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1.Ein Buch zum Sterben


Ich schaue auf das Buch, das vor mir auf dem Tisch liegt. Durch den Wind, der plötzlich aufkommt, blättern die Seiten um. Wie erstarrt, sehe ich auf dieses herab. Der ganze Raum ist so dunkel, doch trotzdem kann ich das Buch sehen. Es ist wie ein Albtraum, der nicht zu Ende gehen will. Wie kann man so ein Buch besitzen? Es fängt an zu leuchten und ich schließe meine Augen, da es mich blendet, doch im nächsten Moment wird es dann so dunkel, dass ich sie wieder öffnen kann. Trotzdem leuchtet das Buch noch schwach. Eine leichte Brise weht mein schwarzes Haar nach vorne. Durch meine Neugierde strecke ich meine Hand vorsichtig zum Buch aus, doch spüre ich auf einmal einen Schmerz und ich sehe eine Hand um meiner. Diese drückt so fest zu, dass ich denke, dass sie bricht. Mit Angst schaue ich langsam auf, als ich in bedrohende strahlend grüne Augen sehe, die fast noch heller als das Buch sind. Nichts von der Person vor mir kann ich wirklich erkennen, doch die Augen schon.
“Marry.” Woher kennt er meinen Namen?
Plötzlich wird alles hell um mich und ich falle. Schnell schließe ich meine Augen. Ich falle tiefer und tiefer und ich schreie. Langsam öffne ich meine Augen und finde mich in einem Zimmer wieder. Mein Blick geht zuerst auf den Schreibtisch, wo kein seltsames Buch liegt. Okay? Irgendwie sieht alles so anders aus… Jetzt erst bemerke ich, dass ich mich nicht in meinem Zimmer befinde. Wo bin ich dann?
Ich überlege, doch mir will es einfach nicht einfallen! Als ich dann aufstehe und mich umsehe. Die Wände sind in dunkelrot gestrichen und alle Gegenstände sind in schwarz. Egal was es für ein Gegenstand ist! Ob Bett, Regale mit CDs, Schränke, ein Schreibtisch, Sessel mit einem kleinen Tisch dazwischen oder der Marmorboden! Durch die Unordnung in diesem Zimmer, diese Schwerter in der Ecke und die ganzen komischen Hefte kann ich erschließen, dass ich mich in einem Jungenzimmer befinde. Vorsichtig öffne ich die Türe und weite meine Augen.
Ein braunhaariger junger Mann steht vor mir, der wohl gerade in sein Zimmer will. Ich sehe in seine himmelblauen Augen und versuche zu deuten, wo er hinstarrt. Als ich dann bemerke, dass er auf mein Oberkörper starrt. Langsam schaue auch ich auf mich hinab und erschrecke: Mein Top ist durchsichtig! Wo ist meine schwarze Jacke hin? Ich hatte sie eben doch noch an? Er mustert mich innig und verfolgt jede einzelne Bewegung von mir.
“Riu!”, hören wir dann eine Mädchenstimme rufen. Der Braunhaarige vor mir reagiert ohne zu zögern und ich schließe darauf, dass es sein Name ist. Er blickt um sich und als er das Mädchen sieht, richtet er seinen Blick sofort wieder auf mich.
Eine Blondhaarige kommt angelaufen, doch bleibt sie dann vor uns stehen und sieht mich verwirrt an: “Wer ist das?”
“Keine Ahnung.”, zuckt der Fremde mit den Achseln, “Sie ist aus meinem Zimmer gekommen.”
Beide sehen sich an und nicken, bevor sie mich dann verschleppen. Ich wehre mich und schreie laut rum. Alle sehen uns an, als seien wir Irre geworden. Wir bleiben vor einer Türe stehen und das Mädchen klopft an diese.
“Herein.”, hören wir und Riu öffnet die Türe, bevor wir schon vor einer jungen Frau stehen, die nur ein paar Jahre älter als ich aussieht: “Und wer ist das?”

Ein Jahr später
“Marry. Kommst du?”, fragt meine beste Freundin mich. Ich nicke und gehe mit ihr in die Klasse.
Ich habe schon bei Nahe vergessen, dass ich nicht wirklich aus dieser Welt komme. Aber ich will es auch gar nicht mehr wissen. Hier fühle ich mich einfach sehr wohl. Auch wenn Riu noch genauso misstrauisch, wie damals, ist. Dafür habe ich hier sehr viele Freunde gefunden ich ihn kann ich eigentlich auch mitzählen. Trotzdem denkt er noch, ich wäre eine Spionin der dunklen Ritter.
Ich setze mich auf meinen Platz und begrüße meinen Banknachbar, der zu meinem Bedauern auch noch Riu ist: “Guten morgen! Hast du gut geschlafen?” “Nein. So wie immer… Du redest einfach zu laut im Schlaf.”, meint er vorwurfsvoll, aber ich ignoriere es einfach.
Irgendwann gewöhnt man sich daran, dass man keine Minute aus den Augen gelassen wird. Er beobachtet mich ja sogar, wenn ich schlafe! Ich habe nur meine Privatsphäre, wenn ich im Bad bin… Es macht mir nichts. Im Gegenteil! Ich finde das total toll. Auch wenn er immer sagt, dass er mir nicht vertraut, so weiß ich, dass er bloß auf mich aufpasst. Alle sind mir so ans Herz gewachsen. Vor allem Aiko und Riu. Sie wissen einfach alles über mich und sind auch die Ersten, die ich hier getroffen habe.
“Was guckst du so?”, fragt er mich schroff, als er bemerkt, wie ich ihn ganze Zeit ansehe. Sofort lächle ich, als er nur mit seinen wunderschönen himmelblauen Augen rollt.
Als es dann klingelt, konzentriere ich mich auf den Unterricht mit Frau Ernst, diese jedoch eine der langweiligsten Lehrer an dieser Schule ist, weshalb ich schon bei Nahe eindöse. Plötzlich klopft es und alle starren zur Türe, doch ich sehe lieber aus dem Fenster.
"Oh", freut sich die Lehrerin wie ein kleines Kind, "Das bist du ja, Akito! Ich dachte, du kommst gar nicht mehr."
Auf einmal spüre ich einen seltsamen Blick auf mir ruhen und blicke um mich, als ich in bedrohend strahlende grüne Augen sehe. Was?!
'Marry.' Diese Augen bereiten mir einen Schauer über dem Rücken. Nein! Er kann es nicht sein, Marry! Du spinnst...
Ich wende mich wieder zum Fenster, als Frau Ernst den Neuen vorstellt: "Das ist Akito Fujitas. Er wird ab heute in unserer Klasse gehen." Das wird was...
"Willst du etwas sagen?", fragt sie ihn.
Dieser sieht noch immer in meine Richtung: "Hi. Freut mich euch kennen zu lernen." Bei seiner Stimme erschaudere ich und ersticke bei Nahe schon vor Atemlosigkeit. Dieselbe Stimme wie vor einem Jahr? Ganz falsch! Sie ist gerade so bedrohlich und gleich bleibend gewesen, dass ich schon befürchtet habe, dass er ein Roboter wäre! Man kann ihn aber mit einem vergleichen...
Der mir gerade aber ziemliche Angst bereitet. Warum starrt er mich ganze Zeit so an?! Oh Gott!
Alle Mädchen kreischen total laut und wie immer ist meine beste Freundin auch dabei. Bin ich die Einzige, der es auffällt, dass er so eine komische Aura hat und nicht mal menschlich wirkt?
"Setz dich zu Mister Sayu. Dort.", zeigt sie auf einen PLatz hinter mir. Nein, oder? Das ist doch nicht ernst gemeint, oder? Will sie mich quälen?!
Ich weiß, ich bin nicht sonderlich gut in Geschichte und ich passe auch nicht auf und ja, ich bin schon mehrmals eingeschlafen, aber ich habe sie immer vor den Älteren beschützt! Ist das etwa der Dank dafür? Immer ich... Seufzend lege ich mich auf meine Arme und versuche die Blicke zu ignorieren. Man! Kann er nicht mal aufhören auf mich zu starren? Da bekommt man ja Paranoia!
Auf einmal ertönt die Stimme der Lehrerin: "Miss Green! Können sie mir das vielleicht beantworten?"
Was will sie? Oh nein! Ich habe nicht aufgepasst! Man! Alles seine Schuld... Was muss er mich auch ganze Zeit so anglotzen, dass ich mich nicht mehr auf den Unterricht konzentrieren kann.
Als ich nur mit den Kopf schüttle, seufzt sie verzweifelt: "Aber Sie, Mister Fujitas, nicht?"
Haha! Jetzt hat er auch das bekommen, was er verdient!
"Ryo Forter hat sie verraten und auch belogen. In Wirklichkeit gehörte er schon immer den dunklen Rittern an und wurde auch aus diesem Grunde gejagt."
Frau Ernst lächelt: "Korrekt." Dann dreht sie sich um und schreibt etwas an die Tafel. Was?! Warum weiß er so gut über die dunklen Ritter Bescheid? Irgendwie traue ich ihm nicht...
Und wieder starrt er auf mich! Bin ich etwa so interessant, ja? Dann ist auch meine Faust für ihn sehr interessant, oder? Schnell schüttle ich den Gedanken von mir und schließe meine Augen. Ich hasse Aufmerksamkeit...
Jemand nimmt eine Haarsträhne zwischen seinen Fingern und zieht sie leicht. Genervt öffne ich meine Augen leicht und sehe in himmelblaue Augen: "Was ist?" "Geht es dir gut?", fragt Riu mich besorgt.
Ich nicke und stelle eine Gegenfrage: "Wieso sollte es mir nicht gutgehen?" "Weil du sonst immer etwas antwortest, auch wenn es noch so unlogisch ist."
Denke ich das nur oder macht er sich wirklich Sorgen um mich? Den Rest der Stunde passe ich gezwungener Maßen im Unterricht auf und ignoriere diese Blicke, die sehr durchdringend sind.
Nach dem erlösenden Klingeln packe ich langsam ein und bemerke, wie der Neue auf irgendjemanden wartet. Er wendet seinen Blick nicht von mir und lehnt sich lässig gegen die Türe. Ich warte bis alle raus sind, als ich dann auch Richtung Türe gehe.
Der Wartende versperrt mir den Weg und sieht mir lange in die Augen, bevor er kurz lächelt: "Du bist Marry Green, nicht?"
Für einen Wimpernschlag, aber wirklich nur für einen, habe ich das Gefühl wegen meinem Herzschlag keine Luft zu bekommen und fast schon zu ersticken wegen Sauerstoffmangel. Anscheinend war es wohl doch für längere Zeit, als für eine oder zwei Sekunden...
Woher weiß er denn eigentlich wie ich heiße?
"Und du bist Akito Fujitas.", stelle ich fest, als ich dann endlich aus dem Raum gehe und er mir folgt.
Der Schwarzhaarige schweigt und passt sich meinen Schritten an. 'Marry.' Wieder diese Stimme in meinem Ohr. Plötzlich bemerke ich, wie wir uns in die Augen sehen und dass wir stehen?! Er hat mich gegen eine Wand gedrückt und flüstert mir etwas ins Ohr, was mir Angst einjagt: "Ich weiß alles über dich."
Sofort stoße ich ihn von mir und verstecke mich hinter Riu, der gerade auf uns zukommt. Verwirrt blickt er abwechselnd zu ihm und mir.
"Lass sie in Ruhe, klar?", knurrt mein Kumpel den Neuen bei Nahe schon an, der seinen Blick von mir nicht abwendet und ganz entspannt wirkt. Dann nimmt Riu meine Hand und wir entfernen uns von ihm. Dieser Blick, der auf mir ruht, ist eine Mischung aus Wut, Neugierde, Misstrauen und etwas, was ich zu meinem Bedauern nicht identifizieren kann!
In unserem Zimmer angekommen, kommt sein Beschützerinstinkt raus: "Halte dich von ihm fern, verstanden? Er scheint sehr gefährlich zu sein!" Heftig nicke ich, als er erleichtert ausatmet und leicht lächelt: "Er scheint es besonders auf dich abgesehen zu haben. Aber da macht mir noch etwas Anderes zu schaffen..."
Also hat er es auch gefühlt... Diese Aura! Er scheint wirklich nicht menschlich und diese Stimme eben. 'Marry!' Ist er es etwa doch? Seine Augen... Diese Stimme... Es gleicht so der Person wie vor einem Jahr! Aber wie geht das? Ich bin in einer anderen Welt! Und woher weiß er so gut über die dunklen Ritter Bescheid? Und von mir? 'Ich weiß alles über dich.' Akito... Er macht mir Angst.
Es klopft an der Türe, weshalb wir sofort auf diese schauen. Sie öffnet sich und unsere verrückte Freundin erscheint: "Kommt ihr jetzt? Wir wollten doch jetzt in die Stadt."
Wir nicken und folgen ihr. Ich sollte jetzt nicht mehr daran denken... Solange Aiko und Riu bei mir sind, kann mir gar nichts passieren und ich brauche auch keine Angst zu haben.
Wir folgen ihr, als mich jemand mit schwarzer Kutte anrempelt: "Hey!" Dieser geht einfach weiter, doch dann spüre ich die Aura, die er ausstrahlt und kann kaum Atmen. Was ist das bloß für eine Macht?! Sie erdrückt mich...
Ich falle auf die Knie und sehe etwas vor meinen Augen. Ein weißer Raum, der wohl ein Tanzsaal ist, da nichts im Raum steht außer... ein Tisch?! Mitten in dem Raum?! Er ist schwarz und darauf liegt ein Buch. Nein... Das geht nicht! Das ist DAS Buch!
"Geht es dir gut?", fragt mich Riu, doch ich kann nichts erwidern. Dieses Buch... Warum liegt es dort?
Plötzlich sehe ich, wie einer mit einer Kutte mit einem Anderen redet. Dieser hat blondbraune Haare und seine braunen Augen sehen bedrohlich aus. Seine Klamotten gleichem einen Ritter, doch warum so dunkel?
Erst jetzt merke ich, wie mein Körper zittert. Diese Kälte... Leider kann ich diese Sprache nicht verstehen, obwohl sie mir so bekannt vorkommt. Woher nur?
Plötzlich werden die Stimmen immer klarer und sogar die Sprache gleicht sich meiner an! "Kümmere dich darum!", sbefehligt der Bedrohliche dem in der Kutte.
"Ja-"
"Ach und", unterbricht der Blonde den Anderen, "das Mädchen scheint wichtig zu sein, da unser Boss sie noch am Leben gelassen hat. Also behandle sie gut!"
Jetzt zieht der Kleinere die Kapuze runter und ich sehe in die grünen Augen von ihm. Akito?! Was?!
"Was soll ich denn deiner Meinung machen? Mit ihr rummachen?", fängt der Schwarzhaarige bedrohlich an, "Ich frage mich noch immer, weshalb gerade ich für dieses Mädchen und dessen Buch verantwortlich bin... Warum nicht Yuu? Der legt doch alles flach, was ihm im Weg liegt und kann äußerst nett sein."
Der Größere funkelt Akito an: "Weil unser Boss das verordnet hat oder soll ich ihm sagen, dass du nicht gewillt bist seinen Befehl auszuführen?"
"Dazu gibt es keinen Grund.", knurrt er tödlich, "Ich wollte auch nur fragen, wieso gerade ich. Es reichte mir ja schon sie in diese Welt zu schaffen um ihr Buch zu bekommen."
"Was denn? Hast du etwa vor ihr Angst?", fragt der Braunäugige spöttisch, doch als Akito nichts erwidert, fängt er an zu lachen.
"Das ist nicht lustig!"
Als er sich nach einiger Zeit beruhigt, grinst er und widerspricht: "Und wie lustig! Du hast Angst dich in die Kleine zu verlieben, da euer Schicksal so bestimmt wurde."
"Halt die Klappe!", schreit der Schwarzhaarige und seufzt dann, "Denke aber nicht, dass ich äußerst nett zu ihr bin!"
Dann geht er aus dem Raum und ich kann endlich wieder normal atmen: "Sorry! Ich fühle mich nicht gut. Geht ihr ohne mich!"
Ich laufe in Rius und mein Zimmer und schließe ab, bevor ich mich zu Akito umdrehe, der mich ausdruckslos ansieht: "Du scheinst nicht so dumm zu sein, wie ich dachte."
"Danke, Akito!", fauche ich bei Nahe schon und starre auf die Verwüstung im Zimmer, die er wohl gemacht haben muss, "Was suchst du oder willst du hier?"
Heimlich lege ich eine Hand auf mein Samuraischwert. Wenn er denkt, er könnte mir etwas antun, dann hat er sich gewaltig vertan! Nicht mit mir, Herr Fujitas oder wie immer er auch wirklich heißt!!!
Er sieht mich ungläubig an: "Denkst du echt, dass du eine leiseste Chance gegen mich hast?"
"Oh ja!", gebe ich siegessicher von mir.
Plötzlich erhellt sich seine sonst so finsere und ernste Miene und wer glaubt wird seelig: Er lacht! Er lacht und das nicht zu kurz und auch noch über mich! Ich glaube, ich muss mich gleich übergeben!
Als er sich wieder beruhigt, macht er einen Schritt auf mich zu und ich gehe einen zurück. "Hast du Angst?", fragt er mich ernst. Tse... Wer bekommt denn keine Angst, wenn man weiß, dass er einen umbringen will?!
Plötzlich lächelt der Schwarzhaarige und ich fühle etwas Seltsames... Tief in mir verändert sich gerade etwas... Wieso nur? Sein Lächeln wärmt mein Herz. Akito hält seine Hand mir hin. Gerade als ich sie ergreifen will, erinnere ich mich an die Worte und an das, was er nur will. Er will dieses Buch und er denkt, es wäre in meinem Besitz. Warum nur?! Er ist nur hier für dieses dämliche Buch?! Ich würde ihm es ja freiwillig geben, wenn ich es hätte!
Dann seufzt der Grünäugige: "Du bist echt nicht dumm." Tse... Dachte er es etwa? Damals war ich es, doch in diesem einen Jahr wo ich hier bin, habe ich mich sehr verändert. Eigentlich kann mich nichts mehr einschüchtern, doch zu meinem Bedauern tut er das gerade. Scheiße! Wieso ich?
'Marry.' 'Ich weiß alles über dich.' 'Du hast Angst dich in die Kleine zu verlieben, da euer Schicksal so bestimmt wurde.' 'Denke aber nicht, dass ich äußerst nett zu ihr bin!'
Auf einmal verschwindet sein Lächeln und er fragt oder stellt etwas direkt: "Ich suche ein Buch, was du in deinem Besitz hast."
Dann überkommt mich meine Wut und ich laufe auf ihn zu, doch werde ich gegen die Wand gepresst. Akito sieht in meine Augen: "Wo ist es?" Seine Hand hält meine Handgelenke unweich fest.
"Es gibt viele Bücher. Welches meinst du?", frage ich jetzt theatralisch ahnungslos und muss mein siegessichere Grinsen verbergen. Der Schwarzhaarige rollt mit seinen bedrohlichen leuchtenden Augen: "Du weißt welches ich meine!"
"Ach ja?", grinse ich jetzt, weshalb er knurrt.
"Gib es mir!", sagt er in einem zu ruhigen Ton, obwohl man ihm ansieht, dass er am Liebsten direkt losschreien würde, doch irgendwie fühle ich die Kraft und den Mut in mir um Stand zu halten. "Ich weiß wirklich nicht wovon du redest, Akito." Jetzt lächle ich, weshalb dieser jetzt verwirrt ist und nicht wirklich weiß, ob ich die Wahrheit sage. Tse... Ich bin halt eine gute Schauspielerin dank Aiko geworden.
Plötzlich lässt er meine Handgelenke los und streicht mir mit seinen kühlen Fingern über meine Wange. Irgendwie fange ich an zu glühen oder hyperventiliere ich schon? Jedoch weiß ich nicht ob vor Angst, Wut oder etwas Anderem. Sein Blick ist noch immer so durchdringend wie eben und doch ganz anders! Es scheint so, als wäre er verzweifelt, dass er nicht meine Gedanken lesen kann oder gerade weil er es kann? Was denke ich da eigentlich? Er kann meine Gedanken nicht lesen! Dazu wäre nicht einmal Aiko im Stande, obwohl sie die Stärkste ist. Sogar stärker als Riu, was mir manchmal Angst einjagt.
Dann kommt er meinem Gesicht immer näher. Was soll das schon wieder werden?! Scheißkerl! Aber irgendwie kann ich mich auch nicht wehren... Wieso nicht?!
Ich lasse zu, dass er meine Lippen berührt. Seine Lippen fühlen sich so weich an...
Nach einer halben Ewigkeit löst er den sanften und doch verlangenden Kuss, bevor die Türe aufgeht und ich ganz erstarrt auf meine Knie falle. Was sollte das? Ich berühre mit meinen Fingern meine Lippen und glaube, dass ich träume. Zuerst will er mich killen und das Buch an sich reißen und dann küsst er mich? Was soll das?
"Scheiße! Marry?", erschreckt mein Kumpel sich, als er sich in seinem Zimmer umsieht, "Was ist denn hier passiert?! Hast du mit jemanden gekämpft oder so?"
Dann sehe ich wieder irgendetwas vor meinen Augen. Es ist das Buch vor mir. Die Seite, die aufgeschlagen ist, wird umgeblättert. Aber ich kann noch erkennen, dass da drauf meine Familie war, die von jemanden ermordet worden. Auf der nächsten Seite ist ein Bild, dass mich und Akito darstellt... Dieses Buch... Diese Seiten... Was bedeutet das?
Ich höre Stimmen, die ich sofort zuordnen kann: "Das Buch ist weg!"
"Was?", fragt Akito etwas verwundert, "Wie kann es verschwinden?"
"Bestimmt war es das Mädchen!", schreit der für mich noch namenslose Spinner, der vorhin mit ihm geredet hatte. Der Schwarzhaarige, den ich auf einmal vor mir sehe, schüttelt den Kopf: "Kann nicht sein."
"Wieso?", will einer mit Kutte wissen.
"Sie war ganze Zeit bei mir.", überlegt er laut.
Dann kommt einer mit langen schwarzen Haaren runter, der wohl der Boss von allen ist: "Ich denke, es gibt noch jemand, der davon Bescheid weiß und immer in ihrer Nähe war."
"Du meinst-"
"Ja.", unterbricht der Langhaarige, "Einer von ihren Freunden hat es gestohlen!"
Das kann nicht sein... Das geht doch nicht! Sie wollten doch in die Stadt, oder nicht? Ich kann nicht glauben, dass sie ein Buch stehlen! Sie lügen!
Die Sicht schwindet und die Stimmen von Riu hören sich so weit weg an. Aber andere laute Stimmen dringen in mein Kopf ein. Stimmen, die von Akito und seine Kollegen. "Hört auf!", schreie ich und halte mir die Ohren zu, doch werden sie immer lauter und bloß einen Moment später verliere ich das Bewusstsein. "Marry!"

2.Schicksal oder Schwachsinn? - Die dunklen Ritter


'Ich weiß alles über dich.' Langsam fühle ich das Licht, das durch das Fenster hereinscheintund mich blendet mich, doch gleichzeitig wärmt es mich. Vorsichtig versuche ich meine Lider zu öffnen, doch vergeblich.
"Du bist wach.", höre ich eine vertraute Stimme.
Sofort schrecke ich auf und stütze mich auf meine Arme ab um aufrecht sitzen zu bleiben. An der gegenüberliegenden Wand sehe ich den Schwarzhaarigen und muss schlucken. So wie er mich in diesem Moment anstarrt, bekomme ich eine Gänsehaut. Er will das Buch! Aber wie soll ich ihm klarmachen, dass ich es nicht habe?
Still beobachtet er jede einzelne Bewegung meinerseits. Wer ist er bloß?
Nach einer langen Stille antwortet der Neue auf meine gedankliche Frage: "Ich bin Akito Fujitas und bin ein neuer Schüler auf dieser Schule."
Vergebens seufze ich. Als wenn ich das nicht wüsste! Verkauft er mich für dumm, oder was? Wie konnte er eigentlich-
"Ich kann Gedanken von den Greens lesen. Sprich deiner Familie.", meint Akito gefühlskalt. Super! Deshalb weiß er also alles von mir?
"Durch Beobachtung hauptsächlich. Aber ab und zu benutze ich es schon."
Wie bitte? Hat er etwa die ganze Zeit meine Gedanken gelesen? Na toll! Moment: Ist er ein Stalker?
Diese Frage beantwortet er mir nicht, weshalb ich panisch aufstehe und mich ihm nähere. Vor ihm bleibe ich stehen: "Was willst du von mir?"
Auch darauf reagiert der Grünäugige nicht. Warum ist er plötzlich so still? Etwa wegen dem Kuss? Der Gedanke lässt mein Herz etwas höher schlagen, doch als ich sein Gesicht sehe, verwerfe ich ihn wieder.
Er schließt seine Augen und atmet tief durch, bevor er seine Hände grob um meine Handgelenke schlingt und etwas zudrückt: "Das Buch... du hast es."
"Nein!", widerspreche ich und Akitos Blick wird bedrohlicher. Zwar wusste ich nicht, dass es noch schlimmer geht, aber dem war so. Sein Körper spannt sich an und er knurrt. Ist er in Wirklichkeit ein Hund oder ein Wolf oder wie? Hört sich bei Nahe so an.
"Rück es lieber freiwillig raus!", droht er mir. Jetzt packt der Schwarzhaarige fester zu und reißt mich aufs Bett, "Bevor du meinen ganzen Zorn zu spüren bekommst!" Ach... Ich dachte, er lässt bereits seine Wut an mir aus, aber wenn dem nicht so ist, geht's ja noch.
Akito macht mir zwar Angst, aber ich habe es seit einem ganzen Jahr nicht mehr gesehen!
Dann geht er von mir runter und ich kann mir denken, dass er gerade meine Gedanken gelesen hat und es endlich versteht. Scheint kein Blitzmerker zu sein... Seine Gesichtszüge werden weicher: "Seltsam." Was soll daran seltsam sein?
Gerade als ich etwas darauf erwidern wollte, schwingt die Türe auf und mein Kumpel steht in dieser. Sofort geht er in Kampfposition: "Lass sie gefälligst in Ruhe und ein weiteres Mal sage ich das nicht!" Manchmal übertreibt er aber echt! Dieses Mal hat mir Akito nichts getan...
Der Schwarzhaarige wendet den Blick nicht von mir: "Ich muss das nachgehen." Denkt er etwa, dass ich lügen würde? Idiot!
Dann löst er sich einfach in Luft auf und ich bekomme einen Schauer auf dem Rücken, weshalb auch immer! Irgendwie macht er mir ja schon Angst, aber andererseits hat er mein Interesse geweckt... Wer sind seine Auftragsgeber und was ist sein Ziel? Außerdem scheint er nicht menschlich zu sein... Und was will er mit dem Buch? Ich verstehe nur Bahnhof! Ich hasse, wenn ich auf meine Fragen keine Antworten habe... Ich fühle mich dann einfach unwohl!
"Alles in Ordnung mit dir?", fragt Riu mich und ich kann nur nicken, da ich nicht in der Lage dazu war etwas darauf zu erwidern. Ich war zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt.
Warum gerade ich? Dieses Buch... Ich wusste, dass irgendetwas damit nicht stimmt, aber nicht, dass jemand sogar dafür töten würde. Hatte meine Familie etwa doch keinen Unfall? Wurden sie ermordet wegen diesem einen Buch? Wenn es so eine große Gefahr bedeutete, wieso wurde es mir vererbt? Ich weiß zwar nicht, was es ist, aber ich sollte es irgendwie finden und beschützen, damit meine Familie nicht umsonst gestorben ist.

2Stunden später
"Hier dein Tee.", gibt der Blauäugige mir eine brühend heiße Tasse in die Hand. Sie sollten sich wirklich keine Sorgen um mich machen... Warum spreche ich eigentlich in Mehrzahl? Und wo ist eigentlich Aiko? Sonst ist sie die Erste, wenn mir etwas passierte. Haben diese Fremden etwa recht? Haben meine Freunde dieses Buch gestohlen? Nein! Was rede ich da eigentlich? Ich glaube Fremden mehr, als meinen Freunden?!
Bis jetzt war ich mir auch nicht sicher, weshalb sie gerade mich von meiner Familie am Leben ließen. Ist Akito eigentlich wirklich so böse, wie er vorgibt zu sein? Es würde aber keinen Sinn machen, warum er mich küsste...
Leicht lächle ich ihn an: "Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich zu machen. Es geht mir gut."
"Mach ich auch nicht, aber", kurz bricht der Braunhaarige ab um mir in die Augen zu sehen, "Aber er scheint gefährlich zu sein und seine Aura! Was hast du eigentlich angestellt, dass ein dunkler Ritter hinter dir her ist?" Frag ich mich- Sagte er gerade dunkler Ritter?! Nein... Das kann doch nicht sein! Die dunklen Ritter sind hinter MIR her? Und wieso brauchen sie ein Buch, wenn sie bereits schon so stark sind? Ist es denn von solcher Bedeutung?
In Gedanken versunken nippe ich an meine Tasse. Ich verstehe das alles nicht wirklich... Warum bin ich in so etwas verwickelt und wieso ist dieses Buch so wichtig?
Als Riu merkt, dass ich nicht antworte, seufzt er und schüttelt den Kopf: "Wenn du willst, kannst du es mir ruhig sagen." Doch schweige ich.
Es war zwar nett von ihm, aber ich konnte ihm in dem Moment einfach nicht sagen, dass die dunklen Ritter meine Familie ausloschen, mich hierher schickten und mir jetzt Akito auf den Hals hetzten, aber trotzdem nicht umbrachten. Solange ich nicht weiß, was der Grund war, werde ich niemanden davon erzählen. Ich glaube, dass es besser so ist, wenn ich der Sache heimlich nachgehe und nur alleine kann ich das.

Nächster Tag
Mein Kumpel zieht beide Augenbrauen hoch: "Du willst heute wirklich zur Schule gehen? Ich meine-"
"Mir geht es gut.", lächle ich Riu an und denke noch immer an Akito, das Buch, die dunklen Ritter, meine verstorbene Familie und meine besten Freunde. Ich kann das alles einfach immer noch nicht verstehen.
Dann nehme ich meine Tasche und stehle mich an ihm vorbei. Noch immer lächelnd laufe ich auf dem Flur und suche zwischen den ganzen Schülern Aiko, doch vergebens. Geht es ihr etwa nicht so gut? Ich mache mir Sorgen um sie. Sonst ist sie immer die Erste, die auf mich zu läuft und mich bei Nahe zerquetscht.
"Vielleicht versucht sie dir ja nur auszuweichen um dich anlügen zu müssen.", flüstert mir der Schwarzhaarige ins Ohr. Sofort stellen sich meine Nackenhaare hoch. Mist! Was ist bloß los mit mir?
Ohne zu zögern geht er an mir vorbei zur Klassenzimmertüre. Wenn das wahr sein sollte, dann hat sie das Buch wirklich an sich genommen. Nein! Ich vertraue ihr... Aber um nicht nur zu 99% sondern zu 100% sicher zu sein, werde ich ihr nach dem Unterricht einen kleinen Besuch abstatten. Bestimmt erklärt sie mir, was hier vorgeht, oder?
"Sei dir da mal nicht so sicher.", meint Akito und setzt sich dann auf seinen Platz. Ich setze mich vor ihm hin und packe meine Sachen aus. Jetzt ist, glaube ich zumindest, der richtige Zeitpunkt um mir Klarheit zu verschaffen.
Ein genervtes Stöhnen entfleucht ihm, weshalb ich mich zu ihm umdrehe. Seine grünen Augen glühen förmlich vor Gefühle: "Was willst du?" Er ist wirklich genervt von meiner Neugier, doch andererseits ist er es ebenfalls. Aber bestimmt kann er es sich schon denken, da er jetzt mit seinen gefährlichen und doch interessanten Augen rollt.
Akito bemerkt, wie meine Kumpel den Raum betretet: "Nach dem Unterricht können wir reden."
Ich nicke, bevor ich mich nach vorne drehe und den Killerblicken zwischen den Beiden ignoriere. Wie sie sich hassen müssen... Diese Spannungen sind gewaltig.
Als es klingelt, passe ich im Unterricht auf, doch merke ich, wie Akitos Blicke auf meiner Haut brennen.
Als die schrecklichste Stunde auf der Welt, die man Mathe nennt, vorrüber geht, verschwinde ich in der Kabine um mich umzuziehen. Verschwommen und unklar schwirrt mir ein Bild vor meinen Augen herum. Ich bin wieder in diesem Raum, doch dieses Mal stehen alle direkt vor mir. Nur Akito sehe ich nirgends. Der Langhaarige schreitet wie eine Grazelle mit seinen langen Beinen, so vornehm wie es nur geht, auf mich zu: "Gibt es etwas Neues zu berichten oder wartest du auf weitere Anweisungen?"
"Sie weiß wer ich bin.", kommt es aus meinem eigenen Mund, doch die Stimme ist nicht die meine sondern die von Akito. Wie kann das sein? Was geschieht hier bloß?
"Gut.", lächelt er mit seinen mysteriösen Augen, "Dann wirst du ihr sagen, dass sie in große Gefahr schwebt und du sie deshalb auf Schritt und Tritt folgen wirst."
"Aber-"
Der Boss der dunklen Ritter schaut mir ausdruckslos in die Augen: "Widersetzt du dich meinem Befehl?"
Auf einmal fühle ich solche Wut, dass ich jemanden den Kopf abreißen könnte; Hass gegenüber diesen Personen, weshalb ich noch mehr wütend bin; eine Trauer, die mich bei Nahe das Herz zerbricht und ein riesengroßes Gefühl der Verachtung. Sind das erwa seine Gefühle? Warum sehe ich alles aus seinem Blickwinkel? Ist das, weil wir vom Schicksal her für einander bestimmt sind? Ist es wirklich Schicksal?
Damals habe ich an so etwas niemals geglaubt. Na gut... Früher glaubte ich auch nicht, dass es ein Buch gibt, was so eine Macht ausstrahlt oder überhaupt Magie und andere Wesen als Mensch und Tier. Vielleicht weil ich nur glaube, was ich auch sehe? Das weiß ich nicht...
Ich balle meine Hand zur Faust und bevor ich noch einem dieser Kreaturen etwas antun kann, drehe ich mich um und verlasse den Ballsaal mit einem Grummeln.
Als ich frei von diesen Erinnerungen, Illusionen oder sonst etwas bin, ziehe ich mich aus um meine Kampfkleidung anzuziehen. Doch da öffnet sich die Türe und Akito steht vor mir. Sofort schrecke ich auf und erröte vor Charm. Der Schwarzhaarige schließt die Türe schnell hinter sich. Ihm scheint das alles egal zu sein, da er mich nur ausdruckslos ansieht.
"Was machst du hier?", frage ich ihn, während ich mein Top vor mir halte. Wie kann er das nur so locker sehen, dass ich nur in Unterwäsche vor ihm stehe? Ist er etwa homosexuell oder ist ihm bloß alles egal?
Ein freches Grinsen huscht über sein Gesicht: "Das kommt nur daher, dass ich dich nicht das erste Mal in Unterwäsche sehe."
Er hat meine Gedanken gelesen? Wie peinlich! Und was sollte das mit dem 'Es war nicht das erste Mal, dass ich dich-' Oh Gott! Er ist wirklich ein Stalker! Und dazu noch ein Perverser! Warum immer ich?!
Seine Miene verfinstert sich wieder: "Mein Boss meint, dass du in Gefahr wärst, weshalb ich nicht von deiner Seite weichen darf. Ob es mir passt oder nicht..." Er scheint ja nicht sehr glücklich darüber zu sein...
Mir fällt was ein: "Warum habt ihr mich als Einzige verschont?"
Lange herrscht eine seltsame Stille, bis der Grünäugige seine Schulter zuckt. Seltsam... Er ist ein dunkler Ritter, aber weiß selbst nicht, was sie vorhaben? Wieso denn das?
Akito seufzt verzweifelt und geht auf einmal im Raum auf und ab. Er murmelt etwas auf einer anderen Sprache herum, die irgendwie vertraut klingt.
Dann schaut er mir tief in die Augen: "Nachdem sie meinen besten Freund umbrachten, zwingten sie mich ihnen beizutreten. Sonst würden meine Freunde ausgeloschen. Ich trat ihnen also bei... Sie vertrauen mir bis heute nicht, weshalb ich nicht von ihren Plänen eingeweiht wurde. Ich bekomme nur Aufträge, die ich erledige. Ich hielt geheim, dass ich von meines Freundes tot erfuhr. Sie hätten mir nur noch mehr misstraut. Also bin ich nicht freiwillig einer von ihnen..."
Der Schein trügt also bei ihm. Am Anfang denkt man, dass er herlos wäre, doch jetzt merke ich, so wie er von sich erzählt hat, dass es falsch von mir war so zu denken. Er hat vieles in seinem Leben bereut und somit ist er keine schlechte Person.
"Wieso bist du denn noch bei ihnen?", frage ich etwas neugierig nach, während ich mich anziehe.
"Na ja", versucht der Grünäugige einen Anfang zu finden, "Sie würden mich töten, wenn ich austreten würde, so sind die Regeln. Eigentlich würde es mir ja egal sein, ja, vielleicht würde es mir sogar recht sein. Aber das würde vieles ändern. Durch meinen Tod würde sich das Schicksal verändern und ich würde auch mein Verpsrechen brechen, was ich einst einem guten Freund gab."
Versprechen? Schicksal? Der Mann spricht in Rätseln. Ich denke bei Nahe schon, dass er es nur auswendig gelernt hat, denn so wie er es mir eben erklärt hat, kam es mir vor, als würde er aus einem Buch vorlesen.
"Mache ich nicht.", seufzt der Schwarzhaarige genervt, weshalb ich schmunzeln muss. Natürlich bemerkt das Mister Geheimnistuer sofort und setzt deshalb sofort seinen Killerblick auf.
Was das wohl für ein Versprechen ist? Neugierig versinke ich in seinen grünen Augen, die seine Gefühle preisgeben. Aber trotzdem bleibt er hartnäckig und schweigt wie ein Grab.
Die Visionen, die ich immer habe... Was-
"Es tut mir leid.", unterbricht er meinen Gedankengang und die Stille gleichzeitig. Was meint er? Tut es ihm leid wegen dem Kuss; wegen den Schmerzen, die er mir zugefügt hat; wegen die unbenatworteten Fragen; wegen dem, was er mir von sich verraten hat oder wegen alles?
Kurz schnauft Akito belustigt und auch wirklich genervt, bevor er seine Hand auf meine Wange legt. Sofort merke ich die Wärme um mich und wie mein Brust gegen mein Brustkorb schlägt.
"Also", fängt er lächelnd an, "Ich habe keine Schuldgefühle dafür, was ich dir erzählt habe. So oder so hättest du es irgendwann herausgefunden. Und das ich dir sinnlose Fragen nicht beantworte, ist mir auch ganz egal." Mit jedem Wort nähert sich Akito mir mehr. Seine Augen gehen kurz über mein Körper, der sich anspannt. Er ist mir so nah...
Dann sieht er mir wieder in die Augen und spricht jedes Wort immer deutlicher aus und wird auch immer langsamer: "Wegen den Schmerzen tut es mir schon leid, aber mit dem Kuss..." Kurz hält er inne um mit seiner freien Hand meine Lippen zu berühren.
"Mit dem Kuss niemals." Das haucht der Grünäugige mir ein und ich bemerke, wie Blut in meine Wangen fließt und ich am Liebsten gleich über ihn herfallen würde. Was denke ich das?! Noch niemand hat mich so aus der Fassung gebracht, wie er es gerade tut...
Als der Schwarzhaarige kurz davor steht seine Lippen auf meine zu legen, lässt er von mir. Was soll das denn jetzt bitteschön?! Akito verwirrt mich ganz schön oder hat er jetzt sein Gehirn endlich widergefunden oder wie?
Er grinst frech: "Also wenn ich so darüber nachdenke, sollte ich ihn doch etwas bereuen, wenn du schon so über mich denkst." Scheißkerl! Ich dachte wirklich, er wollte mich küssen! Ich könnte ihn gerade so eine verpassen, dass selbst er nicht mehr weiß, wer er ist!
Seine Miene verfinstert sich etwas und er zieht wieder einmal seine gefühllose Maske auf, wo man nie weiß, wo man bei ihm ist. Der Kerl macht mich noch irre, so wie er mich verwirrt!
"Eigentlich wollte ich mich bloß dafür entschuldigen, dass ich behauptete, du wärst eine Lügnerin. Du hast das Buch echt nicht. Aber vielleicht haben sie es ja an sich genommen."
Ahnungslos hake ich nach: "Sie?" Dann huscht ein lächeln über sein Gesicht, dass mein Herz höher schlägen lässt. Ist es wegen diesem Schicksal? Irgendwie verliere ich die Kontrolle über meinen Körper, als Akito sich mir nähert. Ich ziehe ihn an mir und lege meine Lippen auf seine. Er lässt es einfach geschehen und macht nicht mal den Anschein sich zu wehren. Doch nach einigen Momenten löse ich den Kuss und blicke in sein ausdruckslosem Gesicht. Hat es ihn denn überhaupt nicht gerührt?
"Fühlst du dich jetzt besser?", fragt er monoton, wofür ich ihn wirklich eine reinschlagen hätte können. Meine Augen fangen an zu brennen und ich weiß, dass sich in meine Augen Tränen bilden. Dieses Arschloch... Wie kann er nur?! Wütend und enttäuscht von mir selbst laufe ich aus der Umkleide.
Vereinzelte Tränen laufen mir übers Gesicht. Dieser Idiot! Ich hasse ihn! Ich renne, renne und renne und vergesse dabei, dass wir noch Unterricht haben. Alles um mich herum vergesse ich. Sogar als ich Riu sehe und sogar an diesen vorbei laufe, kann ich einfach nicht anhalten. Es ist, als würde jemand Anderes meinen Körper lenken. Mein Körper bewegt sich wie von selbst, bis ich in meinem Zimmer bin und abschließe.
Voller Tränen lasse ich mich auf mein Bett fallen und schluchze in mein Kissen. ER ist alles schuld!
Nach einer Weile fühle ich eine Aura und weiß direkt, dass es Akito ist. Warum habe das getan? Warum benehme ich mich so in seiner Gegenwart? Warum fühle ich mich so verdammt von ihm angezogen? Wenn es Schickal ist, warum bin ich dann die Einzige, die es spüren kann?
Ich höre ein Seufzer und wie er sich mir nähert: "So ist das nicht. Ich fühle es schon, aber-"
"Aber?", brumme ich wütend unter dem Kissen hervor.
Plötzlich kann ich seinen Atem auf meiner Haut spüren, was mir Gänsehaut bereitet. Sofort nehme ich mein Kissen und versuche, ohne hinzusehen, ihn zu treffen. Jedoch scheine ich nicht getroffen zu haben, da ich noch immer seinem Atem spüren kann.
Erst jetzt sehe ich auf und blicke in zwei grüne Augen: "Wir dürfen es nicht tun, auch wenn es vom Schicksal so bestimmt ist. Liebe ist eine Schwäche und das bedeutet, dass dich die dunklen Ritter dazu benutzen könnten deine Kraft und dein Buch an sich zu reißen und dadurch ultimative Kraft besitzen, die niemand aufhalten kann. Es ist einfach zu riskant dich der Gefahr auszusetzen. Du weißt ja gar nicht, wie besonders du bist."
Ich und besonders? Zwar war ich schon immer etwas anders als alle Anderen, aber besonders? Ich wurde verachtet, weil ich nicht so war wie sie... Ich wurde ausgeschlossen, als sie bemerkten, dass ich meine Kraft nicht unter Kontrolle hatte. Dabei wollte ich immer wie alle Anderen sein... Ich war immer alleine...
"Das tut mir leid.", flüstert mir der Schwarzhaarige zu.
Plötzlich überströmen mich viele Gefühle auf einmal, weshalb ich schnell wegsehe: "Bitte lass mich alleine." Meine Stimme zittert so, was ihm wohl auffällt, aber trotzdem löst er sich einfach in Luft auf und ich bin wieder mal alleine...

3. Eine einzige Lüge?!


Mit entschlossenen Schritten schlage ich ohne anzuklopfen die Türe auf und finde niemanden auf. Wo ist Aiko bloß?! Egal! Überall suche ich das Buch, als ich etwas aufleuchten sehe. Nein... Ich drehe mich zum Schreibtisch. Das darf nicht wahr sein... Ich wage einem Schritt nach dem Anderen. Es ist das Buch! Aber es scheint anders zu sein, als dass, was ich habe. Eine andere Ausgabe? Nein. Es ist das zweite Stück. Es ist wie ein Puzzle. Bevor ich es anfassen kann, höre ich eine bekannte Stimme erklingen: "Das würde ich nicht machen an deiner Stelle."
Ich drehe mich zu dieser Stimme und erkenne den Schwarzhaarigen wieder.
"Woher wusstest du, dass sie es hat?"
"Eine Vermutung.", zuckt er mit seinen Schultern, bevor er sich mir nähert, "Diese Beiden sind Geheimspione von deinem Vater, die auf dich aufpassen sollten." Aber...
"Das heißt-"
Akito nickt zustimmend: "Es stimmt. Sie wussten über alles Bescheid." Was?! Über ALLES?! Das darf nicht wahr sein!
Auf einmal steht meine ehemalige Freundin in der Türe: "Was geht denn hier ab?" Sie hat das Buch... Es war eine einzige Lüge! ALLES! Mein ganzes Leben lang wurde ich betrogen mit dem was ich war und was es gibt. Ich wurde immer nur angelogen und jetzt?! Jetzt weiß ich nicht mehr, ob ich überhaupt noch jemanden trauen kann... Mein Herz zerreißt und mein Körper fängt an vor Wut zu zittern. Im Moment bin ich gar nicht mal so traurig, wie gestern.
"Sag, dass das nicht wahr ist!", bitte ich sie und deute auf das Buch. Sie schüttelt ihren Kopf: "Es tut mir leid, aber es stimmt. Wir sollten dich beschützen."
"Und warum habt ihr das Buch der dunklen Ritter an euch genommen?", werde ich etwas ruhiger.
Die Blondhaarige öffnet ihren Mund um darauf zu antworten, doch Akito ist schneller: "Ihr wollt die Bücher vereinen und damit die ultimative Waffe gegen sie benutzen, nicht wahr? Nur das ihr genauso wenig wisst, was dann passiert, wie die dunklen Ritter. Nur Eine hat es herausfinden können: Ashley Green. Richtig! Marrys Mutter."
Was? Das kann doch nicht sein! Sie benutzten mich nur um Macht zu erlangen? Tränen steigen mir in den Augen. Warum? Warum bin ich immer nur alleine? Warum verletzen mich alle? Wieso bloß?! "Weil du besonders bist.", antwortet mir der Grünäugige auf meine gedankliche Frage.
Plötzlich schlage ich in die Wand, auf der eine riesige Delle hinterbleibt. Wutentbrannt blicke ich sie an: "Und so etwas nennt sich Freundin!"
"Ich-"
"Das nehme ich an mir.", reißt sich Akito das Buch unter den Nägeln und legt besorgt einen Arm um mich. Bevor meine ehemalige Freundin noch etwas sagen kann, gehen wir an ihr vorbei und verlassen damit ihr Zimmer.
"Wie geht's dir?", fragt der Schwarzhaarige etwas besorgt. Doch ich bin unfähig zu sprechen. Alles war nur eine Lüge...
"Ich kann verstehen wie du dich fühlst...", flüstert er mir ins Ohr. Wie gestern bekomme ich eine Gänsehaut. Es ist so seltsam in seiner Nähe zu sein...
Stumm gehen wir nebeneinander her. Und wo ist dann mein Buch? Ich habe da so eine schreckliche Vorahnung, die ich versuche zu verdrängen. Es darf nicht wahr sein! Dann hat Riu also das Andere? Bitte nicht...
Erst jetzt merke ich, dass ich an einer Wand gedrückt werde: "Er hat es nicht." Wie? Da bin ich aber beruhigt... Leicht lächelt Akito, bevor er mich in ein Zimmer zerrt. Wo bringt er mich hin?
"Zu mir.", erwidert er knapp. Okay... Und wieso? Ich könnte doch auch zu mir!
Darauf sagt der Schwarzhaarige nichts und schließt die Türe hinter sich ab? Okay? Langsam bekomme ich Angst. Kann ich ihm eigentlich vertrauen? Noch immer schweigt der Grünäugige, als er das Buch auf dem Schreibtisch legt und sich auf seinen Rollstuhl setzt. Eine lange Stille herrscht und wir Beide blicken uns nur in die Augen.
Plötzlich hämmert es an der Türe: "Mach auf! Du darfst ihm nicht vertrauen, doch uns schon! Wir wollen dich doch nur beschützen! Mach gefälligst auf! Wir sind deine Freunde!"Das ich nicht lache... Wie kann ich sie denn jetzt noch 'Freunde' nennen? Sie haben mich nur benutzt und belogen...
Wir Beide machen keine Anstalten aufzumachen. Wieso auch? Sie haben schuld daran! Wie können sie auch?
"Sie wollen mich von dir fernhalten.", murmelt Akito vor sich hin. Wieso? Er ist doch nicht böse! Auch wenn er Einer von den dunklen Rittern ist... Es zerreißt mir das Herz daran zu denken, wie es wäre, wenn er nicht bei mir sein würde.
Dann lächelt der Grünäugige mich leicht an: "Du bist echt lebensmüde." Was meint er damit? Nur weil er ein dunkler Ritter und nicht menschlich ist? Was für ein Quatsch...
Nach einiger Zeit gibt Aiko auf und es wird still. Ich lege mich auf Akitos Bett und schließe meine Augen: "Wo ist dann das andere Buch?"
"Wer weiß...", seufzt er verzweifelt. Dann höre ich nichts mehr von ihm, weshalb ich meine Augen öffne und mich aufsetzen will, als ich gegen Akitos Brust stoße und bei Nahe ihn küsse. Oh, oh... Dieses Verlangen in mir... Seine Augen glitzern vor Lust: "Ich habe dir doch gesagt, dass du lebensmüde bist." Ach so! DAS meinte er...
Er küsst mich leidenschaftlich, währenddessen seine Hände mein Top hochziehen. Kurz lösen wir den Kuss um mein Top über meinem Kopf zu stülpen, bevor wir weitermachen. Seine Hände gehen auf Wanderschaft und es tut so verdammt gut... Der Schwarzhaarige knöpft meinen BH auf und schmeißt ihn auf den Boden. Überall berührt er mich und ich lasse es zu...
Doch dann fahren meine Hände unter seinem Hemd, dass er locker von sich streift. Er sieht so gut aus! Seine Muskeln sind angespannt und ich weiß auch wieso. In seinen Augen sprudelt es nur so vor Lust. Schnell streifen wir noch unsere anderen Sachen ab. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich meinem Feind mal so hingeben würde...

Nächster Tag
Vorsichtig öffne ich meine Augen und fühle mich so gut wie noch nie in meinem bisherigen Leben. Ich liege auf Akitos Brust. Seine Hand fährt durch mein rabenschwarzes Haar. Ich will, dass dieser Moment niemals zu Ende geht... Hätte ich das nicht gedacht!, verfluche ich mich gedanklich dafür, da plötzlich die Türe eingetreten wird und Riu vor uns steht. Scheiße!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.05.2011

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