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Hildegard und Bernhard Springer standen vor der Tür von Tante Tinchens Haus und warteten darauf, dass sie öffnete. Als die Türe dann aufging standen sie einer kleinen, gebrechlich wirkenden alten Dame, mit schneeweißem Haar, gegenüber.
„Na wird ja auch Zeit. Das ihr auch schon da seid.“ begrüßte sie Tante Tinchen. So niedlich die Tante auch aussah, so sehr täuschte dieses Aussehen und der verniedlichte Name. Tante Tinchen war eine alte Beißzange.
Aber sie war Bernhards Erbtante, und sie hatte ihm vor Jahren sein Studium finanziert. Also war es sozusagen ihre Pflicht die Tante jedes zweite Wochenende zu besuchen.
Die beiden folgten Tante Tinchen ins Wohnzimmer, in dem der Kaffeetisch schon gedeckt war.
Hildegard überreichte Tante Tinchen ein kleines Geschenkpaket: „Hier Tante Tinchen, ich hoffe du freust dich darüber.“
„Na hoffentlich sind das nicht schon wieder diese scheußlichen Badeperlen, die du mir sonst immer mitbringst. Die riechen genauso penetrant wie eine alte Puffmutter. Außerdem kann ich schon langsam damit handeln, bei der Menge die du mir bis jetzt geschenkt hast.“ blaffet Tante Tinchen zurück.
„Nein, nein Tante Tinchen, diesmal hab ich dir was gutes mitgebracht. Du wirst dich sicher freuen.“ Hildegard verdrehte genervt die Augen hinter Tante Tinchens Rücken.
Die Tante packte das Päckchen aus und stieß einen Entsetzensschrei aus:“ Ahhh, bist du wahnsinnig. Du weißt doch das ich Diabetikerin bin. Willst du mich umbringen? Was soll ich denn mit Pralinen?“
„Aber nein Tante Tinchen, natürlich weiß ich das du Diabetikerin bist. Das sind selbstgemachte Pralinen, nach einem Rezept, extra für Diabetiker geeignet.“ Hildegard sah hilfesuchend ihren Mann an.
„Also wirklich Tante Tinchen, Hildegard wollte dir einfach nur was gutes tun. Sie stand gestern den ganzen Nachmittag in der Küche und hat die Pralinen für dich gemacht.“ wand Bernhard beschwichtigend ein.
Tante Tinchen lud mit einer Handbewegung zum Kaffetisch ein.
„Sonst hat sie den ganzen Tag ja auch nichts zu tun.“ protzelte Tante Tinchen gerade leise genug vor sich hin, das Hildegard es auch ja noch verstehen konnte.


Knapp eine Woche später klingelte es bei Bernhard und Hildegard. Als Hildegard öffnete stand ein Mann vor ihrer Tür, der ihr einen Ausweis unter die Nase hielt. „Guten Tag Frau Springer. Mein Name ist Roland Meisner, Kriminalpolizei. Hätten sie einen Moment Zeit für mich?“
Verdattert bat Hildegard den Kriminalbeamten in ihr Wohnzimmer und bot ihm einen Platz an. Als sie sich ihm gegenüber niedergelassen hatte, fing Herr Meisner zu reden an.
„Also Frau Springer, ich hätte da ein paar Fragen an sie. Ihnen ist doch eine ältere Dame Namens Christina Springer bekannt? Soweit ich weiß handelt es sich dabei um eine Tante ihres Mannes.“
Hildegard nickte: „Ja, Tante Tinchen ist die Schwester von Bernhards Vater. Sie hat sich nach dem Tod von ihm finanziell um meinen Mann gekümmert als er noch Studierte. Was ist denn mit ihr?“
„Nun ja, leider muss ich ihnen mitteilen, das vor drei Tagen bei ihrer Tante eingerochen wurde und sie von den Dieben bedroht wurde.“ fing Herr Meisner zu erzählen an.
„Um Gottes willen, ist mit Tante Tinchen alles in Ordnung?“ unterbrach ihn Hildegard.
„Ja, ja, seien sie beruhigt, ihrer Tante geht es soweit gut, ein kleiner Schreck, aber ansonsten ist sie wohlauf.“ beschwichtigte Herr Meisner Hildegard.
„Wie sich im Verlaufe unserer Ermittlungen herausstellte. Bot ihre Tante den Dieben, im Bestreben diese zu abzulenken, Pralinen an. Diese kippten dann nach dem Genus der Pralinen auf einmal um und ihre Tante rief die Polizei. Wie unser Labor feststellte waren die Pralinen mit Giftstoffen versetzt. Gott sei dank nicht so vielen, so das die Diebe zwar nun im Krankenhaus liegen, aber ansonsten den Umständen entsprechend wohlauf sind. Allerdings teilte uns ihre Tante mit, das sie die Pralinen von ihnen am letzten Wochenende geschenkt bekam.“ Herr Meisner zog eine Augenbraue fragend nach oben.
Hildegard wurde blass: „Mein Gott, als ich die Pralinen gerade herstellte klingelte das Telefon. Als ich nach dem Gespräch zurück in die Küche kam, lag das Pflanzenschutzmittel auf dem Boden. Unsere Katze hatte es vom Schrank runtergestoßen. Dabei muss wohl etwas davon in die Pralinenmasse gefallen sein. Oh Gott, oh Gott was da alles hätte passieren können.“


Als Hildegard und Bernhard das nächste mal bei Tante Tinchen am Kaffetisch saßen, war Tante Tinchen wie ausgewechselt.
„Meine liebe Hildegard, du hast mir mit deinen Pralinen das Leben gerettet. Wer weiß was diese Kerle mit mir gemacht hätten wenn sie mit dem Ausräumen des Hauses fertig gewesen wären. Aber ich muss schon sagen, zum Glück hasse ich Pralinen.“ und sie hielt sich lachend den Bauch.

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Texte: Copyright-Rechte by Astrid B. Coverbildquelle: Kerstin Nimmerrichter / pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 08.09.2010

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