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1. Gerade angekommen und schon jetzt weiß ich, dass es die Hölle wird

Ich verdrehe die Augen. Langsam nervt es doch wirklich. Muss Dylon wirklich so übertreiben?! Ja, es ist sein 20. Geburtstag, aber trotzdem! Immer muss er mir Streiche spielen und lebt nur noch vom Zaubern… Ja, ich habe wirklich kein Problem damit, dass ich die Einzige in der Familie bin, die nicht zaubern kann, aber muss er damit so angeben?! Freudig pfeift mein Bruder durch die Gegend, während er ganz unschuldig meine Hand nimmt und den auf dem Bodenliegenden einfach ignoriert. Ich finde es ja süß, wenn er so besorgt um mich ist, aber muss er ihn gleich verprügeln? Er ist wirklich ein Vollidiot und ja, ich hasste ihn, weil er mir bloß an die Wäsche will, aber so etwas… Mein Bruder hat doch wirklich gezaubert und dass, obwohl er das gar nicht darf! Zum Glück wird dieser bewusstlose Idiot davon nichts mitbekommen… Trotzdem! Er hat mich nur wieder gefragt, ob ich mit ihm ausgehen will. Na ja… Es hat Dylon anscheinend sehr viel Spaß gemacht, also was soll’s?
„Jetzt fühle ich mich umso glücklicher.“, meint er nur und legt einen Arm um mich. Schon wieder muss ich meine Augen rollen.
„Nicht, dass du wieder eine Strafe von Dumbledore einkassierst.“ Langsam nervt es nämlich, wenn er immer auftaucht… Und ich bin eine der wenigen, die von der magischen Welt weiß und ein kompliziertes Leben führt…
Der Größere grinst mich frech an und kneift mich spaßeshalber in die Wange: „Ach, stell dich nicht so an, Süße.“ Jetzt zwinkert er mir zu und grinst umso breiter. „Das ist doch schließlich mein Geburtstag! Also sei keine Spaßbremse, klar? Schließlich geschieht es nicht oft eine glatte Zahl alt zu werden. Und außerdem wird er mir schon nichts an meinem Geburtstag verbieten oder vorhalten. Mach dir also keine Sorgen, klar?“
Verächtlich schnaufe ich und schüttle meinen Kopf. Immer diese Ausreden… Manchmal fühle ich mich eher so wie die Ältere von uns Beiden…
„Gehen wir noch was Essen?“
Er ist so verfressen… Dabei hat er vor zehn Minuten noch ein Eis gegessen und jetzt will er wieder etwas? Aber was bleibt mir anderes übrig, als mitzumarschieren, hm? Schließlich haben unsere Eltern keine Zeit und seine Freunde haben schon gestern einen mit ihm drauf gemacht. Eigentlich wollte Dylon ja heute mit seiner Freundin weg, doch sie haben sich wegen irgendetwas gestritten oder so… Ich habe wirklich keine Ahnung, auf jeden Fall meinten meine Eltern heute Morgen so, dass ich ihn aufheitern soll und so muss ich ihn jetzt ertragen…
Als wir gerade an eine Bar vorbeigehen, bleibt er stehen und ich ahne nichts Gutes. Wenn er sich betrinkt, ist er noch schlimmer als im nüchternen Zustand... Ich sehe in seine Augen und erkenne das Funkeln, was eindeutig ist. Meine Vermutung bewahrheitet sich.
„Gehen wir darein?“ Er sieht mich mit einem Hundeblick an, weshalb ich genervt stöhnen muss.
Warum muss er mich immer so ansehen, als wäre er ein kleiner Welpe? Dabei ist Dylon ein Raubtier, das immer das bekommt, was es will… Verwöhnt, angeberisch und ein Spaßvogel beschreiben ihn sehr gut. Aber das sind noch seine besten Eigenschaften! Wenn er sich erst um mich sorgt oder wenn er eifersüchtig wird, wird es noch schlimmer! Am Schlimmsten wird es aber, wenn er mal seine wahren Gefühle zeigt. Man weiß dann gar nicht wie man mit ihm umgehen soll. Aber jetzt ist er zum Glück so wie immer und lässt sich nicht vom Streit seiner Freundin unterkriegen.
Ich mustere kurz meinen Bruder und lasse seine Frage unbeantwortet. Dylon hat dunkelbraune Haare, die ihn bis zu den Ohren gehen. Seine himmelblauen Augen überraschen mich immer wieder aufs Neue, wenn sie plötzlich voller Emotionen und dann im nächsten Moment total gefühllos sind. Er ist um die zwei Meter groß und ich fühle mich immer neben ihm mit meinen ein Meter neunundsechzig immer wie ein kleines Kind. Dylon ist sehr gut gebaut und besteht nur aus Muskeln… Das macht mich immer wieder stutzig, da er doch immer so viel isst. Ich hingegen muss immer aufpasse, was ich esse, damit ich nicht zunehme. Er dagegen kann einfach drauf los essen… Irgendwie unfair, aber so ist das Leben nun mal.
Heute hat mein Bruder ein blutrotes Hemd und eine dunkle Jeans an, worauf er die passenden Schuhe drauf trägt.
„Bitte.“, versucht er mich weiter einzulullen, „Du bist doch meine Lieblingsschwester.“
Ja, weil ich auch seine einzige bin! Am Liebsten würde ich jetzt zu Hause sitzen und mein Referat beenden, aber anstatt was Sinnvolles zu tun, stehe ich vor einer Bar mit meinem Bruder… Aber alles ist besser als auf dieser irren Zauberinternat, wo mein Bruder drauf geht, zu sein. Ich würde es nicht einmal fünf Minuten ertragen und er schafft es schon zehn Jahre! Dylon hat sogar den Krieg miterlebt mit Voldemort und seinen ganzen Anhängern… Ich bin froh, dass ich auf einer normalen Schule gehe mit halbwegs normalen Mitschülern und Lehrern. Als die Weasleys uns besuchten, reichte es mir ja schon, aber als dann noch die Lehrer auftauchten, bekam ich schon ein wenig Angst… Die waren doch alle nicht mehr ganz dicht. Aber egal…
Sein Schmollen geht mir so auf den Nerv, dass ich zustimme: „Wenn du unbedingt willst…“ Ich ahne jetzt schon Schlimmes. Ein ungutes Gefühl kommt in mir auf, als wir das Lokal betreten. Eigentlich sind wir ziemlich oft hier, aber heute habe ich keinen Nerv für einen betrunkenen Dylon, weshalb ich eins klarstelle: „Wenn du dich betrinkst, dann werde ich kein Babysitter spielen, ist das klar?“
„Ach mach dir da mal keine Sorge“, klopft er mir ermutigend auf die Schulter, „Ich werde mich nicht ganz betrinken und wenn, dann wirst du keine Verantwortung dafür übernehmen müssen, versprochen!“
Das beruhigt mich aber sehr, denke ich mir verzweifelt, bevor wir uns an die Bar setzen.
Dort bestellt mein Bruder uns zwei hochprozentige Cocktails und ich frage mich, ob er uns direkt ins Jenseits befördern will. Ich sehe durch den Raum, während wir warten, und bin glücklich niemanden, den ich kenne, hier zu sehen. Es würde nur wieder Stress geben…
„Na?“, höre ich eine vertraute Stimme an meinem Ohr säuseln, „Schon einen Verehrer gefunden?“
Ich verdrehe meine Augen und sehe in Dylons himmelblauen Augen. Warum will er mich eigentlich immer los werden und verkuppeln? Und wenn ich einen Freund habe, dann vergrault er ihn mir… Warum tut er so etwas bloß?
Als wir unser Getränk bekommen, trinkt mein Bruder ihn sofort aus. Ich dagegen umschließe ich meine Hände um das Glas und denke nach. Manchmal wäre es doch wirklich praktisch magische Kräfte zu haben, aber man würde bestimmt ziemlich viel Unfug damit anstellen, so wie mein Bruder…
So trinken wir unsere Gläser und schweigen uns an, wobei Dylon schon beim zweiten Glas ist.

Langsam nervt mich die Musik. Sie spielen immer wieder die gleiche Platte hoch und runter. Haben die heute keine Andere dabei? Ich bin gerade beim siebten Glas selbstgemischtem Cocktail angelangt, als eine vertraute Melodie, die normale Musik kreuzt. Verwirrt sehe ich auf den Display meines Handys. Mutter? Warum ruft sie denn an? Kurz blicke ich zu dem Braunhaarigen neben mir, der bereits am zehnten Glas nippt. Ob es wegen der Prügelei geht? Vielleicht sollte ich nicht rangehen? Bestimmt halten sie mir wieder einen Vortrag vor…
Für einen Moment bekomme ich es mit der Angst zu tun, doch dann ist es schon geschehen. Ich drücke auf den grünen Hörer und eine ernste Stimme erklingt: „Komm sofort mit Dylon nach hause.“
Leicht öffne ich meinen Mund, doch meine Mutter gibt mir keine Zeit etwas zu erwidern und legt einfach auf. Super! Bestimmt haben sie schon wieder herausgefunden, was passiert ist und wir bekommen Ärger. Na, das auch noch! Ich schnaufe entnervt und stehe auf. Kurz bezahle ich und verabschiede mich, bevor ich meinen Bruder einfach am Arm mitzerre.
Ich trete mit einer Last ins Haus ein und begleite ihn noch bis auf die Couch, bevor ich mich endlich aus meiner Jacke befreie. Dylon wird immer so schnell betrunken…
„Amy!“
Ich hänge meine Jacke weg und folge dem Ruf. In der Küche angekommen, erkenne ich meine Eltern und neben ihnen niemand geringeres als Dumbledore persönlich. Er ist Dylons Schulleiter und ist so fürsorglich wie ein Großvater zu mir. Dabei bin ich ein Muggle! Mein Bruder steht nun auch neben mir: „Warum sind sie hier, Dumbledore? Wollen sie mir zum Geburtstag gratulieren?“
Klar, als wenn er kurz herkommt, nur um ihm zu gratulieren… Als hätte er nichts Besseres zu tun! Bestimmt ist es wegen dem Vorfall von eben… Hoffentlich bekommt er keinen Schulverweis! Ich werde nervös und kauere mir auf meine Unterlippe herum. Meine Hände machen sich selbstständig und bringen ganze Zeit meine Frisur und meine Klamotten in Ordnung. Sie versuchen es zumindest. Gott… Warum habe ich das nur verdient? Wenn er einen Verweis bekommt, dann rückt er mir umso mehr auf die Pelle und ich werde nie zur Ruhe bekommt…
„Nicht nur-„
Ohne darüber nachzudenken, unterbreche ich den alten Herrn: „Bitte geben sie ihm keinen Schulverweis! Ja, ich weiß. Er hat gegen die Regeln verstoßen, aber können sie den kleinen Vorfall nicht einfach vergessen? Ich meine… sie können mir doch so etwas nicht antun!“
Verwirrt sehen mich meine Eltern an. Mein Vater klingt sich jetzt ins Gespräch ein: „Was habt ihr wieder angestellt?!“
Der Schulleiter räuspert sich bloß und scheint nicht überrascht zu sein: „Es geht mir um etwas anderes. Vielleicht sollten wir uns erstmal hinsetzen.“
Verwirrt und neugierig folge ich den Vieren und setze mich auf einen der Stühle hin.
Eine bedrückende Stille beginnt und ich werde wieder nervös, so dass ich auf meinem Stuhl hin und herrutsche. Wieder kauere ich auf meine Unterlippe herum und zupfe an meiner Kleidung herum. Auch zappeln meine Beine und ich kann einfach keine Sekunde stillsitzen. Die Anspannung schafft mich ein wenig.
Endlich setzt meine Mutter an: „Schätzchen, wir müssen dir etwas Wichtiges erzählen.“
Verwirrt sehe ich sie an. Was ist denn so wichtig, dass Dumbledore hier ist? Irgendwie finde ich den ganzen Aufruhr unverständlich und unnötig. Was soll das hier werden? Ich fühle mich sowieso wie in einer Irrenanstalt aufbewahrt, also wie könnte es da noch schlimmer werden, hm?
Ich lege meinen Kopf schief und ziehe meine Augenbrauen zusammen um ihr zu folgen: „Als du noch ein Baby warst, wurden deine Eltern von Voldemort umgebracht und wir nahmen dich, weil wir ihre besten Freunde waren, auf. Wir wollten dir deine wahre Identität zwar nicht verschweigen, aber uns blieb keine andere Wahl, da er dich umbringen wollte, doch jetzt da er nicht mehr unter uns weilt, können wir dir die Wahrheit sagen. Du heißt in Wirklichkeit Amelia Naliah Potter und bist Harrys Potter Schwester.“
Ich weite meine Augen. Soll das ein Scherz sein? Ich soll von DEM Potter die Schwester sein?! Moment- „Ihr seid nicht meine-„ Sie schütteln die Köpfe und ich blicke zu meinem Bruder, der ausdruckslos auf die Wand hinter mir starrt. Dylon scheint irgendwie nicht richtig überrascht zu sein, aber irgendwie ist er traurig? Ja, er ist nicht mein Bruder, aber- Nicht mein Bruder… Es hört sich schrecklich an!
„Deshalb also in Gegenwart von ihm.“, murmle ich gedankenverloren vor mir hin.
Nach langem Schweigen stehe ich wie in Trance auf und gehe in mein Zimmer. Ich schließe meine Türe ab und setze mich auf mein Bett. Dort sehe ich betrübt auf ein Bild von meinen Eltern, meinem Bruder und mir. Ich hätte es vorher wissen müssen… Man sieht es doch sofort! Alle ähneln sich, doch ich sehe ganz anders aus. Sie sind alle Zauberer und ich… ich bin ein bedeutungsloser Muggle.
„Ich bin nicht mit ihnen verwandt…“
Diese Erkenntnis lässt mein Herz in zwei teilen. Es schmerzt so, dass ich meine Tränen zurückhalten muss. Sie haben mich mein ganzes Leben lang belogen… Kann ich ihnen jemals wieder ins Gesicht sehen können?

Jetzt ist es bereits eine Woche her seit dem ich mein wahres Ich bekommen und mein Altes irgendwo verloren habe. Ich bin wie ausgewechselt. Immer schauspielere ich und verstecke meine wahren Gefühle jedem. Selbst mein Bruder hat keine Ahnung wie ich mich zur Zeit fühle…
Gerade gehe ich von der Schule aus nach Hause und denke schon wieder über das Gespräch nach. Ein Adoptivkind… Jemand, der eigentlich tot sein sollte… Wieso lebe ich eigentlich noch? Das sollte mir alles so etwas von egal sein! Ich will nichts mit Magie zu tun haben! Nein! In meinem Leben gibt es so etwas nicht… Ich will nichts mit Harry Potter und seinen ätzenden Freunden zu tun haben! Außerdem bin ich ein Muggle und habe somit auch nichts mit Zauberei und solchen Dingen zu tun. Aber ich bin eine Potter… Warum wollte Voldemort mich umbringen, wenn ich doch sowieso nur ein Muggle bin? Ich meine, als Muggle kann man niemanden gefährlich sein, oder? Und warum beschäftigt mich die Tatsache, dass ich vielleicht auch etwas mit Übernatürlichen Dingen zu tun habe, so?
Ich öffne die Türe und höre eine säuselnde Stimme von Weitem: „Hey, Süße! Habe Post für dich reingeholt.“ Mein Bruder singt bei Nahe schon, weshalb ich meine Augen verdrehen muss. Mein Bruder? Ich nenne ihn noch immer so… Das werde ich mir wohl auch nicht abgewöhnen können…
„Danke.“, lächle ich ihn im vorbeigehen an.
Somit setze ich mich auf das Sofa hin und bearbeite meine ganzen Briefe durch. Ich habe ziemlich viele Bewerbungen für einen Nebenjob geschrieben und jetzt antworten mir gleich alle auf einmal… Langsam verliere ich den Überblick und lasse ein paar Briefe fallen. Über meine Tollpatschigkeit schnaube ich aufbrausend, als ich mich bücke um sie aufzuheben. Dabei fällt mir ein Brief, der ziemlich seltsam aussieht, auf und öffne ihn ohne den Absender zu lesen. Was das wohl für ein Brief ist?
Ich setze mich erneut auf die Couch und lese ihn:
‚Liebe Amelia Potter,
wir sind erfreut Ihnen mitteilen zu können, dass sie in das Zauberinternat für Magie und Zauberei aufgenommen werden. Dort werden wir Sie am ersten Tag in alles einweisen. Für Weiteres sind ihre Eltern zuständig.
Gezeichnet vom Schulleiter Albus Dumbledore.’
WAS?! Das kann doch nicht wahr sein, oder? Ich bin ein Muggle!
Geschockt vor Überraschung lasse ich den Brief aus der Hand fallen und starre auf das Bücherregal. Meine Augen weiten sich und mein Mund bleibt offen stehen vor Entsetzen. Sie haben mir kein Wort davon erzählt, dass sie mich in diesem Horrorinternat angemeldet haben!
Wieso haben sie mich nicht eingeweiht?! Sie hätten mich wenigstens fragen können, aber nein, meine Meinung interessiert ja niemanden hier! Man! Und vor einer Woche noch dachte ich nur, dass ich in einer Irrenanstalt wäre, aber jetzt?! Das ist doch die Hölle!!! Und… und das kann nicht ernst gemeint sein. Bestimmt ist das bloß ein Scherz oder eine Verwechslung! Aber NIEMALS können sie das wirklich ernst meinen…
Ich höre wie meine Eltern mit der Türe ins Haus fallen: „Wir sind wieder da!“
Warum werde ich sogar so in meinen Ferien gequält?!
Sie treten ins Wohnzimmer und wollen gerade an mir vorbeimarschieren, als sie mich entdecken und stehen bleiben.
Ganz perplex sehe ich sie an: „Was soll das bedeuten?“
Damit deute ich auf den Brief, der vor meinen Füßen liegt.
Fragend sehen sie mich unschuldig an: „Was ist los, Amy?“
Kurz mustere ich die Beiden. Meine Adoptivmutter hat blondbraune schulterlange offene Haare und wunderschöne grüne Augen. Sie ist sehr schmal und ihre Gesichtszüge sehr zart. Alles an ihr scheint wie ein Engel, der leicht zerbrechlich ist.
Und der Mann daneben besitzt dunkelbraune kurze Haare und eisblaue Augen. Er ist sehr muskulös und er sieht immer sehr streng aus, doch eigentlich ist er sehr lieb.
Schon da hätte ich bemerken können, dass ich anders war…
„Was ich meine?“, ich stehe auf und gehe mit schnellen Schritten auf sie zu, „Ihr habt mich ohne mein Wissen in diese dumme Zauberschule angemeldet, DAS IST LOS!!!“
Mittlerweile schreie ich schon und bin vor einem Nervenzusammenbruch nicht weit entfernt.
Jetzt gesellt sich Dylon auch noch dazu und beobachtet die Situation, als wäre es ein spannender Film.
„Wir dachten bloß, dass wir dich so näher zu deinem richtigen Bruder bringen könnten. Außerdem ist dort auch noch Dylon und du wirst tolle Bekanntschaften machen. Es ist doch viel besser als nur in einer normalen langweiligen Schule und du kannst deinen richtigen Bruder kennenlernen.“
Super… Was für Argumente! Und das hat ihnen gereicht um mich ohne zu fragen dort anzumelden?!
Vor Wut schlage ich auf den Tisch neben uns: „Und was wenn ich dass alles nicht will?! Was ist, wenn ich nichts mit Zauberei zu tun haben will?! Ich werde nicht dort hingehen um mich fertig machen zu lassen! Huhu? Ich bin ein Muggle!“
Manchmal denke ich, dass sie nicht einmal kurz nachdenken, bevor sie etwas tun…
„Du bekommst eine Sondergenehmigung für Hogwarts. Schließlich ist Harry Potter dein Bruder.“
Bevor ich noch meine Mund öffnen kann, um zu protestieren, kommt mir der Spaßvogel dazwischen: „Das finde ich auch sehr gut, dass ich sie jetzt jederzeit beobachten kann, so kann sie wenigstens kein Unfug mehr anstellen oder mit Jungs rumknutschen.“
Ich verdrehe meine Augen. Was kann ich denn dafür, wenn ich mit dem Schulschwarm in demselben Restaurant weg war wie er mit seiner Exfreundin. Ja, richtig gehört! EXFREUNDIN! Ich würde es aber auch keine Sekunde mit ihm aushalten… Warum er bloß von so vielen Frauen umschwärmt wird?
„Dann ist es ja beschlossen.“, meint mein Adoptivvater schließlich und entfernt sich von mir. Wie bitte?! Kam zufällig ein Wort der Zustimmung aus meinen Mund? Habe ich vielleicht irgendetwas verpasst hier?
Die Braunhaarige klopft mir entschuldigend und wehmütig auf meine Schulter, bevor sie an mir vorbei geht. Nur Dylon und ich sind jetzt noch im Raum. Mit wutverzerrtem Gesicht blicke ich zu ihm herüber: „Danke, Volltrottel.“
Ich drehe mich um und hebe die Briefe vom Boden auf. Anstatt mir zu helfen, redet er mich voll: „Was denn? Es wird bestimmt lustig werden.“
Entgeistert drehe ich mich zu ihm um: „Lustig?“ Dabei ziehe ich eine Augenbraue an und sehe ihn so an, als hätte ich einen Geist zu Gesicht bekommen. Kurz hole ich tief Luft, bevor ich meine Arme trotzig und wutverbrannt vor meiner Brust falte.
Ein leichtes Lächeln kommt über sein Gesicht: „Ja, schließlich werden alle dich feiern wollen. Du bist doch die verschollene Tochter von Lilly und James Potter und die Schwester von dem Helden, Harry Potter, der Lord Voldemort aus der Welt geschafft hat.“
Ich atme tief aus und setze mich auf der Couch hin. Mein Bruder streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht: „Du kannst es wenigstens eine Woche lang ausprobieren.“ Er setzt seinen Welpenblick auf, weshalb ich meine Augen rollen muss. Unaufgefordert setzt er sich nun neben mir hin. „Mir zu Liebe.“, fügt Dylon nach einer Weile an.
Nach langer Stille gebe ich auf und zucke mit den Schultern: „Ich versuch’s, aber denke nicht, dass ich das gerne tue!“
Ein Lächeln ist seine Antwort und so mache ich es ihm gleich.

Ich stehe nun am Bahnhof, doch bin redlich verwirrt. Warum sucht Dylon so nach dem Bahnsteig neuneinhalb?
Und warum mussten wir für mich eine Eule, die ständig ihre Farbe ändert, den neusten Besen und einen weißen Zauberstab kaufen, der aus was-weiß-ich angefertigt wurde und mit dem ich sowieso nicht zaubern kann… Wieso musste ich mir nur so etwas kaufen?
Zwischen der neun und zehn bleibt er einfach stehen und ich deute seinen Blick, der genau auf eine Wand zwischen den beiden Bahnsteigen sieht. Ich ahne Schlimmes…
„Da müssen wir durch.“
Und schon habe ich die Bestätigung. Mein Bauchgefühl täuscht sich nicht, wenn irgendetwas Schlimmes geschieht, so wie jetzt.
„Wie bitte?!“, frage ich hoffnungslos nach, als er nur mit seinen Schultern zuckt: „Schwesterchen, das wird schon.“
„Schwesterchen?!“, werde ich panisch, „WIE soll ich, als ein Muggle, durch die Wand kommen, hm?“
Ein schiefes Lächeln ist bloß seine Antwort und meine Angst verstärkt sich reichlich, als er erst seine und meine Sachen durch die Wand befördert und dann mir seine Hand hinhält.
Ich schüttle hysterisch den Kopf: „Nein. Das mache ich nicht mit. Niemals!“
Warum musste ich auch noch zustimmen hier her zukommen? Jetzt hasse ich sie schon…
Ohne meine Erlaubnis nimmt der Braunhaarige meine Hand und versucht mich zu beruhigen: „Es ist ganz harmlos. Du musst bloß versuchen, ungefähr in die Mitte zu laufen, dann kommst du zum Gleis neuneinhalb.“
Man ist das umständlich… Warum kann man nicht mit ’nem normalen Zug dorthin fahren? Anscheinend liebt Hogwarts das Komplizierte… Na ja… Da kann man wohl nichts machen, leider…
„Eins“, fängt er an zu zählen, während ich mir schon in Gedanken mein Todesurteil unterschreibe. Was habe ich mir da bloß gedacht? Gar nichts… Vielleicht bin ich auch einfach nur zu neugierig…
„Zwei.“
Aber was ist, wenn ich es noch immer nicht glauben will… Das alles ist mir so fremd, so neu, so wie ein Traum… Ich, ein Muggle, habe die Chance in Hogwarts zu sein. Sollte ich mich nicht eigentlich nicht freuen? Bestimmt würde das ein normaler Muggle auch sein, aber ich, eine Psychopathin, werde wahrscheinlich nie mit meinem Leben zu frieden sein und vor allem jetzt…
„Drei.“ Ich schließe meine Augen. Es nicht zu sehen, ist einfacher als den Schmerz auch noch anzusehen… Somit läuft er mit mir auf die Wand zu und ich male mir in Gedanken schon aus wie schlimm der Aufprall sein wird. Doch zu diesem kommt es nicht.
Irgendwann, als wir anhalten, öffne ich meine Augen. Ich blicke um mich und bin ganz verwirrt. Wo sind wir hier? Es sieht alles so anders aus, aber es scheint trotzdem ein Bahnhof zu sein. Überall sind Zauberer und gerade als wir einsteigen wollen, hält uns Dumbledore lächelnd auf: „Es freut mich, dass ich Sie hier begrüßen kann, Amelia.“
„Ich fühle mich geehrt hier zu sein.“, lächle ich leicht, als mein Bruder nur die Augen verdreht. „Wir sehen uns dann in der Schule.“
Nach den Worten von dem Schulleiter steigen wir in den Zug ein. Da drinnen flüstert mir Dylon so etwas wie ‚Schleimerin’ ins Ohr, weshalb ich schmunzeln muss. Na und? Besser Schleimerin, als jemand, der in der Gegenwart von den Lehrern über diese tratscht. Sein Hasslehrer ist Snape. Er soll sehr streng sein. Ich lass mich mal überraschen.
Er lässt meine Hand noch immer nicht los, während er mich hinter sich her zieht. Wo will er wohl hin? Dann öffnet er einen der Wagons und drei Zauberer sitzen dort drinnen. Zwei Männer und eine Frau. Die ganze Aufmerksamkeit der Dreien gilt mir.
Der Erste hat schwarze kurze Haare und grüne Augen. Er trägt eine Brille und eine Schuluniform. Muss ich auch so eine anziehen? Na das auch noch… Ich würde lieber andere Kleidung tragen… Dieser Junge ist mir gleich bekannt als Harry Potter mit seiner Narbe an der Stirn…
Die junge Hexe, die gegenüber von ihm sitzt, hat wunderschöne rotbraune Haare und braune Augen. Schon beim Anblick merkt man, dass sie herzensgut und irgendwie klug ist. Dabei dachte ich, man kann Klugheit nicht einem ansehen… Schon seltsam…
Und der Letzte besitzt rote Haare und blaue Augen. Zu ihm kann ich bloß sagen, dass er mal bei mir zu Hause war und mir da schon Angst eingejagt hat. Ich meine, wie kann man nur so viel essen, dass er sogar noch meinen Teller essen musste um richtig satt zu werden?
„Das ist meine Adoptivschwester und deine wirkliche Schwester, Harry.“, stellt Dylon mich vor, „Amelia Naliah Potter.“
„Hey.“, begrüße ich sie locker, als sie mich zurückgrüßen.
Die beiden Unbekannten stellen sich als Hermine Granger und Ron Weasley vor.
Mein Bruder setzt sich zu Harry und ich neben ihm hin.
„Du bist also meine Schwester.“, lächelt mich Harry leicht an.
Auch ich lächle: „Scheint so.“
Die ganze Zeit werde ich von Ron und Dylon angequatscht. Die Beiden sind die reinsten Nervensägen… Dann öffnet sich die Türe des Wagons und eine Rothaarige steht vor uns.
Sie hat wunderschöne rote glatte Haare, die sie offen trägt und ihre blauen Augen erinnern mich an unser erstes Treffen. Schon damals war sie die Einzige, die ich wirklich mochte. Heißt sie nicht Ginny?
„Oh, Amy.“, begrüßt sie mich freundlich, „Schön dich wiederzusehen.“
Sie setzt sich auch zu uns und sie reden über Hogwarts. Ich hingegen sehe einfach nur aus dem Fenster und denke an meine Eltern und meine Freunde, die ich vorerst nicht wiedersehen werde. Ich werde sie vermissen…
Als der Zug nach einer ganzen Ewigkeit hält, stehen alle auf und ich folge ihnen aus diesem.
Draußen angekommen, atme ich die frische Luft ein, bevor ich mich umsehe. Es ist zwar schon ziemlich dunkel, aber alles sieht so wunderschön hier aus.
„Und wie findest du es hier?“
Ich sehe zur Seite, wo Dylon steht. Ich lächle und sehe in den wolkenfreien nächtlichen Himmel: „Einfach traumhaft…“
Aber dieses Gefühl in mir verbleibt. Diese Unsicherheit… Wie wird es wohl werden? Was wird passieren?
Dann steigen wir in die Kutschen ein und lassen uns fahren. Ich sehe mir die wunderbare Landschaft an und versuche mich etwas zu beruhigen. Auch wenn das Pferd ein fliegendes Einhorn ist. Plötzlich hebt es ab und ich schließe schnell meine Augen. Warum muss ich auch an Höhenangst leiden?!
Mein Bruder neben mir lacht mich aus, weshalb ich nach ihm trete, doch er hört nicht auf.
Nach einer kurzen Zeit öffne ich wieder meine Augen und ich hole tief Luft. Als ich die Landschaft bewundere, ist es gar nicht so schlimm, wie befürchtet. Es sieht alles so traumhaft aus… So unreal, wie in einer anderen Dimension.

Wir steigen aus der Kutsche und mit jedem Schritt, den ich mache, habe ich umso schlimmer das Gefühl wieder abhauen zu wollen. Wieso bloß? Dieses Gefühl hier zu sein, ist nicht annähernd so toll wie am Anfang. Es verschwindet langsam und mir fällt wieder ein, dass ich nur wegen meinen Eltern hier bin. Wieso nenne ich sie eigentlich noch so? ‚Eltern’… Sie sind es doch nicht… Genauso wenig wie Dylon mein Bruder ist.
Gedankenverloren gehe ich einfach weiter gerade aus, als ich auf einmal stolpere. Ich verliere mein Gleichgewicht. Sofort bin ich wieder im hier und jetzt, doch ist es bereits zu spät. Schnell schließe ich meine Augen und bereite mich auf dem Schmerz vor. Doch nach einiger Zeit folgt er nicht und ich spüre wie ich gegen etwas stoße, doch es tut nicht weh. Wieso nicht? Zwei Arme geben mir Halt. Arme?
Verwirrt öffne ich meine Augen und blicke in graue Augen. Solche Augen habe ich noch nie gesehen…
„Pass doch auf, wo du hinläufst.“, erklingt eine männliche Stimme, die wohl ihm gehört.
Ich mustere ihn. Er hat blonde Haare und sieht mich etwas gereizt und doch besorgt an. Wer er wohl ist? Wieso interessiert mich das eigentlich so? Als ich wieder auf festen Boden stehe, gehe ich zwei Schritte zurück und stammle etwas wie ‚Sorry’ vor mir hin.
Etwas neugierig betrachtet er mich, als ich leicht lächle: „Danke.“
Schnell eilen die Anderen zu mir und blicken wütend zu dem jetzt herabsehenden jungen Mann. Wie ändert er so schnell seine Laune?
Verwirrt sehe ich zwischen meinen Freunden und dem Fremden hin und her und verstehe einfach nicht, wieso sie sich so feindselig gegenüber stehen.
„Alles in Ordnung, Schwester?“, fragt mich mein Bruder besorgt, wo ich bloß ein schwaches Nicken entgegnen kann. Dann blickt er wieder den Blonden an: „Halte dich bloß von ihr fern, Malfoy!“
Zuerst sieht mich der Blonde an und dann wieder zu meinem Bruder und den Anderen: „Keine Angst, das werde ich schon nicht. Ich gebe mich schließlich nicht mit Muggleabschaum ab.“
Sein Blick hat sich mir gegenüber geändert und Wut spiegelt sich in seinen Augen wieder. Wie nannte er mich?!
„Wie kannst du es wagen mich so zu nennen?!“, schreie ich ihn an.
Ich balle meine Hand zur Faust und überlege schon, ob ich nicht mit einer Prügelei auf der Schule beginnen sollte. Und ich habe mich eben noch entschuldigt und bedankt?! Wie konnte ich bloß!
Tief atme ich nach Luft, bevor mich Harry und Ron einfach mit hinter sich her schleifen.
Ich schreie einfach laut und beschimpfe diesen Mistkerl. Wie kann er mich bloß so nennen? Und ich fand ihn auch noch nett? Mein Gott…
Ich sehe wie Hermine und Ginny versuchen Dylon mit zu uns zu bringen, doch an seiner Wut erkenne ich, dass es irgendwie auf mich abgefärbt haben muss…
Aber… sonst habe ich doch nie so schnell Wutausbrüche bekommen. Was war gerade mit mir los?
Es dauert eine Weile bis ich mich und Dylon sich abreagieren.
„Das war Draco Malfoy.“, beginnt Hermine zu erklären, „Er ist ein Idiot, der versucht uns in jeder Gelegenheit fertig zu machen. Vor allem will er Harry immer das Leben zur Hölle machen und-„
„Und da ich seine Schwester bin, wird er mich ebenso hassen und auch mir das Leben zur Hölle machen.“, ergänze ich ihren Satz, worauf sie nur nicken kann und ich lächle entschlossen. Aber ich werde mir so etwas nicht gefallen lassen. Er wird seinen schlimmsten Albtraum kennenlernen.
„Macht euch da mal keine Sorgen.“, versuche ich sie zu beruhigen, „Ich hasse ihn jetzt schon. Und egal was er macht, er bekommt es immer doppelt zurück.“ Ein selbstgefälliges Grinsen huscht mir über die Lippen. Irgendwie freue ich mich ja schon richtig darüber.
Verwirrt sieht mich Dylon an: „Was ist denn mit dir los?“
Ich ignoriere ihn und folge einer Kopf schüttelnden Hexe: „Du solltest dich nicht auf sein Niveau einlassen.“
Hermine macht sich aber ziemlich viele Sorgen um mich. Dabei kann ich sie nicht teilen. Wieso sollte es so schlimm werden? Er hat es doch verdient!
„Ach ja“, fällt Dylon auf dem Weg ein, „Ich habe dir ganz vergessen von dem sprechenden Hut zu erzählen.“
Verwirrt und erschrocken bleibe ich mitten im Gang stehen: „WAS?“
Hermine verdreht ihre Augen: „Wie kannst du vergessen ihr so etwas zu erzählen?“
„Wie?“
Ich lege meinen Kopf schief. Was für einen sprechenden Hut? Muss ich jetzt Angst bekommen?
„Du brauchst keine Angst haben.“, lächelt mich Ginny an.
„Das stimmt.“, ermutigt mich Ron, „Wenn es hart auf hart kommt, dann kannst du nur zu den Slytherins gehen.“
Hermine schlägt ihren Freund, der nur ein verwirrtes ‚Was’ von sich bekommt.
Ach… dann hat das was mit den Häusern zu tun?
„Der sprechende Hut entscheidet zu welchem der vier Häusern du gehst, also wo du in der Schulzeit wohnst.“, erklärt mir die kluge Hexe verständlich, „Es gibt Ravenclow, Hufflepuff, Gryffindor, wo wir leben, und Slytherin, wo nur die Zauberin sind, die alles machen um ihrem Haus Punkte zu bescheren. Draco gehört zu ihnen. Von dem Punktesystem hast du aber schon gehört, oder?“
„Also komme ich nicht automatisch zu euch?!“, verstehe ich erst jetzt und werde panisch.
Harry lächelt leicht: „Man kann den Hut aber auch ein wenig beeinflussen, also mach dir mal keine Sorgen. Du wirst sicher nicht zu Slytherin kommen.“
Ich atme tief ein und aus um mich zu beruhigen. Wir gehen in die große Halle rein, als mir mein Adoptivbruder zeigt, wo ich mich hinzusetzen habe. Die Anderen gehen zu ihrem riesigen Tisch hin, wo ich auch die ganzen anderen Weasleys erkenne.
Nun schreite ich nach vorne und setze mich dort hin. Ich warte ab, als Dumbledore mit seiner langen Rede anfängt: „Da wir uns nun versammelt haben, würde ich euch gerne zuerst einen Ehrengast vorstellen. Wie ihr alle wisst, ist Harry Potters Schwester lange verschollen und sogar als gestorben gemeldet worden, doch dies ist nicht so, denn sie ist unser Ehrengast. Amelia Naliah Potter, wenn Sie bitte nach vorne kommen würden.“
Ich stehe auf und muss etwas schlucken. Alle Aufmerksamkeit gilt mir.
„Sie wird ab heute in unsere Schule als einzige Muggle am Unterricht Teil nehmen.“, erzählt er weiter und ich fühle mich wieder so unwohl. Warum muss er ausgerechnet mich im Vordergrund stellen? Ich hasse so etwas...
„Aber vorher wird der sprechende Hut sie in einen der vier Häuser unterbringen.“
Der Schulleiter bedeutet mich auf einen Stuhl zu setzen, was ich auch befolge. Der sprechende Hut wird mir auf dem Kopf gesetzt.
„Na, wen haben wir da?“, redet er los, „Oh, Amelia Naliah Potter.“
Ich verdrehe leicht die Augen. Ein sprechender Hut… Na das fehlte ja noch!
Nicht, dass es schon genug von übernatürlichem Zeug hier wimmelt.
Aber ich würde wirklich gerne bei meinen Freunden hin. In Gryffindor wäre es bestimmt toll…
Als ich dann Draco erblicke, der wütend drein blickt, werde auch ich sauer. Aber niemals würde ich zu Slytherin gehen wollen! Ich hasse diesen Typ! Was fiel ihm eigentlich eben ein?
„Nicht zu Slytherin, was?“
Langsam nervt er mich. Kann er nicht einfach sagen, wo ich wohnen soll und alles ist gut?
Anscheinend kann er meine Gedanken lesen, weil er kurz überlegt und dann seine Entscheidung verkündet: „Slytherin!“
Meine Augen weiten sich. WIE BITTE?! Ich stehe auf und gehe in Richtung Slytherins Tisch. Das kann nicht wahr sein… Alle Blicke gelten mir und vor allem Malfoys Blick erschüttert mich. Seine Wut und seinen Hass mir gegenüber erschaudert mich, bevor ich mich wortlos an einem freien Platz hinsetze.
Dumbledore redet weiter. Bedrückt sehe ich auf eine Stelle des Tisches hin. Ich bin nicht bei Dylon und meinen neuen Freunden…
Ich wusste doch, dass ich hier nicht hinsollte! Aber jetzt kann ich nichts mehr ändern und nur alles auf mich zukommen lassen können. Warum passiert mir so etwas eigentlich immer nur?
Gerade angekommen und schon jetzt weiß ich, dass es die Hölle wird.

2. Alles was mich interessiert, ist mein normales Leben!

Als wir gegessen haben, zeigen uns die Vertrauensschüler alles und warnen uns ja davor, dass Passwort zu vergessen. Als wenn ich es lange brauchen würde… Ich werde es hier so wie so nicht länger als ’ne Woche aushalten! Aber wer könnte das schon, wenn man in einem Haus mit einem Feind leben müsste?
Alles an dieser Schule ist merkwürdig. Zuerst bewegen sich die Treppen, so wie sie es wollen und dann sprechen auch noch die Bilder mit einem und bewegen sich… Aber das hier die ganzen Geister rumlauern, ist noch unheimlicher.
Die ganze Zeit über fühle ich die hasserfüllten Blicke von Malfoy. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen, aber es geht schwer, weil ich ihm am Liebsten eine reinhauen würde!
So gehen wir in der hinterste Ecke des Kerkers und betreten den Turm somit. Ich wundere mich. Es sieht gar nicht so schäbig aus wie ich zuerst annahm. Schließlich sind das hier alles Slytherins. Warum hat mich der Zauberhut wohl hier hingeschickt? Dann kommt mir eine Idee. Vielleicht wollte er ja auch, dass ich Malfoy das gebe, was er verdient hat? Ich muss ein Schmunzeln verbergen. Das wird er auch bekommen!
Der Vertrauensschüler zeigt den Neuen die Schlafräume, die in Frauen und Männer getrennt sind. Somit gehe ich zu dem Mädchenabteil und lächle leicht. Es ist hier ziemlich großzügig und wunderschön hell. Ich begutachte alles und kann mich kaum vor Staunen noch halten. Es ist bei Nahe so groß wie unsere Wohnung!
Plötzlich rempelt mich jemand an und ich halte meinen Arm. Dieser schmerzt etwas.
„Steh hier nicht so blöd rum.“, vernehme ich von einer weiblichen Stimme zickig.
Vor Wut brodelnd sehe ich die junge Frau an. Sie hat braune lange Haare und braune Augen. Ihr Gesicht ist etwas aufgedunsen und sie erinnert mich an einen tollwütigen Mops. Bei diesem Gedanken kann ich mir ein fieses Grinsen nicht verkneifen, worauf ich mir von ihr einen vernichtenden Blick ernte.
Dann erinnere ich mich daran, wo sie eben saß und ich verdrehe meine Augen. Jetzt hetzt dieser Idiot mir auch noch seine Freunde auf dem Hals? Na, da habe ich aber Angst! Mein blanker Sarkasmus lässt mich nur noch breiter Grinsen.
„Wie heißt du?“, frage ich dennoch lächelnd, obwohl ich ihr am Liebsten die Augen auskratzen würde, „Ich bin Amelia Naliah Potter, aber du kannst mich ruhig Amy nennen.“ Man… Ich kann mich ja wirklich gut einschleimen…
„Pansy Parkinson.“, antwortet sie herabsehend, „Und wir werden uns garantiert hassen. Schließlich bist du die Schwester von diesem miesen Potter.“
Somit dreht sie sich weg und meine Befürchtung bewahrheitet sich: Sie ist ein tollwütiger Mops! Schon allein ihr Namen. Wer nennt ihr Kind schon Pansy?!
Eine blonde Schönheit kommt auf mich zu: „Ich bin Daphne Greengrass. Du bist also die jüngere Schwester von Harry, nicht wahr?“
Ich nicke leicht, als ich sie begutachte. Sie hat blondes langes glattes Haar und wunderschöne blaue Haare. Daphne scheint nett zu sein. Ob ich mich mit ihr anfreunden könnte?
„Und das ist meine jüngere Schwester Astoria. Wir sind erfreut dich in unserem Haus willkommen heißen zu dürfen.“
Darauf deutet sie auf eine Braunhaarige mit braunen Augen und ich lege meinen Kopf schief. Geschwister? Da sieht man ja nicht mal annähernd, dass sie Schwestern sind! Aber so etwas soll es ja auch geben…
„Es freut mich auch euch kennenlernen zu dürfen.“
Ein Lächeln umschließt meine Lippen.
„Folge mir.“, meint sie nur und wir begeben uns in einen der riesigen Schlafsäle. Dort sehe ich vier Betten.
Sie bleibt vor einem der Betten stehen: „Das ist deine Seite des Zimmers. Hier kannst du dich nach deinem Stil einrichten.“
Ich nicke lächelnd, bevor ich mein Gepäck auspacke und die Kleidung in den Schrank räume. Wieso habe ich eigentlich so viel mitgenommen? Ich will doch sowieso nicht so lange hier bleiben.
Wegen irgendetwas zucke ich zusammen, als ich mich umdrehe, erkenne ich Pansy, die mich giftig ansieht. Ich verdrehe meine Augen, als sie sich in einen der Betten legt. Sie schläft also auch hier? Na das auch noch…
Ohne ein Wort mit ihr zu wechseln, drehe ich mich schnell wieder um und fahre fort. Als ich alles schön verstaut habe, lege ich mich ebenfalls ins Bett. Wenigstens habe ich einen schönen Blick aus dem Fenster… Als ich mir Kopfhörer aufsetze und weiter aus dem Fenster starre. Es fühlt sich alles so vertraut an und doch so fremd. Wieso, frage ich mich so oft in dieser Nacht, wo ich kein Auge zu bekomme.

Die Sonne strahlt, doch in mir ist alles leer. Ich stehe auf und ziehe mir diese grausame Uniform an, bevor ich meine Haare kämme. Alles passiert in Trance.
Ganze Zeit werde ich unsicherer: Was tue ich eigentlich hier? Ich bin doch ein Muggle…
Ich verlasse das Zimmer und gehe in den Gemeinschaftsraum. Dort setze ich mich in den Sessel und lese ein Buch, was ich mitgenommen habe. Doch in Wirklichkeit lese ich nicht, sondern denke nach. Wieso versuche ich nicht einfach abzuhauen? Nein…
Plötzlich fällt mir eine gute Methode ein, wie ich einfacher von der Schule geschmissen werde. Ein selbstsicheres Grinsen schleicht sich über mein Gesicht.
Ich höre Schritte und frage mich, wer um diese Uhrzeit schon wach ist. Etwas neugierig sehe ich vom Buch hoch und sehe somit direkt zu meinem Hassfeind: Draco Malfoy. Nee, oder? Ach, einfach ignorieren.
„Denke nicht, dass ich dich beachte und anbete, wie die ganzen anderen Vollidioten, nur weil du eine Potter bist.“
„Ich weiß, dass du mich hasst, und?“
Meine Stimme ist richtig gleichgültig, während ich so tue, als wenn ich mein Buch lese.
„Tse“, gibt er nur von sich, bevor er auf den Titel vom Buch sieht und herabfallend wird, „Versuchst du dich bei einer neuen Technik des Lesens? Lass es lieber bleiben, Potter. Es wird sowieso nichts bringen. Dein kleines Gehirn wird höchstens explodieren, wenn du es versuchst.“
Somit schaue ich jetzt vernichtend in seine Augen: „Ach, und du meinst, du hast eines?“ Dabei ziehe ich eine Augenbraue hoch. Wer glaubt, wird selig!
„Ich kann wenigstens sehen, dass du bloß auf mich gewartet hast, wie ein Hund.“
Der denkt doch wirklich nicht, dass ich wirklich hier säße um mich von ihm doof anmachen zu lassen, oder? Tse…
„Ja, Herr Wohlgeboren.“, sprühe ich wieder vor lauter Sarkasmus, „Ich bin nur in diesem Haus und auf diesem Sessel, weil ich mich von dir vollquatschen lassen wollen. Rede doch lieber mit dem tollwütigen Mops, den du auf mich angesetzt hast, als mit mir, die ihre wertvolle Zeit gerade mit dir verbringen will.“
Darauf ernte ich bloß einen vernichtenden Blick, bevor ich ihn ‚lieblich’ ansehe.
„Du verschwendest doch bloß meine Zeit.“
Malfoy dreht sich um und verschwindet durch die Türe. Yes!
Ein Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Ich habe ihn vertrieben. Es steht 1:0 für mich!
Somit drehe ich mein Buch um und lese darin ein wenig, obwohl ich nicht wirklich bei der Sache bin und mich frage, was Dylon und die Anderen so machen… Bestimmt haben sie viel Spaß.

Nach einer Stunde sind ziemlich viele wach und ich bekomme wegen der Lautstärke kaum zur Ruhe. Und gleich habe ich auch noch meine erste Unterrichtsstunde und weiß nicht, wohin ich muss…
Ich höre ein Gespräch mit an, was wohl eigentlich nicht für meine Ohren bestimmt war.
„Wie sie sich gestern im Vordergrund gestellt hat.“
Natürlich weiß ich gleich, dass man von mir spricht. Ich verdrehe die Augen. Super! Noch mehr Feinde! Und ich dachte schon, dass sollte fürs erste genügen.
„Ja, dass war wirklich schrecklich.“, meint eine männliche Stimme.
Als ich in die Ecke sehe, von wo die Stimmen kommen, wundere ich mich gar nicht mehr. Dort steht die Bulldoge Pansy, der ich-bin-besser-als-du-und-liebe-nur-mich Vollidiot und seine restlichen Kumpanen. Diese bestehen aus –ich glaube, ich habe mir die Namen durch Dylon gemerkt- Gregory Doyle, Vincent Crabbe und Blaise Zabini. Ich kenne sie nicht, aber ich hasse sie jetzt schon. Schließlich lästern sie alle schön über mich ab. Ich kann so etwas gar nicht leiden!
Wütend klappe ich geräuschvoll mein Buch zu und stehe auf. Kurz sehe ich noch einmal zu der Labberecke, bevor ich das Buch weglege und einfach den Gemeinschafsraum verlasse.
Ich gehe zügig zur großen Halle, wo schon paar Schüler sitzen. Darunter mein Bruder, der sofort zu mir eilt.
„Wie geht’s dir, Süße?“, scheint er besorgt.
Ein Seufzen ist die Antwort, bevor ich mich beim Tisch der Gryffindors niederlasse.
„Ich denke, dass der Hut beeinflusst wurde.“, kommt es von Hermine, die neben mir sitzt.
Egal was sie denken… Es ist und bleibt die Hölle. Immer alleine sein zu müssen, ist doch grausam!
„Was hast du die erste Stunde?“
Ich sehe zum Teller, der auf einmal vor mir auftaucht und ich lehne mich auf dem Stuhl zurück. Der ganze Hokuspokuskram nervt mich jetzt schon.
„Kräuterkunde.“, gebe ich ihm kurz und knapp zu verstehen, bevor ich in meinem Salat rumstochere. Irgendwie habe ich kaum Appetit.
„Dann kann ich dich begleiten.“, lächelt mich mein Bruder an.
Ich nehme mir ein Stück des Salates und stecke es in meinem Mund.
Dann höre ich nur zu bekannte Stimmen, bei dem sich mein Magen umdreht und ich schlucke das riesige Salatblatt einfach runter. Super! Jetzt ist mir mein Appetit ganz vergangen!
Malfoy und seine dämlichen Freunden setzen sich beim Slytherintisch hin. Ich hasse sie so…
Plötzlich fällt mir etwas Schlimmes ein und ich muss nachfragen: „Bin ich auch so wie die?“ Damit deute ich zu dem Idiotenpack hin.
Alle sehen mich verwirrt an. Ich weiß, ich weiß. Das war wirklich eine dämliche Frage, denn wer kann sich schon so bescheuert benehmen? Also ich auf jeden Fall nicht!
Nach einer kurzen seltsamen Stille fängt Dylon einfach lauthals an zu lachen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Was soll das denn jetzt?
Wieder spüre ich diese hasserfüllten Blicke auf mir ruhen, weshalb ich diese erwidere. Malfoy nervt! Kann er nicht woanders hinstarren? Bin ich etwa so interessant, hm?
Ich sehe wieder zu meinem Bruder, der sich endlich wieder eingekriegt hat, an.
„Schwer zu sagen.“; neckt er mich, „Ich würde sagen, dass du dich manchmal wirklich genauso wie sie verhältst. Vor allem Malfoy ähnelst du.“
Geschockt starre ich auf einen Punkt vor mir.
„Super gemacht!“
Damit schenken ihm meine Freunde böse Blicke, die er bloß mit einem Schulterzucken entgegennimmt.
Ginny lächelt mich leicht an: „Das meint er nicht so.“
Als ich mich nach langer Stille nicht rühre, macht sich Harry sorgen um mich: „Alles in Ordnung?“
Ich sehe in seine Augen und stehe auf: „Ich glaub, ich muss mich übergeben gehen.“
Damit will ich gerade in Richtung Ausgang, als die Weasleys auf mich zukommen: „Hey, Amy.“
Und somit kann ich nicht dem Schicksal entfliehen… Bin ich wirklich so schlimm wie Malfoy? Oh Gott… Das kann ich wirklich nicht aushalten…
Somit setze ich mich wieder hin und die Zwillinge gesellen sich zu mir. Wie kann man Fred und George bloß auseinanderhalten?
„Na?“, lächeln sie mich freundlich an, „Hast dich schon in der Schule eingewöhnt?“
Mein Bruder antwortet für mich: „Ich glaube eher, dass sie sich jetzt erst gar nicht eingewöhnen möchte.“
Ein schäbiges Grinsen huscht ihm über die Lippen. Warum muss er mich immer so zanken?
Ich ignoriere es einfach und sehe wieder zu dem Abschaum an Slytherins Tisch rüber. Wie kann man bloß so gemein zu anderen sein? Ich verstehe das nicht…
Außerdem finde ich, dass sie nicht so angeben sollten, so wie sie aussehen, können sie bestimmt nicht mal den einfachsten Zauberspruch!
Plötzlich weiten sich meine Augen: Dylon hat recht! Ich benehme mich genauso wie Malfoy… Das darf doch nicht wahr sein! Sonst bin ich doch nicht so… oder?
„Und wie findest du die Schule ohne die Slytherins so?“, fragt mich einer der Beiden, die mich mit seltsamfreudigen Augen und mit seltsamem optimistischem Interesse wohl nerven wollen…
Wenn ich bedenke, dass ich bei den Slytherins wohne und Malfoy mit seinen Freunden abgrundtief hasse… Aber da ich von ihnen ja absehen soll, fällt es mir schon leichter nicht zu lügen.
„Bis jetzt gut.“ Ich lächle leicht und versuche mich noch immer heimlich auf und davonzumachen, aber anscheinend wollen sie mich noch weiter daran behindern, da die Beiden mich weiter ausfragen: „Und kennst du schon unseren Laden?“
„Nein.“, bleibe ich weiter bei meinen kurzen und netten Antworten, obwohl ich sie am Liebsten schon angeschrien hätte, weil sie mir langsam aber sicher die letzten Nerven rauben. Was soll die ganze Fragerei?
„Du scheinst ja nicht sehr gesprächig zu sein.“, klingt sich jetzt Ron ein. Doch, aber nicht ohne meinen morgendlichen Kaffee und außerdem fühle ich mich zu müde um mit jemanden ein Wort zu wechseln.
Bevor jemand noch etwas sagen kann oder irgendwer mich nerven kann, geht der blonde Slytherin provokant an unseren Tisch vorbei: „Dass eine Slytherin bei den Loser rumhängt, aber wieso frage ich mich das, denn schließlich bist du ja auch eine, Muggleabschaum.“
Ich lächle ihn theatralisch an: „Netter ging es nicht, was?“
„Das muss ich mir gerade von einer anhören, die ihr Buch auf dem Kopf liest.“
Alle Aufmerksamkeit gilt uns Beiden, doch wir streiten weiter.
„Ach ja?“, stehe ich nun auf und sage es direkt ins Gesicht: „Und du, der sich für etwas Besseres hält, denkt doch wirklich, dass ich auf so einen beschissenen Typ warten würde?“
„Sonst hast du ja auch wohl nichts Besseres zu tun.“
„Das könnte glatt von mir stammen. Wer hat denn schließlich nichts Besseres zu tun, als in einer Ecke mit seinen Kumpanen über mich zu lästern, hm?“
Ein siegessicheres Grinsen spiegelt sich im Kaffee von meinem Bruder wieder, als er verstummt.
„Ach, halt doch deine Klappe.“, meint er dann schließlich, „Du bist doch nicht besser als alle anderen an diesem Tisch. Vielleicht solltest du ja rüberwechseln. Schließlich gesellt sich gleich und gleich gern.“
Damit dreht Malfoy mir den Rücken zu und will gerade gehen, als ich ihn am Arm festhalte: „Wer denkst du bist du, dass du eigentlich so mit mir umspringst?!“
„Ich bin ein Zauberer, und du?“ Damit grinst er selbstgefällig und lässt mich mit dieser Aussage alleine.
Meine Hände ballen sich zu Fäusten, bevor ich mir einfach Dylons Kaffee nehme und ihn auf ex leer trinke. Erstaunt sehen mich meine Freunde an, aber ich gehe nicht darauf ein und ziehe bloß meinen Bruder hoch: „Wir müssen zum Unterricht.“
Damit schleife ich ihn einfach hinterher und hänge dabei noch an Malfoys letzte Worte. Ich weiß doch selbst, dass ich nicht dazugehöre und trotzdem tue ich so… Wieso, frage ich mich, Wieso macht mich das alles so wütend? Es sind doch bloß Idioten, die sich für etwas Besseres halten. Diese Sorte gibt es doch in jeder Schule, doch warum trifft es mich so?
Wir treffen auf einer blondhaarigen, die uns zu sich rüberwinkt. Verwirrt bleibe ich stehen, bevor mein Bruder zu ihr hingeht: „Hey, Luna.“
Sie hat hüftlange, zerzauste, aschblonde Haare, die sie offen trägt. Durch ihre hellblau-silbernen Glubschaugen denkt man, eine Irre steht vor einem. Die junge Frau sieht sehr nett aus, obwohl sie durch ihre seltsamen Radieschenohrringe crazy wirkt.
„Ich bin Luna Lovegood. Es freut mich sehr dich kennenzulernen.“
„Mich ebenfalls.“, lächle ich die Blonde an.
Dann gesellt sich noch jemand dazu. Er hat schwarze Haare und dunkle Augen. Er ist etwas dicklich und hat ein freundliches rundes Gesicht.
„Du bist Neville Longbottom, nicht?“, fällt mir ein. Einmal kam auch er zu Besuch zu mir nach Hause. Er ist sehr nett und ist ein begabter Schüler im Fach Kräuterkunde. In den anderen Fächern soll er miserabel sein wegen seiner Tollpatschigkeit und seiner Unsicherheit. Neville musste mal meinem Bruder in Kräuterkunde Nachhilfe geben.
Er nickt: „Ja, das bin ich.“
Ich lächle leicht, als wir in dem Raum ankommen und wir uns hinsetzen. Ich sitze neben Luna und meinem Bruder, der sich wiederum neben Neville gepflanzt hat.
Wir packen aus und ich lasse mich noch etwas von Dylon berieseln, bevor der Unterricht anfängt und die Frau, die sich als Pomouna Sprout vorstellt und irgendetwas über ihren Unterricht redet. Ich begutachte den Raum und die Schüler, als ich an einen hängen bleibe: Draco Malfoy. Warum muss er überall da auftauchen, wo ich bin? Was rede ich da? Das ist doch bloß Zufall…
So konzentriere ich mich auf den Unterricht, der mich irgendwie nicht sonderlich interessiert.
Die nächsten zwei Stunden ergeht es mir nicht viel besser, denn da haben wir Mugglekunde und Wahrsagen, wobei ich sowieso nichts sehen konnte…
Jetzt haben mein Bruder, Harry, Hermine, Ron und ich eine Freistunde und halten uns in der Bibliothek auf. Irgendwie fühle ich mich so beobachtet… Aber ich habe keine Lust dem nachzugehen und lese wieder ein Buch über die Geschichte der Schule und langweile mich dabei zu Tode.
Ich lausche dem Gespräch meiner Freunde und zähle bis zehn, damit ich nicht meinen Kopf gegen eine Wand hämmere.
„Nächste Woche schreiben wir einen Test.“, so von Hermine.
„Erinnere mich bloß nicht daran.“
Oh ja… Da teile ich wohl einmal Rons Meinung.
„Ich will doch bloß sagen, dass ihr dieses Mal nicht auf den letzten Drücker lernen sollt!“, rechtfertigt sich die begnadete Hexe.
Ich würde mich nicht rechtfertigen… Wofür denn? So dumm wie er ist, versteht er es sicher nicht mal in zwanzig Jahren…
Ich stehe entnervt auf und stelle das Buch weg. Vielleicht gibt es auch noch interessante Bücher?
Somit stöbere ich in den Regalen und habe schon bei Nahe aufgegeben, als ich doch noch eins erhasche. Als ich gerade danach greifen will, kommt mir eine Hand dazwischen. Verwirrt sehe ich neben mir, als ich in hasserfüllte graue Augen sehe. Wie sollte es auch anders sein, ist es meine verhasste ‚Hoheit’: Draco Malfoy!
„War ja klar, dass du mir wieder in die Quere kommst, Potter.“
Ein verlogenes Lächeln macht sich in meinem Gesicht bemerkbar: „Wie du immer so schön mit dir selbst redest, Malfoy.“
Wir verlieren unseren Augenkontakt nicht, als er sich mir etwa seitlich hinstellt: „Du hast keinen Respekt vor einem begnadeten Zauberer, Muggleabschaum.“
„Wieso sollte ich?“, lächle ich weiter, obwohl meine Augen ihn töten könnten, „Du hast doch auch keinen Respekt, was aber kein Wunder ist, da es in deiner Welt ja nur dich gibt und dieses Wort nicht deinem Wortschatz entspricht, nicht wahr? Bestimmt kannst du es nicht mal buchstabieren.“ Dabei lache ich höhnisch und drehe mich wütend um.
„Keine Angst.“, meint der Idiot zu mir und grinst selbstgefällig, „Du brauchst nicht weggehen. Ich wollte sowieso mich nicht lange hier aufhalten. Das Buch kannst du ruhig nehmen und lesen, dann lernst du wenigstens noch etwas, Muggle.“
Wütend sehe ich ihn nach und knurre etwas, bevor ich ihn nachäffe. Arschloch! Wieso wird einer wie der auf Hogwarts zugelassen? Nehmen die alles auf? Scheint mir, denn sonst würde Dylon ja schließlich auch noch zu Hause sein und Däumchen drehen…
Bei dem Gedanken muss ich unweigerlich schmunzeln. Warum denke ich bloß an so etwas Dummes? Ich sollte mir lieber überlegen, wie ich von hier unerwischt abzuhauen. Das ist schwieriger als es aussieht. Und so groß, dass ich manchmal den Überblick verliere. Wieso muss alles so riesig sein?!
Ich nehme mir gezielt ein Buch raus und schlage es auf. Ohne ein Wort mit den Anderen zu wechseln, setze ich mich wieder zu ihnen und blättere etwas darin rum und dann finde ich es: Ein Plan von Hogwarts. Darauf sind sogar geheime Gänge abgebildet. Gut, dass ich ihn gefunden habe. Heimlich stecke ich ihn in meine Tasche, während die anderen gezwungener Maßnahmen für Mugglekunde lernen.

Ich marschiere durch einen, der vielen Korridors und sehe dabei durch die riesigen Fenster. Wie es wohl meinen Eltern geht? Bestimmt sind sie froh, dass sie mich nicht an der Backe kleben haben. Vielleicht haben sie mich auch nur deshalb hier her geschickt?
Etwas traurig bin ich schon, wenn ich bedenke, dass ich gar nicht wirklich mit ihnen verwandt bin. Nicht Blutsverwandt… Eigentlich sind sie ja Fremde, schließlich haben sie mich mein ganzes Leben lang belogen.
„Kommst du mit zum Mittagessen?“
Ich zucke in mich zusammen, als ich auf einmal Dylon vor mir sehe. Er lehnt sich gegen eines der Fenster und lächelt mich besorgt an. Warum muss er es immer so übertreiben? Außerdem dachte ich, dass man sich in dieser riesigen Schule nicht oft überm Weg läuft, aber anscheinend hasst mich das Schicksal… Bestimmt will er wissen, was eben in der Bibliothek vorgefallen ist. Na, darauf freue ich mich ja!
Ohne ein Wort mit einander zu wechseln gehen wir Seite an Seite zur großen Halle. Als wir dort angekommen sind, erkenne ich schon die Menschenmenge im Raum und frage mich nicht, ob ich nicht doch lieber sofort verschwinden soll…
Ich setze mich wie heute morgen zu den Gryffindors. Wieso bin ich nicht hierher gekommen? Ich wollte doch hierher…
Niedergeschlagen sinke ich in den Stuhl und schnaufe entnervt. Wenn das so weitergeht, dann kann man mir schon mal ein Loch buddeln, um mich dann dort zu vergraben. Bestimmt würde das Mister Arschloch und seine Kumpanen richtig gerne übernehmen… Oder haben die schon eins geschaufelt? Okay… Jetzt spinne ich total.
„Du siehst ja total geschafft aus.“
Ach nee… Als wenn ich das nicht wüsste! Ronald sollte mal an seinen Aussagen arbeiten… Immer wenn er etwas von sich gibt, fühlt man sich immer noch schlechter.
Aber da kenne ich noch jemanden… Und schon wieder kommt mir Malfoy in den Sinn. Irgendetwas muss man doch machen um die Plage loszuwerden, aber wie?
Plötzlich höre ich ein Räuspern von meiner Linken und einen leichten Stoß in meiner Seite von der Rechten. Ich blicke um mich. Immer wieder abwechselnd zu meiner Linken und zu meiner Rechten, als ich die beiden Nervensägen, Fred und George, neben mir sehe.
„Habt ihr sie nicht mehr alle?!“, werde ich sauer, doch bleibe dabei noch relativ ruhig, „Was sollte das?“
„Ist ja schön und gut, wenn du verknallt bist.“, meint einer der Beiden, als der andere weiter spricht, „Aber musst du Malfoy ganze Zeit anstarren? Ist das nicht ein bisschen auffällig?“
Ich weite meine Augen. Was habe ich?! Vor Scham werde ich ganz still und tomatenrot, was ich am Spiegelbild in meiner Suppe erkenne.
Die Beiden grinsen, als sie merken, dass ich plötzlich ganz erschrocken bin.
„Was hast du, Amy?“, fragt mich jetzt auch noch Dylon und ich sauge die Luft ein, als wäre ich ein Staubsauger, bevor ich meine Schauspielerkünste zur Schau stelle und ein ehrlich aussehendes Lächeln zu Stande bekomme.
„Wieso sollte es nicht so sein, Bruderherz?“, frage ich strahlend, wobei er mich fragend ansieht.
Was denn? Habe ich etwas überreagiert? Ich glaub, dass Bruderherz kam ein wenig dumm rüber… Hätte ich doch nicht so viel aufgetragen, aber das ist ja wieder einmal so typisch für mich.
Nach einem kurzen Augenblick deutet er auf die Suppe: „Ich mein nur, weil du deine Suppe noch nicht angerührt hast.“
Ach so… Warum hat er das nicht gleich gesagt? Dann würde ich ja auch nicht so übertreiben…
„Ich habe keinen Hunger.“ Damit stelle ich meinen Teller zur Seite, als Ron mich bei Nahe schon anfleht: „Kann ich deinen Teller haben?“
„Ron!“, sehen Dylon, Harry und Hermine ihn entgeistert an. Ich muss bloß lachen. Wenigstens einer, der sich keine Sorgen macht und sein Leben genießt. Durch mein erstes herzhaftes und ehrlich gemeintes Lachen starren mich alle verwirrt an, doch ich ignoriere sie und höre nicht auf. Nach einer Weile tut mein Bauch total weh und ich muss ihn mir halten.
Nach einer Zeit kommen mir Tränen in die Augen und ich merke erst jetzt, dass sich dieses herzhafte Lachen zu einem hysterischen entwickelt hat. Nach einiger Zeit kriege ich mich wieder ein und stehe fröhlich auf. Was ist bloß los mit mir? Irgendwie verstehe ich meine Gefühlsausbrüche nicht. Aber wer versteht schon eine irregewordene junge Frau, die durch ihre ganzen Erlebnisse nicht einmal eine Tasse Kaffee bekommt?!
Meiner Meinung gehöre ich schon seit meiner Geburt in einer Irrenanstalt, aber meine Meinung interessiert ja hier niemanden! Sofort verschwindet mein Lächeln und meine Laune hat sich tief im Keller versteckt. Etwas benommen verlasse ich die große Halle und setze mich auf der Treppe, die zu den Türmen führt, hin.
Ich hole tief Luft, bevor ich meinen Kopf an das alte Gemäuer lehne. Wen jemand in meine Lage wäre, hätte er sich wahrscheinlich schon das Leben genommen, nicht? Aber andererseits… Man gewöhnt sich an die Hölle, wenn man in dieser aufgewachsen ist.
Graue Augen… Ich hasse ihn so! Schon allein wenn ich an ihn denke, muss ich meine Wut zügeln um nicht alles nicht zu zerschmettern!
„Mach Platz!“
Ohne dass ich etwas sagen oder machen kann, stößt jemand mich hart gegen die Mauer. Wütend schreie ich um mich: „Was sollte das?“
Erst jetzt erkenne ich, dass es sich um die Bulldoge handelt, die mich herablassend ansieht: „Nur weil du denkst, dass du wie ein Köter überall rumhängst, heißt es nicht, dass du den Anderen den weg versperren musst.“
„Man kann das auch nett sagen.“, lächle ich sie furchtlos an, bevor ich aufstehe und drohend auf sie zugehe, „Außerdem bist du der Köter, schon vergessen Mopsgesicht?“
Gott… Woher habe ich bloß diese ganzen Beleidigungen her? Sonst bin ich doch nicht so herabfallend… Aber ich glaube das steckt an, wenn ganze Zeit diese dummen Idioten in meiner Gegenwart über einen herziehen.
Ihre Augen blitzen vor Wut auf: „Nenn mich noch einmal so und ich entstell dir dein Gesicht, Muggle!“ Oh… was für eine Beleidigung und was für eine Drohung! Die weint doch gleich, wenn ich weiter mache.
„Jetzt wirst du wohl handgreiflich, was? Fallen dir keine Beleidigungen mehr ein? Ich bitte dich.“, fange ich lachend an, bevor ich noch näher komme und nur noch ein Blatt zwischen uns passt, „Ein Hund, der bellt, beißt nicht. Das weiß doch jedes kleine Kind, also höre auf mit deinen leeren Versprechungen!“
Die letzten Worte schreie ich durch die Gegend, bevor ich mich umdrehe und ohne ihre Reaktion abzuwarten gehe. Man kann ich gemein sein…
Bevor ich die Ruhe endlich mal genießen kann, fängt mich eine meiner Mitbewohnerin ab. Blond, blauäugig: Daphne Greengrass! Man… seit wann habe ich so ein gutes Gedächtnis?
„Wir haben jetzt zusammen Verteidigung gegen die dunklen Künste.“, lächelt sie, als ich ihr bloß halb abwesend folge. In dem Klassenraum angekommen, erkenne ich schon Harry, Ron, Hermine und Dylon. Mein Bruder verzieht das Gesicht, worauf sich nur schließen lässt, das er das Fach hasst. Als ich mich hinsetze, wende ich mich Dylon zu: „Was hast du?“
„Snape unterrichtet mein ehemaliges Lieblingsfach.“ Wieso ehemalig? Doch dann fällt es mir wieder ein. Er hasst Snape und Snape hasst ihn… Jetzt verstehe ich es.
Als ich zu unserem Lehrer sehe, fahre ich in mir zusammen. Seltsame durchdringende Blicke schenkt er mir. Seine Augen sind ausdruckslos und doch kann ich einen Hauch von abgrundtiefem Hass erkennen. Er ist sehr geheimnisvoll mit seinen schwarzen schulterlangen Haaren und seinen dunklen düsteren Augen. Ist er nicht der Hauslehrer von Slytherin? Stimmt… Der war doch auch schon gestern da.
Als der Unterricht anfängt, höre ich seine dunkle strenge Stimme und irgendwie ist sie vertraut. Wo habe ich diese stimme bloß schon mal gehört? Mhmm… seltsam…
Ich folge gespannt dem Unterricht und sehe den anderen zu, wie sie ein paar Zaubersprüche üben.
Nach dem Unterricht packe ich alles zusammen und will gerade gehen, als mich eine Stimme davon abhält: „Miss Potter, bleiben Sie noch einen Moment.“
Sofort bleibe ich stehen und atme noch einmal tief aus, bevor ich mich meinem Schicksal ergebe und mich zu Professor Snape umdrehe.
Ein grinsender Blondhaarige geht an mir vorbei: „Viel Spaß.“ Das dumme Getue kann er sich sparen! Malfoy braucht mir nicht immer das Gefühl geben, dass er mich nicht ausstehen kann, das weiß ich auch selbst!
Als alle aus dem Raum teilweise auch geflohen sind, hebt er seine ruhige Stimme ein wenig an: „Auch wenn sie eine Potter sind, so sind sie doch im Haus Slytherin. Also“ Kurz hält er inne, weil er es nicht aussprechen will oder kann. „Wenn sie etwas auf dem Herzen haben, könne sie zu mir kommen, aber denken sie nicht, dass ich mich von ihren Beziehungsproblemen oder ihre Jammerei über irgendwelche Wehwehs ständig gefallen lasse und Sie mich damit nerven können.“
Das nenne ich eine klare Ansage… Ich bleibe seinem Blick standhaft und nicke entschlossen, bevor meine Stimme gleichgültig wirkt: „Ist das alles?“
„Vorerst ja.“, meint er gefühllos, „Sie können gehen.“
Somit mache ich auf dem Absatz kehrt und eile mit schnellen Schritten aus dem Raum, doch wieder hält mich seine Stimme auf: „Und wenn Sie denken, dass Sie unseren guten Ruf ruinieren können, werden Sie mit Konsequenzen rechnen müssen.“
Warum betont er das ‚Sie’ so? Ohne eine Antwort verschwinde ich einfach und gehe zur nächsten Stunde, wo ich keine Ahnung habe, wo es sich befinden soll…

Als ich nach langem Suchen den Raum finde, betrete ich den Raum und erkenne sofort Neville, zu dem ich mich setze: „Hey.“ Ich lächle leicht, als er es nur erwidert. Wieder spüre ich die hasserfüllten Blicke von vielen Slytherins. Wieso muss ich mich immer nur so wie Dreck fühlen, wenn die mich so anstarren, als wenn ich von einer anderen Welt käme?
Der Unterricht fängt an und Professor Slughorn fängt uns an über Zaubertränke aufzuklären. Als die Hälfte der Stunde vorbei ist, erklärt er uns wie man einen herstellt. Ich glaube, er sagte, dass man mit ihm kleinere Wunden heilen kann, aber ich bin mir jetzt nicht mehr so sicher… Egal!
Ich bereite die Zutaten vor und gebe es Neville an. Er wirft sie dann in den Kessel und rührt gut um. Bis jetzt scheint es ganz gut zu laufen, doch jetzt soll er einen Zauberspruch drauf legen. Ob er das schafft? Ach, ich denke, dass er das schafft… oder? Wenn ich doch nur zaubern könnte…
Er belegt den Kessel mit einem Zauber und es scheint nichts zu passieren. Ich atme erleichtert aus. Ich habe mir wohl zu viele Sorgen gemacht. Manchmal sollte ich auch mal meinen Freunden vertrauen.
Nach einem Moment der Stille hört man auf einmal einen lauten Knall und ich fasse mir an mein Herz. Wollen die mich nicht gleich abknallen? Ich sehe einen schwarzen Dunst, der aufzieht und ich muss anfangen zu husten. Super…
„Neville“, seufzt Slughorn verzweifelt, „Nicht schon wieder…“
Und dann fragt man mich, warum ich niemanden vertraue und immer nur alleine arbeiten will…
Ich verdrehe meine Augen, als sich der Dunst verzieht und der Dunkelhaarige neben mir total dreckig von der Explosion ist. Wenigstens ich habe nichts abbekommen…

Die restlichen Stunden vergehen wie im Flug. Jetzt gehe ich gerade außerhalb der Schule etwas in der Landschaft spazieren. Es ist hier so schön… Diese verblüffende Schönheit ist aber nur ein Ablenkungsmanöver von den selbstverliebten und hinterhältigen Idioten, die alle samt auf die Schule gehen… Auch manche Lehrer sind ziemlich kurios.
Ich setze mich am See hin und blicke übers Wasser hinweg zur Sonne, die langsam aber sicher untergeht. Traumhaft...
„Schön, nicht?“ Jemand setzt sich neben mir hin, bevor ich überhaupt mitbekomme, dass es sich bei der Person um Harry handelt.
„Sehr schön.“
Ich winkle meine Beine an und lächle ihn leicht an: „Die Situation ist sehr komisch, nicht wahr?“
„Ach“, meint er leicht schmunzeln, „Mich kann hier nichts mehr überraschen oder schocken.“
Wenn ich mir die ganzen Abenteuer anhöre, was alles so geschehen ist mit Voldemort und alles, dann kann ich es schon verstehen.
„Klar.“, lächle ich weiterhin und lege mich ins trockene und weiche Gras hin, „Wenn man gegen Voldemort gekämpft und so viele sterben gesehen hat, dann kann einem das kleine bisschen auch nicht mehr schocken.“
„Du hast recht. Aber ich finde es eigentlich sehr schön zu wissen, dass ich eine Schwester habe.“
Ich nicke strahlend: „Eigentlich hast du recht. Jetzt habe ich zwei Familien… Das kann ja auch nicht schaden, ne?“ Damit zwinkere ich spaßeshalber.
Wir sehen uns wortlos den Sonnenuntergang an und ich genieße diese Stille. Endlich kann ich mal ausspannen!

Ohne Abendessen gehe ich hoch auf mein Zimmer und tue so, als wenn ich schlafen würde. Als es dann ganz spät in der Nacht ist, öffne ich grinsend meine Augen. Ich muss hier weg! Schnell stehe ich leise auf und schleiche fast geräuschlos aus dem Zimmer zum Gemeinschaftsraum, wo ich ebenfalls unbemerkt verschwinden kann.
Ich sehe kurz auf die Karte und kann sogar durch die tiefe Dunkelheit der Nacht erkennen, wo ich lang muss. Als ich schon kurz vor dem Ausgang stehe, höre ich Stimmen. Panisch verstecke ich mich und versuche nicht hysterisch zu werden.
Leider kann ich nicht verstehen, über was sie sprechen, doch kann ich eine Stimme klar erkennen. Sie stammt von Dumbledore, doch wem gehört die Zweite? Egal… Alles was mich interessiert, ist mein normales Leben!
Als die Stimmen immer lauter werden, muss ich schlucken. Ich ahne Schlimmes… Mein Herz rast wie wild und ich halte vor Angst meine Luft an. Ich will hier weg!
Zum Glück biegen sie nicht ab, sondern gehen geradeaus weiter. Erleichternd atme ich leise aus. Puh… Jetzt kann ich-
„Amelia Potter“, höre ich auf einmal eine Stimme neben mir. Sofort drehe ich mich mit dem Kopf zur Stimme und erkenne Snape, der mit seinem Zauberstab die Schule erleuchtet. Mist…
„Ich wusste doch, dass Sie hier rum schleichen und Unsinn anstellen.“
Ich weite meine Augen, als er mich unsanft am Arm packt und mich einfach mitnimmt. Das gibt Ärger… RIESENÄRGER!

3. Keinen Moment der Ruhe…

In seinem Büro angekommen, sitze ich nun wie in einem Verhörraum an einem Stuhl und er wartet auf eine Erklärung, doch vergeblich, denn ich werde nicht sprechen. Was sollte ich denn sagen? Versteht sich das nicht von selbst, dass ich von hier weg will? Huhu?! Ich bin ein Muggle und im Haus Slytherin! Da kann man doch nur noch flüchten, oder? Alle Slytherins hassen mich außer seltsamerweise die Greengrass’, aber die bemitleiden mich bloß…
„Tun sie das nie wieder.“ Seinen Blick kann ich nicht deuten. Was denkt er bloß in diesem Moment? Und warum kommt er mir so bekannt vor? Ich verstehe das alles einfach nicht…
Leicht nicke ich, was total gelogen ist. Natürlich werde ich es wieder und wieder versuchen… Wieso auch nicht? Ich will hier nicht sein.
„Ich meine es ernst.“, fängt Snape an, „Noch einmal und sie werden eine schwere Strafarbeit voll richten.“
Jetzt grinse ich nur gefühllos und werde respektlos: „Und wenn ich diese Strafarbeit nicht mache?“
Blitzschnell wechselt er seine Miene und man könnte denken, dass die Hölle vor einem stehe… Was soll das?
Der Schwarzhaarige beugt sich etwas nach vorne: „Ich scherze nicht, Miss Potter. Das hier ist eine Verwarnung, aber nächstes Mal werden sie die Konsequenzen zu spüren bekommen!“
Ey… Das muss ich mir doch nicht wirklich gefallen lassen, oder? Warum will man mich hier einsperren?! Ich will nicht hier bleiben… Das ist doch wie ein Gefängnis hier!
Wütend stehe ich vom Stuhl auf und will gerade aus der Türe stampfen, damit ich in meinem Zimmer irgendetwas zerschmettern kann, da redet Professor Snape einfach weiter: „Und damit dieser Vorfall sich nicht wiederholt“ Kurz legt er eine Pause ein, als sich die Türe öffnet und ein blondhaariger junger Mann in das Büro kommt. Als er sich zu mir umdreht, erkenne ich die grauen Augen und bemühe mich schwer, mich unter Kontrolle zu halten. Was macht DER hier?
„wird Draco dich bewachen.“
Ich weite meine Augen. Ein Scherz? Das darf nicht wahr sein! Das ist ja noch schlimmer als die Hölle! Wollen die mich zum Suizid bringen?
Ungläubig wende ich mich Snape zu, der mich bloß ausdruckslos ansieht. Man… Alle haben sich doch wirklich gegen mich verschworen!
„Da er dir ja eben schon gefolgt ist, kann er dich auch die ganze Zeit bewachen und jetzt geht wieder in eure Schlafsäle.“
„Das-„
Unser Hauslehrer unterbricht Draco, weshalb ich ein wenig schmunzeln muss: „Keine Widerrede oder du wirst auch verwarnt.“
Ohne ein weiteres Wort gehen Draco und ich nebeneinander aus der Tür. Ich hasse Snape! Wieso ausgerechnet ich-bin-etwas-Besseres-als-du Idiot? Wieso nicht Pansy, über die man sich so gut amüsieren kann? Oder einer von den Greengrass’, oder so? Aber nein! Ich muss
mit meinem verhassten Feind meine wertvolle Zeit verbringen…

Schon seit zwei Stunden sitzen wir uns im Gemeinschaftsraum der Slytherins gegenüber und sehen uns hasserfüllt in die Augen. Ab und zu beschimpfen wir uns auch. Soll das von jetzt an
immer so gehen? Man… Das hält man ja im Kopf nicht aus! Aber ich wollte ihm ja sowieso noch etwas heimzahlen!
„Nur wegen dir muss ich mich jetzt mit dir abgeben.“
Ein theatralisches Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht: „Gleichfalls, Liebling. Schließlich hast du mich ja beobachtet und ich nicht dich. Also ist es deine schuld, Schatzi.“
Ich schnalze mit der Zunge und muss ein wenig schmunzeln, als er mich tödlich ansieht: „Wärest du nicht so laut gewesen, dass du mich geweckt hast und mich aufmerksam gemacht hättest, wäre das doch erst gar nicht geschehen.“
Mein Strahlen bleibt konstant und ich spiele ahnungslos: „Was hast du gesagt, Liebling? Ich konnte dich leider soo~ schlecht verstehen.“ Das Letztere rufe ich, obwohl er genau vor mir sitzt.
Der Blonde zieht eine Augenbraue hoch: „Du hast sie doch wirklich nicht mehr alle.“
„Ich weiß.“, meine ich locker und grinse etwas, „So sind nun mal Muggles. Aber ihr seid nicht viel besser.“
Auch er grinst jetzt: „Zauberer und Muggle unterscheiden sich nun mal. Und deshalb sollten beide Seiten bei ihresgleichen bleiben.“
Das ist die typische Slytherineinstellung… Wenn ich so denken würde, wäre ich wohl nicht hier und überhaupt nicht mal in der Nähe von Zauberern.
Aber dem ist nicht so und es ist teilweise gut so…
So fallen wir ins schweigen und ich langweile mich zu Tode. Warum nimmt er diese Aufgabe eigentlich so ernst? Muss ich das verstehen?

Ich gehe, kurz gefolgt vom Arschloch, in die große Halle und schreite mit schnellen Schritten zu meinen Freunden. Endlich trennen sich unsere Wege und ich kann beruhigt aufatmen. Noch länger und ich wäre wahnsinnig geworden! Das hält doch nicht mal ein Wahnsinniger aus! Und Dylon denkt, ich würde genauso sein wie der da?! Hat er sie noch alle?! Dylon ist doch derjenige, der mich ständig zu nervt und nicht andersrum!
Schweigend setze ich mich auf irgendeinen Stuhl hin.
„Guten morgen.“
Ich stelle meinen Teller zur Seite und lege meinen Kopf auf den Tisch: „Gute Nacht.“
Damit schließe ich meine Augen und versuche meine Kopfschmerzen zu verdrängen…
„Was ist denn mit dir los?“, fragt Fred schmunzelnd. Sagte ich gerade Fred? Oh man… Woher will ich das denn bitte wissen, hm? Gott… Ich hänge wirklich zu viel in dieser durch geknallte Schule herum.
„Mhmm…“, gebe ich mürrisch als Antwort, doch es scheint meinen Freunden nicht zu genügen, weshalb ich mit der Sprache rausrücke, „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil man mich nicht hat schlafen lassen.“ Damit sehe ich zu Malfoy, der bereits neben mir steht. Wie kommt der so schnell hierhin? Und wieso frage ich mich das eigentlich noch?!
Alle sehen zwischen mir und dem Idioten hin und her und ich glaube, dass sie es etwas missverstanden haben…
Zuerst versucht mein Bruder abzulenken: „Willst du also keinen Kaffee?“
Dann erntet Besserwisser einen vernichtenden Blick von meinem Bruder.
„Kaffee!“, sofort bin ich hell wach und springe auf, doch dann setze ich mich wieder hin und sehe den Braunhaarigen etwas skeptisch an, „Was hast du ausgefressen? Immer wenn du etwas angestellt hast, dann willst du mich mit Kaffee bestechen.“
Unschuldig sieht er mich an, bevor er es einfach nur abwinkt: „Lenk nicht ab.“
Sofort vermiest sich meine Laune wieder und ich lege meinen Kopf wieder auf dem Tisch hin. Ich will nicht wissen, an was sie denken, was wir gemacht hätten… Dabei kommt mir gleich die Galle hoch. Als wenn ich ihn jemals anfassen würde, da bekommt man ja die Krätze und sonst welche unerforschten Krankheiten!
Herr Wohlgeboren geht provokant an meinem Stuhl vorbei: „Sie wollte gestern weglaufen, weshalb ich jetzt ihren Babysitter spielen muss.“
Wieso musste er es ihnen sagen?!
„Was?!“ Somit gilt alle Aufmerksamkeit mir. War ja so klar… Immer nur auf mich drauf… Ist ja nicht so, dass ich schon genug bestraft bin, NEIN… Somit schlage ich meinen Kopf mehrmals gegen den Tisch, um vielleicht so eine Möglichkeit zu finden, von hier zu verschwinden. Oh Gott… Jetzt reimt sich die Scheiße auch noch. Die Schule ist kein guter Einfluss für mich. Bald verliere ich noch ganz meinen Verstand…
„Der arme Tisch“, gibt mir Ron zu verstehen, weshalb ich aufhöre und stattdessen erklären zu versuche: „Also… Wenn ihr an meiner Stelle wäret, wo ihr nach Slytherin gehen müsst, wo nicht nur meine Mitbewohner schrecklich sind, sondern selbst der Hauslehrer mich umbringen will, so bleibt mir keine andere Wahl als hier abzuhauen ohne aus dem Fenster zu springen! Außerdem bin ich ja ‚abnormal’, nur weil ich meinen Verstand verliere, da ein normal Sterblicher so etwas nicht aushält und ich als Muggle erstrecht nicht! Ich hatte nämlich noch KEINEN Schlaf, weil die Bulldoge denkt, sie könnte wirklich wie ein Mops schnarchen und ein Herr Rassist mich ganze Zeit beobachten musst, nur weil Snape uns erwischt hat!!!“
Das Letzte schreie ich so laut, dass selbst Dumbledore, der am anderen Ende der Halle sitzt, das mitbekommen hat und sich bloß räuspert. Fällt dem nichts Besseres ein?
„Uns?“, fragt jetzt George und grinst wie ein Honigkuchenpferd dabei. Dabei gibt es keine Honigkuchenpferde… Obwohl? In dieser Irrenanstalt können wahrscheinlich sogar Schweine fliegen! Ich traue dem Laden alles zu…
Kurz atme ich tief ein, bevor ich mich gerade hinsetze und weitererzähle: „Ja, denn Mister Wohlgeboren denkt, dass er mir einfach wie ein Köter nachlaufen kann! Ich stand kurz vorm Ausgang und der, der versaut mir das noch!“
Hermine seufzt nur und belehrt mich eines Besseren: „Du solltest es einfach ignorieren.“
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und forme meine Augen zu schlitzen und tue so, als wenn sie ein Geist wäre. Wie kann sie das bloß so einfach sagen? Ja, sie braucht ja auch nicht Tag und Nacht diese Halbgescheiten ertragen! Langsam ist das Maß voll!
Eine unangenehme Stille bricht herein und ich sehe bloß mein Frühstück an. Ich weiß, ich benehme mich kindisch und übertreibe schamlos, aber es ist doch wahr! Ich WILL und KANN nicht länger bei denen bleiben ohne dass ich sie mit irgendetwas bewerfe!
Wegen der Vorstellung muss ich schmunzeln.
„Dann brauchst du ja deinen Kaffee nicht.“, meint mein Bruder locker und nimmt ihn sich wieder. Ein vernichtender Blick meinerseits trifft ihn. Er schluckt ein wenig, doch lächelt mich dann lieblich an. Alle sind doch wahnsinnig… Wollen die sich mit mir anlegen?
Dann fällt mir etwas Lustiges ein: Wenn ich schon nicht meinen Kaffee trinken kann, kann ich ihn dann auf Malfoy werfen? Ich muss kichern, weshalb die Anderen mich etwas verstört ansehen.
Ich ignoriere es und lehne mich gegen die Stuhllehne an. Irgendetwas stimmt doch mit mir nicht… Mein Gehirn scheint herausgefallen zu sein, als ich diese Schule hier betreten habe…
Seufzend stehe ich auf und schreite zum Ausgang, als jemand etwas grummelt und dieser jemand ist niemand anderes als Herr Wohlgeboren selber. Man merkt, langsam fallen mir keine Beschimpfungen mehr ein… Werde ich wieder ich?
Ohne darauf einzugehen, verlasse ich den riesigen Saal und gehe Richtung Badezimmer der Mädchen. Als ich den Gang hinab schreite, höre ich bereits Schritte, die immer lauter werden. Nach einem kurzen Augenaufschlag ist Malfoy auch schon an meiner Seite und hält mit mir schritt. Will er mir bis zum Badezimmer folgen? Man… Ich habe mir wohl meine eigene Privatsphäre zerstört… Das nennt man Pech!
Vorm Badezimmer bleibe ich stehen und drehe mich um: „Aber mit rein kommst du nicht, oder?“ Dabei ziehe ich verächtlich eine Augenbraue hoch. Das wäre ja abartig!
„Ja, klar“, meint er sarkastisch, „als wenn ich mir das unbedingt antun müsste! Willst du, dass ich erblinde?
„Ach so etwas kannst du?“, grinse ich ihn provozierend an, „Ich dachte, dass du Gott und allmächtig wärst.“
Lange sieht er mich an, bevor er sich umdreht und an die Wand neben der Türe lehnt: „Wer sagt denn, das ein Gott nicht erblinden kann, wenn er Satan höchst persönlich sieht?“
Kurz lächle ich ihn schlecht gespielt an, bevor ich die Türe öffne: „Das du gar keine Angst hast, dass ich nicht aus dem Fenster springe.“
Kurz höre ich ein höhnisches Lachen, bevor er mich aufklärt: „Ich glaube nicht, dass du aus dieser Höhe springst außer du willst Selbstmord begehen und dann wären ja auch alle Probleme gelöst.“
Das hätte er wohl gerne… Ohne ein Wort schließe ich die Türe hinter mir und atme erleichtert aus. Jetzt bin ich schön alleine. Alleine mit meinen Gedanken und ich kann endlich mal ausspannen. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Ich stelle schon einmal das Wasser für ein Bad an und entledige mich meinen Klamotten. Endlich mal ein Ruheort!
Somit lege ich mich in die bereits aufgefüllte Badewanne rein und stelle erst nach ein paar Augenblicken den Wasserhahn ab. Seltsam… Es ist sofort angenehm warm und das Wasser umschmiegt meinen Körper. Es ist schön mich mal entspannen zu können. Vielleicht kann ich ja danach wieder neue Kraft schöpfen um den nächsten Stunden entgegen zu treten. Sie werden nämlich die Schlimmsten auf der ganzen Welt werden!
Aber warum lässt mich Malfoy eigentlich nicht einfach abhauen? Ich meine, er hasst mich, ich hasse ihn und somit hätte es ein Ende, aber nein! Er muss es natürlich verkomplizieren!
Genüsslich schließe ich meine Augen und höre nichts weiter als mein Atmen. Es ist das reinste Paradies!
Plötzlich schwingt die Türe auf und jemand stampft wie ein Elefant ins Bad. Wer ist denn das?
Sofort öffne ich meine Augen und erkenne das Mädchen, welches mich mit ihren Glubschaugen anfunkelt. Pansy Parkinson… Man! Kriegt man denn hier nicht mal für eine kurze Zeit ihre Ruhe?! Der hetzt sie doch mit Absicht auf mich… Moment. Könnte ich das nicht genauso tun? Ihm es heimzahlen? Meine Augen fangen an sich prächtig über den Plan zu amüsieren. Das wird ein Spaß! Wie du mir, so ich dir, Malfoyidiot.
„Hallo, Pansylein.“, säusle ich halbwegs glaubwürdig gespielt vor.
Die Hexe sieht mich aufgebracht an: „Halte die Klappe!“
Somit strahle und lüge ich sie an: „Malfoy hat mit mir über dich geredet.“
„Glaub ich nicht.“, fängt sie vor einem Nervenzusammenbruch an, „Er würde niemals mit dir über seine Freunde sprechen. Er hasst dich doch.“
„Trotzdem tat er es.“
„Ich glaube dir nicht!“, schreit mich die Bulldoge, die einen Maulkorb angelegt bekommen sollte, an.
„Ob du es glaubst oder nicht, er hat mir von dir erzählt.“, fange ich etwas wütend an, „Malfoy meinte, dass du die wunderschönste und klügste Frau auf der Welt wärest. Er sagte auch, dass du ihn immer wieder zum strahlen bringst und er meinte, dass er ohne dich gar nicht mehr Leben könnte, denn du bist sein Leben. So, seine Worte. Er liebt dich.“
Man, bin ich heute wieder fies. Aber das hat er auch verdient.
Pansy strahlt und kreischt: „Ist das wahr?!“
„Aber sicher doch.“ Mein Gott… Wer glaubt’s wird selig! So ’ne dumme Zicke ist mir noch nie über dem Weg gelaufen.
Sofort läuft sie raus zu Dracula Malefiz. Wow! Toller Spitzname. Ich muss schmunzeln, bevor ich in wenigen Augenblicken in einen Lachanfall bei Nahe ersticke.
Schon höre ich ihre laute schrille Stimme und ihr Gesäusel über ihre künftige Beziehung. Als ich mich wieder beruhigt habe, werde ich neugierig.
Geräuschlos steige ich aus der Wanne und binde mir ein übergroßes Handtuch um die Hüften, bevor ich die Türe unbemerkt einen Spalt öffne und die Beiden sehe. Sie umarmt ihn und säuselt vor sich hin, während Malfoy verwirrt dort steht und nicht weiß, was er sagen oder tun soll. Yeah! Schon 2 : 0 für mich!
Dann will sie ihn gerade küssen, als er sie von sich stößt. Geschockt starrt Pansy das Arschloch an. Spätestens jetzt würde ich ihm gerne eine reinhauen! Auch wenn es nur der Mops ist, aber man behandelt so keine Frau!
„Was soll das?!“
Ui! Ist der aber böse… Und das zu einer guten Freundin!
Zuerst sieht sie ihn traurig, dann aber glücklich an: „Sorry, weil es dir so schnell erging. Ich wusste ja nicht, dass du mich noch immer willst.“
Erneut umarmt sie ihn und läuft strahlend weg. Ich muss schmunzeln, bevor mir eine beängstigende Tatsache einleuchtet. Die Beide waren schon einmal zusammen? Oh Gott!
Na ja… wenigstens habe ich ihn bald nicht mehr an der Backe kleben und ich kann endlich mal entspannen.
Er sieht ihr noch etwas nach, bevor Blondi zur Türe schaut. Scheiße! Schnell laufe ich geräuschlos auf einer der Toiletten und schließe ab. Der hat mich doch nicht etwa gesehen, oder? Und wenn, wird er doch sicherlich nicht hier reinmarschieren, oder?! ODER??!! Scheiße… Von wegen entspannen! Der will mich sicherlich in ’nem Frosch verwandeln… Und wer weiß, was dann passiert! Ich will keine Fliegen essen! Nein… Warum muss ich es auch immer so übertreiben? Ich dumme, dumme-
„Ich weiß, dass du hier drinnen bist, Potter.“
Ich zucke vor Schreck zusammen und fasse mir ans Herz. Wie kam er jetzt so schnell hier rein? Scheiße… Will der mich umbringen?
Er war ein Todesser… Schon das alleine bedeutet nichts Gutes… Wieso muss ich mich auch immer mit einem Zauberer anlegen? Sonst ist das doch nicht meine Art. Wieso versuche ich ihm etwas zu beweisen? Egal… Ich sollte auf jeden Fall ruhig bleiben.
„Soll ich wirklich rauskommen?“, frage ich ganz ruhig und mit einem Grinsen auf dem Gesicht, „Ich bin nackt.“
Kurz herrscht Stille. Wie? Überlegt der sich jetzt ernsthaft, ob ich rauskommen soll oder nicht? Gott… Wie blöd muss man sein?
Dann findet der Idiot wohl seine Stimme wieder: „Du steckst dahinter, nicht wahr?“
„Was meinst du?“, frage ich lieblich unschuldig. Ich bin so ein böses Mädchen.
„Das weißt du doch genau.“, wird er wieder arrogant und kalt, „Du versuchst mich von dir fernzuhalten, aber kennst du keine besseren Tricks? Die werden nicht funktionieren, glaub mir.“
Selbstsicher lehne ich mich gegen die Wand an: „Findest du? Also ich finde, es hat funktioniert.“
„Wenn ich ihr erzähle, dass es Lügen sind, dann-„
„Wird sie dich für immer hassen.“, beende ich seinen Satz und kichere böse, „Glaub mir, Malfoy. Du hast jetzt ein gewaltiges Problem.“
„Das werden wir ja noch sehen, Potter.“
Dann werden seine Schritte immer leiser und ich höre wie er die Türe schließt. Oh nein… Ich habe kein Problem, aber er hat eins! Und zwar ein Gewaltiges. Grinsend marschiere ich aus der Toilette und nehme mein Handy auf dem Fensterbrett mit. Ich hatte versehentlich auf Aufnahme eben gedrückt und wusste, dass es irgendetwas noch zu gebrauchen wäre. Ich kann wohl hellsehen.
Es wird ein Kinderspiel sein, ihn loszuwerden!
Schnell ziehe ich mich um und gehe raus. Natürlich folgt mir Malfoy wortlos und ich frage mich, ob das wirklich sein ernst ist. Muss er mich jetzt wirklich überall hin begleiten, obwohl ich ihn Pansy auf ihn angesetzt habe?! Mein Gott… Der hat Nerven!
Nun schreiten wir zu unserem ersten Fach und ich frage mich wirklich, ob das nötig ist.
Es ist nämlich schon wieder mit Snape und ich will ihm eigentlich nicht immer begegnen müssen!
Seufzend betrete ich gemeinsam mit Dracula den Raum und hasse ihn und Snape umso mehr dafür, denn aller Aufmerksamkeit gilt uns. Es gibt fragende sowie neugierige Blicke und niemand, wirklich niemand sieht nicht hin. Wieso eigentlich immer ich?
Dem Idioten ist es völlig egal und geht lässig und hochnäsig zu seinem Platz und somit begebe auch ich mich zu meinem, der neben Dylons und Harrys, also zwischen meinen Brüdern, ist.
Dort angekommen, lasse ich mich müde auf meinem Stuhl nieder. Bekomme ich jemals Ruhe?
Sein Unterricht langweilt mich so dermaßen, dass ich mir ein Blatt raushole und einfach drauf loszeichne. Zuerst kommt der Umriss eines Mensches ran, bevor ich dann mit den Augen anfange und bei der Kleidung aufhöre. Als Nächstes muss ich die Falten und die Schattierungen zeichnen und zum Schluss verbessere ich es hier und da noch einmal. Zur Zeichnung nehme ich viele verschiedene Kohlestifte.
Erst als sie fertig ist, erkenne ich die Person, die ich da gerade gezeichnet habe. Es war jemand, der mir damals mal das Leben gerettet hatte. Dieser Typ… So schnell wie er auftauchte, verschwand er auch wieder. Wäre er nicht gewesen, dann säße ich jetzt nicht hier und würde andauernd an ihn denken.
Harry und Dylon sehen über meine Schultern hinweg und staunen nicht schlecht.
„Woher hast du das denn gelernt?“, fragt mich jetzt der Braunhaarige. Ich antworte ihm nicht, sondern versuche mich wieder auf dem Unterricht zu konzentrieren. Dann sehe ich in Snapes Augen und denke an meinem Retter.
„Sieht gut aus.“
Dann nimmt mir Dylon die Zeichnung einfach weg und ich stehe kurz davor ihn einfach anzuschreien.
Sofort sehen es sich auch Ron, Fred und George an. Wieso auch immer ich? Aber ich sollte es mich nicht ständig fragen…
Der Jüngste von den Dreien klappt sein Kinnladen runter und kriegt ihn vor staunen nicht mehr zu. Doch die anderen Beiden fangen wieder an zu grinsen und ich frage mich manchmal wirklich, warum sie nicht einmal ernst bleiben können…
George redet auf mich ein: „Wer ist das denn? Etwa dein Freund? Ich dachte, du hättest keinen? Oder ist das dein heimlicher Verehrer? Oder bist du in ihn verknallt?“
Ich verdrehe meine Augen und seufze bloß, als mein Adoptivbruder bei Nahe ausrastet: „Niemals! Ich würde ihr das niemals erlauben! Erst mit 30! Sie ist noch viel zu jung für Kerle!“ Und das sagt der, der schon mit zwölf entjungfert wurde…
Außerdem ist er immer so fürsorglich zu mir… Dabei ist er doch gar nicht mein Bruder! Will der mich als alte Jungfrau sterben lassen? Gott… Manchmal denke ich wirklich, dass er mir selbst das Atmen verbietet…
„Er sieht aus wie Snape in jung.“, meint jetzt Ron, der sich verängstigt das Bild ansieht, „Das ist ja furchteinflößend.“
Dann vergleiche ich das Bild mit Snape. Er hat genau seine schwarzen Haare und ähnelt ihm wirklich sehr. Bestimmt nur ein Zufall…
Snapes und meine Augen treffen sich und ich erschaudere. Ich erinnere mich an damals und an jetzt. Kann es sein, dass der Mann damals und Snape ein und dieselbe Person sind? Nein…, oder?!
Diese Augen… Sie sind dieselben. Ich würde niemals diese Augen vergessen. Kam er mir deshalb so vertraut vor? Aber wieso ist er dann so gemein zu mir? Erkennt er mich nicht?
Diese ganzen Fragen…
Plötzlich spüre ich diese seltsamen Blicke von einen gewissen jemand und ich weiß schon ohne hinzusehen, dass es sich dabei um Malfoy handelt. Ich will mich nicht umdrehen und sehe auf das aufgeschlagene Buch. Ob ich lesen soll? Dann sehe ich wieder auf mein Blatt.
Ich muss unbedingt raus finden, ob er es wirklich ist. Wenn, dann muss ich mich bei ihm bedanken… Aber wieso ist er jetzt so kalt zu mir? Diese ganzen Fragen… Ich werde dem nachgehen.
Ich will mir gerade meine Zeichnung wiederholen, als auf einmal der Professor neben mir steht. Vor Schreck halte ich ungewollt meine Luft an.
Er zieht Ron eins mit dem Buch über: „Sie sollten sich lieber ein Buch ansehen, als Rumzualbern, Mister Weasley.“
Dann sieht er sich die Zeichnung an und ich schüttle mein Kopf und ringe nach Luft. Bestimmt bekomme ich jetzt eine Strafe, da er mich ja sowieso hasst…
Er wendet sich den Anderen zu.
„Ihr solltet lieber im Unterricht aufpassen, wenn ihr in meinem Fach bestehen wollt.“
Ja, ja… Aber wer will denn schon freiwillig bei ihm Unterricht haben?
Dann kommt er mit der Zeichnung auf mich zu und ich zucke schon automatisch zusammen. Bestimmt bekomme ich jetzt einen Vortrag zu hören…
Snape legt mir die Zeichnung hin und flüstert mir etwas ins Ohr, was mich redlich verwirrt: „Kommen sie nach dem Unterricht bitte in mein Büro. Ich muss etwas mit ihnen besprechen.“
Leicht nicke ich, als er dann mit dem Unterricht fortfährt. Verwirrt starre ich ihn die restliche Zeit der Stunde an. Seine Stimme klang eben so freundlich und irgendwie voller Gefühle… Er war nicht er. Er war wie ausgewechselt. Was er wohl hat?
Als die Stunde beendet ist, folgt mir Malfoy zur nächsten, wo wir das Fach über Verwandlung mit Misses McGonagall haben.
Wir betreten gerade den Raum, als ich schon Pansy dort sehe. Sofort geht sie auf Malfoy zu und redet mit ihm. Ganz ‚zufällig’ lasse ich nicht weit von ihnen entfernt das Video laufen, aber nur immer wieder Schnitte davon.
„Soll ich wirklich rauskommen? Ich bin nackt.“
„Das weißt du doch ganz genau.“
„Wird sich dich dafür hassen. Glaub mir, Malfoy. Du hast jetzt ein gewaltiges Problem.“
„Du versuchst mich von dir fernzuhalten, aber kennst du keine besseren Tricks? Die werden nicht funktionieren, glaub mir.“
„Aber mit rein kommst du nicht, oder?“
„Ja klar.“
Zum Glück hatte ich es, seid dem er mir zum Bad folgte, angelassen.
Pansy hört das und weitet ihre Augen. Sie steht vor einem Nervenzusammenbruch nicht weit entfernt: „Wie bitte?“
„Das kann ich alles-„
Sie lässt Dracula nicht zu Wort kommen und läuft weinend weg. Er dreht sich aufgebracht zu mir um, als ich ihn angrinse: „Ich sagte doch, dass du ein Problem hast.“ Ich zucke mit den Schultern und gehe strahlend auf meinen Platz. Jetzt wird er mich nicht mehr nerven können!
„Warum strahlst du denn so?“, fragt mich Hermine, doch ich bedeute mit meiner Hand sich auf den Unterricht zu konzentrieren und das tut sie dann auch sofort.

Nach ein paar langweiligen Stunden gehe ich nun mit meinen Freunden zur großen Halle, wo ich mich dann zu Gryffindor begebe und mich dann auf einen Stuhl niederlasse.
Malfoy ist noch nicht zu sehen und ich summe fröhlich eine vertraute Melodie vor mir hin.
„Wieso so fröhlich?“, fragt Dylon mich, während er mich treudoof anschaut.
Leise muss ich kichern und die Anderen verstehen nicht. Plötzlich kommen Malfoy und Mopsgesicht rein. Sie geht mit schnellen Schritten zu ihren Tisch, während Dracula versucht mit ihr zu reden. Sie hört aber nicht zu. Na ja… Würde ich ja auch nicht tun, wenn ich Pansy wäre. Malfoy ist ein Arsch! Wie kann man sich eigentlich in so einen Hirni verknallen? Schon alleine bei diesem Gedanken wird mir schlecht.
Ich versuche vergeblich mein Schmunzeln zu unterdrücken, als meine Freunde verstehen.
„Böses Mädchen.“, meint Fred grinsend. Auch sein Zwillingsbruder grinst: „Böse aber effektiv.“
Ein Grinsen und ein Schulter zucken sollte als Antwort genügen, bevor ich mein Mittag genieße.
„Wollen wir heute nach deinen Besuch bei Snape zum Dreibesen?“
Typisch, Brüderchen… Immer schön saufen im Kopf! Ich verdrehe bloß meine Augen und frage mich, warum ich ihn wieder ‚Bruder’ nenne. Es ist wohl alte Gewohnheit.
Als Pansy wieder abhaut, kommt Teufel höchstpersönlich auf mich zu: „Danke noch mal.“
„Gerne doch, Dracilein.“, säusle ich mit gespaltener Zunge und sehe ihn verliebt an.
Vernichtend sieht er in meine Augen: „Und ich muss mich trotzdem noch mit dir rumplagen! Das ist doch reinster Selbstmord…“
„Danke.“, lächle ich weiter und grinse dann, „Soll ich dir den Strick schon mal bereit legen?“
Er verdreht seine grauen Augen und schüttelt den Kopf: „Mit dir zu reden bringt einfach nichts, Potter.“
„Das weiß ich schon lange, Malfoy.“
Dann schenken wir uns vernichtende Blicke, bevor er mich dann einfach hoch zerrt und zur Türe schleift. Ich versuche mich gegen dieses Arschloch zu wehren, doch vergeblich. Somit Plan B. Ich quengle ganze Zeit herum, so dass er eigentlich entnervt abhauen sollte, doch ihm macht es irgendwie nichts aus.
Seufzend sehe ich zu meinen Freunden. Ginny ist wütend, Ron ist beschäftigt mit seinem Essen, George und Fred sehen bloß grinsend zu, Hermine schüttelt ihren Kopf, Harry sieht immer zwischen Dylon und mir verwirrt hin und her und Dylon selbst nimmt sich einfach mein Essen und verputzt es. Vernichtend sehe ich ihn an. Bevor wir aus der Halle raus sind, höre ich noch wie Harry meinen Adoptivbruder fragt, ob er mir gar nicht helfen will. Da meint er nur: „Ach, den knöpfe ich mir später vor, aber ich bin gerade beschäftigt. Außerdem hassen sie sich doch und werden sich höchstens gegenseitig umbringen, also brauchen wir uns da keine Sorgen machen und außerdem kann ich jetzt ihren Kaffee trinken.“
Das habe ich gehört!!! Wenn ich wiederkomme, dann bringe ich DICH um, Dylon!
Somit schleift er mich bis vor meinem Schlafzimmer: „Du wirst das sofort in Ordnung bringen, klar?!“
„Soll das etwa ’ne Drohung sein?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Ist das sein ernst?
Jetzt drückt er mich grob gegen die Wand: „Oh ja.“
Der versteht aber auch keinen Spaß…
Ich verdrehe die Augen: „Nur damit ich als Böse dastehe? Keine Lust.“
„Du wirst.“, flüstert Dracula mir drohend zu, weshalb ich bloß die Augen verdrehe. Wenn George und Fred das gesehen hätten, dann hätten sie wieder einmal zweideutig gedacht…
Gerade als ich meinen Mund aufmachen will, um Widerworte zu geben, schwingt die Türe auf und wer steht da wohl? Das Mopsgesicht! Sie weitet ihre Augen, als ich seufze: „Ich habe doch gesagt, dass du jetzt ein Problem hast, Malfoy.“
„Wie kannst du bloß, Draco?!“
Und dieses Mal läuft sie nicht weg, sondern geht zu ihm hin und klatscht ihm eine. Ohne das er etwas sagen kann, verschwindet sie und ich muss grinsen: „Dieses Mal kann ich aber wirklich nichts dafür.“
Wieder ernte ich vernichtende Blicke, bevor ich mich umdrehe und abhauen will, doch da umfasst er schon mein Handgelenk.
Ich wende mich ihm zu und sehe ihn tief in seine grauen Augen.
„Da du uns ja hier rein gebracht hast, kann ich es ja auch dann weiterführen.“
Damit drückt er mich leicht gegen die Wand und beugt sich über mir, bevor seine Lippen schon meine umschließen. Ein wunderschönes Gefühl macht sich in mir breit, so wie eine wohlige Wärme. Ich genieße meinen ersten Kuss und schließe dabei sogar ein wenig lustvoll meine Augen. Was ist das in mir? Ist das immer so bei einem Kuss?
Nach einem kurzen Augenblick löst er den Kuss und wir sehen uns lange in die Augen. Was war das denn gerade?
Hochnäsig dreht sich Herr Wohlgeboren um: „Denke nicht, dass ich das gerne mache.“
Nein… Wie kommt der denn darauf? Wieso hat dieses Arschloch mich geküsst? Es war mein erster Kuss! Warum musste es gerade von ihm kommen? Jetzt werde ich mich wohl oder übel immer an ihm erinnern müssen…
Ich sehe ihm noch lange nach, bevor er die Türe schließt und ich langsam an der Wand bis zum kalten Boden runterrutsche.

In den nächsten Stunden bin ich allesamt am See und habe nachgedacht und ich komme nicht zur Ruhe, denn immer denke ich an Malfoy und den Kuss. Man! Langsam geht mir das wirklich auf den Strich!
„Da bist du ja.“
Ich zucke in mich zusammen. Dylon… Wenn ich ihm das erzählen würde, dann… dann- Scheiße!!!
Er setzt sich neben mir hin und sieht mich besorgt an: „Was ist passiert? Wo warst du?“
„Mir ging es nicht besonders.“
Lügen kann ich doch noch am besten…
„Und die Wahrheit?“ Jetzt sieht er mir dabei in die Augen und ich seufze verzweifelt. Sofort versteht er.
„Wegen Malfoy also“, knurrt mein Adoptivbruder vor Wut, „Wenn ich den in die Finger kriege!“
„Nein, nein…“
Verwirrt starrt er mich an: „Was ist passiert?“
„N- nichts.“, lüge ich schlecht und merke, wie mir Blut in die Wangen steigen. Na das auch noch! Ich werde tomatenrot. Wenn er das jetzt nicht mitbekommt, dann beweist es, wie dumm er doch ist!
„Was?“, fragt er weiter, während er mir tief in die Augen sieht.
Kurz hole ich tief Luft, als es einfach aus mir rausquirlt: „Malfoy hat mich geküsst.“
Seine Augen weiten sich und ich sehe wie sich seine Miene von besorgt auf vernichtend ändert: „Deshalb diese Anspielung…“ Anspielung? Ich habe wirklich viel verpasst… Vielleicht ist es aber auch besser so.
„Mach dir mal keine Sorgen.“, versuche ich ihn zu beruhigen, „Bald bin ich sowieso von hier weg.“
Dylon ignoriert es einfach und steht auf: „Ich komme gleich wieder.“
Oh nein… Ich weite meine Augen. Als er das letzte Mal so etwas sagte, hatte er meinen Mitschüler halbtot geprügelt! Ich ahne nichts Gutes.
„Lass-„
Bevor ich noch etwas sagen kann, ist er schon weg und ich seufze verzweifelt. Ich lege mich für einen Moment ins Gras und sehe in den Himmel. Soll ich oder soll ich nicht? Doch dann denke ich an Malfoys Gesicht, wenn Dylon ihn eine reinhaut und ich muss grinsen. Besser dort hin zu gehen. Ich will schließlich nicht noch einmal etwas verpassen!
Dort angekommen, läuft die Prügelei bereits und ich sehe verwirrt zu, wie sie sich einmal ohne Magie fertig machen. Bei Zauberern kommt das eigentlich kaum vor.
„Ich beneide dich.“, höre ich hinter mir, weshalb ich mich zur Blondhaarigen umdrehe. Es handelt sich bei dieser um Luna. Verwirrt lege ich meinen Kopf schief. Was meint sie?
„Sie prügeln sich um dich.“
Entgeistert sehe ich sie an: „Niemals würde Malfoy sich wegen MIR prügeln. Wir hassen uns.“
„Du hast wohl das Beste verpasst.“, meinen jetzt auch die Weasley Zwillinge.
Jetzt bin ich noch verwirrter. Was meinen die denn?
„Fass sie nie wieder an!“, schreit mein Bruder, ohne das er bemerkt, dass alle Aufmerksamkeit ihm und Malfoy gebührt.
Malfoy wehrt seinen nächsten Schlag ab: „Man! Es ist nicht deine Entscheidung, sondern die von Amy, klar?!“
Seit wann nennt er mich so und- Was hat dieser Arsch nur vor?
Damit es nicht noch schlimmer endet, gehe ich nun dazwischen: „Hört sofort auf!!!“
Beide sehen mich kurz an und streiten dann einfach weiter. Huhu? Was geht denn jetzt ab?
„Das ist nicht ihre Entscheidung!“, rastet Dylon jetzt wirklich aus, „Sie weiß doch gar nicht was gut und was schlecht für sie ist!“
„Ach“, kommt es relativ ruhig von Barbie, „Und du bist ein guter Umgang oder wie?“
Und schon wieder prügeln sie sich. Ich seufze verzweifelt, als Snape und McGonagall die Beiden mit ihren Zaubersprüchen auf dem Boden zu werfen. Zaubern ist ziemlich effektiv. Ich staune nicht schlecht.
„Malfoy, Dailia.“, fängt Professor Snape ruhig, aber wütend an, „Das war hoffentlich nicht das nach was es aussah.“
„Ich kann alles-„
„Gehen wir zum Schulleiter. Da könnt ihr uns dann alles erzählen.“, meint dann McGonagall.
Widerwillig folgen sie den beiden Lehrern. Super… Ob Malfoy jetzt endlich aufhört mich zu nerven?
Als sie an mir vorbeigehen, ernte ich vernichtende Blicke von Malfoy und dieser bekommt von Dylon welche. Man… Das geht ja hier wirklich ab… Grausam. Ich will dabei nur endlich wieder in meine normale Schule und mein normales Leben ohne Magie und dieses Chaos! Kein übernatürliches Zeug…
Ich gehe einfach schuldig in Slytherin Gemeinschaftsraum und ernte die bösen Blicken von Pansy und auch von Gregory und Vincent. Super… Aber ich kann doch nichts dafür, wenn mich Malfoy küsst und danach damit angibt. Wir hassen uns doch! Also, was sollte das?!
Da ich die Blicke einfach nicht ertragen kann, gehe ich in mein Schlafzimmer und seufze verzweifelt. Wieso ist es wie ein Traum, der zum Albtraum wurde? Ich weiß nicht was ich jetzt tun soll. Schließlich bin ich doch hier schuld an alles. Bestimmt bekommt Dylon jetzt einen Verweis und ich werde mir für immer Vorwürfe machen, dass er kein Quidditchspieler werden konnte…
Traurig kämme ich mich und sehe mich im Spiegel an. Und ich bemitleide mich… Anstatt jetzt bei Dylon zu sein, hänge ich hier herum. Ich bin eine miese Schwester…
Jetzt mustere ich mich. Und eine hässliche dazu…
Meine Haare sind rotorange und schulterlang. Sie sind glatt und stufig geschnitten. Mein Pony ist ziemlich lang und ich sollte ihn mal wieder schneiden. Er geht schon über meine Augenbrauen. Meine Augen haben die Farbe des Smaragdes, aber einen kleinen Orangestich ist erkennbar. Meine Haut ist glatt und eigentlich sehe ich normal aus. Aber wenn ich mich mit Ginny, Hermine oder mit den anderen Hexen ausgeschlossen Pansy vergleiche, dann fühle ich mich hässlich und so unwohl in meiner Haut.
Ich habe volle Lippen und eine Stupsnase.
Ich seufze, als ich im Spiegel hinter mir einen gutaussehenden Besserwisser sehe. Gutaussehend? Pah! Nur weil er mir den ersten Kuss genommen hat, ist er noch lange nicht GUTAUSSEHEND!
„Du weißt, dass das alles nur deine Schuld ist, oder?“
Ich drehe mich nicht um und kämme mich einfach weiter: „Habe ich gesagt, dass du mich küssen sollst oder wollte ich, dass ihr euch prügelt? Nein. Also schieb es nicht auf mich, Dracula Malefiz.“
Eine Augenbraue zieht er hoch: „Was soll das denn sein?“
„Dein neuer Name.“
Er rollt mit seinen grauen Augen.
„Auf so etwas Bescheuertes kann auch nur ein Muggle kommen.“
Ich zucke mit den Schultern und drehe mich erst jetzt um: „Kann sein. Aber wieso hast du ihn auch noch provoziert?“
„Ich brauche mich nun wirklich nicht vor einem Muggle zu rechtfertigen.“, meint Malfoy wieder abfällig.
Dann grinse ich höhnisch: „Was hast du für eine Strafe bekommen?“
Ohne mein Einverständnis setzt er sich auf mein Bett. Geschockt sehe ich ihn an. Was soll das denn werden?
„Ich muss weiter auf dich aufpassen.“
Malfoy sieht mich lang und innig an. Noch immer? Und ich dachte, dass er danach so mit der Strafe beschäftigt wird, dass er es nicht mehr kann…
„Wieso hast du mich geküsst?“
So erschrocken von meinen eigenen Worten halte ich mir die Hand vorm Mund. Was ist bloß los mit mir?
Er zuckt mit den Schultern: „Brauch ich dafür einen Grund?“
„Du hast also keinen?“, frage ich weiter.
Wieder zuckt er bloß mit seinen Schultern, bevor ich mich neben ihm hinsetze und wir verstummen. Eine unangenehme Stille zieht herein und ich werde mit jeder Sekunde nervöser und verunsicherter.
Plötzlich öffnet jemand die Türe und Blaise steht in dieser. Bestimmt will er mit Malfoy über dem Vorfall sprechen.
„Snape will dich sprechen, Muggle.“, meint er abfällig. Ach ja… Das hatte ich ja ganz vergessen! Ich sollte lieber zu ihm. Dann kann ich mich auch beschweren gehen.
Somit stehe ich auf und gehe Richtung Türe, als mir Malfoy folgt. Langsam gewöhne ich mich irgendwie daran… Das ist ätzend!
Als ich an Blaise vorbeigehe, folgt auch dieser mir. Wieso auch er? Oder will er mit Malfoy über mich ablästern? Ich meine, ich kenne das ja schon bei ihm.
Doch ich habe unrecht, denn sie schweigen sich an, bis wir zum Büro von Snape kommen.
Ich klopfe und öffne dann vorsichtig die Türe zu meinem Untergang. Als ich dann auch noch den Raum betrete und die Türe hinter mir schließe, unterschreibe ich mein Todesurteil.
Tief atme ich Luft ein, bevor ich Snape ins Gesicht sehe. Er bedeutet mich hinzusetzen, was ich dann auch tue.
Nervös kauere ich auf meine Unterlippe herum und sehe bedrückt auf dem Tisch.
„Willst du etwas zu trinken?“
Hat er mich gerade wirklich geduzt und mir etwas zu trinken angeboten? Was passiert jetzt hier?
Leicht schüttle ich den Kopf, als er sich dann hinter seinem Tisch hinsetzt: „Ja, ich bin derjenige, der dich damals gerettet hat.“
Überrascht bei seiner direkten Art schaue ich direkt in seine schwarzen Augen: „Wieso haben Sie mich gerettet?“
Der Schwarzhaarige stützt seine Arme auf den Tisch ab und faltet seine Hände, bevor er sein Kinn darin einbettet: „Weil ich nicht wusste, wer du warst und du deiner Mutter ziemlich ähnlich siehst.“
„Sie liebten sie.“, stelle ich ebenso direkt wie er fest.
Darauf erwidert Snape nichts und trinkt bloß einen Schluck seines Kaffees.
„War das alles?“, frage ich etwas verwirrt von seiner Geheimniskrämerei.
Er stellt seine Tasse wieder hin und sieht mir lange in die Augen. Eine unangenehme Stille macht sich breit und ich werde immer nervöser. Kann ich jetzt gehen oder will er mir noch etwas sagen? Was ist mit ihm los?
Als er merkt, wie ich bei Nahe vor Nervosität vor die Hund gehe, rückt er mit der Sprache raus: „Draco hat mir alles erzählt.“
Meine Augen weiten sich. Was hat dieser Mistkerl ihm erzählt?!
„Sie versuchen hiervon abzuhauen und machen den Slytherins das Leben schwer. Auch-„
„Das stimmt doch gar nicht! Die haben angefangen!“, unterbreche ich ihn respektlos und werde wütend.
Snape verdreht die Augen: „Das weiß ich doch alles.“
„Und was wollen sie jetzt gegen den Hass zwischen Malfoy und mir tun? Werden sie ihn jetzt nicht mehr auf mich ansetzen mich überall hin zu folgen?“
„Doch.“, fängt er ruhig an, „Und du wirst von ihm Selbstverteidigung gelernt bekommen.“
Wie? Damit ich ihm die Nase brechen kann? Ein Schmunzeln bleibt bei dem Gedanken nicht aus.
Snape ignoriert meine Reaktion und sieht über mich hinweg. Verwirrt drehe ich mich um, als ich dort den blonden Schrecken erhasche. Na das auch noch….
„Dumbledore möchte mit ihnen sprechen.“
„Ist gut.“, meint der Schwarzhaarige, „Wir sind hier sowieso fertig.“
Wie bitte?! Ich habe nicht mal Widerworte geben können! Und das soll mein Retter sein… Tse! So ein Blödsinn…
Malfoy und ich gehen raus und ich seufze verzweifelt: „Das es Snape egal ist, dass wir uns umbringen werden, wenn wir zusammen trainieren sollen.“
„Solange es nur du bist, die drauf geht.“, meint Herr Wohlgeboren locker, „Ist jedem das egal.“
„Jedem außer Dylon.“, grinse ich ihn frech an. Wütend sieht er mich an. Ja, ja… Mein Adoptivbruder würde ihn zur Strecke bringen, wenn er mich umbringt. Aber… Dann treffen wir uns ja in der Hölle wieder. Scheißplan! Ich will wenigstens in der Hölle meine Ruhe haben!
„Tat es auch schön weh, als er dir eine reingehauen hat?“, frage ich weitergrinsend.
Mein geliebter Feind grummelt etwas vor sich hin und wird schneller. Anscheinend habe ich ihm in seinem Stolz verletzt. Als wenn er so etwas überhaupt besitzt!
Vor dem Haus Slytherins, warten auch schon seine fiesen und hinterhältigen Freunde. Spontan mache ich auf dem Absatz kehrt und verschwinde um die nächste Ecke. Ich will endlich meine Ruhe! Kurz hole ich Luft, als ich schon Schritte vernehme.
Und Malfoy ist schon wieder hier… Man bekommt hier auch wirklich keinen Moment der Ruhe. Und das soll jetzt wie lange gehen? Ich halte es nicht mal eine Woche aus, wenn das so weitergeht!!!

4. Langsam drehe ich wirklich durch…

Jetzt bin ich schon eine ganze Woche hier und ich habe noch immer keine Chance von hier abzuhauen. Selbst am Wochenende musste ich ihn überall mit rumschleppen! Es war die Hölle… Dabei fängt sie gerade erst an, denn heute schreiben wir einen Test über Mugglekunde und ich hatte keine Zeit und keinen Nerv zu lernen.
Und Selbstverteidigung haben wir nicht mal angefangen, weil er meinte, dass es ja sowieso hoffnungslos wäre. Ich gebe dem hoffnungslos!
„Bist du endlich fertig?“
Wie oft soll ich ihm noch sagen, dass er gefällig draußen warten und mich nicht hetzen soll! Manchmal befürchte ich wirklich, dass er einfach reinkommt.
Ich zupfe noch meine Uniform zu Recht und seufze verzweifelt. Die Uniform ist so was von ungemütlich! Aber ich trage sie irgendwie schon recht gern… So habe ich wenigstens etwas das Gefühl von Zugehörigkeit. Auch wenn das bloß gelogen ist…
Somit öffne ich die Türe und trete hervor: „Morgen.“
„Musst du mich immer warten lassen?“, meint er genervt und ich lächle leicht, um ihm so noch mehr zu provozieren. Inzwischen kenne ich seine Reaktionen und kann sie sogar schon vorhersehen, was mir manchmal ein wenig Angst einjagt.
In letzter Zeit bin ich kaum noch bei meinen Freunden, weil ich irgendwie nicht dazu komme… Malfoy und ich streiten uns viel mehr in der Zeit, wo ich bei ihnen sein könnte und wenn ich lernen will, da nervt er mich und lenkt mich ab! Das ist so unfair! Ich weiß, dass ich bestimmt nicht einmal eine Frage beantworten kann wegen diesem miesen kleinen eifersüchtigen und egoistischen Dreckskerl!!!
Ich hole tief Luft um nicht gleich loszuschreien. Man, macht er mich wütend.
„Na, bereit für den Test?“
Seine amüsierten Blicke entgehen mir nicht, weshalb ich versuche Ruhe zu bewahren: „Nicht ich muss sie bestehen, Malfoy. Kümmere du dich lieber um dich, als um Andere. Ach ja, das tust du ja schon.“
Dann macht der Blonde einfach weiter: „Wieder sehr nett am morgen, Potter. Du bist wohl ein Morgenmuffel, was? Obwohl du ja den ganzen Tag so drauf bist.“
Ein theatralisches Lächeln schenke ich meinem lieben, aber auch sehr freundlichen Mitbewohner: „Und das sagt gerade derjenige, der mich mit mieser Laune quält, obwohl ich selbst schon genug Probleme habe.“
„Ach“, grinst er jetzt höhnisch, wobei er mich mustert, „Welche Probleme denn? Das du deine Bluse falsch herum anhast?“
Meine Augen weiten sich. Das ist doch jetzt nicht sein ernst, oder? Entsetzt bleibe ich stehen und ziehe eine Augenbraue hoch: „Nee, oder? Du verarscht mich doch, nicht?“
„Wieso sollte ich?“, fragt mich Dracula reichlich verwirrt, „Ich will doch nicht meinen guten Ruf verlieren, indem ich in Begleitung einer Frau erscheine, die nicht einmal ihre Kleidung richtig trägt. Dann denken sie nicht nur, dass du verrückt, sondern auch noch, dass du ein kleines Kind wärst, das sich nicht einmal anziehen kann.“
„Ach“, grinse ich jetzt wieder, „Welcher gute Ruf?“
Lange sehen wir uns in die Augen, als mein Gehirn seine Worte endlich verarbeitet haben und ich panisch und verlegen werde. Scheiße! Sofort laufe ich zurück. Ich laufe an Snape und Slughorn vorbei.
„Nicht so schnell, meine Liebe-„
Doch ich bin schon weg und biege um die Ecke, als ich Blaise Zabini in die Arme laufe.
„Tut mir leid.“, stammle ich vor mir hin, als er mich nur mustert und leicht lächelt.
Macht der sich etwa über mich lustig? Na dem werde ich es aber zeigen! Danach wird ihm das Lachen vergehen!
Er sieht mir in die Augen: „Du siehst gut aus.“
Soll das ein Scherz sein? Dann aber ein Schlechter! Was geht denn hier jetzt vor? Bin ich im falschen Film oder so?
„Danke?“, sehe ich ihn etwas verstört an. Warum bedanke ich mich eigentlich. Kurz sehen wir uns noch an, als mir dann wieder klar wird, was Malfoy vorhin gesagt hat und ich will gerade wieder rennen, aber jemand hält mich am Arm fest. Als ich meinen Kopf in die Richtung drehe, sehe ich in graue Augen. Malfoy? Wie schnell kann der denn rennen?!
„Warum läufst du einfach davon?!“
„Weil gleich die Stunde anfängt und ich meine Bluse-„
„Du bist in die falsche Richtung gelaufen oder willst du ins Männerbad?!“, belehrt er mich eines Besseren und eine Schamensröte macht sich auf meinem Gesicht breit.
„M-Männerbad?“
Blaise und Draco müssen sich zusammenreißen um nicht gleich in ein höhnisches Gelächter auf meine Kosten auszubrechen. Was kann ich denn dafür, wenn ich keine Orientierung ohne meine Karte habe, hm? Es ist nun mal hier so groß wie eine ganze Stadt!
Ich verdrehe meine Augen und versuche den Weg zurück zu finden, als er mich trotzdem nicht loslässt und ich deshalb noch auf der Stelle stehen bleiben muss.
Blaise sieht mich jetzt etwas fragend an: „Warum bist du eigentlich losgelaufen?“
„Eigentlich wollte ich nur kurz ins Frauenbad um meine Bluse richtig rum anzuziehen.“, erkläre ich ihm und verstehe selbst nicht, warum ich mich vor einem Freund von Barbie rechtfertige.
„Sie ist doch richtig herum.“
Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und versuche zu verstehen, was hier gerade passiert. Mache ich mich gerade wirklich zum Affen oder sieht das bloß so aus?
„Aber Malfoy-„
Ein Grinsen seinerseits lässt mich verstehen, weshalb ich verstumme und jetzt noch roter werde. Ich habe mich von dem verarschen lassen! Man… Wieso bin ich auch so blöd und kaufe dem die ganze Chose ab? Manchmal denke ich selbst, wie naiv ich doch bin. Ich würde mich sogar dem Teufel verkaufen, wenn er bloß ein gutes Angebot machen würde…
Malfoy schüttelt weiter grinsend den Kopf: „Wie blöd ein Muggle doch ist…“
Für einen kurzen Augenblick strahle ich ihn theatralisch an, bevor ich ihm meinen Horrorblick präsentiere, doch er ignoriert es bloß. Ihm ist wohl alles egal...
„Nicht jeder kann so klug sein wie du, Draco.“, meine ich lächelnd und drehe mich um, „Ich geh dann mal.“
Verwirrt schauen die Beiden mir nach. Manchmal muss man einfach den Kürzeren ziehen. Schließlich geben die Klügeren nach.
Somit pfeife ich durch die Gegend, bevor mir einfällt, dass ich gar keine Orientierung habe. Das auch noch… Wo ist Malfoyarsch, wenn man ihn mal braucht? Ich will die Stunde nicht verpassen! Sonst bekomme ich nachher richtigen Ärger! Zwar haben sie nichts gesagt, dass ich die letzten Stunden am Dienstag einfach geschwänzt habe, nichts desto trotz will ich nicht, dass sie mich dieses Mal suspendieren oder bestrafen.
Schließlich haben meine Adoptiveltern schon genug mit Dylon zu tun, da will ich nicht auch noch damit anfangen! Zwar hat auch er nichts wegen der Prügelei bekommen, aber das war ja nur eine Ausnahme. Nächstes Mal wird es jedoch nicht so einfach sein die ganzen Strafen zu umgehen…
Ich sehe auf die Uhr und seufze verzweifelt. Der Unterricht hat sowieso schon angefangen. Vielleicht sollte ich ja zu Hagrid oder zum See? Mal sehen, was ich zuerst finde…
Hoffentlich begegne ich nicht einer der Lehrer auf dem Weg, dann bekomme ich großen Ärger!
Aber ich kann ja noch immer sagen, dass ich mich verirrt habe und Malfoy mir nicht gefolgt ist um mir den Raum zu zeigen. So hat er schuld und ich bin aus dem Schneider.
„Da bist du ja.“, höre ich wie aus der Pistole geschossen und halte vor Schreck meine Luft an, als der Teufel höchstpersönlich vor mir steht und mich hinter sich herzieht.
„Alles deine schuld, dass ich den Test bei Miss Burbage verpasse.“
Ich halte einfach meinen Mund, bevor ich noch etwas sage, was ich später bereue und ich wieder hier alleine rumlungere.
Vor dem Raum angekommen, klopft er und schenkt mir einen richtig ‚netten’, also seinen üblichen Todesblick. Hat der keinen anderen? Das nervt und langweilt zugleich!
Die Türe öffnet sich und Miss Burbage öffnet die Türe.
„Ihr kommt reichlich spät.“, meint sie etwas barsch, doch sieht mich dann lächelnd an, „Aber wenigstens erscheinst du heute mal, Amelia.“
Seltsamerweise mag sie mich und analysiert mich… Und das nur weil ich ein Muggle bin!
Ich muss immer so seltsame Fragen beantworten und aus meinem langweiligen Leben erzählen. Wieso nervt sie mich so? Dabei bin ich nicht viel anders als die anderen!
Sie lässt uns herein und wir nehmen schweigend Platz, bevor sie uns Zettel hinlegt. Erst im nächsten Augenblick erkenne ich, dass es sich bei diesem Zettel um den Test handelt.
Zuerst schreibe ich meinen Namen auf das Blatt und lese mir Schritt für Schritt die Fragen durch.
Am Anfang machen sich tausend Fragen auf, doch beim Genaueren lesen, langweile ich mich bei Nahe schon mit der Beantwortung der Fragen. Vielleicht ist es für mich ja so einfach, weil ich selbst ein Muggle bin? Oder ich habe mir doch etwas von gestern behalten… Dabei dachte ich, dass ich heute nicht mal eine Frage beantworten könnte. Glück muss man haben!
Nach dem Test redet sie noch etwas über Muggle und nervt mich erneut.
Als die Stunde endlich vorbei ist, stehe ich auf und gehe sofort auf meine Freunde zu: „Wie geht’s?“
„Gut.“, lächelt mich Hermine an, „Wie fandest du den Test? Leicht, nicht wahr?“
„Ich bitte dich. Das können doch nur Streber sagen!“, meint Dylon und ich räuspere mich.
„Also wenn man auch nicht lernt, dann kann es ja nicht einfach gewesen sein, Dylon. In Büchern reinzuschauen hilft manchmal.“
Alle starren mich, als wenn ich ein Geist wäre, an. Was soll das?
Dann sehen sie zu Malfoy, der hinter mir steht und mich wieder zur Weißglut bringt: „Als wenn du jemals in ein Buch lesen würdest, Potter. Du siehst es dir bloß auf dem Kopf an, da du nach meiner Aufmerksamkeit gierst.“
„Ein schlechter Umgang, was?“, meint Ron und alle außer mir verdrehen die Augen. Aber recht haben sie, er ist auch kein guter Umgang!
Ich drehe mich knurrend um und fauche ihn sofort an: „Wie kannst du es bloß wagen, so zu tun, als wenn ich hinter dir her wäre, hm? Wer hat bitteschön wen geküsst, hm?! Ich würde dich nicht einmal anfassen und du hast die Frechheit mir meinen ersten Kuss zu stehlen!“
Damit stampfe ich wütend weg und treffe nach kurzer Zeit auf George und Fred, die sich kurz ansehen und direkt Bescheid wissen: „Schon wieder gestritten.“
„Hey.“, lächle ich und bleibe vor ihnen stehen, „Heute ist doch das Quidditchspiel, oder? Wollen wir uns dort treffen?“
„Klar.“, meinen sie lächelnd, bevor wir dann wieder getrennte Wege gehen.
Man… Und jetzt noch Kräuterkunde mit Sprout… Ich habe nichts gegen sie, aber manche Kräuter haben mir schon in den letzten Stunden Angst gemacht. Eine wollte mich sogar angreifen! Und das soll ein ‚harmloser’ Unterricht sein? So wie mit Neville bei dem Zaubertränkeunterricht. Immer explodiert da etwas… Das ist doch nicht normal!
Somit begebe ich mich, ohne dass ich mich verlaufe, in den Unterricht und setze mich zwischen Hermine und Luna hin. Manchmal helfen sie mir sogar und das ist wirklich toll! Schließlich können wir zwischendurch auch mal quatschen und da wir immer unsere Arbeiten erledigen, sagt Miss Sprout nichts dazu.
Damals saß ich ja neben Dylon, aber da er mich so nervte, dass ich bei Nahe ausgerastet bin und neben Neville kein Platz mehr frei war, da ja Ron und Harry dort saßen, setzte ich mich zu den Mädels und es war auch die beste Idee.
Nach dieser relativruhigen Stunde folgt meine Hassstunde: Verteidigung gegen die dunklen Künste. Und mit wem haben wir das? Natürlich mit meinem ehemaligen Retter Severus Snape!
Seitdem ich das weiß, bin ich etwas benommen im Unterricht und weiß mich nie recht ihm gegenüber zu verhalten. Das ist total dämlich von mir, ich weiß, aber ich kann gegen mein Verhalten nichts ändern!
Sofort gehe ich vor Malfoy aus dem Raum und versuche alles einfach mal zu ignorieren, doch dieser Versuch ist vergeblich, denn Blondi nervt mich.
„Versuchst du mich etwa zu ignorieren?“
Ach ne… ich versuche bloß dadurch deine Aufmerksamkeit zu bekommen… Wie bescheuert muss man eigentlich sein?
Ohne eine Antwort zu geben, biege ich um die Ecke und knalle bei Nahe gegen Snape an. Super… Wieso eigentlich auch immer ich?
„Sie sollten nicht immer so energisch sein, Potter.“, meint mein Hauslehrer monoton und geht einfach in den Fachraum rein. Was sollte das denn heißen?
„Er hat recht.“, meint Malfoy locker, „Da bekommt man ja Angst, dass du jeden umhaust.“
Ich verdrehe die Augen und schweige weiterhin. Mir soll das alles doch egal sein… Ich bin hier sowieso bald wieder weg! Hoffe ich zumindest…
Somit setze ich mich zu Harry und Dylon, der mich bestimmt wieder nerven will, aber ich ertrage es heute bestimmt, schließlich schlafe ich bei Nahe sogar im gehen ein!
„Du scheinst dich ja gar nicht mehr so viel mit den Slytherins zu streiten.“
„Wenn man sich ignoriert, kann so etwas nicht passieren.“, flüstere ich, da ich kein Bock habe, dass es Malfoy mitbekommt. Warum habe ich ihn eben in der Anwesenheit von Blaise Zabini mit seinem Vornamen angeredet?
Im Unterricht passe ich dieses Mal richtig gut auf, damit ich nicht schon wieder in Snapes Büro sitzen muss… Ist irgendwie schon Gewohnheit bei Snape im Büro zu sitzen… Das kenne ich auch schon wie aus meiner Westentasche. Am Besten ich nehme direkt mein Schlafzeug mit, wenn ich das nächste Mal dort hin muss. Vielleicht sollte ich da ja sogar einziehen? Nee, lieber nicht…
Snape liebte Lily Potter und somit meine wahre Mutter. Er fühlte sich wegen ihres Todes verantwortlich, weil er ja ein Anhänger von Voldemort war. Nach ihrem Tod kam er wieder mit Reue nach Hogwarts und arbeitete als Spion für Dumbledore. Es ist seltsam das alles zu hören…
Er hat schließlich mein Leben gerettet und auch Harrys mehrere Male. Er wäre bei Nahe sogar wegen Voldemort umgekommen… Das er überlebt hat, ist ein Wunder. Aber er scheint ziemlich hartnäckig zu sein.
Na ja… Er scheint damals ziemlich viel Schlimmes erlebt zu haben, dass er jetzt immer so ernst ist. Vielleicht sollte man ihn ja mal auflockern?
Und dann haben wir noch eine lässige Unterrichtsstunde mit Hagrid. Er unterrichtet uns in der Pflege magischer Geschöpfe.
Dort bin ich ziemlich aktiv. Heute wollen wir etwas über einen Pegasus lernen. Das wird bestimmt wieder schön werden. Zwar nerven die Slytherins sicherlich wieder, aber man kann es noch ertragen und ich ermutige Hagrid immer. Er ist ein sehr netter Halbriese, weshalb ich Harrys blindes Vertrauen und engste Freundschaft nur zu gut verstehen kann.
Ich streichle den wunderschönen weißen Pegasus und lächle es verträumt an. Am Liebsten würde ich auf so eines mal reiten… Ich liebe solche Wesen. Das ist wohl einer meiner vielen Schwächen…
„Es scheint dich ziemlich gern zu haben.“, meint Hagrid lächelnd.
Ich nicke und lächle auch: „Es ist so wunderschön.“
„Man muss dich ja auch gerne haben.“; neckt mich jetzt Dylon, der auf einmal neben mir steht.
„Stimmt.“, gibt jetzt auch Harry etwas von sich und lächelt leicht.
Typisch Brüder… Sagen immer einen nur das, was sie hören wollen… Dabei will ich das gar nicht hören! Ich hasse Komplimente, denn ich weiß nie wie ich mit ihnen umgehen soll.
Draco Malfoy ist etwas neidisch, da er wieder abfällig von mir spricht. Natürlich extra hörbar um mich damit zu provozieren, doch ich stelle mich auf taub und lasse meine ganze Aufmerksamkeit dem Pegasus da.
Nach dieser Stunde haben wir endlich Mittagspause, wo ich endlich einmal ausspannen kann oder doch nicht…?
„Du sitzt auf meinen Stuhl.“
Verwirrt sehe ich in graue Augen, bevor ich einen Schluck des leckeren Kaffees nehme: „Du sitzt doch gar nicht bei Gryffindor.“
„Sieh dich mal um.“, meint Malfoy, bevor ich genau das tue. Erst jetzt bemerke ich, dass ich wirklich am Tisch Slytherins sitze und- Aus welcher Tasse habe ich dann gerade- Ich bekomme einen Hustenanfall und drohe zu ersticken. Das ist ja widerlich!
Dann taucht Snape seltsamerweise neben mir auf und gibt mir eine Tasse. Ich nehme sie schnell und trinke ein paar Schlücke. Nachdem es mir wieder besser geht, merke ich erst, dass es sich beim Getränk um schwarzen Tee handelt.
Eine berechtigende Frage stelle ich meinem Hauslehrer: „Seit wann trinken Sie Tee?“
„Tue ich gar nicht.“, meint er ruhig, bevor er mit der Hand zu Blaise deutet, „Das habe ich auch von Mister Zabini.“
Damit macht er auf dem Absatz kehrt und verschwindet so schnell wie er gekommen ist, bevor ich erneut husten muss. Das ist ja vielleicht ekelhaft!
Schnell stehe ich auf und laufe aus der Halle. Wie widerlich! Ich laufe zum Badezimmer für Frauen und wasche mir das Gesicht. Tief atme ich ein und aus. Warum musste Snape mir das antun?! Rache oder ein Ausrutscher oder doch eher nur ein kleines Späßchen? Was sollte das?! Verdammt… Jetzt werde ich bestimmt Ausschlag bekommen…
„Wie geht’s dir?“
„Scheiße.“, antworte ich mit rauer Stimme.
Eine amüsierte Stimme ist die Folge meiner vorschnellen Reaktion: „Gut so, Potter.“
Sofort weiß ich, dass es sich um Pansy Parkinson handelt. Man! Dabei hatte sie sich doch eigentlich wieder beruhigt, als Malfoy ihr alles erzählt hatte…
„Ich hasse dich auch.“, grummle ich vor mir hin, bevor ich an ihr vorbeigehe. Der tollwütige Hund wurde wieder auf mich angesetzt. Dummer Malfoy! Gäbe es ihm nicht, wäre sie nicht so zu mir…
Ich ignoriere sie und gehe wieder zur großen Halle, wo bereits meine Freunde Platz genommen haben. Somit geselle ich mich zu ihnen.
„Was war denn eben mit dir los?“, ist Dylon wieder besorgt um mich.
Ich zucke mit den Schultern: „Habe nicht mal mitbekommen, wo ich mich hingesetzt hatte… Jetzt bekomme ich bestimmt Ausschlag, wenn nicht sogar die Krätze!“
Meine Freunde lachen und dann stecken sie mich damit an. Bei denen muss man ja auch die Krätze bekommen!
Als wir uns wieder beruhigt haben, fragt mich jetzt Ron etwas neugierig: „Wen feuerst du beim Quidditchspiel an? Gryffindor oder Slytherin?“
„Was ist das denn für ’ne Frage?“, ziehe ich eine Augenbraue skeptisch hoch, „Natürlich Gryffindor. Schließlich spielt ihr damit.“ Stellen sie unsere Freundschaft in Frage oder wie?
„Ich dachte, da du ja im Hause Slytherin bist und-„
„Und du dich ja so gut mit ihnen versteht.“, grinst mich jetzt George an. Ich verdrehe meine Augen. Wieso müssen sie immer so zweideutig denken? Aber was soll man von Männern auch erwarten?
„Ich hasse sie!“
Fred ist jetzt derjenige, der sich beherrschen muss und räuspert, damit er nicht gleich laut losprustet.
Die Anderen verkneifen sich eine Bemerkung. Alle außer einen.
„Ich auch.“, gibt mir Dylon recht, „Vor allem Draco Malfoy.“
„Ja. Dracula Malefiz.“, präsentiere ich ihnen meinen Spitznamen. Somit fangen wir alle lauthals zu lachen an und hören erst nach einigen Minuten wieder auf.

Wir sitzen auf der Tribüne und warten, dass das Spiel beginnt.
Vorher haben sie mir die Spielregeln erklärt und eigentlich ist es ja simpel. Aber ich finde es doof, dass diese verschiedenen fliegenden Bälle, deren Namen ich noch nicht wirklich drauf habe, sie heißen, glaube ich, Klatscher, einen auch verletzen können, genauso wie die Gegner sich ein wenig verletzen können. Und das soll eine gewaltfreie Schule sein? Das ich nicht lache!
Die Treiber müssen die Klatscher von ihrem Team fernhalten. Das muss eine harte Aufgabe sein…
Es gibt noch zwei andere Bälle. Einer davon hat die Größe eines Fußballes und muss in die gegnerischen Tore geschossen werden. Aber das dürfen nur die Jäger und die Hüter müssen das Tor von diesem Ball, der Quaffel heißt, beschützen. Als letzter Ball ist dieser kleine kaum sichtbare goldene Ball da, den die Sucher fangen müssen. Eigentlich wäre das ja ziemlich einfach, wenn er nicht so verdammt flink wäre!
Das Spiel beginnt. Und schon jetzt sieht es ganz gut für die Gryffindors aus. Sie scheinen ziemlich stark zu sein. Vor allem mit Ginny als Jägerin und Ron als Hüter. Da kann ja kein schlechtes Ergebnis vorliegen!
Die Weasley Zwillinge geben mir Beide etwas in jeweils eine Hand. Verwirrt schaue ich auf meine Hände.
„Sind spezielle Köstlichkeiten.“, meint Fred grinsend.
Jetzt übernimmt George das Wort: „Aber nimm sie nicht auf einmal. Das würde zwar witzig werden, aber ich glaube nicht, dass es einen guten Ruf hervorbringt.“
Ich nicke etwas verwirrt. Was meinen die Beiden jetzt damit?
„Und welche Wirkung haben sie?“
„Das musst du selbst herausfinden.“, amüsieren sie sich über das Spiel. Oder eher über meine Reaktion? Oder über die Wirkung? Irgendwie ahne ich ja nichts Gutes… Typisch diese Scherzkekse…
Dann lästern und amüsieren sie sich über die Slytherins. Ich gebe ab und zu auch meinen Senf dazu und wir sehen uns zusammen das Spiel an, bevor das Spiel entschieden wird. Gryffindor hat gewonnen! Sofort stehen wir auf und applaudieren. Ein ziemlich tolles Ergebnis. Das sollte ich später den Slytherins vorhalten.
„Kommst du zum Feiern mit?“, fragt mich jetzt Harry, doch bevor ich noch antworten kann, ziehen mich George und Fred einfach mit: „Klar kommt sie mit. So gesehen gehört sie ja zu uns.“ Damit lachen sie. Irgendwie fühle ich mich gerade wie ein Gegenstand, dass sie hinter sich her schleppen.
Als wir im Hause Gryffindors ankommen, feiern sie ein wenig und es gibt ein paar Scherzartikel von den Weasley Zwillingen. Die Beiden bringen mich die ganze Zeit über zum Lachen, so wie Dylon und Ron.
Als ich spät abends dann wieder zu meinem Schlafsaal gehen will, begleiten mich George und Fred seltsamerweise dorthin. Wir lachen noch immer und sie sind wie immer bester Laune.
Vorm Eingang von Slytherin halten wir an: „Es war schön heute.“
Ich nicke leicht und lächle sanft: „Sehr sogar.“
„Gute Nacht.“, meinen sie und grinsen dann auf einmal frech, bevor sie sich zu mir runterbeugen und mir einen Kuss auf die Wange drücken. Ohne dass ich noch etwas sagen oder eher stottern kann, gehen sie und sagen noch so etwas wie ‚Bis morgen’ und ‚träum schön’. Diese Zwillinge!!! Knallrot drehe ich mich um und betrete das Gemeinschaftszimmer, das richtig dunkel ist. Trotzdem kann ich noch eine Silhouette erkennen und eine sehr vertraute Stimme: „Wo warst du solange?“
Ich betätige den Lichtschalter und sehe in seine grauen Augen: „Dir auch einen guten Abend, Malfoy.“
In seinem Blick erkenne ich eine Spur von Besorgnis. Was ist denn jetzt mit dem los?
„Du kommst nie wieder so spät, hast du verstanden?!“
Jetzt bin ich wirklich reichlich verwirrt… Wieso regt er sich so künstlich auf?
Ich verdrehe die Augen, doch vermiese mir durch ihn nicht meine Stimmung: „Es geht mir gut, also brauchst du nicht so zu schreien. Ich war doch bloß bei den Gryffindors ein wenig feiern.“
„Ich soll auf dich aufpassen, also habe ich die Verantwortung für dich. Also sag mir nächstes Mal gefälligst Bescheid, wenn du weggehen willst.“, befehlt Barbie mir vor Wut brodelnd.
Man… So ausgerastet ist er ja noch nie…
„Ist klar.“, gebe ich nur zu verstehen, „Das wird nie wieder passieren und jetzt lass mich schlafen.“
Damit lege ich mich in den Sessel und schließe meine Augen. Ein leises Seufzen vernehme ich und ich öffne wieder meine Augen, als er sich über mir beugt und seine Hand auf meine Stirn legt: „Du hast Fieber.“
Was? Klar habe ich Fieber! Ich habe seit einer Woche nicht mehr geschlafen! Was will er von mir erwarten? Das ich putzmunter bin, oder was? Die ganze Situation ist so abartig, dass ich noch immer nicht verstehen will, dass es real ist.
Ich schließe einfach meine Augen und gähne herzhaft: „Ein bisschen Schlaf und schon geht’s mir besser…“
Dann atme ich tief ein und aus, bevor mich eine Müdigkeit überkommt und ich einem tiefen traumlosen Schlaf verfalle…

Eine sanfte Wärme durchströmt mich. Ich öffne meine Augen und schließe sie sofort wieder.
„Man ist das hell!“, fluche ich vor mir hin.
Mehrmals muss ich blinzeln, um mich an das verdammte Licht zu gewöhnen. Dann erkenne ich auch schon Malfoy, der mich anlächelt. Moment- anlächelt?! Steht die Welt auf dem Kopf oder was soll das werden?
„Morgen, Amelia.“
Verwirrt und verschlafen sehe ich ihn an: „Morgen?“
Warum fühle ich mich so grausam? Mein Kopf tut so weh… Ach ja… Jetzt fällt mir wieder alles ein. Gestern haben wir gefeiert und ich habe auch ein wenig Butterbier getrunken. Hätte ich mir ja denken können…
Ich gähne herzhaft und will am liebsten wieder einschlafen. Man… Das erste Mal, dass ich in Hogwarts schlafe. Das sollte man sich im Kalender notieren.
„Geht’s dir jetzt besser?“
Ich zucke mit den Schultern und stehe vom Sessel auf. Jetzt erst blicke ich um mich und erkenne, dass noch niemand weiter auf ist. Wie spät es wohl ist?
Gerade als ich in meinen Schlafsaal gehen will, hält mich Malfoy am Arm fest und legt seine freie Hand auf meine Stirn: „Vielleicht solltest du heute nicht am Unterricht teilnehmen.“
Das meint der doch nicht ernst, oder? Will der, dass ich ihn einen GANZEN Tag aushalten muss? Nee, danke… Dafür ist mir meine Zeit zu kostbar!
„Vielleicht solltest du dich ja auch untersuchen lassen, dass du dir plötzlich solche Sorgen um mich machst.“ Reicht ja nicht, dass die ganze Schule verrückt spielt, NEIN, da muss er jetzt auch noch anfangen!
Kurz lächelt er mich theatralisch an, bevor er etwas beleidigt grummelt: „Na, wenn du mich schon wieder anzicken kannst, dann bist du auch wieder in Ordnung.“
„Genau so sehe ich das.“, amüsiere ich mich über seine Reaktion.
Der Blonde atmet kurz tief durch, bevor er mit seinen Augen wütend aufblitzt: „Dann kannst du ja heute auch mit mir trainieren.“
Ich weite meine Augen und seufze dann verzweifelt: „Wenn du meinst.“
Verwirrt sieht er mich jetzt an, als ich an ihm vorbei gehe und mir mein Buch greife, in was ich dann blättere. Somit lasse ich mich mit dem Buch im Sessel nieder, bevor Malfoy auf der Couch Platz nimmt.
Wir verfallen ins Schweigen, während ich das Buch lese.

Malfoy und ich gehen in den Raum und sprechen noch immer kein Wort miteinander. Zum Frühstück sind wir nicht gegangen und alles scheint wieder ein ganz normaler Tag ohne meinen heißgeliebten Kaffee.
Erste Stunde haben wir Geschichte der Zauberei… Das langweiligste Fach aller Zeiten haben wir mit Cuthbert Binns… Bestimmt schlafe ich dieses Mal sogar ein!
Ich setze mich neben Seamus Finnigan und Dean Thomas hin. Sie sind wenigstens nicht nervtötend und wohnen beide in Gryffindor.
In seinem Unterricht dürfen wir jedes Mal wo anders sitzen, was ich ganz gut finde. So brauche ich wenigstens nicht ständig Dylon oder die Weasleys ertragen…
Um nicht einzuschlafen krame ich heimlich mein Handy raus und stecke meine Kopfhörer in meine Ohren. Ich habe mich bei meinen Freunden und bei meinen Eltern ja gar nicht gemeldet. Und schon wieder dieses Wort: Eltern.
Ich mache mir leise Musik an und versuche wenigstens etwas zuzuhören.
Nach dieser schrecklichen langweiligen Stunde folgt die Nächste: Wahrsagern!
Ich werde sowieso wieder nichts sehen, also soll sie mich nicht so nerven!
Noch immer stillschweigend setze ich mich an einem kleinen Tisch hin. Auf diesem Tisch steht eine Kristallkugel. Jeder hat eine und soll etwas darin sehen.
Aber Trelawney ist wohl nur eine Hochstaplerin, da sie selbst nicht in die Zukunft sehen kann. Letztes Mal sollten wir in Teeblätter lesen… Das ist doch so was von bescheuert!
Warum muss ich eigentlich in diesem Fach unterrichtet werden? Die Anderen dürfen es als Wahlfach abwählen, doch ich darf es nicht. Das ist doch unfair!
„Versuchen sie dieses Mal etwas zu sehen, Miss Potter.“
Was denkt die sich eigentlich? Ich bin ein Muggle und kein Squib! Die ist doch inkompetent die Frau…
Ich verdrehe meine Augen und starre die Kugel an. Als wenn das etwas bringen würde! Aber gut, wenn die will, versuche ich es.
Somit konzentriere ich mich auf die Kristallkugel, bis nach einer langen Weile wirklich ein Bild darin zusehen ist. Zuerst ziemlich verschollen und dann wird es immer klarer. Ich weite meine Augen, als ich eine Person erkenne, als Dumbledore erkenne. Wieso sehe ich meinen Schulleiter darin?
„Sie darf nichts davon mitbekommen.“, höre ich die Stimme von ihm.
Eine weitere Stimme erklingt: „Aber sie ist höchstwahrscheinlich in Lebensgefahr.“
„Wenn das, was du vernommen hast, wahr ist, dann sind wir alle in Lebensgefahr, Severus.“
Wie? Was meinen sie? Wovon sprechen sie?
Snape und Arthur Weasley tauchen am Rande des Bildes auf.
„Wir müssen doch irgendetwas tun können?“, erhofft sich McGonagall, die jetzt auch mitten ins Bild läuft.
„Ja. Das können wir allerdings.“, fällt dem Schulleiter ein, „Wir müssen alle Vorsichtsmaßnahmen treffen. Er darf nicht in ihre Nähe kommen. Das könnte das Ende von Hogwarts, nein, sogar das Ende der Menschheit sein. Das müssen wir um jeden Preis verhindern!“
Alle nicken und verschwinden, außer Dumbledore, der seine Hände hinter seinem Rücken faltet: „Hoffen wir, dass es bei einer Prophezeiung bleibt…“
Dann wird alles schwarz und ich starre reglos die Kristallkugel an.
Langsam drehe ich wirklich durch… Ich dachte doch wirklich etwas gesehen zu haben! Das war bestimmt nur eine Einbildung, genau!
War das die Vergangenheit oder die Gegenwart? Vielleicht auch die Zukunft? Nein… Gar nichts von alldem! Nein… Ich will nicht, dass es wahr war. Alle sind in großer Gefahr? Ist das wahr?
Wieso konnte ich überhaupt etwas sehen? Ich bin doch ein Muggle! Oder etwa nicht? Lebe ich mit einer Lüge? Logen sie wieder? Nein… Das kann und will ich nicht glauben! Das ist nicht wahr!
„Alles in Ordnung?“, fragt mich jetzt mein Bruder. Doch ich stehe auf und renne einfach, als wenn mich eine Biene gestochen hätte, los. Ich will weg, einfach weg! Ich renne aus dem Raum und einfach immer weiter. Erst als ich an der frischen Luft bin, bleibe ich stehen und halte mich an der Mauer fest. Nein, sie können mich nicht erneut angelogen haben! Das will und kann ich nicht glauben!
Vereinzelte Tränen laufen mir übers Gesicht. Alles was sie mir jemals gesagt haben, war also gelogen? Wieso? Wieso?! Verdammt!
Es regnet auf mich herab und ich bin schon ganz nass, doch es ist mir egal. Ich falle auf die Knie und fange jämmerlich an zu schluchzen. Alles war gelogen… Einfach alles!
Und wir sind alle in Gefahr… Was soll ich jetzt bloß tun?! Wer bin ich eigentlich? Ich bin nicht diejenige, die ich dachte zu sein. Ich bin nicht ich. Mein Name, meine Herkunft und mein Leben… Es war etwas anderes für mich vorbestimmt, als ein normales Leben.
Wieso verschwiegen sie mir das alles? Verdammt! Wer bin ich?! Ich habe meine Träume, meine Ziele, alles das, wofür ich lebte, verloren… Was soll ich jetzt nur tun? Zurück kann ich nicht mehr… Soll ich mich meinem Schicksal ergeben? Will ich das überhaupt?

Den ganzen Tag über sitze ich am See und denke über mein ganzes gelogenes Leben nach. Über die ganzen Lügen, die sie mir erzählt hatten…
Ich vergesse dabei ganz und gar die Zeit, da die Sonne schon im Zenit steht.
„Da bist du ja.“
Die plötzliche Stimme lässt mich zusammen zucken. Was sollte das?!
Aber so wie ich gerade neben den Schuhen stehe, starre ich einfach weiter auf dem wunderschönen See.
„Warum bist du eben einfach so abgehauen?“, fragt mich Malfoy weiter, „Du hast mir doch geschworen, dass du mir Bescheid sagst, wenn du-„
Dann kann ich mich nicht mehr zurückhalten und unterbreche ich ihn, in dem ich mich zu ihm umdrehe und mit meinen Tränen im Gesicht in seine Augen sehe.
„Amelia.“, sieht er mich geschockt an, bevor ich mich mit meinen Fingern in sein Hemd kralle und wieder bitterlich anfange zu schluchzen.
Etwas geschockt und verwirrt weiß er zuerst nicht wirklich wie er darauf reagieren soll, bevor er seine Arme um mich schlingt und mich fest an sich drückt.
„Es wird alles gut.“, flüstert er in mein Ohr, doch ändert es nichts an meinen Gefühlen. Ich fühle mich betrogen und hintergangen und das mein ganzes Leben lang! Es fühlt sich so schrecklich an… Nicht nur wegen der Kälte, die meinen Körper durchfährt, sondern auch weil es sich so anfühlt, als wenn mein Herz entzweit wäre.
Als ich nach einiger Zeit mich beruhigt habe, wische ich mir meine Tränen vom Gesicht und löse die Umarmung auf. Ich versuche meine Stimme wiederzufinden, doch sie zittert noch immer: „Ich- ich wollte nicht, dass du das hier miterleben musst.“
„Was ist eigentlich passiert?“, fragt mich Malfoy besorgt. Er ist so mitfühlend mit mir und streicht mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht.
Ich zucke mit den Schultern und lüge ihn an: „Nichts, alles bestens.“
Er braucht es ja nicht erfahren, schließlich hassen wir uns!
Vorsichtig stehe ich auf und will weggehen, als mir auf einmal so schwindelig wird und ich mein Gleichgewicht verliere. Ich schließe meine Augen und bereite mich auf dem Schmerz vor.
Als er nicht kommt, wundere ich mich ein wenig, doch dann fühle ich starke Arme, die mir Halt geben und eine weiche Brust, gegen die leicht mein Kopf prahlt. Sofort öffne ich meine Augen, als Malfoy mir mit seinem Atem an meiner Haut eine Gänsehaut verbreitet.
„Das war knapp.“, meint er ruhig und seufzt erleichternd aus.
Mir ist noch etwas schwummrig, trotzdem versuche ich mich hoffnungslos von ihm zu lösen: „Wird nie wieder vorkommen.“
„Ja“, meint er, als er mir ins Ohr flüstert, „Das wird nie wieder vorkommen.“
Ohne mein Einverständnis hebt er mich mit seinen zwei starken Armen hoch. Ein Arm liegt an meinem Rücken und die Andere umschließt meine Knie. Er drückt mich näher an sich und geht einfach.
„Lass mich runter!“, schreie ich ihn an, „Ich kann selber gehen.“
Seine Stimmenlage wird abfällig: „Das sah man ja gerade.“
Wütend wehre ich mich mit Händen und Füßen, doch es ist vergeblich. Er ist einfach zu stark für mich oder bin ich bloß so geschwächt?
Nach einer kurzen Zeit gebe ich auf und beschimpfe ihn den ganzen Weg über mit allen ermöglichen Schimpfwörter. Dabei wusste ich nicht mal, dass sie sich sogar reimen können… Bei mir geht wohl alles…
Irgendwann falle ich vor Erschöpfung in Ohnmacht. Ich fühle nur diese Wärme, die mich umgibt…

Ich höre leise Stimmen, die jedoch mit der Zeit immer lauter werden.
„Wie geht es ihr?“
„Außer eine ordentliche Erkältung, die sie bekommen wird, nichts.“, höre ich eine weibliche Stimme ruhig sprechen.
„Wieso Erkältung?“, erklingt Dylons Stimme, die ziemlich besorgt wirkt.
Dieses Mal ist es Malfoy, der antwortet: „Als ich sie fand, war sie klatschnass. Sie muss wohl schon im Regen draußen gewesen sein.“
„Was denkt sie sich auch dabei?!“
„Das würde ich von dir auch gerne wissen.“, hebt Malfoy seine Stimme, „Nicht nur das sie krank ist, sie schien auch einen Nervenzusammenbruch zu haben. Sie war nämlich total aufgelöst.“
Erst jetzt öffne ich meine Augen und nehme anfangs nur alles verschwommen war. Erst nach einigen Augenaufschlägen sehe ich alles klar und deutlich. Vor mir stehen Dylon, Malfoy, Snape, Hermine, Ron, Ginny und die Krankenschwester.
Meine Wut steigert sich, als ich in Dylons besorgtes Gesicht sehe und lässt mich aufrecht sitzen.
„Du solltest dich ausruhen.“, befehligt Snape mir eher.
Jetzt kann ich noch kaum an mir halten und werde ziemlich unausstehlich: „Ich tue das, was ich will und nicht was andere wollen!“
Entsetzt sehen sie mich an, als ich einfach aufstehe. Malfoy und mein Bruder wollen mich zurück ins Bett ordern, als ich sie anfauche: „Fasst mich nicht an!“
„Amelia.“, flüstert mein Adoptivbruder erschrocken. Verräter, Lügner!!!
„Nicht Amelia!“, schreie ich umher, „Falls das überhaupt mein richtiger Name ist. Schließlich erzählt ihr mir ja nur Lügen!“
„Was meinst du?“
Jetzt knurre ich drohend: „Tu nicht so! Du wusstest das alles doch! Mein ganzes Leben hast du mir nur Lügen erzählt! Du und deine Familie seid doch keinen Deut besser, als die Slytherins, die nur über einen her lästern! Ich hasse euch! Euch alle!“
Mit den Worten lasse ich sie dort stehen und laufe aus dem Krankenflügel. Nur weg von ihnen! Ich will das alles nicht! Ich werde weglaufen.
Nicht eine Sekunde länger werde ich hier in dieser Irrenanstalt bleiben, wo alle Lügen und alle leeren Versprechungen ans Tageslicht kommen. Ich will die Wahrheit gar nicht mehr wissen… Wenn das Schicksal für mich etwas Schlimmes hat, dann muss ich diesem entfliehen.
Ich laufe und laufe, als ich nicht mitbekomme, wie mir jemand folgt…

5. Ich will euch nicht in Gefahr bringen…

Nach einer langen Zeit bleibe ich stehen und halte mich an einen der vielen Bäumen fest. Ich ringe nach Luft und versuche meine Wut in neue Kraft umzuwandeln. Gerade als ich weiterlaufen will, fällt mir dann etwas Seltsames auf. Wo bin ich eigentlich? Überall sind Bäume, was mich daraus schließen lässt, dass ich in einem Wald bin und da der Nächste von Hogwarts der verbotene Wald ist, müsste ich mich auch dort irgendwo befinden…
Super… Warum habe ich mir die Umgebung von Hogwarts nicht genauer angesehen? Ich bin doch so orientierungslos!
Plötzlich durchfährt mich ein seltsamer Schmerz und lässt mich auf die Knie fallen. Mein Atem wird immer schwerer und ich drohe zu ersticken. Was ist das plötzlich? Dieser Schmerz… Ich fange zu röcheln und zu husten an. Was ist das bloß? Das habe ich doch sonst nicht!
Geräusche vernehme ich, weshalb ich mich in diese Richtung wende. Langsam stütze ich mich mit meinen Arm auf dem Boden um aufzustehen. Der Husten will einfach nicht aufhören und es wird immer schlimmer. Ich höre Schritte, die immer näher kommen.
Eine leise Stimme erklingt, doch ich kann leider kein Wort verstehen. Plötzlich sehe ich ein Leuchten und eine unsichtbare Kraft stößt mich gegen den Baum, gegen welchen ich mich zuvor festhielt. Mein Kopf schmerzt und ich kann mich durch diese Kraft kaum noch bewegen, als ich mich gegen den Baum lehne.
Eine Gestalt nähert sich mir und stellt sich vor mir hin. Bedrohlich zeigt die geheimnisvolle Person seinen Zauberstab auf mich. Die Person ist von einem schwarzen übergroßen Umhang umhüllt, weshalb ich das Gesicht nicht erkennen kann. Wer ist mein Angreifer? Wer will mich bloß aus der Welt schaffen?
Eine weibliche Stimme ertönt: „Crucio.“
Plötzlich durchströmen mich so viele Schmerzen, dass ich meine Hand zur Faust balle und auf meine Unterlippe rumkauere, um nicht zu schreien. Doch sie werden immer schlimmer. Es ist so unerträglich. Ich fange lauthals zu schreien an und kann nicht aufhören. Immer und immer wieder wird mein schreien lauter. Ich kann kaum noch schreien, so schmerzt es.
„Sectumsempra.“
Plötzlich ist es so, als wenn mich Schwerter durchbohren und ich muss Blut spucken. Als ich um mich sehe, erkenne ich nur dieses Blutrot, das sogar meine ganze Uniform gefärbt hat. Die unerträglichen Schmerzen vom letzten Spruch wollen nicht weggehen und dazu kommt jetzt auch noch der Zweite dazu. Wenn es weiter so geht, dann tut auch noch mein Hals weh vom vielen Schreien! Ja, ich weiß… Das ist ja die Hauptsache…
Gerade als der Angreifer mich wohl erlösen oder vielleicht weiter quälen will, ertönen Schritte und die Gestalt löst sich in Luft aus. Und lässt mich schreiend zurück…
Kaum noch bei Bewusstsein versuche ich mitzubekommen, wer die Personen sind, die sich mir immer nähern, doch es wird um mich immer dunkler und immer leiser werden die Stimmen. Wird es jetzt mit mir zu Ende gehen?
„Amy“, höre ich leise eine Stimme, bevor sich widerwillig meine Augen schließen, „AMY!“
Ich tauche in die Dunkelheit ab.

Alles um mich herum ist dunkel. Ich blicke um mich. Wo bin ich? Was geschieht hier?
Warum fühle ich mich so leer? So, als würde ich nicht mehr existieren? Bin ich etwas tot?
Gedankenverloren mache ich einen Schritt nach dem Anderen und fühle den Boden unter mir. Dabei ist doch hier das Nichts? Alles ist schwarz… Die reinste Dunkelheit wacht über mich. Ich kann mich nicht dagegen wehren.
Egal wohin ich gehe, es verändert sich nichts. Ich bin im Nichts gefangen und werde wohl niemals mehr das Tageslicht sehen…
Ich weiß zwar nicht wie lange ich schon gegangen bin, aber es fühlt sich wie ein ganzes Leben an. Ein Leben, das über mich hinweg zieht.
Auf einmal erkenne ich ein Lichtfunke, der mich hoffen lässt. Sofort laufe ich dort hin und erblicke eine schwarze Türe. Geräuschlos öffne ich sie und lasse das Licht auf mich zukommen. Es wärmt meinen eiskalten Körper.
Nach einigem Blinzeln erkenne ich ein Zimmer. Es sieht aus wie ein Wohnzimmer mit Kamin und allem Luxus. Doch dann erblicke ich eine schwarzhaarige Frau, die ich als Bellatrix identifiziere. Dylon hatte mir damals die Fotos der Todesser gezeigt, damit ich ja abhaue, wenn ich ihnen mal begegnen würde. Aber was macht die denn hier?
„Ich habe den Auftrag erfüllt, mein Lord.“
„Gut gemacht.“, höre ich eine furchteinflößende Stimme, „Dann können wir ja mit dem nächsten Schritt beginnen.“
Als ich das Zimmer betrete, erschrecke ich, als ich Voldemort auf dem Sessel erkenne. Aber er sieht nicht wie er aus, sondern wie sein alter Körper Tom Riddle. Es verängstigt mich. Er ist doch tot!
Dann sehe ich in seine Augen und muss schlucken. Mein ganzer Körper fängt an zu zittern.
Zuerst hat er dunkelbraune Augen, doch dann werden sie immer roter und sind wie der Tot selber… Mein Atem geht schnell und ich glaube, dass mein Herz aufhört zu schlagen.
Im nächsten Augenblick verschwinden die Augen und der ganze Raum löst sich im Nichts auf. Dafür steht ein Spiegel nun vor mir. Ich sehe in diesen rein und mustere die Person im Spiegel.
Die junge Frau hat wunderschöne lange schwarze Haare und schwarze Augen, die nach innen immer blutroter werden. Ihre Haut ist blass, ja bei Nahe schon weiß. Sie hat sich die Augen sehr stark schwarz geschminkt und ihre Lippen sind blutrot. Ihr Gesicht ist perfekt proportioniert und ihr Blick ist leblos.
Sie trägt ein wunderschönes langes dunkelrotes Kleid, das ziemlich teuer und aufwendig ist und den Aspekt wiedergibt, dass die Person im Spiegel ein Goth sein muss. Das Kleid besitzt keine Träger und ist am Bauch wie an der Brust ziemlich enganliegend. Der Rest des Kleides ist ziemlich breit. Ihre Schuhe sieht man durch das lange Kleid nicht und ihre Kette ist ein schwarzes Kreuz mit einem blutroten Rubin in der Mitte. Rote kleine Rubine sind ihre Ohrringe und sie trägt einen rotschwarzen Schleier um ihre Schultern.
Alles von ihr macht den Anschein ein Geist zu sein. Bin ich das? Bin ich wirklich diese Person im Spiegel? Das ist doch völlig unmöglich, oder?!
Dann klopft es an der plötzlich vorhandenen Türe und mein Aussehen verändert sich blitzschnell in diejenige, die ich eigentlich bin und ich trage meine übliche Uniform. Was soll das?
Die Türe öffnet sich und ich drehe mich um. Dort blendet mich das Licht, welches mich die Augen schließen lässt. Eine wohlige Wärme umgibt mich und ich forme meine Lippen zu einem sanften Lächeln. Es fühlt sich so unglaublich gut an…
Dann fühle ich mich etwas lebendiger, als ich mich an das Licht gewöhne und eine leichte Brise spüre, die mir einen angenehmen Schauer überm Rücken beschert.
Ich atme tief die frische Luft ein und bewege langsam aber sicher meine Hände. Ein Schmerz durchfährt mich. Sofort halte ich die Luft an und öffne erschrocken meine Augen. Ich blinzle mehrmals, als ich meine Freunde, Malfoy, Dumbledore und Snape vor mir wiederfinde.
Wohlig lächle ich sie an, doch sie bemerken mich nicht, da sie mir den Rücken zuwenden. Solche Ignoranten!
Was ist eigentlich passiert? Es dauert eine Weile bis mir alles wieder einfällt und ich geräuschlos seufze. Das ist alles wirklich kurios. Wer war mein Angreifer? Und dann dieser seltsame realistischer Traum… Wer war die Person im Spiegel und warum lebt Voldemort noch? Das kann doch nicht wahr sein, oder? Dann meinten sie mit der Gefahr Voldemort? Nein… Das kann doch nicht sein, oder?! ODER?!
„Scheiße.“, fluche ich, als ich meinen Kopf halte und nur so von Schmerzen umgeben bin. Wieso tut mir noch immer alles weh?
Sofort drehen sich alle zu mir um und mir gilt alle Aufmerksamkeit.
„Tag auch.“, lächle ich sie vernichtend an, „Hoffe, dass ihr jetzt daraus gelernt habt, mir nichts mehr zu verschweigen!“
Damit hebe ich meine Stimme an und warte mit hochgezogenen Augenbrauen auf eine lange und breite Erklärung, diese wird mir von Snape erzählt.
„Du bist eine sehr mächtige Muggleabstämmige, Amelia. Du bist zwar keine Hexe, aber du hast eine andere Art von magischen Kräften in dir. Diese sind anders als die eines Zauberers. Dein weißer Zauberstab aus einer Engelsfeder verleiht dir die Gabe, auch die Fähigkeiten der Zauberer und Hexen anzuwenden. Damals wurde die Prophezeiung falsch verstanden und man dachte, dass Harry derjenige war, welche den dunklen Lord bezwingen könnte. Aber es war nicht so, denn du bist diejenige, die über die einzigartige Macht verfügt ihn zu beseitigen. Damals wurdest du von deinen Eltern weggegeben und niemand außer Dumbledore, Dylons Eltern und ich wussten davon. Damals wurdest du von ihm aufgespürt und auch dir wollte er das Leben nehmen, da er befürchtete, dass du zusammen mit Harry unbesiegbar wärest. Damals rettete ich dich und tat so, als wenn ich dich umgebracht hätte. Es war deine einzige Rettung bis man ihn für tot hielt. So konnten wir dich endlich an unsere Schule lassen, aber dann erhielten wir eine weitere Prophezeiung und ein Gerücht entstand daraufhin. Er lebt noch und nicht nur das. Voldemort ist stärker als je zuvor und seine Anhänger kehren nach und nach zurück. Draco sollte dich in Wirklichkeit vor ihnen beschützen und du durftest nicht von Hogwarts weg, da wir um dieses Gebäude einen Schutzzauber gelegt haben und dir hier nichts passieren kann. Sie wissen von dir und wollen dich aus dem Weg schaffen. Bei Nahe hätten sie es auch geschafft.“
Somit fallen wir ins Schweigen und ich gehe jedes Wort für Wort durch. Also bin ich diejenige, die ihn nur besiegen kann? Soll das ein schlechter Scherz sein?
Ich atme tief ein und aus, bevor ich ihnen von meinem Traum erzähle. Sie hören mir aufmerksam zu und unterbrechen mich nicht. Erst als ich fertig bin, geben sie ihre Kommentare dazu ab und verdonnern mich zu drei Monaten Extraunterricht in Sachen Zauberei. Wie ich mich da freue… Juhu!
Und ich soll immer von jemand beobachtet und beschützt werden… Wobei ich die erste Woche im Krankenbett liegen muss und Malfoy mich rund um die Uhr nerven darf. Wenn ich das könnte, würde ich ihm erst einmal Schmerzen zufügen.
Wenn ich daran denke, muss ich grinsen. Das wäre ein Spaß!

Die erste Woche vergeht wie im Flug, dabei durfte ich nur liegen! Wenigstens hatte ich jede Menge Bücher von Hermine ausgeliehen bekommen, so dass ich mich nicht ganze Zeit mit Malfoy unterhalten musste, der mich bloß immer anstarrte, als wenn ich von einer anderen Galaxie käme…
Vielleicht dachte er auch daran wieder ein Todesser zu werden… Aber vielleicht dachte er bloß nur an seine Eltern.
Jetzt jedoch soll ich gerade den Patronus heraufbeschwören, doch ich tue mit meinem weißen Zauberstab so, als wenn ich geistig behindert wäre und langweile mich schon nach dem zweiten Üben des Zauberspruchs.
„Jetzt mach mal ernst!“, hebt Snape entnervt seine Stimme. Malfoy sieht mir dabei ebenfalls entnervt zu, genauso wie Hermine und Harry. Ron ist bereits so langweilig geworden, dass er geflüchtet war und die anderen Weasleys wollten für uns irgendetwas einkaufen gehen. Dabei fällt mir ein, dass ich diese komischen Süßigkeiten von den Zwillingen noch gar nicht gegessen habe. Aber wer weiß, was die für seltsame Nebenwirkungen mit sich bringen…
„Wenn du so weiter machst, können wir ja einpacken, wenn Voldemort uns angreift.“, macht mir Barbie Vorwürfe. Tse! Der soll das doch erst besser machen und außerdem hasse ich es beobachtet zu werden… Müssen die mich auch noch so blöd anstarren? Haben die keine bessere Beschäftigung?
Ich ignoriere ihn und konzentriere mich, bevor ich meinen Stab schwinge: „Expecto Patronum!“
Dann plötzlich erscheint als Patronus einen weißen Tiger und läuft in der Luft durch die Gegend. Wow… Wenn ich will, scheint es ja wirklich zu klappen!
Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.
„Geht doch.“, meinen meine Freunde und lächeln zurück.
„Man muss sie nur zur Weißglut bringen.“
Ich ignoriere Malfoys Andeutung und will gerade gehen, als mich Snape aufhält: „Wir sind noch lange nicht fertig.“
Somit trainieren wir noch eine ganze Stunde den Patronuszauber, bevor er mir noch sagt, dass ich beim nächsten Mal genauso anfangen soll, wie ich aufgehört habe. Natürlich habe ich darauf keinen Bock… Bestimmt vergesse ich die ganzen langen Namen der Zaubersprüche sowieso, also Schluss damit!
Nächstes Mal werde ich sowieso sterben, also wieso mich jetzt noch so quälen?
Entnervt setze ich mich aufs nasse Gras hin und ruhe mich kurz einen Moment aus. Ich atme tief ein und aus und lasse meinen Blick auf den See hinausschweifen. Ich frage mich, was wohl auf der anderen Seite des großen Sees liegt?
Bevor ich noch meine innerste Ruhe gefunden habe, stört mich Malfoy, der vor mir steht und auf mich herabsieht: „Du solltest dich nicht hier aufhalten.“
Ich verdrehe meine Augen. Was soll mir jetzt noch passieren? Ich habe einen der drei unverzeihlichen Flüche überlebt. Dafür sollte man mir einen Orden verleihen!
Widerwillig stehe ich auf und klopfe mir den Dreck von meinem Rock, bevor ich ihm mit leerem Blick folge. Irgendwie fühle ich mich so seltsam. Das alles ist so unreal… Als wäre ich bloß in einem falschen Film gelandet…
Somit gehen wir ins Haus Slytherin und ich langweile mich jetzt schon...
Irgendwie war es sogar mal abwechslungsreich, dass ich bei Nahe drauf gegangen wäre. Oh Gott! Wie denke ich denn jetzt? Man merkt wirklich, dass die Wahrheit einen depressiv macht.
Vielleicht sollte ich ja zu einem Psychiater gehen? Oder doch lieber Antidepressiver nehmen? Aber dann lache ich sogar, wenn jemand mich umbringt… Da kann man mir direkt die stärksten Drogen verabreichen!
„Draco“, kreischt eine schrille Stimme, „Ich muss sofort mit dir sprechen!“
Oh… Pansy hat ja auch mitbekommen, das wir heute nicht im Unterricht waren! Klug muss man ja sein… Oder geht es um etwas anderes? Egal…
Ich setze mich auf den Sessel vor der Couch hin und versuche mich etwas aufzuwärmen. Wenigstens für fünf Minuten die Stille genießen…
„Wo wart ihr?“, höre ich auf einmal eine männliche Stimme neben mir erklingen, weshalb ich sofort um mich fahre, als ich in Zabinis Gesicht sehe. Man! Will der, dass ich einen Herzinfarkt bekomme, oder was? Hat der Typ nichts Besseres zu tun, als mich zu nerven?! Jetzt fängt der Nächste an! Ich glaub’s nicht! Der hasst mich doch! Weißt der etwa nicht, dass man nicht mit seinen Feinden spricht? Bin ich nur von Idioten umgeben?
Es dauert eine Weile bis ich mich vom Schreck erholt habe: „Trainieren.“
Malfoys Kumpel nickt jetzt verstehend: „Stimmt ja. Du sollst ja unsere einzige Rettung sein.“
„Wenn ich eure einzige Rettung bin, dann könnt ihr euch schon mal euer Grab schaufeln.“
Verwirrt sieht er mich jetzt an: „Wieso das denn?“
Wieso ist er eigentlich so nett zu mir? Muss ich das alles hier verstehen?
„Weil ich mir die Zaubersprüche sicherlich nicht merken werde.“, seufze ich verzweifelt, bevor sich Zabini auf die Couch setzt und mir zu nickt: „Du lernst das noch.“
Aber woher sollen wir wissen, wie viel Zeit wir noch haben? Wir haben doch keine Ahnung wann oder wo sie als Nächstes zuschlagen werden!
Besorgt sehe ich mir das Kaminfeuer an, als ich nachdenkliche Blicke von ihm auf mir spüre, bis er mich dann darauf anspricht: „Du siehst ziemlich geschafft aus.“
Leicht nicke ich, doch halte meinen Blick weiter aufs Feuer gerichtet. Es ist seltsam… Wieso fühle ich mich so aufgekratzt? Ich bin nicht wütend, nur so leer. Es ist mir alles egal. Wieso bloß? Ich will am Liebsten immer weiter trainieren, bis ich tot umfalle…
„Gesprächig bist du ja nicht gerade.“
Ich seufze verzweifelt und drehe mich jetzt zum Slytherin um: „Wieso redest du mit mir? Du hasst mich doch!“
Er verzieht seine Lippen zu ein leichtes Lächeln: „Weil ich dachte, dass du eine eingebildete Zicke wärest, aber ich habe mich geirrt und es tut mir auch sehr leid.“
Entgeistert weite ich meine Augen und versuche nicht mit meinem rechten Auge verstört zu zucken. Habe ich das gerade richtig verstanden? Der, der mich doch SO hasste, entschuldigt sich bei mir und will sich mit mir versöhnen? Gott… Ist ihm sein Gehirn rausgefallen oder ist das bloß eine Laune? Vielleicht denkt er ja sogar, dass ich, weil ich ja ihre einzige Hoffnung bin, ihn umbringen lasse, wenn er das nicht tut? So ein Quatsch!
Irritiert und etwas aufgebracht blicke ich in seine ehrlichen Augen. Wie kann ein Lügner meinen Blicken ohne eine Spur von schlechtem Gewissen entgegen treten? Bin ich etwa nicht so Angst einflößend wie ich es immer erhoffe?
„Eingebildet nicht, aber zickig.“, bin ich sogar stolz darauf und grinse ein wenig.
Jetzt muss er breit grinsen: „Nee, bloß laut.“
Dann müssen wir auf Anhieb lauthals lachen. Irgendwie tut das gut. Ich lache nicht oft. Vielleicht sollte ich das öfter machen? Aber wieso lache ich mit einem Feind? Manchmal ticke ich nicht mehr richtig im Kopf.
Es dauert einen Augenblick, bis wir uns Beide wieder beruhigen. Plötzlich kommt Malfoy mit Pansy ins Zimmer und sehen uns irritiert an.
„Sollte dass ein Scherz sein?“
„Was meinst du denn mein lieber Malfoy?“, lächle ich ihn gehässig an, „Ich habe dich bloß ausgelacht, weil du doch so süß bist.“
Er zieht eine Augenbraue hoch: „Untersuch dich mal.“
„Oh“, setze ich meinen Hundeblick auf, „Wie süß klein Dracilein doch ist. Er macht sich ja so Sorgen um mich.“ Ich ziehe ‚so’ extra immer lang um ihn zu provozieren und es scheint zu klappen, doch dann grinst er mich amüsiert an: „Wer sagt, dass es nicht so ist?“
Verwirrt und entgeistert starre ich ihn an, als er mir den Rücken zuwendet und bedeutet zu gehen. „Blaise, pass solange auf sie auf.“, sind seine einzigen Worte, bevor er schon mit Pansy aus dem Zimmer verschwindet. Er lässt mich doch nicht wirklich mit Blaise alleine, oder? Nachher freunde ich mich auch noch mit ihm an! Obwohl… Dann schießt mir eine geniale Idee in den Kopf. Das wird ein Spaß!
Somit unterhalte ich mich mit Blaise über alles Mögliche und weshalb auch immer ist er sehr freundlich zu mir und wir lachen zusammen…

Mitten in der Nacht fühle ich eine seltsame Kälte, die mich umgibt. Warum ist mir bloß so kalt? „Ich sehe dich.“ Das ist Voldemorts Stimme. Ich sehe die roten Augen vor mir.
Vor Schreck öffne ich meine Augen und gebe einen Laut von mir. Eine Schweißperle spüre ich auf meiner Stirn. Wieso sitze ich eigentlich? Ich blicke um mich und erkenne keine Person im Zimmer. Puh… Mein Atem geht schnell und ich höre mein Herz klopfen. Wieso fühle ich mich so beobachtet? Hier ist doch niemand!
Ich beruhige mich ein wenig und lege mich wieder hin. Wieso bin ich so verängstigt? Alles ist doch in Ordnung. Meine Augen schließen sich vor Müdigkeit, als ich am ganzen Körper anfange zu zittern. Wieso ist es auf einmal so kalt? Ich schwitze und habe kalt? Es ist so, als würde ich auf mein Ende warten. Es ist grausam!
Damals brauchte ich nie so viel Angst haben, doch jetzt? Es ist was Anderes, als in weiter Ferne vom Krieg zu hören oder von Morden. Alles wird mir erst jetzt bewusst…
Plötzlich spüre ich wie es wärmer wird. Etwas liegt über mir. Verwirrt und verschlafen öffne ich meine Augen und erkenne eine Silhouette. Ich kann nicht erkennen wer mir gerade eine Decke übergeworfen hat, doch ich weiß, dass es wirklich lieb war…
Die Person wird panisch, als sie bemerkt, dass ich wach bin. Sofort dreht diese sich um und verschwindet aus dem Zimmer. Ich atme den Geruch der Decke tief ein und kann endlich ohne einen erschreckenden Traum einschlafen…

Morgens wache ich durch das Licht sanft auf und blinzle einige Male, bevor ich mich recke und gähne. Man… Ich habe geschlafen wie ein Baby! Erst jetzt fällt mir die Decke, die über mir liegt, auf. Es fühlt sich ganz weich an. Als ich den Geruch einatme lächle ich leicht. Er ist so vertraut und doch komme ich nicht darauf von wo ich ihn kenne. Ich schließe genüsslich meine Augen und nehme weiter den Geruch tief in mir auf. Ich will ihn nicht verlieren…
Die Türe öffnet sich und ich bleibe still liegen. Einige Schritte und leises Flüstern sind zu vernehmen. Sie denken wohl, dass ich schlafen würde. Wie dumm von ihnen.
Dann wird alles leise und alles was ich höre, ist mein gleichmäßiger Atem. Sind sie abgehauen oder warten sie jetzt bis ich aufwache? Irgendwie habe ich ein mulmiges Gefühl bei der Sache…
Plötzlich fühle ich einen sanften Atem, der gegen mein Ohr schlägt. Sofort stellt sich mein Zwergfell hoch und ich fühle wie heftig mein Herz gegen mein Brustkorb schlägt.
„Guten morgen, Nervensäge.“
Als ich die Stimme wiedererkenne, schlage ich sofort meine Lider auf und sehe in graue Augen. Malfoy? Was meint der denn mit Nervensäge, hm? Idiot! Er weckt MICH doch und nicht andersrum!!!
„Dir auch, Arschloch.“, grummle ich verschlafen umher, „Weißt du denn nicht, dass man mich nicht weckt, außer man will sterben?“
„Wieso sollte ich das wollen?“ Jetzt zieht der Blonde eine Augenbraue hoch und sieht mich herablassend an. Denkt er ich mache Scherze?! Pah!
Vernichtend knurre ich leise, bevor ich ihm erkläre: „Weil du einen Morgenmuffel nervst und dass bedeutet dein Tod, Draco Malfoy.“
„Ts“, gibt er bloß von sich und dreht sich grinsend um, „Nur weil du unsere einzige Rettung sein sollst, brauchst du dich nicht so aufspielen.“
Jetzt seufze ich verzweifelt und stehe langsam aber sich auf: „Armer kleiner Malfoy.“
Skeptisch tritt er mir entgegen, doch schweigt. Mein Grinsen wird breiter, als ich neben ihm stehen bleibt und ihm ins Ohr flüstere: „Du bist ja bloß neidisch auf mich, aber du brauchst keine Angst haben. Ich hasse die ganze Aufmerksamkeit, die man mir schenkt. Wenn es nach mir ginge, könntest du ruhig im Mittelpunkt stehen und ich wäre ein Einzelgänger.“
Danach schreite ich gelassen an ihn vorbei zu Blaise, den ich anlächle: „Morgen.“
„Morgen. Wie hast du geschlafen?“
Ich zucke mit den Schultern: „Geht so.“
Man… Wieso muss ich immer so lügen? Na ja… Liegt wohl am Klima…
„Wenn du unsere einzige Hoffnung sein sollst, sollte ich mich lieber gleich in den Tod stürzen.“, fährt Malfoy mich jetzt aufgebracht an. Man… Habe ich ihn etwa in seinem Stolz verletzt? Oder weil ich die Wahrheit gesagt habe? Göttchen… Da tut er mir ja so leid. Er bekommt jetzt eine Tüte voll Mitleid. Ups… Da ist ja gar nichts drin!
Und jetzt bin ich schon so entnervt, dass ich ahne heute noch auszurasten. Ich weiß nicht, ob ich den heutigen Tag ohne Komplikationen überstehe…
Ich atme tief ein und aus um nicht sofort auf ihn loszugehen. Warum fühle ich heute so eine immense Kraft, die mich bei Nahe zu erdrücken versucht?
„Ich sehe dich.“ Plötzlich falle ich auf die Knie. Diese Stimme… Voldemort. Sie schallt immer und immer in meinem Kopf wieder. Ich halte mir diesen und fange zu zittern an. Rote Augen. Diese Angst in mir, sie steigt. Alles, was sich angestaut hatte, scheint rauszuwollen. Alle meine Gefühle in den letzten Jahren… Es fühlt sich so an, als wenn ich gleich explodiere. Meine Augen brennen: „Nein.“
Ich versuche noch ruhig zu bleiben, doch es macht mich wahnsinnig. Mein Atem wird schneller und es scheint so, als wenn ich einen Herzinfarkt bekomme.
„Was ist mit dir los?“, vernehme ich ganz leise, aber ziemlich undeutlich. Die Stimme von dem dunklen Lord wird trotzdem nicht leiser, sondern lauter! Heiße Tränen kullern mir über die Wangen und ich muss schreien: „Lass mich in Ruhe!!!“
„Amelia?“
Sofort laufen die Beiden zu mir und machen sich tierische Sorgen. Rote Augen. Sie verfolgen mich.
„Töte sie.“
Irritiert sehen sie mich an, als ich meine Hände zur Fäuste balle und mich mit ihnen abstütze: „Lasst mich…“
Ich werde ihnen niemals etwas tun, Voldemort!
„Oh doch.“, spricht er mir weiter betäubend ins Ohr, „Du hasst sie. Sie haben dich ganze Zeit belogen und dir immer nur Schmerzen zugefügt.“
Plötzlich ist alles weg. Meine Gefühle sind fort. Stimmt das was er da sagt? Ich bin leer. Leer und betroffen. Es stimmt. Momente in den ich glücklich war, gab es selten.
„Töte sie.“ Die Stimme dringt bis in mein Innerstes vor und schneidet mir die Luft ab. Kann ich das wirklich? Nein!
Mein Mund bewegt sich und ich kann nichts dagegen tun. Aber kein Wort erklingt.
„Was?“, fragt mich Malfoy sehr geschockt und ist für den ersten Moment wie erstarrt. Auch Blaise kann sich nicht bewegen.
„Tötet mich.“, erklingt meine Stimme, die sich nach und nach Voldemorts gleicht. Was ist das? Er kontrolliert mich. Mich und meinen Körper… Nein! Wenn das stimmen sollte, dann könnte es zu spät für uns alle sein. Werden wir jetzt sterben?
Widerwillig bewegt sich mein Körper. Ich stehe auf und sehe sie ausdruckslos an. Sofort zücke ich meinen Stab, bevor ich ihn auf mich selbst richte: „Wenn ihr es nicht macht, dann werde ich es selbst tun.“
„Amelia“, rüttelt mich der Blonde durch, „Bist du jetzt ganz irre geworden?!“
Ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. Ich bin das doch nicht! Das ist doch Voldemort… Werde ich jetzt sterben? Wird er mich jetzt auslöschen? Ich bin so schwach… Nur wegen meiner Schwäche werden alle sterben…
„Lass das gefälligst!“
Nach einem Augenaufschlag werfe ich ihn gegen eine Wand. Wow… Das hat gesessen. Wieso es mir wohl so viel Spaß macht, wenn ich sehe wie ich Malfoy gerade gedemütigt haben muss… Dabei war ich das nicht mal. Aber wenigstens konnte ich das mit ansehen, bevor ich von hier gehe… Wie rede ich eigentlich?! Ich werde doch nicht einfach so kampflos aufgeben!!!
Blaise sieht verwirrt zwischen Malfoy und mir hin und her, bevor er auf mich mit seinem Stab zu stürmt, doch ich mache nur eine Handbewegung und lasse ihn gegen den Tisch prahlen und ihn ohnmächtig werden lassen. Wieso knallt er auch mit seinem Kopf gegen den Tisch an?
Malfoy ist wieder auf den Beinen und hat seinen Zauberstab in der Hand: „Hör gefälligst mit dem Schwachsinn auf!“
„Wieso sollte ich auf dich hören, Draco Malfoy?“ Diese Worte sind so abwertend, dass es selbst mir eine schlimme Gänsehaut bereitet. Der Körper scheint noch ein wenig auf mich zu reagieren. Dann muss ich versuchen meine Hände zu bewegen. Das wird doch nicht so schwierig sein, oder?
„Weil du es tun wirst.“, knurrt er entnervt, „Sonst werde ich allen erzählen, dass es deine alleinige Schuld ist, wenn Voldemort uns angreifen sollte. Alle deine Freunde werden sterben. Verstehst du, Potter? Hermine, Ron, George, Fred, Harry, Dylon… Einfach alle. Hast du denn kein schlechtes Gewissen? Willst du sie einfach so sterben lassen, hm?“
Jetzt sehe ich ihm ausdruckslos in die Augen. Zuerst sind sie rot, doch langsam werden sie immer grauer.
Im Spiegel hinter mir erkenne ich Malfoy und mich, doch nicht dieses Ich. Es ist eine andere Person. Diese, die ich schon einmal gesehen habe. Sie hat zwar dieses Mal die Uniform an, aber ihre Haare sind pechschwarz und ihre Augen sind es ebenso, doch nach innen werden sie immer blutroter und ich atme schwer. Alles dreht sich um mich. Ist das mein Innerstes? Das Ich, was ich die ganze Zeit versucht habe zu verdrängen? Das Ich, was meine Eltern ignorierten?
Dann blicke ich wieder in die besorgten und gefühlvollen Augen Malfoys und ich lächle leicht: „Nein, das kann ich nicht…“
Langsam senke ich meinen Stab und die Stimmen werden leiser. Er lächelt mich jetzt an: „Ich weiß.“
Langsam verändert sich die Frau im Spiegel und ich lasse meinen Stab fallen, bevor vereinzelten Tränen über meinem Gesicht auf dem Boden fallen. Meine Knie werden weich und ich verliere mein Gleichgewicht. Habe ich es geschafft?
Ich spüre zwei Arme, die meinen Körper umfassen und mich so an Malfoys Brust drückt. Meine Augen treffen seine und er lächelt sanft. In diesem Augenblick hätte ich wie sonst auch meine Sprüche durchgezogen, doch in meiner Verfassung…
Bevor ich noch etwas sagen oder machen kann, falle ich trotz seiner Umarmung auf die Knie. Sofort kniet er sich zu mir und streicht mir durchs Haar. Über seiner Schulter erkenne ich wie sich die fremde Person endgültig zu mir verwandelt. Erst jetzt fange ich richtig an zu schluchzen und halte mir meine Hände vors Gesicht. Genau in diesem Moment schwingt die Türe auf und der Raum füllt sich etwas. Auch Blaise kann wieder mit seiner Kopfverletzung aufrecht stehen.

Wir sitzen schon seit einer Stunde und sie versuchen aus mir rauszubekommen, was eben mit mir los war. Ich jedoch lenke stets vom Thema ab und mache mich über alles lustig. Wieso finde ich bloß alles lustig? Aber meine Gefühle zu verschließen, ist mir nicht neu. Das tue ich schließlich schon mein Leben lang.
Snape seufzt verzweifelt: „Wissen Sie nicht wie viele Menschen sie damit in Gefahr bringen, Potter?“
„Kann sein.“, zucke ich mit den Schultern. Der bekommt von mir nicht mal ein Fünkchen raus!
„Dann muss ich doch zu groberen Methoden greifen.“ Damit zückt mein Hauslehrer seinen Stab. Ui… Jetzt habe ich aber Angst!
Er flüstert einen Zauberspruch vor sich hin und Bilder tauchen vor mir auf. Bilder von der Vergangenheit.
Zuerst sehe ich meine Eltern, dann meinen Bruder und danach meinen ersten Kuss.
Es dauert nicht lange, als ich darauf rote Augen sehe. Voldemort… Ich erlebe dieses Erlebnis erneut und wieder muss ich mich zusammenreißen um nicht gleich umzufallen. Wieso schmerzt es so? Alles… Es ist so seltsam… Sieht Snape das auch? Oh bitte nicht…
Als die Person im Spiegel wieder ich wird, bricht er ab und verschwindet aus meinen Erinnerungen.
Stille. Unsere Augen treffen sich und ich muss heftig schlucken. Dieses Schweigen wird unerträglich und selbst Dylon merkt wie nervös ich bin.
„Was ist jetzt?“
Er wendet sich nicht von meinen Augen, als er zu verstehen gibt: „Du hast schon das zweite Mal einen unverzeihlichen Fluch unversehrt überstanden. Was für ein Glück für dich, Potter.“
Der Schwarzhaarige duzt mich, doch nennt mich bei meinen Familiennamen? Das soll einer noch verstehen!
Seine Ruhe ist unergründlich und seine Worte passen mir so gar nicht.
Dumbledore fragt noch einmal nach: „Sie hat also-„
„Ja.“, bleibt Snape mit seiner ausdruckslosen Miene geheimnisvoll, „Sie stand unter dem Imerius-Fluch, so wie wir es befürchtet haben, Albus.“
Irritiert sehe ich zwischen den anwesenden Personen hin und her. Warum sind sie so geschockt? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?
„Könnte mich mal jemand aufklären?“
Hermine nimmt zu diesem Thema Stellung und erklärt mir alles haargenau: „Professor Snape ist in das Denkarium mit deinen Gedanken getaucht. Für Unwissende, das ist so etwas wie in deine Vergangenheit blicken mit allen deinen Gefühlen. Und dieser Imperius-Fluch ist unverzeihlich! Wenn er einmal ausgesprochen wurde, kannst nur du dich selbst noch retten. Durch diesen Zauberspruch kann er deinen Körper kontrollieren und besitzt die absolute Macht über deine Kräfte.“
Jetzt verstehe ich alles… Dankend lächle ich sie an und seufze verzweifelt: „Da du schon alles von mir weißt, kannst du ja jetzt auch agieren.“
Er bleibt stumm. Sehr nett, wirklich!
Doch nach einigem Warten kommt ihm dann doch noch in den Sinn zu antworten: „Wieso hast du nichts gesagt, dass er mit dir Kontakt aufgenommen hat?“
„Ich nahm an, es wäre ein Traum.“
Dieses Mal sage ich die Wahrheit, da ich kein Bock habe, dass er noch mehr in meinen Gedanken wühlt… oder will ich die Wahrheit bloß verdrängen? Die Person im Spiegel… Werde ich wirklich sie? Frisst dieser Schmerz mich auf?
Er warnt mich mit seinen ernsten Gesichtsausdruck: „Du sollst doch nicht lügen.“
„Ich lüge nicht!“, versuche ich mir einzureden, „Ich darf nicht…“
„Was darfst du nicht?“, kommt es neugierig von Harry.
Wollen die wirklich die Wahrheit erfahren? Die grausame Wahrheit… Nein! Aber… Ich kann es nicht länger verheimlichen. Mein Innerstes explodiert, wenn ich ihnen nicht endlich meine Angst gestehe. Dann brodelt es aus mir raus.
„Ich will euch nicht in Gefahr bringen…“ Die Wörter überlappen sich und ich japse nach diesem Satz nach Luft. Wieso brauchte ich so eine große Überwindung?
„Wir sind bereits alle in Gefahr.“, gibt mir Snape zu verstehen, „Und sie können daran nichts ändern.“
Diese Worte… Sie schneiden mir die Luft weg und lassen mein Herz für eine Sekunde aussetzen. Sie tun weh… Die Worte, die er da sagte.
Meine Augen weiten sich und ich bin nicht im Stande etwas darauf zu erwidern.
Die Wahrheit schmerzt.
Meine Augen sehen in seine. Alles ist wahr, doch wieso will ich es nicht einsehen?
Wir werden alle sterben, wenn ich es nicht schaffen sollte… Es wird unser Untergang sein, wenn ich nicht gegen Voldemort bestehe.
Es ist eine Prüfung auf Leben und Tod.
Ich fühle mich so leer und verloren. Nur ich kann das Schicksal noch ändern. Aber wie?
Ohne ein weiteres Wort stehe ich auf und gehe aus dem Zimmer. Mein Blick ist leer und verloren. Mein Gang pessimistisch und mein Innerstes ist voller Angst. Angst vor der Zukunft.
Es ist meine Bestimmung… Nur ich kann sie noch retten. Aber was kann ich schon gegen ihn ausrichten? Es ist wohl meine Aufgabe dies rauszufinden… Oder nicht?

6. Wenn ihm etwas geschehen sollte, dann werde ich mir das nie verzeihen können!

Irgendwie finde ich mich schon damit ab, dass ich so eine gewaltige Aufgabe besitze. Es ist für mich ganz normal geworden. Heute ist der fünfte Tag meiner Herbstferien. Anstatt wie die Weasleys nach Hause zu fahren, bleibe ich in Hogwarts und trainiere jeden Tag. Snape unterrichtet mich und jeden Tag scheint es leichter zu werden.
Dylon wollte anfangs nicht nach Hause, doch ich habe ihn überredet und so bin ich jetzt den ganzen Tag mit den Lehrern der Schule alleine. Aber um groß nachzudenken, bleibt mir keine Zeit, da ich ziemlich viel von der Schule nachholen muss und immer nur arbeite.
Wenn ich einmal kurz Zeit finde, dann spaziere ich durch Hogwarts um mich langsam aber sicher hier zu orientieren. Es klappt langsam. Zwar war es am Anfang wirklich schrecklich und jeder musste mich wieder aufsammeln und zum gewünschten Ort bringen.
Im Moment lese ich ein Buch über die Entstehung Hogwarts. Verzweifelt versuche ich mir das auswendig zu lernen, doch mein Kopf brummt und ich spiele lieber mit meinem Zauberstab rum.
„Wingardium Leviosa.“
Somit schwebt das Buch, aus dem ich vorhin gelesen habe, vor mir hin. Irgendwie macht es mir ja wirklich Spaß zaubern zu können. Jetzt fühle ich mich wenigstens nicht so benachteiligt.
Die Türe öffnet sich und mein Hauslehrer räuspert sich, als er mich beim ‚Spielen’ erwischt: „Sie scheinen ja gerade nichts Besseres zu tun zu haben. Also können Sie ja auch diesen Brief zu Hagrid bringen.“
„A-„ Ich verstumme, als er mich skeptisch ansieht und so, als würde ich mir sonst einige Strafen einhandeln würde. Vielleicht sollte ich einfach das tun, was er mir aufträgt?
Verschüchtert nicke ich und lasse sofort das Buch wieder auf dem Tisch fallen, bevor ich aufstehe und den Brief an mir nehme.
„Wenn Sie diesen ohne zu öffnen an Hagrid übergeben haben, können Sie sich eine Belohnung bei mir abholen, Potter.“
Er macht auf dem Absatz kehrt und lässt mich dort irritiert alleine. Belohnung? Was denn für eine Belohnung? Ach egal… Ich werde es ja schon sehen.
Ohne einen Gedanken an den Brief zu verschwenden, mache ich mich auf zu Hagrid. Es ist irgendwie beruhigend die Schule ohne nervende Mitbewohner und Schüler zu sehen. So friedlich und so traumhaft schön. Selbst Malfoy kann mich diese Woche nicht nerven! Mist… Warum denke ich schon wieder an ihn?!
Grummelnd schreite ich durch die wunderschöne Landschaft zum Weg eines kleinen Hauses. Es ist dort ziemlich gemütlich und seit meine Freunde abgereist sind, besuche ich ihn täglich. Vor der Türe mache ich kurz halt und atme die frische Luft tief ein, bevor ich anklopfe.
Es ist schön ohne Begleitung vor die Türe zu gehen. Das konnte ich schließlich schon zwei ganze Monate nicht! Es ist nervend, wenn man sich sogar beim Umziehen beobachtet fühlt.
Die Türe öffnet sich und Hagrid steht in dieser: „Amy, wie geht’s denn so? Komm doch rein.“
Ich zögere nicht lange und nehme sein Angebot an. Der Halbriese geht zur Seite und ich trete ins Haus ein. Hinter mir schließt er die Türe und wir setzen uns hin. Bei ihm zu sein, ist irgendwie richtig schön. Er gibt mir ein Gefühl von Zugehörigkeit und zu Hause zu sein. Einfach toll…
„Warum bist du schon so früh hier?“
Ich mustere wie immer das Zimmer genau und schaue nach, ob noch alles wie zuvor ist. Dabei fällt mir ein kleines Hippogreifenbaby auf. Es ist so süß. Das Kleine scheint nicht älter als eine Woche alt zu sein. Seine Flügel sind bereits so gewachsen, dass es schon fliegen könnte. Aber wieso ist das Kleine nicht bei seinen Eltern?
Als er meinen Blick nachgeht, versteht er sehr schnell: „Süß, nicht wahr?“
Lächelnd nicke ich. Am Liebsten würde ich es direkt knuddeln. Ich habe eine Schwäche für Tiere und Babys und logischerweise vor allem für Tierbabys.
„Den Kleinen habe ich verletzt im verbotenen Wald gefunden. Genau deshalb habe ich ihn mitgenommen. Es wurde vielleicht ausgesetzt.“
„Du meinst, dass es keiner von Hogwarts’ Hippogreifen ist?“, überlege ich scharf nach, „Vielleicht hat es sich ja verirrt oder ein gewisser Jemand wollte, dass du es findest.“
„Meinst du das ernst?“
Leicht nicke ich: „Traurig aber wahr. Man sollte diese Möglichkeit in Erwägung ziehen, Hagrid. Auch wenn ich es nicht glauben will, dass eine Person so ein süßes Wesen etwas zu leide tun kann, so ist es doch möglich. Vor allem wenn es sich dabei um die Todesser oder Voldemort selbst dreht…“
Wir verstummen und dann erinnere ich mich an meinem Anliegen. Sofort krame ich den Brief raus. Als ich ihn gerade rausziehen will, sehe ich rote Augen und halte bei meiner Bewegung inne. Nicht schon wieder…
Hat das etwa etwas mit dem Brief zu tun? Ach was… Das denke ich bloß.
Plötzlich schwingt die Türe auf und ein kleiner Elf tritt in die Türe: „Oh, Dobby.“
Ich lächle und begrüße ihn: „Wie geht’s dir so?“
„Gut, sogar sehr gut.“
„Das freut mich aber.“, strahle ich ihn an. Kleine Wesen sind so süß und faszinieren mich immer so. Vielleicht freue ich mich auch nur, weil ich mich dann nicht mehr so klein fühle.
„Dann gehe ich mal.“, singe ich vor Freude und verlasse ohne Umschweife das Haus.
Irgendwie ist es ja seltsam. Ich fühle mich endlich wieder lebendig und verdränge meine Aufgabe einfach. Bestimmt ist es auch einfach so, dass ich endlich mal wieder tun und lassen kann was ich will und dabei ziemlich viel arbeite. Wie meine Eltern immer sagen: Nach getaner Arbeit fühlt man sich gleich wohler.
Ich sollte wohl wieder etwas trainieren und lernen. Das lenkt mich ab.
Mitten im Gang bleibe ich stehen. Da habe ich doch glatt den Brief vergessen! Typisch ich…
Warum muss ich auch immer so verpeilt sein? Das geht wirklich nicht!
Gerade als ich mit dem Absatz kehrt machen will, vernehme ich Geräusche. Jemand beobachtet mich. Sofort halte ich meinen Zauberstab bereit und blicke um mich. Irgendwo muss jemand sein. Diese Person muss mich wohl schon eine ganze Weile verfolgen.
Vielleicht war es doch keine so gute Idee, dass ich unbeaufsichtigt aus Hogwarts trete. Aber durch meine Sturheit hat Snape mir wenigstens eine Woche Freiheit gegönnt. Und das auch nur, weil Dumbledore Snape überredet hat.
Mein Blick ist kalt und ich verschließe meine Gedanken. Ich versuche den Brief mehr in meine Tasche zu stecken, als ich wieder diese roten Augen sehe. Die Luft um mich herum wird dünner und aus Schock lasse ich den Brief auf dem Boden fallen. Na das auch noch!
Ohne jeglichen Gedanken bücke ich mich um den Brief aufzuheben, als jemand seinen Fuß auf den verschlossenen Umschlag stellt.
„Du bist ziemlich unvorsichtig.“, meint eine arrogante Stimme hochnäsig, „Dabei solltest du doch diesen Brief sicher zu Hagrid bringen. War ja klar, dass du nicht einmal das schaffst, Potter.“
Skeptisch sehe ich hoch und erkenne Malfoy, der mich herablassend ansieht. Was sollte das denn bedeuten?!
Vernichtende Blicke tauschen wir uns aus, bevor ich mich aufrichte: „Was machst du denn hier, Arschloch?“
„Na, da kannst du raten.“, brummt er mich genervt an, „Nach was sieht das denn hier für dich aus?“
Da brauch ich ja nicht mal lange nachdenken…
Ein selbstsicheres Grinsen schleicht sich über mein Gesicht, bevor ich gehässig werde: „Bist du hier um mich zu nerven oder hast du keine Freunde mehr?“
Er schüttelt grinsend den Kopf, während er mich wütend anfunkelt: „Dir scheint es ja blendend zu gehen, wenn du so lieblich über einen herziehen kannst.“
Ich verdrehe die Augen und schnaube verächtlich. Grausam… Will der mich jetzt auch noch in meiner Freizeit mit seinen dummen Sprüchen langweiligen? Vielleicht will er mich ja bloß zum Einschlafen bringen?
Als Malfoy seinen Fuß vom Brief nimmt, hebe ich es ohne ein weiteres Wort auf und drehe mich weg: „Ich hätte dich auch angreifen können.“
„So gut bist du noch nicht, dass du einen Profi bezwingen kannst, Potter.“, gibt der Idiot doch wirklich an, „Du hast doch sicherlich nicht vergessen, dass meine Eltern Todesser sind, oder? Ich wäre zu Hause alleine und meine Freunde wollen mit ihren Familien zusammen sein, also bin ich hier.“
Er zuckt lässig mit seinen Schultern und folgt mir einfach. Denkt der wirklich, dass mich seine Probleme interessieren würden? Man… Und das soll noch einer verstehen!
„Außerdem brauchst du doch eine Aufsichtsperson.“
Ach… Macht sich Malfoy wirklich Sorgen um mich oder ist das bloß Einbildung? Seine Stimme hört sich sehr besorgt und irgendwie voller Gefühl an. Hat er etwa diese seltsamen Süßigkeiten von den Weasleys gefunden und gegessen? Nein… Das traue ich nur Ron zu! So verfressen wie er ist…
Ich schweige und gehe an Snape vorbei, der uns skeptisch nachsieht. Was? Ist es so seltsam, wenn wir uns mal nicht streiten?! Ja, gut… Es ist wirklich ziemlich seltsam, aber manchmal geht es auch.
In meinem Schlafsaal angekommen, setze ich mich auf mein Bett hin.
„Ist es nicht einsam hier?“
Die Frage irritiert mich ziemlich und ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Was ist dem denn über die Leber gelaufen, dass er plötzlich so verändert ist.
Als ich ihn bloß so ansehe, als wäre er ein Geist oder ein geistigschwacher Mensch, wird er etwas barsch.
„Was denn?“, knurrt er etwas entnervt, „Kannst du die Frage etwa nicht beantworten oder was?“
Leicht schüttle ich meinen Kopf. Irgendwie verwirrt er mich nur mit seiner Reaktion umso mehr. Malfoy ist mir wirklich ein Rätsel… Alles was man macht, ist falsch! Ich weiß nie wo ich gerade bei ihm bin. Ist er jetzt der gefühlvolle oder der kühle Malfoy?
„Es ist bloß so, dass ich es nicht von dir gewohnt bin, dass du so nett zu mir bist.“, gebe ich etwas unsicher zu. Wieso erzähle ich ihm das eigentlich?
Jetzt scheint der Blonde ein wenig verletzt zu sein: „Was ist denn so schlimm daran, wenn ich mal nett sein will?“
Malfoy ist es jetzt, der mich irritiert und abwartend ansieht. Ein wenig muss ich schlucken. Wieso schüchtert er mich so ein?
„Weil du es sonst nicht bist.“, flüstere ich ihm leise zu.
Dann grinst er mich überraschender Weise an: „Du bist auch sonst nicht so verunsichert, Potter.“
Was soll das denn wieder für eine Anspielung sein, hm?
Ach ich will es gar nicht erfahren!
Ich sehe auf den Umschlag und merke wie meine Hände es nervös umschließen. Rote Augen. Warum muss ich nur immer wieder daran denken? Es ist wie ein Fluch…
Verunsichert sehe ich zu Boden: „Ich kann nicht mehr schlafen und immer wenn ich Pausen mache, dann kann ich an nichts Anderes mehr denken. Ich habe Angst.“
Unaufgefordert setzt er sich neben mir hin und sieht mir mitfühlend in die Augen: „Damals hatte ich auch Angst, als mich der dunkle Lord für eine spezielle Aufgabe auserwählt hatte. Ich sollte Dumbledore umbringen, doch ich konnte nicht…“
„Du hast dich damals gegen Voldemort gestellt und hast mit Harry Seite an Seite gekämpft. Du und alle Anderen seid so mutig. Ich glaube nicht, dass ich die Kraft dafür aufbringe.“
„Du schaffst das.“, lächelt er mich an, „Ich bin mir da ziemlich sicher.“
Überrascht von seinen Worten sehe ich direkt in seine grauen wundervollen Augen. Er lächelt mich sanft und aufopfernd an und ergreift einfach meine Hand, die er in seine legt. Wir lächeln uns an.
Danke, Draco… Jetzt bin ich nicht mehr so verunsichert. Du fühltest genau so wie ich jetzt. Das gibt mir Mut und Zuversicht, dass ich es auch schaffen kann. Und wenn es hart auf hart kommt, bist du noch da, für den ich kämpfen werde!

Rote Augen. Meine Augen öffnen sich und ich schlucke leicht, als ich in Malfoys Gesicht blicke. Seine Augen sind geschlossen und ich bin so nah bei ihm… Sind wir etwa eingeschlafen? Oh Gott… Von Nahem sieht er ja noch besser aus. Was denke ich da eigentlich für dummes Zeug?
Widerwillig erinnere ich mich an den Kuss zwischen Malfoy und mir und ich versuche nicht gleich vor Hitze zu explodieren. Wir hassen uns und trotzdem war er heute so nett zu mir… Manchmal kann er ja doch ganz süß sein. Ich muss leicht lächeln. Wirklich… Und der Moment, wenn er schläft, gehört eindeutig dazu!
Mein Herz rast und ich versuche ihn nicht anzufassen. Wieso liege ich eigentlich auf seiner Brust? Nein… Nur nicht panisch werden! Wenn er nicht bemerkt, was hier vor sich geht, dann kann er sich auch nicht darüber lustig machen. Also gut… Wie komme ich jetzt bloß unbemerkt von ihm runter? Oh Gott… Wie sich das anhört! Warum denke ich so zweideutig?
Ferien sind wohl doch nicht sehr gut für mich und vor allem, wenn ich mit Draco alleine bin. Oh mein Gott! Jetzt nenne ich Dracula schon beim Vornamen… Wie soll das bloß enden?
Ich will nicht nachher nackt neben ihm aufwachen und mich mit ihm über unsere Hochzeit übergeben. Schon alleine beim Wort ‚unser’ dreht sich mein Magen um. Wie ekelhaft mir so etwas überhaupt vorzustellen!
Vielleicht sollte ich mich ja wirklich untersuchen lassen? Aber ob es mir etwas helfen würde? Ich denke eher nicht, aber versuchen hätte man es können! Das glaube ich zumindest…
Vorsichtig klettere ich über ihn hinweg und stehe auf. Wenigstens etwas ist geglückt…
Dann fällt mir der Umschlag ein. Oh weh… Den habe ich ja ganz vergessen! Und was jetzt? Ob Hagrid noch wach ist? Wie spät ist es eigentlich?
Gerade als ich zu einer Uhr greifen will, umschließt etwas meine Hand. Als ich sehe was es ist, muss ich schlucken. Es ist die Hand, die zu Malfoy gehört. Ungewollt schlucke ich heftig.
Wer würde das auch nicht tun?
„Bleib hier.“, brummt Malfoy verschlafen vor sich hin. Ich glaube, dass ich mich an diesen Anblick gewöhnen könnte… Was red ich da für wirres Zeug? Das wird niemals passieren!
Dann zieht er mich einfach aufs Bett und klammert sich an mir, als wäre ich ein Kuscheltier oder ein Kopfkissen. Der Blonde kuschelt sich an mir und ich glaube, dass ich danach wirklich einen Psychiater aufsuchen muss, da ich danach total verstört bin!
Wenn Malfoy richtig aufwachen würde, dann schiebt er es bestimmt auf mich… Na ja… Müde bin ich schon noch und dass mit dem Brief kann ich auch noch später klären, denke ich…
Somit beruhige ich mich etwas und mir fällt etwas viel Schlimmeres auf. Ich rieche stark an seinem Hemd und weite meine Augen. Dieser Geruch… Es ist derselbe wie von der Decke letztens! Hat er mir die etwas-? Nein! Dass würde er doch niemals tun… Ich meine, wir hassen einander… oder?
Leicht lächle ich. So schlimm wie ich anfangs dachte, ist er gar nicht. Vielleicht könnte ich mich ja sogar irgendwann mal mit ihm anfreunden. Ja, das würde bestimmt schön werden…
Aber an unsere Streitereien habe ich mich schon so gewöhnt… Will ich überhaupt mit ihm befreundet sein? Lieber nicht… Es wäre zu gefährlich.
Wohlig schließe ich die Augen und genieße seltsamerweise seine Nähe.

Ich fühle eine Hand, die durch meine Haare fährt. Was ist das?
Verschlafen öffne ich meine Augen. Bin ich wieder eingeschlafen? Wie spät es jetzt wohl ist?
„Guten Morgen.“ Eine angenehme Stimme flüstert mir ins Ohr. Mein Zwergfell stellt sich auf und einen Gänsehaut durchfährt meinen ganzen Körper. Ist es schon morgen?
Ich sehe in Malfoys Augen und muss leicht lächeln: „Morgen.“
„Anscheinend sind wir eingeschlafen.“, meint er und sieht sich um, „Eigentlich wollte ich dich ja nicht wecken, aber Professor Snape wollte schon vor einer Stunde dir einen neuen Zauber beibringen. Außerdem knurrt mein Magen.“
„Nicht schlimm.“, murmle ich etwas schüchtern vor mir hin. Mein Gott… Was ist bloß mit mir los?
Ich setze mich auf und gähne herzlich: „Wie spät ist es denn?“
„Zehn Uhr.“, fährt er sich verführerisch durch sein Haar. Warum fühle ich mich auf einmal so angezogen zu ihm? Na gut… Schlecht sieht er nicht gerade aus, aber sein Benehmen lässt zu wünschen übrig!
Langsam stehe ich auf und zerre an meine Uniform rum. Das ich mit dieser eingeschlafen bin…
„Wo willst du jetzt hin?“
Ich sehe noch einmal zu ihm und strahle ihn an: „Du gehst essen und ich gönne mir eine Auszeit vom Stress in den letzten Tagen.“
Somit drehe ich mich wieder um und will gerade gehen, als mich Malfoy zurückhält: „Du willst Professor Snape also warten lassen?“
„Und wie.“; grinse ich schelmisch und verlasse das Zimmer. Fröhlich pfeifend mache ich mich zum Frauenbad auf und weiß gar nicht wieso ich so gutgelaunt bin. Freue ich mich etwa, dass er bei mir ist und ich deshalb nicht so alleine hier bin? Weil ich mich endlich mal ausruhen kann?
Im Bad entledige ich mich meiner Kleidung und steige in die Wanne, die ich zuvor mit Wasser auffüllen ließ. Entspannt lehne ich mich zurück und schließe meine Augen.
Diese Stille macht mir nichts aus und zum ersten Mal muss ich mir keine Sorgen machen. Das habe ich wohl Malfoy zu verdanken…
Es ist so, als wenn meine Gedanken wie die Seifenblasen in der Luft zerplatzen und ich endlich mal zur Ruhe kommen kann.
Vor meinen geschlossenen Augen erkenne ich dann graue Augen und ich merke wie das Blut in meine Wangen strömt. Wieso muss ich an ihn denken?
Als ich meine Augen öffne, seufze ich lauthals und mir fällt dann der Brief auf, der wie vom Nichts neben mir auf dem Wannenrand liegt. Ich nehme den Brief und schüttle den Kopf. Ich habe ihn noch immer nicht abgegeben. Was da wohl drin steht? Nein! Das darf ich nicht…
Auch wenn es höchstwahrscheinlich sehr wichtig ist, dass ich ihn möglichst schnell abgebe, ich kann ihn nicht öffnen!
Gedankenverloren streiche ich über den Stempel. Andererseits… Nein! An so etwas darf ich nicht mal im Entferntesten denken!
„Tu es.“ Meine Augen weiten sich. Voldemort? Wieso höre ich schon wieder seine Stimme? Will er meinen Körper wieder kontrollieren?
Rote Augen.
„Du weißt doch selbst, dass es unnütz wäre, dich jetzt zu kontrollieren.“
Stimmt auch wieder… Aber was willst du dann?
„Öffne den Brief, dann weißt du es.“, versucht er mich umzustimmen.
Irgendetwas hast du doch… Ich traue dir nicht und werde es nicht tun!
„Aber es hat etwas mit deinen Freunden zu tun.“
Ich glaube dir kein Wort, Voldemort!
Ein schallendes Lachen ertönt: „Du hast wirklich keine Angst. Aber ob das so bleibt, wenn ich dir sagen würde, dass Bellatrix bei dir zu Hause war?“
Meine Augen weiten sich vor entsetzen. Stimmt das? Kann ich ihm vertrauen? Ob es meinen Eltern gut geht? Und was ist mit Dylon? Bruder… Hoffentlich ist ihnen nichts geschehen!
Ich sehe zum Umschlag. Sollte ich ihn wirklich öffnen. Heftig schlucke ich und atme tief aus, bevor ich den Brief öffne. Nervös lege ich den Brief vor mir hin und lese ihn, doch durch diese seltsamen Schriftzeichen verstehe ich kein Wort von dem, was dort steht. Super…
Dann sehe ich wieder diese roten Augen und sein Gelächter, bevor ich den Brief vor Schock ins Wasser fallen lasse. Schmerzen durchströmen meinen Körper. Ein Schmerzensschrei ist die Folge. Wieso falle ich immer wieder auf solche dummen Tricks rein. Warum bin ich auch so naiv und glaube ihm?
Von einem auf dem nächsten Moment verschwindet der Schmerz und ich sehe zu dem durchgenässten Brief. Hat dieses Stückchen Papier etwas mit ihm zu tun gehabt? Konnte ich durch diesen Brief mit ihm sprechen? Das ist ja bescheuert… Wieso sollte mir Snape einen Brief geben, der von Voldemorts Flüchen belegt ist?
Wusste er überhaupt davon? Und wenn ja, wieso tut er so etwas? Ich verstehe ihn nicht…
Die Türe schwingt auf und ein erschrockener Blondhaariger läuft auf mich zu: „Was ist passiert?“
Im Wasser sehe ich wie ich auf Anhieb rot werde: „Ich- ähm-„
Erst jetzt bemerkt Malfoy, dass ich unbekleidet bin.
Sein Blick mustert mich innig, bevor er sich räuspert und mir in die Augen sieht. Seine Wangen sind leicht errötet und sein ganzer Körper spannt sich an. Aber ich versteife mich auch.
„Du hast geschrien.“, versucht er abzulenken, während sein Blick noch einmal über mein Körper hinweg zieht.
Leicht nicke ich und deute auf den klitschnassen Zettel in meiner Hand: „Da ich so ein Tollpatsch bin, habe ich den Brief ins Wasser fallen lassen.“
Er rollt mit seinen Augen und seufzt verzweifelt: „Du bist wirklich ein Tollpatsch.“
Malfoy stützt sich am Wannenrand ab und scheint wirklich fertig mit der Welt zu sein.
„Tut mir leid.“, stammle ich vor mir hin.
„Ich dachte dir wäre sonst was passiert.“, funkelt mich Dracula jetzt wütend an, „Schrei nächstes Mal so, wenn du wieder denkst tollpatschig zu sein!“
„Ist ja schon gut!“, schreie ich zurück und wir sehen uns für einen Augenblick in die Augen.
Verlegen dreht er sich um: „Und vor allem nicht, wenn du meinst, nackt in einer Badewanne sitzen zu müssen!“
Jetzt stehe ich kurz vor einem Wutanfall. Denkt er, dass es mir Spaß macht, dass ausgerechnet ER mich so sieht?
Ich knurre leicht und beherrsche mich.
Kurz schielt er zu mir, bevor er gegen die Wand haut: „Verdammt! Kannst du dir nicht irgendetwas anziehen?“
Macht der mir gerade Vorwürfe, dass ich versuche meine innere Ruhe, während des Badens finden will? Man!
Jetzt nehme ich mir die Shampooflaschen und die ganzen Seifen und bewerfe ihn damit: „RAUS! SOFORT!!!“
Gerade so weicht er die Erste aus und ruft mir noch nach, bevor er flüchtet: „Was kann ich denn dafür, dass ich dachte, dir wäre was passiert? Blöde Tussi! Lass dich mal untersuchen!“
Hinter sich schließt er die Türe und ich schreie wild umher: „Lass du dich mal untersuchen, Malfoy!!! DU bist schließlich ins Frauenbad reingelaufen und nicht ich!!!“
Ich hole tief Luft und lehne mich wieder noch immer verlegend zurück.
Und das sollte ein ganz normaler Ferientag werden? Ich will schon jetzt, dass Malfoy endlich wieder verschwindet…

Entnervt gehe ich zu Professor Snape, wo sich bereits Malfoy mit diesem aufhält. Beide sehen zu mir und der Blick von dem Blonden ist sehr verschlüsselt. Das Einzige, was ich ganz sicher weiß, ist, dass er mir seine Gefühle mitteilen will.
Unaufgefordert betrete ich den Raum: „Ich muss mit Ihnen sprechen, Snape.“
„Du hast den Brief also, obwohl ich dir befohlen hatte, dass du ihn nicht lesen sollst, geöffnet, nicht wahr?“
Woher weiß er das denn? Dann geht mein Blick zu Malfoy und er ist meine vernichtende Blicke ausgesetzt, die er nur kopfschüttelnd annimmt. Was denn? Ist es etwa so seltsam, dass ich wütend auf ihn bin? Huhu?! Das ist doch ganz normal nach der ebenen Aktion!
Jetzt fange ich an zu stottern: „M- möglicherweise, aber ich-„
„Gut.“ Verwirrt starre ich auf Snapes Kaffe. Was meint er denn damit?
„Ich habe einen Zauber auf ihn gelegt, damit du dich besser auf seine Angriffe vorbereiten kannst, doch ich wollte nicht, dass du dir keine Mühe dabei gibst, wenn du wüsstest, dass es bloß eine Übung war.“
Das erklärt so Einiges, denke ich… Aber noch nicht alles!
Kurz hole ich tief Luft, bevor ich ihn etwas angekratzt frage: „Woher wussten Sie, dass ich ihn öffnen würde?“
„Weil du immer das Gegenteil machst, was man dir auftragt.“, gibt er desinteressiert von sich und trinkt dann einen Schluck seines Kaffees, den ich ihm in diesem Moment am Liebsten entrissen hätte. Nur wegen diesem Idiot hat mich ein viel schlimmerer Idiot nackt gesehen? Man!
„Danke auch!“, fahre ich ihn vernichtend an und nehme viel Schwung, bevor ich die Türe hinter mir zuwerfe. Bereits ein paar Schritte vom Büro entfernt, fällt die Tür aus den Angeln und endet endgültig zertrümmert auf dem Boden. Kurz bleibe ich stehen, doch schreite dann kopfschüttelnd und wutgebrannt den Gang entlang.
Es war nur eine Übung? Und warum konnte er mich nicht irgendwie vorwarnen?! Man!
Vielleicht sollte ich erstmals frühstücken! Ohne Essen im Magen kann ich nicht arbeiten…
Somit bewege ich mich in Richtung der Halle, als ich von dort Stimmen vernehme. Was geht denn jetzt ab? Ich bin doch die Einzige mit Malfoy, die hier ist, oder? Vielleicht sind es aber auch bloß die Lehrer?
Neugierig öffne ich die Türe und stoße gegen eine Brust an. Eine Brust?
Ich lege meinen Kopf in den Nacken und sehe in Dylons Gesicht: „Bruder?“
Meine Augenbrauen ziehe ich verwirrt hoch. Was macht er denn hier?
„Oh“, lächelt er mich wie ein kleines Kind an, „Da bist du ja, Engel.“
Mein erster Gedanke ist in diesem Moment: Was hat er angestellt? Immer wenn er sich bei mir einschleimen will, dann bittet er mich meist drum, etwas für ihn in Ordnung zu bringen.
Summend zieht er mich hinter sich her. Was geht denn hier ab? Am Tisch von Gryffindor erkenne ich schon von Weitem George, Fred, Ginny, Hermine, Ron und Harry. Und ich rieche schon eine frisch aufgebrühte Tasse Kaffee.
Ohne ein Wort setze ich mich zu Hermine und Dylon, der sich kurz darauf zu mir gesellt.
Kurz nippe ich an meinem heißen Kaffee, bevor ich ruhig frage: „Was macht ihr hier?“
„Na hör mal!“, fängt Ginny entschlossen und voller Tatendrang an, „Wir können dich doch nicht einfach alleine den Lehrern aussetzen!“
„Damit meinen wir Professor Snape.“, klärt mich Harry auf, wobei nur mein Bruder sein Gesicht verziehen kann.
Ich trinke ruhig einen Schluck, bevor ich meine Tasse wieder abstelle und desinteressiert klinge: „Da braucht ihr euch keine Angst drum machen. Ich bin nicht alleine.“
Verwirrt sehen sie mich an, als ich gerade in mein Sandwich beißen will. Plötzlich höre ich schnelle Schritte und ich fühle wie mich jemand unsanft an die Schultern packt: „Wir müssen miteinander sprechen.“
Ich sehe abwechselnd zu meinem Sandwich und zu Malfoy und seufze verzweifelt: „Kann es nicht bis nach dem Essen warten?“
„Kann es nicht.“
Meine Augen verdrehen sich und ich stehe widerwillig auf: „Na gut, aber mach schnell. Ich habe keine Lust, dass es nachher weg ist, wenn ich wiederkomme.“
Damit stehe ich auf und folge dem Idioten, der mir nicht mal mein Essen gönnt.
Wir gehen bis in den Keller, wo er endlich anhält und sich mir zuwendet: „Hier können wir ungestört reden.“
„Was ist denn jetzt so wichtig, dass du mich beim Essen störst?“, frage ich etwas genervt.
„Hagrid ist verschwunden.“
Meine Augen weiten sich. Was?! War das etwa ein Werk von Voldemort? War das verletzte Hippogreifenbaby eine Falle? So wie ich es vorgeahnt hatte? Ist es etwa meine Schuld? Hoffentlich geht es ihm gut…
Wenn ihm etwas geschehen sollte, dann werde ich mir das nie verzeihen können!

7. Und ich dachte schon, dass es ein normaler Schultag werden würde…

Die Ferien sind zu Ende und alles ist so trostlos geworden. Und von Hagrid noch immer keine Spur… Wenn ich doch nur irgendetwas für ihn tun könnte. Zwar pflege ich seine Zauberwesen und hüte sie gut, doch ich mache mir wirkliche Sorgen.
Was ist, wenn ihm etwas geschehen ist, hm? Dann muss ich es verantworten…
Ich seufze sorgvoll und sehe aus dem Fenster. Immer wenn ich mir die Landschaft ansehe, geht es mir ein kleines bisschen besser. Aber nur solange, bis ich wieder an die ganzen schlimmen Ereignissen denke… Was wohl geschehen wird? Will ich das überhaupt erfahren?
„Miss Potter.“, holt mich Professor Snape aus meinen Gedanken. Sofort wende ich mich zu ihm.
„Auch wenn ich verstehen kann, dass sie etwas abgelenkt sind.“, fängt er ruhig an, doch seine Stimme hebt sich immer mehr, „Aber wenn sie dieses Jahr in meinem Fach bestehen wollen, dann rate ich ihnen wenigstens im Unterricht aufzupassen, wenn sie schon denken, nicht lernen zu müssen!“
Das geht jetzt schon ’ne ganze Weile so… Ich kann mich auf gar nichts mehr konzentrieren. Immer nur einen Gedanke… Selbst beim Trainieren kann ich mich kaum noch von meinen vorwurfsvollen Gedanken abwenden… Es ist wie ein Fluch, der sich über mir legt.
Die ganzen Tage vergehen wie im Flug, doch andererseits sind sie so lang wie ein ganzes Leben. Es ist furchtbar! Wenn wir doch nur wüssten, wo Hagrid ist, dann könnten wir uns aufmachen um ihn zu suchen, aber so? Und die Lehrer verbieten mich selbst bei der Suche zu betätigen. So kann ich hier nur abwarten und hoffen…
„Kannst du nicht mal mehr sprechen, oder was?“
Verwirrt blicke ich in Malfoys Gesicht. Was hat er gerade gesagt? Ist die Stunde etwa schon zu Ende?
Als ich mich umsehe, erkenne ich, dass wir uns bereits im Korridor befinden und zum nächsten Raum aufmachen.
„Wieso willst du mit mir sprechen?“, fahre ich ihn etwas geistesabwesend an.
Er zuckt mit seinen Schultern: „Wenn die Anderen schon denken, wir wären zusammen, dann-„
Meine Augen weiten sich. Was habe ich da gerade vernommen?! Was denken die Anderen?!
Vor Schrecken bleibe ich abrupt stehen und drehe mich zu ihm um: „Wie bitte?!!“
Vernichtend funkle ich Malfoy an, doch er grinst mich bloß arrogant an: „Schon vergessen? Du hast damit angefangen, also führe ich es fort. So zusagen als Ausgleich, dass ich deinetwegen als ein unsensibles Arschloch verschrien bin, der von einer direkt zur Nächsten springt.“
Kurz hole ich tief Luft und bleibe ruhig, bevor ich ihn anschreie: „Du bist aber ein unsensibles Arschloch!!! Und ein arrogantes noch dazu! Wie kannst du bloß so eine miese Lüge verbreiten?! Wer würde dir diese Scheiße eigentlich abkaufen?!“
Er zuckt eiskalt mit den Schultern: „Die ganze Schule würde ich mal sagen.“
Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Wie kann er bloß?!
„Geh mir aus der Sicht, du Ekel.“
Damit marschiere ich mit schnellen Schritten wieder zurück und versuche mich nicht gerade übergeben zu müssen. Wenn mein Bruder davon erfahren würde, dann wäre hier die Hölle los und im Moment habe ich gerade so ziemlich andere Probleme!
Als ich mich versehe, bin ich schon auf dem Campus. Super… Und wie kam ich denn hierher, wenn ich zu- Ach ist jetzt auch egal!
Ich spaziere durch die Gegend und versuche mich etwas zu beruhigen. Als wir alleine waren, dachte ich doch wirklich, dass er ganz nett sein kann… Wie konnte ich bloß? Dieser Mistkerl würde doch niemals wirklich ohne Hintergedanken freundlich oder nett sein...
Gerade als ich wieder ins Gebäude gehen will, sehe ich einen Zettel an der Wand hängen. Sofort stoppe ich und schaue es mir etwas näher an. Meine Kinnlade klappt runter, als ich mir die Fotos ansehe. Überall sind Malfoy und ich drauf. Ob küssend, liegend oder schweigend sitzend. Dieser Mistkerl! Wenn ich den erwische, dann kann er was erleben!
Das sieht schlecht für mich aus… Die Bilder sehen wirklich so aus, als wenn wir wirklich ein Paar wären. Schon bei dem Gedanken bekomme ich einen miesen Brechreiz. Das ist wirklich ekelhaft… Und das ist alles nur die Schuld von Malfoy!
Ich nehme das Blatt und zerknülle es knurrend, bevor ich es auf dem Boden werfe. Das was er mir angetan hat, kann ich ihm nicht verzeihen! Er wird dafür büßen müssen!
Und das geht NICHT ohne Gewalt!!!
Sofort renne ich ins Gebäude und die ganzen Treppen hoch. Ohne zu klopfen, schwinge ich wutgebrannt die Türe auf, die bei Nahe aus den Angeln gleitet. Alle Aufmerksamkeit gilt mir. Strahlend trete ich unaufgefordert in den Raum und schreite mit schnellen Schritten zu Malfoy.
Er grinst amüsiert über meine Reaktion: „Was ist denn, Schatz? Hast du dir wieder mal einen Fingernagel abgebrochen?“
Der Blonde sprudelt nur voller Sarkasmus. Der kann was erleben mich in diesem Zustand auch noch zu provozieren!
„Du kannst mich mal!“, schreie ich durch die ganze Klasse, „Sag mir bloß, was das hier zu bedeuten hat?!!“ Meine Stimme wird ziemlich schrill und ich würde am Liebsten paar Zaubersprüche auf ihn losschicken. Mit diesen Worten zeige ich auf ein Plakat, dass sogar in diesem Raum hängt. Hat der nichts Besseres zu tun, als mich zur Weißglut zu bringen?
Seine Miene verändert sich drastisch und es widert mich an. Verliebt sieht er mich an: „Das war eine Überraschung für dich, Baby. Na, wie gefällt es dir? Das ist ein Liebesbeweis an dich.“
Mein Magen dreht sich um und ich versuche mich nicht gleich hier zu übergeben. Zwar wäre es irgendwie witzig zu sehen, dass er vollgekotzt wäre, aber andererseits schickt es sich nicht für eine Frau. Bin ich überhaupt eine? Eigentlich benehme ich mich immer wie ein kleines Mädchen. Also wäre es doch dann egal, oder?
„Oh, Schatzi.“, schnalze ich mit der Zunge und werde beleidigend, „Das ist ja so toll von dir, wirklich. So toll, dass ich mich gleich hier übergeben könnte! Und wenn du nicht sofort dein Arsch bewegst und mit mir unter vier Augen redest, dann wirst du es bis in den Tod bereuen! Dafür sorge ich!!!“
Die letzten Worte schreie ich wieder schrill durch die Gegend, doch er bleibt ruhig und raubt mir sogar noch mein letztes bisschen Verstand: „Soll ich Kondome mitnehmen?“
Jetzt muss man mich gleich wirklich einweisen… Hat der gerade das gesagt, was ich vermute? Ist der noch ganz bei Trost?! Jetzt ist das Maß voll!
Ich schlage vor Verzweiflung und auch ein wenig als Drohung auf seinem Tisch: „Nein, Malfoy! Du wirst die schön stecken lassen und gefälligst mitkommen!“
Ohne ein Wort seinerseits zerre ich ihn mit hoch und lasse die Anderen verwirrt im Raum sitzen. Hinter mir werfe ich die Türe zu.
Etwas weiter vom Raum entfernt, bleibe ich stehen und wende mich ihm zu: „Was sollte das, du Mistkerl?!“
Ich verschränke meine Arme vor meiner Brust und versuche mich etwas zu beruhigen. Erwartungsvoll warte ich auf eine Antwort, die anders ist als erwartet: „Ich dachte, dass es dir gefällt.“ Was soll das werden, wenn es fertig ist?
Sanft drückt er mich gegen die Wand und bereitet mir eine erschreckende Gänsehaut, als er mir ins Ohr flüstert. Ich muss heftig schlucken und versuche nicht gleich um mich zu schlagen, als er sich mir immer nähert.
Sanft streicht Malfoy mir eine Strähne aus dem Gesicht und wir sehen uns in die Augen. Mir wird heiß und ich höre meinen Herzschlag wie wild klopfen. Es ist unangenehm…
Das Blut fließt in meine Wangen und sie werden ebenfalls heiß. Wenn der mir noch näher kommt, dann-
Verführerisch streichelt er meine Wange und meine Wut ist wie weggeblasen. W- was macht der da mit mir?
„Du bist so süß, wenn du verlegen wirst, Kleine.“, raunt er mir ins Ohr, „Eine Berührung von mir und du bist gebändigt.“
Wie bitte?! Ich und gebändigt? Pah! Ich hasse ihn! Also sollte er sich mal nicht so aufspielen!
Seine Lippen berühren meine und ich vergesse meinen ganzen Hass, den ich ihm gegenüber hege und genieße es sogar noch. Es ist irgendwie so anders als letztes Mal und doch irgendwie gleich.
Malfoy wird immer fordernder und ich schließe genussvoll meine Augen. Irgendetwas stimmt hier doch nicht… Wieso tut er das? Und wieso genieße ich einen Kuss vom Ekeleispaket?
Seine Zunge bittet um Einlass und ich lasse ihn auch noch, in dem ich meinen Mund leicht öffne. Wo ist mein Kampfgeist geblieben? Ich hasse ihn doch! Das ist doch total schwachsinnig… Wieso benehme ich mich bloß so?
Seine Zunge spielt mit meiner und es entwickelt sich schon bald ein Zungenkampf. Wieso erwidere ich den Kuss auch noch? Bin ich dumm oder was?
Als er nach einer Weile von mir ablässt, ringe ich nach Luft. Ich habe Schwäche gezeigt… Wenigstens hat das niemand sonst gesehen, sonst-
„WAS macht ihr da?“ Eine vernichtende Stimme taucht etwas weiter weg auf. Als ich in dieser Richtung sehe, erkenne ich die ganzen Schüler meines Jahrgangs und ein vor Wut brodelnder Braunhaariger, der nur zufällig mein Adoptivbruder ist…
Verdammt! Das gibt Ärger…
„B- Bruder.“, stammle ich geschockt vor mir hin. Was soll ich jetzt bloß tun?
Plötzlich legt der blonde Mistkerl seinen Arm um mich: „Na, nach was sieht das hier für dich aus, hm?“
„Sag das dass nicht wahr ist, Amelia!“
Mein Bruder sieht mich bittend an. Gerade als ich etwas erwidern will, kommt mir der Teufel selbst dazwischen: „Es ist wahr, Dylon. Ob es dir gefällt oder nicht wir sind ein glückliches Paar und du kannst nichts daran ändern.“
„Oh doch“, knurrt er tödlich und nähert sich uns, „Lass gefälligst deine Finger von meiner Schwester, klaro?!“
Irgendwie mag ich es voll, wenn er so ausrastet. So weiß ich wenigstens, dass Dylon mich wirklich wie eine Schwester liebt. Aber sonst kann das auch ziemlich grausam ausgehen… Ob sie sich wieder prügeln werden? Bitte nicht…
„Es ist Amys freie Entscheidung.“, schiebt Malfoy alles bewusst auf mich, „Wenn sie es nicht will, dann kann sie es mir auch sagen. Aber die Entscheidung liegt nicht bei dir, Dailia.“
Dylon sieht enttäuscht zu mir, aber ich seufze bloß verzweifelt: „Kann ich auch mal was dazu sagen?“
Malfoy knabbert mir ans Ohr: „Wenn du willst, Baby.“
Jetzt steht Dylon bereits genau vor mir. Kurz hole ich tief Luft, bevor ich abwechselnd zu meinem Adoptivbruder und zu Malfoy sehe. Warum muss ich inmitten dieser Spannung stehen? Brauchte er bloß ein Grund um sich mit Dylon erneut zu prügeln?
Entkräftet wende ich mich von Beidem ab und gehe zu meinen Freunden: „Ihr könnt euch ja weiter streiten, aber ich trinke erst einmal meine Tasse Kaffee.“
Man… Ich habe kein Bock als Mittel zum Zweck zu dienen! Das nervt doch voll… Auch wenn die Anderen schon denken, dass ich bald ein Herzinfarkt bekomme, wenn ich noch mehr Kaffees trinke und gleichzeitig so explosiv bin, aber mir soll’s nur recht sein…
Ich brauche meinen Kaffee! Sollen die doch denken, was sie wollen! Mir ist im Moment alles egal… Noch mehr Probleme kann ich gerade echt nicht gebrauchen…
George und Fred gehen neben mir her, doch ich schweige weiterhin.
„Ist das etwa wahr?“
Vor Wut brodelnd bleibe ich stehen und sehe zurück, wo die Beiden noch immer stehen und sich streiten. Ich rolle meine Augen entnervt. Kann man hier nicht mal einen Tag seine Ruhe bekommen? Grausamer Laden…
„Was weiß ich.“, winke ich ab und stöhne dann genervt auf, „Mir ist alles egal, solange ich keine Stärkung zu mir genommen habe.“
„Also ist es wahr.“, grinst mich Fred an.
Gerade so kann ich mir einen fiesen Spruch verkneifen und gehe ohne ein weiteres Wort mit ihnen zu sprechen in die große Halle.
Es ist schon alles zur Routine geworden, doch irgendwie passiert jeden Tag etwas und es ist erschreckend, was schon alles geschehen ist und dass obwohl Dumbledore stets zu mir sagt, dass ich hier sicher bin.
Tse… Das sieht man ja! Schon zwei Mal wäre ich bei Nahe Hops gegangen und denen ist das alles auch noch egal! Die tun so, als wenn es Alltag bei denen wäre, dass hier jemand angegriffen oder umgebracht wird.
Damit meine Freunde mich nicht weiter nerven können, gehe ich zu den Slytherins und setze mich dort genau zwischen Blaise und Pansy hin. Diese sehen mich etwas verwirrt an, wobei Pansy von meiner bloßen Erscheinung angewidert scheint. Ist die etwa noch immer nicht über Dreckskerl weg? Tse… Das die sich überhaupt mit dem eingelassen hat!
„Was hast du, Amy?“, fragt mich Blaise etwas besorgt. Wir haben uns ziemlich gut angefreundet und er kennt mich schon ziemlich gut, wenn ich etwas auf dem Herzen habe. Ich seufze bloß verzweifelt: „Erinnere mich daran, wenn ich mein Kaffee getrunken habe, dass ich Malfoy kurz mal erwürge.“
Darauf knurre ich leicht und nehme die frisch gebrühte Tasse Kaffee, die ich so wie jeden Tag, an dem mich keiner stört, genüsslich trinke. Wenigstens etwas ist gut an Hogwarts. Der Kaffee hier macht mich noch süchtiger! Er schmeckt so gut und auch das Essen ist vollkommen.
Blaise schmunzelt amüsiert über meine Wut, doch dann wird er wieder ernst: „Wieso das denn schon wieder?“
Als ich den Rest des Kaffees runterschlucke, stelle ich die Tasse wieder hin und atme erleichtert auf: „Jetzt geht’s mir wieder besser.“
„Schön, Baby.“
Verstört sehe ich zu einer Hand, die mir eine kleine Tomate vom Teller klaut. Irgendwie ist es mir gerade unheimlich. Wie kann Dracula, ohne sich übergeben zu müssen, seine Rolle perfekt spielen? Ob er nichts Anderes in seinem Leben gemacht hat außer sich zu verstellen? Na gut… Das tue ich auch stets und ständig, so wie es mir gefällt, aber so gut bekomme selbst ich das nicht hin.
Verführerisch steckt er sich die Tomate im Mund und kaut auf dieser herum. Will Malfoy mich direkt in die Klapse einweisen? Ich glaub schon…
Als er die runtergeschluckt hat, lehnt er sich zu mir und zwinkert mich grinsend an. Dabei ziehe ich bloß eine Augenbraue hoch: „Du solltest mal mit einem Psychiater über deine traumatischen Erlebnisse sprechen, als sie bei mir auszulassen.“
„Ich will dich.“, säuselt er mir ins Ohr. Meint er das jetzt symbolisch oder- Ach! Ich will es gar nicht wissen…
Anstatt ihm zu fragen, ob etwas mit seiner Matschbirne nicht in Ordnung ist, gebe ich nur ein entsetztes Wort von mir, dass ich zutiefst bereue: „Jetzt?“
„Oh ja.“
Seine entschlossene Antwort lässt mich für einen kurzen Augenblick erstarren, bevor ich meine Selbstbeherrschung vergesse und aufspringe: „Klar, doch. Als wenn ich alles machen würde, was du wolltest. Idiot.“
„Sei doch nicht so, Süße.“, versucht er mich umzustimmen, „Du willst es doch auch.“
Entnervt drehe ich mich in Richtung der großen Halle.
„Deine Worte widern mich an!“, sprudelt es nur so aus mir heraus.
Gerade als ich aufgebracht rausstürmen will, stolpere ich über ein Bein, dass er mir grinsend stellt. Ich kann mein Gleichgewicht nicht halten und lande auf dem Boden. Au! Hat der sie noch alle? Ruhig reibe ich mir mein Gesicht, als sein Grinsen nur breiter wird: „Oh… Bist du etwa hingefallen? Übrigens schicker Schlüpfer.“
Vernichtend mustere ich ihn, bevor ich furchtlos aufstehe: „Was sollte das? Verdammter Mistkerl!“
„Keine Ahnung.“, grinst Malfoy mich bloß amüsiert an, „Sag du es mir doch.“
Meine Wut packt und kontrolliert mich, als ich meine Hand zur Faust balle und mit dieser auf Malfoys Gesicht zusteuere. Meine Faust trifft ihn und er hält seine Lippe. Grinsend und gleichzeitig vernichtend starrt er auf meine blutverschmierte Faust: „Geht’s dir jetzt besser?“
Jetzt grinse ich breit und rege mich wieder ab. Mein Körper entspannt sich wieder und jetzt bin ich es, die die Führung in diesem ‚Gespräch’ hat: „Oh ja.“
Strahlend drehe ich mich um und gehe pfeifend zur großen Halle, die sich genau dann öffnet, als ich vor dieser stehe.
Snape betritt zusammen mit McGonnagall und Dumbledore die Halle. Er sieht mich skeptisch an, doch McGonnagall übernimmt das Wort: „Wenn ich es nicht wüsste, würde ich sie jetzt fragen woher das Blut an ihrer Hand kommt, doch da ich ja gut informiert bin, weiß ich das natürlich alles. Kann ich kurz mal mit ihnen sprechen, Miss Potter?“
Furchtlos nicke ich: „Klar.“
Somit gehen die Hauslehrerin von Gryffindor und ich aus dem riesigen Saal und genau direkt ins Büro von ihr.
„Sie wissen, dass sie meine Stunde zur Schau gestellt haben, als sie sich mit Mister Malfoy begnügt hatten?“
Begnügt?! Was soll das denn bitteschön heißen?! Moment- Das war ihre Stunde? Warum hat sie uns eben nicht ruhig gestellt? Seltsam… Da fällt mir auf, dass es nach zwei Wochen mein erster Wutanfall war. Vielleicht musste es ja mal raus? Alles was sich angestaut hatte, platzte heute einfach so aus mit heraus. Wieso bloß?
Leicht nicke ich und sie schüttelt ihren Kopf: „Dabei sind sie sonst so eine fleißige und ruhige junge Frau. Aber ich kann ja verstehen, dass sie sich auch manchmal abregen müssen.“
Sagt sie wirklich, dass ich RUHIG und FLEISSIG bin? Gott… Man merkt, dass sie mich nicht wirklich kennt…
„Aber ich bin nicht hier um ihnen einen Vortrag zu halten.“, spricht sie jetzt etwas ruhiger weiter, „Ich wollte ihnen nur mitteilen, dass wir den Aufenthaltsort von Rubeus Hagrid kennen.“
Jetzt werde ich ganz Ohr. Wie bitte?!
„Wo ist Hagrid?“, klinge ich drohend. Wenn sie es mir nicht sagen will, dann finde ich es eben selbst raus!
Die Türe öffnet sich und Professor Snape spricht für sie, doch nicht die Worte, die ich hören wollte: „Ich wusste schon, dass man dich nicht aufhalten kann. Aber du wirst trotzdem nicht hingehen.“
„Wieso?!“, frage ich entrüstet, „Wenn du doch weißt, dass du mich nicht aufhalten kannst, wieso willst du mich dann aufhalten, Severus?“
Er ignoriert, dass ich wieder einmal respektlos werde. Tja, so bin ich halt.
„Weil es viel zu gefährlich wäre.“, versucht der Schwarzhaarige nicht seine Nerven zu verlieren.
So viel dazu, ihn zu suchen… Und jetzt?
Kurz hole ich tief Luft, bevor ich ihn anzische: „Du wirst mir nicht in die Quere kommen.“
Geheimnisvoll und doch herabfallend sieht er in meine Augen: „Oh doch. Das kann ich.“
Mit entsetzendem Gesicht versuche ich seinen Gesichtsausdruck zu deuten. War das nur ein Bluff oder meinte er das ernst? Skeptisch trete ich ihm entgegen. Wieso kann er meinem Blick einfach so ohne eine kleine Änderung seines Gesichtsausdruckes standhalten?
Jetzt schleicht mir ein abfälliges und arrogantes Grinsen auf dem Gesicht: „Und wie willst du mich davon abhalten?“
„So“, gibt er nur von sich, als er seinen Zauberstab eine Sekunde schneller zückt als ich, „Levicorpus.“
Schneller als ich schauen kann, hänge ich bereits kopfüber und lasse meinen Stab auf dem Boden fallen. Super… Das hätte ich mir ja auch denken können.
„Lass mich gefälligst runter!“, schreie ich meinen Hauslehrer an, der bloß seine schwarzen Augen rollt.
Er seufzt verächtlich: „Dachtest du wirklich, dass du deinen Lehrer austricksen kannst, Potter?“
Beleidigt verschränke ich meine Arme vor der Brust und sehe ihn vernichtend an, doch auch da keine Reaktion. Ist sein Gesicht erstarrt, oder wie? Ich habe ihn noch nie lachen gesehen. Kann er dieses Wort eigentlich buchstabieren? Ich glaube nicht…
Dann öffnet sich erneut die Türe und irgendwie ist es ein seltsames Gefühl kopfüber in der Luft zu hängen. Mein Kopf tut irgendwie weh. Außerdem sehe ich alles falsch herum. Das nervt auf Dauer!
Als ich zwei Streithähne höre, weiß ich sofort, dass es sich um Dylon und Malfoy handelt. Man! Warum müssen die immer so nervig sein?
„Lass sie gefälligst-„
Plötzlich hält mein Bruder inne und die Aufmerksamkeit gilt mir.
„Was in Merlinsbart-„
„Seht mich nicht so an!“, schreie ich vor Wut kochend, „Das ist Snapes alleinige Schuld!“
Skeptisch sehen sie kurz zu dem Lehrer, bevor sie sich mir wieder zuwenden. Dylon legt seinen Kopf schief und sieht mich an: „Ist der Schlüpfer neu?“
„HEY!“, warne ich ihn verlegend vor, „Was soll das? Bist du jetzt auf Malfoys Seite oder wie?“
„Das war doch nur ’ne Frage.“, murmelt er beleidigt vor sich hin. Ich verdrehe meine Augen und versuche bis zehn zu zählen. Irgendwie muss ich mich doch ablenken.
Dann tauchen hinter den Beiden auch noch Blaise, Hermine und Luna auf. Kommen noch mehr?
Alle sehen mich etwas verwirrt an, weshalb ich kopfschüttelnd schnaube.
Blaise starrt mich irgendwie, als würde ich nackt sein, an. Dann sehe ich auf meine Bluse, die wohl höher gerutscht sein muss. Dadurch ist mein Bauch unbekleidet und man erkennt sogar ein bisschen meines schwarzen BHs. Noch peinlicher kann das ja nicht werden!
„Denkt ihr etwa ich hänge hier aus Spaß herum?! Ganz bestimmt nicht!“, fahre ich sie einfach an, „Und Blaise, glotz nicht so!“
„Da ihr jetzt alle da seid“, fängt Professor Snape ruhig an, „könnt ihr sie ja jetzt mitnehmen. Ihr dürft sie nicht aus den Augen lassen. Sie darf nicht wieder eigensinnige Aktionen ausführen, ist das klar?“
„Ja.“ Warum verschwören sich eigentlich alle gegen mich?
„Liberalevicorpus.“
Auf einmal falle ich hart auf den Boden. Ich fluche leise und halte mir meinen Kopf. Was für ein Gentleman Snape doch ist… Mein Kopf schmerzt jetzt total!
Er könnte auch mal etwas sanfter mit mir umgehen…
Langsam richte ich mich auf und richte meine Uniform richtig, damit die Idioten mich schon wieder so anstarren, als wäre ich ihre Beute!
„Ihr könnt gehen.“, sind seine letzten Worte, bevor er sich von uns abwendet. Nett… Wirklich, nett! Und trotzdem werde ich irgendwie einen Weg finden um Hagrid zu retten, doch wie?
Widerwillig gehe ich zusammen mit den fünf nach draußen. Irgendwie ist es so bedrückend still… Was ist bloß hier los?

Wir sitzen allesamt in der Bibliothek und ich fühle mich so verdammt beobachtet und dass von allen Seiten! Womit habe ich das bloß verdient?
Dann schnappt sich Hermine ein Buch und wühlt darin. Währenddessen tauschen sich Dylon und Malfoy tödliche Blicke aus und Luna lächelt mich mit ihrer crazy Sonnenbrille an.
Und Blaise hört Musik und starrt mich ebenfalls an.
„Hey?“, kommt es ziemlich verwirrt von Ron, „Was macht ihr denn hier?“
Ich zucke mit den Schultern und klinge gleichgültig: „Die spielen Babysitter.“
Harry setzt sich neben mir hin: „Hey.“
„Du machst dir auch Sorgen um Hagrid.“, stelle ich an seinem Gesichtsausdruck fest, wobei er mir nur zustimmen kann.
Und ich darf nicht suchen… Wieso bloß?
„Wenn wir nur wüssten, wo er sich aufhält.“, seufze ich verzweifelt und schlage auf dem Tisch.
Rote Augen.
Dann erkenne ich einen finsteren Raum und in diesem ein verzweifelter Halbriese.
Kann es sein? Nein… oder?
Ich stehe auf und sehe aus dem Fenster. Er war ganze Zeit in unserer Nähe!
„Was ist?“, stöhnt Malfoy entnervt, „Willst du dich etwa schon wieder gegen deine Anweisungen verstoßen?“
Ich strahle überglücklich: „Ich weiß wo er ist!“
Alle sehen mich verwirrt an.
„Egal ob du es weißt oder nicht, du kannst ihn nicht retten. Schon vergessen? Du darfst keine eigensinnigen Aktionen durchziehen.“
„Tue ich auch nicht.“, grinse ich selbstsicher, „Wenn ihr mir helft, dann wird es klappen, versprochen.“
Alle sehen sich an und sind sich einig außer einer…
„Das ist euch untersagt. Ihr verstößt sonst gegen die Anweisungen.“
Warum macht Malfoy das immer? Wieso will er mir immer das Leben zur Hölle machen? Wieso ist er bloß immer so gemein zu mir? Oder hat er Angst?
„Mir doch egal.“, werde ich jetzt patzig, „Wenn du nicht mitkommen willst, dann halt nicht!“
Er bleibt ruhig sitzen: „Mir doch egal, was aus diesem Halbriese werden sollte…“
„Mach doch was du willst.“, meint jetzt selbst Blaise, „Ich werde auf jeden Fall mithelfen!“
Dann stehen wir alle auf und lassen den Blonden alleine sitzen.
Schnell laufen wir aus dem Gebäude. Ich bin mir sicher, dass er sich nicht mehr dort aufhält.
Ich bin mir sogar hundertprozentig sicher!
„Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragt der Weasley jetzt etwas verängstigt.
„Vertraut mir einfach.“
Wir laufen in den verbotenen Wald, wo wir auf einer Lichtung anhalten.
Dort sehen wir auch schon Hagrid, der dort mit Stahldrähten gefesselt wurde. Ich weiß natürlich wer dahinter steckt…
Voldemort kommt aus seinem Versteck hervor und grinst uns hinterhältig an. Was hat er vor?
Weniger als eine Sekunde sind wir bereits von den Todessern umzingelt. War ja klar… Und ich dachte schon, dass es ein normaler Schultag werden würde…
„Eine falsche Bewegung und deine Freunde werden dran glauben, Amelia Naliah Potter.“
Jetzt grinse auch ich kaltherzig: „Gut. Dann sag mir endlich was du willst.“
„Dich.“
Verwirrt lege ich den Kopf schief: „Was meinst du?“
„Ein Tauschhandel.“, begreift Hermine wie erwartet als Erste.
„Genau.“, meint er gefühlskalt, „Hagrid gegen deine Wenigkeit.“
Mein Grinsen wird breiter. Das wollte er also die ganze Zeit… Also hatte er nicht vor mich umzubringen. Es sollte bloß den Anschein erwecken, damit er mich manipulieren kann.
Ich bin ihre einzige Hoffnung… Aber wenn ich diesen Tausch nicht eingehe, riskiere ich das Leben meiner Freunde.
Einen Schritt gehe ich vorwärts und grinse entschlossen.
„Tu es nicht.“, höre ich von Dylon und die Anderen wollen mich aufhalten, doch ich reagiere nicht drauf.
„Aber nur, wenn du meinen Freunden nichts antust.“
„Gut.“, sieht er in meine Augen, „Wenn ich dafür dich bekomme.“
„Ich werde es tun.“
Er lässt Hagrid frei und dieser geht immer einen Schritt nach vorne. In der Mitte treffen wir uns: „Das ist eine Falle.“
Für einen Augenblick schließe ich die Augen: „Ich weiß.“
Dann gehen wir weiter, bis ich auf Voldemorts und Hagrids auf die Seite meiner Freunde ist.
Ausdruckslos geselle ich mich neben dem dunklen Lord.
„Da wir jetzt haben was wir brauchen, können wir ja jetzt gehen.“

8. Rettung in letzter Sekunde

„Da wir jetzt haben was wir brauchen, können wir ja jetzt gehen.“
Mein Blick leblos und mein Gewissen warnt mich, doch ich reagiere nicht darauf. Wieso? Wieso fühle ich mich so leer, so wie eine Marionette? Bin ich etwa eine?
„NEIN!“
Leicht lächle ich sie an: „Lebt wohl, Freunde.“
Ich schließe meine Augen und eine schwarze Hülle umgibt mich. Es geht vorbei… Mein Ich zieht an mir vorbei. Die Dunkelheit fängt mich und lässt nicht den kleinsten Lichtstrahl an mir. Ich bin im Nichts gefangen… Werde ich mich jetzt auflösen? Wenn, wieso verspüre ich dann keine Angst? Wieso fühle ich mich trotzdem noch so sicher, obwohl ich mein Leben lang einsam und voller Angst war?! Wieso ist es jetzt anders?
Irgendetwas in mir sagt mir, dass noch etwas bald geschehen wird. Doch was ist es?
Auf einmal höre ich ganz viele Stimmen und vernehme viele Schritte: „Tom, was hast du mit ihr vor?“
Warum ist alles noch so dunkel um mich herum? Ich kann nichts sehen!!!
„Er will sie für seine Zwecke missbrauchen.“, stellt Snape fest und beantwortet so Dumbledores Frage.
Ich konzentriere mich und kann die Personen auf den verschiedenen Klang der Schritte erkennen. Es müssen sich vier Todesser in der Nähe befinden. Dann sind da noch meine Freunde, Snape, Dumbledore und McGonnagall.
„Eure einzige Hoffnung ist nun in meinen Händen. Ihr könnt mich nicht besiegen.“
Soll mir doch egal sein… Wie denke ich denn?! Man… Wenn ich mich noch länger in dieser Dunkelheit befinden sollte, dann sehe ich schwarz! Und das meine ich wortwörtlich… Das macht depressiv.
Irgendwie verspüre ich gerade jemanden anzuschreien… Wäre Malfoy hier, hätte ich ihn schon längst voll gequatscht und genervt, aber so? Und schon wieder sein Name… Langsam nervt’s! Natürlich muss ich an meine Hassperson denken, bevor ich jegliche Gefühle verliere… So klar…
„Aber sie befreien.“
Plötzlich spüre ich wie sich die Todesser nähern. Juchhu! Jetzt weiß ich sogar ganz genau was die Todesser immer machen… Habe ich gesagt, dass ich wissen will was draußen geschieht?! Aber besser als mich zu langweilen… Irgendwie werde ich so müde… Vielleicht sollte jemand das Licht anknipsen?
Gott… Ich bin so blöd! Die Anderen riskieren ihr leben für mich und was tue ich? Ich beschwere mich auch noch! Warum könnte dieser Volltrottel von Dracula nicht mitkommen? Dann hätte ich mich ständig bei ihm ständig beschweren können… An irgendwem muss ich doch meine Wut rauslassen! Und da wir uns hassen, passt das doch ganz gut, oder?
Voldemort bleibt neben mir stehen und grinst kalt: „Versucht es erst einmal.“
Innerhalb einer Sekunde sind sie von drei der vier Todesser umstellt. Warum bewegt sich der Vierte nicht? Egal…
Bellatrix befindet sich bei Hermine, Luna, Ginny und Blaise, während sich Ron, Harry und Dylon mit einem mir noch Unbekannten rumplagen muss. Er besitzt lange blonde Haare und ähnelt ein wenig Kleinmalfoy.
Wieso weiß ich das? Weil ich es irgendwie weiß… Vielleicht macht es ja die Dunkelheit, dass ich mit den Todessern irgendeine Verbindung aufbaue? Keine Ahnung…
Und die Lehrer plagen sich mit einem Dritten herum. Warum tut der Vierte nichts? Wieso bin ich so erpicht da drauf? Oh mein Gott! Jetzt geht’s mit mir los… Werde ich jetzt zu einem Todesser oder sogar eine leblose Marionette, die alles tut was der dunkle Lord mir befiehlt? Ich habe Angst… Angst vor dem, was mich erwartet.
Ich will niemanden weh tun! Und vor allem nicht meinen Freunden… Obwohl es bei Malfoy ja was Anderes ist… Wenn ich jetzt verzweifelt seufzen würde, dann würde ich es genau in diesem Moment tun. Wie verzweifelt kann man eigentlich sein, dass man sogar Malfoy sehen will? Gott… Das macht wohl die Dunkelheit!
Gerade als Voldi, ja so taufe ich ihn, mit mir verschwinden will, greift irgendeiner der Lehrer in an. Dürfte ich jetzt auch bitte wissen wer? Sonst ist das ja langweilig… Ich würde diesen Lehrer gerne anfeuern! Ist es Mini, Ali oder Sevi? Wieso muss ich alles verniedlichen? Hört sich irgendwie witzig wie unheimlich an…
Nicht nur, dass ich Paranoid, Schizophren und Geistigschwach bin, nein! Da kommt auch noch die völlig Wahnsinnige hinzu! Ich werde hier noch ganz irre… Wenn ich hier raus bin, dann werde ich nicht nur wahrscheinlich in die Psychiatrie eingewiesen werden, sondern direkt in die Hölle, da sie mich selbst in der Klapse nicht mehr aushalten… Bei dem Gedanken wie ich ihnen das Leben ‚versüßen’ würde, könnte ich grinsen. Die Betonung liebt bei ‚könnte’. Man.. Ich kann mich nicht bewegen, nichts sehen und höre nur Kampfgeräusche von Zauberern. Dabei weiß ich nicht mal wer besser beim Kampf abschneidet…
Langsam merke ich wie meine Gedanken an mir vorbeiziehen und Voldemorts Stimme immer lauter wird. Er spricht eine andere Sprache als ich und ich verstehe kein Wort von dem, was er sagt…
Rote Augen. Ich sehe in der Dunkelheit diese, die immer schärfer werden und mich scharf die Luft einsaugen lässt. Es macht mir Angst…
Meine ganzen fröhlichen Momente in meinem Leben, als ich lachte, als ich Glück hatte und alle meine Freunde… Sie wehen davon. Die negativen Gefühle wollen raus. Ich explodiere, so fühlt es sich an. Allen meinen Hass, meinen Zorn, meine Enttäuschung, meinen Trauer und meine Einsamkeit projiziere ich zuerst auf mich, bevor ich langsam aber sicher an die Freundschaft meiner engsten und vertrautesten Personen anzweifle.
Wieso fühle ich mich so grausam? Es ist wie eine neue Sichtweise, die mein Herz erschüttert. Kann das sein? Kann das wirklich wahr sein?
Langsam aber sicher wandeln sie sich in Kraft um und in mir bleibt nur die Dunkelheit zurück… Nur die Leere und die Dunkelheit vergehen nicht und alles geschieht wie in Zeitlupe.
Ich kann einen kleinen Spiegel vor mir sehen. Als ich diesen erblicke, erkenne ich mich wieder. Doch anders als zuvor. Meine Haare sind bereits dunkelbraun und werden nach und nach zu meiner düsteren Seite. So auch mit meinen Augen. Das Grün verblasst und alles was hinterbleibt ist die grüne Umrandung.
Alles an mir verändert sich und ich verstehe es. Nur die Dunkelheit kann mein Innerstes hervor bringen und jetzt… jetzt werde ich für immer in dieser magischen schwarzen Hülle gefangen sein…
Kurz bevor ich noch ganz zur Marionette werde, höre ich ein Rauschen. Es hört sich an wie ein Funken Hoffnung. Ist es einer?
Ein kleiner Lichtstrahl wird vom Spiegel reflektiert und wird auf mich projiziert. Die Wärme erreicht meinen Körper und es fühlt sich so gut an…
Lächelnd schließe ich meine Augen. Es lässt mich so voller Gefühle blühen. Alles in mir scheint wieder da zu sein. Alle meine Gefühle und alles ist wieder voller Leben.
„Amelia!“
Diese Stimme wird immer lauter. Malfoy?! Was?!
Der schwarze Schleier legt sich, als ich auf einmal einen leichten Schmerz und ein erdrückendes Gefühl verspüre.
Sofort öffne ich die Augen und sehe in graue Augen: „Draco?“
Verwirrt und überrascht starre ich ihn an, als er bloß schwer atmet und seine Augen verdreht.
Als ich um mich herumblicke, erkenne ich wie die Anderen noch kämpfen und wie Malfoy auf mir liegt. Das Blut steigt mir in die Wangen und ich spüre die plötzliche Hitze, die mich umgibt.
Warum so unsanft?! Er hätte ja auch sanfter mit mir umgehen können! Idiot!
„Was sollte das, du Grobian?!“, fahre ich meinen Retter an, „Kannst du nicht aufpassen? Geh sofort von mir runter!“
War er etwa der ‚vierte’ Todesser? Aber er ist doch keiner mehr… oder habe ich etwas verpasst?
Er verdreht nur stöhnend seine Augen und sieht mich entnervt an, bevor er sich aufrichtet: „Du bist wieder normal.“ Was soll das denn heißen?! Nur weil ich ihn sonst auch immer anschreie, weiß er sofort, dass ich wieder ich bin? Gott…
Lächelnd hält er mir eine Hand hin. Zuerst trete ich dieser skeptisch entgegen, doch dann, als ich in seine ehrlichen Augen sehe, nehme ich sie an. Malfoy zieht mich hoch und, da ich ja so ein Tollpatsch bin, falle ich direkt in seine Arme. Man… Wie das aussieht…
Zum Glück sind die anderen so mit den Todessern beschäftigt, dass- oh… Sie kämpfen und was tue ich? Ich streite mich bei Nahe schon wieder mit Malfoy… Das ist so typisch für mich.
Nur damit das klar ist: Nach dem dieser Kampf hier zu Ende ist, werde ich Malfoy erst einmal die Ohren abquasseln, indem ich einen langen und breiten Vortrag über sein Benehmen und seine Pünktlichkeit mir gegenüber halte. Dabei lasse ich natürlich nicht eine klitzekleine Sache, die ich so an ihn hasse, aus.
Schnell befreie ich mich aus meinen Armen und versuche ihn nicht dabei anzusehen, denn er würde bloß sicherlich wieder einer seiner ach so berühmten Sprüche reißen. Jetzt habe ich keine Zeit und keinen Nerv für so etwas! Ich muss ihnen doch irgendwie helfen können, oder nicht?
Gerade als ich meinen Zauberstab zücken will, nimmt Malfoy einfach meine Hand und zerrt mich hinter sich her. Verwirrt und überrascht sehe ich zwischen dem Kampf und dem Blonden immer hin und her? Was soll das werden?! Wo schleppt der mich hin?!
Ich will sofort wissen wo der mich hinbringt!!! Ich will kämpfen! Ich will ihnen helfen und mitkämpfen! Verdammt…
Als wir bereits eine Weile gelaufen sind und ich nur noch schwach Kampfgeräusche vernehmen kann, wird er endlich etwas langsamer, doch bleibt noch immer nicht stehen. Was soll das, verdammt?!
Und er hält noch immer meine Hand… Tief hole ich Luft und versuche mir einen Reim aus den seltsamen Aktionen seinerseits zu machen, doch er bleibt mir ein Mysterium.
„Ich bestehe darauf, dass du mich sofort zurück bringst!“
Malfoy bleibt nicht stehen und sieht einfach nur nach vorne, während er mit mir spricht: „Das werde ich nicht tun. Egal wie du dich wehrst, du würdest dich doch sowieso nur verlaufen, also hat es keinen Sinn mir zu widersprechen und einfach abzuhauen.“
Dann nach einiger Zeit lässt er endlich meine Hand los und ich seufze kopfschüttelnd. Warum muss er bloß so stur sein? Und warum habe ich einfach keine Orientierung?
Nach einem ganzen Stück durch den verbotenen Wald, muss ich mich an einem Baum festhalten: „Ich kann nicht mehr, Malfoy.“
Mein Atem geht schwer und mir wird für eine Sekunde schwarz vor den Augen. Hätte ich mich nicht am Baum gelehnt, dann würde ich jetzt schon auf dem Boden liegen.
Mister Geheimnisvoll bleibt endlich stehen und dreht sich um. Na endlich!
„Gut.“, gibt er höflicher Weise sein Einverständnis, „Aber nur fünf Minuten.“
Wow… Wie gnädig. Ich kippe bei Nahe um und dem lässt das völlig kalt. Na ja… Eigentlich sollte ich schon für die fünf Minuten dankbar sein. Ich meine, so wie er sich verhält, dachte ich schon, dass er mich nicht mal eine Sekunde Luft holen lässt.
Völlig mit meinen Kräften am Ende setze ich mich am Baum und lehne mich vorsichtig an diesem. Gegenüber von mir setzt er sich hin, bevor er mir eine Flasche Wasser reicht: „Trink was.“ Will der mich befehligen? Das kann er haben! Wenn er so weiter macht, dann sieht er den nächsten Tag nicht, das schwöre ich!!!
Nickend nehme ich es an und öffne die Flasche, bevor ich ein paar Schlücke des erfrischenden Wassers zu mir nehme. Meine Kehle fühlt sich nicht mehr so trocken an.
Ich drehe es wieder zu und gebe es dankend wieder Malfoy zurück, der mich die ganze Zeit nicht aus den Augen lässt. Was soll das werden, wenn es fertig ist?
Jetzt nimmt er auch einen Schluck des Wassers und ich bin überrascht. Er trinkt mit mir aus ein und derselben Flasche? Ist das wirklich DER Malfoy, der mich so abgöttisch hasst?
Sein Blick lässt nicht von mir ab. Was soll das verdammt? Alles ist so seltsam und ich blicke nicht hinter seiner Faser. Das ist so schrecklich!
Meine Gedanken versuchen nicht das ‚was wäre wenn’ Spiel zu spielen. Ich habe Angst… Angst, dass meinen Freunden wegen mir irgendetwas geschehen… Wenn ich doch nur bei ihnen sein könnte. Wenn ich ihnen in dieser schweren Stunde helfen könnte, wäre ich glücklich, doch jetzt?
Es ist wie ein Fluch, der sich über mich legt. Er ist noch schlimmer, als die Flüche, die ich bestehen musste… Alles ist nicht so schlimm wie dieser Gedanke und diese Angst.
Als er meinen leeren Gesichtsausdruck sieht, nimmt er mitfühlend meine Hand und lächelt mich sanft an: „Es wird alles wieder gut werden, ich verspreche es.“
Von dieser anderen Seite Malfoys bin ich doch immer und immer wieder aufs Neue überrascht.
„Wenn ich-“, er hält inne und blickt erschrocken um sich. Was hat er bloß?
Schnell steht er auf und packt seine Flasche weg, bevor er mich hoch zerrt: „Wir müssen weiter.“
Damit laufen wir Hand in Hand weiter. Das hört sich in meinen Augen wie eine schlechte Soap an… Es ist irgendwie verrückt, wenn ich ihn mir lachend vorstelle. Das ist gruselig… Die Tatsache, dass ich ihn mir vorstelle, ist es aber genauso. Es erschaudert mich. Alles ist für mich so unreal. Wieso bloß?
Ich keuche und meine Beine tun so weh… Wieso verlangt man von einer unsportlichen, nicht ausdauernden Person wie mich so einen Marsch? Vielleicht hätte mich doch nicht immer krank stellen sollen… Jetzt habe ich es davon!
Nach einer kurzen Weile werden meine Knie weich und nicht dass das schon schlimm genug wäre, stolpere ich über einen kleinen Stein. Wie blöd und tollpatschig muss ich bloß sein?
Kurz darauf verliere ich mein Gleichgewicht und falle somit auf dem unsanften Boden. Sofort macht Malfoy kehrt und zerrt mich hoch. Ich stöhne vor Schmerzen, als er mich dann einfach auf den Armen nimmt und einfach weiterläuft. Gott… Muss er starke Arme haben, dass er mich tragen kann…
Plötzlich höre ich eine leise Stimme und dann schleudern wir gegen einen Baum. Malfoy schützt mich mit seinem Körper, so dass ich den Aufprall nicht abbekomme. Wieso tut er das bloß?!
Plötzlich bemerke ich etwas Feuchtes an mir. Verwirrt fasse ich an mein Rücken und nur um mit Entsetzen festzustellen, dass es sich um Blut handelt. Meine Augen weiten sich, als ich die rote Flüssigkeit an meiner Hand betrachte. Aber es kann nicht mir gehören…
„Draco!“, werde ich panisch und versuche seine Blutung zu stoppen. Meine Hände zittern. Er gibt sein Leben für mich und was tue ich? Gar nichts… Im Gegenteil! Ich bin sogar noch gemein zu ihm…
Seine Hand ergreift meine und ich sehe hoch zu seinem Gesicht. Er lächelt leicht. Ich habe so eine Angst… Wieso bloß? Ich kann keinen klaren Gedanken fassen.
„Kommt davon.“, höre ich eine gefühlskalte Stimme hinter mir, „Würdest du sie nicht beschützen, dann wäre das auch alles nicht passiert.“
Sofort stehe ich auf und stelle mich beschützend vor dem Verletzten hin: „Lass ihn gefälligst in Ruhe! Schließlich bin ich diejenige, die ihr doch wollt, oder? Also lass ihm aus dem Spiel!!!“
Ich mustere den Mann. Er hat langes blondes Haar und ist ganz in schwarz angezogen. Er ähnelt wirklich Malfoy… Aber er ist furchteinflößend.
Ein kaltes Grinsen kommt dem Todesser über die Lippen: „Du scheinst ihn ja sehr in dein Herz geschlossen zu haben.“
Was redet er da? Das ist doch Schwachsinn! Wir hassen uns, aber ich kann ihn nicht einfach sterben lassen… Schließlich bringt er sich nur wegen mir in Gefahr.
„Amy“, krächzt Draco mir zu und befehlt mich selbst in seiner misslingen Lage, „Lauf sofort weg! Er wird dich umbringen, wenn-„
„Ist mir doch egal.“
Mein Blick ist entschlossen, meine Haltung eindeutig und meine Wille vorhanden: „Ich werde dich nicht im Stich lassen.“
Sofort zücke ich meinen Zauberstab: „Stupor!“
Doch es verfehlt ihm und er greift mit einem Blitzzauber an. Aber ich lasse eine Art weiße Hülle um Draco und mich herum erscheinen. Mein Gegenüber scheint nicht gerade davon überrascht zu sein, doch ich bin es umso mehr.
Woher kann ich das? Ich habe nicht mal etwas gesagt und schon taucht ein seltsamer weißer Schleier um uns auf.
Nach einer kurzen Weile verschwindet es wieder und ich spreche den nächsten Zauberspruch aus: „Sectumsempra“
Doch er löst sich in schwarzen Nebel auf und ehe ich mich versehe, liegt mein Zauberstab bereits auf dem Boden und ich kann mich nicht mehr bewegen.
„Du bist noch nicht geübt darin.“
Er taucht vor mir auf und zielt mit seinem Zauberstab auf mich: „Das kann ein Vorteil sein.“
Furchtlos halte ich seinem Blick stand und ein kaltherziges Grinsen begibt sich auf sein Gesicht: „Wirklich außergewöhnlich.“
Der Fremde nähert sich mir mit seinen Schritten und ich kann nichts gegen ihn ausrichten.
Doch dann schließe ich konzentriert meine Augen und bleibe sehr ruhig. Snape meinte, dass ich seltsame Kräfte in mir trage, die kein Anderer besitzt und ich kann sowohl weiße als auch schwarze Magie einsetzen.
Aber auch eine ganz Andere. Sie ist die Rote. Diese beschützt mich, wenn ich sie richtig einsetze. Und ich kann sie auch ohne Zauberstab anwenden. Ich habe das noch nie zuvor geschafft… Also weiß ich nicht, ob ich dass jetzt schaffe?
Langsam fühle ich die Kraft in mir und kann die Auren aller Anwesenden spüren. Mit jeder Sekunde werden sie stärker. Grinsend öffne ich die Augen: „Mach doch nur. Aber ich weiß nicht, ob dass wirklich so gut wäre.“
Etwas skeptisch tritt der Langhaarige mir entgegen. Mein Grinsen wird breiter und selbstbewusster. Ich konzentriere meine Kraft auf meine Hand: „Redonar!“
Dann als nach einiger Zeit nichts passiert, gibt er mir ein ‚Kompliment’: „Tolle Show, doch können wir jetzt wieder ernst machen, Potter? Wenn du dich uns freiwillig stellst und dich uns anschließt, dann werden wir dir und deinen Freunden nichts tun.“
Es hat nichts funktioniert… War ja klar… Das hätte ich mir ja sparen können, anstatt mich vorführen zu lassen!
Bevor ich noch mein Einverständnis geben kann, liegt er auf einmal verletzt auf dem Boden: „Du wirst sie niemals bekommen, Vater!“
Das war wirklich Rettung in letzter Sekunde…
Malfoy läuft zu mir und nimmt mich, so verletzt wie er ist, wie ein Gepäckstück über seine Schulter und lässt mich kopfüber hängen.
„Aber, Malfoy-„
Ich versuche mich zu wehren. Er ist doch verletzt…
„Kannst du nicht einmal quengeln?“, fragt mich der Blonde genervt und schmerzverzerrt.
Sorgvoll verstumme ich und überlege wie ich ihn irgendwie retten kann…
Nachher passiert ihm noch etwas. Ich mache mir Sorgen um ihn. Er hat mir mein Leben gerettet und ich mache alles für ihn nur noch schwerer. Na das auch noch…
Ein ganzes Stück läuft er mit mir im Schlepptau. Dann merke ich wie er anhält und schwer atmet: „Er ist weg.“
Erleichtert atme ich auf: „Lass mich bitte runter.“ Er kann mich nicht noch länger tragen… Seine Wunden sind tief und er verliert immer mehr Blut. Sein Zustand ist kritisch.
Widerwillig lässt Malfoy mich runter. Erst als ich fest auf meinen Füßen stehe, lässt er mich los. Besorgt sehe ich auf seine Wunden, die sehr tief und sehr schlimm sind.
„Danke.“, leicht lächle ich und sehe ihn flehend an, „Wir sollten in den Krankenflügel. Deine Wunden müssen versorgt werden.“
„Darum können wir uns noch später kümmern.“
Man! Wieso muss er bloß so stur sein?!
Ich höre ein Geräusch und sehe sofort um mich herum, doch da ist nichts. Sehr seltsam… Dann höre ich ein plumpes Geräusch und abrupt drehe ich mich zu meinem Retter um. Erschrocken sehe ich auf den bewusstlosen Blonden herab. Oh nein!
Sofort knie ich mich zu ihm hin und versuche die Blutungen noch zu stoppen. Meine Hände färben sich rot und über meinem Gesicht rollen bereits die Tränen. Nein… Bitte nicht!
„Draco“, zittern meine Hände, „Bitte nicht…“
In ganzer Verzweiflung ziehe ich meine Bluse aus und drücke es auf seine riesige offene Wunde. Es hilft nichts. Sofort überprüfe ich den Puls. Mein Herz bleibt stehen. Ich spüre ihn nicht. Nein!
Sofort mache ich Herzmassagen und versuche ihn wiederzubeleben. Ihm darf nichts geschehen. Ich könnte mir das nicht verzeihen, niemals!
Ich halte meine Hände auf seine Brust, als eine Träne diese berühren und ein seltsames Licht aufleuchtet. Es blendet mich anfangs, doch dann fühle ich mich gut. Als es nach einer kurzen Weile wieder schwindet, fühle ich mich etwas müde und ziemlich kraftlos. Was war dieses Licht? Plötzlich höre ich wie er langsam und gleichmäßig atmet. Erschöpft wische ich mir den Schweiß von der Stirn. Bin ich erleichtert…
Dann kommen Schritte immer näher und kurz darauf tauchen alle meine Freunde und Lehrer auf, die gegen die Todessern kämpften. Viele waren leicht verletzt, aber es scheint nichts Ernstes zu sein. Wie schön…
Lächelnd stehe ich auf, doch mir wird schwarz vor den Augen und ich falle auf den harten und kalten Boden. Nur noch das Geschrei von meinen Freunden vernehme ich, bevor ich ganz ins Nichts abtauche…

Eine leichte Brise weht über mich hinweg und eine sanfte Wärme umhaucht meinen Körper. Ich blinzle mehrmals, doch dann erinnere ich mich sofort an dem Geschehen und ich springe auf: „Malfoy-“
Mir wird wieder schwarz vor Augen und ich falle bei Nahe wieder zurück ins Bett, doch jemand gibt mir Halt, indem dieser Jemand seine starken Arme um meine Taille legt und mich fest an sich zieht.
Kreischend falle ich in dessen Arme. Mein Kopf prahlt leicht mit einer Brust zusammen. Unbewusst ziehe ich den Duft in meine Nase tief ein und erkenne ihn wieder. Es ist Draco Malfoy…
„Ich bin doch hier.“, raunt er mir sanft ins Ohr. Wegen seiner rauen und so gefühlvollen Stimme stellt sich mein Zwergfell auf und eine angenehme Gänsehaut durchfährt mich.
Er hat es also überstanden… Ich bin so froh.
Überglücklich schluchze ich in sein Hemd hinein. Etwas verwirrt ist Malfoy und kann meine Reaktion nicht nachvollziehen. Trotzdem drückt er mich näher an sich.
Leicht schlage ich auf seine Brust und ich verfluche ihn. Und ich dachte schon, er wäre…
Mein ganzer Körper zittert und mein Atem geht verdammt schnell. So aufgelöst und dass alles nur wegen Malfoy? Nein… Das kann doch nicht wahr sein, oder? Wir hassen uns doch, nicht?
Ich hätte es mir niemals verzeihen können, hätte er wegen mir den Löffel abgeben müssen. Nur ich darf ihm so etwas antun!!! Aber das sein eigener Vater ihm so etwas angetan hat…
„Tu mir das nie wieder an, klar?“
Seine Hand hebt mein Kinn an und sieht mich lächelnd in die Augen, bevor er mir einige meiner Tränen wegwischt: „Ich verspreche es, Amy.“
Malfoy drückt mich fest an sich und langsam aber sicher erwidere ich die Umarmung. Ich atme tief ein und aus und beruhige mich ein wenig.
Die Türe öffnet sich und Schritte nähern sich. Die Umarmung lösen wir trotzdem nicht auf und es wird still um uns herum.

9. Wenn ich Malfoy sehe, dann bin ich einfach ich

In der ganzen Zeit, die Malfoy und ich gezwungener Maßen im Krankenhaus verbringen mussten, freundeten wir uns an und begannen einen Waffenstillstand. Alles ist friedlich und irgendwie ist es befreiend nicht mehr mit Malfoy streiten zu müssen, aber andererseits vermisse ich das auch ein bisschen…
„Hörst du mir überhaupt zu?“
Erst jetzt realisiere ich, dass Blaise mit mir spricht. Bin ich etwa schon wieder weggetreten? Das passiert mir in letzter Zeit öfters. Es ist seitdem Vorfall… Ich spüre wie sich etwas tief in mir verändert hat. Ob zum Guten oder zum Schlechten kann ich nicht sagen…
„Jetzt ja.“, gebe ich unschuldig zu. Er verdreht seine Augen und stöhnt genervt auf: „Hätte ich mir ja auch denken können…“
Entschuldigend lächle ich ihn an, als er nur grinsen abwinkt: „Ich habe nur gefragt, ob du schon eine Begleitung für den Weihnachtsball hast.“
Oh… Den hatte ich ja ganz vergessen! Ob ich Malfoy fragen sollte? Lieber nicht… Wir mussten gerade erst ‚unsere Beziehung’ öffentlich beenden… Vielleicht sollte ich ja mit meinem Bruder- Nee, blöde Idee… Harry und Ron haben schon eine Begleitung. Vielleicht ja Fred oder George? Was rede ich da eigentlich?!
Ich zucke gleichgültig mit meinen Schultern: „Ich wollte warten bis jemand mich fragt, aber es hat sich noch nichts ergeben.“
„Würdest du-„
Draco funkt ihm dazwischen und zerrt mich hinter sich her, während er gleich die Selbstbeherrschung verliert: „Lasst mich gefälligst in Ruhe!“
Was ist denn mit ihm los? Als wir etwas weiter von der Zauberermenge entfernt sind, sieht er mich vernichtend an: „Danke auch, Amy!“
Bedrohlich und finster knurrt er mich an. Oh… Er ist zu einem außerirdischen Hund mutiert! Gott… Das nennt man Gewohnheit.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“ Damit ziehe ich skeptisch eine Augenbraue hoch. Es nervt langsam, dass alle denken, wir waren mal zusammen… Selbst mein Bruder denkt so etwas Bescheuertes! Als wenn Malfoy und ich uns jemals lieben könnten… Absurd!
„Sie fragen mich alle, ob es in Ordnung gehen würde, wenn sie dich für ihre Begleitung beim Weihnachtsball fragen dürften.“, funkelt mich der Blonde wütend an, „Und das ist alles nur deine Schuld!“
„Meine Schuld?“, ziehe ich eine Grimasse, „Du hast uns doch darein geraten, schon vergessen?“
Genervt verdreht er seine Augen: „Egal… Könntest du mit denen reden? Ich habe keine Lust mehr mich mit diesen Idioten unterhalten zu müssen…“
Kurz hole ich Luft, bevor ich auf dem Absatz kehrt mache und auf die Männer zu schreite. Wenn mir nicht schnell irgendetwas Schickliches einfallen würde, dann müsste ich mich auf Grausames vorbereiten…
Kurz vor ihnen halte ich an und spreche rasch: „Sorry, aber ich habe schon eine Begleitung.“
Dann drehe ich mich wieder um und gehe auf Blaise zu, der mich bloß mit hochgezogenen Augenbrauen ansieht. „Ich hoffe, du hast noch keine Begleitung.“, lächle ich leicht, bevor er verschmitzt grinst.
„Jetzt schon, Kleene.“ So klein bin ich nun auch wieder nicht…
Auch ich grinse jetzt: „Du hättest mich ruhig fragen können, Blaise.“
Er zuckt ahnungslos mit seinen Schultern und ich muss bloß schmunzeln. Das ist mal wieder typisch für ihn…
Ich glaube, dass es eine gute Entscheidung war… Er ist ein guter Freund von mir und ebenfalls in Slytherin. So können keine neuen Gerüchte aufkommen, oder doch?

Auf der Suche nach einen Kleid gehen Hermine, Ginny und ich durch die Straßen und klappern jedes Geschäft ab, doch vergeblich. Die Beiden haben bereits, nur ich finde keines. Vielleicht habe ich auch bloß zu hohe Ansprüche?
Jedes Kleid, das sie mir vorschlagen, lehne ich auf Grund eines Mangels ab. Im letzten Geschäft angekommen, durchwühle ich alles.
Dann fällt mir eines auf. Es ist sonnengelb und sehr lang. An manchen Stellen ist es geriffelt und genau unter der Brust befindet sich ein breiter glitzernder Gürtel. Der Ausschnitt ist ziemlich groß, doch mit einer passenden Kette, die ich besitze, bekommt das keiner mit. Es ist trägerlos und man muss es am Nacken zubinden.
Ich nehme es lächelnd aus der Kleidermenge und gehe sofort zur Umkleide. Es ist einfach so perfekt!
In der Umkleide probiere ich es an und zu meinem Glück passt es auch noch. Dann öffne ich den Vorhang und sehe mich im Spiegel an. Meine besten Freunde tauchen hinter mir auf und staunen nicht schlecht. Es ist zwar schlicht, aber so wundervoll…
„Du siehst wunderschön aus.“
Strahlend drehe ich mich zu ihnen um: „Ich nehme es.“
Es ist mein erster Ball und dieser soll perfekt werden! Mal schauen, was Blaise dazu sagen wird… Ich weiß nicht wieso, aber ich freue mich wirklich gerade mit ihm dort hin zugehen.
Somit ziehe ich mich in der Ankleide wieder um und gehe zur Kasse. Als ich es bezahlt habe und es eingepackt wurde, gehen wir endlich wieder in die Winkelgasse. Glücklich pfeife ich eine mir vertraute Melodie.
„Damit wirst du bestimmt alle vom Hocker reißen.“, meint Ginny lächelnd.
Eigentlich ist mir das egal. Ich will bloß meinen Spaß haben mit Blaise. Er ist ein guter Freund und es wird sicher schön.
Die Bemerkung von einer Gryffindor macht mich stutzig: „Nur Schade, dass du nicht mit Malfoy dort hingehst.“
Abrupt bleibe ich stehen und sehe ich Hermines Gesicht: „Wieso denn das?“
Gerade als sie es mir erklären will, taucht Luna erschreckend hinter mir auf: „Weil alle wissen, dass er auf dich steht.“
Kurz, aber wirklich nur für einen Augenblick verspüre ich ein seltsames angenehmes Gefühl in mir. Mein Herz rast wie wild und ich muss tief Luft holen, damit sie das Lächeln auf meinen Lippen nicht mitbekommen. Was ist bloß los mit mir?
Ich drehe mich zu Luna um und grinse amüsiert über diesen Satz hinweg: „Guter Witz. Er hasste mich noch bis vor Kurzem, schon vergessen?“
„Amy“, fängt Ginny direkt an, „Er beschützt dich nicht ohne Grund immer.“
Meine Augen verdrehen sich und ich grummle etwas vor mir hin. Klar… Als wenn er in mich verknallt wäre…
Unbekümmert drehe ich mich von den Unwissenden weg und gehe Richtung Dreibesen. In Wirklichkeit bin ich gar nicht so unbekümmert wie ich tue.
Niemals würde er irgendjemand Anderes lieben als sich selber! Vorher würde sich noch der dunkle Lord in mich verlieben… Bei diesem Gedanke erschaudere ich. Ich sollte lieber nicht mehr an so etwas denken…
Dann muss ich unfreiwillig an die Küsse denken und muss heftig schlucken. In mir steigt eine wohlwollende Hitze auf. Niemals! Ich sollte endlich mal aufhören, an so etwas überhaupt zu denken… Ich könnte ihn mir niemals mit mir zusammen vorstellen und erstrecht als Vater meiner Kinder!!! Okay… Schon ein wenig, aber das wird nicht geschehen!
Verächtlich schnaube ich und schüttle diese widerwärtigen Gedanken von mir. Dann würde ich ja mit Totessern angeheiratet werden! Dann kann man mich ja direkt Voldemort vorsetzen.
Entnervt gehe ich an mehreren Tischen vorbei, als ich Malfoy in der hintersten Ecke sehe. Meine Augen weiten sich. Astoria Greengrass sitzt bei ihm. Warum bin ich bloß so überrascht ihn mit einer Frau zu sehen? Wieso fühle ich mich so leer?
Als meine Freunde sehen, was ich gefunden habe, sind sie sprachlos. Ich setze mein Pokerface auf und grinse rechthaberisch: „Habe ich es euch nicht gesagt? Er steht nicht auf mich. Wir sind bloß Freunde.“
Damit drehe ich mich um und gehe an die Drei vorbei. Wieso tut es so weh? Verdammt!
Meine Miene verfinstert sich und mein Tempo erhöht sich beim Ausgang drastisch. Gerade als Dylon, Ron und Harry reinkommen, mogle ich mich mit traurigem Blick an sie vorbei und ignoriere meinen Bruder, der mich zurückruft.
Ich kann nicht anhalten und meine Wut wächst mit jeder Sekunde. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und meine Tränen bahnen sich einen Weg durch mein Gesicht.
Nein… Tränen sind ein Zeichen von Schwäche. Ich darf keine Schwäche zeigen! Ich will nicht schwach sein… Nicht mehr. Und doch bringt dieser Anblick mich dazu. Wäre ich nicht sofort abgehauen, hätte ich in der Öffentlichkeit geweint.
Erst am See bleibe ich stehen und lasse mich weich ins Gras fallen. Kurz hole ich Luft, doch dieser Schmerz in mir bleibt bestehen. Mein ganzer Körper zittert. Ich liebe ihn doch nicht, also wieso bin ich dann so verletzt ihn mit einer anderen zu sehen? Es sollte mir doch eigentlich egal sein, nicht? Ich sollte höchstens glücklich darüber sein, aber doch nicht traurig und wütend!
Er sah so glücklich aus… Jetzt fange ich erst richtig zu schluchzen an. Mein Herz ist in zwei. Meine ganzen Gefühle spielen verrückt und ich muss an unsere ganzen Erlebnisse denken. Ich wollte doch, dass er mich nicht mehr nervt und jetzt bin ich endlich wieder allein. Aber warum vermisse ich ihn dann? Ich fühle mich so einsam ohne ihn… Scheiß Männer!
Vielleicht wird er sie ja sogar heiraten… Nein, daran darf ich erst gar nicht denken. Jetzt bin ich umso mehr verwirrter von meinen ganzen Gefühlen. Wieso… Es könnte alles so einfach sein, aber ich mache es mir ja nie gerade leicht im Leben. Wieso erschwere ich mir immer alles? Warum lasse ich meine Gefühle nicht einfach für mich sprechen, sondern bin immer so vernünftig?
Ich denke immer an die schlimmen Ereignisse, die passieren können und genau deshalb war ich schon immer alleine… Jedes Mal wenn ich die Chance hatte glücklich zu sein oder ein ganz normaler Teenanger zu sein. Mein ganzes Leben lang war ich immer nur die ‚Brave’, die alles tat, was man mir auftrug.
Und seitdem ich mit meinen neunzehn Jahren endlich die sein kann, die ich immer schon sein wollte, kann ich es nicht mehr… Ich weiß nicht wie es geht, einfach nur ich selbst zu sein. Doch wenn ich Malfoy sehe, dann bin ich einfach ich. Niemand anderes, niemand den man von mir erwartet, einfach nur ich. Und genau deshalb hasste ich mich und auch ihn…
Tief nehme ich die frische Luft in mir auf und versuche meine Gefühle zu sortieren und die ganzen Erlebnisse zu verarbeiten.
Als ich mich versehe, ist es bereits dunkel geworden. Na das auch noch! Ich sollte besser gehen… Und noch immer sind mir meine Gefühle ein Rätsel. Ob ich sie jemals verstehen und daraus ein Resultat ziehen kann? Ich bezweifle es…
Einsam und verlassen schreite ich durch die nächtliche Dunkelheit, die auch in meinem tiefsten Innern wohnt. Ich will niemanden verletzten, aber wenn ich meine wahren Gefühle preisgebe, werde ich es höchstwahrscheinlich. Ob ich sie deshalb nicht lesen kann? Weil mein Verstand wieder dazwischen funkt? Ich habe noch nie etwas riskiert. Wieso sollte ich jetzt nicht damit anfangen?
Gedankenverloren gehe ich durchs Tor und setze wieder mein Pokerface auf. Hinter diesem Tor darf ich ihnen nicht zeigen, wer ich wirklich bin. Auch wenn ich will…
Somit gehe ich gefühllos ich gefühllos Richtung der Häuser, als mich Ron verängstigt aufhält: „Amy, warte kurz!“
Kalt wende ich mich ihm zu, als er nur kräftig schluckt.
„Was hast du?“
„I- ich- Dylon-„, versucht er mir irgendetwas mitzuteilen. Ich verdrehe meine Augen und seufze verzweifelt: „Was ist mit ihm?“
„Er war in deinem Zimmer und verlangt nach dir.“, rückt der Rothaarige endlich mit der Sprache raus, „Dylon ist oben auf dem Astronomieturm.“
Weiß er denn nicht, dass so etwas gefährlich sein kann? Ich verdrehe die Augen. Außerdem bin ich doch nicht ganz schwindelfrei… Was denkt sich mein Adoptivbruder dabei? Anscheinend nichts, sowie ich ihn kenne. Kurz hole ich Luft, als ich bloß nicke und umdrehe. Was er wohl von mir will? Moment! ER war in MEIN Schlafzimmer? Hoffentlich hat er meine Eule nicht verschreckt… Und hoffentlich hat er keine Unordnung hinterlassen. Das macht er immer… Und ich muss es immer wieder in Ordnung bringen…
Wehe er will mir bloß ein Streich spielen! Mittlerweile aufgebracht öffne ich die Türe zum Astronomieturm und muss beim Anblick der Höhe schlucken. Wenn ich ihn erwische, dann kann er sein Todesurteil unterschreiben!
Ich versuche ruhig zu bleiben und ja nicht nach unten zu sehen, während ich die ganzen Stufen beschreite. Man… Wie viele Stufen gibt es noch? Wenn ich da oben bin, glaube ich eher, dass ICH tot bin. Gott… Und das bei einer unsportlichen und nicht ausdauernden Person. Warum muss ich mir das eigentlich antun? Hätte ich mein Handy hier, dann wäre es einfacher…
Auf dem halben Weg muss ich kurz anhalten und schwer atmen. Und wie soll ich nachher wieder runter kommen? Super Idee, Amy! Hoffnungslos und ideenlos besteige ich die Monstertreppe und erkenne schon Dylon, der die Aussicht bewundert. Leicht lächle ich, doch dann werde ich wieder wütend und schreite mit letztert Kraft auf ihn zu: „Dylon, ich-„
Sofort dreht sich der Braunhaarige um und umarmt mich. Überrascht und total von der Rolle bleibe ich wie ein Klotz einfach stehen und erwidere langsam seine Umarmung. Meine Augen weiten sich, als ich Tränen in seinem Gesicht entdecke. Das darf doch nicht wahr sein… Was ist denn jetzt schon wieder geschehen, als ich kurz mal weg war? Man darf ihn aber auch nicht fünf Minuten aus den Augen lassen.
„Du hasst mich.“
Entsetzt und gleichzeitig verständnislos sehe ich in seine blauen Augen. Wie kommt er jetzt darauf, hm?!
Ich schüttle leicht den Kopf: „Wieso sollte ich dich hassen?“
„Weiß nicht.“, meint mein Adoptivbruder mit zitternder Stimme, „Aber es ist so. Sonst würdest du nicht mit Blaise auf dem Ball gehen.“
Ach darum geht’s also… Er übertreibt mal wieder schamlos!
„Ich hab dich lieb.“, drücke ich ihn einen Kuss auf die Wange, „Ich dachte bloß, dass du lieber mit jemand anderes, als mit deiner Schwester auf so etwas besonderes hingehen willst.“
„Da hast du dich geirrt.“, schmollt er mich beleidigt an, als er mich noch näher an sich drückt. Irgendwie ist er heute richtig seltsam. Was hat er bloß heute?
Als ich meinen Mund einen Spalt öffne, um etwas zu sagen, umschließt seinen Mund meinem. Entsetzt und betroffen von dem plötzlichen Kuss kann ich bloß meine Miene verziehen. Was soll das?! Wir sind doch so etwas wie Geschwister, nicht?!
„Ich liebe dich.“, nuschelt er in den Kuss rein. Als ich den Kuss löse, sieht er mich etwas traurig an. Schwer hole ich Luft: „Ich liebe dich doch auch.“
Der Braunhaarige schüttelt verletzt seinen Kopf: „Nicht so wie ich dich, Amy.“
Kann es sein? Nein… Es darf nicht wahr sein! Hat er mich etwa die ganze Zeit bereits geliebt? Hat er mich deshalb so beschützt und mich an keiner männlichen Person gelassen? Und ich dachte, es wäre normal… Wie dumm ich doch war und jetzt noch bin.
Unbeholfen stehe ich nun vor Dylon und mustere ihn. Zum ersten Mal betrachte ich ihn als Mann und nicht als meinen Bruder. Ich kann es nicht… Es schmerzt so. Es schmerzt so verdammt ihn zu verletzen!
„Du liebst eher ihn, genau deshalb musste ich das tun. Er hat dich verletzt. Ich konnte nicht anders als zuzuschlagen!“
Meine Augen weiten sich. Meint er etwa? Nein, das kann nicht sein… Hat er Malfoy geschlagen? Schon wieder?
„Ich kann es einfach nicht ertragen, dass er in deiner Nähe ist.“, knurrt Dylon wütend und verbirgt seine Tränen, doch ich kenne ihn genug um es zu wissen… „Er ist ein Slytherin und war ein Todesser.“
Jetzt sehe ich ihm skeptisch in die Augen: „Du hast ihn geschlagen und dass nur für mich?“
Leicht nickt er, als ich ihn umarme. Wieso erfreut es mich so zu hören, dass Malfoy in der Öffentlichkeit eine Faust im Gesicht spüren musste?
„Danke.“
Dann fällt mir ein seltsamer Geruch auf und ich sehe verwirrt in sein Gesicht. Skeptisch trete ich meinem Adoptivbruder entgegen. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, als ich mich an die Süßigkeiten von Fred und George erinnere. Die haben auch so seltsam gerochen…
Meine Augen weiten sich und ich werde etwas panisch. Ich versuche ruhig zu bleiben.
„Du hast die seltsamen Süßigkeiten gegessen?“ Das war eher eine Feststellung als eine Frage.
Nicht über seine Worte nachdenkend antwortet er mir: „Ich hatte Hunger und habe sie in deinem Zimmer gefunden und aß sie.“
Ich verdrehe meine Augen. Das hätte ich mir ja sofort denken können… Na das auch noch! Und so wie ich ihn bestimmt kenne, hat er beide gleichzeitig gefuttert. Super! Da können uns nur noch die Zwillinge weiterhelfen… Hätten die Beiden mir nicht sofort die Nebenwirkungen verraten können? Dann wäre es einfacher gewesen!
„Kannst du nicht Malfoy vergessen und mir eine Chance geben? Ich werde alles tun was du willst.“
Man, wenn du wüsstest, was du da für einen Scheiß redest, glaube ich, würdest du dich in Grund und Boden schämen!
Zum Glück habe ich es in diesem Moment nicht gesagt, da er irgendwie ziemlich empfindlich ist…
Etwas entnervt greife ich mir einfach seine Hand und ziehe ihn hinter mir her. Dylon folgt mir die grausamen Treppen herunter und dieses Mal sind sie gar nicht so schlimm. Anscheinend habe ich jetzt so viel Kraft durch meine Wut auf die Zwillinge gewonnen, dass ich nicht einmal anhalten muss. Energisch laufe ich mit Dylon im Schlepptau zum Haus Gryffindor, doch das Bild hält mich auf: „Passwort.“
„Was?“ Will die mich verärgern, oder wie?
„Ohne Passwort kann ich dich nicht reinlassen.“, meint die ältere Dame im Bild.
Somit drehe ich mich zum Braunhaarigen um: „Wie lautet das Passwort?“
Er zuckt mit seinen Schultern: „Hab ich vergessen.“
„Super!“, meine ich vorwurfsvoll. Wie kann man sich ein kleines simples Passwort denn bitteschön nicht merken, hm? Er bekommt auch wirklich alles hin!
„Ich habe es mir irgendwo aufgeschrieben.“, torkelt er durch die Gegend. Hätte ich ’ne Leine, hätte ich ihm diese angelegt. Kann er nicht einfach stehen bleiben? Man… Da bekommt man Angst, dass er auf einen fällt.
Da er ja nicht in der Lage ist, selbst nach einem blöden kleinen Zettel zu suchen, übernehme ich es für ihn. Dylon ist ja noch schlimmer, als wenn er getrunken oder gekifft hätte. Ja, das hatten wir alles schon durch und einmal dachte er, dass ich eine Nutte wäre… Das war eine ähnliche Situation wie jetzt, als ich ihn durchsuchen muss. Da es in seiner Tasche nicht ist, suche ich in seiner Jacke, wie in den Taschen seiner Hose nach.
Verführerisch leckt er sich über seine Lippen. Das erinnert mich wirklich an jene Situation. Das macht mir etwas Angst…
Dann finde ich endlich einen kleinen Zettel in seiner Gesäßtasche und ich entfalte ihn.
Erleichtert gebe ich meine Antwort: „Schwarze Katze.“
Sie schüttelt den Kopf: „Dass war das Passwort von vor einem Monat.“
Na super… Vernichtend und erschöpft sehe ich ihn an: „Fällt es dir wirklich nicht mehr ein?“
„Nö.“, meint er lässig, „Aber wir können ja zu dir.“ Damit zwinkert er mir zu und ich versuche nicht verstört zu wirken. Es wäre ja okay, wenn er das bei einer Anderen machen würde, aber er ist für mich wie ein Bruder und DAS ist ekelhaft.
Somit drehe ich mich zum seltsamen Bild um und sehe die ältere Dame an: „Bestechen lassen Sie sich nicht, was?“
Sie schüttelt ihren Kopf und ich seufze verzweifelt und knurre wutentbrannt. Alles nur die Zwillinge schuld!!!
Kurz davor einfach die Türe einzutreten, höre ich auf einmal eine Stimme hinter mir: „Karottensaft.“
„Richtig.“
Verwirrt sehe ich hinter mir, wo ich Harry entdecke. Er lächelt mich sanft an: „Hey.“
„Hey.“, lächle ich auf, als sich die Türe vor uns öffnet und wir passieren können.
Wir gehen nebeneinander her, bevor ich ihn verzweifelt frage: „Weißt du wo das Zimmer von Fred und George ist?“
Er nickt und bedeutet mir zu folgen: „Es ist gleich neben Rons, Nevilles und meines.“
Na dann…
Vor einer Türe bleibt er stehen: „Das ist es.“
„Danke.“, lächle ich ihn fröhlich an.
Erneut nickt er bloß, bevor mein Bruder in das Zimmer neben diesem verschwindet.
Ich lese vorher die Aufschrift an der Türe: „Das Zimmer gehört George, Fred & Dylon. unerlaubtes Betreten verboten.“
Scheiß drauf, ob unerlaubtes Betreten verboten oder nicht ist! Grummelnd überlege ich kurz ob ich sie einfach eintreten soll oder ob ich lieblich tun soll, doch dann entscheide ich mich für die einfachere Methode.
Mit einem Ruck ist die Türe bis zum Anschlag weit geöffnet und die Zwillinge sehen mich verwirrt an. Was riecht hier so seltsam?
„Amy“, grinst mich Fred an, „Dich hier zu sehen, hätte ich niemals geglaubt.“
Die Beiden sind am experimentieren. Was die wohl wieder für einen Streich planen?
Kurz hebe ich skeptisch eine Augenbraue. Ob ich mich nähern darf?
„Keine Angst.“, bemerkt George, „der Zaubertrank ist ungefährlich.“
Das will ich auch hoffen… Jetzt lasse ich erst Dylons Hand los und gehe mit schnellen Schritten auf sie zu: „Was waren das für Süßigkeiten, die ihr mir damals gabt?!“
„Du meinst die Kekse?“, fragt mich George etwas verwirrt und sieht kurz zu seinem Bruder, bevor sich wieder mir widmet.
Vernichtend schaue ich sie an: „Oh ja!“
„Du hast sie ausprobiert?“, grinst jetzt Fred amüsiert, „Und? Wie war’s?“
„Frag doch mal Dylon!“
Ihre Augen weiten sich und das Einzige, was sie von ihren Lippen bekommen, ist ein ‚oh’. Super… Das ist auch sehr hilfreich!
„Aber er hat nicht alle auf einmal gegessen, oder?“
Ich zucke mit meinen Schultern und schüttle ahnungslos den Kopf: „Ich weiß nur, dass er in meinem Zimmer war, auf dem Astronomieturm war, geweint hat, mir seine Liebe gestanden, mich geküsst und mit mir ins Bett will!!! Ach und irgendwo dazwischen hat er noch Malfoy geschlagen.“
„Ja, als er ihn geschlagen hat, waren wir dabei.“, gibt mir George stolz zu verstehen.
„Wow“, grinst George weiter, „Und wir waren nicht dabei?“
Anscheinend ist es noch besser, als was sie sich vorgestellt hatten. Ich verdrehe meine Augen und hole kurz tief Luft, bevor ich sie entnervt ansehe.
Dylon torkelt und bekommt irgendwie nichts von dem mit, was hier passiert. Plötzlich stolpert er und verliert sein Gleichgewicht. Ehe ich mich versehen kann, liege ich auf dem Boden und er auf mir.
Sein Atem geht ruhig und gleichmäßig. Ein Glück… Er ist eingeschlafen.
„Helft mir!“, rufe ich panisch, als ich kaum noch Luft bekomme. Sein Körper erdrückt mich. Ich glaube, er muss abnehmen… Gott, ist er schwer!
Zuerst lachen sie mich aus, bevor sie ihn von mir runter nehmen und ihn auf sein Bett verfrachten. Fred hält mir eine Hand hin. Ich nehme sie an und er hilft mir auf. Dafür dass die Beiden so unberechenbar sind, können sie auch mal ohne Hintergrund einem helfen. Vielleicht sind sie doch nicht nur Spaßvögel, so wie ich sie immer gesehen habe?
Als ich wieder fest auf meinen Füßen stehe, lässt er mich los und gesellt sich zu seinem Bruder: „Willst du ihm das Gegenmittel einflößen?“
„Klar.“, freut sich George sogar darauf, „Dylon hat das schließlich verdient. Endlich kann ich ihm das von damals heimzahlen.“
Ich ahne irgendwie nichts Gutes… Er holt aus seiner Schublade eine riesige Spritze und ich muss schlucken. Wenn mein Adoptivbruder NICHT am Schlafen wäre, würde er spätestens in diesem Moment ohnmächtig sein.
Er kann keine Spritzen sehen und schreit entweder panisch oder kippt um. Damals als ich eine Impfung bekommen sollte und er zusehen wollte, ist er umgekippt. Dabei war es nur eine kleine Spritze…
Er verabreicht dem Schlafendem den giftgrünen Inhalt der Spritze und Fred erklärt es mir, obwohl es mich nicht interessiert: „In einem Keks war ein Liebestrank und in dem anderen einen Hasstrank induziert.“
„Hat er vielleicht doch nur den einen Keks gegessen?“
Die Zwillinge zucken gleichzeitig ihre Schultern, bevor Fred weitererzählt: „Keine Ahnung, aber du brauchst jetzt keine Angst mehr haben. In vier Stunden ist er wieder normal.“
„Das ist gut.“, seufze ich und gehe Richtung Türe, „Dann gehe ich mich mal vom grausamen Tag erholen.“
„Aber alles was er sagte, kann die Wahrheit entsprechen.“
Meine Augen weiten sich, doch ich atme tief aus und beruhige mich so: „Beschwör es nicht herauf.“
Ohne ein weiteres Wort gehe ich aus dem Zimmer und verlasse das Haus. Somit mache ich mich nach Hause auf. Es war ein furchtbarer Tag… Ich bin so müde. Unwillkürlich muss ich an Malfoy denke und daran wie Astoria und er gut zusammen passen würden. Gott! Ich sollte meine Wut mal zügeln. Es ist doch bloß Draco Malfoy…
Im Gemeinschaftsraum angekommen, erkenne ich bereits Malfoy, der auf mich zuläuft: „Wo warst du?!“
Ich strahle ihn an: „Du hast dich um mich gesorgt?“
Man hört sich das bescheuert an… Wieso freue ich mich bloß so darüber?
„Natürlich nicht!!!“, fährt er mich an und schreit umher, „Du weißt gar nicht wie Blaise mich genervt hat! Tu das NIE wieder!!!“
Seine Wunde an der Lippe platzt auf und blutet, doch ihm ist das wohl im Moment total egal. Genau wie mir… Ich dachte, dass es mich wenigstens etwas aufheitern würde…
Traurig gehe ich an Malfoy vorbei. Hätte ich mir ja auch denken können… Idiot!
„Jetzt bin ich ja hier.“, seufze ich verzweifelt.
Etwas gekränkt drücke ich die Türklinke runter, als er mich aufhält: „Hab gehört, dass du mit Blaise zum Ball gehst.“ Seine Stimme klingt irgendwie merkwürdig. Was hat er bloß? Dachte er etwa, dass ich ihn fragen würde? Erstens Männer sollten das tun und zweitens hätte er es sich denken können, dass ich es wegen dem ‚offiziellen Beziehungsende’ nicht mache.
„Ja, das tue ich.“, meine ich kühl und verstecke meine Verletzlichkeit, „Und? Hast du schon eine Begleitung?“
Damit drehe ich mich zu ihm um und sehe ihn jetzt fröhlich an. Anscheinend kauft er mir meine Schauspielerei, da er jetzt auch fröhlich wirkt: „Astoria geht mit mir dort hin.“
„Ihr wäret ein hübsches Paar.“, spiele ich mein Spiel weiter und unterdrücke den Schrei danach ihn eine zu knallen oder gleich vor ihm in Tränen auszubrechen.
„Findest du?“, strahlt Malfoy jetzt richtig, „Mal schauen, was sich so ergibt, nicht?“
Ich nicke und drehe mich dann wieder zur Türe um. Kurz hole ich tief Luft, bevor sich meine Miene verändert. Traurig blicke ich auf die Türklinke.
„Willst du nicht zu Blaise?“, höre ich eine etwas verzerrte Stimme, die mich noch wütender macht.
„Sag du ihm doch, dass ich wieder da bin.“, meine ich grummelnd und gehe in mein Zimmer. Hinter mir werfe ich die Türe zu und ich lasse mich auf meine Knie fallen. Mein ganzer Körper zittert. Also stimmt es… Heute hatten sie ein Date.
Ich halte mir meine Hände vors Gesicht, bevor ich anfange zu schluchzen. Man, bin ich eine Heulsuse geworden!
Und dann trifft es mich wie ein Schlag: Ich habe mich in ihn verliebt!

10. Eifersucht kommt selten allein

Heute ist der große Tag im Dezember. Es ist der jährliche Weihnachtsball vor den Ferien und für mich ist es mein erster. Ich bin schon sehr aufgeregt und gespannt wie er so verläuft. Ob Dylon wohl noch weiß, was er gestern zu mir gesagt hat? Und ich denke noch immer an ihn…
An die Worte von gestern… Es war irgendwie anders, als die sonstigen Ausbrüche von ihm… Er war durch einen Liebestrank so… Aber er scheint beide Kekse gegessen zu haben! Als die Zwillinge meinten, dass es auch wahr sein könnte, hatte ich angst. Angst davor, dass wir nicht mehr wie Geschwister sein können… Angst, dass mein bester Freund sich von mir distanziert.
Ich sehe auf die Uhr und bin erstaunt. Es ist erst acht Uhr morgens und der Ball geht erst heute Abend um sechs Uhr los. Vielleicht sollte ich kurz zu Dylon? Aber was ist, wenn er sich an gestern erinnert und mich jetzt nicht sehen will?
Genervt ziehe ich mir meine übliche Uniform an und sehe kurz zur schlafenden Pansy. Irgendwie kann ich ihre Gefühle nachvollziehen. Malfoy ist ein Arschloch!
Unruhig gehe auf und ab. Soll ich nun rausgehen oder nicht? Und was, wenn ich auf Malfoy treffe? Ich will ihn nicht sehen… er kann mir heute gestohlen bleiben!
Entschlossen öffne ich die Türe. Ich ignoriere ihn einfach, genau!
Als ich von dem Frauenabteil in den Gemeinschaftsraum trete, bereue ich meine Entscheidung sofort. Denn dort sitzt Malfoy mit der jüngeren Greengrass und tun nichts Geringeres als wie Tiere aufeinander loszugehen. Sie knutschen und er bekommt nicht mal mit, dass ich mich im Raum befinde. Wie erstarrt sehe ich den Beiden zu. Verdammt! Alles in mir zerbricht und es scheint, dass das letzte bisschen Hoffnung in mir verschwunden ist. Meine gute Seite ist zerbrochen und meine düstere Seite kommt in mir hoch. Ich ignoriere die Beiden und setze mich mit meinem Pokerface auf den Sessel am Kaminfeuer hin. Desinteressiert an den Beiden nehme ich ein Buch und blättere darin, bis ich an meine Lieblingsszene ankomme.
In dieser Szene hat die Hauptfigur beschlossen ihr Leben ohne ihren Geliebten zu leben, da dieser sie betrogen hat. Sie wirft ihn aus ihrer Wohnung, die sie verkauft und alles in der Wohnung verbrennt sie. Danach hasst sie alle Männer und wird sehr erfolgreich. Ich liebe dieses Buch…
Am Anfang wird von einer schwachen nur für ihren Freund lebenden Frau gesprochen, die aber mitten im Buch zu einer richtigen starken und erfolgreichen Persönlichkeit wird. Man kann alles schaffen, wenn man es nur will… Vielleicht sollte ich die Worte mal in die Tat umsetzen und von ihm loskommen…
Dann tritt eine weitere Person ins Zimmer und gesellt sich etwas verwirrt zu mir: „Was geht denn hier ab?“
Sofort kann ich die Stimme Blaise zuordnen. Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung und lächle leicht, doch zucke ich mit meine Schulter: „Das tun die schon geschlagene fünf Minuten. Schön für Draco und Astoria, doch können die nicht woanders rumknutschen? Es nervt ein wenig…“
Ein wenig ist untertrieben… Aber vielleicht sollte ich nicht so übertreiben. Wäre ich nicht in ihn verliebt, würde ich mich auch für die Beiden freuen, aber so? Gott… Hoffentlich überlebt Astoria meine Wut. Ach was… Draco ist doch schuld, also muss er dafür büßen!
„Kann ich verstehen. Schließlich bist du noch single.“, grinst er mich schelmisch an und zwinkert mir zu. Ich verdrehe meine Augen. Soll ich mir da irgendetwas hinein interpretieren oder kann ich es ignorieren?
„Ich freue mich schon auf heute Abend.“, flüstert mir mein Kumpel zu.
„Ich auch.“
Er lächelt sanft, bevor er mir bedeutet zu gehen. Ich lege mein Buch offen zur Seite und gehe mit ihm aus dem Gemeinschaftsraum in sein Zimmer.
„Wow“, staune ich nicht schlecht, als ich ein riesiges Zimmer vorfinde, „Und hier wohnst du mit Malfoy alleine?“
„Du nennst ihn ja wieder beim Nachnamen.“, fällt ihm auf, bevor er sich auf sein Bett hinsetzt.
„Alte Gewohnheit.“
Damit setze auch ich mich zu ihm und lehne mich gedankenverloren an ihn. Blaise legt seinen Arm um mich und sieht mich weiterlächelnd an: „Wie geht’s dir so?“
Verwirrt sehe ich in seine dunklen Augen, als er mir dann eine Erklärung liefert: „Ich meine wegen der Sache gestern mit Dylon und wegen Draco und Astoria.“
„Wieso sollte mich das Letztere stören?“, spiele ich die Ahnungslose. Er holt kurz Luft, bevor er weiter erklärt: „Weil du ihn doch offensichtlich liebst.“
Wie bitte? Ist das so offensichtlich? Ich verziehe mein Gesicht nicht und halte seinem besorgten Blick stand.
„Ich liebe ihn nicht. Wir sind bloß Freunde.“, lüge ich ihn ohne mit der Wimper zu zucken an, „Sonst würde ich höchstwahrscheinlich heute mit ihm zum Weihnachtsball gehen.“
„Heißt ja nichts.“
Genervt seufze ich und ziehe meine Augenbrauen zusammen: „Heißt wohl was und jetzt diskutier mit mir nicht!“
Seine Lippen formen sich zu einem selbstgefälligen Grinsen: „In wen bist du dann verliebt?“
Ich zucke mit den Schultern und grinse ebenfalls, bevor ich seinen Geruch tief in mir einsauge. Er ist wirklich einer meiner besten Freunde geworden, obwohl wir einen miserablen Anfang hatten.
„Im Moment niemanden.“
„Interessant.“, spielt er mit meinen Haaren umher, „Das heißt, es kann sich noch ändern?“
Wenn er in meinen Haaren Knoten zaubert, ist er dran! Ich habe keine Lust auf Schmerzen…
Moment mal… Flirtet er gerade mit mir und ich unbewusst auch mit ihm? Na bravo… Jetzt gebe ich ihm auch noch Hoffnungen…
Aber wenn Malfoy jemand hat, warum sollte ich ihm dann ganze Zeit nachtrauern?
Es ist Zeit damit aufzuhören! Es wird zwar etwas dauern, bis ich von ihm loskomme, aber wieso sollte ich Blaise keine Chance geben?
"Kommt auf das Angebot an.", hauche ich ihn ins Ohr, bevor ich ihn neckisch angrinse.
Unsere Augen treffen sich, bevor sich sein Gesicht meinem immer mehr nähert. Kurz bevor seine Lippen meine berühren, schwingt die Türe auf und ein entnervter Malfoy tritt ein: „Hi auch.“ Seine Laune scheint ja richtig mies zu sein, dafür dass er eben mit meiner Mitbewohnerin geknutscht hat… War sie etwa so schlecht? Gott… Ich freue mich ja sogar darüber. Bin ich fies!
Schadenfroh sehe ich zum kleinen Dracula, der mich vernichtend anblickt: „Ich hasse dich.“
Durch diese Worte muss ich breiter grinsen und strahle bei Nahe schon: „Dankeschön, Malfoy.“
Verwirrt sieht Blaise zwischen seinem besten Freund und mir hin und her.
„Ich dachte, ihr hättet euch versöhnt?“
„Wenn ihr Bruder und ihre Verehrer nicht wären, dann schon.“, knurrt er wie ein tollwütiger Hund. Hat er die Rolle mit Pansy getauscht? Göttchen… Ich bin ja wirklich wieder die sarkastische und liebe Amy heute…
Schlecht gespielt strahle ich ihn an: „Und wenn du nicht immer den arroganten Arschloch spielen würdest, könnte ich dich vielleicht sogar richtig gern haben.“
Und somit war unsere Freundschaft wieder beendet… Man, war die Zeit lang! Ungefähr zwei Monate…
Kurz verzieht er eine Grimasse, bevor er sein Hemd auszieht und ein anderes anzieht. Und ich habe nichts Besseres zu tun, als ihn dabei zu beobachten. Gott, sieht er gut aus… Nein! Ich werde nicht gleich anfangen zu sabbern! Aber gut sieht er trotzdem aus…
Als Blaise meinen starren Blick an Malfoys Oberkörper gehaftet bemerkt, wende ich mich sofort diesem zu: „Wollen wir nicht etwas essen gehen?“
„Gute Idee.“, meint er, bevor er von seinem Bett aufsteht. Mein Ablenkungsmanöver hat wohl geklappt… Gut so!
Somit erhebe auch ich mich vom Bett und folge meinem Kumpel, bevor ich nachher noch Malfoy anspringe. Schon allein beim Gedanken werde ich rot. Das würde so etwas von peinlich werden! Vor allem weil er nicht auf mich steht. Auch wenn er ziemlich von meinem Körper angetan war… Nein! Hör auf! Ich will gar nicht an damals denken, wo er mich nackt sah…
Im Gemeinschaftsraum angekommen, nimmt Blaise meine Hand und zieht mich hinter sich her. Ein paar Slytherins sind bereits wach. Darunter natürlich die Greengrass Schwestern und Pansy, die mich irgendwie mitfühlend ansieht. Wieso denn das? Etwa weil Malfoy öffentlich mit mir ‚Schluss’ gemacht hatte oder weil sie mich gestern heulen hörte?
Egal was es ist, es soll mir egal sein, solange ich als Opfer dargestellt werde.
Ich trete mit Blaise aus der Türe und kann mich wieder entspannen.
Wir gehen zur großen Halle und betreten diese. Schweigend gehen wir zum Slytherin Tisch. Mein Blick fällt zu meinen Freunden, worunter auch Dylon sitzt, der bloß gedankenverloren seinen Kaffee anstarrt. Anscheinend erinnert er sich an gestern… Vielleicht sollte ich doch mit ihm sprechen? Ich bin mir nicht ganz sicher…
Wir setzen uns hin und ich muss herzhaft gähnen. Man bin ich müde… Kommt davon, wenn man gerade mal ’ne halbe Stunde sein Auge zu bekommt, weil man immer nur an Malfoy und Astoria denken muss… Aber auch an Dylon und sein seltsames Verhalten gestern.
„Müde, was?“
Leicht nicke ich, bevor ich meinen Kaffee ansehe und wegstelle. Sorgvoll sehen jetzt selbst Crabbe und Goyle zu mir. Was denn? Nur weil ich heute mal keinen Kaffee trinke? Davon geht doch nicht gleich die Welt unter, oder? Na ja… Ich bin richtig Kaffe süchtig. Aber sonst?
„Bist du krank?“, legt Blaise eine Hand auf meine Stirn, „Fieber scheinst du ja keines zu haben.“ Wenn man Liebeskummer als Krankheit sehen will, okay… Ich bin krank.
Leicht schüttle ich den Kopf: „Nur keine Lust auf Kaffee.“
„Eindeutig.“, meint jetzt auch Pansy, die sich mir gegenüber setzt, „Du bist krank.“
Jetzt verdrehe ich genervt die Augen. Gute Analyse… Können sie jetzt bitte jemand anderen voll quatschen?
„Oder Liebeskummer.“, höre ich plötzlich eine männliche Stimme von hinten. Als ich mich umdrehe, erkenne ich Fred und George. Wutentbrannt grummle ich und versuche sie mit vernichtenden Blicken meinerseits zu vertreiben, doch ihnen machen meine Blicke nichts aus. Die Beiden grinsen mich an.
„Liebeskummer?“, knurre ich bei Nahe schon, als ich mich bedrohlich von meinem Stuhl erhebe, „Ich und Liebeskummer? Niemals! Und wenn ihr noch einmal ein Wort in dieser Art und Weise ausspricht, dann seid ihr tote Männer, klar?!“
Alles um mich herum wird still, als ich erst jetzt bemerke, dass sich alle zu mir umgewendet haben. Super… Noch peinlicher kann man ja nicht mehr sein!
„Außerdem habe ich sowieso noch eine Rechnung mit euch offen!“, füge ich hinzu, bevor ich ohne ein weiteres Wort aus der großen Halle schreiten will, als George mich provoziert und er etwas nuschelt wie ‚total verknallt’. Abrupt bleibe ich stehen und hole tief Luft, bevor ich mich zu den Zwillingen umdrehe und ihr meine furchteinflößendsten Blicke schenke.
Kurz darauf drehe ich mich kontrolliert wieder um und will gerade durch die riesige Flügeltüre treten, als mir Malfoy entgegen kommt. Wir stehen voreinander und sehen uns in die Augen. Er stöhnt genervt auf und dreht sich wieder um.
Kurz blicke ich ihm mit leerem Blick nach, bevor ich mit dem Absatz kehrt mache und ebenfalls zurückmarschiere.
„Was war das denn gerade?“
„Hass und Hass vertragen sich halt nicht.“, gebe ich ihnen zu verstehen, bevor ich mich wieder auf dem Stuhl setze und meinem Kaffee auf Ex leer trinke. Sie staunen nicht schlecht, als sie das mit ansehen.
Schweigend sitze ich nun da und fühle mich hilflos. Wie kann ich ihn bloß aus dem Weg gehen, wenn er mit mir in einem Haus wohnt? Ich könnte so!

Gedankenverloren ziehe ich mein Kleid an. Meine Stimmung wurde mir bereits vermiest, also kann es ja nicht mehr schlimmer werden, oder?
Ich hole tief Luft, bevor ich das Kleid zubinde und ich mich im Spiegel betrachte. Es ist viel zu schön für mich… Das Kleid leuchtet und ich ziehe ein Gesicht. Mein Verhalten ist doch total kindlich und total sinnlos. So dumm! Aber ich kann nichts dagegen unternehmen.
Meine Haare stecke ich hoch und ich ziehe mir goldene Ohrringe an, die wie Federn aussehen. Zum Kleid trage ich die passenden Pumps und jetzt bin ich noch trauriger, dass Malfoy nicht mit mir, sondern mit Astoria zum Ball geht.
Die Türe öffnet sich und Schritte nähern sich mir: „Du siehst wunderschön aus, Amy.“
Im Spiegel erkenne ich Blaise, der hinter mir steht.
„Danke.“; lächle ich ihn an, „Du siehst aber auch nicht schlecht aus.“
Das stimmt allerdings. Er hat einen schwarzen Anzug an und gibt somit einen Kontrast zu mir.
Geistesabwesend nehme ich eine goldene Kette aus der Schublade und sehe sie mir an. Der Anhänger besteht aus einem Amulett, wo sich ein Bild von meinen Eltern befindet. Dieses Amulett ist kreisförmig und ein Stern ist darauf eingraviert. Er glitzert an manchen Stellen. Die Kette passt perfekt zum Outfit.
„Könntest du mir helfen?“, frage ich ihn liebevoll und deute auf die Kette. Wie selbstverständlich legt er sie mir um den Hals und verschließt diese an meinem Nacken.
Jetzt drehe ich mich um und strahle ihn gut geschauspielert an. Ich kann heute nicht glücklich sein, aber vielleicht wird das schon… Mit ganz vielen Drinks sicherlich.
„Gehen wir?“
Ich nicke, bevor wir aus meinem Zimmer treten. Fröhlich hacke ich mich bei ihm unter.
Einfach immer positiv denken. Es wird bestimmt schön werden… Außer wenn ich mit Dylon oder Malfoy reden muss… Mit wem geht eigentlich Dylon zum Ball? Ach… Ich lasse mich einfach überraschen.
„Aufgeregt?“
Erneut nicke ich und lehne mich an seine Schulter, bis wir in dem riesigen Saal ankommen. Vor Begeisterung weite ich meine Augen. Alles ist wunderschön und festlich geschmückt. Man weiß gar nicht wo man zuerst hinsehen soll. Es ist alles so groß und wundervoll.
Der Saal ist mit Schülern gefüllt und trotzdem nicht überfüllt.
Als wir ein paar Schritte in den Saal machen, habe ich das Gefühl gehabt, dass ich wirklich etwas Besonderes bin, als alle mich ansehen. Und doch finde ich es grausam… Ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen. Unter den Blicken erkenne ich auch Dylon, der mich anlächelt. Vielleicht sollten wir gestern einfach vergessen…
Meine Freunde schauen mich alle an, doch dann fällt mir Malfoy auf, der mich als Einzige nicht ansieht und sicht betrinkt. Nein! Ich sollte nicht zu ihm sehen…
Schnell wende ich mich von ihm ab und gehe mit Blaise zusammen zu meinen Freunden.
„Hey“, begrüße ich sie strahlend. Irgendwie kann ich leichter damit umgehen, als ich dachte…
Ginny hat ein bezauberndes langes Kleid passend zu ihren blauen Augen an und dazu eine passende Frisur. Sie sieht so wunderschön…
Genauso wie Hermine mit ihrem rosarotem und Luna mit ihrem crazy blaugrünen Look.
Und sie sagten zu mir, dass ich den Saal erhelle? Die Drei tun das doch schon mit ihrer bloßen Anwesenheit! Ich finde es schön, dass sie da sind. Ich fühle mich nicht mehr ganz so hilflos.
Meine besten Freundinnen umarmen mich stürmisch und erdrücken mich bei Nahe. Als sie die Umarmung lösen, lächle ich bloß.
„Tanz mit uns.“, meinen sie und ziehen mich über die Tanzfläche. Entschuldigend sehe ich die Jungs an, bevor ich mit ihnen tanze. Wir müssen zwischendurch immer lachen. Es ist wirklich wie ein Traum…
Doch dann spüre ich einen seltsamen Blick auf mir. Verwirrt sehe ich mich um und treffe Malfoys Augen, die mich irgendwie traurig ansehen. Nachdem er aus seinen Gedanken aufwacht und merkt, dass ich ihn ansehe, trinkt er sein Glas auf Ex leer und sieht ertappt zu seinem Glas. Er sieht gut aus in seinem Anzug…
Harry kommt auf mich zu: „Darf ich dich um einen Tanz bitten?“
Ich nicke und wir tanzen langsam.
„Damals hatte ich Vorurteile gegenüber Draco, aber mittlerweile habe ich sie bei Seite gelegt. Er versteckt bloß seine Gefühle hinter einer Maske, Amy. Du solltest ihm sein Verhalten nicht übel nehmen. Draco musste viel durchmachen.“
„Musste das nicht jeder?“, grummle ich schlechtgelaunt vor mir hin.
„Wie würdest es du finden, wenn deine Familie aus Todessern bestehen würde und du selbst einer werden musst, hm? Seine Familie wäre sonst umgebracht worden. Er wurde so erzogen, Amy. Aber durch dich konnte er in den letzten zwei Monaten endlich wieder lachen und unbeschwert leben.“
Kurz schließe ich meine Augen: „Wieso erzählst du mir das eigentlich?“
„Ich bin dein Bruder“, fängt er lächelnd an, „und will bloß das Beste für dich. Wenn sich dein Herz für Malfoy entschieden hat, dann solltest du es zulassen.“
Nein… Es ist süß, dass er mir helfen will, aber ich darf es nicht. Was ist, wenn Voldemort das erfahren würde? Nein… Ich will sein Leben nicht noch mehr in Gefahr bringen, als ich es schon getan habe. Außerdem scheint das Schicksal jemand Anderes für ihn vorbestimmt zu haben…
„Ich bin immer für dich da.“, flüstert Harry mir noch ins Ohr, bevor er sich umdreht und geht.
Super… Das war jetzt sehr hilfreich. Somit verschwinde ich von der Tanzfläche und gehe wieder zu Blaise und den anderen.
„Du bist wirklich die Schönste in diesem Saal, Amy.“, meint mein Begleiter, der einen Arm um mich legt. Gott… Er scheint wirklich Hoffnungen zu haben.
Dylon sieht ihn tödlich an, doch stimmt ihm zu: „Du bist wirklich wunderschön.“
Irgendwie höre ich einen bestimmten Unterton in seiner Stimme, den ich am Liebsten überhört hätte. Ob er doch gestern die Wahrheit gesagt hat?
Etwas erröte ich. Müssen sie mich so verlegen machen? „Jetzt hört doch auf!“, stammle ich unbeholfen vor mir hin, „I- ich bin nicht schön und-„
„Hast du jemals in den Spiegel gesehen?“
Ich drehe mich um und weite meine Augen. Draco Malfoy steht dort leicht angetrunken vor mir. Was soll das denn werden?
„M- Malfoy-„
„Ich muss mit dir reden.“, flüstert er mir entschlossen und ernst zu.
Die Mädels sehen uns neugierig an. Ich sehe ihm in die Augen und überlege kurz, doch dann schüttle ich den Kopf: „Ich kann nicht.“
Es ist zu spät, Malfoy… Egal was du mir zu sagen hast, ich will es nicht hören… Ich will meinen Tag genießen und nicht wieder schwach werden. Verdammt! Ich will doch bloß einmal im Leben glücklich sein! Einmal… Ist das zu viel verlangt?
Entschlossen drehe ich mich von ihm weg und gehe in Begleitung von Blaise zur Bar.
Dieser starrt mich verständnislos an: „Was war das denn gerade?“
„Wir hatten gestern eine Art Streit…“
Mitfühlend streicht er mir eine Haarsträhne aus den Augen und lächelt mich sanft an.
Wir setzen uns an der Bar hin und trinken ziemlich viel. Die Musik ist laut und ich fühle mich wie der letzte Dreck, also schlimmer kann es jetzt doch wirklich nicht mehr kommen!
Doch es geht noch weiter…
„Bin gleich wieder da.“, meint Blaise, bevor er schon verschwunden ist und sich Dylon neben mir hinsetzt.
„Wo ist Luna?“
Er zuckt mit seinen Schultern, als er einfach mein Glas leer trinkt. Vorwurfsvoll sehe ich ihn an: „Das war meiner.“ Jetzt kann er mir endlich in die Augen sehen.
„Ich weiß.“, leicht grinst er, bevor er wieder ernst wird, „wegen gestern-„
„Du warst völlig daneben.“, lächle ich freundlich und versuche meine wahren Gefühle zu überspielen. Es ist grausam, wenn es stimmen würde… Ich habe eine solche Angst…
Er nickt und trinkt ein weiteres Glas leer, bevor er mir antwortet: „Genau. Total daneben…“
Irgendwie scheint er traurig zu sein.
„Wir sollten das gestern lieber vergessen, meinst du nicht?“, frage ich ihn eher bittend.
Kurz atmet Dylon tief ein, bevor er zustimmt.
Gut… Dann gibt es ein Problem weniger, oder?
„Aber denke nicht, nur weil ich dein Adoptivbruder bin, dass ich dich mit jedem Idioten sehen lasse. Es reicht ja schon, dass du mit einem Slytherin auf dem Ball bist.“
Ich verdrehe meine Augen und er fängt schon wieder damit an…
Doch dann stehe ich selbstbewusst und zum ersten Mal wirklich widerspenstig vom Stuhl auf: „Klar schon, aber denke nicht, nur weil ich deine Adoptivschwester bin, dass ich mir alles verbieten lasse. Als mein Bruder solltest du dich für mich freuen, wenn ich jemand habe, den ich liebe. Und dabei sollte es dir egal sein, wenn es Blaise oder Malfoy sein sollte!“
Ich lasse ihn nicht zu Wort kommen und laufe zu meinem Kumpel, der gerade zu mir gehen wollte und ich zerre ihn von hier weg. Harry würde sich freuen…
Wir gehen an die frische Luft und ich atme diese ein. Die Sterne leuchten heute besonders stark. „Frierst du nicht?“
Lächelnd schüttle ich den Kopf, bevor ich mich an ihn lehne. Irgendwie fühle ich mich so leer… Heute war das erste Mal, dass ich mich gegen Dylon widersetzt habe. Ob sich jetzt alles verändert? Aber er kann mir doch einfach nicht den Umgang mit Blaise oder Malfoy verbieten, nur weil er die Slytherins hasst! Hoffentlich habe ich ihn nicht so sehr verletzt…
Wir setzen uns auf eine Bank und sehen in den sternenklaren Himmel.
„Ein schöner Abend, nicht?“
„Ja.“, kuschle ich mich an ihn, „Sehr sogar.“
Am Liebsten würde ich jetzt weinen. Sehr schön… Man, bin ich eine Lügnerin!
Aber in seiner Gegenwart muss man irgendwie immer gute Laune haben. Wieso bloß? Er steckt mich immer an, dass ist toll. So kann ich wenigstens etwas abschalten.
Mein Kumpel versucht die Wahrheit aus mir rauszuquetschen: „Was war eben los?“
„Er wollte mir deinen und Malfoys Umgang verwehren, da bin ich halt ausgerastet. Du bist doch ein richtig guter Freund von mir.“
„Bin ich das?“, flüstert er mir ins Ohr.
Leicht muss ich grinsen: „Vielleicht.“
Jetzt schmunzelt er mich an: „Musst du immer so geheimnisvoll sein?“
„Ach“, necke ich ihn etwas, „ich und geheimnisvoll?“
Blaise grinst mich an und nähert sich meinem Gesicht. Habe ich dafür schon genug getrunken?
Seine Lippen berühren meine. Zuerst sanft, doch dann immer fordernder. Zögernd erwidere ich den Kuss. Seine Zunge bittet um Einlass und ich gewähre ihm dies. Unsere Zungen kämpfen förmlich miteinander. Als er nach einer langen Zeit den Kuss löst, sieht er mir lächelnd in die Augen.
Gerade als er mir etwas sagen will, höre ich ein Räuspern hinter uns. Ich drehe mich um und sehe in Malfoys arrogantes Gesicht. Was will der denn hier?
Kalt zerrt er mich hoch und will mich irgendwo hinbringen, doch ich reiße mich von ihm los. Darauf schmerzt mein Arm.
„Was soll das, Arschloch?!“, schreie ich ihn wutentbrannt an.
„Das könnte ich dich fragen!“, fährt der Blonde mich knurrend an.
Vernichtend sehe ich ihn an: „Wie bitte?“
Ich versuche wirklich mein Möglichstes um ruhig zu bleiben, doch ich kann kaum noch an mich halten.
„Du hast schon richtig gehört!“, schreit er mich einfach weiter an, „Und Blaise-„
Dylon unterbricht diesen und geht zu Blaise: „Fass meine Schwester nie wieder an.“
Mein Gott… Was soll das jetzt werden? Das hier ist kein Schreiwettbewerb!
Verwirrt sehe ich immer zwischen Dylon und Malfoy hin und her, als mich der Blonde einfach weiter vorwurfsvoll runter macht: „Du wirst nicht mehr in seine Nähe gehen, hast du verstanden?!“
„Hä?!“, kommt nur von meinem Lippen. Was geschieht hier eigentlich? Am Abgrund mit meinen Gefühlen angelangt, versuche ich gerade wirklich zu verstehen, was Malfoy von mir will. Warum ist er so wütend?!
Blaise seufzt entnervt und geht auf mich zu: „Das ist nun wirklich nicht eure Angelegenheit, sondern dass von Amy und mir.“
„Oh nein!“, meinen mein Adoptivbruder und der Slytherin gleichzeitig.
Okay… Die Beiden tauschen sich vernichtende Blicke aus, bevor sie sich wieder uns zuwidmen.
„Ihr werdet nicht miteinander sprechen, kapiert?!“
Entgeistert starre ich Dylon an. Wie bitte? Kurz bin ich sprachlos, doch dann werde ich hysterisch: „Nein, das werde ich nicht tun!“
„Dann werde ich dich nach Hause schicken.“, droht mir mein Bruder.
Malfoy stimmt ihn sogar zu: „Das wäre sichtlich das Beste!“
Meine Augen fangen an zu brennen und ich explodiere: „Ich bin erwachsen und ihr seid nicht mein Vormund!“
„Ach nein?“, erinnert mich der Braunhaarige, „Ich bin dein Adoptivbruder und übernehme eine gewisse Verantwortung, falls du dich nicht mehr dran erinnerst!“
„Und ich bin dein Beschützer.“
Kurz hole ich Luft, in der Hoffnung, dass ich meine innere Ruhe wiederfinde, aber vergeblich. Heiße Tränen laufen mir die Wangen runter.
„Ich hasse euch!!!“
Mit diesen Worten laufe ich weg. Einfach nur weg. Wie können sie bloß? Verdammt…
Alles passiert in Trance bis die Türe ins Schloss fällt und ich mich auf mein Bett fallen lasse. Ich weine in mein Kissen rein. Wieso tun sie mir das bloß an? Es tut so weh… Wieso tun sie mir so weh? Hassen sie mich etwa so sehr, dass sie mir nicht mal ein bisschen Glück gönnen?
Oder war es Eifersucht? Als ich mich nach einer Stunde endlich wieder beruhigt habe und einen klaren Kopf fassen kann, setze ich mich auf und nehme mein Buch, das seltsamerweise auf meinem Nachttisch liegt, hoch.
Ich sehe auf die Seite und finde eine Zeile, die mich nachdenklich macht: Eifersucht kommt selten allein.
Wenn das so wäre, dann würde Malfoy ja doch etwas für mich empfinden. Sofort lege ich es bei Seite und gehe raus. Ich muss mich entschuldigen. Die Worte waren ziemlich hart… Aber er müsste eigentlich wissen, dass ich sie nicht ernst gemein habe, oder? Ich war doch bloß so wütend…
Schnell mache ich mich zu Malfoys Zimmer auf und öffne es ohne anzuklopfen. Meine Augen weiten sich. Draco liegt auf Astoria. Sofort sieht er zu mir. Alles in mir zerbricht…
Mein Blick ist leer und ich fühle mich so falsch. Also wollte er mir bloß mein Glück nicht gönnen… Bestimmt war es nur, weil er denkt, dass ich ihm seinen besten Freund wegnehme…
„T- tu mir leid.“, stammle ich etwas unbeholfen und zitternd, bevor ich schnell die Türe wieder schließe. Ein grauenhafter Schmerz durchfährt mich. Ich will das alles nicht mehr! Vielleicht ist es ja wirklich besser wieder nach Hause zu fahren…
Sofort laufe ich zum Gemeinschaftsraum. Ich stolpere und verliere mein Gleichgewicht.
Zum Glück falle ich Blaise in die Arme. Ohne dass er etwas sagen oder machen kann, fange ich erneut bitterlich zu schluchzen an. Ich bin so jämmerlich… Das Einzige, was ich kann, ist weinen.
„Ich bin bei dir.“, haucht er mir beruhigend ins Ohr.
Eine lange Zeit bleiben wir noch da stehen, bis ich mich wieder beruhige, doch dann zieht er mich hinter sich her. Wir gehen Richtung Frauenschlafsäle. Dafür danke ich Blaise wirklich… Dafür, dass er immer bei mir ist.
In meinem Zimmer angekommen, setzen wir uns auf mein Bett hin.
„Ich will nicht weg von dir.“
Sanft streichelt er meinen Rücken: „Das brauchst du auch nicht. Ich werde das nicht zulassen, Amy.“
Lächelnd schließe ich meine Augen. Wenn er nicht wäre, würde ich wahrscheinlich schon wieder zu Hause sitzen und Däumchen drehen.
„Amy“, er hebt mein Kinn hoch, damit ich ihn in seine dunklen Augen sehe, „Willst du mit mir ausgehen?“
Sprachlos sehe ich ihn an. Und was jetzt?

11. Wie mich das Leben doch hasst…

Aufgeweckt und hellwach liege ich im Bett und gehe noch einmal die letzten Worte durch. Er hat gefragt, ob wir miteinander ausgehen… Und ich sagte ja? JA?! Wieso bloß? Ich bin so durcheinander und verzweifelt… Bin ich etwa so blöd und nehme jeden, der mich haben will? Man… Er hat mich geküsst, bevor er aus meinem Zimmer gegangen war.
Was soll ich jetzt bloß machen?
Wohl oder übel muss ich jetzt mit ihm ausgehen… was hat mich bei Merlin dazu nur getrieben?! Jetzt spreche ich schon wie die Zauberer hier…
„Was hast du?“, fragt mich Pansy plötzlich. Verwirrt blicke ich zu ihr.
Was sollte ich bloß haben? Außer natürlich dass ich nur von Problemen umzingelt bin und ich kurz vor einem Selbstmord stehe, geht’s mir blendend…
„Gar nichts.“, brumme ich in mein Kissen.
„Es geht um Malfoy.“
Meine Augen verdrehen sich von selbst und ich zähle bis zehn, um zu wissen, wann ich sie anschreien darf. Warum denkt sie immer, dass es um Malfoy geht? Na gut! Das tut’s ja auch, aber egal…
Sie setzt sich auf die Bettkante und sieht mitfühlend zu mir. Ich muss meine Bettwäsche auswechseln und diese dann wegschmeißen. Das ist doch ekelhaft! Sie hasst mich und ich hasse sie und schon damals war der einzige Grund unseres Streits Malfoy. Und das wird sich niemals ändern…
Dann wird sie ernster: „Was hat er jetzt schon wieder angestellt?“
„Ich habe ihn mit Astoria in seinem Bett erwischt.“, nuschle ich vor mir her, in der Hoffnung, dass sie es nicht hört und einfach verschwindet. Doch leider passiert immer genau das Gegenteil von dem was ich will.
Mitfühlend tätschelt sie meine Hand. Okay… Meine Hand muss ich danach mindestens zehn Mal waschen, aber gut… Solange er der Bösewicht ist, finde ich es okay so…
„Wie kann er bloß?!“
„Und dann“, fange ich ehrlich an, „dann schnauzt er mich an, dass ich Blaise geküsst habe. Aber selbst darf er mit Astoria rumknutschen…“
Wo ist sie eigentlich? Ach… Ich will es gar nicht wissen!
Traurig sieht sie zu Boden: „So hatte ich mich damals auch gefühlt, als du-„
„Damals war ich dumm, Pansy.“, gebe ich ehrlich zu, „Ich war von Vorurteilen eingenommen…“
„Geht mir ebenso.“
So entwickelt sich eine Art Freundschaft zwischen einer Slytherin und mir…

Auch diese Ferien habe ich mich entschlossen zu Hause zu bleiben, aber nicht nur wegen Dylon, sondern wegen meinem Date mit Blaise. Er bleibt nämlich extra wegen mir in Hogwarts, obwohl Malfoy, sein bester Freund, nicht mehr mit ihm seitdem spricht.
„Wie geht’s dir?“, lächele ich ihn an.
Er streichelt über meine Wange: „Solange du bei mir bist, gut.“
Es ist ziemlich still in Hogwarts geworden und seltsamerweise haben wir seitdem Angriff nichts mehr von Voldemort und seinen miesen Todessern weder gehört noch gesehen. Es ist so, als wenn sie sich in Luft aufgelöst hätten.
„Was machen wir heute so Schönes?“, raunt er mir verführerisch ins Ohr.
Ich zucke mit den Schultern: „Du wirst schön hier bleiben, während ich ein Kleid kaufen gehe.“
„Ungerecht.“, schmollt Blaise jetzt, weshalb ich spöttisch grinsen muss.
„Du wolltest doch ein Date mit mir und nicht andersrum, also muss ich mir ein neues Kleid kaufen und du wirst es nicht vorher zu Gesicht bekommen.“
Kurz küsst er meine Wange, bevor er an mir vorbeigeht: „Dann werde ich dein Zimmer etwas durchwühlen.“ Er zwinkert mir zu und mir soll es nur recht sein. Blaise kann suchen wie er will, ich habe kein düsteres Geheimnis, von dem er nichts weiß. Na gut… Das mit Malfoy, aber in meinem Zimmer kann ihm nichts darüber bewusst werden. Mein Glück…
„Viel Spaß.“, grinse ich ihn amüsiert an, „Mal schauen, was du so alles findest und anstellst, während ich weg bin.“
Damit mache auch ich mich jetzt auf dem Weg.
Mit einem leeren Blick und tierische Schmerzen gehe ich durch die Winkelgasse. Ich bin allein… Als ich vor einem Geschäft anhalte, muss ich an Dylon denken. Leicht muss ich lächeln. Damals hatte ich ihn immer als Strafe bei meinem Einkaufsbummel mitgenommen. Meine Miene verändert sich rasch. Traurig sehe ich mich im Spiegelbild an. Jetzt wird das nie wieder passieren…
Wieso fühle ich mich so schuldig? Er ist doch derjenige, der so übertreibt…
Kurz hole ich Luft und überwinde meine Gefühle und die Stufen. Geräuschlos öffne ich die Türe und sehe mich hier um. Und schon wieder neue Kleider. Ob ich eins finden werde?
Ich suche überall nach einem perfekten Kleid, doch bei jeder Bewegung, die ich mache und jedes Kleid, was ich mir ansehe, denke ich an meinem Adoptivbruder. Wie wir damals alles Mögliche anprobiert hatten und einfach glücklich waren.
Aber es war alles gelogen… Alles…
Meine Augen brennen und ich muss mich zusammenreißen, um nicht jetzt und hier in Tränen auszubrechen. Ich weiß nicht mehr weiter… Wir hatten noch nie einen so großen Streit gehabt… Es tut so weh, verdammt! Aber er kann mir nun nichts mehr verbieten. Das muss ihm doch irgendwann klar werden, nicht?
Ich vermisse die Zeit, als ich klein war. Damals zog das Schlechte alles an mir vorbei und das Gute holte mich ein… Doch es ist schon lange nicht mehr so. Wieso fühle ich mich so grausam?
Ich vermisse das einfach alles… Jetzt bin ich jedoch auf mich allein gestellt. Ich kann niemand zumuten, dass er mir dabei hilft. Nein… Es kann mir auch niemand helfen.
Somit gehe ich rasch aus dem Geschäft und versuche meine Erinnerungen zu verdrängen.
Ich gehe durch die leeren Gassen und fange an zu zittern. Die Vergangenheit holt mich ein.
Vor mir sehe ich zwei Personen. Einmal ich als ein achtjähriges Mädchen und Dylon als ein Zehnjähriger...
„Pass auf dich auf, Amy.“
Ich musste damals zum ersten Mal alleine zur Schule gehen, da er nach Hogwarts musste. Es war sein erstes Jahr, das er aber meinetwegen abbrach. Es war an dem Tag, als der Unfall passierte.
Das Mädchen vor mir nickt und läuft davon: „Bis bald!“
Lange sieht er mir noch hinterher. Ob er damals etwas ahnte?
Es war genauso eine Gasse wie diese, an dem es passierte. Ja, ich weiß. Eigentlich dürfen keine großen LKWs in solche engen Gassen fahren, aber dieser tat es. Damals war ich so geschockt und so verängstigt, dass ich mich nicht bewegen kann. Reglos stand ich dort und sah bloß den LKW an, der immer schneller auf mich zuraste.
Kurz bevor mein Körper die Stoßstange berührte, wurde ich weggestoßen. Ich landete blutverschmiert auf dem Boden, während mein Kopf an der Wand aufprahlte. Severus hatte mich damals zwar gerettet, trotzdem hatte ich schwere Blutungen, so wie zwei Rippen und meinen linken Bein gebrochen. Aber ich war ihm immer dankbar…
Als Dylon mich damals im Krankenhaus besuchte, weinte ich zum ersten Mal vor ihm. Aber nicht wegen dem Schock oder wegen den riesigen Schmerzen, nein. Es war, weil Dylon für mich extra sein erstes Jahr in Hogwarts verpasste und bei mir war. Ich werde das niemals vergessen…
Er schrie mich vor lauter Sorgen an, doch ich machte mir bloß Vorwürfe, weil ich schuld an seinem ausgesetzten Jahr war. Aber ihm war es egal… Damals als ich weinte, hielt er mich im Arm, obwohl ihm selbst zum Weinen zumute war.
Danach wollte er gar nicht weg von mir und blieb somit die ersten zwei Jahre über noch bei uns wohnen. Er wandelte ständig hin und her und war völlig am Boden, doch er war bei mir…
Ich war immer so schrecklich egoistisch und er war immer für mich da… Vielleicht war ich es, weil er mich immer wie eine Prinzessin behandelte, ja… Vielleicht war das so.
Ob er die Zeit vermisst, als ich noch klein war? Ich vermisse sie…
Egal ob wir blutsverwandt sind oder nicht, für mich wird er immer mein Bruder sein.
Als ich an einem Kleidergeschäft vorbeigehe, sehe ich in einem Schaufenster ein Kleid. Sofort halte ich an. Es ist einfach perfekt.
Die Farbe blaugrün ist sonst nicht so mein Stil, aber es sieht so traumhaft aus. Einfach so wie aus einer anderen Welt… Passt halt zu Hogwarts und dieser Welt, finde ich…
Es ist trägerlos und knielang. Auf diesem Kleid ist bei nah ganz eine orange glitzernde Rose mit vielen Verzierungen abgebildet. Ein wenig blaugrün befindet sich in ihr. Im Rest des Kleides schimmert es ein wenig orange. Typisch mein Stil. Schön ausgefallen…
Und schon wieder denke ich an Dylon… Er würde bestimmt sagen, dass ich es kaufen solle. Das werde ich auch! Ich lächle entschlossen und gehe ins Geschäft. Sofort probiere ich es an und sehe mich im Spiegel an.
„Du siehst aus wie eine Prinzessin.“, höre ich wieder seine Stimme. Kurz schließe ich meine Augen um meine Tränen zu unterdrücken. Ich will jetzt nicht an ihn denken müssen!
Dann öffne ich wieder meine Augen. Was würde bloß Malfoy sagen, wenn er mich so sehen könnte? Nein… Auch an ihn sollte ich lieber nicht denken…
Ich sehe in meine Augen und sehe ein schrecklich egoistisches kleines Mädchen, das sich in ihrer Vergangenheit eingeschlossen hat. Es ist nicht so, dass ich das wollte, aber seitdem Unfall ging es nicht anders… Ich gab mir die schuld für alles und wurde zum Einzelgänger.
Immer war ich allein… Und das alles nur weil ich mich bemitleidet hatte. Schon damals wusste ich, dass ich anders war, doch anderseits? Als ich endlich Freunde fand, war es bereits zu spät um die Wahrheit zu erkennen und glücklich zu sein, denn dann wurde ich bereits auf dieser Schule geschickt und mein Leben war ein reinstes Hoch und Runter…
Und ich erkannte nicht einmal hier, wie meine wahren Gefühle waren. Werde ich jemals wieder unbeschwert und ehrlich lachen können?
Gedankenverloren ziehe ich mich wieder um, gehe zur Kasse und bezahle es.
Wieder höre ich Dylons Stimme: „Ich liebe dich.“
Diese Worte… Sie hörten sich so unreal an und doch waren sie ehrlich gemeint. Ob er die Wahrheit sagte? Ich balle meine Hand zur Faust. Vielleicht ist er ja deshalb so ausgerastet? Hätte ich ihn aussprechen lassen, was hätte er mir dann bloß gesagt? Was wäre geschehen? Aber ich konnte die Tatsache nicht ertragen, dass er mit einer ziemlich hohen Wahrscheinlichkeit mir bloß bestätigen wollte, dass es kein Liebestrank war.
Das würde zumindest erklären, warum Dylon immer so überbesorgt war…
Wutentbrannt schüttle ich den Kopf: „Das darf nicht wahr sein!“
Dylon liebt mich und ich liebe Malfoy, doch dieser liebt mich nicht und deshalb suche ich Trost bei Blaise… Ich bin so jämmerlich…
Warum muss das Leben bloß so ungerecht sein?
Somit schreite ich durch die Gasse und verdränge meine Erinnerungen. Es gelingt mir, doch dann passiert etwas Seltsames und doch Vertrautes. Ich sehe in rote Augen. Mein Blick ist unbeirrt, auch dieses Mal soll es mich täuschen. Es soll mich auf meine dunkle Seite konzentrieren.
Gelassen mache ich einen Schritt nach dem anderen, als ich auf einmal einen LKW vor mir sehe, der auf mich zufährt. Alles geschieht wie in Zeitlupe. Mein Blick geht sofort zur Person, die noch alles dran setzt den Wagen zu stoppen. In der Ecke erkenne ich eine seltsame Person in schwarz. Dann erkenne ich ein bekanntes Grinsen und mein Blick verfinstert sich. Es ist Bellatrix. Diese Frau ängstigt mich. Und dann tauchen wieder diese verdammten roten Augen auf…
Als ich wieder zum LKW sehe, staune ich nicht schlecht, als er weg ist. Anscheinend war das gerade bloß eine Einbildung? Nein… Es war schon wieder ein Rückblick.
Kurz schließe ich meine Augen und bleibe stehen. Schon damals hätte ich es bemerken sollen… Das mit mir etwas nicht stimmt…Wieso habe ich es vergessen? Wieso fällt es mir jetzt erst ein? Sie ist doch diejenige, vor die mich mein Bruder ausdrücklich gewarnt hatte…
„Pass auf!“
Diese Stimme… Mein ganzer Körper zittert und ich falle auf die Knie. Malfoy… Draco Malfoy hatte mich wirklich damals gewarnt? Warum?! Obwohl er es nicht durfte? Wieso hatte er das damals getan?
Mir wird plötzlich ganz schwindelig und alles wird schwarz um mich herum, als ich auf den harten Boden falle…

Wärme strömt auf mich ein. Verwirrt öffne ich meine Augen und finde mich in einem Zimmer auf einem Bett mit vielen Decken über mir wieder. Okay? Ich war doch eben noch in der Winkelgasse… Oder nicht?
„Du bist aufgewacht.“
Sofort wende ich mich zu der Stimme. Lächelnd sehe ich zu Snape, der mich Stirn runzelnd ansieht. Anscheinend ist er doch nicht so forsch wie ich dachte… Er hat mich erneut gerettet.
„Gut, dass du gefunden wurdest.“, grummelt er etwas genervt.
Kurz hole ich tief Luft, bevor ich mich mit meinen Händen abstütze, um aufrecht sitzen zu können: „Danke.“
Mein Lehrer schüttelt den Kopf: „Ich war das nicht.“
Verwirrt sehe ich ihn an. Und wer hat mich dann gerettet?
„Du hattest Glück im Unglück.“, meint Snape weiterhin und geht bewusst nicht auf die Person ein, dem ich mein Leben wirklich zu verdanken habe. Wieso muss ich eigentlich immer gerettet werden? Man…
„Ich sollte gehen.“
Damit stehe ich entschlossen auf, wobei der Schwarzhaarige seine Augen verdreht: „Man sollte dich wirklich ans Bett nageln, damit du deinen Dickkopf wenigstens nicht einmal durchsetzen kannst.“
Kurz ziehe ich eine Grimasse, bevor ich vor ihm stehen bleibe: „Das ist ein schönes Zimmer.“
Mit diesen Worten mustere ich es. Wirklich groß und Licht durchflutet… Hoffentlich ist es nicht seines, sonst bekomme ich noch Angst vor ihm.
Wenn er überhaupt ein Zimmer mit einem Bett drinnen stehen hat, dann ist es bestimmt in schwarz gehalten… Vielleicht schläft er ja sogar in einem Sarg? Bei dieser Vorstellung muss ich leicht schmunzeln.
Die Einkaufstüte neben mir nehme ich an mich.
„Zum Glück muss ich mir mein Zimmer in Hogwarts nicht mit dir teilen. Das wäre ja die Hölle.“
Versucht er gerade mir genauso das Leben schwer zu machen wie Malfoy? Ach… das bekommt er niemals hin.
Wortlos spaziere ich an ihm vorbei, doch bleibe vor der offenen Türe stehen. Ich drehe mich zu ihm um und lächle verschmitzt: „Bestellen Sie meinem Retter einen schönen Gruß und bedanken sie sich für mich bei ihm.“
Dann gehe ich durch die Türe und versuche mich zu orientieren. Wohnen hier die Lehrer? Auch mal cool… Aber andererseits erschreckend…
Somit schreite ich durch die Lehrerschlafsäle und finde den Ausgang. Dort erkenne ich schon die vielen Treppen, die sich je nach Laune wieder verstellen. Ich hasse diese Treppen… Die sind so tückisch! Immer wenn ich auf einer draufstehe, dann ändert sie ihre Richtung. Das ist doch unfair…
Etwas geistesabwesend schreite ich zum Haus Slytherin. Bereits im Gemeinschaftsraum angekommen, finde ich etwas hier seltsam. Ein bestimmter Geruch liegt in der Luft, doch ich kann ihn nicht identifizieren. Dafür ist er zu dezent. Aber er kommt mir ziemlich bekannt vor…
Flötend gehe ich an einem kleinen Tisch vorbei, auf dem ein Buch liegt. Verwirrt sehe ich in diesem. Es ist mein Lieblingsbuch… Warum liegt es plötzlich dort? Meine Augenbrauen verengen sich, als ich dann auch noch eine rote Rose als Lesezeichen dazwischen erkenne. Ob Blaise in meinem Buch gelesen hat? Aber Blaise und Bücher? Ich weiß nicht so recht… Er scheint mir doch eher auf andere Sachen zu stehen…
Und dann fällt mir etwas ein. Ob der Geruch von der Rose kommt? Schnell schüttle ich den Gedanken von mir. Es ist etwas Anderes, aber was?
Ich grüble weiter, als ich ein seltsames Geräusch höre. Es kommt von den Männerschlafsälen. Ob ich nachsehen soll?
Neugierig trete ich vorsichtig in die Männersäle ein und schleiche mich an. Als ich eine offene Zimmertür erkenne, riskiere ich einen Blick in diese. Seltsamerweise erkenne ich niemand dort. Okay? Und ich dachte wirklich, dass ich etwas gehört habe… Man, bin ich paranoid.
Somit drehe ich mich wieder um und will gerade gehen, als ich mich beobachtet fühle. Wer ist da bloß?
Dann trifft es mich wie ein Schlag, als ich merke in welches Zimmer ich hier eigentlich gelandet bin. Hier wohnen Blaise und Malfoy…
Ob ich sein Zimmer durchsuchen soll? Ach was… Ich finde sicherlich nichts, was für meine Augen bestimmt ist. Es würde mich nur noch schlechter stimmen. An diesen Gedanken halte ich mich fest, während ich einen Schritt vorm anderen nehme. Trotzdem bereue ich es irgendwie es nicht gemacht zu haben. Wieso nur?
Als ich endlich wieder in meinem Zimmer ankomme, lasse ich mich neben Blaise aufs Bett fallen.
„Ich bin hundemüde.“
„Wow“, staunt mein Kumpel nicht schlecht, „du hast dieses Mal nur drei Stunden gebraucht und ein Kleid zu finden.“
Ich verdrehe bloß genervt meine Augen und seufze verzweifelt. Wenn er wüsste, was alles in den drei Stunden passiert ist, würde er nicht mehr so sprechen…
Als er gerade in die Einkaufstüte lugen will, stelle ich sie schnell unters Bett ab und grinse ihn warnend: „Erst morgen.“
Leicht beleidigt lehnt er sich gegen mich an.
„Und? Was hast du so angestellt?“
Jetzt grinst er breit und raunt mir ins Ohr: „Ziemlich viel.“
Wie? Ich ahne nichts Gutes…
Er leckt sich über die Lippen: „Habe dir schon dir die Reizwäsche für morgen ausgesucht.“
Meine Augen verdrehen sich. War ja irgendwie klar, dass es in diese Richtung geht…
„Und noch etwas?“
„Mhmm“, überlegt er lang und innig, „Vielleicht ja…“
Also ja… Muss er so geheimnisvoll tun oder was hat er getan?
„Was?“, hake ich skeptisch noch einmal nach.
Er küsst mich sanft auf den Mund und versteckt grinsend irgendetwas hinter sich.
Verwirrt und ziemlich neugierig versuche ich mit meinen Händen an dem Gegenstand hinter ihm ranzukommen.
„Du lässt auch nicht locker, was?“
Ich zucke mit den Schultern und versuche über ihn hinweg auf den glitzernden Gegenstand in seiner einen Hand zu sehen. Die Andere drückt mich sanft in mein Kissen und bewegt warnend seinen Zeigefinger: „Nicht so voreilig, Kleene. Das kostet dich etwas.“
Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch. Noch mehr als jetzt schon? Geht das eigentlich?
„Und was?“
Für diese Worte hätte ich meinen Kopf am Liebsten gegen eine Wand geschlagen. Wieso muss ich das auch fragen?! Sofort bereue ich es, als er seine Lippen auf meine legt. Er küsst mich leidenschaftlich und bei nahe schon zu intim für mich. Mein Innerstes weigert sich mich einfach zu ergeben. Warum reagiert mein Körper auch nur so bei Malfoy? Verdammt…
Und selbst, wenn er nicht anwesend ist, hat er die volle Macht über mich… Das ist total unfair!
Er versteckt den Gegenstand unterm Bett, bevor er sich den Knöpfen der Bluse widmet. Ich weiß, dass es falsch ist, aber was soll ich bloß tun? Tränen steigen in meine Augen auf. Nichts in mir ist okay… Alles in mir ist zerbrochen und deshalb kann ich es nicht…
Schreckhaft, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüre, stoße ich ihn von mir. Es tut mir leid, Blaise…
Gekränkt sieht er mir in die Augen.
„B- Blaise“, versuche ich zu erklären, „Ich bin noch nicht bereit dafür. Bitte verstehe es…“
Kurz ist er erstarrt, doch dann seufzt er nur und legt sein übliches Grinsen vor mir auf: „Sorry, weil ich dich gedrängt habe.“
Okay… Ich dachte ein Slytherin- Ach… egal… Ich komme sowieso nicht klar mit den ganzen Verhaltensweisen meiner Freunde oder auch Bekannte… Ob es an mir liegt? Ist es wegen mir, dass sie sich so seltsam verhalten? Ach was… Ich spinne jetzt doch total.
Lächelnd streicht er mir einige Strähnen aus dem Gesicht: „Aber das Date steht doch noch, oder?“
Damit setzt er seinen Hundeblick auf und ich lache los. Wie komisch das aussieht… Also das muss er hundertprozentig von Dylon- Meine Gedanken verstummen, sowie mein Lachen. Alles in mir wird leer. Nur noch dieser Schmerz ist spürbar. Es tut so weh… Und ich kann nichts dagegen machen…

Ich sehe auf den Wecker und meine Augen weiten sich. Es ist bereits eine Stunde vor unserer Abmachung. Mist… Sofort springe ich auf und ziehe mich hektisch um, auch wenn es mir erst nach einigen Versuchen klappt. Irgendwie bin ich aufgeregt… Es ist schließlich mein erstes Date. Und es hätte Malfoy sein sollen…
Enttäuscht und über mich selbst verärgert schreie ich laut auf, während ich mit meiner offenen Handfläche gegen meine Stirn schlage.
„Ich bin so doof!“, verfluche ich mich, während ich mir die Haare zu Recht mache. Mein Blick ist tödlich und das alles nur, weil ich nicht nein sagen konnte… Manchmal bin ich aber
auch reichlich blöd.
Als ich endlich fertig hergerichtet bin, mustere ich mich prüfend noch einmal im Spiegel.
Mein Kleid sitzt perfekt, sowie meine dunkelblaugrünen Schuhe, die perfekt zu meinem Outfit passen. Über meinem Kleid ziehe ich eine dunkelblaue Jeansjacke an und ziehe mir eine ebenso blaue Tasche über den Arm.
Heute habe ich keine Kette, dafür aber ein Armband an. Es besteht aus ziemlich vielen Reihen von Perlchen, von denen jedes erste weiß, jedes zweite türkis und jedes dritte grün gefärbt ist. Doch alle Farbtöne unterscheiden sich ein wenig voneinander.
Für mein erstes Date habe ich mir mit meinem Gesicht und meiner Frisur die größte Arbeit gemacht. Meine Augen sind sehr stark in einem grünen und weißen Ton geschminkt, doch auch unter den Augen habe ich etwas Lidschatten benutzt. Diese Farbe besteht aus einem sehr dezenten orangen und gelben Farbton. Mein Gesicht ist sehr blass und lässt somit meine Augen und meinen rosa geschminktem Mund perfekt zur Geltung kommen. Nur meine Wangen habe ich leicht mit rotorangem Puder hervorgehoben.
Darüber hinaus trage ich meine Haare offen und lockig. Doch ziemlich viele weiße Blumen mit grünen Blättern verzieren mein Haar am Pony.
Und dann nehme ich noch die türkisglitzernde Spange, die mir Blaise unter dem Bett versteckt hat, an. Es ist blumenförmig und passt genau an der rechten Seite des verdeckten Ponys. Wo er die wohl noch gefunden hat?
Aber er hat darunter auch ein Foto liegen lassen. Da waren Dylon und ich in Spanien. Ich war da gerade siebzehn. Es war ziemlich chaotisch...
Alles ist genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Ob es ihm gefallen wird? Ich hoffe es… Sonst hätte ich mich umsonst so abgehetzt…
Und genau in diesem Moment klopft es an der Türe und Blaise öffnet ohne meine Erlaubnis die Tür. Was wäre gewesen, wenn ich noch halbnackt im Zimmer gestanden hätte? Ach… was frage ich überhaupt? Er hätte sich doch sicher gefreut…
„Wow“, kommt es nur von seinen Lippen, als ich mich lächelnd zu ihm umdrehe. Also scheint es doch zu wirken…
„Du wirst so wunderschön.“, raunt er mir ins Ohr, „So perfekt.“
Ich verdrehe nur meine Augen und lehne mich gutgelaunt gegen ihn an. Es wird bestimmt wunderschön werden. Ich meine, wenigstens etwas um mich abzulenken und einfach ohne Dylon und Malfoy Spaß zu haben. Sie sind weit weg und können mir nichts verbieten…
Wir gehen aneinander geschmiegt aus Hogwarts.
Egal was heute Abend passiert, es wird alles verändern…
„Aber heute hast du kein Buch dabei, oder?“
Grinsend sehe ich ihn an und verwirre ihn bewusst: „Vielleicht?“
„Du wirst heute keines benötigen.“, haucht er mir ins Ohr.
Leicht nicke ich und verärgere ihn leicht: „Wir werden es ja noch sehen.“
Somit gehen wir in das Dreibesen und sind wie erhofft die Einzigen. Somit setzen wir uns an einen der Tische hin und bestellen Butterbier. Ja, ich habe mich bereits an dieses Zeug gewöhnt.
Zwischen dem Trinken reden wir sehr viel miteinander und lachen zusammen. Endlich kann ich unbeschwert lachen. Auch wenn es nur von den zu vielen Bieren kommt.
Kaum noch wirklich zu wissen, was wir hier tun, zieht mich Blaise näher zu sich und küsst mich lang und innig. Wenn ich nicht so beschwipst wäre, würde ich mich sofort dagegen wären, doch ich kann nicht…
„Gehen wir?“, raunt er mir weiterhin ins Ohr.
Als ich mein Einverständnis gebe, zahlt mein Date und wir gehen schmusend aus dem Gebäude. Seltsamerweise fühle ich mich nichts desto trotz beobachtet. Die Blicke gehen durch meine Haut. Verdammt… Mein ganzer Körper spannt sich an. Ich dachte, wir wären alleine? Mein Gott… Ich bin schon so verzweifelt, dass es mir egal wäre, wenn er mich entjungfern würde…
Blaise hält an meinem Lieblingsort, den See, an. Ich lehne mich gegen einem Baum und winkle leicht meine Beine an.
„Ich liebe diesen Ort.“
Gedankenverloren sehe ich in den Himmel.
„Ich weiß“, flüstert er mir ins Ohr. Leer sehe ich ihn an, doch er grinst nur.
Wieso fühle ich mich so seltsam? Kommt das vom Butterbier?
Der Dunkeläugige beugt sich über mir, um mich noch einmal leidenschaftlich zu küssen.
Währenddessen öffnet er das Kleid und schiebt es von meinem Körper. Nur noch in Unterwäsche liege ich vor ihm und kann mich nicht mal gegen ihn wehren… Wieso bloß?
Ich fühle mich so schwach und irgendwie so hilflos oder ist es mir einfach nur egal?
„Es wird eine wundervolle Nacht werden.“, meint er, bevor er gerade meinen BH öffnen will, als er plötzlich von mir gerissen wird. Meine Augen weiten sich, als ich zwei Personen erkenne.
Einer von ihnen prügelt auf Blaise ein, während ein anderer bedrohlich vor mir steht.
„Habe ich nicht gesagt, dass du das zu unterlassen hast?“, hebt dieser seine Stimme hasserfüllt. Arrogant und kaltherzig steht er vor mir. Vor Schreck kann ich mich nicht bewegen. Das kann doch nicht sein!
Dylon und Malfoy sind hier und haben uns verfolgt…
Mein Herz rast schnell und ich weiß nicht was ich machen soll.
Sie wussten, dass wir ihre Drohung ignorieren würden… Sie werden mich jetzt sicher hassen! Ich habe Blaise und mein Leben zerstört. Wie ich mein Leben doch hasse…
Mein Körper fängt an zu zittern und Tränen laufen über mein Gesicht. Was mache ich eigentlich hier? Ich hätte mich bei Nahe wirklich von Blaise entjungfern lassen…
Sein Blick wird sanfter, bevor er mir seine Hand reicht. Verwirrt nehme ich sie an, als ich noch laute Stimmen von Blaise und Dylon höre. Kurz sehe ich zu den Beiden, doch dann sehe ich nur in seine grauen Augen und bereue einfach alles…

12. Als wenn ich nicht genug Probleme hätte…

„Ich hasse mich.“, grummle ich weiter vor mir hin und sehe mich im Spiegel an. Überall sind kleine Verletzungen zu erkennen. So kann es einen gehen, wenn man sich selbst hasst… Gott! Ich habe auch wirklich nichts Besseres zu tun, als mich ganze Zeit selbst schaden zuzufügen…
Leer und verloren, so mein momentaner Zustand. Und das alles nur wegen gestern Abend.
Die Türe öffnet sich und ich blättere weiter im Buch rum. Irgendwie zittert mein Körper noch immer so stark.
Eine arrogante und teilweise vor Sarkasmus gefüllte Stimme erklingt: „Das hast du ja mal wieder toll hinbekommen.“
Ungewollt läuft mir eine heiße Träne über die Schulter. Wieso fühle ich mich bloß so, wenn Malfoy auftaucht? Es tut so weh… Gestern und heute…
Nachdem er mir hoch geholfen hatte, umarmte er mich, bevor er mich zu meinem Zimmer trug, wo ich mich richtig anziehen konnte. Nachdem sich Dylon und Blaise prügelten, kam dieser mir hinterher. Ich musste mir von den beiden einen langen Vortrag halten lassen, bevor sie mich allein ließen.
Vor Sorge, dass sich Blaise zu mir schleichen würde, bewachten sie mein Zimmer die ganze Nacht lang. Aber sie bemerkten nicht, wie ich mich aus Verzweiflung und Selbsthass heraus selbst mit Zaubersprüchen, eine Rasierklinge und meinen eigenen Händen so verunstaltete…
Erst nach einer großen Überwindung sehe ich hoch in seine grauen funkelnden Augen. Doch als ich ihn so leer anschaue, werden seine Gesichtszüge sanfter. Er streicht mir über eine Wunde auf meiner Wange. Das Gefühl, dass er hinterlässt, ist unglaublich. Die Wunde schmerzt nicht, sondern fängt sich eine riesige Hitze durch seine Hand ein.
„Dummkopf“, flüstert er mir verständnislos zu, „Wie kannst du dir so etwas bloß selbst antun?“
Wenn er bloß wüsste, was ich alles tun könnte, wenn ich meine dunkle Seite eine Chance geben würde, dann wüsste er, dass es viel schlimmer geht…
Draco schüttelt seufzend seinen Kopf und kommt meinem Ohr immer näher. Trotzdem verlieren wir uns nicht aus den Augen: „Deine Haut kann doch nicht dafür, Amelia. Oder gibst du dieser etwa die Schuld, dass sie so naiv und dickköpfig sein musste? Nein, aber du. Trotzdem solltest du so etwas verdammt Dummes nicht tun! Du müsstest doch wissen, dass es Narben hinterlässt und deine Schönheit darunter leiden muss. Auch wenn ich denke, dass du danach noch immer so wundervoll aussiehst.“
Mein Herz schlägt immer wieder gegen meinen Brustkorb und so überrascht wie ich bin, sehe ich ihn nur mit offenem Mund und weiten Augen an. Die Röte steht mir höchstwahrscheinlich ins Gesicht geschrieben.
Als er mitbekommen hat, was er da gerade sagte, sieht er beschämt zu Boden. So habe ich ihn ja noch nie erlebt…
Voller Hoffnungen formen sich meine Lippen zu einem leichten Lächeln: „Du findest mich schön?“
„Ich weiß nicht wovon du sprichst.“
Heftig schluckt er und eine leichte Röte macht sich in seinem Gesicht bemerkbar. Jetzt sieht er ja noch umwerfender an… Heißt das, dass er mich doch nicht so abgrundtief hasst?
Schnell dreht er sich um und will sich von mir entfernen. Kurz hole ich tief Luft, bevor ich mir meinen ganzen Mund zusammen nehme und mit meiner Hand nach seiner greife. Ich halte ihn fest. Wenn er jetzt geht, dann wird es nie wieder zu solch einer Chance kommen…
Verwirrt sieht Draco zu mir. Leicht lächle ich, bevor ich aufstehe und seine Hand noch immer fest im Griff habe.
„Danke.“, hauche ich ihn ins Ohr, bevor ich es riskiere und seine sanfte Haut mit meinen spröden Lippen berühre. So schnell ich seine Wange auch berühre, so schnell löse ich mich wieder von diesem wundervollen Gefühl in mir und lasse von ihm ab. Ich wende mich dem Gehen zu, doch etwas hält mich auf.
„Zum Glück bin ich dir die ganze Zeit gefolgt.“
Abrupt bleibe ich stehen. Das meint er doch nicht ernst, oder? Ganze Zeit? Dann-
„Wäre ich nicht gewesen, dann würdest du noch immer bewusstlos in der Winkelgasse liegen.“, meint er vorwurfsvoll.
Also war er es schon wieder… Das hätte ich auch direkt wissen können. Dann war es auch ER, der in Blaise und seinem Zimmer war und auch derjenige, der mein Buch mitgenommen und gelesen hat. Malfoy…
Somit drehe ich mich strahlend um: „Danke.“
Er verdreht bloß etwas verlegen und doch genervt seine Augen: „Ist ja gut. Du brauchst mir nicht immer danken.“
Doch das muss ich… Schließlich war er es, der ständig auf mich aufpasst und den ich liebe…
Ein Lächeln ist meine Antwort, als mir etwas Grausames einfällt, was mich wieder zweifeln lässt. Was ist mit Astoria? Er war doch mit ihr im Bett… Sie werden sicherlich ein Paar und dann bin ich wieder alleine…
Anscheinend bemerkt er meinen ängstlichen und traurigen Gesichtsausdruck, weshalb er mich etwas grob darauf anspricht: „Was hast du schon wieder, Nervensäge?“
Mein Mut verlässt mich, bei seinem hasserfüllten Gesichtsausdruck und ich schlucke heftig, bevor ich total unbeholfen vor mir hin stammle: „N- nichts. S- schon g-„
Als er sich in Bewegung setzt, erstickt meine Stimme in einem heftigen Schlucken.
Lässig geht er an mir vorbei, als er neben mir anhält und seine Hand auf meinem Kopf legt.
„Mit Astoria und mir ist es nichts Ernstes. Mach dir keine Sorgen.“, gibt er mir arrogant und etwas selbstverliebt zu verstehen.
Damit schreitet er zur Türe. Verwirrt drehe ich mich um. Woher wusste er, dass ich ihm das fragen wollte und woher wusste er bloß, dass ich mir deshalb einen Kopf gemacht habe? Was sollte das?! Verdammt! Denkt er etwa, dass er SO unwiderstehlich ist und alle Welt sich nur um ihn dreht? Dieses Arschloch! Ich hasse ihn! Wenn das doch nur wahr wäre…
Sprachlos und reglos stehe ich nun da, als er aus dem Zimmer verschwindet. Ich fühle mich so durchschaut…

Draco und ich… Ich und Draco… Gott… Schon allein beim Gedanken schlägt mein Herz so wahnsinnig schnell. Ob ich eine Chance bei ihm habe? Also er war nicht angewidert vom Kuss, aber auch nicht gerade erfreut… Man! Warum muss er auch immer seine Gefühle so verdammt gut hinter seiner Maske verstecken?! Er verwirrt mich so… Was sollten seine letzten Worte bloß bedeuten?
Darüber denke ich bereits den ganzen verflixten Tag nach. Warum empfinde ich keinen Durst oder keinen Hunger? Gar nichts… Nur diese Gedanken, die in meinen Kopf rumschwirren und mich einfach nicht loslassen wollen.
Wäre es nicht zu riskant mit ihm eine Beziehung einzugehen? Also angenommen, er würde genauso fühlen wie ich, was dann? Es kann doch nicht gut ausgehen… Ich habe so eine Angst um ihn und meine ganzen Freunde. Was, wenn er sie als Druckmittel nehmen will? Voldemort würde doch alles tun, damit meine dunkle Seite mich wieder kontrolliert.
Und was, wenn doch nichts funktioniert? Dann habe ich vielleicht die Chance meines Lebens verpasst… Darum habe ich damals auch immer meinen Bruder Entscheidungen treffen lassen, weil ich genau solche Situationen hasse…
Genervt sehe ich mich im Spiegel an. Wenigstens eine Entscheidung, die ich treffen kann: Ich brauch ein Bad! Es entspannt und lässt mich auf andere Gedanken kommen. Das Einzige, was mir dabei behilflich ist.
Als ich aus der Türe trete, wird mir ganz schön mulmig zumute. Was ist bloß mit mir los?
Mit jedem Schritt verstärkt sich dieses Gefühl. Egal wo ich hinsehe, überall sehe ich Draco. Und das alles nur, weil er immer und überall bei mir war. An jedes einzelne Wort kann ich mich noch ganz genau erinnern, an jedes Gefühl, dass er in mir aufsteigen ließ und an jedes seiner Reaktionen… Es ist wie ein unendlicher Albtraum.
Oben im Frauenbad angekommen, erinnere ich mich an den Tag, wo er mich entblößt sah. Alles ist so, als wenn es erneut geschehen würde.
Ich entkleide mich und lasse währenddessen ohne ein Wort zu sagen, Wasser in die Wanne ein. Heute fühle ich mich von meinen Kräften so erdrückt, so als würde ich sie zu wenig einsetzen, weshalb sie zum Einsatz kommen wollen. Aber ich darf meine Kontrolle nicht verlieren. Selbstbeherrschung ist gefragt…
Tollpatschig steige ich ein und lehne mich dort dran. Mit einer Fingerbewegung prasselt eiskaltes Wasser auf mich ein. Meine Haare sind jetzt klatschnass, genauso wie mein Gesicht. Aber es überdeckt meine Tränen.
Alles was passiert war, geschieht genau in diesem Moment in Schnelldurchlauf vor meinen Augen. Wenn das alles bloß endlich aufhören würde…
Plötzlich bekomme ich keine Luft und ein seltsames Gefühl macht sich in mir auf. Mein Herz rast und alles in mir schmerzt. Reflexartig stütze ich mich an der Wannenablage ab, um nicht gleich ohnmächtig ins Wasser zu fallen. Ich muss keuchen und balle meine Hand zur Faust, bevor ich die freie Hand leicht um meinen Hals lege. Dieser brennt wie die Hölle und ich werde ersticken, wenn es weiter so geht!
Rote Augen.
Nein! NEIN! Ich will nicht, dass sie rauskommt… Es wäre unser Untergang.
„Lange nicht mehr gesehen.“
Ich schrecke hoch, als ich diese Stimme vernehme. Sofort sehe ich in dieser Richtung und entspanne mich wieder ein wenig.
„Musste das sein?!“, fahre ich die zierliche Gestalt an.
Luna lächelt mich breit an: „Tut mir leid, aber sonst komme ich ja nie dazu dir das hier zu geben.“
Sie streckt die Hand aus und ich erkenne eine weiße Perle in dieser. Ich runzle skeptisch meine Stirn: „Was soll ich mit dieser einen Perle?“
„Das wirst du noch früh genug erfahren, Amy.“
Na gut… Wenn mir eine kleine weiße Perle helfen sollte, na gut. Dann probier ich es mal aus…
Ungläubig nehme ich sie an mir und ziehe jetzt eine Augenbraue hoch: „Was machst du eigentlich hier in Hogwarts?“
„Oh“, lächelt sie weiterhin und ist ziemlich überrascht, dass ich das gefragt habe. Ein wenig ertappt tritt sie mir entgegen.
„Du wolltest doch zu den Weasleys-„
„Ich weiß, aber ich war etwas fehl am Platz zwischen den Pärchen.“
Ich nicke verständnisvoll: „Das kenne ich auch.“
Sie wendet sich ohne ein weiteres Wort dem Gehen zu, als ich ihr gedankenverloren nachsehe. Bevor sie die Türe öffnet, verwirrt sie mich redlich: „Ich wünsche dir noch viel Glück mit ihm. Ihr seid ein tolles Paar.“
Bevor sich noch meine Lippen verselbstständigen und ich mich dazu äußern kann, ist sie bereits aus dem Bad verschwunden.
Jetzt habe ich die Qual aller Wahl: Wen meinte sie jetzt? Blaise, mit dem ich rumknutschte oder Draco, mit dem ich vor kurzem ‚Schluss’ machte. Da würde sich eher Befürchtung eins bewahrheiten lassen.
Ich schließe meine Augen und versuche mich wieder etwas zu entspannen. Wird das auch klappen? Irgendetwas in mir sagt, dass es ein hoffnungsloser Versuch ist. Ja, ist es auch. Aber egal!
Wer würde auch ruhig bleiben, wenn man überall nur noch seinen Lover sieht und sich stets an Vergangenes erinnert? Dabei heftet sich meine dunkle Seite stark an mich und Voldemort verstärkt die ganze Chose noch.
„Wenn man sich so fühlt, wenn man verliebt ist, dann kann ich mich ja auf etwas gefasst machen…“

In der Bibliothek mit Dylon, Blaise, Draco und Luna an einem Tisch zu sitzen, ist schon seltsam genug, doch dann auch noch diese beängstigende Spannung zwischen ihnen, schafft mich. Vom Buch schiele ich immer zu Dylon und Draco, die sich ab und zu vernichtende Blicke austauschen, aber manchmal sehen auch Beide einfach nur tödlich zu Blaise, der total angespannt und mit seinen Verletzungen zu kämpfen hat.
Diese Stille ist abartig, genauso wie diese verdammte Perle, die ich ganze Zeit mit mir herum schleppen soll. Wofür soll das denn gut sein?! Will sie, dass es so wie mit den Keksen von den Weasleys geschieht, oder was?
Es wird dadurch bestimmt nur noch alles schlimmer werden…
Nach einer langen Zeit der Stille seufze ich bloß verzweifelt, klappe das riesige Buch geräuschvoll zu und stehe entnervt auf. Somit starren mich alle an. Super, wie ich das doch immer wieder hinbekomme!
„Ich muss kurz an die frische Luft.“, erkläre ich es ihnen unnötig und wende mich zum Gehen.
Dann steht auch Luna auf und folgt mir: „Ich komme mit.“
Seltsam… Wieso folgt sie mir plötzlich überallhin? Irgendwie kommt mir das alles suspekt vor… Wenn ich wegen den ganzen traumatischen Erlebnissen hier zum Psychiater muss, dann werde ich mich bei Dumbledore beschweren! Aber bestimmt hat der wieder seine Ausreden oder er geht mir erneut aus dem Weg. Hat er etwa Angst vor mir? Man!
Langsam verliere ich mein letzten Fünkchen Anstand gegenüber meinen ‚Mitmenschen’. Man sollte lieber Außerirdische sagen… So wie die sich benehmen!
Aber ich bin nicht viel besser… Immer dieses Gefühl in mir. Alles könnte so normal verlaufen, wenn ich es niemals erfahren hätte. Aber will ich das noch? Nach meiner inneren Zerrissenheit schon, aber mein Herz würde so etwas nicht mal vor dem Tot empfinden.
Jetzt habe ich zum ersten Mal Freunde gefunden… Außerdem würde sonst Voldemort alle umbringen, wenn ich mich jetzt verdünnisieren würde. Eine Aufgabe, die man mit Angst und Ehrfurcht trottet.
Schweigend gehen wir nebeneinander her. Irgendwie scheint sie die Spannung ebenfalls nicht ausgehalten zu haben oder sehe ich das falsch? Steckt in diesem zierlichen und verrückten Mädchen doch mehr, als ich denke? Oder interpretiere ich wieder mal zu viel rein?
„Grausam eben, was?“
Sie lächelt wieder: „Kann man laut sagen und ich dachte, dass ich schon genug verrückte Dinge erlebt habe, aber das übertrifft es bei Weitem.“
In ihrer Stimme war gerade ein bestimmter Unterton, der mir nicht sonderlich gefällt. Sie weiß mehr, als sie zugibt. Interessant…
Draußen angekommen, atme ich die frische Luft ein. Wenigstens etwas, was gut tut…
Gerade als ich ausatmen will, spannt sich mein Körper vor Schmerzen an.
Ein Bild vor meinen Augen erscheint. Es ist Hogwarts von außen. Dann wird alles um mich hell und es fängt Feuer. Überall höre ich Geschrei und alle laufen durcheinander. Mein Herz rast und mein ganzer Körper zittert. Lautes Gelächter ertönt im Hintergrund. Hilferufe, Weinen, sowie Kampfgeräusche werden immer lauter. Ich falle auf die Knie. Verdammt…
Mein Körper bäumt sich vor Schmerzen und ich schreie wie am Spieß. Mein Schreien wird immer lauter und ich versuche meine Ohren mit meinen Händen zuzuhalten. Ich will das nicht hören. Das darf ich nicht!
„Amy“, versucht mich Luna zu beruhigen, doch ich kann nicht darauf reagieren.
„Benutz die Perle.“
Zitternd nehme ich sie in die Hand und umschließe sie keuchend mit meinen Händen. Schnell beiße ich auf meine Unterlippe, um einen weiteren Laut zu unterdrücken. Meine Lippe schmerzt, weshalb ich mit meiner Zunge über die Stelle streiche. Dort bemerke ich eine warme Flüssigkeit, die nach Eisen schmeckt. Jetzt blutet sie auch noch…
Ich schließe meine Augen und erkenne einen sanften Lichtstrahl, der mich langsam aber sicher beruhigt.
Die Bilder vor mir schwinden langsam genauso wie die lauten und fürchterlichen Stimmen.
Als das Licht nach einer Zeit mit meiner Angst verschwinden, atme ich erleichtert aus und öffne meine Augen: „Jetzt kann ich-„
Als ich die Augen aufmache, finde ich keine Person vor mir wieder. Okay? Überall suche ich nach der Blonden, doch sie ist spurlos verschwunden. Seltsam…
Als ich auf die Perle sehe, weite ich vor entsetzen meine Augen. Sie ist schwarz geworden!
Was bedeutet das? Was ist hier bloß geschehen? Ich verstehe nur noch Bahnhof… Warum erzählt mir niemand etwas Wichtiges? Aber etwas anderes kann man hier ja auch nicht erwarten.
Seufzend gehe ich zu meinem Lieblingsort, also zum See. Vielleicht mache ich kurz noch einen Abstecher nach Hagrid, mal sehen…

Die ganze Nacht verbringe ich ungestört am See und fühle keinen Wind, obwohl eine leichte Brise die Blumen und das Gras im Takt bewegt. Vielleicht sollte ich in den nächsten Tagen mal meinen Eltern einen Brief schreiben? Ich hätte bereits seit einem Monat einen schreiben müssen. Aber sie wissen ja zum Glück, dass ich manchmal etwas schreibfaul bin…
Ich liebe diese Ruhe, doch glücklich kann ich nicht sein. Alles in mir steht still. Keine Minute vergeht ohne dass ich diese schreckliche Angst in mir hege.
„Da bist du also.“
Sofort fahre ich um mich, doch niemand ist dort zu sehen. Ich werde wirklich paranoid… Jetzt denke ich schon, dass jemand hier ist.
Diese Stimme… Es war Malfoys. Wieso höre ich seine und Dylons immer wieder in letzter Zeit?
Eisern sehe ich zur aufgehenden Sonne. Sie haben mich die ganze Nacht nicht gesucht… Aber ich glaube, dass sie viel zu viel mit sich selbst beschäftigt sind.
Vielleicht sehe ich das auch falsch, aber in Wirklichkeit geht es jedem Einzelnen nur um sich. Blaise wurde in seinem Stolz verletzt, Dylon will mich nicht wegen seinen egoistischen Gedanken nicht verlieren und Malfoy… Na ja… Was soll man da schon sagen? Er will mir bloß kein Glück gönnen, weil er selbst mit Astoria nicht sonderlich glücklich ist…
Und ich bemitleide mich doch immer nur selbst. Aber was anderes kann man auch von mir nicht mehr erwarten, wenn nur noch Probleme auftauchen. Nur Lunas Grund verstehe ich noch nicht so ganz. Aber das kommt noch…
„Amelia Naliah Potter.“
Verängstigt sehe ich hinter mich, doch schon wieder niemand. Gott… Vielleicht sollte ich mich mal untersuchen gehen?
Entnervt lege ich mich hin und sehe zu den Wolken hinauf.
„Ich glaube nicht, dass du das brauchst.“
Bestimmt wieder nur eine Halluzination… Man! Wie das nervt.
„Bist du dir auch ganz sicher, dass es nicht dieses Mal doch echt ist?“, fragt mich eine seltsame Stimme.
Ich verdrehe meine Augen und seufze verzweifelt: „Oh ja. Denn sonst könnte ich-„
Als ich nichts ahnend nach rechts sehe, fahre ich zusammen und schreie vor Schreck. Als ich in seine Augen sehe, erkenne ich den puren Hass in seinen roten Augen. Voldemort steht vor mir… Super…
Schnell springe ich auf und stelle mich kampfbereit hin, doch erst jetzt bemerke ich, dass ich bereits von Todessern umzingelt bin. Na das auch noch…
Als wenn ich nicht genug Probleme hätte, taucht Voldemort mit seinen kleinen idiotischen Todessern auf… Können die nicht mal nerven, wenn ich keine Probleme habe? Ne… Das können sie ja nicht. Verstößt ja gegen ihre Ehre und ihr Gesetz. Lieber auftauchen, wenn man kurz vorm Ausraster steht.
Ich knurre unbeholfen, als ich zitternd meinen Zauberstab vor ihnen halte. Wieso diese Angst? Sonst ist es mir doch reichlich egal, was geschieht. Oder etwa nicht?
„Komm mit uns mit.“
Meine Augen verengen sich und ich schnaufe verächtlich. Versucht er es wirklich noch immer? Das ich nicht lache! Der hat wohl noch immer nicht gecheckt, dass ich niemals meine Freunde verraten würde.
Eisern stehe ich vor ihm und amüsiere mich über seine Worte: „Oh, hat der dunkle Lord jetzt etwa Angst bekommen wegen einer dummen Prophezeiung?“
Spöttisch und herablassend grinse ich über beide Ohren. Göttchen… Das ist doch wirklich zum Lachen!
„Durch und durch ein Slytherin.“, wird er abfällig.
Wegen diesen Worten verändert sich meine Miene drastisch. Hasserfüllte Blicke sende ich ihm zu und ein Knurren verlässt meine Lunge: „Ich hasse die Slytherins.“
„Interessant. Und was ist dann mit den Gryffindors?“
Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Ich darf keine Schwächen zeigen. Er wird es ausnutzen, ich weiß es!
„Ich hasse alle und jenes, zufrieden?“, fauche ich ihn an und halte seinem Blick stand.
Ein überlegenes Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht.
Dann höre ich Schritte und Stimmen hinter mir. Oh nein… Dylon und Draco! Und was jetzt?
„Amy“, höre ich eine Stimme hinter mir, „Ich muss mit dir sprechen.“
Ungewollt drehe ich mich zum Braunhaarigen um.
„Da habe ich ja meine Antwort.“ Lachen ertönt.
Sofort drehe ich mich wieder zu Voldemort um, der aber samt seinen Todesssern verschwunden ist. Meine Augen weiten sich. War das auch nur eine Halluzination? Ich hoffe es…
Als Dylon seine Hand auf meine Schulter legt, zucke ich zusammen. Verwirrt sieht er mich etwas an: „Was hast du?“
„N- nichts.“, stottere ich ertappt vor mir hin und lenke direkt vom Thema ab, „Du willst mit mir sprechen?“
Etwas verunsichert nickt mir mein Adoptivbruder zu.
Ich würdige Malfoy nicht eines Blickes, als ich mich mit Dylon von ihm entferne.
„Gehen wir in mein Zimmer? Da sind wir ungestört.“
Leicht nicke ich und denke an das letzte Mal, weshalb ich in seinem Zimmer war. Es war wegen diesen verdammten Keksen… Ob er auch davon sprechen will? Bitte nicht… Wir sollten dieses Thema einfach sein lassen.
Er nimmt unaufgefordert meine Hand und zieht mich hinter sich her. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in mir aus. Angst und Trauer gehören dazu…
Schweigend schreiten wir zum Haus Gryffindor, bevor er das Passwort flüstert und wir passieren dürfen.
Im Gemeinschaftsraum Gryffindors wird er langsamer und bleibt dann kurz stehen. Kurz sehe ich mich um und stutze etwas. Es ist genauso wie bei den Slytherins, nur in anderen Farben. Mittlerweile habe ich mich an den unterschiedlichen Farben der Häuser gewöhnt. Am Meisten mag ich die Slytherins und die Gryffindors Kombination. Vielleicht weil diese meine Lieblingsfarben beinhalten.
Er nimmt seine Jacke, die auf der Couch liegt, mit und wir gehen Richtung Männerschlafsäle.
Als wir in seinem Schlafzimmer ankommen, schließt er vorsichtshalber die Türe hinter mir. Nervös kauere ich auf meine Unterlippe. Der Braunhaarige bedeutet mich hinzusetzen. Ich folge seiner stillen Aufforderung und lasse mich auf sein Bett nieder. Dylon gesellt sich neben mir und verspannt sich. Meine Hände fuchteln ängstlich umher. Er bemerkt es, weshalb er meine Hände in seine nimmt.
Wieso muss man bloß so eine verdammte Angst haben? Damals war ich nie so voller Furcht.
„Das was ich dir sage, entspricht die Wahrheit, wird aber nichts an unser Verhältnis zueinander ändern, okay?“
Verunsichert nicke ich, bevor mein Adoptivbruder fortfährt: „Damals hatte ich doch die Kekse gegessen und du weißt ja, was die Kekse im einzelnen bewirken.“
Kurz wartet er auf meine Reaktion. Erneut nicke ich und er erzählt weiter: „Die Beiden zusammen wirken jedoch wie ein Wahrheitstrank.“
Meine Augen weiten sich und ich muss scharf die Luft einsaugen. Gott… Ich ahnte es und doch bin ich jetzt so überrascht. Verdammt! Wieso musste er davon anfangen? Wie soll ich mich ihm gegenüber jetzt bloß benehmen?
„Ich wusste, dass du nicht dasselbe für mich empfindest wie ich für dich.“, flüstert er mir traurig ins Ohr, „Auch wusste ich, dass du jemand anderes liebst und ich war zu egoistisch um es einfach zu akzeptieren. Bitte verzeih mir. Hasse mich bitte nicht. Das könnte ich nicht ertragen.“
Seine Stimme zittert und seine Hände streichen sanft über meine.
Überrascht blicke ich ihn an. Er entschuldigt sich bei mir? Aber warum? Ich wollte das doch tun…
Sanft lächle ich ihn an, bevor ich ihn auf die Wange küsse: „Ich könnte dich doch niemals hassen, Bruder. Es rutschte mir damals bloß so raus. Ich hab dich lieb und nehme deine Entschuldigung unter einer Bedingung an.“
„Was denn?“
Ich nähere mich grinsend seinem Ohr: „Esse nie wieder Dinge von anderen, bei denen du dir nicht sicher sein kannst, ob sie Nebenwirkungen enthalten.“
In meinen Worten herein muss ich kichern. Zuerst sieht er mich etwas verwirrt an, doch dann lacht er mit mir zusammen.
Wir umarmen uns und alles ist wieder in Ordnung nicht?
„Aber“, ich stutze jetzt etwas, als wir uns beruhigt haben, „Tue nie wieder etwas so Dummes um Malfoy und mir eine auszuwischen.“
„Du meinst die Sache mit Blaise?“, grinse ich etwas neckisch, „Weiß noch nicht. Vielleicht kann ich ja dann noch ein Video von deiner bösen Seite aufnehmen. Wie du ihn verprügelst und ihr mich ganze Zeit einen Vortrag haltet.“
Dylon klopft mir warnend auf die Schulter: „Hey, so böse war ich doch gar nicht.“
„Nein“, lasse ich meinen Sarkasmus raus, „Wie komm ich jetzt auch darauf, nicht?“
Wieder lachen wir beide und es befreit. Ein Problem weniger.
Ja… Es tut gut so unbeschwert und frei zu lachen.

Glücklich gehe ich pfeifend Richtung Hagrids Haus. Wie es wohl dem Hippogreif geht?
Er ist schon ziemlich groß geworden und wunderschön.
Egal dass Dylon mich liebt, er ist und bleibt mein bester Freund und Bruder. Unsere Geheimnistuerei hat sich in Luft aufgelöst und wir gehen wieder dick und dünn zusammen. Das ist schön…
„Du scheinst ja ziemlich glücklich zu sein.“
Ich ignoriere die Stimme und gehe einfach geradeaus weiter.
„Du solltest dort nicht hingehen.“, höre ich jetzt eine verzerrte Stimme.
Abrupt bleibe ich stehen und drehe mich entnervt um: „Wieso sollte ich-„
Meine Augen weiten sich.
Rote Augen.
Meine Sicht schwindet und mir wird so schwindelig. Alles was ich höre, ist ein Schrei, bevor ich auf den harten Boden falle und in die Dunkelheit abtauche.

13. Man muss wirklich dumm sein…

Ich höre eine sanfte Musik um mich herum. Sie kommt mir so vertraut vor. Und dann höre ich jedes Wort, was mich schlucken lässt. Damals hatte ich angefangen zu singen, weil Dylon fort war und ich meine Eltern nicht mit meinen Problemen konfrontieren wollte. So habe ich mit meinen Songs oder auch mit anderen meine Gefühle zum Ausdruck gebracht.

I can see your face
Your eyes on the walls
Your eyes on the walls
Your letters and the places
I wish that you'd call
I wish that you would call

Meine Augen brennen. Alles in mir hängt den Erinnerungen hinterher. Und das alles nur wegen diesem Lied. Damals war dieses mein erstes, was ich vor allen sang. Es ist mein Lieblingslied und ich wollte immer schon wie Alexia sein.
Ich weiß nicht wieso ich jetzt an das alles wieder denken muss. An all meine Trauer und Dylon, weil er damals im Krieg gegen Voldemort kämpfte und ich somit alleine war. Oft betrank ich mich und versuchte mich jeden Tag von der Angst zu befreien. Angst, dass ich ihn verlieren würde.

Back where I belong
Like a homeless week
I couldn't sleep at all
I couldn't sleep at all
And I've tried everything
Friends to alcohol
Friends to alcohol

Mein Leiden kehrt zurück. Gerade war ich wieder so glücklich und jetzt? Jetzt bin ich wieder so schrecklich depressiv. Ich hasse alles, was geschah. Alle meine Fehlentscheidungen bereue ich. Damals hätte ich Freunde haben können, aber nein… Ich war zu sehr mit mir beschäftigt und habe ständig die Wahrheit verdreht und mir die Hölle schmackhaft gemacht.
Damals… Es hört sich an, als würde ich schon seit hunderten von Jahren leben, doch ich lebe erst seit neunzehn Jahren…
Warum kann ich nicht einmal an andere denken? Wieso immer nur an mich? Ich verstehe mich wirklich nicht…

Love to be back where I belong

Tränen laufen über mein Gesicht. Alles fühlt sich so unwirklich an. Wieso bloß? Wieso versuche ich mir all die Jahre eigentlich schon etwas vorzumachen? Als wenn ich jemals glücklich sein und mich ändern könnte…
Bestimmt hassen mich deshalb alle. Sie hassen und verachten mich, weil ich so anstrengend und nervtötend bin. Und ich fange schon wieder damit an…
Als ich dachte Freunde gefunden zu haben, kam ich nach Hogwarts und lernte wahre Freundschaft kennen. Sie hatten mir auch nie geschrieben oder sonst etwas. Ich war ihnen total egal und jetzt bin ich hier und denke schon wieder an damals. Warum kann ich bloß nicht loslassen? Warum geht es nicht?
Nur deswegen kann ich mein jetziges Leben nicht genießen. Nur deswegen kann ich die letzte friedliche Zeit, die mir noch bleibt, nicht auskosten. Weil ich mich zu sehr an meine Vergangenheit klammere.
Der Song nimmt zu Ende und eine Stimme ertönt: „Überrascht?“
Widerwillig öffne ich meine Augen und sehe in ein lächelndes Gesicht.
„Wo bin ich?“, frage ich etwas verwirrt und finde mich in einem Schlafzimmer wieder.
Die Frau vor mir lässt mich irgendwie an Draco erinnern.
Sie hat braunblonde Haare und braune Augen. Schlank und wunderschön, ja so sollte man sie bezeichnen.
„Du scheinst meinem Sohn ziemlich wichtig zu sein.“
Ich blinzle mehrmals, bevor ich mich aufrichte und ihre Worte begreifen will. Von wem redet sie da bloß? Mein Kopf schmerzt so… Ich halte mir diesen verunsichert.
„Nächstes Mal solltest du nicht alleine in die Mugglewelt kommen. Es ist viel zu gefährlich.“, sorgt sich die Fremde um mich, „Was wolltest du da eigentlich?“
„I- ich…“
Meine Stimme versagt und erst jetzt begreife ich ihre Worte. In der Mugglewelt? Sie meint, ich war nicht in Hogwarts? Aber… Wo war ich dann? Ich wollte doch bloß nach Hagrid…
„Und wie hast du eigentlich meinen Sohn kennengelernt?“
W- wie? Was will sie von mir? Wer ist denn dieser ‚Sohn’ von ihr? Warum verstehe ich nur Bahnhof?
Die Türe öffnet sich und ich weite meine Augen. Draco? Was macht er denn hier?
Ich stöhne vor Schmerzen und reibe mir meine Schläfen. Wenn diese Kopfschmerzen nur aufhören würden… Verdammt! Es ist ja noch schlimmer, als wenn ich getrunken hätte.
„Mum“, seufzt er etwas genervt, „Du solltest sie nicht mit Fragen bombardieren.“
Wie? ER ist ihr Sohn. Hat sie nicht eben noch gesagt, dass ich ihm viel bedeuten würde? Meine Wangen erröten sich und ich versuche mein rasendes Herz und meine Freude zu ignorieren. Im Moment ist es nicht sonderlich angebracht.
Die Frau dreht sich zu ihm um: „Tue ich doch gar nicht, Schatz.“
Der Slytherin schüttelt seinen Kopf: „Mutter, nenn mich doch nicht so.“
Denke ich das bloß oder wird er verlegen? Ich muss leicht schmunzeln. Irgendwie ja richtig süß…
„Ach, Draco“, umarmt sie ihn glücklich, „Egal wie alt du wirst, du bist und bleibst mein kleines Baby.“
Eine Schamesröte macht sich auf seinem Gesicht bemerkbar.
Als sie sich endlich wieder von ihm löst und sich mir zuwendet, räuspert sich Draco kurz, bevor er auf mich zukommt.
Sein furchteinflößender Blick schneidet mir die Luft ab. Ich will von hier verschwinden… Er macht mir Angst und dass hat Malfoy noch nie geschafft! Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich im Moment hilflos und bewegungslos im Bett liege, weil jede Bewegung schmerzt.
„Du Dummkopf!“, schreit er mich an und ich habe das Gefühl, dass mein Trommelfell platzt. Mann… Hat der ’ne Lautstärke drauf! Kann er die nicht mal abschalten? Huhu? Ich bin verletzt und fühle mich wirklich, als hätte ich einen schlimmen Krater oder einen schlimmen Unfall erlitten.
Mein ganzer Körper zittert, als ich mich plötzlich an gestern erinnere. Rote Augen. Dann wird mir alles klar…
Sofort springe ich auf: „Ich-„
Doch mir wird schwarz vor den Augen und ich verliere mein Gleichgewicht. Zwei starke Arme schlingen sich um meine Taille und geben mir halt: „Pass doch auf.“
Er drückt mich entnervt wieder ins Bett, doch ich wehre mich dagegen.
„Verdammt, Amy-„
„Wir haben keine Zeit!“, unterbreche ich ihn panisch, „Voldemort- er- er stand gestern vor mir, bevor ich mein Bewusstsein verlor. Er sagte irgendetwas davon, dass er Hogwarts angreifen wird.“
Draco sieht mich mit geweiteten Augen an: „Wie bitte?!“
„Ja und deswegen-„
Plötzlich nimmt er mich in den Armen: „Ich werde dich nie wieder alleine lassen.“
Das sagt er jedes Mal… Ich verdrehe meine Augen. Und es ändert sich jedes Mal nichts daran, dass ich oft alleine bin…
Nach einer Zeit versuche ich mich aus der Umarmung zu lösen, doch er lockert sie kein Stück. Super… Was ist denn mit ihm los?
„Und tue das nie wieder!“, erhebt er wieder seine Stimme um seine Gefühle zu überspielen. Aber ich weiß trotzdem was mit ihm los ist.
Als er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich loslässt, setzt er sich neben mir hin.
„Also“, fängt seine Mutter ruhig an und ignoriert das Geschehen von eben, „Was ist gestern geschehen?“
Ich erzähle ihnen alles und fühle mich irgendwie frei. Schon lange konnte ich meine Probleme nicht mit anderen Teilen. Ja, ich weiß… Und schon wieder egoistisch.
„Bist du dir absolut sicher, dass du nicht in England warst?“
Ich nicke energisch: „Hundertprozentig.“
„Dann wollten sie dich von Hogwarts fernhalten.“, überlegt mein Geliebter laut vor sich hin.
„Jetzt haben wir sogar zwei Probleme.“
„Zwei?“, lege ich meinen Kopf schief, „Verschweigt ihr mir irgendetwas?“
Mein Blick geht zwischen Narzissa und ihrem Sohn hin und her. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen und meine Augen verengen sich streng.
„Es geht um meinen Mann“, fängt die wunderschöne Frau an, „Er steht unter einem Fluch und folgt nun seinen Befehlen, auch wenn er es nicht will.“
Ach, deshalb hatte er im verbotenen Wald Draco angegriffen. Jetzt verstehe ich das alles auch…
„Ich kümmere mich schon darum, aber ich kann nur etwas unternehmen, wenn ich wieder in Hogwarts bin und-„
„Vergiss es!“, zischt mich der Blonde an, „Du wirst dich nicht in unsere Angelegenheiten einmischen, klar?“
Ich balle wütend meine Hand zur Faust. Soll ich ihn denn umbringen oder was? Versteht er nicht? Wenn ich ihn nicht aufhalte, werden Unschuldige sterben oder er selbst wird sogar dran glauben müssen. Ich will das nicht… Ich will nicht, dass Draco sein ganzes Leben lang bereuen muss. Nicht so wie ich. Nein, das könnte ich nicht ertragen ihn so zu sehen.
Ich muss etwas unternehmen und ich werde! Egal was er sagt… Es ist meine Pflicht.
Entschlossen stehe ich auf: „Ich gehe, ob du willst oder nicht!“
Er verdreht knurrend seine Augen: „Warum musst du immer so stur sein?“
„Dito.“, gebe ich ausdruckslos von mir, bevor ich mich zu seiner Mutter wende, „Wo ist die Türe?“
Sie zieht eine Augenbraue hoch und mustert mich.
„Du willst doch nicht wirklich in diesem Aufzug nach Hogwarts marschieren und allen das Leben retten, oder?“
Als ob- Was?!
Ich weite vor entsetzen meine Augen und sehe erst jetzt an mir runter. Eine Schamesröte macht sich in meinem Gesicht breit. Das darf nicht sein… Alles was ich anhabe, ist ein übergroßes Hemd. Von wem stammt das eigentlich? Doch nicht von- Ich sehe zu Draco, der mich mit seinem bloßen Blick tötet und gleichzeitig auszieht. Oh mein Gott… Jetzt weiß ich, warum er dieses seltsame Funkeln die ganze Zeit über in den Augen hat. So etwas Peinliches kann auch nur mir passieren…
„K- könntest du?“, ich bedeute, dass er sich umdrehen soll. Er jedoch macht keine Anstalten sich zu bewegen und amüsiert sich jetzt bloß darüber: „Das stört dich noch?“
Wieso sollte es mich denn nicht stören? Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, als er sich über seine Lippen leckt. Schön, dass er versucht mich in Schacht zu halten, aber damit kann er nichts erreichen! Und ja, ich weiß, dass er auf den einen Tag anspielt, als er mich nackt in der Badewanne vorfand.
„Du kannst dich im Bad umziehen.“, versucht Narzissa den Konflikt schnell zu lösen, „Folge mir.“
Ohne zu zögern befolge ich ihren Befehl und wir gehen aus dem Schlafzimmer, das wohl Draco gehört.
Irgendwann bleibt sie stehen und bedeutet, dass ich reingehen soll. Dankbar lächle ich sie an, bevor ich ins Bad verschwinde. Es ist sehr groß und ziemlich luxuriös. Aber das konnte man ja auch nur von einem Slytherin erwarten…
Schnell ziehe ich mir das übergroße schwarze Hemd über den Kopf und stülpe mir meine Uniform über. Hoffentlich hat er mich nicht umgezogen… Sofort sehe ich im Spiegel wie sich mein Gesicht rot verfärbt. Ich fühle mich hier so unwohl und doch könnte ich mir nichts anderes vorstellen, als hier zu leben, wenn ich mich hier so umsehe. Aber bestimmt würde ich mich in diesem Haus nur verlaufen… Na das auch noch…
Ich habe Angst… Hoffentlich geht es meinen Freunden gut und ich komme nicht zu spät.
Schnell binde ich mir meine Haare zusammen und atme noch einmal tief durch, bevor ich aus dem Bad trete. Dort warten die beiden Malfoys bereits auf mich.
„Das hat ja lange gedauert.“, wirft mir Draco beleidigt vor. Wollte er etwa einen Blick auf meinen Körper werfen? Das kann er noch, wenn dass hier alles vorbei ist.
Seine Mutter lächelt mich sanft an: „Hier deinen Zauberstab.“
Ebenfalls lächelnd nehme ich sie an und stecke sie gut behütet in meine Jackentasche.
„Das ist der Portalschlüssel.“
Ich strecke meine Hand nach einem kleinen Ohrring aus, als eine kalte Hand meine streift. Sofort zucke ich zusammen und schlucke heftig. Als ich aufsehe, blicke ich in graue aufblitzende Augen: „Ich komme mit.“
„Ach, um mein Babysitter zu spielen?“, höhne ich ihn wutverbrannt, „Oder willst du mich aufhalten?“
Er schüttelt leicht seinen Kopf: „Um dir zu helfen, Amelia.“
Überraschend sehe ich schuldig zu Boden. Und schon wieder eine unbelegte Bemerkung. Das ist ja wieder so typisch für mich…
Ich ziehe meine Hand zurück und Narzissa übergibt es ihren Sohn: „Versprich mir, dass du nichts Unüberlegtes tust, Draco.“
„Nicht so Unüberlegtes wie Amelia immer.“, macht er mir noch mehr Sorgen, weshalb sie ihn warnt. Er seufzt bloß entnervt: „Ja, ist gut. Aber stell du auch nichts an, Mutter. Und pass auf dich auf.“
Ohne dass ich noch irgendetwas sagen oder machen kann, nimmt er meine Hand und er benutzt den Portschlüssel. Ich fühle mich seltsam, als ich von einer zur nächsten Sekunde von diesem Ort verschwinde und an einem anderen wieder auftauche. Als ich mich umsehe, stehen wir bereits vor dem Gebäude. Irgendwie fühle ich mich so schlapp. Vielleicht liegt es bloß daran, dass mir noch immer alles schmerzt.
Draco lässt meine Hand noch immer nicht los, als wir ins Gebäude eintreten. Es scheint alles normal zu sein.
„Ihr hört also meine Musik, was?“, versuche ich ihn von meiner Angst abzulenken.
Er zuckt mit seinen Schultern: „Meine Mutter steht auf solche Musik eben.“
Ob das wirklich alles ist? Irgendwie glaube ich es ihm nicht… Ist es ihm etwa peinlich oder so? Ach… Ich sollte lieber nicht weiter fragen, sonst erfahre ich nachher noch, dass er in Wahrheit auf Männer steht oder in seinem vorigen Leben mal eine Frau war. Bei diesem Gedanken muss ich grinsen und schiele provokant zu ihm rüber.
Er verdreht nur seine Augen: „Ich will gar nicht wissen, an was du gerade denkst.
„Das willst du wirklich nicht.“, schmunzle ich ihn belustigt an. Auch würde ich gerne mal Babyfotos von ihm sehen. Oh man… Wir sind nicht mal ein Paar und ich denke schon daran seine dunkelsten Geheimnisse zu erfahren.
Außerdem sollte ich nicht vom Geschehen ablenken. Ich muss sehr vorsichtig sein.
„Und keine Sorgen“, verwirrt sehe ich zu dem Blonden neben mir, „Narzissa hat dich umgezogen. Ich habe ihr lediglich ein Hemd von mir für dich gegeben.“
Etwas enttäuscht starre ich auf den Boden. Irgendwie bin ich jetzt umso frustriert. Ich malte mir gerade aus wie unsere Kinder aussehen würden und jetzt rücken die Gedanken in weiter ferne. Danke, Arschloch! Ich hatte mich wirklich gerade an den Gedanken gewöhnt, dass wir uns näher gekommen wären und jetzt? Du hast alles mit einem einzigen Satz alles zerstört!
Am Liebsten hätte ich es ihm am Kopf geschmissen. Man, bin ich wütend…
„Hier scheint auch alles normal zu sein.“, versuche ich meine Wut zu kontrollieren.
„Nicht wirklich“, belehrt er mich eines besseren, „Es war hier noch nie so still.“
Stimmt… Jetzt wo er es so sagt. Mhmm… Schon komisch.
Aber es wäre irgendwie romantisch, wären Draco und ich alleine in Hogwarts. Scheiß Gedanken! Alles nur seine schuld… Würde er nicht so verdammt unwiderstehlich sein, dann müsste ich nicht andauernd an so etwas denken!
So als wären wir paranoid, sehen wir hinter jeder Ecke nach.
Wir sind so extrem vorsichtig, dass es mir bereits Sorgen bereitet, ob ich nicht nach diesem Tag doch einen Psychiater aufsuchen sollte, aber wenn ich es einem Muggle erzählen würde, würde dieser mich bloß in eine geschlossene Anstalt für Geistigbehinderte bringen. Dabei bin ich gar nicht so schlimm…
Na gut… Wenn es weiter so geht, werde ich entweder zu einem antinormalen Amok laufendem Psychomonster oder zu einem suizidgefährdeten total depressiven und emotionalem Frack. Es gibt halt viele Auswahlkriterien. Aber ich weiß nicht, was ich im Moment besser finde. Vielleicht sollte ich lieber eine dritte Möglichkeit in Erwägung ziehen?
Schritten kommen auf uns zu. Gerade als ich in die Richtung laufen will, hält mich Draco zurück und zerrt mich um die Ecke. Er zückt seinen Zauberstab vorsichtshalber. Beschützend stellt er sich vor mir. Als ich gerade Einspruch einlegen will, legt er mir eine Hand auf den Mund und verbietet mir somit zu sprechen. Kurz überlege ich ihn zu beißen, doch dann lasse ich es lieber.
Dabei wollte ich ihm doch bloß sagen, dass die Schritte von Dylon und Luna sind… Ja, ich weiß. Ich bin schon so abnormal, dass ich Schritte voneinander unterscheiden kann.
Aber wenn Herr Besserwisser es nicht hören will, hat er halt Pech gehabt!
Gerade als die Beiden um die Ecke kommen, spricht Malfoy einen Zauberspruch, doch verstummt, als er die Beiden erkennt: „Müsst ihr euch so anschleichen?!“
Och, Göttchen… Hat er jetzt etwa schlechte Laune? Meine Güte! Man kann sich auch anstellen…
Als er endlich die Hand von meinem Mund nimmt, atme ich erleichtert aus.
„Was habt ihr denn?“, fragt mich Dylon ziemlich verwirrt.
„Alles scheint hier in Ordnung zu sein.“, senkt der Slytherin entspannt seinen Stab.
Ja, hier ist alles wie immer. Das hatte ich doch eben schon gesagt, aber er glaubt mir ja nie etwas! Ich frage mich wieso…
Plötzlich stolpere ich über irgendetwas und ein bekanntes Kichern ertönt. Als ich aufsehe, muss ich schlucken. Überall Todesser.
Jetzt verstehe ich, warum er mir nicht vertraut…
Sofort stellen sich Dylon und Draco vor Luna und mir hin. Unter den Todessern befinden sich auch Lucius, Bellatrix und dessen Ehemann befinden. Wie so eine Schabracke einen Ehemann bekommt? Aber er ist ja auch ziemlich… Na ja… Passt einfach zu ihr.
Und erneut stolpere ich. Verdammt! Wieso bewegen sich meine Beine wie von selbst? Ich falle nach hinten und schlage meinen Kopf gegen die Wand an. Danke auch!
Durch den Aufprall fällt mir mein Zauberstab zu Boden. Super gemacht!
Dieser schwebt auf einmal und fliegt direkt zu Voldemort zu, dem es direkt in die Hände gleitet. Man muss wirklich dumm sein, umso unvorsichtig zu sein…
„Das wäre doch gar nicht nötig gewesen.“
Oh nein… Wäre es wirklich nicht!
Ich stelle mich neben Luna und wir Beide stehen somit mit den Jungs Rücken an Rücken. Jetzt sind wir auch noch eingekreist… Schlimmer könnte es ja niemals kommen.
„Ich könnte das Spielchen mit einem Spruch beenden.“, meint der dunkle Lord.
Aber er wird es nicht tun… Denn er weiß, dass er durch meine Kraft viel stärker werden könnte…
Dann sehe ich zu Draco, der mit seinem Vater kämpft. Nein… Ich will das nicht. Es gibt dafür wohl nur eine Lösung und die liegt genau vor mir. Ich muss bloß meine Hand ausstrecken und nach ihr greifen. Doch ist sie ziemlich riskant und sie könnte nach hinten losgehen. Andererseits…
„Du hast hier auf mich gewartet, nicht wahr?“
„Du bist sehr klug.“, nähert er sich mir und die Stimmen in mir werden lauter, „Sehr klug sogar.“
Ich verdrehe mit letzter Kraft noch meine Augen. Jeder hätte das mitbekommen… Man! Bin ich denn nur von Idioten umgeben?
„Stupo“, versucht mein Adoptivbruder vergeblich, „Wieso klappt es nicht?“
„Weil es Stupor heißt!“, zische ich aufgebracht, bevor ich verächtlich schnaube. Das hat natürlich meine Frage beantwortet… Aber er hätte es sich trotzdem schenken können!
„Ob gewaltsam oder nicht, du wirst mit uns mitkommen.“
Mein Gott. Das hört sich wie ein Standartsatz vom Bösewicht in einem Film an. Hat der etwa keine eigenen Sprüche auf Lager? Wenn man sogar einer unwissenden und ziemlich verpeilten Neunzehnjährigen unterlegen ist, kann ich seine jämmerliche Ader aber gut nachvollziehen.
Vielleicht fängt er ja zu betteln oder zu flennen an, wenn ich mich weigere? Irgendwie bereitet mir die Vorstellung gute Laune, auch wenn mir nicht danach ist.
Wie selbstverständlich gebe ich mich damit einverstanden: „Wenn ihr dafür meine Freunde und die Malfoys verschont und auch Dracos Vater freilasst, werde ich mit euch gehen.“
Ich vernehme ein hoffnungsloses Kopfschütteln von Draco wahr. Ja, ich weiß. Er würde mich jetzt am Liebsten für die Antwort würgen, aber es ist mir egal.
„Du verlangst einen sehr hohen Preis.“
„Na, wenn ihr mich nicht braucht, dann“, ich halte mir eine Pistole am Kopf, „dann kann ich mich ja erschießen, nicht?“
„Amelia“, dreht sich sofort der Slytherin um und will zu mir, doch sein Vater lässt einen Zauberspruch auf seinen eigenen Sohn los. Ein Schmerzensschrei kommt von seinen Lippen, bevor er blutverschmiert auf dem Boden fällt.
„Draco!“
Auch ich drehe mich um und Tränen rinnen mir übers Gesicht. Bitte nicht…
„Wir sollten jetzt gehen.“, meint der dunkle Lord ausdruckslos, „Rodolphus.“
Sofort steht er hinter mir und reißt mich gewaltsam an sich: „DRACO!“
Dylon greift die Todesser an, doch es geschieht nichts, während Luna versucht Draco zu heilen.
„Deine Forderung geht in Ordnung.“, sagt er kurz, bevor ich langsam aber sicher in eine schwarze Hülle abtauche.
„Macht euch keine Sorgen um mich!“, rufe ich ihnen noch zu, „Passt auf euch und auf Hogwarts für mich auf. Bringt Draco ins Krankenflügel!“
Dann bin ich auch schon in das Nichts abgetaucht. Als es sich nach einer kurzen Zeit wieder auflöst, sitze ich zitternd in einem Zimmer auf einem Bett.
Als ich mich ängstlich umsehe, weite ich meine Augen. Als ich klein war, lebten wir in diesem Haus, doch aus Sicherheitsgründen zogen wir fort. Und erst jetzt verstehe ich… Voldemort kam mir auf die Schliche. Kurz danach geschah auch der Autounfall.
Ich sitze auf meinem alten Bett. Es sieht alles noch so aus, wie wir es verlassen hatten.
„Willkommen in unserem bescheidenem Haus, Amelia Naliah Potter.“
Als ich zu der Person sehe, erstarre ich für einen Moment: „Adam?“
„Lange nicht mehr gesehen, Cousinchen.“

Wenigstens ist das Essen nicht ungenießbar, denn dann würde ich wirklich Selbstmord begehen. Ich fühle mich hier wie ein Vogel in einem Käfig gefangen, der bloß darauf wartet, gefressen zu werden. Wie es Draco wohl geht? Ich mache mir Sorgen um ihn…
Dass sich Voldemort überhaupt auf diesem Handel einließ. Vielleicht hat er ja wirklich Angst zu sterben. Aber es ist doch besser als die Unendlichkeit, nicht?
„Darf ich dir Gesellschaft leisten?“
Oh bitte nicht… Tödliche Blicke schenke ich dem Schwarzhaarigen, bevor ich leicht nicke.
Er setzt sich neben mir hin: „Schade, dass du nicht mit mir redest.“
Wieso sollte ich auch mit einem Verräter reden wollen? Zwar ist er mein Adoptivcousin, aber ich konnte ihn noch nie leiden. Er wollte mir bloß immer an die Wäsche und ich hatte immer schon Angst vor ihm. Dylon beschützte mich stets vor ihm, doch jetzt bin ich allein und meine Angst steigt von Sekunde zu Sekunde.
Der Einzige, der mich anfassen darf, ist Draco und NUR er!
„Wie schmeckt es?“
„Wenigstens kein Gift drin.“, grummle ich entnervt vor mir hin, „Aber es ist mir etwas zu scharf.“
Ein arrogantes Grinsen schleicht sich über seine Lippen: „Wenn ich so eine scharfe Frau sehe, dann muss man auch scharfes Essen kochen.“
Super Ausrede… Behalte ich mir für meinen Notizbuch, der schlechtesten Sprüche, die man mir je mitgeteilt hatte. Dieser wird genau hinter Voldemorts kommen, das weiß ich jetzt schon!
„Wir wären hier ungestört.“, deutet er wieder auf die Leier an. Und das soll ich jetzt wie lange aushalten? Ich schaffe es hier nicht einmal eine Woche aus, geschweige dann den Rest meines Lebens!
Ich habe ihnen nicht einmal Lebewohl gesagt… Aber ich konnte es auch nicht.
Als ich bloß stur gegen die Wand starre, begrabscht er mich an der Brust. Sofort stoße ich ihn von mir: „Geh weg von mir, perverses Arsch!“
„Dieser Malfoy scheint dich ja wirklich geprägt zu haben, aber das kriegen wir auch noch hin.“
Meine Augen weiten sich. Woher weiß er davon? Irgendwie wird mir das alles von Sekunde zu Sekunde kurioser. Warum weiß das bloß immer jeder? Ist das so offensichtlich?
„Hab gehört, dass er durchkommt.“, sieht er mich abschätzend an, als ich erleichternd ausatme, „Aber du solltest dich nicht zu sehr freuen, schließlich wirst du ihn nie wieder sehen.“
Meine Gesichtszüge werden weich und lassen Emotionen zu. Trauer und Angst begleiten mich stets und ständig und es wird sich niemals etwas daran ändern.
Es dauert einen Moment bis ich mich wieder sammeln kann und ihn in seine braunen Augen sehen kann: „Ich weiß, aber solange es ihm gut geht, bin ich glücklich.“
Kurz verzieht er seine Miene, doch dann grinst er mich wieder spöttisch an: „Schön, dass dir das schon bewusst ist. Dann kannst du ihn auch vergessen und dich an unsere Atmosphäre gewöhnen.“
Als wenn ich ihn jemals vergessen könnte… Aber es ist okay so. Solange ich für ihre Sicherheit sorgen kann, werde ich es auch tun. Selbst wenn ich dafür einen sehr hohen Preis zahlen muss und es mein ganzes Leben in den Fängen von dem dunklen Lord bedeutet.

14. Es war schön dich ein letztes Mal zu sehen, Geliebter...

Jetzt bin ich schon sechs Monate hier und jeden verdammten Tag versuchen sie mich umzupolen und meine dunkle Seite zum Vorschein zu bringen. Bis jetzt haben sie es aber noch kein Stückchen geschafft. Kommt davon, wenn man mich unterschätzt. Immer verarsche ich sie und amüsiere mich gnadenlos über sie. Würden sie mich nicht brauchen, hätten sie mich schon längst in die Hölle befördert, aber so?
„Manchmal zweifle ich wirklich an deinen Verstand.“
Über beide Ohren strahle ich Adam an: „Was für ein Verstand?“
„Ja. So kommt es mir auch vor…“, verdreht er mit letzter Selbstbeherrschung seine Augen.
Selbst mein Adoptivcousin kann mich nicht auf Dauer aushalten und verschwindet immer, wenn es ihm zu viel wird.
Vor allem bei Bellatrix macht es mir Spaß. Ich bin gerne vorlaut und respektlos. Bella, so wie ich sie gerne nenne, hat mich sogar schon einmal ein wenig gequält und es schreckt mich trotzdem nicht ab sie zu ärgern.
Wenn die wirklich denken, dass ich meine Kräfte gegen meine Freunde einsetze, dann haben sie sich gewaltig geirrt! Ich habe bloß gesagt, dass ich mit ihnen komme, nicht, dass ich mich ergeben werde.
Aber bei Voldi ist es langsam langweilig, weil er nicht auf meine wundervollen kreativen Beleidigungen und Sprüche eingeht. Trotzdem glaube ich irgendwie, dass es ihm nicht egal ist, was ich von mir gebe und das motiviert mich ungeheuerlich.
„Du hast dich wirklich verändert.“, grinst er etwas verwundert, „Damals musste dich Dylon, der dich selbst nur ständig ins Bett schaffen wollte, vor mir beschützen. Anscheinend bist du jetzt ziemlich eingenommen von dir und an Selbstbewusstsein mangelt es dir ja nicht. Keine Furcht, kein bisschen Reue in deinen Augen… Ein totaler Slytherin.“
Muss er mich immer wieder daran erinnern? Gelangweilt seufze ich und spiele mit meinen Haaren, da ich sowieso in einem Käfig gefangen bin. Selbst zur Dusche wird man hier begleitet! Wenigstens von Bella und nicht von einem der Männer hier… Wäre ja nicht zum Aushalten gewesen!
Als ich aus dem Fenster sehe, denke ich wieder an damals. Dylon, Draco, Luna, Hermine, Ginny, Harry, Ron, Blaise… Sogar die Weasley Zwillinge fehlen mir…
Zwar erzählt mir Adam alles über sie, was er so gehört hat, aber… Ich vermisse sie so schrecklich. Sie sind so weit weg von mir und ich fühle mich so einsam.
Unsere Streitigkeiten, unser gemeinsames Lachen, unsere Probleme, die wir gemeinsam lösten… Alles fehlt mir so schrecklich. Ob sie mich auch so vermissen? Ach was, sie freuen sich doch bestimmt, dass ich nicht mehr da bin. Sie haben mich bestimmt bereits vergessen und trotzen ihrem Alltag nach.
Nur ich bin so doof und muss immer an sie denken…
Alles was mir bleibt sind Erinnerungen, an denen ich klammere und an Hoffnungen festhalte.
Ein Knurren ertönt und ich weiß, dass er meine Schwäche bemerkt. Adam ist der Einzige, der nicht will, dass ich an meine Freunde denke. Aber wenn ich frage, dann antwortet er mir schon wie es ihnen geht.
„Musst du immer an diese Idioten denken?“, fragt er mich unbehalten, „Würden sie dich wirklich mögen, dann hätten sie dich auch bereits hier gefunden und befreit!“
Mein Verstand weiß, dass er recht hat, aber mein Herz will es nicht. Mein Innerstes ist noch nicht bereits loszulassen. Und das wird sich so schnell nicht ändern…
Außerdem: Wer sagt, dass sie mich nicht suchen? Vielleicht tun sie es ja, aber… Mit jedem Tag verstärkt sich das Gefühl, dass ich für den Rest meines Lebens alleine sein werde. Vielleicht sollte ich einfach aufgeben? Nein… Das darf ich nicht! Ich darf keine Schwäche zeigen, geschweige dann mich dem dunklen Lord unterwerfen! Es wäre aller Untergang…
Kurz nehme ich tief die Luft in mir auf, bevor ich ihn leicht zunicke. Ich sollte nicht mehr daran denken…
„Hast du Hunger?“
Kopfschüttelnd stehe ich auf und gehe zum Regal, wo ich mir eines der Bücher raushole: „Dein Essen schmeckt zwar gut, aber keinen Appetit.“
Manchmal frage ich mich wirklich, wieso ich manchmal so verweichlicht und nett bin. Das ist doch total dumm!
Die Türe öffnet sich und Bellatrix steht dort hysterisch lachend. Manchmal habe ich es sogar nachts in den Ohren… Es ist beängstigend. So, als würde ich mich gleich umbringen wollen, wenn sie weiter so lacht.
„Egal was du willst, es interessiert mich nicht.“, grummle ich entnervt, als sie sich elegant auf mich zu bewegt.
Manchmal gehört sie in die Klapse und manchmal ist sie wirklich wie eine normale … ähm… Was ist sie eigentlich? Egal… Auf jeden Fall normaler als sonst, wenn man Todesser überhaupt ‚normal’ nennen kann.
Ihr Lachen wird lauter und sie sieht mich belustigt an: „Ich glaube schon, dass es dich interessiert.“
Jetzt werde ich doch neugierig und meine ganze Aufmerksamkeit gilt ihr.
„Deine Freunde“, fängt sie grinsend an, „wollen hier herkommen und dich befreien.“
Meine Augen weiten sich und meine Kinnlade klappt runter. Sprachlos starre ich sie an.
Nein… Sie dürfen nicht herkommen… Es würde ihr Tod bedeuten.
„Schade, dass wir ihnen nichts tun dürfen, solange du hier bist.“
Solange ich hier bin, was? Interessant… Dann können sie alles versuchen, was sie wollen. Ich werde nicht von hier weggehen. Niemals!

Die ganze Nacht kann ich nicht schlafen und nur an Bellas Worte denken. Wieso fühle ich mich so seltsam? Etwa weil meine Freunde mich hier raus holen wollen? So ein Quatsch! Ich sollte nicht daran denken.
Plötzlich höre ich ein Knacken und ich öffne reflexartig meine Augen. Was war das?
Ich richte mich auf und blinzle mehrmals um mich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Vor mir erkenne ich eine Silhouette, die sich mir geräuschlos nähert.
Mein ganzer Körper zittert und ich kann mich nicht mehr bewegen, als er seine Lippen sanft auf meine legt. Mein Herz rast und ein altbekanntes Gefühl tut sich in mir auf: „Amy, ich bin bei dir.“
Tränen laufen mir übers Gesicht: „Draco…“
Ich umarme ihn und nehme den Geruch tief in mir auf. Dieses Gefühl… Ich will es nicht schon wieder verlieren, aber ich weiß, dass ich es werde.
„Wir werden dich finden und retten, das verspreche ich dir.“, flüstert er mir in mein Ohr.
Nein… Bitte nicht. Ihr dürft nicht- ihr dürft das nicht!
Langsam aber sicher taucht er in Luft auf und ich fange lauthals zu schluchzen an: „Draco, ich liebe dich.“
Ich bette mein Gesicht in meine Hände und verdecke sie somit.
„Draco!“
Mein Atem geht schnell, als ich meine Lider aufschlage und mich alleine im Schlafzimmer wiederfinde. Ein Traum? Aber er war so realistisch. Als er mich küsste, ich wollte… Verdammt! Wenn er hier her kommt, dann ist er nicht mehr sicher und… Und ich werde schwach und genau das darf ich nicht.
„Warum müsst ihr mich auch suchen, ihr Idioten?“, murmle ich mit zitternder Stimme vor mir hin, „Warum könnt ihr mich nicht einfach vergessen und euer Leben einfach genießen?“
Die Zeit, die euch bleibt, solltet ihr nicht mit einer dummen Rettungsaktion für mich vergeuden. Egal was ihr vorhabt, ich darf euch nicht an mich ranlassen. Wenn ich einen Schritt aus der Türschwelle gehe, dann werdet ihr… Ich will daran nicht denken!
Entschlossen sehe ich zur verschlossenen Türe: „Ich sollte trainieren.“
Damit zücke ich meinen Zauberstab und benutze etwas meine Magie, damit ich nicht von dieser erdrückt werde.

„Wie fühlst du dich heute so?“
Leer sehe ich ihn an und sehe dann wieder auf mein Buch.
„Deine Aura scheint heute besonders düster zu sein.“, bemerkt Adam mit verzerrter Stimme.
Aus dem Winkel kann ich erkennen wie er arrogant grinst: „Hast wohl Angst um deine Freunde und um diesen Bastard, was?“
Gleichgültig zucke ich mit meinen Schultern.
„Wieso sollte ich?“, frage ich kalt und sehe funkelnd in seine Augen.
Kurz zuckt er überraschend zusammen, bevor er dann wieder sein Pokerface aufsetzt.
„Also zahlt es sich doch aus, dass du hier bist.“, meint er nur weitergrinsend, „Wenn du ihn endlich vergessen hast, wird alles leichter werden, versprochen.“
Als mich Adam gerade auf meinen Mund küssen will, ziehe ich meinen Kopf weg und er trifft meine Wange. Denkt er wirklich, dass ich mir alles gefallen lasse?
Dumm muss man sein…
„Wehe du streifst bloß irgendein Körperteil von mir, dann bist du ein toter Mann, kapiert?“
„Dir scheint es ja bestens zu gehen.“, schmunzelt er selbstgefällig.
Vernichtende Blicke treffen ihn: „Und wie gut es mir geht. So gut, dass ich dich am Liebsten gleich verhexen würde, Adam. Ich hasse alles und jenes, also lass mich gefälligst in Ruhe!“
Jetzt verändert sich sein Gesicht. Er wird misstrauisch und doch bleibt sein Grinsen bestehen. Ob er es schlucken wird? Mir soll’s eigentlich egal sein…
„Was siehst du mich an, Mistkerl?“, knurre ich bedrohlich und mein Adoptivcousin hebt nur ergebend seine Hände.
Ein eiskaltes Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. Irgendwie ist dieses Gefühl richtig toll. Durch diese Reaktion zeige ich ihm meine Überlegenheit.
Der Schwarzhaarige steht auf, als sich die Türe öffnet und eine schwarz angezogene Frau herein tritt. Warum verdeckt sie ihr Gesicht? Hat sie etwa irgendetwas was sie uns nicht zeigen soll oder will sie uns bloß nicht mit ihrer Hässlichkeit erblinden.
Ausdruckslos mustere ich sie. Ihre langen rotbraunen Haare erinnern mich an jemanden. Und zwar an meine beste Freundin Ginny Weasley.
Ihre blauen ausdruckslosen Augen stechen raus, als sie mir Bescheid gibt: „Der dunkle Lord verlangt nach Ihnen, Potter.“
Lässig stehe ich auf und gehe ruhig an der jungen Todesserin vorbei. Dabei fällt mir diese Vertrautheit auf und ich bin mir jetzt ganz sicher.
„Du musst neu sein.“, flüstere ich gleichgültig in ihr Ohr, „Aber du hättest auch da bleiben können, wo du vorher warst. Ich werde nicht von hier gehen und noch etwas, Süße. Ich kann auf eure Hilfe gut verzichten.“
Seltsame Blicke haften an mir. Dann verschwinde ich auch schon entschlossen aus dem Zimmer.
Unbeirrt mache ich einen Schritt nach dem anderen und bereue nichts. Es ist schön, dass ich Ginny noch einmal sehen durfte, aber ich will ihr Leben nicht gefährden.
Mein Leben zieht in diesem Moment an mir vorbei, während ich den langen Gang überquere.
Vor der schwarzen Holztüre angekommen, hole ich tief Luft und verschließe meine Gefühle ganz tief in mir.
Unaufgefordert öffne ich die Türe und erkenne Bella, Rodolphus und auf einem Stuhl sitzend der liebe dunkle Lord oder, wie ich ihn immer nenne, Voldi.
Hinter mir lasse ich die Türe langsam ins Schloss fallen, bevor ich mich ihnen nähere: „Was wollt ihr von mir?“
„Du sollst als erste eine geniale Erfindung testen.“
„Oh“, lasse ich meine Wut in Form von Sarkasmus raus, „Da freu ich mich aber. Als hätte ich nichts anderes zu tun, als euch bei euren tödlichen Erfindungen behilflich zu sein.“
Bevor ich weitere Widerworte geben kann, packt mich Fenrir Greyback grob.
Zornig zische ich und versuche mich mit allen Mitteln zu wehren, als ich dann durch meine Notsituation heraus handle. Ein arrogantes Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht, bevor ich ohne ein Wort zu sagen ihn mit einer Handbewegung von mir stoße und gegen eine Wand schmettere.
„Das hat gesessen.“, lache ich kaltherzig, bevor ich mich tödlich zu den anderen umdrehe, „Was wolltet ihr noch mal?“
Damit ziehe ich eine Augenbraue hoch und warte auf eine Antwort.
„Damit ist der Test beendet.“
Verwirrt sehe ich ihn an. Wie? War das etwa schon alles?
Nach einer langen unangenehmen Stille erklärt Voldemort es mir: „Deine düstere Seite wächst von Tag zu Tag.“
Das wollten sie also nur… Sie wollten sehen, ob ich meine Kräfte gegen ihn einsetze oder ob ich alles einfach über mich ergehen lasse.
„Kann ich jetzt wieder gehen?“, langweile ich mich und drehe mich einfach unaufgefordert zum Gehen Richtung Tür, „Oder wollt ihr meine Zeit noch länger unnötig verschwenden?“
Meine Überlegenheit koste ich wirklich in vollen Zügen aus und sie müssen es schlucken. Wirklich toll… Ich liebe dieses Gefühl in mir so mächtig zu sein.
Ohne dass sie ein weiteres Wort sagen, schwinge ich ungehalten die Türe auf und trete aus dem Raum.
„Sie werden dich bald schon besuchen kommen.“
Ich ignoriere diese eindeutigen Worte und werfe mit einem lauten Knall die Türe hinter mir zu. Diese fällt nach einigen Schritten meinerseits aus den Angeln.
„Ihr solltet das mal reparieren.“, meine ich amüsiert, bevor ich entschlossen den Gang entlang schreite. Sechs Monate hatte ich auf ihre Rettung gehofft und jetzt? Ich werde niemals mit diesen Verrätern mitgehen. Ihnen bin ich doch total egal. Sie haben nur Angst, dass ich mich gegen sie verschwöre und dass werde ich, wenn sie mich heute zur Weißglut bringen!
Ich habe keine Gnade mit einer Meute von Zauberern, die ihr ganzes Leben nur an sich dachten. Wie sollte es jetzt anders sein? Niemals!
„Hofft nicht auf Mitgefühl, denn dieses wird sowieso überbewertet.“

Schritt vernehme ich, doch ich ignoriere sie und lese mein Buch weiter. Ich bin bereit. Alles läuft nach Plan. Egal was geschieht, ich bin darauf vorbereitet.
Die Türe öffnet sich und in einem Augenblick stehen sie schon vor mir.
„Tag auch.“, knurre ich abwesend vor mir hin und blättere eine Seite um.
Ich würdige sie nicht eines Blickes. Wieso sollte ich es auch? Sie sind es nicht wert, dass ich mein ganzes Leben auf sie warte. Echte Freunde hätten schon viel früher agiert und mich hier raus geholt.
„Amelia“, höre ich eine vertraute Stimme, die mich zum Zittern bringt, „Endlich haben wir dich gefunden.“
Draco… Adam hatte recht. Es geht dir gut! Bin ich froh…
Gleichgültig sehe ich in seine grauen Augen: „Schön für euch.“
„Wir müssen hier so schnell es geht verschwinden.“; erinnert Hermine die anderen daran.
Im bloßen Augenwinkel erkenne ich von links angefangen Draco, Dylon, Hermine, Luna und Harry.
„Ich werde nicht mit euch gehen.“
Mein Adoptivbruder weitet entsetzt seine Augen: „Wie bitte?“
„Du hast schon richtig gehört.“
Ein entnervtes Stöhnen von dem Slytherin vernehme ich, bevor Harry laut denkt: „Also hatte Ginny doch die Wahrheit gesagt.“
Ja… So kann es gehen, wenn man ihr nicht glaubt.
„Also“, frage ich hasserfüllt, „Könnt ihr mich jetzt wieder allein lassen?“
„Ich werde nicht ohne dich gehen.“, sieht Draco mir entschlossen in die Augen.
„Und ich werde nicht mit euch gehen.“
Plötzlich greift mich der Blonde einfach und zerrt mich hoch: „Oh doch. Das wirst du.“
Das meint er doch jetzt nicht wirklich… oder? Muss Malfoy so stur sein? Oh ja, stimmt… Er erinnert mich an eine dumme Neunzehnjährige, die in den Slytherin verknallt ist. Also ich…
Belustigt grinse ich ihn an: „Dann versuch es doch mal. Mit einem Schrei kann ich alle Todesser herbeirufen.“
„Das wirst du schön lassen!“, droht er mir, bevor er mich einfach hochhebt.
„Lass mich gefälligst runter!“, schreie ich durch die Gegend. Seltsam, dass es niemand mitbekommt. Wie haben sie eigentlich die Wachen abgelenkt? Ach… Ich will es gar nicht wissen.
Dylon sieht uns schief an: „So geht’s natürlich auch.“
Warum ist er nicht mehr eifersüchtig? Also bin ich allem doch nur egal!
Wut steht in meinem Gesicht geschrieben. Das kann man doch nicht einfach mit mir machen! Wollen die mich etwa entführen?
Hermine legt einen Zauberspruch auf mich, so dass ich zwar meine Lippen bewegen kann, aber kein Wort ertönt. Super…
Ich werde das nicht zulassen! Niemals… Verstehen sie denn das nicht? Sie werden sterben, wenn sie das tun! Verdammt… Was soll ich bloß machen?
Dann grinse ich kalt und alles wird klar um mich herum. Tut mir leid, aber es ist nur für euren Schutz…
Kurz schließe ich meine Augen, bevor ich meine Kräfte bündle und sie loslasse. Ich öffne wieder meine Augen und schmettere Draco gegen das Bücherregal. Sofort rolle ich mich ab und klopfe mir den Dreck von der Schulter, bevor ich den Zauberspruch, der eben noch auf mir lag, einfach auflöse.
Ein überlegenes Grinsen huscht sich über meine Lippen: „Kommt davon, wenn man nicht hören will. Geschieht dir recht, Draco Malfoy.“ Seinen Namen spreche ich abwertend und voller Ekel aus.
Ohne zu zögern richten sich Zauberstäbe auf mich. Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich auf sie herab: „Das soll doch nicht euer ernst sein, oder? Denkt ihr, dass ihr etwas gegen mich ausrichten könntet? Wie naiv man doch sein muss.“
„Du bist nicht mehr die Amelia, die ich kenne.“
„Gut, dass du das mitbekommen hast, Bruder.“ Auch diese Worte werden mit dem blanken Hass ausgesprochen, bevor ich Dylon ansehe. Dieser starrt mich traurig und enttäuscht an.
Als sich Malfoy wieder aufrichtet, flucht er vor sich hin, bevor er mich dann letztes Endes anschreit: „Bist du denn noch zu retten?! Du-„
„Ich bin nicht mehr zu retten.“, gebe ich leer und verloren zu, „Ihr kommt zu spät und jetzt geht, bevor sie es erfahren.“
Ich drehe mich Richtung Tür um, als jemand seine Hand auf meine Schulter legt. Als ich zu dieser Person schiele, erkenne ich Dylon, der mich bloß kopfschüttelnd und flehend anschaut.
Warnend schlage ich seine Hand von mir und mache einen Schritt zurück: „Wage es dich nicht noch einmal mich bloß so anzustarren, Dailia.“
Ergebend senkt der Braunhaarige seinen Zauberstab, als es Harry versucht: „Du darfst dich dem dunklem Lord nicht ergeben, Amy. Du musst kämpfen. Bitte, Amy. Du darfst nicht aufgeben…“
„Ich habe schon lange aufgegeben, Potter.“, erzähle ich meinen ehemaligen Freunden, „Schon seit dem Tag, an dem ich mich entschloss mit ihm zu gehen.“
„Das hättest du nicht tun sollen, Amy.“
Ich ignoriere Dracos unangemessenen Worte. Denkt er etwa, dass ich ihn hätten sterben lassen sollen? Idiot…
Hermine sieht mich mitfühlend an, bevor sie ernst wird: „Du wirst sofort aufhören so zu denken, Amy!“
„Ab sofort sind wir keine Freunde mehr.“, gebe ich bekannt, bevor ich mich zum Gehen wende.
„Das wirst du schön bleiben lassen!“
Damit schicken alle einen relativ harmlosen Spruch auf mich los, den ich gelangweilt abwehre. Ich bin stärker geworden. Wut und Hass machen einen stärker.
Mit einer Handbewegung prahlt es an mir ab und wird auf meine Angreifer doppelt zurückgeworfen. Vor Schmerzen stöhnen sie auf und liegen nun unbewaffnet auf dem Boden. Irgendwie gefällt es mir wirklich. Ich habe die Macht über alles.
„Seid nicht so dumm und riskiert nicht euer Leben, nur weil ihr jemanden retten wollt, der hier freiwillig lebt.“
Draco versucht sich an der blutverschmierten Wand hoch zu schieben, doch ich lege einen Fluch, wodurch er sich nicht bewegen kann, auf ihn: „Ich habe von dir geträumt, weißt du? Aber in diesem verschwandest du… Tag für Tag träumte ich das und ich hatte Angst, aber jetzt ist es vorbei.“
Er sieht mich nach Luft ringend an. Sein Blick ist eine Mischung aus Enttäuschung, Wut, Selbsthass und Verständnislosigkeit.
Dann drehe ich mich zu den noch Liegenden um: „Jeden Tag hoffte ich, dass ihr mich hier rausholt, doch nach drei Monaten verschwand es. Meine Hoffnung starb und so passte ich mich ihren Lebensstil an. Es ist gar nicht mal so schlecht, wisst ihr? Ich darf machen, wonach mir beliebt und sie müssen es mir erfüllen, in Hoffnung, dass ich mich nicht umbringe und ihnen helfe.“
Meine Lippen formen sich zu einem hinterhältigen Grinsen, bevor ich fortfahre.
„Wenn ich sterben sollte, dann geht auch Voldemort von dieser Welt und seine Kräfte mit ihm. Es wäre doch eine wirkliche Schande, wenn der dunkle Lord nur wegen einer depressiven Neunzehnjährigen draufgehen würde, nicht? Und so habe ich ihn teilweise in der Hand. Wenn ich jedoch seine Grenzen überschreite, wird er mich zu seiner Marionette machen.“
„Wieso erzählst du uns das alles?“, fragt mich Malfoy unwissend, „Wenn du uns sowieso hasst.“
Er hat doch keine Ahnung. Arrogant und kaltherzig sehe ich auf ihn herab.
„Ich will euch bloß meine Macht demonstrieren.“, prahle ich etwas, „Die Stärke, die in mir wohnt. Niemand kann es mit mir aufnehmen und das ist auch gut so.“
„Verdammt, Amy!“, höre ich Dylon schwer atmend, „Komm zur Vernunft!“
Gleichgültig drehe ich mich zu ihm um: „Wer ist denn hier so unvernünftig und will nicht verstehen?“
„Aber-„
„Lass sie.“
Ich wende mich zu Adam um, der gerade den Raum betreten hat: „Wenn sie nicht will, sollte man sie auch nicht zwingen. So hast du es mir doch damals erzählt, nicht?“
Was für eine Ironie… Damals war es Dylon, der mich vor ihm rettete und jetzt bleibe ich freiwillig bei ihm. Aber ich habe mich halt verändert.
„Adam…“, kommt es entsetzt von seinen Lippen.
Provozierend legt er einen Arm um mich. Ich ignoriere ihn und sehe dabei zu wie alle vier wieder auf die Beine kommen.
„Lass sie gefälligst los!“
Arrogant grinst der Schwarzhaarige an meine Seite und ich sehe ausdruckslos zu Malfoy, der kurz vor einem Wutanfall steht. Ich würde gerne wissen, ob der Kuss gestern echt oder bloß geträumt war… Aber es hat hier keine Bedeutung, also sollte ich das Wesentliche bedenken und das Unwichtige fallen lassen.
Kurz hole ich tief Luft, bevor ich sie endgültig verabschiede: „Seid euch Gewiss, ehemalige Freunde. Wenn ich euch das nächstes Mal treffe, dann werdet ihr nicht verschont werden. Dieses Mal ist es eine Warnung, aber nächstes Mal bezahlt ihr dafür mit euerm Leben!“
„Ich werde nicht zulassen, dass-„
„Expelliarmus!“
Mein Adoptivbruder verliert seinen Stab und sieht mir dann tief in die Augen, bevor er sich entscheidet: „Gut. Ich gehe, aber nur wenn du mir eine Frage beantwortest.“
„Dylon!“, warnt Hermine erschrocken über seinen Sinneswandel.
Harry sieht mich verletzt an, während Draco mit sich selbst ringt.
Leicht nicke ich, bevor er seine Frage stellt, die mich erschaudern lässt: „Wieso?“
Und ich dachte wirklich, dass ich härter sein würde… Wie dumm von mir…
„Weil es meine Bestimmung ist.“, meine ich nur trügerisch und würdige ihn keines Blickes, als er sich umdreht.
„Gut.“, seufzt er verzweifelt, „Wir haben einen Deal. Wir werden gehen.“
„Nein!“, hält es Draco nicht mehr aus, „Ich werde nicht gehen.“
„Malfoy…“, flehe ich an, doch es ist vergeblich. Er nähert sich mir und mein Adoptivcousin spannt seine Muskeln bedrohlich an.
Ich suche nach meiner Selbstbeherrschung, als ich sie endlich wiederfinde und ihn aufhalte: „Bleib stehen, Draco! Keinen Schritt näher oder ich werde dich töten!“
Mit diesen Worten richte ich entschlossen meinen Zauberstab auf ihn. Es tut mir so leid, Geliebter.
„Ich-„
„Lass es, Malfoy.“, bringt Harry ihn zur Vernunft, „Du solltest dein Leben nicht umsonst riskieren. Gehen wir lieber. Sie ist es nicht wert, dass du dein Leben willenlos wie wertloses Papier wegwirfst.“
Lange sieht er mir in die Augen, als er sich zögernd umdreht: „Ich werde nicht aufgeben und eine Lösung finden dich hier rauszuholen, Amelia. Egal wie lange es dauern wird, ich werde sie finden und endlich wieder bei dir sein.“
Seine Worte berühren mich. Mein Herz flattert aufgeregt gegen meinen Brustkorb und meine Gesichtszüge werden für einen Moment weich: „Draco…“
Sie sehen mich kurz alle noch einmal an, bevor einer nach dem Anderen aus dem Fenster springt.
„Lebt wohl, Freunde.“
Eine vereinzelte Träne bahnt sich einen Weg durch mein Gesicht.
Lebt wohl…


Es war schön dich ein letztes Mal zu sehen, Geliebter… Auch ihr, meine Freunde. Ich bereue nichts und nur ein Gedanken hänge ich nach und zwar dem, dass ich ihm meine Gefühle preisgeben hätte sollen.
Elegant steige ich in die magische Kapsel ein, die mit einem starken magischen Bann belegt wurde. Ich schließe ruhig meine Augen und lasse es über mir ergehen. Jetzt wird es nie wieder so sein wie es einmal war…
Blitzströme treffen mich und wandern in meinem Körper durch die Gegend. Gequält schreie ich vor Schmerzen und fange zu zittern an. Es war meine Entscheidung…
Dunkelheit umhüllt mich und mein zweites Ich steht vor mir: „Jetzt bin ich am Zug.“
Sie geht an mir vorbei und nimmt meinen Platz ein. Sie drängt mein wahres Ich weg und übernimmt mein Körper.

Als sich die Dunkelheit auflöst, erkenne ich das reine Licht, bevor sich die Kapsel öffnet und ich heraustrete. Als ich meine Hände bewege, grinse ich arrogant. Ich fühle mich wie Neugeboren. Endlich bin ich frei. Ich kann tun und lassen, wonach mir beliebt.
„Es hat geklappt.“
Als ich zum Spiegel trete, mustere ich mich. Meine Haare sind schwarz und meine Augen blutrot. Jetzt bin ich diejenige, die das Schicksal aller verändern kann und wird.
„Hervorragend.“
Jetzt können sie meine Kräfte fühlen. Meine Rache wird sehr süß werden. Meine ganze Wut und meinen Hass werde ich an ihnen auslassen. Und der Erste, der es abbekommt, wird ER sein. Derjenige, mit dem ich sowieso noch eine Rechnung offen hat. Er wird sich auf etwas gefasst machen müssen!

„Sie sind also die neue Schülerin, nicht?“
Ein gleichgültiges Nicken bestätigt es und ich folge meinem Hauslehrer, der mich direkt zu meinem Zimmer begleitet.
„Sie werden sich mit diesem Zimmer zu frieden geben müssen, Kingston.“
„Ich werde mich in diesem Zimmer zwar eingeengt fühlen, aber für den Anfang reicht es.“, meine ich herablassend, bevor ich um mich blicke.
Was für ein Glück ein Extrazimmer bekommen zu haben. So kann ich wenigstens meine Machenschaften für mich behalten.
Es ähnelt zwar einer Besenkammer, aber man braucht keine Angst wegen Sauerstoffmangels zu haben…
„Das wäre es erstmal.“, meint Snape, bevor ihm etwas einfällt und er sich mir noch einmal zuwendet, „Die erste Stunde beginnt gleich.“
Ausdruckslos nicke ich nur, als er aus meinem Zimmer verschwindet. Meine Lippen formen sich zu einem hinterhältigen Grinsen: „Das wird ein Spaß werden.“
Damit schreite ich aus dem zu klein geratenen Zimmer heraus und marschiere mit funkelnden Augen aus dem Haus heraus. Ich gehe arrogant den Korridor entlang, als ich vor dem Raum anhalte. Kurz zupfe ich meine Kleidung zu Recht, bevor mein Grinsen verschwindet und eine ausdruckslose, desinteressierte Miene hinterbleibt.
Kurz räuspere ich mich, bevor ich anklopfe. Die Stunde hat schon begonnen. Mal schauen wie sie reagieren werden. Ob meine ‚Freunde’ sich nach einem Jahr noch immer so unschicklich anstellen? Das werde ich ja jetzt sehen und sie werden bekommen, was ihnen zusteht.
Es wird ziemlich unschön für sie und für mich die reinste Freude werden. Ich werde natürlich den dunklen Lord damit nicht verärgern. Was sie wohl zu meinem Mal sagen werden? Ich finde, dass es an mir perfekt aussieht. Es steht mir richtig.
Und endlich kann ich zeigen, was ich drauf habe und meinen Auftrag erfolgreich erfüllen.
Die Türe öffnet sich und ich trete unaufgefordert in den Raum ein. Mein Blick schweift durch die Klasse und bleibt bei Draco stehen.
Er sieht mich als Einziger nicht an, sondern aus dem Fenster. Der Tod wäre der beste Weg, wenn es nicht die Quälerei geben würde.

15. Ein Profi macht keine Fehler

„Das ist Tatjana Unique Kingston.“, stellt mich Professor Flitwick vor.
Gleichgültig trete ich in den Klassenraum und plane schon mal den nächsten Schritt meines Racheaktes.
Elegant schreite ich zu Malfoy und setze mich unerlaubt neben ihm hin. Er ignoriert mich weiterhin und ich atme unbewusst seinen Geruch ein. Wenigstens etwas, was sich nicht verändert hat.
„Dann fahre ich mit dem Unterricht fort.“
Die ganze Stunde über spiele ich gelangweilt mit meinen schwarzen Locken herum. Natürlich ist das bloß Schauspielerei, um die Aufmerksamkeit von allen auf mich zu lenken. Zuerst mache ich mich beliebt und dann werde ich sie ausnutzen und ihnen das Leben zur Hölle machen.
Erst als ich Malfoys Ärmel streife, erwacht er aus seinen Gedanken und sieht mich verdutzt an. Ob er es bereits bemerkt hat? Ach was, so klug ist er auch nicht. Hermine könnte leichter drauf kommen, aber selbst sie wird lange für dieses Geheimnis brauchen.
Meine Identität ist völlig verändert und selbst ich kann mich nicht mehr wiedererkennen. Natürlich finde ich es auch besser so. Es wäre sonst viel zu leicht für diese Idioten von Zauberern.
Lange sieht er mir in die Augen, doch bleibt natürlich unbeeindruckt. Anscheinend ist er noch immer derselbe hochnäsige, arrogante und schleimige Arschloch wie zuvor.
Selbst seine grauen Augen sind noch genau so wie zuvor, nur sein Gesichtsausdruck zeigt seine momentane Gefühlssituation. Hat der Idiot mein zweites Ich etwa noch immer nicht vergessen?
Mein Gott… Ist doch bereits ein ganzes Jahr her, dass er sie sah und trotzdem noch so treu? Das sollte ich vorher noch testen. Irgendwie interessiert es mich. Ob mein zweites Ich es wirklich geschafft hat in den Herzen von diesen Bastarden zu bleiben?
Ich werde es herausfinden und mir diese Gefühle, die die anderen in sich tragen, zu nutze machen.
Grimmig wendet er sich wieder dem Fenster zu und ignoriert mich weiterhin. So ein ignoranter Typ… Und in so einen ist sie verliebt? Jetzt kann ich nur zu gut verstehen, warum sie so depressiv war, bevor ich ihren Körper übernommen habe.
Als die Stunde endlich vorbei ist, will ich gerade aufstehen, als jemand mich festhält. Unbeirrt drehe ich meinen Kopf zu Malfoy um, der seine Hand immer fester werdend um mein Handgelenk schlingt.
Tief sieht er in meine Augen und für einen kleinen Moment denke ich, dass ich mich verrate. Doch schnell löst er den Griff wieder und schüttelt verärgert seinen Kopf: „Du bist es nicht.“
„Was meinst du?“, frage ich mit einem arroganten Unterton in der Stimme.
„Ich habe dich mit jemand verwechselt.“, grummelt er schlecht gelaunt vor sich hin, „Du bist neu, nicht?“
Ein Nicken bestätigt seine Vermutung, bevor er sich ganz von mir löst und dann ebenfalls aufsteht. Schweigend trete ich aus dem Raum und atme erleichtert auf. Hätte er es länger berührt, dann wäre ich wahrscheinlich aufgeflogen. Ich und eine Todesserin, eine Gefolgin Voldemorts.
„Hey“, spricht mich ein Gryffindor an, „Es freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Seamus Finnigan.“
Ach, der… Macht er etwa auch sein letztes Jahr noch einmal nach?
„Ich bin heute zwar nur zu Besuch da, aber wenn ich nächste Woche die Prüfung bestehe, wirst du mich hier öfters sehen.“, lächelt er mich an.
Was meint er denn damit?
Wir gehen nebeneinander her, während er mich weiter belästigt: „Ich darf dich dann rumkommandieren, weil ich dann ein auszubildender Lehrer bin.“
Desinteressiert nicke ich. Seamus öffnet seinen Mund um noch mehr langweilige Worte auszuspucken, doch zum Glück kommt ihm jemand zuvor.
„Hey“, höre ich eine vertraute Stimme von hinten, „Was machst du denn hier, Seamus?“
Wie es der Zufall so will, taucht Ronald Weasley neben mir auf und verwickelt den anliegenden Lehrer in einem Gespräch. Jetzt stehen schon zwei Idioten neben mir. Meine Augen überschlagen sich vor ‚Freude’ und ich beobachte lieber die Menschenmenge vor mir. Wie ich diese Lebewesen doch hasse…
„Wer ist denn die heiße Tussi, die-„
„Die heiße Tussi kann selbst reden und beißt dich auch nur ab und zu.“
„Nur ab und zu, ja?“, grinst mich Blaise an. Ach, der lebt ja auch noch! Den habe ich ja ganz in meinem genialen Plan vergessen einzubauen. Aber Spontaneität gehört natürlich zu meinem Auftrag dazu. Man kann schließlich nie wissen, was so geschieht.
Also muss er auch noch mal das Jahr wiederholen? Interessant… Und ich dachte, dass Dylon, Harry, Ron, Hermine, Ginny und Malfoy alleine wiederholen müssen. Also hat er mich auch versucht zu finden? Tse… Das nennt man wirklich Dummheit und Naivität in einem.
Aber ich hätte mir das ja schon denken können. Die Zauberer hier sind ja alle so. Dass sie überhaupt die ZAG-Prüfung bestehen, wundert mich schon gar nicht mehr.
Ich öffne meinen Mund um zu antworten, als Draco fluchend an mir vorbei schreitet.
„Schlechte Laune?“; frage ich die Anderen mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Mach dir nichts draus“, erklärt mir Blaise ruhig, „Er vermisst bloß seine große Liebe.“
Ein Knurren hören wir, dass von Draco ausgeht, der uns mit funkelnden Augen ansieht. Also liebt er sie auch… Diese Informationen sind sehr nützlich für mich. Vielleicht sollte ich die Gute mal aus mir rauslassen und ihn ein wenig mit ihr ärgern.
Das wäre doch eine richtige Qual für ihn, wenn er wüsste, dass sie bei ihm ist, aber dass er sie nicht haben darf. Da die Gute schließlich zu wichtig für uns ist, als dass man sie entjungfern lässt.
Und dann höre ich weitere Schritte. Als ich zu meiner Linken sehe, erkenne ich Dylon und Luna schon. Also auch Luna… Hat etwa ganz Hogwarts für sie das Jahr wiederholt, oder was? Aber gut… Das ist bloß ein weiteres Vorteil für mich. Ich kenne all ihre Stärken und Schwächen, die viel bedeutsamer für mich sind. Und das habe ich nur Amelia zu verdanken.
Irritiert starrt der Braunhaarige mich an: „Wer bist du denn?“
„Das versuche ich auch gerade herauszubekommen.“
Kalt sehe ich in Dylons Augen, die mich neugierig mustern. Anscheinend ist er völlig über seine Adoptivschwester weg, aber das ist verständlich. Die Beiden waren schon so oft so lange von einander getrennt, dass es ihm nichts ausmachen kann. Bestimmt hat er sie schon vergessen.
Wenn ich das Amelia erzähle, wird sie noch schwächer und ich kann meinen Trumpf hier in Hogwarts ausspielen.
„Tatjana Unique Kingston.“, gebe ich kurz und knapp von mir.
„Was?“, bekommt Dummesel Nummer eins von seinen dämlichen Lippen. Was anderes kann man von Dylon ja auch kaum erwarten.
Verführerisch werfe ich meine Haare zur Seite, bevor ich ihn kaltherzig angrinse: „Mein Name.“
Ohne auf ihre Reaktionen zu warten, gehe ich blind links durch den Raum und setze mich genau neben Harry Potter hin. Oh ja… Amelias Bruder, der sich ihr gegenüber nie wirklich wie ein Bruder, sondern eher wie ein Freund, benommen hatte.
Sein Blick fällt über mich, doch schweigt er. Wir haben mit Severus Snape, also mit dem Doppelverräter, Unterricht. Hätte er damals nicht ihr Leben gerettet, wäre Voldemort bereits tot und ich würde nicht existieren. Ein Glück, dass er seine Treue unter Beweis stellen musste. Ich hätte ihm aber auch nicht vertrauen. Und das alles nur wegen Lilly Potter… Besser gewesen, hätte der dunkle Lord mit ihrer Ermordung gewartet.
Der Professor fängt mit seinem Unterricht an, während ich nur mit meinen Augen arrogant durch die Klasse gehe. Ziemlich viele, die man kennt, aber auch viele, die man nicht kennen sollte. Schade, dass Adam keine Nachforschungen betreiben konnte. Dann wäre alles so viel einfacher gewesen.
Als auch diese Stunde an mir vorbeizieht, bleibe ich erstmal grinsend sitzen. Dass sich Malfoy und Snape nicht mehr an mich erinnern können. Dabei hat Snape doch in Amys Gedanken rumgewühlt und mich im Spiegel entdeckt, während Malfoy bei Nahe von mir umgebracht wurde. Auch Blaise hätte ich mit einem Spruch ausschalten können, aber sie sträubte sich dagegen. Schade, dass sie damals noch so stark war.
Ich hätte alles mit einem Male beenden können, aber damals war sie halt noch so dumm. Gut, dass sie es endgültig aufgegeben hat gegen so eine starke Macht wie mich anzukämpfen. Es war wirklich klug von ihr, dass sie sich mir freiwillig stellte. Es hätte sonst für sie unschön werden können.
Ich kontrolliere jede Bewegung Snapes, während ich meine Hände unter meinem Kinn falte. Und er war damals ein Todesser? Er kann doch gar nichts. Wenn er wirklich einer war, dann hätte er es sofort bemerkt. Die dunkle Aura, die ich ausstrahle, ist einem Todesser ebenwürdig, wenn nicht sogar überlegen.
„Müssen Sie nicht zu ihrer nächsten Stunde, Miss Kingston?“
„Kann sein.“, zucke ich nur ausdruckslos die Schultern und grinse ihn eindringlich an.
Genervt verdreht er seine Augen: „Sie sollten sich beeilen um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen.“
„Und was, wenn es mir egal wäre?“, provoziere ich ihn bewusst und mein Grinsen wird breiter.
Aber Amyleins Retter bleibt ruhig und besonnen: „Wie wäre es dann mit nachsitzen?“
Seine Miene ist unverändert und sofort merke ich, dass es nichts bringt mit ihm etwas zu spielen. Snape ist ein totaler Spielverderber. Dann ist Malfoy sogar noch ein besserer Spielkamerad!
Enttäuscht stehe ich auf und gehe kopfschüttelnd an ihm vorbei: „Sie sollten aufpassen.“
Snape dreht sich sofort zu mir um und seinen skeptischen und eindringlichen Blick entgeht mir nicht.
Kurz bleibe ich stehen und schließe kalt die Augen.
„Auf sich und ihre Gesundheit, meine ich.“, warne ich ihn bedrohlich, „Es wäre doch schade, wenn sie auf einmal wegen einen tragischen Unfall ihr Leben lassen müssten, oder?“
Sein Blick überrascht mich nicht, als ich ihn noch einmal kalt und vernichtend in die Augen sehe, bevor ich mich zur Tür wende und durch diese verschwinde. Mit dem werde ich doch alle Male fertig. Ich bin schließlich ein Profi in meinem Fach.
Ruhig und gleichgültig beschreite ich die Tür zur Hölle, als Draco genau vor mir steht.
„Mach Platz.“
Ein selbstgefälliges Grinsen schleicht sich über meine Lippen: „Du scheinst ja ziemlich rebellisch zu sein, dass du mich wie einen Hund behandelst. Aber in dieser Sprache müsste ich mich jetzt hinlegen. Oder wolltest du das etwa?“
Der Blondschopf vor mir hat doch wirklich den Mumm dazu mich wie ein untergeordnetes Tier zu behandeln? Der kann etwas erleben! Er ist doch der Aufsässige, der in der Nahrungskette ganz unten steht und nicht ich, die über alles die ausreichende Macht verfügt.
Ich könnte alles tun, wenn ich es nur wollte. Und das werde ich ihnen auch zeigen! Ob sie danach noch immer ihre Klappe so weit aufreißen, werden wir ja dann noch sehen. Ich glaube nicht mal, dass sie noch laufen können, wenn ich mit ihnen fertig bin.
Bei diesem Gedanken muss ich düster grinsen.
„Na klar. So sehr, dass ich mich gleich übergeben muss.“, kläfft der Hund mich biestig an, „Also, lässt du mich durch oder muss ich dich erst aus dem Weg räumen?“
Er sieht mich bedrohlich an. Och, habe ich jetzt Angst. Ich sollte ihm mal einen Maulkorb kaufen, dann ist er vielleicht nicht mehr so widerspenstig. Aber das vergeht ihm bald auch noch…
Mit den nötigen Druckmitteln klappt das alles schon. Seine Schwäche auszunutzen, wird mir eine große Freude bereiten. Vor allem weil es mit Amelia zu tun hat. Aber so weit bin ich noch nicht.
„Aus dem Weg räumen?“, grinse ich den Slytherin gefühllos an, „Versuch es doch, du Missgeburt.“
„Was wagst du dich-„
„Reg dich jetzt nicht so künstlich auf, nur weil jemand mal die Wahrheit sagt.“, gehe ich arrogant an ihm vorbei. Darauf ernte ich seine vernichtenden Blicke. Ach, wie ich es doch liebe…
Unbeirrt setze ich mich zu Luna und Dylon, die mir misstrauen. Sehr vorsichtig sind sie… Aber das brauchen sie doch gar nicht. Ich bin doch ganz lieb und werde ihnen nichts tun. Auf jeden Fall vorerst.
„Wehe du tust ihnen etwas an.“
Meine Lippen formen sich zu einem selbstsicheren Grinsen. Natürlich nicht, Süße.
„Ich meine es ernst!“, schreit die schrille Stimme mich an. Ich bleibe aber ruhig und genieße dieses Machtgefühl in mir. Und wie willst du mich davon abhalten, hm? Du hast mir doch deinen Körper zur Verfügung gestellt. Weißt du nicht mehr?
Sie faucht mich jetzt an: „Genau. Und deshalb kann ich dir diese Erlaubnis auch wieder entziehen, Missstück!“ Wieso muss man immer so übertreiben?
Amylein will mich also davon abhalten, was? Das bekommst du doch sowieso nicht hin.
„Du solltest mich nicht unterschätzen.“
Tse… Das werden wir ja noch sehen, wer wen unterschätzt. Du bist zu schwach, als dass du mir irgendetwas anhaben könntest, Kleene.
Die Stimme in meinem Kopf verschwindet und schon wieder gewonnen. Sie macht mir alles auch immer und immer wieder zu einfach. Aber wenigstens ist sie nicht ganz auf dem Kopf gefallen. Nur Kluge verstehen, dass sie keine Chance gegen ein Genie haben.

Endlich Mittagspause… Da kann ich endlich den ersten Schritt meines Planes vollziehen.
„Setz dich doch zu uns, Baby.“
Elegant lasse ich mich auf dem Stuhl zwischen Blaise und einen knurrenden Draco nieder.
Ich falte meine Hände, bevor ich mein Kinn darauf bette. Mein Blick analysiert Amys Freunde, die bei den Gryffindors sitzen. Dort sitzen Harry, Ron, Hermine, Ginny, Luna, Dylon und Seamus.
Ich vertraue ihnen nicht. Die sehen mich schon so seltsam an. Ob sie wissen wer ich bin?
„Denkst du noch immer an sie, Draco?“
Jetzt wird es interessant. Sofort schiele ich zu dem Blonden, der nachdenklich auf seine Tasse sieht: „Wie sollte ich sie auch vergessen?“
„Wir haben sie ein Jahr nicht gefunden.“, seufzt sein bester Freund verzweifelt, „Sie will nicht gefunden werden und deshalb werden wir sie auch nicht finden können. Wir haben es bereits das gesamte letzte Schuljahr versucht und müssen deshalb noch mal wiederholen. Es reicht mir langsam wirklich, Draco! Wir können nichts für sie machen, wenn sie es nicht will.“
Das ist doch die reinste Lüge. Sie könnten, wenn sie es nur wollten. Und wieder etwas, womit ich Amy verunsichern kann. Ich liebe Hogwarts schon jetzt.
„Von wem spricht ihr?“, frage ich ahnungslos nach. Wäre ich keine gute Schauspielerin, würde es ab jetzt für mich problematisch werden.
„Von Amelia Naliah Potter.“
Ach, das hätte ich ja jetzt nicht gedacht…
Erneut knurrt Draco und langweilt mich sichtlich damit. Hat der nichts anderes drauf? Und der ist ihr Lover? Ich kann es noch immer nicht glauben… Was für einen grässlichen Geschmack! Da würde Dylon ja noch besser sein. Aber ich muss ja nicht entscheiden…
Kurz nicke ich und bin gespannt wie sie jetzt reagieren werden: „Ach die. Anfangs wollte ich nicht glauben, dass sie eine Todesserin wurde, bis ich es mit eigenen Augen sah. Sie wurde wegen ihres Scheiterns von dem dunklen Lord persönlich umgebracht.“
Sofort sehen mich die Beiden mit geweiteten Augen an. Und schon habe ich das Schicksal verändert und ihr Leben zerstört.
„Das glaube ich dir nicht!“, springt Malfoy voller Selbsthass und Angst auf, „Du lügst!“
In seinen Augen kann ich vereinzelte Tränen erkennen. Och wie süß… Jetzt fängt der Kleine auch noch zu weinen an. Es macht wirklich einen Riesenspaß ich zu sein.
Er läuft aus der großen Halle und ich sehe ihn mit großem Desinteresse hinterher.
„Das hättest du ihm nicht erzählen sollen.“
Nickend sehe ich in dunkle Augen: „Scheint so, als würde ich noch eine Menge lernen müssen.“
Er nickt, bevor er mit Nachdruck und Angst in der Stimme nachhakt: „Sagst du die Wahrheit?“
„Oh ja.“
Ich verstecke mein schadenfrohes Grinsen unter meinen Haaren, als ich in seinen traurigen Augen sehe. Der Plan funktioniert. Und wie er funktioniert!

Nach dem Essen, das ich nicht angerührt habe, gehen wir zu unserem nächsten Fach. Wir haben mit dem alten Slughorn Zaubertränke. Das er überhaupt noch lebt, ist ein Wunder…
Provozierend setze ich mich zum angeschlagenen Draco Malfoy, wessen Blick auf seine Hand haftet. Neugierig mustere ich diese, als ich dort überall Wunden vorfinde. Er scheint wirklich alles versucht habe um sie zu retten.
Nur zu dumm, dass ich bereits seit einem Jahr in diesem Körper wohne und meine Kraft somit über das Haus ausbreitete. Das Einzige, was er bekommen konnte, waren Verletzungen dritten Grades.
„Ihr werdet, so wie ihr jetzt sitzt, mit euren Nachbarn zusammen arbeiten.“
Darauf freue ich mich schon den ganzen Tag. Es wird ein wundervolles Lichtspiel der Farben werden.
Gelangweilt bereite ich mit Malfoy die Zutaten vor und gebe ihm diese an. Ohne dass er wirklich aufpasst, was er da gerade in den Zaubertopf wirft. Ein weiterer Vorteil für mich. So kann ich eine kleine explosive Mischung hervorheben.
Gerade als der Slytherin einen Spruch auf dem Trank belegen will, passiert es.
Alle anderen Zaubertränke explodieren und nur seines nicht. Alle in verschiedenen Farben und somit sieht es wie ein kleines Feuerwerk aus. Auch wenn ich Farbenfrohes hasse, das sieht wirklich gut aus.
Slughorn dreht bei Nahe durch und der Blonde neben mir schielt skeptisch zu mir. Ich bleibe als Einzige mit ihm ruhig und gähne gelangweilt.
„Was sollte das?“
Ich spiele die Ahnungslose und sehen zu ihm: „Was meinst du, Süßer?“
„Du hast doch damit irgendetwas zu tun, oder?“, entblößt er meine Tarnung, doch mir soll es nur recht sein.
Grinsend zucke ich mit meinen Schultern: „Wie du meinst.“
Meine Hand streift bewusst seine, doch er zieht sie bloß zurück: „Fass mich nicht an!“
„Es tut mir leid wegen Amelia.“, werde ich einfühlsamer. Jetzt werde ich versuchen ihn ein bisschen zu verführen um Amy nur noch mehr Schmerzen zu verursachen.
„Dir tut doch gar nichts leid.“
„Oh doch“, blicke ich ehrlich in seine Augen, „Ich hätte es dir einfühlsamer beibringen müssen. Weißt du, ich wollte sie noch retten, aber…“
Ich schüttle traurig und verbittert den Kopf. Somit verfalle ich in Selbstmitleid: „Es ist alles meine Schuld.“
Anstatt etwas zu sagen, steht er einfach grummelnd auf: „Ich kann mir dein Gesäusel nicht mehr länger anhören.“
Ach… Er steht nicht auf so etwas? Dann hat mich Amy also belogen… Vielleicht sollte ich dann etwas anderes versuchen. Es ist zwar gewagt, aber ich muss ihr ein wenig ihrer Kraft zurückgeben. Aber nur fürs Erste. Bis er mir wirklich vertraut…
Und das wird schwerer werden als gedacht. Aber gut, dass bekomme ich auch noch hin.
Als der Unterricht für heute endlich zu Ende geht, treffe ich auf die Gryffindors.
„Hey, Leute!“, strahle ich Amys Freunde an, „Wollen wir irgendetwas zusammen unternehmen?“
„Klar.“
Damit gehen wir zusammen ins Dreibesen und ich freunde mich mit ihnen an.

Jetzt bin ich bereits sechs Wochen hier und alle vertrauen mir blind. Es wird einfach werden meinen Auftrag zu erfüllen und Hogwarts untergehen zu lassen.
Nur Malfoy und Snape begegnen mir noch mit misstrauischen Blicken. Aber das soll auch so bleiben. Außer einmal, wo ich Amys große Liebe stehle und für meine finsteren zwecke benutze und das soll genau heute geschehen.
„Morgen.“
Wenn nicht dieser blöde Finnigan an meinen Fersen haften würde…
Lächelnd begrüße ich ihn, bevor ich mich ohne Umschweife zum Arschloch aller Zeiten aufmache. Und als ich um die Ecke biege, liege ich schon in seinen Armen.
Grinsend schmiege ich mich an ihm, doch ihm widert es nur an, weshalb ich Amys Charme auf ihn projiziere. Verwirrt sieht er mich an und ich höre sein Herz heftig gegen seinen Brustkorb klopfen.
Verlegen lächle ich ihn an und trete einen Schritt zurück: „Tut mir leid. Ich wollte nicht-„
„Schon gut.“, meint er mit einem bestimmten Glitzern in seinen Augen, „Es war meine schuld.“
Ohne ein weiteres Wort dreht er sich um und setzt zum Gehen an, als mir mein eigentliches Anliegen wieder einfällt: „Warte!“
Der Slytherin bleibt stehen, macht aber keine Anstalten sich mir zu zeigen.
„Können wir noch einmal neu anfangen?“, frage ich mit holpriger Stimme, „Ich meine, wir hatten einen etwas misslungenen Anfang, nicht?“
„Du hast recht.“, sind seine einzigen Worte, bevor er sich mit schnellen Schritten von mir entfernt. Geht doch… Grinsend werfe ich meine Haare nach hinten und mache auf dem Absatz kehrt.
Wenn das so weiter geht, dann kann ich im nächsten Monat bereits die Schule übernehmen und alle in Schrecken und Angst versetzen.
Zufrieden mit mir selbst stolziere ich den langen Gang entlang. Als ich die Türe öffne und den Slytherin Gemeinschaftsraum betrete, fühle ich eine gewisse Aura. Und sie vertraut mir noch immer nicht… Ich verdrehe meine Augen, bevor ich mich ignorant auf den Sessel niederlasse.
„Dass du deine Zeit hier genießt, war uns ja schon bewusst, aber dass du dir mit deinen Taten Zeit lässt, ist uns neu.“
„Bella“, belehre ich sie eines Besseren, „Ich kann nicht arbeiten, wenn jemand mich beobachtet.“
Mein Blick bleibt still ans Kaminfeuer gehaftet, als sie aus der Ecke kommt und sich mir nähert.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich eine schwarze Tracht, die sie doch nicht wirklich trägt, oder? Ich ziehe meine Augenbrauen hoch, bevor ich sie mustere. Oh doch, das hat sie!
„Was soll dieser Aufzug?“
Elegant schreitet sie an mir vorbei und nimmt sich einen der daliegenden Süßigkeiten: „Man soll mich doch nicht erkennen, Jana.“
Die Todesserin steckt sich den Riegel in den Mund und kaut ihn langsam aber sicher, bevor sie ihn runterschluckt.
„Ich werde schon noch den Auftrag erfüllen.“, meine ich ausdruckslos, bevor ich sie skeptisch ansehe, „Übrigens die Süßigkeiten würde ich nicht essen. Wer weiß wie lange sie da schon stehen. Nachher bekommst du noch sonst welche Krankheiten, Bella.“
Sofort beginnt Bella zu husten an und ich lehne mich bloß kopfschüttelnd zurück und mustere meine Fingernägel. Sie sind schwarz, so schwarz wie meine Seele.
Als sie sich wieder beruhigt, macht sie es sich auf die Sessellehne gemütlich: „Der dunkle Lord bezweifelt es.“
Also hat er es auch schon bemerkt…
Ich spiele die Ahnungslose und sehe sie unschuldig an, bevor sie weitererzählt: „Er bezweifelt deine Treue an ihm wegen deiner zweiten Seite. Die gute Amelia wird mit jedem Tag stärker und du kannst nichts dagegen tun.“
Denkt sie wirklich, dass ich es nicht mitbekomme? Ich weiß zwar nicht woher sie diese Kraft hernimmt, aber ich schaffe es schon sie in ihre Schranken zu weisen. Sie ist zwar meine bessere, aber auch somit die schwächere Hälfte von mir.
„Ich schaffe es schon.“
Sie nimmt Schwung und kommt mit ihren Füßen unten auf: „Ich hoffe es auch für dich. Sonst wird nicht nur Amelia sterben. Verstanden, Jana? Er verlässt sich auf dich.“
„Sie kommen.“, gebe ich ihr Bescheid, bevor ich meine Tasse Vielsafttrank zu meinem Mund führe und einen gewaltigen Schluck von diesem zu mir nehme.
Die Tür öffnet sich und Draco gefolgt von Blaise treten herein. Als sich seine und meine Augen treffen, entsteht eine Art magische Bindung. Alles schreit in mir Amelia rauszulassen, doch ich ignoriere es und trinke weiter mein Gebräu.
„Hallo, Tatjana.“, räuspert er sich, bevor er schnell an mir vorbeigeht. Er hat eine gute Selbstbeherrschung dafür, dass ich in seinen Augen wie Amelia bin. Aber so schlimm quäle ich ihn doch gar nicht, dass er sich jetzt in seinem Zimmer verbarrikadiert.
Schwächlinge… Alles samt Schwächlinge hier. Da wird man selbst noch weich.
Entschlossen stehe ich auf. Man hält es hier nicht mal eine Sekunde länger aus. Aber Bella hat recht, ich sollte mir nicht mehr so viel Zeit lassen und endlich mit dem weiteren Schachzug beginnen.
Und genau deshalb folge ich Malfoy. Dieser bemerkt mich erst, als er in seinem Zimmer angekommen ist. Mit meinen Augen mustere ich das Zimmer, was mich beachtlich erstaunt. Man muss man besessen von einer Person des anderen Geschlechtes sein… Und das alles nur wegen der kleinen Amelia.
Gar nicht so schlecht… Und die ganzen Bilder hat er alle in einem knappen Dreivierteljahr geschafft von ihr zu schießen? Oder wie hat er das auf die Reihe gebracht? Ach… Ich will gar nichts Näheres erfahren.
Gerade als er mir unbewusst seinen nackten Oberkörper präsentieren will, bemerkt er mich und streift sein Hemd wieder über sich. Wütend dreht er sich zu mir um, als ich nur sanft lächle.
„Was machst du hier?“
„I- ich“, stammle ich ertappt vor mir hin, „Ich weiß nicht.“
Der Slytherin legt seinen Kopf schief und sieht mir misstrauisch in die Augen: „Du weißt es nicht?“
Leicht schüttle ich den Kopf, als ich auffällig nervös mit meinen Haaren rumspiele: „Ich wollte dich sehen.“
Auf diese Tour werde ich bestimmt so an mein Date kommen und ihn mit einem der unverzeihlichen Flüche aus dem Weg schaffen. Mit Amelias Wirkung auf mich erleichtert es und ich kann mich wichtigeren Dingen wie Dumbledore und Snape widmen.
„Wir sind uns doch gerade erst vor ein paar Minuten begegnet.“
„Ich weiß.“, gebe ich schüchtern zu, „Aber ich- ich weiß auch nicht. Ich sollte lieber gehen.“
Somit drehe ich mich knallrot um und gehe langsam aber sicher zur Tür. Kurz bezweifle ich, dass es klappte, doch dann grinse ich hochnäsig.
„Warte!“, somit bleibe ich stehen und drehe mich fragend zu ihm um. Seine Muskeln spannen sich an und er ringt wieder einmal mit sich selbst. Wenn er wüsste, dass ich ein Teil Amelias bin, was würde er sagen? Würde er dann noch immer so zögern?
Dann seufzt er und gibt sein schlechtes Gewissen auf, als er in meine trügerischen, doch für ihn in sanfte und verliebte Augen sieht.
„Willst du mit mir ausgehen?“
Gute Entscheidung. Kurz überlege ich und nicke dann: „Gerne doch.“
Auch er lächelt, bevor er an mir vorbeigeht. Kurz als er den Raum verlässt, ruft er mir noch etwas zu: „Morgen hole ich dich um Punkt vier ab. Sei also pünktlich fertig.“
Müssen Männer immer diesen Befehlston drauf haben? Genervt verdrehe ich die Augen und hoffe, dass er wenigstens im Bett etwas taugt. Wenn nicht, dann glaube ich, dass ich mich danach übergeben muss…

Heute ist es endlich soweit. Der Tag des wunderschönen geplanten Amoklaufes und der wunderschön geplanten Übernahme von ganz Hogwarts. Und alle werden Draco die Schuld an den ganzen Morden geben. Somit bekommt wenigstens einer schon mal seine Strafe. Dort wird er bestimmt alles bereuen, aber es ist bereits zu spät.
Glücklich summe ich ein Lied vor mir hin, als ich mir mein Kleid zubinde. Schmerzen durchfährt mein Körper. Nein… Woher nimmt sie bloß diese Macht?
Ich falle durch ihre Kraft auf meine Knie und ringe nach Luft. Mein ganzer Körper zittert und brennt wie das Feuer selbst. Die Schmerzen drohen überhand zu nehmen, als sich ein Licht um mich hüllt. Nein! Ich werde es nicht zu lassen. Du wirst den Körper nicht übernehmen können. Niemals!
Schnell greife ich zum Vielsafttrank, den ich Ex austrinke. Als es sich etwas wieder beruhigt, lasse ich mich geschafft auf den Boden fallen.
„Habe ich dir nicht gesagt, dass du nichts dagegen machen kannst?“
Langsam glaube ich wirklich, dass Bella nur als Babysitter engagiert wurde. Dabei braucht sie selbst einen, nachdem sie aus Askaban fliehen konnte. Und das ist schon Jahre her.
Als ich kalt hochsehe, steht dort die Braunhaarige vor mir. Ich schnaube verächtlich, bevor ich mich nach einem Moment der Ruhe wieder gefasst habe und mich aufrecht hinsetze: „Und ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich nicht arbeiten kann, wenn mir jemand dabei zusieht.“
Sie überreicht mir einen weiteren Vielsafttrank, den ich dankend annehme. Ich trinke ihn genüsslich, während sie mich etwas anfährt: „Hätte ich dich nicht eben beobachtet, hätte ich dich nicht mit Vielsafttrank versorgen können. Außerdem habe ich dich eben mit meinem kleinen Neffen gesehen.“
Und jetzt fängt sie wieder an mich damit aufzuziehen.
„Du wirst doch nicht etwa weich, oder Jana?“ Den provokanten und sarkastischen Unterton kann selbst ein Tauber nicht überhören. Mit diesen Worten kichert sie wieder so grässlich und ich weiß wieder, warum ich etwas zögerte, als mich Voldemort fragte, ob ich eine Todesserin sein wollen würde.
Kurz ziehe ich eine Grimasse, bevor ich wieder die eiskalte Killerin spiele: „Ich werde nicht weich. Das gehört alles mit zum Plan?“
Die Todesserin feixt jetzt etwas: „Also auch dass Amelia dich unterdrückt?“
Ein vernichtender Blick meinerseits ist ihre Antwort, als sie mich weiterhin verhöhnt: „Oder meintest du mit ‚alles’, dass der gute Snape verdacht schöpft?“
Ich verdrehe meine Augen und stehe auf. Klar, als wenn ich das mit einkalkulieren konnte… Manchmal zweifle ich wirklich an Bellas Verstand. Ach ja, stimmt ja… Sie hat ja gar keines! Ich vergaß es total. Sie ist schließlich nur eine dumme arme Irre, die alles immer töten und umbringen will. Dass sie die Selbstbeherrschung bei Amy nicht verlor, ist noch immer einer der Weltwunder.
„Ich kann es nicht fassen. Die kleine Miss Perfect hat doch wirklich einen Fehler begangen!“
„Merk dir das, ein Profi macht keine Fehler.“, knurre ich sie warnend an, „Und wenn du es besser könntest, hätte der dunkle Lord sicherlich DICH für diese wichtiges Mission ausgesucht und nicht MICH. Also tu nicht so, Bellatrix Lestrange!“
Man kann ihr die Wut und den Neid deutlich ansehen. Sie steht sogar kurz davor auszurasten.
Gerade so kann sie sich noch beherrschen und ich weiß, dass jede weitere Antwort tödlich sein kann, weshalb ich meinen Mund dieses Mal geschlossen halte.
„Wenn du wirklich ein Profi wärest, dann wären diese Fehler niemals aufgetreten.“
Man kann es sehen wie man es will… Aber ich bin die Beste und das werde ich auch auskosten. Nur weil sie neidisch ist, braucht sie nicht solche Worte zischen.
Sie ist eine noch miesere Schlange, als die Schlange selbst. Selbst Voldemort benutzt nicht ihr Vokabular, weil er auch zu sehr Angst vor den Folgen hat. Ich bin halt zu mächtig für alle. Und deshalb werde ich am Schluss die Einzige sein, die in diesem Spiel überlebt.
Nach diesen Worten löst sie sich beleidigt in Luft auf und ich kann mir endlich mein Kleid richtig anziehen.
Als ich in den Spiegel sehe, widert mich das schwarze Kleid an und ich ziehe mich um.
Es dauert etwa eine und eine Dreiviertelstunde bis ich mit meinem Aussehen zu frieden bin. Ich sehe in den Spiegel und mustere die Person in diesem.
Die junge Frau hat glatte lange schwarze Haare und schwarze Augen, die nach innen immer blutroter werden. Ihre Haut ist blass, ja bei Nahe schon weiß. Sie hat sich die Augen sehr stark schwarz geschminkt und ihre Lippen sind blutrot. Ihr Gesicht ist perfekt proportioniert und ihr Blick ist leblos.
Sie trägt ein wunderschönes langes dunkelrotes Kleid, das ziemlich teuer und aufwendig ist und den Aspekt wiedergibt, dass die Person im Spiegel ein Goth sein muss. Das Kleid besitzt keine Träger und ist am Bauch wie an der Brust ziemlich enganliegend.
Der Rest des Kleides ist ziemlich breit. Ihre Schuhe sieht man durch das lange Kleid nicht und ihre Kette ist ein schwarzes Kreuz mit einem blutroten Rubin in der Mitte. Rote kleine Rubine sind ihre Ohrringe und sie trägt einen rotschwarzen Schleier um ihre Schultern.
Oh ja… Das bin ich! Und ich finde es gut so.
Die Schmerzen kommen wieder und mein Herz pocht so schnell, dass ich denke, ich bekomme einen Herzinfarkt. Mein Atem geht schnell und langsam aber sicher verändert sich die Person im Spiegel. Kann es sein? Bin ich etwa so schwach?
Es klopft an der Türe und Amelia drängt mich ganz weg.

Endlich habe ich die Kontrolle über meinen Körper wieder. Aber wieso? Überrascht sehe ich in den Spiegel und erkenne die trostlose Person meiner selbst in diesem. Dabei habe ich nicht an Kraft gewonnen. Hat Tatjana etwa an Macht verloren? Nein…, oder?
Es wäre die einzig logische Erklärung dafür.
Als ich die Person im Spiegel mustere, überlege ich stark warum ich meine alte Uniform anhabe. Seltsam…
Die Türe öffnet sich und ich drehe mich um. Es erinnert mich sehr an einem Traum, den ich nach dem ersten unverzeihlichen Fluch hatte. Ob es die Zukunft war?
Meine Augen weiten sich, als ich vor mir Draco Malfoy sehe.
„Amelia?!“

16. Gefühle, die mich fest im Griff haben

„Amelia?!“
Sprachlos sehe ich in seine grauen Augen. Für den ersten Moment ist auch er regungslos, doch dann läuft er auf mich zu und umarmt mich so, als würde es unser letztes Mal sein.
Heiße Tränen fließen meine Wangen hinab. Leicht erwidere ich die Umarmung und nehme seinen Geruch tief in mir auf.
„Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren.“ Seine Stimme zittert und ich spüre wie sein Brustkorb bebt. Ich habe alles vermisst, einfach alles…
Dann spüre ich wie er sein Gesicht in meine Haare vergräbt und ich vernehme ein Schluchzen von ihm. Erschrocken und unbeholfen drücke ich mich enger an ihn und schließe zitternd meine Augen. Es tut mir so leid, Draco… All die Schmerzen, die ich dir zufügen musste. Ich wollte dass einfach nicht, aber ich konnte nicht anders um dich zu schützen. Verstehe das doch bitte…
„Bitte bleib bei mir.“, höre ich zwischen seinen Tränen verängstigt, „Ich will dich nicht erneut verlieren.“
Als wir nach einer halben Ewigkeit unsere Umarmung lösen, legt er eine Hand in meinen Nacken, damit ich in seine wundervollen grauen Augen sehe. Kurz darauf liegen seine Lippen auch schon auf meine. In diesem kurzen und doch wundervollen Moment verfliegen meine Unsicherheit und meine Ängste. Alles was bleibt, ist Sicherheit und Liebe.
Als sich Draco von mir löst, sehen wir uns lange in die Augen, bevor er mich sanft anlächelt: „Ich wusste, dass du noch lebst.“
Meine Augen verengen sich und ich lege fragend den Kopf schief. Wieso dachte er, dass ich-
„Er wollte dich betrügen.“, höre ich Tatjanas Stimme in meinem Kopf. Für einen kurzen Moment setzt mein Herz aus, doch dann beruhige ich mich wieder. Wieso sollte ich dir noch glauben schenken?
„Weil ich du bin.“, versucht sie mich einzulullen, „Er wollte mich gerade für unser Date abholen.“
Ich balle meine Hand zur Faust und meine Miene verändert sich drastisch. Enttäuschte Blicke treffen dem Slytherin.
Dann ist auch er verwirrt: „Was hast du?“
„Was meintest du mit diesem Satz eben?“
„Welchem-„
Was soll das ganze nur bedeuten?
Ich schneide ihm mit einer Grimasse die Worte ab. Zuerst sehe ich ihn tödlich an, doch dann stelle ich mich auf Zehenspitzen und küsse ihn sanft. Draco zögert zuerst, doch dann erwidert er ihn und wird immer fordernder.
Egal was er gemacht hat, ich verzeihe ihm. Schließlich hat auch er mir meine Schandtaten verziehen.
Mein Kopf pocht, als Tatjana ihre Stimme gegen mich erhebt: „Du bist so weich, Amelia! Ich hätte wenigstens etwas Vernunft von dir erwartet! Er ist ein Arschloch!“
In diesem Moment ist mir alles Weitere egal. Ich will ihn und zwar genau jetzt. Und niemand kann mich daran hindern.
Er drängt mich immer weiter zum Bett. Seine Zunge spielt währenddessen mit meiner, während er meine Bluse öffnet und bei Seite wirft. Als ich an Dracos Hemd fuchtle, grinst er mich arrogant an, bevor er mich wie ein Gegenstand aufs Bett wirft. Zum Glück ist das Bett weich…
Während wir uns noch immer in einem sehr feurigen und leidenschaftlichen Kuss befinden, machen sich seine Hände selbstständig. Seine Hände berühren meine Haut und hinterlassen eine glühende Hitze. Er macht mich so wahnsinnig und raubt mir meinen letzten Funken Verstand.
Verführerisch sehen wir uns dabei in die Augen, während er meinen BH öffnet und genauso wie die Bluse auf den Boden wirft. Kurz mustert er mich, bevor er sich wieder meinen Lippen widmet. Währenddessen fahren seine Hände meine Seiten entlang.
„Er liebt dich nicht!“, versucht mich Tatjana zu beeinflussen, doch ich ignoriere sie weiterhin.
Dieser Moment ist zu kostbar für mich…
Mein Geliebter löst den Kuss auf und bearbeitet nun meinen Hals, den er mit sanften Küssen übersieht. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schließe genussvoll meine Augen.
„Und was ist, wenn Voldemort davon erfährt.“
Als er dann an meine Haut saugt, kann ich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Kurz öffne ich meine Augen und kann aus dem Augenwinkel heraus erkennen wie es ihm gefällt.
Sie hat recht! Voldemort darf das nicht erfahren! Aber mein Körper reagiert nicht auf mich. Super…
Als er mit seiner Hand meine Brust umfasst, schaltet sich mein Gehirn ab. Ich stöhne erneut auf, als er an meinen Nippel saugt.
Doch dann tauchen all meine Zweifel wieder auf und ich stoße ihn von mir. Angsterfüllt stehe ich auf und ziehe mir schnell meine Bluse wieder über.
„Amelia?“, versteht er nicht so ganz, als ich dieses seltsame Gefühl wieder in mir spüre. Mein Herz klopft wie wild und ich erdrohe zu ersticken.
Ohne ein Wort laufe ich aus dem Zimmer und renne in den Gemeinschaftsraum. Ich remple einfach alle während des Laufens an und renne einfach an Blaise, der mich verwirrt ansieht, vorbei.
Heiße Tränen laufen meine Wangen entlang. Wieso jetzt? Wieso gerade jetzt?
Erst als ich im Bad ankomme, werde ich langsamer. Ich bleibe vor dem Spiegel stehen und stütze mich mit meinen Armen am Waschbecken ab. Bevor ich in diesem sehe, ringe ich nach Luft und warte einen Moment, bis dieses Pochen vorbeigeht.
Als ich die Person im Spiegel genauer betrachte, zittern meine Hände. Diese Person hat schwarze lange Haare und rote Augen, die nach innen immer dunkler werden.
Warum musstest du das tun, Tatjana?! Danke auch!
„Zwar habe ich keine Kraft den Körper ganz zu übernehmen.“, meint sie mit einer arroganten und doch amüsierenden Blick, „Aber ich kann dein Äußeres einnehmen.“
Du mieses- Ich hole wutverbrannt Luft und balle meine Hände zu Fäusten.
Was muss Draco wohl jetzt von mir halten? Kurz wische ich mir die Tränen aus den Augen, bevor ich mich dann entschlossen umdrehe. Aber so kann ich deine Pläne durchkreuzen, Miststück.
Damit schreite ich kalt durch die Tür und gehe wieder zurück zum Gemeinschaftsraum der Slytherins. Dort höre ich von allen Seiten Getuschel, doch ich spaziere an ihnen, als wären sie Luft, vorbei.
In Tatjanas Zimmer angekommen, erkenne ich einen nachdenklichen Blondhaarigen, der sitzend auf dem Bett sitzt. Seine Hände hat er gefaltet und irgendwie scheint er sich dafür selbst die Schuld zu geben. Tut mir leid, Draco…
„Du bist schon hier?“, lächle ich verschmitzt. Als er mir in die Augen sieht, zucke ich leicht überrascht zusammen. Seine Augen durchbohren mich und erkennen mein Inneres, so fühlt es sich an.
„Amelia“, kommt es über seine Lippen.
Meine Augen weiten sich. Hat er mich erkannt? Weiß er es? Er darf es nicht wissen…
Ein grausamer Schmerz durchfährt mich und mein Handgelenkt pocht. Erst als ich es umfasse, spüre ich das dunkle Mal. Ich hätte ihr das niemals zugetraut, dass sie mich so benutzt…
Dann erklärt er es mir: „Du weißt etwas über sie, nicht wahr?“
Schnell sehe ich zur Seite. Was soll ich jetzt bloß antworten. Eine Schweißperle erblicke ich im Spiegel auf meiner Stirn. Wehe er bekommt es raus! Das würde das Ende bedeuten…
„Ich weiß nicht wovon du sprichst.“, versuche ich mich zu retten, aber seine Miene wird nur noch ernster.
„Weißt du das wirklich nicht?“, zieht mein Geliebter eine Augenbraue hoch, bevor er sich vom Bett erhebt und mir tief in die Augen sieht, „Amy ist am Leben. Sie ist nicht tot.“
Moment- Tatjana! Was hast du ihm erzählt?! Warum dachte er, dass-
„Wenn er auch so naiv ist und mir alles glaubt.“
Kurz atme ich tief ein, bevor ich ihm antworte: „Ach echt? Das freut mich aber.“
„Im Lügen bist du ja echt ’ne Niete, weißt du das?“
Man! Wenn man ein ganzes Jahr nicht mehr gelogen hat, dann verlernt man das, klar? Also urteile ich nicht, bevor du die ganze Wahrheit kennst.
„Du hörst dich an wie eine alte Oma.“
Erst als ich durchgeschüttelt werde, bemerke ich wieder alles um mich herum und erkenne graue Augen. Meine Schultern schmerzen, als ich endlich fühle wie mich starke Arme grob dort anfassen und mich rütteln. Was soll das werden?
„Sag mir sofort wo Amy ist!“
Ich bin Amy! Man… Langsam verwirre ich mich selbst. Diese Situation wird immer schlimmer. Da kann auch nur ein Wunder helfen…
Seine prägnante Stimme schallt in meinem Kopf immer und immer wieder. Plötzlich wird mir ganz kalt und mir wird schwummrig.
„Ich- ich bin-“, zu mehr komme ich nicht, als ich mein Gleichgewicht verliere und in die Dunkelheit abtauche.

„Wach auf!“, höre ich eine sorgvolle Stimme, „Amy!“
Ich spüre die Wärme, die mich umgibt und öffne die Augen. Mehrmals blinzle ich, bevor ich in graue Augen sehe.
„Draco.“, krächze ich vor mir hin.
Erleichtert streicht er mir vereinzelte Strähnen aus dem Gesicht. Lächelnd küsst er mich sanft auf dem Mund. So sanft kenne ich ihn sonst doch nicht… Was geschieht hier bloß? Moment- wie nannte er mich gerade?
Erschrocken setze ich mich auf und sehe um mich, als ich mich im Einzelzimmer wiederfinde. Die ganze Zeit habe ich nur einen Gedanken: Er darf es nicht raus finden! Und was ist wenn er es schon getan hat? Angst durchfließt meinen Körper und ich kann kaum noch still sitzen bleiben.
„Du bist manchmal so unberechenbar“, höhnt er mich ein wenig, „und doch manchmal so berechenbar.“
Seine Augen funkeln, bevor er seine Lippen zu einem arroganten Grinsen verzieht: „Du solltest nächstes Mal lieber nicht so wie ein auf geschrecktes Huhn durch die Gegend hüpfen.“
Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen. Und anstatt etwas Wichtiges zu fragen, schweife ich wieder vom Wesentlichen ab: „Seit wann hüpft ein Huhn? Außerdem sehe ich wie ein Huhn aus?“
Sein Brustkorb bebt und er lacht lautlos.
„Du bist wieder normal.“
Ein bisschen beleidigt sehe ich Draco an, bevor meine Selbstironie sich wieder mal einmal verständigt: „Normal? Ich und normal? Und wovon träumst du nachts? Warte, das Letzte will ich lieber nicht erfahren. Aber nur damit du das weißt, wenn ich normal sein soll, dann ist die Schule schon übernormal. Du musst wissen, dass die Normalität und ich verfeindet sind.“
„Schon klar.“, grinst er nur kopfschüttelnd, „Deshalb auch deine Hyperaktivität, was?“
Jetzt hat er es geschafft! Ich schmolle wie ein kleines Kind umher und verschränke meine Arme vor meinem Körper. Erneut lacht er. Ich ziehe meine Augenbraue in die Höhe und verziehe dabei ein verängstigtes Gesicht. Ich habe Draco noch nie lachen gesehen… Irgendwie ist es mir unheimlich…
„Du solltest dich mal richtig anziehen, bevor du wieder so einen Anfall hast und einfach davon läufst.“
Diese Bemerkung ignoriere ich ganz schnell und versuche nicht an eben zu denken. Mein Kopf soll nicht explodieren vor Röte. Nachdenklich stehe ich auf und sehe in den Spiegel.
Seltsamerweise bin ich wieder ich. Komisch… Aber was war hier schon normal? Hier ist doch immer alles seltsam. Nur dass es mich nicht verschreckt und mich noch immer überrascht, lässt zu wünschen übrig.
Er steht ebenfalls auf und schlingt seine Arme um meine Taille: „Was gibt es denn da so Schönes im Spiegel zu sehen?“
„N- nichts.“, stammle ich verlegen vor mir hin. Macht Draco das mit Absicht? Idiot…
„Das glaube ich dir nicht.“, flüstert er mir mit einem seltsamen Unterton ins Ohr, bevor er meine Halsbeuge küsst. Okay, ganz klar: Draco Malfoy hat sie nicht mehr alle! Seit wann behandelt er mich, als wäre ich- Er weiß es! Scheiße, er weiß alles…
Ich drehe mich panisch um, als er mich nur noch näher an sich ran zieht und mir in die Augen sieht: „Du hast doch keine Geheimnisse vor mir, oder?“
Er betont das ‚oder’ so sehr, dass ich schlucken muss. Es dauert einen Moment, bis ich meine Stimme wiederfinde: „Wieso fragst du? Sollte ich welche haben?“
Der Slytherin wird niemals von mir die Wahrheit herauskitzeln können. NIEMALS!
„Weiß nicht.“, sieht er mich zuckersüß an und säuselt seine nächsten Worte in mein Ohr, „Also, Schatzi? Hast du welche?“
Kurz tue ich so als wenn ich ernsthaft nachdenke, doch dann schüttle ich grinsend meinen Kopf: „Vielleicht.“
Ein wenig beleidigt sieht er mir jetzt in die Augen: „Ich habe keine.“
„Ach nein?“, ziehe ich die Augenbrauen hoch, während sich meine Augen verengen, „Wirklich nicht? Denk scharf nach, vielleicht fällt dir ja dann doch etwas ein.“
Wut steht deutlich in meinen Augen geschrieben. Will der mich verarschen, oder was? Malfoy hätte bei Nahe mit Tatjana ein Date gehabt und wer weiß in was das ausgeartet wäre!
Jetzt grinst er mich amüsiert und selbstgefällig an: „Gut. Vielleicht habe ich ja eins, aber das bekommst du nicht aus mir heraus, außer…“
Sein Grinsen wird breiter, als er mich erneut küsst. Nachdem wir uns wieder voneinander lösen, erzählt er mir seine Forderung: „Außer du erzählst mir dein kleines Geheimnis.“
Während des Satzes übersäht er meinen Hals mit kleinen Küssen. Dieser Idiot versucht es auch mit allen Tricks. Na gut… Wenn er es so will, kann er es haben!
„Der Deal ist fair.“, gebe ich grinsend mein Einverständnis, bevor er mich mit neugierigem Blick verfolgt. Ich löse mich aus seinem Armen und setze mich Luft ringend auf dem Bett hin, bevor ich ihm bedeute sich neben mir zu setzen. Dieser stillen Aufforderung kommt er nach und nimmt neben mir Platz.
Wir sehen uns tief in die Augen und ich frage mich schon warum Tatjana keine Widerworte gibt. Ob ich sie endlich vertrieben habe? Nein… Das glaube ich nicht. Sonst würde mein Handgelenk nicht mehr so pochen.
„Es geht um das Jahr, wo ich verschwunden war.“, fange ich an mit schwerem Herzen zu erzählen, „Ich war bei dem dunklen Lord und habe etwas schlimmes gemacht. Glaub mir, Draco! Ich wollte das nicht, aber- Du wirst mich danach hassen, ich-“
„Egal was du gemacht hast, meine Gefühle werden sich dir gegenüber nicht ändern, Amy.“, versichert er mir flüsternd.
Somit nehme ich meinen ganzen Mut zusammen und versuche nicht gleich vor Angst umzukippen: „Ich hatte ein Verhältnis mit Adam.“
Ängstlich beiße ich mir auf die Unterlippe. Sein Körper entspannt sich etwa und er lockert sich, bevor er mich belustigt ansieht: „Und davor hattest du Angst? Ich meine, es ist mir doch ganz gleich mit wem du schläfst-„
„Ich habe nicht mit ihm geschlafen.“
Lange sieht er mir in die Augen, bevor er mich selbstsicher angrinst: „Nicht?“
Leicht schüttle ich meinen Kopf, als er mich anstrahlt. Gott… Männer sind sowieso schon genug bescheuert, aber Malfoy muss es natürlich wieder mal übertreiben.
„Ich würde niemals mit einem Todesser schlafen.“, versichere ich ihm genervt. Manchmal- nein- IMMER zweifle ich an seinen Verstand. Hat er über einen? Oder noch wichtiger: Kann er ‚Verstand’ überhaupt buchstabieren? Okay… So dumm ist er nicht. Aber bei Dylon oder Blaise wäre ich mir nicht so sicher…
Draco beruhigt sich etwas, bevor er dieses Mal keine dumme Bemerkung von sich gibt, sondern noch einmal nachhakt: „Hast du nichts Wichtigeres, was du mir sagen willst?“
Ach, plötzlich ist es ja nicht mehr wichtig und interessant, dass ich was mit meinem Adoptivcousin hatte…
„Nicht das ich wüsste.“, lüge ich ihn mit einer festen Stimme an und sehe ihn dabei entschlossen in die Augen, „Aber du hast doch sicher noch etwas zu sagen, nicht? Oder willst du dich vor der Abmachung drücken?“
Ertappt grinst er mich an, bevor er mich sanft ins Bett drückt: „Glaub mir, ich habe es nicht vergessen.“
Und das soll ich ihm jetzt glauben, ja? Und? Was wird er mir sagen? Eine Ausrede oder die Wahrheit? Ich habe ja wenigstens die Wahrheit gesagt, obwohl man ‚Verhältnis’ nicht wirklich dazu sagen kann… Ich habe ihn im Glauben gelassen, dass ich Draco vergessen habe, damit ich ihn ausnutzen kann, aber das hat er leider schnell rausgefunden.
Er knabbert an mein Ohrläppchen und nur für einen Moment schaltet sich mein Verstand ab. Genussvoll schließe ich meine Augen und genieße es. Leise schnurre ich sogar, bis ich mich wieder besinne. Soll das etwa seine Antwort sein?
Ich stoße ihn von mir und verschränke unwillkürlich meine Arme vor meiner Brust: „Ich warte.“
„Na schön“, setzt er sich etwas in seinem Stolz gekränkt vor mir hin und grummelt etwas beleidigt vor sich hin, „Ich war bei dir und Dylon zu hause.“
Die Farbe meines Gesichts entweicht und meine Kinnlade klappt runter. Er war- WAS?! Ist der noch zu retten?! Hoffentlich haben sie noch keine Hochzeitseinladungen verschickt…
Sie warten schon so lange darauf, dass ich einem Mann bekomme. Sie haben schon seit ich klein war Sorgen um mich gemacht, da Dylon nicht für mich Sorgen könnte, wenn sie sterben würden. Und dann dachten sie daran, mich einem Mann zu versprechen, doch als sie mitbekamen wie ich mich dem anderen Geschlecht über benahm und auch dass Dylon damit nicht einverstanden war, starben ihre Hoffnungen.
Meine Eltern dachten, dass ich niemals wegen meiner ungestümen und ziemlich temperamentvollen Ader einen abbekommen würde und als ich damals einen Klassenkamerad wegen eines Projektes mit nach Hause brachte, planten sie bereits die Hochzeit und redeten über ihre Enkel. Und genau deshalb nahm ich nach diesem Vorfall niemanden mehr nach Hause mit.
Und jetzt… Jetzt beichtet er mir so etwas?! Verdammt… Ich habe ein mulmiges Gefühl im Bauch. Das darf doch nicht wahr sein!
Als er meinen starren Blick erkennt, grinst er und sein Blick ist eine Mischung aus Belustigung, Arroganz und Selbstverliebtheit. Typisch Draco Malfoy.
„Sie waren ziemlich nett zu mir.“, sieht er mich triumphierend an, „Ich wusste ja gar nicht, dass du noch Jungfrau bist.“
Oh bei Merlins- Verflixt und zu genäht! Dieser idiotische Malfoy macht mich wahnsinnig! Ich will gar nicht wissen, was sie noch so von mir erzählt haben… Da fallen mir noch tausend peinliche Situationen ein, die sie ihm hätten erzählen können.
Dann raunt er mir ins Ohr und es bereitet mir einen angenehmen Schauer überm Rücken: „Du warst ein richtig süßes Baby, weißt du das?“
Nein… Nicht im Stande etwas zu machen oder zu sagen, nutzt er die Situation um mich in einem atemberaubend schönen Kuss zu verwickeln.
Sie haben ihm meine Babyfotos gezeigt?! Wie peinlich… Und er macht sich auch noch darüber lustig!
Ich löse den Kuss und fahre ihn an: „Mach das nie wieder, klar? Die denken sonst nachher, dass-„
„Dass wir ein Paar wären?“, grinst er mich von sich eingenommen an und in seiner Stimme ist ein Hauch von Belustigung und Ernsthaftigkeit, „Sie nannten mich sogar ‚Schwiegersohn’. Deine Eltern scheinen mich schon sehr in ihr Herz geschlossen zu haben. Wir sollten sie lieber nicht enttäuschen, nicht?“
Der Blonde zwinkert mir überheblich und arrogant zu, weshalb ich nur entnervt seufze und aufstehe. Slytherins sind solche Idioten und ich bin auch noch in dem Oberidioten verknallt. Wieso eigentlich immer ich? Und schon wieder frage ich mich so einen Unsinn.
„Weil du auch nur so etwas von dir geben kannst.“, knurrt eine schwache Stimme in meinem Kopf. Wow… Du lebst ja auch noch, Tatjana! Dachte schon, du hättest endlich aufgegeben und wärest verschwunden.
„Ich und verschwinden? Du spinnst wohl. Ich habe mich bloß ein wenig ausgeruht.“
Sie nimmt langsam wieder an Kräften zu. Das bedeutet nichts Gutes für mich. Ich sollte das Gespräch schnell beenden, bevor ich mich nachher verwandle. Hat er das eigentlich gesehen? Ich meine, wie ich mich zurück verwandelt habe?
„Wenn ja, dann ist mein Plan ruiniert! Danke schon mal im Voraus dafür!“
Ich verdrehe meine Augen, bevor ich mich Richtung Türe bewege: „Ich muss gehen. Sonst wird der dunkle Lord-„
„Warte!“
Verwirrt drehe ich mich um. Bitte mache es mir nicht unnötig schwer, Geliebter.
Bevor ich noch etwas machen kann, umarmt er mich fest: „Geh nicht.“
„D- du verstehst nicht.“, versuche ich ihm klarzumachen, „Er wird es nicht begrüßen, wenn ich hier bleibe und ich will mir nicht ausmalen müssen, was er mit deiner Familie anstellt, Draco.“
Graue Augen sehen mich verletzt und sanft gleichzeitig an, bevor er egoistisch und dickköpfig wird: „Ich will aber nicht das du gehst.“
Er knurrt mich bei Nahe schon an. Muss er so verdammt hartnäckig sein? Wieso muss er genauso sein wie ich? Verdammt… Ich hasse dabei Herausforderung und er ist eine… Wieso tue ich mir so etwas überhaupt an?
„Ja, das habe ich mich auch gefragt.“
Aber dich fragt hier niemand, also sei still!
Die Stimme in meinem Kopf wird leiser, doch murmelt sie lange noch etwas Beleidigendes vor sich hin. Sie nervt wirklich… Seitdem sie eine eigene Persönlichkeit geworden ist, kann kein normaler Sterblicher sie aushalten und ich werde dazu gezwungen.
„Denk an deine Familie. Sie-„
„Ich kann sie beschützen, aber nur wenn du zur Vernunft kommst!“, unterbricht er mich mit einer extremen Lautstärke.
Traurig schüttle ich den Kopf, bevor ich ihn noch einmal auf den Mund küsse und mich umdrehe: „Wir Beide wissen, dass es nicht geht. Es ist viel zu riskant. Die dunkle Seite hat die Überhand übernommen. Es gibt keinen Weg zurück. Es tut mir so leid, Draco.“
Ich warte darauf, dass er mich zurückhält, doch er tut es nicht, als ich zur Türe marschiere. Traurig sehe ich zurück, bevor der Slytherin noch eine letzte Frage stellt: „Wann werde ich wiedersehen?“
„Ich weiß nicht, aber ich werde zurückkommen. Das verspreche ich dir.“
„Das nehme ich beim Wort, Amy.“, flüstert er mir mit heiserer Stimme zu.
Mit diesen Worten drehe ich mich um, als ich dann noch seine letzten ernsten Worte höre, die in mir eine Explosion auslöst: „Du musst wiederkommen, Amy. Ich liebe dich.“
Um nicht gleich nachzugeben, balle ich meine Hände zu Fäusten und verdränge mit größter Anstrengung meine Gefühle.
„Ich werde wiederkommen.“, sage ich entschlossen, bevor ich das Zimmer verlasse. Mit jeder Sekunde verstärkt sich das Gefühl, dass ich bleiben sollte. Ich setze einen Schritt nach dem Anderen und weiß jetzt was ich tun muss: kämpfen. Das ist das was ich tun muss um gegen Tatjana zu bestehen. Nur jetzt bin ich noch zu schwach dafür.
Draco, warte auf mich. Ich werde bald wieder und dann für immer bei dir sein.
Im Gemeinschaftsraum schreite ich einfach an sie vorbei, auch wenn viele von ihnen mich aufhalten wollen, gehe ich einfach weiter und blicke nicht zurück. Es würde mich nur noch mehr Zweifeln lassen. Jetzt bin ich schon genug vom schlechten Gewissen geplagt.
Es tut mir leid, Draco. Aber hätte ich dir meine Gefühle gestanden, dann hättest du mich niemals gehen gelassen und ich selbst wäre auch nicht gegangen. Aber ich muss gehen und das wissen wir Beide.
Als ich im Frauenbad ankomme, spüre ich bereits die Schmerzen, die meinen Körper einnehmen. Es fängt also schon wieder an. Ich ringe nach Luft und falle schutzlos auf die Knie. Hilflos versuche ich mich irgendwo festzuhalten, als die Schmerzen Überhand nehmen. Mein Herz flattert wie wild und Bilder sehe ich vor meinen Augen. Meine Freunde, sowie Draco sehe ich vor mir, bevor ich kraftlos mit meinem Kopf auf dem harten Boden falle.
Es ist dieses Mal anders als sonst. Irgendwie stärker…
Meine Sicht schwindet und ich habe nicht mal kraft laut aufzuschreien vor Schmerzen. Alles um mich herum dreht sich und alles was ich noch erkenne, ist eine rote Flüssigkeit, die sich ausbreitet, bevor ich in die tiefe Dunkelheit abtauche.

Als ich meine Lider aufschlage, muss ich durch das blendende Licht meine Augen wieder schließen. Nach einigem Blinzeln gewöhne ich mich an die Helligkeit und ich blicke um mich herum. Warum liege ich in meinem Bett? Bin ich umgekippt? Seltsam…
Dieses Mal wurde sie sogar schwer verletzt, als sie sich wieder in mich verwandelte. Und da sie ich und andersrum ist, wurde auch ich ohnmächtig. Das ist die einzige plausible Erklärung für den Vorfall.
„Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“
Die plötzliche Stimme lässt mich herum fahren, als ich in braune Augen sehe. Ich verdrehe meine Augen, bevor ich mich aufrecht hinsetze. Adam hat mich also hierher gebracht. Na dann ist ja gut…
„Da bist du wohl nicht der Einzige.“, gebe ich ihn brummend zu verstehen, bevor ich schmerzhaft mein Gesicht verziehe. Mein Kopf pocht so. Ich halte mir diesen und versuche normal zu wirken, obwohl ich im Moment sogar schwarze Punkte vor mir sehe.
Der Schwarzhaarige hegt jedoch kein Mitleid mit mir, aber das war ja auch von einem Todesser zu erwarten. Ich bin selbst einer, also muss ich das wissen. Das Einzige, was mich zu interessieren hat, ist meine Aufgabe und mein Plan. Aber dieses Vorkommnis…
Irgendetwas stimmte bei der Rückverwandlung nicht, aber was? Was war anders als letztes Mal? Hat sie sich etwa gewehrt?
Warum will mir dieses Ereignis einfach nicht aus dem Kopf gehen? Es sollte mir doch egal sein, solange ich diesen Plan- Ob es Amys schuld war? Nein… Irgendetwas hat da nicht gestimmt und ich werde es herausfinden! Denn wenn ich sterbe, war das hier alles umsonst.
„Du scheinst nicht bei der Sache zu sein, Jana.“
Gedankenverloren sehe ich zu Bella, die wohl schon länger in der Ecke verweilte. Ich schweige die Beiden an und lasse die Todesser sprechen und im Glauben, als würde ich aufmerksam zuhören. Dabei höre ich nur mit einem Ohr wirklich zu. Es interessiert mich nicht mal annähernd, als die Verrückte etwas Interessantes von sich gibt: „Die Nebenwirkungen scheinen ja dich ziemlich zu schwächen.“
Was für Nebenwirkungen? Wovon reden sie bitteschön?
„Ja.“, übernimmt jetzt Amys Adoptivcousin das Wort, „Als Amelia in die Kapsel stieg, gab es eine sehr seltsame Reaktion. Ich hatte mich bereits gefragt, warum es so lange makellos verlief. Aber jetzt zeigen sich die Nebenwirkungen und nehmen dich und Amy völlig ein. Hoffentlich wird es nicht so schlimm, dass…“
Er bricht ab, als er meinen neugierigen Blick bemerkt. Amelia ist in einer Kapsel- Was?! Und wieso wusste ich nichts davon?
„Sag schon!“, drängle ich ihn hektisch, „Was geschieht dann mit uns?“
Als er sich ergeben und mir sagen will, kommt Bella ihm zuvor: „Ihr könntet euch ins Nichts auflösen.“
Und warum wurde mir das nicht früher gesagt?! Dann hätte ich mich doch mit meiner Mission beeilt!
„Danke, dass ihr mir das gesagt habt.“, spiele ich theatralisch die Glückliche, wobei ich im nächsten Moment vor Wut nur so brodle. Ja, eigentlich fühle ich nur selten etwas, aber im Moment habe ich ziemlich viele Gefühle, die mich fest im Griff haben. Super…
„Kann es sein, dass du langsam Amys Gefühle übernimmst? Es klingt so.“, gibt mir Adam zu verstehen, „Nicht, dass es mir nicht gefällt, aber-„
„Ich empfinde NICHTS! Rein gar nichts und ich werde auch niemals etwas fühlen!“, fauche ich ihn schrill an, „Und ich habe nichts mit dieser schrecklichen Potter gemein, klar?!“
„Alles was du sagst.“, versucht mich der Braunäugige doch wirklich zu verarschen.
Ich springe auf und will ihn gerade vor Hass an die Kehle springen, als mich Bella dabei unterbricht: „Aber deinen Auftrag hast du nicht vergessen, oder?“
„Es wird alles glatt laufen. Ihr werdet es sehen und jetzt läuft mir nicht wie anhängliche Köters hinterher!“
Mit diesen Worten schreite ich mit schnellen Schritten zur Türe und schmettere sie auf.
„Das sah man ja heute.“
Ich balle meine Hände zu Fäusten, bevor ich tief Luft hole und die Türe hinter mir mit Karacho zu werfe. Sie fliegt darauf auf den Boden. Grummelnd marschiere ich quer durch das Haus Slytherin und merke es vor Wut nicht mal.
„Wie können die mich nur mit IHR vergleichen?“, frage ich mich selbst hasserfüllt, bevor ich abwertend werde, „Sie und ich haben nichts gemeinsam und das wird für immer so bleiben. Ich hasse sie so! Alle, alle miteinander! Bald werden sie das alles sowieso bereuen und mich auf Knien anflehen. Ich freue mich schon wirklich darauf.“
Ein kaltherziges Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. Entnervt schnaube ich, als ich endlich mitbekomme, wo ich mich befinde. Wie kam ich zum Zimmer von Daphne, Astoria und Pansy? Ist das nicht Amelias altes Zimmer?
Meine Hand verweilt auf der Türklinke. Soll ich oder nicht? Aber was erhoffe ich dort zu finden? Eine Antwort auf meine Frage? Eine Lösung des Rätsels? Bestimmt haben ihre Freunde ihre Sachen bereits beseitigt.
Kurz überlege ich ernsthaft dort reinzugehen, doch dann schüttle ich meinen Kopf und mein Verstand klärt die Sache für mich. Somit drehe ich mich wieder um und mache mich auf dem Weg zur Bibliothek. Ich brauche etwas Beschäftigung… Vielleicht finde ich auch dort ein Heilmittel gegen die Nebenwirkungen? Wer weiß das schon…
Während des ganzen Weges hängen meine Gedanken nur an diese Worte. Ich löse mich also samt Amelia in Luft auf, hm? Ich verschwinde also einfach aus der Welt und wandle im Nichts herum, wenn ich nicht eine Lösung finde. Eine Lösung… Nur wie soll gerade ich eine finden? Ich, eine Todesserin, die nur nach Befehl arbeitet. Aber wenn Amelia und ich sterben, erlischt dann nicht auch das Licht des dunklen Lords? Was soll der Quatsch?
Ehe ich mich versehe, liege ich bereits in starken Armen. Ich verdrehe meine Augen. Und das passiert immer nur mir, weil? Ganz einfach! Alles Amelias schuld! Würde sie mich nicht so schrecklich einnehmen, würde ich mehr aufpassen und dann-
„Vorsichtig, Tatjana.“, höre ich eine raue Stimme sanft in meinem Ohr flüsternd. Mein Herz klopft wie wild und ein seltsames Gefühl macht sich in mir breit. Wieso wird mir so heiß? Verdammt! Wieso reagiert mein Körper und ich so auf ihn? Ist das etwa auch Amys schuld? Übernehme ich wirklich ihre Gefühle? Oder sind das ebenfalls Nebenwirkungen?
Blut steigt mir in die Wangen auf, bevor ich einen Schritt zurück gehe und in wunderschöne Augen sehe. Erst als ich ihn genauer betrachte, identifiziere ich diese Person als Seamus wieder. Was macht der denn hier? Ach ja, ich vergaß, er hängt sich ‚ganz zufällig’ an meine Fersen und reizt meine Nerven bis zum Anschlag.
„Tut mir leid.“, sage ich mit einer ziemlich schwachen Stimme, „Ich-„
„Wollen wir ins Dreibesen?“
Verwirrt sehe ich ihn an, doch grinse ihn dann mit großer Interesse an: „Gerne doch.“
Betrinken ist noch besser, als einfach nur Bücher zu lesen.
Sein lächeln wird zu einem verführerischen Grinsen, bevor wir aus Hogwarts rausgehen. Irgendwie ja ziemlich seltsam… So ein Gefühl habe ich noch nie zuvor gefühlt. Es ist so neu und so wunderschön. Nein! Das will ich nicht! Ich darf nicht so denken. Ich bin eine Todesserin und deshalb Immun gegen Gefühle! Wieso muss dieser Typ so etwas in mir auslösen?
Die ganze Zeit über schweigen wir und irgendwie ist es mir nicht annähernd unangenehm. Im Gegenteil: Es tut gut in seiner Nähe zu sein.
Als wir im Dreibesen ankommen, rückt er den Stuhl für mich zurück. Ich staune nicht schlecht, als ich das sehe und mich grinsend hinsetze. Auch er grinst, bevor er den Stuhl mit mir am Tisch ran schiebt. Er ist ja ein richtiger Gentleman.
Auch er setzt sich jetzt mir gegenüber, bevor er das Schweigen unterbindet: „Woran dachte meine Lady eben, so dass sie einfach in meine Arme lief?“
Er zieht interessiert eine Augenbraue hoch, bevor ich kopfschüttelnd schmunzle. Lady? So nannte mich noch niemand…
„Woher willst du denn wissen, dass es nicht beabsichtigt war?“, grinse ich ihn fragend an, bevor er nur noch breiter grinst.
Seamus lacht und mein Herz flattert wie wild. Es stimmt mich glücklich. Diese Gefühle in mir… Sie tun so gut. Ich gewöhne mich langsam an sie. Und wie lebendig ich mich fühle… Ich bin keine Marionette mehr, die nur noch nach Befehlen oder ihrem Verstand geht.
Er nimmt einen Schluck seines Butterbiers, doch wir verlieren uns nicht aus den Augen. Als er heruntergeschluckt hat, wird er überraschend ernst.
„War es denn beabsichtigt?“
Jetzt lächle ich etwas verlegen und spiele nervös an meinem Armband herum: „Vielleicht.“
„Es wäre schön, wenn es so gewesen wäre.“, meint er ehrlich.
Und dann… Dann habe ich etwas in seinen Augen gesehen, was mein Verstand nicht wollte und mein Herz schon. Und dann weiß ich es: Ich habe mich in ihn verliebt.
Den ganzen Abend reden wir über unwichtiges Zeug und wir lachen gemeinsam. Dieser Moment soll nicht vorbeigehen… Doch als ich mich versehe, ist es bereits dunkel und wir stehen vorm Eingang des Hause Slytherins.
„Gute Nacht, my Lady.“
Ich kichere wie eine Verrückte, als er mir einen Handkuss gibt. Sein Grinsen verblasst und sein Gesichtsausdruck wird ernst: „Du solltest viel öfter lachen. Das steht dir.“
Verlegen sehe ich zu Boden, als er mit seinen Fingern mein Kinn hochhebt und ich ihm so gezwungenermaßen in die Augen sehen muss. Lange schweigen wir, als er mir mit seinem Gesicht immer näher kommt. Er zögert genauso lange wie ich. Bevor seine Lippen noch meine berühren, schaltet sich mein Verstand an und ich räuspere mich.
Sofort tritt er zurück und ich bereue es sofort.
„Gute Nacht.“, meint er zugleich verletzt und selbst erstaunt über diese Situation eben.
Ich nicke und drehe mich um, als mir etwas klar wird: Wenn ich schon bald sterbe, dann mit diesem Gefühl im Bauch. Wenn ich es jetzt nicht riskiere, dann war es meine letzte Chance glücklich zu sein und auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist. Ich will sie ergreifen.
Somit drehe ich mich wieder um und balle entschlossen meine Hände zu Fäusten, als er gerade gehen will.
„Warte!“
Sofort bleibt er stehen und dreht sich verwirrt um, als ich auf ihn zulaufe und ihn in einem leidenschaftlichen Kuss verwickle. Seamus zögert lange, bis er meinen Kuss erwidert. Alles in mir explodiert und Schmetterlinge fliegen zwischen diesem Chaos in mir in meinem Bauch herum.
Als wir uns nach einem wundervollen und doch so kurzen Moment wieder lösen, sehen wir uns lange in die Augen.
„Dann gute Nacht.“, hauche ich noch, bevor ich mich strahlend zur Tür umdrehe.
„Ich hoffe, wir können das von heute wiederholen.“, ertönt dann seine Stimme.
Meine Lippen verziehen sich zu einem erhofftem Lächeln: „Das hoffe ich doch auch, Mister Finnigan. Bis morgen.“
Kurz zwinkere ich ihn noch zu, bevor ich das Passwort sage und noch lange seinen Blick auf mir genieße, bevor ich die Türe hinter mir schließe.
Lautlos schleiche ich mich in mein Zimmer und lasse die Tür ins Schloss fallen, bevor ich mich auf dem Boden fallen lasse und mich strahlend gegen die Türe lehne.
„Wow“
Und genau in diesem Moment weiß ich, dass ich nicht weitermachen kann wie bisher. Doch einen Ausweg gibt es nicht. Also, was tun?
Ich werde schon eine Lösung finden, doch jetzt werde ich einfach nur dieses Gefühl in mir genießen…

17. Danke, Luna

Als ich meine Augen öffne, fühle ich eine sanfte Brise um mich herum. Es bricht ein neuer Tag an und wieder etwas am Tod näher. Jede Sekunde verstreicht wie ein ganzes Lebensalter. Und ich werde nicht schlau aus meinen Gedanken. Fragen schwirren mir im Kopf herum und die Antwort rückt mit jeder Sekunde in weiter Ferne.
„Wieso kann ich keine Lösung finden, womit alle zufrieden sind?“
„Weil du es nicht kannst.“, höre ich eine vertraute Stimme, als ich herumfahre und niemanden entdecke. Okay? Amelia hat recht: Es wird immer kurioser hier…
Ich stehe widerwillig auf und öffne das Fenster. So ein wundervoller Tag…
Tief atme ich die frische Luft ein, bevor ich meine Augen schließe: „Guten morgen, Welt.“
„Morgen.“, antwortet eine männliche Stimme mir.
Der hat mir auch noch gefehlt… Entnervt drehe ich mich zu dem Slytherin um. Dieser sieht mich skeptisch an. Ob er schon länger hier steht? Nein… Als ich eben aufgeschreckt bin und alles nachgesehen habe, befand er sich noch nicht im Zimmer.
„Was machst du hier, Malfoy?“, funkle ich ihn aufgebracht an.
Der Blonde schüttelt seinen Kopf: „Das weißt du doch genau.“
Oh ja… Und wie ich es weiß! Er will wissen wo Amy ist, nicht? Oder bin ich im Unrecht?
„Aber um deinen Gedankengang zu beschleunigen“, fängt Amys Geliebter an, „es handelt um Amy.“ Also doch…
„Ich weiß nicht wo sie ist.“, lüge ich ihn knallhart ins Gesicht.
„Oh doch.“, zischt er und gibt mir doch ernsthaft Widerworte. Also ist er wirklich ein unartiger Köter… Ich hasse Hunde und überhaupt alle Lebewesen außer Seamus. Er ist da eine Ausnahme. Na gut… Vielleicht auch noch Amelia, aber sonst niemand!
Ohne ein weiteres Wort gehe ich an ihn vorbei, als er mich am Arm packt und mich herumwirbelt, so dass ich ihn in seine grauen drohenden Augen sehen muss: „Ich weiß wo sie ist. Du brauchst es mir nicht sagen, aber WEHE du tust ihr etwas an, klar?“
„Schön, dass du das weißt, aber es wird sich nichts ändern.“, meine ich barsch und rümpfe hochnäsig meine Nase, „Sie wird mit mir in die Hölle fahren, nachdem ich meinen Auftrag erfüllt habe.“
„Im Auftrag von dem dunklen Lord, nehme ich an.“
Seltsam… Er sieht mich keinesfalls ängstlich an. Damals tat er es, als ich ihn gegen die Wand schmetterte oder als er und seine Familie bedroht wurde.
„Kann sein.“, lasse ich ihn in Ungewissheit, bevor ich meine Hand aus seinem Griff ziehe und mich bestimmt umdrehe, „Aber das geht dich nichts an, Malfoy. Oder willst du deine Familie aufs Spiel setzen?“
Bevor er noch etwas sagen kann, fällt die Tür hinter mir zu und ich gehe selbstverliebt und sehr kalt in den Gemeinschaftsraum der Schlangen und stelle mich den fragenden und neugierigen Blicken. Ignorant schreite ich zur Tür, als mich dort Blaise abfängt und zuzwinkert.
„Mach Platz.“, lasse ich meinen Befehlston heraus. Dieser jedoch hegt keine Angst vor meinen vernichtenden Gesichtsausdruck, sondern amüsiert sich noch prächtig darüber: „Du und Seamus, was?“
„Sollte dich meine Privatsphäre irgendetwas angehen?“
Durch diese überraschenden Worte findet er keine Worte und sieht mich nur perplex an. Ich hebe eine Augenbraue und schüttle entnervt den Kopf. Für heute reicht es mir mal wieder…
Mit einer Fingerbewegung geht er widerwillig zu Seite und ich marschiere an ihm vorbei: „Sehr nett, danke.“
Jetzt sieht er mich nur verwirrter an, aber das ist mir so ziemlich egal. Ich habe andere Probleme, auch wenn alle es wahrscheinlich bereits wissen, ich kann nicht so tun, als wäre ich Amelia. Das kann ich nicht, auch wenn sie es wollen… Ich bin einfach nicht diese Potter! Ich bin zwar ein Teil von ihr, doch fühle ich mich wie eine eigenständige Person.
Mein Handgelenk pocht, als ich in einen der Korridors rumspaziere. Das dunkle Mal… Warum schmerzt es in letzter Zeit immer so? Entwickle ich etwa eine Abwehrreaktion dagegen?
Erst als ich diese Hitze in mir spüre und merke, dass ich nicht mehr weitergehe, realisiere ich wieder alles.
„Wieso musst du immer in meine Arme liegen, wenn wir uns begegnen?“
Ich muss breit lächeln, bevor ich ihn ein wenig necke: „Vielleicht sucht mein Körper ja deine Nähe.“
„Kann sein.“, haucht mir Seamus in mein Ohr, bevor wir uns leider von einander lösen.
„Na, anstehender Lehrer“, fange ich grinsend an, „Was haben Sie sich für heute vorgenommen?“
Der ehemalige Gryffindor tut so, als wenn er wirklich ernsthaft überlegt, bevor er mich dann angrinst und mich auf die Wange küsst: „Ich glaube, dass mir da schon etwas einfällt.“
Nach diesen Worten schlingt er seine Arme um meine Taille und sieht mir verführerisch in die Augen: „Wollen wir das von gestern wiederholen?“
„Würde ich gerne-„
„Aber?“, unterbricht er mich schmollend.
Lächelnd rolle ich meine Augen. Warum muss er so unwiderstehlich sein?
„Ich glaube einen Tag kann ich noch entbehren.“, hauche ich ihn ergebend ins Ohr.
Aber ich muss es unbedingt schaffen eine plausible Lösung zu finden. Aber wie? Wenn ich nicht einmal die ganze Wahrheit kenne? Was soll ich dann machen? Kann man überhaupt etwas tun um nicht von der Dunkelheit befangen zu sein? Um nicht von ihr ganz und gar verschlungen zu werden?
Amelia ist mir ganz gleich, aber ich… Seamus und ich… Es hat gerade erst angefangen. Amy hatte bereits Chancen, die sie nicht ergriff, aber ich werde sie mir nicht entgehen lassen. Egal wie kurz es wird, ich muss das Risiko eingehen.

Nach diesem wundervollen Sonntag, der leider viel zu schnell vorbei ging, lege ich mich glücklich auf mein Bett und bin noch ganz bei Seamus und unserem Tanz. Es macht wirklich Spaß bei ihm zu sein und ich hätte niemals erwartet, dass er so ein grandioser Tänzer ist. Dabei war es ihm erstmals ganz mulmig zumute.
Lächelnd schließe ich meine Augen, als mir wieder mein kleines aber doch dringendes Problem einfällt. Sofort springe ich auf und schleiche mich aus dem Haus. Vorsichtig tappe ich in der Dunkelheit umher. Gerade als ich an Dumbledores Büro vorbei gehen will, runzle ich verwundert die Stirn, als ich dort noch Licht brennen sehe und viele Stimmen aufeinander prahlen.
Neugierig verwandle ich mich in einen kleinen schwarzen Puma und öffne die Türe lautlos einen Spalt. Unbemerkt schleiche ich mich in den Raum hinein. Dort erkenne ich Snape, Dumbledore, McGonnagal und alle anderen Lehrer. Genauso wie einige Anwesende vom Orden des Phönix. Darunter auch die Weasleys, Sirius Black, der Werwolf Lupin, sowie die Verwandte von Malfoy, eine Tonks.
Und in mitten dieser Idioten steht Seamus, der ziemlich wütend und hilflos wirkt.
„Gut, dass du der Todesserin näher gekommen bist.“, fängt Severus kühl an, „Wenn du so weiter machst, kommst du bestimmt an sie heran und findest heraus, was der dunkle Lord vor hat.“
Meine Augen weiten sich. Die Bedeutung der stechenden Worte ist mir zwar klar, doch wahrhaben will ich es nicht. Er hat mit mir die ganze Zeit also nur gespielt?
Meine Augen fangen zu brennen und ein grausames Gefühl breitet sich in mir aus. Alles sticht in mir und endlich verstehe ich, wieso ich immer nur eine Marionette war. So konnte ich wenigstens keine Schwäche zeigen, doch so? Nie wieder werde ich Schwäche zeigen, NIE WIEDER!
„Gut, dass du dich ganze Zeit an ihre Fersen heftest.“
Warum schweigt er die ganze Zeit über nur? Bitte, Seamus… Sag doch etwas!
„Denkst du, dass du die Mission erfolgreich erfüllen kannst?“, fragt jetzt Dumbledore, als er seinen Gesichtsaudruck sieht. Kurz sammelt er sich, bevor er ich an seinen Worten zu Grunde gehe: „Ich werde Sie nicht enttäuschen.“
Kurz hole ich tief Luft, bevor ich schnell aus dem Raum des Grauens verschwinde. Es waren keine richtige Gefühle… Die ganze Zeit über… Ich kann das nicht glauben! Er hat nur mit mir gespielt und hat meine Gefühle für seine Mission benutzt und weggeworfen.
Schnell laufe ich in meiner Tiergestalt zurück ins Hause Slytherin und in mein Zimmer. Erst als die Türe hinter mir zufällt, verwandle ich mich zurück und rutsche an der Türe runter. Meinen Kopf vergrabe ich in meine Hände, bevor ich jämmerlich zu schluchzen anfange.
Warum habe ich mich überhaupt verliebt? Wieso habe ich meine Gefühle für ihn so offen gelegt? Wieso musste ich ihm so vertrauen? Wieso? Wieso gerade er? Ich liebe ihn doch…

Ich binde meine Haare zu einem Pferdeschwanz und sehe kaltherzig und gleichzeitig vernichtend in den Spiegel. Jetzt kann ich wieder meiner Mission nachkommen. Alles was mich interessiert, ist der Befehl meines Lords. Alles andere ist egal. Und wenn ich sterbe, dann freue ich mich, da ich es für den dunklen Lord tue. Ich, sein treuster Untergebener, werde ihn nicht im Stich lassen.
Und niemand wird je wieder die Chance haben an mir ranzukommen. Alle Gefühle wurden bei Seite geschoben und vernichtet. Und alle, die meinen Plan behindern wollen, werden aus dem Weg geräumt. Endlich bin ich wieder ich und keine gefühlvolle Nachmache Potters.
Ungehalten stürmt ein Idiot in mein Zimmer, den ich nur skeptisch ansehe. Was will dieser Dummkopf von Weasley hier?
„Ginny ist verschwunden!“
„Und du bist zu mir gekommen, weil?“, frage ich unverständlich nach und versuche in seinem Gesicht klar zumachen, was es mich angehen sollte. Ist doch nicht meine Sache! Wenn dieser Idiot nicht mal auf seine Schwester aufpassen kann, dann ist das doch nicht meine Schuld…
„Weil-„
Jemand hinter ihm unterbricht ihn und ich erkenne ihn als Seamus wieder: „Es war meine Idee. Ich dachte, dass du uns helfen würdest.“
Jetzt wird es ja ziemlich interessant. Wieso sollte ich gerade helfen wollen? Erstens bin ich eine Slytherin und zweitens eine Todesserin. Ich bin was viel Besseres als sie, außerdem sind sie gegen Voldemort. Das ist auch ein Grund und dann noch gestern Abend…
„Wie könnte gerade ICH helfen?“, sehe ich ihn arrogant an, „Ich habe nichts mit ihr am Hut, also-„
„Sie ist deine beste Freundin!“
Ah… Selbst Ronald Weasley weiß also von Amelia in mir Bescheid. Kurz tue ich so, als wenn ich überlegen würde und schüttle dann den Kopf: „Hab selbst genug zu tun. Ihr müsst sie alleine finden. Viel Spaß noch dabei.“
Eingebildet und arrogant gehe ich an sie vorbei, während sie mich verwirrt ansehen.
„Aber- Jana!“
Kurz drehe ich mich noch zu Seamus um und sehe ihn vernichtend in die Augen: „Nenn mich nie wieder so! Wir sind keine Vertrauten, klar? Also geh mir ab sofort aus dem Weg.“
Er ruft meinen Namen hinterher, doch ich ignoriere ihn und trete aus dem Zimmer.
Kalt grinse ich, während ich mit den Gedanken bei Seamus bin. Er wird es bereuen und nicht nur dass, er wird mich anflehen ihm nichts zu tun, doch ich kenne keine Gnade bei meinen Opfern.
Unsere ‚Liebe’ hat gerade mal zwei Wochen angehalten. Aber kein Problem… So kann ich schnell meinen Auftrag erfüllen und für immer im Nichts herum schwirren.
„Hey, Tatjana!“, höre ich, doch ich laufe gezielt weiter.
Erst in der Bibliothek angekommen, drehe ich mich zum Gryffindor um: „Was willst du?“
„Was soll das auf einmal?“, fragt er reichlich verwirrt. Ach, Seamus… Wie dumm muss man eigentlich sein? Das du noch nicht selbst darauf gekommen bist, dass ich dein kleines Geheimnis gelüftet habe. Aber von solchen idiotischen Zauberern wie in Hogwarts kann man ja nicht mal das Minimum erwarten!
Ein plumpes theatralisches Kichern ist seine Antwort.
„Jana-„
„Ich sagte doch, dass du mir aus dem Weg gehen sollst!“, schreie ich hysterisch durch die ganze Bibliothek, „Was ist daran so schwer, Finnigan?!“
Kurz holt er tief Luft, bevor er meinen Blick standhält: „Warum, Kingston? Gib mir einen Grund und ich bin weg.“
Ey… Der weiß das noch immer nicht? Oh mein- Und in den habe ich mich verknallt? Wo Liebe bloß hinfällt? Der ist doch nicht anders als die anderen Volltrottel hier…
Enttäuscht und verletzt sehe ich ihm in die Augen: „Den Grund kennst du doch bereits. Stell dich nicht dümmer an als du bist.“
Ich balle meine Hände zu Fäusten und knirsche mit meinen Zähnen. Ich hasse ihn und seine dummen Kumpanen! Alle… Ich hasse einfach alles und jenes!
Ohne jegliches Weiteres drehe ich mich zu unseren Zuschauern um und zische sie mit bebender Stimme an: „Was gibst hier zu sehen?!“
Sofort schauen alle wieder auf ihre Bücher und lassen mich vor Angst in Ruhe. Wow… Sie sind einmal im Leben klug… Das sollte man sich im Kalender anstreichen!
„Bitte, sag nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe, wenn du mir nicht sagst, was genau ich in unserer Beziehung falsch mache.“
„Beziehung?!“, werde ich jetzt eine richtige Zicke und total schnippisch, „Du nennst es Beziehung? Weißt du wie ich es nenne? Betrug, Lügerei, Falschheit! Du hast mich nur belogen und betrogen und wofür? Nur für eure Zwecke! Du hast mich ausgenutzt und hintergangen und jetzt tust du so, als wärst du das Unschuldlamm? Dachtest du wirklich ich komme nicht hinter deiner so plötzlichen Freundlichkeit? Dachtest du wirklich, ich wäre so dumm genug um nicht dahinter zu steigen? Weißt du, ich wollte einmal im Leben wirklich glücklich sein, aber du… Du hast mir gezeigt, wieso ich die bin, die ich vor unserer Beziehung war. Und ich warne dich vor: Du wirst mir nicht so leicht davonkommen, Seamus Finnigan.“
Damit werfe ich die Bibliothekstür hinter mir zu und habe schon wieder vergessen, dass ich doch hier war um nachzuforschen…
Eigentlich wollte ich es ihm nicht sagen, dass ich es weiß, aber es brach so aus mir raus. Jetzt fühle ich mich wesentlich besser… Das musste mal sein.
Ich beschleunige meinen Gang, damit er mich ja nicht erneut folgen kann. Darauf habe ich jetzt keinen Bock. Außerdem würde er mich nur stören. Ich werde es jetzt tun. Egal ob ich sterben werde oder nicht, ich werde jetzt ganz Hogwarts einnehmen und Dumbledore aus dem Weg schaffen. Das wird das Erste sein, was ich tue, bevor alles zu spät ist…
Vor Dumbledores Büro hole ich kurz Luft, bevor ich mich räuspere und an der Tür klopfe. Ohne auf eine Antwort zu warten, trete ich in das Zimmer ein und schließe hinter mir die Türe.
„Ich habe dich erwartet.“, höre ich eine Stimme, doch ich sehe niemanden. Das soll jetzt ein schlechter Scherz sein, oder? Wie feige muss jemand sein?
Plötzlich steht der alte Schulleiter vor mir. Er ist ja wirklich sehr alt geworden. Das Dumbledore überhaupt noch lebt, ist ein Wunder…
„Wie geht es dir?“
Wie? Ist der nur zum Quatschen hergekommen, oder was? Das kann er sich abschminken! Ich zücke meinen Stab und richte ihn ausdruckslos auf ihn: „Kann mich nicht beklagen.“
„Wirklich?“, hakt er besorgt nach, „Du bist ziemlich blass.“
Alter! Der will mich doch nicht für blöd verkaufen, oder? Hat der sie noch alle? Wie kann er so ruhig bleiben, wenn er kurz vorm Untergang steht? Ich glaube, dass er seinen Tod heraus zögern will oder wartet er nur darauf, dass ihm seine kleinen Freunde helfen werden? Idiot… Niemand kann ihm jetzt noch helfen, aber wenn er vorher noch ein wenig plaudern will, kann er gerne haben.
„Das ist meine natürliche Blässe.“, lüge ich mit kühler Stimme, bevor ich den Griff um den Stab verstärke. Mein Handgelenk schmerzt wieder und ich höre Amelias Stimme, die immer lauter wird. Sie spricht in einer fremden Sprache und ich kann nicht verstehen, was sie von mir will.
„Du brauchst mich nicht mehr anlügen, Tatjana.“, versucht mir der Alte doch wirklich ins Gewissen zu quatschen. Labber nur weiter. Bald kannst du das eh nicht mehr!
So als wenn er meine Gedanken gelesen hat, antwortet Albus mir auch: „Ich kann es sowieso niemanden mehr erzählen.“
Ohne eine Erklärung zeige ich ihm mein Handgelenk und er versteht, als er das dunkle Mal auf dessen sieht: „Also hatten wir recht.“
„Oh ja“, bestätige ich es ihm, „Aber wusstest du auch, dass ich und Amy ein und dieselbe Person sind?“
„Interessant.“, findet er und alle Teile des Puzzles sind beieinander, „Deshalb konntest du auch mit bestimmter Wahrscheinlichkeit wissen, dass Amys Freunde noch hier sind, nicht wahr?“
„Nicht nur das.“, erkläre ich ihm mit eingebildeter Miene, „Ich kann auch ihre Fähigkeiten, sowie ihren Charme für meinen Zweck benutzen.“
„Nur wusstest du nicht, dass Amelias Kraft täglich stärker wird.“
„Schlau.“, gehe ich hochnäsig auf ihn zu, „Doch wie lange wirst du noch eine solche Neugierde besitzen?“
Plötzlich spüre ich wieder diese Schmerzen in meinem Brustkorb und meine Beine knicken mir weg. Zitternd liege ich auf dem Boden und winde mich vor Schmerzen.
„Solange Amelia lebt, wirst du dein Vorhaben nicht beenden können, Tatjana.“, gibt der Schulleiter überflüssig von sich.
Mein Hass überrumpelt Amy und übernimmt meinen Körper. Ich halte meinen Zauberstab und ziele auf den alten armseligen Mann vor mir.
„Avada Kedavra!“
Plötzlich sehe ich ein helles Licht, das mir die Sicht versperrt. Und alles in mir fühlt sich so gut an…
Als es nach einem kurzen Augenblick wieder schwindet, erkenne ich Luna, die eine Hand vor mir hält und mich anstrahlt. So wie sie mich gerade ansieht, kann man sie schnell mit einem Engel verwechseln…
„Komm, ich helfe dir auf.“
Leicht nicke ich und nehme sie ohne Bedacht an. Als ich wieder auf festen Füßen stehe, erkenne ich eine kleine Perle in meiner Hand. Sie färbt sich pechschwarz und erinnert mich an meine Seele.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du sie immer bei dir tragen sollst.“, lächelt sie weiterhin, bevor ich auf Dumbledore sehe, der wohlauf mir gegenüber steht. Wieso hat es nicht geklappt? Wieso ist er jetzt nicht tot? Wieso verdammt hat der unverzeihliche Fluch in nicht getroffen?! WIESO NICHT???!!!
Hasserfüllt sehe ich zu dem Schulleiter, der mich nur bemitleidet. Wie kann er nur?! Weiß er denn nicht wer ich bin? Ich bin die Mächtigste aller Zauberer! Ich- ich… Verdammt!
Knurrend drehe ich mich um und marschiere ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Mist…

„Es läuft alles bestens.“, versichere ich ihnen, „Bald ist es geschafft und alles was meiner Mission jetzt noch behindern kann, sind Amelia und Luna. Aber mit denen werde ich auch noch fertig.“
„Wenn nicht, wird es schlimme Folgen für dich haben. Das weißt du doch.“
Ich verdrehe entnervt meine Augen. Ach ne… Warum muss Bella mir das immer und immer wieder klar stellen? Einmal reicht doch völlig!
„Ja. Also nerv nicht.“, rutscht es aus meinem Mund, doch ich bereue keines der Worte und gehe aus meinem Zimmer. Es ist nachts und jetzt werde ich die Tat begehen. Es wird sicherlich alles glatt laufen, versuche ich mich zu beruhigen. Dabei ist das alles doch für die Katz! Es wird schief laufen, hundert pro! Aber ich muss es tun, bevor ich mich auflöse…
Sie sollen sich an meinen Amoklauf erinnern. Ich werde jetzt Rache an all die verhassten Zauberer nehmen und mir ist ganz gleich, ob es zum Plan gehört oder nicht! Ich halte es nicht mehr aus…
Lautlos tappe ich im Dunkeln zu Dumbledores Schlafzimmer. Zuerst die Lehrer und dann die Schüler… Es wird ein Blutfest werden!
Als ich die Türe öffne, erkenne ich ihn und schon wieder hat er mich erwartet… Aber dieses Mal entkommt er mir nicht!
Das man mich überhaupt gehen gelassen hat. Aber vielleicht wollen sie mich nicht umbringen, weil Amelia ebenso sterben würde.
„Bring es ruhig zu Ende.“
Ein kaltes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen: „Verlass dich drauf, ich werde es.“
„Warum zückst du dann nicht deinen Stab?“, fragt er mich verwirrt.
„Weil ich ihn nicht brauche.“, werde ich wieder arrogant, bevor ich noch einmal den Zauberspruch auf ihn lege: „Avada Kedavra!“
Dieses Mal fällt er reglos auf den Boden und mein Grinsen wird breiter. Plötzlich verstehe ich alles um mich herum und mein schlechtes Gewissen holt mich ein. Ich habe ihn umgebracht… Ich bin nicht besser als alle anderen Todesser! Wie blöd muss man auch sein? Wieso tue ich das alles?
Ich habe einen Entschluss gefasst: Ich werde nie wieder jemanden schaden zufügen und werde das alles wieder in Ordnung bringen. Amelia, ich brauche aber deine Hilfe dafür…
Sofort übertrage ich meine Kräfte ihr und tauche in die tiefe Dunkelheit ab, bevor ich ins blendende Licht sehe, wo sie in mitten dieser Helligkeit steht und mir zunickt: „Ich werde dir helfen.“
Sie geht an mir vorbei und ich verliere die Kontrolle über meinen Körper und werde immer schwächer…

Als ich meine Hände wieder bewegen kann, sehe ich zum leblosen Körper Dumbledores. Jetzt verstehe ich ihre Sorge. Nur ich kann Tote wieder zum Leben erwecken und das werde ich jetzt auch!
Ich knie mich zu ihm hin und lege meine Hände auf seine Brust, bevor ich meine Augen schließe und meine Kräfte in meinen Händen sammle. Als ich sie auf ihn konzentriere, öffne ich wieder meine Augen und meine Hände, sowie sein Körper, fangen an zu leuchten.
Egal wie viel Kraft ich auf ihn projiziere, ich spüre keinen Herzschlag. Das ist nicht gut…
Doch dann spüre ich etwas in meiner Jackentasche. Sofort wühle ich mit einer Hand in meine Jacke und nehme etwas Kleines aus der Tasche. Als ich die Perle in meiner Hand sehe, erkenne ich die Wahrheit der Wirkung dieser kleinen Perle. Danke, Luna… Nur durch diese konnte ich so vieles überstehen.
Ohne zu zögern lege ich sie auf seine Brust und bedecke diese mit meinen Händen, bevor es wieder zu leuchten anfängt. Es wirkt wie ein Herz. Genau deshalb hatte ich die Kraft mich gegen Tatjana zu widersetzen.
„Bitte, wirke.“, murmle ich flehend vor mir hin, als dieses Licht stärker wird und alles um mich herum erblasst.
Die Perle geht durch ihn hindurch und gibt ihm die nötige Energie um weiterzuleben. Nach einer langen Zeit höre ich einen Herzschlag und geschafft lehne ich mich gegen einen der Wände. Erleichterung spiegelt sich in mein Gesicht wieder, als er seine Augen öffnet. Ich habe es geschafft…
Und Tatjana ist endlich vernünftig geworden. Nur… wieso dieser Sinneswandel?
„Das sollte dich nicht zu interessieren, nicht wahr?“, grummelt sie in ihrem Stolz gekränkt vor sich hin.
Ich verdrehe meine Augen und lächle dann glücklich. Es ist wegen Seamus, nicht?
„Ich vergebe ihm, aber wir stehen nun mal auf zwei verschiedenen Seiten. Vorerst werde ich dir den Körper belassen, Amelia. Das wäre wohl das Beste…“
Danke… Du scheinst doch nicht so grausam zu sein wie ich anfangs dachte.
Sie flucht verlegen vor sich rum, bevor ihre Stimme ganz in mir verschwindet und ich fühle wie mein Körper sich mir wieder ganz anpasst.
Dann tauchen Dylon, Harry, Hermine und Ron im Zimmer auf.
Überrascht und verwirrt sehen sie mich an, während ich nach Luft ringe. Man war das anstrengend…
„Amy!“, läuft mein Adoptivbruder auf mich zu.
Sofort umarmt er mich, doch dann wird er skeptisch: „Ist das nur ein Traum oder-„
Ich kichere belustigt und unterbreche ihn damit, bevor ich ihn auf die Wange küsse: „Dylon, du Dummkopf. Es ist wahr. Ich bin endlich wieder hier bei euch.“
„Ich bin so froh.“
Auch Hermine umarmt mich jetzt, als ich diese Perle in meiner Hand betrachte. Und das alles habe ich nur Luna Lovegood zu verdanken…

18. Ich will doch bloß meinen Kaffee…

„Morgen.“, murmle ich verschlafen vor mir hin und lasse mich auf dem Stuhl vor mir nieder. Als ich vor mir meinen Kaffee sehe, werden meine Augen vor Freude größer. Es ist mein erster Kaffee nach einem beschissenen Jahr!
Glücklich nehme ich die Tasse in die Hand und gleite sie zu meinem Mund. Ich sauge den Duft in mir ein und schwärme bei Nahe schon. Gerade als ich zum Trinken ansetzen will, ertönt eine Stimme: „Wieso hat mir niemand von euch Scheißidioten etwas gesagt?!“
Sofort erkenne ich die Stimme als Dracos wieder und ich stelle die Tasse vorsichtshalber wieder hin. Ich habe keine Lust, dass sie nachher noch kaputt geht.
„Amelia!“
Kurz hole ich tief Luft, bevor ich dem Teufel ins Gesicht lache. Ich drehe mich strahlend zu ihm um: „Dir auch einen schönen morgen, Draco.“
Anscheinend ist er mit der Antwort mehr als unzufrieden. Er verschränkt seine Arme vor seiner Brust und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Man… Konnte er es nicht etwas später erfahren? Ich meine, nachdem ich meinen Kaffee getrunken habe? Nee… Da konfrontiert man mich früh morgens ohne einen Schluck seines Überlebensmittels.
„Wieso bist du nicht sofort zu mir gekommen und-„
„Wir mussten Dumbledore versorgen.“, erkläre ich ihm, „Und dann war es ja auch schon mitten in der Nacht und ich wollte dich nicht-„
Der Slytherin verschließt meinen Mund mit seinen und küsst mich ganz sanft, als würde ich sofort auseinander brechen.
Als er sich grinsend von mir löst, spreche ich meinen Satz mit schwacher Stimme zu Ende: „wecken?“
„Dir auch einen schönen guten Morgen.“
Mit diesen Worten geht er mit gleichmäßigen Schritten zu Blaise und setzt sich glücklich neben ihm hin. Ich verdrehe hoffnungslos meine Augen, bevor ich erneut versuche meine heiß gebrühte Tasse zu trinken. Wie idiotisch man sich aufführen muss… Ich sag doch: Ohne meinen Kaffee kann man nichts mit mir anfangen. Ich konnte mich ja gerade nicht mal gegen ihn behaupten. Arschloch!
Mein Herz schlägt wie wild und ich spüre die Blicke der Anderen auf mir. Danke, Malfoy! Wenigstens hast du dich halbwegs benommen… Bei diesem Gedanken schüttle ich meinen Kopf, als ich gerade zum Trinken ansetze, doch dann passiert etwas, wo ich bei Nahe meine Selbstverherrschung verliere und zu einer ganz anderen werde.
Der Braunhaarige, der ganz nebenbei mein Adoptivbruder ist, torkelt beschwipst an unserem Tisch vorbei, bevor er genau neben mir in den Tisch reinfällt und MEINEN Kaffee auf mein gutes und nicht gerade billiges Top verschüttet.
Es ist mein Lieblingstanktop! Es ist schwarz, enganliegend und einfach perfekt! Das war übrigens auch ein Einzelstück…
Ich wusste, warum ich nicht aufstehen wollte… Und ich wusste ebenfalls, warum ich meinen Kaffee in meinem Zimmer hätte trinken sollen…
Ich springe ungehalten auf und knurre ihn an. Sofort ist Dylon wieder auf der Höhe und versucht mein Top mit der Tischdecke noch zu retten. Währenddessen stammelt er eine Entschuldigung und ich hole bloß verzweifelt schmunzelnd Luft, damit sich meine Hand nicht gleich verselbstständigt.
Irgendwie muss ich kurz hysterisch kichern, als ich sehe wie blöd sich Dylon doch anstellt. Er ist so unbeholfen dabei…
Verwirrt sieht er mir in die Augen, als ich nur mein Kopf schüttle: „Es ist alles gut, solange du mir einen neuen Kaffee bringst.“
Auch er schüttelt jetzt seinen Kopf und grinst mich amüsant an: „Schön das du wieder da bist, Amy.“
„Finde ich auch.“, lächle ich sanft, doch dann werde ich ungeduldig, „Und was ist jetzt mit meinen Kaffee?“
Ein lautes Gelächter ertönt von meinen Freunden. Zuerst schaue ich sie schmollend an, doch dann verändert sich meine Miene drastisch und ich lache lauthals mit.
Als wir uns nach einer halben Ewigkeit beruhigen, halte ich mir meinen Bauch. Man merkt, dass ich wirklich schon lange nicht mehr lachen konnte… Ich bin aus der Übung.
„Ein Deal“, schlägt mir der Braunhaarige doch wirklich vor, „Du ziehst dich um und ich lasse dir einen neuen Kaffee machen, okay?“
„Abgemacht.“, grinse ich unbeirrt, bevor ich mich umdrehe und von ihnen entferne.
Die ganze Zeit über werde ich von vertrauten Blicken begutachtet. Es ist schön, dass sie sich um mich Sorgen und so auf mich aufpassen, aber das brauchen sie nicht mehr. Auf jeden Fall im Moment nicht…
Als ich durch die große Türe gehe und den langen Gang bestreite, fühle ich zwei Auren und als ich sie Personen zuordnen kann, verkrampft sich mein Körper ganz automatisch.
Anscheinend war das doch eine schlechte Idee…
Was machen Bellatrix und Adam hier?
Furchtlos überquere ich den Weg bis zum Haus Slytherin. Im Gemeinschaftsraum angekommen, stemme ich die Arme in die Hüfte: „Ihr braucht euch nicht länger zu verstecken.“
Sofort erscheinen sie vor mir und das alles ohne meinen morgendlichen Kaffee…
„Was wollt ihr hier?“, knurre ich sie schlechtgelaunt an.
Die Beiden scheinen ziemlich gute Laune zu haben, weil sie mich einfach nur angrinsen.
Ich verdrehe meine Augen und verschränke meine Arme entnervt vor meinem Körper: „WAS wollt ihr? Könnt ihr nicht sprechen, oder was?“
Jetzt kichert mein Adoptivcousin, bevor er mir einen Schritt entgegen tritt: „Du bist endlich wieder du selbst, Amelia.“
Verwirrt sehe ich in seine strahlenden Augen. Ich glaube, dass irgendetwas hier falsch ist… Warum freuen sie sich so, dass- Ist das eine Falle?
Als er mich dann auch noch umarmt, kann ich bloß perplex ein verwundertes und gleichzeitig angewidertes Gesicht ziehen. Das ist doch… Ich finde keine Worte für diese Scheußlichkeit, die hier gerade geschieht.
Er löst seine Umarmung und tritt einen Schritt zurück, während ich nur irritiert meinen Kopf schief lege.
„Tatjana war schrecklich.“, gibt jetzt Bellatrix zu meiner größten Überraschung zu, „Sie musste immer im Recht stehen und-„
„Ist genauso wie alle anderen Slytherins.“, kürze ich ihren langen umfassenden Bericht, den sie mir erzählen von meiner zweiten Seite erzählen wollte.
Sie nickt nur und ich schüttle noch immer nichts verstehend den Kopf. Und? Sind sie denn nicht traurig, dass ihr Plan nicht funktioniert hat?
„Und ich wollte dir nur sagen, dass man mit dir besser zusammenarbeiten kann.“
Skrupellos starre ich auf die Hand, die mir Adam entgegenstreckt und schlage sie hasserfüllt weg.
Denken die wirklich dass ich so dumm bin und mich erneut bändigen lasse? Dieses Mal können sie mich mal! Sie würden so oder so alle vernichten! Also? Wieso soll ich einfach so kampflos aufgeben und damit auch meine Freunde mistrauen? Wieso soll ich einfach alles wegwerfen? Nur weil sie es sagen? Nur wegen diesem dunklen Mal?
„Amelia?“
Entschlossen drehe ich mich um und öffne die Türe vor mir: „Ihr könnt mich mal!“
Damit werfe ich die Türe hinter mir zu und gehe aufbrausend zum Gemeinschaftsraum, als ich dort auf Blaise und Draco stoße.
„Ähm“, weist mich der Dunkelhaarige auf etwas hin, „Gehört der Fleck auf dem Top oder-„
Meine Augen weiten sich und als ich auf meinen grinsenden Draco sehe, mache ich sofort auf meinen Absatz kehrt.
„Bin gleich wieder da!“, rufe ich ihnen mit hochrotem Kopf zu, bevor ich wieder in mein Zimmer verschwinde.
Dort haben sich wohl die Todesser eingenistet… Denn Bella und Adam befinden sich NOCH immer im Zimmer, aber als wenn es meine Nerven nicht schon überstrapaziert haben sie es sich auch noch auf mein Bett gemütlich gemacht und lesen meine Bücher.
Dabei hassen sie es doch Bücher zu lesen… Oder habe ich da irgendetwas verpasst?
Beide sehen von den Büchern auf, doch ich schaue starr zu meinem Kleiderschrank, den ich kurz darauf öffne und mir irgendein Top daraus greife.
Als ich kurz noch einmal zu den Beiden sehe, werfe ich die Kleiderschranktür mit schönem Schwung zu und will gerade mein Top über meinem Kopf ziehen, als ich diese Blicke auf mir bemerke. Als ich um mich herumfahre, erblicke ich einen pfeifenden Schwarzhaarigen, der mich erwartungsvoll ansieht.
„Bella“, quietsche ich extra schrill und es zeigt Wirkung. Sofort fährt sie zusammen und sieht mich arrogant und doch vernichtend an: „Was sollte das werden, wenn es fertig ist, Potter?“
„Musst du meinen Nachnamen immer so abwertend rüberbringen? Übrigens brauchst du mich nicht ständig daran zu erinnern wie ich heiße, Bellatrix Lestrange.“
Mein Blick bleibt konstant und ich erhalte selbst aufrecht, als Adam auf steht und mich anfassen will. Ohne sie aus den Augen zu lassen, ergreife ich sein Handgelenk, bevor er mich noch berühren kann und ich verdrehe ihn. Qualvoll schreit er, bevor er mich schmerzverzerrt anblickt. Kommt davon… Ich würde nicht gerne mit ihm tauschen wollen.
„Könntest du deinen kleinen Schoßhund bitte zurückpfeifen, ja?“, bitte ich sie eher als ihr ein Befehl zu erteilen.
Sie zieht amüsiert ihre Mundwinkel hoch und schmollt sarkastisch rum: „Amelia Naliah Potter bittet mich um ein Gefallen? Sie fleht mich an?“
Ich verdrehe meine Augen und bereue meine Worte. Ihre Reaktion hätte ich mir ja auch schon denken können… Natürlich gefällt es ihr, wenn ich ihr in Kenntnis setze, dass sie mir überlegen ist.
„Ja, ja“, knurre ich nach Luft ringend, „Wir haben es alle gehört und uns kräftig darüber lustig gemacht. Und? Hilfst du mir oder muss ich hier weiter so stehen?“
Zuerst überlegt sie und tippt mit ihren lackierten Nägeln auf ihre Lippen, doch dann grinst sie mich ironisch an: „Ich, die verehrte Bellatrix Lestrange, bin gerade nicht in der Lage dazu dir zu helfen. Schließlich darf ich mir doch nicht die Hände schmutzig machen und muss noch ein wenig über deine Worte nachdenken.“
Damit meint sie doch eher sich schlapp lachen… Dumme Tussi! Nicht mal ihrer baldigen Schwiegernichte kann sie einen Gefallen tun! Und die soll eine Verwandte Malfoys sein? Das ich nicht lache! Warte mal… Was rede ich da? Sie ist typisch für die Verwandtschaft… Wenn ich mir so Draco und Lucius betrachte, dann- Ich schweife wieder vom Kernthema ab. Wie immer natürlich…
Ich lasse diesen idiotischen Todesser los und entferne mich von ihm. Meine Aufmerksamkeit gilt ganz und gar der verrückten Todesserin, die denkt, dass sie sich alles erlauben könnte.
„Interessante Fotos.“
Auch wenn mir diese Fotos im Fotoalbum peinlich sind, so ignoriere ich ihn und sehe weiterhin drohend zu der Person, mit der ich dann verwandt wäre, würde das mit Malfoy und mir was werden. Gott… An was denke ich da gerade? Warum denke ich ganze Zeit daran wie es wäre wenn ich mit ihm verheiratet werde. Schon allein beim Gedanken wird mir übel…
Es ist ja nicht wegen Draco oder seiner Mutter, aber…
Ich finde keine Worte für die Abscheulichkeit, die ich mir gerade vorstelle. Wie Bella und ich uns umarmen und wir ‚nett’ miteinander umgehen müssten. Das wäre mir etwas zu viel…
Schnell verdränge ich diese Gedanken und Bilder in meinem Kopf. Das kann ich mir nicht länger antun! Da bekommt mach ja Depressionen und Ausschlag ohne ende…
Ganze Zeit über starre ich nur auf die Frau, die in der Ecke steht und mich angrinst.
Egal was Adam macht, meine Aufmerksamkeit gilt ganz und gar ihr. Ich hasse Lestrange!
Doch dann rieche ich einen himmlischen vertrauten Duft und sofort wende ich mich dem Nervenbündel zu. Dieser hält eine heiße Tasse Kaffee vor seinen Mund. Meine Augen weiten sich. Kaffee!
Ohne wirklich darüber nachzudenken, was ich da gerade tue, entziehe ich dem Idioten die Tasse und will gerade triumphierend trinken, als sie auf einmal in die Höhe fliegt und zu der verflixten Lestrange fliegt. Habe ich schon gesagt, dass ich sie hasse?
Grinsend nimmt sie einen Schluck vom herrlich duftenden Kaffee und ich muss heftig schlucken. Bereits der zweite Kaffee, den man mir nicht gönnt! Langsam werde ich biestig…
Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden, drehe ich mich grimmig um und versuche wirklich meine Selbstbeherrschung zu bewahren. Kopfschüttelnd ziehe ich die weiße Bluse, die zu meinem Bedauern einen viel zu großen Ausschnitt hat, an. Schon richtig bösartig schmettere ich die Türe auf und knalle sie auch hinter mir zu.
Ich fluche vor mir hin und das alles an einem Sonntagmorgen! Wenn es so weiter geht, dann lass ich doch lieber Tatjana vortritt! Aber von ihr hört man ja auch nichts mehr…
Mit einem erneuten Versuch starte ich und trete kraftlos in den Gemeinschaftsraum. Dort erkenne ich schon Draco und Blaise, die mich mit fragenden Blicken bombardieren. Bitte nicht… Ich will doch einfach nur meinen Kaffee!
Doch dann steht der Blonde auf und fragt mich genau das, worauf ich keine Lust habe, eine Antwort zu geben: „Wo warst du so lange?“
„Ich habe kein Top gefunden.“, lüge ich und strahle wie auf Knopfdruck. Super… Das würde nicht mal ein Taubblinder glauben, was ich hier von mir gebe!
Als ich Dracos besten Freund ins Gesicht sehe, erkenne ich, dass er meine Lüge geschluckt hat. Wie blöd man bloß sein muss?
Aber mein Geliebter merkt sofort, dass mit mir etwas nicht in Ordnung ist: „Was ist im Zimmer vorgefallen, Amy? Sag mir bitte die Wahrheit, okay?“
Ich versuche eine Lüge zu erfinden, doch dann traue ich mich nicht und versuche irgendetwas zu finden, was ihn ablenkt. Dann fällt es mir ein und ich lege meine Lippen auf seine. Er grinst arrogant in den Kuss herein und ich glaube, ich habe es geschafft.
Doch dann löst Draco den Kuss und tritt Sicherhalts halber einen Schritt zurück. Idiot…
„Keine Zärtlichkeiten bis du es mir gesagt hast, klar?“, er sieht mir warnend in die Augen, doch ich hebe bloß meine Hand.
„Das war deine letzte Zärtlichkeit mit mir.“; grinse ich ihn siegessicher an, bevor ich ihm dem Rücken zuwende.
Blaise lacht jetzt. Entweder weil Draco ein entsetztes Gesicht zieht oder weil ich ihm die Stirn biete. Es kommt Beides eigentlich aufs Gleiche hinaus: Er lacht seinen besten Freund aus!
Sein Lachen stirbt in einen Hustenanfall. Ich kann mir ausmalen, was geschehen ist. Draco versucht ihn gerade mit seinen Blicken umzubringen. Viel Glück, sag ich da nur… Er wird es nicht mal in fünfhundert Jahren schaffen. Nur wenn er mogelt und das wäre langweilig!
„Sag es mir!“, drängelt er, als ich mich umdrehe und mich gerade ergeben will, als eine nervtötende Stimme auftaucht und Schritte erklingen.
„Du bist aber fies, Amelia. Meinen eigenen Neffen zu verheimlichen, dass ich hier bin. Wirklich böse.“
Muss sie immer diesen Unterton in ihrer rauen, dunklen Stimme haben? Ich kann das so gar nicht leiden…
Sofort gilt ihr alle Aufmerksamkeit. Super gemacht… Ganz toll gemacht, Lestrange! Und was soll das genau werden? Willst du direkt sterben oder gehört das alles zum Plan dazu? Aber Spontaneität gehört nicht zu dem dunklen Lord dazu. Höchstens, wenn es ein Alleingang werden soll.
Ob Bellatrix mich nur auf eine Probe stellen will oder wagt sie nur etwas? Ich komme einfach nicht dahinter! Egal welche Möglichkeiten ich in Betracht ziehe, es will alles nicht die richtige Lösung für ihr Verhalten sein. Aber wieso interessiert es mich so?
Sofort stellt sich Draco beschützend vor mir, doch ich schnaube bloß verächtlich. Schön, dass er mich beschützen will, nur hat er vergessen, dass ich auf mich alleine aufpassen kann! Oder will er es nicht verstehen? Na ja… Er ist ein stolzer Mann und will wohl seine Männlichkeit unter Beweis stellen…
Warum ist er eigentlich nicht eifersüchtig, wenn ich in der Nähe seines besten Freundes bin?
Und warum interessiert es mich so blendend? Wie idiotisch das doch ist…
„Bellatrix!“, zischt er bedrohlich, doch sie schreitet an ihn elegant vorbei und flüstert ihn das Wort ‚Verräter’ ins Ohr. Ich bin wirklich dumm… Sie ist nicht ohne Grund gekommen! Sie will, dass er sich erneut dem dunklen Lord anschließt.
Blaise richtet seinen Stab auf die Todesserin, doch sie würdigt ihn keines Blickes. Anscheinend nimmt sie ihn nicht für voll und konzentriert sich deshalb voll und ganz auf den Blonden. Kurz sehe ich zwischen ihnen, doch dann wird es mir zu viel und ich setze mich in den Sessel hin. Ich blättere in meinem Buch herum, während Draco bei seiner familiären Auseinandersetzung eine erstaunliche Lautstärke aufbringt.
Aber die Worte, die sie von sich geben, ignoriere ich einfach. Es geht mich nichts an. Ich gehöre ja nicht zur Familie, also kann ich sie auch einfach wie Luft behandeln, wenn sie denken, dass ich ihnen ihre wertlosen Worte anhöre und sie am Besten noch kommentiere.
Bella schwafelt doch sowieso nur Müll und Draco ist halt… Draco und fällt auch noch auf ihre provokativen Worte herein. Na ja… Nicht jeder hat so einen hartnäckigen verdammten Geduldsfaden wie ich, wenn es um Voldemort und seine Todesserfreunde geht.
Blaise legt seinen Kopf schief, als ich bedeute seinen Stab zu senken. Er steckt diesen wieder ein und will mich irgendetwas fragen, doch ich verstehe seine Mimik und Gestik nicht. Dann bedeutet er, wenn ich mich nicht versehe, dass ich nach rechts schauen soll oder sind das einfach nur gewaltige Zuckungen?
„Hey, Süße.“, raunt mir der schleimigste und widerwärtigste Todesser aller Zeiten ins Ohr. Wie kann ein einzelner Todesser so nervtötend sein und selbst mich zur Weißglut bringen?
Skeptisch sehe ich ihn an, als er mich nur angrinst.
„Lass mich in Ruhe, Adam.“, flüstere ich es so, dass es niemand außer ihn mitbekommt.
Dieser zuckt mit seinen Schultern: „Dann bekommst du halt keinen Kaffee.“
Sofort werde ich hellhörig und meine Augen beginnen zu funkeln.
„Kaffee?“, strahle ich ihn an und setze den Hundeblick ein, als er eine Tasse Kaffee vor mir hält. An den Dampf erkenne ich, dass er noch ganz heiß sein muss. Meine Augen fixieren die dunkle Flüssigkeit in der Tasse und meine Augen werden vor Freude größer. ENDLICH meine morgendliche Dosis Kaffee!
Gerade als ich sie annehmen will, zieht er sie jedoch weg. Vernichtend blicke ich zu meinem Adoptivcousin. Wenn es um Kaffee geht, würde ich sogar morden!
„Bitte…“; flehe ich ihn sogar an, als er weich wird und mir die Tasse gibt.
„Aber nur weil ich dich nicht unglücklich sehen kann.“
Was sage ich? Er ist so ein Schleimer… Aber es ist mir egal! Endlich kann ich meinen Kaffee genussvoll trinken!
Ich führe ihn zu meinem Mund und spüre schon die heiße Flüssigkeit an meiner Unterlippe, als ich unterbrochen werde.
„Da sie ja bald zur Familie gehören wird, kann sie doch ihre Meinung selbst abgeben. Also, wem gibst du Recht?“, fragt mich Lestrange und Beide sehen zu mir.
Ich sehe zwischen Draco und Bella hin und her und stelle räuspernd meinen heißgeliebten Kaffee wieder hin. Und schon wieder hat es nicht geklappt…
„Ich“, versuche ich mir schnell etwas einfallen zu lassen, was für beide Seiten okay ist. Schließlich will ich nicht, dass Bella mir wieder einen unverzeihlichen Fluch auf den Hals jagt, was sie bereits vier Mal getan hat. Und wenn ich mir bei Draco keine vernichtenden Blicke und Sprüche einhandeln will, dann muss ich mir was einfallen lassen…
„Also ich finde beide Sichtweisen plausibel.“, versuche ich mich aus dem Verkehr zu ziehen, doch jetzt sind sie bloß saurer und ich bin nicht fähig zu sprechen. Verdammt… Mir fällt einfach nichts ein!
„Sie hat nicht zugehört.“, verplappert sich Adam, der durch seine Worte von mir vernichtende Blicke erntet. Er grinst mich nur darauf an. Ganz ruhig bleiben, Amy… Alles wird gut werden. Nur Ruhe bewahren!
„Gut, dann erzähl ich dir-„
Ein Knurren unterbricht die Verrückte, die mir doch wirklich noch einmal alles erzählen wollte. Gott… Und vor allem ihre Worte, die sie wählte, waren nicht gerade intelligent. Wir sind nicht mal zusammen und sie tut so, als wenn ich bald mit ihm verheiratet wäre. Und schon wieder diese grässlichen Bilder vor meinen Augen. Tut mir leid, Draco. Aber wenn Bella auf unsere Hochzeit erscheint, dann werde ich lieber noch als alte einsame Jungfer leben! Ich halte sie einfach nicht aus…
Aber wieso knurrt mein Geliebter eigentlich so? Ist er jetzt doch, so wie es Tatjana schon sagte, zu einem Hund mutiert? Ich rümpfe meine Nase und runzle die Stirn, als mir gerade ein schrecklicher Gedanke in den Kopf rast.
Dann bin ich ja in einen Hund verliebt und hätte bei Nahe mit einem… Gott! Ich bin dabei eine Tierfreundin! Okay… Das bereitet mir Sorgen und vor allem die Erkenntnis, dass mein Kaffee neben mir steht, aber ich ihn trotzdem nicht trinken kann… Das ist doch eine Qual!
„Lass gefälligst deine Pfoten von meiner Amy, klar?!“, warnt er Adam, der nur belustigt grinst. So ein Dauergrinsen hat auch nur er drauf… Ne, es gibt noch mehr als einer! Und die schwirren alle um mich herum…
Aber habe ich mich gerade verhört oder…? Mein Herz schlägt höher und ich strahle über beide Ohren. Ich bin seine Amelia! Hach! Nur seine- Hey! Sofort sehe ich ihn ernst an. Ich bin kein Gegenstand sondern eine eigenständige Person! Idiot! Außerdem kann ich machen was ich will, schließlich bin ich nicht mit ihm zusammen! Noch nicht…
Jetzt strahle ich wieder. Auch wenn er ziemlich Besitz ergreifend ist, ich finde dieses Verhalten von ihm einfach so zuckersüß. Am Liebsten würde ich aufstehe, zu ihm rennen und ihn vor Liebe erdrücken. Gott… Hatte ich gerade wirklich vor meine Gedanken in Realität umzuformen?
Schnell setze ich mich wieder hin und versuche ruhig zu bleiben. Aber das Bild von einem kleinen Malfoy will mir nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Bestimmt muss Draco richtig süß als kleines Kind ausgesehen haben. Ob so auch unsere Kinder einmal aussehen werden? Und wieso mache ich mir schon wieder Gedanken darüber? Wieso denke ich eigentlich immer nur an die Zukunft und nicht an die Gegenwart? Bestimmt durch meinen Kaffeeentzug, genau!
Gerade als ich meinen Kaffee heimlich ergreifen will, um diesen unbemerkt auszutrinken und über ihn zu schwärmen, nimmt der Schwarzhaarige ihn vor meinen Augen vor mir weg und sieht mich entschuldigend an: „Wenn ich dich nicht mal anfassen darf, dann ist es mir vor allem unterlassen dir einen Kaffee zu überreichen. Tut mir ehrlich leid, Süße.“
Meine Nasenlöcher weiten sich und meine Augen weiten sich vor Wut. Ich bin kurz vorm Ausraster, als ich aufstehe und meine Hände zu Fäusten balle. Kurz hole ich Luft, bevor ich durch den ganzen Raum förmlich brülle. Eigentlich sollte ich mich ja fragen, warum eigentlich kein Slytherin hier auftaucht, doch meine Wut und meinen Kaffeeentzug überwältigt mich so und lässt mich nicht mehr denken.
„Draco Malfoy, ich liebe dich, aber wenn du deinen Befehl nicht sofort rückgängig machst, bist du mausetot!“
Alle sind sprachlos und kurz herrscht eine qualvolle Stille. Ich will doch bloß meinen Kaffee… Das ist ALLES was ich will!
Und dann trifft es mich wie ein Schlag, als der Blonde seine Stimme wiederfindet: „Was hast du gesagt?“
Nee, oder? Muss ich das jetzt ALLES wiederholen, oder was? Oder soll das eine Drohung sein?
Aber dann als ich in seinen Augen sehe, erkenne ich Verblüfftheit in diesen. Warum ist er so überrascht und so ungläubig? So springen wir doch oft miteinander um. Also wieso ist das jetzt so neu für ihn, hm?
„Draco Malfoy-„
Er unterbricht mich und will eine andere Textstelle hören. Verwirrt sehe ich ihn an und verstehe nicht worauf das hinauslaufen soll.
„Aber wenn du deinen Befehl nicht sofort rückgängig machst, bist du mausetot?“, frage ich ihn und lege meinen Kopf schief. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und bin noch irritierter als zuvor.
„Zwischen eins und zwei.“, verlangt er erwartungsvoll, als es mich wie einen Schlag trifft. Oh… Da habe ich mich wohl etwas verplappert… Dabei ist das gar nicht so meine Art.
Meine Wangen werden gut durchblutet und mein Herz droht einen Salto zu machen.
Kurz atme ich ein, bevor ich in seine funkelnden Augen sehe und ihm meine Gefühle offenbare: „Ich liebe dich.“
Er grinst mich dreckig an und lässt sein selbstverliebtes Ego rausragen: „Ich weiß.“
Jetzt muss auch ich grinsen und schüttle den Kopf, bevor ich ohne den Kaffee einfach aufstehe und mich Richtung Tür bewege.
„Dann sind wir endlich quitt.“
„Wo willst du hin?“, fragt mich Blaise reichlich verwirrt, genauso wie Adam, der noch immer wie ein Idiot mit meiner Tasse Kaffee dasteht.
Ich drehe mich nicht um, sondern lache glücklich, bevor ich ihm meine Antwort präsentiere: „Ich gehe jetzt die Slytherins anfeuern, so wie es normale Slytherins auch tun oder hast du bereits das Quiddtichspiel vergessen?“
„Verfluchte-„
„Also hast du es vergessen.“, stelle ich grinsend fest, bevor ich ohne ein weiteres Wort aus dem Gemeinschaftsraum verschwinde. Aber bei dem Trubel kann ich nur nachvollziehen, dass er es vergaß. Ich wusste es selbst nicht mehr… Dabei hatte ich heute Morgen noch mit Dylon gewettet. Hoffentlich gewinne ich! Dann weiß ich schon, was ich mir von ihm wünsche. Kaffee in Hülle und Fülle. Hoffentlich sabbere ich nicht bereits…
Draco und Blaise folgen mir und ich verstehe nicht, warum sie die Todesser einfach so alleine lassen. Als ich mich umdrehe, verliere ich meinen Verstand oder ist das die Wahrheit? Der Raum ist leer. Anscheinend haben sie sich bereits in Luft aufgelöst um den dunklen Lord Bericht zu erstatten.
Ob Lestrange auch mein Liebesgeständnis erwähnt? Ich hoffe nicht, denn ich will nicht, dass ihm etwas geschieht. Ja, er kann auf sich alleine aufpassen, aber nicht, wenn es um seine Familie geht.
Blaise geht rechts von mir und Draco links. Heimlich erhasche ich einen Blick zu ihm, als er diesen erwidert und meine Hand einfach in seine legt. Grinsend gehen wir weiter.
„Amelia“, fängt er jetzt wieder ernst an. Verwirrt sehe ich ihn an, als er dann wieder grinst: „Egal ob wir gewinnen oder verlieren, ich gebe dir einen Kaffee aus, okay?“
„Jetzt habe ich dich noch viel lieber.“, strahle ich ihn an, als er nur kopfschüttelnd lacht. Jetzt fängt auch sein bester Freund an und ich strahle weiterhin glücklich und summe vor mir mein selbsternanntes Kaffeelied: „Kaffee, Kaffee, Kaffee. Ihn gibt es in verschiedene Sorten und-„
„Bitte verschone mich.“, unterbricht mich Blaise frech. Schmollend und vernichtend zugleich starre ich ihn an, als sie nur lauter lachen müssen.
„Ach lass sie doch“, meint mein Geliebter, „Gleich stopf ich ihr sowieso den Mund mit tausenden von Kaffees, also kannst du ihr auch einen Gefallen tun.“
„Wenn es sein muss.“
Beleidigt haue ich Beiden auf den Rücken. Somit schenken sie mir wieder die volle Aufmerksamkeit: „Das gibt Rache!“
„Oh, oh“, meint der Schwarzhaarige belustigt und spielt ängstlich, „Jetzt müssen wir wirklich auf die Kleine aufpassen. Nachher zerkratzt sie noch mein Gesicht. Kannst du dein Kätzchen nicht irgendwie zurückrufen?“
„Sorry“, grinst Draco provozierend, „Aber so eine Funktionstaste habe ich zu meinem Bedauern nicht bei ihr eingebaut.“
„Das ist also dein Geheimnis, wieso sie so auf dich reagiert, was?“
„Du hast es erraten.“, meint dieses Arschloch von Geliebter, als mich dann Beide provozierend angrinsen.
Jetzt reicht es mir! Ich hole tief Luft und merke wie mein Kopf immer heißer wird und zu explodieren beginnt.
Ich fauche sie jetzt an: „Wie könnt ihr es wagen so von mir zu sprechen?!“
Gerade als ich sie packen will, laufen sie auf und davon. Sofort renne ich ihnen nach, als die besten Freunde in schallendes Gelächter ausklingen. Leicht muss ich auch grinsen: „Wenn ich euch erwische!“
Zwar ist es kindisch von mir, aber es ist mir egal. Endlich habe ich wieder Spaß am Leben und diese kostbare Zeit sollte man ausleben, nicht wahr?
Aber trotzdem bestehe ich auf meinen Kaffee!
Wir rennen an die Masse, sowie auch an meine Freunde, vorbei.
„Hey!“, begrüße ich sie kurz, als diese mir nur verwirrt nachsehen. Ja, ich weiß… Es sieht sehr dumm aus, sowie ich den Beiden hinterher laufe, doch dann werde ich langsamer und komme zum Stehen. Ich pruste und meine Lungen brennen. Schnell halte ich mich an der Tribüne fest. Ich war noch nie gut in Sport und das wird sich auch nie ändern!
Diese miesen kleinen Slytherins! Wenn ich die in die Finger bekomme, dann-
Ich schüttle meinen Kopf und gehe wieder zu meinen Freunden, wo ich mich gänzlich niederlasse.
„Hier.“, überreicht mir Harry einen Trinkbehälter. Verwirrt öffne ich den Deckel und strahle ihn an: „Danke. Du rettest meinen Tag.“
Somit nehme ich einen Schluck meines heißersehnten Kaffees und ich lasse die heiße Flüssigkeit über meine Zunge fließen. Gerade als ich runterschlucken will, höre ich einen erschreckenden Satz.
„Na, Amyschatzi? Wollen wir später noch die neuen Spielzeuge, die ich geschenkt bekomme habe, ausprobieren?“
Ich verschlucke mich und drohe zu ersticken. Ich huste verzweifelt und röchle sogar. Dann schlägt mir Blaise aus guter Absicht heraus ganze Zeit über so fest auf dem Rücken, dass ich so oder so nicht mehr atmen kann. Dylon bemerkt, dass es wieder geht und warnt den Slytherin, doch er reagiert ziemlich schlecht: „Du kannst aufhören. Aufhören, sagte ich! Blaise Zabini sofort aufhören!!!“
Dann als alle uns auf einmal ansehen, hält er inne, als Ginny wütend wird: „Hier gibt es nicht zu sehen, also guckt uns nicht so blöd an!“
Sofort beachten sie uns nicht mehr. Besser auch so…
„Du hättest das nicht so schreien brauchen.“, meint er beleidigt, als ich zum Verursacher sehe, der sich bloß über unsere Reaktionen wegen des einen Satzes grinst. Muss Draco auch so pervers denken? Verdammt! Und das vor Dyl- Warum ist er nicht ausgerastet und bleibt so ruhig? Was ist geschehen, als ich weg war? Es war doch bloß ein Jahr! Und dann fällt es mir wieder ein. Sagte Draco nicht, dass er bei mir zu Hause war? Dylon hätte ihn doch niemals mit nach Hause genommen, oder? Ich verstehe nur Bahnhof…
Dann sehe ich zu Hermine, die noch versucht mein Outfit mit Taschentüchern zu retten, weil der ganze Inhalt des Trinkbehälters, also mein ganzer Kaffee, sich auf meinen Schoss ausbreitet. Na super… Heute bekomme ich wohl keinen Kaffee mehr!
Währenddessen sitzt Ron ganz entspannt neben mir und frisst nur alles in sich herein. Als er meine vernichtenden Blicke bemerkt, bedeutet er auf seine Hand mit seinem angefressenen Sandwich, als er fragt: „Willst du auch etwas?“
Ich verdrehe entnervt meine Augen und schüttle bloß leicht meinen Kopf, bevor ich mich endlich auf das Spiel konzentriere. Warum sehe ich ihn eigentlich immer essen? Egal…
Und so geht ein ‚wunderschöner Morgen’ auch mal zu Ende…

19. Wie ich das doch hasse…

Es sind Ferien und Dylon hatte gestern eine so super Idee auf Lager, dass ich hätte schreien können. Er gibt sich doch wirklich die Schuld, dass er in letzter Zeit so mit dem ‚lernen’ beschäftigt war, dass er jetzt doch wirklich mit mir in Urlaub fahren will.
Und womit habe ich das verdient? Ganz einfach: Da er ein schlechtes Gewissen hat, dass er heimlich mit Luna zusammen ist und mich somit vernachlässigt, will er unsere Geschwisterbeziehung durch eine Reise nach Paris vertiefen.
Warum ausgerechnet PARIS?! Es ist die Stadt der Liebe! Und dort wäre ich lieber mit Draco… Nichts gegen meinen Adoptivbruder, aber ich fühle mich von ihm so entfernt und dass alles nur wegen seiner Liebeserklärung vor einem Jahr.
Aber vielleicht wird es ja doch ganz schön… Ich sollte nicht immer so schwarz sehen. Aber ich mache mir Sorgen um Draco. Was ist, wenn Lestrange bei ihm auftaucht? Es wäre schrecklich… Und dann auch noch, dass ich bald Geburtstag habe. Wenigstens muss ich dieses Mal nicht meinen Geburtstag mit den Todessern verbringen… Das war wirklich Horror!
Mein Trauma werde ich nicht mal in zweitausend Jahren los! Hoffentlich läuft alles glatt… Wenn nicht, dann kann Dylon was erleben! Kann er nicht mit Luna dort hin fahren? Sie sind schließlich ein wundervolles Paar und ich will lieber hier bleiben und ein wenig nachdenken.
„Sind die Koffer gepackt?“
Erst als er mich mustert, bleibt sein Mund offen stehen und er starrt mich mit weitaufgerissenen Augen an. Was hat er denn plötzlich?
Ich habe ein weißes langes Kleid an, was etwas geriffelt ist. Es hat eine weiße Schleife an der Brust und hat eine Art Gürtel, wessen aus einem dicken weißen Faden aus Seide. Das Kleid besitzt Spaghettiträger. Die Schuhe sind hochhakige Pumps, die etwas offen sind Darauf wurden vereinzelte weiße Rosen drauf gesteckt.
Ich trage eine weißsilberne Halskette mit einem ebenfalls weißsilbernen herzförmigen Medaillon. Auf diesem Medaillon sind Engelsflügel eingraviert und wenn man es öffnet, dann sieht man sofort ein Foto, wo meine ganzen Freunde drauf sind. Es ist ein Schatz von mir, das ich nicht so leicht hergeben werde.
Mein Ring ist ebenfalls Silber und ist mit einem echten Diamanten versehen.
Dieses Mal trage ich meine Haare offen und meine Lippen sind leicht rosa geschminkt. Der Rest ist natürlich und ich verstehe einfach nicht, was er hat. Ich wollte mich doch für die Reise nur ein wenig schick machen?
„Du siehst aus wie ein Engel.“
Irritiert sehe ich ihn an, bevor ich dann sanft lächle. Süß, aber total übertrieben…
Leicht nicke ich Dylon zu seiner vorigen Frage zu, bevor es an der Tür klopft. Ich kann mir schon denken, wer das ist...
Ohne mein Einverständnis öffnet sich die Tür und die Weasley Zwillinge stehen vor mir. Ron hat sie mir schon angekündigt… Angeblich waren sie um Ginnys und Rons Gesundheit besorgt, aber in Wirklichkeit wollten sie bloß zu mir… Und das wusste Ron genau. Woher bloß?
„Na, Süße?“, grinsen sie mich an, als ich sie genauer betrachte. Waren sie schon immer so groß oder sind sie in einem Jahr gewachsen? Vielleicht kommt mir das aber auch bloß so vor, weil ich sie solange nicht mehr gesehen habe.
Sie umarmen mich fest und ich bekomme kaum noch Luft. Das machen sie doch mit Absicht!
„Hey!“, höre ich eine besorgte Stimme, die aber von jemand nicht erwartendes kommt, „Erdrückt sie nicht so!“
Widerwillig lockeren sie ihre Umarmung, so dass ich nach Luft ringen und erkennen kann, wer sie aufgehalten hat, mich umzubringen. Es ist Harry, der mich schüchtern anlächelt und eine Hand hebt.
Ich forme mit meinem Mund das Wort ‚Danke’, bevor ich zu Dylon sehe, der versucht alle vier Koffer gleichzeitig durch die Türe zu kommen. Schmunzelnd ziehe ich amüsiert und reichlich verzweifelt meine Augenbrauen hoch. Dieser Anblick ist einfach zu göttlich, als dass ich ihm helfe.
Und dann auf einmal stöhnt er auch noch, als er die Koffer versucht rauszuschieben. Das kann man jetzt auch zweideutig betrachten und ich räuspere mich kurz.
George und Fred lachen ihn aus und Harry verliert langsam an Selbstbeherrschung und muss ebenfalls schmunzeln. Auch ich kann nicht mehr und versuche vergeblich mein Lachen zu unterdrücken, doch als dann auch noch Ron kommt und ihn wie ein dummer inkompetenter Vollidiot ansieht, kann ich nicht mehr und platze aus allen Nähten.
Ich lache ungehalten und halte mir vor Schmerzen währenddessen meinen Bauch. Lautlos lacht jetzt auch Harry und wir liegen alle vier schon halb am Boden vor Lachen. Muss das so komisch aussehen?
Sofort hält mein Adoptivbruder inne und dreht sich zu uns um. Alle, ich eingeschlossen, hören reflexartig auf, doch dann taucht Blaise hinter uns auf: „Wisst ihr, wer hier so laut stöhnt?“
Blitzartig fange ich direkt wieder zu lachen an. Super… Warum musste hier jetzt ausgerechnet Blaise hereinschneien? Immer ich…
Vernichtende Blicke treffen mich, die mich schlucken lassen. Und mit IHM will ich ALLEINE in Urlaub fahren? Ich überlebe nicht mal die Fahrt, geschweige dann eine Woche lang mit ihm in Paris! Das ist doch die reinste Hölle…
Dann betrachtet der Slytherin die Koffer und durchbohrt mich mit fragenden Blicken. Okay… Wenn ich hier bleibe, dann bringt man mich auch um! Und es ist besser anhand von Dylon, anstatt von Slytherins, umzukommen… Dann müsste ich ja ihre dummen Fratzen sehen, bevor ich sterbe und darauf habe ich keinen Bock!
Außerdem wenn ich die Wahl zwischen einen schnellen und einen langsamen und qualvollen Tod wählen dürfte, würde ich natürlich das Erstere bevorzugen.
„Amelia“, fragt mich jetzt Blaise mit verschränkten Armen und warnender Stimme, „Was sollen die Koffer bedeuten?“
Nach Worten suchend stehe ich vor ihm und hebe meinen Zeigefinger: „Ich… ich- äh… ich-„
„Blaise, wollen wir heute mit-„
Als Draco vorm Zimmer steht, sieht er genauso wie Blaise verwirrt und entsetzt aus. Ich hätte es ihnen also doch sagen sollen, aber ich hatte mich nicht getraut. Außerdem dachte ich, dass sie doch nach Hause fahren wollen? Was machen sie also noch hier? Alle außer die Weasleys und Harry sind bereits nach Hause gefahren.
Als sie mich nur anschweigen, fasse ich meinen Mut zusammen und kläre die Slytherins auf: „Ich verreise mit Dylon für eine Woche nach Paris.“
Der Blonde funkelt mich enttäuscht und voller Wut an: „Und warum hast du uns nicht Bescheid gesagt, hm? Dann hätte ich nicht gestern meiner Mutter abgesagt und wäre hier geblieben!“
Oh ja… Er ist sauer, aber verständlich. Zwar weiß ich noch immer nicht, ob wir zusammen sind oder nicht, aber stünde ich jetzt in seiner Lage, dann würde ich nicht mal mehr mit mir sprechen! Und da er genau so tickt wie ich, habe ich kaum eine Chance-
„Gib ihr nicht die Schuld, Malfoy!“, knurrt mein Adoptivbruder den Slytherin an, „Ich habe ihr gestern erst Bescheid gegeben, dass wir fahren werden, klar?“
„Du willst sie also von mir fernhalten.“, stellt Draco mit Hass fest.
Als sich die Beiden vernichtenden Blicke austauchen, kann ich nur seufzen, bevor ich jetzt schon genug von alldem hier habe.
Dann gehe ich auf den Blonden zu und sehe ihn entschuldigend an: „Ich wusste nicht, ob-„
„Langsam müsstest du wissen, dass du mir alles und um jede Stunde mitteilen kannst, Amy.“, klärt er mich etwas traurig auf, bevor er mich leicht auf die Wange küsst.
Sofort knurrt Dylon, während Harry sich nur räuspert. Was denn? Es ist doch besser, als wenn er mich vor ihnen auszieht und dann- Wieso muss ich eigentlich immer so versaut denken? Gott… Vielleicht würde mir Urlaub auch ganz gut tun. Aber doch nicht nach Paris!
„Dann sollten wir gehen, bevor wir nachher noch unseren Zug verpassen.“, meine ich nur grummelnd, bevor ich gerade an alle vorbeigehen will.
Hermine und Ginny umarmen mich stürmisch. Warum tun gerade alle so, als wenn ich nicht lebend zurückkomme? Na danke auch! Aber irgendwie…
Kurz schiele ich zu meinen Adoptivbruder und schlucke heftig. Ich glaube, dass sie irgendwo recht haben. Hoffentlich verirre ich mich nicht in Paris und verschwinde im Nirgendwo der Hauptstadt.
Ich habe doch gar keine Orientierung und wenn Dylon sich dort betrinkt, finden wir niemals zum Hotel und gelten als verschollen… Ob wir am Verhungern sterben oder uns jemand dort umbringt? Jetzt zweifle ich auch daran, dass wir jemals wieder nach Hause kommen…
„Pass ja auf dich auf, Amy!“, warnt mich Hermine.
Unbeholfen und völlig verstört von der Vorstellung, dass wir an einem Morgen leblos und total verstümmelt gefunden werden, lächle ich sie verständnisvoll an. Ich werde das sicherlich nicht überleben… Die Frage ist nur ob Dylon mit mir sterben wird oder eher nicht… Aber die Dummen haben ja immer so ein Schweineglück und überleben alles! Warum müssen die Klugen immer dran glauben? Ich Arme…
Dann höre ich etwas, was mich die Augen hilflos verdrehen lässt: „Keine Angst. Ich werde schon auf sie aufpassen.“ Guter Witz...
Ja, mein Adoptivbruder kann durchaus in der Lage sein mich zu beschützen. Das sagt ja niemand! Aber wer rettet mich vor ihm? Außerdem übertreibt er maßlos! In letzter Zeit hat er nie auf mich aufgepasst und ich war immer Idioten ausgesetzt! Und ja, Draco gehört dazu!
Seltsamerweise habe ich Seamus nicht mehr gesehen. Wo er wohl ist? Tatjana liebt ihn doch so… Ich kann einfach nicht glauben, dass er sie nur ausgenutzt hat. Da muss mehr dahinter stecken…
Wie komme ich eigentlich auf dieses Thema? Man… Ich selbst verstehe meinen Gedankengang nicht mal mehr… Vielleicht sollte ich mich ernsthaft untersuchen lassen! Aber will ich eigentlich wissen wie gestört ich wegen meinen Freunden, den Slytherins und besonders den Todessern bin? Nee, glaub eher nicht!
„Tschüß, Amy.“, umarmt mich jetzt auch Blaise, weshalb ich nur meine Augenbrauen irritiert und noch mehr verstört als ich jetzt schon bin hochziehen kann.
Gerade als seine Hand tiefer zu meinem Hintern rutschen will, löse ich die Umarmung schnell und verabschiede mich von all meinen Freunden und verschwinde lieber schnell aus der Tür, bevor ich es mir noch anders überlege und die anderen anflehe, dass sie meinen Bruder zur Vernunft bringen und uns nicht mit offenen Armen in den sicheren Tod schicken soll.
Somit gehen wir mitten durchs Gebäude und verlassen es nach einer Weile dann auch. Ich sollte mich nicht so anstellen… So schlimm kann es nun auch nicht mehr werden! Schlimmer als bei den Todessern zu wohnen, geht sowieso nicht! Wenn ich daran denke, dass Draco auch einer war, wird mir übel.
Es ist jetzt jedoch alles egal, denn ich fahre in den Urlaub und werde mich ganz auf diesen konzentrieren und nicht schon wieder an Vergangenes denken. Es würde nur alte Wunden aufreißen…

Wir steigen aus und ich habe furchtbare Kopfschmerzen von Dylon. Wie kann eine Person allein so etwas anrichten? Mein Kopf brummt so verdammt! Wenn er Luna nicht nerven kann, dann nervt er mich. Aber das sie es überhaupt solange mit ihm aushält…
Oder benimmt er sich ihr gegenüber etwas Zurückhaltender. Oh bitte! Er und zurückhaltend? Ist ja genauso, als wenn Voldemort an uns, mit einem rosa Tutu, vorbeitänzeln würde und mir etwas von seinen gemachten Plätzchen abgeben würde. Okay…
Die Vorstellung schockiert mich nicht, nein sie schadet meinem grenzenlosen Verstand. Wenn es weiter so geht, muss man mich nach Askaban schicken! Vielleicht bin ich da ja besser aufgehoben?!
„Wo müssen wir hin?“, versuche ich mich abzulenken, doch dann sehe ich irritiert zu seinem Stadtplan, dass er falsch herum hält. Man… Wie bescheuert kann ein einzelner Mensch sein?
„Wir müssen da lang.“, zeigt er irgendwo ins nirgendwo. Super… Wir enden irgendwo im Leichenschauhaus, dass weiß ich jetzt schon!
Manchmal denke ich doch, dass ich mit ihm verwandt bin. Er hat genauso wenig Orientierung wie ich! Jetzt weiß ich auch, warum ich so ein flaues Gefühl gestern in der Magengegend hatte. Wir werden niemals zum Hotel finden!
Fassungslos reiße ich diesem Idiot den Plan aus der Hand und drehe ihn richtig um. Wenigstens kann ich Karten lesen! Grummelnd nehme ich seine Hand, bevor ich ihn einfach hinter mir herziehe. Wir müssten ungefähr hier liegen. Super… Mal sehen, wo wir durch meine ‚Begabung’ landen werden. Ich hoffe nicht, dass es ein Friedhof ist…
Oh man! Warum fürchte ich mich eigentlich so? Schlimmer als bei den Todessern zu wohnen und vier Male vom Cruciatus-Fluch erwischt zu werden, kann es ja gar nicht mehr kommen. Hätte ich vor einem Jahr noch zwischen Tod und den Todessern wählen dürfen, dann hätte ich wahrscheinlich Ersteres genommen. Aber jetzt bin ich hier und ich will und werde meine Freunde vor dem dunklen Lord und seinen Anhängern beschützen! Und wieder denke ich daran…
Dann unterbricht Dylon meine düsteren Gedanken und bringt mich zum Grinsen: „Weißt du noch damals, Amy? Es war vor drei Jahren, als ich nach dem Sieg über den dunklen Lord nach Hause gekommen bin. Da-„
„Du meinst da, wo wir allesamt nach Spanien flogen? Wo wir einfach mal abends spazieren gingen, während unsere Eltern eine Konferenz mit dem Phönix des Ordens hatten und wir uns verlaufen hatten?“
Er nickt und bestätigt mir mein traumatisches Erlebnis. Aber es war trotz allen Komplikationen sehr schön… Und ich habe bloß gute Erinnerungen daran. Selbst als unsere Eltern uns anschrien, weil wir so spät nach Hause kamen und sie mir die Schuld dafür gaben, weil er mich abholen sollte und ich erst ein wenig später eintrudelte.
Dylon hatte die Schuld auf sich genommen und hatte mich weinende und dumme Gans beruhigt. Schon damals war er so lieb zu mir und ich war so dumm…
„Ich fand es ziemlich lustig, so wie wir orientierungslos durch die Gegend liefen.“
„Und auch sehr schön.“, gebe ich gedankenverloren zu. Diese Erinnerung werde ich immer tief in meinem Herzen bewahren, um uns immer in harten Zeiten daran zu erinnern, dass es sich für solche Zeiten lohnt zu kämpfen. Und ich werde kämpfen… Warum muss ich noch immer daran denken? Verdammt! ICH, die Auserwählte, die Lord Voldemort bezwingen kann, braucht auch mal ’ne Auszeit!!!
Wir gehen Hand in Hand die dunklen Strassen von Paris entlang und ich fühle mich einigermaßen wie damals. Es war wirklich eine gute Idee mit ihm nach Paris zu fahren. Jetzt kann ich meine Sorgen endlich für einen Moment fallen lassen und einfach die Ruhe genießen.
Plötzlich höre ich ein Rascheln genau in dem Busch, wo ich gerade entlang schreite und verstecke mich sofort hinter Dylon, der mich belustigt angrinst. Mein Puls erhöht sich drastisch und mein Atem geht schnell. Angst durchströmt meinen Körper.
Wird dahinter jetzt ein Serienkiller oder eine Mumie aus einem schlechten Horrorfilm erscheinen? Mein Herz sprengt bei Nahe vor Angst meinen Brustkorb und ich muss heftig schlucken. Ich werde panisch und alles in mir schreit sofort mit meinem Adoptivbruder von hier zu verschwinden.
Ich nehme das von eben zurück: Es war eine schlechte Idee! Ich hatte ganz vergessen, dass ich damals genauso viel Angst hatte, da Dylon sich einen Spaß draus machte, mir Angst einzujagen und das gelang ihm gut. Vor allem als ich ihn plötzlich aus den Augen verlor und er eine Hand auf meine Schulter legte. Ich wollte damals gerade schreien, als er mich auslachte. Warum musste dieser Idiot auch hinter mir stehen?
Aber jetzt ist es anders. Ich klammere mich an den Braunhaarigen fest, der irgendwie keine Anstalten macht, seinen Zauberstab zu zücken. WAS soll das? Idiot! Falls wir das hier überstehen, bringe ich ihn um!!!
Plötzlich springt eine Katze heraus und ich fahre zusammen, doch dann entspanne ich mich wieder. Eine Katze… Ich falle auf eine Katze herein? Man bin ich schreckhaft…
Als der Braunhaarige vor mir lauthals zu lachen anfängt, erinnere ich mich erneut an damals.
Damals nach der angeblichen Besiegung Voldemorts dauerte es zwei Jahre bis Hogwarts wieder betretbar war und Dylon mit den Anderen ihr siebtes Jahr nachholen konnten und das war genau das Jahr, wo auch ich neu nach Hogwarts kam. Nur da ich schon so alt war, brauchte ich nur das letzte Jahr machen, doch da kamen ja die Todesser dazwischen.
Damals… Als wäre ich ’ne Oma oder so… Aber ich wusste nicht, dass man so viel in einem einzigen Schuljahr erleben kann.
Als er sich endlich wieder beruhigt hat, küsse ich ihn zärtlich und berühre dabei nur kaum seine Wange: „Ich hab dich lieb.“
Jetzt lächelt er mich warmherzig an und wir umarmen uns.
„Ich bin froh, dass du endlich wieder meine Schwester und keine komische Todesserin bist.“, haucht er mir glücklich ins Ohr, als ich nur amüsiert über seine Freude grinse. Er tut so, als wäre ich ein ganzes Leben lang verschollen gewesen… Dabei war ich gerade mal ein Jahr im Anwesen von den Todessern. Das geht doch noch!
Dann werde ich aber wieder ernst und befreie mich aus seinen Armen: „Es ist wirklich schön wieder ich zu sein, aber ich mache mir Sorgen um Tatjana. Ich habe schon echt lange nichts mehr von ihr gehört und-„
„Du machst dir um eine Todesserin sorgen?“, grinst er mich verschmitzt und verständnislos an. Leicht nicke ich, bevor wir weiter gehen.
Die Dunkelheit macht mir nichts mehr aus und eigentlich empfinde ich keine Angst oder Furcht mehr, nein. Es ist eher das Gefühl, was mir Angst bereitet. Das Gefühl allein zu sein, wenn es hart auf hart kommt. Alleine und dass berechtigt. Tatjana und ich waren so gemein zu ihnen und wir haben ihnen ziemlich viele Probleme bereitet und trotzdem mögen sie mich noch? Irgendetwas läuft hier doch falsch, nicht?
Außerdem tut mir Tatjana leid… Gerade als sie sich verliebt hat, wurde sie so schlimm behandelt. Sie wollte sich doch ändern und was ist geschehen? Tatjana hat sich aufgelöst und ist tief in mir verschwunden. Traurig und einsam überwacht sie dort alles, was ich mache.
Die ganze Zeit über genießen wir die Stille und irren weiterhin durch die eigentlich so friedliche und schöne Hauptstadt.

Im Zimmer angekommen, fluche ich aufbrausend vor mir hin, als ich ein Doppelbett in diesem stehen sehe. Das kann doch nicht sein ernst sein! Damals als wir klein waren, schlief ich immer in seinem Bett, aber jetzt? Wir sind erwachsen, außerdem…
Ich schüttle fassungslos den Kopf. Wie kann er bloß? Nie wieder lasse ich Dylon unsere Zimmer reservieren! Ein Wunder, das wir überhaupt hierher gefunden haben… Das war wirklich nur ein Zufall, dabei hätte Dylon seinen Zauberstab benutzen können, dieser Vollpfosten!
Kraftlos lasse ich mich auf die linke Seite des Bettes fallen und mustere das Zimmer. Es ist alles in schwarz und weiß gehalten und sieht nicht gerade billig aus. Wie kann sich Dylon so etwas leisten? Oder hat er heimlich bei Fred und George gearbeitet? Aber wieso investiert er in so eine Höllenfahrt, anstatt in irgendetwas Brauchbares oder so?
„Schön hier, nicht?“, lächelt mich der Braunhaarige an, als ich bei seinem Strahlen ziemlich fassungslos und gleichzeitig unbeholfen nicke. Wie soll ich mit der Situation umgehen? Damals war er in mich verliebt, aber- Scheiße… Und ich dachte wirklich, dass wir das einfach so vergessen könnten? Wie dumm musste ich sein…
Als ich leer und völlig verwirrt Dylons Blick deuten will, fällt diesem etwas Wichtiges ein: „Beim Einchecken habe ich meine Kreditkarte nicht zurückbekommen. Ich komme gleich wieder.“
Bevor ich noch reagieren kann, ist er bereits aus dem riesigen Zimmer verschwunden. Wieso muss er kein Hirn im Kopf haben? Sogar ein Kleinkind hätte die Kreditkarte nicht vergessen. Entnervt verdrehe ich meine Augen, bevor ich mich auf meine Unterarme abstütze um aufrecht zu sitzen. Dann erblicke ich die Koffer und stehe widerwillig auf. Es wäre wirklich besser, wenn ich unsere Sachen auspacke, bevor er es noch macht. Ich öffne den Reißverschluss und packe in Gedanken versunken meine Sachen aus.
Das wäre etwas zu viel erwartet, wenn er meine Klamotten wegpacken würde. Am Besten auch noch mit versehen zerreißen würde. Nee, nee… Darauf kann ich sichtlich verzichten!
„Aber die du an hast, sind dir nicht wichtig, was?“
Sofort verspannt sich mein Körper uns ich drehe mich abrupt mit ausdrucksloser Miene um.
Als ich dort Adam auf dem Bett sitzend erkenne, versuche ich meine letzte Selbstbeherrschung zurückzuhalten. Würde ich nicht im Urlaub sein, dann würde ich ihn bekämpfen, aber so?
Ignorierend wende ich mich wieder meinen Kleidungsstücken zu, die ich ordentlich falte und sorgsam in den Kleiderschrank lege.
„Fragst du dich eigentlich nicht, was ich hier mache?“, versucht er mich neugierig zu machen, doch dass kann er sich abschminken. Ich weiß doch ganze Zeit schon, was er eigentlich nur von mir will.
Dann kann ich es mir nicht verkneifen und murmle es vor mir hin: „Mir das Leben zur Hölle machen.“
„Amy“, kommt es fassungslos von dem Schwarzhaarigen. Kurz schiele ich zu ihm herüber, der mich entsetzt ansieht. Entnervt seufze ich und versuche einfach so zu tun, als säße er nicht gerade auf dem Bett und sähe mich mit großer Begierde an. Kann der nicht einmal an irgendetwas anderes denken? Das langweilt und nervt total!
„Denkst du wirklich, dass ich solche Widerwertigkeiten vorhabe?“
Oh ja! Sonst säßest du nicht hier, du Mistkerl. Außerdem tust du nichts Anderes…
Aber wenn er vielleicht dieses Mal gar nicht deshalb gekommen ist? Dann sollte er sich vielleicht mal untersuchen gehen… Als Todesser ist man niemals zu jemanden ohne Hintergedanken ‚nett’.
Als ich nur die Stirn runzle, grinst er rechthaberisch und wird arrogant: „Du scheinst mich ja erwartet zu haben.“
„Was willst du?“, knurre ich wutentbrannt, als ich mir ein schwarzes Haargummi nehme und mir mit diesem mein Haar zu einem Pferdeschwanz binde.
„Ich-„
Die Tür öffnet sich und Dylon tritt in den Raum. Bei Merlins- Ich hasse diese Zaubersprache… Ich bin bereits viel zu lange unter Zauberern. Ich glaube, dass ich Abstand von allem Magischem brauche. Aber hier wird mir ja nicht mal eine kleine Pause gegönnt!
Mit abschätzendem Blick sehe ich zwischen den Cousins hin und her, als mein Adoptivbruder kurz vorm Ausrasten steht: „WAS machst du hier?“
„Frag doch Amy, sie dürfte den Vertrag nicht vergessen haben.“, droht er mir weiter arrogant grinsend, bevor ich ungehalten einige Schritte auf ihn zumache. Er meint doch nicht etwa- Meine Augen weiten sich. Oh mein-
„Du hast ihn doch nicht vergessen, oder?“, er zieht belustigt und erwartungsvoll seine Augenbrauen zusammen.
Mein Blick ist kalt und zeigt keinerlei Emotionen, bevor ich ihn dann am Kragen packe: „Du kannst mich mal, weißt du das? Was denkst du denn, wer du bist, dass du mich in meinem Urlaub belästigen kannst, hm?“
Dylon sieht mich sprachlos an. Ja, so herzlos kennt er mich nun mal nicht. Ich kann halt auch anders, als die liebe, naive Amy, die versucht alles zu regeln. Aber im Moment ist mir das alles redlich egal! Ich will bloß in Ruhe gelassen werden!
„Ich sag doch, dass der Malfoy kein guter Umgang für dich ist.“, grinst er mich lässig an, bevor Adam wieder ernst wird, „Ist dir das Leben deiner Freunde wirklich so egal?“
Ich lockere meinen Griff, bis ich nach einigen Sekunden ganz loslasse und mich einem Schritt von ihm entferne. Alles in mir schreit danach ihn zu verscheuchen, doch andererseits… Warum ist er verdammt noch einmal wirklich hier?
„Da ich nicht mehr in euern Händen bin, garantiert mir niemand mehr für ihren Schutz.“, meine ich nicht gerade überrascht, aber ziemlich um meine Freunde besorgt, doch versuche meine Nervosität mit Hass zu überspielen.
Ich blicke unsicher und angsterfüllt zu Boden. Meine Hände beginnen zu zittern und ich kauere nervös auf meine Unterlippe herum. Nicht, dass sie ihnen etwas antun wollen? Verdammt! Wieso musste ich unbedingt hier herkommen? WIESO?!
„Lass sie gefälligst in Ruhe und verschwinde von hier, Cousin!“, zischt der Braunhaarige an meine Seite hasserfüllt, während er das Wort ‚Cousin’ total abwertend ausspricht.
Es ist süß wie er mich immer beschützt, aber ich kann nicht zulassen, dass er uns entwischt. Er weiß etwas, was für uns im Verborgenen liegt. Der Schlüssel ist in greifbarer Nähe und wenn wir ihn jetzt wegwerfen würden, dann könnte womöglich das Leben unserer Freunde in Gefahr sein!
Aber Adam macht keine Anstalten von hier zu verschwinden, sondern steht jetzt selbstverliebt auf, als er dabei meinen Arm streift: „Du hast es ihm noch nicht erzählt, hm?“
Unwissend und reichlich irritiert starrt uns Dylon an, als ich ertappt zur Seite sehe. Durch diese Reaktion lacht er kurz belustigt auf, bevor er zu dem Braunhaarigen an meiner Seite sieht: „Wir hatten ein Verhältnis miteinander.“
„Was?!“, kommt nur entsetzt von seinen Lippen, als ich nur ängstlich und gleichzeitig ertappt in seine Augen sehe und sich in diesen entsetzen, sowie Enttäuschung widerspiegeln.
Kurz hole ich tief Luft, als ich schnell das Thema wechsle: „WARUM bist du hier?“
„Weil ich dir ein kleines Geheimnis erzählen wir.“, wird der Schwarzhaarige sehr ernst und sieht mich entschuldigend an.
„Raus damit!“, drängle ich Adam, als dieser ergebend seine Hände hebt, bevor er mit der grausigen Sprache rausrückt.
„Malfoy wird von Bellatrix bedroht.“
Mein Körper verspannt sich. Wie bitte?
„Was meinst du damit?“, hakt mein Bruder mit rauer Stimme nach.
Kurz setze ich mich fassungslos auf dem Bett. Ich hätte niemals hierher fahren sollen… Es war viel zu riskant! Ich bin aber auch so dumm… Und was jetzt? Ich muss sofort zurück!
Dann erklärt Adam es uns und ich sehe völlig leer auf meine Hände, die nervös mit der Bettdecke herumspielen: „Ich meine damit, dass Bella und die anderen Todesser deinen Geliebten drohen, seinen Eltern etwas anzutun, wenn er sich dir anschließt und nicht erneut ein Todesser wird.“
Sofort springe ich mit aufgerissenen Augen auf: „Nein!“
„Oh doch-„
„Wo befindet er sich?“, frage ich ihn mit Nachdruck, als er es mir seltsamerweise auch noch erzählt.
„Im Malfoy Manor.“
Ich nicke dankend und bevor mich noch Dylon aufhalten kann, springe ich aus dem Fenster.
„Amelia!!!“
Es tut mir leid, aber ich muss gehen… Ich will nicht, dass ihm etwas passiert!
Sofort appariere ich mich nach Malfoy Manor, bevor ich mir noch mehr Verletzungen zufüge.
Nun stehe ich vor dem Malfoy Manor und hole tief Luft, bevor ich vor der Türe stehen bleibe. Ich habe Angst… Was wenn ich zu spät komme? Was wenn alles vorbei ist?
Verdammt! Wie ich das doch hasse… Ich hasse es, dass ich solche Gedanken hege.
Somit öffne ich die Türe und trete ins Herrenhaus ein. Ich durchsuche das ganze Haus mit zitternden Händen und versuche mir positive Gedanken zu machen.
Dann als ich im letzten Raum angekommen bin, stutze ich ein wenig und runzle meine Stirn. Hier ist niemand… Aber Adam sagte doch- War das eine Falle? Na klar war das eine und ich bin natürlich auf diese bescheuerte Tour reingefallen! Ich bin halt noch immer die naive Amelia, die alle retten will…
Plötzlich erkenne ich etwas Rotes auf dem Kleiderschrank in Dracos Schlafzimmer. Vorsichtig nähere ich mich diesem und mustere es, als sich meine Augen vor entsetzen und Schrecken weiten. Es sind Blutflecke!
Als ich über das Blut fasse, sehe ich zu meiner Hand auf, wo diese klebrige warme Flüssigkeit meinen Finger ebenfalls rot färbt. Es ist noch frisch… Aber ist das jetzt gut oder schlecht? Verdammt! Warum ist hier niemand? Wo bist du bloß Draco?

20. Ein schrecklicher Geburtstag

Meine Augen sehen leer auf die Umgebung. Ich konnte ihn nicht finden und bin jetzt hier in London. Gerade als ich auf die Uhr sehen will, schlägt die Glocke und ich weiß es ist Mitternacht. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Man bin ich heute wieder sarkastisch… Ausdruckslos sehe ich in den nächtlichen Himmel und fühle mich verloren. Alleine in London zu sein, ist schrecklich! Warum bin ich auch einfach abgehauen? Ich habe bereits überall gesucht, doch ich finde ihn einfach nicht…
Vielleicht sollte ich ja Snape um Hilfe bitten? Nein… Er hat sicherlich genug zu tun. Aber ich kann nicht einfach so kampflos aufgeben! Aber ich weiß nicht, wo er sein könnte. Ich kenne ihn halt zu wenig, um zu wissen, wo er stecken könnte. Ich fühle mich so einsam. Du fehlst mir so, Draco!
Dann schießen mir furchteinflößende Gedanken in meinen Kopf. Was, wenn ihm etwas passiert ist? Was, wenn ich nie wieder in seine grauen Augen sehen kann? Was, wenn ich ihn nie wieder lachen oder eifersüchtig sehen kann? Was, wenn ich ihn nie wieder berühren oder seinen Geruch in mir tief einsaugen darf?
Ich stelle mir eine Welt ohne ihn vor und es ängstigt mich. Was soll ich bloß machen, wenn er- Daran sollte ich jetzt nicht denken!
Genervt schüttle ich den Kopf und stehe entschlossen auf. Vorsichtig klopfe ich den Dreck von meinem schwarzbraunen knielangen Kleid. Es besitzt keine Träger und ist ziemlich flatterhaft. Es besitzt eine Art Gürtel unter den Busen. Dieser ist in einem Zebramuster braunweiß gestreift.
Darüber trage ich eine kurze unter den Busen endende schwarze Lederjacke. Meine schwarzen Stiefeletten sind mit vielen Nieten verziert.
Dazu trage ich einen schwarzen Armreif, wo die jeweiligen Enden federartig sind. Sie überlappen sich und zeigen in die jeweilige andere Richtung. Die aus metallbearbeiteten Federn sind mit vielen kleinen Diamanten bestickt.
Als Krönung trage ich schwarze Ohrringe, die meine Gefühle besonders zum Ausdruck bringen. Die Beiden haben dieselbe blumenförmige Form, doch sind sie verschieden. Genau wie ich also… Eins ist ganz schwarz und matt. Es ist leblos und leer, so wie mein Inneres im Moment aussieht. Und das Andere ist mit Glitzersteinen übersäht und strahlt meinen letzten Funken Hoffnung aus. Aber langsam schwindet dieses Gefühl in mir.
Wo soll ich bloß noch suchen?
Dann spüre ich eine Aura und die Anwesenheit eines bestimmten Jemandes, der mich zum schlucken bringt.
„Du sucht die Malfoys, nicht wahr?“
Ich drehe mich nicht zu der Todesserin um, sondern wende mich zum Gehen. Warum sollte ich Bella irgendwie trauen? Ich tue es nicht und werde es auch niemals! Außerdem habe ich das Gefühl, dass sie gerade nicht gute Laune hat.
„Ich weiß etwas, dass du wissen solltest.“, bleibt sie seltsamerweise ernst und verspottet mich in keiner Weise.
Sofort drehe ich mich irritiert um. Was ist denn mit ihr los?
Ausdruckslos drehe ich mich um, als sie mich mitfühlend ansieht. Zwar versuche ich hinter ihrer Fassade zu blicken, doch vergeblich. Warum erkenne ich nichts Böses in ihrem Gesicht? Hat sie ihre Schauspielkünste etwa so perfektioniert? Nein… In dieser kleinen Zeitspanne ist das völlig unmöglich!
Kalt schüttle ich den Kopf und widerspreche ihr schnippisch: „Das tust du nicht.“
„Oh doch“, findet die Dunkelhaarige, bevor sie sich mit lautlosen Schritten nähert, „Das willst du wissen, glaub mir.“
Skeptisch und desinteressiert verschränke ich die Arme vor dem Körper, bevor ich amüsiert grinse: „Was meinst du? Ich soll dir trauen? Gerade DIR? Wieso sollte ich einen Todesser je trauen?“
Als wenn ich jemals Bellatrix- Meine Augen weiten sich. Wieso habe ich eben eigentlich Adam geglaubt? War ich dumm!
Gerade als ich loslaufen will, stoppt sie mich mit einem Zauberspruch, den Snape bei mir mal angewandt hatte. Sofort hänge ich in der Luft Kopf über. Na super! Ich hasse diesen Zauberspruch! Soll das jetzt ein Geburtstagsgeschenk für mich sein, oder was? Noch mehr schlechte Neuigkeiten kann ich nicht gebrauchen! Es ist MEIN Geburtstag! Ich bin ab heute 21 und alles wäre super, wenn sie nicht an meinem Geburtstag auftauchen würde!
Die Todesserin sieht mich Luft holend an, bevor sie einige Schritte auf mich zumacht und genau vor mir zum Stehen kommt. Super… Jetzt sehe ich alles auf dem Kopf! Das ist dumm…
„Ich bin zu spät gekommen, Amy.“, meint sie mit zittriger Stimme, „Draco ist tot.“
Meine Augen weiten sich und alles in mir zersplittert. Ich fühle mich leer und meine Tränensäcke füllen sich mit Tränen. Mein ganzer Körper zittert und es fühlt sich an, als wenn mein Leben geendet hat. Dabei weiß ich nicht einmal, ob es die Wahrheit entspricht. Mein Herz hört auf zu schlagen und ich sauge die Luft geschockt und fassungslos ein. Nein! Nicht ER! NICHT ER… Bitte nicht! Ich liebe ihn doch!
„Es tut mir leid.“
Plötzlich verspüre ich eine Unmenge an Hass, Wut und Verzweiflung. Ich kann das nicht glauben… Ich will es nicht!
Schnell schüttle ich meinen Kopf und sträube mich gegen die Erkenntnis: „NEIN! Er ist nicht tot! Du lügst!“
Dann zückt sie ein Bild und zeigt es mir. Leider ist es auf dem Kopf, weshalb ich es drehen muss. Meine Augen weiten sich und ich beiße mir vor Wut auf die Unterlippe. Leer, verloren und fassungslos betrachte ich das Foto. Ich kann es nicht glauben, obwohl ich es sehe…
Auf dem Foto ist der blutverschmierte Schrank abgebildet und vor diesem liegt am Boden ein blutübersäter Blondhaariger. Sofort erkenne ich ihn als Draco und mein Atem stockt. Alle Gefühle strömen durch meinen Körper und lassen meinen Körper erzittern, während mein Blick weiter starr auf das Bild sieht. Es ist so grausam… Dieses ganze Blut…
Dann sehe ich in seine grauen Augen, die völlig leblos sind und kann meine Tränen nicht länger unterdrücken, als ich dieses Foto in die Hand nehme.
„Wie du siehst, ist es wahr.“, gibt sie mir zu verstehen, bevor sie den Umkehrspruch auf mich legt und ich auf den kalten Boden falle. Doch mir ist das alles egal und ich sehe weiter erstarrt auf das Bild, als ich mich ablenken will: „Und was ist mit seinen Eltern?“
Erst nach meinen Worten traue ich mich in ihr Gesicht zu sehen, als sie sich kurz wieder beruhigt, bevor sie es mir erzählt: „Sie sind abgehauen, als sie angegriffen wurden. Wir sahen ihn dort liegen und wollten ihn retten, aber…“
Will sie damit sagen, dass seine Eltern so etwas Schreckliches getan haben sollen? Nein! Das glaube ich nicht, aber… Dieses Foto! Es ist echt…
Doch ich nicke leicht und hebe meine Wut für spätere Zeiten auf: „Ich danke dir, Bella.“
„Wir werden sie suchen, Amy.“, meint die Todesserin, bevor sie sich in Luft auflöst und mich mit dem grausamen Bild alleine lässt.
Kurz schließe ich meine Augen und hole tief Luft. Ich liebe dich doch… Warum gehst du von mir fort?
Ich dachte nicht, dass du so leicht aufgibst. Ich dachte, dass du stärker bist, aber anscheinend war es bloß reine Hoffnung. Ich kannte dich nun mal nicht. Nein, das tat ich nicht. Ja, ich liebte dich, aber ich wusste rein gar nichts über dich.
Aber schon seit meiner ersten Begegnung mit dir lässt mich der Gedanke nicht los, dass du stärker als ich bist. Oder war das auch nur eine Täuschung?
Vielleicht wollte ich mich mit dir messen, aber es war ein Fehler, denn ich hatte immer verloren… Und jetzt? Jetzt verlierst du dein Leben… Einfach so?! NEIN! Das kann ich einfach nicht glauben!
Ja, in dir steckte mehr als nur ein aufgeblasener arroganter kühler Machoarsch… Und auch wenn du Angst hattest, so lerntest du Mut kennen und gabst schon mehrmals dein Leben für mich auf. Du hast mich beschützt und jetzt? Warum konntest du nicht auf dich selbst aufpassen? Draco Malfoy…
Dabei hatte ich gerade das Gefühl, dass alles klappte… Zwar hatten wir nicht über uns gesprochen, aber wir liebten uns und ich werde dich nie aufhören zu lieben. Verdammt! Ich sollte es den Anderen berichten. Sie werden genauso fassungslos und aufgelöst sein wie ich. Vor allem wenn ich es Pansy erzähle… Davor habe ich schon große Angst!
Gut… Jetzt reiße ich mich erst einmal zusammen und gehe zu Dylon. Bestimmt macht er sich schon gewaltige Sorgen um mich! Aber auch verständlich, wenn ich einfach so aus dem Fenster springe…
Hoffentlich geht es ihm gut… Ich habe ihn schließlich mit Adam alleine gelassen! Die Beiden hassen sich genauso wie Harry und Draco früher… Oder wie Dylon und Draco… Obwohl Dylon ja ausschließlich alle Slytherin hasst. Adam war einer und Blaise, sowie Draco sind welche. Auch kann er ja Snape nicht ausstehen. Gryffindors und Slytherins sind halt Feinde…
Langsam öffne ich meine Augen und unterdrücke meine Tränen. Ich muss jetzt stark sein! Für meine Freunde und mich selbst… Wenn ich jetzt weiter daran denke, dann verliere ich meinen Kampfgeist und zerbreche daran. Aber der Kampf mit Voldemort steht noch bevor. Ich muss es schaffen und werde Draco rächen!
Entschlossen stehe ich auf und sehe in den Himmel. Nur ich kann sie jetzt noch retten… Ich bin ihre einzige Hoffnung! Somit entferne ich mich vom Platz und zücke meinen Zauberstab. Der Besen fliegt auf mich zu und ich steige elegant auf: „Ich werde dich nicht enttäuschen, Draco.“
Somit fliege ich los.

Alle haben sich im Wohnzimmer versammelt, als ich mein seltsames Verhalten erkläre: „Ich bin hier um euch mitzuteilen, dass Draco sein Leben geben musste.“
Mein Gesichtsausdruck ist ausdruckslos und gleichzeitig leer. Alle sind erschrocken und es dauert keine Sekunde, da umarmt mich bereits Harry. Ich lasse die Umarmung zu und schließe die Augen. Danke…
„Es tut mir leid.“
Leicht schüttle ich den Kopf. Meine Hände zittern wieder und alles in mir schreit auszubrechen. Doch ich halte inne und öffne gefühllos meine Augen. Ich sehe wie sie mich teilweise mitfühlend und teilweise traurig ansehen. Als wir die Umarmung wieder lösen, tritt er einen Schritt zurück und Hermine klopft mir auf die Schulter.
Jetzt lächle ich sanft und versuche meine gemischten Gefühle einfach dabei zu überspielen. Niemals soll bemerken wie es mir geht. Wie sollte es mir auch gehen?
„Wissen es seine Eltern schon?“, höre ich jetzt etwas beherrscht von Blaise.
Darauf kann ich nur verzweifelt seufzen und erinnere mich an Bellas Worte. Soll ich ihnen glauben schenken? Aber sie hatte ja schon die Wahrheit gesagt, als- Aber es könnte auch eine Falle gewesen sein… Doch dieses Foto beweist alles!
„Ich weiß es nicht. Sie sind verschwunden und ich habe keine Spur von ihnen.“, erzähle ich neutral weiter, „Aber wenn ich etwas raus finde, dann werde ich euch sofort Bescheid geben.“
Alle sehen mich sorgvoll an und wissen nicht, was sie sagen oder machen sollen. Solche Situationen sind auch immer schwierig. Wie sollte man damit umgehen?
Ich drehe mich schuldbewusst um und sehe aus dem Fenster. Ich hoffe es geht dir dort gut, wo du jetzt bist, Geliebter.
Zwar habe ich ihnen nicht alles gesagt, aber was hätte ich ihnen auch erzählen sollen? Sollte ich sagen, dass die Eltern vielleicht die Schuldigen sind oder gar, dass alles sogar nur Show gewesen sein kann? Nein… Ich will nicht etwas behaupten und sie hoffen lassen… Es wäre kein schöner Gedanke, dass sie es gewesen sein könnten.
Zwar kenne ich Lucius nur unter diesem mächtigen Fluch, aber Narzissa kenne ich und ich glaube nicht, dass sie ihm jemals etwas antun könnte! Dazu liebt sie ihn zu sehr. Schließlich habe ich die wunderschöne Frau erlebt. Sie hängt total an ihn und die Familie steht bei ihnen über alles. Und ich denke nicht, dass sie ihn umbrachten, nur weil er mich liebte…
Etwas anderes muss vorgefallen sein. Wieso konnte ich auch nicht rechtzeitig bei ihm sein? Wieso musste ich nach Paris reisen? WIESO musste ich ihn alleine lassen? Wieso konnte ich ihn nicht beschützen? Es ist alles meine alleinige Schuld…
„Dabei liebe ich dich doch.“, murmle ich unter Tränen vor mir hin, „Ich liebe dich, du verdammter Arschloch! Warum musstest du gehen?!“

Ich wache auf und sehe aus dem Fenster. Was für ein schrecklicher Geburtstag…
„Wie geht es ihr?“, höre ich Ginnys besorgte Stimme.
Meine Freunde scheinen sich ja wirklich Sorgen um mich zu machen… Aber das brauchen sie nicht! Es geht mir wirklich bestens…
Leblos lehne ich mich gegen die Wand an und höre eine weitere Stimme: „Sie schläft jetzt. Ich denke, dass es noch eine Weile dauern wird, bis sie sich wieder fängt. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass es sich bessert und sie heute Abend wieder mit uns zu Abend isst.“
Es ist wirklich nett, dass ich bei Sirius übernachten darf. Ja, endlich habe ich meinen Onkel kennengelernt und er ist sehr nett, aber ich kann nicht hier bleiben. Ich muss Dracos Eltern suchen gehen!
Ich sehe auf das offene Fenster, wo bereits mein Besen auf mich wartet. Entschlossen schwinge ich mich auf diesen drauf und ich weiß schon, wo ich zuerst hin muss. Hogwarts ist der einzige Ort, wo ich bei meiner Suche anfangen kann. Wenn ich schon nicht sein Leben retten konnte, dann will ich wenigstens seine Eltern in Sicherheit wissen.

Ich setze mich hin und sehe hinaus auf den glitzernden See. Draco, warum musstest du bloß gehen? Erneut zittert mein ganzer Körper und mein Herz zieht sich zusammen, als ich meine Tränen nicht zurückhalten kann.
Amy, du bist eine Heulsuse, versuche ich mir einzureden.
Sofort falte ich meine Hände und vergrabe mein Tränen überlaufendes Gesicht in diese, bevor ich jämmerlich zu schluchzen anfange. Ich fühle mich grauenvoll… Wie ein altes Frak, was seine Lebensaufgabe verloren hat und langsam aber sicher zu sinken droht. Er war mein Leben und jetzt? Ich bin ohne ihn nichts mehr wert… Er war alles, was ich zum Leben brauchte. Draco war meine Luft zum Atmen.
Solange musste er auf mich warten und dann?! Jetzt sind wir erneut getrennt, doch die Tatsache schmerzt, dass ich ihn nie wieder sehen werde.
Und was, wenn jetzt auch noch Malfoys Eltern sterben? So eine große Angst durchfuhr noch nie meinen Körper. Was wenn ihnen auch noch etwas passiert ist? Ich würde nie mit der Schuld leben können, dass weiß ich jetzt schon!
Jetzt lebe ich eine Welt ohne meinen Geliebten…
Ohne Streitereien, ohne Missverständnisse und ohne peinliche Situationen… Hört sich ja doch ganz gut an! Was rede ich hier eigentlich? Bei Merlins- Nicht SCHON wieder!!!
Ich kann einfach nicht mehr ohne ihn leben und jetzt?! Jetzt muss ich es… Es ist wie ein niemals endender Albtraum…
Für mich ist es eine trostlose und einsame Welt ohne einen Draco Malfoy. Niemals werde ich mehr lachen können und ich kann nie wieder glücklich sein. Immer werde ich nur an dich denken, Draco. Und daran, was alles geschehen hätte können, wenn ich bei dir geblieben wäre… Ich habe so eine verdammte Angst ohne ihn leben zu müssen…
Plötzlich ertönt eine Stimme hinter mir, die mich hoffen und gleichzeitig irritiert: „Was hast du, Amy?“
Vorsichtig schaue ich auf und sehe in graue Augen. Meine Augen weiten sich und meine Kinnlade klappt vor Überraschung und Fassungslosigkeit runter. Wie bitte?! Er lebt?! Aber… wie?
Es dauert einen Moment, bis ich mich wieder regen kann.
„Draco!“, strahle ich nach einem Augenblick der Beruhigung und umarme ihn stürmisch. Ich drücke ihn so fest an mich wie möglich und nehme seinen Geruch tief in mir auf. Aber wie ist das möglich? Ich habe ihn doch tot gesehen…
„Du lebst.“ Meine Erleichterung hört man mir sichtlich an. Er streicht mir beruhigend über meinen Kopf und versteht erst nach einer Weile, da er die Umarmung erst jetzt erwidert. Dann jedoch fällt mir etwas ein und meine Miene verändert sich drastisch.
ER lebt und meldet sich nicht bei mir?! Arschloch! Ich dachte, er würde tot sein und dieser verdammte Idiot taucht hier ganz zufällig auf und fragt mich, was ich habe? WAS ich habe? Es reicht!
Nicht der Herr über meine Gefühle und über meinen Körper schlage ich ihn aber nur mit halber Kraft mit meiner bloßen Faust auf seinen Brustkorb. Theatralisch schmerzvoll verzieht er sein Gesicht und grinst kurz, bis er meinen ernstzunehmenden und Wut gebrannt markten Gesichtsausdruck erkennt.
Dann lösen wir die Umarmung auf und er sieht mich skeptisch an: „Was hast du denn wieder für Probleme? Zuerst umarmst du mich und dann schlägst du mich. Was sollte das?!“
„Was das sollte?“, fahre ich den Blonden gereizt an, „Das weißt du ganz genau!“
Oh ja… Jetzt komme ich so richtig in Fahrt! Und ich dachte wirklich, dass DIESER Mistkerl sterben würde? Tse… Schade, dass Arschlöcher verschont werden… Ich hätte eine Party gefeiert, würde er jetzt tot sein!
Dann grinst er mich amüsiert an und meine Wut steigert sich: „Sollte das wieder eine Liebeserklärung werden?“ Wie bitte?! Was höre ich da!?
Ich ziehe meine Augenwinkel nach oben und ziehe eine Grimasse: „Das war keine Liebeserklärung, sondern eine Morddrohung, lieber Drago. Und du weißt doch sicherlich wie schlecht gelaunt ich ohne meine tägliche Portion Kaffee bin, oder?“
Stimmt… Heute hatte ich noch gar keinen Tropfen. Da hätte ich es schon bemerken sollen, dass ich nicht richtig ticke und so naiv werde!
„Dann sollte ich lieber ein paar Meter von dir entfernt bleiben, was?“
Bei diesen Worten geht er vorsichtshalber einen Schritt rückwärts. Wegen dieser Reaktion verdrehe ich genervt meine Augen. Huhu?! Ich habe Kaffeeentzug und war kurz davor wirklich ein Emo zu werden! Dummer, dummer Draco! Warum sagt er eigentlich nichts gegen meinen neuen Spitznahmen für ihn? Dragolein? Drago… Ich muss mir ein schmunzeln verkneifen.
Der Slytherin grinst mich provozierend an, doch ich winke es einfach ab. Man kann langsam auch nichts mehr zu seinem Verhalten sagen… Er ist und bleibt ein idiotischer Malfoy! Also nichts gegen die Malfoys…
Dann fällt ihm etwas Besseres ein, womit er mich ärgern kann: „Du hast dir ja sorgen um mich gemacht, du kleine Psychopatin.“
Tödlich stehe ich jetzt auf und er macht es mir nach, nur dass er weiterhin grinst.
„Ich habe mir keine Sorgen um DICH gemacht, du Spacko! Die Tränen von vorhin galten einzig und allein deiner Mutter, klar?“
Ich verschränke entschlossen meine Arme vor meiner Brust und sehe ihn vernichtend in die Augen, die nur noch mehr funkeln. Idiot…
Jetzt tritt er paar Schritte auf mich zu und leckt sich dabei gierig über seine Lippen: „Aber wieso denn? Meine Mutter geht es doch besser, kleine Stalkerin.“
Mein Gesicht färbt sich richtig dunkelrot und ich übertöne meine Verlegenheit einfach mit meinem Geschrei: „Ich bin keine Stalkerin!“
„Sagt man immer dann.“, sucht Draco Streit und grinst jetzt nur noch breiter.
„Arschloch!“, knurre ich ertappt, da mir nichts mehr einfällt.
So überrumpelt von der Situation, weiß ich einfach nicht mehr, was ich machen oder sagen soll, als er dann seine Augenbrauen zusammenzieht: „Wieso dachtest du eigentlich, dass ich-„
Ich krame in meine Jackentasche und übergebe ihm das Bild, als er es dann seufzend mustert.
„Wissen es die anderen?“
„Ich habe es ihnen erzählt.“, berichte ich ausdruckslos, als er ernst in meine Augen sieht.
Er nickt und runzelt dann die Stirn, bevor er mir das Bild wieder gibt: „Wir sind hier nicht sicher. Komm mit.“
Bevor ich noch etwas sagen kann, steigt er auf seinen Besen auf und zerrt mich ebenfalls auf. Ohne darüber wirklich nachzudenken halte ich mich an dem Blonden fest und genieße seine Nähe. Es ist mir egal, wo wir hinfliegen, aber wenigstens ich bin bei ihm und er lebt…
Glücklich schließe ich die Augen. Also wird aus dem schrecklichsten, der schönste Geburtstag meines Lebens!
„Anscheinend gefällt dir meine Nähe.“, fällt ihm grinsend auf, doch ich haue ihn erneut und ich spüre wie sein Körper vor Lachen bebt.
„Idiot.“, murmle ich beleidigt, bevor ich nach unten sehe und mir schwindelig wird. Sofort kralle ich mich richtig an ihn fest und ihm scheint es zu gefallen, da er erneut lacht. Warum lacht dieser bekloppte Dracula Malefiz MICH aus?
Wie würde ich eigentlich heißen, wenn ich heiße? Würde ich mich in Malfoy umtaufen?
Röte schießt mir ins Gesicht. Verdammt! Wieso muss ich jetzt gerade an so einen Mist denken? Ich sollte vorerst an die Gegenwart und einmal im Leben NICHT an die Zukunft denken.
„Wo fliegen wir eigentlich hin?“, fällt mir auf, als er mich jetzt mysteriös anschaut. Was soll das denn jetzt wieder.
Kurz legt er zärtlich und ganz sanft seine Lippen auf meine, als wir auf einmal bei Nahe gegen ein Haus fliegen, sofort zieht er den Besen an sich und wir fliegen höher. Ich kann mir einen Schrei nicht unterdrücken und drücke mich, wenn es überhaupt noch geht, noch enger an ihn, als er mich amüsiert ansieht.
Dann im nächsten Moment wird er jedoch wieder ernst und sieht mich wissbegierig an: „Dachtest du wirklich, dass ich ein so schlechter Flieger bin und nicht einmal meinen Besen unter Kontrolle halten kann?“
Kurz überlege ich, bevor ich ihn leicht necke und ihm ins Ohr hauche: „Vielleicht?“
Er schüttelt grinsend seinen Kopf, bevor ich diese Zweisamkeit einfach nur genieße.
Diese Ruhe ist einfach wunderschön…
Amelia Naliah Malfoy… Ja, dass hört sich nicht schlecht an. Vielleicht sollte ich wirklich seinen Namen übernehmen, falls wir- Ich kann es einfach nicht lassen und muss den wunderschönen Moment mit meinen Gedanken zunichte machen!
Dann zucke ich auf einmal zusammen, als er so direkt wird: „Hab gehört, dass du heute Geburtstag hast.“
„Ach das“, versuche ich mich rauszureden, „Das ist nichts Besonderes. Jedes Jahr dasselbe und-„
Ich streiche mir ein paar Strähnen hinters Ohr.
„Und deswegen solltest du es dieses Mal mit mir verbringen.“, raunt mir der Blonde mit einem bestimmten Unterton ins Ohr, so dass ich leicht schlucken muss. Mein Herz flattert und ich schwebe auf Wolke sieben. Mit ihm meinen Geburtstag feiern? Das hört sich wirklich wie ein Traum an…
„Danke.“, flüstere ich ihm mit einem Lächeln auf den Lippen zu. Wieso fühle ich mich bei ihm so verdammt befreit?
Dann landet er vorsichtig und ja bedacht, dass mir nichts geschieht. Draco ist wirklich wie ein persönlicher Bodyguard. Die Vorstellung macht mir zwar Angst, aber es ist doch wirklich schön zu wissen, dass ich nicht alleine bin und immer jemand bei mir ist, der mir das Gefühl von Geborgenheit schenkt, selbst wenn er es nicht will…
Als er absteigt, hält er mir die Hand hin und ich nehme sie an, bevor ich absteige. Der Slytherin hilft mir runter und schlingt seine Arme um meine Taille: „Zu einem Geburtstag gehört doch immer ein Geschenk, nicht wahr?“
„Ja?“, frage ich misstrauisch, anstatt ihm eine Antwort zu liefern. Was hat er bloß vor?
„Ich weiß schon, was ich dir schenke.“, raunt mir mein Geliebter ins Ohr, bevor er einfach meine Hand nimmt und sich mit mir Richtung Tür bewegt.
Dieses Haus kenne ich nicht. Ist das ein Versteck?
Vor der Tür bleiben wir stehen, als sich mir eine neue Frage auftut. Wie es wohl seine Eltern geht?
Dann wendet er sich noch einmal um und zwinkert mir zu, bevor er seinen Zauberstab zückt.
„Alohomora!“
Und mit einem Mal ist das Schloss auf und wir können eintreten. Ich staune nicht schlecht und ich verdrehe verzweifelt die Augen.
So geht’s natürlich auch… Wieso kann er nicht einfach klingeln und bricht das Schloss auf? Will er damit angeben oder was? Huhu, ich kann zaubern! Ach ne… DAS kann ich auch! Typisch Männer…
Dann treten wir ein und alles ist dunkel. Sofort benutzt er einen weiteren Zauberspruch, damit es etwas heller um uns herum wird. Wenigstens etwas…
„Warum-„
Er schließt meinen Mund mit seinem und bedeutet, dass ich leise sein soll. Genervt verdrehe ich meine Augen. Was soll das denn werden, wenn es fertig wird.
Draco zerrt mich in irgendeines der Zimmer und schließt die Türe hinter sich. Dieses Mal benutzt er den Muffliato Zauber, der alle außerhalb des Raumes am Lauschen hindert.
„Jetzt kannst du wieder sprechen.“, meint er, als er die Fackeln erleuchtet und somit endlich den Raum ganz erhellt. Jetzt kann ich wieder ohne Behinderungen in seinen Augen sehen. Dann setzen wir uns wortlos hin und ich nehme das Bild hervor, dass wir uns erneut gemeinsam ansehen.
Erst nach einer kurzen unangenehmen Stille, sagt er genau dass, was ich bereits ganze Zeit von ihm hören will: „Ich muss mit dir sprechen.
Alles um uns wird ruhig und ein seltsames Gefühl umhüllt mich.

21. Wir können kein Risiko eingehen

„Ich muss mit dir sprechen.“
Alles um uns wird ruhig und ein seltsames Gefühl umhüllt mich.
Lange schweigen wir, bis Draco mit der Sprache rausrückt: „Niemand darf wissen, dass ich noch lebe.“ Es trifft mich wie ein Schlag. Ich hätte es wissen müssen. Alles deutete auf so etwas hin und doch wollte ich es nicht wahr haben. Wieso nicht?
„Wenn du ‚tot’ und deine Eltern ‚verschollen’ sind, dann können sie dir nicht drohen und so geschieht deinen Eltern nichts.“
„Aber vor allem tue ich es wegen dir.“, gibt er mir zu verstehen.
Meine Augen weiten sich. Wegen mir? Wieso? Ich…
„Denn wenn ich bei dir bin, wirst du abgelenkt sein.“, flüstert er mir ins Ohr, bevor er mich näher an sich zieht. Er hat recht… Aber- aber was ist dann mit UNS?
Traurig sehe ich in seine Augen, als er mich sanft auf den Mund küsst: „Du weißt, dass ich dich liebe und ich werde auf dich warten.“
„Aber du hast schon so lange gewartet.“, will ich es nicht einsehen.
„Amy“, fängt er sanft, doch gleichzeitig ernst an, „Wir können kein Risiko eingehen.“
Ich weiß und trotzdem schmerzt es so… Es ist wie ein Bann, der nicht gebrochen werden kann. Ein unendlicher Albtraum…
Ich nicke nur, bevor ich ihn umarme: „Ich liebe dich.“
Er lächelt zärtlich, bevor er mir eine Strähne aus dem Gesicht nimmt und diese mir hinter dem Ohr klemmt. Dann legt er weiter so sanft seine Lippen auf meine und wir verfangen uns in einem sehr leidenschaftlichen und gleichzeitig traurigen Kuss. Ganz vorsichtig drückt mich Draco aufs Bett und ich frage mich schon ernsthaft, ob ich aussehe, als würde ich bei einer falschen Bewegung gleich zerbrechen.
„Wenn der dunkle Lord und seine Todesser besiegt wurden, dann werden wir für immer zusammen sein.“, nuschelt er in den Kuss rein. Doch dann fügt er etwas Ernsthaftes an, was mich so ziemlich verwundert: „Aber nur wenn du mich dann noch willst, heißt es.“
Kurz löse ich den Kuss und sehe ihn verdutzt an. Draco kann das doch nicht wirklich ernst gemein haben, oder?
Zuerst denke ich wirklich, dass es ein Scherz war, doch dann sehe ich die Ernsthaftigkeit in seinen Augen und weiß, dass es keine Provozierung, sondern er will eine Bestätigung, dass ich auf ihn warte. Vertraut er mir denn nicht? Ja… Er hat recht. Man kann keiner schizophrenen Person trauen, die ihn vorhatte umzubringen…
„Meine Gefühle werden sich nicht mal im Tod ändern, sei dir das bewusst.“
„Sag doch so etwas nicht, Dummkopf.“, raunt er mir sanft ins Ohr, bevor der Blonde wieder seine Lippen auf meine legt, „Aber jetzt will ich dir erstmal dein Geschenk geben.“
Der Slytherin und ich verfangen uns wieder in einem leidenschaftlichen Kuss und ich vergesse meine ganzen traurigen Gedanken. Heute Nacht werde ich nicht daran denken, das weiß ich ganz sicher.

Eine Wärme lässt meinen Körper wieder leben. Ich blinzle einige Male, bis ich alles wieder um mich herum erkennen kann. Dann fällt mir die letzte Nacht ein und sofort spüre ich die Hitze, die sich in mir ausbreitet. Es war so wundervoll… Draco war so zärtlich zu mir.
Doch dann blicke ich um mich und finde mich in meinem Zimmer in Hogwarts wieder. Es trifft mich wie ein Schlag. War das alles nur ein Traum? Bitte nicht… Ich liebe dich doch. Draco!
Tränen zeichnen sich auf mein Gesicht ab. Eine warme Flüssigkeit fließt von meinen Augen zu meinen Wangen bis letztlich zu meiner Bettdecke hinab. Es darf kein Traum gewesen sein! Es darf kein-
Plötzlich fällt mir etwas Ungemütliches auf. Sofort sehe ich unter meinem Kopf nach und erkenne einen Brief. Voller Angst öffne ich diesen und lese ihn ängstlich.

‚Liebe Amelia,
du musst mir versprechen niemanden von mir zu erzählen.
Es tut mir leid, dass ich dich so überrumpeln musste, aber es war das Beste.
Du bist nicht sicher bei mir und ich will nicht dein Leben gefährden.
Wir dürfen uns nicht mehr sehen. Es wäre zu riskant. Bitte verstehe das.
Pass auf dich auf. Ich werde auf dich warten.
dein Geliebter
P.S.: Verbrenne diesen Brief, sobald du ihn gelesen hast.’

Also war es doch kein Traum… Er lebt und wir haben uns gestern geliebt.
Dann bin ich erleichtert… Aber jetzt sollte ich ihn schnell verbrennen.
Ich halte den Brief über meinen Zeigefinger, der auf einmal brennt und selbst den letzten Beweis vernichtet. Sie werden es niemals raus finden. Unser Geheimnis werde ich, wenn es sein muss, bis in den Tod bewahren!
Mit entschlossenem Blick lasse ich die Asche in Luft auflösen.
„Lebwohl.“
Mit diesen Worten stehe ich elegant auf und verlasse mein Zimmer.

Wir dürfen kein Risiko eingehen… Es ist so trostlos… So einsam ohne ihn.
„Wir dürfen uns vorerst nicht sehen.“ Diese Worte durchdringen mein tiefstes Inneres und zerbrechen selbst die dickste und härteste Schale meiner selbst. Und ich darf niemanden erzählen, dass er noch lebt…
Ich sehe weiterhin zum Himmel. Der See ist der einzige Ort, der mir hilft, um nachzudenken. Aber worüber eigentlich? Es wird sowieso nichts geschehen… Ich werde sowieso keine Lösung erzielen. Die einzige ist Voldemorts Ableben.
„Was machst du hier?“
Kurz hole ich tief Luft, bevor ich mich zu Luna umdrehe. Sie lächelt mich mitfühlend an. Warum sie wohl hier ist?
Dann schaue ich wieder in den unendlichen Horizont rauf: „Weil ich nachdenken will.“
Die Sonne steht im Zenit. Also ist es Mittagzeit. Ob sich meine Familie und Freunde bereits sorgen? Ich hoffe nicht… Obwohl ich mir das schon vorstellen kann.
Das, was ich ihr gerade sagte, ist die reinste Wahrheit. Aber ich weiß einfach nicht mehr, was ich jetzt tun soll. Alles in mir ist so leer und gleichzeitig so voller wirres Zeug. Was soll ich jetzt nur tun? Was wäre das Beste?
Ich liebe ihn und soll ihn wirklich für tot erklären? Ja, ich konnte es ihnen sagen. Aber eine Rede für sein Begräbnis abzuhalten, fällt mir schwer. Kann ich wirklich alle anlügen? Soll ich jemanden wirklich beerdigen lassen, wenn er noch lebt?
Wieso nur? Wieso musste es überhaupt so weit kommen? Hätte ich den dunklen Lord damals umgebracht, wäre es doch gut gewesen, nicht? Aber ich war zu schwach und gab meiner dunklen Seite nach. Ich kam den Todessern so nah und doch konnte ich ihnen kein Haar krümmen. Ich bin einfach zu schwach…
Aber ich will mich für meine ganzen Missgeschicke nicht verteidigen, nein. Ich trage die schuld und muss damit leben. Es ist ganz und gar meine alleinige Schuld.
Die Blonde setzt sich zu mir: „Ich kann dich verstehen. Ich habe auch jemanden, der mir wichtig war, verloren.“
Wenn sie doch nur meine Gedanken lesen könnte… Dann wäre alles sichtlich einfacherer. Wenn ich diese gewaltige Verantwortung nur nicht alleine übernehmen müsste. Aber es wäre einfach zu riskant, würden es noch mehr erfahren… Ich würde damit Malfoys und die aller anderen Leben gefährden. Genauso wie unsere Gefühle füreinander. Eine Beziehung zwischen diesem Chaos zu führen, wäre unser sicherer Tod.
Ich antworte nicht, sondern sehe weiter auf den wundervollen funkelnden See, der die strahlende Sonne widerspiegelt. Sie nimmt wortlos meine Hand in ihre. Unweigerlich denke ich zurück, an Vergangenes. An unsere ganzen Auseinandersetzungen und Missverständnisse, sowie daran, dass er und ich niemals sein wird, wenn ich diesen Krieg nicht endlich beende! Ich muss Voldemort bezwingen und nur ich kann es schaffen…
Aber wie? Wie soll ich ihn umbringen können, wenn ich doch nur ich bin? Schon mehrmals bewies er, dass ich gegen ihn keine Chance habe. Also wie? Er stirbt nur, wenn ich mein Leben lasse… Und das alles nur durch diesen Fluch, den man mir aufgebrummt hatte.
Aber heißt das dann nicht, dass unsere Liebe sowieso keine Chance hat? Wir werden niemals glücklich zusammen leben können? Nein! Das werde ich nicht zulassen! Ich werde eine andere Lösung finden! Aber was, wenn es nur diesen einen Ausweg geben sollte? Dann werde ich für meine Freunde, meine Familie und für meinen Geliebten ehrenhaft sterben, um ihnen den Frieden zu schenken. Es wäre mein Leben wert…
„Du solltest zurück nach Harry und deinem Onkel. Sie werden sich sicherlich schon Sorgen machen.“ Sie hat Recht! Vollkommen Recht… Ich sollte wohl zu ihnen gehen.
Langsam stehe ich auf und nicke ihr freundlich zu: „Ich gehe. Danke, Luna.“
Das wollte ich ihr schon immer mal sagen…
Somit verabschiede ich mich von ihr und bevor sie noch etwas sagen kann, bin ich schon auf und davon. Luna hat mir schon des Öfteren gezeigt, dass man alles schaffen kann, wenn man nur daran glaubt. Es gibt immer einen Ausweg und daran halte ich fest!

Ich liege wieder einmal in meinem Bett und denke nach. Allein… Überall und egal wo ich bin, denke ich daran. Es macht mich einfach fertig. Ich habe niemanden, der mir daraus helfen kann. Jetzt bin ich ganz auf mich alleine gestellt und das lässt mich zweifeln. Werde ich es schaffen und alle retten können?
Eine gewaltige Last liegt auf mir und als wenn es nicht schon genug wäre, kann ich niemanden mehr in die Augen sehen. Ich distanziere mich von ihnen, da ich stets befürchte, mich zu verplaudern. Alles in mir zerbricht und ich kann mit niemanden darüber sprechen. Es ist grausam!
Nur ICH kann jetzt alle noch retten. Ich…
Plötzlich öffnet sich die Tür und Harry steht vor mir. Eben habe ich so ziemlich viel von meinen Eltern, Dylon und Sirius hören müssen.
Wortlos setzt er sich zu mir und sieht mich unbeholfen an. Er tätschelt meine Hand, als ich dann seine Geste nur belächle. Wenigstens weiß er genau wie ich mich fühle, selbst wenn wir nur selten miteinander sprechen, so wissen wir immer wie es einander geht. Selbst wenn wir nicht miteinander aufgewachsen sind, so sind wir trotzdem blutsverwandt. Außerdem verbindet uns eine Art unsichtbares Band, das uns immer umgibt.
Es ist also ganz normal, dass wir immer genau dann wissen, wenn etwas geschehen ist. Nur in diesem Augenblick ist das für mich unpraktisch… Was, wenn er etwas merkt? Was, wenn ich das Geheimnis nicht bewahren kann?
„Du hast nichts vom Abendessen angerührt.“, deutet mein Bruder an.
Seufzend setze ich mich aufrecht hin: „Ich habe keinen Hunger.“
Ohne ein weiteres Wort nimmt er mich in den Arm und ich erwidere die Umarmung nur schwach.
Mitfühlend sieht er mich an, als er dann sich zu etwas entschließt: „Wollen wir morgen nicht etwas zusammen unternehmen, Amy?“
Es ist nett von ihm… Er will mich nicht mal aufmuntern, sondern etwas ablenken. Danke, Harry… Durch dich fühle ich mich dann doch nicht so allein.

Und schon wieder muss ich lachen, als ich dann die Glocke läuten höre. Zusammen mit Harry in London zu sein, ist wirklich eine angenehme Abwechslung, als den ganzen Tag nur über eine Lösung nachzudenken. Ich denke, dass ich zu sehr danach suche. So kann mir ja auch nichts einfallen!
„Dass du das alles wirklich erlebt hast, kann ich gar nicht glauben.“, werde ich wieder ernst, als er sich auf eine Bank hinsetzt und unschuldig mit den Schultern zuckt. Zögernd platziere ich mich neben ihn.
„Du hast auch so Einiges hinter dir.“, meint er mitfühlend und sieht mich erwartungsvoll an. Anscheinend weiß er, dass mir etwas Wichtiges auf dem Herzen liegt. Nur kann ich es ihm nicht sagen…
Doch dann lächle ich unbeschwert und stimme ihn zu: „Oh ja, das habe ich. Ich glaube, dass es unser Schicksal ist. Es ist das Schicksal der Potters.“
„Was für ein grausames Schicksal wird uns dann noch in der Zukunft erwarten?“
Mit dieser Frage sieht er in den wolkenlosen Himmel hinauf. Ja, es ist wirklich eine gute Frage. Eine Überlegung, die wir wohl wirklich erst in der Zukunft beantworten können.
Dann grinse ich ihn übermütig und stolz an, bevor ich einen Spruch raushängen lasse, der irgendwie nicht zu mir passt: „Aber egal, was für Gefahren wir noch bestehen müssen, es gibt für die Potters nichts, was sie nicht überstehen können!“
Zuerst sieht er mich schmunzelnd an, als wir dann gleichzeitig zu lachen anfangen. Das klang sogar ein wenig Slytherin like, nicht? Slytherin hat mich schon damals stark und gleichzeitig ein wenig arrogant gemacht. Aber andererseits war es ziemlich schön, also abgesehen von den vielen Missverständnissen und Fasttode.
„Wir sollten das viel öfter machen.“, findet der Schwarzhaarige, worauf ich nur leicht nicke. Es ist so befreiend mit meinen Bruder. Auch ist es schön, dass wir dadurch unsere Geschwisterbeziehung vertiefen und dass er mein Leid teilt.

Gerade als ich meine Sachen zusammenpacken will, höre ich Snapes Stimme und ich muss meine Augen verdrehen: „Warten Sie noch einen Moment, Potter. Ich muss noch mit Ihnen sprechen.“
Kann er die Förmlichkeiten nicht einfach sein lassen? Harry klopft mir mitfühlend auf die Schulter, bevor er an mir vorbeigeht und mich mit dem Vorboten der Hölle alleine lässt. Ich weiß, was jetzt gleich wieder kommt… Das musste ich im vergangenen Monat schon wie so oft hören…
„Du musst dich auf die Schule konzentrieren, selbst wenn ich verstehe, dass es sehr schwer ist.“, durchbohrt er mich mit seinen Blicken. Snape ist wirklich fürsorglich und extra streng zu mir, aber muss er es so übertreiben? Das sagt er mir jeden Tag!
Und jeden Tag sträube ich mich gegen seine fremde Fürsorge mir gegenüber: „Morgen ist doch die Beerdigung und ich-„
„Ich weiß das doch.“, unterbricht mich mein Hauslehrer mitfühlend, „Und ich weiß, dass du vor einer schwierigen Entscheidung stehst, aber ich werde dich nicht mit diesen Noten in meinem Fach bestehen, Amelia.“
Damit knallt er das Blatt auf dem Tisch und ich erkenne das F darauf. Oh, schon wieder eine sechs… Huhu? Was erwartet er denn auch von mir?
„Es ist schön, dass du viel mit deinen Freunden unternimmst und auch, dass du trotz allem lachst, aber das hier geht zu weit! Ich habe mir einen Monat deine Unpünktlichkeit, deine Faulheit, deine Unkonzentriertheit und deine Unmotivierung in meinem Unterricht gefallen lassen, doch jetzt werde ich keine Rücksicht mehr auf dich nehmen und dich endlich wieder auf den Ernst des Lebens hinweisen, Amelia. Du musst endlich etwas unternehmen, verstanden? Oder willst du etwa, dass er doch am Ende gewinnt und dein Freund unnötig gestorben ist, hm?“
Ich sehe hasserfüllt in seine Augen: „Habe ich jemals verlangt, dass sie Rücksicht auf mich nehmen? Nein. Ich bin nicht aus Glas, Severus. Und ja, ich weiß es bereits, dass ich etwas unternehmen muss. Danke, dass du mich unnötig an etwas erinnerst, dass mir bereits bewusst ist.“
Mit diesen respektlosen und hasserfüllten Worten verlasse ich stampfend den Raum. Wieso fühle ich mich jetzt so schuldig? Er verhält sich doch so, als würde ich kampflos aufgeben, aber ich gebe nicht auf! Schließlich wartet Draco auf mich und ich werde alles daran setzen, dass er es nicht umsonst tut!
„Was wollte er?“, fragt mich Blaise verwirrt. Doch ich winke genervt ab, als er es bereits versteht: „Also das Übliche.“
Somit schreiten wir den langen Gang entlang und schweigen nur. Heute bin ich nicht gut drauf. Ich habe schon bange vor morgen. Was ist, wenn es nicht glatt läuft? Dieser Gedanke quält mich heute und lässt mich einfach nicht los. Selbst wenn so viele mich erheitern und mit mir Spaß machen, so können sie die Zukunft und die Gegenwart nicht ändern. Aber ich danke ihnen, dass sie immer bei mir sind.
Dann treten wir in die große Halle und gehen gemeinsam zum Gryffindor Tisch. Dort warten bereits alle anderen. Wir setzen uns zu ihnen und ich trinke meinen Kaffee in Ruhe.
„Ich geh mal kurz.“, räuspert sich Dylon und schwindet schnell zu Luna, die ihm gerade zuwinkt. Das passiert in letzter Zeit ziemlich oft… Aber ich freue mich für sie. Sie sind so ein wundervolles Paar. Aber dann muss ich immer an Draco denken. Es passiert so automatisch und zersprengt mein Herz. Es setzt für eine Sekunde aus, wenn ich an seine Worte denke.
Immer wenn ich zum Slytherintisch sehe, dann denke ich daran zurück. Zurück an den Anfang in Hogwarts… Es war Horror und doch so wunderschön.
Er fehlt mir einfach so. Ich träume immer von ihm, aber er löst sich immer in Luft auf und ich wache dann ohne ihn auf. Wenn ich doch nur wüsste, wie es ihm geht. Das würde mir bereits helfen. Aber ich habe nicht mal die Gewissheit, dass er überhaupt noch lebt.
Wir haben keinen Kontakt und die Angst wird solange nicht vergehen, bis ich endlich wieder bei ihm sein kann. Ob es ihm wohl genauso geht? Es muss schlimm sein allein zu leben. Aber ich hoffe, dass ich bald schon wieder in dein Gesicht sehen kann, Draco Malfoy.
„Du solltest heute etwas lernen, Amy.“, versucht mir Hermine klar zu machen, „Deine Noten sind so schlecht wie noch nie und-„
„Gehen wir heute zum See?“, lenkt Harry bewusst vom Thema ab. Ich nicke lächelnd. Hätte er sie aussprechen lassen, dann wäre es unschön gewesen, das weiß ich!
Ginny sieht mich verständnislos an. Wieso benimmt sie sich bloß so seltsam in letzter Zeit? Denkt sie etwa genauso wie Snape, dass ich aufgegeben hätte? Wieso denken das alle?! Ich habe nicht aufgegeben und werde das niemals!
Aber Tatjana ist wieder ziemlich stark geworden, auch wenn ich noch immer nichts von ihr höre. Sie ist so ruhig, als wenn sie stumm geworden wäre. Dabei hat sie bloß Liebeskummer und ich kann noch immer nicht glauben, dass gerade Seamus so etwas getan hat. Es ist einfach nicht seine Art… Ich schweife schon wieder ab!

„Ich komm gleich wieder!“
Damit rennt Harry schnell zu Ron, der irgendetwas von ihm will.
Somit bin ich alleine. Ich sehe frustriert auf den See, als ich eine vertraute Aura spüre, wo sich mein Körper sofort verspannt.
Unfreiwillig drehe ich mich zu Bellatrix um. Ausdruckslos sehe ich in ihren verspotteten Gesichtsausdruck. Was will sie hier? Kann sie Tatjanas Kraft spüren? Oder will sie mir wieder eine schlechte Nachricht berichten? Das können die Todesser ja nur… Zu mehr sind sie nicht in der Lage. Oh doch! Ich vergaß die lächerlichen unverzeihlichen Flüche, mit denen sie mich langsam schon langweilen…
„Du hast mich gar nicht zur Beerdigung eingeladen.“, fällt ihr beleidigt auf. Ey… Dass ist doch nicht ihr ernst, oder?
Fassungslos und ungläubig ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Und als ich dann in ihr Gesicht sehe, weiten sich vor entsetzen und staunen meine Augen. Es IST ihr ernst! Oh mein Gott… Das ich das noch mal miterlebe. So blöd können auch nur Todesser sein!
Mein Herz zieht sich plötzlich zusammen und meine Sicht schwindet. Alles in mir schmerzt und ich falle vor Schmerzen auf die Knie. Mein Atem geht schnell und ich verstehe schon. Tatjana versprüht diese seltsame Energie, die mich bei Nahe auffrisst. Was ist mit ihr bloß los? Alles in mir schmerzt so furchtbar. Es ist so anders dieses Mal…
Und dann zwischen mein Geschrei geschieht es. Die Kraft löst sich auf. Geschafft lasse ich mich kurz schwer atmend ins Gras fallen. Es ist geschafft, denke ich, doch dann ertönt eine weitere weibliche Stimme: „Du willst mit mir sprechen, Bella?“
Sofort stehe ich auf, als ich Tatjana neben mir erkenne. Wie? Was ist geschehen? Warum ist sie plötzlich eine eigenständige Person? Und… Kann ich ihr vertrauen?
„Ich habe eine schlechte Nachricht zu übermitteln.“
Meine Augen verdrehen sich entnervt. Was sagte ich eben? Was anderes können sie ja nicht…
Ich sehe ganze Zeit zwischen den Todessern hin und her. Mein zweites Ich sieht sie hasserfüllt und gleichzeitig genauso entnervt wie ich an: „Raus damit.“
Ihre dunkle Stimme bereitet mir einen eisigen Schauer überm Rücken. So kalt, dass selbst ich schlucken muss. Wieso ist sie so zu ihren Todesserfreunden so?
„Dein süßer Seamus wurde von Dumbledore wegen angeblichen Verrats umgebracht.“
Mein Mund bleibt offen stehen. WIE bitte?! So etwas würde er doch niemals tun, oder?! Seamus… Deshalb habe ich ihn also nicht mehr gesehen? Nein…
Ihr Blick bleibt herrisch und kühl. Wieso zeigt sie keinerlei Reaktionen? Ist er ihr so egal?
„Wieso sollte ich dir noch glauben?“, brummt Tatjana gleichgültig.
Lestrange grinst kalt und erfreut sich über ihre Ungläubigkeit: „Weil ich dich noch nie angelogen habe.“
Warum erfreut sich eine Todesserin so über einen anderen Todessers Leid? Ich verstehe das einfach nicht… Aber wie kann man solche Idioten auch verstehen? Das will ich ja nicht mal!
Plötzlich zeichnet sich eine Wutader auf ihrer Stirn ab. Hass erfüllt die Umgebung, als sie sich zu mir umdreht. Ich, unfähig etwas zu sagen, sehe sie nur mitfühlend an.
„Und DU hast den Mörder gerettet?!“
Gibt sie mir jetzt ehrlich die Schuld dafür. Mein Atem geht schnell, als mich diese gewaltige Kraft umschließt. Sie wird mich doch jetzt nicht umbringen wollen, oder?
Leicht schüttle ich den Kopf, doch mit jeder Sekunde wird die Aura immer stärker. Bitte nicht, Tatjana… Tu nichts Unüberlegtes!
Bellatrix verschwindet urplötzlich und ich stehe alleine einem Vampir gegenüber.
Mein herz schlägt vor Panik wie wild und ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich fühle mich so hilflos…
Die wunderschöne Frau macht einen Schritt auf mich zu, während ich einen zurück trete.
Innerhalb einer Sekunde hänge ich in der Luft und ringe nach Luft. Verdammt! Ich bekomme keine Luft!
„Du wirst jetzt deine gerechte Strafe bekommen!“
„Warte-„
Doch dann knalle ich schon hart gegen den Baumstamm an. Warme Flüssigkeit breitet sich am Hinterkopf aus. Durch den harten Aufprall gegen den Baum, höre ich für kurze Zeit nur ein grausames Piepen, das einfach nicht vergehen will. Und die Dunkelheit will mich empfangen.
Doch dann packt mich Tatjana unsanft am Hals und lässt mich in der Luft schweben. Erst nach einer Weile kann ich wieder das rot ihrer Augen vernehmen.
„So leicht werde ich es dir nicht machen.“, schwört sie, bevor sie mir mehre Male mit der Faust ins Gesicht schlägt. Mit einem lauten Knacksen hört sie auf und die warme Flüssigkeit meiner gebrochenen Nase fließt meinen Lippen hinab. Aber dann verdreht eine unsichtbare Kraft auch noch meine Arme, bis sie knacken. Ich habe nicht mal mehr Kraft um laut aufzuschreien.
Ich habe schon viele Quälereien überstanden, aber diese Schmerzen überschreiten die Grenze!
Gerade als ich etwas von mir geben will, schmeißt sie mich meterweit weg.
Als ich meinen Zauberstab habe, fliege ich bereits Richtung See. Ich sehe sie fassungslos an und versuche mich dagegen zu wehren, doch vergeblich. Ich habe keine Kraft mich gegen sie zu behaupten. Wird mein Leben so enden?
Eine letzte Träne fließt, als ich bereits ins Wasser fliege. Im Wasser versuche ich mich zu bewegen, um an die Oberfläche zu gelangen. Doch es geschieht nichts. Ich werde nach unten gedrückt. Und mit letzter Kraft zapple ich herum, als ich sehe wie sich Algen fest um meine Algen schlingen. Langsam geht mir die Luft auf. Selbst wenn ich zaubern will, klappt es nicht. Was ist das denn?
Dann weiten sich meine Augen. Konnte ich etwa nur durch Tatjana zaubern? War es ihr Verdienst, das ich solange überlebte? Und ist sie es jetzt, die überlebt? Ich darf nicht verlieren! Wegen meine Freunde, wegen meiner Familie, wegen Draco!
Doch langsam aber sicher geht mir mein Sauerstoff aus. Ich werde hier sterben… Das weiß ich. Niemand kann mich jetzt noch retten!
Der See färbt sich rot und die Schmerzen nehmen Überhand. Bitte verzeiht… Ich war zu schwach um euch zu beschützen.
Meine Lebenskraft schwindet und ich ergebe mich meinem Schicksal. Mein Mund weitet sich und meine Lider werden immer schwerer, während sich das Wasser in meiner Lunge ausbreitet. Es dauert nicht lange, bis mich das letzte Fünkchen Licht verlässt und ich tief in die Dunkelheit abtauche…

22. Wer bist du?

Ich bin in der Dunkelheit, im Nichts. Doch dann sehe ich ein Licht am Ende, das mich hoffen lässt. Eine Hand erkenne ich. Mit letzter Kraft strecke ich meine Hand nach dieser aus und werde heraus gezogen. Dann erkenne ich Bilder von der Vergangenheit vor mir. Bilder von meinen Freunde, meinen Familien und meinen Feinden. Von traurigen, so wie schönen Momenten.
Ich höre eine Stimme, die in meinem Ohr immer wieder hallt. Wer ist das? Mein Kopf… Er schmerzt so und meine Lungen brennen.
Ich bekomme einen Druck und ende in einem Hustenanfall, wobei ich ziemlich viel Wasser in meiner Luftröhre verliere. Wärme durchfließt mein Körper. Jetzt fühle ich mich wieder etwas lebendig.
„Amelia!“, höre ich immer wieder. Langsam öffne ich meine Augen und erkenne grüne Augen. Sie erinnern mich an irgendjemanden, doch an wen? Wer ist das?
Mein Kopf schmerzt so und ich kann mich nicht bewegen. Dann werden meine Lider wieder schwerer und die Schmerzen nehmen Überhand. Die Augen schließen sich von alleine und eine Stimme schreit den Namen ‚Amelia’ in der Dunkelheit. Im nächsten Moment gebe ich nach und verliere erneut mein Bewusstsein.

Ich blinzle mehrmals, bis ich mich an das Licht gewöhne. Langsam bewege ich meinen Kopf, doch schmerzhaft zucke ich zusammen. Das war wohl keine gute Idee...
Erst im nächsten Moment bemerke ich, dass ich in graue Augen sehe. Sie erinnern mich an etwas, aber an was? Schmerzen durchfahren mich und ich unterdrücke einen Schmerzensschrei. Warum schmerzt einfach alles?
Ich kann mich einfach nicht erinnern…
„Amelia“, strahlt mich ein blonder Mann an, der mich behutsam küsst. Etwas in mir explodiert und eine wohlige Hitze breitet sich in mir aus.
Plötzlich sehe ich irgendetwas verschwommen, doch ich kann nicht erkennen, was es ist. Ich fühle mich mit ihm so vertraut, aber ich kenne ihn nicht! Er ist ein Fremder…
Sofort löse ich mich von ihm und drücke mich etwas weiter ins Kissen. Irritiert sieht mich der heiße Typ an: „Was hast du?“
„Wer bist du?“
Seine Augen weiten sich und ich beiße mir vorwurfsvoll auf die Unterlippe. Kann ich nicht einmal meine verdammte Klappe halten? Aber andererseits… Wieso kann ich mich an nichts mehr erinnern und warum schmerzt selbst die kleinste Bewegung?
Fassungslos und vorwurfsvoll sieht er mir in die Augen und mein Herz zieht sich zusammen. Aus irgendeinen Grund ist mir zu weinen zu mute, wenn ich ihn so sehe. Aber wieso? Ich kenne ihn nicht und jede Erinnerung, die in greifbarer Nähe ist, entgleitet mir, sobald ich ihn berühre. Die Schmerzen nehmen mich voll im Besitz und ich kann nichts dagegen tun.
„Das ist doch bloß ein schlechter Scherz, oder?“, haucht er hoffend, doch ich blicke betroffen zu seinen Händen, die leicht zittern.
Eine unangenehme Stille tritt ein und ich weiß einfach nicht wie ich mit der jetzigen Situation umgehen soll. Doch dann spüre ich kalte Finger, die mein Kinn ein wenig anheben. Sogleich bin ich den grauen Augen ausgeliefert, die mein Innerstes ergründen und nach Hoffnung suchen. Sein Blick trifft mich tief und ein schlechtes Gewissen umgibt mich.
Er erinnert mich an etwas, aber verdammt!!! Wieso kann ich mich nicht daran erinnern?!
Dann nimmt mich der Fremde einfach in den Armen und ich zögere lange, doch lasse die Umarmung zu. Der Blonde flüstert mir dann etwas ins Ohr und mein Herz schlägt durch den heißen Atem an meiner Haut höher: „Ich hätte dich nicht alleine lassen sollen. Es ist alles meine schuld.“
Na, wenn Männer das freiwillig zugeben, dann kann da ja was nicht stimmen! Vielleicht ist irgendetwas nicht mit ihm in Ordnung? Kann ja sein…
Ich halte mir meinen Kopf. Muss ich immer so viel denken? Das tut echt weh…
Schnell löse ich mich aus der Umarmung, als sich die Türe geräuschvoll öffnet.
Sofort wendet sich der seltsame Kerl, falls er überhaupt einer ist, zu einen braunhaarigen strahlenden Mann an. Irgendwie kommt mir das alles spanisch vor…
„Amelia!“, höre ich den Namen bereits zum zweiten Mal. Irritiert runzle ich die Stirn und verziehe mein Gesicht zu einer überlegenden und doch fragenden Miene. Was wollen die von mir?
Als aber dieser Trottel von Fremder einfach auf mich zu stürmt und mich umarmt, zucke ich etwas verstört mit meinem rechten Auge. Schon der zweite Irrer, der mich einfach so umarmt… Was ist bloß los mit den Typen hier?! Sind die alle durchgeknallt oder... NEIN!
Meine Augen weiten sich, als ich mich an eine perverse Szene in meinem Leben erinnere. Ich war mit dem Blonden im Bett. Oh mein- Fuck! Ich war mit ’ner Schwuchtel im Bett!
Als er sich von mir löst, blicke ich in seine ehrlichen blauen Augen. Irgendwie erinnern sie mich an den Himmel. Schmerzen durchfahren mich erneut.
Immer wenn mich jemand anfasst oder bloß in meine Nähe kommt, tauchen diese unheimlichen Schmerzen auf! Aber es fühlt sich genauso an, wenn ich versuche nachzudenken. Wieso kann ich einfach nicht denken? Warum schmerzt es so, wenn ich mich versuche an etwas zu erinnern? Und wer zum verfluchten Male bin ICH?!
„Wer ist Amelia?“, flüstere ich mit heiserer Stimme.
Auch er ist sehr überrascht und traurig. Es ist dieselbe Reaktion wie bei der Schwuchtel. Schon allein, wenn ich mir den Blonden mit langen Haaren vorstelle, bekomme ich Beklemmungen in reinster Weise.
Dieser seltsame Typ vor mir öffnet fassungslos seinen Mund, doch bevor er noch etwas darauf erwidern kann, hören wir Stimmen und weitere Personen treten in den Raum.
Die lauten Stimmen und das alles lassen mich für einen Moment Kreisel sehen. Aber im nächsten Augenblick wird mir alles klar: Ich muss im Irrenhaus gelandet sein!
Bevor die Masse an Irren mir in irgendeiner Art und Weise zu Nahe treten, spricht eine männliche und geheimnisvolle, doch vertraute Stimme zu ihnen: „Sie hat ihr Gedächtnis verloren.“
Der Mann tritt hervor und ich lächle, als ich diesen als Professor Snape wiedererkenne.
Seine Gestalt, seine Haare, sein einfacher Gang… Das kann man nun mal nicht vergessen!
Mein Kopf schmerzt so. Wieso weiß ich, wer er ist, aber nicht, wer ich bin? Was stimmt nicht mit mir?
„Was?!“
Entsetzen kommt von allen Seiten. Sind dass meine Freunde? Nein, dass können sie unmöglich sein! Solche irren Freunde habe ich nicht! Das können sie doch nicht sein, oder etwa doch?
Doch dann sehe ich in grüne Augen und zucke leicht zusammen. Mein Retter hatte auch solche wunderschönen grünen Augen. Aber was ist eigentlich geschehen?
Eine Rothaarige setzt sich entschlossen auf mein Bett und ich sehe in ihre blauen Augen, bevor sie mir aufmunternd und mitfühlend meine Hand tätschelt. Dann traut sich auch eine weitere junge Frau aus der Masse, die sich ebenfalls zu mir gesellt.
„Es tut mir leid.“, murmle ich etwas unbeholfen und mit schlechtem Gewissen vor mir hin.
Die Frau, die mir meine Hand tätschelt, lächelt mich kopfschüttelnd an: „Du kannst doch nichts dafür. Es war nicht deine schuld, Amy.“
„Amy? Ist das mein Name?“, lege ich den Kopf ziemlich durcheinander schief.
Sie nickt nur leicht, als ich dann lächle. Wäre ich aufgewacht und niemand stünde jetzt hier, um mir zu berichten, wie ich heiße, dann würde ich es niemals herausfinden. Aber ich habe Freunde, die an mich glauben. Auch wenn ich sie vergessen habe, so sind sie mir vertraut…
„Du heißt Amelia Naliah Potter und bist seine Schwester.“ Damit zeigt die Rothaarige auf meinen Retter mit den bezaubernden grünen Augen. Ach… ER ist also mein Bruder, hm? Deshalb diese Vertrautheit… Irgendwie ist es wie ein Band zwischen uns.
„So“, kommt dann wahrscheinlich die Krankenschwester, „Ihr solltet sie nicht so für den ersten Tag mit alle Mann überfordern. Geht jetzt!“
Kurz küsst mich der Blonde auf die Wange, bevor er sich ebenfalls umdreht und wie die Anderen aus dem Krankenflügel verschwindet.
Ich, Amelia Naliah Potter… So ein dummer langer Name! Wie soll ich mir den denn behalten, wenn ich nicht mal mehr weiß, wer mein eigener Bruder ist? Das kann ja was werden…
Mein Kopf dreht sich, als ich versuche, mich zu erinnern. Wieso sind Erinnerungen immer mit Schmerzen zu verbinden? Das ist doch dumm…
Ohne jegliche Erinnerungen lege ich mich hin und stülpe mir die Bettdecke bis zum Kinn. Was ist, wenn ich mich nie wieder erinnern kann? Was ist, wenn ich mein Ich ganz und gar verloren habe und ich nie wieder wirklich Ich sein kann?
Diese Gedanken fangen mich in einem Netz auf, wo ich nach einer antworten suchen will. Doch das Netz lässt mich nicht zu den Antworten, die genau vor mir liegen. Das Netz fängt mich und will mir Schaden. Schmerzen ist der Schaden, den er mir gibt und ich? Ich versuche durchzuhalten und darauf, dass irgendjemand mich irgendwann von diesem Netz befreit und ich so endlich Antworten auf meine endlosen Fragen bekomme. Aber dazu wird es sicherlich nicht kommen… Ich muss es selbst irgendwie schaffen! Aber wie?
Ich schließe erschöpft meine Augen und tauche in die tiefste Dunkelheit ein.

Schritte sind von weiter Ferne zu vernehmen. Ein klares Bild erkenne ich im fernsten Dunkeln des Nichts. Ich sehe eine wunderschöne Blumenwiese und den klaren wolkenlosen Himmel vor mir. Eine leichte Brise lässt mich kurz erschaudern. Unbeirrt klemme ich mir eine Haarsträhne hinterm Ohr, bevor ich einen Fuß vor dem Nächsten setze. Wieso bewege ich mich und wohin gehe ich überhaupt?
Im Hintergrund höre ich Meeresgeräusch und Vögelgezwitscher, doch ich blicke stets mit erhobenem Gesicht nach vorne. Alles andere interessiert mich nicht. Trauer und Hass breiten sich in meinem Körper aus. Hitze steigt in mir auf. Was ist bloß mit mir los?
Dann halte ich an und sehe zu düsteren Gestalten. Trauer und Unsicherheit quälen mich.
Drei Personen mit schwarzen Kutten stehen vor mir. Aus unergründlicher Weise strecke ich meinen linken Arm aus. Dann erblicke ich einen Totenkopf, aus wessen Mund sich eine Schlange ringelt. Ist das ein Tattoo? Seit wann habe ich dieses abscheuliche- Was soll das eigentlich darstellen? So etwas habe ich doch noch nie gesehen!
Doch dann trifft es mich wie auf einen Schlag und ich höre mein Herz stark klopfen. Ich habe das Gefühl, dass es mich in einzelne Stücke zerreißen und gleichzeitig explodieren lassen will.
Wie gebannt sehe ich auf dieses Zeichen und kann auf einmal nicht atmen. Irgendetwas verbietet es mir, dass ich Luft holen kann. Ich kann mich nicht bewegen und meine Sicht schwindet, bis zur Dunkelheit, die mich wohlig auffängt und dann in ein wundervolles und warmes Licht schickt. Es fühlt sich so gut an…
Dann öffne ich Luft ringend meine Augen und finde mich schweißgebadet im Krankenflügel wieder. Verwirrt sehe ich um mich herum und atme erleichtert auf. Was war das bloß eben?
Dieses Mal eben… Meine linke Hand pocht, weshalb ich sofort nachsehe. Mein Atem stockt bei dem grauenvollen Anblick, der sich mir hier präsentiert. Die Pulsadern sind völlig aufgeschnitten und das Blut fließt nur so aus der riesigen Wunde.
Es pocht so verdammt und ich versuche die Blutung mit meiner Bettdecke zu stillen, doch vergeblich. Sie blutet sogar durch diese hindurch!
Die Bettdecke färbt sich rot. Rot… Das erinnert mich an etwas.
Rote Augen. Ich sehe sie vor mir. Also doch…
Erinnerungen sind schrecklich und deshalb darf ich mich nicht erinnern. Es würde mein Leid bedeuten. Aber wenn ich in der Nähe meiner Freunde bin, erinnere ich mich vielleicht. Genau! Ich werde mich von ihnen fernhalten, dann wird mir nichts geschehen…

„Guten morgen.“
Der Vorhang wird beiseite geschoben und aus Reflex halte ich mir die Hände vors Gesicht und schließe meine Augen. Man! Muss das so hell sein?
„Du solltest jetzt deine Medizin zu dir nehmen.“, meint Pomfrey lächelnd.
Ich nicke leicht und trinke dieses komische Gebräu aus Kräutern. Kurz verziehe ich mein Gesicht zu einer schmerzverzerrten Miene, bevor jemand ins Zimmer tritt und dieser mich kurz hochfahren lässt. Es ist der Blonde! Was will der von mir? Mich nerven?
Lächelnd bleibt er vor mir stehen und drückt mir ein Buch in die Hand: „Es ist dein Lieblingsbuch.“
Ach? Und was soll ich jetzt damit? Denkt er, dass ich mich jetzt auf Anhieb an alles erinnere?
Ich sehe ihn ziemlich irritiert an, was er sofort bemerkt. Unerlaubt setzt er sich zu mir und blättert in das Buch umher.
Als er meine Hand streift, zucke ich sofort in mich zusammen und schlucke heftig. Was habe ich bloß? Ja, ich will mich nicht erinnern, aber so eine Angst vor Berührungen zu haben, ist total dumm. Ob das vielleicht mit dem gescheiterten Mordversuch zusammenhängt?
Verwirrt sieht er mir in die Augen, doch ich senke meinen Blick. Sofort durchschaut er es und schließt seufzend das Buch wieder: „Du brauchst keine Angst vor mir haben.“
„Habe ich auch nicht.“, antworte ich ihm endlich mal.
„Oh, du kannst ja reden.“, zischt er gereizt. Anscheinend scheint er nicht wirklich bei guter Laune zu sein. Dann soll er mich gefälligst in Ruhe lassen! Ich bin schließlich kein Baby und brauche keine Aufmerksamkeit! Außerdem kann ich auch alleine auf mich aufpassen…
Als der Blonde meine Hand ergreifen will, ziehe ich sie näher zu meinem Körper.
Seine Augen funkeln vor Wut, doch ich halte seinem Blick stand. Doch dann kommen die Stiche wieder. Mein Herz schlägt höher, weshalb ich sofort vom Bett aufspringe. Aber er folgt mir sofort und ich muss meinen Kopf in den Nacken legen, um in seine grauen Augen zu sehen.
„Habe ich nur das Gefühl oder willst du dich nicht an mich erinnern?“
Seine Feststellung trifft den Nagel auf dem Kopf, doch ich schweige und sehe nur zu Boden. Ich muss weg hier… Schmerzen durchfahren meinem Körper und lassen mich meine Gefühle kaum noch kontrollieren.
„Ich verstehe schon…“, grummelt der Slytherin wütend, bevor er sich umdreht und Richtung Tür bewegt. Nachdenklich starre ich ihm nach. Es tut mir leid, aber es ist besser so…
Die Tür öffnet sich jedoch und ein Freund von diesem Blonden tritt herein: „Draco, da bist du ja.“
Plötzlich pocht wieder mein linkes Handgelenk so furchtbar und alles kreist um mich, bevor ich mein Gleichgewicht verliere. Draco… Ich sehe etwas. Graue Augen, die langsam aber sicher rot werden. Ich fliege zurück und komme auf den kalten harten Boden auf. Sofort umfängt mich eine Schwärze, so wie eine Kälte. Die Schmerzen verschwinden, bevor ich einfach aufgebe und mich in das Nichts einfach fallen lasse.

Die Geräusche um mich herum werden immer lauter. Eine leichte Brise bereitet mir eine Gänsehaut auf der Haut. Wo bin ich?
„Schwörst du erneut den dunklen Lord bis in den Tod ewige Treue?“
Jetzt erkenne ich auch mehrere Personen in schwarzer Kutte. Nur eine schwarzhaarige Frau, die mich irgendwie widerspiegelt, ist in einem wundervollen dunkelblauen Kleid eingekleidet. Runter bis zum Gürtel glitzert dieses Kleid, doch danach handelt es sich nur um einen samtigen dunklen Blau-Ton.
Das Kleid besitzt keine Träger und ist sehr lang. Oben ist es enganliegend, wobei es unten sehr weit wird. Um ihre Schulter schlängelt sich ein ebenso blauer Seidenschal. Die Schuhe erkennt man nicht, aber ich denke, dass sie vielleicht blau oder schwarz sind.
Dazu trägt diese wunderschöne blasse Frau eine silberne Kette, woran als Anhänger ein Kreuz befestigt wurde. Dieses ist mit silbernen Juwelen ausgestattet und nur der Rand lässt die schwarze Farbe des Kreuzes erkennen.
Sie trägt ihre lockigen schwarzen Haare offen über die Schulter.
„Ja.“, antwortet diese mit geheimnisvoller und düsterer Stimme.
Dann zeigt sie ihre linke Hand und ich gerate ins stocken. Auch sie trägt dieses Mal. Was hat das bloß zu bedeuten?
Plötzlich zückt ein sehr komisch und schleimig aussehender Typ ohne Nase einen Art Zauberstab heraus und brabbelt irgendetwas vor sich hin. Als wenn er zaubern will oder so. Man ist das lächerlich! Jedes Kleinkind weiß doch, dass es keine Magie oder Zauberei gibt. Alles Übernatürliche kann man physikalisch, chemisch und astronomisch erklären.
Plötzlich ziehen schwarze Wolken auf und es fängt zu regnen an. Bestimmt nur ein Zufall… Das ist nur ein Platzregen. Es hört gleich wieder auf…, nicht?
Doch dann weiten sich meine Augen vor Entsetzen und Selbstzweifel. Das Mal, was sich auf der linken Hand der wunderschönen mysteriösen Frau befindet, erscheint jetzt auch am Himmel. Vielleicht ja irgendein Trick?
„Du wirst sie dieses Mal ganz auslöschen, hast du verstanden?“, befehlt diese seltsame Kreatur ohne Nase bestimmt, „Amelia Naliah Potter darf nicht überleben!“
Reflexartig halte ich die Luft an und sehe nur perplex in rote Augen. MICH? Sie wollen MICH umbringen? Nein!!!
Noch in dieser Sekunde öffne ich meine Lider und atme schwer aus, als ich in besorgte graue Augen sehe. Sie wollen mich umbringen…
Gerade als er aufstehen will, halte ich ihn durch meine Geste auf. Als ich meine Hand neben seine lege, zittert mein ganzer Körper und Hitze steigt in mir auf.
„Bitte bleib hier.“, krächze ich mit letzter Kraft, als er dann nur stumm nickt.
Eine Zeit der Stille, wo wir Beide nicht wissen, was wir sagen, legt er sanft seine Hand auf meine. Kurz fahre ich zusammen, doch wehre mich nicht gegen seine Berührung. Wieso habe ich eine solche Angst vor Berührungen? Es ist doch ganz normal, dass jemand einem berührt. Also, wieso sträube ich mich so, wenn jemand mich anfassen will?
Mein Atem geht schneller und ich näher mich einem Schlaganfall, so habe ich das Gefühl. Aber der Mann namens Draco reizt mich bis aufs Äußerste, indem er meine Hand streichelt und diese mit seiner verschränkt. Das Zittern entgeht ihm nicht, doch trotzdem lockert er seinen Griff nicht.
„Wieso kannst du mir nicht mal in meine Augen sehen?“
Dieser Satz bringt mich zur Sprachlosigkeit. Ertappt und völlig entrüstet sitze ich nun vor ihm und kann mich nicht mal mehr regen.
Er hebt mein Kinn vorsichtig an und nähert sich mir. Zwangsweise sehe ich in seine grauen Augen, die mir Stiche ins Herz verursachen. Dann legt er seine Lippen bereits auf meine und ich habe das Gefühl, dass wir eins wären. Unsere Hände bleiben verschränkt, doch seine freie Hand legt er auf meine Wange, die er sanft streichelt.
Ich fühle mich irgendwie so gut... So vertraut und doch so wunderschön.
Genussvoll schließe ich meine Augen und erwidere den stürmischen und pulsierenden Kuss leicht. Dann als seine Zunge meine Lippe befeuchtet, öffne ich leicht den Mund und lasse ihn damit gewähren. Seine Zunge erforscht meine Mundhöhle und dann stößt er auf meine Zunge. Kurz stöhne ich ungehalten auf.
Ich ziehe ihn näher zu mir und wir verfangen uns in einen leidenschaftlichen Kuss. Die Nähe zu ihm raubt mir den Verstand.
Doch dann tauchen diese Schmerzen wieder auf, weshalb ich ihn von mir drücke und damit den Kuss und die Nähe auflöse.
„Was hast du?“, fragt er, doch ich atme erleichtert auf, als sich die Schmerzen deutlich verbessern.
Als er mich verwirrt ansieht, schüttle ich meinen Kopf: „Tut mir leid, aber ich kann das nicht.“
Zuerst nickt er, doch Trauer steht in seinem Gesicht geschrieben. Vor Selbsthass ballt er seine Hände zu Fäusten. Zuerst habe ich Hoffnung, dass er es einfach so hinnimmt, doch als ich ihn nur abschätzend begutachte, senkt er seinen Blick.
„Und du sagtest, dass sich deine Gefühle zu mir niemals ändern werden.“
Ich sehe eine Träne seine Wange runterkullern und habe nur einen Gedanken im Kopf: Man muss der schwul sein! Ja, eigentlich hätte ich Mitleid mit ihm haben müssen, doch mit einem Mann braucht man das doch nicht! Außerdem fällt er über mich her und weint danach, weil ich mir das nicht gefallen lasse, weil er ein Fremder für mich ist… So dumm und total schwul!
Dann erkenne ich auf einmal ein Foto in einem gläsernen Rahmen hinter mir auf einen kleinen Tisch, der vorher noch nicht da stand? Langsam verliere ich wirklich meinen letzten funken Verstand. Hatte ich überhaupt jemals einen Verstand? Scheint mir nicht der Fall zu sein…
Darauf erkenne ich eine blondbraunhaarige Frau, die ich sofort als Narzissa identifizieren kann. Da ist auch ihr Sohn abgebildet. Er sieht total süß aus mit seinen blonden Haaren und- Ein Geistesblitz empfängt mich. Ich kenne ihn! Damals als ich klein war, bin ich doch an ihm vorbeigelaufen! Und an diesem Tag hat er mich aus unerklärlichen Gründen begrüßt. Es war der Tag mit dem Unfall… NEIN! Ich darf mich nicht erinnern… Das darf ich nicht!
Dann sehe ich wieder in graue Augen und weite kurz meine Augen. ER ist der kleine Malfoy von Narzissa? Das heißt ja, dass- Die Schmerzen lassen mich bei meinem Gedankengang nicht weiter und lassen mich nicht mehr klar denken. Ich darf mich nicht erinnern!
Schnell springe ich auf, als Draco mich aufhalten will, doch Panik steigt in mir auf. Schnell laufe ich zur Tür, die ich öffne und aus dieser schnell abhauen will, doch dort versperrt mir Snape misstrauisch den Ausgang: „Wo willst du den hin?“
Er verschränkt die Arme vor der Brust und sieht auf mich herab. Ich versuche mich an ihn vorbeizumogeln, doch seine Hand ergreift meinen Arm. Sofort zucke ich wieder und meine Augen fangen zu brennen an.
Eine immense Kraft aus mir heraus, die selbst meinem Hauslehrer und Retter nicht gewachsen ist. Durch die unsichtbare fremde und gleichzeitig unkontrollierbare Kraft prahlt der Schwarzhaarige gegen die Wand und das Blut einer seiner vielen Schnittwunden an der Stirn läuft seine Wange entlang! Es tut mir so leid…
Ohne irgendein Wort laufe ich weiter, als ich an die Streberin vorbeirenne und mir dann Ron über dem Weg läuft. Ohne Rücksicht auf Konsequenzen springe ich über ihn hinweg. Aber dann versperren mir Harry und Dylon irritiert den Weg.
„Lasst sie nicht durch!“, hören sie von der Krankenschwester rufen.
Kurz sehe ich zurück, als mir der Blonde in einer hohen Geschwindigkeit nähert. Na das auch noch…
Panisch suche ich einen Fluchtweg und blicke somit um mich, als ich dann ein Fenster genau neben mir entdecke. Zwar ist das eine sehr riskante und gewagte Entscheidung und es könnte mich mein Leben kosten. Aber alles ist besser als diese verdammten Schmerzen!
Schützend halte ich meine Hände vor meinem Gesicht, bevor ich es wage und aus dem geschlossenen Fenster springe. Ich spüre die Splitter meinen Körper durchbohren.
Gerade als ich an Höhe verliere und die Tiefe betrachte, setzt mein Herz aus. Werde ich jetzt sterben?
Der Boden kommt immer näher und ich bereite mich auf den Aufprall und die Schmerzen vor. Nur noch ein Wunder kann mir jetzt noch helfen.
Instinktiv schließe ich meine Augen und versuche mich irgendwie noch zu schützen, als… nichts geschieht?
Verwirrt öffne ich meine Augen und blicke mit großen Augen um mich herum. Ich fliege?
WIE? Seit wann kann ich fliegen? Dass ist doch völlig unmöglich!
Das erinnert mich gerade irgendwie ein wenig an Peter Pan…
Aber… War ich das etwa? Aber es gibt doch gar keine Magie… oder doch? Nein! Das ist doch unmöglich! Bescheuert und so unrealistisch… jetzt verstehe ich! Ich träume! Genau. Es ist die einzig plausible Erklärung für diesen Vorfall. Ach, bin ich verrückt. Versuche ich mir das gerade wirklich einzubilden? Beklopptheit soll ja angeboren sein…
„Amy?!“
„Fragt nicht.“, meine ich nur zu den fragenden Blicken, bevor ich mich langsam auf den Boden zuschweben lasse. Irgendwie ja cool, aber andererseits beängstigend. Was man damit alles anstellen könnte… Daran will ich gar nicht erst denken!
Als ich endlich wieder Boden unter den Füßen spüre, laufe ich sofort weiter und beachte meine ganzen Verletzungen dabei nicht. Es ist mir völlig egal.
Dann bleibe ich am altbekannten Ort stehen. Es ist der See. Plötzlich schmerzt mein Kopf so und ich erinnere mich daran, wie ich bei Nahe ertrunken wäre; wie ich einfach so mein Leben aufgegeben habe. Ich hätte kämpfen können, doch ich tat es nicht… Aber das tue ich jetzt auch nicht und anscheinend bin ich keine Person, die gerne kämpft oder irre ich mich da?
Ich sehe zum See und schlucke. Eine gewaltige Angst nimmt mich ein. Der See erfüllt mich mit schlimmen Erinnerungen und jagt jeglichen Mut hinfort.
Schnell trete ich einen Schritt zurück, als ich eine kühle Stimme vernehme. Sofort drehe ich mich um und weite meine Augen. Es ist die wunderschöne Frau mit den schwarzen Haaren. Sie trägt das gleiche Gewand und ist nur wegen einem Auftrag hier: Mich zu töten. Sie wird mich umbringen und ich werde mich nicht mal dagegen wehren. Es wird ein leichtes Spiel werden, mich aus dem Verkehr zu schießen.
„Du hast meinen Angriff doch tatsächlich überlebt.“, grinst diese erbarmungslos und doch irgendwie verärgert, „Ich habe dich unterschätzt, doch dieses Mal gibt es kein entkommen, Amy.“
Unbeirrt trete ich vor und nicke entschlossen: „Dann viel Spaß dabei.“
Entrüstet steht sie jetzt vor mir und bekommt keinen Ton aus ihren dunkel geschminkten Mund heraus.
Ich beantworte ihre unausgesprochene Frage: „Ich will nicht mehr länger mit diesen Qualen leben. Erlöse mich.“
Jetzt fängt die Schwarzhaarige auf einmal hysterisch zu lachen an. Mit vollem Entsetzen sieht sie mich währenddessen an: „Ein schlechter Scherz.“
Mein Blick bleibt eisern, als ich in ihre hasserfüllten roten Killeraugen sehe. Ich widersetze mich ihr, indem ich meinen Kopf schüttle.
„Es ist kein Scherz.“, gebe ich der Frau mit dem vereisten Herzen zu verstehen, „Ich habe meine Erinnerungen verloren und ich will sie auch nicht zurückbekommen.“
Dann grinst sie mich hochnäsig an und schreitet elegant auf mich zu: „Och, du armes Ding. Bettelst sogar um den Tod. Aber wäre ich keine Todesserin und würde ich nicht Tatjana Unique Kingston heißen, würde ich diesen Zeitpunkt wirklich auskosten und dir dein Leben nehmen. Aber du bist meine zweite Seite und ich will, dass du um dein Leben bettelst und nicht andersrum. Du darfst es mir nicht so leicht machen. Das gehört sich einfach nicht! Du wirst mir nicht so einfach davonkommen, du Miststück!“
Mit den letzten verhassten Worten fliege ich schon Richtung See. Ich schreie, doch dann steigen die Erinnerungen in mir auf. Alle meine Erinnerungen finden sich wieder zu mir.
Ich kann mich wieder an alles erinnern! An all meine Freunde, meine Familie, meine Feinde, sowie an dich, Draco. Wie konnte ich euch bloß vergessen?
Eine Träne bahnt sich einen Weg meine Wange runter. Wie konnte ich bloß all die schönen wie auch die traurigen Momente vergessen? Wir haben zusammen gelacht, gekämpft, getrauert und haben alles gemeistert. So viel wie ihr mich immer aufgemuntert oder einfach nur bei mir wart, so viel habe ich euch Leid zugefügt und ich konnte mich nicht mal mehr an euch erinnern…
Ich weiß, ich kann das alles nicht mehr rückgängig oder gut machen, aber ich werde für euch und für eure Zukunft kämpfen, auch wenn es mein Tod bedeuten wird! Kämpfen ist besser als aufgeben!
Genau das werde ich jetzt auch tun!
Damit mache ich einen Rückwärtssalto und komme geschickt auf meine Füße auf. Irgendwie kommt mir das gerade wie Jesus, der auf dem Wasser laufen konnte, vor. Irgendwie beängstigend sich vorzustellen, dass man ein zweiter Jesus für die Mugglewelt wäre. Dabei ist das hier alles normal… Bei Nahe hätte ich das auch geglaubt, aber zum Gluck habe ich jetzt meine Erinnerungen wieder.
Grinsend und selbstsicher sehe ich sie an, doch sie kann es nur erwidern.
„Amy!“, höre ich meine Freunde nach mir rufen. Ohne nur mit der Wimper zu zucken, zücke ich meinen Zauberstab, doch sie rümpft nur hochnäsig ihre Nase.
„Wir werden unseren kleinen Kampf wohl später weiterführen müssen. Sei darauf gefasst, Amy. Ich werde wiederkommen!“
Somit löst sich Tatjana in Luft auf und ich widme mich meinen Freunden. Schnell stecke ich den Zauberstab wieder weg und umarme den Slytherin energisch: „Es tut mir so leid! Wie konnte ich dich bloß vergessen, Draco.“
Zögernd erwidert er die Umarmung und grinst mich etwas verärgert an: „Das will ich auch hoffen, Süße. Schließlich ist wegen dir meine Tarnung aufgeflogen.“
Jetzt schmolle ich und stoße ihn leicht in die Seite. Sein Grinsen wird breiter und ich erkenn seine Erleichterung in seinen Augen.
„Wie konnte ich euch alle bloß vergessen?“, meinte ich mit Tränen in den Augen und umarme sie allesamt.
Endlich habe ich mir die Erkenntnis gesetzt, dass ich kämpfen muss. Wie konnte ich bloß aufgeben? Jetzt bin ich aber endlich wieder ich und kann somit endlich Voldemort mit seinen Todessern aus der Welt schaffen!
Entschlossen sehe ich in den Himmel. Ihr werdet es schon sehen, Mutter, Vater. Ich werde es schaffen und werde meine Erinnerungen tief in mir einschließen. Niemals werde ich sie wieder vergessen. Jede einzelne ist zu wichtig, um sie zu verlieren.
Jede Begegnung, jedes Gespräch, jede Entscheidung… Alles führt mich hierher und macht mich zudem, was ich bin, nämlich ich. Ich bin Ich und niemand wird das ändern können!
Nicht einmal Tatjana oder Voldemort können es ändern und das werden sie auch bald mitbekommen… Ich werde für die Menschen, die ich liebe, kämpfen. Und diese Erkenntnis gibt mir die nötige Kraft, die ich brauche, um sie zu bekämpfen. Denn diese Kraft ist stärker als jeglichen Hass!

23. Wieso tun sie mir so etwas nur an?


Endlich bin ich wieder ich. Es ist schön zu wissen, wer man ist. Ich fühlte mich so verloren und einsam… Mir war alles egal. Ich wollte nur meinem Schicksal entfliehen, aber ich kann es nicht und ich will es auch nicht! Denn es ist schön hier bei den Personen zu sein, die man liebt.
„Hey, Amy. Ich-„
Strahlend drehe ich mich um und küsse ihn stürmisch. Draco grinst mich dreckig an und ich muss meine Augen verdrehen, als ich mich lieber schnell von ihm löse. Wer weiß wozu das noch führt…
Sanft streicht er mir über meine Wange, bevor er dieses Mal seine Lippen auf meine legt. Meine Gefühle haben sich selbst nicht geändert, als ich nicht wusste, wer ich war. Aber ich hatte Angst und wollte einfach nur weg…
Aber jetzt weiß ich, dass ich ohne Draco nicht mehr leben möchte. Keine Minute mehr ohne ihn verbringen will. Er ist meine Luft zum Atmen, mein ein und alles…
Plötzlich räuspert sich jemand, weshalb wir uns widerwillig voneinander lösen. Als ich zur Seite blicke, sehe ich in Dylons genervtem und peinlichrotem Gesicht. Warum ist er so rot? Ist er etwa verlegen? Irgendwie ja niedlich…
Doch dann beim genaueren Hinsehen erkenne ich den Grund für seinen Ausdruck in den Augen. Meine Augen weiten sich. Das gibt’s doch gar nicht!
„Mutter, Vater“, stehe ich einerseits glücklich, andererseits etwas ertappt vor ihnen. Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätten sie nicht finden können… Doch dann denke ich an die letzte Nacht und korrigiere mich. Wenigstens sind sie da nicht reingeplatzt. Das wäre mehr als peinlich gewesen!
„Was macht ihr denn hier?“
Sofort mogeln diese sich an Dylon vorbei und ich umarme sie glücklich. Vernichtend sehe ich zu meinem Adoptivbruder, der nur entschuldigt seine Hände offen vor seinem Körper hält.
Ich verdrehe entnervt meine Augen und schenke ihm erneut einen meiner tödlichen Blicke, bevor ich mich von ihnen löse und sie anstrahle. Er hätte uns wenigstens mal vorwarnen können! Aber ich freue mich ja, sie endlich nach einem Jahr wiederzusehen. Trotzdem… Man hätte mir etwas über ihren Besuch erzählen sollen!
Dann mustern sie kurz mein Zimmer, was eigentlich Tatjana zugeteilt wurde, bevor sie sich wieder uns widmen: „Wir sind hier um dich mitzunehmen.“
„Hä?“, kommt nur ungläubig von meinen Lippen. Wie bitte? Das konnte doch jetzt nicht ihr ernst sein, oder?
„Du hast uns schon verstanden.“, meint mein Vater nur streng, doch ich schüttle den Kopf. Wie können sie jetzt so tun, als wenn sie sich für mich interessieren?! Warum sind sie jetzt also so fürsorglich?
Sie haben sich nicht gekümmert, als ich von Bellatrix angegriffen wurde, ja sogar bei nahe umgebracht wurde. Auch nicht als Voldemort mich im Besitz nahm und erstrecht nicht als ich noch vor kurzem bei den Todessern wohnte!
Sie kümmerten sich nicht um mich, selbst als ich wieder ich war, aber jetzt schon? Jetzt als ich mein Gedächtnis zurückhabe und endlich begreife? JETZT wo wir doch kurz vorm Angriff stehen? Wo ich endlich kämpfen will? Ich kann meine Freunde doch nicht alleine lassen! Spinnen die jetzt völlig?
„Und Dylon nehmen wir gleich mit.“
„A- aber-„
„Keine Widerrede!“, unterbricht unser Vater uns, „Ihr werdet keine Sekunde länger hierbleiben!“
WIR sind keine Kinder mehr! Wir sind über zwanzig und wissen selbst, was für uns gut und schlecht ist!
Ich sehe ihn vernichtend an und knurre widerstandsfähig: „Du kannst uns nicht dazu zwingen!“
Seine Augen funkeln nur so vor Wut, doch ich habe Furchteinflößenderes gesehen, als ihn!
Somit tauschen wir uns tödliche Blicke aus, bis er einfach meinen Arm greift und mich gewaltsam mitziehen will: „Oh doch, kann ich!“
Egal wie ich es versuche, ich schaffe es mich nicht aus seinem Griff zu befreien. Verdammt!
Doch dann kann ich mich durch meine Magie losreißen und springe zurück. Schmerzhaft halte ich meinen Arm. Weiß er denn nicht, dass ich noch vor kurzem diesen gebrochen hatte? Der hat sie doch nicht mehr alle! Selbst wenn er mein Adoptivvater ist, aber dass wird mir gerade etwas zu viel.
„Bitte, Liebling“, versucht mich meine Mutter zur ‚Vernunft’ zu bringen, „Wir wollen doch nur das Beste für euch.“
Wegen diesem Satz muss ich kurz auflachen, bevor ich dann wieder richtig ernst werde: „DAS BESTE FÜR MICH?! Das ich nicht lache! Ihr wisst doch nicht, was das Beste für mich ist! Außerdem habt ihr euch je um mich gekümmert, seitdem ich in Hogwarts war? Nein. Und wieso nicht? Weil ihr mich bloß loswerden wolltet! Ihr hasst mich doch, nicht wahr? Es wäre euch egal gewesen, wenn ich gestorben wäre und jetzt, wo ich endlich glücklich bin, da wollt ihr mir dieses wieder entreißen? Nein. Nicht mit mir! Ich gehe nur über meine Leiche hier weg!“
Ich schüttle den Kopf und verschränke meine Arme vor der Brust.
„Was redest du denn da?“, fragt Dylons Mutter mich entsetzt, „Wir lieben dich! Wir haben dich schon immer geliebt und das werden wir auch immer und-„
„Lass es gut sein.“, zische ich leise und vor Wut brodelnd, „Du brauchst nicht mehr schauspielern. Ich bin nicht deine Tochter, also kannst du auch ehrlich zu mir sein.“
Kurz sehe ich in ihre traurigen und entsetzten Augen. Soll ich etwa jetzt Mitleid haben oder was? Das können sie sich abschminken! Ich werde mich nicht mehr verstecken und mir etwas vorspielen lassen! Ich kann das nicht mehr einfach so hinnehmen…
Eine ätzende und wirklich nervende Stille kehrt über dieses Zimmer ein, als sich Dylons Vater dann doch entscheidet, etwas zu unternehmen. Er läuft auf mich zu und will erneut meinen Arm ergreifen, als plötzlich jemand die Hand des größeren festhält. Verwirrt sehen wir gleichzeitig zu Draco, der zu dem Braunhaarigen ruhig, doch bestimmt und bedrohlich, spricht: „Es reicht. Sie kann selbst entscheiden.“
Seufzend zieht er seine Hand zurück und dreht sich um.
„Es ist mir egal, ob wir blutsverwandt sind oder nicht, du bist unsere Tochter und genau deswegen wirst du auch das tun, was wir dir sagen!“
Ach, denken die wirklich, dass man sich das so leicht machen kann? ICH werde auf keinen Fall mit ihnen gehen! Und egal wie sehr sie mich auch zwingen oder drohen, sie können mir ja doch nichts befehligen…
Dylons Mutter sieht mich entschuldigend an, bevor sie mit ihrem Mann aus dem Zimmer mit einem ‚Klack’ verschwinden.
Erleichtert atme ich auf, bevor ich mich geschafft auf mein Bett fallen lasse.
„Und was wollt ihr jetzt machen?“, kommt die Frage, die ich erwartet und doch nicht hören wollte. Im Innern weiß ich die schreckliche Antwort, aber ich werde kämpfen! Ich muss!
Gedankenverloren sehe ich aus meinem Fenster und unterdrücke meine Tränen. Wenn ich nicht hier bleibe, dann werden alle… Daran darf ich erst gar nicht denken!
Ich werde irgendeine Möglichkeit finden, wie ich diesem Albtraum entfliehen und meinen Freunden in dieser schweren Stunde zur Seite stehen kann. Ich kann und werde sie nicht einfach so ihrem Schicksal überlassen! Niemals!
Besorgte Blicke spüre ich auf mir. Ohne hinzuschauen weiß ich, dass sie von Draco kommen, denn Dylon bewegt sich noch immer nicht.
„Woran denkst du?“
Entschlossen sehe ich zu ihm auf und erhebe mich von meinem Bett, bevor ich an ihm zu Dylon vorbei schreite: „Ich werde kämpfen.“
Der Gryffindor sieht mir in die Augen und mein Atem stockt für einen Moment, als ich seine Trauer in seinem Blick erkenne. Es dauert eine Weile bis er zum Sprechen ansetzt und mich überraschender Weise auch noch umstimmen will: „Du solltest nach Hause. Es ist hier viel zu gefährlich für dich und ich will dich nicht erneut verlieren.“
Seine Stimme ist hauchdünn und jedes Wort sticht in meiner Brust. Aber ich weiß auch, dass er es nur gut meint. Trotzdem…
„Ich werde kämpfen!“, hebe ich meine Stimme etwas, um ihn wach zuschütteln, „Nur ich kann ihn schließlich besiegen, also-„
„Egal! Dann werden wir halt eine andere Methode finden, wie wir ihn besiegen, aber um keines Falls werde ich dich opfern! Ich werde dich nicht sterben lassen, Amy.“
Kurz sauge ich die Luft ein, um nicht gleich zu explodieren und mein Gesicht vor ihm zu verlieren. Somit bleibe ich trotz allem ruhig und besonnen, auch wenn ich mich ihm widersetze: „Wenn ich nicht kämpfe, dann werden ALLE sterben. Verdammt, Dylon!“
„Verdammt, Amy!“, schreit er mittlerweile, „Es wird Krieg geben! Verstehe das doch! Das hier ist kein Spiel mehr, also werde vernünftig und bleib fern von dieser blutrünstigen Schlacht!“
Jetzt halte ich es nicht mehr aus und schreie ihn genauso an wie er.
„Wir befinden uns schon im Krieg, Bruder! Und ich weiß genau, dass es kein Spiel ist und ich mein Leben dabei verlieren kann, doch es ist mir nicht so wichtig, als wenn die ganze Welt untergeht. Wir werden sowieso alle sterben, wenn wir nicht etwas dagegen tun und ich werde nicht tatenlos zu Hause sitzen! Das kannst du vergessen! Ich will euch nicht verlieren und ich will nicht noch einmal um dein Leben bangen müssen. Nicht noch einmal.“
Tränen sammeln sich in meine Augen. Jetzt habe ich meine Gefühle zugegeben. Dabei durfte ich doch keine Schwäche zeigen!
Ohne ein weiteres Wort nimmt er mich in den Arm und fühle sein bebender Körper, sowie ein leises Schluchzen an meinem Ohr. Er vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren und erwidere leicht seine Umarmung.
„Ich wusste gar nicht, dass ich dir damals solche Sorgen gemacht habe.“, sagt er dann, als er sich wieder beruhigt hat.
Mein Adoptivbruder ist halt ein kleines Sensibelchen, aber anscheinend stehe ich auf Sensibelchen… Schließlich habe ich einen als Freund. Auch wenn er es nicht zugeben und dann wieder einer seiner arroganten Sprüche raus hauen würde, so ist er einer.
Er hat schließlich sogar geweint, als ich ihn abgewiesen habe und er dachte, dass ich ihn hassen würde. Dabei wollte ich bloß nicht meine Erinnerungen wiedererlangen. Hach, war das ein Spaß! Egal… Anderes Thema…
Als wir uns wieder von einander lösen, gibt auch noch Draco seinen überflüssigen Senf dazu und somit werde ich von einen Slytherin in die Schranken gewiesen und hätte mich von Tatjana direkt umbringen lassen sollen: „Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, Dylon hat Recht. Du solltest dich nicht am Kampf beteiligen.“
Und somit war es endgültig… Selbst mein Geliebter wollte mich nicht bei sich haben. Also war ich überflüssig! Ich konnte gehen und niemand würde mich aufhalten. Es wäre jedem Recht, wenn ich sie sterben lasse… Ich kann ja verstehen, dass sie mich hassen, aber so sehr? So sehr, dass sie sogar lieber sterben würden, als sich von mir retten zu lassen? Gut, wenn sie das wollen, kann ich wohl nichts mehr für sie tun…
Ich werde gehen.
Somit verlasse ich entschlossen mein Zimmer und ignoriere die Blicke auf mir. Sie erwarten wohl, dass ich mich von ihnen verabschiede, aber da können sie lange warten! Wenn sie sich unnötig in den Tod schicken, werde ich sie nicht daran hindern, aber soll ich sie auch noch dafür belohnen? Nein!
Ich werde ihnen ein schlechtes Gewissen dalassen und mich nicht von ihnen verabschieden.
Selbst Harry hat gesagt, dass es so besser wäre. Wie können sie alle bloß? Sowohl meine blutsverwandte, sowie meine Adoptivfamilie wollen mich hindern, Leben zu retten. Genauso wie meine Freunde, mein Geliebter und alle, die ich kenne. Wie können sie bloß?!
Verletzt wurde ich und es wird niemals heilen. Aber es wird nicht dadurch besser, dass sie mich fortschicken. Ganz im Gegenteil. Ich werde zugrunde gehen und zwar mit dem Gedanken, dass ich sie wahrscheinlich gerade das letzte Mal gesehen habe. Es schmerzt und ich weiß nicht, was ich noch machen soll, damit es verdammt noch einmal aufhört!
Doch ich blicke nicht zurück und stolziere mit dem bisschen Stolz, was mir noch bleibt, aus dem Gebäude.
Kurz als das Gepäck auf der Kutsche geladen wird, drehe ich mich noch mal verloren zu Hogwarts um. So, als wäre es das erste und letzte Mal, mustere ich das Gebäude, die Landschaft und all die Personen, die mit mir durch dick und dünn gegangen sind.
Kurz schieße ich noch ein Bild von Hogwarts mit meinem Handy, bevor ich mich dann der Kutsche widme. Extra langsam, in der Hoffnung sie würden mich aufhalten, steige ich in diese. Aber nichts geschieht. Ein letzter Blick zu ihnen.
„Wir werden uns wiedersehen.“, verspricht mir Dylon lächelnd, doch ich weiß, dass er mich anlügt. Wir werden uns nicht wiedersehen. Bei diesem Gedanken brennen meine Augen, doch ich bleibe stark und sehe arrogant und gleichgültig auf meine Freunde herab.
„Bis bald.“, verabschieden sie sich von mir, doch ich bleib eisern.
Ich antworte ihnen trotzend und schnippisch: „Lebt wohl.“
Dann setzt sich die Kutsche in Bewegung und ich drehe meinen Kopf nach vorne.

Bereits eine Woche trotte ich schon ganz alleine meinen normalen magielosen Alltag nach. Ich habe mich dazu entschlossen die Schule aufzugeben und zu singen, sowie damals. Wenigstens das verbieten sie mir, wenn sie mir schon nichts erlauben…
Leer blicke ich aus dem Fenster und denke schon wieder an sie. Ob sie bereits kämpfen? Ob sie mich vermissen? Diese ganzen Fragen und mehr kreisen in meinem Kopf herum und ich kann mich nicht dagegen wehren. Jede einzelne Sekunde zähle ich, seitdem ich mit der Kutsche losgefahren bin.
Wieso tun sie mir so etwas nur an? Es ist noch schlimmer, als ich es in Erinnerung hatte… Schon damals, als ich mich entschlossen mit Voldemort zu gehen, dachte ich immer wieder an sie. Doch dieses Mal hat sich etwas seit diesem Tag verändert, denn jetzt sind sie es, die in Gefahr sind.
Es ist, als wäre die Welt auf dem Kopf und ich kann sie ohne Hilfe nicht wieder geradebiegen. Ich kann sie nicht umdrehen und niemanden retten. So etwas wie eine Last… Ja, genau! Vielleicht war ich ja schon immer eine Last für sie? Vielleicht haben sie mich ja deshalb weggeschickt? Weil ich ihnen im Weg bin… Sie müssten ständig auf mich aufpassen und auf mich Rücksicht nehmen. Aber verdammt! Ich kann auch kämpfen!
Es bringt nichts sich den Kopf darüber zu zerbrechen! Anstatt hier herumzuhängen, sollte ich lieber einen Weg finden, ihnen trotzdem zu helfen. Aber wie? Warum hilft mir niemand die Antwort zu finden? Nur eins weiß ich: Ich kann nicht länger hier bleiben!
So wie jeden Abend springe ich aus meinem Fenster und lasse mich mit meinen magischen Fähigkeiten auf den Boden schweben. Meine Eltern sind SO fürsorglich, dass sie nicht einmal bemerken, wenn ich immer abends für zwei Stunden verschwinde. So klug sind sie...
Ich atme die frische Luft ein, bevor ich mich vom Haus entferne. Dann erinnere ich mich an Dylon und ich, wo wir in Paris alleine abends den Weg suchten. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Mitten in der Dunkelheit gehe ich meinen Weg. Mitten in einer Hauptstadt. Allein in London. Alleine in der ewigen Nacht…
Gedankenverloren und leer stolziere ich hier durch die eisigen Gassen Londons, die genauso trostlos wie ich sind. Hier, wo man weiß, dass man abends lieber zu Hause bleiben sollte, da sich hier das Gesindel breit macht. ‚Gesindel’… Darunter kann man so einiges verstehen und so nannte ich auch die Slytherins, als ich ankam und jetzt? Jetzt bin ich auch eine stolze Hexe, die nur so voller schlechten Eigenschaften übersäht ist.
Hier ist es leblos und menschenleer und doch ist es jetzt mein einziges zu Hause. Hogwarts ist bloß ein Mythos, eine Legende… Es hat und wird ihn niemals geben.
Mein Blick ist an den Steinboden vor mir gehaftet. Ich verstecke meine Hände vor der Kälte tief in meine Jackentaschen. Entnervt trete ich einen kleinen Stein, der seltsamerweise lose herumliegt, einfach davon. Ich hasse das! Hierherum zu spazieren, obwohl ich etwas Besseres machen könnte, obwohl ich doch eine Aufgabe habe. Ich hasse das, verdammt!
Sie sind im Kampf und ich? Ich bin hier und völlig hilflos. Was, wenn sie zuerst Hogwarts und dann diese Welt zerstören? Was, wenn ich alleine gegen sie kämpfen muss? Ich will nicht auf eine Beerdigung müssen, geschweige dann eine solche Angst in mir hegen!
Doch dann ertönt ein Gesang und meine Augenbrauen ziehen sich neugierig zusammen. Vorsichtig luge ich um die Ecke und lausche diesem richtig süßen Gesang. Es hört sich bei Nahe wie eine Kinderstimme an. Aber der magische Teil von mir glaubt nicht daran, dass es aus dieser Welt kommt.
Kurz fasse ich mir an mein Herz und hole tief Luft, bevor ich mutig um die Ecke laufe. Ich runzle die Stirn, als ich dort niemanden erblicke. Wie? Aber eben war da doch etwas? Also hatte meine magische Hälfte recht. Es handelt sich bei dieser Stimme um eine magische Kreatur. Nur welche und auf welche Seite steht diese?
Misstrauisch sehe ich um mich herum, aber niemand befindet sich hier. Nur ich und die Dunkelheit. Nein… Ich bin die Dunkelheit.
Langsam hebe ich meine Hand und sehe sie hasserfüllt an, doch dann weiten sich meine Augen. Meine Hand nimmt die Farbe meiner Umgebung an und verbleicht. Sprachlos und reglos starre ich sie an. Sie löst sich in Luft auf. Wie kann das passieren?
Dann erinnere ich mich wie auf einen Schlag an die Worte von Bellatrix. Wir lösen uns ins Nichts auf… Also ist es soweit. Mein Blick senkt sich und ich verzweifle. Ich werde also so oder so sterben. So oder so…
Ich beiße mir auf die Unterlippe, bis ich einen metallischen Geschmack vernehme. Meine andere Hand ballt sich zur Faust, als ich mit ansehe wie sich mein ganzer Arm langsam aber sicher auflöst. Meine Zeit ist gekommen. Dabei konnte ich nicht mal etwas erreichen. Ich konnte nicht einmal meine Freunde vorm Tod bewahren. Alle werden ihr Leben lassen müssen, wenn ich jetzt von dieser Welt gehe. Aber ich kann noch nicht! Ich darf nicht!
Plötzlich sehe ich ein Licht und erwache aus meinem Koma. Verwirrt bewege ich meinen plötzlich vorhandenen Arm. Er war doch eben… Wie ist das denn möglich?
Dann sehe ich langsam zu einem seltsamen Geschöpf hoch und sehe es fragend an. Dieses hält eine Perle in der Hand. DIE Perle… Nein… Das ist nicht möglich! Das kann nicht wahr sein! Sie ist doch verschwunden, nachdem- oder etwa nicht?
„Wer bist du?“, flüstere ich den Kleinen zu.
„Wir sollten an einem sicheren Ort gehen.“
Ich nicke nur leicht, als mich dieses Licht erneut umhüllt. Doch im nächsten Moment schwindet es wieder. Dann sehe ich um mich und finde mich im Malfoy Mansor in Dracos Schlafzimmer wieder. Hä?! Was sollen wir denn hier?!
„Herr, sie ist hier.“
Herr? Was meint er? Wie?!
Ich höre Schritte und verkrampfe mich automatisch. Was, wenn Voldemort oder einer seiner Anhänger hier auf mich warteten? Was, wenn sie das alles nur eingefädelt hätten und sie mich somit ausschalten wollen? Wieso spielen sie aber so ein verdammtes Spiel mit mir?! Wollen sie mich in die Irre führen oder meine Nerven strapazieren? Oder stellt es sich als ein dummer Witz heraus? Wie soll das alles bloß enden?!
Dann öffnet sich die Türe und ein langhaariger edler blonder Mann offenbart sich mir. Sichtlich erleichtert und doch überrascht sehe ich in Lucius’ Gesicht: „Was machen Sie hier?“
Er sieht mich ernst an, doch bleibt sichtlich seiner Nervosität ruhig und gelassen.
Kurz herrscht Stille, doch dann widmet er sich wieder der Türe, aus der er gerade kam und ignoriert mich voll und ganz: „Dobby, bitte gebe ihr etwas Entsprechendes zu anziehen und führe sie dann zum Abendgemahl. Wir werden dort dann mit ihr sprechen.“
Warum fühle ich mich gerade unsichtbar? Und auch so, als würde ich im Altertum zurückversetzt worden sein? Jetzt kann ich auch verstehen, warum Draco so… so… wie soll man das bloß ausdrücken? So ein verdammtes geistig verstörtes, arrogantes, selbstverliebtes, inkompetentes, stolzes, Sprüche klopfendes, selbstgeiles, egozentrisches Machoarsch, wie ER doch ist! Jetzt geht’s mir besser… Obwohl das noch lieblich ausgedrückt ist, was für einen Groll ich im Moment gegen ihn hege! Wenigstens ist seine Mutter nett… Das entschädigt sein Verhalten teilweise.
Die Tür schließt sich hinter dem Todesser oder was er jetzt auch immer ist und ich lasse mich total verwirrt auf Dracos Bett fallen. Ich massiere meine pochenden Schläfen. Und was jetzt?
Ich verstehe das alles nicht… Was wird geschehen? Was will er von mir und noch etwas viel Wichtigeres WAS SOLL ICH ANZIEHEN?! Er ist Dracos Vater und- Und ich will mich nicht blamieren… Wenn ich schon eine Potter, also der Feind, bin, dann muss ich wenigstens passend eingekleidet sein.
Doch dann sehe ich wieder in zwei Glubschaugen. Was soll dieses kleine Ding eigentlich sein?
Ich ziehe eine Augenbraue hoch und überlege angestrengt. Ich versuche eins und eins zusammenzuzählen, was mir jedoch ziemlich schwer fällt. Dobby und er nennt Lucius ‚Herr’… Vielleicht ist er ja ein Troll? Nein, dafür ist er viel zu niedlich… Aber WAS ist er oder es oder… was ist es eigentlich?!
„Ich bin Dobby, der Hauself, und dieser Mann eben ist mein Herr.“
Meine Augen verengen sich und ich versuche nicht verstört mit meinem rechten Auge zu zucken. WIE bitte? Er soll ein- WAS?! Das kann ja wohl nicht stimmen! Elfen haben flügeln, haben spitze Ohren und- sind nicht monsterartig…
„Und was war das für eine Perle eben?“, frage ich aus reinster Neugierde. Na gut… Ich gebe es schon zu. Es war eigentlicher nur pure Ablenkung um mein Bild der Elfen nicht vollständig zu zerstören.
Er zeigt mir eine kleine weißschwarze Perle und ich nicke leicht.
Dobby antwortet mir und erklärt es mir sehr genau: „Diese Perle ist eines von den berüchtigten zwei unersetzlichen Perlen der Veränderung. Beide sehen identisch aus, aber Beide stehen für etwas Anderes. Die eine für Leben und die andere für den Tod. Sie sind wie Ying und Yang, nur dass diese zwei durch zwei Personen entstanden sind, die das Leid vergrößern oder verringern können.“
Also deshalb konnte die eine Perle meins wie Dumbledores Leben retten. Aber diese Perle hat doch auch mein Leben gerettet oder sehe ich da irgendetwas falsch?
„Und welche von Beiden ist deine?“, frage ich wegen meiner Unsicherheit nach.
„Ich habe die Dunkelheitsperle.“, gibt er mir die Antwort, doch ich runzle meine Stirn. Jetzt bin ich total verwirrt… Wieso hat es dann meinen Arm wieder sichtbar werden lassen? Ich verstehe das nicht…
„Diese Perle hat bei jeder Person eine andere Gabe. Bei mir ist es halt jemand, der droht im Nichts zu verschwinden, das Leben zu retten.“
Also wenn sie in den falschen Händen gerät, dann würden wir nachher alle… Nein, das will ich nicht. DAS werde ich nicht zulassen!
Ich lächle ihn an: „Danke.“
„Ach was“, meint er verlegen, „Das war doch nichts. Außerdem solltest du dir jetzt ein Kleid aussuchen.“
Kurz sehe ich ihn ziemlich perplex an, doch dann stehe ich auf und folge dem kleinen Hauself, der mich noch immer eher an einem kleinen Troll erinnert, als an- Ich sollte mir wirklich über so eine Kleinigkeit nicht den Kopf zerbrechen! Es gibt viel Wichtigeres, wie zum Beispiel das Kleid, was ich mir aussuchen muss.
Dobby begleitet mich zu einem anhängenden Zimmer, wobei alle Frauen schwach werden. Wo kann ich die Heiratsurkunde unterschreiben?
Also mit so einem tollen Ankleidezimmer wüsste ich bereits, worum ich mir keine Sorgen mehr machen müsste: Um Platz für meine ganzen Schuhe! Nein, ich bin nicht schuhsüchtig, aber für jedes Outfit brauche ich auch die passenden Schuhe!
„Wow“, kommt nur, verzaubert durch die ganzen wundervollen und ziemlich teuer aussehenden Kleidern, von meinen Lippen. Kurz bin ich fassungslos, doch dann besinne ich mich wieder und grinse entschlossen: „Dann werde ich mich mal ankleiden.“
Somit suche ich eine halbe Stunde lang nach einem bestimmten Kleid, was ich dann auch finde. Es ist jedoch etwas kürzer als gedacht. Ach, egal! Besser als das schwarze Kleid, was ich zuvor trug. Das war ja noch kürzer.
Ja, nicht so enganliegend, dafür sah es irgendwie wie für eine Beerdigung und doch wie ein ziemlich kurzes Abendkleid aus. Perfekt wäre es für Dracos und mein erstes Date. Warum denke ich immer an so etwas? Ich habe hier gerade etwas Wichtigeres- WIESO wichtig? Ist doch alles egal…
Das Kleid besitzt keine Träger und endet in der Mitte meiner Oberschenkel. Hoffentlich denken sie nicht sonst was von mir… Es ist beige und ziemlich gerafft und vor allem seitlich, wo ein geraffter Schal angebracht wurde, der sogar etwas länger als das Kleid ist.
Dazu trage ich beige hochhakige Schuhe wie auch einen goldenen Blumenring. Diese aus metallhergestellte Blume ist in der Mitte mit vielen kleinen glitzernden Steinen besetzt, die entweder gold oder silbern sind. Die innersten Blütenblätter sind roséfarben und die äußersten braunrosa.
Meine Haare trage ich dazu glatt und lasse sie über meine Schultern fallen. Dabei sind meine Augen leicht schwarz geschminkt und meine Lippen leicht rosé. Ich will etwas natürlich aussehen. Ich möchte mich zeigen, so wie ich bin und dass hier bin ich.
Somit schreite aus diesem Ankleideraum und betrete Dracos Zimmer. Natürlich frage ich schon gar nicht mehr, warum er auch so ein Zimmer besitzt und seine Schränke mit Frauenkleidung gefüllt ist.
„Wir können.“, meine ich bestimmt und entschlossen.
Überwältigt sieht mich der Hauself an und strahlt mich über beide seiner riesigen Ohren an: „Wunderschön.“
„Gut.“, grinse ich ein wenig arrogant, „Dann werde ich mich so präsentieren.“
Somit begleitet er mich durch die vielen Türen und durch die großen Gänge, als ich dann doch endlich irgendwann die Endtür erblicke. Kurz zuvor hole ich tief Luft und lächle dann, bevor er das Zimmer öffnet und wir die Eltern von Draco bereits erblicken. Diese erhaschen sofort einen Blick zu mir und lächeln mich freundlich an, bevor sie bedeuten, mich zu setzen.
Natürlich befolge ich diese unausgesprochene Anweisung und setze mich neben Narzissa hin. Ihr Mann sitzt mir gegenüber und lässt mich etwas schlucken. Langsam werde etwas unsicher, als sie weiter so ruhig bleiben. Das Essen wird serviert und es riecht wirklich sehr lecker. Somit krame ich all meine Manieren heraus und setze sie in die Tat um. Vornehm muss ich sein… Genauso wie sie es von mir erwarten.
Ich esse ein paar Stücke vom Fillet, als Narzissa die Spannung und die Stille zwischen uns auflöst: „Schade, dass Draco nicht da ist und wir nicht alle zusammen als Familie essen können. Aber ich denke, dass wir noch genug Zeit dafür haben, nicht wahr?“
Plötzlich erkenne ich kleine Lachgrübchen und runzle unauffällig meine Stirn. Das kann sie doch nicht ernst meinen… Woher will sie denn wissen, dass wir ein Paar- DRACO MALFOY?! WAS hast du ihnen gesagt?! Ich bringe dich um, wenn du mir in die Finger gerätst!!!
Hoffentlich hat er die peinlichen und total versauten Szenen herausgelassen… Ich würde mich hier sonst auf Grund und Boden blamieren.
Leicht nicke ich und senke dann meinen Blick etwas. Warum ist sie eigentlich so sicher, dass er den Krieg heil überstehen wird? Warum sind in ihrem Gesichtsausdruck nicht die kleinsten Zweifel nachzuweisen? So enthusiastisch… Was macht sie so glücklich? Meine Anwesenheit? Nein… Etwas Anderes, nicht?
Dann legt sie auf einmal ihre Gabel auf den Teller und sieht mich trillernd an: „Da fällt mir etwas ein, was ich dir UNBEDINGT zeigen muss.“
Irgendwie bereitet mir dieses betonte ‚unbedingt’ sorgen… Was hat sie? Wird es mich umbringen? Wird es mich verschlingen? Wieso denke ich so etwas überhaupt? Ich vertraue ihr voll und ganz! Sie ist sehr nett und Dracos Mutter…
Dann steht die schöne Frau auf und kramt irgendetwas aus einer Schublade des riesigen Schrankes. Dort holt sie ein riesiges Buch heraus und Lucius rollt hoffnungslos mit den Augen: „Du willst ihr also wirklich DAS Foto zeigen?“
Entschlossen und wie selbstverständlich nickt sie und setzt sich wieder neben mir hin, während sie in diesem riesigen Fotoalbum blättert.
Dann zeigt sie auf eines der Fotos und strahlt mich überglücklich an, was mir nur ein wenig Sorgen bereitet: „Damals war Draco gerade mal fünf, als ich ihn in eine kleine Prinzessin verwandelte.“
Meine Augen sind geweitet und meine Kinnlade fällt gefühlte zwanzig Meter runter. Ich fasse es nicht und wie gebannt kann ich nur auf dieses eine Bild sehen. Meine Augen fallen schon bei Nahe raus.
Ich sehe auf diesem Bild Draco mit langen blonden Haaren, die wohl eine Perücke war, und ein pinkfarbenes glitzerndes typisches Prinzessinnenkleidchen.
Hochrot und total verlegen steht er da. Das ist einfach zu süß…
Dann grinse ich etwas gehässig. DAS ist also sein dunkles Geheimnis. Jetzt habe ich ein Druckmittel.
Doch dann im nächsten Moment lächle ich verlegen. Er hätte wirklich als ein Mädchen durchkommen können. Wirklich zuckersüß!
Sie zeigt mir weitere Bilder von ihm und ich muss strahlen. So ein süßer Fratz… Ob so unsere Kinder mal aussehen werden?
Irgendwann hört man Lucius räuspern, weshalb wir synchron zu ihm sehen.
„Was ist, Liebster?“, fragt die Schönheit den entnervten Mann in schwarz.
„Können wir bitte zum Wesentlichen kommen? Ich möchte nicht den ganzen Tag damit verbringen euch bei Kindheitsfotos unseres Sohnes zuzuschauen. Auch wenn ich nichts dagegen hätte, aber wir haben jetzt etwas Wichtigeres zu klären.“
„Du hast recht.“, schließt sie das Buch geräuschvoll und wird ernst.
Eine unheimliche bedrohliche Stille vor dem Sturm macht sich auf und ich bin dieser hoffnungslos ausgeliefert. Nervös kauere ich auf meine arme Unterlippe, die wirklich nichts dafür kann, herum. ‚Davon wird sie auch nicht schöner’, würde Draco jetzt bestimmt sagen. Wieso denke ich eigentlich immer nur an ihn? Ja, ich liebe ihn… Aber das ist noch immer kein Grund gleich so zu übertreiben…
„Der wahre Grund warum du jetzt hier und nicht in Hogwarts bist“, faltet der Blonde seine Hände und bettet sein Kinn auf ihnen, „ist der, dass wir von etwas Wind bekommen haben, was die Gefahr aller bedeuten könnte.“
Also war es nicht der Grund, dass sie mich hassen? Dann war es, da es andere verletzen hätte können? Ich bin also doch eine Behinderung für alle?
Mein Körper fängt zu zittern an und ich halte vor Schreck meinen Atem an.
„Du wirst Potter umbringen, wenn du in Hogwarts bist. Das haben wir in der Zukunft gesehen und dass wollen alle verhindern. Aber nicht nur ihn bringst du um, sondern auch viele andere. Amelia, du musst gegen deine dunkle Seite ankämpfen, sonst wirst du verlieren.“
Tränen sammeln sich in meine Augen und mein Herz setzt aus.
„Nein!“, springe ich panisch auf und versuche mir etwas vorzulügen, „Das ist nicht wahr! Das kann nicht sein!“
„Es ist die Wahrheit.“
Wie von etwas verfolgt, laufe ich urplötzlich los und kann mich nicht mehr zurückhalten. Nein! Ich will das alles nicht! Das kann doch wirklich nicht meine Bestimmung sein, oder?! Ich will meinen Bruder nicht umbringen…
Tränen bahnen sich einen Weg meine Wangen entlang. NEIN!
Ich würdige Dobby keines Blickes und renne einfach zum Ausgang. Endlich draußen falle ich auf die Knie und sehe kraftlos auf den Boden.
„Das kann doch nicht ihr ernst sein…“
Ich stütze mich auf meine Arme ab und balle meine Hände zur Faust. Ich kann doch gar nicht jemanden umbringen! Wieso sollte ich dann so etwas Schreckliches tun? Eine Träne läuft von meiner Wange auf den Boden. Ich will mit Harry sprechen und aus seinem eigenen Mund hören.
Auf einmal erhellt sich die Umgebung und ein angenehmes Licht umhüllt mich. Die Umgebung löst sich in diesem auf und dann stehe ich wie in Trance auf. Was geschieht hier?
Plötzlich bilden sich kreisförmige Wasserblasen, die das Licht reflektieren. Sie sind so wunderschön… Gedankenverloren umhülle ich diese Blase mit meinen Händen, doch berühre ich sie nicht. Dann geschieht es jedoch. Es zerplatzt. Dieser Moment, wo es sich auflöst, muss ich meine Tränen unterdrücken. Ich fühle nichts mehr außer Trauer. So ist es auch, wenn ein Leben einfach so zerplatzt…
Dann verdunkelt sich alles und die Umgebung um mich herum wird wieder sichtbar. Doch mein Atem stockt, als ich mich am See von Hogwarts wiederfinde. WAS zum Henker mache ich hier? Ich war doch eben noch-
„Amelia“
Leer und verloren blicke ich auf den See, als ich die Stimme identifiziere. Es ist mein Bruder…
Ruhig und kontrolliert drehe ich mich um und sehe in die grünen Augen meines Bruders und Retters.
„Ich wusste, dass du hier bist.“, lächelt er mich warmherzig an, doch Herzstiche löst sein Anblick aus. Jemand will in mir eindringen, jemand anderes als ich. Ich muss es unterdrücken. Ich muss diesen Fremden in mir verdrängen. Diese Person darf mich nicht kontrollieren.
Mein Blick ist kühl und ich kann nichts dagegen tun. Denn wenn ich jetzt schwach werde und ich meine Gefühle zulasse, ist er verloren…
Der Schwarzhaarige macht einen Schritt nach vorn und ich einen zurück. Kurz ist er irritiert, doch dann versteht er und sieht mich mitleidenswürdig an.
„Bleib fern von mir.“, warne ich ihn mit einer sehr dunklen und entschlossenen Stimme.
Er schüttelt den Kopf und lächelt mich an: „Du wirst mir nichts tun.“
„Woher willst du das wissen?“, frage ich ungläubig nach. Ja, ich vertraue mir nicht, aber nach all dem was geschehen ist, kann ich das einfach nicht.
Dann streckt er einfach seinen Arm nach mir aus und strahlt mich an: „Ich weiß es einfach.“
Langsam aber sicher gebe ich ihm nach. Harry nähert sich mir und ich lasse es zu. Ich sehne mich so nach Nähe und Trost, als dass ich ihn ablehnen kann.
Somit zieht er mich zu sich und ich falle durch mein Stolpern direkt in seine Arme. Meine Augen weiten sich, als sich dieser Fremde meine Gefühle zu nutze machen. Alles in mir schreit danach ihn schnell loszulassen um ihn zu retten. Doch ich kann nicht. Ich kann ihn verdammt noch einmal nicht von mir stoßen! Wieso nicht?!
„Ich hab dich lieb.“
Die Worte überraschen mich so, dass sich der Fremde ganz in mir ausbreiten kann. So gerührt wie ich bin, erwidere ich stürmisch die Umarmung. Doch das war ein Fehler, denn der Fremde nimmt mir meine Luft und sticht mitten in mein Herz.
„Ich hab dich auch lieb.“, flüstere ich ihn zwischen meinem plötzlichvorhandenen Schluchzen. Die Schmerzen werden immer stärker und jemand verdrängt mich aus meinem eigenen Körper.
Dann geschieht es. Es geschieht so schnell, dass ich nichts dagegen unternehmen kann. Mein Körper verselbstständigt sich und ich sehe nur noch, wie in einem Szenario eines schlechten Filmes, seine aufgerissen Augen und das ganze Blut, was auf alles um uns herum, mich eingenommen, spritzt. Er gibt keinen Laut von sich, als er sein Gleichgewicht verliert und mit seinem Körper nach hinten kippt. Mit einem plumpen Geräusch fällt er zu Boden.
Ich erkenne auf einmal eine schwarze Perle in meiner Hand. Es ist doch die Todesperle… Was- Mein Herz setzt aus. Ich habe ihn mit dieser kleinen Perle- Nein!
Sofort knie ich mich zu ihm nieder.
„Harry“, hauche ich fassungslos von meiner Tat mit brüchiger Stimme.
Schnell versuche ich das Blut aus seiner Wunde mitten durchs Herz zu stoppen.
Er atmet schwer und Tränen fließen ungehalten meine Wange entlang.
Mit Mühe hebt er seine Hand und schiebt meine Hände lächelnd von der Wunde: „Lass es.“
Ich schüttle ängstlich den Kopf: „Ich lasse dich nicht sterben!“
„Du musst.“, haucht er mir zu, als er dann eine meiner blutüberströmten Hände nimmt und sie sanft streichelt, „Es ist okay so.“
Ich will das nicht… Ich kann das nicht…
Erneut schüttle ich den Kopf. Alles ist schwarz und grau. Er darf nicht sterben!
Ich versuche ihn mit der Perle zu heilen, doch es funktioniert nicht. Keine Änderung und sein Zustand verschlechtert sich von Sekunde zu Sekunde. Das Blut strömt in Massen aus seiner Brust und ich kann nichts tun…
„Verstehst du nicht?“, versucht mir mein Bruder zu verstehen zu geben, „Nur du kannst ihn bezwingen und ich wäre dir dabei nur im Weg. Ich bin extra hergekommen um mich von dir zu verabschieden. Es wäre so oder so geschehen. Auch wenn wir uns nie wieder gesehen hätten, so wäre es so geendet und sogar viel schlimmer.“
Ich sehe die ganze Zeit über wie sich sein Körper immer wieder senkt und hebt und seine Atmung immer schwerer wird.
„Ich will dich nicht verlieren. Wir haben doch gerade erst zueinander gefunden… Und jetzt willst du einfach so von mir treten?“
„Ich werde immer bei dir sein.“, streicht er mir mit aller Kraft eine Strähne aus dem Gesicht, „Du wirst niemals allein sein. Du wirst mit Malfoy Kinder und bestimmt auch noch Enkelkinder bekommen. Du wirst es schaffen, auch ohne mich.“
Ich suche etwas in seinem Blick, was mich hoffen lässt, doch es ist vergeblich. Er wird von mir gehen…
„Bitte sag Ginny, dass ich sie liebe.“
Leicht, aber doch beherrscht, nicke ich ihm zu und halte ihm seine Hand, als er dann langsam aber sicher schlapp wird. Seine Hand gleitet zu Boden und seine Augen schließen sich. Nur voller Trauer sehe ich ihn an, bis ich vollkommen weiß, dass sein Herz zu schlagen aufgehört hat.
Er sieht aus, als wenn er schläft, doch…
Ich ringe nach Luft und versuche erneut gegen die Tränen zu bestehen, doch es war sinnlos. Vollkommen aussichtslos… Ich bin vollkommen hilflos gegen meine Gefühle.
Ein Schluchzen ertönt in der vollkommen düsteren Welt, doch dann überwiegt meine Wut und ich schreie laut auf.
Nein… Er darf nicht… Er darf nicht tot sein! ER DARF ES NICHT!!!

24. Lebwohl

Die Beerdigungszeremonie hat bereits angefangen. Da komme ich ja gerade richtig.
Unauffällig schleiche ich mich in die Masse und senke meinen Blick ein wenig.
„Ein großer Zauberer ist von uns gegangen.“, spricht Dumbledore zu uns, „Wir wissen alle wie mutig und tapfer er war.“ Und auch dass es meine alleinige Schuld beträgt.
Er war mein Bruder und ich war zu schwach um ihn zu schützen. Einfach zu schwach…
Er vertraute mir und ich benutzte ihn nur… Wenn ich die Vergangenheit nur rückgängig machen könnte, aber das kann ich nicht. Ich kann die Zeit nicht anhalten.
Niemals werde ich ihn mehr wiedersehen. Wäre ich nur nicht so schrecklich egoistisch gewesen. Aber all meine Worte sind vergebens, denn man kann jetzt nichts mehr ändern.
Er wird niemals diese Worte vernehmen und es ist vielleicht auch besser so. Er würde denken, dass ich mich wieder einmal nur selbst bemitleide. Und er hätte recht damit…
Mein Bruder, Lebwohl…
Ich hab dich lieb und das werde ich auch immer.
Wir werden uns nie wiedersehen.
Es ist unser Abschied. Jetzt, hier und für alle Zeit wirst du mein wahrer Bruder sein.
Wir zücken alle unsere Zauberstäbe und lassen ein Licht als Gedenken an einem so wunderbaren und großartigen Zauberer.
Er war immer da, wenn man ihn brauchte und selbst beschwerte er sich nie, obwohl er allen Grund dazu hatte. Immer hörte er mir zu und half mir, aber selbst sprach er nicht so gerne über sich.
Als sein Herz zu schlagen aufhörte, da geschah etwas Merkwürdiges. Harrys und mein unsichtbares Band, was uns verband, riss und zog Fäden. Wir wurden entzweit und da wusste ich es, dass alles zu spät war.
Ich werde Tatjana das hier niemals verzeihen. Niemals! Selbst wenn ich sie zusammen mit dem dunklen Lord und allen anderen Todessern ins Jenseits befördere!
Traurige Musik spielt im Hintergrund. Alles passt zusammen.
Die Stimmung ist sehr trüb. Aber bei diesem Geschehnis ist das kein Wunder…
Eine Träne läuft über mein Gesicht und ich kann nichts dagegen machen. Ich bin somit die letzte lebende Potter.
Doch dann finde ich in der Menge jemanden, der mich schlucken lässt. Es ist eine schadenfrohe Todesserin, die sich nur zurücklehnt und das Schauspiel, so auch unsere Verzweiflung, in vollen Zügen genießt.
Leben… Was bedeutet das schon? Für die Todesser nichts, doch für uns alle hat es eine Bedeutung.
Endlich habe ich es verstanden.
Als Harry blutüberströmt in meinem Arm liegt, geschah es. Etwas tief in mir fing an zu verstehen. Ich veränderte mich in diesem Augenblick und endlich wusste ich, dass ich vorher einfach zu schwach war.
‚Schwäche’ hat nichts mit Gefühlen oder körperliche Stärke zu tun, sondern etwas mit Taten. Ich handelte nicht, sondern wartete nur ab und wenn ich etwas unternahm, dann nur aus reinstem Egoismus.
Ich tat bisher nichts, was ich später nicht bereute. Genau das war mein Fehler.
Damals vertraute ich meine Freunde nicht und doch waren sie es immer die mich aus der Patsche zogen. Nur zusammen können wir das schaffen und ich werde den dunklen Lord bezwingen.
Es starben bereits genug Menschen. Ich werde ihn für das wohl aller beseitigen und mich somit an alles Vorgefallene rächen.
Alle glücklichen wie auch traurigen Momente fallen mir wie auf einem Schlag ein, als ich mich an seinen leblosen Körper erinnere, so wie an seine letzten Worte.
Und dann denke ich wieder an vergangene Woche, wo ich mich die ganze Zeit über verkleiden musste. Es war der reinste Horror, aber ich habe es überlebt.
Der Fahrt zwischen Leben und Tod ist sehr schmal. Das habe auch ich bemerkt. Und wir bewegen uns immer zwischen diesem Fahrt hin und her.
Zu Überleben scheint mir hier nur eine Art Glücksfall oder ein unfaires Spiel zu sein, dass die Todesser voll beherrschen. Aber bald werde ich diejenige sein, die in diesem Kampf gewinnen wird. Ihr werdet untergehen und wenn ich mich dafür opfern muss!
Unbeirrt trete ich still und heimlich von der Schwelle der Trauer und sehe bereits meine Freunde, die mich zum Glück nicht wiedererkennen.
„Niemand darf wissen, dass du noch lebst.“
Diese Worte gehen mir einfach nicht aus dem Kopf. Irgendwie fühle ich mich wie in einem schlechten Film, wo ich ‚Undercover’ die Welt retten muss.
Die Szene von gestern lässt mich nicht ruhen. Nicht einmal schlafen konnte ich…

Rückspann:
Ich sitze mit Snape, der mich nach dem Schrei sofort schluchzend auffand, an einem Tisch. Er trinkt wie seit einer Woche, die er ununterbrochen bei mir verbracht hat, seinen Kaffee und liest gelassen die Zeitung. Natürlich ignoriert er mich dabei voll und ganz.
Wieso muss ich hier eigentlich sitzen? Ja, ich weiß. Er ist da, damit ich nichts anstelle und um mich zu beschützen. Auch wenn er es nicht zugeben will, so sorgt er sich doch um mich. Das ist ja irgendwie richtig süß von ihm, aber… muss er es so übertreiben?
Als er meinen Blick auf seiner Haut bemerkt, lugt er zu mir und unsere Augen treffen sich. Ich schlucke kurz und blicke sofort zu Boden. Ich kann im Moment seinen Blick nicht gebrauchen. Er ist eine Mischung aus Misstrauen, Besorgnis und Unsicherheit.
Dann als er wieder zu seiner Zeitung hinabschaut, schiele ich wieder nervös zu ihm. Seltsamerweise hat er mich kein Mal dafür zur Verantwortung gezogen und wurde auch kein Mal laut. Dafür tröstete er mich und versuchte mich abzulenken.
Ohne von dem Tagespropheten hoch zusehen, spricht er zu mir und natürlich trifft er mal wieder den Nagel auf dem Kopf: „Sag mir doch einfach was dich bedrückt und mach es mir nicht so schwer. Es nervt nämlich wirklich die ganze Zeit aus dem Artikel, den man gerade liest, rausgeworfen zu werden, da ein Gör meint, dass sie mich schon um sechs Uhr morgens mit Blicken nerven kann.“
Das ist und bleibt Severus Snape… Immer tut er so, als wenn er mich nicht mag. Dabei sorgt er sich wie ein Vater um mich. Auch wenn diese Tatsache ziemlich erschreckend ist, aber es ist ziemlich schön, da ich keinen wirklichen Vater hatte. Schließlich sind Dylons Eltern nicht wirklich nett, selbst wenn sie mich beschützen wollten…
Wäre ich gleich zu Dracos Eltern gehen dürfen oder hätte mich Snape zu sich genommen, hätte ich wahrscheinlich nicht so reagiert.
Schon allein, wenn ich mir überlege, dass meine leibliche Mutter vielleicht Snape geheiratet hätte, wäre dieser nicht so gemein zu ihr gewesen. Das würde bedeuten, dass er-
Ein eiskalter Schauer breitet sich über meinen Körper aus. Gott… Schon allein der Gedanke bringt mich zum Stocken. ER und mein Vater? Das wäre mir eindeutig zu viel… Auch wenn ich ihn mag, aber so viele Vorschriften müsste ich dann von ihm hören, so dass mir die Ohren abfallen würden… Nein, nein… Es ist schon gut, so wie es jetzt ist. Obwohl ich mich schon ziemlich einsam fühle und dass mit Harry-
„Gut“, seufzt mein Hauslehrer entnervt, „Dann nerv mich schweigend weiter mit deinen Blicken bis dir deine Augen herausfallen.“
War das eine Drohung?
„Ich hatte-„
„Du warst bloß in Gedanken und warst damit beschäftigt irgendetwas dummes dir vorzustellen, nicht wahr?“, unterbricht mich Snape und würdigt mich weiterhin keines Blickes. Ich runzle die Stirn und ziehe fassungslos und verziehe langsam vor Angst und Unwissen mein Gesicht zu einer irritierten und dummen Fratze. Doch selbst das ignoriert er. Man… Seine Geduld muss man erst einmal besitzen.
Aber woher wusste er das? Ist er allwissend oder kann er meine Gedanken lesen?
Sogar darauf folgt eine Antwort, die mich vollkommen aus der Fassung bringt und nur noch dumm aussehen lässt: „Nein, ich bin nicht allwissend und habe dir keinen Zauberspruch auf dem Hals geschickt, damit ich weiß, was du denkst.“
Kurz blättert er eine Seite um, bevor er weiter ausdruckslos erzählt und mich dann leicht provozierend ansieht.
„Und das mit dem Gedanken lesen“, kommt schmunzelnd von seinen Lippen, „nur manchmal.“
Als er mein irritierten und ziemlich dummen Gesichtsausdruck sieht, muss er grinsen. Um nicht gleich in lautes Gelächter auszubrechen und mit somit noch mehr Angst einzujagen trinkt er einen Schluck von seinem Kaffee. Idiot…
Doch dann als ich gerade aufstehen will, unterbricht mich der Dunkelhaarige und ich bleibe sitzen: „Die Perle, die ich dir abgenommen habe, ist einer der zwei Perlen von-„
„Dobby hat mich darüber schon aufgeklärt. Sie bedeuten Leben und Tod und verkörpern zwei Personen.“, erzähle ich ihn gedankenverloren und spiele währenddessen mit meine Haare. Wenn ich so weiter mache, dann werde ich die Knoten nie wieder los…
„Weißt du auch, wer diese Personen sind, die die Perlen verkörpern?“
Unsere Augen treffen sich und eine seltsame unsichtbare Spannung entsteht. Eine Neugierde lässt mich aufblühen, doch ich bleibe ruhig und sehe ihn nur fragend an, als er mir alles mit einem Mal zu verstehen gibt: „Mit der Perle des Lichts bist du und mit der, der Dunkelheit, ist Tatjana gemeint. Sie entstanden, als du geboren wurdest, Amelia.“
Alle Puzzlestücke fügen sich. All die Unklarheit wird bei Seite geschoben und alle Fragen beantwortet.
„Und wenn sie die Perle des Todes oder wie man im Englischen sagt, ‚the pearl of the darkness’, mit Tatjana fungiert, so wird eine immense und unkontrollierbare Kraft freigesetzt. So wie es bei dir damals war, als du Albus vor dem Tod gerettet hast. Die Perle des Lichts rettete sein Leben und dass war allein dein Verdienst. Nur ihr Beide könnt so eine gewaltige Kraft freisetzen und kontrollieren.“
Kurz verarbeite ich diese Informationen, die mir natürlich wie immer zu spät erzählt wurden, bis ich dann auf etwas stoße, was mich grübeln lässt: „Also war es Tatjana, die meinen Körper kontrollierte?“
Leicht und doch gefühllos nickt er und sieht mich mit seinen dunklen Augen wieder direkt an, bevor er seine Zeitung bei Seite legt und seinen Kinn auf seine gefalteten Hände legt.
„Du musst noch stärker werden“, gibt Snape mir weiterhin ausdruckslos zu verstehen, „Denn nur so kannst du sie bezwingen und gegen deine zweite Seite bestehen. Du musst deine Kräfte entfalten und deine ganze Macht zeigen.“
„Aber ich habe die Perle nicht mehr!“, gebe ich ihm Widerworte, als er nur genervt seinen Kopf schüttelt.
„Du brauchst ihn nicht, wenn du dich nur konzentrierst und dein Leben selbst endlich in die Hand nimmst.“
„Wann fange ich an?“, ist nur meine Frage, die er mir grinsend beantwortet.
„Nach der Beerdigung morgen werden wir anfangen. Ich werde aber keine Rücksicht auf dich nehmen, nur weil du unsere einzige Hoffnung bist.“
„Ist klar.“, winke ich ihn gelangweilt ab, als er mich dann ein wenig provozieren will.
„Gut, dann mach mir jetzt einen Kaffee.“, er hält mir seine Tasse vor die Nase.
„Aber du hast doch schon sieben!“, knurre ich ein wenig genervt, als er mich nur drohend anstarrt und ein wenig zu übertreiben anfängt: „DU wirst, kapiert?! Ich muss so viele haben um mich nicht gleich umzubringen wegen deiner nervtötende Ader! Genau! Du kannst den dunklen Lord auch einfach nur zu Tode quatschen. Ich glaube, dass er es nicht mal fünf Minuten aushält und-“
„Hab ich schon versucht.“, rutscht es ungehalten aus mir heraus, als er sich nur räuspert und mich ungläubig anschaut. Doch ich mache mich lieber schnell auf und davon und führe den Befehl aus.

Ja, so war das… Gestern war es wirklich anstrengend mit ihm.
Aber gleich werde ich zeigen, was in mir steckt! Für alle Menschen, die ich liebe und beschützen will und auch für diejenigen, die sie bereits auf dem Gewissen haben!
Wegen diesen Idioten, gegen die ich antreten soll, muss Sirius und auch Dylons Adoptiveltern als Tod erklärt werden. Aber ich existiere nach Öffentlichkeit ja auch nicht mehr.
Nur Snape, die restlichen Lehrer der Schuler, sowie Dobby und Dracos Eltern wissen die Wahrheit. Aber ob meine Freunde das wissen, ist mir bislang unklar. Auf jeden Fall ist meine Tarnung bislang noch nicht aufgeflogen. Nur ob das gut oder schlecht ist, ist noch fraglich.
Meine Aufgabe ist nicht jemanden zu beschützen, aber jemanden zu vernichten. Und dieser jemand ist niemand Geringeres als Voldemort selbst!
Geräuschlos schließe ich die Türe hinter mir. Achtlos werfe ich meine Perücke und meinen schwarzen Umhang auf den Boden und erreiche nach einem mühsamen Marsch eine Tür, die ich öffne. Dort sehe ich den Schwarzhaarigen am gleichen Platz sitzen, wie heute morgen. Hat er etwa nichts Besseres zu tun, als rund um die Uhr seinen Kaffee zu trinken und ab und zu Zeitung zu lesen?
Mein Gott… Jetzt weiß ich auch, warum man mir gerade ihn auf den Hals geschickt hat. Dieser Mann hat überhaupt kein Hobby. Ein totaler hobbyloser Hinterwäldler, außer wenn dieser anderen Personen das Leben zur Hölle machen kann. Dann hat er wieder ein Hobby… Und das beherrscht er auch wie kein Zweiter!
„Da bist du ja.“, bemerkt er ohne aufzusehen. Ja… Langsam bringt er mich sogar dazu vor ihm schnell das Weite zu suchen.
Er legt seine Zeitung bei Seite und steht auf: „Dann können wir ja mit dem Training anfangen.“
Ich ziehe eine Augenbraue hoch und verstehe nicht ganz: „Jetzt? Ohne Essen im Magen?“
Ein ungläubiger und gleichzeitig entnervter Blick fällt auf mich.
„Willst du nun kämpfen oder waren das nur wieder große Töne von dir?“
Ich ergebe mich grummelnd und folge ihm raus. Das er eine Frau einfach so hungern lässt… Severus Snape entpuppt sich gerade als ein mieses Arschloch, was Schwächen total ausnutzt und sogar Frauen quält! Er ist ein Frauenschänder… Oh mein Gott!!! Das gibt’s nicht… Und ja, ich sollte nicht so viel denken und genau DAS ist auch eine meiner Schwächen.
Draußen angekommen, zückt er elegant seinen Stab und ich muss versuchen mir nicht vorzustellen, wie es wäre, wenn er schwul wäre.
„Ascendio!“, höre ich nur und meine Füße verlassen auf einmal den Boden und ich schwebe in die Höhe. Ich sehe ihn entsetzt an. Wie kann er mich bloß nicht vorwarnen und einfach so drauf loszaubern? Er ist wirklich kein Gentleman!
Beleidigt verschränke ich meine Arme vor meinem Körper und sehe ihn vorwurfsvoll an, während ich spielerisch schmolle: „Das war echt gemein, Snape!“
„Es war eine Vorwarnung.“, führt er mich auf den harten Boden der Tatsachen zurück, „Im Kampf werden sie nicht auf dich warten, bis du deine Gedanken fertig geordnet hast, Amelia. Sie nutzen jede Schwäche deinerseits aus um dein Leben auszulöschen. Also konzentriere dich! Du willst doch nicht, dass noch mehr sterben müssen, oder? Also sei gefälligst bei der Sache und nehme dieses Training gefälligst ernst! Tue einfach so, als wäre ich dein Feind und greif mich an.“
Ich soll Snapilein wirklich als einen Feind betrachten? Er ist ALLES, aber sicherlich kein Feind! Na super…
„Du wirst mich schon nicht verletzen.“, fügt er Sicherhalts halber dazu.
Dann grinse ich kalt und amüsiert, bevor er mich wieder auf den Boden absetzt und ich meine Finger knacken lasse. Jetzt geht der Kampf los. Meine ganze angestaute Wut und meinen Hass muss ich jetzt in Kraft umleiten. Mal schauen wie das so klappt…
Severus Snape gegen Amelia Naliah Potter. Irgendwie spannend und interessant zugleich. Wer wird wohl gewinnen? Etwa ein erfahrener Lehrer, ein Meister der Zaubertränke und ehemaliger Todesser oder eine völlig unerfahrene Schülerin, die kurz vor einem Nervenzusammenbruch steht?
Ich habe bei den Todessern geübt und selbst an Kraft gewonnen, doch war diese nur die von Tatjana oder meine Eigene? Das werde ich jetzt herausfinden können.
„Mach dich auf etwas bereit.“, warne ich ihn entschlossen vor, bevor ich mich so schnell bewege, dass ich für ihn unsichtbar bin. Kurz vor ihm zaubert er und ich fliege in Richtung Baum. Doch schnell kann ich mich gegen diesen abstützen und stehe nun senkrecht auf diesen.
Leicht überrascht sieht er mich an, als ich plötzlich eine riesige Schallwelle erzeuge und durch diese sein Gehör in Besitz nehme. Jetzt kann er nur noch meine Bewegungen sehen und nicht mehr hören.
Dann lasse ich den Stuporzauber los, doch er weicht diesem locker aus und trifft mich mit einem heftigen Blitzstrahl leicht am Arm. Auch wenn diese Stromstärke meinen ganzen Arm lähmen lässt und ich nur noch dieses Kribbeln in mir vernehme, so gebe ich nicht auf. So leicht werde ich es ihm nicht machen!
Ich versuche erneut mit meinen Lichtbewegungen seinen Arm zu berühren, um diesen ebenfalls zu lähmen oder sogar ihn ganz zu versteinern, doch dann löst er sich auf einmal in Luft auf. Das hätte ich mir ja auch denken können… Feigling!
Meine Umgebung kundschafte ich aus, doch niemand ist dort. Okay?
Doch dann fühle ich solche Schmerzen und gebe einen Schmerzenslaut von mir. Mehrmals werde ich von seinen Zaubern getroffen, da ich sie nicht orten kann. Doch dann schließe ich ruhig meine Augen und versuche die Angriffe vorauszusehen. Dann erkenne ich den nächsten Angriff und öffne meine Lider wieder.
Seinem nächsten Zauberspruch weiche ich mit dem Elastospruch aus. Doch da folgt schon der nächste Angriff von oben. Gerade als ich diesen wieder ausweichen will, ergreift etwas meine Beine und ich merke schnell, dass sich Blumenranken, die aus dem Boden ragen, fest um meine Füße wickeln. So etwas geschieht auch nur mir…
Dann bekomme ich gleich wieder einen heftigen Blitzschlag zu spüren und beiße fest auf meine Unterlippe um nicht wieder einen Laut von mir zu geben. Eine warme Flüssigkeit tropft von meiner Lippe zu meinem Kinn herunter und dieser einzelne Tropfen hinterlässt einen riesigen roten Fleck auf mein Top.
Ich suche eine Lösung, als bereits die nächsten schmerzhaften Treffer folgen. Jetzt reicht es mir aber! Dieses Spiel werde ich nun einem Ende setzen! Es nervt total!
Den nächsten Blitzschlag wehre ich locker ab und bündle meine Kraft in meine Hand, bevor ich die Blumenranke mit einer unsichtbaren Kraft durchtrenne. Sofort springe ich auf einem Ast eines der Bäume und schließe meine Augen.
Ich erkenne den ‚unsichtbaren Feind’ und löse seinen Zauberspruch im Nichts auf, so dass er vor mir wieder sichtbar wird und ich ihn mit einer plötzlich so immensen und bei Nahe schon
unkontrollierbare Kraft attackiere.
Er weicht gerade so aus und kontert, doch ich wehre es gelassen ab und nun stehen uns gegenüber, gerade mal zwei Meter voneinander entfernt und richten unsere Zauberstäbe aufeinander. Wir sehen uns kalt in die Augen, bevor wir gleichzeitig einen Zauberspruch auf den anderen losfeuern.
Eine magische Verbindung entsteht und seine blaue gegen meine weiße Magie besteht. Seine Kraft nimmt immer weiter zu und meine sinkt stark. Doch dann denke ich an das eine Jahr bei den Todessern. Ich denke an Draco, an all meine Freunde, an meine Familie und vor allem an Harry…
Ich fühle wie meine Macht immer weiter zunimmt. Sie frisst mich bei Nahe schon auf. Die Kraft steigt immer weiter, selbst wenn ich es nicht will. Sein Strahl nimmt immer weiter ab und ist bei Nahe noch zu erkennen und dann geschieht es.
Snape fliegt meterweit gegen einen Baum und stöhnt vor Schmerzen. Mit aufgerissenen Augen stehe ich nun da und lasse einfach meinen Stab fallen. Ohne zu zögern laufe ich auf ihn zu: „Professor-„
„Es geht mir gut.“, meint er etwas erschöpft, als ich mir erleichtert an mein Herz fasse. Für eine Sekunde dachte ich doch wirklich, dass- Aber alles ist ja gut gegangen.
Dann steht er trotz seiner Verletzungen und des vielen Blutes auf und geht stumm an mir vorbei. Verwirrt sehe ich ihm nach, als er meinen Zauberstab aufhebt und den Kopf schüttelt: „Du hast einfach keine Kontrolle über deine Macht. So wirst du ihn niemals besiegen.“
Er lässt meinen weißen Stab zu mir fliegen, den ich sofort annehme und einstecke.
„Wir machen kurz eine Pause.“
Und so geht er einfach wieder ins wunderschöne Haus. Na, wenn er meint, dass das etwas bringt…
So trainierten wir noch einen ganzen Monat, als er dann endlich sicher war, dass ich es schaffen könnte, die Todesser und den dunklen Lord auszuschalten.
Und endlich kann ich wieder nach Hogwarts… Ein wundervoller Tag also!
Er meint, dass ich heute den Beweis meines Lebens bringen soll. Heute wird der letzte Akt vorm Krieg besprochen und alles wird vorbereitet. Ich freue mich schon richtig sie zur Strecke zu bringen. Nicht weil es meine Lebensaufgabe beinhaltet, sondern weil ich mein Gelerntes in die Tat umsetzen und somit endlich Frieden auf der Welt schaffen kann.
Emotionslos trete ich nun meinem Grauen entgegen, der gleichzeitig mein Untergang sein kann.
Somit stehe ich nun am See und sehe auf die Aussicht aus. Ich spüre die leichte Brise und dann denke ich daran wie ich ihn hier zum letzten Mal sah. Blutüberströmt und total verzweifelt… Alle Hoffnung war verloren.
Kurz hole ich tief Luft und sehe zum sternenklaren Himmel hinauf, bevor ich mich zusammenreiße und mich entschlossen umdrehe. Wie soll ich ihnen bloß noch in die Augen sehen? Kann ich das überhaupt noch? Dies hier ist für mich die schwerste Aufgabe.
Unbewusst bewege ich mich Richtung Gebäude. Vor der Tür muss ich mich erst einmal sammeln, bevor ich dann ins Gebäude treten kann.
Ungewollt stechen alle Momente in meinem Leben in Hogwarts mein Herz bis zum Unergründlichen. Erinnerungen vom Anfang bis zum Ende lassen mich nicht los.
Trotzdem stehe ich das hier jetzt durch. Ich muss es aushalten, sonst war alles umsonst.
Ich trotze den Schmerzen und den pochenden Schläfen und öffne die Türe.
„Da bist du ja.“, höre ich bereits Dumbledores Stimme. Mit einem großen Desinteresse bleibe ich im Dunkeln stehen, doch schließe die Tür hinter mir. Stumm warte ich ab, als sich der Raum dann erhält und ich bereits all meine Freunde erkenne.
„Wieso sind wir hier?“, brummt Draco mit einer sehr schlechten Stimme.
Anscheinend sollte man ihn heute besser nicht reizen. Schade eigentlich… Dabei wollte ich ihn doch noch mit dem Foto bestechen. Das wäre ein Spaß!
Sie sehen meine dunkle Gestalt, doch ich stehe ja noch im Dunkeln.
Als ich in die schlechtgelaunten Gesichter sehe, traue ich bei Nahe schon gar nicht, aber dann werde ich doch mutiger und mache einen Schritt nach dem anderen. Ganz langsam um die nächste Reaktion etwas rauszuzögern.
Doch dann traue ich mich ins Licht und nehme meine Kapuze ab.
Überraschte und irritierte, doch erleichterte Gesichter sind zu erkennen, bevor sie einfach alle auf mich zustürzen und mich allesamt umarmen. Also hat Snape ihnen nichts erzählt. Wie gemein von ihm!
„Du lebst!“, höre ich erleichtert von Dylon und dann bereue ich es zum ersten Mal nicht, dass ich etwas aus eigener Faust unternommen habe. Es war richtig so…
Und bald wird ein Krieg ausbrechen. Er ist nicht mehr zu verhindern. Aber trotzdem sollten wir ihn noch etwas herauszögern.
„Es tut mir leid.“
Das ist meine einzige Reaktion darauf, doch sie sind so glücklich, dass ich lebe, dass sie meine Entschuldigung gar nicht wahrnehmen. Und auch die Tatsache, dass ich durch meine Sturheit jemanden auf dem Gewissen habe…
‚Du bist nicht schuld’
Diese Stimme… Wer ist das?
Herzstiche folgen auf einmal und die Schmerzen nehmen langsam aber sicher überhand. Bilder in meinem Kopf und diese Stimme, die immer lauter wird.
Es ist jedoch anders als sonst. Es fühlt sich irgendwie erfüllend an, so richtig.
Mit Mühe bleibe ich aufrecht stehen, als ich anfange ihnen alles zu erklären.

25. Der Kampf beginnt

Wir bereiten uns auf die Schlacht vor. Heute ist der letzte Tag der Ruhe. Morgen werden wir zuschlagen.
„Mach dir keine Sorgen.“, meint Draco gelassen, bevor er seine Arme um meine Taille legt und mich näher an sich zieht, „Du wirst es schaffen. Davon bin ich fest überzeugt und wenn du Hilfe brauchst, bin ich da.“
Seine Hand legt er auf meine Wange und ein sanftes Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht.
Das sagt er so einfach… ER muss ja nicht gegen seine größte Angst ankämpfen. Außerdem… Seit wann ist er so weich? Schon letztens viel mir das auf. Wieso hat er sich so verändert? Damals… Am Anfang war er nicht so. Er war ein Arschloch, den ich einfach nur hasste. Wie viel Zeit schon verstrich… Es sind bei Nahe schon zwei Jahre her, als wir uns kennengelernt haben und dass in einer sehr seltsamen Situation.
Unwillig muss ich lächeln und kann mich einfach nicht beherrschen. Mein Geliebter sieht mich ziemlich verwirrt an, als ich zu kichern anfange. Dann fällt mir wieder das Foto ein und es geht nichts mehr. Keine Zurückhaltung. Rein gar nichts. Ein lautes Gelächter ertönt und ich höre wie es im Gebäude widerschallt.
„Amy?“
Ich ignoriere meine Freunde und erzähle den Blonden mein kleines düsteres Geheimnis, was ich über ihn weiß: „Ich wusste ja bis vor kurzem noch nicht, dass du auch gerne mal Kleider anziehst!“
Sein Gesicht färbt sich vor Verlegenheit rot und sofort streitet er es ab: „Da war ich noch klein, ja? Außerdem hat sie mir gedroht und dass war auch das einzige Mal, als-„
„Also mir hat Zissy etwas anderes erzählt.“
Sein Gesicht ist wie erstarrt, doch in seine Augen sehe ich seine Wut und seine Verblüfftheit: „Zissy? Du nennst meine Mutter… Zissy?!“
Okay… Ich hätte es doch für mich behalten sollen. Das war wirklich keine gute Idee von mir!
„Klar.“, zucke ich mit den Schultern und lasse ihm in Glauben, dass es wie selbstverständlich zwischen Pärchen ist, dass man seine Schwiegereltern mit dem Spitznamen anredet.
Aber bei uns ist das auch etwas anderes… Wir kommen sehr gut miteinander aus und haben uns angefreundet.
„Hast du etwa ein Problem damit, Dracylein?“, fragt auf einmal seine Mutter, die urplötzlich neben mir steht und die Arme in die Hüften stemmt. Leicht belustigt sehen alle ihn an.
„Dracylein“, murmelt Ron, als alle Schüler, die ebenfalls einfach so dastehen, leise kichern.
Sofort werden sie mit vernichtenden Blicken des Blonden attackiert. Man, er kann aber auch keinen Spaß ab! Na gut… Wir demütigen ihn etwas, aber was soll’s.
Das hat er ja bei mir damals auch gemacht und fand es auch noch amüsant, dass ich so gedemütigt wurde. Jetzt drehe ich den Spieß einfach mal um. Ja, wir lieben uns und bla, bla, bla… Aber das hat nichts damit zu tun, dass ich sehr nachtragend bin und ich ihn ein wenig zur Weißglut bringen kann.
Dann kann ich mich wenigstens noch etwas ablenken, um nicht nachher noch einen Herzinfarkt von der Bürde, die mir auferlegt wurde, zu bekommen.
Narzissa und ich müssen uns angrinsen, bevor wir Beide zu ihm sehen.
„Das ist doch Absurd!“, findet Draco verständnislos und sieht zwischen mir und seiner Mutter hin und her, „Das sieht ja so aus, als wenn ihr die besten Freundinnen wärt.“
„Wir sind es ja auch.“, kommt es entschlossen aus der Schönheit neben mir.
„Aber du bist meine Mum!“, sieht er uns entsetzt und fassungslos an, „Und beste Freunde erzählen sich alles und- mir wird schlecht.“
Jegliche Farbe verliert mein Geliebter aus dem Gesicht und um nicht gleich vor Widerwertigkeit und Unvorstellbarkeit in Ohnmacht zu fallen, lehnt er sich an die Wand an. Dabei massiert er seine Schläfen und sieht immer wieder zwischen seiner Mutter und mir, als er nur geekelt mit seiner Nase rümpfen und seinen Kopf ungläubig schütteln kann.
Ja, ja… Die Wahrheit tut manchmal einem weh. Sorry, Süßer. Aber deine Reaktion ist einfach zu göttlich, als dass ich jetzt damit zu grinsen aufhören könnte.
Schmunzelnd dreht sich die Blondbraunhaarige um und wendet sich zum Gehen, doch vorher sagt sie noch etwas, dass mich einerseits zum Lachen, doch andererseits zum Schlucken bringt: „Übrigens findet Amy, dass du als Mädchen richtig süß warst und sie nicht im Bett mit deinen paar Posen so ermüden sollst. Denk dir gefälligst was Neues aus!“
Damit ist sie nun auf und davon und ängstlich sehe ich zu dem Slytherin, der mich wirklich tödlich ansieht. Als er gerade auf mich zumarschieren will, tritt mein Adoptivbruder dazwischen, der ihn warnend anknurrt: „Behandle sie ja gut oder du wirst nicht mehr am Kampf teilnehmen können, klar?“
Eine gewaltige Spannung entsteht zwischen ihnen und für einen kurzen Moment glaube ich sogar, dass sie sich wieder wegen mir prügeln. Es reichte mir ja schon das eine Mal…
Doch dann beruhigt sich mein Geliebter wieder und nickt leicht: „Ich würde ihr niemals etwas tun. Du brauchst dir keine Angst um sie zu machen. Ich würde sie mit meinem Leben beschützen.“
Alle sehen ihn entrüstet an. So etwas aus seinem, ja gerade aus SEINEM, Mund zu hören, lässt mein Herz Purzelbäume schlagen. Er kann ja so süß sein, wenn er gerade nicht ein Arsch ist…
Jetzt grinst der Gryffindor seinen Erzfeind kumpelhaft an, weshalb ich nur mein Kopf schief legen kann und mir dieses seltsame Szenario mit an leben muss. Echt beängstigend…
„Das will ich auch hoffen. Ich bin ihr großer Bruder und das werde ich auch immer sein. Also wenn ich etwas aus ihrem Mund höre, wie du ihr das Leben erschwerst, bist du dran.“
Jetzt grinst auch mein Geliebter so seltsam und alles um mich herum kreist sich. SEIT WANN gehen die so ‚lieblich’ miteinander um? Habe ich etwas verpasst? In den letzten Tagen, im letzten Jahr oder ist es erst seit jetzt so?
„Ist klar.“, meint der Slytherin und klopft Dylon kumpelhaft auf die Schulter, „Ich werde mich vorsehen.“
Somit geht er an meinen Adoptivbruder vorbei und umarmt mich lächelnd: „Aber für so eine wundervolle Frau würde ich wirklich alles tun.“
Verlegen und verliebt strahle ich ihn an, als er seine Lippen auf meine legt. Ganz sanft und leider auch sehr kurz küsst er mich und irgendwie verstehe ich Männer so richtig nicht…
Dreckig grinst er, als sich Dylon desinteressiert zum Gehen wendet.
„Bis später!“, ruft er uns noch zu, bevor er jetzt wahrscheinlich zu seiner Freundin marschiert.
Dann zieht mich der Blonde pfeifend hinter sich her und ich muss lächeln. Er hat so eine gute Laune… Wieso so plötzlich? Egal… Ich genieße es, wenn er so glücklich ist. Das befreit mich irgendwie.
Aber manchmal sehe ich in ihm trotzdem noch den jungen Mann, sowie ich ihn kennengelernt habe. Manchmal vermisse ich unsere kleinen Streiche, die wir uns gegenseitig gespielt hatten und wie wir ja darauf bedacht waren, dem anderen Schaden zuzufügen.
„Woran denkst du, Süße?“
„An nichts.“, lüge ich schlecht gespielt und seufze verzweifelt.
Als wir in meinem Zimmer angekommen sind, schließt er die Türe hinter mir und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht: „Und das ‚nichts’ bedrückt dich also, was?“
Sein Gesicht ist besorgt und sofort merkt er, wie er recht hat. Und dann geschieht es. Alles in mir bricht zusammen. Obwohl ich stark sein wollte. Ich wollte diesen Kampf ohne Tränen antreten und doch laufen sie mir jetzt übers Gesicht. Reflexartig kralle ich mich in sein Hemd und schluchze. Das ist alles, was ich noch kann.
Mein ganzer Körper zittert und bebt vor Gefühlen, die ich in mir verschloss.
„Ich kann das nicht!“, breche ich zusammen, als er mich in seine Arme schließt, „Ich schaff das alles nicht! Was ist, wenn ich versage? Harry ist wegen mir auch-„
„Es war nicht deine Schuld.“
Das bringt mich nur noch mehr zum Weinen und er streichelt mir beruhigend über dem Rücken: „Er wollte es doch so. Er hat dich doch erwartet, Amy. Potter wollte nur durch deine Hand sterben, selbst wenn eine Todesserin Besitz von dir ergriffen hat.“
Ich weiß das. Ich weiß das doch verdammt noch mal alles schon! Und doch will ich nicht verstehen…
Dann auf einmal drängt er mich zum Bett und öffnet mir die Knöpfe meiner Bluse. Irritiert sehe ich in graue Augen. Seine verdammten grauen Augen bringen mich jedes Mal zum Abgrund des Wahnsinns. Mein Verstand schaltet sich schon ab, wenn ich seine Stimme höre. Es ist magisch und wie in einem wundervollen Traum…
„Was machst du da?“, frage ich unter Tränen und vergesse sofort meine negativen Gedanken und auch das ich gerade einen Nervenzusammenbruch hatte.
Sein dreckiges Grinsen auf dem Gesicht kann ich nicht übersehen, als er mich ganz auf dem Bett kutschiert hat und sein Hemd nun achtlos auf den Boden wirft: „Ein paar neue Posen ausprobieren.“
Jetzt muss ich amüsiert und ebenfalls dreckig Grinsen, als er sich über mir lehnt und mich in einem sehr intimen und feurigen Kuss verwickelt. Danke, Draco… Danke, dass du immer bei mir bist und mir immer zur Seite stehst. Du weißt gar nicht wie du mir hilfst. Nur durch dich bin ich so stark geworden.
Eine vereinzelte Träne bahnt sich einen Weg an meiner Wange vorbei. Unser Kuss löst sich nicht auf und diese Träne ist so unbedeutend, dass wir dieser keine Beachtung schenken.
Aber ist es nicht am Ende genau diese, die unser ganzes Leben verändert? So wie eine Träne, kann eine einzige Entscheidung das Schicksal und sogar Menschen verändern. Und so habe ich mich verändert und muss mich mein noch offenes Schicksal hingeben. Denn diese Entscheidung ist überhaupt keine. Denn wenn ich nicht kämpfe, werden alle sterben… Und weglaufen kann ich nicht mehr. Dafür bin ich schon mitten drin.

Wir schmiegen uns aneinander und lächeln uns sanft an. Wenn etwas schief geht, war das unser letztes Mal…
„Es wird alles gut werden.“
Ja, das wird es wohl… Hoffe ich zumindest…
Ich nicke nur herrisch und schließe genießerisch die Augen. Ich weiß doch selbst, dass es sicherlich nur meine alleinige Übertreibung schuld ist, dass wir in den Krieg ziehen sollten. Da braucht er mich nicht auch noch so ermutigen zu wollen… Aber ich bleibe ruhig und kuschle mich an ihn.
Muss er so verdammt gemütlich sein? Das ist schrecklich! Alles ist schrecklich!
Ich frage mich auch, warum Dracos Eltern mich, eine Potter, einfach so akzeptieren. Aber warum denke ich immer so viel? Das nervt wirklich! Man will etwas genießen und dann kann man es doch nicht. Aber es ist besser jetzt zu denken, als mitten im Krieg.
Zum Glück hat mich Snape gut auf solch eine Situation vorbereitet und ich muss mich nur genug konzentrieren und ‚Zack’ die Todesser gehen alle den Bach runter.
Vor allem bei unserer so tollen Strategie!
„Wenn der Krieg vorbei ist“, fängt er urplötzlich an, „wie wäre es, wenn wir zusammen in ein Haus ziehen? Ich meine, nur wir zwei?“
„Das ist eine großartige Idee.“
Ich küsse ihn glücklich und umarme ihn stürmisch. Wir kichern wegen meiner Reaktion und alles scheint für diesen Moment perfekt zu sein. Jedoch in meinem Innern ist es etwas ganz anderes.

Das Leben kann schön sein, aber dieser Zeitpunkt ist es jetzt nicht. Es ist eine sehr ruhige Stunde. Der Vorabend der Schlacht, nicht wahr?
Und ich kann nur an dich denken… Du, der du dein Leben lassen musstest.
Immer wenn ich an diesem Ort sitze, kann ich nur an deinen leblosen Körper denken. Und an all das Blut, was auch meine Hände rot färbten. An deine Worte und an deinen Mut…
Seitdem kann ich kein Auge mehr zumachen. Ich schlafe nicht mehr und bin nur noch am trainieren. Glücklich kann ich auch nicht mehr sein und wenn ich Ginny sehe, dann fühle ich mich so schlecht.
Sag mir, Harry. Wieso bist du gekommen? Wieso wolltest du von uns gehen? Wieso hast du das getan, hm? Du hast eine Frau und du erlebst die Geburt von deinem Kind nicht mehr. Wieso musstest du dich opfern, nur damit ich wieder kämpfen kann? Verdammt! Das ist einfach nicht fair…
Hast du bloß einen Gedanken an Ginny oder deine Freunde verschwendest? Nur einen klitzekleinen Moment? Wärst du dann noch immer gegangen? Hättest du dich noch immer mir gestellt? Du warst wirklich dumm…
Denkst du wirklich, dass sich jetzt etwas ändern wird? Das ich gegen Tatjana gewinnen kann? Das sie mich nicht schon wieder in meinem eigenen Körper klein macht und somit geliebte Personen sterben lässt?
Gedankenverloren sehe ich zum dunklen Himmel. Die Tage werden immer dunkler und wenn ich nicht gewinne, wird die Sonne nie wieder scheinen. Wie soll ich das alles bloß schaffen?
„Du kannst nicht gewinnen.“
Diese Stimme in meinem Kopf kann ich eindeutig identifizieren, weshalb ich ruhig und gelassen bleibe. Wir haben einen Plan und den werden wir auch durchführen.
Kampflos gebe ich ihr meinen Körper.
Sofort höre ich ein Kichern aus meinem eigenen Mund. Dieses Kichern ist jedoch nicht mein eigenes, sondern von der Frau, die meinen Bruder auf dem Gewissen hat. Die Frau, die ich vor Hass gar nicht mal mehr ins Gesicht sehen kann. Hass, Wut und Kampfgeist erweckt sie in mir. Am Liebsten würde ich sie gleich hier ausschalten…
„Warum tust du es dann nicht?“, meint Tatjana provozierend und sehr belustigt, als sie meinen linken Arm wie ihren benutzt und diesen ausstreckt. Als ich auf der Handfläche sehe, erkenne ich gar nichts. Sie und ich sind jetzt wirklich zwei verschiedene Personen…
„Verschwinde aus meinen Gedanken!“, zische ich entnervt und ringe nach Selbstbeherrschung.
Wieder ein gefühlskaltes Kichern, bevor sie meinen Zauberstab zückt und ihn auf meine Handfläche richtet. Doch ich muss lachen, da ich schon weiß, was sie vorhat. Dann viel Spaß dabei! Denkst du wirklich, dass das etwas bringt?
Auf einmal lässt sie den Stab fallen und mit einem dumpfen Geräusch fällt dieser auf den Boden. Und was soll das jetzt bitteschön werden? Will sie meinen Körper nur für billige Vorführungen benutzen? Man…
Doch dann spüre ich einen Schmerz an meiner Pulsader und mein Atem stockt. Sie hat doch wirklich meine Pulsader aufgeschnitten!
Ob sie das letztens auch gemacht hat, als ich mein Gedächtnis verloren habe und ich auf einmal mit- Dass ich überlebt habe, muss ein Wunder gewesen sein oder hat sie etwas- Nein, oder?!
Doch dann höre ich wieder ein langsam nervtötendes Kichern und eine Antwort auf meine gedankliche Frage: „Das hast du aber schnell bemerkt. Es gehörte zu unserem Plan. So konnte ich erneut ewige Treue schwören und habe dich überleben lassen, um richtig mit dir kämpfen zu können. Und morgen ist es endlich soweit!“
Sie hat doch nur Rache im Kopf. Dabei glaube ich nicht einmal, dass Seamus wirklich tot ist. Huhu! Bellatrix, eine Todesserin, hat mir so einen Blödsinn auch schon einmal erzählt! Sie versucht doch wirklich nur einem das Leben schwer zumachen. Die dumme Gans will doch nur, dass Tatjana und ich uns gegenseitig umbringen.
Plötzlich zückt sie einen weiteren Zauberstab. Dieser ist jedoch nicht weiß, sondern pechschwarz. Wie schon gesagt: Dunkelheit und Licht. Tatjana verkörpert die Dunkelheit und ich das Licht.
So schnell wie die Wunde da war und das Blut alles rot färbte, so schnell vergeht es auch wieder. Dann wird das Blut zu einem Muster, das man nur schnell überblicken braucht, um zu erkennen, dass es die Form des dunklen Mals angenommen hat.
Im Anblick einer Sekunde verschmelzt es zu diesem und die Wunde verschwindet. Alles was zurückbleibt, ist das Mal. Dann bückt sich mein Körper, um den weißen Stab auch noch an sich zu reißen. Als ich wieder aufrecht stehe, geschieht es.
Sie richtet beide Zauberstäbe auf den Himmel und es dauert nur ein Augenaufschlag, als sich das dunkle Mal am Himmel befindet. Eine Kampfansage also… Diese nehme ich nur zu gerne an.
„Bis morgen also und wehe du willst schon wieder sterben!“
Dann verschwindet sie auch schon aus meinem Körper und lässt mich allein.
Jetzt ist es öffentlich. Wir gehen in den Krieg und es gibt kein entkommen. Wer flieht, hat bereits verloren. Und wer kämpft hat eine Chance von 9, 8 Prozent zu überleben. Doch ich werde versuchen das Risiko zu vermindern und die Chancen zu erhöhen. Mir fällt da etwas ein… Ich sollte den Plan noch einmal überarbeiten.

Spät in der Nacht spaziere ich an einem verschneiten Wintertag im März an der anderen Seite des Sees. Man ist das hier kalt… Hoffentlich frieren wir uns nichts ab, während wir kämpfen.
Luna und Ginny werden nicht mitkämpfen. Dylon verabschiedet sich gerade von seiner Freundin, da wir uns bald aufmachen müssen. Denn wenn wir nicht bald aufbrechen, werden sie uns nachher noch vor uns angreifen und genau dass will ich vermeiden.
Dann bleibe ich stehen und schaue über den See zu Hogwarts. Die Anderen sind noch auf der anderen Seite. Ich gebe ihnen noch fünf Minuten und dann werde ich aber ungeduldig!
Auch wenn ich nicht die leiseste Chance habe, so werde ich nicht abwarten, bis alle hier erst einmal eingetrudelt sind!
Ein Traben im dicksten Schnee ist zu vernehmen, weshalb ich mich sofort umdrehe und ein wundervolles weißes Einhorn schnellt an mir vorbei. Es ist so magisch und fesselnd, dass ich diesem einfach nur nachsehen kann. Es ist wie ein wundervoller Zauber, den man mir hier vorspielt.
„Amy“, höre ich auf einmal die Stimme meines Geliebten, weshalb ich mich zu diesem umdrehe und wundervolle graue Augen erblicke. Leicht aber ziemlich zurückhaltend lächelt er mich an. Was er wohl hat? Habe ich das wirklich gerade gefragt? Dumm muss man sein… Das liegt doch klar auf der Hand!
Ich sehe wieder zum Standort des Einhorns, das sich jedoch seltsamerweise nicht mehr dort befindet. Ob es weggelaufen ist? Würde ich auch an seiner Stelle…
Bald wird es hier zu einem megagrausigen Kampf kommen und da sollte man so friedliche Wesen, wie ein Einhorn nicht mitkämpfen lassen. Es wäre keine gute Idee, wenn sich hier welche anderen Lebewesen außer den Zauberern befinden.
Gedankenverloren sehe ich auf meine linke Handfläche und atme erleichtert aus. Kein Mal. Kein verdammtes Mal des Bösen. Das ist gut…
„Woran denkst du?“
Stumm schüttle ich den Kopf, weshalb er seine Lippen ein letztes Mal auf meine legt und mich somit anscheinend beruhigen wird: „Wir schaffen es schon.“
„Ja, du hast recht.“, versuche ich den Druck auf meinen Schultern zu erleichtern, „Auch wenn wir nicht einmal die geringste Chance gegen sie haben und ihre Techniken nicht kennen. Sie haben auch einen Plan und wissen von unserem Angriff. Verstehst du nicht? Wenn ich nur den kleinsten Fehler mache, dann-„
„Du wirst keinen begehen. Dafür sind wir doch bei dir.“
Jetzt lächelt er breiter und ich nicke seufzend: „Danke.“
Darauf grinst Draco nur noch und küsst mich erneut leidenschaftlich. Ich ziehe ihn näher zu mir und denke an damals. Alles in den letzten zwei Jahren, jeden Moment meines Lebens, es rauscht an mir vorbei, so als wäre es bloß ein kleiner Abschnitt eines Filmes.
Es ist unser letzter Kuss, bevor wir für die Zukunft aller kämpfen müssen.
Dann geschieht es jedoch. Wir lösen den Kuss auf und ich drehe mich zu den Anwesenden um.
Die Lehrer, die Schüler und die Angehörigen des Phönixordens befinden sich jetzt hier. Hier um mich beim entscheidenden Augenblick zu unterstützen.
Der Braunhaarige, der nur ganz zufällig mein Adoptivbruder ist, scheint etwas entnervt zu sein: „Können wir endlich gehen? Ich will das hier schnell hinter mir bringen und dann endlich wieder zu meiner Verlobten.“
„Verlobten?“, grinsen jetzt Fred und George dreckig.
Leicht nickt er und ich kann nichts anderes außer ihn stürmisch zu umarmen: „Herzlichen Glückwunsch! Dann passe ja auf dich auf. Nicht dass wir zurückkommen und ich ihr von deinem Ableben berichten muss. Also übersteh das hier, klar?“
„Ist ja schon gut.“, meint Dylon lachend und hebt friedvoll seine Hände, „Ich werde auf mich aufpassen.“
„Gut.“, grinse ich ihn hinterlistig an, „Ich wollte nämlich schon immer mal eine Hochzeit planen.“
„Ach, das kannst du auch noch bei unserer.“
Meine Augen weiten sich, als ich in ehrliche graue Augen sehe. Draco meinte das doch nicht ernst, oder? Oh mein Gott…
Doch bevor ich noch etwas erwidern kann, unterbricht uns mein Hauslehrer: „Schön, dass ihr euch jetzt alle verheiraten wollt, aber könnt ihr nicht warten, bis wir gesiegt haben und endlich los? Sie warten nicht auf uns.“
„Du hast recht.“, stimme ich dem zu und zwinkere den verdammt gutaussehenden Blondhaarigen zu, „Wir können auch noch später reden. Jetzt wird erst einmal gekämpft!“
Wir gehen somit alle Seite an Seite zum Stützpunkt der Todesser.
Dann fühle ich allerdings eine Aura und halte an. Sofort blicke ich um mich herum. Irgendetwas stimmt hier doch nicht. Aber was?
Dann höre ich eine leise Stimme und höre ein Geräusch, was sich uns blitzschnell nähert.
Schnell orte ich es und springe vor einen der Kämpfer und wehre den Blitzschlag mit meiner bloßen Hand ab. Damit kann man mich nicht beeindrucken.
„Danke.“
Ich sehe kurz zu dem Mann hoch und als ich in sein Gesicht sehe, lege ich meinen Kopf irritiert schief. Es ist Seamus! Er lebt! Aber… Dann hat Tatjana doch gar keinen Grund mehr zu kämpfen. Wenn ich das ihr berichte, wird sie es sich wahrscheinlich überlegen und mit uns kämpfen.
Leicht nicke ich nur und wende mich dann der Todesserin zu. Natürlich handelt es sich bei dieser um niemand Geringeres als Bellatrix Lestrange. Sie kichert hysterisch und nervt mich schon wieder mit dieser Lache. Kurz schnaube ich verächtlich und rolle dann meine Augen.
Elegant und arrogant steht sie nun vor mir und grinst mich nur verschleiert an. Irgendetwas geht hier wirklich nicht mit rechten Dingen zu. Dabei haben wir doch einen Plan und- Warum zeigt sie sich uns alleine? Das bereitet mir ein flaumiges Gefühl.
„Sie sind nicht hier.“, gibt sie mir die Antwort auf meine unausgesprochene Frage, „Sie sind gerade dabei Hogwarts niederzubrennen.“
Sie lügt! Nein! Das kann doch nicht wahr sein… Wir- Wieso? Verdammt! Ich wusste zwar, dass sie etwas vorhat, aber ich konnte nicht erahnen, dass sie auch unseren kennen.
Wir hören einen lauten Knall und sofort bemerke ich, dass etwas explodiert sein muss.
„Amelia!“, ruft mich Hermine, „Was sollen wir jetzt tun?!“
Ich sehe panisch hin und her und versuche nachzudenken, doch mir will einfach nichts einfallen. Wir könnten sie hier ausschalten, aber Hogwarts-
„Amelia“, höre ich Snape tiefe Stimme.
Ich nicke und drehe mich zu ihnen um: „Alle mal zurück zu Hogwarts. Unser Plan wurde enttarnt. Die eine Hälfte wird alle rekrutieren und die andere bekämpft die Todesser, kapiert?!“
Sie nicken und verschwinden sofort, als ich noch einmal zur Verrückten sehe, die mit einem Zauberstab auf mich zeigt: „Du wirst mir nicht entkommen.“
„Will ich auch gar nicht.“, sehe ich ihr knallhart in die Augen, doch dann explodiert noch etwas und ich wende mich sofort dem hinteren Geschehen zu, „Wir werden kämpfen, aber jetzt nicht!“
Somit laufe ich in Lichtgeschwindigkeit zu Hogwarts zurück. Natürlich verfolgt sie mir und ich merke das auch ziemlich schnell. Ich laufe durch den verbotenen Wald, als sie mich mit dem Stuporfluch trifft. Sofort lande ich auf dem Boden. Eine nette Art zu zeigen, dass sie mich mag und sich erfreut, dass ich bald mit ihr verwandt sein werde.
Natürlich muss ich auch noch meinen Zauberstab verlieren. Ja, so tollpatschig muss man erst einmal sein. Aber so war ich schon immer und ich werde mich wohl niemals ändern…
„Du bist wohl schon am Ende deiner Kräfte, was?“, höre ich wieder ihren Unterton heraus. Ich hasse diesen Unterton von Schadenfreude und selbst benutzte ich ihn mal… Wie ich das doch alles verabscheue!
Bevor ich noch etwas tun kann, stürmt eine ganze Horde von Zentauren auf sie und ich nicke nur dankend, bevor ich weiterlaufe. Sie verschaffen mir ein wenig Zeit…
In einem Bruchteil einer Sekunde befinde ich mich schon vor dem brennenden Gebäude. Panik ist ausgebrochen. Verständlich bei dieser misslungenen Lage. Alle laufen durch die Gegend, als ich in der ganzen Masse eine grinsende Tatjana erkenne.
Also ist es jetzt soweit. Der Kampf beginnt und es wird sich jetzt nun zeigen welche Stärke die Wahre ist.

26. Ein Kampf mit sich selbst

Langsam mache ich einen Schritt nach dem anderen und verliere dabei mein Ziel nicht aus den Augen. Tatjana, du bist dran!
Für alles was du mir jemals angetan hast, wirst du jetzt bezahlen! Mach dich auf etwas gefasst, Tatjana Unique Kingston!
Doch dann auf dem halben Wege stellt sich der dunkle Lord grinsend vor mir: „Nicht so voreilig, Potter.“
„Dann willst du den Kampf also schnell beenden, was?“, grinse ich ihn arrogant und gefühllos an, „Gut, dass kannst du haben.“
Somit stehen wir voreinander und der blanke Hass macht sich in mir breit. Ich kann nichts dafür so zu fühlen, es ist einfach so… Sobald ich ihn sehe, würde ich mich am Liebsten übergeben. Aber ich glaube, dass das in dieser Situation nicht so ganz angebracht wäre.
Somit zücken wir Beide unsere Zauberstäbe und unsere Augen treffen sich. Rote Augen. Eine tiefe Wunde reißt wieder auf und meine linke Handfläche fängt zu brennen an. Sie schmerzt so verdammt, aber ich lasse es mir nicht anmerken.
Trotzdem bemerkt er es recht schnell und grinst mich kalt an. So wie wir uns zum ersten Mal getroffen haben. Wir stehen uns feindlich gesinnt gegenüber. Es war schon immer so und so wird es auch bleiben, bis heute einer von uns verliert. Einer wird sein Leben gehen müssen und dass werde nicht ich sein!
Er greift mich mit einem Zauberspruch an, doch ich weiche geschickt aus. Dann bin ich am Zug. Locker verwandle ich meinen Zauberstab in ein Schwert und greife ihn damit an, doch er verschwindet und taucht hinter mir wieder auf, wo er mich mit einem Finger berührt. Eine Kraftwelle wird ausgelöst und ich springe schnell hinter ihm. So leicht wird er mich nicht besiegen können!
Und erneut stehen wir uns mit unseren Zauberstäben gegenüber. Nur mit dem Unterschied, dass ich meines in ein Schwert verwandelte.
„Du bist stark geworden.“, bemerkt er nebenbei, doch es ist kein Spiel, sondern Krieg. Es geht um Leben und Tod und dass hier ist kein Training. Hier kann man wirklich Sterben.
Kaltblütig und ohne Furcht richte ich mein Schwert auf ihn: „Kann man von dir nicht gerade erwarten, Tom Riddle.“
Überrascht sieht er mir in die Augen, doch schweigt. Ist es etwa so verrückt? Nur weil ich seinen alten Namen genannt habe? Ist ja nicht so, als würde davon die Welt untergehen, ODER?!
Snape würde mir jetzt eine Ohrfeige geben, wenn er sehen würde, dass ich wieder nur nachdenke. Also sollte ich weiterkämpfen!
Somit greife ich diese Kreatur ohne Rücksicht auf Verluste mit meinem verzauberten Schwert an. Doch erneut weicht er aus, als er mich mit einem schweren Zauberspruch gegen einen der Bäume befördern will, doch ich stütze mich an diesem ab und bleibe senkrecht auf diesem stehen.
So geht das einfach nicht! So kommen wir ja nie zum Ende… Anscheinend muss ich mir eine andere Strategie überlegen. Na gut… Das wird auch gehen.
Schnell verwandle ich es in die normale Form des Zauberstabes zurück und erneut greift er mich mit einem hinterlistigen Zauberspruch an. Nur dass ich dieses Mal ebenfalls einen losschicke und diese aufeinander prahlen. Es ergibt eine gewaltige Explosion.
Anscheinend waren die Zauber gleichstark. Heißt das, dass wir ebenfalls gleichstark sind? Nein, das kann nicht sein… Nur einer von uns kann überleben!
Gerade als ich einen Blitzschlag auf ihn schießen will, unterbricht mich ein lauter Schrei. Meine Augen weiten sich. Sofort sehe ich zu einem der Fenster, wo Ginny steht. Sie ist noch im Gebäude?! Oh nein!
Kurz sehe ich zwischen dem dunklen Lord und ihr hin und her, doch dann laufe ich einfach ins brennende und schon zerstörte Hogwarts.
Ich höre wie jemand meinen Namen ruft, doch ich ignoriere ihn einfach und renne weiter zwischen dem brennenden Holz zu Ginnys Aufenthaltsort. Sie, die eingeschlossen vom Feuer ist, versucht sich verzweifelt mit ihren Fuß aus einer Blumenranke, die aus dem Boden herausragt, zu befreien.
Luna versucht ihr ebenfalls zu helfen, doch irgendwie hat sie wohl ihren Zauberstab verloren, da ich diesen nicht bei ihr sehe. Gut, dann werde ich das mal in die Hand nehmen!
Ich zerschneide die Blumenranke mit einer unsichtbaren Kraft, bevor ich sofort los schreie: „Nehmt meinen Besen und verschwindet von hier!“
„Aber-“, gibt die Schwangere Widerworte, doch ich unterbreche sie mit Nachdruck: „SOFORT!“
Mein Besen kommt herbeigeeilt und Luna setzt meine beste Freundin auf diesen, doch dann blickt sie kurz noch zu mir: „Und was ist mit dir?“
„Verschwindet!“, befehlige ich die Beiden und knurre leicht verärgert über mich selbst, „Es ist kein Platz mehr auf dem Besen! Ich schaffe es hier schon heraus!“
Zögernd nickt die Ravenclaw, bevor sie sich auch auf den Besen schwingt und Ginny in Sicherheit bringt. Danke, Luna. So kann ich euch wenigstens in Sicherheit wiegen. Schließlich haben die Beiden eine glückliche Zukunft vor sich und ich will nicht, dass sie diese nur wegen mir aufgeben müssen.
Selbst eingeschlossen vom Feuer rolle ich meine Augen. Typisch ich… Niemals auf meine eigene Sicherheit bedacht. Schnell laufe und springe ich über das brennende Material und versuche irgendwie zu entkommen, als sich plötzlich ein Holzbalken von der Decke löst und dieses mir den Weg versperrt. Panisch suche ich einen anderen Weg hier heraus.
„Amy!“, höre ich eine Stimme hinter mir. Sofort drehe ich mich zu Draco um. Dieser steht vor mir, doch das Feuer trennt uns von einander. Seine grauen Augen sind voller Angst und Sorge um mich.
Er streckt in Eile seine Hand aus und ich versuche sie zu erhaschen, doch dann fällt ein weiterer Holzbalken genau zwischen uns, weshalb ich schnell einige Schritte zurückeilen muss, um nicht von diesem getroffen zu werden.
„AMY!“, schreit er erschrocken auf. Auch ich kann einen Schrei nicht unterdrücken, als die Flammen immer größer und näher kommen. Hektisch blicke ich um mich und suche eine Lücke um aus dieser Krise zu entschwinden, aber keine Hoffnungs besteht.
Nein! Ich darf nicht aufgeben! Irgendwo muss es doch einen Ausgang geben! Ich bin die letzte Hoffnung für alle Geschöpfe des Lichts und auch der Dunkelheit! Nur im Einklang können sie mit einander leben und auch überleben.
Dann auf einmal springt Dylon wagemutig ins Feuer und landet vor mir. Er ergreift meine Hand und will mich gerade hier herausbringen, als ein weiterer Balken heraus bricht und genau auf uns landen will. Schnell zieht er mich mit sich, so dass wir diesem gerade so noch ausweichen können. Schnell nimmt er mich einfach auf dem Arm und läuft einfach durchs Feuer und rennt die Treppen herunter.
Unten lässt er mich wieder sicher herunter und nimmt meine Hand, damit er mich hinter sich herziehen kann, während wir zum Ausgang rennen.
Draco, der auf der anderen Seite war, muss wohl auch schon geflüchtet sein, als er meinen Adoptivbruder mich retten sah, da ich ihn nicht mehr erkennen kann. Nirgendwo ist er, aber ich sollte einfach an ihn glauben. Er wird es schon schaffen!
Durch meine Tollpatschigkeit stolpere ich über meine Füße und falle auf dem Boden. Sofort kommt er auf mich zu und zerrt mich hoch. Ein Balken stürzt auf uns und Angst durchfließt meinen Körper. Ich kann mich nicht bewegen und Dylon schützt mich. Ein Schrei durchdringt meine Kehle.
Reflexartig schließe ich meine Augen, doch dann höre ich nur ein dumpfes Geräusch, weshalb ich sofort aufsehe. Erleichtert erkenne ich meinen Geliebten, der uns leicht arrogant angrinst. Hat er uns gerettet? Nein…, oder?
Mein Adoptivbruder steht auf und sieht ihn überrascht an: „Danke, Malfoy. Du hast uns das Leben gerettet.“
OH MEIN- Bei Merlinsbart- Verdammt! ER hat uns gerettet? Draco hat Dylon und mich gerettet? Und mein Bruder bedankt sich bei ihm??? Seit wann sind sie so verdammt gute Freunde? Und warum ist das das einzige, was mich so blendend interessiert?
„Ist doch Ehrensache.“, meint der Blonde, der mir dann die Hand überreicht, „Du hast ihr das Leben gerettet, also hab ich euch Beiden gerettet.“
Ich nehme sie an und stehe auf. Dann sehe ich zu dem Balken, der uns fast erschlagen hätte. Ziemlich brüchig würde ich sagen…
Jetzt laufen wir zu dritt schnell aus dem Haus und dann fallen mir wieder Ginny und Luna ein.
„Draco, suche bitte Luna und Ginny. Sie müssten hier irgendwo noch sein. Bringe sie in Sicherheit, klar?“, befehle ich ihm ernst und er nickt nur, bevor er schon auf und davon ist.
Dann sehe ich schon den dunklen Lord, der wohl bereits auf mich gewartet hat. Rote Augen. Alles verkrampft sich in mir und ich zücke meinen Zauberstab. Ich nähere mich ihm. Doch dann fühle ich eine Hand, die mein Handgelenk umschließt und mich zurückhält.
Als ich herumwirble, sehe ich in blaue Augen. Mein Bruder also… Traurig und flehend schaut er mir nun in die Augen: „Bitte, tu es nicht.“
Kurz stockt mein Atem, als ich mich an damals erinnere. Das letzte Mal, wo ich ihn so erlebte, war vor Harrys Tod. Es war an dem Tag, wo ich dachte, dass jeder mich als Last sieht. Aber dem war nicht so…
Nein! Dieses Mal werde ich nicht nachgeben! Ich werde es nicht tun! Letztes Mal ist wegen meiner Feigheit und Dummheit jemand Wichtiges umgekommen. Dieses Mal werde ich dies nicht zulassen. Für alle, die ich liebe!
„Tut mir leid, Bruder.“, küsse ich ihn auf die Wange, „Ich muss. Wenn du mich jetzt aufhältst, werden viele ihr Leben verlieren. Ich darf jetzt nicht so egoistisch sein, also lass mich bitte.“
Der Griff lockert sich nicht und ich sehe keine Regung in seinem Gesicht. Er ist wie versteinert. Dann hilft nur eins…
Es tut mir Leid, Dylon. Ich weiß, dass du mich nur beschützen willst, aber ich kann nicht zulassen, dass du dich und alle anderen damit in Gefahr bringst.
Somit löse ich mich in Luft auf und tauche genau vor dem Geschöpf der Dunkelheit auf.
Schnell lege ich einen Zauberspruch um unsere Umgebung, so dass niemand hier uns hören, geschweige dann uns stören kann.
„Mutig und stark.“, lullt er, weshalb ich entnervt mit meinen Augen rolle.
Wäre Adam mein Gegner, müsste ich mich, glaub ich, erst einmal zusammenzureißen, um nicht gleich lauthals los zu lachen.
Ich richte meinen Zauberstab skrupellos auf ihn und hebe eine Augenbraue: „Sollte mich dass in irgendeiner Weise berühren?“
„Warum wechselst du nicht die Seiten?“
Jetzt muss ich wirklich aufpassen, nicht gleich zu lachen. Was soll das denn jetzt? Will der, dass ich mich über ihn lustig mache oder denkt er, dass man vom Lachen sterben kann? Man… Jetzt verstehe ich mein Verhalten etwas. Ich habe meinen Verstand in dem Jahr, wo ich bei den Todessern war, voll und ganz verloren!
„Wieso sollte ich?“, frage ich reichlich desinteressiert und genervt von ihm.
Habe ich nur das Gefühl oder will er unseren Kampf herauszögern?
Empört sehe ich Voldemort an, als er es mir erklärt: „Sie haben dich verraten und allein gelassen oder hast du das etwa schon vergessen? Sie haben dir immer etwas verheimlicht und wegen ihnen starb auch dein Bruder. Nur durch deine Freunde, die doch so sehr schätzt. Hätten sie dir alles gesagt, dann wäre er bestimmt noch am Leben und du müsstest nicht mit der Schuld leben. Also sammle dein Kräfte und hege deinen Hass und deinen Groll gegen sie.“
Man! Seine Rede ermüdet mich… Aber sie haben mich wirklich allein gelassen und er könnte recht haben, dass- WAS rede ich hier?! Ich lasse mich doch nicht von dem wirklichen Übeltäter einlullen! Das ist so gar nicht meine Art… Na ja… Ich bin ziemlich naiv, aber egal!
„Sie haben dich gerettet, ja. Aber wollen sie wirklich sterben? Nein, das wollen sie nicht. Es ist alles nur Show, was sie hier abspielen. Sie wollen dich nur opfern, um nicht selbst sterben zu müssen. Nur du oder ich… Wenn einer von uns stirbt, dann stirbt der Jeweilige auch und genau deshalb sollten wir zusammen halten.“
„Lange Rede, kurzer Sinn. Du hast sie nicht mehr alle.“, gebe ich gelassen von mir, doch in meinem Innern staut sich eine Unmenge an Wut und Zweifel an. Stimmt das, was er sagt? Wollen sie mich beseitigen?
Kurz senke ich meinen Zauberstab und weiß nicht, was ich von seiner Geschichte glauben soll oder nicht. Kann ich überhaupt ein Wort von dem, was er sagte, glauben? Er ist mein Feind und-
Er grinst hinterlistig und kalt, weshalb ich mich sofort wieder besinne. Ich vertraue meinen Freunden! Dieses hinterlistige, miese, kleine, verdammte, gemeine Geschöpf ohne Nase! Mich bekommt er nicht dazu seine miesen Lügen zu glauben! Nicht mich!
Sofort werde ich wieder entschlossen und hebe meinen Zauberstab.
„Dann halt nicht.“, meint er etwas schnippisch. Dummheit bleibt Dummheit… Dachte der wirklich, dass ich mich gerade IHM anschließen würde, hm?
Der Kampf geht also weiter. Er greift mich mit einem leichten Blitzschlag an, doch ich weiche locker aus und tue es ihm gleich, doch er wehrt nut mit einem Schutzschild ab. Gut, aber auch so gut, dass er DIESE Kraft auch standhalten kann?
Damit sammle ich meine Kräfte und lasse es in meinem Zauberspruch raus.
„Sectumsempra!“
Meine ganze Kraft geht nun dahin und durchbohrt langsam aber sicher seine Schutzmauer. Mit einem klirren Geräusch zerspringt sein Schutzschild in tausend Einzelteile und die unsichtbaren Schwerter fliegen auf ihm zu.
Er schreit, doch ich ignoriere es und sehe zu wie er langsam aber sicher zu Boden kriecht und der Boden sich rot färbt. Schwer atmet er nur noch und ich sehe von oben auf ihn herab. Makaber und skrupellos wurde ich, als ich mit Snape trainierte. Jetzt fühle ich keinen Mitleid mehr mit solchen Kreaturen wie diesem, das gerade verblutet.
Plötzlich höre ich Schritte, die sich nähern. Sofort drehe ich mich um und erkenne mein zweites Ich, wie sie vor mir steht. Kurz drehe ich mich noch einmal zum dunklen Lord um, doch nirgends eine Spur von ihm. Super… Ich hätte ihm direkt den Todesstoß geben sollen. Ich glaube, dass ich mich niemals ändern kann…
„Jetzt bist du meine Gegnerin, Amelia Naliah Potter.“, meint sie tonlos.
Tatjana grinst mich an und greift mich an, doch ich wehre die Wasserwelle ab. Würde das Feuer nicht unlöschbar sein, dann wäre Hogwarts sicher schon von diesen gewaltigen Flammen befreit.
Ich erinnere mich an Seamus und versuche sie zu Vernunft zu bringen: „Du solltest nicht aus Hass heraus die Existenz unserer selbst gefährden! Hör auf zu kämpfen! Du hast doch überhaupt keinen Grund dafür!“
„Oh doch!“, will sie es nicht einsehen und verwandelt ihren Stab in ein schwarzes Schwert. Kurz bevor sie mich mit diesem erstechen kann, wehre ich den Schlag mit meinem verzaubertem Zauberstab ab. Jetzt ist auch meines ein Schwert, doch im Kontrast zu ihrem ist es weiß. Eisen prahlt aufeinander und klirrt.
Ich stemme meine Kraft gegen sie und die Todesserin tut es mir gleich.
„Verstehst du es denn nicht!“, versuche ich es ihr endlich klarzumachen, „Er lebt! Seamus lebt, aber wenn du weiter gegen mich kämpfst, rückt unsere Niederlage immer näher und es könnte seinen Tod bedeuten!“
„NEIN!“, schreit sie fuchsteufelswild. Ihre Kraft wird stärker und sie wirft mich gegen einen Baum. Der Aufprall schmerzt, aber schnell befinde ich mich wieder auf den Beinen. Sie attackiert mich mit ihrem Schwert, doch ich springe zurück und pariere ihren nächsten Angriff. Schnell klirrt wieder Eisen, doch dieses Mal ist sie stärker.
„Komm doch zur Vernunft! Er lebt und sie haben dich-„
Sofort unterbricht mich Tatjana zischend: „Wieso sollte ich dir noch glauben?!“
Sie zerspaltet mein Schwert und somit auch meinen Stab und lässt mich erneut mit dem Körper gegen den Baum prahlen. Schmerzen durchfahren mich, als sie skrupellos vor mir steht und das Schwert auf mich richtet.
„Ich sage dir die Wahrheit!“, schreie ich mit letzter Kraft störrisch, „Und ich bin diejenige, die wütend auf dich sein müsste! DU hast mich nur benutzt, dich an Draco rangemacht und meinen Bruder auf dem Gewissen!“
Kurz hält sie inne und zögert, doch dann höre ich eine Stimme aus irgendeiner Ecke und einen Stich spüre ich im Herz. Aber als ich aufsehe, erkenne ich Tatjana, die sich schützend vor mir stellt. Ich runzle perplex die Stirn. Was geht hier denn jetzt vor?
Knurrend und fauchend steht sie vor mir und vor ihr erkenne ich Bellatrix, die bloß eiskalt grinst: „Du wirst doch nicht etwa schwach, Jana?“
„Sie ist MEIN Gegner!“, faucht Tatjana sie an, als diese dann auf einmal von Hermine angegriffen wird. Sofort wendet sie sich dieser zu und lässt uns in Ruhe. Danke, Hermine.
Aber ein wenig Hoffnung habe ich jetzt schon. Sie hat mich gerettet… Ob sie es endlich eingesehen hat?
„Jetzt wende ich mich wieder dir, meinem Opfer zu.“, grinst sie kalt und richtet wieder ihr Schwert auf mich. Okay… Das war doch nur, weil sie mich allein in Stücke reißen will. Gute Hoffnung geh dahin!
Schnell richte ich mich wieder auf und suche nach meinem zerbrochenen Stab. Ach, das wird auch nicht helfen!
Panisch versuche ich ihr Schwert mit meinen bloßen Händen abzuwehren, doch das war auch keine gute Idee. Ein tiefer Schnitt ist die Folge. Blut tropft auf den Boden. Schnell laufe ich weg und suche meinen Stab. Vielleicht kann ich ihn ja wieder reparieren? Aber wo, verdammt, habe ich ihn nur verloren?!
Ich erkenne es und strecke meinen Arm danach aus, um nach diesem zu greifen, aber dann geschieht es. Sie lässt meinen Zauberstab zu sich fliegen und prahl damit herum: „Das soll also der berühmte Stab des Lichts sein? Das ich nicht lache!“
Sie wirft es weg und richtet ihr Schwert auf mich. Entschlossen bleibe ich stehen. Warum tut Tatjana nur so etwas? Ich dachte, es wäre wegen Seamus? Oder ist es am Ende nur wegen sich selbst?
„Dein Mut und deine Furchtlosigkeit wird dein Ende sein!“
Die Schwarzhaarige grinst dann hinterhältig und hinterlässt eine Schnittwunde an meiner Wange. Das Blut tropft auf dem Boden, doch ich ignoriere es und flehe sie ein letztes Mal: „Hör doch endlich damit auf! Willst du mit der ewigen Schuld leben?“
„Schuld?“, grinst sie jetzt hochnäsig, „Ich würde deinen Todestag in allen ehren feiern und dir immer vorhalten, was für eine miese schwache Gegnerin du doch warst. Aber keine Angst, Amelia. Gute Eigenschafen an dir finde ich auch ganz bestimmt.“
Oh, wie nett von ihr! Grundgütiger… Es reicht mir jetzt!
„Avada Kedavra.“
Sie wehrt den Zauberspruch ab und friert auf einmal meine Beine ein. Doch dann erkenne ich wie sich das Eis immer aufwärts bewegt und bei Nahe schon meinen ganzen Körper in Eis gesetzt hat. Super… Ich fühle mich wie ein eingefrorenes Hühnchen. Mhmm, lecker! Aber ich will keines werden…
Schnell bündle ich meine Kräfte und schmelze das Eis mit meinem Feuer. Jedes Kind weiß doch, dass Feuer Eis schmilzt und ich beherrsche das Licht, also auch das Feuer.
Dann verschwindet sie auf einmal und ich denke für einen kurzen Moment, sie hätte aufgegeben, aber dem ist nicht so.
Tatjana taucht hinter mir wieder auf und Schwerter durchbohren meine Haut und meine Organe bis in mein Innerstes. Ich falle auf dem Boden und sehe nur für einen Augenblick die Schwärze um mich herum. Scheiße! Ich kann mich nicht mehr bewegen…
Schmerzen durchfahren meinem Körper, so dass ich selbst nicht mal Atmen kann. Mein ganzer Körper zittert. Ich darf nicht aufgeben. Gerade als ich trotz der vielen Wunden und des hohen Blutverlustes aufstehen will, tritt sie mir auf die Hand, bis diese knackt. Ich gebe keinen Laut von mir, sondern sehe sie nur hasserfüllt an.
Tatjana erfreut sich an meinem Leiden und will mir gerade den letzten Stoß mit ihrem Schwert verpassen, als ein warmes und wundervolles Licht mich umschließt, doch schnell schwindet es wieder. Ich sehe Blut in Unmengen und mein Atem stockt.
Geschockt halte ich in jeder Bewegung inne, als ich Dylon vor mir erkenne. Er gibt keinen Ton von sich und doch erkenne ich wie viel Blut er doch verliert. Das darf nicht sein!
Tränen laufen meine Wangen entlang. Sofort stehe ich auf, als ich merke wie er mit aller Kraft versucht noch aufrecht zu stehen. Tatjana verschwindet einfach und ich laufe zu meinen Adoptivbruder, der sich kaum noch auf den Beinen halten kann.
Ich erkenne die schwere Blutung und versuche nicht erkennen zugeben, wie ich fühle. Bevor ich noch etwas tun kann, fällt er mit einem plumpen Geräusch zu Boden. Sofort knie ich mich zu ihm und versuche seine Blutung zu stoppen.
„Wieso?“, frage ich ihn verständnislos, „Wieso hast du das getan? Du hast mich gerettet und… wieso?“
Immer war mein Bruder gutgelaunt und er war immer wie ein Beschützer, doch jetzt? Jetzt liegt er wie ein schwacher Mann einfach so da und ist übersäht mit seinem Blut. Erst jetzt fühle ich es. Die Liebe und alles damit verbundene. Unsere ganzen Ausflüge und einfach alles…
Erst jetzt schätze ich sie. Es war alles so verständlich für mich! Es war einfach so verständlich für mich dich bei mir zu haben. Du warst da und ich war die meiste Zeit nicht mal nett zu dir.
Ich hätte dir öfters zeigen sollen, dass ich dich mag. Du bist zwar nicht mit mir blutsverwandt, aber für mich wirst du immer mein Bruder sein.
„Weil ich dich liebe.“
Meine Augen weiten sich. Aber… Was ist dann mit Luna?!
Wie als hätte er meine Gedanken gelesen, beantwortet er nun diese Frage: „Es war schon immer so und hat sich auch nie geändert. Luna wusste es und hat sich trotzdem auf mich eingelassen, obwohl sie wusste, dass mein Herz einzig und alleine für dich schlägt. Ich liebe dich.“
Kurz bin ich sprachlos, doch dann besinne ich mich wieder und lege meine Hände auf seine Brust: „Du bist und bleibst mein Bruder und ich werde dich retten!“
Somit versuche ich meine letzte Kraft, die mir noch bleibt, für seine Rettung zu benutzen. Meine Wunden, die gerade aufgehört hatten zu bluten, reißen wieder auf. Er bemerkt es und hält mich auf. Der Braunhaarige schüttelt den Kopf: „Lass es oder willst du, dass wir Beide drauf gehen?“
„Du wirst nicht sterben!“, werde ich hysterisch und Tränen laufen ungehalten über mein Gesicht, „Du bist mein Bruder und ich hab dich lieb, also hör gefälligst auf so zu reden, klar? Du wirst leben, verstanden?“
Lächelnd streicht er mir eine Strähne aus dem Gesicht: „Lass gut sein, Süße.“
Aber… Ich will das nicht! Nicht noch jemand, der von mir geht! Dylon, verdammt…
„Könntest du mir noch einen letzten Gefallen tun?“, flüstert er mit schwacher Stimme.
Stumm nicke ich und sehe ihn die ganze Zeit über in seine himmelblauen Augen. Es tut so verdammt weh… Bilder der Vergangenheit sehe ich vor mir. Wie wir lachten, wie wir weinten, wie er mich beschützte. Er hat immer alles für mich getan, aber ich war so egoistisch. Wenn ich die Vergangenheit doch bloß ändern könnte
„Küss mich.“, verlangt mein geliebter Bruder von mir, „Ich möchte nur einmal deine Lippen auf meine spüren. Nur ein einziges Mal…“
Mit schwerem Herzen erfülle ich ihm seinen letzten Wunsch. Langsam beuge ich mich über ihn und versuche nicht gleich auszurasten. Er wird nicht sterben, versuche ich mich innerlich zu beruhigen.
Ich lege meine Lippen auf seine und es fühlt sich irgendwie befreiend an. Alle Ängste sind weg und ich fühle mich so sicher. Immer wenn er bei mir war, fühlte ich so. Er ist nun mal mein Bruder auch im… Was rede ich da?! ER, der alles überlebte und immer so stark war, wird doch nicht nur wegen einer dahergelaufenen Todesserin!
Als wir uns nach einer Zeit wieder voneinander lösen, lächelt er mich verliebt an: „Danke, mein Engel.“ Schon wieder übertreibt er so süß…
„Ich bin doch kein Engel.“, werde ich verlegen, doch trotzdem noch immer bewusst, was hier gerade geschieht.
„Doch. Für mich bist du ein Engel. Du hast mir schon damals immer das Leben verschönert. Ich kann Malfoy wirklich verstehen. Man muss dich einfach lieben.“
Jetzt muss ich auch lächeln, als wir unsere Hände ineinander verschränken.
Doch dann verkrampft er sich noch mehr und ich beiße mir vor Angst auf meine Unterlippe. Bitte nicht…
„Ich bin so müde.“, haucht er mir zu und atmet immer schwerer. So soll es also enden? Nein… Das kann ich nicht!
„Bitte verlasse mich nicht.“, flüstere ich ihm flehend an, doch langsam schließt er seine Augen und seine Hand verlässt meine. Der Braunhaarige bewegt sich nicht mehr und atmet auch nicht mehr. Ich verfalle in einem Schluchzen, als ich auf einmal eine Stimme in meinem Kopf höre.
„Ich werde immer bei dir sein.“
Es ist seine Stimme. Dylon… Bruder…
Wut sammelt sich in mir und ich schreie. Jetzt kann ich mich nicht mehr halten. Ich stehe auf und sehe noch ein letztes Mal zu ihm, bevor ich mich umdrehe und auf eine gelangweilte Schwarzhaarige sehe.
Unkontrolliert und nur auf Rache aus laufe ich auf sie zu und eine Faust, die die meines ist, landet in ihrem Gesicht. Sie hält sich ihre Wange und sieht mich entsetzt an, doch ich höre nicht auf und schlage immer weiter auf sie ein: „DU konntest nicht genug haben, was? Nicht nur meinen richtigen Bruder, sondern auch noch IHN musstest du umbringen?!“
Meine Trauer ist dahin und alles was bleibt, ist der blanke Hass auf die Frau, die zwei geliebte Menschen von mir auf dem Gewissen haben. Nur durch sie sind die Beiden nicht bei ihren Frauen. Ich werde den Kampf jetzt schnell beenden, damit nicht noch weitere ihr Leben verlieren müssen! Es gab schon genug Blutvergießen.
Es ist ein Kampf wie mit sich selbst. Aber ich würde mich selbst umbringen, wenn es den Frieden auf der Welt bringen würde.
Die Todesserin löst sich im Nichts auf, doch dann spüre ich sie an meiner Kehle. Ich mache nur eine Handbewegung und sie liegt eine ziemlich kurze Zeit auf dem Boden. Tatjana versucht mich erneut anzugreifen, doch ich umfasse ihren Hals mit einer Hand und lasse sie einen guten Meter über den Boden schweben.
„Nur wegen deinem Egoismus starben meine Brüder, klar?! Jetzt gleich wirst du niemanden mehr ein Haar krümmen können!“
Gerade als ich ihr die Luft abschnüren will, tauchen meine Schmerzen, die mich in die Knie zwingen, wieder auf. Diese Schwächesekunde nutzt sie aus und befreit sich aus meinem Griff. Schnell zückt sie ihren Zauberstab und richtet ihn auf mich. Unbeirrt tue ich es ihr gleich, auch wenn ich nicht verstehe, warum ich plötzlich einen GANZEN Zauberstab in der Hand halte.
Gleichzeitig greifen wir an und eine Art Verbindung zwischen uns Beiden entsteht. Sie mit ihrem schwarzen Strahl gegen meinen weißen. Im Moment sind wir gleichstark, als mir Dylon wieder in den Kopf schießt.
„Ich liebe dich.“, höre ich in meinem Kopf seine Worte aus unterschiedlichster Zeit, „Du siehst aus wie ein Engel.“ „Ich weiß zwar nicht, ob es so passend ist, aber ich habe ein Geschenk zu deinem Geburtstag.“ „Ach, wer will schon lernen?“ „Ich gehe nicht weg. Ich werde bei dir bleiben.“ „Es ist ein Versprechen. Wir werden uns jeden Tag nach der Schule hier treffen, okay? Aber es ist unser Geheimnis.“ „Unser Geheimnis.“
Die Wut wandelt sich in Kraft um, als ich diese Ausschnitte meines Lebens vor Augen sehe. Seine Stimme wird immer lauter und meinen Hass auf die Frau mir gegenüber immer größer.
Mein Strahl wird größer, wobei ihrer immer kleiner wird. Schwindet ihre Kraft oder wächst meine Kraft?
Dann trifft mein Strahl Tatjana, wessen keuchend zu Boden fällt. Ich habe sie wohl ziemlich stark verletzt. Gerade als ich ihr den Todesstoß verpassen will, löst sich meine Hand auf. Ich sehe zu Tatjanas Hand, die sich ebenfalls ins Nichts auflöst. Aber wieso wir Beide?
Und außerdem kann ich jetzt noch nicht gehen! Zuerst muss ich noch den dunklen Lord umbringen und Frieden auf der Welt schaffen. Ich darf jetzt nicht schon fortgehen! Wenn ich jetzt gehe, war alles umsonst und alle sterben! Nein… Das darf nicht sein! Ich darf jetzt noch nicht gehen!
Schwer atmend kann sie sich hochstemmen und steht nun vor mir auf ihren Füßen. Sie streckt die noch sichtbare Hand aus und lächelt mich leicht an: „Lass mich dir helfen.“
Ganz verschrocken und überrascht sehe ich in ihre Augen.
„Entscheid dich!“, drängelt sie genervt.
Leicht nicke ich und strecke meinen Arm aus. Schnell nimmt sie diese und redet etwas in eine andere Sprache. Plötzlich wird es um uns hell und alle Last scheint für einen klitzekleinen Moment wie weggeweht. Keine Schmerzen, rein gar nichts…
Doch dann verzieht sich dieses Licht wieder und die Dunkelheit umhüllt uns.
Zwei Mächte prahlen aufeinander. Licht und Dunkelheit. Sie treffen sich und verschmelzen zu eins. Wir sind eins. Ein und dieselbe Person.
Dann wirkt die Umgebung wieder auf uns und alles ist beim Alten, nur mit einem Unterschied. Sie liegt blutüberströmt am Boden und ich hab meine Hand wieder. Aber anstatt sie umzubringen, knie ich mich zu einem erneuten Opfer hin und verstehe nur Bahnhof.
Doch dann erkenne ich das gleiche Einhorn, wie eben. Was macht ein Einhorn hier? Es trabt durch die Wälder und heilt heimlich paar Verletzte unserer Truppen. Ob es deshalb zurückgekommen ist? Wegen uns?
„Wieso hast du das getan?“, wispere ich ihr mit letzter Kraft zu, „Wieso hast du mich gerettet?“
„Weil wir nicht Beide draufgehen sollten.“
Was für eine Antwort… Typisch Tatjana würde ich jetzt mal sagen.
Ich schüttle meinen Kopf: „Das ist keine richtige Antwort, Dummkopf.“
„Ich tat es, weil es endlich verstehe. Es tut mir leid, dass ich dir so viele Menschen nahm, aber ich kann nichts mehr ändern. Ich weiß, du wirst mir nie verzeihen können, aber du musst wissen, dass ich dir nie weh tun wollte. Es war reinster Egoismus und Neid, der eine große Rolle spielte.“
Ja, Neid konnte jeden umbringen. Durch Neid und Wut zu töten, ist dumm. So bekommt sie ihre gerechte Strafe, nicht? Aber was heißt schon gerecht, hm?
„Du hättest mich nicht retten brauchen.“
„Sieh es als erste und letzte gute Tat.“, grinst sie leicht, doch ich weiß ja, wie sie es hasst, Gefühle zu zeigen und sich etwas einzugestehen. Schließlich war sie auch einmal ein Teil von mir. Ich starre sie nur an und sie erregt mein Mitleid. So wie sie daliegt…
Dann stürmt auf einmal eine Person auf uns zu: „Tatjana!“
„Seamus?“, sieht sie ihn ungläubig an, doch dann lächelt sie schwach und ich muss erneut meine Tränen unterdrücken. Es ist wegen Seamus. Er musste genug durchmachen und jetzt? Sie werden sich nie wiedersehen… Und doch können sie sich jetzt verabschieden. Aber was bedeutet das schon? Was heißt es, sich zu verabschieden?
Der Gryffindor kniet sich neben mir hin, als sie weiterhin lächelt: „Ich bin so froh, dass du noch lebst, so froh.“
Dann schließen sich ihre roten Augen und ich fühle keinen Puls mehr. Leicht schüttle ich ihm den Kopf zu, als er seine Hand zur Faust ballt und zu zittern beginnt. Er wollte sie anscheinend umstimmen und ihr sagen, was er für sie fühlt. Es tut mir weh… Sein Leid ist auch meines und dass jener, die eine geliebte Person verloren haben.
Plötzlich fühle ich eine seltsame Energie und stehe auf. Eine leise Stimme und eine frische Brise, die mir eine angenehme Gänsehaut bereitet. Ich spüre es. Jetzt verstehe ich.
Lächelnd sehe ich zum Himmel auf, als ich in die Sonne blicke. Jetzt habe ich es verstanden. Nicht ich, sondern Tatjana war die Lösung. Deshalb hatten sie Angst, sobald Tatjana fort war. Nur sie konnte ihn beseitigen. Sie hat so viel Unheil angerichtet und doch mit ihrer letzten Tat den Frieden der Welt beschafft. Sie hat uns alle gerettet.
Das Prinzip ist nicht Licht und Dunkelheit, nein. Nur Dunkelheit kann gegen die wirkliche Finsternis bestehen und so hat sie es uns auch bewiesen. Voldemort ist tot und sie ebenso…
„Endlich ist es vorbei.“, schließe ich meine Augen und atme tief die Luft ein.
Es ist geschafft.
„Nein!“, höre ich auf einmal eine Stimme. Schnell drehe ich mich um, als ich Bellatrix erkenne, die mich attackieren will. Schnell jedoch agiert Snape und spricht den Todesfluch aus. Das Ergebnis ist, dass sie leblos auf dem Boden liegt und ich meinen Hauslehrer dankend zunicke.
Die restlichen Todesser werden ‚verhaftet’ und nach Azkaban geschickt. Endlich ist alles vorbei.
Auch haben sie die Toten und Verletzten mitgenommen. Es wird bald schon eine Beerdigung zu Ehren der tapferen Krieger stattfinden.
In der Menge erkenne ich Fred, Luna und Ginny, die gerade untersucht werden.
Und daneben steht Draco, der mich nur still und gleichzeitig erleichtert anlächelt.
Alle meine Freunde versammeln sich dort und als ich ebenso zu ihnen gelangen will, wird mir so schwindelig. Blut und einen Schrei von Hermine ist das Einzige, was ich vernehme, bevor ich in die Dunkelheit absickere.
„Ich werde immer bei dir sein.“

27. Epilog

Ich sehe aus dem Fenster und vegetiere einfach dahin. Ja, es sind schon zwölf Jahre seit dem Vorfall vergangen, aber die Erinnerung vergeht nicht und dass wird sie auch nicht.
Dylon… Ich werde immer mit der Schuld leben müssen.
„Mami, Mami!“, ruft mich meine Tochter. Lächelnd drehe ich mich zu der blonden Schönheit um: „Was ist denn schon wieder passiert?“
Ich muss für meinen Mann und für meine Kinder stark sein, doch im Innern bin ich zerbrochen. Es gibt mich gar nicht mehr und die Vergangenheit quält mich so.
„Ajax hat mir schon wieder grausige Geschichten erzählt!“
Ihr rothaariger Zwilling eilt jetzt auch herbei und lacht sie aus.
„Ajax, sei nicht immer so gemein zu ihr!“, erziehe ich ihn oder versuche es zumindest, „Entschuldige dich sofort bei ihr!“
Anscheinend hat er super Vorbilder gefunden. Vielleicht sollte ich mal mit Fred und George sprechen? Aber nein, dann würden sie mich nur auch wieder verarschen… Es ist ja schön, dass er viel Zeit mit seinen Patenonkels verbringt, aber muss er auch noch sein wie sie?
„Tut mir leid.“, murmelt er gespielt beleidigt, als er dann wieder grinst, „Dann werde ich halt ganz Hogwarts erzählen, in wen sie verliebt ist.“
„Lass das!“, wird sie total rot und läuft ihm hinterher. Ich rolle meine Augen und schüttle lächelnd den Kopf.
„Kinder“, seufze ich hoffnungslos.
Dann höre ich eine Stimme, die mein Herz höher schlagen lässt: „Wir waren auch mal Kinder.“
„Aber wir waren viel reifer.“, lächle ich meinen Mann glücklich an.
Draco grinst mich dreckig an: „Weißt du noch damals, als wir so getan haben, als wären wir zusammen oder als wir uns ganze Zeit beleidigt haben? Oder auch als-„
„Ist ja schon gut.“, ergebe ich mich kopfschüttelnd, „Wir waren sogar noch schlimmer, ABER wir waren da keine Kinder mehr.“
Meine Kindheit war schön… Dylon und ich waren unzertrennlich. Hach, könnte ich mir nur etwas wünschen, dann wünschte ich mir nur noch einen Tag mit Dylon zusammen. Nur noch einen einzigen Tag…
„Das meine ich ja.“
Grinsend küssen wir uns und ich sehe ihn verliebt in seine wundervollen grauen Augen. Ich liebe ihn noch immer, so wie damals. Es hat sich nichts, wirklich nichts in meinem Innern verändert.
Als wir jemanden unserer drei Kinder schreien hören, löse ich mich schwerfällig von ihm. Manchmal wünschte ich schon ein wenig Zweisamkeit mit meinem Liebsten, aber ich liebe meine Kinder und bin glücklich, dass ich sie habe.
„Ich gehe schon.“, meint er und ich rolle lächelnd mit den Augen. Er weiß wirklich immer, wann ich meine Ruhe brauche. Damals hätte ich niemals gedacht, dass er so ein fürsorglicher Vater sein kann, doch jetzt? Er ist so verständnisvoll und liebevoll. Wenn ich das mit damals vergleiche, würde ich sagen, er ist wie ausgewechselt.
„Ach und vergesse nicht, dass wir heute noch zu Hogwarts fahren!“
Meine Augen weiten sich. Das hatte ich ja ganz vergessen!
Schnell ziehe ich mich um und mache mich fertig, als es bereits an unserer Haustür klingelt.
Ich öffne diese und erkenne bereits Lucius und Narzissa, die ich hereinbete. Sie kommen herein und erfreuen sich sofort an meinen kleinen nervigen Kindern.
„Oh, Dylon!“, stürmt die junge ‚Oma’ auf den Jüngsten unserer drei Kindern zu. Der braunhaarige Kleine erinnert mich immer etwas an Dylon und Harry in einem. Dylon vom Aussehen und Harry vom Wesen.
„Wir müssen jetzt gehen.“
Somit steigen wir in die fliegende Kutsche und fahren nach Hogwarts.
Ich muss ziemlich viel lachen wegen Narzissa und meine Süßen. Während der ganzen Fahrt lehne ich mich gegen Dracos Schulter und genieße es in vollen Zügen.
Bestimmt werde ich sie dieses Jahr besonders vermissen. Schon letztes Jahr war es sehr schlimm für mich, aber da hatte ich noch meinen Jüngsten zu Hause. Doch jetzt werden alle drei fort sein. Natürlich weiß ich, dass sie bei Severus, Minerva und Albus gut aufgehoben sind.
Als wir landen, kann der Kleine sich kaum zusammen reißen, als er das riesige Gelände sieht. Ja, so einige Erinnerungen kommen zurück. Der Ort ist mein geheimer Schatz voller Erinnerungen, den ich nach der Beerdigung Dylons nicht mehr besucht habe. Es tat mir zu sehr weh, um dass ich diesen Erinnerungen entgegen trotten konnte. Doch jetzt trat der Zeitpunkt ein, wo ich dich wiederbesuche, Dylon.
Sofort begrüßen die Lehrer uns und ich bin so überrascht, dass ich es nicht aushalte und sie alle umarme. Von Dumbledore angefangen, bis zu Slughorn. Auch Snape entgeht meiner Umarmung nicht, der mich jedoch etwas irritiert und entsetzt ansieht: „Tu das nie wieder!“
Ich muss darauf kichern, doch ich beruhige mich schnell wieder: „Dann solltest du mir auch nicht mehr das Leben retten.“
„Keine Angst, das geschieht sicherlich kein zweites Mal.“
Ein Schmunzeln seinerseits bleibt nicht aus.
Dann kommen mir auch gleich meine Freunde mit ihren Kindern entgegen.
„Hey!“, begrüßen wir uns alle.
Doch dann erkenne ich wie Luna noch immer etwas traurig wirkt. Sie wird wohl immer daran denken müssen. Sie hat ihn schließlich ehrlich und wahrhaftig geliebt.
Als ich ihr die Nachricht überbrachte, weinte sie nicht, sondern sagte nur traurig, dass er zu ihr sagte, dass sie auf ihn warten soll. Er meinte, er würde zurückkommen und sie dann heiraten… Wer würde nicht noch jahrelang traurig sein? Ich selbst gehöre dazu.
Dann während dem Trubel verschwinde ich ganz still und heimlich und gehe zu seinem Grab am See. Ja, es ist genau neben dem Baum, den ich so liebte. Er wollte nie alleine sein, weshalb man ihn direkt neben Harrys Grab gelegt hatte.
Dann erkenne ich das weiße Einhorn, dass ich doch vor elf Jahren sah. Kurz lächle ich, als es mit seinen Fohlen weg galoppiert.
Ich knie mich vor dem Marmorstein hin und versuche mich zu beherrschen.
„Ich habe es versprochen, ich habe überlebt und besuche dich jetzt. Ja, ich weiß. Wieso erst jetzt? Aber endlich kann ich damit abschließen. Ich werde zwar immer mit der Schuld leben müssen, aber ich werde dir nicht mehr nachtrauern. Natürlich werde ich dich nicht vergessen. Niemals! Aber ich bin jetzt glücklich. Ich habe Draco geheiratet und habe drei wundervolle Kinder. Wenn du sie jetzt nur sehen könntest… Na ja… Auf jeden Fall werde ich dich ab jetzt regelmäßig besuchen. Es war feige von mir nicht her zu kommen und du fühltest dich sicherlich allein und von mir verraten. Du hast mir mein Leben gerettet und ich danke dir dafür, Bruder. Weißt du, meine Kinder wollen immer etwas von dir hören. Du wärest bestimmt ein wundervoller Patenonkel geworden. Sie würden dich lieben. Alle unsere Erinnerungen werde ich tief in mir verschließen. Ich werde immer an dich denken, aber ich werde nicht mehr trauern. Das darf ich nicht. Ich muss heil sein. Für meinen Mann, für meine Kinder, für meine Freunde und… für mich. Du würdest es sicher auch wollen. Was rede ich da? Du wärest der Erste, der mir das sagen würde! Aber ich muss mich jetzt damit abfinden, dass ich zwei so tolle Brüder verloren habe. Lebt wohl und findet hier Frieden.“
Kurz sehe ich den Stein einfach nur stumm an und lächle, bevor ich eine Stimme vernehme.
„Ich wusste, dass du hier bist.“, meint mein Mann und gesellt sich zu mir.
Kurz schweigen wir und sehen auf die Gräber herab, doch dann drehe ich mich strahlend zu ihm um: „Gehen wir.“
Er nickt und er nimmt meine Hand, bevor wir uns zum Gehen wenden.
Dann drehe ich mich noch ein letztes Mal zum Grab um, als ich dort lächelnde Gestalten entdecke. Dylon steht neben Harry und die Beiden lächeln mich an.
„Gut gemacht.“, meint der Braunhaarige, während Harry nur kurz nickt. Dann rollt mir noch eine Träne die Wange entlang.
„Ist irgendetwas?“, fragt mich Draco etwas besorgt, doch ich schüttle den Kopf: „Nein. Ich bin bloß glücklich.“
Ich drehe mich strahlend um und gehe dann mit meinem Mann wieder zum Gebäude.
Ja, jetzt werde ich glücklich sein. Ich habe damit abgeschlossen. Sie sind immer bei mir. Ich vermisse sie zwar, aber so ist es besser.
Danke, meine Brüder. Danke, dass ihr mich meinen Weg gehen lässt.
Ja… Von jetzt an wird alles anders werden. Alles wird besser werden, das weiß ich jetzt.
Ich habe eine Familie und um die muss ich mich kümmern.
„Mama!“, freut sich mein Jüngster mich zu sehen, „Komm mit! Mir wird jetzt ein Haus zugeteilt. Ich bin schon soooo aufgeregt.“
Ich lache und sehe in den leuchtenden Himmel.
Schön, dass ihr stets auf mich aufpasst. Ich bin niemals alleine, weil ihr bei mir seid.
Ja, jetzt fängt mein Leben und meine Abenteuer erst an.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.05.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Es ist eine Harry Potter Geschichte und die Figuren, außer ein paar wenigen, gehören nicht mir, sondern J.K.Rowling. Und ein Songtext, den ich dortgeschrieben habe, gehört der Band Escape the Fate.

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