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Vorwort:

Nein, nein, nein! Ich konnte es nicht glauben, ich wollte es nicht. Die ganze Zeit lebte ich mit einer Lüge, mit einem Betrug und jetzt? Er stand vor mir und grinste mich überheblich an. Jetzt ging es ums nackte Überleben des Planeten. Nur ich konnte es schaffen!

Verarbeitung von Trauer - Vertrauen und Misstrauen



Ich machte einen Schritt nach dem anderen, bis ich vor Kaden stand. Heute war der Tag aller Tage. Ohne Worte hakte ich mich bei ihm unter und zusammen schritten wir zu der Masse an Personen, die nur für ihn gekommen waren.
Wir standen am Rand und lauschten die Worte von der blonden Frau, der ich noch nie wirklich traute. Ich misstraute ihr schon seit dem sie in mein Zimmer kam und mir mein Essen brachte und nun stand sie da und war die baldige Chefin der gesamten Organisation.
Allen, er war ein guter Mann… Ich musste meine Tränen unterdrücken und ballte meine Hände zu Fäusten, als sich eine Hand um meine schlang. Irritiert erkannte ich Kaden, der mich leicht und ziemlich leidend anlächelte.
Ja, wer fühlte sich bloß nicht so elend bei so einem Ereignis?!
Wir alle waren schwarz angezogen und gedachten an denjenigen, der die Welt zu einer besseren machen wollte.
Ich konnte kaum noch an mich halten, bis es endlich vorbei war und wir gehen konnten.
Nach der Beerdigung wurde Genevera Motasa offiziell zur Chefin ernannt und mich ließen sie frei. Somit hatte ich meine Freiheit wieder und lebte munter und glücklich dafür, um zu töten. Ja, ich wollte Rache. Das war mein einziges Ziel in diesem Augenblick.

Mitten in der Wüste lief ich ins Nirgendwo. Ich konnte noch immer nicht glauben, dass er jetzt nicht mehr unter uns weilte. Warum hatten sie ihn bloß umgebracht?
Es war ein Tag, den ich niemals vergessen werden würde, so wie er blutüberströmt auf dem Boden lag und sie vor ihm stand. Diese Frau, ich hatte ihr noch nie vertraut und jetzt nannte jeder sie Boss. Ja, sie war, statt Allen, die mir jetzt Befehle erteilte.
Monster liefen auf mich zu, weshalb ich mein Schwert zog. Durch meine unhaltbare Wut reichte ein Schlag aus, um diese zu besiegen. Seit seinem Tod lief alles aus den Fugen und Monster überfielen sogar die Städte! Es war ein grausames Ereignis, dem jedoch die Gründe fehlten.
Am Abend ging ich zum einzigen sicheren Ort, in dieser Gegend, der Höhle. Sie war ein Versteck der verstorbenen Cecellen. Diese merkwürdigen Wesen waren spezielle Geister, die aussahen wie Menschen, doch jeder Zeit ihre wahre Gestalt zeigen konnten. Doch sie hatten nur eine bestimmte Zeit, bis sie von dieser Welt gingen und diese Zeitspanne war ziemlich gering, weshalb ich hier sicher sein konnte, dass ich allein war.
Anscheinend hatten sie eine Art Zauber gegen alle Angreifer errichten lassen. Somit konnte ich in Ruhe essen und schlafen und das tat ich auch. Es dauerte nicht lange und schon schlief ich ein.
Alles war schwarz um mich herum und ich konnte mich nicht aus dieser Finsternis befreien.
„War es wirklich eine gute Idee, sie alleine loszuschicken?“
Diese Stimme, die ich urplötzlich vernahm, kam mir so vertraut vor und doch fehlte einen Hauch, um diese zu identifizieren. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass ich schon seit Tagen mit keinem ein Wort gesprochen hatte. Doch wer redete da und mit wem?
Vor mir erhellte sich die Sicht und ein Bild tat sich auf. Es wurde immer klarer, bis ich die Silhouetten zu Personen, die mir sehr vertraut waren, wurden.
Es handelte sich bei diesen um meine Chefin und Kaden, meinen Partner. Anscheinend sprachen sie gerade ausgiebig über mich. Zu gut, dass ich alles von deren Mörderpläne mithören durfte. Doch wie es sich herausstellte, war es alles andere als ‚verräterisch’.
Dabei war ich mir so sicher, dass mein eigener Partner einer meiner Feinde war oder spielte er nur dieses Spiel, um mich dies glauben zu lassen? Ich schüttelte schnell diesen Gedanken von mir und dachte daran, wie er sich in der letzten Zeit um mich gekümmert hatte, denn ich war nicht mehr dazu in der Stande gewesen, klar zu denken.
Egal, wenigstens konnte ich dieses Gespräch verfolgen und ich wusste sofort, dass der Braunhaarige mich schon wieder indirekt als schwach bezeichnet, doch dass ignorierte ich strikt. Na gut, ich versuchte es, aber es ging mir auf den Strich.
„Dass ich das gerade von dir höre. Du wolltest mir doch ihr Vertrauen eintrichtern, also warum sagst du mir so etwas dann?“
Ich konnte kaum glauben, was meine Ohren vernahm. Kaden, der mich doch so verachtete, vertraute mir und wollte, dass alle mir Glauben schenkten? Vielleicht sollte er sich einmal untersuchen lassen! Aber vielleicht brachte es ja nichts mehr bei ihm.
Dann hielt er kurz inne und schüttelte seinen Kopf: „Vertrauen beruht doch nicht auf den Tod und erstrecht nicht ihren!“
„Jeder muss seinen Preis für die Welt zahlen.“, begründete diese Verrückte ihre herzlose und gewagte Entscheidung.
Jetzt knurrte Kaden aufgebracht: „Ich kann das nicht zulassen! Ich werde mich zu ihr begeben und sie nicht ihrem Schicksal überlassen, so wie sie!“
Mit diesen Worten rannte er hinaus und ich sah nur noch wie sie ihren Kopf verzweifelt schüttelte.
„Als wenn das etwas bringen würde.“
Ohne über diese Worte grübeln zu können, erwachte ich unsanft aus meinem Schlaf.
Ich öffnete meine Lider rasch und sprang auf. Jemand hatte mich doch eben an den Schultern gepackt und geschüttelt, oder? Als ich um mich sah, erkannte ich sofort, dass ich nicht allein war. Jemand war hier, doch diese Person versteckte sich anscheinend zu gut, als dass ich diese sichten konnte.
Somit verhielt ich mich nicht weiterhin auffällig und stand auf. Ich musste meine Mission so schnell wie möglich beenden und dann war ich ein Stück weiter in meinem Racheplan.
Ohne etwas zu mir zu nehmen, brach ich auf und durchquerte die Wüste, die seltsamerweise ohne jegliches Lebewesen bestückt war. Sonst kam ich doch nicht von der Stelle, da die Monster hier herrschten. Hier war eindeutig etwas faul, dass wusste ich, doch das war es schon, nur dass ich im Dunkeln tappte.
Es dauerte eine Weile, bis ich eine Oase fand, wo ich eine kurze Pause einlegte. Dort trank ich von dem köstlichen Wasser, bevor ich meinen Weg fortsetzte. Es war mühselig zu gehen und das Atmen fiel mir schwer, doch nichtsdestotrotz lief ich hier durch den Sand und war kurz davor ein weiteres Ziel zu erreichen.
Sofort hielt ich an und staunte nicht schlecht, als ich den unterirdischen Eingang vor mir erkannte. Es war bereits Mittag, weshalb die Sonne im Zenit stand und die heilige Ruhestätte besser zum Leuchten brachte.
Die Treppe war von drei großen Felsen umlagert, die durch die Sonne silbern schienen, doch nicht nur das, durch die Sonnenstrahlen, die die Felsen reflektierten, waren diese drei großen Brocken mit einer goldenen Linie verbunden. Es sah magisch aus, so wunderschön. Als wenn diese den heiligen Ort vor Eindringlingen beschützten.
Die Treppe bestand aus einzelnen Steinen, die aneinander gereiht waren. Sie sah, trotz der einfachen Beschichtung, sehr stabil aus. Somit begab ich mich vor die Treppe und traute mich eine Stufe herunter und war sichtlich überrascht, denn sie hielt noch mehr aus, als ich glaubte.
Langsam drang ich in die Dunkelheit ein und überquerte die vielen unnötigen Meter, bis in die Höhle der Unsterblichen. Ich glaubte nicht, dass es ein Zufall war, diesen Eingang ausgerechnet heute zu finden, trotzdem wollte ich mir keine unnötigen Gedanken an Behauptungen verschwenden lassen. Nie wieder wollte ich das!
Unten angekommen, fand ich nichts außer einen schmalen, dunkle Gang, den ich ohne weiteres beschritt. Es dauerte eine Weile, bis ich vor einer breiten Stahltür stand. Kurz betrachtete ich die hohe Tür, die mindestens zwanzigmal so groß, wie ich, war. Vielleicht aber auch schon einundzwanzigmal?
Besonnen zog ich mein Schwert heraus und attackierte die Tür mit den stärksten Hieben, doch keinerlei schadete diesem. Anscheinend war alles robuster, als es aussah. Und was jetzt?
Somit versuchte ich sie mit einer Bombe zu sprengen, doch das half auch nichts.
Plötzlich explodierte etwas anderes, was jedoch nicht von mir kam. Sofort wich ich aus und sprang rückwärts, doch der Boden unter mir war glitschig, weshalb ich wegrutschte und mit dem Kopf auf den Steinboden aufprallte.
Durch diesen Schock biss ich mir auch noch versehentlich in die Zunge, weshalb diese jetzt auch noch blutete! Also hatte ich nicht nur eine Beule mehr sondern auch noch einen geringen Blutverlust erlitten!
Als ich mich wieder aufsetzen wollte, spürte ich etwas, was ich mit meinen Finger runterdrückte. Ob es sich dabei um einen geheimen Schalter handelte? Urplötzlich öffnete sich den Eingang, was mich ärgerte.
Hätte ich das nur vorher gewusst, dann hätte ich meine teuren Waffen nicht einfach in den Dreck gezogen! Bestimmt würde ich einen Vortrag von meiner Chefin bekommen, dass ich zu verschwenderisch mit meinen Materialen umging, doch das stimmte gar nicht! Das glaubte ich zumindest…
Grummelnd betrat ich den nächsten und letzten Raum, der mich herzlich empfing. Meine Augen weiteten sich, als ich mich umsah. Alles funkelte und glitzerte und das nur, da der ganze Raum mit Kristallen überfüllt war! Es war atemberaubend schön, doch dann schluckte ich heftig und klatschte mir mit der Stirn gegen die Stirn. Wie blöd konnte man nur sein!
Überall waren Diamanten und ich sollte das wahre Kristallstück aus dieser Masse heraussuchen? Wusste Genevera das etwa?! Wollte sie mich bloß loswerden oder mich zur Verzweiflung bringen? Wie sollte ich denn jetzt nur den wahren finden?!
Und da stand ich nun, am anderen Ende der Welt, nur für einen unerreichbaren Kristall, den ich wohl nicht finden sollte.
Seufzend schloss ich meine Augen und dachte an die Worte, die Allen mir sagte. Ich war ihr lebendes Vermächtnis. Ja, jetzt wusste ich, warum ausgerechnet ich hier war. Nur ich konnte ihn finden.
Eine magische Aura bewegte mich wie von selbst und ich fühlte eine Macht um mich herum, die viel stärker, als die sonstige war.
Erst als ich nach einer Zeit meine Augen öffnete, erkannte ich, dass ich genau vor dem Kristallstück stand. Vorsichtig nahm ich ihn aus der Kuhle, wo es vorher steckte.
Ja, von diesem kleinen Stück kam diese sonderbare und gewaltige Macht, die mich vollkommen einnahm. Kurz betrachtete ich es noch, bevor ich es einstecken wollte, doch ich wurde von einer Stimme daran gehindert.
Durch ein weißes Band, das sich stark um meine Hand wickelte, ließ ich es fallen. Meine Augen weiteten sich, doch zu meinem Glück geschah dem weißen Edelstein nichts, aber wurde von einem nur zu bekannten Gesicht aufgefangen.
Sofort ging ich in Kampfposition, als ich diese mumifizierte Gestalt sah. Seine Augen waren pechschwarz und eine seiner Armbandage benutzte dieser Idiot, um mein Handgelenk festzuhalten.
„Oh“, lachte er gefühllos, „Das war doch nicht nötig gewesen mir etwas zu schenken, aber wenn es so ist, nehme ich es gleich an. Es wäre schließlich unhöflich, es abzulehnen.“
Mein Körper verspannte sich sichtlich und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Sofort kamen mir die Erinnerungen vom letzten Zusammentreff wieder. Er hatte mich gedemütigt, indem er mich küsste! Das würde ich ihm niemals verzeihen!
Ein gehässiges und überlegendes Grinsen malte sich unter seinem Verband ab. Ausdruckslos stand ich ihm gegenüber und sammelte meine Kräfte.
Ich würde mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, um meine Ehre wiederherzustellen.
Somit steuerte ich direkt auf ihn zu, doch kurz bevor meine Faust ihn erfasste, verschwand er ins Nichts. Irritiert blickte ich um mich herum, doch dann spürte ich einen tiefen Schmerz in meinem Rücken, der sich durch meine Haut bohrte. Mühselig unterdrückte ich einen Schmerzenslaut, als sich die Klinge weiter durch mein Fleisch, bis zur anderen Seite, durchbohrte.
„Du hast keinerlei Chancen, Baby.“, spürte ich seinen Atem an meinem Ohr, was mich erschauderte, „Gib lieber auf oder ich muss dir leider deinen Lebenshauch auslöschen, was doch wirklich bedauerlich bei so einem feurigen Lady wäre, findest du nicht?“
Diese Worte… Unwillkürlich dachte ich dabei an meinem verstorbenen Geliebten, der mich auch immer so nannte… Nein, das war unmöglich! Er war tot! Niemals würde er wiederkommen! Wieso dachte ich bloß wieder daran?!
Kurz schwieg ich, doch dann erweckte ich aus meiner Trance und zog mein Schwert, was sich mit seinem kreuzte. Schnell zog er das andere aus mir heraus, bevor wir in einem unendlichen Kampf steckten. Trotzdem machte mir seine Wunde ziemlich zuschaffen, da ich auch noch viel Blut verlor.
Nach einer Weile kam ich endlich nahe dem Kristall und hätte ihn beinahe geschnappt, als mich mein Gegenüber durch den Verband, der sich noch immer um mein Handgelenk befand, zurückzog. Verdammt! Somit nahm ich mein Schwert und wollte es durchschneiden, doch ging es nicht, weshalb er tonlos lachte.
Es machte mich rasend, weshalb ich auf ihn zulief, doch nutzte er diese Gelegenheit, um mich gegen die spitzen Kristalle zu werfen. Sie bohrten sich durch mein Fleisch und ich fühlte mich wie aufgespießt, doch zum Glück fiel ich auf den Boden, wo ich jedoch nur noch mehr Blut verlor. Mein Rücken hatte doch schon genug Schmerzen und jetzt?!
Sofort stand er auch schon vor mir und beugte sich zu mir herunter. Wegen meinen verschleiertem Blick dachte ich für einen Moment, dass es sich um meinen verstorbenen Verlobten handelte, doch dem war nicht so. Er war noch immer derjenige, der mir überlegen war, ein Feind, mein Feind.
Gerade als ich aufstehen wollte, verdrehte er mir schon meinen Arm, indem er hinter mir trat. Doch jetzt war ich nur von einem Band, sondern gleich von mehreren umgeben. Ich hörte meine Gliedmaßen knacken und schrie widerwillig, als er es noch verstärkte und meinen Körper noch mehr reizte. Meine Arme und Beine waren verdreht und die Schmerzen nahmen immer mehr zu. Verdammt! Ich würde hier nicht wieder lebend rauskommen, das wusste ich.
Also schloss ich meine Augen und erhoffte, dass er mit seinem Spielchen bald fertig wurde.
Doch dann löste sich der Druck um mich herum. Irritiert öffnete ich die Augen, als ich in das Gesicht meines Partners sah. Kaden! Was machte er denn hier?! Woher wusste er, wo ich mich befand?!
Ohne ein Wort fiel ich auf die Knie. Meine Kräfte schwanden und meine Sicht verblasste. Alles wurde immer dunkler und ich schaffte es nicht mehr aufzustehen.
Kurz bevor ich mein Gleichgewicht verlor, half der Braunhaarige mir, bevor ich schon in seine Arme lag. Die Kristallhöhle schien bald ein Ende zu nehmen, da ich seltsame Geräusche vernahm.
Mit schnellen Schritten lief er wohl aus dieser, doch meine Augen schlossen sich und mit einem Lächeln auf den Lippen verlor ich mich in der Dunkelheit.

Eine kühle Hand legte sich auf meine Stirn, als ich diese Hitze in mir spürte. Schmetterlinge flogen in meinem Bauch und ich wusste sofort, dass es sich um Kadens Hand handelte.
Als ich meine Augen öffnete, sah ich direkt in Kadens, was mich innerlich glücklich machte.
„Ich hätte früher erscheinen sollen.“, machte er sich Vorwürfe.
Leicht schüttelte ich den Kopf und lächelte sanft, bevor ich meine Hand auf seine legte: „Du bist genau richtig gekommen. Danke, du hast mir mein Leben gerettet.“
Überrascht von meinen Worten starrte mich mein Partner lange an. Ja, so etwas sagte ich für gewöhnlich nicht, doch irgendwie konnte ich meine Gefühle nicht verstecken. Warum spürte ich so etwas überhaupt?!
Langsam setzte ich mich auf und bemerkte erst jetzt, dass ich mich wieder bewegen konnte. Müsste nicht alles gebrochen sein?! Mein Blick richtete sich auf und entging ihm nicht.
„Sag mir, was bist du.“, durchbohrten sich meine Blicke in seine Haut.
Jetzt stand er seufzend auf und ging auf und ab und erst jetzt bemerkte ich, dass wir uns in der Höhle der Cecellen befanden. Ob wir hier wirklich sicher waren?
Um den Vorgang zu beschleunigen, räusperte ich mich einmal, damit er mir wieder seine Aufmerksamkeit schenkte. Ich konnte seine stummen Blicke nicht einsortieren, doch erkannte ich sichtlich, dass er mit sich rang. Warum wollte er es mir nicht sagen?! Es konnte doch wirklich nicht so schlimm sein, oder? Schlimmer als mumifizierte Gestalten ging es mit Sicherheit nicht.
„Bitte“, flehte ich ihn an.
Dann setzte er sich endlich wieder hin und betrachtete mich mit ernstem Gesicht: „Danach willst du bestimmt nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.“
„Sag es.“, befahl ich ihm.
Widerwillig gab mir Kaden eine Antwort, die mich umhaute: „Ich bin eine Art Kampfmaschine, Tarja. Mein Erbauer war deine Mutter, Ziva nannte jeder sie. Ja, sie war berühmt dafür, dass sie solche Kampfmaschinen entwarf und auch zum Leben erweckte. Da sie X210 zu geschmacklos fand, gab sie mir diesen Namen. Ich war darauf programmiert, um zu töten und alles zu machen, was man mir beauftragte. Ich kann nicht sterben, nur reparieren. Dadurch, dass trotzdem noch Sterbliche unter den Kämpfern waren, hatte sie mir eine Extrafunktion eingebaut und mich so zu einem magischen Wesen gemacht. Ja, Tarja, ich besitze schwarze und weiße Magie. Ich war ihr erster funktionierender Roboter. Doch hatte ich immer schon ein paar Macken. Obwohl ich nichts fühlen sollte, tue ich es manchmal und seitdem ich dich kenne immer häufiger…“
Seine Offenheit verblüffte mich, doch seine letzten Worte brachten mich zum Lächeln, doch dann wurde ich wieder ernst und nickte nachdenklich. Meine Mutter also, hm? Er kannte sie… Ob er auch mich damals kannte? Das bezweifelte ich, denn als Baby wurde ich von einem alten Ehepaar aufgenommen, die jedoch schnell starben, worauf ich in einem Heim in Datshi unterkam. Dort traf ich auch auf meinem Geliebten…
„Und wieso sollte ich jetzt nichts mehr von dir wissen sollen?“, fragte ich jetzt neugierig.
Durch meine Frage war er erstmals sprachlos, weshalb ich schmunzeln musste.
„Weil, weil ich-„
„Weil du eine Kampfmaschine bist? Weil du kein Mensch, so wie ich, bist? Das soll ich dir übel nehmen?“
Bei diesen Fragen zog ich meine Augenbrauen skeptisch zusammen und grinste ihn belustigt an. Wie verrückt das doch alles klang!
„Wie war meine Mutter denn so?“, wollte ich jetzt wissen, „Kanntest du auch meinen Vater? Und warum haben sie mich abgegeben?“ Ich hatte sie schließlich niemals kennengelernt.
Endlich fand er seine Stimme wieder und schwelgte in Erinnerungen, als wäre er in sie verliebt: „Sie war anders als die anderen. Ja, sie behandelte ihre Erfindungen wie Babys und lachte viel. Ja, sie machte sich oft über meine Aussagen witzig und sie bemerkte nicht, dass es mich verletzte, aber war eine sehr fröhliche Person, die sich für die Gerechtigkeit einsetzte. Doch eines Tages hatte sie plötzlich keine Zeit mehr für uns und wollte uns allesamt verkaufen. Ich kannte den Grund und zwar ihren neuen Liebhaber. Es handelte sich dabei um einen reichen Mann, der sie mit in den Krieg nahm. Ja, sie kämpfte mit ihm zusammen und ich tat dies auch, doch ihr Zukünftiger starb in diesem. Sie war jedoch schwanger von ihm und trug es auch aus. Ja, dieses Kind warst du. Sie wurde von feindlichen Soldaten umgebracht und hat dich mir anvertraut, doch ich konnte mich nicht um dich kümmern, da ich meine eigenen Pläne verfolgen wollte und deshalb übergab ich dich meinen guten Freunden. Ich schloss mich sofort Allen an und so kam eins zum anderen.“
Jetzt verstand ich so einiges, weshalb ich nickte. Kurz schwiegen wir, bevor ich geschickt das Thema wechselte: „Er hat mir den Kristall gestohlen.“
Er räusperte sich und machte mich somit neugierig darauf, was er verbarg.
„Meinst du das hier?“
Mit diesen Worten holte er einen kleinen glitzernden Edelstein zum Vorschein. Ohne darüber nachzudenken umarmte ich ihn stürmisch. Nicht nur, dass er mir ständig das Leben rettete, nein, er rettete das Leben aller dadurch!
Ein leichtes Lächeln erschien auf seine Lippen, bis ich bemerkte, was ich gerade wirklich tat und deshalb diese Zuneigung zu ihm löste.
„Da lasse ich dich gerade einmal aus den Augen und schon sehe ich dich mit einem anderen Mann.“
Diese Stimme brachte mich zum Schlucken und zum Erstarren. Sofort sah ich zum Mumifizierten, der sich uns langsam näherte.
„Dachtet ihr wirklich, dass ich unter den Schutt der Höhle wirklich begraben sein würde?! Wart ihr wirklich so dumm zu glauben, dass man mich so leicht besiegen kann?“
Aus irgendeinem Grund verspürte ich Angst, als ich seinen vernichtenden Blick betrachtete. Da ich zu erstarrt war, um mich zu bewegen, stellte sich Kaden schützend vor mir, obwohl er etwas irritiert schien. Ob er dachte, dass ich unseren Feind kennen würde?! So etwas Törichtes!
Doch dann konnte ich wieder klar denken und seufzte gelangweilt. Er konnte nichts gegen uns ausrichten, außerdem wollte ich meinen Ruf nicht noch mehr beschmutzen. Ja, denn ich wusste, dass meine Ehre nur weiter leiden würde, wenn ich einfach auf ihn stürzte. Deshalb betrachtete ich unseren Feind als Luft und ging an ihm vorbei: „Kommst du, Kaden? Wir müssen gehen!“
Ohne zu zögern folgte er mir und seltsamerweise hielt der Fremde uns nicht an der Flucht auf. Warum nur?!
Je weiter wir von diesem Ort waren, desto mehr beunruhigte mich diese Stille. Er ließ uns einfach gehen, obwohl wir doch den Kristall hatten. Warum tat er dies nur? Was war sein Plan?!
Nach einer Weile blieb ich stehen und pflanzte mich auf den Boden. Irritiert sah mich der schweigende Mann an. Anscheinend verstand mein Partner nicht, warum ich mich so merkwürdig verhielt, doch irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung. Ob man ein Spiel mit uns spielte? Gehörte Kaden vielleicht sogar dazu?!
Mit diesem Gedanken musterte ich den Braunhaarigen, der die Stirn runzelte und meinen Namen sorgvoll aussprach. Ich wusste nicht, was ich von dem Szenario eben halten sollte. In letzter Zeit ging so einiges schief, aber mein Instinkt setzte auch noch aus, weshalb ich im Dunkeln tappte und nur noch auf mein Ende wartete.
„Tarja!“
Sein Gesicht war mir so nah, dass ich mühselig versuchte, nicht auf seine Lippen zu starren. Mein Herz flatterte wie wild, als er eine Hand auf meine Wange legte und mir tief in die Augen sah: „Kennst du unseren Angreifer?“
Seufzend schüttelte ich den Kopf und lächelte entschuldigend.
„Ich wünschte, dass ich es wüsste.“
Mit diesen Worten half mir Kaden wieder auf die Beine, bevor er mich einfach in seine Arme zog. Unwissend ließ ich es zu, bis ein helles Licht uns umhüllte. Es füllte sich an, als wenn sich mein Körper in tausend Stücke legte. Eine große Hitze machte sich in meinem Innern breit und ich musste mich zusammenreißen, um nicht sofort zu schreien, doch bevor es meine Schmerzgrenze noch überschnitt und ich meinen Verstand verlor, verschwand dieses Gefühl und auch das Licht, wobei ich erleichtert aufatmete.
Als ich mich umsah, fand ich mich auf dem Flugschiff wieder und Kaden stand neben mir, doch zu meinem Erschrecken war er nicht der Einzige hier. Die Blondhaarige stand aufgebracht vor uns und ich glaubte, dass meine Adern, bei ihrem Blick, gefroren.
„Ihr habt aber lange gebraucht.“, waren ihre einzigen Worte, bevor sie sich umdreht und uns bedeutete, ihr zu folgen. Widerwillig gaben wir unserem Schicksal ganz hin und liefen ihr nach. Im Konferenzzimmer angekommen, drehte sie sich wieder um und ignorierte mich voll und ganz.
„Hast du es?“, fragte die Chefin meinen Partner, der ihr den Edelstein überreichte.
„Gute Arbeit.“, meinte sie nur kühl, „Somit fehlt uns jetzt nur noch eins.“
Jetzt wendete sich Genevera mir zu: „Du wirst dich zum Eisberg im Norden des Landes aufmachen, verstanden?“
Ich beäugte sie ungläubig. Das konnte doch nicht wirklich ihr ernst sein! Durfte ich mich nicht einmal ausruhen und von der Hitze erholen?! Musste ich direkt von einem Extremen ins nächste reinrutschen?! Zuerst sollte ich die Hitze bekämpfen und jetzt die Kälte?! Eindeutig, sie wollte mich umbringen!
Trotzdem nickte ich schwach, da ich die Dringlichkeit dieser Mission wirklich erkannte. Es ging schließlich um das Leben aller, aber irgendetwas bereitete mir Kopfschmerzen, doch ich wusste nicht genau, was es genau war.
„Und dieses Mal hoffe ich für dich, dass du es auch ohne Hilfe schaffst. Enttäusche mich nicht.“
Als ich erneut nickte, ließ sie uns Beide allein im Zimmer stehen und ich konnte nicht anders und starrte einfach ins Leere.
Somit schwiegen wir minutenlang, doch dann rührte er sich endlich vom Fleck und wollte gerade gehen, als er jedoch noch einmal umkehrte und mir etwas in die Hand drückte: „Falls Komplikationen entstehen, nimm diesen Stein und rufe mich. Ich werde kommen und dir helfen.“
Mit diesen Worten ließ auch er mich stehen. War er etwa besorgt um mich? Schnell schüttelte ich meine Gedanken. Niemals würde er dies! Ich war für ihn nichts weiter als seine Partnerin! Ja, nichts Weiteres gab es zwischen uns…
Seufzend musterte ich diesen feuerroten Stein, der irgendwie magisch funkelte. Ob er auch funktionierte? Wenn Kaden es sagte, musste es einfach klappen.
Ich steckte es ein und zog mir rasch mehrere Kleidungsstücke übereinander, damit ich nachher nicht frieren würde.
Mit gemischten Gefühlen begab ich mich zum Außendeck, wo ich kurz noch einmal tief Luft holte, bevor ich herunter sprang. Ein Versagen wurde nicht geduldet, es würde die Welt zerstören. Ich musste es schaffen und das letzte Stück zum Puzzle zusammenfügen, dann würde alles wieder in Ordnung sein.
Es war eine lange Reise voller Hindernisse, doch ich konnte alle überwinden. Ob Monster mich angriffen, die Kälte mich einnahm oder eine Lawine über mich einstürzte, alles überlebte ich. Ja, ich schaffte es sogar bis auf die spitze zum Eisberg und erlangte auf diesen den glitzernden, letzten Stein, den ich brauchte, um dem Leiden des Planeten ein Ende zu nehmen.
Doch als ich es in die Hand nahm, spürte ich nicht diese Magie, die ich sonst immer spürte. Beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass es sich bei diesem Edelstein um eine Fälschung handelte. Verdammt! Jemand war mir zuvor gekommen und war jetzt im Besitz des Kristalls!
Seufzend wollte ich wieder runterschlendern und dort weiter nachdenken, doch jemand kam mir zuvor und stieß mich vom Berg, weshalb ich einen Schrei nicht unterdrücken konnte. Doch während des Falls fiel mir ein, was Kaden vorher zu mir gesagt hatte. Sofort nahm ich den Stein und sprach seinen Namen laut und deutlich aus, doch niemand erschien. Verdammt, ich hätte ihn vorher austesten sollen!
Sofort schloss ich meine Augen und bereitete mich auf die Schmerzen vor, doch nach geschlagenen fünf Minuten spürte ich noch immer nichts. Irritiert schlug ich meine Lider wieder auf und sah in das Gesicht von meinem Partner.
„Tut mir leid wegen der Verspätung.“
Ein Lächeln huschte unfreiwillig über meine Lippen. Anscheinend war ich ihm viel schuldig, so viele wie er mich bereits rettete.
„Schon okay.“, meinte ich sanft und erkannte mich dabei gar nicht mehr wieder. Was war bloß mit mir geschehen?! Ein knappes Jahr war es her, seitdem ich in der Geheimorganisation eingetreten war und jetzt benahm ich mich wie ein gefühlvoller Mensch und das machte mir wirklich zu schaffen! Ich war gefühllos, blutrünstig, kalt und rücksichtslos, außerdem wollte ich mich ständig umbringen lassen und doch kämpfte ich immer wieder, weshalb auch immer.
Als ich wieder auf den Füßen einen festen Halt hatte, sah ich mich um und erkannte, dass wir allein waren. Verdammt! Während ich den Berg herunterstürzte, floh unser Feind mit der Rettung der Welt! Das konnte ich nicht zulassen, doch was sollte ich jetzt tun?!
Doch dann landete ein kleines Stück des Kristalls vor meinen Füßen. Sollte dass ein schlechter Scherz sein? Irritiert hob ich das glitzernde Objekt auf und spürte die Magie in diesem. Damit würde ich sagen, Mission abgeschlossen! Ob unser Feind die Fälschung mitnahm?!
„Wir sollten jetzt Bericht erstatten.“
Ohne etwas darauf erwidern zu können, nahm er meine Hand in seine und ließ wieder dieses grausame Licht erscheinen, was mich innerlich zerriss und äußerlich verbrennen ließ, doch verschwand es vor meinem Zusammenbruch. Ich sah um mich und wartete, bis der letzte Schmerz verging.
Ich schielte zu meinem Partner, der unbeirrt gerade aus sah.
„Hast du keine angenehmere Art einen von einem Ort zum anderen zu bringen?! So behandelt man keine Lady! Du bist ja wirklich ein richtiger Gentleman!“, war ich eingeschnappt und patzig. Wie konnte er nur?!
„Erstens bist du keine Lady und zweitens dachte ich, dass du hart im nehmen bist?“, grinste er mich provozierend an.
Ein Knurren entfleuchte meiner Kehle, bevor ich meinen Mund öffnete, um etwas zu erwidern, doch wurde ich von einem Räuspern dabei unterbrochen.
Sofort fuhr ich um mich und erkannte meine Chefin vor uns, die mit einem skeptischen Blick dieses Gespräch mitverfolgt hatte. Verdammt, das würde bestimmt Konsequenzen mit sich bringen, nicht?!
„Den Kristall“, befahl sie indirekt, weshalb ich hervortrat und ihr diesen überreichte. Sofort gesellte ich mich wieder zu dem gemeinen Kaden, der jetzt wieder vollkommen seine kühle Miene aufsetzte.
Mit einem Mal standen auf einmal die Mumifizierten neben der Blonden, weshalb sich meine Augen weiteten und ich zu ihr laufen wollte, um sie zu retten, doch mein Partner zog mich zurück. Irgendetwas ging da nicht mit rechten Dingen zu, aber was?!
Ein spöttisches und hinterhältiges Grinsen machte sich ins Gesicht von Genevera breit. Nein, das konnte doch nicht wahr sein, oder?! Verdammt!
Völlig perplex stand ich vor ihnen und traute meinen Augen nicht. Sie war also die Spionin gewesen?! Hatte sie Allen etwa auf dem Gewissen?! Ich wusste, dass man ihr nicht trauen konnte. Ich wusste, dass sie uns verraten würde und doch krümmte ich keinen Finger, um dies aufzuhalten.
„Jetzt werden wir endlich diesen Planeten ein Ende nehmen.“
Gerade als ich mein Schwert zückte, flog es mir auch schon aus der Hand und die Blondine war, samt den Kristallen und den mumifizierten Personen, fort.
„Und was jetzt?“, fragte ich zähneknirschend.
Kaden seufzte verzweifelt und ging zur Tür: „Wir sollten es zuerst den anderen mitteilen, bevor wir einen Plan entwerfen.“ Ja, das war wohl die vernünftigste Entscheidung.
Somit versammelten wir uns alle im Hauptzimmer und gaben die neuesten Informationen bekannt. Danach versuchten wir zu überlegen, wie wir sie aufhalten konnten.
Kaden erklärte mir, dass er zuviel Magie und Kraft verbraucht hatte, weswegen er uns nicht an diesem Ort bringen konnte. Wir waren verloren!
„Sie werden zum Ort des Ursprungs aufgebrochen sein. Dort befindet sich der Tempel des Auferstehenden.“
„Das bedeutet also, dass sie den Kristall dort wieder einsetzen wollen, wo es sich vorher befunden hat?“, verstand ich den Sinn dieses Vorhabens nicht. Würde so nicht die Welt gerettet statt zerstört werden?
Mein Partner ging auf und ab und erklärte mir die Sachlage: „Du hast recht. Sobald es zusammengefügt ist, sind wir gerettet, doch wollen sie das gesamte Gebäude zerstören. Das bedeutet, dass sie den Kristall so umfunktionieren, dass er, sobald er an seinen Platz zurückgelegt wird, den Planten sprengt.“
Also könnten wir beim Versuch, es zu verhindern, ebenso unser Leben verlieren?! Was machte es, wenn wir so oder so sterben würden?!
Das klang doch toll! Vielleicht sollten wir ja eine Weltuntergangsparty einläuten? Wir würden schließlich niemals vor unseren Feinden ankommen, da der Braunhaarige zu schwach war, um uns dorthin zu bringen, eine normale Reise dauerte zu lange und eine weitere Möglichkeit existierte nicht. Wir waren so etwas von geliefert!
Doch dann spürte ich eine magische Aura um uns herum. Irritiert griff ich in die Jackentasche und staunte nicht schlecht, als ich dort ein Stück des Edelsteines fand. Es stimmte ja!
Dieses Stück trug ich schon die ganze Zeit mit mir herum, da es ein Geschenk von meinem verstorbenen Geliebten war. Wie konnte ich es bloß vergessen?
Grinsend präsentierte ich Kaden unsere letzte Hoffnung und sein Starren brachte mich zum Schmunzeln. Vielleicht brauchten wir ja doch keine Weltuntergangsparty organisieren. Der Aufwand wäre mir auch etwas zu viel, obwohl eine Party nicht schlecht wäre. Da könnte ich mich wenigstens betrinken!
„Wo hast du das denn her?“
„Von meiner Heimatstadt“, berichtete ich ihm heiter, „Ein Bekannter gab es mir vor seinem Tod.“ Noch nie war ich so glücklich darüber, dass er tot war! Es hörte sich jedoch ziemlich makaber an… Ach egal!
Plötzlich fing der Kristall zu leuchten an. Mein Partner näherte sich diesem kleinen Objekt und berührte es, genauso wie ich.
Die Macht des Edelsteines war so extrem, dass ich kaum noch atmen konnte. Um uns machte sich ein warmes Licht breit, das alles weiß scheinen ließ. Es fühlte sich unheimlich gut an. Die Kraft durchströmte meinen Körper und das Licht wärmte mich leicht.
Nach dem Bruchteil einer Sekunde verschwand es wieder und wir standen vor dem Altar, doch waren wir nicht allein.
Die Mumifizierten und Genevera sahen uns mit feindseligem Blick an.
„Gib uns den letzten Kristall!“, befahl mir meine ehemalige Chefin, doch ich nahm meine Waffe heraus und ging in Kampfposition.
„Niemals!“
Plötzlich hielt mich Kaden auf, indem er sich vor mir stellte: „Überlass sie mir. Kümmere du dich um die Kristalle.“
Mit diesen Worten stürzte er sich in den Kampf mit der Blonden. Sie besaß sie nicht, das wusste ich. Sie war nur eine Kampfmaschine, nichts weiteres. Ich spürte, dass der Mumifizierte diese besaß, weshalb ich ihn attackierte, doch dann lief ich weg und er folgte mir. Es war besser, wenn wir den Altar nicht zerstörten und bei meinem Glück geschah so etwas!
Wir standen uns gegenüber, als ich irgendwie ein seltsames Gefühl in der Magengegend verspürte. Ich kannte diesen Mann und um meinen Verdacht zu bewahrheiten, wollte ich wissen, wer sich hinter diesen Bandagen verborg.
„Wenn wir uns schon gegenseitig umbringen, möchte ich wenigstens wissen, wen ich vor mir zu stehen habe.“
Er zögerte für einen Moment, doch dann beseitigte er langsam und qualvoll die Verbände aus seinem Gesicht. Mein Herz zeriss immer mehr, als mir klar wurde, wem ich gegenüber stand.
„Raven“, flüsterte ich den Tränen sehr nahe. Wieso?! Wieso?!
„Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe, meine Geliebte.“, lächelte er mich leicht an, „Doch man ließ mir keine Wahl. Ich wurde dazu gezwungen und wiedererweckt, um meine Aufgabe zu erfüllen.“
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Das durfte einfach nicht wahr sein! ER war mein Feind…
Auf einmal hielt mir der Schwarzhaarige eine Hand hin: „Komm, schließ dich mir an. Wir Beide würden ein glückliches Leben auf einem anderen Planeten verbringen und endlich eine Familie gründen, so wie wir es immer vorhatten.“
Mit einem Mal fühlte ich mich anders. Ich wusste sofort, dass es sich falsch anfühlte. Für mich war er schon längst tot!
Ich ging in Kampfposition und richtete meine Konzentration auf die Edelsteine, die er überall versteckte.
„Es ist wegen diesem Kaden, nicht? Ich konnte ihn noch nie ausstehen.“, meinte der Schwarzäugige, bevor er sein Breitschwert schwang, „Dann hast du dein Todesurteil gefällt.“
Ja, das hatte ich wohl, doch es fiel mir wesentlich leichter, als Kaden und Allen zu verraten.
Doch dann erinnerte ich mich wieder an früher und Tränen flossen über mein Gesicht. Wie konnte er nur?! Damals liebte ich ihn doch so…
Nein, nein, nein! Ich konnte es nicht glauben, ich wollte es nicht. Die ganze Zeit lebte ich mit einer Lüge, mit einem Betrug und jetzt? Er stand vor mir und grinste mich überheblich an. Jetzt ging es ums nackte Überleben des Planeten. Nur ich konnte es schaffen!
Wir liefen aufeinander zu und ließen das Eisen klirren.
Raven war stark, schon damals konnte ich nicht mit ihm mithalten, doch heute wollte ich dies ändern. Ich musste es schaffen und ihn bezwingen, nur wie?
Als ich spürte, dass ich gleich fallen würde, sprang ich zurück und wartete auf seinen nächsten Angriff, doch dann weiteten sich meine Augen, als ich sein überlegenes Grinsen erkannte. Er verabreichte sich eine kleine schwarze Tablette und wartete ab.
Verwirrt und vorsichtig machte ich mich auf etwas bereit, doch dann schockierte mich das folgende Szenario, denn mein ehemaliger Geliebter wurde von der Finsternis umhüllt. Ich hörte seine animalischen Schreie, die durch Mark und Knochen ging.
Er wurde bleich und seine Augen wurden blutrot, was mich das Fürchten lernte. Seine Krallen wurden länger und er veränderte seine gesamte Gestalt. Sein Erscheinungsbild glich dem eines Monsters.
Sofort kam er auf mich zu gelaufen und ich wich seinem Faustschlag gerade so aus, als er dann jedoch Ranken auf mich hetzte. Immer wieder kam ich nur um Haaresbreite davon, doch das sollte sich mit der nächsten Attacke ändern, denn jetzt wurde ich von Feuer, was mir damals nützlich war, umzingelt und nirgendwo war mehr eine Spur von ihm. War er weg?! Hatte er mich einfach so stehen gelassen?!
Doch dieser Gedanke verfiel wieder, als er auf mich zusprang und mich mit einem Schlag, durch das Feuer, zu Boden warf. Dabei stieß ich mir schmerzhaft den Kopf gegen diesen an und ich spürte, wie sich eine Flüssigkeit in meinem Gesicht, genauso wie auf meinem Kopf, breit machte.
Schnell stand ich wieder auf, doch dann prahlte ich schon gegen die Wand und mein Gegenüber schnürte mir mit einer Hand die Luft ab, indem er seine Hand um meinen Hals legte und fest zudrückte. Ich zappelte, strampelte und wehrte mich mit allen Mitteln dagegen, doch langsam aber sicher wurde ich kraftlos und es würde nicht mehr lange dauern, um mein Leben zu beenden.
Aber ich wollte nicht sterben! Nicht jetzt, nicht hier, noch nicht! Erst wenn ich den Planeten gerettet hatte und Kaden endlich gestand, was ich für ihn fühlte. Ja, erst dann würde ich meine Ruhe finden. Aber solange würde ich es nicht zulassen, dass man mich umbrachte!
Weshalb auch immer, fand ich neue Kraft, um seine Hände von meinem Hals zu bekommen und ihn mit einem gekonnten Tritt auf den Boden zu befördern. Rasch richtete ich mich auf und nahm mein Schwert wieder in die Hand, bevor ich meine Augen grinsend schloss. Jetzt würde ich, nur für dieses eine Mal, meine Datshikampfkünste benutzen. Ja, ich würde die alte Sprache für einen Offensivkampf benutzen. Meine Defensive war mir im Augenblick völlig gleich.
„No rei magi tara!“
Mit diesen Worten beschwor ich eine riesige Wasserwelle hinauf, die über ihn hineinbrach. Während er beschäftigt war, band ich mir Kadens Stirnband um, welches ich von ihm, seit Allens Tod, tragen durfte, doch tat ich es noch nie und schleppte es unnütz immer nur mit mir herum, doch jetzt war es soweit. In diesem Moment konnte ich jede moralische Unterstützung gebrauchen, doch irgendwie fühlte ich, seit langer Zeit, dieses unwillkürliche Gefühl der Stärke wieder und freute mich ihn tot zu sehen.
Als ich sah, wie er unbeschadet vor mir stand, griff ich ihn erneut mit demselben Spruch an, doch dieses Mal wich Raven diese Welle mit doppelter Geschwindigkeit aus und kam direkt auf mich zu. Er war nicht zu unterschätzen, denn er lehrte mich damals das Kämpfen.
Kurz vor mir trafen Schwert und Schwert aufeinander und klirrten laut. Wir missten unsere Kräfte, doch es war klar, dass ich nichts gegen ihn ausrichten konnte, wenn ich nicht meinen Verstand benutzte, um ihn auszutricksen.
Somit schloss ich meine Augen und suchte nach einem Plan, als ich dann zurücksprang und meine Lider wieder abrupt öffnete. Ruhig und besonnen schritt ich auf ihn zu, doch dieses Mal nicht feindselig. Ich holte meinen Kristall zum Vorschein und hielt ihm diesen hin.
„Hier“, lächelte ich ihn freundlich an, „Du willst ihn? Dann bekommst du ihn.“
Gerade als der Schwarzhaarige zugreifen wollte, fing er zu leuchten an und griff ihn an. Das Licht umhüllte ihn und sog seine Lebenskraft bis zum letzten Funken heraus. Als das Licht verschwand, fiel er einfach so auf dem Boden.
Sofort kniete ich mich zu ihm und legte meine Hand auf seine Wange: „Es tut mir leid, Raven, doch du warst nicht mehr du selbst. Bitte verzeih mir, wenn du das kannst.“
Eine Träne verließ meinem Gesicht und landete auf dem Kristall, als ich zusah, wie er seine Augen für immer schloss. Sein Lebensgeist und seine Seele floss in die Welt mit über. Ich konnte meine Trauer nicht verbergen und doch war ich froh, dass es vorbei war.
Ein warmes Licht umhüllte mich und urplötzlich schwebte ich über den Boden und ehe ich es mich versah, steckte ich in eine Art Glaskugel, wo ich nicht wieder herauskam. Was sollte ich jetzt tun?! Was ging hier vor?
Ich klopfte mehrmals dagegen und versuchte alles, um daraus zukommen, doch es war vergeblich.
Bis ich auf den Platz, wo Kaden noch immer mit der Blondine kämpfte, ankam, flog ich in diesem Ding umher. Dort landete ich auf dem Ort, wo sich eigentlich der riesige Kristall befinden sollte.
„Tarja!“, rief mein Partner, als er mich bemerkte und war dabei so sehr abgelenkt, dass er Genervera keinerlei Beachtung schenkte, wessen eine Pistole auf ihn richtete und so schnell abdrückte, dass ich ihn nicht einmal warnen konnte. Ich schrie ängstlich auf, als er auf den Boden fiel und viel Blut verlor. Seine Atmung war schwer und er schien am Ende seiner Kräfte angelangt zu sein. Der Blick der Blondine war kühl, bevor sie ihre Waffe auspustete und wieder wegsteckte.
Auf einmal schwebten die Stücke des großen Edelsteines auf mich zu und fügten sich langsam an dieser Kugel zusammen, bis sie ganz war und ich nicht mehr nach draußen blicken konnte. Würde ich jetzt genauso wie die Frau enden, die zum Kristall wurde?!
Sicher war ich mir nicht, doch ich war hier gefangen in dem Edelstein, also eine Gefangene, nicht wahr? Wieso war ich nur immer gefangen?! Und wieso dachte ich nur in dieser unpässlichen Stunde daran?
Dann geschah etwas, womit ich gar nicht rechnete, denn eine Person erschien vor mir und lächelte mich an. Sie hatte wunderschöne polange, dunkelblaue Haare, die sie offen trug und wundervolle weißblau glitzernde Augen, die mich an die Kristallstücke erinnerten. Ihre Haut war elfenbeinfarben und glänzte, wie ein Kristall. Sie trug ein blaugrünes langes Gewand, das altertümlich aussah. Ihre Erscheinung erinnerte mich an eine unsterbliche Göttin und da wusste ich es, sie war eine meiner Vorfahren. Ja, sie war diejenige, die sich für den Planeten geopfert hatte.
„Tarja, du, mein lebendes Vermächtnis“, fing sie lächelnd an, „Du hast die Welt vor dem Untergang bewahrt und wirst es auch weiterhin. Das ist deine Aufgabe und du meisterst sie wirklich hervorragend. Ich danke dir, dass du diese Bürde mit dir herumträgst, doch nur du warst stark genug, um es zu schaffen. Gib acht auf dich und deine Mitmenschen. Ich werde jetzt deine Bürde vorübergehend übernehmen und für Frieden sorgen, damit du dich von deiner Reise ausruhen kannst.“
Mit diesen Worten verschwand sie und ehe ich es mich versah, stand ich schon vor meinem Geliebten, dessen Wunden verschwanden. Die Blondine war verschwunden, weshalb ich Kaden einfach um den Hals fiel, doch nach ein paar Sekunden räusperte ich mich und stumm gingen wir heraus, wo wir staunten. Die ganze Dunkelheit und das ganze Leid verschwanden mit einem Mal und das Licht regierte hier. Ja, jetzt würde alles besser werden.
Seine Hand legte er in meine und als ich zur Seite schielte, lächelte er mich glücklich an, weshalb ich dies auch tat.

Drei Jahre später

„Nein!“, seufzte ich verzweifelt und verlor schon bei nahe meine Geduld, bevor ich dem zwölfjährigen Mädchen zeigte, wie man das Schwert hielt. Ja, ich wurde eine Lehrerin für Kampfsport, während mein Mann gerade in einer Besprechung für eine neue Regierungsform war. Ja, er war ein hohes Tier in der Hauptstadt des Landes, wo wir uns niederließen.
Plötzlich sprang die Tür auf und Kaden stand grinsend vor mir: „Schatz, sie haben meinen Vorschlag angenommen!“
Überstürzt nahm er mich in den Armen und drehte mich kurz in der Luft, aber nur so kurz, da ihm einfiel, dass in meinem Bauch sein Kind anwuchs! Ich war im sechsten Monat, mit seinem Sohn, schwanger.
„Willst du dir für heute nicht freinehmen?“, bat er mich schmollend.
„Nein.“, blieb ich knallhart.
„Kaddy“, kam jetzt Jackson, der mich damals angriff, auf uns zu, „Lass sie doch, wenn sie doch will.“
Ich grinste überlegend und er seufzte genervt: „Und du sollst auch noch der Patenonkel von unserem Kind werden?! Dann habe ich ja zwei gegen einen!“
Jetzt lachten Jackson und ich gleichzeitig und nach einer kurzen Weile auch mein Mann, der mich kurz noch einmal küsste und dann sich in einer Ecke hinsetzte: „Dann warte ich halt auf dich.“
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, so süß war er.
Ja, das war mein Leben und ich war einmal im Leben glücklich und so sollte es auch bleiben.
Nichts konnte dieses Glück noch zerstören und wenn, dann würden wir gemeinsam dieses Hindernis bewältigen, das wusste ich jetzt!
Ich war nicht mehr allein und das würde ich auch niemals mehr sein.
ENDE


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Texte: Alle Rechte gehören mir
Tag der Veröffentlichung: 02.09.2012

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