Turbulentes Sylt
Hannah Lambert ermittelt 7
Friesenkrimi
Thomas Herzberg
Alle Rechte vorbehalten
Fassung: 1.0
Die Geschichte ist frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen und/oder realen Handlungen sind rein zufällig. Sämtliche Äußerungen, insbesondere in Teilen der wörtlichen Rede, dienen lediglich der glaubhaften und realistischen Darstellung des Geschehens. Ich verurteile jegliche Art von politischem oder sonstigem Extremismus, der Gewalt verherrlicht, dazu auffordert oder auch nur ermuntert!
Ein großes Dankeschön geht an:
Bärbel, die (gefühlt) mehr an diesem Buch gearbeitet hat als ich
Antje, Frau Schmidt, Nicolas, Roswitha
Covergestaltung: Chris Gilcher (http://buchcoverdesign.de)
Was man über Sylt wissen sollte …
»Rüm hart, klaar kiming« (weites Herz – klarer Horizont): Ein Zitat, das den inselfriesischen Kapitänen zugeordnet wird. Damit beschreiben sie – neben der Mentalität der Menschen, die dort zu Hause sind – auch eine in Deutschland einzigartige Landschaft. Sylt ist vermutlich der bekannteste Teil davon. Aber wer glaubt, auf der beliebten Ferieninsel nur Schickimicki vorzufinden, irrt gewaltig. Denn wer genauer hinsieht und einen kleinen Fußmarsch nicht scheut, stößt hier auf einmalige Orte, die man nie wieder vergisst. Es heißt nicht umsonst: »Wer sich in Sylt verliebt, den lässt die Leidenschaft nie wieder los.« Vom Millionär und Gentleman-Playboy Gunter Sachs stammt folgendes Zitat zum anderen Gesicht der Insel: »Ich fühle mich in Kampen auf Sylt ein bisschen wie ein Affe im Zoo … aber mit lieben Besuchern.«
Klar, wer den Sound neuester Sportwagen, Champagner und teure Boutiquen zum Glücklichsein braucht, wird auf Sylt ebenfalls fündig. Jeder wie er mag … und ich glaube, das beschreibt die Mentalität der Menschen hier am besten.
Sylt in Zahlen:
Länge von Nord nach Süd: 38 Kilometer
Breite von West nach Ost: 12,6 Kilometer (an der schmalsten Stelle sind es weniger als 500 Meter)
Und weil eben keine Straße nach Sylt führt, erfolgt die Anreise nur per Autozug, Fähre oder Flugzeug. Wer sich auf den Weg macht, dem wünsche ich viel Spaß auf der Insel. Vielleicht laufen wir uns ja zufällig bei Gosch über den Weg und essen zusammen ein Fischbrötchen. Aber Vorsicht: Nicht nur ich, sondern auch die Möwen dort sind verdammt hungrig ;)
Inhalt
Sylt, Ostersamstag: Ein erstklassiges Surf-Event lockt tausende Erlebnishungrige an den Strand vor Westerland. Neben Wellenreiten ist auf der beliebten Ferieninsel Party angesagt. Die ausgelassene Stimmung der Nacht endet abrupt, als in den frühen Morgenstunden die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Die Identität der Toten und auch die des vermeintlichen Mörders sorgen bei Hannah und ihrem Team für einen regelrechten Schock – handelt es sich doch um Oles Ex und seinen besten Freund.
Ein neuer Fall, der alle Beteiligten vor ungeahnte Herausforderungen stellt …
"Turbulentes Sylt" ist Teil 7 der Reihe "Hannah Lambert ermittelt".
Jeder Fall ist in sich abgeschlossen. Es kann allerdings nicht schaden, auch die vorangegangenen Fälle zu kennen ;)
Bisher erschienen:
"Hannah Lambert ermittelt" ist mit weit über 600.000 verkauften Exemplaren eine der erfolgreichsten Krimi-Serien der letzten Jahre. Alle Teile sind als eBook und als Taschenbuch verfügbar. Band 1-6 sind bereits als Hörbuch erschienen, Teil 7 folgt in Kürze.
Weitere Informationen und Bücher findet ihr auf meiner Homepage:
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1
Westerländer Kurpromenade, kurz vor Mitternacht am Ostersamstag
»Mach doch mal lauter!«, kreischte Nina gegen die ohnehin viel zu laute Musik an. Sie lachte und ließ sich ausgelassen und juchzend nach hinten in den Sand plumpsen. Der Strand vor der Kurpromenade war selbst zu fortgeschrittener Stunde gut gefüllt. Kein Wunder: Schließlich traf sich hier zu Ostern die nationale und internationale Surfelite. Die Presse sprach von einer Generalprobe für die bevorstehende Weltmeisterschaft. »Jetzt mach schon lauter!«, wiederholte Nina ihre Aufforderung. »Bis Mitternacht dürfen wir noch!«
Diesen Hinweis fing der DJ, ein spindeldürrer Riese von höchstens zwanzig, auf und drehte am Lautstärkeregler. Shirin David und Kitty Kat schickten neben ihrem Gesang auch Bässe, die in den Eingeweiden dröhnten, über den kompletten Strand.
Nina, die reichlich Aperol Spritz und zwei bunte Pillen intus hatte, warf sich erneut lachend in den Sand und ruderte mit Armen und Beinen gleichzeitig. Das Ergebnis war ein mehr oder weniger gelungener Engel.
»Sag mal … hast du sie noch alle?« Plötzlich stand Karen über ihr. Eine von den Bräuten, die das Event organisiert hatten und andauernd einen auf hochwichtig machten. Diese Karen, der Nina schon seit dem ersten Tag ständig begegnet war, bestand auch darauf, dass man ihren Namen in der englischen Variante aussprach. Nina hatte rumgefragt und herausgefunden, dass die blöde Kuh mit Nachnamen Schmidt hieß, aus Störtewerkerkoog stammte und in Niebüll zur Schule gegangen war. Das einzig Amerikanische an ihr war wohl die Zahnklammer, deren Anblick sie jedem breit grinsend aufzwang.
Nina hatte sich aufgerappelt und schaute mühsam auf. Ihr Nacken tat weh, in ihrem Kopf drehte sich alles. »Was ist denn?«, fragte sie genervt.
Karen zeigte hoch zur Promenade. Auf der Mauer saßen – dicht an dicht und wie Hühner auf der Stange – junge Leute, die ebenso ausgelassen feierten und sich im Rhythmus der Musik bewegten. »Dein Freund kotzt die ganze Zeit und schreit nach seiner Mama. Vielleicht kümmerst du dich zur Abwechslung mal um ihn!«
Schon die Art, wie Karen das Wort kümmerst betonte, löste bei Nina etwas aus. In erster Linie das Bedürfnis, der überkandidelten Kuh die Augen auszukratzen. Aber zu solch einer Attacke wäre sie derzeit vermutlich nicht imstande. Aktuell checkte Nina, ob sie überhaupt aufstehen konnte.
Die Geschichte mit dem Augen auskratzen erübrigte sich wie von selbst, denn Karen hatte sich umgedreht und kopfschüttelnd durch den Sand davongemacht. Jedoch nicht, ohne vorher ein aufgesetztes Lächeln und den Anblick ihrer Zahnklammer zu präsentieren.
Inzwischen waren Shirin David und Kitty Kat fertig. Der DJ hatte wohl technische Probleme, denn von nun an war nur noch das Gegröle der Leute rundherum zu hören. Einige beschwerten sich bereits lauthals über die Unterbrechung. Oben auf der Promenade johlten ein paar betrunkene Kerle ein Lied, das entfernt an einen alten Hit von Take That aus den Neunzigern erinnerte.
Nina schaffte es nach einem Kraftakt in den Vierfüßlerstand. Unter ihrer linken Hand spürte sie etwas Hartes, Scharfkantiges, das sich als Kronkorken entpuppte, den jemand achtlos in den Sand geworfen hatte. Als sie ihre rechte Hand hob, war die feucht und fühlte sich klebrig an. Sie wollte sich nicht mal ausmalen, worum es sich handelte. Also raffte sie sich auf und stand etwa eine halbe Minute später auf wackeligen Beinen neben dem DJ-Pult. Der dürre Riese fluchte weiterhin über die außerplanmäßige Unterbrechung. Mittlerweile schien er die Ursache seiner Probleme allerdings gefunden zu haben und servierte sie ausgerechnet Nina, obwohl die unverändert mehr als genug mit sich selbst und der Schwerkraft zu kämpfen hatte.
»Die haben uns den Strom abgestellt. Vor Mitternacht … diese Scheißkerle!«
Ninas Verstand befasste sich kurzzeitig mit dieser Information und ignorierte sie daraufhin einfach. Für sie war die Party ohnehin vorüber. Ihr Freund Stefan – oder Stevie, wie ihn alle in der Surfer-Szene nannten – konnte seit jeher keinen Alkohol ab. Und wenn dann auch noch andere Muntermacher hinzukamen, war es um Stefan, ebenso Stevie geschehen. Dass der am nächsten Nachmittag auf dem Surfbrett stehen und seinen ersten Platz aus der Qualifikation verteidigen musste, machte die Sache um einiges brisanter.
Weil es wohl höchste Zeit wurde, ihren Freund zur Vernunft zu bringen, setzte sich Nina wie durch ein Wunder in Bewegung, jedoch ziemlich ungelenk. Im tiefen Sand machte sie vorsichtig einen Schritt vor den anderen und schaffte es auf diese Weise tatsächlich unfallfrei bis hoch zum Aufgang der Promenade. Als sie dort das Holzgeländer der Treppe mit beiden Händen umklammerte und schleppend die ersten Stufen erklomm, machte sich Zufriedenheit in ihr breit. Auch in ihrem Kopf wurde es zunehmend klarer. Dennoch ließ sie sich auf einer der Stufen nieder. Von da an sorgte jeder, der nach oben oder unten an ihr vorbeistürmte, für einen kleinen Sandsturm. Das Meiste davon landete in Ninas Haaren, aber das störte sie nicht einmal.
Im Sommer vor knapp zwei Jahren hatte sie ganz in der Nähe ihren Stevie kennen gelernt. An einem Crêpes-Stand, wo sie damals an den Wochenenden aushalf. Er wollte einen Crêpe mit extra viel Apfelmus und Zimtzucker, und sie hatte ihm augenzwinkernd ein zweites Gratis-Exemplar auf den Pappteller gelegt.
Der braun gebrannte Sonnyboy, den nichts und niemand erschüttern konnte, hatte es ihr sofort angetan. Und weil sich dieser Ausnahme-Surfer bereits einiger Sponsoren erfreuen durfte, waren Nina und ihr Stevie in den anderthalb Jahren darauf auf deren Kosten kreuz und quer durch die Welt geflogen. Einer der großen Vorteile am professionellen Surfen: Die Events finden nur dort statt, wo es richtig schön ist. So hatten sie gemeinsam die Atlantikküste vor Portugal, jede der Kanarischen Inseln und selbst Hawaii erkundet. Unterm Strich ein nicht enden wollender Urlaub.
Doch diese Welt aus exzessiven Partys, guter Laune und Ungezwungenheit offenbarte seit Kurzem auch ihre dunklen Seiten. Nina fand allerdings keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn über ihr auf der Treppe erklang schon wieder Karens Stimme.
»Vielleicht kommst du langsam mal und kümmerst dich um deinen … Hengst!« Ein hässliches Grinsen garnierte diese Aufforderung. Es ging höhnisch weiter: »Wird höchste Zeit, würde ich sagen.«
Inzwischen hatte Nina wahrscheinlich genug Kraft gesammelt, um der Sirene die Augen auszukratzen, verzichtete jedoch darauf. Stattdessen stemmte sie sich schwerfällig hoch und schob sich an Karen, ohne sie eines Blickes zu würdigen, vorbei. Oben auf der Promenade bettelten Ninas Muskeln jetzt schon verzweifelt um eine Pause. Sie blieb stehen und sah sich um. In zwanzig, höchstens dreißig Metern Entfernung hatte sich eine Menschentraube gebildet. Die Meute schien jemanden anzufeuern, es wurde gegrölt und geklatscht. In einem Rhythmus, der Nina seltsam vorkam, denn der hatte irgendwie nichts mit Musik zu tun.
Meter für Meter bahnte sie sich ihren Weg durch das Gedränge und schaffte es sogar, den äußeren Ring der Traube zu durchbrechen. Das genügte auch, denn als zwei junge Frauen vor ihr schon Platz machen wollten, blieb Nina wie angewurzelt stehen. Nicht weit von ihr entfernt – beinahe zum Anfassen nah – befanden sich zwei Menschen mitten im Liebesspiel. Wobei hier von Liebe vermutlich nicht die Rede sein konnte. Vielmehr war ein sportlicher, muskulöser Typ, dessen Jeans und Unterhosen bis zu den Knöcheln hinuntergerutscht waren, intensiv damit beschäftigt, eine Frau von hinten zu beglücken. Die hielt sich am Geländer der Promenade fest und stöhnte, während sie den einzigartigen Ausblick über Strand und dunkle Nordsee zu genießen schien.
Noch setzte sich Ninas Verstand mit der für sie absurden Szenerie auseinander. In ihrem Hinterkopf wollte ihr eine Stimme weismachen, dass es sich bei dem Typen nicht um ihren Stefan handelte – auch nicht um Stevie. Diese Stimme verstummte abrupt, als sich der blondgelockte Hengst zur Seite drehte und Nina ihm direkt ins Gesicht sehen konnte.
Ihre Blicke trafen sich bestenfalls für den Bruchteil einer Sekunde.
Das reichte völlig.
In Stefans Fall dafür, dass er plötzlich innehielt, was gleich einige Beschwerden nach sich zog. Auch das rhythmische Klatschen verstummte nach und nach.
Nina fühlte sich indes, als hätte ihr jemand einen glühenden Dorn mitten in die Brust gerammt. Sie wirbelte herum und taumelte ziellos nach vorne. Beinahe wäre sie hingefallen, doch zwei kräftige Hände verhinderten im letzten Augenblick das Schlimmste. Sie schaute hoch, ihrem Retter in die Augen. Der dunkelhaarige Schönling, mit Zähnen, die er sich vermutlich aus einem Werbespot für Zahnpasta geliehen hatte, grinste breit. Er sah aus, als wolle er am liebsten die Gelegenheit nutzen, um einem anderen Paar in Sachen Liebesspiel Konkurrenz zu machen.
Nina hingegen wollte nur noch eins: weg! Einfach nur weg. Und zwar so weit wie möglich …
2
Sonntagmorgen
»Wer – mal abgesehen von dir – fliegt eigentlich am Ostersonntag in den Urlaub?«, beschwerte sich Sven-Ole Friedrichsen. Scheinbar auch eine Menge anderer Leute, denn er musste den Trolley seiner Chefin im Zickzackkurs durch den Terminal des Hamburger Flughafens bugsieren.
»Du wolltest doch Frank und mich unbedingt herfahren«, stellte Hannah unmissverständlich klar. Zu diesem Zweck war sie sogar stehen geblieben und starrte Ole kopfschüttelnd an. »Ich hätte auch den Zug genommen oder mein Auto hier in einem der Parkhäuser gelassen.«
»Wusste gar nicht, dass du im Lotto gewonnen hast«, lästerte Ole. »Eine Woche fürs Ticket löhnen? Da kannst du mir ja nicht mal was von Lanzarote mitbringen.«
»Hatte ich sowieso nicht vor«, erwiderte Hannah grinsend. Sie sah sich suchend um. »Ich dachte, Frank wollte sich nur schnell ’ne Zeitung für den Flug holen. Wo bleibt er denn bloß?«
Ole folgte dem Blick seiner Chefin. »Wahrscheinlich hat er jetzt schon die Nase voll und sitzt im Taxi zurück nach Hause. Ich könnt’s verstehen.«
»Wieso sollte er?«, fragte Hannah erstaunt.
»Vielleicht, weil du auf der Fahrt hierher sämtliche Regeln für euren Urlaub festgelegt hast.« Ole musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. »Nicht zu viel Sonne, damit du nicht verbrennst, nicht so viel im Pool baden, weil du kein Chlor verträgst und erst recht nicht zu viel Essen, damit du ni…«
Hannah fuhr rigoros dazwischen. »Ich glaube, Frank kann ganz gut mit meinen Marotten umgehen. Außerdem – wolltest du uns nicht nur absetzen und dich dann so schnell wie möglich wieder auf den Rückweg machen? Ich dachte, dein Freund Stevie surft heute um irgendeinen Titel.«
»Wollen wir’s hoffen«, knurrte Ole. Weitere Erklärungen erübrigten sich, denn Frank Förster – seines Zeichens Sylter Bürgermeister und seit ein paar Monaten Hannahs fester Freund – war im Anmarsch. Dieser gemeinsame Urlaub sollte so etwas wie eine Bewährungsprobe werden. Eine ganze Woche dicht an dicht, ohne Rückzugsort. Diese Generalprobe war laut Hannah Voraussetzung, um in Sachen Partnerschaft über weitere Schritte nachzudenken.
»Wann warst du eigentlich das letzte Mal im Urlaub?«, fragte Ole, während er auf den Check-in-Schalter zusteuerte, über dem Lanzarote/Arrecife leuchtete.
Hannah hielt sich an Frank Försters Schulter fest und sprach leise, aber laut genug, damit Ole sie ebenfalls hörte. »Hast du schon ’ne Idee, wie wir die Nervensäge loswerden? Wahrscheinlich hat er auch ’nen Flug gebucht und schläft im Zimmer neben uns. Nur zur Sicherheit.«
Ole blieb am Ende der Schlange stehen, richtete Hannahs Trolley aus und schaute mit verträumtem Blick hoch zur Decke des Terminals. Gerade so, als würde dort in schwindelerregender Höhe die Offenbarung warten. »Die nächsten sieben Tage werden mir bestimmt wie das Paradies vorkommen«, schwärmte er künstlich. »Kein ständiges Gemecker, keine komischen Ideen oder Aufträge – herrlich!«
Frank Förster boxte Ole im Spaß gegen die Brust. Die beiden waren längst per Du und sich häufig einig, wenn es um einen Witz auf Hannahs Kosten ging. Der Sylter Bürgermeister präsentierte schelmisch einen Vorschlag: »Ist alles eine Preisfrage. Wenn ich deine Chefin auf Lanzarote zurücklassen soll, musst du nur sagen, was dir das wert ist.«
»Seine Chefin macht sich gleich freiwillig auf den Heimweg und ihr zwei könnt euch amüsieren!«, giftete Hannah die beiden Männer an. Doch dann konnte sie sich ein Lachen nicht verkneifen. Sie zeigte auf die Schlange vor dem Check-in-Schalter. Die nächste halbe Stunde würde aus Warten, Herumstehen und zentimeterweisem Nachvorneschieben bestehen. »Vielleicht sorgt einer von euch Maulhelden mal für Kaffee? Ich bin todmüde, weil ich kaum geschlafen habe.«
»Sag schon: Wie lange warst du nicht mehr im Urlaub?«, bohrte Ole, nachdem Frank Förster entschwunden war.
Hannahs Gesicht machte klar, dass sie ernsthaft über die Frage nachdenken musste. »Die letzten Male bin ich geflogen, weil ich hinter meinem Ex-Mann her war. Keine Ahnung … richtig Urlaub hab ich seit mindestens zwanzig Jahren nicht mehr gemacht.«
»Dann wird’s aber höchste Zeit!« Ole schob zuerst Hannahs und dann Franks Trolley mit dem Fuß ein Stück nach vorne. Die gesamte Schlange hatte sich kurz zuvor einige Zentimeter bewegt, jetzt stand wieder alles. Direkt vor dem Schalter hatte jemand offensichtlich nicht die erforderlichen Papiere parat, denn es wurde schon seit einer ganzen Weile gestritten. Als Ergebnis schnappte sich ein untersetzter Endsechziger mit verärgerter Miene seinen Koffer, zog ihn beiseite und winkte seine Frau wütend hinter sich her. Ein paar Meter abseits diskutierten die beiden lautstark über die Versäumnisse des jeweils anderen.
»Stell dir mal vor, der Urlaub fängt so an«, flüsterte Ole kopfschüttelnd. »Da bleib ich lieber zu Hause und genieß hier das schöne Wetter.«
»Was ist mit deinem Freund, der zum Surfen auf Sylt ist?«
Ole atmete hörbar. »Glaub mir, das willst du nicht wissen. Ich hab heute Morgen beim ersten Kaffee zahlreiche Videos gesehen, die gerade viral durchs Netz gehen. Wenn Stevie nicht aufpasst, ist es mit seiner Karriere ganz schnell vorbei.«
»Apropos: Falls in den sieben Tagen irgendwas ist, rufst du mich sofort an! Verstanden?«
»Was sollte denn sein?«, hakte Ole scheinheilig nach. »Wir haben seit Monaten keinen neuen Fall. Wieso sollte ausgerechnet je…?«
»Du rufst an!«
»Und was dann? Setzt du dich gleich ins Flugzeug, weil Ralf und ich allein nichts auf die Reihe kriegen? Schönen Dank für dein Vertrauen. Wenn du so weitermachst, versuche ich Frank zu überreden, dass er dich wirklich auf Lanzarote zurücklässt.«
»Ich will einfach nur Bescheid wissen und euch im Falle eines Falles …« Hannah überlegte. Ihr war anzusehen, dass sie ihre nächsten Worte mit Bedacht wählte. »… vielleicht ein paar Ratschläge geben. Euch zur Seite stehen – aber natürlich nur, wenn ihr Hilfe braucht«, wiegelte sie vorsichtshalber ab.
»Streitet ihr euch schon wieder?«, fragte Frank Förster, der plötzlich neben den beiden auftauchte. Er hielt eine Pappe in der Hand, in der drei Becher steckten. »Links ist Ole, in der Mitte bin ich und rechts ist der für die Chefin.«
Hannah sah ihren Freund vorwurfsvoll an. »Du sollst mich doch nicht Chefin nennen, wenn Ole dabei ist!«
Der schnappte sich lachend seinen Becher. »Ich hoffe, ihr zwei seid nicht böse, wenn ich mich vom Acker mache. Bis ich aus Hamburg raus und in die richtige Richtung unterwegs bin, dauert es bestimmt einige Zeit. Ich muss Stevie anfeuern, wenn er vor Westerland über die Wellen reitet.«
Die beiden Männer schüttelten Hände. Auch Hannahs Rechte fuhr bereits nach vorne, aber die ignorierte Ole und umarmte seine Chefin zum Abschied. »Vergiss einfach mal die Arbeit, pass auf dich auf und genieß die freien Tage!«
»Du auch.« Hannah schaute stur zu Boden. Erst als Ole ein paar Schritte entfernt war, hob sie den Kopf.
»Heulst du etwa?«, fragte ihr Freund, der sich hörbar zusammenreißen musste, um nicht laut loszuprusten.
»Wieso sollte ich denn heulen? Weil ich es mal ’ne Woche ohne Ole und Ralf aushalten muss?«
»Keine Ahnung … nur so.« Die Schlange vor dem Check-in-Schalter geriet wieder in Bewegung. Frank Förster kam mit den zwei Trolleys kaum hinterher. Als alles ebenso abrupt stehen blieb, sah er Hannah skeptisch an. »Ich hoffe, du hältst so viele Tage ohne Mord und Totschlag durch. Nicht, dass ich deinen Frust über mich ergehen lassen muss.«
Hannah stellte sich auf Zehenspitzen, klammerte sich im Nacken ihres Freundes fest und zog ihn zu sich herunter. Bevor sie ihm einen Kuss aufdrückte, hatte sie eine Ermahnung parat: »Und ich hoffe, du erinnerst mich nicht ständig an die blöde Arbeit. Konzentrier dich gefälligst aufs Urlaubmachen! Ich für meinen Teil hab nämlich nichts anderes vor.«
3
Ole hatte das Parkhaus am Hamburger Flughafen kaum verlassen und sich nach kurzer Fahrt in Richtung Norderstedt eingefädelt, da klingelte sein Handy über die Freisprecheinrichtung. Im Display blinkte Ralf, der aufgeregt mit einer Frage begann, als die Verbindung hergestellt war: »Ist die Chefin noch bei dir?«
»Ich hoffe, sie ist jede Sekunde auf dem Weg in die Sonne. Was gibts denn?«, fragte Ole ganz unbekümmert. »Hast du an einem Sonntag Langeweile oder jetzt schon Sehnsucht nach Hannah? Und was sind das für Geräusche im Hintergrund? Sag nicht, du bist unterwegs auf die Insel und suchst dir endlich ’ne neue Freundin!«
Ralf klang keineswegs nach Freizeitaktivitäten. »Ich stehe wirklich auf dem Autozug und komme jeden Moment in Westerland an. Die Kollegen dort wurden zu einem der Surfer-Bullis gerufen, in dem sie auf eine Leiche gestoßen sind … ’ne junge Frau.«
»Das kann nicht sein!«, platzte es spontan aus Ole heraus. Sein Frohsinn hatte sich verflüchtigt. In seinen Eingeweiden machte sich ein mulmiges Gefühl immer breiter. »Hast du ’ne Ahnung, wem der Bulli gehört und wer die Frau ist?«
»Deshalb rufe ich zuerst dich an. Zugelassen ist er auf deinen Kumpel, Stefan Ulbricht. Bei der Toten handelt es sich wohl um seine Freundin, Nina Deubner ... das haben mehrere junge Leute vor Ort bestätigt.«
Ole hingegen hatte es komplett die Sprache verschlagen.
»Bist du noch dran?«, fragte Ralf.
»Natürlich bin ich noch dran! Pass auf: Du unternimmst nichts, bevor ich da bin! Und falls sich Hannah bei dir meldet, stellst du dich dumm.«
»Ich geh einfach nicht ran«, erklärte Ralf nach kurzem Zögern. »Du weißt doch, was für ’n schlechter Lügner ich bin.«
»Sorg dafür, dass Stefan nichts passiert! Du musst …«
»Ist schon klar. Machst du dich auf den Weg hierher?«
»Bin unterwegs, wird aber ein bisschen dauern.«
***
Das Gespräch mit Ole war gerade erst beendet, da erreichte der Autozug Westerland. Sylt war zu Ostern von Touristen überlaufen, deshalb dauerte es über eine Viertelstunde, bis Ralf endlich vom Zug rollen und sich zur Kurpromenade aufmachen konnte.
Extra für das Surf-Event hatte man den Parkplatz an der Westerstraße für den allgemeinen Publikumsverkehr gesperrt und für Wohnmobile und Bullis der Surfer-Gemeinde reserviert. In der Tat reihte sich dort ein bunt bemaltes oder beklebtes Vehikel ans andere. Zur Promenade hin waren etliche Stände aufgebaut. Mittendrin ragten vormittags bei sonnigen 15 Grad die Fahnen der Sponsoren in den Himmel und flatterten im Wind.
Notgedrungen musste Ralf seinen Wagen in einiger Entfernung parken und machte sich zu Fuß auf den Weg. Vor einem der Bullis hatte sich eine Menschentraube gebildet, die von zwei Uniformierten einigermaßen in Schach gehalten wurde. Rechts davon stand Martin Clausen, die Sylter Ein-Mann-Kripo. Der Kollege war auf der Insel in erster Linie für Einbruch und sonstige minderschwere Delikte zuständig. Ermittlungen in Sachen Mord waren nicht seine Aufgabe – und erst recht nicht sein Hobby.
»Heute ganz allein unterwegs? Wo sind denn Hannah und Ole?«, fragte er Ralf zur Begrüßung. Zwischen den Worten schwang ein gewisses Maß an Enttäuschung mit.
Das Ralf nicht überhört hatte, deshalb klang er viel zu giftig. »Frau Lambert ist unterwegs in den Urlaub und Herr Friedrichsen braucht sicher noch ein wenig. Er ist eben erst in Hamburg losgefahren.«
Clausen nickte ansatzweise und zeigte zum Bulli, vor dessen geschlossener Seitentür sich ein weiterer Uniformierter postiert hatte. »Spurensicherung und Rechtsmedizin hab ich schon angefordert. Außerdem hab ich mindestens hundert Namen und Telefonnummern von jungen Leuten notiert, die vielleicht was gesehen haben.«
»Irgendwas Ernstzunehmendes?«
Clausen schüttelte den Kopf. »Wollen Sie sich ein Bild von der Leiche und dem Fundort machen?«
Ralf, wesentlich jünger als Martin Clausen, empfand es als komisch, dass ausgerechnet der ihn siezte. Hannah und Ole waren natürlich per Du mit dem Sylter Kollegen. Aber wenn überhaupt, dann war es am Älteren, das Du ins Spiel zu bringen.
Um Professionalität zu demonstrieren, versuchte es Ralf mit einer Frage: »Wer hat die Leiche gefunden?«
»Oles Kumpel höchstpersönlich … dieser Stefan Ulbricht.«
»Wo ist er jetzt?«
Clausen drehte sich um und deutete auf einen Kombi, in dessen offener Heckklappe zwei Männer saßen. »Der rechte von den beiden … ist völlig fertig.«
»Ich schau mir zuerst die Leiche an«, beschloss Ralf schweratmend. Zeitgleich machte er den ersten Schritt nach vorne und steuerte auf den entsprechenden Bulli zu, vor dem zwei Uniformierte Wache schoben. Die traten erst beiseite, als Clausen per Handzeichen sein Okay gab.
Ralf packte den Griff der Schiebetür und ließ sie gerade so weit auffahren, bis er seinen Kopf ins Innere des Gefährts stecken konnte. Ein entsetzlicher Gestank schlug ihm entgegen.
»Die Standheizung läuft ununterbrochen und lässt sich nicht abschalten«, erklärte Clausen, der plötzlich hinter Ralf auftauchte. »Ich hab auch einen von ’ner Werkstatt angefordert. Hoffe, der lässt sich bald mal blicken.«
Ralf zog den Kopf zurück, drehte sich kurz zur Seite und füllte seine Lungen mit halbwegs frischer Luft. Dann beugte er sich wieder in den Aufbau, der im Wesentlichen aus einem riesigen Schlaflager mit Matratzen und Decken bestand. Darauf lag – nackt und in voller Länge ausgestreckt – eine tote junge Frau. Der hatte jemand den Schädel eingeschlagen. Aber nicht nur einmal, wie die Spuren rundherum und das viele Blut auf dem Bettzeug verrieten. Direkt neben der Toten lag die vermeintliche Tatwaffe.
»Das ist so ’n Ding, mit dem man sich selbst filmen kann«, murmelte Clausen, der noch dichter an Ralf herangerückt war und durch einen Spalt an ihm vorbeischauen konnte. »Ich weiß nicht mal, wie man sowas nennt.«
Ralf wusste zwar, worum es sich handelte, konnte dem Teil aber ebenso wenig einen Namen geben. Außerdem hatte er vorerst genug gesehen und wollte endlich wieder frische Luft atmen. Wie peinlich wäre es denn, wenn er sich hier, vor den Augen Hunderter, spontan übergeben müsste?
»Gehts wieder einigermaßen?«, fragte Clausen ein Stück abseits.
Ralf fand keine Zeit mehr für eine Antwort, denn nur ein paar Meter entfernt spielten sich vor einem Kombi dramatische Szenen ab. Ein junger Mann – von der Statur her Handwerker, Profiboxer oder beides – war im Begriff, auf Stefan Ulbricht loszugehen. Begleitet von lauten Schreien und Flüchen.
»Ich mach dich fertig, du Sau! Was hast du mit meiner Schwester gemacht?« Schon flogen Fäuste. Bevor jemand hätte eingreifen können, landeten die mehrfach in Ulbrichts Gesicht. Der war längst zu Boden gegangen und krümmte sich dort.
»Aufhören!«, brüllte Ralf. Er sprang blitzschnell hinter den Störenfried, packte einen der kräftigen Arme und verdrehte ihn in Polizeimanier auf den Rücken.
Weil sich hier die Neuauflage des Kampfes David gegen Goliath anbahnte, eilte Martin Clausen zu Hilfe. Er schnappte sich den anderen Arm und entschied den Kampf somit vorzeitig zugunsten der Staatsmacht. Ein technischer K.o. in der zweiten Runde.
Derweil half einer der Uniformierten Stefan Ulbricht auf die Beine. Dessen Nase und Unterlippe bluteten heftig. Ein Umstand, der den jungen Mann nicht sonderlich zu interessieren schien. Vielmehr starrte er zu seinem eigenen Bulli hinüber. Konnte es scheinbar gar nicht fassen, was darin passiert war.
»Sie beide sind vorläufig festgenommen«, beschloss Martin Clausen kurzerhand und schuf somit Fakten.
Ralf wollte protestieren, schließlich erinnerte er sich an Oles Worte. Doch hier und jetzt mussten eben andere die Entscheidungen treffen. Notgedrungen.
Clausen, der immer noch auf dem Angreifer kniete, stieß Ralf von der Seite an. »Gib mir mal deine Handschellen!«
Die erste Reaktion war Erstaunen, darüber hinaus machte Ralf keine Anstalten. »Gib schon her, bevor mich der Kerl abwirft!«
Als sich wenig später zwei Uniformierte mit jeweils einem der jungen Männer in Richtung Streifenwagen aufmachten, stieß Clausen Ralf erneut an und streckte ihm seine Rechte entgegen. »Übrigens, ich bin ab sofort Martin.«
»Und ich bin …«
»Ist klar! Ich hoffe nur, du lässt dir schnell was einfallen, um Ole zu beruhigen. Der ist bestimmt nicht happy, wenn er seinen Kumpel hinter Gittern sieht.«
Ralf drehte sich einmal im Kreis. In der Zwischenzeit hatten sich weitere Schaulustige versammelt. Hinter der Surfergemeinde standen reihenweise ganze Familien, die ihre Hälse neugierig reckten. »Ich glaube, wir sollten Verstärkung rufen, die hier aufräumt und für Sicherheit sorgt.«
»Das denke ich auch!«
»Und wir fangen besser an, eventuelle Zeugen zu befragen«, dachte Ralf laut nach, während er sich nochmals im Kreis drehte. »Wenn wir länger warten, dürfen wir uns anschließend nur dummes Zeug oder Märchen anhören.«
Clausen folgte Ralfs Blick. Er legte seinem jungen Kollegen eine Hand auf die Schulter. »Willst du Hannah was davon erzählen?«
»Bestimmt nicht, solange es sich vermeiden lässt.«
»Dann wollen wir mal hoffen!«
4
»Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?«, schimpfte Ole einige Stunden später. Er war ohnehin genervt. Bei der Autoverladung in Niebüll hatte er Ewigkeiten warten müssen, weil gar nichts mehr ging. Irgendeine Weiche klemmte wohl und sorgte für zahlreiche Zugausfälle. Es war also bereits Nachmittag, als er im Westerländer Revier über Martin Clausen und insbesondere seinen Kollegen Ralf herzog. Letzterer musste die nächste Breitseite wegstecken: »Ich hab doch gesagt, du sollst dich um Stevie kümmern! Kannst du mir mal verraten, wieso er trotzdem in ’ner Arrestzelle hockt?«
»Jetzt mach mal halblang!«, feuerte Martin Clausen zurück, bevor Ralf das Wort ergreifen konnte. »Wir haben deinen Freund zu seinem eigenen Schutz festgenommen. Außerdem sitzt er nicht in einer Zelle, sondern im Krankenzimmer. Der Arzt hat sich bis eben um ihn gekümmert und ist gerade erst weg.«
»›Arzt‹?«, fragte Ole hörbar verwirrt.
Danach war die Geschichte vom Angriff auf Stefan Ulbricht schnell erzählt. Ralf hatte angefangen, das Ende lieferte Clausen: »Hätten wir nicht eingegriffen, könntest du deinen tollen Freund Stevie wahrscheinlich auf dem Friedhof besuchen. Also halt mal den Ball flach, Kollege!«
Ole ließ sich vor Clausens Schreibtisch nieder und rieb sich die Schläfen. Deutlich erkennbar, dass er Kopfschmerzen hatte. Sein Kommentar klang nach zusätzlichen Qualen: »Wenn Hannah wieder da ist, beantragen wir einen Hubschrauber. Ich hab’s satt, stundenlang in Niebüll auf irgendwelche Züge zu warten, die am Ende sowieso nicht fahren.«
»Dein Freund würde gerne mit dir reden«, murmelte Ralf und zeigte zur Wand in Richtung Krankenzimmer. »Ich war vorhin bei ihm; er ist immer noch völlig fertig.«
Ole erhob sich nickend und hatte die Tür beinahe erreicht, da blieb er stehen und drehte sich um. »Hannah ist eben auf Lanzarote gelandet. Wir können nur hoffen, dass sie sich an ihr Versprechen hält und das Handy nur einmal täglich beim Frühstück anmacht, um das Wetter zu checken.«
»Dann wäre es nicht unsere Hannah«, kam Clausen als Erster zu einem ernüchternden Fazit.
Ralf beschränkte sich auf ein ernstes Gesicht und nickte kurz, um Ole vorerst zu verabschieden.
Der klopfte nicht mal eine Minute später an die Tür zum Krankenzimmer und öffnete sie vorsichtig. Sein Freund Stevie saß wie ein Häufchen Elend auf der Behandlungsliege und schaute nicht mal auf. Erst als Ole leise Hallo sagte, hob er langsam den Kopf.
Sein Mund öffnete sich, dabei zitterten seine Lippen. »Sie ist tot. Nina ist tot … sie ist …«
»Jetzt beruhig dich erst mal«, unterbrach Ole so gefühlvoll wie möglich. »Hast du ’ne Ahnung, was passiert ist?«
Diese Frage hatte nur ein langes Kopfschütteln zur Folge.
Ole schnappte sich den Stuhl neben der Liege, legte seinem Freund eine Hand aufs Knie und begann mit seiner eigenen Geschichte: »Ich bin gestern Abend gegen zehn abgehauen, weil ich heute Morgen früh rausmusste. Ich erinnere nur, dass alle ziemlich stoned waren. Von Nina hab ich mich noch verabschiedet. Die saß am Strand, beim DJ … dich konnte ich aber nirgendwo finden.«
Stevie wich Oles Blick mehr oder weniger geschickt aus. Immerhin hatte er seine Sprache wiedergefunden. »Hast du die Videos im Netz gesehen?«
Ole holte tief Luft. »Kommt drauf an, welche du meinst. Falls das eine nicht schleunigst wieder verschwindet, wirst du dich dafür wahrscheinlich verantworten müssen. Nicht mal ich kann dich davor bewahren.« Ole dachte kurz nach und fuhr dann entgeistert fort: »Hast du komplett den Verstand verloren? Ist dir klar, dass solche Eskapaden nicht gerade hilfreich sind, wenn man als Sportler in der Öffentlichkeit steht und Karriere machen will?«
»Ich weiß nicht mal, wer die Alte war«, flüsterte Stevie.
»So alt sah sie gar nicht aus. Und auf mich machte es den Anschein, als hättet ihr beide euren Spaß. Hat Nina was mitgekriegt?«
»Sie war auch da«, kam es nach längerem Schweigen zurück. Falls das überhaupt möglich war, sank Oles Freund auf der Liege noch weiter in sich zusammen. »Ich bin mir sicher, dass sie mich gesehen hat und deshalb weg ist.«
»Weg und zu eurem Bulli?«
»Woher soll ich das denn wissen?«
»Dann eben anders …« Mittlerweile klang Ole mehr wie ein Polizist als wie ein Freund. »… als du mit dem Nümmerchen auf der Kurpromenade fertig warst, was war dann?«
Stevies Gesicht verzog sich angestrengt, das Ergebnis war dennoch ernüchternd: »Blackout, sorry. Ich war völlig hacke und hab ständig gekotzt.«
»Also weißt du nicht, wo du danach warst? Oder ob du Nina noch mal gesehen hast und …?«
»Ich weiß überhaupt nichts mehr!«, brüllte Stevie hemmungslos. Dafür hatte er sich zum ersten Mal aufgerichtet, saß stocksteif auf der Liege. »Ich hab einen kompletten Filmriss und bin heute Morgen in einem Bulli aufgewacht, den ich gar nicht kannte.«
Ole zückte sein Notizbuch. Er schlug es auf und schaute hoch. »War ansonsten jemand da?«
»Nö.«
»Kennzeichen?«
»Was soll der Scheiß, Alter?« Stevie sah ehrlich empört aus. »Lässt du jetzt den Bullen raushängen oder was?«
Nun war es an Ole, sich gerade und eine klare Ansage zu machen. »Pass mal auf, Stevie: Noch sitze ich als dein Freund hier. Aber wenn weiter oben bekannt wird, dass wir uns kennen, wäre es möglich, dass man mich von dem Fall abzieht. Wegen Befangenheit.«
»Und was wird dann?«
Darüber musste Ole ernsthaft nachdenken. »Frag mich lieber nicht! Meine Chefin ist im Urlaub und mein anderer Kollege ist viel zu jung, um die Ermittlungen zu leiten. Wahrscheinlich schicken die jemanden aus Kiel.«
»Und du meinst, der ist nicht so nett wie du?«
»Ganz bestimmt nicht!«
Eine Weile herrschte Schweigen. Plötzlich hatte Stevie eine weitere Frage: »Was passiert jetzt mit Nina?«
»Soweit ich weiß, ist sie bereits auf dem Weg in die Kieler Rechtsmedizin.« Ole ließ sich mit seinen nächsten Worten viel Zeit. »Dort wird man die Todesursache zweifelsfrei feststellen und verschiedenste Proben nehmen. Weißt du zufällig, was sie gestern Abend alles eingeworfen hat? Für meinen Geschmack war sie ziemlich high.«
»Sie hat ordentlich gebechert, weil wir mal wieder Streit hatten. Ob sie auch Tabletten genommen hat, weiß ich nicht.«
»Was ist denn mit dir?«
Stevie zuckte mit den Schultern.
Doch diese Gleichgültigkeit kam bei Ole gar nicht gut an. »Hat dir der Arzt Blut abgenommen?«
»Blut und Urin.«
Ole wartete einen Moment, aber es ging nicht weiter. Er hatte seine Stimme kaum mehr im Griff. »Wenn ich daran denke, was du da gestern auf der Promenade abgezogen hast – das bringt keiner fertig, der halbwegs bei Sinnen ist.«
»Als die erste nicht gleich wirken wollte, hab ich noch ’ne zweite von den bunten Pillen eingeworfen«, gab Stevie nach weiterem Zaudern zu. »Ich glaube, die hat mir den Rest gegeben.«
»Und ich glaube, du solltest so schnell wie möglich deine Eltern anrufen. Wenn du mich fragst, brauchst du dringend einen guten Anwalt.«
»›Einen Anwalt?‹«, wiederholte Stevie und schüttelte ungläubig den Kopf. »Soll das heißen, du denkst, ich hab Nina umgebr…«
»Nicht ich! Aber es werden garantiert andere kommen, die das tun.«
5
»Wie kommt ihr dazu, Stevie Blut und Urin abnehmen zu lassen?«, echauffierte sich Ole ein paar Minuten später in Clausens Büro. »Ich habe darum gebeten, dass ihr auf ihn aufpasst und nicht gleich zum Täter abstempelt!«
Martin Clausen hatte sofort die passende Antwort auf Lager und die klang keineswegs nach einem Rückzieher. »Stell dir mal vor, wir hätten es gelassen! Und dann kommt heraus, dass ihr zwei ganz dicke seid! Was dann?«
Ole winkte ab und verrollte die Augen, was aber mehr mit der Gesamtsituation als mit seinen Kollegen zu tun hatte. Er fiel auf den Stuhl vor Clausens Schreibtisch und schickte einen fragenden Blick in die Runde.
Den fing Ralf auf, allerdings nicht wie gewünscht. »Wir haben ein weiteres Problem.« Anstelle einer Erklärung wischte er auf seinem Handy herum. Als die gesuchten Bilder zu sehen waren, hielt er es Ole entgegen.
Dessen erste Reaktion war ebenso kurz wie eindrucksvoll: »Scheiße!«
»Das kannst du laut sagen«, steuerte Clausen bei. »Inzwischen kursieren etliche Fotos von dir, deinem Freund Stefan – oder von mir aus auch Stevie – und seiner toten Freundin im Netz. Ich wette, es dauert nicht lange, bis sich einer von den hohen Herren aus Kiel meldet und wissen will, was das zu bedeuten hat.«
Ole zeigte auf den Kalender, der hinter Clausen an der Wand hing. Die darauf abgebildete Frau – eine bildschöne Brünette – war wenigstens leicht bekleidet und nicht nackt. »Wir haben Ostersonntag. Glaubst du ernsthaft, dass einer aus unserer Chefetage vor Dienstagmorgen einen Finger rührt?«
»Was aber nichts an den Fakten ändert«, gab Ralf zu bedenken. »Die werden nicht zulassen, dass du den Fall übernimmst und …«
»Und was?«, polterte Ole dazwischen. »Willst du lieber mit ’nem bierernsten und verstaubten LKA-Kollegen aus Kiel zusammenarbeiten als mit mir?«
»Das hat doch nichts mit Wollen zu tun!« Ralf schaute hilfesuchend in Clausens Richtung, aber der hatte nur ein Schulterzucken im Programm. »Du weißt ganz genau, wie gerne ich mit dir und der Chefin arbeite. Was sollen wir denn tun, wenn …?«
»Donnerwetter!«, platzte es aus Clausen heraus, der auf der anderen Schreibtischseite hauptsächlich mit seinem Handy beschäftigt war. Er sah Ole prüfend an. »Kann es sein, dass du uns über gestern Abend was verschwiegen hast?«
»Wovon redest du?«
Clausen drehte das Handy, um seinem Kollegen einen Blick zu gewähren. Das Foto allein war schon brisant genug, denn es zeigte Ole, wie der – scheinbar reichlich angeheitert und zu allem bereit – Nina einen Knutscher verpasste. Der spindeldürre DJ stand im Hintergrund und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Noch brisanter war allerdings der Kommentar zum Bild: Polizist in Mordfall verwickelt?
»Das gibts doch gar nicht«, flüsterte Ole hörbar fassungslos. »Ihr könnt mir glauben oder nicht: Die Situation war genau andersherum. Ich hab mich lange gewehrt, sogar einen Bogen um Nina gemacht, weil sie gestern Abend viel zu kuschelig war. Sie hat sich über Stevie ausgelassen, wie ein Schlosshund geheult und meinte, sie würde ihm mit Vergnügen ordentlich eins auswischen.«
»Stevie … Nina – vielleicht sollten wir professionell bleiben und die zwei bei ihren Nachnamen nennen. Zumindest, wenn es um die Ermittlungen geht«, merkte Clausen hinter seinem Schreibtisch an.
Ole, dem einstweilen jeglicher Frohsinn vergangen war, musterte seinen Kollegen, als würde er an dessen Verstand zweifeln. »Du denkst, es ändert was, wenn wir stattdessen über Herrn Ulbricht und Frau Deubner reden?«
»Es ändert natürlich nichts, aber wir …«
»Dann bleib ich bei Stevie und Nina, wenn du damit leben kannst. Und für den Fall, dass du’s nicht kapiert hast: Ich war mit den beiden befreundet – richtig gut befreundet.«
»Bitte nicht böse werden … aber du musst langsam mal ein bisschen herunterfahren.« Diese Aufforderung stammte von Ralf, der mit Ole vor dem reviereigenen Kaffeeautomaten stand. Inzwischen war es früher Abend, die Kollegen hinter dem Wachtresen tauschten sich lautstark über die ersten Ergebnisse der soeben beendeten Surfwettbewerbe aus.
Oles Fazit klang niederschmetternd: »Am liebsten würde ich mir die Sponsoren vorknöpfen und fragen, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben. Da ist jemand tot, nebenbei wird der Favorit zusammengeschlagen, und die machen einfach weiter, als wäre nichts passiert.«
Ralf verkniff sich vorsichtshalber jeden Kommentar, denn aktuell reichte bereits ein winziger Funke, um Oles Pulverfass zum Explodieren zu bringen.
Und der war längst nicht fertig mit seiner Hetztirade: »Vermutlich ist das heutzutage alles völlig normal. Mitten in Frankfurt werden eine Mutter und ihr Kind von einem Betrunkenen überfahren, woanders ersticht einer drei Leute, und am selben Abend fackeln irgendwo zwei Dutzend Autos ab. Und was ist am nächsten Tag von den Tragödien übrig?« Ole schaute Ralf auffordernd an, obwohl klar war, dass er keine Antwort erwartete, sondern die gleich selbst liefern würde. »Nichts! Alles vergessen und wir gehen brav zur Tagesordnung über.«
»Vielleicht bleiben wir mal bei unserem Fall und versuchen, uns darauf zu konzentrieren«, schlug Ralf mit aller gebotenen Zurückhaltung vor. »Es hilft deinem Freund nicht, wenn wir uns hier über die allgemeinen Missstände aufregen. Wir müssen was für ihn tun.«
»Das da ist bestimmt sein Anwalt«, sagte Ole und zeigte zur Eingangstür des Reviers. Er ließ Ralf einfach stehen und eilte dem Anzugträger entgegen.
Der begrüßte Ole per Handschlag. »Mein Name ist Singhofen. Herr Friedrichsen?«
»Richtig. Stefan, also … Ihr Mandant, sitzt hinten in unserem Krankenzimmer. Sind Sie darüber informiert, dass er und ich schon seit der Schulzeit befreundet sind?«
»Bin ich«, kam es kurz angebunden zurück. »Dessen ungeachtet möchte ich mich zunächst allein mit meinem Mandanten unterhalten.« Der Anwalt schaute Ole abschätzend an. »Das ist doch hoffentlich kein Problem?«
»Kein Problem«, erwiderte Ole, auch wenn er sich nach dem genauen Gegenteil anhörte. »Kann ich irgendwas für Sie tun? Wollen Sie vielleicht einen Kaffee? Oder ein Glas Wasser?«
Dieser Singhofen brachte wenigstens ein gezwungenes Lächeln zustande. »Ich möchte mich so schnell wie möglich mit Herrn Ulbricht unterhalten. Aber trotzdem danke.«
»Der sah nach schlechter Laune aus«, lautete Ralfs Fazit, nachdem der Anwalt im hinteren Gebäudetrakt verschwunden und Ole zum Kaffeeautomaten zurückgekehrt war. »Wenn er was auf dem Kasten hat, rät er deinem Freund per se dazu, erst mal die Aussage zu verweigern.«
Ole war teilweise anderer Meinung. »Falls Stevie noch was Wichtiges einfällt, wird er’s mir auf jeden Fall sagen. Mit oder ohne Anwalt.«
»Bist du dir da ganz sicher?«
»Natürlich bin ich sicher!«, blaffte Ole zurück, wobei seine gerunzelte Stirn erste Zweifel verriet.
Ralf versuchte es mit einem Themenwechsel und zeigte auf das Bedienfeld des Kaffeeautomaten. »Noch einen Cappuccino Vanille?«
Ole nickte gedankenversunken. »Wir müssten uns eigentlich schon längst nach potenziellen Zeugen umsehen. Stattdessen stehen wir hier rum und trinken Kaffee.«
»Martin und ich haben heut Mittag etliche Namen aufgeschrieben. Ich bin bisher nicht dazu gekommen, Ordnung reinzubringen. Abgesehen davon gab es niemanden, der irgendwas Brauchbares zu berichten wusste.«
Ole schaute seinen jungen Kollegen prüfend an. Von dessen letzten Ausführungen schien nur ein Detail hängen geblieben zu sein. »Martin?«
»Er hat mir das Du angeboten. Stört dich das?«
Anstelle einer Antwort starrte Ole auf den Kaffeeautomaten. Gerade so, als wollte er die Taste für Cappuccino Vanille hypnotisieren.
»Jetzt sag schon: Stört es dich, dass Martin und ich ...?«
»Wir müssen was unternehmen!«, platzte Ole dazwischen. »Hier rumstehen und Däumchen drehen hilft keinem.«
»Vielleicht sollten wir uns zuerst um die gemeinsamen Fotos von dir und unserem Mordopfer kümmern. Die müssen schleunigst aus dem Netz verschwinden.«
»Das macht alles keinen Sinn!« Ole klang wütend, nahm sich aber gleich wieder ein Stück zurück, denn sein Kollege war zweifellos die falsche Adresse, um sich zu entladen. »Das Internet vergisst nichts, selbst wenn wir uns auf den Kopf stellen.«
»Willst du nicht warten, bis der Anwalt mit Stevie fertig ist?«
Ole schaffte es, seinen Blick vom Kaffeeautomaten loszureißen und starrte stattdessen Ralf an. »Du hast doch eben selbst gesagt, dass er ihm sowieso rät, die Aussage zu verweigern.«
»Stimmt, hab ich!«
»Dann weiß ich nicht, was wir hier noch wollen. Oder legst du etwa Wert auf ein paar einstudierte Phrasen?«
»Nö«, erwiderte Ralf ähnlich knapp wie zuvor. Als sich Ole wortlos in Bewegung setzte, war ein Nachsetzen vonnöten: »Was genau hast du jetzt vor?«
Ole blieb stehen. »Wir zwei machen uns auf die Socken zum Strand und mischen uns dort unter die Leute. Und wir stellen so lange Fragen, bis wir vernünftige Antworten bekommen.«
6
»Erzählen Sie mir alles, woran Sie sich erinnern!«, begann Dr. Singhofen, der auf einem Stuhl vor der Behandlungsliege Platz genommen hatte, mit sonorer Stimme.
Stevie saß keinen halben Meter entfernt, seine Beine baumelten herunter, berührten jedoch nicht den Boden. »An fast nichts mehr«, antwortete er wahrheitsgemäß.
»Meine Assistentin hat mir vorhin ein paar Filme geschickt, die im Internet kursieren.« Singhofen verzog das Gesicht. Es war nicht erkennbar, ob er vom Inhalt dieser Filme angewidert oder eher belustigt war. »Das wird ebenfalls ein juristisches Nachspiel haben, fürchte ich. Aber zunächst sollten wir uns um größere Probleme kümmern.« Der Anwalt klappte sein Notizbuch auf und signalisierte Schreibbereitschaft. »Hat man Ihnen nach Ihrer Festnahme Blut und Urin abgenommen?«
»Ja.«
Singhofen machte lediglich einen Haken hinter einer Notiz. Anscheinend hatte er sich während der Fahrt mit dem Autozug auf dieses Gespräch vorbereitet und spulte nun seine obligatorischen Fragen herunter. »Was wird man dabei finden?«
»Ich war ziemlich betrunken ...«
»Wie sieht es mit Drogen aus?«
Stevie zögerte erheblich länger mit seiner Antwort. »Ich hab zwei Pillen eingeworfen.« Er lächelte unsicher. »Würden Sie das bitte meinen Eltern gegenüber nicht erwähnen?«
Singhofen kritzelte kurz in seinem Notizbuch herum und schaute dann auf. »Ich bin Ihr Anwalt und deshalb an meine Schweigepflicht gebunden. Auch Ihren Eltern gegenüber!«
Stevie nickte schwach. Er wusste, dass sein Vater und Dr. Singhofen schon seit Ewigkeiten befreundet und eng verbunden waren. Die sogenannte Schweigepflicht war in diesem Fall garantiert keinen Pfifferling wert.
Das Frage-Antwort-Spiel ging noch minutenlang weiter. Im Endeffekt wollte der Anwalt auch nur das wissen, wofür sich Ole bereits zuvor interessierte. Zum Schluss wurde es allerdings deutlich konkreter. Für seine letzte Frage stand Dr. Singhofen sogar auf und versuchte es mit einer Miene, die wohl Vertrauen
Verlag: Zeilenfluss
Texte: Thomas Herzberg
Cover: Chris Gilcher (http://buchcoverdesign.de)
Satz: Zeilenfluss
Tag der Veröffentlichung: 20.01.2022
ISBN: 978-3-96714-180-1
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