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Die geheime Botschaft in der Buchstabensuppe

Die geheime Botschaft in der Buchstabensuppe

 

 

Ein ganz kurioser Krimi!

 

 

Geschrieben von Sandra Eckervogt.

Zusammengesponnen mit anderen Personen, die auf der anderen Seite alle erwähnt werden!

 

 

 

 

 

Die Idee zur Umschlaggestaltung hatte: Sandra Eckervogt

 

Die Idee zur Umschlaggestaltung hat umgesetzt: Marcellino Eckervogt

 

Teller, Besteck & Deckchen kommen von: Gerlinde & Rolf

 

Das Nudelmodel ist: Buchstabensuppe von Maggie

 

Ganz leichte Korrektur hat durchgeführt: Fred

 

Impressum: © 2016 Sandra Eckervogt

 

 

 

 

Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, sind vorbehalten! Ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Autors/Verlages darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert werden, wie zum Beispiel manuell oder mithilfe elektronischer und mechanischer Systeme inklusive Fotokopien, Bandaufzeichnungen und Datenspeicherung. Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.

Alle im Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt. Die Personen und Handlung des Buches, sind frei erfunden.

Vorwort

 

Die Idee zu dieser ungewöhnlichen, völlig an den Haaren herbeigezogenen, durchgeknallten, humorvollen und seltenen Geschichte entstand in der Woche vom

02.11 – 06.11. 2015, am Timmendorfer Strand.

Ich habe dort mit meiner Kollegin Nila ein Seminar besucht und super liebe Menschen kennengelernt. Und mit diesen lieben Menschen habe ich die Geschichte gemeinsam entworfen. Wir hatten so viel Spaß dabei, dass wir oft vor Lachkrämpfen und Tränen kein Wort über die Lippen bekamen. Einige Hotelgäste haben sicherlich an unserem Verstand gezweifelt.

Ein Hotelgast, der mit seiner Frau an unserem Tisch saß, äußerte sich beunruhigend: „Von euch wird keiner mildernde Umständen bekommen.“

Wir werden sehen ob der gute Mann recht hat.

Nun lag es an mir, diese irren Gedanken und Ideen in eine Geschichte zu verwandeln.

 

Folgende, super liebe Personen sind an der Geschichte mehr oder weniger beteiligt gewesen:

 

Birgit = Bertha von Fahrenkrog

Maria = Martha Mabose

Katrin = Klara Korn

Anne = Anne Anders

Heide = Heidi Hibbel

Nila = Netty Nahgel

Michael = Nobby Naase

Marko = Jakob Johansen

Fred/Friedrich = Friedrich von Fahrenkrog

 

Kapitel

 

Die Ankunft mit der großen Kiste

 

KEDIKA – preiswert & nah

 

Vena Pupa – Die Schwesternschule

 

Holzauge, sei wachsam!

 

Der Weg zu den Sternen

 

Gino – die neue Hoffnung

 

Bertha macht sich auf den Weg

 

Der geheimnisvolle, große Mann

 

Die venezianische Maske

 

Die miefig, riechenden Zwiebelsuppenfürze

 

Wie spät ist es? Ein alter Trick von Mördern

 

Die mysteriöse Rolle Nähgarn

 

Der Schmalspurcasanova

 

Berthas neue Freundin

 

Das Telefon von Debifromm

 

Das Blatt hat sich gewendet

 

Kapitel

 

Der haarsammelnde Killer

 

Die Buchstabensuppe

 

Die Schrecklichste Geisel aller Zeiten

 

Die geheime Botschaft

 

Das H

 

Ente gut- alles gut!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Prolog

 

Dr. Friedrich von Fahrenkrog lenkte seinen Mercedes vorsichtig in den Waldweg. Er verlangsamte das Tempo und warf einen kontrollierten Blick in den rechten Außenspiegel. Ach, wer sollte ihm schon gefolgt sein? Hier kannte ihn doch niemand mehr. Als er das kleine Kaff Timmendorfer Strand verlassen hatte, war er junge sechzehn Jahre alt gewesen. Inzwischen hatte sich das Jung zu einem stattlichen Alter verändert. Friedrich ging stark auf die Vierzig zu. Er hatte den Kontakt zu seinen Eltern vor sehr vielen Jahren abgebrochen und war überrascht, als er vor einigen Wochen einen Brief vom Anwalt seines Vaters erhalten hatte. In dem Brief wurde Friedrich mittgeteilt, dass seine Eltern bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben gekommen waren. Ihr Automobil hatte sich auf einem unbeschrankten Bahnübergang festgefahren und der anrauschende Zug hatte sie einfach mit in den Tod gerissen. Obwohl das Verhältnis seit vielen Jahren gestört war, traf ihn diese Nachricht mehr, als er zugeben wollte. Er konnte damals nicht anders handeln. Er musste sie doch retten und beschützen. Er schob die dunklen Erinnerungen beiseite und fuhr langsam weiter.

Der kalte, dichte Nebel, der direkt von der Ostsee kam, schlängelte sich durch die Bäume und Sträucher. Die Scheinwerfer des Wagens huschten über den Boden und erfassten ein Kaninchen, das flink einen Sprung ins Gebüsch machte, als es die knatternden Geräusche vernommen hatte.

Friedrich bremste plötzlich, als er den Verlauf des Waldweges verloren hatte. Als kleiner Junge war er hier täglich herumgestromert, doch in den letzten zwanzig Jahren hatte sich einiges verändert, nicht nur er, sondern auch die Natur war gewachsen. Er musste sich konzentrieren und auf den Weg achten, er durfte sich keinen Unfall erlauben. Es gab knarrende Geräusche vom Dach des Automobils. Hoffentlich hielten die Lederriemen. Seine Angst ließ ihn aussteigen und er kontrollierte die Gurte. Alles fest. Er musste sich beeilen, sie würde nicht mehr lange betäubt sein und die Luft in der Holztruhe würde auch nicht ewig reichen.

Friedrich stieg ein und setzte den Weg zum Herrenhaus seiner Eltern fort, welches ein paar Kilometer vom eigentlichen Ortskern entfernt lag.

Hinter der nächsten Abbiegung konnte er die schwachen Konturen des schönen, weißen Hauses erkennen und Lichter drangen schemenhaft durch die dicke Nebelbrühe.

Seit einer Woche waren seine Privatsekretärin Klara Korn, seine Küchenperle Heidi Hibbel und seine treue Seele, die Haushälterin Anne Anders, bereits im Herrenhaus und brachten die Stube in Form.

Eigentlich kam ihm das plötzliche Ableben seiner Eltern gerade recht. In Hamburg hatten sich einige Schulden angesammelt, die er hier und jetzt tilgen konnte. Er hatte vor, in dem Herrenhaus junge, neue Schwesternschülerinnen auszubilden. Das Kaff, Timmendorfer Strand hatte sich zu einem bekannten und gefragten Kurort gemausert. Außerdem plante er eine kleine Praxis zu eröffnen, denn Ärzte konnte man immer gebrauchen, gerade hier an der Küste. Aber Eins nach dem Anderen.

Ein wesentliches Problem hatte er noch zu bereinigen. Er benötigte eine Person, die keine Fragen stellen würde, wenn er ihr einen Auftrag erteilen würde. Aber mit Geld konnte man in der heutigen Zeit jeden zum Schweigen verdonnern. Hoffte er.

Der Mercedes ruckelte weiter über den dunklen Weg, mit einem dunklen Geheimnis auf dem Dach.

 

 

 

Die Ankunft mit der großen Kiste

 

Klara Korn schob die frischgewaschene Gardine beiseite und starrte in die Dunkelheit. Der Nebel hatte sich gegen Abend noch verstärkt. Hoffentlich war ihm nichts geschehen? Er hätte schon längst hier sein müssen. Sie traute diesen Automobilen noch immer nicht über den Weg. Apropos Weg: Hatte sie nicht gerade in der Ferne ein Licht gesehen?

„Ach Klara, er wird gleich kommen. Das Abendessen von Heidi lässt er sich doch garantiert nicht entgehen“, erklang die sanfte und ruhige Stimme von Anne Anders hinter ihr im Salon. „Es gibt Rotkohl mit Knödel und Gulasch.“

Klara Korn spielte mit ihrer bezaubernden Halskette. Ein kleines, goldenes Kreuz. Friedrich hatte ihr diese Kette zu ihrem dreißigsten Geburtstag geschenkt. Zur Belohnung, da sie ihn seit Jahren als treue Angestellte begleitete. Eigentlich hatte sich Klara ein Herz gewünscht, und zwar sein Herz.

Dr. Friedrich von Fahrenkrog hatte sie als private Sekretärin eingestellt und vom ersten Tag an war sie in ihn verliebt. Es begann als harmlose Schwärmerei, doch nach und nach, lernte sie den großen Mann näher kennen und aus der Schwärmerei wurde Liebe. Liebe auf Distanz, natürlich.

Klara seufzte und drehte sich zu Anne um. „Der Nebel ist fürchterlich, hoffentlich hat er sich nicht verfahren.“

Anne winkte die Bedenken mit einer laschen Handbewegung fort und öffnete die oberste Schublade der braunen Kommode. „Der ist doch so groß wie ein Leuchtturm. Er kann den halben Weg sicherlich gut überblicken.“

Friedrich war wirklich ein großer Mann, ein sehr großer Mann, um ehrlich zu sein. Zwei Meter und sieben, um ganz genau zu sein. Sicherlich war er der größte Mann Deutschlands.

„Sag mal, hast du nicht die kleinen, weißen Häkeldeckchen ausgepackt?“ Anne durchwühlte die oberste Schublade und suchte in der nächsten weiter. Das gab es doch nicht. Sie brauchte diese Deckchen für die kleinen Nachttische im ersten Stockwerk. Die vier neuen Lernschwestern sollten es in deren Zimmern gemütlich haben.

Klara schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube, die hat Heidi ausgepackt.“

Anne schaute sie skeptisch an und zog eine Braue hoch. „Glaubst du wirklich? Die packt doch nur ihre Küchenutensilien aus.“ Im nächsten Moment zog sie etwas aus der zweiten Schublade hervor. „Aha, das zum Thema, Heidi kümmert sich nur um ihren Küchenkrempel.“ Anne hielt einen Topflappen hoch.

Klara konnte aus dem Augenwinkel heraus erkennen, dass sich Scheinwerfer dem Anwesen näherten. Schnell stürmte sie zum Fenster zurück und schob die frischduftende Gardine beiseite. „Er kommt!“

Wenige Minuten später eilten Anne, Heidi und Klara nach draußen. Heidi hatte zur Sicherheit den Topf mit dem Rotkohl vom Herd genommen. Wäre ja mehr als peinlich gewesen, wenn der Dr. in sein altes zuhause zurückkehrte und als Begrüßung musste sie ihm verkohlten Rotkohl servieren.

 

Friedrich hielt den Wagen direkt vor der großen Eingangstür. Der Mercedes knatterte röhrend vor sich hin. Sofort hatte er die Bilder der schrecklichen Nacht vor Augen, als er mit ihr fluchtartig das Haus verlassen musste. Sein Vater wollte sie umbringen, er wollte sie tatsächlich umbringen. Mit dem Feuerhaken war er hinter ihr her gewesen. Das lag nun etliche Jahre hinter ihm. Er schüttelte sich und schaute zu den drei Frauen, die wie die Hühner auf der Stange, am Ende der Treppe standen. Jetzt kam der schwierigste Teil seines Umzuges: Nämlich die Kiste vom Dach zu holen, ohne aufzufliegen. Leider war Hoschi Hübner, sein treuer Diener, letzte Woche mit dem Rad tödlich verunglückt. Hoschi war mal wieder in seiner Stammkneipe auf der Reeperbahn in Hamburg gewesen und hatte einen zu viel über den Durst getrunken, als ihm auf dem Nachhauseweg eine Dirne direkt vors Rad gelaufen war. Hoschi stürzte und schlug sich den Schädel an einer Straßenlaterne auf. Die Dirne kam mit dem Schrecken davon und hatte seit diesem Ereignis die meisten Freier zu verbuchen. Denn jeder wollte die Geschichte vom Unfall von ihr erfahren. Natürlich kostete das Extra. Seitdem versuchte irgendwie jede Dirne vor ein Rad zu laufen, um auch extra Kohle scheffeln zu können.

Hoschi hatte das dunkle Geheimnis mit in sein Grab genommen. Obwohl Hoschi oft betrunken war, hatte er nie ein Wort über sie und seinen geheimen Auftrag ausgeplaudert. Treue Seele.

Friedrich seufzte, es nützte nichts, er musste aussteigen und er musste diese Kiste vom Dach holen. Er stellte den Motor aus. Daraufhin gab dieser noch puffende Geräusche von sich und einen lauten Knall.

Bei dem Knall erschraken die drei Frauen.

Klara zuckte augenblicklich zusammen und krallte sich in den Puffärmel von Anne fest.

Heidi stieß einen ihrer legendären spitzen Schreie aus, den sie immer von sich gab, wenn sie eine Spinne in der Küche entdeckte.

Anne warf vor Schreck, den gerade gefundenen Topflappen in die Luft.

Der Topflappen wurde von Friedrich aufgefangen, nun eigentlich war es eher ein einfaches Schnappen, denn der Topflappen flog direkt auf Höhe seiner Gürtelschnalle.

„Guten Abend, meine Damen. Entschuldigen Sie bitte meine Verspätung.“ Er reichte Heidi den Topflappen. „Der gehört sicherlich Ihnen, nicht wahr?“

Heidi nahm ihn und ihr Gesicht wurde mit rosa Flecken übersät. „Dankeschön, ich habe ihn schon überall gesucht.“

Anne verdrehte die Augen und seufzte. Wenn man nicht alles selber auspackte. Vielleicht sollte sie in der Küche nach ihren weißen Häkeldeckchen suchen. Sie reichte dem Riesen ihre zarte Hand. „Wir sind froh, dass Sie gesund und munter angekommen sind, Herr Dr. von Fahrenkrog.“

Friedrich liebte die feine, melancholische Stimme von Anne Anders. Sie beruhigte ihn stets mit sanften Worten und sie konnte fabelhaft den Essenstisch eindecken. Seine Gäste waren jedes Mal aufs Neue entzückt, wenn sie an der eingedeckten Tafel Platz nehmen durften.

Einer seiner Gäste in Hamburg, war Professor Siegbert von Sorgenhohl. Er war so fasziniert von Annes Dekorationskünsten, dass er Friedrich doch glatt darum gebeten hatte, ob er sich Anne für die Beerdigungstafel seiner verstorbenen Gattin ausborgen durfte.

Anne hatte sich sehr geschmeichelt gefühlt, aber dankend abgelehnt. „Ich muss auf Beerdigungen nur weinen, ich hätte die ganze Tischdekoration sicherlich mit meinen Tränen verunstaltet“, hatte sie mit ihrer sanften, ruhigen Stimme zu Friedrich gesagt. Der wiederum war froh über die Absage, denn genau an dem Tag, als die Beerdigung stattgefunden hatte, hatte er ein Pokerspiel in seinem Salon organisiert. Und den Tisch musste Anne an diesem Abend dekorieren. Denn: Wäre der Tisch nicht so unverschämt gut dekoriert gewesen, hätte Friedrich sicherlich beim Pokern haushoch verloren. Seine Spieler waren durch die bunten Bierdeckel, Häppchen, Gläschen und Tellerchen abgelenkt und so konnte Friedrich sein berühmtes Pokerface auflegen.

„Wir haben uns schon Sorgen gemacht, Dr. Fahrenkrog“, begrüßte Klara ihn und sah ihn besorgt an.

„Ja, der Nebel…schrecklich. Aber jetzt bin ich ja hier. Und? Hat alles die Woche über geklappt, meine Damen?“, erkundigte er sich und rieb sich die Hände.

Die drei Frauen nickten eifrig.

„Die Küche ist sehr schön, modern und groß. Da kann ich Ihnen all Ihre Leibgerichte kochen, Dr. Fahrenkrog“, schwärmte Heidi und wedelte verlegen mit dem Topflappen.

„Hast du vielleicht meine weißen Häkeldeckchen in deiner schönen, modernen und großen Küche gesehen?“, fragte Anne sie direkt.

Heidi schüttelte den Kopf. „Nein?“

„Wir haben alles im Griff, Herr Doktor. Frau Dr. Mabose war gestern da. Sie hat die Unterlagen für die vier Schwesternschülerin vorbeigebracht. Stellen Sie sich vor, die Frau hat doch tatsächlich eine Hose getragen und saß breitbeinig auf einem Hengst“, berichtete Klara und schüttelte pikiert den Kopf. Das grauenhafte Bild noch immer vor Augen.

„Tja, was soll ich sagen, Frau Korn, die Hose ist im Vormarsch.“ Friedrich warf einen unsicheren Blick zur Kiste.

„Sollen wir Ihnen bei der Kiste helfen, Dr.?“, fragte Klara, als sie seinem Blick gefolgt war.

Er winkte mit seinen langen, schlanken Fingern, ihren Vorschlag ab und schenkte ihr ein Lächeln. „Aber nein, die Kiste ist viel zu schwer für Sie. Da sind meine ganzen Bücher und Ordner drin. Ich schaff das schon allein.“

„Das Hoschi auch gerade letzte Woche vor dem Umzug noch sterben musste. Nächste Woche wäre eindeutig besser dafür gewesen“, brachte Heidi vorwurfsvoll über ihre vollen Lippen.

Anne warf der Köchin einen großen Blick zu. „Wir helfen gern. Kommen Sie, vier Leute, vier Ecken“, spornte Anne mit ihrer sanften Stimme an und kaum hatte sie es ausgesprochen, stand an jeder Ecke der Kiste, eine Frau.

Friedrich seufzte. Aus dieser Nummer kam er nicht mehr heraus. Warum musste Hoschi auch eine Dirne überfahren. Er löste die Riemen. „Ganz vorsichtig, die Damen, nicht dass ich Sie noch verarzten muss.“

„Und, Hauruck!“, rief Heidi.

Gleichzeitig packten die Frauen an den Enden der Kiste und hievten sie langsam vom Dach.

Kurz bevor die Vier die Kiste auf den Boden abstellen wollten, rutschte Heidis Hand ab und ihre Seite knallte auf den Boden. „Oh, Entschuldigung!“

Friedrich hielt den Atem an und schaute sofort nach, ob sich das Schloss geöffnet hatte, doch es war noch mal gutgegangen. „Alles in Ordnung, Heidi. Was gibt es denn heute Abend zu essen“, wechselte er fix das Thema.

Heidi schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Ach herrjeh, ich muss das Gulasch umrühren!“ Der Rotkohl war ja gesichert, aber an die Fleischstückchen hatte sie im Moment gar nicht gedacht. Und Schwupps verschwand Heidi im Gebäude.

„Wo soll die Kiste denn hin?“, fragte Klara.

„Ähm, wir stellen sie erst einmal in den Nebenflur. Die Bücher räume ich morgen aus.“

Da Heidi sich nun um das Gulaschumrühren kümmerte, fehlte ihnen eine Frau für eine Ecke.

Zum Glück hatte Friedrich eine sehr große Armspannbreite und so konnte er ohne Probleme zwei Ecken gleichzeitig stemmen.

Die Kiste wurde in den Nebenflur des Hauses getragen und Klara und Anne verschwanden ebenfalls im Haupthaus.

Friedrich wartete einen kleinen Moment, bevor er das Schloss und die weiteren Riemen löste. Er hob vorsichtig den Deckel hoch und da lag sie. In eine Wolldecke eingemummelt. Ihr Kopf ruhte auf einem Daunenkissen. Sie schlief tief und fest. Friedrich hob sie sachte aus der Kiste und brachte sie in das Versteck.

 

 

KEDIKA – preiswert & nah

 

Friedrich stellte eine Flasche Wasser auf eine kleine Holzkiste und eine Tüte Zwieback. Wenn sie wach wurde, hatte sie sicherlich Durst und Hunger. Zu später Stunde würde er noch einmal nach ihr sehen. Die funzelige Glühbirne erhellte den Kellerraum etwas und somit herrschte nicht absolute Dunkelheit. Er warf einen letzten wehmütigen Blick auf die Person, die nun auf einem alten Holzbett lag und ging nach oben. Sicherlich warteten seine treuen Damen bereits mit dem leckeren Begrüßungsessen auf ihn. Heidi konnte eins zum Tode nicht ausstehen: Wenn jemand zu spät zum Essen kam. Dann wurde sie zu einer Furie! Das Risiko wollte er nicht eingehen.

„Jetzt habe ich aber auch einen Hunger“, begrüßte er die Damen, die bereits im Esszimmer auf ihn warteten.

Sie nahmen Platz und begannen zu essen. Friedrich wünschte, dass seine Angestellten die Mahlzeiten mit ihm gemeinsam einnahmen. Es gab ihm das Gefühl, nicht allein zu sein. Außerdem hatte sich die kleine Gruppe in den letzten Jahren regelrecht zu einer Art Familie entwickelt. Manchmal sehnte er sich schon nach einer Freundin, aber er hatte eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und irgendwie fehlte ihm auch die nötige Zeit für die Liebe.

„Guten Appetit“, wünschten sie sich.

„Hm, Heidi, wie immer exzellent“, lobte Friedrich seine Köchin.

„Danke, Doktor.“ Heidi freute sich über das Lob.

Es herrschte Stille.

„Ihre Eltern haben hier wirklich schön und modern gelebt“, begann Klara.

Friedrich räusperte sich. „Ja, danke, das haben sie wirklich.“

„Und ich hätte nie gedacht, dass Timmendorf so lebhaft ist. Ich vermisse das dreckige, große Hamburg gar nicht.“ Anne blickte durch die Runde. „Nicht wahr?“

Die zwei anderen Frauen stimmten ihr durch Kopfnicken zu.

„Ich werde morgen ins Dorf fahren. Möchten die Damen mit? Es soll dort einen fabelhaften Lebensmittelhändler geben“, erkundigte Friedrich sich.

„Etwa in dem Automobil?“ Klara schaute ihn entsetzt an.

„Du kannst auch sehr gerne breitbeinig auf einem Hengst reiten“, scherzte Heidi, worauf alle lachten, sogar Klara, die schlagartig die herrische Frau Doktor Mabose vor Augen hatte.

„Nein, danke, da nehme ich lieber den schönen Mercedes.“

 

Und so war es auch. Am anderen Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, lud Friedrich seine Damen in den Wagen und knatterte in Richtung Dorf.

„Wir wäre es, wir treffen uns alle in einer Stunde hier am Wagen wieder. Ich muss noch etwas erledigen. Frau Korn, Sie müssten mich begleiten.“

Klara strahlte ihn verliebt an. „Aber sehr gern, Herr Doktor.“

Die anderen beiden machten sich auf die Suche nach dem Lebensmittelhändler und wurden schnell fündig.

KEDIKA – Preiswert und nah, stand in großen roten Lettern an einem wunderschönen weißen Haus.

Heidi und Anne staunten nicht schlecht, als sie den Laden betraten und ein sehr sauberes und gut geführtes Sortiment vorfanden.

„Schau mal, die haben sogar Waldhonig hier. Das ist ja klasse, dann kann ich die Waffeln backen, die der Doktor so gern am Sonntag isst.“ Heidi nahm das Glas Honig in die Hand und strahlte über beide Ohren.

Jakob Johansen, der Eigentümer von KEDIKA war gerade dabei die neue Lieferung von Salatgurken einzuräumen, als er zwei hübsche Frauen entdeckte. Die hatte er hier noch nie gesehen. Dann fiel es ihm ein: Ob das die Damen waren, die zu dem neuen Doktor gehörten? Seine Mutter hatte ihm vor einiger Zeit beim Frühstück erzählt, dass die alten Herrschaften von Fahrenkrog bei einem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen waren. Das Herrenhaus hatte der einzige Sohn Friedrich geerbt und genau dieser sollte seit ein paar Tagen hier wohnen. Das Schlimme war: Man munkelte, er würde das Haus mit drei Frauen teilen. Und keine der Damen sollte seine Gemahlin sein. „Und wenn er der einzige Arzt auf der ganzen Welt wäre, ich würde lieber sterben, als mich von so einem Hallodri untersuchen zu lassen!“, hatte seine Mutter am Frühstückstisch gewettert.

Jakob hatte geschwiegen und in Gedanken mit drei hübschen Frauen gleichzeitig am Frühstückstisch gesessen. Er hatte noch nicht mal eine. Die Gründe dafür waren: Er hatte einen kleinen, dicken Bauch, ein Zahn oben rechts war etwas schief, er war schüchtern und er hatte eine Hexe zur Mutter. Sie hatte an jeder Frau etwas auszusetzen. Entweder war die Frau zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn, zu dumm, zu frech, zu unreligiös, zu religiös, zu freundlich und, und, und…

Jakob umfasste die Salatgurke und überlegte, ob er damit nicht seine Mutter erschlagen könnte. Danach würde er seine zwei Kaninchen aus dem Stall holen, diese hätten die Tatwaffe innerhalb von dreißig Minuten verputzt und er wäre aus dem Schneider. Ein herzhaftes Lachen erklang und brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Schnell legte er die Gurke zu den anderen und schaute zu den zwei Frauen herüber. Eine davon hatte schulterlanges, blondes Haar und hielt ein Glas Waldhonig in der Hand. Von ihr stammte das herzhafte Lachen. Er mochte sie auf Anhieb. Jakob wusste nicht warum, aber plötzlich spürte er Mut in sich aufkommen und sein Gehirn sagte zu seinen Beinen: Geh hin und spreche die Frau an!

Jakob räusperte sich, säuberte seine Hände an der Schürze und ging zu den Kundinnen. „Einen wunderschönen guten Morgen, die Damen. Kann ich Ihnen weiterhelfen?“

Heidi wäre fast das Waldhonigglas aus der Hand gefallen, als sie eine angenehme tiefe Männerstimme neben sich hörte.

Anne dagegen wirkte gefasst, wie immer. „Guten Morgen, Herr- wir sind noch nicht miteinander bekannt?“ Sie sah den Mann fragend an.

„Jakob Johansen, mir gehört das Geschäft.“ Er reichte den beiden jeweils die Hand und grinste Heidi schüchtern an.

„Oh, das ist aber schön. Ihr Sortiment ist hervorragend.“ Heidi deutete auf das Glas Waldhonig in ihrer Hand.

„Der kommt ganz frisch von einem Bauern hier aus der Region. Ich kenne sogar all seine Bienen.“

„Aber doch nicht alle mit Namen oder?“ Heidi war sichtlich beeindruckt.

Jakob lachte und strich sich über seinen kleinen, dicken Bauch. „Der war gut, meine Dame.“

Anne warf ihr einen skeptischen Blick zu. Hatte Heidi den Witz nicht verstanden? Oder hatte sie gerade selber eine witzige Bemerkung losgelassen? „Liefern Sie auch nach Hause?“

„Aber selbstverständlich. Und ich schätze mal, ich weiß genau, wo Sie wohnen.“ Er hob den Zeigefinger und machte ein geheimnisvolles Gesicht.

„Nein? Woher das denn?“ Jetzt hatte Anne zwei große Fragezeichen in den Augen.

Jakob beugte sich ihnen entgegen und schaute vorher zu allen Seiten, so als könnte jemand dem Gespräch lauschen.

„Sie wohnen sicherlich bei dem neuen Herrn Doktor, Herrn von Fahrenkrog. Man munkelt, er habe drei Frauen mitgebracht.“

Heidi kicherte. „Genau und wir sind zwei davon.“

„Aber nicht was Sie jetzt denken, Herr Johansen! Wir sind alle gesittet und religiös. Wir sind Angestellte vom Herrn Doktor“, stellte Anne das auf der Stelle klar.

Jakob nickte. „Ich habe auch nichts anderes von zwei so gebildeten und attraktiven Frauen erwartet. Wo ist denn die dritte Dame?“

„Frau Klara Korn ist die Sekretärin vom Herrn Doktor und mit ihm geschäftlich unterwegs“, gab Anne weiter Auskunft.

„Es freut mich sehr, Sie hier, am Timmendorfer Strand, herzlich willkommen zu heißen.“ Er verbeugte sich leicht. „Und wir liefern selbstverständlich auch zu Ihnen nach Haus.“

Das ließ Heidi sich nicht zweimal sagen und legte los. Sie kaufte alles Mögliche ein und Jakob trug einen Korb nach dem anderen hinter den Tresen. Anne folgte den beiden Turteltauben nur noch mit verdrehten Augen und einem Lächeln im Gesicht. Da hatte es wohl zwischen den beiden ordentlich gefunkt.

 

Während Heidi auf dem besten Weg war, sich in den etwas dicklichen Jakob zu verlieben, waren Klara und Friedrich auf dem Weg zum Arbeitsamt. Es war ein kleines Haus, in dem sich ein Raum befand, in dem einige Personen warteten und darauf hofften, dass jemand mit einem Jobangebot erscheinen würde.

Einer von den arbeitsuchenden war Gino Giletto. Er kam aus Italien und sprach nur gebrochen Deutsch. Er war aus Sizilien geflüchtet, da sein Vater ihn als Mafiakiller ausbilden wollte. Gino war aber eher friedvoll und hatte den Wunsch Koch zu werden.

 

Friedrich klopfte an die Tür, auf der Anmeldung stand und wartete auf ein Herein. „Ja, bitte!“, erklang eine feine Frauenstimme und die beiden traten ein.

„Guten Morgen, mein Name ist Doktor von Fahrenkrog, das ist meine Sekretärin Frau Korn. Ich bin auf der Suche nach einem Arbeiter.“

Die Frau erhob sich und reichte erst Klara die Hand und

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 19.06.2016
ISBN: 978-3-7396-6112-4

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