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Vorwort:

Ich wusste, dass ich damals nicht annehmen hätte sollen, doch andererseits hatte ich keine andere Wahl. Und jetzt? Jetzt sitze ich in der Falle. Sie sagten zwar, sie könnten mich vor den Räubern beschützen, aber was ist mit ihnen? Wer beschützt mich vor ihnen? Ich fühle mich so hilflos wie noch nie. Und doch weiß ich, dass ich keine andere Wahl habe, als mich zu stellen! Auch wenn es bedeuten sollte, dass ich fallen würde.



Hilflos ausgesetzt - Ein gezwungenes Abkommen



Und schon wieder ein Tag, an dem sie mich gefunden hatten. Langsam nervten sie mich und das bedeutete nichts Gutes. Vielleicht sollte ich ja kurzen Prozess machen? Aber bis jetzt hatten sie mich ja nie direkt angegriffen.
Es kam aber auch davon, dass ich nie in ihre Fallen tappte. Sollte ich mich etwa direkt dort hinstellen und sagen 'Hier bin ich, erschießt mich!', oder wie? Darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. Aber seit Monaten vor ihnen wegzulaufen, schwächte mich sehr und ich wusste nicht, ob ich es schaffen könnte alleine gegen eine ganze Gang anzutreten?
Ich ließ mir nicht anmerken, dass ich wusste, dass sie mir folgten. Doch dann explodierte etwas weiter weg. Jetzt wollten sie auch noch den ganzen Wald niederbrennen!
Wie hirnlos mussten die sein? Dann kamen sie auch nicht an den wertvollen Besitz. Kurz schreckte ich auf. Als ich auf einmal Schüsse hörte. Schnell drehte ich mich um und wich ihnen haarscharf aus. Konnten die sich nicht ankündigen?
Im Moment wollte ich einfach nur in die nächstbeste Stadt um meine Reserven etwas aufzutanken. Doch natürlich wurde man von hirnlosen Gestalten gehindert. Super! Das bedeutete dann wohl ‘Lebewohl mit dem Plan’. Aber ich würde ja nicht Ich sein, hätte ich keinen Plan B. Diesen müsste ich erstmal jedoch noch entwerfen.
Schnell zog ich mein Langschwert mit dem Namen ‘Noirlight’ aus der Scheide und wehrte die nächsten paar Kugeln ab. Dann jedoch hörte ich Schritte hinter mir und sprang auf einen der Bäume. Kurz murmelte ich etwas auf meine Sprache hin: “Shino ri magu no Sun de.”
Doch viel Zeit blieb mir nicht um meine Attacke vorzubereiten, da sich mehrere von meinen Verfolgern auf mich stürzten. Ich klebte einen Zettel auf dem Stamm, bevor ich runter sprang und auf meine Füße landete. Eine Mauer aus Feuer breitete sich um mich herum aus.
Viele versuchten mich anzugreifen, doch das Feuer schützte mich und verbrannte meine Angreifer mühelos. Damit begann der zweite Schachzug und ich sprang aus meinem Schutzschild heraus.
Um einen Halt zu finden, schwang ich mein Schwert bedrohlich und steckte es im Baumstamm. Nun stand ich schräg auf dem Baumstamm und genau auf dem Zettel, den ich vorhin für meinen Plan dort ran geheftet hatte. Somit konnte ich zu Phase 3 übergehen. Ich sah einen niedrigeren Baum weiter vorne, weshalb ich mich abstützte und zu dem Anderen sprang.
Es wäre eine Schande, wenn diese außergewöhnlichen Idioten, mit denen ich einen Deal vereinbarte, aber selbst niemals dran halten wollte, mich und ‘die Belohnung’ in die Fingern bekommen würden, oder?
In der Luft griff mich ein weiterer dieser Art an. Schnell parierte ich seinen Angriff mit dem Schwert und ließ mein Gewicht gegen seines drücken. Dieser Schwächling war wohl schon so schwach von meiner Verfolgung, weshalb ich ihn, wie eine Fliege, gegen seine Kollegen schmetterte. Hatten die nichts Besseres auf Lager? Und das von der Elite!
So schwach war nicht einmal ein Kind in meinem Dorfe! Einfach lächerlich! Kurz bevor ich auf dem Baum landen konnte, explodierte dieser und ich flog meterweit weg. Zum Glück konnte ich mich noch in der Luft rollen, so dass ich mit den Füßen auf den Boden aufkam.
Ich hätte sie anscheinend nicht herausfordern sollen. Das hatte man nun davon. Und jetzt?
Jetzt musste ich mich mit ihnen herumplagen. Super gemacht, Tarja! Wie ich mich selbst immer so schön lobte, dachte ich mir noch, bevor die ganze Gang, die mir eher vorkam wie eine ganze Armee von Idioten, mich umzingelte. Jetzt machten sie wohl ernst? Diese Schwächlinge! Wie feige sie waren, dass sie eine arme Frau umstellten. Tse…
Jetzt fing es wenigstens an Spaß zu machen. Ob ich es gegen eine ganze Streitmacht aufnehmen konnte? Wenn nicht, dann wäre es okay für mich, wenn sie mich ausschalten würden. Etwas so Schwaches durfte dann einfach nicht überleben. Das wäre falsch!
“Ergib dich!”, befohl mir ihr Anführer, der mir nicht mal im Geringsten Angst einjagen konnte. Seine Kämpfer zitterten ja schon, wenn ich sie nur ansah! Aber ich kannte das Wort ‘Angst’ ja sowieso nicht. Es gehörte einfach nicht in meinem Wortschatz dazu. Mein ausdrucksloses und langweiliges Gesicht veränderte sich rasch zu einem Grinsen, als ich die vielen Maschinen hinter ihnen sah. Sie waren also echt verzweifelt.
Noch breiter grinsend an meinem Gedanken nahm ich mein Schwert vor mein Gesicht und schloss kurz meine Augen: “Anscheinend wollen sie, dass ich bald bei dir bin, Geliebter.” Ich öffnete meine Lider wieder und fuhr fort: “Aber das müssten sie erst mal schaffen!”
Sofort rannte ich auf den Anführer zu, doch seine Untergebenen beschützten ihn, weshalb ich sie, wie ein Hindernis, mit lockeren Schwertschlägen vernichtete. Alle stürzten sich auf mich, weshalb ich auf etwas Höheres sprang um irgendwie diese Maschinen in Betrieb zu schalten. Mein Plan war es, wenn die Maschinen auf mich feuerten, mich zu diesen Schwächlingen zu begeben und dass es sie statt mich traf.
Doch irgendeine Maschine, die wohl weiter hinten versteckt war, schoss genau eine Kanone neben mir, weshalb ich vor Schreck meterweise runter schleuderte. So plötzlich wie es geschah, konnte ich einfach nicht mehr reagieren! Genau deshalb fiel ich unsanft auf den harten nassen Boden. Nass, da es vor paar Stunden noch geregnet hatte. Und was jetzt?
Schnell richtete ich mich wieder auf und wischte mir das Blut an der Stirn weg. Viele, die auf mich zu kamen, brachte ich mit meinem Schwert locker zur Strecke.
Doch durch diese Anfänger, die mich deutlich nervten, konnte ich meinen Plan nicht in die Tat umsetzen und bloß gerade so ausweichen, als die Maschinen auf mich schossen. Dabei verlor ich unglücklicher Weise mein Schwert. Scheiße! So etwas wäre mir damals niemals passiert. Der Boss stand vor mir und richtete sein Schwert auf mich.
Jetzt hieß es Abschied nehmen vom Leben. Ich schloss meine Augen und bereitete mich auf die Schmerzen vor.
“Stopp!”, hörte ich plötzlich eine männliche Stimme vor mir. Verwirrt öffnete ich meine Augen wieder und erblickte einen Mann, der mit dem Rücken zu mir stand. Seine dunkelbraunen kurzen Haare waren ziemlich zerwüst. Er trug ein dunkelgrünes Stirnband und einen ebenfalls dunkelgrünen Umhang. In der dunklen Jeans sah er echt sexy aus. Hey, ermahnte ich mich selber. Ich wusste nicht einmal, ob er Freund oder Feind war und ich gab einem Arsch Punkte. Ich wusste nicht mal wie er von vorne aussah! Ganz ruhig, Tarja. Seit dem Tod von deinem Geliebten wolltest du doch nie wieder einen Mann bloß anschauen!
“Was willst du, Kaden?”, fragte einer der Männer monoton, was mich stark an einem Roboter erinnerte. Anstatt zu antworten, verschwand er auf einmal von der Bildfläche. Ich suchte ihn mit meinen Blicken, als eine Stimme in meinem Ohr ertönte: “Suchst du etwa mich, meine Schöne?”
Wie konnte er bloß so schnell sein? Und wieso merkte ich ihn nicht? Er stand hinter mir und flüsterte in meinem Ohr, so dass ich kurz zusammen fuhr. Bevor ich noch reagieren konnte, wurde ich mit einem Dolch am rechten Arm gestreift. Schlecht werfen, konnten sie ja, aber auch gut? Ich bezweifelte das. Trotzdem hätte ich ausweichen sollen, denn dieser Dolch war voller Gift.
Wenn ich es in knapp einer Stunde nicht behandeln würde, dann würde ich wirklich meinen Geliebten wiedertreffen und genau das wollte ich nicht. Sofort lief ich auf sie zu, doch wurde ich auf einmal einfach weggeschleppt.
Eine Bombe explodierte auf dem Fleck, wo ich vorher stand und angreifen wollte. Mein Retter ließ mich an einem sicheren Ort wieder runter. Doch dann im nächsten Moment wurde es noch kurioser als zuvor.
"Würdest du alles tun um zu überleben?"
Der Braunhaarige drehte sich zwar nicht um, aber seine Worte verborgen etwas, dass spürte ich. Es waren viele Gefühle in seiner Stimme und doch war sie so gefühlskalt. Wie ging das? Dieser Mann war kein normaler Reisender, das spürte ich und es konnte auch kein Zufall sein, ihn gerade hier zu finden.
Zögerlich stellte ich ihm eine Gegenfrage: "Wer bist du?" Irgendwie, aber auch nur irgendwie, interessierte mich dieser Kerl. Aber wieso nur? Ich meinte, er hatte nichts mit mir zu tun.
Na gut... Er hatte mich vor der Bombe gerettet, aber ob ich ihm vertrauen konnte? Irgendetwas in mir sagte, dass ich es konnte, doch mein Verstand weigerte sich das zu tun. Wer wusste denn, was er für ein Typ war?
Wenn er bloß ebenfalls den Kristall haben oder mich ausnutzen wollte? Vielleicht wollte er mich auch nur selbst umbringen? Wie schon gesagt, ich wusste es nicht und genau daran lag das Problem: Ich war ein misstrauischer Mensch!
Ohne sich umzudrehen, versicherte er mir: "Glaube mir, du kannst mir vertrauen. Ich werde dich mit meinem Leben beschützen und jetzt komm mit. Das heißt, wenn du nicht sterben willst." Was sollte das denn wieder bedeuten?!
Dachte dieser Idiot echt, ich würde zum Spaß hier rumhängen oder darauf warten gekillt zu werden? Tse... Wäre ich nicht auf seine Hilfe angewiesen, dann würde ich ihn entweder für alle Zeit verstummen lassen oder ihn einfach links liegen lassen. Je nachdem was einfacher erschien... Aber hier war keines von Beiden zu meinem Bedauern möglich.
Alle rannten auf uns zu. Locker machte ich alle platt, die mich angriffen, genauso wie der Fremde. Dann schmiss der Braunhaarige, dessen Gesicht ich noch immer nicht gesehen hatte, eine Rauchbombe vor unseren Angreifern und nahm meine Hand.
Wir liefen und liefen und ich wusste nicht wie weit wir gelaufen waren, doch als ich dann hinter mir sah, merkte ich, dass sie noch immer hinter uns her waren. Ich war gespannt, was mein angeblicher Retter jetzt vor hatte. Als wir dann von ihnen umzingelt waren, wollte ich nun wirklich nicht auf meinen Tod warten! Deshalb sprang ich hoch und drehte mich immer schneller werden im Kreis und warf Dolche auf die nervtötende Gang.
"Gar nicht mal so schlecht.", fand dieser seltsame Mann, "Wirklich nicht schlecht. So wie ich es von einer Datshibewohnerin gewohnt bin." Hatte ich mich verhört? Woher wusste er, dass ich aus Datshi kam? Dieser Mann wurde mir von Sekunde zu Sekunde kurioser. Und doch so, als kannte ich ihn. Aber woher sollte ich? Das schien mir alles wie ein schlechter Witz.
Als dann jedoch eine Maschine auf mich zurollte, realisierte ich es zuerst nicht ganz. Doch dann wurde ich durch die Stimme des Fremden aufgerüttelt: "Tarja, Vorsicht!"
Jedoch konnte ich nicht so schnell reagieren wie ich wollte und als ich mich versah, lag ich bereits auf des Fremden Armen. Das auch noch!
"Noch immer so wie früher.", murmelte er vor sich hin. Was meinte mein Retter damit? Und wieso kannte er meinen Namen? Das war doch unmöglich! Ich konnte ihn nicht kennen! Oder doch? Es klang alles so bescheuert in meinen Ohren.
Erst jetzt realisierte ich, dass wir uns auf einem Flugschiff befanden. Wir waren also gerettet, oder?
Er ließ mich runter, doch hielt mich noch solange fest, bis ich Halt fand. Der Braunhaarige schritt ins Flugschiff. Ich folgte ihm, bis er vor dem Hauptquartier anhielt: "Ich habe noch etwas zu erledigen. Erzähl meinem Chef einfach was passiert ist und alles wird gut."
Bevor ich noch etwas erwidern konnte, löste er sich in Luft auf. Dann musste ich es wohl hinter mir bringen... Nervtötend! konnte er das nicht selbst machen? Dieser Idiot hatte mich doch schließlich hier einfach mitgenommen und nicht ich ihn!
Zögernd öffnete ich die Türe und erntete die ganze Aufmerksamkeit. Ausdruckslos musterte ich die im Raumstehenden.
Es waren fünf. Drei Männer und zwei Frauen. Vier von ihnen trugen einen seltsamen schwarzen Anzug. Der Mann in der Mitte hatte einen weißen Anzug an. Diese Kleidung kannte ich irgendwo her. Es waren eine Art Uniformen. Wo war ich hier bloß gelandet?
Die erste Frau hatte langes braunes Haar. Jedoch hatte sie sich diese zu einem Zopf gebunden, damit sie bei der Arbeit nicht störten. Nur was war das für eine Arbeit?
Ihre braunen Augen sahen mich abschätzend an. Sie war misstrauisch. Ich war schließlich eine Fremder und so etwas wie ein Eindringling. Dabei wollte ich ja nicht einmal hierhin...
Der Zweite hatte schwarze kurze Haare und graue Augen. Er sah mich genauso an wie die Erste.
Der Dritte hatte hellbraune bis blonde Haare und seine Augen waren eine Mischung aus blau, grün und grau. So viele Farben machten einen fertig.
Die Nächste trug ihre langen blonden Haare offen und grinste mich entschlossen an. Sie hatte eisblaue Augen. Sie war irgendwie anders als die anderen, doch ich konnte nicht genau sagen, was so anders an ihr war.
Und der anscheinende Chef besaß ebenfalls lange blonde Haare, die er jedoch zu einem Zopf gebunden hatte. Seine eiskalten giftgrünen Augen machten mir nicht im Geringsten angst. Auch wenn er es anscheinend wollte.
Gerade als ich ihnen widerwillig alles erzählen wollte, kam mir dieser komische Kautz von Chef dazwischen: "Ich weiß bereits alles."
Ich runzelte die Stirn. Ach ja? Und wieso sollte ich dann alles erzählen, wenn der das schon wusste? Man... Ich glaubte, dass ich es hier jetzt schon hasste. Wo war der Ausgang? Lieber würde ich von dieser Gang da draußen ermordet werden, als noch länger in dieser Irrenanstalt zu sein!
"Tarja", fing er an. Woher kannten bloß alle meinen Namen?
"Ich mache dir einen Vorschlag.", fing er zu erzählen an und ich sah ihn ungläubig dabei an, "Es ist ein Deal. Wir werden dich vor dieser Bande beschützen, wenn du uns hilfst."
Sollte dass ein Witz sein? Ich konnte auf mich alleine aufpassen! Was dachten die sich denn wer ich war?! Ich war eine ausgezeichnete Kämpferin! Bestimmt wollten sie nur meinen Schatz stehlen und dann würde ich wirklich ganz ausrasten.
"Danke für das Angebot, aber ich lehne ab. Ich kann auf mich selbst aufpassen, also-"
Doch dann richteten sie Gewehre auf mich. "Überlege dir das gut."
Sofort hob ich meine Hände vor meinem Körper und fühlte mich gestellt. Man... Das war eine Falle... Wie doof musste ich auch sein?!
"Wenn das so ist", seufzte ich genervt, "dann helfe ich ihnen."
Dieser Kerl bedeutete mir ihm zu folgen, weshalb ich es auch ohne zögern befolg.
Er deutete auf einen Zettel. "Unterschreib hier."
Als ich genauer drauf sah, erkannte ich, dass es sich dabei um einen Vertrag handelte. Na super... Die kannten sich wohl mit allem aus...
"Aber ich habe keinen Stift.", wies ich daraufhin, als die Frau mit dem offenen Haar mir behilflich war, in dem sie etwas sagte, was ich nicht hören wollte. Warum hatte ich auch gefragt?
"Du musst ja auch mit deinem Blut unterzeichnen."
Einer von den Männern nahm meine Hand und schnitt mir in den Finger. Ich unterdrückte dabei einen Schmerzenslaut. Genervt sah ich zu wie er zu bluten anfing. Na danke auch! Sie hätten mich auch vorwarnen können!
Mussten sie auch meine rechte Hand für ihre miesen Spielchen nehmen? Die brauche ich schließlich für mein bestes Schwert! Nur mit dieser konnte ich mein schärfstes Schwert schwingen! Und jetzt musste ich mich mit den zweitbesten Waffen zufrieden stellen...
Grummelnd unterschrieb ich mit meinem Blut. Als mich dann die Männer rechts und links nahmen und mich irgendwo hinschleppten. Meine Füße schwebten einige Zentimeter überm Boden und ich konnte mich nicht einmal wehren. Es war eine fiese Taktik von ihnen gewesen!
Sie warfen mich in irgendein Zimmer und sperrten mich hier ein. Verdammt...
Ich kämpfte für die Freiheit und jetzt war ich eingesperrt...
Seufzend blickte ich um mich und fand mich in einem riesigen Zimmer wieder. Wollten sie diese gemeine Tat mit einem Luxuszimmer entschuldigen? Das konnten sie vergessen!
Wütend ließ ich mich auf mein Bett fallen. Wenn ich hier schon eingesperrt war, dann konnte ich mich auch ein wenig ausruhen... Aber was, wenn sie mir meinen Schatz genau dann entreißen wollen? Ich konnte ihnen nicht trauen und das bedeutete, dass ich mich nun bemühen musste, wach zu bleiben. Doch es wollte mir nicht gelingen und irgendwann schlief ich leider doch ein.

Als ich aufwachte, sah ich die blondhaarige Frau vor mir. Sie lächelte mich entschlossen an. Sie schien nicht einer von den Bösen zu sein oder war das alles nur Schein?
"Hier ist etwas zu essen.", schob sie mir das Tablett zu, "Du musst verhungert sein."
Sie hatte recht... Ich hatte schon seit Tagen nichts mehr gegessen, doch gerade als ich wollte, schluckte ich heftig. Was, wenn es vergiftet war? Sofort zog ich meine Hand wieder zurück und sah sie prüfend an.
Doch sie lächelte mich weiter an. "Ich finde es bloß beeindruckend wie es eine einzelne Person gegen eine ganze Organisation aufnimmt." Organisation? Ich dachte, es wäre eine einfache Gang?!
Sie wusste etwas, doch was? Es war von großer Wichtigkeit, doch ich wusste auch, dass sie es mir nicht sagen würde. So dumm war doch keiner...
"Magst du keine Karotten? Wenn du sie nicht magst, kann ich welche abhaben? Ich mag sie nämlich sehr."
Ich gab ihr welche, die sie auch sofort verspeiste. Mhmm... Keine Anzeichen, dass sie vergiftet war. Aber sie könnte auch ein Gegengift geschluckt haben und mich bloß so in den Glauben lassen, dass sie nicht vergiftet waren, aber wenn sie genau das wollte, dass ich es dachte, dann würde sie nur darauf warten, bis ich verhungern würde und mir dann den Schatz stehlen... Aber vielleicht waren auch nur die Karotten nicht vergiftet? Verdammt! Was sollte ich jetzt machen?
Ich entschied mich dann doch eher für die einfache Variante. Ich kostete einfach und war dann zufrieden mit meiner Entscheidung, denn das Essen war nicht vergiftet und schmeckte köstlich.
"Ach und übrigens", veränderte sich ihre Miene drastisch, "du wirst morgen einem Partner bekommen mit dem du auf eine Mission gehst. Du wirst morgen über diese Missionen eingewiesen."
Sie grinste mich seltsam an, als ich mich auf einmal einen Hustenanfall bekam. Sie gab mir Wasser, das ich dann auch noch verschluckte. Ich konnte nicht mehr aufhören zu husten, weshalb sie mir auf den Rücken schlug. Doch dann zerrte sie mich hoch, während ich drohte zu ersticken und sie presste meinen Brustkorb zusammen und hob mich etwas hoch. Ich spuckte einen kleinen Krümel des Brotes und ein wenig Wasser aus.
Dankend sah ich sie an, doch sprach diese Dankbarkeit nicht aus. Dieses Grinsen wollte mir nämlich nicht mehr aus dem Kopf. Sie nickte und ging aus der Tür, die sie hinter sich abschloss.
Ich traute ihnen nicht und sie trauten mir nicht. Und vor allem ihr Verhalten war äußerst kurios. Lange sah ich noch zur Tür. Was hatte das alles bloß zu bedeuten?

Ich versuchte seit Stunden zu schlafen, doch es klappte nicht.
Erst jetzt verstand ich ihre Worte so richtig und ich stöhnte genervt auf. Ich massierte meine pochenden Schläfen.
Super! Ich war auf der Flucht und wurde von Idioten gerettet, die mich darauf in dieser Zelle einsperrten! Und jetzt hatte ich auch noch ein Abkommen mit diesem seltsamen Anführer abgeschlossen. Und jetzt? Mein Partner war eine Katastrophe und ich würde morgen zu einer Mission geschickt werden.
Ich wusste ja nicht mal wer sie waren und was für Missionen sie meinten. Das Einzige, was ganz sicher war, war dass es nicht leichter werden würde, als bisher. Dabei war ich genau deshalb aus meinem Dorf abgehauen! Weil sie mich ständig befehlen wollten und ich dort nicht frei war. Und wie sollte ich jetzt aus dem Theater rauskommen?
Jetzt hieß es erstmal Tee trinken und abwarten! Ich würde schon einen Weg hier raus finden und wenn es das Letzte war, was ich tue! Nur zu dumm, dass ich diesen Vertrag unterschreiben musste...
Das konnte doch nicht wahr sein, oder?! Ich wusste, diesen Tag würde ich niemals vergessen... Leider...
Und sie hatten mir meine Waffen abgenommen. Hoffentlich wurden sie auch gut behandelt. Ich hoffte nicht, dass sie sie beschädigten... Sie waren meine Wertgegenstände und die Dinge, die ich am Meisten liebte.
Warum kannten sie meinen Namen, wussten was heute geschehen ist und warum wussten sie, wie sie mit mir umzugehen hatten?! Wer waren sie? Waren sie Freunde oder Feinde?! Mit ihnen verhandeln, konnte man auf jeden Fall nicht so wirklich und ebenso nicht mit ihnen reden... Aber ich hasste es ja auch Beides von diesen Sachen.
Aber dieser Mann, der mich rettete... Warum tat er dies und was wollten alle von mir? Ich verstand die Welt nicht mehr. Alles war ein großes Geheimnis und niemand sagte mir Genaueres. Ich hasste Überraschungen, aber damit musste ich ja jetzt wohl leben.

Nach gefühlten Stunden schlossen sie die Tür auf und sie öffnete sich.
Der Mann, der mich rettete, stand vor mir. Nannten diese Kerle, die mich verfolgten, ihn nicht Kaden? Woher kannten die sich wohl?
Ich betrachtete ihn. Er sah wirklich gut aus. Dieses Mal trug er kein Stirnband und seine Haare fielen ihm ins Gesicht. Sie gingen ihm bis zu den Schultern und waren wieder etwas durcheinander. Doch das stand ihm.
Als ich in seine Augen sah, verlor ich mich für einen Moment in diesen. Sie waren schwarz, doch nach innen wurden sie immer heller bis sie vor der schwarzen Pupille weiß wurden. Er bemerkte dies, weshalb er sich schnell zum Ausgang wendete.
"Komm mit."
sofort gehorchte ich seinem Befehl, doch mir fiel sofort auf, dass seine Stimme irgendwie verändert klang. Ja, er sprach so emotionslos. Ob irgendetwas passiert war? Verdammt! Wieso interessierte ich mich so für diesen Mann?! Nur weil er ziemlich heiß war?!
Aber dann fiel mir schon wieder etwas auf. Er trug gar nicht seine Uniform. Brauchte er etwa so etwas nicht anziehen oder war das nur eine Sonderregelung wegen der Mission? Wieso musste mir auch immer so etwas Belangloses auffallen?! Wichtiger war doch, dass ich jetzt irgendeine Mission antreten musste... Was ich da bloß tun musste?
Aber ich schweifte wieder ab und musterte seine Kleidung. Sein Hemd war enganliegend und schwarz und seine Muskeln bildeten sich darunter ab. Gott sah das- Tarja beruhige dich, versuchte ich auf den Boden zukommen, aber er sah halt so gut aus! Verdammt... Ich konnte mich wirklich nicht konzentrieren. Aber solange ich ihn nicht anfassen oder sabbern würde, ging es ja, oder?
Auch seine Hose war enganliegend und schwarz. Sein Arsch- Nein, Tarja! Man... Warum musste er so unwiderstehlich sein?! Selbst seine robusten Schuhe waren schwarz. Ob er diese Farbe bevorzugte?
Als er dann auf einmal stehen blieb, versuchte ich zu bremsen, doch stieß ich gegen ihn. Er ignorierte es und erst jetzt bemerkte ich, dass wir uns in dem Raum auf befanden, wo ich diesen komischen Vertrag unterschreiben musste.
Es war ein ziemlich großer Raum und die Wände waren aus Metall, weshalb die Farbe nicht gerade 'gastfreundlich' war. Die Decke war weiß und war ein glatter Kontrast zu dem schwarzen Marmorboden. An den Wänden hingen viele Waffen und im Raum selber stand nur ein Tisch mit einem Stuhl. An dieser Wandseite befanden sich auch die Fenster, die jedoch mit massivem Stahl verdichtet worden waren. Somit konnte man nicht einmal rausschauen.
Ich fühlte mich wirklich in einem Gefängnis...
Und dann stand dort der Anführer dieser Organisation. Er stand vor dem Tisch und grinste mich eiskalt an. Man konnte ihn kaum mit einem Killer auseinander halten. Aber wahrscheinlich war er auch einer, genauso wie alle anderen hier. Aber ich konnte nicht behaupten, dass ich keiner war, denn ich hatte auch schon Menschen auf dem Gewissen.
"Du wirst heute deine erste Mission antreten." Ach ne, dachte ich mir entnervt, das sagte ja die Blonde gestern NICHT zu mir, nein! Gott... Ich liebte meinen Sarkasmus wirklich.
"Deshalb benötigst du die hier.", fügte er hinzu und wollte mir Pistolen überreichen, doch ich schüttelte den Kopf. Irritiert sah er mich an.
Ich grinste nur überheblich, während ich meine Arme vor meinem Körper verschränkte: "Ich werde nur meine eigenen Pistolen benutzen. Sorry, aber ich fasse keine andere an. Eher lass ich mich von Kugeln durchbohren."
Sein Blick war ernst und für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass er mich wirklich abknallen wollte. Doch dann stimmte er zu: "Gut. Kaden, hol ihre Waffen. Währenddessen kannst du dir das schon mal anziehen."
Damit übergab er mir eine Kampfuniform. Er zeigte mir kurz, wo ich mich umziehen sollte und ich war weg. Dort drinnen zog ich mich um. Als ich dann in den Spiegel sah, runzelte ich irritiert die Stirn. Das sollte ich sein? Nein... So sah ich nicht aus!
Meine kinnlangen schwarzen Haare waren völlig durcheinander und mein Gesicht war völlig dreckig. Ich erkannte mich wirklich nicht mehr... Meine Augen waren das Einzige, was sich nicht verändert hatte. Sie waren dunkelbraun und gefühlskalt.
Aber mit diesen Klamotten konnte ich doch nicht kämpfen! Sie waren eng und man konnte sich kaum da drin bewegen. Musste ich so etwas wirklich anziehen?
Es war dunkelblau und war nicht gerade mein Geschmack, aber na ja... Ich musste wohl damit leben. Wenigstens war er nicht so zerfetzt wie meine vorige Kleidung und bestimmt würde ich mich noch daran gewöhnen. Ich hoffte es zu mindest...
Es klopfte an der Tür. "Ich habe deine Waffen, Tarja."
Ich hatte diesem Kerl nicht einmal erlaubt mich so zu nennen und er tat es trotzdem! Dann nannte ich ihn halt auch beim Namen. Sollte mir doch egal sein!
Genervt öffnete ich und war überrascht. Plötzlich hatte er auch überall seine Waffen an seinem Gürtel und auch in seinen Armstulpen waren Messer versteckt. Wie konnte er so schnell alles... Tarja, seit wann dachtest du immer an Nebensächlichkeiten?! Werd klar im Kopf! Ich versuchte mich so auf das Wesentliche zu konzentrieren, doch immer wenn ich ihn sah, wollte es einfach nicht funktionieren.
Warum zog er in der Hitze eigentlich auch einen dunkelgrünen Umhang über seine schwarze Kleidung? Und wieso interessierte mich das eigentlich auch so?
Er übergab mir stumm meine Waffen. Sofort verstaute ich sie an meinem Gürtel.
"Danke, Kaden."
Irritiert sah er mich an, doch schnell drehte er sich um: "In fünf Minuten wird dich jemand abholen und dir alles erklären. Bis nachher."
Damit ließ er mich einfach stehen. Wie meinte er das? Warum sagte er 'bis nachher'? Ach... Das war jetzt nicht so wichtig.
Die Türe schloss sich hinter ihm und ich zog mein Schwert aus der Scheide. Ich versuchte trotz des Verbandes, den ich mir gestern selbst gemacht hatte, mein Schwert in die Hand zu nehmen und es zu schwingen. Gut, das klappte schon mal. Dann war der Rest ebenso einfach zu handhaben, auch wenn ich halt einen Verband drum hatte.
Als nach einer weile Licht in den Raum floss, sah ich in die Richtung, aus der diese Helligkeit kam. Dort erkannte ich die blonde Frau von gestern, deren Name mir noch immer unbekannt blieb.
"Komm mit."
Ich folgte ihr und machte mich schon mal aufs Schlimmste gefasst. Wer weiß, in was für Gefahren ich mich stürzen musste.
"Also", fing sie an zu erzählen, "du wirst von unserem Flugschiff auf ein anderes springen und du musst dort einbrechen und sie alle aufhalten, während dein Partner etwas stiehlt und dann sobald ihr diesen habt und er den Sprengstoff dort angebracht hat, verschwindet ihr auf dem schnellsten Weg, verstanden?"
Super... Also sollte ich mich direkt in den Tod stürzen. Natürlich verstand ich es, weshalb ich nickte. Zwar hatte ich keine Angst vor dem Tod, aber es nervte mich ungemein, dass ich in diesem Zustand sterben würde.
Dann brachte sie mich in ein Zimmer, wo sich bereits Kaden befand. Ach... Das meinte er mit 'bis nachher'... ER war doch nicht mein Partner, oder? Das durfte doch nicht wahr sein! Dann konnte ich mich ja nicht mal auf meine Mission konzentrieren.
"Wenn wir nah genug dran sind, dann wird man euch den Ausgang für euch öffnen lassen."
Somit war sie auch schon weg und wir wurden in dieser 'Zelle' gezwängt. Es war ein Vorort der Hölle, die uns wohl gleich erwartete. Wir hatten kaum Platz zu atmen und uns zu bewegen. Wir standen gerade so nebeneinander und warteten darauf, dass sie diese kleine Kabine endlich öffneten und wir raus springen konnten.
Ich spürte einen Blick auf mir ruhen, weshalb ich zu ihm sah.
"Nur eins, Tarja.", drohte er mich, "Wehe du behinderst mich. Dann werde ich sofort wieder zurückschicken."
Plötzlich fühlte ich mich total überrumpelt. Was ging denn jetzt schief? Kaden war doch so nett gewesen und jetzt? Doch ich zeigte keinerlei Emotionen, auch wenn es meine Stimme vielleicht tat: "Ist gut, aber ich denke eher, dass es andersrum werden wird."
Ich sah wieder nach vorne, doch seine geheimnisvollen Blicke brannten auf meiner Haut. Langsam schob sich die Tür hoch und das Licht fiel schon in den winzigen Raum. Gut, dachte ich mir entschlossen, ich würde ihm zeigen, dass ich nicht schwach war und dass er mich das erste und letzte Mal das Leben gerettet hatte!
Als es ganz offen war, sprangen wir raus.
Wir waren bei Nahe am Flugschiff, doch es fehlten ein paar Zentimeter, damit ich mich an diesem festhalten konnte. Mist! Ich fiel immer tiefer und dachte schon, dass mein letztes Stündchen geschlagen hätte, als ich auf einmal nicht mehr weiter fiel. Irritier sah ich nach oben, als ich Kaden sah, wie er mich am Seil hochzog. Und was sagte ich eben? Verdammt... Wenn es weiter so gehen würde, dann könnte ich mich direkt aufschlitzen lassen!
Als ich oben war, machte ich das Seil um meine Taille los, doch ich bedankte mich nicht.
"Lass dir das ja nicht zur Gewohnheit werden lassen."
Seine Augen blickten finster drein und ich würde ja gerne abhauen, da er mich jetzt schon nervte, wenn der Boden nur nicht so weit unten und wir uns nicht so weit oben befinden würden...
Ich nickte leicht, bevor wir uns umsahen. Hier war niemand und sie hatten uns nicht einmal annähernd bemerkt. Das war ein Vorteil...
Er zog eine Karte unter seinem Umhang hervor und sofort erkannte ich, dass es sich dabei um dieses Flugschiff handelte.
"Wir sind hier und müssen hier hin." Damit zeigte er ins Innerste von diesem riesigen fliegenden Fahrzeug. Und wie sollten wir jetzt dorthin gelangen?
"Du folgst mir einfach und wenn sie uns angreifen, wirst du das übernehmen. Ich habe schließlich eine viel wichtigere Aufgabe als du." War ja klar... Ich musste mir die Hände schmutzig machen. Aber das hieß nicht, dass es mir keine Freude bereitete. Ich liebte es zu kämpfen.
Somit steckte er die Karte wieder ein und wir liefen zum Eingang. Es blieb uns schließlich keine andere Wahl. Wir mussten uns beeilen, denn je mehr Zeit wir raus schindeten, desto mehr würde die Gefahr bestehen, dass wir die Mission nicht beenden konnten. Und das wollten wir Beide verhindern.
Wir standen nun im ersten Raum. Es war dunkel und ziemlich still.
"Hier ist keiner."
Noch schienen wir anscheinend Glück zu haben, doch wie lange dieses Glück noch auf unsere Seite, falls man überhaupt 'unsere Seite' sagen konnte, stand, wussten wir Beide nicht.
Wir überquerten immer mehr Gänge und immer mehr verschlossene Tore, um die wir uns kümmern mussten, doch dann standen wir nun vor einer riesigen Flügeltür, doch wäre dies das einzige Problem geblieben, dann wäre es ja noch lösbar gewesen, aber dem war nicht so.
Es gab viele kleinere Türen, die sich alle nebeneinander befanden. Aber das Schlimmste kam erst noch, denn wir wurden von den Männern am Deck umzingelt. Das hätte ich mir ja auch denken können.
Im Moment würde ich gerne türmen, denn ich wusste, dass mir Kaden nicht beim Kampf zur Seite stehen würde. Er wollte schließlich nur irgendetwas stehlen und mich hier am Liebsten zurücklassen!
Aber ich war stark, also brauchte ich keine Bedenken haben, dass ich es nicht schaffen würde. Und da fiel mir auch schon etwas ein, wobei ich meinen Teil der Mission erfüllen könnte.
Ich zückte meine Pistole und grinste überheblich. Ja, ich liebte Herausforderungen.
"Lebwohl, Partner."
Er sah mich irritiert an, als ich meine Waffe auf ihn richtete. Ich zwinkerte ihn zu und er spielte sofort mit: "Ich wusste, dass ich dir niemals hätte vertrauen dürfen. Du willst bloß alleine mit der Kohle abhauen!"
"Ja, das war mein Plan.", lachte ich kurz auf.
Die Männer waren reichlich verwirrt und sahen immer zwischen ihm und mir hin und her. Ich nutzte die Gelegenheit und schoss in die Luft. Alle sahen zu dem Loch, was wegen mir entstand. Durch diese Ablenkung konnte Kaden schnell durch die riesige Tür durchstolzieren und weg war er nun.
Schnell nahm ich mein Schwert aus der Scheide und brachte ein paar schon einmal um. Doch im nächsten Moment realisierten sie dies alles und sie wollten ihn hinterher. Schnell sprang ich zwischen dem Eingang zur Verfolgung von meinem Partner und ihnen.
"Hey, ich bin euer Gegner! Erst wenn ihr gegen mich besteht, dürft ihr durch!"
Natürlich wusste ich, dass ich stärker war als diese Idioten, die auch noch auf meinem kleinen Trick reingefallen waren.
Sie griffen mich an, doch ich brauchte nur einmal eine Drehung mit meinem Schwert machen und schon lagen sie auf den Boden.
Ich wusste, dass ich sie eigentlich nur aufhalten wollte, aber es war mir egal. Wenigstens ich konnte meine Wut an irgendjemanden rauslassen. Wer es jedoch war, war mir in diesem Moment voll egal.
Immer und immer mehr kamen hinzu, doch ich hatte den Raum voll im Griff. Niemand kam durch und es kam mir langsam eher wie ein Kaffeeklatsch vor, denn niemand tat was und alle hatten zu sehr Angst vor mir.
Somit wartete ich darauf, dass ich von Kaden endlich aus dieser Einöde befreit wurde. Nein, ich wartete nicht darauf, dass er mich 'rettete', sondern dass Spannung durch ihn entstand.
Es begann mich wirklich zu langweilen. Die Lage war geklärt und ich war die 'Chefin' von ihnen. Niemand wollte sich gegen mich behaupten. Doch dann öffnete sich eine Art Geheimversteck und die Verstärkung traf ein. Es war wie ein Schlag, der jedoch nicht mir galt. Denn ich freute mich darauf.
"Gegen eine einzige Person könnt ihr nichts ausrichten?"
Diese Stimme... Sie war mir so bekannt, doch ich konnte nicht ausmachen, von wo diese lauten Worte kamen. Wer war dieser Mann, der die Mannschaft so etwas fragte?
Ich spürte jemanden hinter mir. Wie kam der denn jetzt hinter mir?
Er kannte mich. Denn nicht viele wussten, wo meine Schwachstelle war oder dass ich überhaupt eine besaß.
"Du entkommst mir nicht.", spürte ich seinen Atem in meinem Nacken, bevor er mir einen Messer an der Kehle hielt. Jeder meiner Muskeln verkrampfte sich bei diesen Worten. Aber endlich gab es ein wenig Action hier.
Dieser Mann forderte mich raus. Es war nicht gut, was er da tat. Aber ich durfte ihn auch nicht unterschätzen, da er anscheinend meine Schwächen kannte.
Ich grinste nur darüber. Dieses Mal würde es interessant werden. Das wusste ich!
„Scheint so, als wenn wir hier Beide nicht lebendig rauskommen würden.“, damit deutete ich auf die Pistole, die ich ihn heimlich auf die Brust richtete. Ja, so dumm war ich nun auch wieder nicht. Man musste hier schon mit unfairen Mitteln kämpfen, um überhaupt eine leiseste Chance als Frau, akzeptiert zu werden, zu bekommen.
Der Griff um das Messer wurde fester und ich wusste, dass es ihn nur so anstachelte, mich gleich hier und jetzt zu köpfen. Anscheinend spielte er genauso gerne wie ich mit dem Tod. Ja, er handelte genauso wie ich und seinen Kampfgeist musste ich nur noch mehr erweckt haben. Gut, dann kämpften wir halt um Leben und Tod. Aber für mich war es ja nichts Neues, da ich immer schon darum kämpfte.
Ich schloss meine Augen und drückte ab. Doch ich hörte nicht einmal ein Geräusch, als ich die Lider wieder öffnete, sah ich in schwarze Augen. Sie zeigten keinerlei Emotionen. Wer war diese Person bloß?
„Du solltest mich nicht unterschätzen, Tarja.“, diese Sanftheit in seiner Stimme und die Gänsehaut, die er mit dieser bei mir auslöste, erinnerte mich an meinen Geliebten. Nein, das konnte doch nicht sein, oder?
Nein… Er war tot! Er lebte nicht mehr und deshalb suchte ich nach Herausforderungen, um durch einen Zufall drauf zu gehen. Ja, das war mein üblicher Plan, doch niemand war stark genug und dann dachte ich wieder an diesen Kristall, den ich bei mir hatte. Deshalb lebte ich noch, weil ich die restlichen Teile finden musste. Nur so könnte ich dich wiedersehen.
Dann sah ich runter zu seiner Hand. Dieser Mann hatte meine Waffe so verbogen, dass ich keine Kugel abfeuern konnte. Also wusste er es bereits.
Ich musterte ihn mir, als ich jetzt umso breiter grinste: „Ziemlich gut für einen zweitklassigen Kämpfer.“
Mein Feind hatte ein mumifiziertes Gesicht, wo man nur noch seine Augen erkennen konnte. Aber unter diesem weißen Verband verborg sich ein ebenso amüsiertes Grinsen. Zwar fragte ich mich, wieso er sein Gesicht vor mir verbergen wollte, aber im Moment hatte ich Wichtigeres zu tun und zwar ihn weiter unter die Lupe zu nehmen.
Seine Haare waren kurz und silbern. Seine Kleidung bestand aus einem zerfetzten blauen Hemd, wodurch man seine angespannten Muskeln erkannte und aus einer schwarzen zerrissenen und löchrigen Dreiviertelhose, die ebenso enganliegend war. Den Rest der Beine wurden ebenso mit weißen Verbänden umlagert und waren somit für mich uneinsehbar.
Seine schwarzen Sandalen verrieten mir, dass er so wie ich aus einem der westlichen Dörfer von dem Reich Marakun entsprang. Auch war er in Besitz von fingerlosen schwarzen Handschuhen, die ihm einen geringen Schutz boten.
Aber ich wusste ebenso, dass seine Waffen versteckt gelegen waren und deshalb für mich eine Gefahr bargen. Ich sah ihm wieder ins Gesicht und fragte mich erst jetzt, woher er wusste wie ich hieß. Wer war dieser Typ bloß?
„Das kann ich dir nur wiedergeben.“, meinte diese mysteriöse dunkle Stimme bedrohlich, „Aber zweitklassig warst du noch nie und du kämpft nur mit vollem Einsatz, Tarja. Also zeig mal, was du so drauf hast oder war das etwa schon alles? Bist du etwa so weich geworden, hm?“
Diese Worte waren der Auslöser für meine nächste Attacke, die ich mit meinem Schwert ausführte. Ich löste dadurch eine Explosion aus, doch er wich nur aus. Ihm war es egal, dass ich einige seiner Leute traf. In diesem Raum gab es für ihn nur uns. Er und ich…
Wir waren uns vielleicht ebenbürtig… Ja, vielleicht waren wir gleichstark, aber ich wollte ihm beweisen, dass ich keine zweitklassige Kämpferin war. Ich war die Beste und dass würde auch immer so bleiben, nicht?
Sofort schmiss er ein Messer nach mir, doch ich sprang nur zurück, bevor er auf mich zu sprang. Eisen klirrte, als unsere Schwerter auf einander prahlten. Es war, als würde das Flugschiff wackeln.
Wir sahen uns in die Augen und grinsten. Ein Kampf ums nackte Überleben und um den Stolz, den wir Beide in uns heckten. Wir Beide wollten nur eins und zwar der Sieger dieses Kampfes werden.
Doch als wir uns gegen einander stemmten, wusste ich, dass er ein wenig sogar stärker als ich war und genau deshalb sprang ich zurück. Ich bemerkte, dass jemand das riesige Tor öffnen wollte, weshalb ich ihn mit einem Wurfstern dabei hinderte.
Gerade als ich weitere dabei aufhalten wollte, spürte ich einen Stich an meinem Arm. Als ich zu diesem sah, erkannte ich eine rote Flüssigkeit, die von diesem Körperteil zu Boden tropfte.
Eine riesige Wunde, die er mir zufügte. Derjenige, der genauso handelte wie ich. Ein Feind, der wusste, dass ich sie dabei hindern würde. Er nutzte es aus, um mir Schaden zuzufügen. Clever… Doch wie lange noch?
Ich nahm wieder mein Schwert und griff ihn an, doch er wehrte mit seinem Breitschwert ab. Kein Ton von mir. Selbst als die Schmerzen immer schlimmer wurden, machte ich keine Anstalt einen Mucks von mir zugeben.
Dann mit einem Schlag mit meiner freien Hand in sein Gesicht dachte ich für einen Moment, dass ich die Lage wieder im Griff hätte, doch damit lockte ich ihn wohl nur noch mehr in die Offensive. Er hielt nur kurz seine blutige Lippe, bevor er meinen Arm packte und schön fest zudrückte. Selbst da schrie ich noch nicht, auch wenn ich allen Grund dazu hatte.
Grinsend warf mich mein Angreifer gegen die Wand, doch ich stützte mich gegen diese ab und sprang auf den Schwarzäugigen zu. Dieser wehrte meine Attacke erneut mit seinem Schwert ab, bevor er mich mit einer Handbewegung auf den Boden drückte. Somit lag ich auf den Rücken, als ich aus Schock mein Schwert aus den Händen gleiten ließ. Meine Augen weiteten sich, als auch er seine Waffe achtlos auf die Holzbalken warf.
Seine Nähe bereitete mir einen Schauder, als er sich auf meinen Bauch setzte und mir meine Hände über meinem Kopf aneinander kettete. Verdammt… Damit hätte ich rechnen müssen! In letzter Zeit passierten mir aber andauernd Fehler nach dem anderen!
So etwas wäre mir damals nie passiert… Vielleicht verweichlichte ich ja gerade wirklich? Das konnte ja sein…
Dann machte er einiges an Verband von seinem Gesicht, doch nur vom Hals bis zum Mund. Was sollte das denn werden, wenn es fertig war?
Der Fremde beugte sich über mich und seine Lippen berührten meine. Kurz war ich entsetzt über diese Reaktion seinerseits. Dieses Gefühl war ziemlich vertraut, doch andererseits machte es mich unheimlich wütend. Er wollte mir bloß seine Überlegenheit zeigen!
Das hier konnte er auf jeden Fall vergessen! Wütend rebellierte ich, so wie ich nun mal war und trat ihn so in den Magen, dass er gegen die Wand flog. Da meine Hände noch immer zusammengekettet waren, musste ich rückwärts aufspringen, bevor er schon wieder da war.
Schnell rammte ich meinen Ellenbogen in sein Gesicht, bevor ich zu meinem Schwert sprang. Irgendwie musste ich doch diese dummen Ketten abbekommen…
Ich machte Kopfstand, da mich die anderen ebenfalls angriffen. Sofort wirbelte ich mit meinen Beinen umher und alle lagen verletzt auf den Boden. Man konnte mich nun mal nicht aufhalten. So war es schon immer und so würde es auch bleiben!
Ich stand wieder aufrecht und versuchte mit meiner Waffe irgendwie diese Ketten zu zerschneiden, doch sie waren aus Stahl.
Jetzt stand diese ‚Mumie’ wieder vor mir. Anscheinend erholte er sich schnell von meinen Attacken. Aber so etwas erwartete man nun von einem richtigen Gegner.
Seine Augen waren weiterhin emotionslos und ich konnte nicht deuten, was er jetzt vorhatte. Doch dann öffnete sich die Flügeltür, doch als wir dort hinsahen, war da niemand. Okay?
Aber ich konnte dann meinen Partner an einem Seil runterrutschen sehen. Er kam von der Decke? Na ja… Ich wusste ja, dass er verrückt war, aber nicht so. Wollte er jetzt Superman spielen oder was? Das konnte er schön vergessen, denn ich brauchte keine Hilfe!
„Nicht einmal ein paar Männer kannst du in Schach halten.“
Diese Worte von ihm ignorierte ich gänzlich. Darüber konnte ich mir schließlich noch später sorgen machen. Jetzt jedoch mussten wir hier so schnell wie möglich herauskommen, denn ich wusste, dass dieses Flugschiff gleich in tausend Stücke gesprengt würde.
Kaden ging langsam zu mir und richtete seine Pistole auf mich. Wie?! Wollte er das etwa schon die ganze Zeit? Mich nur für seine Drecksarbeit haben und danach eliminieren? Dieser Arschloch von- Verdammt… Und ich konnte nicht einmal meine Hände benutzen.
Ich sah irritiert in diese mysteriösen Augen von Kaden. Was er wohl gerade dachte? Wollte er mich wirklich einfach so aus dem Weg räumen? Bestimmt wollte er den Kristall, den ich bei mir trug. Ja, er spürte die Existenz dieses magischen Gegenstands und dies war mein sicherer Tod.
Als er schoss, hielt ich die Hände hoch und die Kugel trennte die Ketten ab. Perfekter Schuss würde ich sagen, wenn ich nicht wüsste, dass diese Kugel von so einem Idioten stammte.
Er steckte seine Waffe wieder ein und wir liefen los, doch dieser mysteriöse mumifizierte Mann stellte sich uns in den Weg. Dann mussten wir wohl zu härteren Geschützen auffahren.
Ich nahm mein Schwert in die Hand, doch Kaden kam mir zuvor. Er nimmt seine Pistole und richtet sie kalt auf den Mann vor uns: „Geh uns aus dem Weg oder du wirst auch dran glauben müssen.“
Das waren harte Worte und ich hoffte, dass mein Partner diese auch einhielt, denn wir hatten nicht mehr länger als ein paar Sekunden und ich wollte wirklich nicht mit diesen Idioten in tausenden von Stücken gerissen werden.
„Dann schieß doch.“, grinste unser Feind unter diesem Verband, „Ich habe keine Angst vor dir.“
Der Schuss fiel, doch er blieb weiter stehen. Wie ging das denn? Egal, jetzt musste ich handeln!
Somit stürzte ich mich lebensmüde auf den Mumifizierten und rief Kaden zu: „Los, lauf!“
Zögernd tat er es und ich verletzte den Fremden mit meiner Klinge. Bevor dieser noch etwas unternehmen konnte, folgte ich den Braunhaarigen.
Es dauerte nicht lange und ich hatte ihn bereits eingeholt. Wir liefen nebeneinander her. Ich bemerkte die Blicke auf mir, weshalb ich zu ihm sah. Kaden schüttelte grinsend den Kopf: „Denk nicht daran, dass ich dir danke, nur weil du einmal etwas richtig gemacht hast.“
So gesehen war es ja ein Lob von ihm, also wenn ich es nicht missdeutete.
„Gerne doch.“, meinte ich hochnäsig, bevor wir anhielten. Ich blickte um mich herum. Und wie sollten wir eigentlich wieder aufs andere Flugschiff kommen? Ich wusste es nicht und die Probleme häuften sich, da die Mannschaft dieses Schiffes auch noch auf uns zugelaufen kam und hier gleich alles Explodierte!
„Halte dich an mich fest, okay?“
Entsetzt und gleichzeitig sprachlos starrte ich meinen unwiderstehlichen Partner an. Meinte er das gerade ernst? Ich sollte- Nein! Das würde niemals im Leben vorkommen, dass ICH mich an IHM festhielt und ihm dabei zu Nahe kam. Das wäre ja Horror…
Er seufzte, als er bemerkte, dass ich ihn verstört ansah. Seine Augen verdrehten sich genervt, bevor er seine Arme um mich legte und mir ins Ohr flüsterte: „Vertrau mir.“
Seine Nähe machte mich wahnsinnig und mein Herz pochte so laut, weshalb ich verlegen wurde. Hoffentlich hörte er es nicht auch… Widerwillig legte ich meine Arme um seinen Nacken und hielt ihn sehr gut fest.
Wenn mir doch nur eine andere Wahl blieb und wenn er nicht gerade so unwiderstehlich wäre! Was dachte ich da eigentlich?! Er blieb noch immer dieses Ekelpaket, wie zuvor!
Plötzlich sprang er mit mir runter und ich schrie ungehalten in sein Ohr und drückte mich enger an ihn. Verdammt! Sollte das ein Selbstmordversuch sein oder so? Und seid wann schrie ich eigentlich?! Okay… Ich wurde wirklich weich und dass sollte ich unbedingt ändern!
Dann erkannte ich, dass Kaden ein Seil umgriff und mit diesem auf unser Flugschiff zusteuerte. Ich hätte ihn wohl doch nicht so unterschätzen sollen…
Gerade bevor wir beim anderen Flugobjekt ankamen, explodierte es.
Die Sprengkraft war so gewaltig, dass wir bis auf unserem Deck flogen. Reflexartig schloss ich meine Augen. Als ich auf den Boden dieses aufkam, tat es jedoch nicht weh. Irgendetwas schützte meinen Kopf. Aber irgendetwas beengte mich in meiner Bewegungsfähigkeit. Ja, etwas lag auf mir.
Erst als ich die Augen wieder öffnete, sah ich in schwarzweißen Augen und ich wusste, dass er es war, der mich geschützt hatte. Bevor ich mich noch bedankte, fiel mir auf, dass er auf mir lag.
Lange starrten wir uns nur an, bis er seine Hand unter meinem Kopf nahm und langsam aber sicher aufstand: „Alles in Ordnung?“
Seine Besorgnis machte mir zu schaffen. Was war denn auf einmal mit ihm los? Woher kam dieser Sinneswandel? Oder begriff er endlich, dass ich doch zu etwas zu gebrauchen war?
„Ja, klar.“, meinte ich und lächelte sanft, weshalb auch immer.
Der Braunhaarige hielt mir ebenfalls lächelnd eine Hand hin. Irritiert sah ich zwischen ihm und der Hand hin und her. War es etwa nur ein Trick? Aber er rettete erneut mein Leben…
Ich nahm sie an und er half mir hoch. Lange hielt er noch meine Hand, bevor er etwas andere mehr als mir Aufmerksamkeit schenkte. Schnell ging ich seinem Blick nach und erkannte, dass er auf meine Wunde an meinem Arm hängen blieb.
Kaden strich mit seiner rauen Hand über diese, weshalb ich kurz zusammen zuckte. Doch eigentlich nicht vor Schmerzen, sondern vor seiner Berührung. Ich wollte nicht zulassen, dass es mir gefiel, dass er mich berührte.
„Wir sollten sie schnell behandeln. Die Wunde von gestern war zwar lebensgefährlicher, aber die musste man nicht nähen.“
Wie? Stimmt ja! Ich wurde ja gestern verletzt… Aber wo war die Wunde hin? Nirgends war sie zu sehen… Dann sah ich in seine Augen. War er es etwa? Hatte er meine etwa mit seiner bloßen Berührung geheilt? Hatte er mich überhaupt berührt? Ich war verunsichert, aber ich wusste, dass irgendetwas hier vorging. Er bürgte ein Geheimnis, welches ich herausfinden wollte.
Die blonde Frau gesellte sich zu mir, als Kaden selbst einfach vom Außendeck verschwand. Musste er mich immer einfach so irgendwo stehen lassen?! Das fand ich nicht nur unverschämt, es war auch noch verdammt unhöflich.
„Komm mit.“, befahl sie mir und ich folgte dieser zu einem geheimen Eingang, den ich bis jetzt wohl übersehen haben musste. Langsam öffnete sie diese und wir gingen in den Raum.
Dieser war ziemlich düster und man konnte nicht einmal Silhouetten erkennen. Es wurde langsam wirklich interessant. Alles, was ich hier tun musste und alles, was sie von einem verlangten…
Was für einen Sinn es wohl machte, dass sie ausgerechnet mich analysierten und mit sich nahmen? Und wieso warteten sie, anstatt mich gleich zu erledigen? Was waren sie und was wollten sie wirklich?
Alles hatte einen Hintergrund, nur was war das für eine Organisation und nach was genau suchten sie? Es waren keine gewöhnlichen Leute. Nein, sie waren ausgerichtet zu töten und auch zu stehlen. Es war ihre Mission, ihre Lebensaufgabe. Also waren sie Marionetten, oder?
Ich wollte einfach nicht darauf kommen. Aber vielleicht verschleierte mir mein Verstand die endgültige Lösung und die Wahrheit all dessen, was hier hinter meinem Rücken vorging, ans Tageslicht zu bringen.
Doch dann ging das Licht an und ziemlich viele Personen waren in diesem riesigen Zimmer verteilt. Und was sollte das bitteschön für einen Sinn haben?
„Gut gemacht, Tarja.“, kam der Boss an und gratulierte mir zu meiner ersten erfolgreichen Mission. Irgendwie fühlte ich mich hier ziemlich seltsam. Ob sie das bei jeder Mission machten? Das würde mich ja wirklich verstören.
Ausdruckslos und total gefühlskalt ging ich einfach an allen vorbei und ignorierte die Masse, die mich anlächelte, jedoch noch wie zuvor misstraute. Ich öffnete die Tür und betrat den schmalen, doch Licht durchfluteten Gang.
Als ich ihn beschritt, hörte ich Stimmen, die wohl besonnen über mich sprachen. Doch ich wollte nur in das Zimmer, was mir zugeteilt wurde und ein wenig nachdenken, denn es scherte mich einen Dreck, ob man mich hier als gut betrachtete oder nicht. Ich wollte hier sowieso weg, aber erst wenn ich dieses Rätsel über diese Verrückten gelöst hatte.
Dann als ich vor einer Stahltür stand, hörte ich Schritte. Sofort drehte ich mich um und erkannte Kaden, der locker an mir vorbeispazierte. Seine Blicke trafen meine, doch dann umfasste er meinen Arm und ich wirbelte herum: „Was-„
Er unterbrach mich, indem er mich mit ihm zerrte. Ziemlich überrascht, doch auch verwirrt, war ich über diese Reaktion seinerseits. Ich wusste nicht, was er von mir wollte, weshalb ich mich das erste Mal so richtig zurückhielt und es mit mir geschehen ließ.
Als wir an einer riesigen Platinmauer anhielten, legte er seine Hand darauf, als sich diese kurz darauf öffnete. Was er vor sich dabei jedoch murmelte, verstand ich zu meinem Bedauern nicht.
Dann zerrte er mich auch noch in diesen Raum und ich fragte mich, warum er so grob zu mir sein musste. Eben war er doch noch ganz anders, also vorhin. Oder war das bloß eine ausgetüftelte Tat, die mich nur noch mehr verwirren sollte? Nein, Kaden wollte damit anscheinend mein Vertrauen gewinnen, doch das würde er niemals bekommen!
Hinter uns schloss sich wieder diese Mauer und als ich mich umsah, erkannte ich ein Zimmer,
so wie meines. War es etwa seines? Warum brachte er mich zu sich? Was hatte er nur vor?
„Setz dich doch.“, waren die einzigen Worte, die ich von ihm vernahm, da sein Lächeln mich reichlich ablenkte.
Was sollte das hier bloß alles? Einmal so barsch und dann wieder so freundlich? Nein, das konnte ja wohl nicht sein! Vielleicht sollte er sich auf Grund seiner gespaltenen Gefühle untersuchen lassen, denn es war nicht sehr angenehm für andere, die sich mit ihm unterhalten wollten oder eher, so wie ich, mussten, wenn er sich von einem Moment zum anderen so anders benahm.
Schnell befolgte ich seine ‚Bitte’ und nahm auf der Bettkante platz. Der Braunhaarige setzte sich genau neben mir, bevor er meinen verletzten Arm nahm und ihn desinfizierte. Ruhig sah ich ihm dabei zu.
Wir sprachen kein Wort miteinander, während er die Wunde nähte.
Dabei spürte ich nicht einmal die Nadel in meiner Haut, nein, nur seine Berührung.
Kaden bemerkte zwar meine Blicke, aber nicht, dass er mich wahnsinnig machte. Konnte er nicht einmal damit aufhören? Es war nicht meine Art, dass ich so etwas gut fand.
Als er fertig war, blieb seine Hand jedoch noch immer auf meinen Arm und ich verstand nicht, als er mir in die Augen sah. Es war wie ein magischer Moment zwischen uns.
Aber dann geschah es. Kaden löste diesen unendlichen Moment auf und stand einfach auf.
Irritiert beobachtete ich jeden seiner Bewegungen. Er konnte einem wirklich verschrecken, wenn er die ganze Zeit so hin und her lief, aber ich rollte nur meine Augen. Egal, was er damit bezwecken wollte, es würde eh nichts bringen.
Genervt stand ich auf, weshalb sich seine Blicke wieder auf mir befanden. Vielleicht sollte ich jetzt einfach von hier verschwinden? Ich hatte nämlich keine Lust, dass er mir weiter zu schaffen machte. Außerdem wollte ich doch noch nachdenken und etwas herausfinden.
„Was hast du?“
Das fragte er gerade mich? War das etwa sein ernst?!
Ich schüttelte den Kopf und wollte gerade geräuschlos gehen, als er mich an der Schulter festhielt und umdrehte, bevor er mich in seinen Armen schloss. Meine Augen weiteten sich. Was sollte das denn jetzt?
Langsam schloss ich meine Augen und genoss diese Umarmung. Noch nie hatte man mich einfach so in den Armen genommen. Für mich war es ein neues Gefühl und ich fühlte mich befreiend. So, als hätte ich es gebraucht.
Doch als ich dann wegen eines Windhauches meine Lider wieder öffnete, stand ich alleine in seinem Zimmer und ich verstand wirklich gar nichts mehr.
Wo war er so plötzlich hin? Oder hatte ich mir das alles nur eingebildet?
Ich wusste es nicht, aber ich sollte so schnell wie es ging, aus diesem Zimmer verschwinden.
Somit lief ich aus Kadens Zimmer und gerade, als ich die Tür hinter mir schloss, spürte ich Blicke auf mir ruhen, doch ich ignorierte sie und beschritt in Höchstgeschwindigkeit die Meter, die ich zu meiner Ruhe überqueren musste.
Erst als der Raum geschlossen war, konnte ich endlich wieder klare Gedanken fassen. Ja, diese Gruppe von Leuten war nicht normal, das wusste ich ja schon, aber so wie diese Verbrecher tickten, glaubte ich eher, dass sie Roboter waren. Aber ein Herz hatten sie, oder? Aber sie waren auf jeden Fall keine Menschen. Ja, ich benahm mich auch eher wie eine Kampfmaschine, aber diese Fremden waren mir zu gefühllos, als dass es sich um Menschen handeln könnte. Sie kämpften und beschwerten sich nie…
Außerdem wusste ich nicht, was genau Kaden stehlen musste und dieser Mann, der mich küsste… Wer war er?! Woher kannte ich ihn bloß? Und was hatte ich bloß mit alldem zu tun?
Also es musste sich um diesen Kristall handeln, aber was genau wollten sie mit diesem? Ich wusste ja nicht einmal, was er wirklich bezweckte, nur dass er magisch war.
Und wenn ich diese kleine Puzzlezeile, die ich noch nicht gefunden habe, zusammenfügen würde, dann würde alles viel besser werden, das wusste ich.
Ich sah mir den perlweißen Kristall an, in der Hoffnung, dass dieser mir etwas verriet, doch ich wusste, dass dies niemals der Fall war. Er glitzerte und strahlte nur so und dachte ich wieder an dich. Du, den ich wegen diesem Edelstein verlor.
Warum hattest du es geschützt, Darian? Ich verstand einfach nicht, warum du nur für dieses kleine Stück dein Leben geopfert hast. Du starbst, weil der Kristall den Besitz von dir eingenommen hatte. Du wurdest ein Schatten deiner selbst. Und ich konnte nicht einmal etwas dagegen tun. Da ich nicht wusste, wo du warst.
Als ich kam, warst du schon voller Blut und ganz allein. Die letzten Worte, die ich von dir vernahm und diesen Kristall, den du mir vermachtest, war ein Zeichen dieser Magie, die von dem Edelstein hier ausgingen. An diesem Tag veränderte sich mein ganzes Leben und ich trug die Erinnerungen immer mit mir.
Aber jetzt sollte ich von vorne beginnen, ja, jetzt wollte ich alles besser machen.
Ich hatte endlich begriffen, dass wir niemals sein würden. Ich würde dir niemals wieder sehen.
Du warst der einzige Grund, der mich belebte, ein Grund, warum ich mich nicht in den Tod stürzte und jetzt war ich eine Frau, die alles tat, was ihr aufgetragen wurde. Wie die Zeit hier drinnen doch verrannte. Ja, alles zog an mir vorüber, während ich nur an dich dachte.
Dann als ich etwas vernahm, packte ich sofort meinen wertvollsten Besitz weg und sah auf, als ich das Essen roch, was man mir auftischte. Die blonde Frau war wieder hier und lächelte mich nur kurz an, bevor sie verschwand. Ich sah nur auf dieses falsche leckere Essen herab und blies meine Gedanken fort. Ich dachte nicht und starrte nur auf das Tablett vor mir.
Erst jetzt wurde mir so richtig klar, dass ich niemals mehr dein Gesicht sehen würde. Du warst nun mein ganzes Leben weg und ich fühlte mich zum ersten Mal ganz allein.

Ich ging den schmalen Gang entlang und zu einer der nicht verschlossenen Türen, wo ich hineinmarschierte. Dort legte ich meine Sachen ab und ging in die Dusche. Ich war jetzt schon eine Woche hier und morgen würden wir in die Stadt gehen, um unsere zweite Mission zu vollstrecken. Wer weiß, was ich jetzt tun musste. Noch schlimmer als letztes Mal ging es gar nicht.
Gedankenverloren stellte ich das warme Wasser an und ließ meine Gedanken dahin schwinden. Ich bemerkte gar nichts mehr um mich herum, bis ich vor mir schwarze Augen sah. Kurz schreckte ich auf, doch als ich um mich fuhr, war niemand hier.
Irritiert stellte ich die Dusche ab und trocknete mich ab.
Schwarze Augen… Ja, dieser Typ hatte glanzlose ganz schwarze Augen. Ja, Kaden hatte auch ziemlich seltsame Augen, aber diese waren nicht so matt und auch nicht so ausdruckslos.
Es war so, als wenn dieser Fremde kein Herz besaß. Ja, er hatte keine Gefühle…
Und doch küsste er mich. Dieser Augenblick erinnerte mich an Darian. Aber auch bemerkte ich in diesem Moment, dass mein Feind doch in seinem tiefsten Innern Gefühle hatte, auch wenn er sie nicht zeigte und ich kannte diesen Mann. Er lebte sicherlich in meiner Umgebung. Dieser Mann kannte mich in und auswendig und nur ein Datshibewohner kämpfte so.
In Trance zog ich mir ein schwarzes, kurzärmliges Top und eine knielange, schwarze Jeans an. Meine kurzen, schulterlangen Haare binde ich mir zu einem Zopf, bevor ich mir meine Waffen gut in meinen Strümpfen, in meiner Seitentasche, in meinen Armstulpen und unter meinem langen Top, an einem Gürtel, verstaute. Als ich mein festes Schuhwerk anbekam, war ich fertig, doch im Innern machte es mich fertig. Warum auch in Zivil?! Ich hasste es, wenn ich, dass was ich war, verstecken musste.
„Bist du bald fertig?“
Eine dunkle Stimme und ein Klopfen ließ mich zurück im Hier und Jetzt befinden. Ich musste schlucken. Diese Stimme erkannte ich nur zu gut!
Seufzend zupfte ich alles zu Recht und öffnete die Tür mit einem Ruck gänzlich, als ich bereits vor meinem Partner stand. Seitdem er mich umarmte und einfach so verschwand, sahen wir uns nicht mehr, doch meine Wut zu ihm wuchs von Tag zu Tag, obwohl ich keinerlei Grund dazu hätte, wenn er mir nicht das Gefühl der vollkommenen Unterwürfigkeit bieten würde. Ja, durch seine Handlungen fühlte ich mich so schrecklich.
Ich zeigte ihm meine Gefühle, sowie meine Zerbrechlichkeit. Warum musste ich vor ihm auch immer nur so schwach sein?! Immer wenn ich ihn sah, begann ich Fehler, welche ich hätte reduzieren können, wenn ich nicht ständig von seiner Anwesenheit abgelenkt wäre! Sagte ich das gerade wirklich?! Gab ich gerade wirklich zu, dass er mich anzog? Warum musste das alles nur geschehen?
Mit einem ausdruckslosen Blick mogelte er sich an mir vorbei, wobei er meine Schulter streifte. Er stiftete durch seine Reaktionen reichlich Verwirrung. Manchmal tat Kaden so nett und dann war er wieder dieser Eisklotz, den ich am Liebsten gleich erschießen würde!
Außerdem vergaß ich ganz dabei, dass ich von hier flüchten wollte! Genau! Ich sollte mich jetzt nur darauf konzentrieren!
Sobald wir in der Stadt allein wären, würde ich im passenden Moment abhauen!
Es war bloß kein guter Plan, denn der enthielt keine sonderlichen Informationen, was ich machen sollte, wenn Kaden oder jemand anderes mich wieder einfängt. Aber es gab keine andere Option, die ich in Betracht ziehen konnte. Es war meine einzige Chance, die ich unter jedem Preis nutzen würde!
Dann packte mich mein Partner auf einmal an meinen Hüften und schob mich aus dem Raum und bevor ich noch protestieren durfte, schloss er die Tür, vor meiner Nase, einfach zu. Anscheinend war er im Moment wieder der Eisklotz. Na, super!
Plötzlich stockte mein Atem, als mir etwas einfiel. Meine Augen weiteten sich vor Schreck und ich schluckte heftig. Wie blöd konnte ich eigentlich sein?! WIE nur?! Jetzt hatte ich doch wirklich vergessen, den Kristall mit mir zu nehmen! Diese Dummheit sollte man bestrafen, wenn man es in diesem Moment nicht tat. Was, wenn er ihn fand?! Was, wenn Kaden den Kristall an sich reißen würde?! Was, wenn ich jetzt einfach ins Badezimmer spazieren würde und den Kristall- Nein, Tarja! Du willst ihn ganz sicherlich nicht unbekleidet sehen! Obwohl- NEIN! Verdammt! Wieso musste ich schon wieder von diesem Kerl so abgelenkt sein, dass ich meine Aufgabe vielleicht sogar gefährdete!
Kurz holte ich tief Luft, bevor ich meine Hand auf die Türklinke legte und diese langsam runterdrückte, bevor ich einen Spalt öffnete und lugte, ob die Luft frei war. Die Dusche lief. Ich hatte Glück, dass er bereits den Duschvorhang zugeschoben hatte. Es wäre sonst peinlich gewesen. Erst zu diesem Zeitpunkt schlich ich mich zum Handtuch und suchte überall nach meinem Schatz, doch nirgendwo war er zu sehen, weshalb ich total in Panik geriet. Dabei wollte ich heute endlich einmal flüchten und jetzt kann ich nicht, da man mir meine Lebensaufgabe entzogen hatte!
Ob er es bei sich trug?! Nein, Tarja! Dir würde es sicher gefallen, ihn dir nackt anzusehen, aber es darf jetzt nichts dazwischen kommen. Duschte er so heiß oder war nur meine Körpertemperatur drastisch gestiegen?! Meine Fantasie spielte mir gerade einen Streich, den ich nur zu gerne genoss, doch dann zuckte ich zusammen, als ich kein Geräusch mehr vernahm. Als ich mich jedoch umsah, ging es wieder an und ich beruhigte mich allmählich.
Somit nahm das Suchspiel seinen Lauf, bis ich, zu meinem Bedauern, ein kleines Ornament, was auf einem Waschtisch stand, einen kleinen Stoß erteile und es somit umwarf. Anscheinend kam ich langsam auf dem Geschmack, mich selbst immer in Probleme zu verwickeln. Vielleicht hatte ich auch bloß einen Komplex, den ich seit seinem Tod immer mit mir trug, aber daran wollte ich nun wirklich nicht denken!
Der laute Aufprall ließ mich erstarren. Warum hatte ich eigentlich Angst um mein Leben?! Seit wann fürchtete ich mich vor dem Tod? Tse… Ich würde wirklich zu weich werden, wenn ich noch länger hier blieb!
Doch in diesem Augenblick hatte ich viel schwerwiegendere Probleme, als mich mit mir und meinen Gefühlen zu beschäftigen. Ich musste den Kristall finden! Es war sein letztes Andenken, nur dafür starb er! Und ich würde es in Ehren halten, sobald ich es natürlich wieder sicher in meinen Händen wüsste.
Als die Dusche NOCH immer weiterlief, konnte ich mich in Sicherheit wiegen. Schnell kniete ich mich hin und hob die Scherben geräuschlos einzeln auf. Es war eine mühsame Arbeit und vor allem, als ich mich an eine dieser leicht verletzte. Sofort fing es zu bluten an. Na, das hatte mir auch noch gefehlt!
Gerade als das Blut auf den Boden tropfen wollte, fing es ein Finger auf. Sofort zuckte ich zusammen, als ich bemerkte, wem dieser Körperteil gehörte.
„Du bist verletzt.“, hörte ich seine sanfte Stimme an meinem Ohr. Es kitzelte und brachte mich widerwillig zum Lächeln. Jetzt war er wieder der Kerl, der mich einfach wahnsinnig machte!
Seine Hand strich vorsichtig über die Wunde, bevor er ein trockenes Tuch an den offenen Schnitt drückte. Nach einem kleinen Moment hörte die Blutung auf und erst jetzt bemerkte ich, dass er lediglich ein Handtuch um seine Hüften gebunden hatte. Anscheinend misslang meine Aktion hundertprozentig! Es war mir so peinlich, dass ich nicht unbemerkt blieb. Kaden sollte doch nicht herausfinden, dass ich mich hier aufhielt, um meinen Kristall zu finden!
„Tue so etwas Unüberlegtes nie wieder.“
Schien es nur so oder war er um mich besorgt?! Ich wollte und konnte es einfach nicht glauben! Dabei bemerkte ich seine Nähe. Ja, sein Gesicht war verdammt nah an meinem und er kam immer näher, doch dann zerstörte ich es mit einem Nicken. Ein leichtes Nicken reichte ihm aus, dass er sofort wieder zum ausdruckslosen und gefühlskalten Killer wurde. Seinen Blick hätte mich töten können, wenn so etwas möglich wäre.
Dann stand er auf und ich tat es ihm nach, doch misstraute ihm. Sein Schweigen verriet ihn. Er wusste, warum ich hier war. Kaden wusste von diesem magischen Gegenstand, der in meinem Besitz war. Also war er nur an meinem Besitz interessiert, so wie ich es mir dachte?!
Der Braunhaarige drehte sich von mir weg und begutachtete sich im Spiegel: „Was willst du eigentlich hier, kleine Spionin? Hast du nichts Besseres zu tun, als zu spannen?“
Meine Kinnlade fiel herunter. Das sollte doch nicht sein ernst sein, oder?! Er dachte doch wirklich, dass ich nur wegen ihm- Schwachsinn! Niemals! Na gut, ein wenig… Aber das war in diesem Moment nebensächlich.
Eine unbändige Wut kam in mir auf, was ich zu unterdrücken versuchte. Ich biss mir auf die Unterlippe, bis sie blutete und ballte meine Hände zu Fäusten. Er konnte mir doch tatsächlich noch in diesem Moment zu verstehen geben, dass ich meine Wut noch steigern konnte! In seiner Gegenwart ging wohl alles! Aber eigentlich sollte es mir ja leicht fallen, es zu unterdrücken. Die Betonung lag bei eigentlich.
Wegen meinem inneren Groll gegen ihn, kam ich nicht dazu, ihn zu vermitteln, dass er ein unverschämtes und selbstverliebtes Arschloch war! Ohne ein weiteres Wort zog er sich einfach an und ignorierte mich gänzlich. Diese ganzen schlechten Eigenschaften konnte auch nur er besitzen, dachte ich mir, als ich mir seinen Hintern genauer betrachtete und musste mir eingestehen, dass er wirklich unwiderstehlich war. Doch sofort stieß ich die Gedanken beiseite und versuchte mich weiterhin zu konzentrieren, was mir nur schwer gelang. Wer konnte denn auch seinen Blick von so einem Mann abwenden?! Schon wieder diese verdammten Gedanken!
„Beeil dich, ich werde nicht auf dich warten.“, waren seine letzten Worte, bevor er mich im Bad allein ließ. Kurz knurrte ich zornig, bevor ich mir, nichts ahnend, ein nasses Handtuch aufhob. Eigentlich wollte ich es um mich werfen, doch dann erhaschte ich den wundervollen Kristall, den ich sofort darauf einsteckte. Also hatte er ihn doch nicht… Und ich war mir da so sicher!
Als ich dann zum Hauptzimmer lief, waren dort bereits alle versammelt. Ihre Blicke fielen auf mich und ich verdrehte meine Augen, da es mich erinnerte, wie ich hier genauso damals von allen angestarrt wurde und sogar dieses verdammte Formular unterschreiben musste!
„Ich denke euch daran, dass diese Mission äußerst wichtig und diskret ist. Ihr dürft ihnen kein Grund zum Misstrauen oder zu euren Gefühlen lassen, verstanden?“
Kaden, der plötzlich neben mir stand, nickte sofort, weshalb alle Aufmerksamkeit mir galt, doch ich verstand nicht wirklich.
„Was denn?“, wurde ich schnippisch, „Denkt ihr etwa, dass ich euren schönen Plan zunichte mache?! Tse, als wenn ich direkt ins Grab wandern wollte!“ Natürlich war jedes Wort davon erstunken und erlogen. Um jeden Preis wollte ich die Mission ruinieren und mich in einem günstigen Moment vom Acker machen!
Es gab noch ein paar Hinweise, die ich jedoch nicht befolgen würde, da ich ja noch immer fliehen wollte! Sie langweilten mich mit ihren Vorschriften und sonstigen Sätzen, die ohne jegliche Bedeutung waren. Erst als wir den Befehl erteilt bekamen, uns, wie beim letzten Mal, in die kleine Kabine zu quetschen, war ich wieder bei der Sache und konzentrierte mich.
Sobald wir freie Bahn hätten, könnten wir vom Flugschiff springen und uns in die besagte Stadt begeben. Von dort aus müssten wir dann alleine zu Recht finden.
Seine Blicke, die er mir regelmäßig zuwarf, gefielen mir überhaupt nicht und lenkten mich ab. Dabei konnte ich diese gerade nicht gebrauchen, denn ich musste meine ganze Konzentration meinem Fluchtplan zuwenden, sonst tat ich nachher etwas, was ich zutiefst bereuen würde.
Ich freute mich, als sich das Tor endlich öffnete und wir sofort raus sprangen. Die Tiefe war unergründlich, doch versuchte ich mir das letzte Fünkchen Verstand, was ich plötzlich hegte, auszutreiben. Es gab sowieso keinen Weg zurück.
Als ich irgendwann Bäume und den Asphalt erkannte, war ich sehr froh, denn langsam zweifelte ich an meinem Überleben aus dieser Mission, die mich bereits alle Nerven kosteten, obwohl sie gerade erst anfing.
Als wir Beide auf unseren Füßen landeten, richteten wir uns erst einmal auf, bevor ich erkannte, dass wir uns mitten in einem Wald befanden, dieser jedoch völlig mit Straßen überwuchert war. Anscheinend befanden wir uns nahe einer Großstadt, in der wir wahrscheinlich unsere Aufgabe erfüllen sollten.
Wortlos schritt Kaden voraus und ich folgte ihm schweigsam. Was er wohl hatte, dass er auf einmal so ruhig war? Vielleicht wieder einer seiner Phasen? Er war halt ein hoffnungsloser und komplexer Fall.
Eine Weile gingen wir, bis wir vor dem Eingang der Stadt standen. Meine Befürchtung bewahrheitete sich, indem ich auf dem schimmernden, stählernen Eingangsschild den Namen der Stadt erkannte. Es handelte sich bei dieser um die Hauptstadt dieses Landes. Sie hieß ‚Geovia’ und war berühmt für ihre Vielfältigkeit an Lebewesen, die hier innewohnten.
Sie war die Schönheit aller und die Bedeutung des Friedens und der Harmonie, doch dies war alles einmal. Ein Krieg stand nahe, dass wussten alle, doch niemand tat etwas dagegen und ich hatte wichtigeres zu tun, als alle zu retten, denn dieser Kristall und mein Leben waren mir wichtiger als alles andere!
Was wollten wir nur in einem Ort, wie diesen, wo das Verbrechen an Tagesordnung stand?! Wollten sie mich etwa hier beseitigen oder wollten sie jemand anderes hier erlegen? Anderes konnte ich mir nicht vorstellen. Vielleicht lag es aber auch nur an meiner pessimistischen Einstellung oder auch an meiner zu hohen Fantasie. Meine Intelligenzquote schien jedoch begrenzt, denn spätestens in diesem Augenblick hätte ich mir denken können, was darauf geschah.
Verschiedene Lebewesen begegneten uns und bei manchen glaubte ich wirklich meinen Augen nicht, da ich nicht vermochte, an ihre Existenz zu glauben. Der Anfang der Stadt war wundervoll hell und gepflegt, doch in dem Teil der Stadt, wo wir hingelangten, gab es nur das Grauen und die Dunkelheit herrschte hier. Es war ein seltsames Gefühl hier zu sein, doch irgendwie machten mir manche bedrohlichen Blicke, die die verschiedensten Personen mir zuwarfen, nichts aus. Es störte mich nicht, im Gegenteil, mein Kampfgeist wuchs mit jedem Augenblick und ich hatte den Drang Blut an meiner Klinge wegzuwischen.
Dann dachte ich wieder an meinen Auftrag und musste leicht grinsen. Jetzt war es soweit, jetzt sollte sich mein zukünftiges Leben entscheiden. Ja, jetzt sollte sich alles verändern.
Mein Partner und ich gingen tiefer in den dunkelsten Abschnitt der Stadt und warteten auf den entscheidenden Moment. Was wir hier genau taten, blieb mir zwar vorerst ein Rätsel, doch mittlerweile war mir alles egal. Mein Entschluss stand schließlich fest, ich würde in einem passenden Moment eh von hier verschwinden und mich und den Kristall in Sicherheit bringen.
Ja, es war meine einzige Chance, auch wenn ich noch einige ungeklärte Fragen hätte, doch diese Geheimorganisation würde mir so oder so nichts verraten. Somit beließ ich es einfach dabei.
Diese Kleidung, die ich trug, war zwar nicht die meine, doch sie passte sich meiner Haut perfekt an. Mir schmerzte nichts, obwohl ich diese Art der Freizeitklamotten nicht so sehr bevorzugte und nicht gewohnt war.
Kaden lief mir noch immer voraus, als wäre er ein Roboter, sowie bei unserer letzten Mission und es nervte mich, uns stundenlang anzuschweigen. Am Liebsten würde ich ihn zum Reden zwingen, doch ich wüsste nicht wie, er war mir schließlich um Einiges voraus.
Langsam wurde ich ungeduldig und so wütend, dass ich ihn am Liebsten würgen würde.
Warum erzählte man mir nichts über unsere Mission?! Warum hielt man sie vor mir geheim? Wollten sie mich beseitigen? Erhielt sie für mich eine Gefahr? Dass ich ihnen nicht traute, wussten sie doch, oder? Warum entnahmen sie mir dann nicht meine Waffen? Wollten sie mir etwa eine Fluchtmöglichkeit bieten oder erwarteten mich hier irgendwo Scharfschützen, die mich mit ihren Patronen durchbohrten? Wieso nervte es mich eigentlich so?
Langsam schien ich wirklich in meinen Gedanken zu quengeln. Immer dachte ich nur daran, wieso nur? Ja, ich könnte sterben, aber ich lag es doch auch darauf an, nicht wahr?
Er blieb einfach so vor mir stehen, weshalb ich mit meinem Kopf gegen seinen Rücken lief. Ja, dass passierte natürlich nur mir.
Als ich mich neben ihm gesellte und ihn wütend ansah, redete er mit jemand, dessen nicht ich war: „Wir haben es.“ Was hatte er?
Irritiert musterte ich die beiden Gestalten vor uns. Beide besaßen schwarze Kutten und ihre Gesichter waren mit weißen Bandagen bedeckt. Ein flaues Gefühl stieg in mir auf. Es erinnerte mich an den Angreifer von der letzten Mission. Dieser trug auch eine Maske, obwohl dieser mich von meinem alten Dorf her kannte, da war ich mir sicher.
Diese benahmen sich aber anders, als dieser Fremde von damals. Ihre Augen waren weiß wie eine Perle und nicht eine Ader zeichnete sich in diesen ab. Es machte sie zu unmenschlichen Wesen und ebenwürdigen Gegnern, auch da war ich mir ziemlich sicher.
Moment- Wollte ich nicht eben noch flüchten? Ich glaubte, dass ich meine Chance vertan hatte und dem war auch so.
„Dann zeigt mal her.“
Kurz darauf zeigte mein Partner ihnen ein kleiner glitzernder Kristall, den ich nur anstarren konnte. Nicht nur ich besaß eines dieser Edelsteine, er auch! Und jetzt wollte er es ihnen geben, wieso?!
Ich verstand wirklich gar nichts mehr, als er den Beiden diesen Schatz überreichte, doch, nur einen Augenblick darauf, lagen die Beiden leblos auf dem Boden. Sofort blickte ich um mich, als auf einmal Kaden meine Hand nahm und mich mitzog: „Komm!“
Ohne ein weiteres Wort liefen wir zusammen den Asphalt entlang und machten uns aus dem Staub. Zwar wusste ich nicht wirklich, was eben geschah, doch Gefahr lag in der Luft, weshalb wir einfach weiter rannten.
Nach einer Weile waren wir wieder im Wald, vor der Stadt, wo bereits das Flugschiff auf uns wartete. Die Blondhaarige warf uns ein Seil zu, doch ich begutachtete es nur skeptisch. Ein Seil für uns Beide?! Wollte sie mich um den Verstand bringen?!
Plötzlich spürte ich seine Arme um meinen Körper, bevor er das Seil in Beiden Händen nahm. Auch ich hielt es fest, bevor man uns hochzog. Seine Nähe machte mich wahnsinnig und erstrecht seinen Atem auf meiner Haut, wobei sich meine Nackenhaare aufstellten.
Als wir dann oben auf dem Außendeck ankamen, entfernte sich mein Partner sichtlich schnell von mir, weshalb auch immer, bevor ich mich umdrehte und in Kampfposition ging.
Dort standen einige von der Gruppe, die mich damals verfolgten und Kaden mich vor ihnen retten musste. Was machten die hier?!
„Konntet ihr uns nicht direkt erschießen?“, fragte der Braunhaarige zwei der Männer, die ihn angrinsten. Sie gehörten ebenfalls zu diesen Idioten, die mich umbringen wollten!
„Ach was, Kaddy“, lachte der Größere von Beiden, bevor er meinen Partner auf die Schulter klopfte, „Ein bisschen Risiko gehört doch zum Leben dazu, nicht wahr?“
Irritiert runzelte ich die Stirn. Was ging hier denn vor?! Dass sie sich kannten, war ja kein Geheimnis mehr, aber dass sie zusammenarbeiteten, machte mir zuschaffen. War das etwa alles ihr Plan?! Wollten sie mich schon damals nur in die Geheimorganisation aufnehmen und wollten mich testen?! Nein, oder?
„Nenn mich nicht so!“, stritt er mit dem Fremden energisch. So aufgebracht hatte ich ihn ja noch nie erlebt! Ob Kaden in Wirklichkeit immer so war und reagierte? Wäre er so bei mir, dann würde ich viel mehr Spaß an diesem Leben mit diesen misslichen Umständen haben!
Als er dann aufgab, wendete er sich der Agentin zu, der ich immer noch nicht vertraute: „Hast du es?“
„Klar, was denkst du von mir?“, meinte sie arrogant, bevor sie grinsend uns den gestohlenen Kristall präsentierte, „Hier ist er.“ Was wollten sie bloß mit diesen Kristallstücken? Edelsteine könnten sie doch genug bekommen, wenn sie Diebe ausrauben würden! Was hatten sie nur vor und was hatte das mit mir zu tun?!
„Tut mir leid, Süße“, fing dieser schwarzhaarige Macho an, der eben schon Kaden zur Weißglut brachte, „aber es war nun einmal mein Auftrag, dich grob zu behandeln.“
Klar, grob! Ich musste mir ein Lachen unterdrücken. Der Satz hätte von mir stammen können, schließlich hatte ich viele von ihnen erledigt und ihnen so einige Probleme bereitet. Er war bestimmt schwach!
Seine Augen waren bernsteinfarben, die etwas Gefährliches verbargen. Noch einen mehr, den ich nicht trauen konnte. Seine pechschwarzen Haare waren kurz und ziemlich zerzaust, doch erst jetzt bemerkte ich das Problem bei meiner Kalkulation seiner Schwäche, denn seine ganzen Muskeln, waren bestimmt nicht nur als Schau gedacht. Dieser Fremde trug eine Kampfrüstung, die seine Muskeln nur noch mehr zur Geltung brachten. Wollte er mit denen angeben, oder wie?
Der andere war ebenso ein Muskelprotz, doch dieser hatte weißes, taillenlanges Haar, was er sich zu einem Zopf band. Seine Augen glichen einem Regenbogen, welches in meinen Augen weh tat und sich ständig drehte. Auch er trug eine silberne Kampfrüstung.
Ein abschätzender Blick reichte, bevor ich mich zum Gehen wendete.
„Willst du nicht einmal unsere Gründe anhören?“
„Mir egal.“, meinte ich genervt und ging einfach an ihnen vorbei, zum Eingang ins warme Nest, wie ich es bereits bezeichnen durfte. Hier kam ich, zu meinem Bedauern, eh niemals mehr weg!
Als ich in meinem Zimmer ankam, schloss ich erstmals den Eingang meines Raumes, bevor ich kurz einmal tief Luft holte. Diese Situation brachte mich zum Ausbruch meiner Gefühle. Wenigstens zeigte ich niemanden diese, damit sie nicht einen Grund fanden, mich zur Strecke zu bringen!
Somit legte ich mich mit dem Rücken aufs Bett und verschränkte meine Hände hinter meinem Kopf. Dabei sah ich meine weiße Decke an und konnte mich nur noch fragen, warum ich wirklich so dumm war und mich in die Falle begab!
Die Tür öffnete sich und eine fremde Agentin trat ein: „Der Boss verlangt nach dir.“
Ihre schulterlangen Haare waren violett und ziemlich außergewöhnlich. Ich versuchte mir diese Verblüfftheit nicht anzumerken, doch es gelang mir keineswegs.
Ein kurzes Nicken reichte aus, damit sie wieder verschwand.
Nicht einmal eine Sekunde der Ruhe gab man mir, aber vielleicht war es halt mein Schicksal genervt zu werden. Somit stand ich nun wieder auf und begab mich unweigerlich zum Hauptzimmer auf. Als ich das Tor öffnete, stutzte ich etwas, da sich niemand außer dem Blonden, der sich jedoch dem Fenster zuwandte, in diesem befand.
„Tritt ein.“, befehlte er nur, was mich ein wenig verwirrte. Sonst waren doch alle zur Sicherheit anwesend oder vertraute er mir jetzt vollkommen?! Nein, das konnte nicht sein, oder? Ich spann mir da bestimmt nur irgendetwas zusammen, versuchte ich mich zu beruhigen.
Als sich der einzige Ausgang hinter mir schloss, wurde ich schon leicht nervös, doch dann verstrich diese mir, als er sich mir zudrehte. In seinen Augen steckte eine Menge an Besorgnis, was ich so gar nicht von meinem Chef gewohnt war. Sonst war er doch hier der harte Kerl!
„Ich muss dich um einen Gefallen bitten, nur du kannst ihn erfüllen.“
Langsam trat ich näher und versuchte es zu verstehen, doch irgendwie blickte ich bei ihm nicht mehr dahinter: „Wieso ich? Sie wollten mich doch sogar umbringen und ich will nur von hier weg, Sie wissen das doch!“
Kurz schwieg er, doch dann bedeutete er mir, dass ich mich hinsetzen sollte. Somit nahm ich auf einem edlen Barockstuhl platz und wartete, bis auch er sich hinsetzte. Erst dann sprach er sich aus und erzählte mir erstaunliche Dinge, die mir bisher verborgen blieben.
„Zuerst einmal sollten wir uns nicht siezen, denn die Sachen, die ich dir erzähle, dürfte ich dir als dein Boss nicht. Nenne mich bitte Allen.“
Ein Nicken reichte ihm als Antwort aus, um fortzufahren: „Damals, als ich noch jung war, herrschte Frieden auf dieser Welt, doch mit der Zeit änderte es sich und das Ende der Welt stand nahe, doch dann tauchte, wie aus dem Nichts, eine besondere Frau auf, die unseren Planeten mit ihrem Leben heilte. Sie wurde zu einem riesigen, weißen Kristall, der sich im Center von der Hauptstadt dieses Landes befand. Er war heilig und man verehrte ihn, doch dann tauchte ein Mann auf, der diesen berührte und, durch seine Macht, brach dieser Edelstein in sechs Hälften. Diese haben sich überall hin verstreut und eines behielt er selbst, doch durch dieses Zerbrechen brach auch der Frieden und das Bestehen der Welt.“
„Und was hat das mit mir zu tun?“, wollte ich wissen, doch er schüttelte den Kopf und lächelte jetzt etwas.
„Nicht so stürmisch. Lass es mich doch erklären. Dadurch habe ich diese Organisation gegründet. Wir suchen nach diesen Kristallstücken und haben bereits drei, aber zwei fehlen uns noch immer. Eins ist schließlich in deinem Besitz und es ist deine Sache, was du mit diesem anfangen willst. Die Zeit schwindet und wir müssen unbedingt diese zwei vor unseren Feinden finden. Die Sage besagt, dass eine Frau, die so stark und gefühlvoll zugleich es schaffen wird, diesen Planeten erneut vor ihrem Sterben zu bewahren.“
Langsam begriff ich und es war mir klar, warum mein Geliebter im Besitz dieses Stückes war, denn er schien es gewesen zu sein, der diesen Kristall in seinem Besitz sichern wollte. In Wirklichkeit war er schon immer ein Narr und das blieb auch so, bis zu seinem Tod und dieser kam bereits. Aber wer waren dann unsere Feinde?! Ob Allen es wusste?!
„Tarja, du fragst dich sicherlich wieso wir dich so gut kennen, nicht?“, fing der Blonde spannend an, „Du bist das lebende Vermächtnis von jene, die sich für uns opferte. Ja, du bist die Nachfahre von der Frau, die sich in einem Kristall verwandelte.“
Meine Kinnlade klappte herunter und meine Augen weiteten sich vor entsetzen. Meinte er das ernst?! War es wirklich sein ernst gewesen?!
„Aber das ist nicht mein Problem, sondern das ich hörte, dass sich Feinde unter meinen Agenten befindet. Es ist bisher nur eine Vermutung, aber sie wissen immer genau wo wir sind und das können sie sonst nicht herausfinden. Mein Befehl, nein, viel mehr ist es eine Bitte, bitte beobachte und beschatte jeden, okay? Ich weiß, dass es dir unmöglich erscheint, doch du bist die Einzige, nur dir kann ich noch vertrauen, schließlich bist du ihr Nachfahre.“
Kurz verstummte ich, doch dann stand ich auf und nickte entschlossen: „Natürlich werde ich dir helfen und alle gut ins Visier nehmen. Jeder, der mir verdächtig vorkommt, werde ich dir berichten. Du kannst dich auf mich voll und ganz verlassen. Ich werde nicht zulassen, dass man unsere Heimat gnadenlos zerstört.“
Mit diesen Worten ließ ich ihn allein und fing sofort mit meine Arbeit an.
Jeder, der an mir vorbeikam, begegnete ich mit skeptischen Blicken. Eigentlich könnte es jeder aus diesem Laden sein! Sie benahmen sich doch alle gleich gefühllos!
Doch dann erkannte ich Kaden und musste schlucken. Unsere Augen trafen sich, weshalb ich beschloss, auf ihn zuzugehen. Als ich vor ihm stand, blieb ich stehen und begrüßte ihn freundlich, weshalb dieser mich nur verwirrt ansah.
„Was machst du hier eigentlich?“, grinste der Braunhaarige plötzlich neugierig, „Du beobachtest die Leute, als hättest du etwas vor.“
Irgendwie war es schon seltsam, wie er sich mir gegenüber benahm. Eigentlich glich sein Verhalten jener anderen hier, doch nicht in so einem Augenblick wie jetzt. Sein Grinsen ließ mich Misstrauen erfassen. Was, wenn er es war? Was, wenn dieser Mann der Spion war?!
„Hab auch etwas vor.“, meinte ich nur geheimnisvoll, als ich einfach seine Hand nahm und ihn mit mir zog. Kaden durfte kein Spion sein! Er durfte es einfach nicht! Bei dem Gedanken zog sich mein Herz krampfhaft zusammen.
Als wir in meinem Zimmer ankamen, schloss ich die Tür und legte meine Lippen auf seine. Zuerst zögerte er ziemlich, doch dann erwiderte er den Kuss und zog mich näher an sich. Es fühlte sich an, als wenn in mir ein ganzes Feuerwerk explodierte.
Ich drückte ihn so nah ran, wie ich nur konnte. Es fühlte sich einfach so gut an.
Dann landeten wir auf mein Bett und ließen keine Sekunde von einander ab. Ich hatte es mir nie erträumt, doch diese Nacht mit ihm war das wunderschönste, was ich je erlebt hatte.

Ich lag auf seiner nackten Brust und genoss seine Nähe, als er mir mit seiner Hand über mein Haar fuhr. Er machte mich einfach wahnsinnig. Seine Zärtlichkeit war so neu und doch so wunderschön.
„Tarja“, hörte ich meinen Namen aus seinen Mund. Sofort sah ich hoch und genau in seine einmaligen Augen.
„Was wird jetzt aus uns? Ich meine-„
Ich hatte Angst vor der Frage und nun? Was sollte ich jetzt nur unternehmen? Wollte ich überhaupt, dass es ein ‚uns’ gab?!
Dann dachte ich jedoch daran, was ich meinem Geliebten versprochen hatte und fühlte mich wie eine elende Verräterin.
„wir sind Partner, wir arbeiten zusammen und-„
Plötzlich ertönte ein Schuss, weshalb ich sofort hochfuhr. Meine Augen weiteten sich. Was war das denn?!
Sofort zog er sich an und warf mir meine Kleidungsstücke zu, bevor mir der Braunhaarige erklärte, was los war: „Wir werden angegriffen!“
Als wir richtig angekleidet waren, stürmten wir raus, wo bereits das blanke Chaos herrschte. Alle unserer Agenten kämpften mit mumifizierten Personen. Sofort zogen wir unsere Waffen und griffen unsere unbekannten Angreifer an. Einen nach dem anderen brachten wir zur Strecke, doch es waren noch immer nicht genug. Woher kamen sie bloß?! Wir hätten besser aufpassen sollen! Ich hätte vorsichtiger sein und den Fehler vermeiden sollen.
Doch dann erstarrte ich für einen Moment, als ein weiterer Schuss fiel. Sofort zuckte ich zusammen. Schnell sah ich mich um, doch alle um mich kämpften einfach weiter, doch ich wusste, dass es nichts Gutes bedeutete, wenn Gewehre im Spiel waren.
„Tarja, versuche in das Hauptzimmer zu gelangen.“
Ein Nicken reichte Kaden aus, um sich wieder seiner Arbeit nachzuhechten.
Während ich einige Rebellen durch meine Klinge umbrachte, lief ich immer weiter zum Eingang. Dort trafen mein Partner und ich mich, bevor wir alle Feinde eliminierten und zusammen mit allen anderen in den Raum stürmten. Was wir dort zu Gesicht bekamen, würde ich nie vergessen, dass wusste ich.
Meine Augen weiteten sich, als ich Allen blutverschmiert und leblos auf dem Boden fand. Sofort lief ich auf ihn zu und kniete mich zu ihm, bevor ich merkte, dass die blonde Agentin neben ihm stand. Sie war ganz aufgelöst, doch versuchte ruhig zu bleiben: „Er wurde angegriffen, ich kam zu spät und… und… und er hat mir gesagt, dass ich sein Amt übernehmen soll.“
Sofort zog sich alles zusammen und ich brach zum ersten Mal in Tränen aus. Allen… Wieso nur?! Dabei hatte ich erst vor kurzem mitbekommen, wie er wirklich war. Was sollten wir jetzt machen?! Wieso musste ich mit Kaden schlafen, anstatt ihm vor dem tödlichen Schuss zu retten?! Es war alles meine Schuld!

...Fortsetzung folgt...


Impressum

Texte: Alle Rechte gehören mir
Tag der Veröffentlichung: 22.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

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