Vorwort: Immer und immer wieder geht es um Leben und Tod und doch geben wir nicht alles, was in uns steckt. Wieso, frage ich mich bloß immer und immer wieder. Ich meine, warum gibt man nicht alles, damit man überlebt, sondern wartet nur darauf zu sterben? Warum musstest gerade du sterben um mein Leben zu retten? Dabei war ich es doch, die nicht alles gegeben hat um zu leben… So viele sind gefallen und es ist noch nicht gut?! Ich werde mich ergeben, damit meine Freunde leben können und er nicht umsonst sein Leben für mich gab…
1. Bei den Froms
Es ist jetzt schon eine ganze Weile her seit Shorn angeschossen wurde und er hat sich relativ gut erholt. Nur denke ich, dass er beim Aufkommen am Boden sein Gehirn verloren hat oder es beschädigt wurde. Denn seitdem lässt er sich ganze Zeit von mir verpflegen und ist dabei noch perverser als zuvor. Auch Sam geht es jetzt wieder besser und ich darf ihn sogar heute besuchen kommen!
Das ist für mich eine große Ehre, da sein Vater ein sehr strenger und hasserfüllter Mann sein soll. Schließlich hasst er meine Familie. Ja, die anderen Mitglieder damals auch, aber durch mich sind sie irgendwie netter geworden, denke ich.
Seit dem dieser Hunter mein Bruder angeschossen hat, ist kein Vorfall mehr passiert. Ob es daran liegt, dass ich nicht ohne Begleitung raus darf oder wegen den Ferien? Aber ich finde es sehr seltsam: Warum wurde nicht ich, sondern mein Bruder angeschossen? Das verstehe wer will, aber ich nicht!
Und dann diese Träume in letzter Zeit… Sie scheinen so real und dann doch nicht. Wie reale Albträume, die sich anscheinend vor 300 Jahren abgespielt haben.
Wieso ich das weiß? In letzter Zeit studiere ich jedes Buch um etwas über diese ‘Auserwähltensache’ rauszubekommen. Aber bislang fand ich nichts. Vielleicht liegt es auch daran, dass diese Sache gar nicht existiert? Ich weiß nicht, aber ich werde dem nachgehen.
Jetzt jedoch mache ich mich für Sam fertig, der jeden Moment auftauchen dürfte. Doch bin ich noch nicht fertig und glaube, dass ich gleich in Ohnmacht kippe vor Panik.
“Wie sehe ich aus?”
Ich den beiden Jungs, die sehr schlechte Berater sind. Schade nur, dass Fram irgendwo hingefahren ist und sich seitdem nicht mehr gemeldet hat. Sie hat einen sehr guten Geschmack, auch wenn manchmal etwas gewagt.
Ich habe mir ein blaulila ärmelloses Kleid angezogen, dass meine Figur oben sehr betont und unten sehr weit ist. Es glitzert und ist mit etwas rosa verziert. Um es anzuziehen, brauchte ich schon etwas!
Dazu trage ich passend lila Pumps und eine silberne Halskette mit einem lila Blumenanhänger. Ich weiß, dass bin nicht ich. Aber vielleicht ist das auch besser so? Ich weiß nicht… Ich fühle mich irgendwie so unwohl in diesem Zeug.
Meine Haare habe ich mit mehren Spangen hochgesteckt und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich gleich darin sterbe. Wie es wohl so bei den Froms sein wird? Irgendwie habe ich echt Angst davor und andererseits freue ich mich darauf. Ist echt verwirrend.
Mein Bruder klappt seine Kinnlade nach unten und ist erstarrt?! Also doch! Ich habe zu viel aufgetragen…
Kenzen jedoch mustert mich bloß und sieht dann, wie die letzten zwei Stunden, die ich sie schon damit genervt habe, wieder auf seinen Kaffee. Wie viel er wohl schon von ihnen getrunken hat? Gesprächiger ist er trotzdem nicht.
“Wow”, bekommt der Dunkelblauhaarige endlich von seinen Lippen, “Du siehst so zauberhaft aus, meine kleine Prinzessin.” Super… Gerade dass, was ich nicht wollte.
Gerade als ich in mein Zimmer gehen will um mich wieder umzuziehen, klingelt es an der Türe. Nein! Ich bin doch noch nicht fertig! Warum muss er ausgerechnet JETZT kommen?
Kurz hole ich tief Luft, bevor ich die Türe öffne und den Silberäugigen in einem Smoking finde: “Shirley. Du siehst wie eine Prinzessin aus, so wunderschön.” Es reicht!
“Das hättest du nicht sagen sollen.”, belehrt ihn mein Cousin. Natürlich versteht es Blondie nicht und grinst stattdessen. Arschloch!
Sofort mache ich auf dem Absatz kehrt und schließe mich in mein Zimmer ein um mich umzuziehen.
Nach einer halben Ewigkeit habe ich das Passende gefunden: Mein Lieblingskleid! Es ist weiß und ist genauso wie das Andere ärmellos. Das Kleid ist gerafft und trägt eine Schleife um der Hüfte. Diese ist schwarz. Auf diesem Kleid trage ich meine weißen Ballerinas mit glitzernden Paletten drauf und meine Lieblingskette. Diese ist schwarz mit einem silbernen Anhänger, wo mein Name eingraviert ist.
Meine Haare trage ich offen und genauso, wie ich es sonst auch gewohnt bin. So fühle ich mich wohl und nicht anders!
Dann öffne ich die Türe und gehe ins Wohnzimmer, wo es sich die Jungs auf der Couch gemütlich gemacht haben.
“Fertig.”, sage ich völlig aus der Puste, als alle sich zu mir umwenden. Von oben bis unten werde ich von ihnen begutachtet, weshalb mir das Blut in die Wangen aufsteigt.
Irgendwie ist es schon seltsam… Vor einem Jahr noch hätte ich mir niemals erträumen lassen, dass ich wirkliche Freunde finde, in solche Probleme verwickelt und ein Halbvampir bin. Und auch dass mir Männer im Leben mal wichtig sind. Aber jetzt bin ich noch verwirrter als zuvor!
Bei Shorn fühle ich mich so behütet und doch streiten wir viel. Es ist seltsam… Aber manchmal können wir auch ein echt gutes Team sein. Seitdem er angeschossen wurde, verbringe ich mehr Zeit mit ihm als zuvor.
Kenzen ist mein Cousin. Er redet nicht sonderlich viel, sondern denkt eher nach. Irgendwie das genaue Gegenteil von meinem Halbbruder. Doch macht er sich genauso wie Shorn immer Sorgen um mich und sie beschützen mich wo es nur geht. Er ist schnell genervt, aber ich mag auch ihn sehr.
Und zu guter Letzt Sam, beidem ich mich zuerst total unwohl gefühlt habe, doch im nachhinein bin ich schon froh, dass wir gerade zusammen in einem Zimmer quartiert wurden. Er provoziert mich zwar gerne und seine Berührungen sind manchmal sehr intim, aber ein Leben ohne ihn könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen.
Sie sind mir alle ans Herz gewachsen und ich würde alles tun um sie zu schützen.
Das es bereits ein Jahr her ist, dass ich sie kennengelernt habe. Wie schnell die Zeit doch vergehen kann…
Der Blonde steht auf und geht auf mich zu: “Dann können wir ja jetzt gehen.”
Der Gutaussehende neben mir legt ohne nachzudenken ein Arm um mich. Gerade als wir Richtung Ausgang gehen, höre ich Shorns Knurren hinter uns.
Ach ja… Das Verhältnis zwischen den Beiden hat sich jedoch nicht wirklich verbessert. Zwar versucht mein Bruder vor mir etwas netter zu sein, aber meistens gelingt ihm das nicht wirklich. Sam provoziert ihn aber auch immer wieder! Ich frage mich, wann das wohl endlich aufhört?
Ich sehe zurück und versuche ihn zu beruhigen, indem ich ihm einen Kuss auf die Wange drücke. Bis jetzt hat das immer geholfen…
“Pass auf dich auf.”, flüstert er mir ins Ohr. Ich nicke bloß und lächle ihn sanft an, bevor ich ebenfalls dem Rotäugigen einen Kuss auf die Wange gebe.
Erneut wollen wir aus der Türe, als dann auf einmal Kenzen mich zurückruft: “Shirley!”
Verwirrt bleibe ich stehen und nehme Blickkontakt, doch irgendwie kann ich seine Augen nicht deuten. Er scheint in Gedanken?! Seltsam… Was er wohl wieder hat? Irgendetwas bedrückt ihm, aber was? Manchmal ist er mir wirklich ein Rätsel.
Und zum Glück kann ich jetzt meine Gedanken für die Beiden blockieren, damit sie ja nichts von meinen verwirrten Gefühlen erfahren. Ich will nicht, dass sie sich unnötig um mich sorgen, wie sonst auch.
Nach langer Stille bringt er ein ‘Nichts’ zu Stande und steht damit auf. Ohne ein weiteres Wort geht er an uns vorbei in sein Zimmer und dreht den Schlüssel um, was man deutlich hört. In letzter Zeit macht er das ständig. Ich frage mich, wieso nur?
Kopfschüttelnd öffne ich die Türe und gehe genauso wortlos aus dem Haus. Mein Begleiter passt sich meinen Schritten an, als ich dann vor Schock anhalte. WAS soll das da sein? Na gut, ich weiß was das ist. Es ist eine riesige schwarze Limousine, aber… Ich meine… Sam will doch nicht wirklich, dass ich da einsteige?
Verwirrt blicke ich in seine Augen, die sich nur über mein verdutztes Gesicht amüsieren. Einerseits ist er lieber zu seinen Mitmenschen bzw. Mitvampiren, aber andererseits benimmt er sich mir gegenüber umso schlimmer! Er provoziert nur Shorn und mich bis zum Äußersten. Warum nur? Macht es ihm etwa so viel Spaß?
“Anscheinend gefällt es dir.”, grinst der Blonde mich siegessicher an, “Ich will dich ja nicht unterbrechen, aber wir kommen sonst zu spät. Also steig ein.”
Wieder dieser Befehlston! Irgendwie tut er so, als hätte er mich gerettet nun nicht andersrum! Typisch Mann… Ist ja gegen seinen Stolz, dass eine Frau ihn rettet!
Etwas gereizt und gleichzeitig aufgeregt steige ich in die Limousine, bevor er sich zu mir gesellt.
Es herrscht eine seltsame Stille auf der ganzen Fahrt, weshalb ich noch nervöser werde. Um mich abzulenken, zupfe ich mir mein Kleid zu recht. Dabei kauere ich auf meine Unterlippe herum. Immer wieder spüre ich seinen Blick auf mir ruhen, der immer genervter wirkt.
“Habe keine Angst.”, lächelt Sam mich dann an und nimmt meine Hand in seine, “Du brauchst nicht viel mit meinem Vater reden. Nur ‘Guten Tag’ und ‘Tschüss’.”
Ich glaube, selbst das schaffe ich nicht! Eigentlich ist es ja wirklich dumm von mir, aber ich bin so ein Tollpatsch und dann sage oder tue ich nachher was Falsches! Ich meine, sie sind eine wohlhabende Familie und ich nicht. Wenn Sam mich schon mit einer Limousine abholt, muss ich mit dem Schlimmsten rechnen!
Allerdings besitzen Shorn und Kenzen ein ganzes Flugzeug und bei ihnen zu Hause sieht es richtig chaotisch aus! Im Wohnzimmer geht es ja noch mit den Möbeln, aber im Flur sind sie schon relativ durcheinander gewürfelt.
Seitdem ich immer bei Sam geschlafen habe, kann ich nicht mehr alleine schlafen, weshalb ich bei meinem Halbbruder schlafe. Ich weiß nicht wieso, aber die Albträume sind dann nicht so schlimm, wie sonst.
Der Wagen hält an und der Blonde hält mir die Türe auf, nachdem er ausgestiegen ist. Auch ich steige aus und würde am Liebsten gleich wieder einsteigen und wegfahren. Ach du heilige Scheiße! Es ist nicht nur wie eine Villa, sondern so groß wie ein Schloss! Es ist ja sogar größer als unser Internat… Und da soll man keine Angst bekommen?
Die Fassade ist weiß und das Dach mitternachtsblau. Es sieht aus wie ein Märchenschloss. Auch mein Internat ist wie eines, wo man sich sehr gut drinnen verläuft. Dank meinen Freunden bin ich jedoch nie zu spät gekommen. Hätte ich sie nicht, wäre ich sowieso nicht lange am Leben geblieben.
Da fällt mir ein, dass ich Zackary heute Abend noch anrufen muss. Sein Bruder und er haben mir ein Geschenk zugeschickt. Das war so lieb von ihnen. Seltsam dass sie sich an meinem Geburtstag erinnern, aber meine eigene Verwandtschaft nicht. Ob meine Tante sie anruft und sie daran erinnert? Oder hat sie mich bereits vergessen?
Wir haben seit einem Monat kein Kontakt mehr miteinander. Irgendwie geht sie nicht an ihr Handy ran und auf meine Mail kommt auch nichts…
Ich will nicht wissen, wie groß es von drinnen ist, versuche ich mich wieder auf das Geschehen zu konzentrieren. Aber will ich das überhaupt?
Mit jedem Schritt, den ich mache, werde ich nervöser. Wo ist der Notausgang? Na gut… Ich mache aus einer Mücke einen Elefanten. Bestimmt wird es nicht so schlimm werden, wie es befürchte. Und was wenn doch? Ich hasse Besuche und vor allem in fremde Häuser. Und erstrecht wenn sie so groß sind! Ich mag es eher klein und gemütlich. Natürlich gibt es das bei den Froms nicht. Super!
Sams Schmunzeln ist nicht zu übersehen, als er die Türe aufschließt.
Dieser gemeine Hund! Nicht das er ein Hund ist, aber- Scheiße! Was rede ich da für einen Mist? Kenzen hat ja recht, dass ich nur Scheiße denke. Wieso schweife ich immer so weit vom Geschehen ab?
“Erde an Shirley?”, bekomme ich von einer vertrauten Stimme mit. Eine Hand lässt mich ganz in die Realität zurück holen. Sie bewegt sich vor meinem Gesicht auf und ab.
Jetzt erst realisiere ich, dass es Cemedys Hand ist. Verwirrt sehe ich ihn an: “Was soll das werden, wenn es fertig ist?”
“Wow!”, freut sich der Braunhaarige gehässig, “Sie ist wieder zurück ins Leben gekommen. Darauf einen. Prost!”
Darauf nimmt er sich ein Bier und versucht verzweifelt den Bierdeckel zu öffnen? Was tut er da? Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und versuche nicht gleich zu fragen, wie viel er bereits getrunken hat. So habe ich Cemedy noch nie gesehen. Was geht denn hier ab?
Der Braunhaarige trägt ebenfalls einen schwarzen Anzug, so wie sein Bruder. Ist ihr Vater wirklich so schlimm wie meine Verwandten ihn beschrieben haben?
“Ignorier ihn einfach.”, flüstert mir Sam, der noch immer neben mir steht, ins Ohr. Wie lange ich wohl abwesend war? Anscheinend nicht lange, denn wir stehen im Flur.
“Cem!”, ermahnt die Rothaarige ihn, die gerade die ganzen Stufen zu uns runter läuft.
Kirigune trägt ein wunderschönes violettes Kleid, das man am Nacken binden muss. Es hat einen weiten Ausschnitt, aber es lässt sie nicht nuttenhaft aussehen. Unten ist es gerafft und flatterig. Dazu trägt sie passende violette Pumps. Ihre Haare hat sie zu einer aufwendigen Frisur gesteckt. Und die violetten Ohrringe dazu… Sie sieht einfach traumhaft aus!
Sam schnauft verächtlich: “Tut mir sehr leid wegen ihm. Er hatte Streit mit Vater.”
Ich nicke bloß und begrüße dann den wunderschönen Vampir vor mir: “Guten Abend, Kirigune.”
“Dir auch einen schönen Abend, Shirley.”, lächelt sie höflich, doch verfinstert ihre Miene schnell, als sie über meine Schulter sieht. Als ich einen Blick nach hinten wage, erblicke ich eine genervte Michella wieder.
Zwar tut sie noch immer so, als wenn sie mich nicht ausstehen kann, aber wie sie es rüber bringt, ist es nicht sehr überzeugend. An ihre zickige Art habe ich mich bereits gewöhnt und eigentlich passt das Sprichwort ‘Harte Schale weicher Kern’ sehr gut zu ihr.
Lächelnd drehe ich mich zu ihr um: “Lange nicht mehr gesehen, Michella. Wie war dein Urlaub in Spanien?”
“Ganz okay.”, gibt sie kurz und schnippisch zurück, “Besser als das Dreckshaus von deiner Familie.” Eigentlich hat sie ja recht, mit dem was sie sagt.
“Michella!”, ermahnen Sam und Kirigune die wunderschöne und verwöhnte junge Dame vor uns.
Sie trägt ebenfalls ein unbeschreiblich schönes und ausgesprochen teueres Kleid, das hellgrau und gerafft ist. Es besitzt einen Spaghettiträger. Die grauen Stiefel, die sie trägt, stehen ihr und der silberne Ring pass perfekt darauf. Ihre Haare sind hochgesteckt. Aber wozu die Tasche?
“So und jetzt lasse ich mein Date nicht länger warten.”
Date? War ja klar, dass sie heute nicht bleiben wird und mich auslacht. Vielleicht hat sie Cem ja gesagt, dass er ihr alles aufnehmen soll? Super! Ich bring mich um! Nee, lieber nicht. Dafür ist mir mein Leben doch zu wertvoll.
Kurz seufzt sie verzweifelt, bevor sie ihr ‘Date’ ruft: “Kifel. Ich bin soweit.”
Hä? Habe ich etwas verpasst? Ich meine… Seit wann mag Michella Kifel? Er mochte sie doch auch nie?! HÄ?! Irgendwie ist es so, als stände die Welt auf dem Kopf.
Ein Langhaariger kommt hinter einer der vielen Türen zum Vorschein: “Na endlich. Dachte schon, du würdest dich nur drücken wollen.”, muss Kifel schmunzeln, bis er mich sieht.
Sofort umarmt er mich: “Na, meine Kleine? Wie fühlt man sich als Siebzehnjährige so?”
Nein… Und was jetzt? Dabei wollte ich ausnahmsweise heute mal nicht an meinem Geburtstag erinnert werden! Deshalb habe ich auch kein Wort zu den Anderen gesagt, die mich ständig dafür gefragt haben. Vor allem Sam! Super…
Typisch Kifel! Er ist so ein Plappermaul… Warum musste mein hirnloser Bruder das am Telefon auch noch so rausposaunen?
Kopfschüttelnd löse ich mich von ihm und werde plötzlich von Cem herumgewirbelt. Ich sag’s ja, wie viel hat er eigentlich getrunken? Ich habe ihn noch nie betrunken gesehen. Der Streit muss ja heftig gewesen sein!
“Ich geh dann mal.”, verschwindet die Braunhaarige schnell mit ihrem Date aus der Türe. Okay?
Sams Cousin nimmt Cemedy von mir, doch ist mir noch so schwindelig, dass ich über meine Füße stolpere. Ich verliere mein Gleichgewicht und mache mich auf die Schmerzen bereit, doch spüre ich dann wie zwei starke Arme mich umschlingen und mir Halt geben.
“Danke.”, flüstere ich vor mir hin, als ich merkwürdige Blicke auf mir bemerke. Schnell befreie ich mich aus seinen Armen und versuche nicht in Sams silbernen Augen zu sehen. Ich fühle mich so unwohl bei diesen Blicken. Warum müssen sie mich so seltsam ansehen, dass ich am Liebsten wieder abhauen will?
Gerade als ich diese Stille beenden will, öffnet sich eine Türe und ein großer gepflegter Mann steht in dieser.
Er hat dunkelbraune Haare und furchteinflößende schokobraune Augen. Der Mann trägt einen weißblauen Anzug und mustert mich von oben bis unten. Das ist also ihr Vater…
“Das ist also die berühmte Shirley Räin.”, lächelt er theatralisch und nähert sich mir.
Auch ich erzwinge mir ein Lächeln, obwohl ich diese erdrückendböse Aura spüre, die er ausstrahlt.
“Guten Abend.”, fange ich höflich an, “Es freut mich sehr sie endlich kennen zu lernen.” Seltsam wie selbstbewusst ich bin, obwohl ich wirklich Angst vor ihm verspüre. Er ist sehr mächtig, das kann ich spüren und von Grund auf böse. Oder steckt doch was Gutes in ihm? Da bin ich mir nicht so sicher.
Der Braunhaarige reicht mir die Hand, die ich ohne nachzudenken annehme. Doch bereue ich es im nachhinein. Yuushos und meine Augen treffen sich und ich muss die Luft anhalten. Sein aufgesetztes Lächeln behält er eisern und auch ich muss es behalten.
Nach einer Weile lässt er mich noch immer nicht los und er macht nicht mal der Anschein, das er es auch irgendwann tut. Super!
Warum sieht er mich eigentlich so nachdenklich an? Irgendwie ist mir das nicht wirklich geheuer!
Ein Räuspern bringt ihn wohl in die Realität zurück, da er endlich meine Hand los lässt. Danke, Sam! Ich bin dir was schuldig! Und ich bin glücklich, dass ich ihn jetzt nicht um den Hals gefallen bin und ihm das jetzt wirklich gesagt hätte. Ich würde es mein ganzes Leben bereuen!
“Entschuldigt mich.”, verabschiedet Yuusho sich von uns und will gerade gehen, als ein junger Vampir den Flur betritt.
Der Braunhaariger sieht seinen Gegenüber hasserfüllt an, doch dieser Andere lächelt bloß.
Er hat blonde Haare, die etwas über die Ohren gehen. Seine Augen schimmern ein wunderschönes smaragdgrün. Der junge Mann trägt einen braunen Anzug mit einem weißen Kragen. Dazu trägt er braune kurze Handschuhe bis zu seinen hochgekrempelten Ärmeln, die ebenfalls weiß sind.
Seine Aura ist merkwürdig rein und doch ist sie genauso stark, wie die von Yuusho. Ich frage mich wieso?
Dieser Vampir nähert sich mir weiterlächelnd: “Das ist also Jerrikas Tochter. Graceleen hat mir schon erzählt, wie ähnlich sie ihrer Mutter doch ist.” Er kannte meine Mutter und er kennt meine Tante?! Wer ist dieser Typ bloß?!
Der Blonde küsst meine Hand und sieht mir dabei in die Augen. Eigentlich bin ich bei jeder Person misstrauisch, aber irgendwie…
“Genauso mutig wie sie, scheinst du auch zu sein.”, lächelt er breiter, “Ich bin Yuushos Halbbruder Satoshi. Ebenfalls ein Halbblüter.”
Was?! Wie? Er ist- WAS?! Ich meine… Ich dachte, ich wäre die Einzige? Und ich dachte auch, dass meine Tante alle aus der Fromfamilie hasst? Oder ist er eine Ausnahme, da er das gleiche Schicksal wie ich trägt?
Jetzt huscht auch mir ein Lächeln übers Gesicht: “Es freut mich.”
Dann sieht er zu Sam herüber, der ein wenig… wütend scheint? Oder ist das Eifersucht? Ach was… Er würde niemals- oder doch?
Satoshi grinst ihn frech an: “Keine Angst. Ich weiß, dass sie dir gehört, Sam. Aber weißt du, ich kann schönen Frauen einfach nicht widerstehen.”
So ein Charmeur! Aber… Was sollte das mit ‘sie gehört dir’? Entgeistert starrt mein Kumpel den Grünäugigen an, fängt sich aber schnell wieder und grinst ebenfalls: “War ja so klar, so etwas von dir zu hören, Onkel. Aber du hast recht, sie ist eine Schönheit.”
Damit erntet er von mir einen vernichtenden Blick, den er mit einem provokanten Grinsen abwehrt. Wie können sie bloß so tun, als stünde ich nicht im Raum? So eine Frechheit! Doch dann verfinstert sich seine Miene. Verwirrt folge ich seinem Blick und bemerke den ernsten Gesichtsausdruck seines Vaters.
“Habe ich nicht gesagt, dass du im Zimmer bleiben sollst? Du gehst unseren Besuch auf den Nerven. Und was machst du eigentlich hier?”, knurrt Yuusho seinen Halbbruder an.
Kurz sieht der prinzenhafte Typ zu dem Braunhaarigen, jedoch gilt seine Aufmerksamkeit dann wieder mir: “Ich wollte Shirley mal kennen lernen und ihr zum Geburtstag gratulieren.” Ich habe so eine verräterische Verwandtschaft! Zuerst Shorn und dann meine Tante!
“Außerdem”, fängt er weiterhin lächeln an, “Sehe ich wie eine Bedrohung aus? Ich bitte dich, Bruder. Brauche ich denn einen Grund dich besuchen zu kommen?”
Provoziert er Yuusho mit Absicht? Ich meine, er rastet gleich aus! Jetzt weiß ich wenigstens von wem Sam diese Art hat.
“Komm.”, zerrt mich Sam nach oben, “Es wäre besser, wenn du jetzt mit nach oben gehen würdest. Ich will dir schließlich noch lebend mein Zimmer zeigen.” Warum betont er das ‘lebend’ so?
Schluckend lasse ich mich von ihm nach oben schieben, als dann auf einmal Cemedy vor mir steht: “Sam, du bringst sie in dein Zimmer, nicht wahr? Okay, wo sind meine Kopfhörer?” Hä? Was will er denn jetzt damit?
“Ach und”, flüstert er in Sams Ohr, jedoch noch für mich hörbar, “So eine Chance bekommst du nie wieder. Geh also ran, ja?” WAS?!
Verwirrt blicke ich den Braunhaarigen hinterher. Habe ich mich verhört oder- Ach! Sam wird schon nichts Schlimmes machen. Ich meine, damals ja, aber jetzt? Jetzt würde er doch niemals- oder? Super! Ich vertraue ihm noch immer kein bisschen, aber wieso?
Wir gehen in sein Zimmer und mein Mund steht weit geöffnet vor Entsetzen und Staunen gleichermaßen.
Sein Zimmer ist vom ersten Blick auf sehr hell und freundlich gestaltet. Aber wenn man näher draufschaut, erkennt man, dass es bloß wegen den hellen Möbeln so denkt. Eine der Wände ist nämlich schwarz und der Marmorboden ebenfalls. Die anderen drei Wände sind in einem dunklen Blau.
Eigentlich sieht es wie ein ganz normales Zimmer aus, auch wenn die Möbel sehr luxuriös und teuer aussehen und auch der Raum alleine bei Nahe so groß wie Kenzens ganze Wohnung ist.
Das riesige Bett steht unter dem Fenster und somit an der schwarzen Wand. Der Schreibtisch steht an der rechten Wand und eine Couch, vor der sich ein Tisch mit Plasma breit macht, an der Linken. Eine Tür führt zum Bad und eine Andere in eine anhängende Küche.
Lächelnd bittet er mich mit seiner Handbewegung auf, mich zu setzen. Ich setze mich vorsichtig hin, während er sich einfach neben mir fallen lässt.
Einen Moment ist es so still, dass man Angst bekommt. Was hat er bloß? Irgendwie scheint er angespannt zu sein?!
Nach einer langen Weile, die wir uns anschweigen, blickt er in meine Augen. Was? Das Blut steigt in meine Wangen und mein Herz fängt an zu rasen. Warum fühle ich mich nur immer so in seiner Nähe?
Unsere Gesichter nähern sich und bevor er noch seine Lippen auf meine legt, unterbreche ich ihn: "Was willst du von mir?"
Kurzt ist er über diese Reaktion überrascht, doch schnell beruhigt der Blonde sich wieder: "Das ist einfach."
Ach ja? Und wenn es so einfach ist, warum sagst du es mir dann nicht?! Gerade als ich den Mund öffnen will um diese Worte auszusprechen, drückt er mich aufs Bett runter. Ich habe da so eine schlimme Vorahnung...
Sein Mund berührt Meinen. Zuerst ganz sanft und dann immer fordender. Seine Zunge bittet um Einlass, dem ich ihm sofort gewähre. Ich bin ihm hilflos ausgeliefert! Seine Zunge spielt mit meiner herum. Sie kämpfen förmlich. Es ist zu schön um wahr zu sein. Sagte ich das gerade wirklich?
Gerade als er mein T-Shirt hoch ziehen will, hören wir einen Knall und wir schrecken auf. Was war das?!
2. Der Überraschungsangriff der Hunters und deren Folgen
Was war das?!
"Warte hier.", befehligt mich Sam, bevor er bereits aus der Türe verschwindet. Und was tue ich? Genau das was er wollte! Super...
Und eben- Argh! Daran will ich gar nicht erst denken! Ich hätte mit ihm geschlafen, wäre nicht etwas explodiert.
Was wohl passiert ist? Ich mache mir Sorgen. Ob ich wirklich hier warten sollte?
Als ich Geräusche von einem Kampf vernehme, springe ich auf und schwinge die Türe auf. Alle Augen richten sich auf mich.
"Verdammt, Shirley!", flucht der Blonde verletzt auf dem Boden, "Kannst du nicht einmal machen, was man dir aufträgt?!"
Als einer der Fremden auf Sam schießt, wehre ich die Kugeln mit meinem Arm ab.
"Ich sehe es nicht gerne, wenn man meine Freunde etwas tut, Hunter." Ich spreche 'Hunter' wie eine schlimme Krankheit aus.
Wieso sind sie hier? Haben sie es auf mich abgesehen? Aber warum schießen sie dann auf Sam und nicht auf mich? Und warum jetzt? Ich meine, sie hätten mich die ganzen Ferien angreifen können. Aber jetzt?
Ich höre weibliche Schreie von unten, die ich einer fremden Frau zuordnen kann: "Jetzt, Lon!"
Im Bruchteil einer Sekunde bin ich von Hunters umzingelt. Ich könnte mich ja weg teleportieren, aber.. Ich kann Sam hier doch nicht einfach so alleine lassen! Und was nun? Irgendetwas muss ich doch tun...
Meine Arbeit des Denkens wird mir abgenommen, als Yuusho vor mir steht: "Ich werde mich schon um die da kümmern. Bringe du Sam in Sicherheit."
Ohne Widerspruch teleportiere ich Sam und mich weg. Doch anscheinend ging es schief, als jemand auf uns schoss und ich auf Sam falle. Der Blonde flucht leise vor sich hin, bevor wir Beide aufstehen. Wer war das? Und wo sind wir?
Als ich mich umsehe, erkenne ich, dass wir uns noch immer in dem Anwesen der Froms befinden.
Noch immer von nichts eine Ahnung überlege ich, was wir als Nächstes tun werden, obwohl das klar auf der Hand lag: Wir müssen einen sicheren Ort finden. Aber wo soll sich dieser befinden?
Mein Kumpel neben mir dreht sich zur Seite und geht in Kampfposition: “Komm raus!”
Auch ich drehe mich zu dieser Aura um, die ich eben noch gar nicht realisiert habe. Diese Aura fühlt sich so vertraut an, aber wieso? Ich meine, ich kenne diesen Kerl doch gar nicht, oder?
Der Hunter kommt zum Vorschein und ich erinnere mich, als ich in diese Augen blicke. Diese goldenen Augen... Es ist dieser Hunter von vor einem Jahr, der mich umbringen will um sich zu rächen und ebenfalls ein Vampir ist.
Und ich dachte schon bei Nahe, er hätte aufgegeben. Das war wohl dumm von mir...
Aber jemand, der sich einmal Rache geschworen hat, wird wohl niemals aufgeben, was?
Schützend stellt sich Sam vor mir: "Ich kümmere mich schon um ihn. Verschwinde sofort von hier!"
Aber- Ich kann ihn doch nicht einfach so zurücklassen! Aber wenn sie nur wegen mir hier sind? Sollte ich mich nicht einfach stellen?
Irgendetwas hält mich hier...
Ich weiß nicht, um es meine Angst um Sam istt oder bloß die Neugier, wer der Typ wirklich ist. Ja, er ist mein Feind, aber... In seiner Aura steckt auch etwas Gutes und daran halte ich fest!
Der Fremde richtet seine Pistole auf den Blonden.
"Geh aus dem Weg, Vampir.", zischt der Hunter Sam an, "Zwar verabscheue ich Vampire, aber ich werde dir nichts tun. Hinter der ich her bin, steht hinter dir."
Warum will Sam mich beschützen? Ich meine, nur wegen mir gibt es diese Probleme!
"Du wirst zuerst an mir vorbei müssen, bevor du Shirley ein Haar krümmst, Hunter."
Auf einmal höre ich einen Schuss und weiche reflexartig aus. Jemand hat auf mich geschossen. Aber wer?
"Lauf, verdammt noch mal!", knurrt Sam aufgebracht.
Dieses Mal befolge ich seinen 'Befehl' und laufe aus dem Haus. Ich renne und renne und frage mich wieso ich das eigentlich tue.
Wo sollte ich hin? Zu Shorn und Kenzen? Zu Zack? Nein! Das geht nicht! Ich will sie nicht auch noch in Gefahr bringen, so wie die Froms.
"Du entkommst mir nicht. Gib lieber auf, Auserwählte."
Verwirrt bleibe ich stehen und versuche die Aura aufzuspüren, doch irgendwie finde ich sie nicht.
"Niemals!", gebe ich hartnäckig von mir.
Als wenn ich aufgeben würde... Pah! Ich habe gegen Frams Cousin gekämpft und gehe auf eine Vampirschule, dann kann ich auch das!
Innerhalb einer Sekunde bin ich von Hunters umzingelt. Warum bin ich eigentlich stehen geblieben?
Der Vampir steht vor mir und sieht mir in die Augen. In seine goldenen Augen sehe ich eine Menge an Wut, Hass und Trauer. Aber diese Gefühle gelten nicht mir. Sie gelten ihm selber...
Seine goldenen Augen beobachten jede einzelne Bewegung meinerseits.
Langsam und zögernd zielt er seine Waffe auf mich. Einerseits hat er einen Hass und eine gewaltige Wut auf mich, doch anderseits kann er mich nicht umbringen.
Doch wieso? Warum kann er das nicht? Wenn ich doch wirklich jemand, der ihm wichtig war, umgebracht habe. Ein schlechtes Gewissen?Es kommt mir sovor, als würden wir uns nicht zum zweiten Mal so gegenüber stehen. Nein...
Als wenn wir uns vor sehr langer Zeit schon einmal genauso gegenüber gestanden haben. Als wenn er genauso gezögert hat, wie jetzt. Ist er vielleicht deshalb so auf sich sauer?
Vielleicht bilde ich es mir auch einfach nur ein.
"Jetzt kann ich endlich damit abschließen."
Mehrere Schüsse fallen gleichzeitig. Es wird so hell, dass ich für einen Moment meine Augen schließen muss, doch im Nächsten kann ich sie wieder öffnen.
Noch bevor die Kugeln mein Körper durchbohren können, bildet sich um mich herum ein blaues Schutzschild.
Dieses wehrt die Kugeln locker ab und lässt die Hunters erschüttern. Der Vampir vor mir weitet seine Augen, bevor er einen Befehl des Rückzuges einleitet und die Anderen verschwinden.
Bedrohend sieht er in meine Augen: "Wir werden uns widersehen und dann bist du dran."
Darauf löst auch er sich in Luft aus und lässt mich alleine.
Ich atme erleichtert auf und öffne ohne meine Augen darauf zu richten mein Handy: "Geht's euch gut?"
"Bei uns ist alles in Ordnung und bei dir?"
Am Liebsten würde ich ihnen erzählen, dass mir etwas Seltsames passiert ist und auch, dass er mich 'Auserwählte' nannte, doch ich behalte es dann doch lieber für mich.
Nebenbei gehe ich in Richtung Kenzens Haus.
"Es geht mir ebenfalls gut, Cem."
Dabei war das an diesem Tag gelogen. Klar, ich war nicht verletzt, aber mein Inneres war verwirrter als zuvor. Meine Psyche litt unter diesem Tag, doch habe ich es für mich behalten um den Anderen keine Sorgen zu machen.
Ich steige aus dem Flugzeug und sehe nach ganzen 6 Wochen meine Schule wieder. Wie immer ist es hier ziemlich voll...
Wenigstens etwas was sich nicht verändert hat. Das Schulgebäude ist und bleibt mein zu Hause.
Wie sie reagieren werden? Ich meine die Froms... Seit dem Vorfall mit den Hunters habe ich kein Wort mehr von ihnen gehört. Ob sie jetzt nicht mehr mit mir reden dürfen, da ich sie nur in Gefahr bringen würde?
Ob meine Klasse und Freunde sich in den letzten 6 Wochen verändert haben? Ich werde es ja sehen...
Mit jedem Schritt, den ich mache, werde ich unsicherer und ich erinnere mich ungewohlt an letztes Jahr an meiner Ankunft. Sam war mir sofort aufgefallen.
Immer und immer wieder frage ich mich, ob das Schicksal oder reiner Zufall war, dass das alles gerade mir passierte.
Ich bin eine Auserwählte, sagte man mir. Aber soll ich das wirklich glauben? Stimmt das wirklich? Irgendwie scheint mir das alles so unwirklich.
"Shirley!", kreischt eine leider nur zu bekannte Stimme durch die Schule.
Ich sehe von Weitem meine beste Freundin auf mich zu laufen: "Ich habe dich ja so vermisst!"
Fram erdrückt mich bei Nahe schon mit ihren Gefühlen.
Ein vernichtender Blick bekommt die Grünhaarige von meinem Bruder zu spüren: "Das ist meine Schwester und nicht Deine. Also lass sie gefälligst los!"
"Oh, Mister Deaver", fängt die Grünhaarige grinsend an, "Sie brauchen doch nicht so eifersüchtig sein. Ich will sie ja nicht direkt flachlegen, so wie sie."
"W- was?!"
Shorn errötet und fängt an zu stottern, weshalb ich mich nicht länger beherrschen kann und fange lauthals zu lachen an.
Dabei steigen mir Tränen in den Augen, da mir nach einiger Zeit der Bauch weh tut und ich mir diesen halte.
Als ich mich nach einiger Zeit dann wieder gefangen habe, wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und merke erst jetzt, dass alle Aufmerksamkeit mir gilt.
Fram, Kenzen und Shorn sehen mich einerseits verwirrt und andererseits besorgt an. Denken die etwa, dass mit mir etwas nicht stimmt? Ich bin doch genauso wie sonst. Ich meine, darf man nicht einmal im Leben glücklich sein?
"Du bist einfach so süß, Bruder.", gebe ich den Dreien zu verstehen, weshalb der Schwarzäugige gleich wieder rot wird.
"Ich und süß?"
Grinsend nicke ich: "Ist es denn so schlimm, dass ich deine Reaktion eben süß fand? Ich meine, du bist mein Bruder."
"N- nein.", scheint Shorn etwas verunsichert.
Seit dem ich dachte, er würde sterben, gehe ich etwas lieber mit ihm um. Ich habe bemerkt, dass ich nicht mehr ohne ihn leben kann.
Er ist mir unglaublich wichtig geworden. Genauso wie Kenzen, Sam, Cem, Kirigune, Michella, Kurén, Zack, Kifel und meine Tante.
Es ist schön Freunde zu haben. Ich frage mich, wie ich es die ganzen Jahre alleine ausgehalten habe. Na gut... Ich hatte meine Tante. Aber sie hatte auch nie wirklich Zeit für mich.
Ich sollte nicht immer so viel über die Vergangenheit nachdenken. Jetzt ist jetzt und damals ist damals. Und jetzt habe ich ganz andere Sorgen.
"Du hast dich ja ziemlich verändert in den 6 Wochen, Shirley.", findet meine beste Freundin und macht eine ernste Miene.
Wieso wohl... Wenn man dem Tod in den Augen blickt, merkt man erst, dass das Leben vergeudet wäre, wenn man nicht die Sachen macht, die man mag oder immer nur ernst ist.
Außerdem glaube ich sowieso, dass ich wegen den Hunters bald drauf gehe. Da spielt das sowieso keine Rolle, ob ich jetzt weiter so ernst bin oder einfach mal alles etwas lockerer angehe.
Ich lächle sie thearalisch an: "Problem damit?"
"Nein?"
'Ich frage mich, was in ihr vorgeht. Ob dieser Idiot an Shirleys beängstigende Laune schuld ist?'
"Nein.", fange ich gereizt an, "Er ist nicht mal im Geringsten daran schuld. Und was heißt hier berängstigend? Findest du es denn nicht schön, dass ich einmal im Leben glücklich bin?"
"So habe ich das doch-"
Ich unterbreche Fram indem ich einfach weitergehe und die Geonas begrüße: "Hey! Wie geht's euch? Waren die Ferien schön? Ach und danke noch einmal wegen dem Geschenk. Ich habe mich sehr gefreut."
"Ach", lächelt der Jüngere von den Brüdern mich an, "Das war doch nicht viel."
"Für mich schon.", gebe ich strahlend zu. Sie haben mir schließlich mit ihrer Karte und mit dem aufgenommenen Liedern aufgemuntert. Das war wirklich lieb von ihnen...
Kifel schmunzelt mich an: "Sag mal bist du gesschrumpft oder ist Zackary größer geworden?"
Was sollte das denn für eine Frage sein?
Aber jetzt wo er es sagt... Ich muss meinen Kopf jetzt in den Nacken legen um in Zacks Augen zu schauen.
"Wie kann man in 6 Wochen so schnell wachsen?"
"Frag mich was Anderes.",zuckt der Braunhaarige lässig mit den Schultern.
"SHIRLEY!"
Bei der Lautstärke zucke ich reflexartig zusammen. Warum schreit Cemedy meinen Namen so? Soll ich Angst bekommen oder was?
Als wenn ich das noch einmal erleben würde, erinnere ich mich an letzter Woche, als die Hunters angriffen. Wie gelähmt stehe ich vor den Geonas Brüdern und kann mich erst wieder regen, als mich Cem an die Schulter fasst und ich erneut zusammen zucke: "Wir haben ein neues Fach bekommen."
Scheiße! Wie soll ich bloß mit ihnen umgehen? Sollte ich so tun, als wäre nichts passiert oder sollte ich sie direkt darauf ansprechen? Ich weiß es einfach nicht...
Moment mal! Wir haben ein neues Fach?
"Wieso denn das?"
Erst jetzt drehe ich mich zu dem Dunkelhaarigen um und versuche dabei ruhig zu bleiben.
"Wir haben das Fach Magie mit dem Direktor.", antwortet mir der Blonde. Wieso ausgerechnet mit dem Direktor? Hat das einen speziellen Grund? Hat das irgendwas mit den Huntern zu tun?
So schnell, dass ich es kaum wahrnehmen kann, liege ich wegen einem Schups von Cemedy in Sams Armen.
"Pass auf.", warnt mich der Blonde und kitzelt mich mit seiner Stimme om Ohr.
Dann erinnere ich mich an letzte Woche und erröte. Schnell befreie ich mich aus seinen Armen und gehe Richtung Klassenzimmer. Als ich nicht aufpasse, da ich mit meinen Gedanken noch an letzter Woche hänge, bemerke ich nicht, wie die Türe vor mir aufschwingt und ich dagegen laufe.
Erst nach 5 Minuten, als mich Michella anschnauzt, realisiere ich das alles und fasse mir an die Stirn.
Da ich heute echt nicht zu gebrauchen bin, ratsche ich mir mit meinen langen Nägeln meine Wange auf. Ich spüre, dass mir das Blut über das Gesicht entlang an meinem Mund auf den Boden tropft.
Sofort sind meine Freunde zur Stelle: "Geht es dir gut?"
Als ich nach einigen Momenten keinen Mucks von mir gebe, da ich wie erstarrt auf mein Blut am Boden schaue, machen sie sich tierische Sorgen.
"Hast du Schmerzen?", streicht mein Bruder über die Wunde, weshalb ich ganz leise 'Aua' von mir gebe.
Was ist bloß mit mir los? Ich verstehe mich selbst ja nicht mal. Und dann auch noch diese Träume und alles... Das ist mir einfach zu viel!
Warum tue ich glücklich, wenn ich es nicht bin? Und warum versuche ich glücklich zu sein, wenn ich doch weiß, dass ich es niemals werden kann.
Mein ganzes Leben muss ich schon kämpfen. Kämpfen um am Ende doch nur wegzulaufen... Wird es irgendwann mal enden? Ich will das alles langsam nicht mehr.
Ja, ich habe meine Freunde, aber... Warum fühle ich mich trotzdem noch so allein? Es hat sich nichts verändert...
Im Gegenteil! Seit dem ich weiß, dass ich ein Halbvampir bin, fühle ich mich so einsam. Aber als ich hörte, dass ich nicht der einzige Halbe auf der Welt bin, war ich glücklich. Und das hat ungefähr 2 Sekunden angehalten...
Erst als es klingelt, erwache ich so richtig und bemerke, dass ich bereits in der Klasse sitze.
"Geht es dir wirklich gut?", fragt mich Fram leise.
Wie selbstverständlich klinge ich: "Natürlich. Mir könnte es nicht besser gehen. Bezweifelst du das etwa?"
"Das nicht. Aber-"
"Guten Morgen, meine Schüler.", begrüßt uns Mister Shirou, unser Klassenlehrer, "Ich freue mich auch dieses Jahr euch wieder hier willkommen zu heißen. Wie ihr bemerkt habt, haben wir ein neues FFach bekommen, was euch der Direktor unterrichten wird..."
Den Rest bekomme ich nicht mehr mit, da ich wieder in Gedanken bin und dabei aus dem Fenster schaue.
Seit meinem 17. Geburtstag kann ich wegen meinen realen Albträume nicht mehr schlafen und wenn ich mal einschlafe, bin ich umso kaputter, wenn ich aufwache.
Deshalb bin ich etwas aufgekratzt und kann mich auch nicht mehr so gut auf den Unterricht konzentrieren , so wie ich will.
Als die Stunden für heute, die wir nur mit unserem Klassenlehrer hatten, für heute aus sind, schreite ich zu meinem Zimmer. Doch noch bevor ich ankomme, stoße ich mit jemand zusammen.
"Tut mir leid.", stammle ich gedankenverloren.
Doch als ich dann in das Gesicht eines Fremden erblicke, werde ich neugierig.
"Ist schon gut. War doch mein Fehler..."
Dieser junge Vampir besitzt eine außerordentliche schüchterne Haltung und seine Aura scheint okay zu sein.
Dieser Fremde hat kurze rote Haare, die in alle Richtungen abstehen. Seine Augen sind in einem Rotlilaton, den ich sehr schön finde. In seinen Augen spiegle ich mich selbst wieder, was eigentlich ungewöhnlich ist. Aber wenn ich es mir so überlege... Es scheint mir doch recht vorstellbar zu sein.
Der Vampir ist in etwa einen halben Kopf größer als ich. Er trägt die männliche Uniform dieser Schule, wodurch ich schließen kann, dass er eine Klasse unter mir ist.
Als er bemerkt, dass ich ihn mustere, errötet er. Sein Gesicht gleicht bei Nahe seinen Haaren.
Ich muss schmunzeln. Er ist das Gegenteil von den Vampiren, die ich sonst kenne.
"Du bist hier neu, nicht wahr?"
Zögernd nickt der Fremde mir, bis er paar Wörter zu Stande bekommt: "Ich heiße Utano Novel." Novel? Er ist mit Fram verwandt?
"Bruder!", ruft meine beste Freundin, als sie auf ihn zu läuft und vor ihm stehen bleibt, "Oh... Du hast sie also schon kennengelernt?"
"Shirley Räin?!", weitet Utano seine Augen, "DIE Shirley steht vor mir?! Bitte verzeih wegen meinem unhöflichen Verhalten ich-"
"Ihr seid Geschwister?", kommt es in meinen Kopf geschossen. Sie sehen sich nicht mal im Geringsten ähnlich!
Die Grüunhaarige nickt lächelnd: "Das ist mein jüngerer Bruder. Er geht in die 1a. Er ist ein kleiner Streber musst du wissen."
"S- Schwester!", ermahnt der junge Vampir Fram, die ihr Schmunzeln nicht verbergen kann. So ist halt meine beste Freundin... Nimmt kein Blatt vor dem Mund.
Mit einem Grinsen auf dem Lippen entschuldige ich mich und gehe weiter in mein Zimmer, welche Türe weit geöffnet steht.
Ich verfinstere meine Miene, als ich Sam auf den Bett widerfinde. Er sitzt und scheint vertieft in seine Gedanken zu sein, während er auf den Display des Handys starrt.
Wie soll ich jetzt mit ihm umgehen? Und was hat er?
Ich fühle mich gerade ziemlich hilflos...
Vorsichtig schließe ich die Türe und nähere mich ihm. Als er dann von seinem handy hochschaut und mir direkt ins Gesicht: "Hey. Habe ich gar nicht kommen hören. Wo warst du?"
Hat er auf mich gewartet? Will er mir etwas sagen?
"Habe Frams Bruder zufällig getroffen. Mehr nicht. Und was hast du so Schönes gemacht?"
Lange sieht er in meine Augen, als wenn er dort nach einer Antwort suchen würde. Dann jedoch sieht er auf das Handy und steht auf.
"Sam?", frage ich verwirrt nach.
"Ich gehe duschen.", meint der Blonde bloß und geht Richtung Bad.
Meine Wut wächst von Sekunde zu Sekunde. Denkt er ich wäre blöd?! Ich weiß doch, dass was mit ihm nicht stimmt! Was geht bloß in ihm vor?
Ich balle meine Hand zur Faust und überlege mir bereits ihm eine zu knallen, doch dannpacke ich seinen Arm und halte ihn zurück, weshalb er mich fragend ansieht.
"Sag mir sofort was los ist!", befehle ich Sam.
Dieser schweigt weiterhin, was so gar nicht seine Art ist und drückt die Türklinke vom Badezimmer runter.
Jetzt langt es mir!
"Bleib gefälligst stehen!"
Geschockt tut er das, was ich will, aber dreht sich nicht um. Endlich...
Nach kurzem Luft holen spreche ich ruhig weiter: "Du bist so komisch und hast dich auch seit jenen Tag nicht mehr gemeldet. Wieso nicht?!"
"An welchem Tag?", stellt der Silberäugige sich dumm.
"An dem Tag, wo die Hunters uns-!"
"Sei still!" Also hatte ich recht...
Somit schweigen wir uns an, bis Sam mich in einem ruhigen Ton verletzt: "Du solltest zu Fram ziehen..."
Mit diesen Worten hat er mich da stehen gelassen. Alleine in meinem Zimmer... Ich werfe mich auf mein Bett und weine fürchterlich. Warum tut es bloß so weh?
3. Wahre Gefühle?!
Ich laufe und laufe, doch ich bin von diesen Personen umzingelt. Sie schießen auf mich, doch ich wäre es locker mit einem Schutzschild ab.
"Schwester!", höre ich eine bekannte Stimme rufen, weshalb ich mich umdrehe. Dort steht ein großer Mann oder bin ich bloß so klein?
Dieser hat lange schneeweiße Haare und angsteinflößende Augen, die genauso aussehen wie Mond und Sonne. Er fällt nicht mit seinen Klamotten auf, aber... Dieser Mann muss ziemlich stark sein. Er bereitet mir Angst.
Plötzlich wird der Langhaarige wegen einem Schrei abgelenkt und ich renne weg.
Ich achte nicht auf die Kämpfenden um mich herum, sondern laufe einfach weiter. Höchstens wenn ich angegriffen werde, wehre ich den Schlag ab, doch sonst nichts.
Von Weitem sehe ich bereits ein kleines Häusschen auf dem ich zulaufe. Ich bemerke nicht, dass ich verfolgt werde.
Warum laufe ich eigentlich weg? Weil ich die Auserwählte bin? Pah!
Warum bin ich eigentlich so klein? Und warum halte ich mich an solche Kleinigkeiten auf?
Vor Panik schwinge ich die Türe auf: "Mutter! Vater!"
Die Beiden kommen die Türe rein und sind voller Blut.
"Versteck dich!", kommt es von meiner wunderschönen Mutter.
Als wir Geräusche hören, stellen sich meine Eltern schützend vor mir hin. Was soll ich jetzt bloß tun? Ich fühle mich so hilflos und dazu habe ich auch noch tierische Angst!
Ich sehe über Mutters Schulter und erschaudere. Das sind Hunters!
Immer weiter gehen sie auf uns zu: "Räin, Deaver. Gibt uns euer Kind, dann passiert euch nichts."
"Niemals!"
Einer von ihnen grinst sardistisch: "Ihr wolltest es ja nicht haben."
Dieser läuft auf den Rothaarigen zu, der sofort mit Wasser abwehrt und kontert.
Der Hunter scheint noch sehr unerfahren zu sein, da er ein paar Fehler macht.
Er hat blonde Haare und blaue Augen.
Zuerst beschützt meine Mum mich noch, doch dann wird auch sie angegriffen und ich bin auf mich alleine gestellt.
Der Hunter und ich alleine im Raum, so kommt es mir vor.
Er trägt einen Umhang, so dass ich nichts von ihm erkennen kann, doch seine Augen schon. Diese lassen mein Herz für eine Sekunde aufhören zu schlagen. Diese Augen... Sie sind golden! Genauso wie die von meinem Angreifer. Ob das ein Zufall ist?
Ganz langsam schreitet er auf mich zu und ich bleibe reglos. Mein Körper will sich einfach nicht bewegen lassen!
Als er noch einige Schritte von mir entfernt ist, zielt er mit seiner Pistole auf mich und bleibt ganz stehen.
Wir halten weiterhin Blickkontakt, auch wenn meine Augen anfangen zu brennen. Werde ich jetzt sterben?
Aus irgendeinem Grund zögert der Hunter, was auch die Anderen mitbekommen: "Schieß endlich!"
Doch als er das noch immer nicht tut, nimmt der blonde Hunter die Pistole und drückt auf den Abzug. Zwei Schüsse fallen.
Gerade als ich mein Schutzschild um mich herum aufbauen will, dass irgendwie nicht geklappt hat, erkenne ich meine Eltern vor mir. Sie haben den Schuss abgefangen und fallen zu Boden.
Ich kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten und fange bitterlich an zu Schluchzen.
Aber nicht nur meine Eltern scheinen etwas abbekommen zu haben. Denn dieser Hunter, der mich umbringen wollte, liegt jetzt auch reglos am Boden.
"Feith!", schreit der Goldäugige und läuft zu ihm hin, "Bruder..."
Ein Hunter will gerade vor Wut auf mich losstürmen, als Sam plötzlich vor mir steht.
Was?!
Verwirrt blicke ich um mich herum. Ich liege im Bett von Sam und mir. Anscheinend muss ich nach dem langen Weinen eingeschlafen sein? Und wieder so ein ralistischer Traum...
"Was hast du daran nicht verstanden, dass du zu Fram ziehen sollst?"
Alles, hätte ich ihm am Liebsten gerade gesagt. Stattdessen wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht und grinse ihn selbstsicher an: "Ach, das meintest du ernst?"
"Ich-"
"Verstehe schon, Arschloch.", werde ich richtig wütend, doch behalte das Grinsen auf meinen Lippen, "Du willst mich ins Bett bekommen, aber nich mich beschützen, nicht wahr?"
"Verdammt, Shirley!", knurrt der Blonde bereits vor Wut, "So war das doch nicht-"
Meine Stimme hebt sich immer weiter an: "Doch, doch, mein Freund. Ich habe dich schon sehr gut verstanden. Du willst dich nicht in Gefahr bringen. Ich kann dich ja verstehen, aber-"
"Hör mir doch zu! Um dich zu beschützen, tue ich das doch nur!"
"Dann schicke mich nicht weg von dir.", sage ich in einem ruhigen Ton. Ich meine, denkt er wirklich, er würde mir gefährlich sein können? Das hat er damals nie getan! Zu meinem Bedauern natürlich.
Ich stehe jetzt erst auf und blicke in seine gefühlsvollen Augen, die ich leider nicht deuten kann...
"Als du gestern etwas von jenem Tag erwähnt hat, bin ich ausgerast weil..." Sam bricht ab und sieht in meine Augen. Irgendetwas sucht er in meinen Augen, aber was?
Ich weiß nicht, was er hat, aber irgendetwas muss an diesem Tag passiert sein, aber was?
"Weil?", hinterfrage ich. Anders bekommt man hier ja keine Antworten!
"Nichts von Bedeutung." Klar... Und das sollte ich ihm jetzt wirklich glauben?
Ich verschränke meine Arme vor meinem Körper und ziehe eine Augenbraue hoch: "Ah ja... Und wegen etwas so Unwichtiges wolltest du mich gleich vertreiben?"
"Es tut mir leid, okay?", brummelt der Blonde ungewohnt beleidigt vor sich hin, "Es war einfach ein Missverständnis..."
"Und wir sollen es einfach ruhen lassen?"
"Du Neugierige, wirst es sicherlich nicht gut sein lassen, oder irre ich mich da etwa?", fragt er mich etwas verwirrt. Hat er etwa gewollt, dass ich ihn weiter nerve damit? Ich meine, wenn er es mir nicht erzählen will, ist es okay. Das glaube ich zumindest...
"Wenn du es mir erzählen willst, okay. Aber wenn nicht, ist auch nicht schlimm. Also... Kann ich jetzt hier wohnen bleiben?"
Ein grinsen huscht ihm über die Lippen: "Anscheinend hast du mich ja wirklich vermisst."
Hätte ich mir ja denken können, dass so etwas kommt. Bloß ablenken. Arschloch!!!
Auf einmal erröte ich mich, als ich mich daran erinnere was letztes Schuljahr und vor einer Woche so passiert war.
Was ist er wirklich für mich? Ich meine, bei den Anderen ist das ja klar, aber bei ihm? Immer wenn ich in seiner Nähe bin, fühle ich mich so sicher und ich weiß auch nicht... Es ist so schwer zu sagen, wie es ist bei ihm zu sein. Als wäre er ein Teil von mir.
Nur bei meinem Bruder ist es genauso, aber ich denke... Na ja... Er ist halt mein Bruder! Oder?
Je mehr ich so über die Beiden nachdenke, desto unsicherer werde ich mir. Liebe ich etwa Beide? Aber ich meine Shorn ist mein Bruder und Sam ist... Sam? Sam ist ein From und eigentlich ein Feind.
Aber warum muss ich eigentlich ausgerechnet jetzt daran denken? Ich meine, kann es nicht so bleiben, wie es bis jetzt immer war? Muss sich denn was ändern?
Ich will das einfach nicht...
Als ich nur darauf lächle, muss er noch weiter grinsen und nimmt mich in seinen Armen: "Ich habe dich auch vermisst."
Ich schmiege mich an seiner Brust und genieße es einfach für diesen Moment. Seinen Geruch atme ich tief ein, als auf einmal die Türe aufschwingt und ein wütender Blauhaariger in dieser steht. Was hat Shorn denn auf einmal? Hat ihm irgendetwas gestochen oder was?
Sofort befreie ich mich aus dieser Umarmung.
"Du mieser kleiner-"
"Bruder?", unterbreche ich ihn verwirrt, "Was ist denn los?"
Der Schwarzäugige ignoriert mich und geht auf meinen Mitbewohner los: "Wie konntest du nur?!"
Hä?! Bin ich in 'nem falschen Film gelandet? Was hat Sam angestellt, dass mein Bruder so ausrastet? Na gut... Man kann ihn schnell zur Weißglut bringen, aber... Das er direkt so grob werden muss?
Er packt Sam am kragen: "Erkläre es mir sofort! Wieso tust du so etwas?"
"Was meinst du?", versteht der Blonde nicht wirklich, aber grinst selbstgefällig, "Oder deutest du gerade darauf, dass ich deine Schwester umarmt habe, da ich sie vermisst habe?"
"Nein, das ist es ni- WIE BITTE!"
Und somit einen Guten Morgen auch!
Die Beiden streiten sich und ich stehe hier und betrachte sie bloß dabei. Ich weiß zwar noch immer nicht, was los war mit Shorn eben und auch nicht wie ich meine Gefühle zu den Beiden zuordnen kann, aber ich weiß, dass sie ein sehr gutes Gehör haben...
Seufzend gehe ich ins Bad und schließe ab. Sogar bis nach hier drinnen kann man das Gebrülle noch hören!
Man! und das an einem Morgen! Ich könnte die Beiden gerade so was von-
"Scheiße!", schreit eine weibliche Stimme, von der ich ausgehen kann, das es sich um Fram handelt, "Wir kommen zur spät zur ersten Stunde! Und das auch noch beim Direktor!"
Oh, oh...
Gerade als ich mein T-Shirt überm Kopf gezogen habe, schwingt die Türe auf und ich schreie reflexartig. Als ich einen errötenden Blauhaarigen sehe, halte ich mir schnell mein Top vor meinem Körper: "RAUS!"
"Aber-"
"Auch wenn ich zu spät komme, RAUS!" ich zeige auf die Türe. Ohne meine Uniform gehe ich nirgends hin!
Sam pfeift und grinst gehässig: "Ich finde es immer so schön, wenn du dich für mich asuziehst."
Nur weil er mich einmal nackt gesehen hat, denkt er jetzt wirklich, ich würde das immer machen? Idiot!
Außerdem hat er mich da auch bloß überrascht und wir haben dann zusammen geduscht. Und das wird auch nie wieder passieren!
Direkt will mein Bruder wieder auf den Silberäugigen loslaufen, als ich sie mit Shampooflaschen bewerfe und darauf die Türe schließe.
Schnell ziehe ich mich um und öffne die Türe, als ich die Streithähne auf meinem Bett still widerfinde. Anscheinend haben sie brav auf mich gewartet. Warum wartet eigentlich Shorn auf mich? Er ist doch in der 3.Stufe und wir erst in der 2.?!
"Dann können wir endlich los?!"
Ein Nicken von mir genügt, als ich bereits vor dem Direktor stehe. Die Beiden haben mich einfach so mitgeschliffen... Sie hätten mich auch vorwarnen können! Nur weil die Beiden so schnell sind, heißt es nicht, dass sie mit mir machen dürfen was sie wollen!
"Oh", kommt es lächelnd von dem Brillenträger vor uns, "Ihr kommt uns auch mal besuchen." Warum klingt er so streng und ernst und so sakastisch, dass ich Angst bekomme?!
Er ist doch sonst so ein fröhlicher Vampir, aber...
Irgendetwas stimmt auch hier nicht. Warum geht schon seit letzter Woche alles nur schief? Und warum passiert meist nur mir so etwas?
"Wir waren doch pünktlich.", leugnet Shorn das.
Der Direktor schaut nicht mal auf die Uhr, als er die Zeit angibt: "Ihr seid eine Minute und vierundfünfzig Sekunden zu spät und ihr sagt 'pünktlich'?"
Wow... Ich wusste ja gar nicht wie hart unser Direktor doch sein kann.
"Ihr werdet selbstverständlich die Zeit nachholen."
"Was?!", schreien mein Bruder und ich erschrocken.
Sam bleibt cool, doch zieht eine Augenbraue hoch: "Das ist doch lächerlich. Die zwei Minuten?"
"Nicht nur die zwei Minuten", fängt der Langhaarige gereizt an, "sondern die ganze Zeit, die ihr mich hier aufhaltet."
Gerade als Shorn Widerworte geben will, kommt der Schwarzhaarige zu uns herrüber: "Lass gut sein, Shorn."
Vor Wut brodelnd stampft mein Bruder davon. Schulterzuckend folgen Kenzen und Sam ihm.
Als ich mich auch gerade zu den Anderen gesellen will, werde ich von Mister Gallon zurückgehalten: "Ich weiß von dem Vorfall von letzter Woche Bescheid."
Ach ja... Und woher bitteschön? Welcher Fromidiot hat es ihm erzählt?!
Eigentlich könnte ich ja seine und Shorns Gedanken lesen um meine Probleme zu differenzieren. Andererseits bin ich eigentlich viel zu erschöpft um einer meiner Fähigkeiten einzusetzen. Aber in diesem Unterricht ist das und noch mehr gefordert. Ob ich das Überleben werde?
Ich höre wie Shorn und Sam zusammen lachen und frage mich ob nicht die ganze Welt falsch herum ist. Im Ernst, wann haben die Beiden schon zusammen gelacht? Richtig: Noch nie!
Ich mache mir langsam wirklich Sorgen, ob nicht vielleicht doch Shorns Gehirn herausgefallen ist, als er angeschossen wurde?!
Jeder wurde einzeln getestet im Kampf. Welche Fähigkeit jeder Einzelne hat und wie er im Waffenkampf auch ist. Sollte das nicht eine reine Magiestunde werden? Irgendwie kommt mir das sehr verdächtig vor. Was hat er bloß vor?
Warum brauchten Shorn, Kenzen und Sam bloß nicht kämpfen? Unfair!
"Shirley."
Und jetzt komme auch noch ich dran...
Die Welt kann so was von ungerecht sein! Zum Glück habe ich mir alle Fähigkeiten von den Anderen gut angeschaut, so dass ich diese ebenfalls verwenden kann.
Aber wird dann nicht jeder merken, dass ich die Auserwählte bin? Ach was!
Etwas verunsichert trete ich vor. Und warum muss ausgerechnet Kurén mein Gegner sein?! Warum nicht eine Frau? Es kann auch ein mann sein, aber doch nicht Kurén! Er würde nicht mal im Traum daran denken mich zu verschonen!
Bis jetzt war doch nut Frau gegen Frau und Mann gegen Mann... Und wieso ist es bei mir anders?
"Das ist total unfair!", beschwert sich mein Bruder bei unserem Lehrer, "Warum muss sie gegen Kurén kämpfen?!"
Oh.. Ich habe meine Gedanken vergesen zu blockieren.
Mister Gallon ignoriert den Blauhaarigen und gibt stattdessen das Startzeichen.
Sein ausdrucksloser und gefühlskalter Gesichtsausdruck erinnert mich an diesen seltsamen langhaarigen Mann. Wer er wohl war?
Erst als der Grünhaarige sich unsichtbar gemacht hat, konzentriere ich mich wieder völlig.
Schnell baue ich ein Schutzschild um mich herum auf und konzentriere mich auf die Aura. Als ich weiß, dass er hinter mir ist, löse ich die Defensive etwas und greife ihn mit einem Feuerball an.
Die Aura bewegt sich weiter weg, weshalb ich denke, dass er ausgweichen ist. Schade... Aber so leicht gebe ich nicht auf!
Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf den bewegenden Punkt. Ganz langsam balle ich meine rechte Hand zur Faust und konzentriere einen kleinen Anteil meines Wassergehaltes auf diese Hand.
Als ich bemerke, dass er hinter mir ist, öffne ich meine Augen.
Damit ist das Ende des Kampfes wohl entschieden, hm?
Ich teleportiere mich hinter ihm und lasse meine Faust aus Wasser sprechen. Doch auf einmal ist er weg und ich liege auf den Boden. Wie? Was war das denn gerade?
Überrascht und gleichzeitig geschockt sehe ich in Kuréns Gesicht, das wie immer emotionslos ist.
Diese Fähigkeit... Also war es doch kein Traum... Aber was ist es dann, was ich sehe.
Erinnerungen?! Unmöglich! Ich bin erst 17 und nicht über 300 Jahre!
Aber diese Fähigkeit konnte nur mein Vater...
Ich bin total erschöpft von diesen ganzen Geheimnissen und Rätseln...
"Shirley!", kommt mein Bruder angelaufen, "Ist alles in Ordnung."
"Klar..."
"Hört sich ja sehr überzeugend an.", findet Fram, die mir ihre Hand hinhält, "Komm hoch. Oder willst du hier liegen bleiben?"
Bevor ich ihre Hand ergreife, lächle ich verschmitzt: "Kann ich mir das noch überlegen?"
Als ich wieder fest auf den Beinen stehe, lässt sie los und ich schaue den Anderen zu wie sie trainieren.
Doch selbst tue ich nichts. Ich versuche meine Gedanken zu ordnen und endlich alles zu verstehen, doch irgendwie will mir das nicht so recht gelingen.
Die nächsten Stunden bekomme ich irgendwie nicht wirklich mit, da mich meine Gedanken überall und immer einholen.
Als ich im Bett liege nach dem Unterricht, nehme ich bloß Sams Geruch wahr. Eine Welle der Müdigkeit überrollt mich, doch versuche ich standhaft wach zu bleiben. Ich will nicht noch einmal so etwas träumen!
Plötzlich höre ich ein leises Kichern, dass von der Türe aus kommt. Verwirrt öffne ich meine Augen, als ich Sam dort stehen sehe.
Der Blonde grinst mich selbstsicher an, weshalb ich etwas unsicher werde: "Was ist los?"
"Gemütlich nicht?", schmunzelt er jetzt.
Ich verstehe nicht, bis ich seine Klamotten unter meinem Kopf widerfinde. Deshalb roch es also nach ihm...
"Ich glaube, dass du ein Bad gut vertragen könntest, meinst du nicht?"
Jetzt sitzen wir schon eine Stunde in der riesigen Badewanne. Sam sitzt mir gegenüber und mustert mich ganze Zeit. Ob er beleidigt ist, da ich mich nicht vor ihm ausgezogen habe? Tse... Wie lächerlich Männer doch sein können...
Was es wohl ist, was Sam mir verheimlicht?
Warum veheimlichen mir alle eigentlich etwas?! Ich verstehe es nicht. Vertrauen sie mir etwa nicht?
"Sag mal...", fängt der Blonde zögernd an, was ich von ihm gar nicht gewohnt bin.
Interessiert schaue ih hoch in sein Gesicht.
Nach kurzer Stille vollendet er seine Frage: "Du magst Shorn sehr, oder?" Was ist das denn für 'ne Frage?!
"Klar.", lächle ich leicht, "Er ist schließlich mein Bruder."
"Nicht mehr?"
Was soll das denn bedeuten? Warum will er das wissen? Oder hat er etwas bemerkt? Hat es was mit heute morgen zu tun?!
Total verwirrt schüttle ich den Kopf.
"Dann ist ja gut.", murmelt er vor sich hin.
Ich lege den Kopf leicht schief und warte auf eine Erklärung, die natürlich nicht folgt. Woher habe ich das nur geahnt? Man... Ich hasse Andeutungen! Kann Sam nicht einfach ausspucken was er von mir will.
Unsere Augen treffen sich und ich bin wie in Trance.
Sam hat einerseits dieses Glitzern in den Augen, dass ich sonst auch in ihnen sehe, aber... Da ist noch etwas Anderes. Er ist so ernst. Wieso fühle ich mich so seltsam, wenn er mich so anschaut?
Wieder erfolgt ein langes nervtötendes Schweigen. So ist es doch nur, wenn Kenzen und ich alleine sind!
Es muss wirklich was Schlimmes sein was er mir verheimlicht und ich glaube sogar versucht zu sagen, doch irgendwie...
"Und magst du mich?" Geschockt starre ich auf einen Punkt über ihn. Die Fliesen können doch so schön sein...
"Antworte!", befehlt mein Mitbewohner mir.
Ich merke wie Blut in meine Wangen steigen und überspiele meine Verlegenheit mit Wut: "Sam, was soll das?!"
Als ich bloß einen vernichtenden Blick seinerseits wahrnehnme, antworte ich ganz schnell: "Ja. Sonst hätte ich dich ja wohl nicht gesucht! Du bist ein guter Freund."
Jedes einzelnes Wort ist gelogen... Man! Ich wusste ja gar nicht, dass ich genauso lügen kann wie Sam...
In Wirklichkeit weiß ich nicht, was Shorn und Sam für mich sind. Klar, ich mag sie, aber ob es mehr als freundschaftliche Liebe ist? Ich weiß nicht... Und das mit letztes Jahr...
Eigentlich wollte ich ihn nur wieder haben wegen den Froms und wegen mir. Es war bloß reiner Egoismus, den ich hegte. Außerdem wurde ich ja eher dazu gezwungen wegen Frams Cousin...
"Würdest du auch einen Freund heiraten?", murmelt Sam vor sich hin.
"Was?!", frage ich in der Hoffnung etwas Falsches gehört zu haben.
"Ach nichts."
Bestimmt habe ich mich bloß verhört, ich meine- Er..
Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, an dem ich bloß den Punkt über Sam anstarre und versuche mir vorzustellen, wie es wäre ihn zu heiraten, doch dann schwingt die Türe auf und mein Bruder steht dort und ich erwache aus meinen fantasievollen Vorstellungen.
Niemals würde ich ihn heiraten! Das würde niemals gut ausgehen, das weiß ich...
"WAS-"
Bevor Shorn noch den Silberäugigen verprügeln kann, erkläre ich es ihm: "Wir baden nur zusammen, Shorn. Reg dich nicht wieder auf, okay? Schließlich bin ich ja nicht nackt."
'Zum Glück. ich würde ihn glaube ich sonst in fünftausende von Teilen hacken! Aber irgendwie ja auch schade... Ich hätte sie ja auch gerne mal-'
Shorn!
'Ja?'
Ach vergiss es... Bei dir hilft sowieso nichts mehr.
'Oh... Sag nicht du- oh...'
Du bist so ein Blitzmerker, weißt du das?
Genervt seufze ich auf und verschränke wütend meine Arme vor der Brust.
'Warum liest du auch einfach so ohne zu fragen meine Gedanken?! Du hast diese Regel doch selbst aufgestellt!'
Und warum hältst du dich da dann nicht ran?
'Weil-'
Du vertraust mir nicht.
'Das hat doch gar nichts damit zu tun!'
Ach nein? Und wieso liest du dann meine Gedanken, hm?
'Weil du meine Schwester bist und ich dich nur beschützen kann, wenn ich weiß, was du vorhast!'
Weil es mir zu dumm wird mit ihm zu denken, blockiere ich meinen Gedankengang und schweige.
Da Sam und ich schweigen. Ich, weil ich total sauer auf ihn bin und Sam, weil... Keine Ahnung wieso er so ruhig ist! Er erzählt es mir ja nicht...
"Ich darf doch mitbaden, oder?"
Klar, Shorn. Weil ich auch gerade zwischen zwei Vollidioten sitzen will, die mir an die Wäsche wollen. Außerdem ist das ja eine offene Badewanne, ne? Nicht Sams udn meine, NEIN... Heute bin ich mal wieder sehr sarkastisch veranlagt. Kommt wohl von der Erschöpfung.
Jetzt sitzen wir geschlagene zwei Stunden schon und wir schweigen uns noch immer an. Man! Und ich weiß noch immer nicht, was sie mir Beide bedeuten...
Ich glaub, ich werde mich für den Rest meines Lebens in einem Raum einsperren und iregendwann elendlich verrecken. Gute Idee! Nur wo finde ich einen Raum, wo ich selbst, wenn ich Irre werde nicht rauskomme?
Oh man... Jetzt denke ich schon darüber nach mich umzubringen. Warum frage ich dann nicht, wenn ich schon dabei bin, diesen Hunter, ob er mich nicht gleich erschießt und sich damit rächt.
Meine Gedanken machen mir irgendwie Angst. Seit wann denke ich so düster?
Wieder einmal öffnet sich die Türe und ich frage mich, ob niemand daran denkt, dass man hier etwas Privatsphäre haben will...
"Shirley", spricht mein Cousin in einem ruhigen Ton, doch seine Augen gleiten über meinen Körper, "Ich muss mit dir reden."
Woher er wohl wusste, wo sich mich gerade befand? Hat er etwa meine Gedanken gelesen? Aber ich habe doch meine Gedanken blockiert, oder etwa nicht?
Verwirrt steige ich aus der Badewanne. Bevor ich mich ihm zuwende, trockne ich mich noch ab und ziehe mir etwas über meinen Bikini. Dann folge ich ihm in mein Schlafzimmer. Was er wohl mit mir bereden will? Aber wenigstens einer, der mir etwas erzählt.
Wir setzen uns aufs Bett, bevor Kenzen mit der Sprache rausrückt: "Nichts gegen Sam, aber pass auf dich auf." Hä?! Okay... Das habe ich jetzt nicht wirklich gecheckt. Noch einmal von vorne?!
"Die Froms planen irgendetwas und wie ich Yuusho kenne, nichts Gutes. Zwar hast du die Froms gebändigt, doch Yuusho hat Druckmittel, weshalb die Froms ihm schon immer gehorcht haben. Auch wenn sie es nicht wollen, so müssen sie. Und ich glaube, dass Yuusho irgendetwas mit dir vor hat."
"Wieso ausgerechnet mit mir?", frage ich dumm nach.
Er lächelt jetzt verzweifelt: "Du bist die Auserwählte. Die Einzige, die mehr Macht als Yuusho besitzt. Die Macht, die ihm fehlt um die Hunters auszuschalten."
"Und wieso soll ich mich vor Sam in Acht nehmen."
Er würde mir niemals irgendetwas antun, da bin ich mir zeimlich sicher! Okay... Habe ich das gerade wirklich gedacht? Bin ich blöd... Er hat mir doch schon tausend Mal das Gegenteil bewiesen.
"Ich habe es dir doch schon erklärt.", fängt der Rotäugige genervt an, "Yuusho wird Sam dazu zwingen dir etwas anzutun, kapiert?"
Das kann ich einfach nicht glauben...
"Es ist leider so, Shirley.", seufzt Kenzen.
Geknickt sehe ich auf den Boden: "War das alles was du mir sagen wolltest?"
Deshalb war er immer so angespannt... Aber was hat Yuusho bloß vor? 'Würdest du auch einen Freund heiraten?' Nein... Ich glaube, dass ich mich einfach verhört habe. Genau!
Der Schwarzhaarige antwortet nicht, sondern sieht mich bloß besorgt an, weshalb ich das einfach mal als ein Nein deute. Ich stehe auf, als er meinen Namen flüstert. Verwirrt drehe ich mich zu ihm um.
"Ich würde da nicht so reinplatzen."
Nichts verstehend lege ich mein Kopf schief und ziehe meine Augenbrauen zusammen, als ich ein Abhörgerät entdecke. Typisch Kenzen...
Mein Cousin muss leicht schmunzeln: "Willst du nicht mal erfahren, über was sie so reden, wenn du nicht dabei bist?" Wieso sollte mich das in- Erst jetzt verstehe ich. Er meint, ob sie nicht über mich reden... Interessante Sache.
Kenzen schaltet das Gerät ein und ich horche.
"Ich kann es noch immer nicht verstehen.", meint eine bekannte Stimme, die ich meinen Bruder zu ordnen kann.
"Brauchst du ja auch nicht.", höre ich einen arroganten und doch ernsten Sam heraus, "Mal was Anderes. Sind das bloß die Gefühle eines Bruders oder wieso siehst du es nicht gerne, wenn Shirley und ich zusammen sind?"
Das sie über so etwas reden... Leicht erröte ich bei dem Gedanken, dass es wirklich vielleicht mehr ist als Geschwisterliebe. Aber diese Liebe ist doch verboten!
Ich nehme das Stottern von meinem Bruder wahr: "W- was?! Das- also..."
"Du liebst sie also, nicht wahr?" Das war wohl eher eine Feststellung, als eine Frage.
"Na ja... also", scheint er etwas verlegen zu sein, "Ja, ich liebe sie."
Kenzen schaltet das Gerät ab und ich starre auf den Boden. Die ganze Zeit über hat er mich geliebt? Es gab viele Anzeichen dafür, dass er es sein könnte, aber... Was soll ich jetzt machen? Ich weiß doch nicht, wen ich liebe und... Es ist doch verboten! Was soll ich jetzt bloß tun?
4. Freundschaft oder Liebe? - Die Wahrheit kommt ans Licht, oder nicht?
Als sie endlich aus dem Bad kommen, rege ich mich noch immer kein Stückchen. Auch nicht, als Kenzen aufsteht. Doch dann als einen Blick auf mir ruht, hebe ich meinen Kopf und sehe direkt in die schwarzen Augen von meinen Bruder. Ich muss heftig schlucken, als mein Herz anfängt, heftig gegen mein Brustkorb zu schlagen.
Wie soll ich bloß mit ihm umgehen? Ich war noch nie in so eine Lage und jetzt?! Ich bin völlig ratlos...
Aber Shorn scheint genauso ratlos und ich weiß nicht wieso... Ich meine, woher will er wissen, dass ich es weiß?
Mit einer leichten Röte auf den Wangen sieht er in meine Augen. Was soll ich bloß tun?!
Hochrot mittlerweile zerrt er mich hoch: "Komm mit." Was?!
Der Blauhaarige schleift mich bis in sein Zimmer und schließt hinter sich die Türe.
"Setz dich doch."
Verwirrt komme ich seine Aufforderung nach. Auf dem Bett mache ich es mir recht gemütlich, doch der Gedanke qüält mich, dass er mir wahrscheinlich das sagen wird, was ich bereits weiß...
"Ich weiß, dass dieser blöde Idiot von Cousin immer ein Abhörgerät für dich Schwerhörige bei sich trägt. Und..."
Er bricht ab und sieht mir erst jetzt in die Augen.
"Ich liebe dich, Shirley Räin."
Auch wenn ich es schon wusste, rast mein Herz so schnell, dass ich befürchte einen Herzinfarkt zu bekommen.
"Aber", fängt Shorn ernst an, "Ich liebe dich nur so, wie ein Bruder dich auch lieben sollte."
Das ist ja noch schlimmer, als der Gedanke, dass er in seine eigene Schwester verliebt ist! Und was mache ich jetzt?
Anstatt das ich ihn anschreie, wonach mir gerade der Sinn steht, grinse ich ihn gehässig an: "Weiß ich doch. Ich liebe dich genauso, Bruder."
Ich tue so, als wenn es mir nichts ausmacht und finde es selbstverständlich, dass man seine Geschwister liebt, obwohl ich so etwas nicht wissen kann, da ich bis vor einem Jahr noch dachte, ein Einzelkind zu sein.
"Gut...", scheint der Blauhaarige irgendwie deprimiert zu sein. Habe ich irgendetwas Falsches gesagt? Shorn sieht so verletzt aus, aber sollte ich mich nicht eher so fühlen? Verstehe einer die Männer!
"Ich bringe dich noch in dein Zimmer.", brummt er mürrisch vor sich hin, bevor er die Türe öffnet.
Ohne einen Kommentar folge ich ihm. Zwar könnte ich seine Gedanken lesen, doch will ich das eigentlich wissen, was er wirklich von mir denkt?!
Vor meinem Zimmer angekommen, öffne ich leise die Türe und betätige den Lichtschalter. Ich habe gar nicht bemerkt, wie spät es geworden ist.
Verwirrt sehe ich mich im Zimmer um, doch finde keinen Sam vor, der hier doch sonst immer auf mich wartet. Also darf ich ihm wirklich nicht mehr vertrauen... Das auch noch! Nein, ich habe ja nicht genug Probleme, da darf ich auch noch aufpassen, dass mich mein Mitbewohner und Freund nicht überfällt!
Ich schließe die Türe hinter mir und gehe in Richtung Bett. Kurz setze ich mich vorne an auf mein Bett, wobei Shorn vor mir steht. Noch so ein Stiller?! Super! Als wäre heute nicht genug Nervenkitzel gewesen, muss ich mich auch noch mit der Ruhe vor dem Sturm abfinden...
Shorn merkt meine Wut, weshalb er sich von mir abwendet: "Dann gehe ich mal."
Mein Bruder dreht sich um, doch irgendetwas in mir kann es einfach nicht mehr aushalten. Ich will endlich wissen, was mit der Welt los ist!
Ich greife mir seinen Arm und dann geht alles so verdammt schnell. Der Blauhaarige dreht sich zu mir um, doch kann sein Gleichgewicht nicht mehr halten und landet auf mir.
Seine Arme stützt er neben meinem Kopf ab, damit ich nicht sein ganzes Gewicht tragen muss. Wir halten Blickkontakt. Sein Gesicht ist Meinem so nah... Shorn nähert sich mir zögernd, bis seine Lippen meine zärtlich berühren.
Auf einmal schwingt die Türe auf und mein geschockter Mitbewohner steht vor uns.
"Es ist nicht so wie es aussieht.", versucht mein Bruder zu erklären, als er von mir runter steigt.
Sam sieht zuerst zu mir und dann zu dem Blauhaarigen, der mir den Rücken zuwendet.Dann fängt Sam auf einmal an zu lachen und kriegt sich gar nicht mehr ein. Was ist daran so komisch?
Verwirrt schauen mein Buder und ich uns an und sehen dann wieder zu dem Silberäugigen, der sich endlich mal gefangen hat.
"Mir doch egal, was ihr hier macht.", meint sam dann schulterzuckend, als er sich auf seine Bettseite legt, "Ihr könnt ruhig weiter machen. Und das nennt man also Geschwisterliebe..."
Kann mir hier jemand mal ein Handbuch über Vampirmänner geben? Die sind ja noch launischer als Frauen, wenn sie ihre Periode haben!
"W- wir-"
Ein Klingeln unterbricht meinem Bruder beim Stottern, das ich als Meines definieren kann. Für dieses Jahr habe ich mir ein besonders agressives Lied ausgesucht. Es heißt Dead von My Chemical Romance. Ich finde es irgendwie beruhigend...
Wer ruft mich denn noch so spät an?
Überrascht klappe ich mein Handy auf, das mir Sam vor einem Monat geschenkt hat. Ich hätte mir ja denken können, das es ein 'Vorgeburtstagsgeschenk' sein sollte... Mein dummer Bruder musste es ja natürlich auch ihnen erzählen!
"Lange nichts mehr von dir gehört, Shirley.", höre ich eine fröhliche Stimme bei Nahe schon singen, doch dann wird sie wütend, "Weißt du eigentlich wie schwer es war an deine neue Handynummer zu kommen?! Nicht mal an der Nummer vom Vostansvorsitzenden, ja ich meine Yuusho, kommt man so schwer dran, wie an deine!!!"
Ich muss mein Handy weiter weg halten: "Ich habe Shorn angerufen, doch der hatte sie auch nicht. Dann habe ich es bei Fram versucht, doch die hatte ihren Zettel verlegt. Bei Kenzen war nur die Mailbox dran und die Geonas waren ja im Urlaub und hatten somit keine Zeit für mich. Ich habe wirklich alle Froms angerufen, doch niemand konnte es mir sagen und dann habe ich sogar den Arschloch von Sam angerufen, der es mir endlich verklickert hat, dass du ein neues Handy von ihm bekommen hast!"
Ups... Ich hatte ihr vergessen, Bescheid zu geben. Deshalb hat sie nicht mehr angerufen, weil sie es ja nicht konnte. Ich bin so dumm...
"Und warum rufst du erst jetzt an? Ich habe dir die Nummer doch schon vor einer Weile gegeben."
Was?! Das ist jetzt wirklich seltsam...
Ein Knurren ihrerseits geht aus: "Das sollte dich nicht zu interessieren haben, From! Ich bin halt eine vielbeschäftigte Frau, klar?!"
Meine Tante hegt noch immer einen Groll auf die Froms. Wenn ich doch nur wüsste, was sie ihr angetan haben.
Woher kennt eigentlich der Onkel von Sam meine Tante? Er gehört doch auch den Froms an! Aber wieso hat Yuusho ihn so angefahren? Kann es sein, dass sie irgendwie verfeindet sind oder so etwas? Aber Satoshi war eigentlich ganz nett, auch wenn er etwas crazy und ein kleiner Charmeur ist...
"Ich verstehe schon.", grinst der Blonde amüsiert, "Du warst bei meinem Vater, habe ich recht?"
Darauf kommt kein Mucks von ihr. Also hat er recht...
Nach einer langen Stille antwortet sie patzig: "Wir werden ja noch sehen, wer hier das Sagen hat!"
Im Hintergrund höre ich seltsame Geräusche und die Stimme eines Mannes.
"Ich habe noch vieles zu klären. Bis dann."
Dann legt sie auch schon auf.
Was sollte das? Und was hat das alles bloß zu bedeuten?
Schweigend liegen wir zu dritt im Bett. Warum ich in der Mitte liege, ist mir natürlich klar. Die Beiden würden sich sonst umbringen.
Trotzdem finde ich diese Stille bedrückend. beide verschweigen mir etwas und seltsamerweise bin ich nicht wütend auf sie. Wieso nicht? Sonst würde ich sicherlich ausrasten, aber jetzt... Ich habe mich wohl wirklich verändert.
Aber ich verschweige den Beiden und allen anderen ja auch etwas. Und mit etwas meine ich diese realen Träume von der wahrscheinlichen Vergangenheit, von diesem Schutzschild und den Fähigkeiten von meinem Vater, von der Wahrscheinlichkeit, dass ich die Auserwählte bin und dass ich einen von den Beiden liebe. Nur wen weiß ich nicht.
Die Türe schwingt wieder einmal auf und langsam tut mir die Türe wirklich leid. Ich meine, sie muss hier so Einiges aushalten und einstecken! Ja, Türen haben auch Gefühle!
Kenzen kommt hereingestürmt wie ein aufgeschrecktes Huhn. Die Vorstellung, dass er eins wäre, lässt mich schmunzeln.
"Ich muss mit dir reden, Shorn."
Dieser springt auf und verschwindet aus dem Raum mit meinem Cousin. Was ist wohl passiert?
Zusammen hocken wir auf dem Bett herum und schweigen uns an. Wird das ab jetzt immer so ablaufen? Diese Stille ist für mich so unerträglich...
Es ist bereits Nachts, doch ich bin noch immer hellwach. Mich quält der Gedanke, dass irgendetwas passiert ist, aber was?
Ich hatte ihm eine SMS geschrieben, dass er mich ja kontatieren soll, wenn er mit Kenzen fertig war. Aber irgendwie... Ich mache mir Sorgen.
Zwar weiß ich nicht, ob er noch wach ist, aber ich will Gewissheit! Gewissheit ob es ihm gut geht... Wieso mache ich mir bloß so Sorgen um ihn? Dieser Kuss vorhin...
Irgendwie tat es wirklich weh, dass es Sam egal war, aber es tat ebenso weh, dass mich Shorn nur so wie eine Schwester liebt...
Ich bin noch immer nicht schlauer!
Eigentlich könnte ich es mir ja einfach machen und sagen, dass ich Beide nicht will. Schließlich darf ich das ja auch eigentlich nicht. Der Eine ist mein Bruder und der Andere ist mit meiner Familie verfeindet...
Ich schleiche mich aus dem Zimmer und gehe lautlos den dunklen langen Gang entlang. Plötzlich bekomme ich eine SMS von Kenzen.
In dieser steht: 'Bitte komme sofort zum Direktorzimmer. Ich muss mit dir reden. Nimm Shorn mit.' Kurz und knapp, so wie ich es von ihm gewöhnt bin und immer schön geheimnisvoll bleiben...
Ohne zu klopfen, betrete ich den Raum und erstarre. Mein Herz bricht, als ich den Blauhaarigen auf meiner besten Freundin liegen sehe. Er fühlr also wirklich nichts für mich...
"Shirley..." Mein Bruder sieht geschockt zu mir.
"Tut mir leid, dass ich euch gestört habe.", stammle ich hervor und drehe mich um. Meine Hände balle ich zu Fäusten und laufe einfach davon. Einzelne Tränen laufen an meiner Wange herunter und selbst mit Mühe kann ich sie nicht zurückhalten.
Ich wusste, dass Fram ihn liebt, aber dass er zuerst mich küsst und dann mit meiner Besten rummacht, finde ich einfach gemein! Wieso hat er mich dann geküsst?
In meinem Zimmer angekommen, werfe ich die Türe zu und falle auf die Knien.
Sofort kommt Sam auf mich zu: "Ist alles in Ordnung bei dir? Du bist so aufgelöst."
Ich blicke in seine besorgten Augen, die mich an etwas von vor sehr langer Zeit erinnert. Ein Bild saust durch meinen Kopf. Darauf sind blutrote Augen abgebildet, die mich damals genauso ansahen. Diese Augen... Sie erinnern mich an meinen Cousin.
"Shirley?"
Vor mir dreht sich alles und verdunkelt sich. Ohne eine Antwort noch geben zu können, verliere ich mein Bewusstsein.
Ich laufe und laufe, doch irgendwie komme ich nirgends an. Plötzlich ertönen wzei Schüsse und man hört noch Geschreie.
"Mama", schluchze ich vor mir hin, "Papa..."
Gerade als einer der Hunter auf mich zustürmen will, fällt dieser einfach zu Boden. Verwirrt sehe ich auf und erkenne zwei Erwachsene.
"Verschwindet sofort von hier oder ihr werdet von uns lernen, was die wahre Bedeutung von Angst wirklich ist!"
Diese Stimme... Sie hört sich wie die von meiner Tante an, aber... Diese Wut und ihren Hass in ihrer Stimme sind mir neu.
Ich wusste gar nicht, wie Tante Gracy ausrasten kann. Sonst war sie doch immer so freundlich zu Jedem, egal wer gerade vor ihr stand, doch jetzt...
Die Rothaarige gibt ein animalisches Geräusch von sich. Alle Hunters nehmen den Verletzten mit und verschwinden, doch einer zögert.
Es ist der Goldäugige. Der Hunter, der mich nicht umbringen konnte, weshalb auch immer. Er schaut uns gleichzeitig enttäuscht, hasserfüllt und total geschockt an.
Irgendwie schmerzt es zu sehen, dass er sich selbst die Schuld an dem Tod von diesem Idiot gibt. Das hat er gar nicht verdient...
Dabei wollte er einfach kein Kind und auch keine Unschuldige erschießen. Doch jetzt muss er es, weil er denkt, dass er somit sich selbst verzeihen kann, doch danach wird es ihm wahrscheinlich um so mieser gehen.
Ich hoffe, dass ich ihm irgendwie noch helfen kann, damit er nicht diesen Fehler begeht, den Frams Cousin gemacht hat.
Die andere fremde Person dreht sich zu mir um: "Bist du verletzt?"
Kurz mustere ich ihn. Die Farbe seiner Augen ist blutrot und seine Haare sind kurz und schwarz. Kenzen?!
Kenzen rettete mich mit meiner Tante damals? Und warum hat er es mir nie erzählt? Wieso erinnere ich mich eigentlich jetzt daran? Das ist so typisch von ihm! Aus ihm bekommt man nie etwas heraus...
Leicht nicke ich und lächle leicht dabei. Wieso lächle ich? Ich bin so etwas von wütend auf ihn!
"Kenzen", dreht sich jetzt auch meine Tante zu mir um, "Es ist besser, wenn sie das hier vergisst." Was?!
Also hat meine Tante angeordnet mir mein Gedächtnis zu löschen? Warum tut sie so etwas?!
Als ich näher in ihr Gesicht sehe, erschrecke ich. Sie ist voller Blut und ihre Augen werden nach innen immer roter.
Ihre Fänge sind riesig und ihr Blick ist tödlich. Nein, so kenne ich sie nicht. Das darf nicht wahr sein! Ich meine... Sie wäre niemals dazu in der Lage einen Menschen zu töten, geschweige dann überhaupt gewalttätiug zu werden...
"Aber sie muss sich bewusst sein, was sie ist."
Sie schüttelt ihren Kopf: "Nein. Ihre Eltern wollten immer, dass sie wie ein ganz normaler Mensch aufwächst, also wird sie es auch."
"Und wenn die Hunters euch angreifen?", fragt der Schwarzhaarige etwas skeptisch.
"Das werden sie nicht, denn ich bin eine Meisterin des Versteckens. ich lebe schließlich schon seit Jahrhunderten bei Menschen."
Zögernd nimmt er mich im Arm: "Das wird nicht weh tun."
Kenzen legt seine Hand auf meine Stirn und sofort schließe ich meine Augen. Innerhalb einer Sekunde falle ich in Ohnmacht.
Blitzartig schlage ich meine Lider auf und sehe in silberne Augen.
"Was war denn das eben für 'ne Vorführung?", grinst Sam mich amüsiert an.
Was meint er damit?
Verwirrt blicke ich um mich und finde mich auf dem Bett wieder und er liegt über mir gebeugt. Hat er mich etwa ins Bett getragen?
Leich lächelnd streicht er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht: "Wie so ein aufgeschrecktes Huhn bist du hier ins Zimmer gelaufen und hast geweint. Doch anstatt mir etwas zu sagen, bist du umgekippt und dann nach fünf Minuten wieder aufgewacht."
Fünf Minuten? Aber dieser Traum... Er war wie eine Ewigkeit, so lang. Warum bin ich eigentlich ohnmächtig geworden? War es, weil ich in letzter Zeit kaum geschlafen habe?
"Ich muss dir etwas erzählern.", setze ich mich auf und bitte ihn sich neben mir hinzusetzen, was er dann auch macht.
"Schon sehr lange Träume ich so reele Träume von der wahrscheinlichen Vergangenheit. Zuerst habe ich immer alles nur verschwommen wahrgenommen, doch mit der Zeit wurden die Bilder immer klarer und ich träume diesen Traum immer weiter. Sag mir, Sam, wurde ich damals vor 300 Jahren von den Hunters verfolgt? Gab es meinetwegen Krieg? Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie meine Eltern starben..."
Vor Wut ballte ich meine Hand zur Faust und schaute ihn flehend an, er sollte nein sagen.
Der Blonde schließt seine Augen: "Ja, es stimmt. Du bist die Auserwählte, dessen Kraft um das Tausendfache stärker ist, als von dem meines Vaters. Und du wurdest, wie du schon erwähnt hast, vor300 Jahren von Hunters verfolgt. Nachdem deine Eltern tot waren und, wie alle dachten, auch die Auserwählte, zogen die Hunters ab und unsere Hoffnung erlosch. Du weißt gar nicht wie Shorn um dich getrauert hat, aber Kenzen und deine Tante schwiegen. Sie ließen uns bis vor einem Jahr in den glauben, du wärest tot. Aber du bist eigentlich nicht der Grund weshalb der Krieg begann. Dieser war schon als die ersten Menschen davon erfuhren, dass es uns gibt."
Also hatte ich recht... Aber halt mal! Shorn wusste es selbst nicht?! Und warum hat er sich dann nicht gefreut, als er hörte, dass ich lebte oder weiß er das noch gar nicht?! Weiß er wirklich nicht, wer ich in Wirklichkeit bin?
In diesem Moment platzt mein Bruder herein: "Shirley!"
Mein Mitbewohner und ich richten sofort unsere Aufmerksamkeit zu ihm.
Als wir uns anschweigen, versucht Sam zu deuten, was zwischen uns passiert ist, als der Schwarzäugige rot wird.
"Es tut mir leid, Shir-"
"Was ist eigentlich mit deiner Schwester vor 300 Jahren passiert?", unterbreche ich meinen Bruder, der ziemlich erleichtert und gleichzeitig überrascht ist. Doch im nächsten Moment verfinstert sich seine Miene: "Wieso willst du das wissen?"
"Du meinst also, dass sie tot ist, ja? Und hast du ihre Leiche gesehen oder wie kannst du das bezeugen?", frage ich ihn weiter aus. Irgendwann muss er doch merken, was ich meine, oder?
"Was erwartest du jetzt von mir? Willst du mir weh tun, weil du mich mit deiner besten Freundin gesehen hast? Nur damit du das weißt, mein Privatleben geht dich nun wirklich nichts an, okay? Also lass das gefälligst!"
Perplex starre ich ihn an und irgendwie bin ich reglos. Was geschieht mit mir? Diese Worte widerholen immer und immer wieder durch mein Kopf und ich habe das Gefühl, dass ich sterben würde. Also hatte der Kuss wirklich nichts zu bedeuten...
Jetzt mischt sich Sam ein, der etwas abfällig zu meinem Bruder spricht: "Was fällt dir ein, so mit deiner Schwester und Auserwählten zu sprechen, hm? Korrigiere dein Tonfall, sonst wirst du deine Klappe nie wieder aufreißen können um irgendetwas Dummes von dir zu geben, Affe."
"Was hast- Was?" Fragend legt er seinen Kopf schief, als er nach gefühlten Jahren endlich eine Reaktion erfolgt.
Sofort umarmt der Blauhaarige mich stürmisch: "Du bist es, Ivonne? Aber wie kann das sein?! Ich meine-"
Wieso muss er mich bei meinem Erstnamen nennen? Ich hasse diesen Namen...
"Damals wurde ich von Kenzen und Tante Gracy gerettet. Jedoch unsere Eltern..." Meine Stimme versagt bei dem Gedanken daran.
"Wieso haben diese verräterische Bande von Familie mir nichts erzählt?!", rastet er aus, wobei ich nur kopfschütteln kann.
Doch dann löst Shorn die Umarmung und sieht zu Sam: "Und deine Familie wusste es ganze Zeit, nicht wahr? Genau wie du... Und du hattest die Aufgabe sie für dich zu gewinnen um die Macht von deinem Vater zu vergrößern. Genauso wie jetzt, du Bastard!"
Was geht denn hier ab? Wusste er es wirklich die ganze Zeit? Hat er mich die ganze Zeit bloß belogen? Wollte er bloß an Macht kommen? Aber...
"Und deshalb hast du bei unserer Tante um Shirleys Hand angehalten, nicht wahr?", fügt mein Bruder hinzu. Geschockt weite ich meine Augen. Was hat er da gerade gesagt?
Zuerst sucht er Augenkontakt mit mir, den er schnell erreicht, da ich nicht dazu in der Lage bin, mich zu bewegen. Dann spricht der Schwarzäugige weiter: "Ja, das stimmt und das stimmt, aber-"
Nein... Das darf nicht wahr sein! Das ganze letzte Jahr war gelogen? Alle Nettigkeiten waren bloß für einen Zweck gedacht?!
Mit Tränen im Gesicht springe ich vom Bett und sprinte davon.
Wie kann er nur? Und wieso schmerzt es sogar noch mehr als die Worte von meinem Bruder?
Die Tränen bahnen sich einen Weg an meinen Wangen herunter und ich laufe, als würde ich verfolgt werden. Ich kann einfach nicht aufhören zu rennen.
Egal wenn meine Freunde nach mir rufen. Auch wenn Sam mir nach läuft, kann ich einfach nicht stehen bleiben. Dafür bin ich viel zu verletzt, als um ihm ins Gesicht zu sehen und mir seine Lügen anzuhören.Vor Wut öffne ich die riesige Eingangstüre mit einer Hand.
Davor bleibe ich geschockt stehen.
Was macht er denn hier? Hier in der Schule?
Der Braunhaarige hält seine Pistole in meine Richtung. Er hält seinen Zeigefinger auf den Abzug.
Bevor ich noch einen Schuss erklingen höre, sehe ich in seine Augen. Goldene Augen?
Wie in Zeitlupe fliegt die Kugel auf mich zu, doch bewege ich mich nicht. Ich bin viel zu geschockt von dem plötzlichen Angriff und von den Fragen, die in mir auftauchen, als das ich der Kugel ausweichen kann.
Mein ehemaliger Mitschüler ist also ein Vampir? Aber...
Kurz bevor sie mich treffen kann, springt mein Mitbewohner in die Schussbahn und wird statt mir getroffen. Verletzt fällt er zu Boden.
Ohne Kyoloun aus den Augen zu lassen, knie ich mich zu dem bewusstlosen Blondhaarigen und versuche ihn noch zu heilen.
Sofort kommen mir meine Freunde zu Hilfe, als sich der Braunhaarige bereits in Luft auflöst.
Shorn trägt ihn zur Krankenstation.
Auch wenn er mich angelogen hat und damit meine Gefühle verletzt hat, so hat er mir doch gezeigt, dass wir wirkliche Freunde sind. Bitte... Werde schnell wieder gesund, Sam.
5. Entscheidungen für das Leben aller - Richtig oder Falsch?
Nach einer Woche gehe ich heute endlich wieder zur Schule.
Eigentlich wollte ich ja noch länger bei Sam bleiben und ihn gesund pflegen, schließlich war ich ja daran schuld, dass er so verletzt wurde, aber der Direktor meinte, dass ich der Bedrohung nicht aus dem Weg gehen soll. Er meinte, ich solle ihr direkt in die Augen sehen.
Ja, Kyoulon besucht seit einer Woche auf dieselbe Schule wie wir, aber nicht nur das, er geht sogar in dieselbe Klasse wie ich! Und das bestimmt nur um mich umzubringen und damit seinen Bruder zu rächen.
Auch kann ich noch immer nicht glauben, dass ich schon über 300 Jahre lebe und die Auserwählte bin.
Bevor ich noch in den Raum trete, werde ich zur Seite geschupst. Was sollte das?!
Wütend sehe ich zu der Person und schlucke heftig. Es ist Kyoulon!
"Was sollte das?", schreie ich den Braunhaarigen nichts desto trotz an.
Hasserfüllt blitzt er auf: "Ich wollte ihn nicht treffen." In seiner Stimme erklingt eine Spur von einer Entschuldigung.
Verwirrt lege ich meinen Kopf schief.
"Das meintest du doch, oder?"
"Ähm...", versuche ich einen Anfang zu finden, "Eigentlich meinte ich das, was du mir gerade angetan hast. Aber es ist gut, dass du mir das Erzählt hast, was ich schon wusste. Ich weiß, dass du mich treffen wolltest."
Darauf gibt Kyoulon keine Antwort, sondern betritt einfach den Raum.
Ich setze mich ohne ein Wort zu der Grünhaarigen und packe meine Sachen aus. Zack, Cem und Fram tauschen sich fragende Blicke aus.
Die ganze Stunde über habe ich kein Wort gesprochen, nicht einmal zu unseren Klassenlehrer, da ich streike. Ich will nicht mit jemanden in einen Raum sitzen, der mich umbringen will. Das ist doch so was von schwachsinnig.
Als ich als einer der Letzten gerade rausmarschieren will, werde ich zur Seite gezogen. Automatisch schließe ich meine Augen und warte darauf, dass Kyoulon mein Leben beendet.
Warum bin ich eigentlich so scharf darauf, zu sterben? Nur weil ich vor schwierigen Entscheidungen stehe, die nicht nur mein, sondern das der ganzen Vampire ändern könnte?
Ich muss irgendwie einen Weg finden, um die Hunters und die Vampire näher zu bringen, doch was ist ihr Schwachpunkt? Wie kann ich einen Kompromiss machen, wenn ich die Interessen der beiden Wesen nicht kenne?
"Seh mich an.", befehlt er mir. Seine Stimme ist natürlich wieder einmal hasserfüllt.
Widerwillig schlage ich meine Lider auf und sehe in goldene Augen.
"Was?", knurre ich ihn bei Nahe schon an, "Willst du das von letzter Woche endlich zu Ende führen, oder was?"
Seine Hand umfasst meinen Hals und drückt langsam immer mehr zu: "Du hast recht, ich könnte das alles hier und jetzt erledigen, aber..."
Er lässt von mir.
"Dann würde ich dir ja damit eine Freude bereiten."
Erschrocken blicke ich auf Kyoulons Hände, die anfangen zu zittern.
Wie idiotisch zu denken, dass es mich erfreue, wenn ich gleich sterben würde.
Aber irgendwie hat er ja recht... Im Moment hätte ich kein Problem damit mein Leben sofort zu beenden.
Ein amüsiertes und provozierendes Grinsen schleicht sich über mein Gesicht: "Und ich dachte du wolltest dich rächen? Was werden wohl deine Kollegen sagen, wenn sie hören, dass du einen Vampir nicht umbringen konntest? Wie werden sie reagieren, wenn du es schon wieder einmal nicht schaffst abzudrücken und mich für immer zum Schweigen zu bringen?"
Seine Augen blitzen vor Wut auf. Ich habe es also geschafft und seinen Schwachpunkt exakt getroffen.
Seine Faust steuert direkt auf mein Gesicht zu, doch ich mache keine Anstalt sie abzuwehren. Nichts desto trotz grinse ich weiter. Soll er mir doch den Schädel einschlagen, das ändert das Vergangene auch nicht und das weiß er auch.
Nach dem Schmerz hält er kurz inne, bis ich in seine goldene Augen sehe und mir das Blut wegwische: "War das etwa schon alles?"
"Nicht mal annähernd.", fletscht Kyoulon mit seinen Zähnen, "Ich werde dich langsam und schmerzvoll umbringen, so dass du um den Tod bettelst!"
"Keine Angst.", lächle ich den Braunhaarigen selbstsicher an, "Das wird niemals passieren."
Er zögert nicht lange und ich bekomme den nächsten Schlag zu spüren.
Ich habe den Schmerz verdient, schließlich bin ich an allem Leid schuld. Kyoulon macht einem Schlag nach dem Anderen und ich kann kaum noch auf den Beinen stehen.
Doch erst als ich Blut spucke, weiß ich, was hier gerade passiert. Warum lasse ich mich von ihm so behandeln? Nur weil ich Mitleid habe?
Den nächsten Schlag weiche ich aus und will gerade aus dem Raum, als er meinen Arm festhält und mich gegen die Wand wirft. Ein harter Aufprall wird vernommen, doch ich spüre nichts. Einfach gar nichts...
"Was geht denn hier vor?", höre ich von einer gleichgültigen Stimme, die ich als Kurèns Stimme identifizieren kann.
Als ich aufsehe, merke ich, dass nicht ich, sondern Kyoulon gegen die Wand aufschlug. War ich das etwa? Aber wie ist das möglich? Ich habe doch gar nichts gemacht...
Er stellt sich schützend vor mir: "Du hast doch gleich Unterricht Shirley, also geh." Was? Warum hilft er mir? Sonst war ihm doch alles egal?!
Ist es, weil Yuusho meine Macht braucht? Ist er nur deshalb so zu mir?
Ohne ein Wort verlasse ich den Raum und renne nach draußen zum Trainingsplatz.
Doch nach der Hälfte bleibe ich stehen und falle auf meine Knien. Meine Sicht verschwimmt und die Geräusche werden immer leiser.
Nein! Ich darf jetzt nicht einfach so aufgeben.
Mit aller Kraft zerre ich mich an den Wänden hoch und folge dem Gang. Draußen angekommen, sind meine Wunden bereits wieder teilweise verheilt und ich kann wieder gerade stehen.
Ich bekomme die ganze Aufmerksamkeit geschenkt, als der Direktor auf mich zu kommt.
Ob ich jetzt eine Fehlstunde bekomme oder sogar suspendiert werde? Es ist bereits das zweite Mal, dass ich in seinem Unterricht zu spät komme.
Vor mir bleibt Mister Gallon stehen: "Hast du eine gute Ausrede, warum du zu spät zu meinem Unterricht kommst?"
Als ich über seine Schulter schwule, sehe ich die Anderen weiter kämpfen, aber meine Freunde glauben ihre Augen nicht. Stimmt, ohne Grund komme ich nie so unpünktlich zu irgendetwas.
Da ich nicht antworte, ziehen sich seine Augenbrauen zusammen und er mustert mich eindringlich: "Du siehst ja schrecklich aus!"
Seit wann Duzt er mich eigentlich?
Ich ignoriere ihn und gehe an ihm zum Trainingsfeld, wo ich mein Schwert ziehe.
"Da ich eine Woche versäumt habe, werde ich jetzt üben. Natürlich nur wenn es ihnen recht ist..."
Damit geht mein Blick zu dem ältesten Vampir, der zögerlich nickt.
"Kenzen", fängt Mister Gallon langsam an, "Du wirst ihr Gegner sein."
Mit diesem Satz steht mein Cousin bereits vor mir auf dem Kampfplatz. Ich bin sowieso wütend auf ihn, da passt das ja.
Grinsend schließe ich meine Augen. Anscheinend ist der liebe Kenzen etwas angespannt.
Innerhalb einer Sekunde verschwindet die Aura und taucht hinter mir auf, doch ich wehre den Schlag mit meinem Ellebogen ab. Sofort springe ich hinter ihm.
Dieser macht sich wie immer unsichtbar und lässt mich sofort erkennen, was er vor hat.
Kenzen versucht mich mit seinen Bewegungen zu irritieren und lässt mich darauf schließen, dass er mich von hinten angreifen will, dabei will er bloß, dass ich ihn anfasse, um in seine Augen zu sehen und macht mich somit bewegungsunfähig. Jedoch vergisst er wohl, dass ich nicht ganz so dämlich bin.
Ich weiche aus und greife ihn mit meinem Schwert an. Er lässt sich von mir am Arm verletzen und ich frage mich wieso, doch als er mit mir dann auf den Boden fällt, öffne ich automatisch meine Augen. Natürlich nutzt der Schwarzhaarige das sofort aus, doch anders, als ich das erwartet hatte.
"Es tut mir leid."
Das sagt Kenzen, bevor seine Lippen meine sanft berühren. Es war zwar nur für einen Moment, aber es war so seltsam.
Dann sieht er mich mit seinen blutroten Augen an und hält seine langen und gefährlichen Fingernägel an meinen Hals: "Aber ich habe gewonnen."
Idiot! Mein Cousin hat mich geküsst um nicht mitzubekommen, dass er mich bewegungsunfähig gemacht hat. Oder hatte es doch noch eine andere Bedeutung?
Nach dieser Stunde ist endlich Pause.
Doch um nachzudenken, kapselle ich mich von meinen Freunden ab und erstrecht von Shorn, Fram, Tante Gracy und Kenzen. Es tut einfach zu weh, wenn ich die Drei sehe.
Fram und Shorn, die ich zusammen erwischt habe, obwohl Shorn vorher mich geküsst hat und dann noch Kenzen und Tante Gracy, die allen meine Existenz und mir mein wahres Ich verschwiegen haben.
Aber ich frage mich ehrlich gesagt, was meine Tante hier wohl macht? Sie meint, sie wäre geschäftlich hier... Was das wohl sein kann?
Die ganze Pause über fühle ich mich beobachtet und ich weiß, dass es niemand Anderes als Kyoulon sein kann, der mich nach wie vor wohl in die Hölle schicken will.
Als ich nach dem Klingeln aufstehe und die Cafetaria verlasse, folgt er mir natürlich.
Mein Tempo erhöht sich, doch dann werde ich zur Seite herzerrt. Widerwillig muss ich in seine Augen schauen, die bloß so vor Rache glitzern.
Seine Hand mit seiner Pistole hält er an meinem Bauch. Ich warte eine Weile, doch als da noch immer nichts passiert, grinse ich provozierend: "Du bist so feige, Klassensprecher."
"Nenn mich nicht so!", fährt mich der in braun Gekleidetet an.
Seine Hände zittern wieder so fürchterlich und ich weiß auch, dass er es nie im Leben tun könnte, auch wenn er die Möglichkeit dazu hätte. Als er nach einiger Zeit noch immer nicht abdrückt, verzweifle ich langsam.
"Schieß doch!", ermutige ich ihn dazu.
Als ein Schuss ertönt, wird Kyoulon weggezogen und die Kugel prallt an der Wand ab.
Als ich meinem Retter erblicke, schlucke ich heftig, da es mein Bruder ist.
Shorn entreißt dem Braunhaarigem seine Waffe.
"Nimm deine dreckigen Pfoten von ihr!"
Gerade als Shorn ihm an den Kragen will, wird mein Bruder von Kifel zurückgezogen. Er hat dem Blauhaarigem eine Leine um den Hals gebunden und zieht ihn an dieser zurück?! Auf welche verrückten Ideen Kifel immer nur kommt... Auch wenn sie effektiv sind, so sind sie doch ziemlich irre.
Bevor einer von uns noch etwas sagen kann, kommt ein fröhlicher From an uns vorbei geschlendert: "Na, Shirleymausi. Was geht ab?"
Cemedy... Der fehlte mir jetzt auch noch!
Verzweifelt seufzend schreite ich an ihnen vorbei im Raum, wo wir Unterricht haben und setze mich zu Fram, mit der ich kein Wort wechsle.
In den restlichen Stunden und Pausen ist es relativ ruhig, außer dass mich die Geonas und Cemedy vollquatschen. Vorallem Kifel nervt mich heute.
Ich bin halt nicht in der Stimmung zum Lachen.
Nach diesem schrecklichen Unterrichtstag mache ich mich zu meinem Zimmer auf um nach Sam zu schauen. Davor jedoch geht mein Cousin kommentarlos an mir vorbei. Erst als er etwas weiter von mir weg ist, ruft er mir etwas zu: "Folge mir. Ich muss dir etwas Wichtiges erzählen."
Überrascht folge ich ihm und bleibe in seinem Zimmer angekommen stehen.
In dem Raum befindet sich niemand außer ihm und mir.
"Du hast also deine Erinnerungen wiedererlangt."
Fragend lege ich meinen Kopf schief: "Ja, habe ich. Und was ist es, was du mir Wichtiges sagen wolltest?"
"Es ist nicht so wichtig.", räuspert der Schwarzhaarige etwas unsicher, "Wirklich nicht wichtig..."
"Was ist es denn?"
Als er seinen Mund öffnet um etwas zu sagen, schwingt die Türe auf und meine Tante mit ein paar Fremden stehen vor der Türe.
Meine Tante schenkt mir keinerlei Beachtung: "Kenzen, sie wollen wissen, ob neunhundert Gäste reichen. Also ich finde es ja übertrieben, dass du auf deine Verlobungsfeier so viele Gäste haben musst."
Erschrocken und überrascht sehe ich zu Kenzen, der kopfschüttelnd seufzt: "So solltest du das nicht erfahren..."
Verwirrt dreht sich die Rothaarige zu mir um und bringt ein 'Oh' zustande.
"Mit wem bist du denn verlobt?", frage ich lächelnd, da ich wirklich nicht verstehe, was das bitteschön mit mir zu tun hat.
Der Rotäugige setzt sich etwas angespannt auf sein Bett hin.
"Ich bin mit dir verlobt."
Meine Augen weiten sich und ich bin zu geschockt um mich zu bewegen. Das war es also, warum er mich heute geküsst hatte und den ganzen Tag angespannt war?
"Wie bitte?!", schreien mein Bruder und Sam im Chor. Moment- Was machen die denn hier?
Sollte Sam nicht noch im Bett liegen? Und ich habe ihn auch noch nie so aufgebracht gesehen... Was soll das?
Ich bin also mit meinem Cousin verlobt? Und warum sagt er es mir erst jetzt?
"Eigentlich wollte ich es verdrängen und hättest du nicht deine Erinnerungen zurückgefunden, dann würde es jetzt nicht so sein, denn jetzt wissen alle, dass du noch lebst und genau deshalb müssen wir heiraten..." Sie wissen jetzt alle also wer ich wirklich bin? Ich muss Kenzen heiraten... Und alles bloß weil ich meine Erinnerungen wiedererlangt habe? Das ist doch schwachsinnig, oder?!
6. Konfliktlösunggsversuche - Ist alles wieder in Ordnung?
Die ganze Nacht konnte ich nur an die Vergangenheit, Gegenwart und an die Zukunft denken.
Meine Tante meinte, dass meine Eltern das so wollten, wenn ein Notfall ausbrechen sollte. Sie wollten, dass ich jemand habe, der mich vor den Hunters beschützt und der nicht nur an sich selbst denkt.
Und so kamen sie auf Kenzen...
Aber wie soll man jemanden heiraten, den man nicht liebt? Ja, ich liebe ihn, aber nur so wie man einen Cousin liebt...
Ich sehe auf die Uhr und stehe dann in Trance auf. Im Badezimmer ziehe ich mir meine Uniform an, bevor ich mir etwas Essbares schnappe und davon abbeiße. Auch wenn Shorn nicht kochen kann, so finde ich es wirklich süß, dass er es versucht hat.
Shorn... Wie soll ich mit ihm umgehen? Und mit Kenzen, Tante Gracy, Fram und Sam? Ich fühle mich so hilflos.
Auf einmal verspüre ich dieses Gefühl wieder. Nein!
Immer wenn ich Durst habe, werde ich zu einem Vampir...
Zum Glück hat Tante Gracy mir diese speziellen Tabletten gegeben, von denen der Durst ein wenig stillt. Es sind zwar Bluttabletten, aber in diesen ist das Blut so dünn, dass es mir nicht schadet, aber andererseits vergeht der Durst nicht so wirklich. Es mildert ihn bloß.
Schwer atmend suche ich meine Tabletten in den Schubladen. Mir wird schwindelig und meine Sicht verschwimmt, weshalb ich so Einiges umhaue.
Als ich endlich die Schachtel mit den Tabletten finde, öffne ich sie. Doch ich weite geschockt meine Augen: Sie sind leer!
Stimmt ja... Ich habe alle für gestern verschwendet, da ich so viel Blut wegen Kyoulon verlor.
Super! Und was jetzt?
Meine Fänge und meine Fingernägel werden immer länger. Und der Durst wächst von Sekunde zu Sekunde.
Ich sehe in den Spiegel und erschrecke vor mir selbst. Meine Augen sind nicht nur violett, sie sind schwarz! Und ich sehe nicht wie ein Mensch aus, sondern habe die Gestalt eines Raubtieres, das hungrig auf seine Beute wartet.
Jemand legt seine Hand auf meine Schulter, weshalb ich in den Spiegel blicke und Sam hinter mir stehen sehe.
"Du siehst ja schlimm aus.", grinst er mich amüsiert und provziernd an, "Könnte ich dir ezwa etwas helfen? Ich meine mit meinem BLUT."
Der Blonde betont das 'Blut' extra so stark, damit ich meine Selbstbeherrschung verliere.
Sam liebt es mich zu quälen...
Ich drehe mich zu ihm um und falle ihm direkt in die Arme. Sein Blut ist so verlockend, aber nein! Ich muss stärker als mein Durst sein.
"Worauf wartest du noch? Trink oder willst du lieber sterben?"
Widerwillig gebe ich nach und schlage meine Fangzähne in seine Hauptschlagader. Es tut mir so leid, Sam...
Nach mehreren Schlücken lasse ich von ihm ab.
Erlichtert lächelt der Blonde, als sich meine Fänge und meine Nägel normalisieren.
"Du bist total süchtig nach mir, weißt du das eigentlich?", grinst Sam mich amüsiert an. Das war ja mal wieder typisch, Sam...
Ohne ein Worr drehe ich mich zum Spiegel und bin erstaunt, dass sich meine Augenfarbe gar nicht wirklich verändert hat. Ja, es hat sich aufgehellt, aber sonst?
Geschafft werfe ich mich einfach aufs Bett und starre auf die Decke.
Ich bemerke diesen nachdenklichen Blick von meinem Mitbewohner, weshalb ich tief ausatme: "Jetzt sind die Pläne von deinem Vater durchkreuzt. Was willst du jetzt tun?"
"Ich weiß es nicht.", murmelt er vor sich hin, "Aber ich weiß, dass ich es wohl verhindern muss. Du darfst Kenzen nicht heiraten."
Überrascht und gleichzeitig verwirrt sehe ich ihn an: "Wieso darf ich ihn denn nicht heiraten? Wegen deinem Vater, oder wie?"
Der Blonde sieht mir in die Augen und fällt ins Schweigen.
Als es an der Türe klopft, dreht mir Sam den Rücken zu: "Ach, vergiss es."
Noch verwirrter als zu vor sehe ich ihm nach.
"Und tue irgendetwas gegen deine Augen, sonst fällst du nachher noch über die ganze Klasse her." Idiot!
Die Türe steht bereits offen und mein Bruder legt seinen Kopf schief: "Was geht denn hier ab?"
Ohne ein Wort von Sam zu der Frage von meinem Bruder geht dieser einfach an den Blauhaarigen vorbei.
"Was willst du, Bruder?", frage ich in einem ausdruckslosen Ton.
Der Schwarzäugige nähert sich mir mit einem Schritt: "Ich solle dir sagen, dass die Verlobungsfeier in einer Woohe stattfindet."
"War es das? Dann geh."
Von meiner gefühlskalten Stimme weicht er kurz zurück, da er es von mir gar nicht gewohnt ist. Doch dann setzt er sich an die Bettkante hin und starrt die ganze Zeit über auf dem Boden: "Es tut mir leid."
Überrascht von seiner Entschuldigung setze ich mich aufrecht hin: "Was meinst du du? Wofür?"
"Dafür das ich damals gesagt habe, dass mein Privatleben dich nichts angeht."
"Aber es stimmt doch.", lächle ich ihn leicht an, "Zwar bin ich deine Schwester, aber es soll mir wirklich egal sein, mit wem du schläfst."
Von meiner Verbitterkeit spürt er kein bisschen was, aber davon wie verletzt ich bin, schon.
Shorn sieht mir tief in die Augen: "Ich will dir die Wahrehit sagen. Ich hatte nichts mit Fram."
Sagt er da die Wahrheit oder will er mich nur beruhigen? Kann ich ihm eigentlich noch glauben schenken? Kann ich hier irgenwem eigentlich noch vertrauen? Alle verheimlichen mir doch immer etwas und lügen mich an... Ich bin so naiv...
"Lass gut sein, Bruder.", will ich es einfach nicht hören, "Es geht mich nichts an und es ist mir auch egal, wenn du mit ihr rumgemacht hast."
"Aber-"
"Verstehst du nicht, Shorn?! Ich will davon nichts wissen!!!", schreie ich ihn mit Tränen im Gesicht an.
"Shirley"
Der Blauhaarige nimmt mein Gesicht in die Hand: "Ich lüge dich nicht an. Du kannst mir vertrauen."
Sein ehrliches Lächelnd stimmt mich irgendwie noch trauriger. Wieso denke ich eigentlich so etwas von ihm?
Sein Gesicht kommt meinem immer näher bis seine Lippen auf meine liegen.
Immer fordender wird er, als ich den Kuss einfach so löse. Ich bin mit Kenzen verlobt...
"Du darfst ihn nicht heiraten.", bittet mein Bruder mich eher als es mir zu befehlen, "Lauf mit mir weg. Irgendwo, wo du nicht das machen musst, was du nicht willst."
Er hat meine Gedanken gelesen...
Entschuldigend lächle ich Shorn an: "Mein großer dummer Bruder... Du weißt doch selbst, das es nicht möglich ist..."
Traurig blickt er in meine Augen. Er sieht so verletzt aus...
"Ich kann sie doch nicht im Stich lassen. Man kann einfach nicht ändern, was ich bin. Ich bin die Auserwählte und habe die Verantwortung über die Vampire. Wenn ich jetzt gehen würde, würden sie den Kampf sogar vielleicht gewinnen, aber solange es Hunters gibt, werden sie die Vampire ausschalten wollen. Solange sie sich nicht ändern. Willst du das unsere Freunde sterben?"
Shorn seufzt verzweifelt: "Nein, aber-"
"Es ist süß von dir, aber das ist einfach nicht möglich. Ich muss mich meinem Schicksal hingeben, auch wenn es für mich nicht einfach ist, aber ich bin die einzige Hoffnung für diese Schule.", erkläre ich es ihm und küsse ihn sanft auf die Wange.
Und so werde ich auch Kenzen heiraten... Auch wenn wir uns nicht lieben, so wollen es die Vampire, die um ihr Leben kämpfen. Sie kämpfen um ihre Träume, Freunde und um die Freiheit. Und ich bin bereit, mich für sie aufzuopfern, denn sie sind für mich wie eine Familie. Ohne sie würde ich nicht mal leben.
Jetzt ist die vierte Stunde und wir haben Waffenunterricht mit Mister Watsu.
Jeder darf in diesem Unterricht mit seiner eigenen Waffe kämpfen.
"Shirley. Du wirst gegen Kyoulon kämpfen."
Das war mein Stichwort. Ich stelle mich auf den Kampfplatz hin und sehe bereits den hasserfüllten Braunhaarigen vor mir stehen mit seiner Pistole.Wir warten auf das Startsignal und fangen somit an.
Er schießt auf mich und ich weiche mit geschlossenen Augen aus. Würde ich meine Augen öffnen, würden sie sehen, dass ich meine Kräfte kaum noch unter Kontrolle habe. Denn meine Augen haben die Farbe der Nacht bekommen und das Blut von vorhin hat mir zwar geholfen, aber meine Mordlust ist gestiegen.
Die Auren werden immer mehr und ich verstehe wieso: Alle wollen sehen, wie stark die Auserwählte ist. Sie wollen sehen, ob ich es gegen einen Hunter, der selbst ein Vampir ist, eine Chance habe.
Selbst Yuusho und der Direktor scheinen anwesend zu sein.
Dann sollte ich mich wohl mal anstrengen, was?
Ich lasse mich unsichtbar werden lassen und greife ihn von hinten an. sein T-Shirt wird zerfetzt durch meine langen Nägel.
Mit meiner Unsichtbarkeit kommt er nicht wirklich klar, weshalb Kyoulon viel einstecken muss von mir.
Doch dann greift er meinen Arm und drückt mit seiner Pistole ab.
Der Schuss fliegt direkt auf mich zu. Doch ich wehre ihn einfach mit meinem freien Arm ab und beförsdere in die Schulmauer. Es prahlt daran ab, doch ein riesiges Loch bleibt bestehen. Hoffentlich muss ich das nicht bezahlen...
Selbstsicher springe ich über ihn und versuche ihm sein Spielzeug aus der Hand zu reißen. Doch er greift mich an und ich weiche dieser gerade so aus.
Anscheinend hat er bessere Augen durch seine Fähigkeiten als Vampir. Er kann mich also sehen...
Doch durch mein Wasserball, der ihn trifft und gegen die Mauer wirft, fliegt es ihm aus der Hand.
Diese Gelegenheit nutze ich um ihn anzugreifen. Dieser wehrt jedoch meinen Schlag ab und greift mich an. Immer und immer wieder weichen wir aus oder wehren ab, wenn der andere einen Schlag riskiert.
Plötzlich springt er weg, als ich ihn angreifen wollte und nimmt seine Pistole wieder in die hand. Die hatte ich ja ganz vergessen!
Schnell weiche ich seinen Schüssen aus und mache mich wieder für alle sichtbar.
Er springt immer hin und her und schießt auf mich, doch ich wehre sie mit meiner Mauer aus Wasser ganz locker ab.
Ich greife ihn mit ganz vielen Wasserstrahlen an, die er ausweicht, in dem er wegspringt. Auch meine Wasserpeitsche weicht er locker aus und zerstört sie mit einer Handbewegung.
Mir fällt etwas ein, was ich auch sofort umsetze. Ich setze die Fähigkeit von Kurèn, die er bei mir angewendet hat, ein. Für eine Sekunde lasse ich die Zeit still stehen und greife ihn mit meinen Nägeln an, die ihn aufschlitzen lassen.
Als ich die Zeit wieder normal weiterlaufen lasse, liegt er bereits schweratmend vor mir am Boden.
Bedrohlich lege ich ihm einen langen Fingernagel am Hals: "Und ich dachte, du wärest nicht so wie die Anderen von dir und so schwächlich. Das war's dann wohl mit deiner Rache, was?"
Kyoulon sieht tief in meine Augen und wartet auf etwas, was nicht kommt. Deshalb sucht er etwas in meinen Augen, doch findet es wohl nicht: "Warum bringst du es nicht zu Ende?"
"Habe ich doch.", lächle ich ihn an und sehe auf die schweren Verletzungen, "Ich habe den Kampf gewonnen."
"Warum lässt du mich leben?"
Ein herzlcihes Lächeln huscht über mein Gesicht: "Weil ich nicht so wie die Hunters bin. Ich will den Krieg friedlich beenden und nicht indem alle sterben. Du hast es dir zur Aufgabe gemacht Vampire zu töten, doch mein Ziel ist es meine Freunde zu beschützen und deshalb muss ich Frieden in die Welt bringen. Schließlich sind vor 300 Jahren schon so viele gestorben und auch in den vielen anderen Kämpfen zwischen Vampiren und Hunters."
Ich stehe auf und mache auf den Absatz kehrt. Langsam gehe ich vom Trainingsplatz runter: "Und ich hoffe, du wirst es auch verstehen, sonst war es das letzte Mal, dass ich Gnade gezeigt habe."
"Geht es dir gut?", fragt mich mein Bruder besorgt.
Grinsend schüttle ich den Kopf: "Kyoulon ist derjenige, den du fragen solltest. Versorgt ihn anständig. Ich muss jetzt zur nächsten Stunde."
Damit lasse ich meine Mitschüler einfach alleine und gehe an Yuusho, Satoshi und an Utano vorbei.
Die Wände entlang zerre ich mich zum Klassenraum. Anscheinend habe ich etwas zu viel Blut verloren. Schwer atmend falle ich auf die Knie. Meine Sicht verschwimmt, doch muss ich stark bleiben. Er hat mich ziemlich mit seinen Kugeln und seinen Schlägen verletzt.
Durch meine Willenstärke stehe ich wieder auf und schleife mich in den Raum um mich dort hinzusetzen.
Eigentlich haben wir ja jetzt Pause, aber ich muss noch vieles aufholen, da ich letzte Woche nicht amn Unterricht teilgenommen habe.
Mein Klassenlehrer betritt den Raum: "Du willst wirklich mit diesen Wunden weiter am Untterricht teilnehmen?"
"Klar.", lächle ich Mister Shirou an, "Ich bin zäher als sie sich vielleicht denken."
Er muss schmunzeln: "Davon bin ich überzeugt. Dieser Vampirhunter ist wirklich stark und so voller Hass, dass ich befürchtet hatte, dass er Sie umbringt."
"Ach was", fange ich locker an, "Mit Hass und aus Rache kann man nicht gewinnen, das wurde mir letztes Jahr bewusst, als ich gegen Orion kämpfte. Man muss für seine Ziele und Träume kämpfen. Nicht für Rache, sondern für seine Freunde alles geben. Wenn man diese wunderbaren Gefühle nicht verlieren will, sollte man für die Menschen, die man liebt kämpfen. Und genau das werde ich tun."
"Du bist zu einer richtigen klugen Frau geworden, Shirley."
Ich sehe aus dem Fenster und weiß, dass Kyo zuhört: "Das ist ganz normal, wenn man selbst mit seinen Tag für Tag mit seinen Gefühlen ringen muss."
Mein Klassenlehrer lächelt mich herzlich an: "Genau so sollte eine Auserwählte sein. Sie sollte andere Menschen verändern können und genau wissen, was Andere fühlen."
Ich spüre wie meine Wunden heilen und mit der Zeit werden deine auch verheilen, Kyoulon...
Nach dem Unterricht werde ich von dem Braunhaarigen aufgehalten: "Denke nicht, dass ich mein Ziel aufgebe."
Dann stampft er in seinem Stolz gekränkt davon.
Seufzend gehe ich Richtung mein Zimmer, als ich vor Shorns und Kenzens Zimmer aufgebrachte Stimmen vernehme. Ich mache mich unsichtbar und öffne einen Spalt der Türe um zu sehen wer dort mit wem laut diskutiert.
Dort stehen die Froms, alle Lehrer inklusive Direktor, meine Familie und mehrere Elternteile.
Was die wohl zu besprechen haben?
"Ich wäre bereit mitzukämpfen.", meint der prinzenhafte Satoshi lächelnd, "Aber nur wenn Yuusho damit einverstanden ist."
"Wenn du mitkämpfen solltest, werde ich mich nicht daran beteiligen."
Ich weite meine Augen. Er würde lieber alles riskieren, als wenn er Seite an Seite mit seinem Halbbruder kämpfen müsste?
"Vater!", mischt sich mein Mitbewohner ein, "Wir können doch nicht-"
Der angsteinflößende Mann schließt seine Augen: "Doch, da er Shirley ihre Erinnerungen wiedergegeben hat und sie sowieso verlieren werden, brauchen wir da nicht einzugreifen. Zwar ist Shirley stark, doch kann sie ihre Kraft noch nicht ganz einsetzen und deshalb ist nur Graceleen schuld. Hätte sie Shirley nicht zu einer friedlichen und ganz normale Person erzogen, könnte sie jetzt schon längst ihre Aufgabe erfüllt haben."
Vor Wut balle ich meine Hände zu Fäusten.
"Und wenn du, Sam, ihr schon längst einen Antrag gemacht hättest, würde nicht Kenzen sie jetzt heiraten. Jemand, der ihre Macht sowieso nicht einsetzen kann. Vielleicht sollten wir sie ja einfach den Hunters überlassen und dann hätten wir keine Probleme mehr mit ihnen."
"Hör auf!", knurrt der Blonde seinen Vater an, "Du weißt gar nicht, was du da von dir gibst! Ich werde Seite an Seite mit ihnen kämpfen, ob du willst oder nicht! Ich kann sie nicht einfach so im Stich lassen!"
Ausdruckslos sieht Yuusho den Silberäugigen in den Augen: "Dann tu es doch. Stürz dich doch in deinen Tod nur wegen ein paar Dummköpfen. Wenn du wirklich mit ihnen kämpfen willst, dann bist du ab sofort nicht mehr mein Sohn."
Yuusho geht an Sam vorbei und will gerade zur Türe, als ich ihm dabei unterbreche.
Aus unkontrollierbarer Wut schlage ich in die Wand, die darauf ein riesiges Loch hat. Kurz darauf mache ich mich sichtbar und bekomme somit die ganze Aufmerksamkeit geschenkt.
"Shirley", sagen Sam und Shorn gleichzeitig, doch ich ignoriere sie und gehe mit schnellen Schritten auf den Eisklotz zu.
Meine Faust bekommt der Braunhaarige zu spüren und sieht mich geschockt an. Durch meinen heftigen Schlag ins Gesicht blutet er. Ja, das hat er verdient!
"Wie kann man bloß so sein eigenes Kind behandeln?!", schreie ich ihn rücksichtslos an, "Ich kann es ja verstehen, dass du nicht mitkämpfen willst, da wir dir zu 'dumm' vorkommen, da wir für unsere Träume und Ziele kämpfen, aber das ist noch lange kein Grund, dass du ihn nicht mehr als dein Sohn akzeptierst, weil er mitkämpfen will!"
Gefühlskalt sieht er mir in die Augen, doch mein hasserfüllter Blick bleibt bestehen, weshalb er leicht grinst: "Gut, gut. Ich hätte nicht erwartet, dass du so mutig bist, aber gut. Du verstehst wiklich nicht, was wirkliche Stärke ist, oder? Man darf nur an sich selbst denken dabei. Wenn du an Andere denkst, dann nutzen es deine Feinde leicht aus und du wirst sterben."
"Na und?!", kontere ich knurrend, "Dann werde ich eben sterben!"
Alle schauen mich entgeistert an.
"Wenn ich somit bloß die Personen, die mir wichtig sind, beschützen kann, dann ist es mir egal. Denn das ist wirkliche Stärke. Es stimmt, man wird nicht verletzt, wenn man nur an sich selbst denkt, doch bist du wirklich einverstanden damit, wenn deine Familie sterben würde? Wenn ja, dann bist du einfach herzlos und nicht würdig auf der Welt zu verweilen."
Amüsiert und provozierend grinst Yuusho mich an, bevor er einen Schritt auf mich zu geht: "Ja, ich bin herzlos. Und wenn du findest, dass solche Typen wie ich, nicht auf dieser Welt leben sollten, wieso bringst du sie dann nicht einfach um?"
Ich ziehe mein Schwert und verspüre dieses Gefühl ihm am Liebsten gleich zur Strecke zu bringen, doch etwas hindert mich daran.
Nach langer Stille schließe ich meine Augen und lasse mein Schwert auf den Boden fallen.
"Weil es nicht richtig wäre.", flüstere ich ihm zu und versuche meine Tränen zurückzuhalten, "Jemanden umzubringen, der die Wahl zwischen Leben und Tod hat und sich nicht mal dagegen wehrt, ist es nicht wert zu sterben, Yuusho."
Überrascht weicht er etwas von mir: "Du hast viel von deiner Mutter."
Ich lächle herzlich: "Mein Vater und meine Mutter sind durch die Hände der Hunters umgekommen und das nur weil sie mich beschützt haben. Sie haben mich damit gerettet. Jedoch jemand, der sich freut, wenn jemand stirbt oder Rache schwört wird ebenfalls früher oder später sein Ende einsehen müssen. Du bist nicht herzlos, Yuusho. Doch du hast Angst Anderen dein wahres Ich zu zeigen. Wenn du bloß ein wenig ein schlechtes Gewissen hast, dass dein bester Freund gestorben ist, dann kämpfe mit uns."
Der Braunhaarige vor mir lächelt jetzt herzlich: "Wenn du mit deinem Schwert genauso gut umgehen kannst, wie mit deinen Worten, dann gibt es ja nichts zu überfürchten. Ich werde dir extra Unterricht geben, damit zu stärker wirst. Aber lass mir meine Antwort ja nicht bereuhen."
Mit den Worten verlässt er das Zimmer.
Geschafft lege ich mich auf Shorns Bett und schließe meine Augen: "Nächstes Mal möchte ich vorher Bescheid wissen, wenn ihr über etwas Wichtiges entscheidet, was mich ebenfalls betrifft."
Wieso sie bloß heute nachmittag so überrascht waren? Dachten sie wirklich ich würde mich das nicht trauen? Ich habe vor niemanden Respekt, der sein eigenes Fleisch und Blut wie ein Stück Dreck behandelt!
Aber ich bin wirklich heute so gereizt und so voller Wut...
Ich kann nicht behaupten etwas im letzten Jahr erreicht zu haben oder überhuapt in meinem bisherigen leben.
Ich soll Kenzen heiraten und einen Kamof anführen. Egal ob ich will oder nicht...
Verbittert stehe ich vom Bett auf und versuche mich möglichst leise aus dem Zimmer zu schleichen. Schließlich will ich meinen Mitbewohner nicht wecken.
Traurig und in Gedanken versunken schreite ich die Treppen hoch zum Dach. Auf diesem sitzt der Braunhaarige und sieht sich den nächtlichen Himmel an, der wieder wunderschön zu betrachten ist.
Wortlos setze ich mich neben ihm hin: "Wunderschöne Aussicht, nicht wahr?"
"Wieso bist du hier?"
Ich falte meine Hände hinterm Kopf: "Es ist mein Lieblingsort, wenn ich vor wichtigen Entscheidungen stehe."
Kyoulon schaut mich fragend an, doch lächelt im nächsten Moment: "Es ist wirklich beruhigend hier."
"Was willst du tun?", frage ich ihn etwas neugierig, "Willst du weiterhin Rache nehmen?"
Er sieht wieder zum Mond: "Nein."
"Dann kämpfe mit mir."
"Das kann ich nicht.", meint er, als er tief ausatmet, "Ich kann doch nicht meine eigene Mannschaft bekämpfen."
"Aber du bist doch auch ein Vampir, einer von uns."
Kyo schüttel den Kopf: "Aber ich wollte niemals einer werden. Einer meiner Feinde hat mich gebissen, bevor ich ihn noch umbringen konnte."
"Feind, ja?", sehe ich ihn etwas nachdenklich und irgendwie traurig an, "Bin ich dann auch dein Feind?"
Kurz blcikt er in meine Augen, als er dann leicht lächelt: "Sogesehen ja, aber..." Seine Miene verfinstert sich.
"Wir kennen den gleichen Schmerz und haben die gleiche Vergangenheit, also die gleiche Last zu tragen. Das verbindet uns und wenn du in meine Augen siehst, ist es wie ein Spiegelbild."
Nach diesen Worten grinse ich Kyo an: "Was ist dir wichtig? Kämpfe dafür."
"Du hast recht.", lächelt der Braunhaarige jetzt breit, "Ich werde Seite an Seite mit euch kämpfen und für Frieden sorgen, denn das ist mein Ziel."
Wir sehen uns tief in die Augen. Seine goldenen Augen sind so gefühlvoll und irgendwie sind es so viele Gefühle auf einmal, die er durch seine Augen ausdrückt.
Der Mond scheint ziemlich hell heute...
Dann nach einer Weile sehen wir uns zusammen den Himmel an, als er meine Hand auf seine legt.
Verwirrt blicke ich zu ihm, doch tut er ahnungslos und sieht weiter zum Himmel.
Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen, doch unterbricht er mich, indem Kyo mir in die Augen sieht und lächelt. Am Liebsten würde ich seine Gedanken lesen, doch aus irgendeinem Grund kann ich es nicht.
Unsere Gesichter nähern sich, bis er seine Lippen auf meine legt. Ganz sanft küsst er mich. In diesem kurzen Moment, wo sich unsere Lippen berühren schlägt mein Herz heftig gegen meinen Brustkorb und eine wohlige Hitze bereitet sich in mir aus.
Irgendwie genieße ich dieses Gefühl in mir. Als er den Kuss löst, bin ich irgendwie enttäuscht und gleichzeitig traurig darüber. Wieso bloß? Wieso habe ich bloß so gekämpft um ihm zu helfen? War es wirklich nur, weil er mir leid tat? Irgendwie glaube ich das nicht...
"Es tut mir leid."
Gerade als er aufstehen will, halte ich ihm am Arm fest: "Es ist schon gut." Dabei lächle ich ihn liebevoll an. Der Braunhaarige bleibt sitzen und die ganze Nacht lang schauen wir uns gemeinsam den Himmel an. In seiner Nähe bin ich aus irgendeinem Grund so glücklich...
7. Gefühle vor und bei der Verlobungsfeier
Die ganze letzte Woche war so was von anstrengend... Nicht nur das ich Extraunterricht bei dem strengsten Lehrer auf der Welt, also Yuusho, hatte, sondern musste ich mich auch noch auf die Verlobungsfeier vorbereiten. Ich musste lernen zu tanzen und das war anstrengend! Vorallem weil ich zuerst von untalentierten Freunden das lernen sollte.
Doch dann kam Sam und erlöste mich von Cemedy, Kifel und Shorn...
Und Sam ist als Lehrer genauso streng wie sein Vater...
Es ist jetzt ein Tag vor der offiziellen Verlobung mit Kenzen. Und Kenzen selbst habe ich seit einer Woche gar nicht mehr gesehen. Aber er hatte bestimmt genauso wie ich Einiges zu erledigen.
Ich atme die frische Luft ein, bevor ich vom Dach springe und unten mit den Füßen aufkomme: "Guten morgen, Kyo!"
Er sieht mich an, als wäre ich ein Geist: "Was machst du so plötzlich neben mir?"
"Ich bin vom Dach gesprungen.", strahle ich wie eine Wahnsinnige.
Der Braunhaarige schüttel verzweifelt den Kopf und grinst selbstgefällig: "Das es dir Spaß macht mit dem Tod zu spielen..."
"Ach was", versuche ich ihn zu beruhigen, "Das war doch bloß ein kleiner Sprung. Würde ich sterben wollen, dann hätte ich mich schon längst von dir umbringen lassen."
Kyo zieht eine Augenbraue hoch: "Um genau zu sein, wolltest du das sogar damals."
"Hey, Shirley.", begrüßen mich Shorn und Sam, die irgendwie die besten Freunde geworden sind, seit dem ich mich gut mit Kyo verstehe. Was haben sie denn bitteschön gegen ihn?
Und wieso wollen die beiden Dickköpfe noch immer, dass ich Kenzen nicht heirate? Aber Kyoulon wird auch sofort wütend, wenn ich über Kenzen oder meine Verlobungsfeier sprechen will... Männer sind seltsame Geschöpfe!
Sollten sie sich nicht darüber freuen? Na gut... Ich freue mich ja selbst nicht darüber, also was soll ich von jemanden erwarten?
Ob es Kenzen wohl genauso geht? Dieser Kuss letztens... Ich verstehe nicht... Warum hat er das getan? Oder wollte er herausfinden ob da mehr ist als familiäre Liebe?
Und an meine eigenen Gefühle will ich erst gar nicht denken... Sie sind zu verwirrend.
"Hi", begrüße ich sie lächelnd, bevor ich mich auf dem Weg ins Gebäude mache. Sie folgen mir angespannt. Die Stimmung ist schon seit Tagen ziemlich bedrückend unter uns... Und ich weiß nichts dagegen zu unternehmen. Schließlich bin ich selbst schlecht drauf.
Niemand kann mich aufmuntern und das Einzige was meine Mordlust befriedigt, wenn ich kämpfe und mich dabei verletze. Yuusho erzählte mir, dass das davon kommen kann, dass sich meine innere Kraft ausbreitet und diese will, dass ich sie einsetze. Doch ich kann sie immer noch nicht so ganz kontrollieren, weshalb ich sie auch noch nicht so richtig einsetzen kann, wann ich es will.
Gestresst lasse ich mich auf mein Bett fallen. Die letzten Nächte durfte ich schließlich nicht schlafen, da ich entweder Tanz - oder Kampfunterricht hatte und dann musste ich auch noch meine Hausaufgaben machen und lernen für anstehende Arbeiten...
Yuusho und Sam haben sich sogar gestritten, da Beide mich so viel wie möglich unterrichten wollten... Da passte es wirklich mit so wie der Vater auch der Sohn. Die Beiden waren so anstrengend wie noch nie! Aber es war irgendwie angenehm zu sehen, dass Yuusho seine Gefühle in meiner und Sams Gegenwart zeigt.
Bin ich wirklich jemand, der Personen verändern kann? Ich bezweifle das... Sonst würde Kenzen bereits etwas offener zu mir sein und mir nicht aus dem Weg gehen, so kommt es mir auf jeden Fall vor.
"Hey, was liegst du da so faul herum?", fragt mich Sam freundlich. Wehe, er will mir wieder Tanzunterricht geben, ich schwöre es, ich springe aus dem Fenster!
"Komm mit. Fram und Graceleen wollen dir etwas zeigen."
Widerwillig stehe ich vom Bett auf und folge ihm. Was wollen sie mir denn zeigen? Irgendwie bekommt man bei dem Gedanken ja Angst.
Seit Tagen versuchen sie mir bereits ein Kleid zu nähen, doch Beide können es nicht und deshalb frage ich mich, ob ich es mir überhaupt ansehen will...
Warum haben sie das eigentlich nicht einfach Kirigune überlassen. Sie kann wenigstens nähen...
Al wir dann vor Frams Zimmer stehen, muss ich schlucken: "Will ich überhaupt sehen was sie angestellt haben?"
"Wer weiß", verunsichert der Blonde mich amüsiert, "Vielleicht solltest du es ja auch alleine herausfinden?"
"Du bist fies.", schmolle ich ihn an, worauf er nur breiter grinsen muss und mir einen Kuss auf die Wange gibt: "Du siehst sexy aus, wenn du beleidigt bist."
Wegen dieser Bemerkung rolle ich mit meinen Augen und öffne die Türe. Alles ist besser als mit ihm weiter zu reden, das bringt doch eh nichts!
Im Raum stehen zwei Überglückliche Frauen, die mich direkt umarmen. "Wir haben es endlich geschafft!", kreischen sie mir ins Ohr. Aua!
Kirigune sitzt da in der Ecke und lächelt vor sich hin. Okay?
Sie halten mir das Kleid hoch. Ich begutachte es und staune. Das sieht ja besser aus, als ich befürchtet hatte!
Das Kleid ist aus rotem Satin. Es besitzt Spaghettiträger und das Kleid ist an der linken Seite länger als an der rechten.
Es sieht so wunderschön aus, dass ich befürchte, es gar nicht anziehen zu können.
"Es sieht traumhaft aus.", strahle ich die Beiden an.
Meine beste Freundin gibt an: "Und das haben wir auch ohne Kirigunes Hilfe geschafft!"
Als ich Kirigune kopfschütteln sehe, muss ich grinsen. Wäre sie nicht gewesen, dann wäre es wohl niemals fertig geworden...
"Probier es doch gleich mal an.", schlägt meine Tante strahlend vor.
Moment mal... Wieso freut sie sich so? Etwa weil ich Kenzen heirate? Sie ist ziemlich seltsam drauf in letzter Zeit und vorallem in der Gegenwart von Satoshi und dem Direktor. Was in ihr wohl vorgeht?
"Es sitzt perfekt!", finden die Anwesenden, doch ich seufze verweifelt.
Alle sehen mich verwirrt an, doch ich kann bloß mit dem Kopf schütteln: "Das Kleid ist zu schön für mich."
Tante Gracy atmet tief aus und trinkt erst einem Schluck von ihrem Tee, bevor sie mir ihren wütenden Blick überbringt. Tief muss ich schlucken. Ich bin es von ihr gar nicht gewöhnt, so angestarrt zu werden.
Aber Fram ist auch wütend auf mich. Nur die Rothaarige und mein Mitbewohner sind nicht sauer.
Die engelhafte Gestalt, Kirigune, sieht mich wie immer liebevoll und gleichzeitig etwas verzweifelt an.
Und der gute alte Sam, wie soll es auch anders sein, grinst amüsiert über meine Worte hinweg: "Hast du eigentlich schon mal im Spiegel gesehen? Ja, das Kleid ist wirklich schön, aber du bist das schönste Geschöpf, was mir in meinen 418 Jahren, die ich nun auf dieser Welt verweile, zu Gesicht bekommen habe."
Seine Worte berühren und überraschen mich gleichzeitig. Mein Herz springt vor Freude und ich versinke in seine silbernen Augen. Irgendetwas steckt da tief in seine Augen, nur was genau das ist, weiß ich nicht. So sehr hat er seine Gefühle noch nie offenbart.
Alle schweigen und er selbst scheint erst gerade mitbekommen zu haben, was er da eigentlich von sich gibt. Sonst war das doch noch nie so bei Sam. Bei Shorn allerdings schon öfter... Er weiß ja so gut wie nie, wovon er spricht...
Erst als sich die Türe öffnet und mein Bruder hereinplatzt, rege ich mich wieder.
Doch Shorn selbst, scheint wie erstarrt zu sein. Einerseits sieht er glücklich und überrascht aus, doch andererseits schmerzt es ihm, doch wieso verletzt es ihm so?
Warum können Männer einem eigentlich niemals seine Gefühle einfach sagen? Das ist doch viel leichter! Frauen müssen immer zuerst sagen, was sie fühlen. Wenn Männer ihre Gefühle zeigen, sind sie ja Luschen oder so etwas in der Art... Das ist doch Schwachsinn! Würden sie es mir doch nur sagen, dann wäre ich nicht selbst von meinen eigenen Gefühlen so verwirrt!
Als noch immer niemand etwas sagt, schüttle ich bloß den Kopf und gehe einfach nur an den Blauhaarigen vorbei: "Ich bin keine Sehenswürdigkeit, also starre mich nicht so an."
Verwirrt sieht er mir nach, doch ich ignoriere ihn und verlasse das Zimmer.
Als ich endlich meine normale Kleidung wieder an habe, mache ich mich auf dem Weg zu Kenzen. Ich will wissen, wieso er mir bloß aus dem Weg geht!
Vor seinem Zimmer stoppe ich und klopfe vorsichtig an. Nachdem ich einige Zeit gewartet habe, ist noch immer nichts passiert, weshalb ich die Türe einfach öffne.
In diesem Raum finde ich auf dem Bett Kenzen wieder. Dieser liegt da bloß mit Boxershorts und hat seine Augen geschlossen. Ich nähere mich dem Bett. Er sieht völlig kaputt aus... Also ist er mir nicht aus dem Weg gegangen, sondern hatte er so viel zu erledigen. Dumm von mir zu denken, dass nur ich arbeiten muss.
Mein Cousin sieht ja schon gut aus, aber ich liebe ihn nun mal nicht... Er bedeutet mir viel, ja, und ich will ihn auch nicht verlieren, aber er ist mein Cousin und nicht mehr und nicht weniger...
Ein Leben mit ihm kann ich mir nicht wirklich vorstellen...
Kenzen denkt bestimmt dasselbe und genau aus dem Grund wollte er es verdrängen und mir nicht sagen. Aber... Warum nimmt er das alles auf sich, wenn er mich nicht liebt? Warum löst er die Verlobung nicht auf? Etwa weil ich die Auserwählte bin und weil meine Eltern es so wollten? Aber wissen sie wirklich, was für mich und Kenzen wirklich richtig ist? Warum hat er sich nicht schon damals dagegen aufgelehnt? Und warum macht er das jetzt auch nicht?
Eine Haarsträhne entferne ich aus seinem Gesicht und lächle leicht. Aber ich sollte ihm dankbar sein, schließlich war er es, der mein Leben damals rettete...
"Was machst du hier?"
Leicht zucke ich zusammen. der Schwarzhaarige schlägt seine Lider auf und sieht mir mit seinen blutroten Augen direkt in Meine.
Mein Gesicht wird ernst: "Ich habe mich gefragt wie es dir geht, da du dich ja nicht blicken gelassen hast."
"Tut mir leid.", seufzt Kenzen verzweifelt, bevor er sich aufsetzt, "Ich hatte viel zu tun."
"Ich weiß.", lächle ich wieder. Dann jedoch drehe ich mich zur Türe: "Deshalb werde ich dich jetzt auch schlafen lassen."
Eigentlich ist das ja bloß eine Ausrede dafür, dass ich vor dieser peinlichen Situation schnell fliehen will...
Gerade als ich weggehen will, stoppt er mich: "Warte!"
Abrupt bleibe ich stehen und drehe mich zu ihm um. Lange sieht er bloß in meine Augen, als er dann endlich mit der Sprache rausrückt.
"Nur damit du das weißt, wenn wir verheiratet sind, wird sich nichts daran verändern, dass..."
Er bricht ab und atmet tief aus: "Ach, schon gut..."
Verwirrt lege ich meinen Kopf schief und verstehe einfach nicht, was er mir sagen wollte.
"Geh jetzt bitte."
Zögernd gehe ich seiner Bitte nach und schließe hinter mir, als ich aus dem Raum trete, die Türe. Geistesabwesend schreite ich durch den langen Gang und bleibe erst stehen, als ich gegen etwas Hartes stoße. Fragend schaue ich hoch und sehe Kyoulon, gegen dessen Brust ich gekommen war.
"Geht's dir gut?", fragt er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue.
Vorschnell nicke ich und torkle an ihm vorbei. Doch er packt meinen Arm: "Du warst bei ihm, nicht wahr?"
Ich sehe zu Boden. Warum wird er bloß so wütend? Es ist doch kein Verbrechen, oder?
"Sieh mich an."
Der Braunhaarige legt seine Hand in meinen Nacken, so dass ich ihn ansehen muss. Seine Augen treffen meine.
"Ja", gestehe ich wie vor einem Richter meine Straftat, "Ich war gerade bei ihm."
Dann dreht er mir seinen Rücken zu und deutet zum Gehen: "Heirate ihn nicht."
Ohne ein weiteres Wort schreitet Kyo davon und lässt mich zurück. Verwirrt sehe ich ihm nach. Warum sagen mir das nur alle? Shorn, Sam und jetzt auch noch er?
Ich sitze hier auf dem Dach und sehe mir den Sonnenaufgang an. Ein neuer Tag bricht an, Die ganze Nacht habe ich nachgedacht, doch es gibt einfach keine andere Lösung.
Ist es richtrig oder falsch? Diese Frage kam mir in den letzten zehn Stunden meines Lebens ständig durch den Kopf, doch keine Antwort fiel mir dazu ein.
Ich als Auserwählte darf keine Schwäche zeigen und muss für meine Freunde da sein. Nur für sie tue ich dies. Schließlich würden sie für mich dasselbe tun. Ich sollte mich mal langsam auf den Weg machen. Sie warten bestimmt schon.
Langsam stehe ich auf. Hoffentlich vermassele ich den Tanz nicht... Tausende von Vampiren werden mir zu sehen.
Zögert und verunsichert, ob ich das überhaupt packe, teleportiere ich mich weg. Als ich an dem gweünschten Ort ankomme, verschwindet das Licht. Ich sehe mich um und muss staunen. Alles ist so herrlich angerichtet und das nur wegen uns.
"Da bist du ja endlich.", meint eine ruhige Stimme, die ich sofort Kenzen zuordnen kann, "Alle warten schon auf dich."
Bin ich etwa wirklich so spät dran? Das wusste ich nicht... Dabei dachte ich, es ist okay, wenn ich fünf Minuten hinauszögere. Meine Hässlichkeit bekommt man sowieso nicht ausgeglichen.
Ich folge meinem Cousin zu einem Raum. Davor hält de Schwatzhaarige an und dreht sich zu mir um. Verwirrt schaue ich in seine Augen.
"Da musst du nun alleine rein."
Er macht sich gerade auf zum Gehen, als ich seinen Namen flüstere.
Kenzen bleibt stehen: "Du solltest dich beeilen. Sie warten nicht gerne. Außerdem..."
"Was?"
"Ach nichts...", murmelt er vor sich hin und räuspert sich, "Pass auf dich auf."
Dann lässt er mich einfach so verwirrt da stehen. Wieso soll ich auf mich aufpassen? Was meint er damit?
Seufzend gehe ich auf die Türe zu. Vorsichtig lege ich eine Hand auf die Klinke und verweile da eine Weile.
Wo sind eigentlich Sam, Shorn und Kyo abgeblieben? Sind sie etwa so wütend auf mich, dass sie nicht erscheinen? Das wäre schade... Schließlich sind sie mir sehr wichtig und auf meine Verlobungsfeier hätte ich schon gerne dabei. Ob sie bei der Hochzeit auch fehlen würden?
Als ich Geräusche aus dem Zimmer entnehme, muss ich schlucken. Was Fram und Tante Gracy wohl mit mir anstellen werden?
Ich drücke die Klinke runter und öffne die Türe einen Spaltbreit und erst nach einem Moment öffne ich sie ganz. Das Zimmer ist riesig und hell. Alles ist so freundlich, aber so unordentlich. Was haben meine Tante und Fram denn jetzt schon wieder angestellt? Will ich das eigentlich wissen?
Doch außer den Beiden sehe ich noch eine andere Person. Etwas verwirrt mustere ich sie. Wer sie wohl ist?
Die fremde Person hat lange schwarze Haare, die sie sich mit einer Blumenspange hochsteckt. Doch vorne die Haare lässt sie über ihre Schultern fallen. Aber auch einige hinten sind lose. Das Mädchen hat wunderschöne rubinfarbene Augen.
Ihr Kleid ist schwarz und wird am Hals zugebunden. Das Kleid besitzt keine Träger. Die Arme sind frei, doch trägt sie lange Handschuhe. Diese sind ebenfalls gebunden. Unten ist das Kleid ziemlich enganliegend. Erst ab den Beinen wird es wieder weiter. Bei den Knien hört es auf. Am Rücken ist eine Schleife befestigt.
Die dunklen High Heels, die sie trägt, passen perfekt zu den restlichen Outfit.
Ihren weiten Ausschnitt verdeckt sie mit einer langen silbernen Kette, wo ein Kreuzanhänger befestigt ist. Sie trägt auch lange schwarze Ohrringe8. Der Fluch der Liebe
Partner... Die Beiden? Aber er ist doch mein Cousin.
Ich balle meine Hand zur Faust und komme zum Vorschein. Vor den Beiden stehe ich jetzt nun, während die Beiden mich anstarren.
"Shirley", steht der Schwarzhaarige auf.
"Verräter!"
Ausdrucklos sieht er mir in die Augen, doch schweigt.
Meine Wut wird von Sekunde zu Sekunde größer und langsam kann ich mich nicht mehr zurückhalten: "Ich hätte dir niemals zugetraut, dass du so etwas tust! Wir sind doch eine Familie, oder etwa nicht? Und wieso hilfst du dann den Hunters, hm? Warum hast du mich dann damals gerettet, wenn du mich tot sehen willst, hm? Oder gehörte das etwa auch zu deinem Plan? Du bist doch selbst ein Vampir und mein Cousin... Sag! Warum tust du uns so etwas an?"
Kenzen nähert sich mir und will meine Hand berühren, doch ich weiche von ihm.
Etwas verletzt und geschockt mustert er jede meiner Bewegungen. Das kann er ruhig auch sein! Schließlich ist er selbst doch schuld. Warum hat er es denn auch getan? Warum ist er so ruhig?
Jetzt klingt sich die fremde Person ein und lacht selbstgefällig: "Das ist also aus dem kleinen Mädchen geworden, was? Eine richtige junge Dame, die noch naiver als ihre Mutter ist."
"Sprechen Sie nicht so über meine Mutter!", fletsche ich mit meinen ausgefahrenen Fangzähnen.
Erst jetzt mustere ich den Mann. ErDieser hat lange schneeweiße Haare und angsteinflößende Augen, die genauso aussehen wie Mond und Sonne. Jetzt erst fällt mir auf, dass er mir bekannt vor kommt. Im Traum ist er mir begegnet und hat mir auch schon da Angst eingeflößt. Wer er wohl ist, dass er so mächtig ist?
"Sie hätte mich ja heiraten können und damit Frieden über die Welt der Menschen und der Vampire bringen können, doch da war sie ja bereits schwanger mit dir."
Wie? Dann kann er aber kein Mensch sein, wenn er jetzt noch immer lebt... Und ich bin der Grund des Krieges? Weil sie ihn nicht geheiratet hat und meinen Vater wählte... Wieso hat sie so viel riskiert für ihre Liebe?
"Ruf gefälligst die Hunters zurück!"
Amüsiert sieht er mich an: "Mit welchem Recht willst du mir das befehlen?"
Vor Wut schlage ich den Tisch, der im Raum steht, zu Kleinholz.
Erstaunt starren mich Beide an. Ich merke wie der Killerinstinkt in mir steigt. Rache, mein Inneres durstet nach bittere Rache. Doch mein Herz weiß, dass es falsch ist.
Meine Fingernägel werden immer länger und ich erinnere mich an die Kampfstunden mit Yuusho.
Selbstsicher schließe ich meine Augen und greife den Hunter an. Dieser jedoch weicht aus. Schnell boxe ich ihm in den Bauch und durchbohre seine Haut mit meinen Nägeln, die ich ihm dabei reinramme.
Mit voller Wucht werfe ich ihn durch die Wand. Als ich meine Augen wieder öffne, ist bereits alles voller Blut. Gefühlskalt nähere ich mich dem am Bodenliegenenden. Dieser atmet schwer. Anscheinend habe ich ihm ganz schön zugesetzt. Das geschieht ihm auch recht!
Gerade als ich den letzten Schlag vollbringen will, siegt die Vernunftin mir und ich lasse von ihm ab. Anscheinend liegt hier mir zu viel Blut herum, dass ich mich kaum unter Kontrolle habe. Sonst jedoch beherrsche ich mich perfekt dank Yuusho!
"Warum bringst du es nicht zu Ende?"
Ich sehe in seine Augen: "Weil ich nicht so wie ihr seid, die nur nach Rache sünden. Und nur wegen einer Sache, die dabei längst Vergangenheit ist."
Darauf erwidert er nichts, doch grinst er.
Lange herrscht eine Stille, als sich der Hunter plötzlich in Luft auflöst: "Wir werden uns widersehen, Auserwählte."
Kurz atme ich tief aus, als ich mich dann zu Kenzen umdrehe. Dieser sieht mich mit seinen blutroten Augen wieder einmal ausdruckslos an.
Doch dieses Mal bekommt auch er eine Abreibung verpasst! Ich steuere wutverbrannt auf ihn zu und erhebe meine Hand. Kurz vor seinem Gesicht balle ich sie zur Faust und steuere genau auf sein Gesicht zu, wessen ich dann auch treffe. Noch immer ausdruckslos sieht mein Cousin mich an und fasst sich an die Wunde.
"Empfindest du denn wirklich nichts dabei, wenn du so etwas deiner Familie antust?"
Weiterhin schweigt er, womit meine Wut wächst. Der nächste Schlag folgt und ich vernehme den metallischen Geruch von Blut. Als ich nach einigen Schlägen meine Tränen nicht unter Kontrolle mehr halten kann, halte ich in meine Reaktionen inne. Noch immer nicht wissend, warum er das getan hat, mustere ich ihn von oben bis unten.
Plötzlich bemerke ich, dass sich sein Gesicht verändert hat. Es strömt nur so vor Emotionen. Tränen bahnen sich einen Weg seinen Wangen herunter und mir geht es nicht anders dabei.
"Verstehe mich doch", fängt er an zu erklären, "Ich wollte ja nicht sein 'Partner' werden, doch ich musste. Ich brauchte Informationen und musste deshalb riskieren, dass ihr verletzt werdet. Das war dumm von mir. Bitte verzeih mir."
Ein Lächeln huscht mir über meinen Lippen: "Sie sind weg, nicht wahr?"
"Ja."
"Gut. Dann lass uns zu den Anderen gehen und erklären wir es ihnen."
"Du hast recht.", seufzt der Schwarzhaarige verzweifelt.
Aber irgendwie glaube ich es ihm noch nicht so ganz... Nur für Informationen über diesen Idioten würde Kenzen doch nie so viele Leben aufs Spiel setzen, oder? Da muss doch noch mehr dahinter stecken!
So gehen wir den langen Gang entlang, zur großen Halle, in der alle Vampire versammelt sind.
Als wir mittem im Raum stehen bleiben, werden wir zu den Hauptdarstellern.
"Kenzen hat euch etwas ganz Wichtiges zu sagen."
Alle im Raun verstummen, als Kenzen die Situation erklärt. Seltsamerweise scheint niemand böse auf ihn zu sein. Wussten sie das etwa schon? Sie sehen nämlich nicht mal überrascht aus!
Wir räumen nach seiner Rede noch auf und ich gehe mich umziehen. Bevor ich mein Kleid jedoch öffne, sehe ich in den Spiegel. Jetzt bin ich ja noch blasser geworden! Vielleicht macht das auch nur das Kleid... Aber meine Augen sind noch immer schwarz.
Immer und immer mehr merke ich, wie dieses Verlangen in mir wächst. Jeden Tag werde ich immer mehr zu einem Vampir. Nein, das ist nicht wahr! Ich werde zu einem Monster.
Das ich mich noch kontrollieren kann, verdanke ich Yuusho. Er hat mir gelernt, mein Verlangen zu unterdrücken, wenn auch nicht für lange, so reicht es doch, um eine Bluttablette zu finden oder auch etwas Essbares, je nachdem was ich brauche.
Gerade als ich mich von diesem Kleid entledigen will, schwingt die Türe auf und ich könnte manchmal jemanden, der blaue Haare hat und der mein ehrlicher, verrückter und ziemlich naiver Bruder ist, so eine verpassen, dass dieser nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist!!!
"Hey", lächelt mich dieser Idiot von Bruder an. Okay... Wieso bin ich eigentlich so gereizt? Klar, er platzt immer dann herein, wenn man in Ruhe gelassen werden und entspannen will und dann macht er immer genau das, was man von ihm nicht erwartet hätte und kommt dann nicht mehr zum ausspannen! Aber sonst? In der letzten Zeit war alles einfach zu viel für mich...
"Shirley", setzt er sich ohne Erlaubnis auf dem Schminkstuhl hin. Am Liebsten hätte ich gefragt, ob er nicht mal geschminkt werden will, aber dann kommt es mir doch zu blöd vor.
Kurz wartet Shorn meine Reaktion ab, die jedoch nicht folgt. Nach langer Stille vermittelt er mir endlich, was ihm auf der Seele liegt: "Ich muss dir etwas von Kenzen erzählen."
Verwirrt sehe ich ihn an.
"Er hat dich angelogen."
"Wobei?", frage ich ihn ahnungslos. Was meint er denn auf einmal damit?
"Er brauchte kine Informationen, Shirley.", fängt er an es mir zu erklären, "Kenzen musste es tun, da er sonst seine Schwester umgebracht hätte und dich gleich dazu."
Wie erstarrt starre ich in die schwarzen Augen von mein Bruder. Stimmt das wirklich? Hat er mich angelogen? Warum wollte er mir nicht die Wahrheit sagen? Hat er sich dafür geschämt? Was geht bloß in ihm vor?
Kurz schweigen wir uns an, doch dann redet er einfach weiter.
"Wir wussten das alle und konnten so die Sicherheit der Besucher sicherstellen. Alle waren darauf vorbereitet."
"Auch das er die Verlobung aufgelöst hat?"
Shorn schüttelt den Kopf: "Das war eine Überraschung für uns alle."
Warum hat Kenzen das dann getan? Ich verstehe ihn einfach nicht! Warum müssen mir Männer immer ein Rätsel sein? Das ist doch unfair...
Nachdem ich mich umgezogen und beim Auräumen geholfen habe, teleportiere ich mich wieder zu meinem Zimmer und lege mich einfach so ko wie ich bin ins Bett. Sofort falle ich in die Welt der Träume...
"Aaaaaaaaaaahhhh!"
Sofort springe ich aus dem Bett. Was war das? Eine Einbildung?
Verwirrt sehe ich auf die Uhr: "Erst zwei Uhr?"
Ich vernehme ein leises Schluchzen, wessen ich nachgehe. Doch plötzlich hört es einfach so auf und zwei Stimmen ersetzen dieses.
Leise horche ich an einer Türe, wessen ich sicher bin, dass es der ehemalige Kampfraum ist. Wer da wohl drin ist?
"Was machst du hier?", fragt eine ziemlich bekannte Stimme. Es ist die meiner Cousine! Was macht sie hier?
"Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten...", antwortet Kenzen ihr, "Warum bist du hier? Du weißt doch selbst, dass du nicht hier sein darfst."
Kurz herrscht Stille.
"Ich weiß."
"Doch?", will mein Cousin genauer wissen.
Ich höre wie jemand sich bewegt im Raum: "Das geht dich nun gar nichts an!"
"Also wieder wegen ihm.", stellt er fest. Ann knurrt derweils ihn an, doch erwidert nichts.
Plötzlich höre ich im Flur Stimmen und mache mich schnell unsichtbar.
"Warum hast du mich angelogen?!"
"Wo willst du hin?!", ruft Yuusho seinem Sohn zu, "Du willst doch nicht wirklich zu ihr hin, oder?"
"Natürlich."
Cemedy? Ich habe ihn noch nie so aufgebracht gesehen...
"Cemedy From!"
Der Braunhaarige hält an und dreht sich zu seinem Vater um: "Was?"
"Du willst ihr doch nicht wirklich Schaden zu fügen, oder?"
Diese Worte... Sie schneiden mir die Luft ab. Das war eine eindeutige Drohung!
"Mistkerl!", schreit er ihn an, "Manchmal denke ich wirklich, dass du das nur tust, weil ich nicht wirklich dein Sohn bin!"
Damit läuft Cemedy weg und lässt Yuusho alleine da stehen. Cemedy... Anscheinend liebt er Ann. Und diese Worte... Ich wusste gar nicht, dass Cemedy gar nicht sein Sohn ist. Yuusho hat wohl doch einen weichen Kern, auch wenn er ihn nicht so zeigt. Aber warum hat er ihm dann gedroht? Ich verstehe das nicht ganz...
Yuusho bleibt vor der Türe stehen und lauscht erste Zeit, doch dann geht auch er seinen Weg und ich kann mich endlich wieder zeigen lassen.
Gedankenverloren schreite ich zu meinem Zimmer.
"Was machst du hier?"
Wie ertappt drehe ich mich zu der Person um, die ich als Kyo identifizieren kann.
"N-nichts.", stottere ich herum, "R-rein gar nichts..."
Der Braunhaarige schmunzelt bei meinem erschrockenen Gesichtsausdruck etwas und zieht skeptisch eine seiner Augenbrauen hoch.
"Wirklich.", versichere ich ihm, als er nur nickend an mir vorbei geht.
"Dann ist ja gut."
Fragend blicke ich ihm nach.
"Du solltest nicht hier so viel rumlungern. Du hast eine Pflicht, also vernachlässige sie auch nicht.", meint er gefühllos, was ich so gar nicht von ihm kenne.
Anscheinend hat er schlechte Laune... Na das auch noch! Reicht das denn nicht, dass hier sonst ebenfalls alle spinnen und schlechte Laune verbreiten? Ich schüttle den Kopf, bevor ich mein Schlafzimmer betrete.
Vor Schreck halte ich die Luft an. Was?
Im Zimmer liegen überall Kleidungsstücke von mir herum und dazwischen sitzen Shorn und Sam. Am Liebsten würde ich sie jetzt schon mal umbringen! Was machen die da?!
Stattdessen hole ich tief Luft und setze mir ein falsches Lächeln auf, wie ein Dauerzustand.
"S-Shirley", stottert mein Bruder knallrot und schluckt heftig. Anscheinend hat er Angst vor meine folgende Reaktion. Witzig... Mir gefällt es wie er mich ängstlich ansieht. Dabei weiß ich doch gar nicht was er hat. Nur weil ssie in meinen Sachen rumwühlen?
Mein Mitbewohner hingegen ist das gleich und mustert mich bloß.
Ich erhalte meine Stellung zu ihnen: "Was macht ihr da?" Lieblicher fragen kann man ja gar nicht mehr...
"I-ich-"
Sam übernimmt für den Blauhaarigen das Wort: "Shorn ist ein Missgeschick passiert und ich soll es jetzt wieder richten."
"Was denn für ein Missgeschick?", frage ich weiterhin lächelnd, doch mein Blick tötet Shorn bei Nahe.
"Nichts Schlimm-"
"Bitte töte mich nicht!", unterbricht Shorn den Silberäugigen, der nur mit seinen Augen rollen kann.
"Ich wollte mit dir reden, doch bin dann über deine Bürste geflogen und über dein Armband, was leider kaputt gegangen ist und habe dann deinen ganzen Kleiderschrank mit um gerissen. Dieser hat dann das Veilchen umgestoßen, was darauf zu Bruch ging. Der Kleiderschrank hat dann aber auch noch den Spiegel umgehauen und den Tisch. Ach ja und Sams Bettseite ist auch hinne. Und dann ist der Schrank aufgegangen und hat die ganzen Kleidungsstücke im Zimmer verteilt, da ich auch ausversehen über den Ventilator geknallt bin, der darauf angesprungen ist und dein Lieblingstop zerfetzt hat."
Er hält panisch die Luft an.
"Ach so.", lächle ich weiterhin, "Wenn es weiterhin nichts ist."
Darauf gehe ich ins Bad und schließe die Türe hinter mir gut und sicher ab. Damit es nicht auffällt, betätige ich die Dusche und den Wasserhahn gleichzeitig, bevor ich laut und deutlich anfange zu schreien und dabei Shorn beschimpfe.
Als ich nach ein paar Augenaufschlägen wieder zur Ruhe komme, seufze ich verzweifelt, bevor ich das Wasser wieder abstelle und wieer aufschieße.
"Besser.", strahle ich die Beiden an und begutachte das Chaos, "Jetzt räumt ihr Beiden den Schweineladen auf und kauft alles wieder nach! Habt ihr mich verstanden?"
Gerade als Shorn etwas sagen will, fahre ich fort: "Und ich esse etwas in der Zwischenheit bei Fram. Bye."
Damit mache ich mich auf dem Weg zu ihr. Solange das Zimmer noch so aussieht, werde ich kein Schritt mehr in den Raum tun! Das schwöre ich!
So begebe ich mich nun auf dem Weg zu meiner besten Freundin.
"Mitten in der Nacht hier rumzuirren ist nicht gut."
Sofort halte ich meine Luft an und erstarre für einen Augenblick, doch erst nach dem ich eine andere Stimme höre, beruhige ich mich: "Es tut mir leid. Ich werde sofort wieder in mein Zimmer gehen."
"Und das ich dich ja nicht noch mal erwische.", droht Herr Shirou einen der Mitschüler.
Irgendwoher kenne ich diese Stimme. Klar, ich erkenne bei Nahe jede Stimme wieder, aber...
Ich schüttle meinen Kopf und gehe weiter. Jetzt spinne ich total. Vielleicht sollte ich einen Psychiater konsultieren? Nein... Der würde mich doch bestimmt direkt einweisen, wenn der hören würde, was ich bin und was ich alles so erlebt habe...
Ich schüttle meinen Kopf und gehe weiter. Schließlich will ich nicht ebenfalls erwischt werden.
Ohne nachzudenken öffne ich Frams Türe und bereue es direkt.
Meine beste Freundin ist zwar nicht da, aber dafür ihr Bruder, der anscheinend schläft, was auch nachts natürlich ist. Manchmal kann ich ja auch so dumm sein!
Überall sind Poster von Shorn und dann geht mir ein Licht auf. Fram liebt ihn...
Warum fällt es mir erst jetzt auf? Wenn ich so die ganzen Bilder betrachte, wo die Beiden zusammen sind, dann... Die Beiden strahlen so. Sie sind das perfekte Paar...
Es zerreißt mir das Herz das zu sagen. Andererseits aber auch nicht. Es ist ein seltsames Gefühl.
"Shirley?"
Vor Schreck halte ich meine Luft an, bevor ich beim Umdrehen stolpere und auf meinen Hintern knalle.
"Au"
Ich höre ein freches Lachen, dass von Fram ausgeht. Danke auch...
"Was ist denn hier los?", wacht Utano auf, "Shirley?"
"Hi auch...", murmle ich beleidigt vor mir hin.
Zwei Stunden rede ich mit ihnen und über das, was mein trotteliger Bruder angestellt hat. Fram wollte ihn am Liebsten eine knallen, aber Utano und ich konnten sie aufhalten.
Kurz gehe ich noch einmal in mein Zimmer, als ich Ann auf den Weg dorthin begegne.
"Guten Morgen.", lächle ich sie an, doch sie sieht mich traurig an.
"Hey.", begrüßt sie mich ganz cool, aber man sieht ihr an, dass ihr nicht danach ist so rüberzukommen.
Verwirrt sehe ich der Schwarzhaarigen nach, die einfach so weitergeht. Ich weiß zwar nicht, woher diese Wunden sind und warum sie so seltsam ist. Doch weiß ich eines ganz genau: Sie liebt Cem, doch Yuusho lässt es nicht zu. Er ist gemein. Fies und gemein.
Ich versuche mich zu beruhigen, als ich die Türe meines Zimmers öffne. Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue hoch.
Alles ist sauber! Genauso wie vorher... Alles steht noch und alles ist da wo es hin gehört. Kein Chaos mehr zu sehen. Wie haben die Beiden das bloß angestellt?
Im Doppelbett finde ich die beiden Jungs vor, die erschöpft darauf liegen und ganz ruhig schlafen.
Es ist als wäre es eine Sekunde des Friedens. Die Beiden streiten sich nicht, machen kein Chaos und versuchen mir nicht an die Wäsche zu gehen. Außerdem sehen sie richtig süß aus, wenn sie schlafen. Schöneres kann ich mir nicht vorstellen!
Auf einmal fällt mir ein Ring auf, der auf den Nachttisch liegt.
Der Ring ist silbern und hat einen ebenfalls silbernen Stern daran. Er ist wunderschön. Ich habe ihn vor zehn Jahren von meiner Tante geschenkt bekommen. Es soll ein magischer Ring sein, der mysteriöse Kräfte besitzen soll, aber davon habe ich noch nichts mitbekommen.
Der Ring ist mein Glücksbringer, doch ich hatte ihn wohl verlegt und habe ihn nicht mehr wieder gefunden. Wie die Beiden es wohl angestellt haben ihn zu finden? Egal...
Ich ziehe ihn an und wecke die Beiden unsanft auf, in dem ich durch meine Vampirkräfte so einen Schrei erzeugen kann, das sogar die Fensterscheiben risse tragen.
"Aufstehen!"
Sofort standen Beide kerzengerade da und sehen mich erschrocken an.
Nach einiger Zeit beschwert sich mein Bruder: "Was sollte das? Ging es nicht etwas leiser?"
Ich grinse die Beiden frech an: "Nö."
Sam seufzt nur und zieht sich seine Uniform an, während Shorn mich verdutzt ansieht.
"Was denn?", frage ich ganz taktlos und zucke mit den Schultern, "Wer meint, er kann faul auf mein Bett liegen, obwohl er gleich Schule hat, der verdient es nicht anders."
Leise flucht der Blauhaarige vor sich hin.
Grinsend gehe ich aus der Türe und schreite zu meiner Klasse. Heute ist der letzte Tag vor den Herbstferien. Nur noch diesen letzten Schultag und auf nach Hause!
Drei Monate sind schon vergangen, seitdem das zweite Jahr für mich in dieser Schule angefangen hat. Die Zeit vergeht so schnell und der Kampf rückt immer näher. Aber daran will ich jetzt erstmal nicht denken.
Nach dem unser Klassenlehrer uns endlich gehen gelassen hat, habe ich meine Sachen gepackt und bin mit Kenzen und Shorn nach Hause geflogen.
"Guten morgen.", weckt mich eine sanfte Stimme.
Ich blinzle mehrmals bis ich mich an die Helligkeit gewöhne. Ich sehe in schwarze Augen, die meinen wundervollen Bruder gehören.
Er lächelt mich an und ich zurück: "Morgen."
Mein Bruder gibt mir ein Tablett mit lauter Lieblingsessen von mir drauf. Ist heute ein besonderer Anlass dazu?
"Danke."
Er gibt mir einen liebevollen Kuss auf die Wange, bevor er anfängt zu grinsen. Verwirrt sehe ich ihn an.
"So weckt man jemanden, Engelchen.", antwortet er auf meine unausgesprochene Frage.
Verzweifelt verdrehe ich die Augen. Will er mich jetzt erziehen oder was? Das kann er direkt wieder vergessen!
Gerade als ich einen Bissen von diesem köstlichaussehenden Essen probieren will, unterbricht er mich: "Das würde ich nicht tun an deiner Stelle."
Ich lege den Kopf schief und frage mich warum ich eigentlich noch mal aufstehen wollte...
"Ann hat es gekocht."
"Und?", frage ich ganz ahnungslos, als ich von Weitem ein Gepolter höre und wie Kenzen seine Schwester anschreit wie 'Ann! Habe ich dir nicht schon einmal gesagt, dass du meinen Herd nicht in Flammen setzen sollst?'. Sie entschuldigt sich, während immer wieder Gepolter wahrztunehmen ist. Was...?
Meine Miene verfinstert sich etwas.
"Sie kann nicht kochen."
Schnell stelle ich mein Tablett weg und tue so, als hätte ich nie vorgehabt so etwas zu probieren. Dabei sieht es so verdammt gut aus! Und woher weiß sie eigentlich, was für Dinge ich liebe?
Ich stehe auf und ziehe mir den Morgenmantel über, bevor ich rausmarschiere.
"Morgen.", brumme ich noch ganz müde. Muss Shorn mich auch in meinen Ferien so früh wecken? Das ist doch nicht fair...
"Morgen.", seufzt der Schwarzhaarige verzweifelt und besorgt.
"Ich gehe kurz mal einkaufen." Bevor einer von uns noch etwas sagen kann, ist sie schon weg. Was ist denn mit ihr los? So eilig?
"Tu mir ein Gefallen.", befehlt mein Cousin mir eher als mich zu fragen, "Geh bitte meiner Schwester nach. Sie scheint nicht bei sich zu sein. Sonst steckt sie nie meinen Herd in den Flammen, aber heute bereits fünf Mal nacheinander."
"Ja, klar."
Damit laufe ich ihr nach.
Nach zwanzig Minuten langweile ich mich bereits ihr unauffällig zu folgen.
Ich stehe zwei Reihen weiter und tue so, als wenn ich etwas kaufen will. Ich habe irgendein Fertiggericht in der Hand, während ich sie beobachte. Sie bezahlt gerade ihre Utensilien und Lebensmittel.
"Das wird dir nicht schmecken, glaub mir."
Ganz erschrocken halte ich die Luft an und drehe mich dann erst um. Ich beruhige mich, als ich blonde Haare, silberne aufglitzernde Augen und ein amüsiertes Grinsen mitten im Gesicht sehe.
"Sam", fange ich etwas überrascht an, "Was machst du denn hier?"
"Nur weil ich mal billig einkaufe, heißt es noch lange nicht, dass ich plötzlich nicht mehr so toll bin. Nur damit du das weißt: Billiges Essen schmeckt mir und vorallem wenn Kirigune nicht da ist."
"Kirigune ist nicht da?"
Mein Blick richtet sich an der Kasse, wo Ann vorher bezahlt hatte. Ich erstarre für einen Augenaufschlag: Sie ist weg! Oh nein... Dabei habe ich doch Kenzen versprochen auf sie aufzupassen. Oh Gott... Nicht auch noch das!
"Sie macht einen Ausflug. Ich gönne es ihr ja, aber wenn sie mal außer Haus ist, bricht das Chaos an. Jeder macht was er will und vorallem Yuusho denkt, er könnte sich alles erlauben und was machst du hier?"
Mit meinem Blick suche ich sie überall, doch nirgends eine Spur von ihr: "Nichts interessantes."
"Willst mal wohl etwas Anderes zum Essen probieren als Pommes und Pizza, was?"
"Haha", lache ich theatralisch und werfe ihn einen vernichtenden Blick zu, "Ich sollte auf meine Cousine aufpassen, doch habe ich sie aus den Augen verloren, als so ein Kerl kommt, der meint, er könne mir das Leben erschweren und mich mit seinen jämmerlichen Spüchen volllabert."
"Du hättest wohl besser aufpassen müssen.", zuckt er mit der Schulter, "Obwohl es ja normal ist, wenn du einem Kerl nicht widerstehen kannst."
"Was soll das denn wieder heißen?", schreie ich durch die Gegend und balle meine Hand zur Faust. Wie kann er es bloß wagen?
Sein Grinsen wird breiter: "Komm mit."
"Wieso sollte ich?", knurre ich Sam schon an, "Und was meintest du eigentlich mit 'das wird dir nicht schmecken'? Woher willst du denn wissen, was mir schmeckt und was nicht? Könnte ja genauso sein, dass mir dieses undefinierbare Essen ja doch schmeckt. Und was dann?"
Der Blonde zieht eine Augenbraue hoch.
"Niemals würde dir einen Cheeseburger schmecken, wenn du nicht einmal Käse ist."
"Na das werden wir ja noch sehen!", knurre ich weiterhin und nehme es mit zur Kasse.
Sein Blick ist eindeutig: "Gut. Ich mache es dir bei mir warm und dann werden wir ja schon sehen. Wie wäre es mit 'ner Wette?"
Jetzt will der auch noch mit mir wetten? Super... Dabei glaube ich nich einmal selbst daran, dass es mir schmecken wird, aber na gut.
Leicht nicke ich, als ich es bezahle.
"Sagen wir, wenn ich gewinne, gehst du mit mir aus und wenn du gewinnst, dann werde ich mich von dir quälen lassen und das einen ganzen Tag lang."
An den Gedanken, womit ich ihm alles quälen kann, muss ich grinsen.
"Abgemacht.", gebe ich ihm die Hand drauf.
Bei ihm zu Hause angekommen, finde ich es erschreckend still. Was hier bloß los ist? Ist ja bei Nahe wie in einem Horrorfilm!
"Ich kümmere mich um unser Essen und du geh schon mal in mein Zimmer, aber vorsichtig wo du hintrittst.", meint Sam, bevor er in die Küche verschwindet.
Etwas verwirrt von seiner Aussage überquere ich die Treppen und öffne sein Zimmer, was ich vor Schreck wieder schließen muss. Schnell rede ich mir ein, dass es bloß eine Halluzination war, die mich dazu bewegt hat, dass es so in seinem Zimmer aussah.
Nach einem Moment der Ruhe öffne ich es erneut und ringe um Luft. Alles ist durcheinander. Nirgends auf dem Boden ist eine Fläche, wo man hintreten kann. Entweder ist alles voll mit dreckiger Wäsche oder mit anderem Zeug.
Ich komme mir echt wie in einem Horrorfilm vor! Wie lange ist noch mal Kirigune weg? Das kann man doch nicht aushalten hier! Und dabei ist sie doch erst einen Tag fort... Wie soll das hier denn enden?
Da Sam mit anderen Dingen zu tun hat, werde ich mir mal das Zimmer vornehmen. Auch wenn ich es nicht gerne tue... Aber ich werde doch nicht in so einem chaotischen Zimmer bleiben! Auch wenn es nur für eine oder zwei Stunden ist, so werde ich mich weigern hier zu sein! Nur... wo soll ich anfangen?
Nach dreißig Minuten ist die ganze Wäsche in der Waschmaschine oder im Waschkorb und sein Zimmer aufgeräumt. Außerdem habe ich noch gesaugt und geputzt bis alles glänzt. Kirigune soll doch keinen Horrortrip erleben, wenn sie wiederkommt... Fertig mit der Welt lege ich mich aufs Bett. Jetzt ist es doch hier viel sauberer und ich fühle mich gleich wohler. Aber ich bin so müde...
Die Türe öffnet sich und der Blonde tritt verblüfft und ziemlich überrascht ins saubere Zimmer mit zwei Teller in der Hand.
"Wow", kommt er nicht aus dem Staunen heraus, "Wie hast du das denn angestellt? Hier war es doch vorher so-"
"Für Kirigune könntest du dein Zimmer auch mal sauber halten. Ja, ich weiß. Du bist faul und verwöhnt, aber du könntest trotzdem etwas an deine arme Mutter denken. Oder willst du, dass sie direkt wieder verschwindet, wenn sie dein Zimmer sieht? Ich meine, du könntest doch auch etwas für sie tun. Sie tut so viel für dich! Und komme jetzt nicht mit der Ausrede, das du keine Zeit und etwas Besseres zu tun hast."
Ein ertapptes Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht: "Ich glaube, dass dir meine Nähe nicht gut tut."
"Ich glaube, du meinst eher dich damit. Schließlich könnte ich dich ja dazu zwingen.", meine ich grinsend und amüsiert, wenn ich so daran denke. Damals ist er immer mit mir so umgesprungen... Vielleicht ist es ja wirklich nicht gut für mich in seiner Nähe zu sein?
Sam grinst amüsiert: "Ach und wie willst du das bitte anstellen? Niemals könntest du mich dazu zwingen."
Bevor ich noch etwas sagen kann, gibt er mir den Teller und setzt sich mir gegenüber auf seinem Bett hin.
Gleichzeitig nehmen wir einen Bissen vom Burger. Ich versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie ekelhaft ich es finde. Er darf nicht gewinnen... Es geht mir nicht darum, dass ich es anwidere mit ihm auszugehen, aber meine Ehre als Frau steht in Frage! Ich hasse es im Unrecht zu sein.
"Und wie ist es?", grinst mich der Blonde amüsiert und selbstsicher an.
Theatralisch lächle ich ihn an: "Köstlich."
Ungläubig zieht er eine Augenbraue hoch, doch ich bleibe standhaft. Ich bin halt stur und gebe deshalb nicht auf. Genau deshalb beiuße ich noch mal vom Albtraum ab und versuche nicht meine Miene zu verziehen.
"Gib zu, es schmeckt dir nicht."
"Weiß nicht was du meinst.", lüge ich und strahle weiter, während ich diesen ungenießbaren Burger verdrücke. Hätte ich doch niemals gewettet...
"Du bist so stur.", schüttelt er mit seinem Kopf.
Ich muss ein Kichern unterdrücken: "Das weiß ich doch. Das sagt jeder mir und du vorallem, wenn du nicht weiter weißt. Aber vergiss nicht eins, du bist es auch."
"Hm", meint er nur gelangweilt, "Kann sein."
"Ich könnte noch einen verdrücken.", spiele ich mein Spiel weiter, doch bereue es sofort.
Sam grinst mich fies an: "Du kannst meinen haben. Ich mag keinen Cheeseburger."
"Du hast ihn doch schon angebissen."
"Und?", fragt er dann weiter grinsend.
"Ich esse keine angebissenen Burgers."
Der Silberäugige legt sich aufs Bett: "Ich habe noch genug gemacht für dich."
"Nein, danke.", lächle ich und versuche mich rauszureden, "Ich bin satt."
Er legt seinen Kopf schief und muss schmunzeln. Anscheinend verschlimmere ich nur alles...
Mein Handy klingelt auf einmal. Verwirrt und überrascht von der plötzlichen Musik falle ich aus dem Bett. Sam lacht mich aus, weshalb ich ihn mit meinen Blick töten könnte. Der Song heißt Tears Don't Fall von Bullet for my Valentine.
Schnell nehme ich ab: "Ja?"
"Wo bist du?", höre ich eine ernste und besorgte Stimme sprechen, die ich sofort als Kenzens identifizieren kann.
"Ähm-"
"Ann ist noch immer nicht da. Ich mache mir Sorgen um sie.", redet er total überstürzt weiter.
Ich seufze. Na toll... Hoffentlich ist ihr nichts passiert.
"Suche sie, verstanden?!"
Damit legt er einfach auf. Woher wusste mein Cousin, dass ich nicht bei ihr bin? Seltsam...
"Ich muss Ann suchen."
Sam steht auf: "Wenn du einfach so suchen willst, bringt es nichts. Bestimmt ist sie schneller zu Hause als du. Komm, ich bringe dich nach Hause."
"Danke."
Er grinst amüsiert: "Wie wäre es mit nächster Woche."
"Was?", frage ich etwas verwirrt nach.
"Mit dem Date.", gibt er mir zu verstehen, wobei ich die Augen verdrehe, "Ich habe schließlich die Wette gewonnen."
"Und wovon träumst du nachts?", brumme ich etwas beleidigt.
Sam schmunzelt, während wir zum Ausgang schreiten: "Willst du das wirklich wissen?"
"Nicht wirklich.", seufze ich kopfschüttelnd, "Aber die Wette hast du trotzdem nicht gewonnen."
"Shirley", bleibt er plötzlich stehen und sieht mir in die Augen.
"Was?"
"Sei nicht immer so stur.", flüstert der Blonde mir ins Ohr und küsst mein Haar, "Es ist doch nicht so schlimm, wenn ich mal recht habe."
Ich erröte und schmolle ein wenig: "Aber du ziehst mich doch jetzt sicher auf, nicht?"
Lächelnd schüttelt er den Kopf, bevor er meine Hand einfach so nimmt.
Wir schweigen uns an, aber dieses Mal ist es keinesfalls bedrückend, sondern schön. Ich genieße diese Ruhe einfach.
Plötzlich blinzle ich mehrmals und bleibe stehen: "Was macht Ann denn hier?"
"Siehst du? So haben wir sie gefunden ohne das du dich dafür abhetzen musstest." Klugscheißer, denke ich mir etwas angekratzt, dass er schon das zweite Mal recht hatte.Wir beobachten sie, als Cem plötzlich zu sehen ist. Er sieht sie an und sie ihn.
Traurig blicken sie sich an.
Je näher Ann Cem kommt, desto mehr scheint sie unter Schmerzen zu leiden und zieht sich immer mehr Verletzungen zu.
"Bleib da."
"Aber-" Sie bricht ab und senkt ihren Kopf. Der Schwarzhaarigen kullern Tränen von der Wange.
Cem ballt seine Hand zur Faust: "Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, Ann. Du bist so wunderschön..."
"Der Fluch wirkt immer noch."
"Es ist das Beste, wenn wir uns nicht sehen."
Sie nickt und ihre Wege trennen sich.
Was war das denn gerade? Diese Trauer... Diese Schmerzen... Warum hatte sie plötzlich diese Verletzungen? Liegt sie etwa unter einem Fluch? Aber wer würde denn so etwas Schlimmes tun?
Plötzlich erinnere ich mich an Yuushos Worte und mein Atem stockt. Er- er hat... was?! Deshalb hasst meine Tante ihn so sehr... Er kann jemanden also verfluchen? Diese Fähigkeit sollte man bedacht einsetzen und nicht gegen die große Liebe von einem seiner eigenen Kinder benutzen!
Sam seufzt verzweifelt: "Immer dasselbe."
"Wie meinst du das?"
Lange zögert er bis er es mir erzählt: "Cemedy und Ann lieben sich schon seit einem Jahrhundert, doch Yuusho verbietet er, weil er meint, dass Ann keine gute Frau abgäbe und sein Ruf in Gefahr wäre. Deshalb hat er einen Fluch auf Ann gelegt, wobei die Beiden sich nicht näher als 500 Metern kommen dürfen, denn sonst erleidet sie furchtbare Qualen und das möchte Cemedy nicht riskieren. Er denkt, dass Yuusho das zulässt, weil er nicht sein wirklicher Sohn ist. Cem und Michella wurden von ihm adoptiert. Die Beiden sind wirkliche Geschwister, aber wir nicht. Trotzdem fühlen wir uns wie wirkliche Geschwister und leben auch so. Cem und Michella wurden von einem Überfall damals von Yuusho und seiner ehemaligen Frau, meiner Mutter, gerettet, doch dabei opferte meine Mutter sich."
"Das hätte ich jetzt nicht gedacht...", murmle ich etwas überrascht vor mir hin. Michella und Cemedy sind Geschwister, aber nicht die leiblichen von Sam? Das fällt wirklich nicht auf... Bei Cem vor allem. Er hängt total an Sam... Aber das von Cem wusste ich ja schon.
Leicht lächelt der Blonde: "Uns ist das auch egal, aber Vater meint, dass es bloß seinen Ruf stört, weil er einmal gnädig war und seinen weichen Kern offenbart hat."
"Also hat er auch 'ne gute Seite in sich..."
"Schwer zu glauben", grinst Sam ein wenig, "Aber es ist wahr."
Der Silberäugige zieht mich hinter sich her.
"Ich möchte Ann und Cemedy so gerne helfen..."
Als Sam das hört, bleibt er sofort stehen und dreht sich um: "Nur Yuusho kann den Fluch wieder aufheben..."
"Also muss man ihn dazu überreden.", überlege ich vor mir hin. Irgendwie muss es doch zu schaffen sein, dass er die Beiden ihr Glück lässt.
"Aber du musst warten bis sie dich selbst um Hilfe bitten.", warnt Sam mich, "Das geht uns solange nichts an bis die Beiden zu uns kommen."
Ich nicke, bevor ich ihn anlächle und seine Hand nehme. Mein Kumpel scheint etwas überrascht und verwirrt, als ich ihn hinter mir her schleppe.
"Ich muss mir noch ein Kleid extra für unser Date kaufen.", lenke ich vom Thema ab.
Ein dreckiges Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht: "Ach, du brauchst doch nichts anhaben. Es reicht einfach, wenn du mit mir ein bisschen Spaß hast." Dabei leckt er sich amüsiert über die Lippen, wo ich nur die Augen verdrehen kann. Männer, Männer und nochmals Männer!!! Ich sollte wirklich 'ne Nonne werden... Aber ein Halbvampir als Nonne, die verliebt in drei verschiedene Typen ist und nicht einmal gläubig ist? Das wäre sehr seltsam...
Es sind bereits drei Tage vergangen und noch immer kein Wort von Ann und Cem... Langsam werde ich ungeduldig! Ob ich einfach zu Yuusho gehen sollte? Ich weiß nicht...
Gelangweilt sitze ich am Esstisch und wühle mit der Gabel in mein Essen herum. Irgendwie mache ich mir Sorgen.
"Was ist los?", fragt mich mein Bruder besorgt, "Fühlst du dich nicht wohl?"
Ich schüttle den Kopf: "Alles schon okay."
Lächelnd stehe ich auf und stolpere über den Stuhl und fliege genau in Shorns Armen.
Dieser sieht mich ungläubig und ernst an: "Du solltest dich etwas ausruhen."
"Ach was", winke ich ab, "ihr müsstest doch von mir gewohnt sein, dass ich tollpatschig bin."
"Ich gehe mal etwas Luft schnappen."
Schnell bevor noch jemand etwas von sich geben kann, verschwinde ich aus der Türe und atme den frischen Herbstwind ein.
Ich sehe meinen Ring an und seufze verzweifelt. Der Ring bringt mir nicht mal Glück... Ich bin wohl ein hoffnungsloser Fall!
Seufzend lasse ich mich auf einer Bank nieder und denke nach. Wie soll es jetzt weutergehen?
Plötzlich höre ich eine sehr bekannte Stimme: "Shirley."
Sofort schaue ich auf in Cemedys Augen. Seine grünen Augen funkeln nicht mehr so wie damals... Und das ist alles nur Yuushos schuld!
"Ich möchte dich um einen Gefallen bitten."
Überrascht sehe ich ihn lächelnd an: "Du willst also, dass ich Yuusho überrede den Fluch von Ann zun nehmen, richtig?"
Verwirrt blickt er mich an, doch im nächsten Moment seufzt der Braunhaarige verzweifelt: "Sam hat es dir also gesagt. Das hätte ich mir ja auch denken sollen. Ich meine, er hat mich ja selbst dazu überredet dich um Hilfe zu bitten. Bitte tue das ohne Anns Wissen."
Ich nicke. Zwar weiß ich nicht wie, aber ich werde es tun. Wenn ich selbst Sam ändern konnte...
Heute ist Yuusho alleine zu Hause, weshalb ich diese Chance ergreifen werde. Wenn ich ihn heute nicht umgestimmt bekomme, dann muss ich einen anderen Weg finden um diesen Fluch auflösen zu können und egal wie, aber ich werde es schaffen die Beiden zu einander zu bringen!
Der Witz ist, dass mich Cem sowie Ann gefragt haben, ob ich das nicht tun würde für sie und das ohne des Wissen vom Anderen.
Nun stehe ich hier vor diesem Palast und warte auf Einlass.
Die Türe geht auf und ein seriöser Mann steht vor mir, den ich sofort als Yuusho wiedererkenne.
"Shirley?", murmelt er ahnend vor sich hin, "Komm rein."
Er schließt die Türe und ich folge ihm schweigend. Wie sollte ich das nur anstellen, dass er mich anhört?
Wir setzen uns gegenüber voneinander hin.
"Tut mir leid für dieses Chaos, aber ich habe kaum Zeit und meine Frau ist außer Haus."
"Ach kein Thema.", winke ich ab.
Geistesabewsend sieht der Braunäugige in meine Augen: "Du siehst bedrückt aus. Warum bist du hier?"
"Ich wollte mit ihnen sprechen, weil..."
Ich breche ab und lasse mein Anliegen für mich.
"Du bist stark geworden.", lächelt Yuusho leicht, was ich so gar nicht von ihm gewohnt bin, "Eine gute Schülerin und eine mutige und starke Persönlichkeit dich hier her zu trauen, obwohl nur ich hier bin."
Tief atme ich ein und verziehe keine Miene: "Ich habe keine Angst und keinen Respekt vor jemanden, der so mit seiner eigenen Familie umgeht."
"Das sagtest du schon einmal."
Ich zügle meine Wut: "Ich bin hier bei dir, weil ich über ein Problem sprechen wollte, dass außerhalb des anstehenden Krieges steht."
Gar nicht überrascht trinkt er seinen Kaffee und wartet darauf, dass ich weiterrede, was ich dann auch tue.
"Eine Freundin von mir liebt einen jungen Mann und der sie auch, aber sie können nicht zusammen sein...", stocke ich traurig und sehe zu Boden.
Der Braunhaarige nickt und versteht was ich meine, doch spielt er mein Spiel mit: "Wieso nicht?"
"Weil der Vater von ihrem Freund einen Fluch über sie gelegt hat, weil die Beiden Familien verfeindet sind."
"Ich kann ihn nicht brechen.", meint er sofort stur.
Doch da hat er mich noch nicht kennengelernt!
"Sie sind sehr unglücklich.", fange ich an zu erzählen, "Sie lieben sich, doch du stehst ihnen im Weg! Weißt du eigentlich wie es Cemedy ergeht dabei? Du denkst vielleicht, dass es für ihn das Beste ist, aber er weiß es besser! Ann ist zwar eine verrückte und seltsame Person, aber sie ist meine Cousine und die Liebenswürdigste, die ich je gesehen habe. Sie leidet und das nicht nur seelisch! Sie ist meine Cousine und nur damit du das weißt, wenn Frieden zwischen unseren Familien herrscht, dann bist du noch beliebter, da du mit mir, der Auserwählten gut stehst. Außerdem könnten deine Kinder dich verraten, überlege dir das doch mal! Wenn du gut zu deinen Kindern bist, dann sind sie auch gut zu dir! Und noch etwas viel Wichtigeres: Sie mögen dich und das ist in einer Familie das Wichtigste! Sich zu vertrauen und zu respektieren ist die eine Seite, aber sich wirklich gut zu verstehen und zu mögen, die Andere."
Ein Lächeln überkommt ihm: "Ich habe noch nie gesehen, wer sich so sehr für seine Freunde und seine Familie einsetzt... Ich bin beeindruckt und andererseits erwartet man das ja auch von der Auserwählten. Na gut... Es waren stichhaltige Argumente und du hast mich überzeugt. Ich werde nicht mehr so streng zu ihnen sein und den Fluch aufheben. Und vielleicht überlegst du selbst dir das noch einmal mit Sam. Wer weiß."
Sein Grinsen wird breit, bevor er mich abwinkt.
Aus der Hölle raus, rufe ich erst einmal Beide an und bitte sie Beide zu Yuusho. Dann nach einer halben Stunde sind Beide da und ich schweige die Fragenden an, als ich sie mit ins Haus nehme. Ann hat höllische Schmerzen, was man ihr ziemlich anishet, doch beschwert sie sich keinesfalls.
Vor Yuusho halte ich sie an: "Jetzt ist meine Aufgabe vorbei.", meine ich bloß und löse mich dann einfach auf. Ich teleportiere mich nach Hause und seufze verzweifelt.
Das war ja unerträglich, aber es hat sich gelohnt. Lächelnd lege ich mich aufs Bett hin und summe eine bekannte Melodie vor mir hin. Ihre Liebe hat eine Chance verdient. Aber ich...
"Shirley, danke.", flüstert mir eine sehr vertraute Stimme ins Ohr, wobei ich Gänsehaut bekomme.
...ich denke, dass es fürs Erste besser ist, keine Beziehung einzugehen und somit meine Freunde schützen kann. Auch wenn sich mein Herz dagegen sträubt, so ist es doch sicherer, oder nicht?
Ich lasse meine Augen geschlossen und lächle weiter, bevor ich Sams Hand mir kralle und ihn deute sich auch zu legen. So liegen wir stundenlang schweigend aufs Bett und genießen diese Ruhe.
So hat Yuusho den Fluch aufgehoben und Ann und Cemedy sind unzertrennlich geworden. Die Beiden sind so glücklich zusammen, was mein Herz erfreut.
"Danke, Shirley.", bedanken sie sich bei mir.
"Ach was", winke ich ab, "er hatte das die ganze Zeit schon vor, ihr hättet bloß ihn fragen müssen."
Ungläubig sehen sie mich an, doch umarmen mich dann glücklich.
"Jetzt werde ich wohl kaum noch Zeit finden, dich ein wenig zu ärgern."
"Danke.", meine ich beleidigt und schmolle ein wenig über Cemedys Satz.
Darauf lachen die Beiden mich aus, wobei ich bloß die Augen verdrehen kann. Die Beiden passen wirklich perfekt zusammen...
Ein freches Grinsen huscht dem Braunhaarigen über die Lippen: "Ich kann jetzt nicht mehr auf Sam aufpassen, also gib du bitte ein wenig acht auf ihm, okay?"
"Ähm-"
"Du kriegst das auch noch mit ihm hin.", zwinkert Cem mir zu, worauf ich erröte. Man! Dieser Idiot von Cemedy! Kann er einmal seine Späße mit mir lassen?!
"Hey, Cem.", betritt Sam mein Zimmer, "Du-"
Bevor er noch aussprechen kann, verschwindet Cem und Ann und lässt uns allein.
"Viel Spaß."
Ich balle meine Hand zur Faust. Wenn der mir noch einmal unters Gesicht treten sollte, dann wird er nicht ohne ein blaues Auge davon kommen, das schwöre ich!
Der Blonde sieht mich fragend an: "Was hat er zu dir gesagt?"
Doch anstatt eine Antwort zu bekommen, zerschlage ich den Spiegel der neben mir steht und schreie ihm nach: "Das wirst du mir noch bereuen, du Mistkerl!!!"
Der Silberäugige kann sich kein Grinsen verkneifen: "Ich glaube, wir müssen mal wieder einkaufen gehen, wenn du deine Wut immer an deinen teuren Möbeln auslässt."
"Und an was sollte ich es sonst auslassen?"
"Zum Beispiel an mir.", grinst er dreckig und seine Augen fangen an zu funkeln, weshalb ich sofort begreife, was er damit meint.
"Aha", gebe ich nur desinteressiert von mir, bevor ich mich auf mein Bett lege und ein Buch lese.
Morgen sind schon wieder die Ferien um. Und ich habe die ganzen Ferien nichts Anderes getan, als ein Liebespaar zueinander geführt. Na ja... Das ist ja auch etwas, denke ich.
9. Die große Liebe deines Lebens - Höre auf dein Herz
Endlich wieder in der Schule nimmt der Alltag wieder seinen Lauf und mit jedem Tag rückt der Krieg ein Stück näher. Doch für mich rückt auch immer mehr ein Plan ran, der eingehalten werden muss und zwar von mir und meinen Freunden.
Doch jetzt ahnt noch niemand, was uns bevorsteht, auch wenn sie doch wissen, dass es nicht friedlich enden wird.
Im Moment jedoch lasse ich es ruhig angehen. Da noch hinzukommt, dass ich etwas zu sehr abgelenkt bin, da ich noch an Ann und Cemedy denke... Die Beiden sind jetzt so glücklich zusammen und ich...
Ich fühle mich in letzter Zeit ziemlich zu meinen Gefühlen hingezogen. Und vorallem zu Sam. Aber wieso nur? Ich hätte nicht mit ihm ausgehen dürfen...
Und ja, wir haben uns geküsst und nein, dieses Mal wollte er nicht bloß an meine Wäsche.
Es warf so romantisch und irgendwie fühlte es sich so richtig an... Aber Kyo und Shorn sind ja auch noch da und der Punkt, dass ich die Auserwählte bin und unsere Familien es sicher nicht erlauben würden. Damit meine ich natürlich meine Seite der Familie. Yuusho würde sich ja darüber freuen, aber meine Seite würde ihn mir nicht gönnen...
Und ob er mich überhaupt liebt, ist der nächste Faktor, warum ich versuche meine Gefühle zu unterdrücken.
Ich seufze und würde am Liebsten vom Balkon stürzen, doch leider weiß ich, dass das nichts bringt...
"Warum so bedrückt?"
Mein Blick richtet sich auf dem Mann vor mir, den ich als Sam identifizieren kann.
"Nichts", lüge ich vor mir hin, "gar nichts."
Mein Mitwohner zieht eine Augenbraue hoch und platziert sich neben mir: "Seit wann bist du da?"
"Seit heute morgen."
"Konntest nicht auf die Schule und mein Widersehen warten, was?", grinst er mich amüsiert und selbstsicher an.
Ein schlechtgespieltes Lächeln ist die Antwort auf seine dumme Frage und einen tödlichen Blick: "Haha, hab schon bessere Witze gehört, du Komiker."
"Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden, was?"
Ich mustere Sam. Heute sieht er wieder einmal unwiderstehlich aus. Kein Hemd, nur eine hellblaue Jeans und blaue Sneakers. Geschweige von seinen himmlischen Augen und seinen tollen Haaren... Sam ist halt Sam und nichts kann ihm ändern, obwohl ich es manchmal wüsste um ihm nicht gleich zu verfallen...
"Oh ja", meine ich, als ich vom Stuhl aufstehe, "Und derjenige bin nicht ich."
Wütend verschwinde ich ins Zimmer. Ich merke einen seltsamen Blick auf meiner Haut, der anfängt auf dieser zu verbrennen.
Ich kann ihn nicht zu ordnen... Was denkt Sam genau in diesem Augenblick?
Den ganzen Tag hänge ich nun an meinen Lieblingsort, dem Dach, herum und denke nach über das berühmte 'was wäre wenn' Spiel.
"Wie ich es dachte", fängt eine bekannte Stimme an, "Hier steckst du also."
damit setzt sich Kyo neben mir hin.
"Ich hasse es zu warten und vorallem auf einen Albtraum."
Ein leichtes Lächeln huscht ihm übers Gesicht: "Mhmm... Passiert, nicht?"
"Du munterst mich aber derbe auf.", meine ich sarkastisch, wobei der Braunhaarige nur mit seinen Schultern zuckt.
Wir schauen gemeinsam in den wolkenlosen Himmel hinauf. So ein schönes Wetter...
"Du scheinst noch stärker geworden zu sein."
"Dabei habe ich gar nicht trainiert in der letzten Woche.", gebe ich zu.
Er schließt die Augen und beißt sich auf die Lippen: "Und dein Geruch ist ebenfalls stärker geworden."
"Eine Woche ist lang, nicht wahr?", grinse ich etwas frech und nehme porozierend meine Haare zur Seite um meinen Hals frei zu machen. Er schluckt förmlich.
Ich verdrehe meine Augen und stehe auf: "Du solltest mal deine Bluttablette einnehmen. Vielleicht geht's dir dann ja besser."
Er sieht mir nur hinterher, als ich mich zu ihm wegdrehe und vom Dach verschwinde.
Seufzend lasse ich mich in meinem Stuhl fallen. Ich habe die Arbeit verpatzt... Irgendwie scheine ich nicht wirklich bei mir zu sein.
Irgendwie spüre ich etwas in mir, was mich dazu verleiht immer und ständig nicht bei der Sache zu sein.
Als es klingelt, bleibe ich noch einen Moment sitzen bis schon ein paar Schüler draußen sind.
Ich stehe auf und mein Blick fällt auf meinen Ring, der den Anschein macht, ein wenig zu leuchten? Ich spinne jetzt völlig. Ich glaube meiner Tante einfach nicht. Dieser Ring soll große Macht besitzen? Das ich nicht lache! Und Glück bringt er auch nicht...
"Shirley?"
Mein Blick richtet sich gedankenverloren zu meiner besten Freundin und Sam, die Beide wohl sich um mich sorgen, was ich für totalen Blödsinn halte.
Ich antworte nichts, sondern gehe einfach aus dem Raum ohne auf sie zu warten.
Es ist falsch, aber... Ich kann Sam nicht in die Augen sehen ohne ihn meine Gefühle zu gestehen und Fram... Fram ist zwar meine beste Freundin, doch verliebt in meinem Bruder und ja, ich sollte es ihr gönnen, wenn ich nicht so schrecklich egoistisch wäre... Es tut einfach so schrecklich weh.
Den ganzen Tag spaziere ich durch die Gegend und denke nach. Meine Gefühle spielen einfach verrückt und ich kann niemanden sagen, wie ich mich fühle. Niemand würde es verstehen. Ich habe Angst, Angst vor dem was vor mir liegt und diese Unsicherheit quält mich einfach. Wieso sind alle so glücklich und ruhig? Wieso haben sie keine Angst vor einem Angriff der Hunterstrike? Was geht bloß in ihnen vor?
Ich verstehe sie nicht...
Und ich verstehe mich auch nicht... Ich bin die Auserwählte und sollte doch keine Furcht haben, oder? Schließlich muss ich sie doch in diesem Kampf führen... Ich bin die Auserwählte und sollte klar sehen können, doch im Moment...
Alles schmerzt einfach so und ich bin so daneben. Wie soll ich da jemanden anführen können? Mein Herz zerreißt, wenn ich an damals denke. Daran, dass ich immer allein war und jetzt? Es hat sich gar nichts geändert. Sogesehen bin ich noch immer allein, obwohl alle meiner Freunde immer bei mir sind. Es ist seltsam, aber wahr...
Ich kann niemanden von ihnen sagen wie ich fühle. Sam, Shorn und Kyo sowieso nicht... Und Fram auch nicht. Ann ist ständig mit Cem zusammen und der würde bestimmt nur herum albern. Michella ist ständig mit sich beschäftigt und Kurèn ist mir etwas zu gefühllos. Kirigune ist gerade erst wieder zurück und sie hat sowieso immer zu viel zu tun. Yuusho sowieso nicht...
Dann sind da noch Zack und Kifel, aber im Moment sehe ich sie nur noch selten und dann will ich sie damit nicht nerven und den Lehrern erzähle ich sowieso nichts... Utano kenne ich dafür zu wenig. Dann kommt da nur Kenzen in Frage, aber er mag die Froms nicht so besonders und so bin ich wieder ganz alleine...
Ich könnte weinen, doch damit hätte ich noch immer keine Lösung auf meine Probleme...
Als es dunkel wird, gehe ich zurück zum Schulhof und bleibe kurz stehen. Hier ist irgendetwas.
Zwei Auren...
"Shirley!", ruft Kyo mir zu.
Für einen Augenblick sehe ich zu ihm. Hat er auf mich gewartet? Oder hat er sich um mich gesorgt?
Plötzlich drehe ich mich aus dem Instinkt heraus um und erstarre. Alles geht so schnell...
Ein Hunter taucht auf und eine Kugel fliegt auf mich zu. Anstatt ihn abzuwehren, lasse ich ihn mein Herz durchbohren. Mit einer Träne im Gesicht falle ich auf den eiskalten Boden.
"Shirley!!!"
Schwer atme ich. So unerwartet... Und schon wieder war ich nicht wirklich bei mir. Hätte ich doch mal aufgepasst... Wird es jetzt mit mir zu Ende gehen?
Die geheimnisvolle Person, die mir irgendwie bekannt vorkommt, verschwindet und Kyo läuft zu mir.
Er sieht sich die Wunde an und sieht mich geschockt an.
Leicht lächle ich und nehme meinen letzten Atemzug zum Reden: "Es ist halb so wild."
Der Braunhaarige hält seine Hände auf meine blutige Wunde um meine Blutung zu stoppen.
Aber wir wissen es Beide: Es ist schon zu spät. Ich habe zu viel Blut verloren und meine Schmerzen nehmen langsam aber sicher überhand.
Ich hebe meine Hand und halte seine fest: "Es bringt nichts."
Trotz seines Gesichtes lächle ich weiter.
Eine Träne kullert von seinen Wangen herunter auf meine Hand.
"Ich werde es nicht zulassen."
Kyo zieht sein Hemd aus und drückt es auf die Wunde. Er nimmt meine Hand und legt sie auf das Hemd, bevor er mich hochhebt und in das Gebäude trägt.
meine Sicht verschwimmt.
"Sie dürfen nicht gewinnen..."
Es kommen mehr Stimmen dazu. Shorn, Kenzen und Sam sprechen, doch ich kann sie nicht verstehen.
Die Stimmen werden leiser und ich tauche in die tiefe Dunkelheit ab. Dabei sollte ich doch die Schlacht anführen und alle Vampire helfen... Doch jetzt kann ich das nicht mehr... Ich hoffe, dass alles sich zum Guten wendet, wenn ich nicht mehr bin...
Das ist mein letzter Gedanke, bevor ich mein Bewusstsein verliere.
Ich öffne meine Augen und sehe nichts weiter als die Dunkelheit. Wo bin ich? Ist das der Ort, an dem alle Toten hinkommen?
"Du hast Glück im Unglück."
Diese Stimme... Wer ist da? Sofort blicke ich um mich, doch durch diese Finsternis bleibt mir die Antwort auf meine Frage verborgen.
Ein leises Kichern schallt durch die Finsternis: "Das ist doch nicht von belang, Ivonne Shirley Miakis Räin. Was viel wichtiger für dich ist, ist die Frage was hier geschieht, nicht wahr?"
"Denke schon..."
Ich bin mir nicht sicher wo ich bin und wer das ist, aber dieser Ort so wie diese Person kommen mir bekannt vor.
"Oh", kommt es von der weiblichen Stimme, "Du kannst dich also erinnern?"
"Zu welchen Zweck bin ich hier?"
Wieder ertönt ein leises Kichern: "Was für eine Frage. Erinnerst du dich an das Geschenk vond einer Tante Gracy, wo du zehn wurdest?"
"Klar.", verstehe ich nicht so ganz, "Es war dieser Sternenring. Ich hatte ihn bis vor kurzem verloren, doch meine Freunde fanden ihn."
"Was hat dir deine Tante von diesem Ring erzählt?"
Seltsam... Wieso will sie das denn wissen?
Ich überlege heftig: "Sie meint, dass dieser Ring ein Glücksbringer wäre. Ich sollte ihn immer tragen, weil er mich beschützt. Es wäre ein magischer Ring und das er große Kraft besitzt."
"Genau."
"Wo bin ich?", frage ich erneut, als auf einmal eine männliche Stimme ertönt.
"Du bist im Ring."
Diese Stimme ist sehr angenehm, genauso wie die Weibliche.
"Moment- was?!"
Die Frau kichert wieder und der Mann schweigt.
"Warum bin ich hier?", werde ich etwas panisch, "Wer seid ihr und was ist geschehen?"
"Du bist hier weil wir dir ein Teil unserer Kraft geben möchten."
Wie? Ich lege mein Kopf schief.
Der Mann übernimmt das Wort: "Es ist ganz einfach zu verstehen. Wir leben in diesem Ring und beschützen dich vor Unheil, weshalb du genau in diesem Moment hier bist. Wir warten schon lange auf eine Gelegenheit um dir unsere ultimative Kraft zu verleihen, doch nicht alles auf einmal, sonst wäre deine Kraft nachher zu stark und zu unkontollierbar. Aber immer wenn du diesen Ring trägst, so wirst du in kritischen Situation stärker und von uns geschützt. Dieser Ring wurde von vor dem ersten Krieg geschmiedet und das mit der Liebe von deinen Eltern."
Meinen Eltern? Ich verstehe... Danke, dass ihr mir mein Leben gerettet habt.
"Wie schon gesagt, es war Glück im Unglück."
Plötzlich wird alles um mir herum hell und eine warme und wundervolle Wärme umgibt mich. Ich schließe lächelnd die Augen und genieße diesen wundervollen Moment.
Und dann erkenne ich die Auren und halte die Luft an. Eine Träne bahnt sich einen Weg meinem Gesicht runter.
"Mutter, Vater", lächle ich mit schwerem Herzen, "Ich danke euch, dass ihr immer für mich da seid."
Vor meinem geistigen Auge lächeln sie.
Ich öffne meine Augen und blicke um mich herum. Sofort erkenne ich, dass ich auf der Krankenstation liege. Wären meine Eltern nicht gewesen und hätte ich diesen Ring nicht mehr an, dann wäre ich jetzt nicht hier...
"Shirley"
Mein Blick richtet sich auf die Jungs und Fram, die mich besorgt ansehen.
Ohne das ich etwas sagen kann, stehen alle außer Kyoulon auf: "Wir lassen euch mal allein."
Damit gehen sie und lässt mich mit dem Braunhaarigen allein.
"Du kanntest diese Hunterin, nicht wahr?", stelle ich eher fest als zu fragen, "Das war nicht ihr erster Versuch mich zu töten. Damals warst du bei ihr. Vor einem Jahr meine ich, als Kenzen sie umbringen wollte. Und noch einmal im Hause der Froms..."
Er sieht mir in die Augen: "Ja, ich kenne sie."
"Wer ist sie?", frage ich ihn etwas misstrauisch.
"Meine Partnerin."
"Deine- was?!"
"Ja", seufzt er verzweifelt, "Die Hunters arbeiten stets zu zweit. Nachdem mein Bruder starb, bekam ich eine neue Partnerin und das war Astell Miron."
Ich lege meinen Kopf schief: "Miron? Irgendwie kommt mir dieser Name bekannt vor..."
"Ganz einfach.", versucht er zu erklären, "Ihr Vater war derjenige der einen Friedenvertrag mit euch. Doch bereits ein jahr später starb er durch einen Vampir, der sich nicht unter Kontrolle hatte. Nach seinem Tod hat man die Bluttablette erfunden. Astell war sechs Monate alt und wurde von unserem Anführer aufgezogen. Sie hat einen hass auf die Vampire wegen dem Unfall von vor neunzehn Jahren und ihre Mutter starb bei ihrer Geburt."
Ich nicke verstehend: "Deshalb kenne ich diesen Namen. Sie will mich also deshalb umnbringen?"
"Nicht nur", seufzt Kyo verzweifelt, "Sie ist eifersüchtig."
Was?! Habe ich richtig verstanden?
Verwirrt sehe ich ihn an. Das kann er doch nicht ernst meinen...
Der Braunhaarige steht auf: "Weißt du, sie ist in mich verknallt."
"Das ist doch schön."
Er zieht eine Grimasse, bevor er zur Türe marschiert: "Nicht wirklich."
"Wieso denn nicht?", frage ich ihn noch verwirrter.
"Weil sie mich nervt. Sie hängt ständig wie eine Klette bei mir und ist so was von eifersüchtig, wenn ich mich in der Nähe einer Frau befinde. Sie ist genauso wie Fram."
Er öffnet die Türe und ich bin erstaunt, dass er wusste, dass sie sich dort befindet: "Nicht wahr, Fram?"
"Was soll das denn heißen?!"
"Du liebst Shorn und verfolgst ihn, dass er ja nicht jemanden zu Nahe kommt. Er tut mir richtig leid. Shorn muss dich auch ständig ertragen.", meint Kyo schulterzuckend.
Die Wut steht Fram ins Gesicht geschrieben: "Goldauge, du hast doch keine Ahnung!"
"Und vorallem auf seine eigene Schwester passt du stets und ständig auf, dass er sie ja nicht überfällt."
Röte macht sich in ihrem Gesicht bemerkbar. Ach so... Deshalb hängt sie in letzter Zeit noch mehr bei mir als vorher. Sie hat Angst ihn zu verlieren... Mhmm... Und das mit dem verfolgen stimmt auch. Sie hat ihn sogar mal bis zum Männerklo verfolgt. Das hat mir richtig Angst gemacht.
"Das stimmt doch gar nicht!", schreit sie herum, "Was kann ich denn dafür, dass Shorn seine eigene Schwester an die Wäsche will?!"
Alle, die gerade an unsere Türe vorbeigegangen sind, haben es mitbekommen. wie peinlich...
Kyo grinst leicht und stellt fest: "Also gibst du es zu."
"Ja- ähm nein!"
Die sind ja nicht zum aushalten!
Und so streiten sie noch ein ganzes langes Stück weiter und ich schlucke während dessen eine Aspirin und schlafe ein.
Ein Geräusch lässt mich erwachen.
Sofort blicke ich überall hin: "Wer ist da?"
Die mysteriöse Person taucht vor mir auf: "Du hattest Glück."
"Astell Miron.", erkenne ich sie, als ich in ihren minzgrünen Augen versinke. Sie fühlt genau dasselbe wie ich. Und ich wie sie... Wir Beide fühlen uns alleine. Nein. Wir sind es. Auch wenn um uns noch so viele Leute sind, so können wir ihnen nicht unsere Gefühle anvertrauen. Dieses Gefühl... Eine vertraute Seele. Wir kennen uns kaum und doch wissen wir alles von einander. Das ist seltsam.
"Willst du mich jetzt töten?"
Sie richtet ihre Waffe auf mich. Selbstsicher und gefühlskalt steht sie kurz davor abzudrücken. Doch zögert sie.
"Das willst du nicht wirklich.", schließe ich meine Augen und klinge so selbstsicher wie nie zu vor, "Nimm das Ding weg. Das kannst du nicht."
"Was kann ich nicht?! Ich hätte dich, die große Auswerwählte bei Nahe umgebracht. Denkst du wirklich, dass ich das hier nicht packe?"
Ein leichtes selbstverständliches Grinsen huscht mir über die Lippen: "Davon redet doch niemand."
"Na siehst du?"
"Aber", werde ich wieder ernst und öffne die Augen, "du wirst nicht abdrücken können."
Ihre schmerzvollen Augen werden groß und ihre Hand, mit der sie die Waffe auf mich zielt, zittert heftig. Man sieht ihr an, dass sie am Liebsten weinen würde.
"Wieso denkst du das?!", schreit die Frau in ganz schwarz mich an, "Woher willst du das alles wissen?"
"Weil du mir und Kyoulon sehr ähnlich bist."
"Das ist nicht wahr!", leugnet sie sofort.
Ich seufze verzweifelt und stehe auf: "Doch, es ist wahr."
Lächelnd stehe ich vor ihr mit der Pistole an meiner Brust.
"Du bist kein böser Mensch. Du willst dich bloß rächen an die Vampire, weil sie deinen Vater ermordet haben. Doch du weißt, dass es falsch wäre mich zu töten. Auch weißt du, dass du damit auch Kyoulon, deinen Geliebten, in Gefahr bringen würdest und das willst du nicht. Du willst nicht, dass er unglücklich ist oder sogar stirbt. Du willst nicht von ihm gehasst werden. Ja, du willst dich rächen, doch kannst du keinen Menschen einfach so umbringen und genau deshalb hast du gestern auch nicht getroffen. Ja, es hat mich erwischt, doch du wusstest von meinem Ring und du wusstest, dass Kyo mich retten würde. Astell, du fühlst dich genauso wie ich einsam, obwohl wir viele Freunde haben. Und du bist ebenfalls... ein Vampir. Habe ich recht? Du lebst nicht nur Neunzehn, sondern neunhundert Jahre. Berio war dein Sohn, nicht wahr?"
Lange schweigt sie, bis sie ihre Waffe fallen lässt. Die Silberhaarige sieht zur Seite und Tränen laufen an ihrer Wange runter.
"Ich habe dich unterschätzt, Auserwählte.", lächelt Astell mich an, "Aber das sollte man von dir erwarten. Du weißt viel, zu viel sollte man sagen."
"Du liebst Kyo und genau deshalb solltest du ihn nicht verraten und auch nicht, dass ich noch lebe."
Sie sieht mir in die Augen: "Okay. Ich verspreche es."
Ein leichtes Lächeln huscht mir über das Gesicht, doch dann fällt sie auf die Knie und schluchzt heftig. Oh Gott... Das hat sie wohl so zu schaffen gemacht, dass sie jetzt so aufgelöst ist.
Sofort nehme ich Astell in den Armen: "Danke."
Und so ergibt es sich, dass sie sich einen Tag später in unsere Klasse einschreibt und bei uns lernt. Fram versteht sich super mit ihr, aber Kyo scheint etwas genervt von ihr zu sein. Also ich mag sie und ich hoffe, dass diese verlorene Seele irgendwann auch zu ihrem Glück findet, so wie Ann... Aber das sagt gerade diejenige, die es sich selbst so schwer macht und zu sehr Angst hat um den ersten Schritt zu machen.
Kyo fährt gleich aus der Haut, weshalb ich Schmunzeln muss: "Du nervst!"
Doch dann tut sie mir wiederum leid. Wie kann man bloß so kalt zu einer Person sein, die den anderen liebt. Nur weil man selbst diesen nicht liebt, so heißt es nicht, dass er so mit ihr umgehen kann!
"Sei nicht so gemein zu ihr!", mischt sich Fram ein.
Astell sieht traurig zu Boden.
Jetzt stehe ich erst auf und gehe gerade zu auf den Goldäugigen los: "Ich möchte mit dir mal alleine sprechen."
"Das lasse ich nicht zu!", knurrt Astell mich an.
Ich verdrehe die Augen: "Mach dir mal keine Sorgen. Ich will bloß reden."
Das 'reden' betone ich mit Absicht, damit sie nicht so überreagiert.
Ich lächle sie herzlich an: "Ich will wirklich nur reden."
Die Silberhaarige mit der weißgrünen Uniform, die sie selbst angefertigt hat, nickt und verschwindet mit Fram nach draußen. Die Beiden schließen die Türen hinter sich.
Kyo lehnt sich gegen einen von den Tischen und wartet gespannt.
"Kannst du sie nicht mal etwas besser behandeln?"
Der Braunhaarige zieht eine Augenbraue hoch: "Sie wollte dich umbringen, Shirley. Sie ist hinterhältig und eine blöde Kuh. Warum sollte ich gerade so eine, die außerdem noch eine Feindin ist, besser behandeln wollen?"
"Weil sie wie du und ich ist. Außerdem geht man nicht mit eine um, die einen anderen liebt. Das tut man nicht, nur weil du sie nicht liebst und sie hasst! Was würdest du tun, wenn ich sie wäre?"
Eine leichte Röte macht sich seltsamerweise in seinem Gesicht bemerkbar: "Das ist wieder etwas anderes! Du bist liebevoller und genau das Gegenteil wie sie! Sie ist eine hinterhältige Ziege, die alles dafür machen würde dich tot zu sehen! Verstehe das doch..."
"Sie hat es mir versprochen.", bleibe ich stur, weshalb er mich wütend ansieht.
"Du bist so naiv.", knurrt Kyo mich an. Seine Fangzähne werden immer länger.
Ich schließe meine Augen und grinse selbstsicher: "Ich weiß."
Vor Wut zerschmettere ich die Bänke in der ersten Reihe mit meiner bloßen Faust. Mein Grinsen wird immer breiter, als ich den Geruch von Blut in meiner Nase vernehme.
Meine Hand blutet sehr stark. Ja, ich weiß. Ich kann ziemlich fies sein, aber andererseits wollte ich bloß etwas klarstellen und zwar, dass er das Letzte Mal bei meinem Blut nicht in Versuchung gekommen ist. Dabei dachte ich, dass mein Blut zu verlockend ist wegen dem menschlichen Teil in mir oder kann er sich einfach nur besser beherrschen als die Anderen?
Stimmt... Er musste mit Menschen zusammen leben. Vielleicht ist er deshalb so stark immun dagegen, aber er ist verletzt und sein Blutkreislauf besitzt noch weniger als sonst... Er braucht Blut und zwar dringend!
Kyo fällt auf die Knie und atmet schwer: "Lass das... ich... darf nicht-"
"Doch."
Ich knie mich zu ihm hin und mache meine Haare zur Seite.
"Du brauchst Blut.", mache ich mir Sorgen um ihn, "Trinke von mir."
"Nein."
"Oh doch!", knurre ich ihn jetzt an, "Du wirst! Und wenn ich dich dazu zwingen muss! Ich werde nicht zu lassen, dass du stirbst!"
Nach einem kurzen Moment verliert mein Kumpel seine Selbstbeherrschung und wird zu einem Vampir. Sofort packt er mich an meine Schultern und beißt mich in den Hals. Ich unterdrücke einen Schmerzenslaut. Als er Schlücke von meinem Blut nimmt, ist es dieses Mal nicht so schmerzhaft wie damals als Sam mich gebissen hatte...
Na gut... Er wurde auch ganz und gar zum Vampir, doch Kyo scheint sich immer noch einen wenig in den Griff zu haben, so dass er nach einigen Schlücken wieder von mir ablässt.
"Das hättest du nicht tun dürfen."
Ich lächle ihn an und schließe meine Wunde: "Wir sind doch Freunde und Freunde tun so etwas halt."
Er sieht tief in meine Augen: "Es ist mehr als das..."
Sein Gesicht nähert meinem.
"Viel mehr."
Seine Lippen berühren meine und so sanft, dass ich gar nicht denken könnte, wie er eben war und manchmal einfach so sein kann.
Dieser Moment ist so seltsam... Es ist als wären wir eins.
Als Kyo sich von mir löst, merke ich erst, dass wir beobachten werden. Natürlich lasse ich mir das nicht anmerken.
"Entschuldige."
Verwirrt sehe ich den Braunhaarigen an: "Wieso entschuldigst du dich?"
"Das dürfen wir nicht und das weißt du genau.", gibt Kyo mir zu verstehen, "Wir sind so etwas wie Seelenverwandte und nicht mehr. Vergiss das eben."
Geschockt blicke ich ihm nach, als er die Türe hinter sich schließt.
Ich soll das hier vergessen? Aber wieso? Ich meine... Sind wir wirklich nur Seelenverwandte? Dieses Gefühl in mir. Ich genoss es so sehr und ich wollte es so sehr.... Bei keinem anderen war dieses Gefühl jemals so stark, wenn ich ihn küsste...
Ein hasserfüllter Blick fällt auf meine Haut und lässt diese förmlich glühen.
Ohne ein Wort verlasse ich den Raum und spaziere zu meinem Zimmer, als ich an Kenzens un Shorns Zimmer vorbeikomme, in wessen ich Shorns Stimme höre.
"Was?!", schreit er herum, "Wie bitte?!"
Was geht denn hier wieder vor. Ich schnaube kopfschüttelnd und öffne das Zimmer einen Spalt.
"Die ganze Schulde denkt, dass ich... was?!"
Sein Gesicht ist tomatenrot.
Kenzen sitzt neben ihm: "Fram hat es laut rausposaunt."
"I- ich"
Kurz holt der Blauhaarige tief Luft, bevor er einen anständigen Satz formulieren kann: "Niemals würde ich meiner eigenen Schwester an die Wäsche wollen. Sie- ich..."
"Damals wolltest du es."
"Aber sie ist meine Schwester und ich hab sie lieb, aber ich würde doch niemals das tun, was ich am Liebsten wollte... Sie ist wundervoll, aber wir sind blutsverwandt und wir dürfen nicht zusammen sein, egal ob ich es will oder nicht.", reißt sich Shorn am Riemen.
Es ist das Beste so zu tun, als hätte ich dieses Gespräch niemals gehört.
Schnell mache ich mich auf dem Weg zu meinem Zimmer und versuche meine Tränen zu verbergen. Doch warum weine ich? Ist es Selbstmitleid oder Frust, weil niemand mich will? Oder doch gar meine wahren Gefühle? Wenn ich das doch nur wüsste...
Ich öffne mein Zimmer und schließe es hinter mir wieder, als ich erst jetzt meinen Mitbewohner realisiere, der schon eine Weile mich einfach nur ansieht.
So schlecht gelaunt wie ich jedoch bin, lege ich mich einfach aufs Bett und seufze verzweifelt.
Plötzlich liegt der Blonde auf mir und ich sehe in siene wunderschönen und einzigartigen silbernen Augen: "Ich glaube du brauchst eine Aufmunterung."
Sam lächelt mich sanft an und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er mein Gesicht in die Hände nimmt und mich mit einem leidenschaftlichen Kuss verführt.
Als wir uns nach einer halben Ewigkeit lösen, wird sein liebesvolles Lächeln zu einem selbstsicheren Grinsen. Seine Augen haben diesen Glanz in den Augen wie sonst auch, wenn er mit mir schlafen will und doch ist es anders...
Sam streichelt meine Wange: "Und dieses Mal werde ich nicht zögern."
Für eine Sekunde bin ich verwirrt. Was meint er denn jetzt damit? Wann soll er denn gezögert haben?
Doch dann verstreicht dieser Gedanke wieder, als er mich aus dem Top befreit und es zur Seite wirft. Genauso wie mein BH und die restlichen Kleidungsstücke. Will ich das wirklich? Und ausgerechnet mit ihm? Ist das mein Schicksal?
Sofort legt er seine Lippen wieder auf meine, während er jede Stelle meiner Haut berührt. Warum kann ich mich bloß nicht dagegen wehren? Warum will ich micht nicht wehren?
Es ist so ein unglaubliches Gefühl...
Sam küsst meinen Hals runter bis zu meinem Bauchnabel. Seine Hände massieren meine Brüste und liebkost mein Bauchnabel. Als er sich dann wieder einen Weg nach oben bahnt und meine Brüste mit zeiner Zunge neckt. Durch seinen intimen Berührungen halte ich es nicht mehr aus und gebe einen animalischen Laut von mir.
In mir wird es so heiß... Das ist pure Lust. warum muss Sam auch so gut bei den Sachen sein, die er macht. Er berührt immer die Stellen, die total empfindlich sind und raubt mir den Verstand damit. Somit gebe ich mich ihm ganz und gar hin und kann nichts anderes als es zu genießen.
Als er an der Innenseite meines Oberschenkels ankommt, hält er kurz inne. Doch als ich ihn lächelnd ansehe und ihn schon mit meinen Blicken anflehe weiter zu machen, macht er es auch. Sanft drückt der Blonde meine Beine auseinander und dringt mit einem Finger in mich ein. Kurz wartet er, damit ich mich an dieses seltsame Gefühl gewöhne. Dann steckt er zwei rein. Bis er nach einer weile von mir lässt.
Sam beugt sich über mir und sucht meine Lippen. Er küsst mich ganz sanft. Ich hätte niemals von ihm erwartet, dass er mal so zärtlich sein kann. Er drängt sich zwischen meinen Beinen. Sofort umschlinge ich mit meinen Beinen um seine Hüfte. Erst jetzt stülpt er sich ein Kondom drüber.
Mitten im Kuss dringt er in mich ein. Ich muss aufschreien, doch er fängt meinen Lippen und bricht so mit meinen Schrei. Leidenschaftlich und voller Lust küsst er mich. Dieses Gefühl... Es ist eine Mischung aus Schmerz und Lust. wenn Sex sich immer so anfühlt, dann weiß ich nicht, ob ich das will...
Sam hält inne. Als ich mich etwas entspanne, bewegt er sich in mir. Währenddessen kämpfen unsere Zungen förmlich. Es ist so ein wunderschönes gefühl. Die Schmerzen schwinden, doch die Lust wird umso größer. Sams Hände necken weiterhin meine Brüste und da er sich immer schneller in mir bewegt, muss ich meinen Kopf in meinen Nacken legen und wir fangen an einen Rhythmus zufinden. Mein Stöhnen wird immer lauter und ich stehe kurz davor zu explodieren.
Als ich komme, spannt sich mein Körper wie ein Bogen und ich dachte schon, dass ich mir sämtliche Knochen brechen würde. Als er dann auch kommt, liegen wir beide schweißgebadet übereinander. Und ich dachte schon, dass ich vorher einen Herzinfarkt bekommen würde...
Der Blonde auf mir lächelt mich an, bevor er mir einen sanften Kuss auf den Mund gibt und mir eine nasse Strähne aus meinem schweißgebadeten Gesicht entfernt. Das ist es also wovon die Männer nicht genug bekommen können... Es ist wirklich schön. Und das sagt eine Frau.
Sam rollt sich neben mir und nimmt mich in den Arm: "Das war wirklich geil."
Ich lächle bloß überglücklich und schließe meine Augen. Ja, das war es wirklich...
Eine Welle der Müdigkeit überrumpelt mich und ich falle in die Welt der Träume...
Irgendetwas fehlt mir und etwas bewegtr sich? Ich öffne meine Augen und muss sie direkt wieder schließen. Super! Warum sehe ich auch in die Lampe? Man! Klug muss man sein! Au...
Ich unterdrücke einen Schmerzenslaut und öffne dieses Mal in eine andere Richtung meine Augen. Dort sehe ich in Sams Augen. Mein Mitbewohner beobachtet mich: "Sorry, dass ich dich geweckt habe."
"Nicht schlimm."
Es dauert einen Moment bis mir wieder einfällt was passiert ist und das ich noch nackt bin... Eine Röte macht sich wahrscheinlich in meinem Gesicht breit. Er sieht so gut aus...
Was ist bloß mit mir los?
Es war für ihn doch bloß, das was es wahr. Und ich frage mich, warum ich mich verdammt noch mal nicht gewehrt habe!
Sind das doch meine Gefühle? Liebe ich ihn?
"Gestern war schön."
Ich sehe zu Boden und schweige.
Seltsame Blicke spüre ich auf meine Haut.
Sam steht auf und seufzt: "Hätte ich mir ja auch denken können."
"was?"
"Shirley", fängt er langsam und ernst an, "Es war für mich mehr als bloß Sex."
Ich sehe ihn schief an. Was war es dann für ihn?
"Ich liebe dich, Ivonne Shirley Miakis Räin."
Mein Herz rast so sehr und ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, aber... Liebe ich auch ihn? Was ist mit mir?
Nach langem schweigen dreht er sich weg: "Ich verstehe... Für dich war es nichts Anderes also."
Sam drückt die Türklinke runter, als ich es eifnach nicht mehr aushalten kann: "Verdammt! Ich liebe dich doch auch, du Idiot!"
sam dreht sich zu mir um und drückt mir einen Kuss auf den Mund: "Na endlich..."
Ein selbstsicheres Grinsen huscht über sein Gesicht.
"Was soll das denn wieder heißen?", schmolle ich rum, "Von dir hätte ich das weniger erwartet als von mir."
Er lächelt bloß und küsst mich noch einmal zart.
Ab diesem Zeitpunkt sind wir also ein Paar, aber die Anderen werden dagegen sein... Und was jetzt?
10. Der Vormarsch
"Es ist alles vorbereitet."
"und wieso läasst du mich nicht durch?, fragt Shorn Sam wütend. Das höre ich bis in den Raum, indem ich sitze und mit Kenzen diskutiere.
"Wieso?!"
Knurrend schlage ich auf den Tisch: "Kyo wird mitkämpfen!"
Tödlich blitzen meine Augen auf, doch Kenzen ist das egal.
"Weil man ihm nicht vertrauen kann."
"Wie bitte?!", schreie ich durch die Gegend. Das soll doch ein schlechter Scherz sein, oder?
"Er hat dich versucht umzubringen. Wer weiß, wann er das nicht noch einmal versucht."
Jetzt reicht es! Mit einer Hand werfe ich den Tisch um. Wie kann er es nur wagen die Loyalität von Kyo in Frage zu stellen?
Er seufzt, doch scheint seine Meinung nicht ändern zu wollen. Typisch für ihn...
Deshalb erkläre ich ihm mal etwas: "Ja, er wollte mich umbringen, doch er hat eingesehen, dass Rache nichts bringt. Er hat mich vor seiner ehemaligen Partnerin gerettet. Das beweißt es doch, oder etwa nicht?"
"Woher willst du denn wissen, ob das nicht alles zur Taktik gehört?"
"Kenzen!", bin ich schockiert und gleichzeitig frustriert.
Mein Cousin sieht mir in die Augen: "Bei Astell warst du auch zu naiv. Du dachtest, dass sie sich den Vampiren anschließt und jetzt ist sie wieder weg und hat dich verpfiffen."
"D- das ist wieder 'ne andere Geschichte." Mein Gesicht wird ganz heiß, als ich an den Kuss denke. Aber das ist bereits drei Monate her...
"Verschweigst du mir etwas?"
Ich blicke zu Boden und schweige. Kyo wollte, dass ich das vergesse und das werde ich auch!
"Nichts kann meine Meinung ändern.", versichert mir nach einer Schweigerunde mein Cousin.
"Du Sturkopf!"
"Und was bist du dann?"
Mit dieser Frage lässt er mich alleine.
So frustriert war ich schon lange nicht mehr...
Wie soll das noch alles enden, wenn ich meinen Cousin nicht überreden kann? Vertraut ihm denn keiner?
Ich sollte zu Kyo gehen und ihm die schlechte Nachricht überbringen. Auch wenn ich es nicht gerne tue...
Verzweifelt trete ich aus dem Raum und ignoriere die Beiden vor der Türe. Ohne ein Wort gehe ich an sie vorbei. Ich spüre wie sie mir hinterhersehen.
"Warum sagst du nichts?"
Durcch diese Worte, die von Shorn kommen, bleibe ich abrupt stehen und sehe in seine schwarzen Augen: "Was soll ich deiner Meinung nach sagen? Soll ich euch etwa bestrafen, nur weil ihr gelauscht habt?"
Gerade als mein Bruder anfangen will etwas zu erwidern, drehe ich mich um und gehe.
Ich spüre, dass mir Shorn nachlaufen will, doch Sam hält ihn auf.
"Lass sie.", höre ich seine wundervolle doch zugleich ernste Stimme.
Bei Kyo angekommen, berichte ich von mein Gespräch mit Kenzen.
"habe ich es dir nicht gesagt?", fragt mich der Braunhaarige hoffnungslos.
Es stimmt schon... Ich hätte es nicht versuchen brauchen, aber so habe ich eventuell noch eine Chance.
Mitten in der Nacht schleiche ich mich aus meinem Zimmer und folge dem Licht, das aus dem Direktorenzimmer kommt. Ich mache mich unsichtbar und trete ins Zimmer. dort sitzen die Vorstandsvorsitzenden und damit die mächtigsten Vampire. Sie entscheiden über alles.
Dort sitzen der Direktor, Tante Graceleen, Kenzen, Yuusho und Kirigune.
"Was wird jetzt aus Kyo?"
Das war genau die Frage, auf der ich eine Antwort suche.
Kenzen schweigt und trinkt seinen Kaffee in Ruhe. Tante Gracy hingegen ist etwas angespannt und reagiert sofort darauf: "Er ist eine Gefahr für meine Nichte. Kyoulon darf auf keinen Fall in ihre Nähe kommen."
"Ich finde keinesfalls, dass er eine Gefahr für sie ist.", meint der Direktor ernst und streng.
"Aber mein Auge hat es gesehen!", fängt die Rothaarige aufgebracht an, "Er hat seine Pistole auf sie gerichtet. Kyo wird meine Nichte umbringen, wenn man ihn nicht daran hindert!"
"Aber denkst du nicht, dass du dich geirrt hast, Graceleen? Ja, du kannst in die Zukunft sehen, aber wir wissen alle wie veränderlich diese ist."
Meine Tante hat mir gar nicht erzählt, dass sie so eine wertvolle Gabe besitzt. Aber man erzählt mir ja sowieso nie irgendetwas... Warum wundert es mich noch?
Wenigstens Sam sagt mir jetzt alles. Wäre noch schöner wenn nicht... Er ist schließlich mein Freund! Eher mein heimlicher Freund... Wir haben es noch immer nicht öffentlich preisgegeben wegen unsere Familien.
Meine Seite hasst Sam, obwohl Shorn in letzter Zeit gut mit ihm klar kam... Aber das ist wohl nur, wenn Kyo da ist. Oder sie mich beide nerven wollen... Bei seiner Seite der Familie ist es eigentlich nicht so schlimm, doch Yuusho darf es auf keinen Fall erfahren, weil Sam meint, dass ich sonst nur von Yuusho ausgenutzt werde und das nur für Yuushos zwecken...
Ja, ich habe es nicht leicht. Aber das war ja noch so...
"Was sagst du dazu, Yuusho?"
Wenn man gerade vom Teufel spricht...
Er faltet seine Hände und bettet sein Kinn darauf, bevor er sich an der Diskussion beteiligt: "Ja, er ist eine Gefahr, aber wir sollten ihn trotzdem mit Shorn, Sam und Shirley mit vorschicken. Wenn etwas passiert, dann können wir noch immer handeln."
Interessante Ansicht... Wieso tut er das? Ich meine, er ist doch sonstso skeptisch und der Letzte, der so etwas durchlässt...
"Ich schließe mich meinem Mann an.", entgegnet die schöne Kirigune gelassen, "Ich vertraue auf Shirley. Sie hat Sam wirklich verändert. Warum sollte sie das bei Kyo niht geschafft haben? Und wenn er wirklich nur so tut, dann sind dort ja immer noch Sam und Shorn um sie zu beschützen."
"Das stimmt."
"Aber wollen wir wiirklich das Leben der Dreien aufs Spiel setzen?", fragt mein Cousin, der noch immer nicht ganz überzeugt von den Argumenten ist.
"Zweifelst du etwa an der Stärker der Auserwählten?"
Tante Gracy sieht lange in seine Augen, bis sie lächelt: "Du wahnsinnigbesorgter wirst ebenfalls zu dieser Mission antreten."
"Gut.", freut sich Shigure Gallon, "Dann ist es also beschlossen."
Unauffällig schleiche ich mich wieder in mein Zimmer und lege mich schlafen. Also ist doch alles gut... Ich habe mich wohl unnötig aufgeregt.
"Guten morgen, Liebling.", flüstert mir eine engelsgleiche Stimme zu.
Ich muss mehrmals blinzeln, bis ich alles um mich herum wahrnehmen kann. Das Erste, was ich erblicke, ist Sams wundervolles Gesicht. So nah an meinem...
Vor einem Jahr wäre ich noch ausgerastet, doch jetzt?
Wir sind schon drei Monate zusammen, doch irgendwie nehme ich das noch nicht richtig wahr. Ich kann es einfach nicht genießen bei ihm zu sein...
Es ist einfach so schwer; die Situation, dass ich die Auserwählte bin; die einzige Hoffnung der Existenz aller Vampire.
Wenn dieser Krieg endlich vorbei ist, werde ich glücklich mit Sam zusammen leben.
Seine Lippen berühren meine ganz sanft. Es stimmt! Er hat sich ziemlich verändert... Aber ist das wirklich mein Verdienst?
"Guten morgen.", lächle ich meinen Freund an.
Er lächelt mich sanft an und streichelt meine Hand lieblich.
"Heute ist der große Tag.", meint Sam etwas sorgvoll.
Ich schüttle den Kopf: "Ich weiß und es ist ein langer Weg, aber..."
"Wir werden das schon schaffen, Baby."
"Wir müssen.", gebe ich zu verstehen, während ich nervös auf meine Unterlippe herumkauere, "Von uns hängt alles ab und deshalb müssen wir alles geben. Nur wir können durch erfüllter Aufgabe eine offene Konfrontation verhindern. Wenn wir es nicht schaffen, dann-"
"Mach dich nicht fertig.", lächelt er mich leicht an, als er mir eine Strähne aus dem Gesicht entfernt, "Ich bin doch bei dir."
Ein verlegenes Lächeln huscht über mein Gesicht. Er ist so süß zu mir...
Plötzlich grinst mich der Blonde etwas frech an: "Unterschätzt du etwa meine Fähigkeiten?"
Seine Augen glitzern mich frech an. Wenn man mal denkt, er wäre total liebevoll, dann wird er direkt wieder zu einem Arschloch... Aber ich bin nicht mehr so wie damals.
"Als Mann? Nein. Als Vampir? Vielleicht. Im Bett?", kurz sehe ich selbstsicher in sein Gesicht und lecke mir dabei über die Lippen, "Mhmmm..."
Ich grinse siegessicher über sein verärgertes Gesicht.
"Jetzt weiß ich ja was du von meinen Künsten hält.", schmollt er rum. Ja, ja... Jetzt habe ich ihm in seinem Stolz gekränkt. Tse... Typisch Mann!
Ich strahle über beide Ohren, dass ich ihn in der Hand habe: "Ach, weiß ich das wirklich?"
Jetzt habe ich ihn auch noch so weit, dass er wirklich wohl daran zweifelt und mich total verunsichert ansieht. Und dann passiert es...
Er fragt mich doch wirklich total ernst nach, weshalb ich mein Lachen nicht unterdrücken kann: "Bin ich wirklich so schlecht? Befriedige ich dich nicht?"
Es dauert, bis ich mich wieder einkriege. Dabei zieht mein Liebling seine Augenbrauen zusammen und faltet seine Arme etwas wütend vor seiner Brust.
"Natürlich, du Idiot!", mache ich mich über ihn lustig, "Wieso fragst du mich das eigentlich? Das ist doch sonst nicht deine Art. Shorn würde das schon eher fragen, aber doch nicht du, der selbstverliebte Arschloch, der mich Tag für Tag in den Wahnsinn treibt und den ich genau deshalb einfach lieben muss."
"Du machst mich so heiß."
Wir verfangen uns in einem leidenschaftlichen Kuss. Sam zieht mir mein Oberteil aus, weshalb wir uns kurz voneinander lösen. Danach jedoch küssen wir uns wieder und unsere Zungen kämpfen förmlich miteinander. Ich mache mich währenddessen an seinen Schaft zuschaffen.
Auf einmal öffnet sich die Türe und sofort merke ich, wie mir das Blut in die Wangen aufsteigt. wie peinlich... Und vorallem sollten sie das doch nicht SO erfahren. Was jetzt? Was soll ich machen? Scheiße!
Ich bin ganz panisch und fühle mich so ertappt, während Sam das lässig hinnimmt.
Bestimmt wurde er schon vielr Male mit einer Frau erwischt. Schon allein bei diesem Gedanken zerbricht mein Herz.
In der Türe stehen Kenzen, Shorn, Kyo, Graceleen, Yuusho, Shigure und Kirigune.
Super! Und das sind genau die Personen, vor denen ich mich am Meisten gefürchtet habe; der Direktor und Kirigune davon ausgeschlossen.
Ich bekomme nur ein Stottern zustande, hingegen mein Geliebter eine Frage stellt, die von der Situation ablenkt: "Was macht ihr hier? Wir brechen doch erst gegen Abend auf."
Der Blonde steigt von mir runter und wirft mir mein Shirt zu, dass ich ohne zu zögern anziehe. Dabei sehe ich auf die Personen an der Türe. Kenzen, Kirigune Shigure und Kenzen nehmen das gelassen und ignorieren diesen ziemlich peinlichen Moment, wofür ich ihnen ziemlich dankbar bin.
Shorn tauscht tödliche Blicke mit Sam aus und meine Tante lächelt eisern weiter, obwohl sie ihn am Liebsten in Stücke gerissen hätte. Dagegen seufzt Yuusho bloß verzweifelt, weil er das Verhalten seines Sohnes bereits gewohnt ist.
"Wir wollten bloß die guten Neuigkeiten berichten.", gibt mir Kenzen monoton zu verstehen.
Ich lege meinen Kopf schief und verstehe dann: "Ihr meint, dass Kyo und Kenzen mitkommt? Das weiß ich doch schon längst."
Der Rotäugige rollt mit seinen Augen: "Hätte ich mir auch denken können."
Kirigune lächelt leicht, währenddessen meine Tante ernst und streng wird: "Fräulein! Man belauscht keine Sitzung des Vorstandes, verstanden?!"
Ausdruckslos sehe ich ihr in die Augen und ziehe eine Augenbraue hoch: "Genauso wenig wie man ohne zu klopfen in ein fremdes Zimmer marschiert?"
Ihr wütender Blick sagt alles, weshalb ich verstumme.
'Dieser Mistkerl, wie kann er es sich wagen, dass-'
Shorn, hör auf!
Mein Bruder sieht mich verwirrt und gleichzeitig verletzt an: "Warum läasst du dir so etwas gefallen?"
Darauf gebe ich keine Antwort und kann einfach nicht verstehen, wieso er immer nur so gemein zu Sam sein kann.
"Ich hätte es mir ja auch denken können.", murmelt Gracy vor sich hin.
"Was meinst du?"
Der Schwarzhaarige seufzt verzweifelt: "Ihr seid vom Schicksal füreinander bestimmt."
Geschockt stehe ich nun da. Deshalb beschützten sie mich immer so vor Sam... Ich verstehe es jetzt alles.
"Warum habt ihr mir das vorher nicht gesagt?"
"Weil wir dich davor beschützen wollten.", meinte mein Bruder gefrustet.
Yuusho lächelt jetzt leicht: "Aber man kann das Schicksal halt nicht ändern."
Ein Schock überkommt mich und ich schwule über meine schulter, wo mein Mitbewohner steht. Ob er es auch die ganze Zeit wusste?
Leicht grinst er mich an: "Sag nicht, du fragst dich, ob ich es die ganze Zeit wusste."
Als ich nichts erwidere, verdreht er seine wunderschönen Augen: "Ja, ich wusste es. Aber erst seit einer Woche vor deinem siebzehnten Geburtstag."
Was?! Das ist doch schon ein halbes Jahr jetzt her. Ich hole tief Luft und versuche meine Wut nicht zu zeigen: "Schön, dass ich es auch mal erfahre."
Natürlich hört man mir das direkt an, weshalb ich einfach an ihnen vorbeigehe und aus dem Raum verschwinde.
als sie mir nach wollen, halte ich sie auf: "Ich will mich bloß sentimental auf meinen Auftrag vorbereiten. Bis später."
Damit verschwinde ich auf meinen Lieblingsplatz. Ich setze mich im Schneidersitz auf dem Dach hin und sehe in den wolkenlosen Himmel hinauf. Das Wetter ist wirklich schön. Die Sonne ist so hell wie sonst auch und nichts deutet darauf hin, dass es bald zu einem Krieg kommt, wenn ich diesen Auftrag vermassele. Ich denke eine ganze Stunde darüber nach, was ich machen würde, wenn ich immer schon wüsste was meine Bestimmung ist. Wäre ich dann noch hier? Wäre dann noch Krieg?
Eine ganze Stunde geht das so, bis ich irgendeine seltsame Aura verspüre und schnell wieder in mein Zimmer verschwinde. Doch auch da fühle ich diese. Es hat nichts mit dem Ring zu tun. Diese Aura, sie ist so gefährlich und doch einsam und voller Trauer. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor, aber wieso?
Plötzlich kann ich mich nicht mehr bewegen. Was geschieht hier mit mir?
Mein Herz... Es schmerzt so. Es fühlt sich so an, als wenn es gleich zerspringt.
Mein Atem wird schwer und ich fühle mich so erdrückt von einer Kraft, die mich von innen und von außen umbringt. Und dann kann ich mich auch nicht mal bewegen...
Mit aller letzter Kraft schreie ich, damit mir jemand hilft. Jemand, der mir diese Lasten, diese Schmerzen nehmen kann.
Ich höre Schritte, die sich nähern. Meine Luft wird abgeschnitten und ich spucke Blut. Ich verspüre das Gefühl jemanden umzubringen. Wieso frage ich mich jedoch nicht, weil ich ja sowieso nichts ändern kann.
Die Türe öffnet sich, doch meine Sicht schwindet. Ich leiste keinen Widerstand mehr und gebe den Schmerzen nach.
"Schatz", vernehme ich noch, bevor ich mein Bewusstsein verliere. Doch dann spüre ich wie jemand mir Luft gibt und wie ich Blut zugeführt bekomme.
Als ich meine Augen öffne, sehe ich in silberne Augen, die mich erleichtert ansehen. Er löst sich von mir und lächelt mich sanft an: "Warum musst du mir immer so viele Sorgen bereiten, Engel?"
Ich setze mich auf und erkenne, dass auch Cemedy, Zack und Shorn im Raum sind.
"Was ist passiert?"
Es dauert etwas bis ich meine Gedanken ordnen kann: "Ich weiß selbst nicht... Was war das eigentlich? Eine Kraft, die mich von außen und innen gequält hat. Es war kein Vampir, aber es war etwas Lebendes... Ich habe eine Aura gespürt und das kann nur bedeuten, dass ein Vampir eine solche Fähigkeit besitzt. Ich meine, es kann doch kein Geist gewesen sein, oder? Ich weiß es einfach nicht..."
Sam streicht sanft über meine Wange, als der Blauhaarige dann besorgt überlegt: „Habe noch nie von so einer Kraft gehört, ihr?“
Der Braunäugige schüttelt den Kopf, während Cemedy schweigt. Mein Geliebter seufzt verzweifelt: „Egal was es war, es scheint gefährlich zu sein. Du wirst nicht mehr unbeobachtet sein, klar?“
Ich lächle verzweifelt: „Nein. Das braucht wirklich nicht.“
Doch dann bereue ich diese Worte, als sich alle gegen mich verschwören und alle mir wütende und entgeiserte Blicke zukommen lassen.
„Ist ja schon gut.“, gebe ich mich nach einer genervten Stille geschlagen.
Somit bleiben mein Bruder und Sam bei mir sitzen, während ich auf dem Bett liege und einen Apfel zu mir nehme. Ja, Sam ist ein Apfelfanatiker. Das ist das einzig Essbare in seinem Zimmer. Das er auch mal etwas Anderes zu sich nimmt, ist kaum zu glauben.
Diese Stille ist erstickend. Ich spüre die dunklen und vernichtenden Auren von Shorn, der am Liebsten meinen Geliebten verprügeln würde. Aber der Blonde neben mir ist ganz gelassen und interessiert sich nicht für Shorn, sondern für mich. Er legt gedankenverloren einen Arm um mich.
Sofort sehe ich ihn fragend an, als ich in sein besorgtes Gesicht sehe.
„Willst du wirklich auf die Mission gehen? Wenn du willst, können wir das auch alleine machen. Du scheinst angeschlagen zu sein.“
Ich seufze verzweifelt und schüttle den Kopf: „Typisch, Mann. Mir geht’s gut und ich werde mit euch gehen, ob ihr wollt oder nicht!“
Ich darf jetzt nicht an mich denken…
„Das muss sie auch.“, erklingt plötzlich Kenzens Stimme.
Alle Blicke richten sich auf den Rotäugigen.
„Wieso betonst du das ‚muss’ so?“, hakt Shorn nach.
„Ganz einfach“, versucht er es zu erklären, „Sie ist die Auserwählte und besitzt Fähigkeiten, die kein Anderer hat. Außerdem wenn sie hier bleibt, dann ist sie ungeschützt und wollen wir das wirklich riskieren?“
„Wir sind so weit.“
Ich stehe auf, bevor ich mich noch zu Kyoulon umdrehe.
„Dann gehen wir.“
Ohne ein weiteres Wort gehe ich an ihnen vorbei und alle vier Jungs folgen mir. Nun liegt es an mir…
Wir gehen geräuschlos nebeneinander her. Die Stimmung ist ziemlich angespannt, weshalb ich sie versuche etwas aufzulockern: „Die Gegend ist wirklich schön.“
Das ist sie wirklich! Wir befinden uns in einem Wald und schwirren schon eine ganze Nacht in dieser Gegend rum. Das Schlimmste ist ja noch, dass nur Kyo den Weg kennt und mit ihm ist im Moment nicht gut Kirschen essen. Dabei mag er Kirschen!
Überall sind Bäume und Tiere. Ich liebe die Natur-
Ein Rums ertönt und ich liege auf den Boden.
„Ist dir was passiert?“
-doch leider beruht es nicht auf Gegenseitigkeit. Sofort kommen die Besorgten an und versuchen mir alle gleichzeitig hoch zu helfen. Weil ich mich hätte entscheiden müssen, von wem ich gerne hochgezogen werden würde, stehe ich von selbst auf. Leicht tut mein Kopf weh, weil ich mich auch gestoßen habe. Als ich sehe über was ich gefallen bin, erkenne ich eine lebende Ranke und würde gerne meine Aussage von eben korrigieren…
„Schön? Pah!“, kommt es genervt von dem Braunhaarigen, „Hier wimmelt es nur so vor Gefahren und du findest es hier schön?“
Okay… Es war vielleicht nicht mein bester Einfall, aber wenigstens habe ich es versucht.
Die Anderen versuchen es nicht einmal! Ja, ich weiß. Wir müssen sehr vorsichtig sein und jeder Schritt kann unser Ende bedeuten, aber das ist noch lange kein Grund einfach so gereizt auf meine Antworten zu reagieren.
Ja, vor allem ich habe Angst es zu vermasseln, doch sie sind da und ich weiß, dass die Jungs alles machen würden, damit es nicht soweit kommt. Nur ist es schwierig auf mich aufzupassen, weil ich so ein Tollpatsch und ein Sturkopf bin, aber das kennen sie ja schon von mir.
Ich versuche einfach das Bevorstehende zu vergessen und mich meiner jetzigen langen Reise zu widmen. Es dauert wahrscheinlich noch drei Tage bis wir dort sind.
Solange muss ich mich mit den Miesmuscheln herumschlagen. Na das wird ein Spaß…
Plötzlich funkelt alles und ich frage mich was genau dieses Glitzern in der Luft zu bedeuten hat. Woher kommt es? Es sieht so wunderschön aus.
"Das kommt vom heiligen See."
„Ein heiliger See?“, fragt mein Cousin nach.
Kyo nickt leicht lächelnd: „Dort sollen angeblich die Geister der Gefallenen im Krieg verweilen. Ob das stimmt, keine Ahnung. Dieser See ist mit einer leichten Kristallschicht überzogen, doch sieht es bloß aus wie Glitzer. Vom Licht wird es reflektiert, aber ab und zu kommt es schon mal vor, dass etwas Goldstaub aus der naheliegenden Höhle weggetragen wird.“
Wirklich wunderschön… Gedankenverloren nehme ich etwas Goldstaub in die Hand und umschließe diesen kreisförmigen Goldstaubklumpen. Mein Ring leuchtet leicht und ich schließe meine Augen. Dieser Ort verbindet etwas mit dem Ring, da bin ich mir ganz sicher.
Meine Eltern waren wohl schon mal hier. Sonst würde es nicht so eine starke magische Verbindung geben, oder?
„Wir werden hier rasten.“, gibt er uns Befehle.
Ich werde etwas stutzig und gebe Widerworte: „Aber die Hunters könnten uns doch jeden Moment überwältigen.“
Kyo schüttelt den Kopf: „Hier sind wir geschützt. An diesem Ort dürfen die Menschen normalerweise nicht hin, da sie sonst sterben. Nur tagsüber müssen wir ein wenig aufpassen.“
„Wir werden also den ganzen Tag hier verweilen?“, fragt mein Cousin eher skeptisch.
„Es ist sicherer, als für die Hunters ein gefundenes Fressen zu werden. Sie lauern hier überall. Außerdem kann die Mission nicht funktionieren, wenn die Auserwählte keine Kraft mal mehr hat um zu stehen.“
Man! Woher wusste er das bloß? Ich meine, dass kann doch wohl nicht so offensichtlich sein, oder?
Fertig mit der Welt lege ich mich in einem der aufgeschlagenen Zelte hin. Da wir den ganzen Tag hier verweilen werden, kann ich die Umgebung noch später untersuchen und bewundern.
Erst einmal eine Mütze Schlaf…
Ich schließe meine Augen und denke schon an einen wunderschönen Traum, als ich eine Stimme vernehme.
„Willst du etwas zu essen?“
Sofort öffne ich meine Augen und sehe in Shorns Gesicht. Sofort muss ich an den Kuss denken und daran, dass er mich mehr liebt als eine Schwester, doch schnell schüttle ich diese dummen Gedanken von mir. Ich bin jetzt mit Sam glücklich zusammen und ich liebe ihn! Trotzdem frage ich mich manchmal, was gewesen wäre, würde ich nicht seine Schwester sein…
Leicht nicke ich, bevor ich meine Augen wieder schließe.
„Du brauchst keine Angst haben.“, versucht er mich zu beruhigen, „Alles wird schon gut werden.“
„Das hoffe ich…“, murmle ich vor mir hin.
Er steht auf und will gerade aus dem Zelt heraus, als ich ihn aufhalte: „Hasst du mich jetzt?“
Der Blauhaarige scheint erschocken zu sein, da er sofort stehen bleibt und sich nicht bewegt. Erst nach einigen Augenaufschlägen dreht er sich zu mir um und sieht mir in die Augen: „Wieso denkst du so etwas?“
„Wegen Sam.“
Er sieht mir lang und innig in die Augen, bevor er mir eine Strähne aus dem Gesicht tut: „Ich hasse ihn und nicht dich.“
„Aber ich bin diejenige, die jetzt mit deinem größten Feind zusammen ist…“, zittere ich in der Stimme. Meine Stimme ist sehr dünn und mein ganzer Körper fängt ebenfalls an zu zittern. Meine Augen brennen und ich habe das Gefühl zu ersticken. Wieso fühle ich mich so schlecht? Wegen ihm? Ja… Ich habe Angst. Ich habe Angst, dass er mich deshalb hasst. Ich will ihn nicht verlieren…
„Das wusste ich schon bei euerer erster Begegnung.“
Ich sehe ihn verwirrt an: „Was meinst du?“
Seine Hände fangen an zu zittern und man sieht seine Trauer und seine Wut in seinen schwarzen Augen.
„Bevor der Krieg so ausartete, habt ihr euch zum ersten Mal getroffen. Als ich gerade zu dir hin wollte, sah ich ihn vor dir stehen. Er gab dir einen Kuss auf die Stirn. Ihr saht euch so voller Liebe an und da wusste ich es einfach. Sam hat dich schon damals auserwählt und hat dir seine Kette geschenkt. Ich meine die, die du anhast. Es war ein Zeichen auf ein weiteres Treffen und das geschah dann…“
„Er konnte sich aber nicht daran erinnern.“, murmle ich vor mir hin.
Der Blauhaarige vor mir nickt: „Weil er es mit deinem Tod vergessen wollte und das tat er durch Graceleens Hilfe. Damals tat er ihr so leid und ich dachte wirklich du wärest…“
Seine Stimme bricht ab und er umarmt mich. Ich atme tief seinen Geruch ein und eine Träne läuft mir über die Wange. Und die ganze Zeit hat er mich über geliebt… Es tut mir so leid und ich weiß nicht was ich tun oder sagen soll, weshalb wir eine Zeit so verweilen.
„Ich hab dich lieb.“, sagt Shorn als er sich etwas beruhigt und gibt mir einen Kuss auf die Wange, „Und das wird sich auch nicht ändern. Egal mit wem du zusammen bist.“
„Jetzt verstehe ich auch, warum du ihn so sehr hasst und du mich immer so vor ihm beschützt hast.“
Er nickt leicht, bevor auch ich ihm einen Kuss auf die Wange drücke und ihn leicht anlächle: „Ich habe dich auch lieb und ich bin froh, dass du bei mir bist.“
Jetzt lächelt auch er und es fällt mir etwas leichter ums Herz… Und doch… Er liebt mich… Wie kann er das bloß tagtäglich verkraften mich mit ihm zu sehen? Ihm, den er doch so vor mir beschützen wollte? Oder wurde ihm genau das zum Verhängnis? Weil er das Schicksal ändern wollte? Möglich wäre es… Aber warum hat er es überhaupt versucht? Ich verstehe es nicht…
Plötzlich stört uns mein Geliebter und mein Bruder löst sich von mir. Er steht auf und widmet sich dem Blonden zu: „Was ist los?“
„Ich muss mit dir sprechen.“
Shorn geht ohne ein Wort mit dem Silberäugigen aus dem Zelt. Ich ahne schlimmes. Hoffentlich verprügeln sie sich nicht… Ach was… ich mache mir einfach zu viele Sorgen um sie. Ich sollte ihnen vertrauen, so wie ich ihnen mein Leben anvertrauen würde…
Somit schließe ich meine Augen und falle in die Welt der Träume.
Alles ist schwarz. Eine Silhouette erkenne ich in der Dunkelheit. Nur langsam wird sie immer klarer und größer. Es handelt sich bei dieser um eine Frau. Sie hat blauschwarze Haare und himmelblaue Augen. Die geheimnisvolle Frau trägt ein wundervolles dunkelblaues Kleid, das keinen Träger besitzt. Es ist aus Seide und ihre Ohrringe sind ebenfalls dunkelblau. Sie ist schmal und sieht nicht älter als 22 aus. Die Frau ist so wunderschön und mysteriös…
Sie nähert sich mir immer mehr und bleibt vor mir dann stehen. Sie bewegt ihre Lippen, doch es kommen keine Worte heraus. Ihre Augen sehen irgendwie gefährlich aus und ihr Blick ist voller Hass.
Sie steht nun vor mir und ist irgendwie so groß? Ich liege wohl auf dem Boden…
Ihre Arme nähern sich meinem Körper. Ihre scharfen Nägeln schimmern blausilbern. Ihre Hände wollen meinen Hals greifen. Will sie mich umbringen? Wer ist sie?
Ich öffne reflexartig meine Augen und sehe… niemanden. Habe ich bloß geträumt?
Diese Frau… Wer war das?
Plötzlich spüre ich dieselbe Aura wie letztens in dem Internat. Jemand will mich umbringen, aber wer?
Sie entfernt sich und ich folge ihr in meinem Nachthemd. Ich folge der Aura immer weiter bis ich am See ankomme. Die Aura verschwindet und ich entspanne mich ein wenig.
Ich erstaune als ich die Aussicht sehe. In der Nacht sieht alles viel wunderschöner aus…
Der See glitzert und der Mond spiegelt sich in ihm. Und im Himmel befinden sich die kleinen Lichter. Sie sind so wunderschön… Es leuchtet und erhellt die Nacht. Ich setze mich vorm See hin und sehe lächelnd auf den See. Ich könnte hier Tag und Nacht einfach nur die Aussicht bewundern.
„Es ist schön hier, nicht?“
Ich sehe neben mir und erkenne den Braunhaarigen. Dieser lächelt mich an und sieht dann wieder auf den See: „Damals haben mein Bruder und ich immer hier gespielt. Meist war ich der Vampir und er der Hunter. Wir wollten schon immer Vampire jagen, weil unsere Eltern von ihnen ermordet wurden.“
„Damals wurden viele Familien auseinander gerissen und das alles nur wegen den Vampiren… Damals waren sie ihrer Mordlust und ihrem Blutrausch ausgesetzt bis dann Astells Nachfahre dann diese Tabletten herstellte. Obwohl er ein Mensch war, half er den Vampiren um die Situation friedlich zu lösen. Doch dann wurde der Mensch schwach; so verliebte sich der Mensch in den Vampir. Die Halbvampire können es nicht nehmen. Es ist wie Gift für sie. Schließlich sind sie halb Mensch. Genau deshalb ist der Krieg entstanden, denn diese Halbvampire wurden Irre vorm Blutrausch und zerstörten Dörfer und Städte. Sie zerstörten, raubten und mordeten. Es ist bis heute so…“
Er sieht mir in die Augen: „Aber du gehörst nicht dazu.“
Bei diesen Worten senke ich meinen Blick. Stimmt das wirklich?
Gehöre ich wirklich nicht dazu? Ich meine, wären meine Freunde und mein Geliebter nicht bei mir, dann wäre ich schon längst in einer Stadt und würde alle ermorden und das nur wegen dem Blut…
Außerdem habe ich damals meine Klasse angegriffen… Es war so grausam...
Seine Hand berührt mein Kinn und hebt ihn etwas an, damit wir uns wieder in die Augen sehen. Kyos goldenen Augen sind voller Gefühle. Er nähert sich mir und aus irgendeinem Grund erinnere ich mich an die Nacht, wo der Mond ebenso hell wie einen leuchtete und wir uns küssten. An dem Tag vergaß er seine Rache und half uns stattdessen.
Kyos Lippen nähern sich meinem und ich bin wie erstarrt. Wieso kann ich nichts dagegen machen? Es ist so seltsam und doch so magisch…
Auf einmal hören wir einen weiblichen Schrei und der Braunhaarige läuft sofort hin. Ich stattdessen bleibe noch einige Augenaufschläge sitzen und sehe wie hypnotisiert auf den ruhigen See. Kleine Wellen tun sich auf und eine Aura wird deutlich. Schnell stehe ich auf und sehe auf die Wellen. Dort muss die Person sein, die mich versucht umzubringen.
Ich spüre Schmerzen, die sie mir zufügt. Sofort gehe ich in Angriffsposition: „Zeig dich!“
Doch stattdessen kommen mir seltsamerweise Erinnerungen hoch und ich falle auf die Knie. Ich sehe wie meine Eltern blutüberströmt zu Boden fallen. Tränen bahnen sich einen Weg zu meinem Kinn und kullern dann auf den Boden.
Plötzlich höre ich eine Stimme in meinem Kopf und diese wird immer lauter: „Du bist schuld!“
Was? Wer spricht da mit mir? Das ist eine weibliche Stimme?! Etwas die Frau von eben?
Die Schmerzen sind überall und erdrücken mich. Sie schnürt mir die Luft ab, weshalb ich Blut schmucken muss. Mein ganzer Körper fängt an zu zittern und ich ringe nach Luft.
Mein Herz fühlt sich an, als wenn es zerreißt. Ich fasse mir an die Brust und atme schwer. Ich spüre etwas Nasses und sehe auf meine Hand, die zuvor auf meiner Brust lag.
Ich erschrecke und starre wie leblos auf sie. Diese Hand ist voll von Blut.
Meine Sicht verschwimmt und als ich ins Spiegelbild im See blicke, ist überall die rote Farbe meines Blutes und ich erstarre. Ich versuche aufzustehen, doch etwas hält mich davon ab. Die Frau lässt mich nicht aufstehen, sondern lässt mich lieber verbluten.
Ich stütze meine Hände auf den Boden, doch als ich hoch will, falle ich auf den harten Boden und mein Kopf pocht so furchtbar. Es fühlt sich so an, als wenn die Hölle übereinen bestimmt.
Mein Kopf schwingt leicht hin und her und die Frau von eben taucht vor mir auf. Ein hämisches Grinsen ist auf ihren Gesicht bemerkbar.
Warum hasst sie mich bloß so sehr? Wer ist sie?
Wieder muss ich Blut spucken. Sie tritt immer wieder gegen mich und bereitet mir weiter in mir Schmerzen. Immer weniger erkenne ich und plötzlich höre ich nur einen lauten und hallendes Geräusch, bevor ich ganz laut aufschreie.
Sie hat mir meinen rechten Arm gebrochen. Mit viel Mühe halte ich mich aufrecht und hebe leicht meinen Kopf an, doch dann kann ich gar nichts mehr sehen. Nur noch Schmerzen… Sie kontrollieren mich und dann knallt etwas hartes auf mich und alles wird schwarz um mich herum…
„Shirley! Hörst du mich, Shirley?“, höre ich in der tiefen Dunkelheit schwach.
Es ist so leise, doch trotzdem höre ich es.
„Halte durch!“
So eine wunderschöne Stimme… So bekannt, doch ich will mich einfach nicht daran erinnern woher. Wer ist diese Person? wer ruft meinen Namen in dieser Stille?
Ich spüre wie jemand mich vom harten Boden hochhebt und mich trägt. Doch dann wird es wieder so leise und mein Bewusstsein verliere ich erneut…
Ich öffne meine Augen und sehe… nichts. Alles ist schwarz um mich herum. Wo bin ich? Was ist hier passiert?
Ich spüre fünf Auren. Wer ist da? Ich kann nichts sehen…
„Wie geht’s ihr?“
Diese Stimme… So vertraut, so bekannt. Es ist mein Geliebter. Er macht sich um mich Sorgen, doch wieso?
„Sie hat viel Blut verloren und hat Sauerstoffmangel. Ihr rechtes Bein, 2 Rippen, ihr linker Arm und deren Finger, wie ebenso ihre Nase. Es scheint auch so, als könnte sie nichts sehen und sie ist nicht völlig bei Bewusstsein.“, erklärt Kenzen besorgt.
„Also kann sie uns hören?“
Dieses Mal ist es Shorn, der dies fragt. Aber keine Antwort folgt.
„Wir sollten die Mission abbrechen.“, fängt der ehemalige Hunter an, „Sie braucht dringend ärztliche Versorgung.“
„Nein.“
Wer hat ihm denn Widerworte gegeben? Wer? Es war eine weibliche Stimme… War es etwa diese Frau? Nein… Sie hat eine andere Stimme.
Eine Hand streicht über meine gesunde Hand: „Du solltest jetzt nicht reden, Engel.“
Langsam spüre ich diese schrecklichen Schmerzen und ich schreie laut auf. Mein Kopf fühlt sich wie explodiert und falsch zusammen gesetzt an und ich kann mich nicht bewegen.
Ich fühle mich so leer und so kraftlos um aufzustehen. Als ich über meine Lippen lecke, weil sie ziemlich rau und trocken sind, spüre ich erst jetzt wie viel Durst ich habe. Meine Fänge durchbohren nicht nur meine Lippen, sondern alles so fühlt es sich an und ich bekomme keine Luft. Ich winde mich und meine Augen fühlen sich wie verdreht an. Es ist alles so schrecklich. Ich ringe nach Luft und gebe Schmerzenslaute von mir.
„Nicht bewegen.“, gibt Kenzen noch besorgter von sich, „Gleich wird es dir schon besser gehen. Ihr solltet jetzt lieber raus, es wird gleich unschön und ich habe keine Lust, dass ihr Shirleys letztes Blut ihr auch noch nimmt.“
Sam lässt meine Hand los und Schritte entfernen sich vom Geschehen.
„Versuche an etwas Anderes zu denken und bewege dich nicht, klar?“
Somit bewege ich mich nicht, bis mich etwas in meinen gesunden Arm pickst. Danach durchfährt mir einen höllischen Schmerz, welchen mich dazu bringt erneut aufzuschreien. Ich wehre mich mit allen Mitteln dagegen, doch dann beruhigt mich eine sanfte Stimme: „Shirley, es wird alles wieder gut. Vertrau mir. Aber bewege dich jetzt bitte nicht.“
Schnell versuche ich mich abzulenken, in dem ich an die Frau denke. Wer ist sie bloß? Ich verstehe das alles nicht… Ich kenne sie doch nicht, weshalb sollte sie mich nicht ausstehen können? Vielleicht weil ich ja die auserwählte bin?
Ich weiß es nicht…
Auf einmal spüre ich das Blut wie es sich in mir verteilt und wie ich dadurch etwas mehr Kraft bekomme. Gestern war alles voller Blut… Es war wie der See so groß und doch lebe ich noch? Oder kann man diesem Zustand eigentlich zuschreiben, dass man lebt? Ich schwebe zwischen Leben und Tod. Aber mein Cousin wird das schon wieder richten, denke ich zumindest…
Dann zieht er die Nadel, Spritze oder was weiß ich, was das war, aus meinem Arm.
Er nimmt meinen gebrochenen Arm und nach einem schmerzvollen Schrei fühle ich den Arm wieder… und nach einigem Knacken spüre ich ebenso mein Bein wie auch meine Nase wieder. Die Finger kann ich auch wieder bewegen.
Plötzlich spüre ich Lippen auf meine und ich bekomme Sauerstoff zugeführt. Es ist seltsam… Ich kann zwar nichts sehen, doch umso mehr meine Fähigkeiten und meine Sinne einsetzen.
Er löst sich nach einiger zeit wieder von mir. Langsam geht’s wieder mit mir, doch ich kann noch immer nicht sehen. Ob ich je wieder sehen kann? Und was wenn wir wegen mir die Mission abbrechen müssen? Das will ich nicht!
„Du kannst noch immer nicht sehen.“
Das war eher eine Feststellung als eine Frage. Anscheinend hat er wieder einmal meine Gedanken gelesen. Wieso verberge ich es ihm nicht? Nein… Dazu fehlt mir noch die Kraft…
Eine Hand legt mein Cousin mir auf meine Stirn. Plötzlich durchfährt mir ein seltsamer Schmerz im Kopf und in den Augen. Sofort schließe ich meine Augen. Ich habe keine Kraft mehr zum Schreien, weshalb ich auf meine Unterlippe herumkauere. Durch diese schrecklichen Schmerzen kralle ich meine Finger ins Bettlaken und versuche diesen Moment zu überstehen. Es ist als würde mir jemand meinen Schädel einschlagen, doch andererseits als wenn man meinen Kopf aufschneidet und seine Innereien entfernt. Es fühlt sich so an, als wenn meine Augen rausgekratzt werden. Ich halte meine Luft an und verkrampfe mich.
Nach einer gefühlten Ewigkeit lassen die Schmerzen nach und Kenzen nimmt seine hand von meiner Stirn. Ich atme schwer und entspanne mich etwas wieder. Ich lecke das Blut von meiner Unterlippe ab und öffne anschließend meine Augen. Zuerst ist alles wie gewohnt schwarz, doch dann wird alles etwas heller. Zuerst sehe ich verschwommen, bis ich nach einigen Augenaufschlägen wieder alles klar sehe. Das ist ja wie ein Wunder…
Kenzen lächelt mich leicht an: „Anscheinend hat es geklappt. Und wie fühlst du dich?“
„Wie als wenn man mich in tausend Einzelteile zerlegt und dann wieder zusammen geflickt hätte…“, schmolle ich leicht, als sein Lächeln breiter wird.
„Wer hat dir das angetan?“
Ich schweige nur und sehe über seine Schulter, wo diese Frau steht. Ihr Blick senkt sich und ihre Augen sind rotumrandet. Anscheinend hat sie geweint…
Die drei Jungs kommen rein und ich setze mich vorsichtig auf: „Habt ihr mir auch Wasser besorgt?“
Ein neckendes Lächelnd schleicht sich über mein Gesicht.
Erleichtert kommt Shorn auf mich zugelaufen und nimmt mich sofort in den Armen. Plötzlich zittert er und ich höre ihn schluchzen.
Mein Blick wird traurig und ich sehe zu der fremden Frau, die ebenfalls Tränen vergießt. Ihr Blick geht zu den Blauhaarigen. Dann nur langsam dreht sie sich um und verschwindet ins Nichts. Ihre Aura verschwindet und ich hatte das Gefühl ich kenne sie…
Er umarmt mich so fest, dass ich bei Nahe keine Luft bekomme.
„Shorn!“, warnt ihn der Rotäugige, „Shorn, lass sie sofort los oder willst du, dass sie wegen dir erstickt?!“
Vor Schreck lässt er mich sofort los und ich ringe nach Luft. Für einen Augenblick habe ich wirklich gedacht, dass ich sterben würde…
Mein Geliebter grinst mich glücklich an und setzt sich neben mir hin. Kyo bleibt dagegen stehen und wartet ab.
„Und jetzt sag mir doch bitte, was gestern geschehen ist.“, wird Kenzen ernst.
Ich nicke und versuche meine Erinnerungen zusammenzufügen: „Es fing an, als ich in diesen seltsamen Traum eine Frau sah. Sie war so wunderschön, doch wollte sie mich erwürgen. Als ich aufwachte, sah ich niemanden, doch ich konnte ihre Aura spüren und bin ihr bis zum See gefolgt, wo sie plötzlich verschwunden war. Dann tauchte Kyo auf und wir redeten ein bisschen, als wir plötzlich eine Frau schreien hörten. Kyo lief sofort dorthin, doch ich blieb sitzen.“
„Wieso?“
Ich schüttle meinen Kopf: „Ich konnte mich einfach nicht bewegen, bevor ich diese Aura spürte. Ich konnte sie zwar nicht sehen, aber ich fühlte diese Schmerzen. Sie waren dieselben wie im Internat. Es war dieselbe Frau. Sie richtete mich so zu, doch dieses Mal störte niemand sie dabei. Der Schrei war bloß ein Ablenkungsmanöver von ihr gewesen, doch das wusste ich erst, als es zu spät war. Sie quälte mich eine lange Zeit, bevor sie sich für mich sichtbar machte. ‚Du bist schuld’ waren ihre einzigen Worte zu mir. Sie hat sich an meinen Qualen erfreut.“
Die vier überlegen lange und innig. Ich sehe bloß ausdruckslos auf den Boden, als mir der leuchtende Ring auffällt.
„Ich habe noch nie von solchen Fähigkeiten gehört.“
„Und ich nie von so einem Hunter.“, fügt der Braunhaarige an Kenzens Aussage an.
Plötzlich fällt mir wie ein Gedankenblitz ein, dass sie Shorn sehr ähnelt. Das kann doch nicht sein… oder doch?
Ich stelle deshalb eine Frage: „Und vor dreihundert Jahren?“
„Du meinst doch nicht-„
Ich unterbreche ihn: „Oh doch. Ein Geist will mich umbringen. Eine Frau, die vor genau 299 Jahren und 3 Wochen gestorben ist. Es war Häishi Deaver.“
„Meine Mutter?!“
Das würde auch erklären, warum sie ihn so angesehen hat. Ob sie es jetzt bereut?
„Ja.“, seufze ich verzweifelt, „Darauf hätte ich auch früher kommen können. Sie hasst mich, weil ich das Kind von Jerrika Räin bin, von der Frau, den unser Vater heiraten wollte.“
„Ich glaube das nicht.“, murmelt Shorn etwas traurig und ungläubig.
„Es ist aber wahr.“
Sofort richten sich unsere Blicke auf die Frau, die unser Zelt betreten hat.
„Mutter...“
Sie lächelt ihn leicht an: „Es tut mir leid. Mir war nicht bewusst, wie viel sie dir bedeutet.“
„Häishi, wieso hast du den heiligen See verlassen und hast die anderen wandelnden Geister nicht beschützt? Es ist schließlich deine Aufgabe den See zu behüten. Nicht umsonst heißt du Häishi, die Wächterin der herumirrenden Gespenster.“, ist der Schwarzhaarige etwas wütend.
Shorn legt seinen Kopf schief und sieht zwischen unseren Cousin und seiner Mutter immer hin und her: „Du wusstest das?!“
„Ich durfte kein Wort von ihr sagen.“
„Shirley, verzeih mir.“, ignoriert die Blauhaarige meine Verwandten, „Ich habe meine Wut auf dich projiziert, dabei war ich es doch, die deine Eltern auf dem Gewissen hat. Nur weil ich die Beiden verraten habe, starben sie. Ich konnte mir das niemals verzeihen und nahm mir das Leben, doch anstatt wirklich tot zu sein, landete ich hier… Ich möchte nicht, dass mein Sohn genauso endet wie ich und deshalb werde ich euch helfen.“
Verwirrter als zu vor starre ich in ihre gefühlvollen Augen, die ganz anders als zuvor aussehen. Ich kann sie verstehen… Ich würde auch niemals meinen späteren Kindern dieses leben hier wünschen. Leicht lächle ich: „Was meinst du damit?“
„Sie erwarten euch schon und werden euch erwischen, wenn ihr nicht vorsichtig seid. Ich werde euch eine Möglichkeit unbemerkt ins Verließ bieten. Das werde ich für deine Eltern tun und weil du den Frieden bringen kannst.“
Plötzlich wird alles hell und meine Eltern stehen vor mir.
Meine Mutter hat lange blonde Haare mit einem geraden Pony, die sie offen trägt und wunderschöne braune Augen. Sie trägt ein wunderschönes schwarzes Top und einen schwarzroten Karorock. Ihre Stiefel sind ebenfalls schwarz. Sie trägt an ihrer rechten Hand einen halben schwarzen Handschuh und ein silbernes Armband. Am Oberarm befindet sich ein dunkelrotes Stachelarmband.
An der anderen Armseite trägt sie eine lange rotschwarze Stulpe, auf dem ein silbernes Armband befestigt ist. Ohne näheres Hinsehen erkennt man nicht ihre Halskette, das aussieht wie ein Gürtel. Sie besitzt auch einen silberschwarzen Gürtel, der locker auf dem Rock sitzt und einen roten Slip, der an die Uniform unserer Schule erinnert. Überall trägt sie Kreuze und ihr Nagellack ist schwarz. Jerrika hat einen Piercing am Ohr und einen schwarzen Haarreif auf dem Kopf. Meine Mutter ist etwas kleiner als ich, was ich seltsam finde. Jerrika ist sehr blass, aber es steht ihr. Sie ist einfach so wunderschön…
Neben ihr steht ein großer und muskulöser Mann, der ebenfalls freundlich aussieht. Er hat schulterlange rotbraune Haare und schwarzbraune Augen. Er trägt ein weißschwarzes Hemd, das ähnlich wie ein Kimono wirkt, doch er hat eine schwarze Hose an. Seine Schuhe sind ebenfalls schwarz. Sein Teint ist etwas dunkler als das von meiner Mutter. Er sieht bei Nahe so aus wie Jerrikas Vater, dabei ist er ihr Mann und mein Vater…
Neben mir steht Shorns Mutter, die es kaum glauben kann.
„Wir verzeihen dir.“, lächelt meine Mutter Häishi an.
Die Blauhaarige ist den Tränen nahe: „Xaver, Jerrika… Ich danke euch.“
Die Beiden lächeln, bevor wieder ein seltsames Licht erscheint und wir wieder im Zelt sind. Wir waren in meinem Ring.
Meine Eltern sahen glücklich aus… Leicht lächle ich. Sie haben ihr verziehen, weil sie jetzt für immer zusammen sind.
So verlassen wir diesen wunderschönen Ort und lassen die Ereignisse an diesen Ort verweilen. Kein Wort werden wir über die Begegnungen, die wir hier mit Häishi hatten, tun.
Wir gehen und gehen und es scheint kein Ende zu nehmen. Werden wir jemals dort ankommen und die Mission beenden?
11.Das Ergebnis einer harten Arbeit?!
Wir sind jetzt im Verließ angekommen und haben nun Hunteruniformen an. Anscheinend gibt es neuerdings viele Neulinge, weshalb niemand Verdacht schöpft.
Wir sind jetzt so kurz vor unserem Ziel…
Es ist nur Häishi zu verdanken, dass wir jetzt hier sind. Ich danke ihr so…
Aber meine Angst wird bei jedem Schritt schlimmer zu unterdrücken. Was wenn etwas schief geht? Werden wir dann hier alle sterben? Nein, das will ich nicht!
Ich will nicht, dass geliebte Menschen von mir ihr Leben lassen müssen, nur weil ich Schwäche zeige.
Somit schreiten wir mit einem selbstsicheren Blick zum Stützpunkt. Dort treffen wir auf zahlreiche Hunters. Alle Blicke gelten uns und ich bleibe standhaft. Desinteressiert spaziere ich dort herum und bleibe dann mitten im Raum stehen. Die Jungs tun es mir gleich.
„Ich freue mich schon Vampire zu töten.“ Lächelnd drehe ich mich zu den Jungs um.
Sofort spielen sie mit, als ich meine Arme abstütze um auf die hohe Sitzbank zu kommen.
„Ja“, setzt Sam sein Pokerface auf, „Und wie.“
Sie ignorieren uns. Gut so!
Nur noch zehn Minuten und dann muss sich mein langes Training mit Yuusho bezahlt machen. Ich werde dann gegen den Anführer kämpfen und somit die Hunters ein wenig verwirren, bevor ich mich ihnen stelle…
Dann öffnet sich die Türe und die Jungs drehen sich zu dieser um. Alles wird still.
Eine Person schreitet aus der Türe. Nicht lange brauche ich für die Identifikation dieser. Es ist der Anführer. Er ist es… Diese seltsamen Augen würde ich von überallher erkennen. Und dann noch dieser Aufzug. Sein altertümliches Gewand und diese langen Haare. Es ähnelt aus einem Film.
„In dieser Mission werde ich zusammen mit meiner Partnerin euch anführen.“
Wie Partnerin? Ich stutze und sehe irritiert zu der in schwarz gekleidete Frau neben ihm. Wer ist das?
„Geht in Position, Hunters.“, höre ich eine ziemlich kalte und bestimmende Stimme.
Schnell stellen wir uns mit den Anderen auf.
Damit wir nicht auffallen, stehen wir weit voneinander entfernt. Jetzt heißt es nur hoffen, dass niemand uns erkennt. Ich bin in der ersten Reihe und habe einen klaren Blick auf diesen seltsamen Mann, der wohl auch ein Vampir ist.
„Gewehr laden.“
Das tun wir. Mein Blick ist entschlossen, mein Wille ist da und ich bin bereit für mein Ziel zu sterben.
Erst jetzt legt sie ihre Kutte ab und ich kann in ihr Gesicht sehen: Astell?!
Ich muss leicht schlucken und versuche mein Gesichtsausdruck nicht zu verändern. Sie ist die Partnerin vom Weißhaarigen?
Jetzt geht sie erneut durch die erste Reihe und ich sehe bloß gerade aus: „Eure Mission ist klar und euer Ziel. Wir werden sie überraschen und vernichten die Auserwählte und nur die Auserwählte, verstanden?! Wir zählen auf euch, denn ihr seit unsere Besten. Ein Fehlverhalten wird nicht gestattet und mit der Todesstrafe abgehandelt.“
Dann bleibt sie bei mir stehen und ich muss meine Luft anhalten. Mein Puls rast und ich stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich darf nicht scheitern!
Sie sieht mir tief in die Augen und ich befürchte schon, dass sich Gefühle in meinen widerspiegeln könnten.
„Sind Sie bereit für die Gerechtigkeit zu sterben?“
Sie erkennt mich also doch nicht? Ich sollte lieber meine Rolle spielen…
„Ja.“, trotze ich ihren skeptischen Blick. Leicht grinst der Vampir, bevor sie durch die anderen Reihen stolziert. Wieso soll eigentlich nur ich drauf gehen?
Umgeben von Fragezeichen spricht mich eine Hunterin neben mir an: „Ziemlich aufregt, nicht wahr?“
„Was meinst du?“, drehe ich meinen Kopf leicht zu meiner Linken. Dabei erkenne ich leuchtendblaue Augen und ein zierliches Gesicht. Sie scheint sehr fröhlich zu sein… Warum ist sie dann bei den Hunters?
„Na, du weißt schon.“, sucht sie die richtigen Worte, „Vampire jagen und die Auserwählte suchen… Das wird bestimmt ziemlich aufregend werden, findest du nicht?“
Habe ich mich da gerade verhört oder freut sie sich sogar darauf Vampire abzuschlachten? Gott… Die benehmen sich ja so, als wären sie Serienkiller oder irgendwelche Tiere, die man jagt…
Ihr Strahlen beschert mir einen gewaltigen Schauer über dem Rücken. Wieso fühle ich mich so, als wenn sie mir gerade erzählen würde, wie sie mich langsam und qualvoll umbringen will?
Leicht nicke ich: „Kann schon sein.“
Astell geht durch die Reihen und ich schließe für einen Moment meine Augen. Ich erkenne wie sie gerade an Shorn vorbeigeht. Sie verzieht keine Miene dabei. Auch als sie bei Sam oder Kenzen vorbeikommt, geschieht nichts. Und dann bleibt sie vor Kyo stehen.
Oh Gott… Wird sie ihn verraten? Auch wenn es mir schwer fällt, so bleibe ich ruhig.
„Schön, dass Sie wieder hier sind, Grainten.“, lächelt sie ihn kaltherzig an, „Übrigens der Haarschnitt steht Ihnen nicht.“
Grinsend geht sie weiter. Puh… Es ist nichts geschehen. Zum Glück haben wir uns mit einem anderen Namen eingeschrieben. Aber ich wusste ja gar nicht, dass er einen genommen hat, den es damals schon einmal gab. Oder ist das bloß eine Warnung? Will sie ihn provozieren?
Vielleicht denke ich bloß zu viel… Ich öffne gelassen meine Augen und versuche mir weiterhin nicht anmerken zu lassen.
Als sie in der letzten angekommen ist, marschiert sie wie ein Soldat nach vorne: „So, und nun werde ich euch in Gruppen einteilen.“
Meine Augen weiten sich. Wie bitte?! Hatte ich das wirklich richtig verstanden? GRUPPEN?!
Außen ist alles noch wie vorher, doch mein Innerstes ist total panisch und hysterisch. Werde ich gleich ausflippen? Nein, das darf ich nicht tun! Nur weil das nicht zu unserem Plan gehörte, kann ich jetzt nicht alles vermasseln. Ich werde es schaffen! Und egal wie, ich werde den Anführer aus dem Weg schaffen…
„Zuerst die Defensive.“, fängt sie ruhig an, „Diese Gruppe wird aus zwei Personen bestehen. Aus Lieon Neura und Opal Madriss, die Meisterin des Hinterhalts. Ihr seid schließlich die besten Scharfschützen. Dann zum Ablenkungsmanöver gehören Marik Olsen, Kirien Aira und der Gruppenanführer Wean Nules. Die Offensive ist mit Himlay Shieo, Susan Aira, Mandae Erikson, Ionar Tai, Rico Evange, Aleco Nog und der Gruppenanführer Xoro Nasion besetzt.“
Das kann doch nicht sein! Sam, Shorn und Kenzen sind in dem Angriff zuständig… Es waren ihre Decknamen! Ob sie uns mit Absicht trennen? Ich denke nicht, sonst würde jeder alleine in einem Team sein…
„Und die wichtigste Gruppe folgt jetzt.“, erzählt die Grünhaarige weiter, „Die Spezialeinheit besteht aus Hairik Avisio, Kessiene Aquilo, Riogan Grainten, Alicon Utaka und der Boss Nightenson Eyson, so wie meine Wenigkeit werden sich euch anschließen. Bitte formiert euch in den eben genannten Gruppen.“
Sofort geselle ich mich zu Kyoulon. Wenigstens ein vertrautes Gesicht…
Auch das Mädchen von eben gesellt sich zusammen mit einem Mann Anfang 20 zu uns.
„Oh“, freut sie sich mich zu sehen, „Wir werden bestimmt gut zusammen arbeiten.“
Sie strahlt mich an.
Wie bin ich bloß hier rein geraten? Das kann alles nur nach hinten losgehen!
Dann kommen auch Astell und dieser Nightenson zu uns. Irgendwie glaube ich nicht, dass es sein wahrer Name ist. Er hat ein dunkles Geheimnis, dass er bewahren will. Aber wenn ich es herausfinde, habe ich vielleicht eine Chance…
Kurz sehe ich noch einmal zu Sam, Shorn und Kenzen, bevor ich mich ganz der Gruppe wende und dabei schon im Gedanken mein Todesurteil unterschreibe.
Jetzt gehen wir schon zwei Stunden und meine Füße brennen. Warum müssen sie auch durch eine heiße Wüste mit uns marschieren? Es läuft alles nicht nach Plan und das bereitet mir verdammte Sorgen...
"Hier rasten wir."
Klar... Hier mitten ungeschützt. Ich zweifle etwas an ihren Plan. Wollen die denn direkt draufgehen, oder was? Gott... Das hört sich ja schon ziemlich gut an. Dann brauchen wir sie wenigstens nicht noch in die Falle locken oder mit ihnen verhandeln.
Entnervt lasse ich mich in den heißen Sand nieder und versuche nicht vor Hitze meinen Verstand zu verlieren.
"Hier."
Verwirrt sehe ich zu einer Flasche und blicke dann direkt in Astells Augen. Wie kommt die auf einmal von ganz vorne nach ganz hinten? Skeptisch sehe ich wieder auf die Flasche.
Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht. Nickend nehme ich es an und trinke einen Schluck. Zu spät bemerke ich, dass es sich bei dieser Flüssigkeit um Blut handelt.
Sie weiß also wer wir sind... Das auch noch!
Super... Ich habe ein wenig von einer hochkonzentrierten Bluttablette zu mir genommen. Von Klugheit kann man bei mir nicht sprechen.
Mein ganzer Hals brennt und alles in mir verkrampft sich. Ich fange sofort ununterbrochen an zu husten, bevor ich entkräftet zur grinsenden Hunterin sehe. Ich hätte sie niemals unterschätzen sollen...
Als ich mich langsam wieder beruhige, gebe ich ihr die Flasche wieder, die sie weiter grinsend annimmt. Sie weiß also wer wir sind. Und warum tut sie dann noch so ahnungslos? Sie könnte uns auch direkt enttarnen oder will sie uns in eine Falle locken? Was hat sie bloß vor?
Und dann auch noch Kenzen, Shorn und Sam… Ich mache mir Sorgen um sie. Wie es ihnen wohl so geht? Und warum mache ich mir eigentlich mehr um die Drei Sorgen als um Kyo und mich? Wir müssen uns schließlich mit Astell und den Anführer herumplagen. Die Drei haben es sichtlich einfacher…
Auch ist es einfacher, da Kenzen und Sam bei meinem Halbbruder sind. Wäre er alleine, dann würde ich sowieso bereits die Hoffnung aufgeben. Er ist schließlich so ein Tollpatsch… Aber das habe ich wohl von ihm, nicht?
Mit Astell haben wir wirklich keinen Hauptgewinn gezogen.
„Steh auf!“, befehlt eine dunkle genervte Stimme mir und zieht mich grob an meinem Arm hoch. Was ist denn jetzt geschehen? Haben die Probleme oder was?
Als ich mehrmals blinzle, sehe ich in goldene Augen. Kyo? Was hat der denn, dass er mich so unsanft weckt?
„Wir müssen sofort reden!“
Damit ergreift er mein Handgelenk und zerrt mich schmerzvoll hinter sich her. Anscheinend hat er schlecht geträumt, dass er mich so quält und mit seinen Sorgen zu mir kommen will… Kann er das nicht machen, wenn ich ausgeschlafen bin? Ich bin so müde…
An einem dunklen und sehr kühlen Ort bleibt er stehen und presst mich weiter grob an eine Bergmauer an und sieht mich funkelnd wütend und gleichzeitig verzweifelt an.
„Wir haben nicht nur eins, sondern gleich mehrere Probleme!“, presst er seine Lippen zusammen und grummelt ein wenig vor sich hin. Gut erkannt, Blitzmerker…,
Entnervt verdrehe ich meine Augen. Aber es ist hier nicht sicher und deshalb sollten wir hier nicht über so etwas reden!
„Ich weiß.“, ist das Einzige, was ich sage, bevor ich mich ihn von mir wegstoßen will, doch er lässt sich nicht abschütteln. Was ist bloß mit ihm los?
Schon als wir hier angekommen sind, war er so verändert. Er war plötzlich so verkrampft und so verbissen. Ob er Angst hat oder uns anzweifelt? Steht er etwa in Zwiespalt? Oder ist da noch etwas Anderes?
Der Braunhaarige vor mir schüttelt seinen Kopf: „Ich habe gehört, wie sie uns aufteilen wollen. Sie wollen dich und mich voneinander trennen.“
Meine Augen weiten sich und mein Atem stockt. Nein! Das darf nicht wahr sein! Sie will nur mich sterben lassen…
„Und das Schlimmste kommt erst noch.“, berichtet er es mir wutverbrannt, „Du sollst alleine mit dem Boss aller Hunters auskommen.“
Also ist es wahr… Sie will ihn schützen. Deshalb ist sie zurückgegangen. Nur deshalb ist sie wieder zurück gegangen. Aber auch weil sie sich an mir rächen will.
Ich habe sie verraten, als ich Kyo küsste. Dabei hatte ich ihr doch versprochen, dass wir nichts weiter als Freunde wären. Das war gelogen und das wusste sie spätestens dann.
Selbst jetzt ist es manchmal noch mehr für mich. Unser Kuss… Nein! Daran darf ich erst gar nicht denken. Er und ich werden niemals sein und ich habe mich für Sam entschieden. Sam, derjenige, mit dem ich mein ganzes Leben verbringen werde, doch was, wenn er niemals in mein Leben getreten wäre? Wäre ich dann jetzt statt mit ihm mit-
„Shirley!“, rüttelt mich mein Seelenverwandter aus meinen Gedanken und bringt mich in die harte, aber wahre Realität, „Hörst du mir überhaupt zu?!“
Jetzt grinse ich ihn nur entschlossen an und nehme seine Hände von meiner Schulter: „Ist doch perfekt. Alles ist so wie es sein sollte und ich bekomme doch noch meinen Kampf mit ihm.“
„Du spinnst doch.“, schüttelt er verständnislos seinen Kopf, „Du könntest dabei draufgehen, du große Auserwählte! Sag mir, wie sollen wir das hier alles Überstehen, wenn du dich von einer Falle umbringen lässt, hm?“
Ich sehe in seine Augen und lächle ihn sanft an, bevor ich meine Hand ganz zärtlich auf seine Wange lege: „Ich werde es schaffen. Ich verspreche es. Wir werden alle leben und ich werde den Frieden bringen. Also mach dir keine Sorgen und vertraue mir.“
Zögernd aber bestimmt nickt er. Doch meine Hand bleibt zur Sicherheit an seiner Wange und wir sehen uns in die Augen. Ich versuche seinen Blick zu deuten, doch irgendwie habe ich gerade keine Ahnung, was in ihm vor geht. Sonst weiß ich doch immer, was er hat… Wieso jetzt nicht?
Hat sich etwa so viel verändert, seitdem ich mit Sam zusammen bin? Haben wir uns so von einander entfernt und nur aus diesem einzigen Grund? Ich kann es nicht verstehen. Ich verstehe gar nichts mehr… Bin ich so blind oder so dumm, dass ich das alles hier einfach nicht verstehe oder warum sehe ich in ihm immer mehr als nur ein Freund?
Sein Gesicht nähert sich meinem und ich verkrampfe mich. Ein magischer Moment entsteht, sowie damals am See oder auch im Klassenzimmer. Nein! Das dürfen wir nicht… Nicht hier, nicht jetzt! Es wäre keine gute Idee…
Ich räuspere mich, weshalb er sich schnell von mir entfernt und sich schnell beschämt umdreht: „Tut mir leid.“
Warum tut er das immer? Warum tut er immer genau das, was mich bereuen lässt? Warum fühle ich mich immer so schuldig, egal was ich tue? Dabei kann ich doch gar nichts dafür… Oder? Nein! Ich kann nichts dafür!
Damals hat er mich abgewiesen und jetzt, wo er mich nicht mehr haben kann, will er mich? Was geschieht hier bloß? Die Welt steht anscheinend Kopf, wenn er so reagiert. Alles ist so verdammt kompliziert oder mache ich es nur so?
„Ah, da seid ihr!“, hören wir plötzlich eine Stimme hinter uns, die uns zusammenfahren lässt.
Sofort wenden wir uns dieser um und sehen in Astells tödlichen Gesichtsausdruck.
„Hab ich euch bei etwas gestört?“
Ihre Worte schneiden mir die Luft ab und ich kann mich nicht mal mehr bewegen. Es tut weh, zu sehen, wie sie mich hasst. Und das ist alles nur meine Schuld. Unsere Liebe, falls man dieses Wort überhaupt verwenden kann, hat sowieso keine Chance.
„Nein.“, gibt Kyo ihr eine Antwort, als er dann an seiner ehemaligen Partnerin vorbei marschiert und mich mit ihr alleine lässt.
Unsere Blicke treffen sich, doch es dauert ein wenig, bis ich mich wieder regen kann.
Ihre Gesichtszüge werden weicher, als sie meine Verzweiflung und meine Angst in meinem Gesicht erkennt: „Könntest du bitte die Flaschen auffüllen?“
Leicht nicke ich, als sie mir diese zuwirft. Locker fange ich sie auf und gehe nun Richtung See, wo ich das Wasser in die Flaschen fülle. Wasser zu beschaffen, ist in einer Wüste gar nicht mal so einfach, wenn nicht dieser Ort magisch wäre.
Als ich alles erledigt habe, gehe ich wieder zu den anderen und überbringe die Quelle des Lebens, also die aufgefüllten Wasserflaschen.
„Wir haben gestern Nacht beschlossen, dass wir uns aufteilen werden.“, klärt uns Astell ernst und doch verständlich auf, obwohl ich es ja sowieso bereits von Kyo vernommen habe, „Ihr alle geht mit mir, nur unsere Beste, in diesem Falle Kessiene Aquilo, wird mit unserem Boss zusammen nach der Auserwählte suchen.“
Kyos Blicke entgehen mir nicht, doch ich ignoriere meinen Kumpel und zeige ihm die kalte Schulter. Wenn er doch nur ein wenig vertrauen zu mir hätte.
„Wir werden nicht auf euch warten.“, sind ihre letzten Worte, bevor sie sich ebenso umdreht und mit ihrer Truppe von uns entfernt.
Somit wird nur noch meine eigene Stärke mir helfen können. Und jetzt werde ich sehen können, wie stark diese ist.
Der Weißhaarige sieht mich kalt und ausdruckslos an, weshalb ich nicht weiß, was ich jetzt machen soll. Sollte ich ihn direkt angreifen oder sollte ich abwarten?
Ich entscheide mich zu warten. Das ist wohl das Sicherste, nicht?
Wir verfallen ins Schweigen und sehen Astells Gruppe nach, bis sie nicht mehr zu sehen sind. Er setzt sich dann plötzlich auf den Boden, weshalb ich meine Stirn runzle. Wie? Ich dachte, dass wir kämpfen und nicht, dass er sich einfach so ergibt oder ist das wirklich eine Falle? Was hat er vor?
Dann starre ich ihn nur perplex an, als er dann zwei Tassen rausholt und diese mit Tee füllt. Da kann ja jetzt wohl nicht wahr sein, oder?
„Setz dich hin und genieße ihn.“, befehlt der Feind mir.
Zögernd befolge ich es und lasse mich vor ihm im Schneidersitz nieder. Vorsichtig nehme ich die heiße Tasse und führe sie zu meinem Mund. Ich sehe ihm zu wie er einen kräftigen Schluck des Tees nimmt. Anscheinend scheint er im Moment friedlich gestimmt zu sein. Vielleicht sollte ich das ausnutzen?
Ich nehme ebenfalls einen Schluck des Kräutertees, bevor ich sie wieder auf einer Decke, die wie eine Tischdecke aussieht, ablege. Man! Was soll das hier? Ich bin doch nicht hier, um mit ihm Tee zu trinken! Das ist doch total bescheuert…
„Wie geht es dir?“, fragt er mich auf einmal und ich kann ihn nur ungläubig ansehen. Nicht nur, dass wir in aller Ruhe Tee trinken, nein! Wir betreiben gerade Smalltalk?
Entrüstet und sprachlos starre ich in seine so fesselnden und gleichzeitig Furcht einflössenden Augen.
Ganz entsetzt und eher fragend antworte ich ihm kurz und knapp: „Gut?“
„Das ist schön.“, sagt der Mann jetzt auch noch und jetzt weiß ich wirklich gar nichts mehr. Ich bin so aus dem Konzept geworfen worden, dass ich einfach nicht mehr weiß, was ich machen oder sagen wollte…
Wenn das der einzige Grund ist, warum er mich von Kyo getrennt hat, dann werde ich wütend! Er verschwendet doch nur meine Zeit!
Und jetzt kramt er schon wieder in seine kleine Tasche herum und holt sogar einen Kuchen aus seiner Tasche. Was hat er alles- Warum frage ich mich so etwas eigentlich noch? Dass er der Boss sein soll, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen…
Damals als der Mann bei Kenzen auftauchte, war er etwas schlauer, als jetzt. Aber auch nur ein bisschen… Ich hätte ihn auch da schon umbringen können, wäre ich jedoch nicht so aus der Fassung gebracht wurde!
Eigentlich bringt mich dieser Vampir immer aus dem Konzept… Aber wieso will er nicht
kämpfen?
Er schneidet zwei Stücke ab und bedeckt die zwei Teller damit: „Hoffe es schmeckt dir.“
DAS kann doch wirklich nicht sein ernst sein.
Aus Höfflichkeit und aus Hunger heraus nehme ich an. Ja, ich bin total lebensmüde. Es könnte sich ja etwas Gift in diesem lecker aussehenden Kuchen befinden… Das würden jetzt meine Freunde, außer natürlich meinem Bruder, mir sagen.
Aber ich vertraue einfach auf meine Resistenz und Abwehr im Körper gegen solche Mordversuche.
Ich esse ihn und wir ‚genießen’ diese grausame Ruhe vor dem Sturm. Innerlich bin ich so aufgewühlt und Wut sammelt sich in mir.
Das alles hier kann doch wirklich nur ein schlechter Scherz sein. Ein ganz schlechter, meine ich…
„Und wie schmeckt es?“
Ganz ruhig bleiben… Nur nicht deine Selbstbeherrschung verlieren.
Ich nicke, bevor ich ihm nur ein leises aber hörbares ‚Gut’ als Antwort gebe.
Als wir aufgegessen hat, steht er dann plötzlich grinsend auf: „So wäre es passiert, wenn sich Jerrika nicht geweigert hätte, meine Frau zu werden. Du wärest jetzt mein Kind, Shirley.“
Schon alleine bei dem Gedanken wird mir übel. DER und mein Vater? Niemals! Lieber ich bringe mich um, als dass er es wäre!
Jetzt stehe ich auch auf und gehe in Kampfposition: „Ja, aber es ist nun nicht so und deshalb brauchst du mich nicht so behandeln. Danke übrigens für das Essen.“
„Du hast recht.“, grinst der Weißhaarige nun noch breiter, „Und jetzt stehen wir uns gegenüber und nur einer kann überleben. Traurig, nicht?“
„Also ich finde es eigentlich sehr amüsant.“, gebe ich kalt zu, bevor ich mein Schwert aus der Scheide ziehe und auf ihn richte, „Denn so kann ich mich endlich für das Rächen, was du meinen Eltern angetan hast.“
Kurz sehen wir uns in die Augen, als er dann mit einer Handbewegung ‚das Picknick’ eingeräumt hat und dann mit seinen Zähnen fletscht: „Dann werde ich dir meine wahre Kraft präsentieren.“
Viel Spaß dabei, denn das werde ich auch…
Wir stehen kampfbereit voreinander und zögern einen Moment, bevor ich ihn angreife.
Jetzt beginnt der Kampf nun endlich.
Er wehrt meinen Angriff mit seiner bloßen Hand ab und stemmt seine Kraft gegen meine. Alles um uns erschüttert, nur uns geschieht nichts.
Wir sehen uns in den Augen, bevor er stärker wird und ich deshalb schnell zurückspringe. Kein Moment vergeht, als ich ihn erneut mit meinem Schwert attackiere, doch jedes Mal weicht er aus.
Schnell ist er, aber ob er auch ein wirklicher Gegner für mich ist?
Dann auf einmal wird es dunkel um uns herum. Was geschieht hier? Ist das einer seiner Fähigkeit? Kann er die Dunkelheit heraufbeschwören?
Zum Glück kann ich selbst im Nichts alles erkennen. Nur durch Yuushos Fähigkeit kann ich das. Wenigstens etwas, was ich ihm verdanken kann…
Dann plötzlich greift er mich so schnell an, dass ich nur schwer ausweichen kann. Immer und immer wieder attackiert er mich aus dem Nichts, wobei ich nur schwer abwehren kann. Seine Stärke ist unfassbar, aber nur in der Dunkelheit!
Somit lasse ich Licht in diese Dunkelheit rein fließen. Die ganze Umgebung um uns herum erhellt sich und blendet ihn so stark, dass er wohl erstarrt ist. Schnell nutze ich es aus, um ihn anzugreifen. Ich forme Feuerbälle in meiner Hand und lasse sie mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu fliegen.
Sie treffen ihn, weshalb er kurz am Boden liegt, doch als ich gerade mit meinem Schwert zustechen will, wehrt er bereits mit seinen langen und scharfen Nägeln ab.
Schnell springe ich zurück und greife ihn erneut an, doch er stößt mich zurück, weshalb ich zurücktaumle. Sofort springt er auf mich zu, doch ich wehre mit meinem Schwert ab und schon wieder dieses Beben unter meinen Füßen.
Schon alleine hat er so eine enorme Macht, doch unsere Kräfte zusammen ergeben eine gewaltige Explosion. Diese Macht ist so unkontrollierbar, dass man dieser nicht lange standhält. Schnell springe ich auf einen Fels, als er mich weiter attackiert.
Ich muss mir irgendetwas überlegen, damit ich ihn schnell erledige und die Gruppen aufhalten kann. Es wäre einfacherer gewesen, wenn wir alle zusammengeblieben wären. Aber so einfach macht man mir es ja nie…
Der Weißhaarige mit falschem Namen greift mich erneut an, doch dieses Mal bin ich nicht so schnell, so dass ich von einem seiner Nägel an meiner Wange verletzt werde.
Doch ich ignoriere es und lasse das Blut einfach meine Wange herunter laufen. Wenn ich mich an so einem kleinen Kratzer aufhalte, werde ich niemals gewinnen!
Dann plötzlich entsteht ein Mond und eine Sonne am Himmel und ich verstehe. Sie sehen genauso wie seine Augen aus. Seine mächtigste Fähigkeit will er also bei mir anwenden.
Dann präsentiere mir mal deine Stärke. Wenn sie gut genug ist, werde ich ebenso meine ganze Stärke zeigen.
Seine Augen färben sich blutrot und dann wird mir plötzlich schwindelig.
„Nicht nur du kannst das Blut anderer kontrollieren.“
Oh nein! Das ist nicht gut… Wenn ich zum Monster werde, dann…
Ich bleibe ruhig und halte seinem Nebenangriff stand, während er sich für den wahren Angriff vorbereitet.
Plötzlich verwandelt er sich in ein schwarzes Monster, das aussieht wie ein Säbelzahntiger mit langer weißer Mähne. Seine Augen bleiben rot und die Formen in seinen Augen fangen an sich zu bewegen. Genauso wie der Himmel über mir. Mond und Sonne bewegen sich.
Als sich die Sonne und der Mond an einem kleinen Punkt aneinander stoßen, kracht es und ein weißschwarzer Blitz trifft das Monster vor mir. Es schreit, doch dann wird es umhüllt von der Kraft der Sonne und des Mondes und eine furchtbare Angst macht sich in mir breit. Ich habe noch nie gegen ein Monster gekämpft. Also, wie sollte ich das jetzt schaffen?
Der Feind ergreift die Chance, die ihm bleibt, und greift mich mit all seiner Kraft an. Ich falle auf den Boden, als er seine riesigen Zähne in meinen Hals rammt. Um nicht zu schreien, beiße ich auf meine Unterlippe und stoße ihn von mir. Schnell springe ich auf, doch ich habe mein Schwert auf dem Boden vergessen. Super…
Dieses Monster der Dunkelheit schickt Blitze auf mich, doch ich weiche rechtzeitig immer aus. Doch langsam geht mir die Puste aus und mein Blutspiegel sinkt jede Sekunde immer mehr. Wie soll das noch enden?
Dann plötzlich sehe ich alles verschwommen und die Wunde, die ich damals durch Astells Schuss bekam, reißt plötzlich wieder auf, weshalb ich auf meine Knie sinke. Unfreiwillig spucke ich Blut und schreie vor Schmerzen auf. Das ist doch die Hölle…
Doch dann als es mich wieder angreifen will, denke ich an meine Freunde, an alle Vampire, die auf mich bauen und mir vertrauen. Ich darf nicht aufgeben und auch nicht zum Monster werden! Ich muss es schaffen, auch ohne meine unkontrollierbare Kraft in mir…
„Schatz!“, höre ich auf einmal die engelsklare Stimme meiner Mutter, „Nimm unsere Hände.“
„Ja, nimm sie.“, spricht jetzt auch mein Vater sanft.
Ich sehe die Arme an und nehme sie an, als ich dann all meine Kraft auf seinen Schwachpunkt, einen Punkt am Hals, richte und sie dann aus meinem Körper auf ihn feuere.
Lichtstrahlen, die mit Wasser, Strom und Feuer verbunden sind, lasse ich seine Dunkelheit auflösen und ihn laut aufschreien.
Kurz erhellt sich die Umgebung, doch dann schwindet dieses Licht wieder und er liegt schwer verletzt am Boden. Sofort laufe ich auf ihn zu, als er sich wieder zu einem Menschen normalisiert. Schwer atmend liegt er nun am Boden und ich verspüre, so wie damals, eine Spur von Mitleid.
Dann sieht er mich lächelnd an und ich versuche zu verstehen, als er erzählt: „Mein wahrer Name ist Archoro Mondo Nibras. Damals hatten die Vampiren eine eigene Sprache und in dieser übersetzt, bedeutet dieser ‚das ewige Leid zwischen Mond und Sonne’. Ich habe diesen Namen abgelegt, seitdem ich ein Vampir wurde. Ich habe Häishi beauftragt mich zu ihres gleichen zu machen. Sie tat es und so richtete ich meine Kraft gegen die Vampire. Damals verstand ich nicht, doch jetzt schon. Ich war einfach nur neidisch und tierisch eifersüchtig, so wie Häishi. Und genau deshalb tat ich dass wohl. Ich projizierte meinen Hass auf dich, doch es war falsch. Du kannst doch nichts dafür.“
Eine Erkenntnis fürs Leben, doch leider zu spät. Es gab genug Blutvergießen und es gab auch genug Leid auf der Welt.
Nur wegen ihm sind Vampire und Menschen Feinde. Nur wegen ihm gibt es diese absurden Hunters. Und auch nur wegen ihm wird es zu einem Krieg kommen, wenn ich die Gruppen nicht aufhalte… Ich muss Astell aufhalten. Aber schaffe ich das?
„Ich weiß, du wirst mir nie verzeihen, aber das ist okay so. Ich selbst kann mir auch nicht verzeihen, aber du sollst eines Wissen, bevor ich gehe.“, flüstert er mir mit schwacher Stimme zu, „Wenn du meine Tochter wärest, würde ich stolz auf dich sein. Nein. Ich bin stolz auf dich.“
Bevor ich noch etwas von mir geben kann, schließen sich seine Augen und sein Herz hört auf zu schlagen. Nichts regt sich mehr. Ich habe es also geschafft. Ich habe ihn erledigt.
Aber jetzt muss ich zu meinen Freunden. Ich muss zum Internat zurück und dort auf die Truppen warten. Das ist das Einzige, was ich noch für uns tun kann. Es werden viele sein, aber ich werde sie aufhalten!
Für die Zukunft, für das Wohl aller Vampire und Menschen!
Somit stehe ich auf und lasse den leblosen Körper zurück. Ich hebe mein Schwert auf und stecke es zurück in die Scheide. Es tut mir leid, wirklich. Aber es war deine alleinige Entscheidung und deine Schuld. Wir können nichts mehr ändern, an das was geschehen ist.
Aber ich kann mich nicht an Vergangenes aufhalten, sondern muss jetzt an die Zukunft denken und in der Gegenwart handeln. Denn sonst werden Personen sterben, die gar nichts dafür können. Unschuldige Menschen und Vampire werden sonst umkommen und das will ich nicht. Ich könnte nicht mit der Last leben.
Also auf zur Schule!
Sofort laufe ich mit Höchstgeschwindigkeit zur Schule zurück. Hoffentlich komme ich noch vor ihnen an! Ich will keinen Krieg, auch wenn es nicht anders geht… Wenn, dann werde ich mich alleine gegen sie behaupten!
Ich überquere Flüsse, Hügel und Berge innerhalb von einer Sekunde.
Schmerzen, die ich überall habe, ignoriere ich voll und ganz. Sie sind für mich nur nebensächlich. Meine Freunde sind mir mindestens tausendmal wichtiger als mein Leben.
Dann erkenne ich von weitem bereits das Gebäude und ich atme erleichtert aus. Sie sind also noch nicht da. Ich erhöhe mein Tempo noch einmal über das Maximum heraus und springe in das offene Fenster.
Dort rolle ich mich ab und richte mich schnell wieder auf. Ich sehe die Jungs gelassen allesamt auf meinem Bett sitzen. Ich runzle fassungslos meine Stirn und meine Kinnlade klappt runter. Das kann doch nicht ihr ernst sein! Haben die etwa nichts Besseres zu tun? Zum Beispiel die Truppen ausschalten, bevor sie uns angreifen?
Ich bin wirklich enttäuscht von ihnen… Und Besonders von Kenzen und Kyo! Die Beiden handeln schließlich sofort, wobei Sam sich gerne mal zurücklehnt und alles immer so verdammt locker nimmt und zu Shorn brauche ich, denke ich, nichts sagen.
Alle Blicke richten sich auf mich, doch ich knurre sie bloß an, als Sam mich dann angrinst: „Siehst geschafft aus, Baby.“
Wie können die nur so verdammt locker sein, obwohl gleich die Truppen ankommen und uns bekämpfen wollen? Blut wird fließen und die tun so, als wäre ein ganz normaler Tag. Und ich dachte es hilft, wenn ich mit einem Mann zusammen bin, so dass ich diese verstehe, doch keine Chance.
Ich verziehe nur eine genervte Grimasse, bevor ich tödlich drein blicke: „WAS macht ihr eigentlich hier? Solltet ihr nicht die Hunters aufhalten?“
„Eigentlich wollten wir ja auch.“, fängt mein Bruder vorsichtig und mit einer seltsamen Grimasse auf dem Gesicht an, „Aber-„
„Aber sie hatten uns allesamt einzeln in einer Falle geschickt, der wir nur knapp entkamen. Du solltest lieber froh sein, dass wir überhaupt noch leben.“
Kyos Antwort übertrifft all seine vorigen dummen Sprüche und selbst die lausigen Mordversuche waren nicht einmal annähernd so schlimm, was er gerade von sich gab.
Darauf kann ich nur lachen. WIE bitte?! Warum sollte ich mich um kräftige und sehr starke Männer sorgen oder kümmern?! Männer… Sie denken doch wirklich nicht, dass ich sie auch noch bemitleide, oder? Reicht ja schon, dass sie sich selbst bemitleiden! Dann soll ich das auch noch tun?
„Ach“, gebe ich total verzweifelt und entnervt von mir, „Und ich wäre nicht bei Nahe drauf gegangen, was? Wenigstens ist einer schon mal weniger.“
Am Liebsten hätte ich auch noch gesagt, dass ich sie am liebsten auch ein wenig reduzieren würde, aber nur für diesen Moment.
Kurz heile ich noch meine Wunden, während ich weiter zuhöre.
Wenn ich jetzt dort hin gehen würde, wären wir trotzdem nicht gerettet, da die Hälfte an mir vorbeirennen könnte. Es wäre aber ein Versuch wert.
Nur Astell wäre mir dann im Weg. Aber ich weiß genau, wo sie positioniert sind, also weiß ich genau wie wir uns gegen sie behaupten können ohne schwere Konfrontationen auf unser Zuhause und unsere Freunde.
Ein Plan, ja… Das ist genau das, was ich jetzt gebrauchen kann. Nur dass ich dabei drauf gehen kann. Aber es wäre der einzige Schwachpunkt. Aber mit meinen Fähigkeiten sollte es mir eine Möglichkeit bieten, wenigstens das Schlimmste zu verhindern.
„Aber Astell wird sich nicht umstimmen lassen. Es wird zum Krieg kommen.“
Die Worte stechen in meiner Brust. Auch wenn ich es bereits wusste. Blut wird fließen. Unnötiges Blut und ich kann nichts dagegen tun…
Die Türe öffnet sich und die Lehrer samt dem Vorstand treten ein.
„Es ist alles vorbereitet. Gehen wir?“
Zögernd nicke ich. So ziehen wir in die Schlacht. Ein letztes Mal bete ich um Frieden und hoffe nur ein einziges Mal noch um Erbarmen. Noch ein Mal und es könnte trotzdem zum Sterben aller führen. Ich hasse dieses Spiel. Ein Kampf und ein Spiel um Leben und Tod. Wer nicht aufpasst und wegläuft, hat schon verloren.
Meine Männer stehen auf und gesellen sich zu mir. Mein Blick ist entschlossen und richtet sich stets nach vorne. Mein Kampfgeist ist geweckt.
Sam und ich verlassen zusammen den Raum, während Shorn, Kenzen und Kyo uns folgen.
So geht langsam aber sicher eine Ära vorbei. Der letzte Akt vor einem neuen Leben.
Dieser Kampf entscheidet alles und wir werden sehen, was geschehen mag, nachdem wir es geschafft haben. Ja, ich bin zuversichtlich. Ich vertraue auf meine Freunde. Wir werden es schaffen und die Existenz der Vampire retten!
12. Vampire vs. Hunters – Wer gewinnt?
Wir stehen vor gesammelter Mannschaft und es gibt kein Entkommen mehr.
Ich erkenne von Weitem bereits die Hunters.
Es ist also soweit. Und nichts kann uns noch aufhalten.
Kein Frieden wird hereinbrechen, solange diese Hunters Spaß daran haben uns umzubringen. Wir müssen und werden etwas unternehmen.
Der Kampf hat begonnen.
Die Vampire und die Hunters kämpfen, als wären sie Raubtiere, die nur aufs Töten spezialisiert sind. Als wären sie bloß deshalb am Leben. Für den einen Moment.
Ganz langsam schreite ich voran, als alle Hunters mir den Weg versperren. Bald schon bin ich von ihnen umzingelt. Denken sie, dass es für mich ein Problem darstellt, wenn ich von solchen Jägern eingekreist bin?
Auch ich werde kämpfen.
Sie richten ihre Gewehre und Pistolen auf mich, als wären sie Kampfmaschinen. Denken sie wirklich, dass ich mich nicht wehre?
Auch wenn es falsch ist, jemanden für sein Recht zu töten, so werde ich sie nichtsdestotrotz in diesem Krieg unterstützen und führen. Ich schließe ausdruckslos meine Augen und warte ab.
Sie drücken ab. Meine Augen öffnen sich.
Genau in diesem Moment springe ich über deren Köpfe weg und lande vor ihnen auf meinen Füßen.
Leicht grinse ich sie an, bevor ich sie mit einer Handbewegung zur Strecke bringe. Ich habe ihnen den Blut- und Wassergehalt bis auf den letzten Tropfen entzogen.
Meine Augen färben sich wieder schwarz, was ich in einer Pfütze begutachten kann, bevor ich weitere Hunters, die auf mich zustürmen, mit meinem Schwert, das ich blitzschnell aus der Schneide ziehe, umbringe.
Viel Blut spritzt und ich bin eine Mörderin. Ja, das weiß ich. Aber es geht nun mal nicht anders. Sie wollen es nicht einsehen. Töten ist Unfug. Doch wir, Vampire, wären uns nur gegen diese rachesüchtigen Menschen, die es einfach nicht einsehen wollen. Sie sind so dumm und unerfahren…
Ich bin eine Mörderin der Gerechtigkeit, doch es macht mir nichts. Es ist wie ein unersättlicher Frieden, der sich in mir anbannt. Es ist eine Befreiung, das was ich hier gerade tue. Auch wenn es total sinnlos ist. Ich kann nicht anders außer die Vampire, die ich liebe, zu beschützen. Für meine Familie, meine Freunde und diese Schule!
Es ist wie ein Zuhause für mich geworden und genau das werde ich jetzt auch beschützen!
Mitten im Getümmel zu kämpfen, ist irgendwie bescheuert, da man einfach nicht mehr durchblickt. Wenn ich die Gesichter der Vampire nicht kennen würde, dann würde ich sie wahrscheinlich unbewusst mit beseitigen.
Meine Gedanken nerven sogar mich heute… Kann ich mich nicht einmal konzentrieren?
Mein Schwert wehrt Kugeln ab und bringt die Hunters zum Fall. Das Blut fließt und meine Mordlust steigt von Sekunde zu Sekunde.
Dann greift mich jemand an, doch ich weiche aus. Klingen treffen aufeinander und es klirrt. Ich sehe in silberne Augen, die mich anfunkeln. Ein Grinsen auf seinem Gesicht: „Süße, du sollst nicht MICH angreifen.“
„Tut mir leid.“, grinse ich nun ebenso, „Du standest mir einfach im Weg.“
Er muss schmunzelnd seinen Kopf schütteln. Sam…
Kurz gibt er mir einen Kuss auf den Mund, bevor wir uns beide drehen und die Kugeln abwehren. Mein Freund kämpft Rücken an Rücken mit mir gegen die Hunters. Dabei nutzen wir häufig unsere Fähigkeiten.
Ich habe die Hunters wohl überschätzt. Sie sind nicht einmal annähernd so stark wie wir. Nur weil sie in der Überzahl stehen, heißt das noch lange nicht, dass sie auch gegen uns bestehen. Wir sind nicht um sonst der Schrecken der Menschen. Wir, die Geschöpfe der Dunkelheit, sind unbezwingbar, wenn wir unsere ganze Kraft entfalten.
Eine Flutwelle stürzt auf Hunters zu. Skrupellos und erbarmungslos muss man sein, um hier zu überleben. Es fällt mir schwer, aber andererseits sind sie Maschinen, die nur für ein Ziel leben. Schon klein auf werden sie nur dafür ausgebildet.
Dann mitten im Getümmel erkenne ich Shorn, der mit Fram zusammen gegen die Feinde kämpft.
„DU bist eine Verräterin.“
Meine Augen weiten sich. Diese Stimme, die kenn ich doch.
Genau in dem Moment, indem ich mich umdrehe, geschehen mehrere Sachen auf einmal.
Eine Kugel, die auf mich zurast, ein Schrei und dann ein weißes Schutzschild um mich, dass den Angriff scheitern lässt. Die Kugel fällt auf den Boden und ich sehe schnell zur Seite.
Zum Glück habe ich einen guten Reflex… Sonst wäre ich schon längst nicht mehr am Leben.
Mein Atem stockt und Tränen bannen sich in meinen Augen. Schmerzen durchfahren meinen Körper bei diesem Anblick.
Yuusho, der schwer verletzt auf dem Boden fällt. Sofort rennt seine ganze Familie zu ihm. Ich verstehe zwar nicht, worüber er redet, aber ich sehe, wie Kirigune ihre Hände auf seine Brust legt und es anfängt zu leuchten. Ich runzle die Stirn. Was geschieht da?
Dann jedoch schwindet das Licht wieder und sie fällt vor Schwäche genau in Kenzens Armen.
Trauer und Schmerz spiegelt sich in seinen Augen wieder. Oh, Kenzen… Kirigune, warum hast du das getan? Wieso hast du ihn gerettet?
Leider vernehme ich nicht ihre Worte, bevor sie ihre Augen für immer und ewig schließt. Ich balle ungehalten meine zittrigen Hände zu Fäusten. Kirigune… Sie hat ihren Geliebten beschützt und jemanden, der kein Herz besitzt, oder?
„Kirigune!“, schreit Yuusho, der vor Wut bei Nahe zerplatzt. Vereinzelte Tränen fließen über sein Gesicht, bevor er aufsteht und den Hunters die Hölle heiß macht.
Kirigune… Sie war immer so lieb und so fürsorglich…
Immer hat sie jedem geholfen und für Sam und die Froms war sie ein Familienmitglied. Sie war ihre Mutter. Sam, Cem, Michella, Yuusho und Kenzen… Für diese war sie mehr als nur eine Frau. Sie haben sie geliebt!
Als ich in Sams und Kenzens Augen sehe, erwacht ein gewaltiger Hass gegen die Hunters. WIE können sie es nur wagen? Wie nur?
„Hey!“, beschwert sich die Hunterin, die vorhin noch so freundlich zu mir war. Es war diejenige, die sich so über die Vampirjagd freute. Sie war auch in meiner Spezialeinheit. Anscheinend haben sie den Plan geändert. Sie haben wohl auf ihren Boss gehofft, doch er war bloß schwach…
Wut lässt mir eine immense Kraft verleihen und ich wehre ihren Angriff ab und sauge die Kugel in mir auf. Jetzt werde ich es ihnen zeigen! So leicht werden sie nicht davon kommen.
Sie haben die Mutter meines Freundes auf dem Gewissen. Sie haben eine gute Freundin von mir ermordet! Das ist unverzeihlich!!!
Tödliche Blicke tauschen wir uns aus, bevor ich ihre Waffe weg schlage und mein Schwert an ihrer Kehle halte: „Euer Anführer wurde vernichtend geschlagen. Es gibt keine Hoffnung für euch mehr und trotzdem kämpft ihr. Ich finde es Selbstmord, was ihr da tut und doch macht ihr es. Wieso nur, frage ich.“
Gelassen bleibt sie stehen und lässt sich nicht von meinem Schwert ablenken: „Nenn es wie du willst, Vampir. Es gibt kein zurück mehr und außerdem bist du doch der Grund für diesen Krieg, also wäre es zu keinem Krieg gekommen, wenn du schon damals ausgeschalten worden wärest. Wir haben also ein Recht zu kämpfen.“
Sie bereut es nicht mal. Sie bereut gar nichts. Es wurde ihnen von klein auf eingetrichtert, also was habe ich davon erwartet? Was erhoffte ich mir nur, dass ich so etwas frage? Es war doch so klar…
Gerade als sie mich trotz des Schwertes an ihrer Kehle angreifen will, schlinge ich instinktiv meine Hände um ihren Hals und lasse das Schwert auf den Boden fallen. Sofort breche ich ihr mit einer Handbewegung ihr Genick. Das hat sie sich auch redlich verdient.
Kurz sehe ich auf meine Hände. Eigentlich sollten sie nicht fürs Morden genutzt werden, aber ich musste dieses Mal eine Ausnahme vollstrecken. Schnell nehme ich mein Schwert wieder auf und gehe zum nächsten Hunter und bringe diesen nur mit einem Schlag zum Fall.
Ein Pfeil rast auf meine Tante zu, doch bevor ich noch da ankomme, wehrt der Direktor diesen bereits ab. Er scheint sie ziemlich gern zu haben oder denke ich das bloß?
Doch jetzt konzentriere ich mich wieder auf mich und um die Hunters, die erneut ihre Geschütze auf mich richten. Was anderes können sie auch nicht. Ziemlich unbeeindruckt sehe ich sie an und mache nur eine Handbewegung, so dass sie leblos zu Boden fallen.
Wären sie nicht so viele, dann würde man auch nicht manchmal einen oder zwei übersehen. Das wäre leichter gewesen… Aber man kann sich ja nicht alles aussuchen.
Kyo gesellt sich zu mir und durchlöchert mehrere Hunters mit seiner Pistole. Somit benutze ich mein Schwert für die nächsten Leichen.
Ich bekämpfe sie mit meinem Schwert und gerade als ich den Letzten in meiner Richtung mit dem Schwert ersteche, ertönt ein Schuss. Ich schrecke auf und drehe mich sofort zu dem Schuss um, als ich Astell sehe, die ihre Waffe auf mich richtet. Eine Kugel fliegt auf mich zu.
Schnell wehre ich sie ab, doch es schmerzt sehr. Kyo erkennt es sofort und sieht zu uns.
Meine Augen weiten sich, als er seine Waffe auf einmal auch auf mich richtet. Nein… Das kann nicht sein! Das darf einfach nicht wahr sein!
Irritiert und fassungslos starre ich in seine goldenen Augen, die nur Hass zeigen. Das kann doch nicht wahr sein, oder? Das darf nicht sein! Er ist doch mein Freund, oder nicht?!
Verdammt! Was soll das?! Ich verstehe das alles nicht! Hatte meine Tante mit ihrer Zukunftsvorhersage recht? Wird er mich umbringen? Werde ich durch seine Hand sterben?
Lange sehe ich ihm in die Augen, als mir eine Träne vom Gesicht kullert. Und ich dachte wirklich, dass er sich geändert hat. Ich dachte, dass ich ihn ändern konnte und jetzt?
Er hat nur so getan, um mich jetzt wegzupusten. Wieso?! Es tut so verdammt weh… Ich wurde betrogen und hintergangen von ihm, einen sehr guten Freund.
Ich schließe meine Augen und weiß, dass ich sowieso keine Chance gegen ihn habe. Ich kann niemals einen Freund weh tun…
Gerade als Astell mir noch eine Kugel verpassen will, ertönt ein weiterer Schuss. Alles geschieht wie in Zeitlupe. Dieses Geschoß kenne ich doch.
Mein Herz rast und ich warte bereits auf mein Ende, das jedoch nicht eintritt. Ziemlich verwirrt öffne ich meine Augen und muss mehrmals blinzeln, bis ich wieder alles klar erkennen kann.
Dann erkenne ich Kyo, der seine Waffe auf Astell gerichtet hat. Die Grünhaarige sieht kurz fassungslos zu ihm, bevor sie leblos umfällt. Und Kenzen dachte, dass Kyo mich umbringen würde? Es war wirklich das Beste, dass er mitkam!
„Danke.“, flüstere ich ihn lächelnd zu und er nickt nur stumm, bevor wir weiter gegen die Hunters kämpfen. Er hat mich gerettet und ich dachte wirklich schon, dass er mich wirklich umbringen will, aber er tat nur wegen Astell so. Jetzt verstehe ich alles. Manchmal ähnle ich wirklich meinem Bruder und bin nicht gerade hell.
Ich weiß nicht einmal wie lange wir bereits kämpfen, nur dass es dunkel ist.
Mein Gehirn hat sich abgeschaltet und ich schlage immer nur mit meinem Schwert auf die anderen ein und durchtrenne Gliedmaßen. Alle aufzuspießen, ist wirklich nicht meine Absicht, aber mir bleibt ja nichts anderes übrig!
Es sind wahrscheinlich schon Stunden, nein, Tage vergangen, wo wir hier so kämpfen, aber man sieht es uns und auch dem Himmel nicht an. Der Himmel wird wahrscheinlich nie wieder hell werden, wenn wir nicht bald gewinnen.
Egal wie viele wir bekämpfen, so sind es immer noch genug und irgendwie werden sie nicht weniger oder denke ich das bloß?
„NEIN!“
Durch diesen Schrei drehe ich mich schnell um und weite meine Augen, als ich ein Schwert durch Anns Bauch erkenne. Nein… Bitte nicht!
Gerade als ich zu ihr laufen will, schießen sie alle auf mich und ich lasse es zu. Sie durchbohren meinen Körper, aber manche wehre ich ab oder weiche ich aus, doch alles ist mir in diesem Moment total egal. SIE darf nicht sterben. Sie ist meine Cousine und hat doch gerade erst ihr Glück mit Cem bekommen!
Aber ich kann es stoppen. Wenn ich rechtzeitig ankomme, dann kann ich ihr Leben retten. Ich will sie retten. Ann… Bitte halte es aus. Ich bin sofort bei dir.
Nebenbei bringe ich paar Hunters zur Strecke und laufe zu ihr hin. Cem ist bereits bei ihr, aber ich habe noch eine Horde von Hunters im Weg. Panisch springe ich in die Höhe und schwebe. Ich errichte eine Barriere um Cem und Ann, während ich die Menschen, die mir im Weg stehen, mit Feuerbällen bombardiere.
Schnell lande ich vor den Beiden auf den Boden und knie mich sofort zu der blutüberströmten Schwarzhaarigen. Cem versucht die Blutung zu stoppen, als ich ihr Puls fühle und den Blutgehalt etwas erhöhe. Vielleicht sollte ich sie jetzt und hier operieren?
„Puls sinkt, aber die Blutung müsste gleich aufhören.“, berichte ich und sehe mir dann die tiefe Wunde genau an. Sie wurde von einem Säbel durchlöchert. Anscheinend hat er eine Aorta getroffen. Ich muss sehen, wie ich sie wieder in Ordnung bekomme.
Ob lebenswichtige Organe getroffen wurden, bleibt noch ungeklärt, aber dass werde ich auch noch herausfinden.
„Cem, Shirley…“, versucht Ann uns etwas mitzuteilen, doch ich achte auf ihren Herzschlag, der irgendwie ziemlich ruhig geht. Sie hat sich unter Kontrolle, obwohl sie große Schmerzen erlitten hat.
„Ich-„
„Sprich jetzt nicht.“, befehle ich sehr streng, während der Braunhaarige ziemlich besorgt scheint, was natürlich verständlich ist, „Es würde bloß alles verschlimmern und wir wissen noch nicht, was dieser dumme Mensch alles mit seinem grausamen Säbel getroffen hat.“
Ja, ich kann ziemlich ausdruckslos wirken, aber in diesem Krieg darf man seine Gefühle nicht zeigen, egal wie schwer dies ist, ich darf es nicht. Es wäre unser sicherer Tod.
„Nadel und Faden.“, fordere ich dem From auf, doch er findet keines, als ich eine weitere Hand sehe. Ich sehe auf und erkenne Kenzen, der mir eins gibt. Kurz zögere ich, da er doch noch erst vor kurzem seine Geliebte verlor, doch er rollt nur genervt seine Augen: „Ich habe es von meiner Mutter, also mach schon!“
Unsicher nicke ich und lege erstmal meine Hände auf ihre Wunde, bevor diese anfangen zu leuchten. Somit kann ich ihre inneren Organe wieder in Ordnung bringen und selbst die kleinsten Spuren verwischen.
Schmerzen durchfahren meinen Körper. Ja, es hatte schon immer einen Nachteil. Immer wenn einer geheilt wird, wird derjenige, der dies durchführt, je nach Größe der Wunde verletzt.
Und da es eine sehr schwerwiegende Verletzung ist, werde auch ich nicht so leicht davonkommen, aber für sie würde ich mein Leben geben.
Mein Atem wird schwer und ich drohe in Ohnmacht zu kippen, doch dann legt jemand seine Hände auf meine. Verwirrt sehe ich nach oben und genau in Sams Gesicht. Dieser lächelt mich an und somit machen wir es zu zweit, doch dabei bleibt es nicht lange, da sich Kenzen, Cemedy, Yuusho und Shorn anschließen. Würden die Anderen nicht in einem bitteren Kampf stecken, wären sie auch gekommen, um meiner Cousine das Leben zu retten.
Dann als sich ihr Zustand wieder stabilisiert, wische ich mir den Schweiß von der Stirn und alle Hände verschwinden von der fasst ganz verheilten Wunde.
Nun nähe ich die Wunde noch zu und dann wäre alles geschafft. Dabei sehen mir alle zu, aber ich bleibe ruhig und konzentriere mich auf das, was ich tue, damit die Narbe auch ganz klein bleibt und nichts mehr passieren kann.
„Danke…“, höre ich ihre schwache Stimme, doch ich bedeute, dass sie jetzt nichts sagen soll. Geschafft lehne ich mich kurz zurück und erkenne dann die erleichterten Augen Cems und auch die von den anderen um mich herum.
Dann erkenne ich jedoch meine Hände, die voller Blut sind. Mein Vampirinstinkt erweckt erneut, doch ich unterdrücke ihn, solange es eben geht. Doch mit jeder Sekunde wächst und wächst er. Wie lange ich mich noch unter Kontrolle halte, kann ich noch nicht genau sagen.
Es ist ein grausames Gefühl, dass mich schwächt, doch schnell wende ich mich von den blutroten Händen ab und sehe zu Ann, die es anscheinend wieder besser geht.
Dann stehe ich grinsend auf: „Cem, pass bitte auf sie auf. Sie muss noch liegen bleiben und da ich sie kenne, wird sie nur auf dich hören. Wegen der Barriere wird euch nichts geschehen. Ich muss jetzt weiterkämpfen. Pass trotzdem ein wenig auf.“
Damit hole ich wieder mein Schwert, das ich vorhin auf den Boden nehmen meiner Cousine fallen ließ.
Hoffentlich hört sie auch, sonst kann ich für gar nichts garantieren und es könnte mit ihrem Tod enden…
Somit stürze ich mich auf die Hunters, als wären sie meine Beute, und greife sie an. Ich schlitze einem die Kehle auf, dafür landet der Andere in einem Wasserstrudel und wieder ein Anderer wird einfach das Genick gebrochen. Ich kann nicht zählen wie viele ich bereits ermordet habe. Aber ich würde es auch niemals wollen!
Jetzt spüre ich langsam, wie die Kraft mir entschwindet. Alles entgleitet mir und ich werde langsam unachtsam. Die Kugeln, die ich vorher nicht abwehrte, durchstoßen mein Inneres und nicht nur das. Anns Rettung hat mir um Einiges an Kraft geraubt.
Zwar haben schon so viele Menschen ihr Leben verloren, aber auch einige Vampire, auch wenn es die Minderheit betrifft, so waren es doch wundervolle Personen. So wie Kirigune oder Zackarys Vater…
Aber selbst der sonst so ängstliche Bruder Frams kämpft bis aufs Äußerste und seine Macht ist unheimlich und gewaltig. Vorher hatte ich eine solche Aura noch nie miterlebt. Ob er vielleicht- Nein… Das kann nicht sein!
„Vorsicht.“, lächelt Sam mich an und wehrt eine Kugel ab, die bei Nahe mich getroffen hat. Manchmal wäre ich ohne ihn wirklich aufgeschmissen, aber nur manchmal!
Wir kämpfen, doch mir wird so verdammt schwindelig und ich kann kaum noch abwehren.
Alles in mir schmerzt, als ein Schuss ertönt, der nicht normal scheint. Kurz bevor mich dieses Monster von Kugel erwischt, bleibt sie plötzlich stehen. Verwirrt sehe ich um mich herum, als ich dann vor mir den grünhaarigen From erhasche.
Dankend nicke ich ihm zu und laufe zu den Hunters mit den Megagewehren. Diese verpasse ich eine ordentliche Ladung meiner Power, doch sie scheinen etwas stärker als die Restlichen zu sein oder denke ich das alles bloß und ich bin so schwach geworden, dass ich es nicht mal mehr gegen einfach Hunters aufnehmen kann?
Etwas hält mich von hinten fest und als ich nach hinten sehe, erkenne ich eine seltsame Kugel, in der ich mich gerade befinde. Panisch versuche ich mich aus diesem Ding zu befreien, als wieder ein Geschoß ertönt und diese erneut auf mich zufliegt.
Doch dieses Mal ist es anders. Es läuft alles in Zeitlupe ab und ich sehe mein ganzes Leben vor mir. Es rast an mir vorbei und jede Sekunde von ihr wird es schwerer.
Werde ich jetzt sterben? War das alles hier umsonst? Geht es hier mit uns zu Ende? War es dass? Alles einfach aus und vorbei? Können wir das wirklich zulassen?
„SHIRLEY!!!“
Ich sehe meine Freunde und meine Familie vor mir. Eine Träne rollt über meine Wange und dann wird alles hell um mich herum. Ich kann nichts sehen, nur fühle ich diesen verdammten Schmerz in mir und höre mein Herz ganz laut pochen.
„SHIRLEY!!!“
Die Zeit tickt. Ich höre Wellengeräusche und ein Schluchzen.
„Mami, Daddy!“
Es ist meine Stimme. Aber… Mein Gedächtnis wurde mir doch ausgelöscht…, oder?
Die Wellen treiben vor sich her. Ich bin ganz alleine. Trauer steigt in mir auf, als ich die
kleine Person vor mir sehe. Sie weint und schluchzt und kann einfach nicht damit aufhören.
Dann fühle ich eine Wärme und ein Taschentuch wird mir gehalten. Ich sehe verwirrt auf und erkenne Sam, der mich anlächelt: „Du wirst nie allein sein.“
„Wer bist du?“, fragt das Mädchen, welches ich bin, doch er antwortet nicht und umarmt mich stattdessen. Und so war das Mädchen nun endlich nicht mehr so furchtbar einsam und es fand endlich einen Grund zu leben. Es lebte und dass nur dank ihm.
Sam… Ich liebe dich.
Du warst schon damals immer bei mir und so selbstlos.
Meine Augen öffnen sich und ich lande wieder im hier und jetzt.
„SAM!“
Er landet vor mir blutüberströmt auf den harten, kalten Boden.
Sam… Nein… Bitte nicht!
Sofort knie ich mich zu ihm nieder und versuche seine Wunden zu heilen.
Seine Atmung ist sehr schwer und ziemlich schwach und sein Zustand kritisch, aber ich darf es nicht zulassen! Ich werde nicht zulassen, dass mein Geliebter nur wegen mir- Ich breche mit meinen Gedanken ab. Es schmerzt mir zu sehr. Es ist so verdammt schmerzhaft…
„Es…“, spricht er trotz seines hohen Blutverlustes, „Lass es bitte.“
Doch ich höre nicht auf ihn. Ich kann einfach nicht aufhören, selbst wenn es mich umbringen sollte. Ich habe doch endlich verstanden. Alles, einfach alles… Er war es. Schon damals, jetzt und er wird es auch immer sein! UND ich werde dafür sorgen, dass es so auch bleibt!
„Ich werde dich nicht deinem Schicksal überlassen!“, bleibe ich hartnäckig und versuche seine Wunde zu schließen, doch irgendetwas blockt meine Magie ab. Was ist das bloß? Das darf nicht sein! Die Kugeln und die Wunde… Nein! Wenn die Vermutung wahr sein würde, dann… Ich will das nicht glauben. Bitte nicht!
Er legt eine Hand auf meine und schüttelt leicht den Kopf: „Wir wissen doch Beide, dass es nichts bringt. Es würde uns Beide vernichten.“
Mein ganzer Körper bebt. Oh nein… NEIN! Ich liebe ihn doch so…
Die Angst, die ich ebenso vor einem Jahr hatte, ist wieder in meiner Brust, doch dieses Mal wissen wir Beide, dass es keine Hoffnung mehr gibt.
Diese Kugeln haben eine Schutzbarriere und verweigern es mir, ihn zu heilen und zu retten.
Aber ich will ihm nicht sein Schicksal überlassen! Ich kann es nicht… Irgendetwas muss ich doch tun!
„Du weißt doch ganz genau, dass du die Auserwählte bist, aber du bist für mich immer schon die Einzige gewesen. Schon seit deiner Geburt wusste ich es…“
Tränen fließen über meine Wangen, als ich in seine silbernen Augen sehe. Er lächelt mich sanft an und irgendwie fühle ich mich so schlecht, weil er doch derjenige sein müsste, der weinen müsste und ich müsste ihn aufmuntern. Aber es ist andersrum und dafür fühle ich mich schuldig.
„Ich liebe dich und dass schon seitdem ersten Moment, als ich dich sah. Ich wusste, dass du anders als alle anderen bist und ich wusste, dass du meines und das aller verändern kannst. Danke, dass ich dich kennenlernen durfte.“
Ich schüttle den Kopf und erzwinge ein Lächeln auf meinen Gesicht: „DU bist das Beste, was mir je passiert ist und wärst du nicht gewesen, dann hätte ich mir damals das Leben genommen. Du bist der Grund wieso ich lebe, verstehst du nicht? Ohne dich-„
„Sag so etwas nicht.“, verlangt er von mir und grinst mich nur kurz, als er mir eine Strähne aus dem Gesicht entfernt, an, „Du bist die einzige Hoffnung aller Vampire. Also lebe und kämpfe für sie, klar? Ich werde immer bei dir sein, auch wenn du mich nicht sehen kannst. Dass verspreche ich dir, du wirst niemals einsam sein und auch wenn es keine Hoffnung mehr gibt, so wirst du doch immer eine Möglichkeit finden, nicht?“
„Rede nicht mit mir, als wäre ich nur die Auserwählte. Ich bin deine Freundin.“
Jetzt grinst er neckisch und schmunzelt sogar ein wenig und ich frage mich wie stark er doch selbst in seinen letzten Momenten sein kann. Ich bewunderte ihn schon immer für seine Stärke, ja ich war manchmal sogar etwas neidisch auf ihn. Aber ich habe ihn immer geliebt und es wird sich nichts ändern, sobald er…
„Ich weiß.“, meint er und strahlt bei diesem Gedanken, „Du weißt gar nicht, wie unsere kurze und doch tolle Zeit zusammen, mein Herz erwärmt. Ach und wenn ich noch etwas anmerken kann, du siehst sogar als blutrünstige Killern scharf aus.“
Leicht muss ich lächeln und versuche meine Tränen zu unterdrücken, was mir jedoch nur schwer gelingt. Er ist und bleibt meine einzig wahre Liebe. Samery From…
„Ich liebe dich.“, flüstere ich ihm zu, als er langsam aber sicher meine Hand loslässt.
„Shirley…“, wird sein Körper schlaffer und mein ganzer Körper zittert so, „Ich… du sollst wissen, dass…“
Dann verstummt seine Stimme für immer und seine Augen schließen sich. Alles in mir fühlt sich so verdammt leer an. Für die ersten Sekunden kann ich nur auf seinen leblosen Körper sehen, doch dann sammelt sich eine verdammte Wut in mir und ich balle meine Hände zu Fäusten.
Jetzt wird meine Kraft so dimensionalstark wie damals, als ich meine Klasse anfiel und ich stehe mit erhobenem Blick auf.
Meine Zähne werden länger und sie durchbohren meine Unterlippe. Ebenso werden meine Nägel immer und immer länger und mein Knurren gleicht einem Monster.
Jetzt kann ich es nicht mehr zurückhalten. Meine Gefühle stürmen auf mich ein und mein Hass und meine Wut nehmen mich ein. Dabei ist mir alles Weitere egal. Ich will sie tot sehen! Alle Hunter sollen sterben.
Ich drehe mich um und zerfleische sie. Ich habe keine Kontrolle mehr über mich und sehe nur noch rot. Rot wie das Blut, das überall fließt.
Sie müssen ausgelöscht werden! Sie haben es nicht weiter verdient zu leben! Sie müssen alle vernichtet werden!!!
Erst als ich alle erledigt habe, beruhige ich mich ein wenig, doch dann erblicke ich wieder den leblosen Körper meines Geliebten und ich falle auf die Knie. Entrüstet schluchze ich vor Augen aller und kann damit einfach nicht aufhören. Sam… Nein… Ich will und kann das einfach nicht glauben!
„Sam!“, schreie ich ungehalten auf und schluchze noch stärker, als dann Shorn auf mich zuläuft und mich in seine Armen nimmt. Er sagt nichts, doch ist bei mir. Trotzdem höre ich nicht auf, doch normalisiert sich mein Körper wieder.
SAM! Wieso?! Wieso du?! Es hätte mich treffen können, aber doch nicht du…
Ich liebe dich doch…, verdammt!
Deine letzten Worte höre ich in meinen Ohren immer wieder und wieder schallen, als ich auf einmal die Schmerzen meiner Wunden spüre und auch wie ich langsam aber sicher mein Bewusstsein verliere.
Meine Sicht schwindet und nur deine Worte sind noch zu vernehmen. Wenn du gehst, dann will ich auch von hier gehen, um bei dir zu sein…
Ich tauche in den Abgrund der Dunkelheit ab und mein letzter Gedanke handelt nur von dir, mein Geliebter.
13. Das Ende eines Anfangs?!
Wir stehen vor den Gräbern und ich sehe auf die Verstorbenen. Es sind eine ganze Menge gestorben und nur für den Friedenswillen.
Darunter auch Kirigune, Herr Grandul, Ann und Sam… Sie sind ebenfalls gefallen.
Ich streiche über das Marmor des Grabsteines mit der Aufschrift seines Namens. Samery From… Er gab sein Leben für mich auf und fiel nur wegen mir. Wäre ich etwas vorsichtiger gewesen, dann wäre das alles nicht geschehen!
„Mögen sie in Frieden ruhen.“, flüstert Shorn den Tränen Nahe und nimmt mich in den Armen. Wären sie doch nicht umsonst gestorben…
„Ich werde immer bei dir sein. Du wirst niemals alleine sein.“
Du hast mich angelogen und so was von!
Die Wärme weckt mich. Wie in Trance öffne ich meine Augen und setze mich aufrecht hin. Ich sehe neben mir, doch diese Bettseite ist ungerührt. Ja, er wird niemals mehr bei mir sein.
Ich sollte es akzeptieren, doch ich kann es nicht… Aber wie sollte man auch, wenn die Erinnerungen einen immer und immer wieder einholen? Alles hier erinnert mich an ihn und ich kann nicht eine Sekunde an etwas anderes denken.
Dann sehe ich zu einem Bild, wo Kyo, Shorn, Kenzen, Sam und ich drauf waren. Es war kurz bevor wir losgezogen waren. Wir wollten uns an die guten Zeiten erinnern, doch dass ist Geschichte.
Sam ist nicht mehr da und Kyo ist spurlos verschwunden. Shorn und Kenzen suchen nach ihm und nach den restlichen Hunters, die sich nach dem harten Kampf zurückzogen.
Damals waren wir so glücklich und konnten unbeschwert lachen, aber auch dass ist Geschichte. Hoffnung ist ebenfalls zerloschen und alles was bleibt, ist der Schmerz tief in uns. Wir haben alle jemanden verloren, der uns wichtig war und manche glaubten wirklich, dass sie es schaffen könnten, doch alles war vergebens.
So war es auch vergebens, dass du gestorben bist. Ich hätte statt deiner jetzt unter der Erde verwesen sollen. ICH und nicht du… Du, der doch gerade erst seine Mutter verloren hatte… Du, der ein Leben lang auf mich warten musste, wieso hast du das nur getan? Nur weil ich die Auserwählte bin? War das der einzige Grund? Du warst wirklich dumm… Es ändert nichts an unserer misslichen Lage und daran, dass wir kurz vor der Niederlage stehen.
Wir werden verlieren und alle werden sterben. Alle… Also, wieso noch kämpfen? Wozu noch leben, hm? Wieso soll ich dieses Leid noch verlängern und unseren Untergang herauszögern? Vielleicht ist es ja das Beste, wenn wir alle von dieser Welt treten. Aber vielleicht ist das auch nur ein stiller unbedeutender Gedanke meinerseits.
Ich stehe auf und mache einen Schritt nacheinander. Ich spüre nichts mehr, nur die tiefe Leere, die mich umfängt. Kein Gefühl, kein Schmerz… Nicht einmal einen Windhauch vernehme ich mehr. Du warst meine Luft zum Atmen, Sam. Seitdem du und Kyo weg seid, lohnt es sich nicht mehr hier länger zu bleiben und doch tue ich es. Wieso frage ich immer wieder, doch ich komme auf keine Antwort.
Keine verdammte Antwort wird mit enthüllt und ich tappe immer wieder ins Dunkle. Wieso nur? Alles hat seinen Sinn für mich verloren und doch lebe ich noch. Vielleicht ist es auch Schicksal gewesen oder vielleicht sollte es mich ja wirklich treffen, aber es hat mich verfehlt?
Nein… Es war Sam… Er veränderte die Zukunft, so wie Kyo es tat. Kyo erschoss Astell anstatt mich und das bedeutet, dass ich noch nicht hier fertig bin. Das Schicksal lässt mich nicht gehen und ich kann erst hier fort, wenn ich meine Aufgabe erfüllt habe.
Und ich werde sie erfüllen und dann werden mich die weißen Tore empfangen und ich werde in dein Paradies gelangen, Geliebter. Ich werde bei dir sein und du wirst mich empfangen, nicht wahr?
Gedankenverloren öffne ich die Türe und schreite aus dieser. Immer ein Schritt nach dem anderen und ja bedacht, nicht wiederumzukehren, behalte ich meinen Gang bei. Das Tempo ist gleichmäßig und meine Körperhaltung mehr als akzeptabel. Ich werde nicht an dich denken. Ich darf es nicht, sonst würde ich jetzt schon daran zu Grunde gehen und das wäre den Lebenden gegenüber unfair.
Ich gehe den dunklen Gang mit gleichmäßigen Schritten alleine entlang.
Dann erinnere ich mich an gestern, als ich ein Gespräch zufällig mithörte und mich unsichtbar machte, um auf den angeschlagenen Direktor aufzupassen.
Alles ist schwarz geworden. Der Himmel und auch die Schule und wenn wir verloren haben, bleibt es so.
Er sah aus dem Fenster und überlegte laut. Es war ein Monolog. Ein Gespräch mit sich selbst. Etwas, dass lieber ungehört hätte bleiben sollen.
Er sprach von dem Zerfall aller. Er redete mit meinen Eltern und meinte, dass ich durch meine Depressivität diese Dunkelheit hervorrufe. Es wäre mein Inneres, das ich nicht im Griff hätte, womit er womöglich auch recht hatte. Es war alles nur meine Schuld.
Aber er meinte auch, dass ich nur noch trauern würde und dass ich bereits aufgegeben habe. Ja, ich weiß doch selber, dass ich nur Tag zu Tag im Bett lag und nichts anderes tat, als an vergangene Zeiten nachzudenken. Sam war mein Leben und ja, er ist es noch immer.
Und ich weiß auch wie er seine Familie liebte und für sie muss ich dass hier zu einem Happyend werden lassen.
Auch wenn ich noch nicht ganz weiß, wie ich das anstellen werde. Ich werde jetzt nicht mehr an mich denken, sondern an meine Freunde und meine Familie.
Der Direktor sieht durch seine gläserne Tür auf mich und lächelt ein wenig. Ja, ich bin von den Toten auferstanden und mein Kampfgeist erwacht aufs Neue. Einen ganzen Monat habe ich mit Trauern verschwendet, aber sobald der Frieden eingetreten ist, werde ich sowieso zu ihm treten. Nur noch nicht jetzt.
Und auch wenn es mein Leben kosten sollte, ich werde alles tun, um Frieden zwischen Vampire und Menschen zu bringen. Nur ich kann es und ich werde für sie sterben! Es ist meine Lebensaufgabe und diese habe ich schon lange genug vernachlässigt.
Dann am Ende des Ganges steht die riesige Türe speerweit offen und Kenzen und Shorn stehen vor mir. Hoffend sehe ich sie an, doch dann schüttelt Kenzen seinen Kopf und alles in mir verschwindet wieder. Alles in mir zerlischt und alles was bleibt, ist die Angst zu versagen.
Der Druck nimmt jede Sekunde zu und es liegt alles an mir. Meine Verantwortung, wenn jemand stirbt und auch wenn jemand überlebt. So oder so ist es meine alleinige Schuld und genau deshalb werde ich dem Ganzen ein Ende setzen.
Ich umarme den Schwarzhaarigen und Shorn schließt sich mir an und umarmt mich ebenso, wie ich Kenzen umarme.
Sie denken ich bin kaputt, bin ich auch. Sie glauben, dass ich nicht mehr klar denken kann, kann ja sein. Aber wenn sie sagen, dass ich aufgeben würde, lügen sie. Sie lügen auch, wenn sie sagen, dass es NICHT meine Schuld war. Für alles bin ich verantwortlich und niemand kann daran etwas ändern.
Es wird sich niemals mehr etwas ändern, egal was geschieht, mein Inneres ist irreparabel. Es ist nicht mehr zu retten. Aber meine Freunde und meine Familie haben noch eine Chance auf eine glückliche Zeit und die werde ich ihnen verschaffen!
Nun stehe ich vor den Trümmern und schwinge mein Schwert entschlossen herum. Ich werde gehen und auch wenn es mein Ende bedeutet, so werden viele für mich leben. Sie werden leben und dass ist doch das Wichtigste, nicht?
Kyo, wie auch Sam… Ihr habt mich im Stich gelassen und dabei wart ihr diejenigen, die mir Beide das Leben gerettet habt, aber das hättet ihr nicht müssen, denn jetzt seid ihr weg. Ihr seid nicht mehr hier. Alleine…
Ihr habt mich alleine gelassen und ich fühle mich so unsicher und so verdammt verzweifelt. Die Angst quält mich und Schmerzen fühle ich schon gar nicht mehr.
Nur wegen euch stehe ich jetzt hier und stürze mich in den Selbstmord. Genau, nur deshalb warte ich auf den richtigen Moment, bis sich der Horizont endlich wieder aufhellt und die Sonne scheint. Erst wenn keine künstliche, sondern die naturelle Wärme mich durchströmt, werde ich endlich meinen Frieden finden und von dieser Welt mit einen Lächeln treten.
Wie jeder Tag regnet es und irgendwie glaube ich schon seine Worte, die die ich von ihm vernahm.
Aber bin ich es nicht am Ende doch, diejenige die allen die Hoffnung nimmt? Wäre ich nur ein wenig stärker, wäre alles anders gekommen? Würden wir jetzt nicht vor dem sicheren Tod stehen und auf ein Wunder warten? Tun wir das nicht bereits? Warten wir nicht schon längst?
Nur was das Schicksal für uns bereitgestellt hat, weiß ich nicht. Trotzdem werde ich kämpfen. Für das wohl aller!
Warum versuche ich mich noch zu ermutigen? Eigentlich ist es Selbstmord. Aber mir bleibt nichts anderes übrig. Ja, es ist der sichere Tod, aber es gibt keinen anderen Ausweg.
Auch wenn alle dagegen sind, so werde ich mich stellen. Ich werde mich von ihnen erschießen lassen, nur damit die Hunters endlich Ruhe geben.
Dann fällt mir wieder meine Halskette auf und ich muss leicht lächeln. Sie ist silbern und ein Herz ist daran befestigt. Es ist ebenso silbern und darauf sind die drei magischen Worte eingraviert. ‚I love you’, dass hat Sam mir eingravieren lassen.
Ja, Sam hat es mir geschenkt und ich werde es solange nicht abnehmen, bis ich ebenfalls sterbe. Es ist mein innerster Wunsch. Es ist zwar ein sehr stiller, doch mein innigster und tiefgründigster Wunsch aller Zeiten.
Noch nie habe ich mich dem Tod so Nahe gefühlt und genauso habe ich ihn noch nie so herbeigerufen wie dieses Mal. Mein Verlangen, es jetzt und hier zu beenden, wächst von Minute zu Minute, doch ich unterdrücke es und setze langsam einen Schritt nach dem Anderen.
Ich stecke mein Schwert in meine Scheide und sehe nicht zurück. Ich sehe nicht zur Schule und ebenso wühle ich nicht schon wieder in meinen Erinnerungen herum, da es mich umbringen würde. Ich würde jetzt schon zerbrechen und mich alles bereuen lassen.
Alle meine Entscheidungen und all meine Unerfahrenheit haben sie zu Fall gebracht. Ich wusste es, ich ahnte es und trotzdem führte ich sie in diesem Krieg an.
Ich wusste, dass es kein Spiel war und ich wusste genauso, dass wir alle draufgehen könnten, doch ich gehorchte und wollte unbedingt diesen Kampf hinter mir bringen. Doch… was habe ich letzten Endes davon? Was haben wir davon außer Trauer und Schmerz?
Niemals werde ich mir je verzeihen können, aber vielleicht ist es auch besser so. Ja, es ist besser so, denn ich habe es auch nicht anders verdient. Ich muss mit der Schuld leben. Aber was heißt schon leben, hm? Ich vegetiere nur noch still für mich hin und niemanden interessiert es.
Alle fragen sich nur, wann ich es endlich zu einem Abschluss bringe, aber nie wie es in meinem Innern aussieht. Ja, ich bin die Auserwählte, aber ich bin auch nur ein verdammter Halbvampir, der keine Kontrolle über seine Gefühle hat!
Aber eine Auserwählte darf auch keine Gefühle äußern und ebenso darf sie andere nicht in Gefahr bringen und doch tat ich es. Ich habe verantwortungslos und total egoistisch gehandelt und doch ändert es nichts an der Tatsache, dass sie alle ihr Leben verloren. Es bringt sie nicht wieder zum Leben!
All meine Gedanken sind umsonst und doch kann ich nicht aufhören, an dieses Blutbad zu denken. Aber wer kann das schon? Allein und doch nicht… So fühlte ich mich schon immer, doch jetzt habe ich eine Bestätigung bekommen. Nur durch meine Unsicherheit und durch meine Gefühle konnten wir so absinken.
Dabei waren es doch nur einfache Menschen mit speziellen Waffen. Das war es doch schon! Und doch haben wir verloren. Ja, sie sind nur noch eine kleine handvoll und die Minderheit, aber trotzdem wurden wir so schwer angeschlagen, dass wir den nächsten Angriff nicht überleben würden. Und genau deshalb tue ich das hier. Für sie.
Daran muss ich immer denken und es gut festhalten, damit ich nicht schon wieder den roten Faden verliere und zögere. Das darf ich jetzt nicht!
Ich sehe auf den magischen Ring, den ich seit langer Zeit endlich wieder trage. Es wird mein letztes Mal sein, dass ich dieses Geräusch, einen Schuss, hören kann.
Sobald es ertönt, wird mein Leben ausgelöscht und dass aller Vampire gesichert werden.
Sie sind da. Ich kann sie spüren. Ihre Auren sind sehr geschwächt und doch treibt ihr Hass sie immer wieder zu neuer Entschlossenheit an und es geht soweit, dass sie sogar alle deshalb sterben würden. Gut, dass können sie haben.
Ich baue auf meine innere Kraft, doch wenn es hart auf hart kommt, dann werde ich ohne diese von hier gehen. Aber soweit wird es nicht kommen. Das schwöre ich, soweit ich hier stehe! Ich werde sie vernichten und egal mit welchen Mitteln!
Kurz schließe ich meine Augen und sehe Sam vor mir. Blutüberströmt und um Luft ringend flüstert er mir seine letzten Worte zu. Sie sind so bedeutend und wichtig für mich, so dass ich sie für immer in mir einschließen werde. Niemand anderes wird es sonst von mir hören. Diese Worte, die nur für mich bestimmt waren.
Somit trete ich in die Lichtung und sofort stehen sie vor mir. Ich sehe leer und doch voller Hass geradeaus.
Sie halten alle ihre Gewehre in meine Richtung und ich höre Schritte und einen Schrei, doch es ist bereits zu spät. Schüsse fallen und wie in Zeitlupen rasen sie auf mich zu und durchbohren meinen Körper. Diese Kugeln sind dieselben, die auch meinen Geliebten getötet hat.
Ich muss Blut spucken, bevor ich mit meinem Kopf auf den harten Boden aufprahle.
Ein altbekanntes Gefühl tritt in mir auf, dass ich schon so lange nicht mehr vernahm. Schmerzen, sie tauchen in Strömen auf. Körperliche und dieses Mal keine innerlichen. Alles wird dunkel um mich und nur noch die Schreie um mich herum sind zu vernehmen.
„SHIRLEY!“
Doch meine Sicht schwindet und mein Leben zieht an mir vorüber, doch die Stimme erkenne ich trotzdem noch und mein letzter Gedanken, bevor ich in die tiefe Dunkelheit abtauche ist, wie kann das bloß sein?
Dann nach kurzer Zeit erfüllt mich ein Licht mit Wärme und ich erkenne die Umgebung um mich herum. Ich bin genau an dem Ort, wo ich gerade gestorben sein müsste, oder nicht?
Ich sehe auf den Boden und erkenne Shorn und Kenzen, die nur um meinen leblosen Körper herumstehen. Wie kann das nur sein? Ist das immer so, wenn man stirbt? Werde ich genauso wie Häishi zu einem Geist, der niemals seinen Frieden finden will?
Doch dann wird alles hell und die Hunters liegen plötzlich leblos am Boden und die Umgebung wird wieder farbenfroher. Die Wolken bilden sich zurück und die Sonne erhellt das Gebiet. Blumen und Pflanzen wachsen in Lichtgeschwindigkeit und die ganzen Farben erscheinen wieder.
Es ist nicht mehr so trostlos und dann erkenne ich die Schule, die ebenfalls wieder Farbe angenommen hat. Zackary, Fram, Kifel, der Direktor, meine Tante, alle Froms und alle anderen der Überlebenden gehen nun nach draußen.
Dann spüre ich auf einmal die Sonne auf mir und ich muss lächeln. Es fühlt sich so gut an. Ich schließe meine Augen und spüre die Wärme, die mir meine Eltern verleihen.
„Schatz“, höre ich von ihnen glücklich, „Du hast es geschafft, aber noch nicht alles. Du wirst lernen zu leben, also nutze die Chance.“
Diese Worte lassen mich hoffen.
Ich sehe wieder dieses Licht und dann kann ich wieder meine Augen öffnen und meine Hände bewegen. Ich werde lernen zu leben.
„Shirley!“, freut sich mein Bruder und umarmt mich stürmisch, doch dann passiert etwas, was mir die Luft wegschneidet. Eine Überraschung, bei der ich nicht widerstehen kann. Eine Überraschung, die mein Herz erfreut.
Sam taucht auf und sofort laufe ich zu ihm hin. Er umarmt mich sofort und ich kann meine Tränen nicht zurückhalten: „Du bist so ein Arsch!“
„Ich weiß.“, meint er nur grinsend und streicht mir langsam über die Wange.
Aber das ist nicht das Einzige, was ich in diesem Moment sehe, denn Kyo sehe ich auch. Er dreht sich um und geht in der Ferne und dass ohne sich zu verabschieden. Und da ist es schon wieder: Das Gefühl der Einsamkeit.
Ja, ich habe mein Glück gefunden, doch als ich sehe, wie er da so für immer weggeht, zerbricht mein Herz aufs Neue. Ich kann nicht sagen, was es war, doch kann ich sagen, dass es seine alleinige Entscheidung war, zu gehen und Sams und mein Glück nicht zu gefährden.
Doch wenn ich heute an damals denke, dann erfüllt es mich mit Trauer. Ja, wir sind glücklich zusammen, aber reicht das auch? Sam und ich…
Ich sehe aus dem Fenster und erblicke die wunderschöne Landschaft.
Immer und immer wieder muss ich daran denken, wie du ohne ein einziges Wort gegangen bist. Kyo… Du hast mir mein Leben gerettet und du hast mir Sam wieder gebracht, aber wieso bist du gegangen? War es, weil du dachtest, dass unsere Liebe keine Chance hätte?
Vielleicht war es ja auch, weil du mich nicht verletzen wolltest? Egal was dein Grund war, ich vermisse dich. Du bist nur noch eine Erinnerung in mir, eine wunderschöne und ich werde dich niemals vergessen.
„Schatz“, höre ich eine Stimme hinter mir.
Ich drehe mich zu Sam um und küsse ihn sanft auf den Mund. Es ist nun mal so, wie es ist und wir leben glücklich zusammen, bis in alle Ewigkeit, nicht?
Shorn und Fram machen zusammen eine Reise um die ganze Welt und ich vermisse sie ebenfalls ein wenig, aber bei ihnen weiß ich wenigstens, dass sie wieder zurückkommen.
Michella erwartet ein Kind von Kifel und Cem und Zackary benehmen sich wie werdende Vater.
Wir alle leben in Frieden und alle sind glücklich, auch wenn sie doch noch so viele ihrer geliebten Menschen verloren haben. Nur Kenzen ist ziemlich zurückgehalten und sehr introvertiert. Aber das werden wir auch noch hinbekommen, da glaube ich fest dran!
Nur du fehlst… Egal wo du bist, ich hoffe du kannst mich hören. Kyo… Ich werde dich immer lieben, auch wenn du nicht bei mir bist.
Sam und ich haben geheiratet und leben nun in einem kleinen abgelegenen Haus mit großem Garten. Es ist hier alles so wunderschön und nur für Sam bin ich nicht kaputt und unsere zukünftigen Kinder, die wir haben werden.
Wir haben zu jedem unserer Freunde und Familie Kontakt und alle leben glücklich und zufrieden zusammen, so als hätte es den Krieg niemals gegeben…
Und in meinem ganzen Leben habe ich dich nicht wiedergesehen. Wer weiß, wo du bist und was du so gemacht hast, nur weiß ich, dass ich niemals aufgehört habe, dich zu lieben.
Bis an meinem Todestag lebte ich glücklich und zufrieden mit Sam, meinen Kindern, meinen Freunden und meiner Familie zusammen.
Und doch dachte ich in meinem letzten Moment… an dich, Kyo.
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 01.08.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch allen, die bei meinem ersten Buch mir Tipps, Kommentare und Herzchen gegeben haben und an allgemeine Vampirfans. Ich danke euch.