Nichts
Was ist NICHTS?
„Na, NICHTS ist nichts“, werden jetzt die Meisten, mit dem Nachsatz, „ist doch klar“, sagen, weil es Viele so sehen. Aufgrund dieser Aussage, dieses Stempels, wird es zum Gedachten.. zu nichts. Etwas Wertlosem, Sinnlosen, zu etwas, dass es scheinbar NICHT gibt.
Stimmt das?
Ist das wirklich so?
Ich sehe es anders..
NICHTS ist aus meiner Sicht der Gegenspieler von ALLES, so, wie ALLES der Gegenspieler von NICHTS ist. Beide ergänzen sich gegenseitig. Das EINE bedingt das ANDERE. Gemeinsam ergeben sie das GANZE. Ohne NICHTS kann ALLES NICHT SEIN! Bleibt es ETWAS! Etwas, ein Teil vom GANZEN.
Daraus folgt, dass – NICHTS – den gleichen Wert wie ALLES hat. Also wertvoll und sinnvoll ist.
Genau betrachtet ist es kostbarer als Gold.
Wie kommt das?
Durch Einbeziehung des Ganzen!
Dieser Zusammenhang wird besonders deutlich, sobald wir merken, dass sich jemand schlecht fühlt und wir fragen, was los ist. Oft erhalten wir die Antwort: „NICHTS“. Herrlich, nun können wir uns ausmalen, was es sein kann, denn es kann ALLES sein. Von einer kleinen Verstimmung bis hin zur Wut oder Enttäuschung. Ohne, dass derjenige uns IN FORM IERT, es in eine Form bringt, stehen wir ziemlich blöd da.
Für mich ist NICHTS das machtvollste Wort überhaupt.
Kaum zu glauben?
Es ist so, denn NICHTS bewegt ALLES!
Es setzt eine gewaltige Maschinerie in Gang. Zugegeben, es gibt Menschen, die darauf so reagieren, dass sie sich nicht weiter darum kümmern und das Ende dieser Beziehung in Kauf nehmen. Die Meisten jedoch und das schlummert tief in uns, kommt sozusagen direkt aus der Quelle, wollen WISSEN was los ist. Da wir jedoch keine Form – IN FORM ATION – haben, fehlt uns die Voraussetzung für den Inhalt. Fehlt uns die Möglichkeit es zu füllen. Ohne Information haben wir keine Chance, egal, wie sehr wir unser Gehirn zermürben, dahinter zu kommen, zu einer LÖSUNG zu gelangen. Niemand, außer demjenigen selbst weiß es.
Hinzu kommt, dass die Aussage NICHTS für uns ebenso endgültig geworden ist, wie ALLES. Beides stellt für uns eine Art unüberwindbare Grenze dar. Unser Kopfzerbrechen darüber lässt uns mit dem anderen verbunden sein. Uns für etwas verantwortlich fühlen. Mit Verantwortung hat das allerdings nichts zu tun.
Verantwortung übernehmen heißt, mit gutem Beispiel voran zu gehen, sich weder für alles und jeden verantwortlich zu fühlen, noch andere für alles verantwortlich zu machen. Es ist die Freiheit, aus SICH heraus, durch ACHTEN auf SICH SELBST, das eigene DENKEN, FÜHLEN und HANDELN, alles tun und lassen zu können, ohne jemandem zu schaden.
Die Aussage: „Ich mache NICHTS richtig“, hält sich die Waage mit der dahinter stehenden Aussage: „Ich mache ALLES falsch“. Das eine, neben NICHTS, RICHTIG, bedingt das andere, den Gegenspieler, neben ALLES, FALSCH. Oberflächlich betrachtet sind es gegensätzliche Aussagen, bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass sie die gleiche Bedeutung haben.
Für alle, die mit dem ersten Satz, am Anfang dieser Zeilen und dem dahinter versteckten Gedanken aufgewachsen sind, ist es anfangs schwer vorstellbar und der Zusammenhang dahinter schlecht zu erkennen. Sobald wir es als Waage zeichnen, uns ein Bild davon machen, wird es deutlich..
Für sich allein betrachtet sind es zwei Gegenteile – Nichts und Alles – , mit zusätzlichen gegenteiligen Inhalten – richtig und falsch –. Zu einander in Beziehung gebracht, als Ganzes, zeigt sich die Bedeutung dahinter. Beide sagen im Grunde das Gleiche aus.
Diese Tatsache eröffnet uns völlig neue Möglichkeiten. Eine davon ist, das Ganze umzudrehen, seine Form zu wechseln, wodurch ein vollkommen anderes Bild entsteht..
Das Austauschen beider Gegenspieler, Nichts an die Stelle von Alles und Alles an die Stelle von Nichts zu setzen, bewirkt bei beiden jeweils eine andere Form mit anderem Inhalt, was das Ganze beeinflusst. Alles verändert sich. Vorher machten wir Nichts richtig und Alles falsch. Jetzt machen wir Alles richtig und Nichts falsch.
Interessant.
Auf der Gefühlsebene, fühlten wir uns beim ersten Bild schlecht, beim zweiten Bild fühlen wir uns gut. Dieser Wechsel entspricht dem, was wir tun, sobald wir einer alten Erfahrung, die wir mit negativem Gefühl in Erinnerung haben, die Chance geben, aus ihr eine neue Erkenntnis zu gewinnen: das Positive darin zu sehen.
Der Haken daran ist, dass es auf die Dauer anstrengend wird, da die Erwartungen, alles richtig und nichts falsch zu machen ebenso überzogen sind, wie die Vorstellung, nichts richtig und alles falsch zu machen.
Die dritte Variante ist die, meiner Meinung nach, einfachste und schwierigste zugleich. Sie bedingt, dass beide Waagschalen, um bei diesem Bild zu bleiben, vollkommen leer sind. Dass weder NICHTS, noch ALLES darin enthalten ist. Was bewirkt, wie meine Freundin es ausdrückt: „dass nach oben der Himmel offen ist“. Ein wunderschöner Vergleich, finde ich.
Einfach daran ist es, zu WISSEN, dass diese Möglichkeit besteht. Schwieriger ist es, dieses Wissen umzusetzen, es zu leben, da es etwas Entscheidendes voraussetzt: Es wissen zu wollen. So, wie Liebe lieben will, Freude sich freuen will, Glück glücklich sein will, Wut wütend sein will, Trauer traurig sein will, hat alles seine Bestimmung, eine eigene Aufgabe, die es erfüllt. Wissen will wissen.
Wollen wir es wirklich wissen?
Wollen wir, sobald wir fühlen, dass sich jemand schlecht fühlt, wirklich wissen, was los ist? Oder tun wir nur so? Wollen wir in Wirklichkeit etwas ganz anderes? Wollen wir, dass alles so bleibt wie es ist? Wollen wir den alten Zustand? Fühlen wir uns aus unserer Ordnung gerissen, in Momenten, in denen sich jemand schlecht fühlt? Erinnert es uns an etwas? An etwas, von dem wir nichts mehr wissen wollen. An Zeiten, Begebenheiten, Situationen, Augenblicke, mit denen wir nichts mehr zu tun haben wollen, weil wir mit ihnen schmerzliche Erfahrungen gemacht haben? Was haben wir dann aus ihnen gelernt? Wozu haben wir sie gebraucht? Wenn wir heute nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollen.
Ich glaube, um zu wachsen und um sie mit anderen zu teilen, wodurch alle wachsen können. Doch die Angst, sie erneut erleben zu müssen, die alten hässlichen, furchtbaren, grausamen Gefühle noch einmal erleben zu müssen, bringt uns dazu all diese schmerzlichen Erfahrungen vergessen zu wollen.
Höre ich den Meisten zu, so war entweder ALLES schlecht oder NICHTS gut. Im Grunde sagen sie das Gleiche. Sicher, wir können in die alten Gefühle gehen und sie erneut durchleben, das habe ich getan und rate jedem davon ab, denn es war unbeschreiblich schmerzhaft und kam manchmal dem Wahnsinn nahe. Es geht auch anders. Ohne in den Abgrund zu steigen können wir von oben einen Blick darauf werfen. Es uns ansehen. Als Beobachter sozusagen. Als eine Art Film. Dabei ist es wichtig, es weder zu beurteilen, noch es zu bewerten. Abstand zu halten. Es einfach nur zu betrachten. Die Person, die wir waren ohne Vorurteile zu sehen und zu entdecken, was sie in der damaligen Situation tat. Zu erkennen, wie sie darauf reagierte, statt nur die Situation allein wahrzunehmen.
Ich zum Beispiel wurde sehr oft geschlagen und habe dennoch immer an das Gute im Menschen geglaubt. Niemals habe ich diesen Glauben aufgegeben. Am Ende war er alles, was ich hatte. Das geschlagen werden ist eine Seite, die mit einem sehr schmerzlichem Gefühl verbunden war. Nur diese zu sehen holt den ganzen alten Schmerz an die Oberfläche und überschwemmt alles damit. Die andere Seite, dass ich nach wie vor an das Gute im Menschen glaubte, ebenfalls mit einzubeziehen, bringt das Ganze in die Waagerechte. Gleicht es aus. Was so entsteht, nenne ich Wissen. Wissen, dass weiß. Das weiß, wie es war.
Die Frage ist, was fangen wir mit diesem Wissen an und wie gehen wir damit um?
Als Bild sieht das Ganze so aus..
Beide Schalen sind vollkommen leer. Aus dem zweiten Beispiel ist: „ich mache es richtig“ und „ich mache es falsch“ entstanden. Das ist für mich die Wahrheit. Das ist es, was wirklich geschieht. „Ich mache es“.
Die Frage ist, übernehmen wir diese Verantwortung? Stehen wir dazu? Können wir sagen, „Ja, so ist es und es ist in Ordnung“.
Die ersten beiden Beispiele, das eine im negativem, das andere im positivem Sinne, lassen uns funktionieren, auf etwas reagieren, scheinbar ohne, dass wir für etwas verantwortlich sind. Ohne, dass wir etwas dafür können, obwohl wir für alles die Verantwortung tragen. Im dritten Beispiel übernehmen wir gleich die Verantwortung für das Ganze. Im Grunde tun wir es in den ersten beiden auch, allerdings unbewusst. Wodurch wir uns mehr aufladen, als wir tragen können.
Verantwortlich sind wir immer, da unserem Gedanken unser Gefühl folgt und diesem wiederum unsere Handlung. Dieses Wissen können wir nutzen, um gleich zum dritten Beispiel zu gehen. Alles selbst zu entscheiden. So werden wir vom Funktionierenden, Reagierenden, zum Agierenden. Zum Selbstbestimmten. Alles, was wir dafür tun müssen, ist, darauf zu achten, was wir denken und wie wir uns damit fühlen.
Viele Jahrzehnte dachte ich, dass ich kein liebenswerter Mensch war. Ich ging davon aus, wenn meine Mama mich nicht liebt, dass mich auch niemand anderes lieben kann, woraus ich folgerte, dass ich nicht gut genug bin. Mit diesem damaligem Wissen ging ich ins Leben und bekam immer wieder die Bestätigung dessen, was ich dachte. Nach dem Motto von Dr. Joseph Murphy – Was wir denken, das geschieht. Ohne zu merken, dass ich es ausgelöst hatte, was ich durch mein Denken verursacht hatte, schleppte ich mich durch die Zeit. Immer wieder gab es Momente, in denen mir gezeigt wurde, dass sich durch anderes denken alles ändern kann. Allein mir fehlte der Glaube. Viel zu sehr war ich in meinem alten Muster verstrickt. Dem Glauben an das Gute im Menschen, mit Ausnahme von mir. Ich hatte vergessen mich mit einzubeziehen. Alles zu sehen.
Heute weiß ich, dass sie mich nicht lieben konnte, weil sie sich selbst nicht liebte. So, wie ihre Mutter und deren Mutter und alle davor. Einige haben zwar dagegen gekämpft, sie haben aufbegehrt, doch das System hat sie alle zurecht gebogen. Zu funktionierenden Wesen geformt.
Bis zur Emanzipation der Frau ist es so geblieben. Doch selbst die Gleichstellung der Frau hat daran nichts geändert. Sie ist in eine Richtung gegangen, die uns alle von SICH weggetrieben hat. Egal, ob Frauen oder Männer. Frauen tragen heute Hosen und stehen ihren Mann, neben ihrer eigenen Rolle, die sie im Leben spielen. Frauen wurden den Männern gleichgestellt. Männer wiederum mussten sich von SICH entfernen, um überhaupt mithalten zu können. So sind Frauen männlicher und Männer fraulicher geworden, ohne, dass es groß aufgefallen ist. Wie bei NICHTS und ALLES wurde sich ausschließlich auf eine Seite konzentriert, statt das Ganze, den MENSCHEN zu sehen. Das WESEN, welches beide Seiten in SICH vereint. Frau und Mann. Am Ende haben beide gelernt SICH NICHT zu lieben.
Es ist gut und richtig, dass Frauen die gleichen Rechte und Pflichten haben wie Männer, auch, wenn das alles in eine Schieflage gebracht hat. Das Wissen, welches Frau und Mann dadurch gewannen und in sich tragen, ermöglicht es uns, einen wunderbaren Menschen zu formen, der SICH mit SICH SELBST wohl fühlt. Der SICH liebt. Wodurch der Kreislauf des SICH NICHT LIEBENS im Ganzen unterbrochen wird und eine völlig neue Wesensart entsteht.
Die ganze Aufmerksamkeit galt allein dem Mann. Gegen ihn wurde gekämpft. Sein Status sollte erreicht werden, was auch geschah. Es ist Zeit weiter zu gehen, um zum Menschen zu werden. Zu dem Wesen, das wir sind.
Herrlich und hören wir auf es zu pauschalisieren und alles in gut oder schlecht, schön oder hässlich aufzuteilen, entdecken wir die unterschiedliche Vielfältigkeit, welche seine Herrlichkeit ausmacht.
Texte: Bilder und Texte
(c) bei Petra Schneider
Tag der Veröffentlichung: 16.07.2011
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