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Eine ganz alltägliche Geschichte



die besondere Art der Kommunikation

Es waren einmal ein Mann und eine Frau, die mehr oder weniger in einer Art Beziehung miteinander lebten. Die Kluft zwischen ihnen wurde immer größer, was die besondere Art der Kommunikation, von der ich hier erzähle, deutlich macht.

An einem Samstag klingelte es bei ihr und als sie die Tür öffnete, stellte er das gewünschte, sie hatte ihn gebeten ihm Papprollen für ihre Trommeln mitzubringen, in den Hausflur und sprach „bring das schon mal in den Keller, ich will nur schnell das Auto weg stellen“.

Da standen sie nun, 10 Papprollen mit einem Durchmesser von 25 cm und einer Höhe von 40 cm, aneinandergebunden zu zwei großen Haufen. >Toll! Sieht er denn nicht den Rollkragenpullover und den dicken Schal um meinen Hals? Hat er nicht mitbekommen, dass ich krank bin?< Fragte sie sich, als sie mühsam das bestellte in den Keller trug, um sich anschließend wieder in ihre Wohnung zu schleppen.

Froh darüber es endlich geschafft zu haben legte sie sich wieder auf ihr Sofa. Gerade als sie die Decke über sich zog klingelte es erneut. Ärgerlich, dass sie vergessen hatte die Tür anzulehnen, machte sie sich auf den Weg, um diese zu öffnen. Ohne ein Wort verschwand sie in ihrer Stube, um es sich ein zweites Mal auf ihrem Sofa bequem zu machen.

Nachdem er seine Jacke ausgezogen hatte und seine Schuhe, kam er in die Stube und fragte „warum bist du krank?“ >Wow!<, dachte sie, >was für ein Mitgefühl. Ja, warum bin ich krank? Hm.. Keine Ahnung, aber schön, dass er es merkt.< Nur, was sollte sie darauf antworten? Sie wusste es doch selber nicht. Da ihr nichts einfiel und ihr auch überhaupt nicht nach Kommunikation zumute war, schwieg sie. Warum sollte sie auch auf so eine Frage antworten. Fünfmal fragte er nach. Immer wieder mit den selben Worten „warum bist du krank?“ >Ich kann ja sagen, weil ich krank bin<, ging es ihr durch den Kopf, >doch dann diskutieren wir wieder. Nee, das kann ich heute gar nicht brauchen. Da sage ich lieber gar nichts.< Bevor er es aufgab eine Antwort auf eine für sie total blöde Frage haben zu wollen, erklärte er ihr „bleib ruhig liegen, ich schaffe das schon alleine die Schlafzimmerwand zu streichen.“

Glücklich darüber, nicht aufstehen zu müssen und endlich ihre Ruhe zu haben, drehte sie sich um und schloss die Augen. Der Husten war schon schlimm genug bei dem alles weh tat. Besonders der Rücken, dem es regelrecht Stiche versetzte. Dazu noch der dröhnende Kopf und der ständige Schleim, der ihr immer wieder das Gefühl gab, sich übergeben zu müssen. Nicht zuletzt die Tatsache, dass sich die Stimme verzogen hatte und jedes Wort Schwierigkeiten bereitete, erzeugte den Wunsch in ihr zu schweigen. Einfach auf dem Sofa liegen, unter dieser herrlich mollig, warmen Decke, in diesem fast dunklem Zimmer, das war genau das, was sie jetzt brauchte.

Sie wurde wach als er vor ihr stand und sprach: „ich bin fertig. Ich mache mir jetzt eine Tasse Kaffee und esse ein Stück Kuchen. Du möchtest doch bestimmt keinen". >Diese Fragen, wie soll ich darauf antworten und wieso bestimmt er einfach über mich?< Fragte sie sich. >Warum fragt er mich nicht ob ich welchen möchte? Dann hätte ich zumindest eine Wahl, ohne, dass er für mich entscheidet<. Da sie aufeinmal ein starker Hustenreiz überfiel und ein Husten losging, der nicht mehr aufhören wollte, kam sie nicht zum weiteren Nachdenken. Wieder zu regelmäßigem Atem gekommen, ließ sie sich in ihr Kissen sinken und schloss die Augen.

Doch schon nach einer Weile ging die Kommunikation weiter. Er setzte sich zu ihr und sagte „ich möchte bleiben.“ Lange hatte es gedauert. Jahre, bis es so weit war, dass er von SICH sprach. Endlich war er so weit. Für sie war es leider der falsche Zeitpunkt, denn sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben und sich keine Gedanken machen müssen, ob sie ihn stört, wenn sie die ganze Nacht hustet, weil er dann nicht schlafen kann. Ihr Kopf begann noch mehr zu hämmern, als sie erwiderte „das kann ich dir nicht empfehlen, denn ich huste die ganze Nacht und dann kannst Du nicht schlafen.“

Er schaute sie an, stand auf und ging in die Küche um das Abendessen, eine Hühnersuppe, zuzubereiten. Sie nutzte die Zeit für ein Nickerchen bis er sich wieder zu ihr setzte. Als sie jedoch den ersten Löffel zum Mund führte ging die Kommunikation weiter. „Ich würde diese Nacht nicht in der Schlafstube schlafen mit diesem Husten. Die Farbe riecht echt furchtbar.“ >Nachtigall, ich hör dir trapsen<, ging es ihr durch den Kopf. >Wieso will er mich aus der Schlafstube haben?< Kaum gedacht kam auch schon seine Antwort „ich schlafe nicht auf dem Sofa. Wenn du in der Schlafstube schläfst, dann fahre ich heim. Ich brauche auch meinen Schlaf.“ Irgendwie verstand sie das alles nicht. >Also will er, dass ich auf dem Sofa schlafe? Ich habe doch gar nicht gesagt, dass er bleiben soll. Er will doch bleiben, wenn ich das richtig verstanden habe und er will in der Schlafstube schlafen. Ich habe doch gar nicht vor ihm seinen Schlaf zu nehmen, den er braucht. Das ist mir alles zu kompliziert im Moment.< Sie widmete sich ihrer Suppe während sie ihn fragte „Ach, du willst wohl nicht auf dem Sofa schlafen?“ Er schaute sie an und erwiderte „wieso?“ – >Oh<, dachte sie, >da habe ich ihn wohl auf eine Idee gebracht< und ohne lange Pause kam von ihm „Mir macht das nichts aus.“ Er ging in die Schlafstube und öffnete die Fenster. Anschließend setzte er sich zu ihr aufs Sofa und fragte „stört es dich, wenn ich fernsehe?“ „Das weiß ich nicht, du musst es probieren.“ Antwortete sie, bevor sie sich rum drehte, ihre Augen schloss und vor sich hin schlummerte. Er stellte den Fernseher an und sprang von einem Programm zum anderen. Als sie das mitbekam, erst dachte sie, dass er etwas bestimmtes sehen wollte, dann merkte sie aber, dass er nur seine Langeweile vertreiben wollte, sagte sie genervt „du willst doch bestimmt heute abend Wetten Dass sehen.“ „Sicher“, entgegnete er und sie sprach weiter „mich stört der Fernseher“. Ihr ging es tierisch auf die Nerven dieses ständige Hin- und Hergeschalte. Daraufhin machte er den Fernseher aus. Eine ganze Weile herrschte himmlische Ruhe.

Bis er sagte „du willst doch bestimmt lieber ins Bett gehen“. „Ich gehe nicht in ein Zimmer, wo es stinkt“, teilte sie ihm mit. „Aber es stinkt nicht mehr und da kannst du viel besser schlafen.“ >Woher will er das wissen?< Dachte sie bei sich >und was soll das alles überhaupt? Mal soll ich nicht in die Schlafstube, dann wieder doch – immer so, wie es ihm behagt.< Laut sprach sie „ich will einfach jetzt hier liegen bleiben!“

Keine halbe Stunde später stand er auf, zog sich an und ging in Richtung Tür. Allerdings nicht ohne noch einen letzten Versuch zu starten „darf ich dir was empfehlen? Geh lieber ins Bett. Da kannst du besser schlafen“. Das war der Hammer, >um was geht es hier überhaupt?< Fragte sie sich während er die Tür hinter sich zuzog.

>Wahnsinn, seine ganze Energie hat er dafür verwendet, seine Absichten, bleiben zu wollen, aber nicht auf dem Sofa zu schlafen, dann doch, um Wetten Dass sehen zu können durchzusetzen. Es ging immer nur um ihn und darum, dass er seine Ruhe hat. Ohne es allerdings mitzuteilen, auf den Punkt zu bringen, auszusprechen. Er hat ständig alles so gedreht wie er es braucht. Erst will er nicht, dass ich in der Schlafstube schlafe, weil er nicht auf dem Sofa schläft. Dann will er, dass ich doch in der Schlafstube schlafe, damit er Wetten Dass anschauen kann. Das ist mir echt zu schwierig. Wenn ich bedenke, was er mit diesem Potential und dieser Kreativität alles anfangen kann, die er total sinnlos verschwendet um keine Stellung beziehen zu müssen. Es ist echt schade darum

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Tag der Veröffentlichung: 21.09.2010

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