Let's you down
Lautes Geschrei. Das Geräusch von Feuer und den Geruch von Blut nehme ich stark war. Alles liegt im Chaos. Eine Schlacht. Sie hat begonnen.
Ich öffne die Augen und bleibe einen Moment liegen. Aus dem Blickwinkel erkenne ich Feuer und Monster. Alle laufen panisch weg. Ich stehe auf und mache einen Schritt nach dem Anderen.
In wenigen Augenblicken bin ich von Monstern umzingelt. Der Countdown läuft. Wir oder sie… Wer wird nach dem Kampf als Sieger hervorgehen?
Ich warte ab und sehe aus dem Fenster, bevor ich mit einer Handbewegung ein paar Monster umbringe. Jemand beobachtet mich. Ich fühle es. Dann tauchen weiße Feder auf. Eine blaue Waffe zeigt sich zwischen ihnen, bevor auch aus diesem weiße Flügel herausragen und die Monster angreift. Sofort liegen alle leblos auf dem Boden.
Dann erkenne ich die Person. Es ist mein Feind. Wir sehen uns lange in die Augen. Wir greifen uns an. Unsere Klingen kreuzen sich. Eisen klirrt.
Wir springen zurück und greifen erneut an. Wieder klirrt das Eisen und wir sehen uns in die Augen. Sie springt zurück und ich warte auf dem nächsten Angriff.
Der Feind rennt auf mich zu und holt mit seiner Axt aus. Ihre Waffe ist also ein Verwandlungsstab… Interessant.
Ich weiche dieses Mal aus und stütze mich gegen das Gelände um sie anzugreifen. Doch sie wehrt ab und trifft mich im Bauch. Schwer atmend falle ich auf die Knie und sehe dabei in ihre Augen. Sie färben sich blutrot, so wie der Boden um mich herum.
Ich erinnere mich an damals. Unsere erste Begegnung. Die wunderschöne Frau lag verletzt am Boden. Damals kannte ich sie nicht. Sie war eine Fremde für mich.
Ich wusste nicht, wer sie war oder für welche Organisation sie arbeitete. Alles was ich wusste, war dass sie schwer verletzt war. Sie war in Lebensgefahr.
Die wunderschöne Frau hatte schon damals schwarze kurze Haare, die sie sich zu einem lockeren Zopf band. Dazu hatte sie leblose, schwarze und verletzte Augen.
Sie und der ganze Raum waren mit der Farbe des Blutes bedient und es roch unheimlich nach dieser roten Flüssigkeit. Überall und alles war einfach voller Blut.
Damals nahm ich sie einfach mit zu mir und versorgte sie bis zum Schluss, obwohl ich herausfand, wer sie war. Eine Auftragskillerin, eine Feindin. Nur ein Ziel: Sie bekämpfen. Nur kein Erbarmen… Gefühle bedeuten Schwäche. Feinde können Schwäche ausnutzen. Das bedeutet mein Untergang.
Ich bin wieder im Jetzt und Hier und lasse Vergangenheit, Vergangenheit bleiben. Ich kann sowieso nichts mehr daran ändern. Sie ist meine Feindin. Entweder sie oder ich.
Jetzt stehen wir uns im Kampf gegenüber. Ich wische mir das Blut an meiner Lippe weg und greife sie an, doch sie springt zurück und macht dabei einen Rückwärtssalto. Sollte mich das in irgendeiner Art beeindrucken?
Sie verwandelt ihre Axt in zwei Schwerter und geht wieder in die Offensive. Ich wehre die Schwerter mit meinem großen Samuraischwert ab, bevor ich sie meterweit weg schleudere.
Doch blitzschnell ist sie wieder vor mir sichtbar. Sie attackiert mich mit einer starken Erdattacke, doch ich wehre ihn mit einem Windhauch, das von meinem großen Schwert ausgeht, ab.
Sofort springt sie wie eine Raubkatze mit ihren ausgefahrenen Krallen auf mich zu. Gerade so halte ich mein Schwert eisern gegen ihre Krallen und ein unerträgliches schrilles Geräusch entsteht. Am Liebsten hätte ich meine Ohren zu gehalten.
Ich werde immer weiter zurückgedrängt, bevor ich auf ihre Axt springe und durch diesem über sie hinweg fliege.
Mit meinen Füßen komme ich auf und drehe mich nicht um, als sie auf mich zuläuft und mich mit ihrer Giftfaust erschlagen will.
Bevor sie meinen Kopf berührt, drehe ich mich mit dem Körper leicht in ihre Richtung und ergreife ihr Handgelenk. Dieses umschließe ich fest, bevor ich sie über die Brücke werfe.
Der Feind fällt meterweit weg und nähert sich dem Meer. Sie verliert immer mehr an Höhe.
Ich sehe in ihren Augen und erkenne einen Hauch von Trauer, Enttäuschung und Angst. Plötzlich tauchen wieder Bilder vor meinem geistlichen Auge auf. Die Vergangenheit…
Wie wir uns angefreundet, wie ich sie zum ersten Mal in einem Kleid sehe, wie wir uns unsere Liebe eingestehen und wie wir uns küssen.
Die Vergangenheit… Sie lässt mich Gefühle haben und schwach werden.
Sie fliegt weiter und steht kurz davor ins Wasser zu fallen. Ihre Augen färben sich regenbogenfarben, was mich daraus schließen lässt, dass auch sie an die Vergangenheit denkt.
Über ihrem Gesicht läuft eine Träne, die sich in der Luft verirrt. Sie ist blutrot gefärbt.
Meine Augen weiten sich. Soll das alles hier und jetzt enden? Die ganzen Erinnerungen, die ganzen Meinungsverschiedenheiten und die ganzen glücklichen Momente. Sollen wir das alles vergessen? Können wir das wirklich?
Wir sind Feinde. Mit ganz unterschiedlichen Zielen und unterschiedlichem Schicksal.
Und dann im nächsten Moment verschwinden meine Zweifel und ich bin mir ganz sicher, als sie sich abfängt und auf dem Wasser steht. Kleine Kreise entstehen auf dem Wasser.
Wir sehen uns erneut an. Jegliche Emotionen sind in mir wie weggeblasen. Sie sind wieder blutrot und werden nach innen immer dunkler. Hass und Wut spiegeln sich in ihren Augen wieder.
Der Kampf geht weiter.
Sie greift mich an und wieder klirrt das Eisen. Ich pariere und schlage ihr die Waffe aus der Hand.
Ohne zu zögern nehme ich mein Schwert fest in die Hand, bevor ich ihr dieses ins Herz ramme. Ihre Pupillen weiten sich und ihre Augen werden leblos.
Ihr Körper wird reglos und Blut tropft langsam auf dem Boden. Alles färbt sich rot und ich vernehme den starken metallischen Geruch von Blut.
Langsam ziehe ich mein blutverschmiertes Schwert aus ihrem leblosen Körper. Sie fällt auf dem rot verfärbten Boden und bewegt sich nicht mehr. Somit stecke ich meine Waffe wieder in die Scheide und drehe mich um. Es tut mir leid, Jun…
Plötzlich ertönt ein Schuss und ich drehe mich blitzschnell um. Dort steht meine Geliebte, die eigentlich hätte tot sein müssen, und hält eine Waffe auf mich gerichtet.
Die Kugel fliegt auf mich zu. Zu spät zum Ausweichen. Die Kugel durchbohrt meinen Körper dringt bis zum Innersten vor. Durch diesen Schmerz verliere ich mein Gleichgewicht.
Mein Kopf prahlt gegen den Tisch und somit falle ich auf den kalten und harten Boden. Schwer atmend liege ich nun da und ich spüre nur diese Schmerzen, als ich zu ihr heraufschaue. Ihr Gesicht ist entschlossen; ihre Augen ausdruckslos und die Pistole weggesteckt.
Sie weiß, sie hat gewonnen.
Sie sieht auf mich herab: „Du solltest keine Frau unterschätzen.“
Ihre Stimme ist hart und doch genieße ich sie. Ich lasse es zu, dass sie mich so ansieht, denn es ist okay so. Für mich ist es nicht schlimm, denn ich kenne sie genau.
Gefühle zeigen Schwäche. Genau deshalb ist es okay, dass sie den Kampf für sich entscheidet. Alles ist gut, solange sie diejenige ist, die es vollzieht.
Das Blut ist überall und die Schmerzen scheinen überhand zu nehmen. So wird es also zu Ende gehen… Mein Körper stellt sich schon auf das Ende ein.
Ich grinse leicht und behalte meinen Stolz dabei: „Das hatte ich schon immer und das weißt du auch, Jun. Oder soll ich lieber sagen PX15?“
Die wunderschöne kalte Frau zeigt keinerlei Reaktionen, bevor sie auch ihr Verwandlungsstab wegsteckt. Was soll das werden?
„Bring es zu Ende.“
Es ist eher eine Bitte, als ein Befehl.
Doch sie dreht sich bloß um: „Ich bin dir noch etwas schuldig. Diesen Kampf habe ich gewonnen, aber das ist erst der Anfang. Wir werden uns wiedersehen und dann werden wir unseren Kampf weiterführen.“
Somit lässt sie mich einfach alleine. Eine weiße Feder bleibt neben mir auf dem Boden liegen.
Meine Sicht schwindet und langsam aber sicher verliere ich mein Bewusstsein.
Dann höre ich etwas in meinem Kopf hallen und das Einzige, was ich noch erblicke, ist ihr Gesicht, bevor ich in die tiefe Dunkelheit abtauche.
Tag der Veröffentlichung: 24.06.2012
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