Das ABC des Schöpfens
...meine zauberhafte Welt
Pauletta, gerade 12 Jahre alt, zieht rauchend und gestylt wie eine 18 jährige mit ihrer Clique durch die Strassen von Berlin. Es ist noch früh am Tag. Gleich beginnt die Schule. Sie findet sich cool.
Hat sie schon einmal darüber nachgedacht, was cool heißt? Cool ist englisch und heißt KALT. In Wirklichkeit ist sie also kalt. Natürlich klingt cool viel besser, wer will schon kalt sein? Dennoch, ist es das, was sie will? Will sie kalt sein oder ist sie kalt geworden? Cool, um in ihrem Slang, damit wir gleich beim englischen bleiben, zu sprechen, weil alle, was sich auf ihren Freundeskreis bezieht so sind? Sicher es ist schon toll mit 12 wie mit 18 zu sein, das Erwachsenwerden zu spüren, doch wo bleibt das Kind? Das Kind, dass noch so viel Wärme braucht. So viel Liebe und so viel Aufmerksamkeit.
Kann es sein, dass ihm genau das fehlt? Dass es die finden möchte in ihrer Gruppe und da es da so ist, dass man, wer auch immer man ist, cool ist, also kalt, hat sie sich angepasst. So gehört sie dazu. So bekommt sie Wärme, Liebe, Zuneigung und Aufmerksamkeit. Doch wie fühlt sie sich dabei? Groß? Stark? Aufgehoben? Geborgen?
Ich sage, manchmal. Ja, manchmal, wenn sie sich wieder einmal so ganz alleine fühlt und niemand versteht sie, dann fühlt sie sich in dieser Gruppe, die ihr zur Familie geworden ist – Verbundenheit schafft Familie – anders ausgedrückt wird zum Ersatz, dann ist sie froh und dankbar, in dieser Gruppe zu sein. Selbst, wenn sie der Rädelsführer, der Leiter ist, fehlt es ihr. Allen, jedem einzelnen in der Gruppe fehlt es, nur zugeben, das bedeutet Schwäche zeigen und wer schwach ist, tja, da gibt es viele Sprüche zu, die wir ohne sie zu hinterfragen von anderen übernommen haben.
Gehen wir noch tiefer. Warum sie kalt ist haben wir heraus gefunden. Was ist mit den anderen? Mit der Gruppe. Warum ist die Gruppe kalt? Bestimmt gibt es eine gewisse Art Wärme und doch überwiegt die Kälte. Welche Kälte? Die jedes Einzelnen. Jeder möchte Aufmerksamkeit. Möchte beachtet und respektiert werden wie er ist, ohne einer Norm entsprechen zu müssen, denn jeder ist einzigartig und etwas ganz besonderes. Sieht das die Gruppe? Fängt sie es auf? Nein! Sie gibt allerdings dieses Gefühl. Sie gibt ihr das Gefühl groß und stark zu sein und dazu gehören. Interessant ist es, wenn wir egal wen aus dieser Gruppe alleine treffen, dann stellen wir fest, dass sich sein Verhalten ändert. Von der Größe und Stärke in der Gruppe ist meist nur noch wenig da. Was deutlich macht, dass er ausschließlich von der Gruppe getragen wird.
Was passiert hier? Er gibt die Verantwortung für sich und sein Leben an die Gruppe ab. Dabei ist es egal, um welche Gruppe es sich dabei handelt. Selbst, wenn er oder sie selber eine gründet läuft es darauf hinaus. So lange, bis es hinterfragt wird.
Was fehlt also Pauletta?
Halt!
Wärme!
Geborgenheit!
Achtung!
Respekt!
Aufmerksamkeit!
Liebe!!!
Kann sein, dass jetzt der Einwurf kommt, dass sie froh sein soll, dass sie diese Gruppe gefunden hat. Ja und nein! Dadurch lernt sie was Verbundenheit ist, was mit Sicherheit etwas Gutes hat. Auf der anderen Seite bleibt sie auf der Strecke. Sie, die sie im Moment ist. Das 12 jährige Mädchen. Ein Kind, dass zwar schon cool sein will, meistens ohne zu wissen, was das überhaupt heißt, dennoch seine Kindheit leben möchte. Was hält sie davon ab? In gewisser Weise die Gruppe, vor allem sie sich selbst.
Warum?
Weil sie Angst hat, genau das, was sie ist zu leben und dadurch ihre Gruppe zu verlieren. Das hält sie davon ab.
Was ist mit den Eltern? Es ist ihre Aufgabe! Stimmt! Was ist, wenn sie es ebenfalls so gelernt haben? Wenn sie so aufgewachsen sind? Wenn sie als sie 12 Jahre alt waren, wenn auch unter anderen Umständen und dennoch gleich, es ebenso gemacht haben, weil auch ihnen etwas fehlte... und wenn deren Eltern es so ging und denen davor. Ich glaube, wir können bis wer weiß wohin gehen und werden stets das gleiche Muster finden. In jeder Generation 12jährige, die viel zu früh erwachsen sein wollen oder mussten, um dazuzugehören, um Verbundenheit zu spüren.
Das alles ist ok. Es war so und so wie es war, so haben wir es erschaffen. Kaum jemand hat sich getraut diesen Kreislauf zu durchbrechen. Weder mit 12, was auch schier unmöglich ist, da in diesem Alter selten die Zusammenhänge erkannt werden, noch in späteren Jahren. Gewohnheitsmäßig wurde so weiter gemacht, wie es bekannt war. Immerhin galt es viel zu verlieren.
Ist das wirklich so?
Was ist, wenn wir dieses Muster nutzen und von ihm lernen? Wenn wir genau das tun, was wir immer getan haben, jedoch mit anderen Voraussetzungen. Von einem anderen Ausgangspunkt aus und somit in eine andere Richtung. Wenn wir da wo wir heute sind stehen bleiben, uns anschauen, was wir sind, was wir haben, dafür danken, auch für all das, was uns weniger gefallen hat, was uns verletzt hat und von dem wir dachten, dass wir es nicht aushalten. Wir haben es durchgestanden. Wären wir sonst noch hier? Nein! Wir sind hier. Wir haben es überlebt. Egal was und wir haben daraus gelernt. Manche bewusst, andere auf jeden Fall unbewusst. All das ist in uns. Danken wir dafür. Schauen wir es uns an und danken wir dafür.
Die 12 jährige Pauletta lernt von uns. Sie ist noch ein Kind. Hinter all dem coolen ist sie ein Kind. Sie braucht Beispiele und Vorbilder. Menschen, die sich trauen stehen zu bleiben und für alles dankbar zu sein, damit sie es von ihnen lernen kann. Die Vergangenheit kann niemand ändern. Sie ist wie sie ist. Egal wie weh sie tut. Ich spreche da aus Erfahrung. Es gibt kaum etwas, was ich ausgelassen habe. Von prügelnden Eltern, über Alkoholiker als Ehemann, zur Abtreibung gezwungen, uneheliche Kinder als Todsünde geboren und..., und..., und... ich bin dankbar dafür, denn all das hat mich zu dem geformt, was ich heute bin.
Pauletta braucht unsere Hilfe!
Danke!
Tag der Veröffentlichung: 26.01.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
...eine Einladung für alle und jeden, seine Einstellung, seinen Blickwinkel, seinen Ausgangspunkt zu ändern