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Der Fettkiller

Der Fettkiller

 

Es ist keine neue Diät.

Es ist ein neuer Killer.

 

Sandra Eckervogt

 

 

 

 

Umschlaggestaltung: Marcellino Eckervogt

 

 

 

 

www.eckervogt.de

 

 

 

Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, sind vorbehalten! Ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Autors/Verlages darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert werden, wie zum Beispiel manuell oder mithilfe elektronischer und mechanischer Systeme inklusive Fotokopien, Bandaufzeichnungen und Datenspeicherung. Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.

Die Personen und Handlung des Buches, sind vom Autor, frei erfunden.

© Sandra Eckervogt 2015

 

 

Kapitel

 

 

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PROLOG

 

Nur der Fernseher erhellte das kleine Wohnzimmer. Es war gleich 20.15 Uhr, da begann die witzige Show auf dem Skandalsender „TTL“. Es ging um die fünfzehn peinlichsten TV-Auftritte irgendwelcher B-Stars, die glaubten, dass sie mit überdimensionalen Brüsten-, und Dschungelcamp-Aufenthalten ihre Beliebtheitsskala puschen könnten.

„Beeile dich, Sabine! Die Werbung ist gleich zu Ende!“, rief Jürgen vom Sofa aus und machte es sich schon einmal gemütlich. „Und bring die neuen Chips mit, die habe ich noch nicht probiert!“

Sabine lugte um die Ecke. „Es gibt keine Chips! Du weißt was die Ernährungsberaterin gesagt hat!“, ermahnte sie ihn.

„Ach was! Du und deine dämliche Ernährungsberaterin! Warum gehst du da eigentlich noch hin? Glaubst du wirklich, du nimmst ab?“

Sabine seufzte resigniert und brachte die Tüte Chips mit. Sie holte eine Schale aus dem Wohnzimmerschrank und schüttete den Inhalt hinein.

„Du stehst gerade … die Cola ist alle.“ Jürgen griff mit seinen dicken Fingern in die Schale, nahm einen großen Schwung Chips heraus und futterte sie genüsslich auf.

„Wir sollen doch Wasser trinken“, meckerte Sabine. Sie wollte endlich abnehmen und es ärgerte sie, dass ihr Mann es nicht ernst nahm. Die ganze Familie litt an Übergewicht. Und am meisten litten die beiden Kinder, Kyra und Torben Jason darunter, denn sie wurden von allen Mitschülern gehänselt. Da kam es gerade passend, dass vor einigen Wochen eine neue Einrichtung in Lingen eröffnet hatte, die sich um übergewichtige Personen kümmerte. Nicht nur in Sachen Ernährung, sondern man wurde dort motiviert und seelisch unterstützt. Kyra und Torben Jason fühlten sich dort sofort wohl und waren gestärkt, den Kampf gegen ihr Übergewicht anzutreten. Jürgen sah es nicht ein, seine Familie zu den Treffen zu begleiten. Er wollte nicht abnehmen, er fand sich so toll, wie er nun mal war und außerdem liebte er es, gut zu essen – viel zu essen. Er hatte noch nicht einmal bemerkt, dass sie ein paar Kilo abgespeckt hatte.

Sabine öffnete den Kühlschrank und griff nach der Cola. Bevor die Tür zuschlug, schnappte sie sich die Flasche Wasser und erschien im Wohnzimmer.

Jürgen kaute fröhlich auf seinen Chips. Er warf seiner Frau einen bösen Blick zu, als er sah, dass sie sich Wasser einschenkte. „Und du glaubst, nur weil du ein bisschen Wasser trinkst, nimmst du ab?“

„Lass mich doch … ich weiß gar nicht, warum du dich darüber lustig machst? Willst du denn nicht abnehmen?“ Ihre Stimme wurde wütend.

Seine Antwort war ein herzhaftes Lachen und ein erneuter Griff in die Chipsschale. Sabine schmollte und nippte beleidigt an ihrem stillen Wasser.

Als die erste Werbeunterbrechung kam, ging Sabine zur

Toilette und wunderte sich, dass die Haustür einen Spalt offen stand. Sie schaute sich um und sah in den beiden Kinderzimmern nach. War etwa eins der beiden Kinder schon eher nach Hause gekommen und hatte sich heimlich in das Zimmer geschlichen? Nein, die Zimmer waren leer. Sabine erschien im Wohnzimmer und nahm neben ihrem Mann Platz.

„Dass die Werbung immer so lange dauert, das nervt!“, meckerte Jürgen und fluchte, als er sah, dass die Chips alle waren. „Haben wir noch Flips mit Käsegeschmack?“

„Es gibt keine Käseflips mehr, du fettes Schwein!“, erklang eine dunkle Stimme, und ehe die beiden reagieren konnten, stand eine schwarze Gestalt vor ihnen und bedrohte sie mit einer Waffe.

Sabine schrie und Jürgen ließ vor Schreck das Cola-Glas fallen. Die klebrige, braune Masse verteilte sich auf dem Laminat vor seinen Füssen. „Was? Wer sind Sie?“

„Oh … ich bin der Fettkiller“, lachte die Person dreckig und hantierte mit der Waffe herum.

Sabine klammerte sich an Jürgen und spürte ihren Puls bis zum Hals schlagen. „Fettkiller?“

Die Person kam näher. „Genau, ich bin hier, um euch zu töten, denn ihr habt es nicht geschafft, eure Ernährung in den Griff zu bekommen und deshalb müssen eure Kinder Höllenqualen leiden! Wisst ihr eigentlich, was die beiden tagtäglich durchstehen müssen?!“, schrie die Person voller Wut und zog im nächsten Moment einen langen Strick hervor.

Jürgen wagte sich ein Stück nach vorne. „Was fällt Ihnen ein?! Sie ticken ja nicht richtig! Verlassen Sie sofort mein Haus!!“

In der nächsten Sekunde gab es ein leises, zischendes Geräusch und eine Kugel traf Jürgen direkt zwischen die Augen. Er sackte zurück und lag mit starren Augen auf dem Sofa. Sabine schrie, als das warme Blut ihres Mannes direkt in ihr Gesicht spritzte. Sie schrie um ihr Leben, sie schrie um ihren geliebten Ehemann, sie schrie um ihre Kinder … doch niemand half ihr.

Minuten später saß Sabine gefesselt und geknebelte neben ihrem Mann und sah nun ihrem eigenen Tod direkt in die Augen.

Die Person vor ihr schüttete einen kleinen Kanister voller Benzin im Wohnzimmer aus und der Rest wurde über sie und ihrem toten Ehemann verteilt. Das Benzin brannte in ihren verweinten Augen und sie war einer Ohnmacht nahe.

Das Feuer breitete sich in Windeseile im ganzen Wohnzimmer aus und fraß sich Sekunden später durch das ganze Haus.

Die letzten Gedanken, die Sabine hatte, waren ihre wunderschönen Kinder, dann fiel sie unter qualvollen Schmerzen den Flammen zum Opfer.

 

Als die Feuerwehr eintraf, kam jede Hilfe zu spät. Die Personen, die sie im Wohnzimmer vorfanden, waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

 

Sebastian Janßen und sein Kollege Uwe Böhm von der Lingener Mordkommission erreichten die Brunnenstraße, als die Feuerwehr gerade ihre Sachen zusammen packte. Der dicke Feuerqualm quälte sich noch immer durch die Nacht. Die anliegenden Grundstücke wurden durch die Polizei abgesperrt, um neugierige Nachbarn zurückzuhalten. Die hiesige Presse wollte natürlich aus erster Hand wissen, warum ein kleines Familienhaus lichterloh brannte und zwei Personen in den Flammen ihr Leben verloren hatten.

„Oh Mann … so ein Mist!“, fluchte Sebastian, als er den Haufen verkohlter Mauerreste sah.

Uwe entdeckte Marco, er war bei der Feuerwehr tätig. „Hey, Marco, was ist denn passiert?“

„Genau kann ich dir das nicht sagen, aber die Nachbarn haben gegen einundzwanzig Uhr einen Knall gehört und sahen die Flammen aus dem Haus schlagen.“

„Wer ist denn in den Flammen umgekommen?“, wollte Sebastian wissen.

„Jürgen und Sabine Klasing … das Gute ist, ihre zwei Kinder sind heute Nacht bei einer Schulfreundin … das schlechte, wie erzählt man zwei Kindern, dass ihre Eltern elendig verbrannt sind?“ Marco sah beide unglücklich an.

1. Kapitel

 

„Hey, du fette Sau! Bleib mal stehen! Ey, fette Sau, du bist gemeint!“, rief jemand.

Marie nagte ängstlich an ihrer Unterlippe und legte einen Gang zu. Nicht schon wieder, nicht schon wieder die Jungs aus der Nebenklasse.

„Guck mal, die mit ihren kurzen, dicken Schweinebeinchen, wie niedlich … na los!“ Tom lachte und tippte seinen Freund an. Sie erreichten das Mädchen und zerrten sie an der Schulter zurück.

Marie schloss kurz die Augen und zwang sich zur Ruhe. Sie wusste, mit Gegenwehr würde sie bei den großen Jungs nicht weiter kommen.

„Hey, Miss Piggy, hast du schon Fett in den Ohren?“, lachte Tom und drehte das Mädel zu sich um. „Also? Hast du Süßigkeiten bei dir?“

Marie schüttelte ängstlich den Kopf und umklammerte ihre Schultasche.

Hendrik entriss ihr in der nächsten Sekunde die Tasche und kippte den ganzen Inhalt auf die Straße.

Ihre Schulbücher, Hefte, ihre Federmappe und etwas Obst lagen vor ihnen auf dem Gehweg.

Tom bückte sich und schob die Gegenstände hin und her. „Was? Wo sind deine Süßigkeiten? Du hast sonst immer etwas dabei!“

„Ich … ich esse nicht mehr … mehr so viel Süßes“, brachte sie kleinlaut hervor und sah, dass hinter den Jungs Frau Meyer erschien. Frau Meyer war Lehrerin an der Johann –Paul- Ems -Gesamtschule und wusste sofort, als sie Marie sah, dass die Jungs sie wieder wegen ihres Gewichts schikanierten.

Tom hob den Apfel und die Banane auf und lachte dreckig. „Was meinst du wohl, wie viel du von dem gesunden Scheiß fressen musst, um endlich deine dicken Speckschichten los zu werden?“

Ehe Marie etwas erwidern konnte, erklang die strenge Stimme von Frau Meyer hinter ihnen. „Tom! Sofort zu mir!“

Tom warf einen schnellen Blick zurück und dachte nicht im Traum daran, zu der Lehrerin zu gehen. Er warf den Apfel und die Banane direkt in das Gesicht von Marie, die leicht aufstöhnte, denn der Apfel traf sie auf die Nase. Dann flitzten die drei Jungs los und verschwanden um die nächste Ecke.

Frau Meyer blieb bei Marie stehen und half ihr beim Einsammeln ihrer Schulsachen. „Wollten sie wieder Süßes von dir?“

Sie schüttelte den Kopf und hob stumm die Sachen auf.

„Marie … du darfst dich durch diese blöden Sprüche nicht unterkriegen lassen. Du hast schon abgenommen und das sieht man auch“, versuchte Frau Meyer das pummelige Mädchen aufzumuntern.

Marie blickte zu der Lehrerin auf und Tränen brannten in ihren Augen. „Aber nicht genug … ich bin immer noch viel zu fett … die haben ja recht!“ Sie schnappte sich ihre Schultasche und ließ Frau Meyer stehen.

Verdammt, sie würde erst einmal ein ernstes Wort mit den Eltern von Tom, Hendrik und Daniel reden.

Seit einigen Wochen arbeitete die Johann- Paul- Ems -Gesamtschule gemeinsam mit der Ernährungsberaterin Marlen Hagemann zusammen. Es gab einfach zu viele übergewichtige Schülerinnen und Schüler. Zudem wollte man den pummeligen Kindern und Jugendlichen, und auch ihren meist übergewichtigen Eltern gesundes Essen näher bringen, und ihnen beim Abnehmen durch Ernährungsumstellung helfen.

Dieses Gemeinschaftsprojekt betreute die Futterkrippe mit Unterstützung der Schule und der Krankenkassen.

Leider waren einige Eltern nicht für dieses Schulprojekt. Sie waren der Meinung, es wäre nicht deren Problem, sich um den Kummerspeck der dicken Menschen zu kümmern, und was am Schlimmsten war, deren Steuergelder dafür zu verschwenden. Wenn man weniger in sich hineinstopfte, wog man halt auch weniger. Frau Meyer seufzte und sah gerade noch, wie Marie über die Straße lief.

 

 

***

„Was? Könntest du das bitte wiederholen?“ Sebastian und Uwe starrten Wolfgang von der Gerichtsmedizin entsetzt an.

Wolfgang nickte langsam. „Ja, ich traute meinen Augen selber nicht, aber der Mann hat eindeutig eine Kugel im Schädel. Er wurde vorher erschossen. Kaliber achtunddreißig, kurze Entfernung. Seine Frau wurde gefesselt und beide mit Benzin übergossen. Ihr könnt also davon ausgehen, dass es sich um Mord handelt.“

Uwe kratzte sich am Hinterkopf. „Mord? Bist du dir sicher? Oder war es eher ein Familiendrama, der Mann hat seine Frau gefesselt, mit Benzin übergossen, angezündet und sich dann selber erschossen?“

Wolfgang verneinte die Vermutung. „Nein, wenn er sich selber erschossen hätte, wäre der Winkel der Schusswunde ganz anders. Ich bin mir wirklich sicher, es handelt sich um Mord.“

„Gut, dann werden wir mal unsere Nachforschungen anstellen. Ob sie Schulden hatten, ob sie Ärger mit den Nachbarn hatten … das Übliche halt.“ Sebastian schnappte sich seine Jacke.

„Was ist eigentlich mit den beiden Kindern?“, fiel es Uwe ein.

„Unsere Kinderpsychologin Katrin hat sich um die beiden gekümmert. Sie sind bei der Schwester der Mutter untergebracht worden“, gab Sebastian mit bedrückter Stimme von sich.

Die armen Kinder, sie waren erst acht und zehn Jahre alt, und schon zu Vollwaisen geworden, und wenn Wolfgang recht mit seinen Untersuchungsergebnissen hatte, waren ihre Eltern sogar ermordet worden.

Die beiden gingen zu ihrem Wagen.

„Glaubst du wirklich, die Eheleute sind einem Mörder zum Opfer gefallen? Hier, in dem kleinen, beschaulichen Lingen?“, äußerte Uwe seine Bedenken.

„Das mein Lieber, werden wir schon noch heraus bekommen.“

 

Doch sie bekamen rein gar nichts heraus. Die Nachbarn verloren kein schlechtes Wort über die Familie Klasing und deren zwei Kinder. Schulden lagen ebenfalls nicht vor, ganz im Gegenteil, der Mann hatte einen gut bezahlten Job gehabt. Und niemand hatte etwas Verdächtiges gesehen. Die Spurensicherung konnte lediglich die Vermutung von Wolfgang bestätigen. Der Mann war vorher erschossen, die Frau gefesselt und beide mit Benzin übergossen worden.

 

 

 

 

***

Frau Meyer entdeckte zufällig die Mutter von Tom beim Einkaufen. „Guten Tag, Frau Deters!“

Frau Deters drehte sich von ihrem Kofferraum um und lächelte die Lehrerin freundlich an. „Frau Meyer … wie geht es Ihnen, wir haben uns ja lange nicht gesehen.“

„Ich hoffe, ich störe nicht? Haben Sie vielleicht einen kleinen Augenblick?“

„Aber sicher doch, was gibt es denn?“ Sie schloss den Kofferraum.

„Nun ja, es geht um Ihren Sohn, Tom“, begann Frau Meyer.

Frau Deters zog eine Braue hoch. „Um Tom? Wieso, was ist denn mit Tom? Die letzten Arbeiten waren alle mehr als zufriedenstellend.“

Frau Meyer wehrte die Bedenken mit einer seichten Handbewegung ab. „Nein, darum geht es nicht, Frau Deters, Tom ist ein hervorragender Schüler.“

„Entschuldigen Sie bitte, dann weiß ich nicht worüber Sie mit mir sprechen möchten?“ Verwirrtheit machte sich auf dem Gesicht breit.

„Wissen Sie, es geht darum, dass ich schon mehrfach gesehen habe, wie Ihr Sohn Tom und dessen Freunde Daniel und Hendrik ein Mädchen aus der Nebenklasse schikanieren. Sie entreißen ihr die Schultasche und stehlen ihr die Esssachen.“

Jetzt war die komplette Freundlichkeit aus dem Gesicht von Frau Deters entwichen. „Bitte? Also, doch nicht unser Tom, wie kommen Sie nur darauf? Mein Mann und ich haben sehr viel Geld, unser Junge hat es nicht nötig … kleinen Mädchen das Essen zu stehlen.“

„Es geht auch nicht darum, dass er es nötig hat, sondern eher darum, das Mädchen zu ärgern. Wissen Sie, das Mädchen ist nun ja … etwas pummelig und den Jungs macht es Spaß, sie mit ihrem Übergewicht zu ärgern“, versuchte es Frau Meyer in ruhigem Ton.

Frau Deters verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust und strafte die Lehrerin mit bösen Blicken. „Ach, kann es sein, dass es um diese sinnlose Einrichtung von Frau Hagemann geht? Sie versucht doch mit unseren Steuergeldern den dicken Kindern zu helfen, oder?“

„Nein, es hat mit Ihrem Sohn zu tun, Frau Deters, denn er ärgert täglich nicht nur das Mädchen, sondern greift auch andere nicht so schlanke Kinder an.“ Die Stimme der Lehrerin

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Lektorat: Stephanie Miller
Tag der Veröffentlichung: 06.08.2015
ISBN: 978-3-7396-0859-4

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