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Le Camp, Dienstag, 23. Mai 2000


Ausgangspunkt für die große 86 km 'Sainte Baume Rundtour' ist der kleine Ort 'Le Camp du Castellet' an der Nationalstraße N8, etwa in der Mitte zwischen Aubagne, dem Geburtsort Marcel Pagnols, und Toulon gelegen. Marcel Pagnol sei hier ausdrücklich erwähnt, fühlt man sich doch beim Anblick der grandiosen, weitläufigen Landschaft rund um das Massif de la Sainte Baume mitten in die Romane über seine Kindheit, 'La Gloire de mon pere' oder 'Le Chateau de ma mere' versetzt.

Für einen Langschläfer quasi noch im Morgengrauen, so gegen 9 Uhr, mache ich mich auf den Weg. Nach einem kurzen Anstieg geht's in flotter Fahrt, über die D2 zunächst in Richtung 'la Ciotat' und dann über die D3 hinab zum 'Col de l'Auge'. Es ist noch ziemlich kühl und der steife Fahrtwind macht sich in Form einer leichten Gänsehaut an Armen und Beinen bemerkbar. Auf der N8 schieße ich dann weiter talwärts bis 'Gémenos'. Hier beginnt der Anstieg zum 'Höhepunkt' der Tour, dem 726 m hohen 'Col de l'Espigoulier'. Bis zur Passhöhe sind es rund 580 Höhenmeter, verteilt auf eine Distanz von ca. 10 km. Der Beginn der Passstraße ist schnell gefunden. Sie führt zunächst über eine Strecke von etwa 3 km bis zum 'Parc de St. Pons' eben dahin. Dann beginnen die ersten Serpentinen, und ich gewinne schnell an Höhe. Mir wird warm. Der Mistral, der gestern noch für gemäßigte Temperaturen sorgte, hatte sich über Nacht gelegt und hinterließ einen makellos blauen Himmel. Es wird brütend heiß.


Die Steigung im unteren Bereich des Passes ist mit ungefähr 7 % gerade noch genießbar (Bild 1).
Doch nach etwa 4 km werden die Serpentinen enger und merklich steiler.


Bild 1, Makelloses Blau


Bild 2, Steingarten

Die Landschaft wird immer mehr zum üppig blühenden Steingarten. Aus allen Richtungen, jäh aus Büschen und niederen Sträuchern hervorbrechend, das irre Zirpen der Zikaden! Die Luft ist erfüllt vom typischen Duft der Provence, einer aromatischen Komposition aus Ginster, Rosmarin und Thymian (Bild 2). Und hoch oben gleißt silbergrau das schroffe Kalkgestein des 'Pic de Bertagne'.


Bild 3, Ein Blick zurück ...

Ein Blick zurück offenbart das ganze Ausmaß an grandioser Abgeschiedenheit der bezaubernd kargen Landschaft des 'Massiv de la Sainte Baume' (Bild 3).



Bild 4, Ganz oben, Blick nach Westen

Für den Aufstieg benötige ich etwa 2 Stunden. Die Passhöhe bietet nach Westen hin einen spektakulären Ausblick. Im Vordergrund liegt ausgebreitet 'Aubagne', und in der Ferne, im Dunst mehr zu ahnen als zu sehen, schimmert hell das Häusermeer von Marseille (Bild 4).


Bild 5, Sainte Baume, Nordseite

Die eigentliche, zunächst beschwingte Abfahrt ist schon nach etwa 4 km beendet. Dann wird das Gelände flacher und die Straße steigt bis 'Plan d'Aups' sogar noch leicht an. Das restliche Gefälle von etwa 350 Höhenmetern baut sich dann entlang der Nordseite des Bergmassivs (Bild 5) über eine Strecke von 25 km bis 'Roquebrussanne' langsam ab.


Bild 6, Signes, Place de Marché

In 'Signes', noch etwa 10 km vom Ausgangspunkt 'le Camp' entfernt, gönne ich mir in meinem gemütlichen 'Stammlokal' auf der 'Place de Marché'(Bild 6) im kühlen Schatten alter Platanen eine Pause und zwei kleine Bierchen.

Der 'Col de l'Espigoulier' zählt nicht gerade zu den ganz großen Pässen mit den klangvollen Namen. Auch reisst seine eher bescheidene Höhe von 726 Metern den passionierten Pässefahrer kaum aus dem Sattel. Wegen seiner landschaftlichen Schönheit ist er jedoch für den, der nicht nur nach Höhenmetern giert, ein durchaus lohnendes Passerlebniss. Ich hoffe, es ist mir gelungen, dies mit meiner kleinen Bilderauswahl anschaulich zu dokumentieren.




Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch ist allen Radsportbegeisterten gewidmet, die jemals ihren Schweiß bei sengender Hitze in schier endlosen Serpentinen provenzialischer Pässe vergossen haben.

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