehen dieses Prachtwerkes informiert und so geschah es, dass es am Ende diesen Schnitt enthielt.
Dazu trug ich hohe Pumps und seltsamerweise hatte ich keinesfalls ein Problem in diesen zu laufen.
Ich ließ mein Haar hochstecken, damit es auch ordnungsgemäß aussah.
Trotzdem ließ ich den Schmuck weg, da ich es für unnötigen Protz empfand.
Meine Augen ließ ich mir dezent schwarz schminken und mein Mund nahm die Farbe meines Kleides an.
Weiteres gab es dort nicht zu sagen und mehr wollte ich auch nicht.
Es hätte sonst den Anblick des Kleides ruiniert.
Irgendwie war ich nervös und andererseits freute ich mich auf den Ball.
Es war seltsam, doch irgendwie schien es, dass ich dies schon des Öfteren durchlebt hatte.
Ein Klopfen durchdrang meine Ohren, weshalb ich für einen Moment einen Schock bekam.
War ich gerade so sehr in meinen Gedanken versunken gewesen, dass ich nichts um mich herum mitbekam?
„Bist du fertig?“
Es war die Stimme von Nason, welche mich erschüttern ließ.
Kurz atmete ich noch einmal tief durch, bevor ich die Tür öffnete und nickte: „Ja, das bin ich.“
Er sah in dem schwarzen Anzug wirklich toll aus, doch dies hätte ich ihm niemals gesagt.
„Wo ist Paine?“, fiel mir dann plötzlich auf und ich blickte um mich.
„Sie“, fing er grinsend an, „will nicht aus ihrem Zimmer herauskommen. Meine kleine Schwester hat gerade ihre kindliche Phase, so wie immer, wenn sie etwas nicht möchte.“
Somit schritten wir zu ihrem Zimmer, doch dies war abgeriegelt.
War das ihr ernst?!
„Paine!“
„Ich werde nicht herauskommen!“, schrie diese aufgebracht.
Anscheinend hasste sie es wirklich, doch ihr Verhalten war absurd und anmaßend.
Wenn ihr Vater sie so sehen würde, würde er es bestimmt nicht gut heißen…
„Ich rufe unseren Vater!“, drohte Nason ihr, doch sie ergab sich nicht.
Gerade als er loslaufen wollte, hielt ich ihn zurück: „Lass mich das mal machen.“
Somit regelte ich es auf meine Art und es schien zu funktionieren.
Ein Klopfen genügte und sie antwortete, dass sie nicht herauskäme.
Genau deshalb fragte ich, ob ich hinein durfte.
Der Mann neben mir sah sich dieses Szenario nur skeptisch an.
Zuerst dachte ich, dass sie nicht aufmachte, doch dann hörte ich, wie sie den Schlüssel im Schloss umdrehte.
Ein triumphierendes Lächeln huschte mir auf meine Lippen, als ich Nasons entgleistes Gesicht zu sehen bekam.
Seinen Unterkiefer schob er beleidigt vor und ich erkannte, dass ich seinen Stolz verletzt hatte.
Dabei wollte ich ihm doch nur helfen!
Genau deshalb drückte ich vorsichtig die Türklinke hinunter und öffnete sie einen Spalt, bevor ich hineinschlüpfte und hinter mir sie wieder schloss.
Als ich mich zu ihr umdrehte, war ich völlig sprachlos vor Überraschung und Fassungslosigkeit.
Texte: alle Rechte dieses Textes gehören mir
Bildmaterialien: alles von mir auf polyvore.com zusammenerstellt
Tag der Veröffentlichung: 22.09.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Es ist eine Geschichte zwischen Böse und Gut, zwischen Liebe und Hass, zwischen Tod und Leben, zwischen Freund und Feind und zwischen Verrat und Vernunft.
Die Monster und Gegenstände, die ich erfinde, werden entweder in der Handlung beschrieben oder auch in der Vorrede erwähnt, damit keine Fragen auftreten.