Wieder einmal schlenderte ich mit Sanne durch den Park, um mich mit meinen alten Kumpels zu treffen. Sonnenstrahlen kitzelten mich in der Nase, der Wind lässt die Blätter fröhlich tanzen und ich versuche mit meinen Sinnen Millionen Dinge um mich herum auf einmal zu verarbeiten. Zwei Eichhörnchen jagten eine alte Eiche hinauf in wilder Diskussion wie mir scheint, so laut wie sie miteinander quietschen.
Immer wieder bleibe ich stehen um einen Blick in die Runde schweifen zu lassen und um den Geruch des Parks in meiner Nase aufzunehmen, aber stets drängt Sanne zum Weitergehen. Sie hat irgendwie nicht den gleichen Sinn für die Natur wie ich. Sie ist so hektisch und steht immer unter Strom. Warum sollten wir uns beeilen? Es ist morgens, es ist Sonntag, wir haben doch ansonsten nichts vor, oder doch? Oder hat sie was vor ohne mich? In letzter Zeit geht sie irgendwie immer öfter aus, ohne mich mitzunehmen. Ich finde das schade, aber letztendlich bleibe ich doch alleine zu Hause, egal was ich tue, damit ich bei ihr bleiben kann. Früher war das anders, als wir noch frisch zusammen waren…
Wir kamen endlich an der großen Wiese an und meine Freunde waren alle da. Lucy begrüßte mich stürmisch wie immer. Seit drei Jahren trafen wir uns regelmäßig. „Na Kumpel, dass du deine müden Knochen auch wieder hierher schleifst?“, rief sie mir frech entgegen, als sie auf mich zukam. „Du musst gerade was sagen, alte Freundin. Bei dir sammeln sich doch auch schon die grauen Haare“; entgegnete ich neckisch. Lucy hob ihren Kopf und meinte dann gespielt pikiert: „So etwas sagt man nicht zu einer Dame du unhöflicher Zausel!“ Von hinten vernahm ich nur ein leises: „Dame? Keine „Dame“ flirtet mit so vielen Kerlen wie du es tust Schatz!“ Ich drehte mich um und vor mir stand Bruno. Ein Riesenkerl. Nicht nur vom Charakter her. Er wog mindestens das doppelte von mir und war drei Köpfe größer. „Hey Bruno. Schön das du auch da bist!“, begrüßte ich ihn. Er grinste nur und sprach leicht spöttisch: „Glaubst du denn ernsthaft, ich lasse meine Frau alleine mit Schürzenjägern wie dir?“
Sanne war in der Zeit zu ihren Freunden Sarah und Markus hinübergelaufen, um sich mit ihnen zu unterhalten. Nicht mal einen Blick warf sie mehr rüber zu mir, sondern hatte nur noch Augen für diesen Markus. Ein auf den ersten Blick netter Kerl, aber ich konnte ihn nicht riechen. Irgendwas hatte er an sich, dass mir nicht gefiel. Und noch viel weniger gefiel mir, wenn er mit meiner Sanne sprach.
Ich vertrieb mir die Zeit mit Bruno und Lucy. Ich genoss jede einzelne Sekunde, die wir drei hatten. Eigentlich trafen wir uns ursprünglich, um miteinander Laufen zu gehen, aber es gab mittlerweile wichtigere Dinge: Der neueste Klatsch und Tratsch wurde ausgetauscht und über die langsam einsetzenden Wehwechen wurde geschimpft.
Plötzlich rief mich Sanne zu sich und sagte mir, es wäre Zeit heimzugehen. Ich wollte nicht und trottete demonstrativ zu den Anderen zurück. Das konnte sie wohl überhaupt nicht ab und sie fing an mich anzuschreien, dass ich gefälligst herkommen solle und was mir einfiele. Nun.. Es war ein kleiner und kurzer Versuch etwas Freiheit zu demonstrieren, aber sie hat ihn im Keim erstickt und so gingen wir schließlich nach Hause.
Als wir letztendlich daheim waren bereitete Sanne das Essen zu. Ich wartete geduldig, bis sie fertig war und zeigte ihr meine Freude, als sie mit dem Essen zu mir kam, aber sie schien das gar nicht zu merken und stellte das Essen einfach und kommentarlos vor mich. „Danke…“ murmelte ich und sah zu, wie sie den Raum verließ. Noch vor ein paar Monaten haben wir immer gemeinsam gegessen und gescherzt dabei. Sie war im Schlafzimmer verschwunden und ich wartete auf ihre Rückkehr. Ich wusste schon jetzt was geschieht… Sie macht sich fein. Wahrscheinlich für diesen Markus… Wie ich ihn hasse…
Nach einer halben Stunde kam Sanne wieder aus dem Schlafzimmer. Sie hat sich wieder richtig schön angezogen. Ein rotes Cocktailkleid, dass ihren Körper stark betonte. Ich ging zu ihr rüber, um ihr Komplimente zu machen. „Hau ab! Das kann ich jetzt nicht brauchen!“, giftete sie nur zu mir. Was war nur los? Was hatte ich falsch gemacht? Wir sind seit 14 Jahren ein Paar und jetzt stößt sie mich immer wieder weg? Seit einigen Tagen hat sie mich nicht einmal mehr in den Arm genommen… Ich trottete zurück ins Wohnzimmer und hörte wie im Flur die Tür ins Schloss fiel. Sie war weg… Grußlos… Ohne einen Blick… Traurig blickte ich zum letzten Mal von meinem Körbchen aus zur Tür, bevor mein altes Herz einschlief…
Tag der Veröffentlichung: 15.09.2013
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