Seemannsgarn und Anglerlatein
Die Bremer Lügenführung
Die wahrscheinlich unwahrscheinlichste Stadtführung die wir je erlebt haben !
Jochen Meyerdiercks hat uns erstaunliche Geschichten zu Gehör gebracht, die alle eines gemeinsam hatten:
Sie bewegten sich an der Grenze zwischen Dichtung und Wahrheit.
Oder war es doch ganz anders ?
Hallo Gudrun, glaubst du an die Lügenführung
heute am 1. April ?
Wenn die Lügenführung nicht statt finden sollte,
dann will ich wenigstens mein Eis geniessen !
Wir waren alle am 1. April pünktlich zur Stadtführung erschienen und bei strahlendem Sonnenschein konnte es dann auch gleich losgehen.
Heute sollten wir einiges erfahren, was vielen von uns noch gar nicht über unsere Stadt bekannt war.
Erstmals wurde die öffentliche Waage, auf der jeder Händler seine Waren wiegen lassen musste, im Jahr 1330 erwähnt. Spätestens ab 1440 hatte sie ihren Standort in der Langenstraße, die eine der Hauptverkehrsstraßen Bremens war.
Die Stadtwaage in der Langenstraße 13 in Bremen war einst Standort der städtischen Waage der Stadt.
Die Einrichtung war notwendig, um die Kunden vor Betrügern zu schützen und um Steuern und Abgaben bestimmen zu können.
Im Erdgeschoss führten zwei Rundbogentore ebenerdig zur Waage, in den Obergeschossen befanden sich Speicherräume, denn das Haus diente auch als Ratskornspeicher. Bis ins 18. Jahrhundert hinein beherbergte dieser Bau noch die öffentliche Waage.
Herr Meyerdiercks hatte immer und überall ein wachsames Auge auf die Bremer Feierabendler.
Eine Lügengeschichte in der Böttcherstrasse,
gibt es denn so etwas ?
Benannt nach dem sagenhaften Erdteil „Atlantis“ und entworfen durch Bernhard Hoetger in den Jahren 1930/31, verkörpert dieses Haus eine gebaute Atlantis-Utopie. Ursprünglich aus den Materialien Glas, Holz und Stahlbeton in geometrisch modernen Formen gebaut und im Art-Déco-Stil eingerichtet, diente es als Zweckbau mit Vortrags- und Lesesaal, Sammlungs- und Clubräumen. Im Zweiten Weltkrieg brannte die expressive Fassade ab. Sie wurde 1965 von Ewald Mataré in Backstein völlig neu gestaltet.
Im Gegensatz zu den anderen Bauten der Böttcherstraße errichtete Hoetger das Haus Atlantis als Konstruktion aus Stahl und Glas. Die tragende Konstruktion des Gebäudes bilden Stahlträger, die sich im Dach tonnenförmig biegen, um die Form des Himmelssaals vorzugeben.
In regelmäßigen Abständen setzte Hoetger genormte Teakholzfenster, Elemente aus Glasbausteinen und Holztafeln zwischen die Träger.
Das Haus Atlantis,
das wohl spektakulärste Bauwerk der Böttcherstraße, wurde am 23. Juni 1931 eingeweiht.
Die Tür zum Himmelsaal.
Den Himmelssaal und seine parabolischen Kuppel aus blauen und weißen Glasbausteinen werden wir demächst besuchen.
Dieses Fenster ist eines von vielen,
das die allererste Kaffee - Werbung
der Kaffee-Handels-Aktien-Gesellschaft
(Kaffee HAG)
wiedergibt.
Blick aus dem Fenster im Haus Atlantis
Hallo Jörg,
könntest du auch von mir mal Foto machen ?
Immer diese Sonderwünsche !
Aber sicherlich liebe Hannelore,
dann will ich meinen Blitz mal aktivieren.
Das Treppenhaus im Haus Atlantis
Die meisten Gebäude sind in der Zeit von 1922 bis 1931 entstanden und hauptsächlich Ludwig Roselius, einem Bremer Kaffeekaufmann, zu verdanken, der Bernhard Hoetger damit beauftragte, die künstlerische Gestaltung zu übernehmen.
Dann war da noch der Hahn an der Weser,
wer kennt diese Geschichte ?
Erklärung der Bedeutung der Henne am Rathaus betreffend.
Oftmals wird angenommen, dass sie zusammen mit einem Hahn, der im linken Zwickel des Bogens sitzt, als Fruchtbarkeits- und Schutzsymbole verstanden werden sollten. Eine bekanntere These geht davon aus, dass es sich bei der Henne (und vielleicht auch beim Hahn) um Zeichen von Handwerkern handelte. Wenn die über Land ziehenden Gesellen sich um Arbeit bewarben und angaben, am Rathaus zu Bremen mitgearbeitet zu haben, so soll ihnen oftmals die Frage gestellt worden sein, was man denn in der zweiten Arkade sehen könne, oder wo sich die Henne befinde. Wussten sie die entsprechende Antwort, so war dies der Beweis, dass sie die Wahrheit gesagt hatten.
Nach angeblich hunderten von Jahren der mündlichen Überlieferung schrieb der Autor Friedrich Wagenfeld die Sage 1844 in seinem Buch Bremens Volkssagen nieder.
Als Vorlage für die Niederschrift der Sage diente Wagenfeld eine architektonische Besonderheit des Bremer Rathauses. Hier befindet sich seit 1612 im rechten Zwickel des zweiten Bogens der Arkaden von links eine steinerne Henne auf einem Nest, gehalten von einer Frau im wehenden Gewand. Im Nest sitzen vier Küken.
DIE BREMER GLUCKHENNE
Der Himmel war trübe und bewölkt und schaute drohend herunter auf ein Häuflein armer heimathloser Menschen, Männer, Weiber und Kinder, die mit ihren Kähnen mitten im Strom fischten. Sie hatten sich den Ueberfällen ihrer mächtigen Nachbarn entzogen; ihr ärmlicher Besitz freilich war nicht geeignet, die Raublust derselben zu reizen. Denn sie hatten nichts als ein paar Bretterhütten und ihre Kähne und Netze. Die hätten sie gern hingegeben, wenn sich der Feind damit hätte abfinden lassen, konnten sie doch diesen Verlust in wenigen Tagen ersetzen. Aber sie hatten noch ein anderes Gut, das der Feind anzutasten drohte, das war die Freiheit. Die hielten sie höher als Gold und wollten sie sich bewahren, um jeden Preis, selbst mit Aufopferung der geliebten väterlichen Wohnsitze.
So lagen sie denn im Flusse und spähten umher, ob nicht irgend ein günstiges Vorzeichen zu entdecken sei. Denn der Ort war so heimlich und der Fluß so fischreich, daß sie sich gern an diesem Ufer niedergelassen hätten. Aber es ward Abend, und sie waren sehr traurig, daß die Geister des Landes ihnen kein Zeichen gesandt und zu sich eingeladen; sie jammerten und wehklagten und waren trostlos, daß sie nun weiter ziehen müßten aus dieser schönen Gegend.
Jetzt drang plötzlich ein Strahl der sinkenden Sonne durch das Gewölk und erhellte die ganze Landschaft mit einem wundersamen Glanz. Da bemerkten sie eine Henne, die sich und ihren Küchlein einen sichern Ruheplatz suchte für die Nacht, und jubelnd sprang alles Volk aus den Schiffen, um der Henne zu folgen, die mit ihrer kleinen Schaar einen Hügel hinanging und sich mit ihrer Brut im hohen Heidekraut verbarg. Sie beschlossen nun, dies Ereigniß, worin sie ein Bild und Spiegel ihrer eignen Lage erblickten„ anzusehen als ein günstiges Zeichen und an der Stelle, wo die Henne ein schützendes Obdach gefunden, ihre Hütten wieder aufzuschlagen. Dieser Hügel sollte fortan der Hort der Freiheit sein.
So wurde in uralter Zeit der Grund gelegt zu der Stadt Bremen, und da die neuen Ansiedler sich hauptsächlich vom Fischfange nährten, so mag man mit vollem Rechte sagen, daß das Fischeramt das älteste sei in der Stadt. Die Henne aber mit ihren Kleinen sieht man deutlich ausgehauen über dem zweiten Rathausbogen und gilt noch heutiges Tags weit und breit für ein Wahrzeichen der Stadt Bremen.
Dann ging es weiter zum Bremer Dom.
Franz Ernst Schütte war Bauherr des Bremer St.-Petri-Doms und Präsident der Handelskammer mit Sitz im Schütting. Auf seine finanzielle Unterstützung sind unter anderem der Bau der Domtürme, die Innenausmalung des Domes, der Rathausneubau, die Anlage des Bürgerparks sowie das Kaiser-Friedrich-Denkmal zurückzuführen.
Durch seine finanzielle Unterstützung konnte der Grundstein für den Südturm 1889 gelegt werden und nur vier Jahre später waren beide Türme vollendet. Die gesamte Restaurierung konnte 1901 abgeschlossen werden.
Wer es nicht weiss, es ist ein Bild von Franz Ernst Schütte, (in der Bildmitte) auf der linken Domtür zu sehen.
Dort hat man ihm, gegen seinen Willen ein Andenken gesetzt.
Aus dem Alten Testament ist dort die Arche Noah wiedergegeben.
In diesem Bild ist Franz Ernst Schütte erkennen.
Die Lügenführung durch die Bremer Innenstadt hat uns mit Jochen Meyerdiercks sehr gut gefallen.
Sicherlich werden wir in absehbarer Zeit eine weitere Führung mit ihm unternehmen.
Dann begegnete uns zum Abschluss der
Esel der Bremer Stadtmusikanten.
Was war dieser Esel glücklich als er uns
Feierabendler entdeckte !
Für unseren Jörg war dieser Tag perfekt,
nicht nur das er schöne Fotos aufgenommen hat,
nein,
an diesem Tag hat er auch einen Gleichgesinnten in der Bremer Innenstadt getroffen.
Na Hannelore,
was möchtest Du denn jetzt noch wissen ?
Wir können es dir sicherlich auch sagen
wo die älteste Uhr in Bremen hängt !
Weisst du es denn auch ?
Für Jörg wäre es sicherlich noch interessant,
wo vor gar nicht langer Zeit ein Teil der Gebeine
seines Kollegen gefunden wurden.
Text der Landeshymne „Der Bremer Schlüssel“
Seht ihr die Löwen an dem Schilde,
Der einen mächt’gen Schlüssel trägt?
Mir wird bei diesem Wappenbilde
Der Stolz erhöht, das Herz bewegt.
Dies’ Wappen ist das stolze Zeichen
Der alten treuen Hansastadt,
Die über’s Meer zu allen Reichen
Ihr Rot und Weiß getragen hat.
Hell glänzte in dem Hansabunde
Der Brema Schlüssel alle Zeit.
Auch heut’ strahl’ er in uns’rer Runde
In alter Macht und Herrlichkeit!
Der brave Schlüssel will bezeugen,
Daß gern er öffnet gastlich’ Tor;
Doch nimmer soll den Bart er beugen
Der Willkür! Da sei Gott davor!
Gib gern dem Kaiser, was dem Kaiser,
Du treue Stadt im deutschen Land,
Und pflück’ dir neue Ehrenreiser
Durch schlichter Bürger tät’ge Hand!
Wir aber singen dir zu Ehren:
„Hell glänz’ dein Schild! Und gutes Recht
Mög’ sich in Bremas Schoß bewähren
Bis zu dem fernesten Geschlecht!
Wir sagen Danke an die Firma
STATT
REISEN
BREMEN
Wer glaubt, dass Stadtführungen langweilig sind, der sollte mal einen Spaziergang mit Jochen Meyerdiercks unternehmen, dort wird er erleben, wie lebhaft und interessant eine Stadtführung sein kann.
Wir waren begeistert
und kommen sicherlich wieder !
Texte: Copyright Hans Snoek
Foto:
Hans Snoek - Karin Jung
Tag der Veröffentlichung: 02.04.2009
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