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Dankbar



Hier liege ich nun. Ein kleiner Raum. Ist es nicht egal wie groß er ist? Der Schrank dort. Alle meine Sachen sind darin. Was brauche ich noch? Sie sagen ich kann nicht aufstehen. Kann nicht herum laufen. Bin zu schwach und es ist nicht die Zeit da um mich zu halten, mich herum zu führen. Sie sagen, dass ich hier am besten aufgehoben bin. Damit ich nicht aus dem Bett falle haben sie die Gitter daran hoch gezogen. Alles zu meinem Schutz. Ich muß dankbar sein, dass sie sich so um mich kümmern.

Ach.. dahinten ist ein Fenster. Schade, dass ich nicht hinaus sehen kann. Es ist zu weit weg. Dabei möchte ich doch so gern die Sonne sehen. Die Bäume. Die Blumen und die Vögel. Wenn sie mich zum füttern aufsetzen versuche ich immer einen Blick zu erhaschen. Doch sie stehen an der anderen Seite und mögen es nicht wenn ich meinen Kopf weg drehe. Dann dauert es zu lange sagen sie und sie haben nicht viel Zeit. Nein ich will sie nicht verärgern. Ich muß dankbar sein, dass sie sich so um mich kümmern.

Was wohl aus meiner kleinen Wohnung geworden ist? Wie haben sie gesagt? Ich kann dort nicht mehr bleiben, weil ich ganz allein lebe. Dabei war ich nicht allein. Da waren die Katzen im Hof. Die schwarze, dass war meine Lieblingskatze. Ich habe sie Morle genannt. Sie ließ sich immer von mir streicheln und da waren die Vögel. Sie kamen in das Vogelhaus auf dem Balkon. Ja, das Finkenpaar kam jedes Jahr. Sie waren schon richtig zahm und haben herrliche Musik gemacht. Immer wenn sie ihr Lied anstimmten schloß ich meine Augen und träumte vor mich hin. Auch die Schmetterlinge die sich an meinem Flieder erfreuten. Zu gern habe ich ihnen zugeschaut. Da war der blaue Himmel. Selbst wenn es mal trübe war oder geregnet hat. Ich habe es geliebt auf dem Balkon zu sitzen. Mit Decke unter der Markiese war das ein wunderschönes Erlebnis. Da war die Sonne die mich morgens mit ihren Strahlen weckte. Jedesmal hat sie mich zum Lächeln gebracht. Ohne Zähne ist es schwer zu lächeln. Sie haben gesagt ich brauche sie nicht mehr. Sie sind sehr nett hier. Haben nur nicht viel Zeit. Es sind eben so viele Alte sagen sie. Ich muß dankbar sein, dass sie sich so um mich kümmern.

Obwohl sie mich ziemlich seltsam behandeln. Wie ein kleines Baby. Es muß wohl so sein. Ich kann ja nichts mehr machen. Sie nehmen mir alles ab damit sie schnell mit mir fertig sind. Es ist ja auch besser so. Wenn sie nur ein bisschen mehr Zeit für mich hätten. Ich würde mich gern mal mit ihnen unterhalten. Ach.. sie können mich ja nicht verstehen. Deswegen reden sie mich wahrscheinlich nicht an. Auch ihre Sprache ist so als reden sie mit einem Baby. Nein. Ich will nicht undankbar sein. Sie haben viel zu tun. Ich muß dankbar sein, dass sie sich so um mich kümmern.

Wissen sie überhaupt wie ich heisse? Mit meinem Namen werde ich nur selten angesprochen. Meistens bekomme ich irgend welche Kosenamen. Schade ich kann es ihnen nicht sagen. Ohne Zähne verstehen sie mich eh nicht. Wissen sie, dass ich gern Schokoladenpudding esse? Nein ich glaube nicht. Woher sollten sie es wissen? Sie fragen mich ja nie. Es ist gut, dass ich hier bin. Was sollte sonst aus mir werden? Sie kümmern sich um mich. Sie halten mich sauber, geben mir zu essen. Was will ich mehr. Da ist es nicht schlimm, wenn es manchmal weh tut, wenn sie mich umdrehen. Oder ich erschrecke, weil sie nichts sagen, wenn ich hin- und hergerückt werde. Schließlich mache ich ihnen nur Arbeit. Sie sorgen für mich. Waschen mich. Legen mir eine frische Windel an. Es ist meine Schuld, wenn sie öfters total voll ist. Dann darf ich eben nicht so viel trinken. Bei so vielen Leuten haben sie nicht viel Zeit für den Einzelnen. Sie geben sich Mühe und ich muß dankbar sein, daß sie sich so um mich kümmern.

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Tag der Veröffentlichung: 21.12.2010

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