Die Hände tief in den Manteltaschen vergraben ging ich durch die dunkle Nacht. Der Vollmond stand hoch am Himmel und sein kaltes Licht erzeugte finstere Schatten auf Erden. Wolken, die grau und bedrohlich wirkten, verdeckten die Sterne, die der Dunkelheit die Schärfe genommen hätten. So wirkte sie verschlingend gefährlich.
Meine Schritte hallten durch die verlassene Straße, ich fröstelte leicht ob des kalten Windes, der wie schauriger Singsang um mich herum pfiff. War es wirklich eine gute Idee gewesen?
Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, versuchte die Gedanken zu vertreiben, die mir Bilder zeigten, die ich nicht sehen wollte. Unbewusst beschleunigte ich den Gang und versuchte alles um mich herum auszublenden. Es gelang mir nur mäßig, konnte ich das Gefühl nicht abschütteln beobachtet zu werden.
Eine Eule gurrte und ihr Laut schallte wie Donner. Ich zuckte erschrocken zusammen und spürte, wie mein Herz das Tempo beschleunigte. Beinahe konnte ich mein Blut fließen hören, so schnell war der Takt, den dieser Muskel vorgab.
Die Schreckenssekunde war vorüber und dennoch saß genau dieser tief in meinen Knochen. Verdammt, ich musste heute noch bei Vaight ankommen! Verflucht aber auch, dass ausgerechnet ich ihm zugewiesen worden war. Von wegen Meister und Diener. Arschlecken.
Angesäuert und beschämt ob meiner Furcht in dieser grausigen Finsternis setzte ich den Weg fort und versuchte mich auf mein Vorhaben zu konzentrieren. Diesen Dienst zu quittieren war in Gedanken so leicht. In Wirklichkeit musste ich erst einmal lebend bei diesem Kerl ankommen. Den letzten Auftrag hatte ich nicht vergessen und der hatte definitiv den Bogen überspannt. Arrogantes Arschloch fluchte ich im Stillen und marschierte zügig weiter. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, bis ich endlich den Eingang erreichte und die Höhle des Löwen betrat. Auch hier verschlang mich Dunkelheit und einmal mehr wurde ich mir bewusst, wie sehr ich Vaights Spielchen hasste. Ich blieb einen Moment stehen und lauschte in die Stille. Am Ende des Ganges drang rotes Licht unter der massiven Eisentür hervor, durch die ich in dem letzten Monat immer mit einem mulmigen Gefühl gegangen war. Auch heute beschlich es mich wieder und ich schluckte hart. Ich wusste, was er war. Ich wusste auch, dass ich zu der gleichen Spezies gehörte. Und trotzdem … Vaight war anders. Gefährlicher.
Langsam schüttelte ich den Kopf, versuchte die Gedanken zu vertreiben, die sich in meinen Geist schlichen. Entschlossen setzte ich einen Fuß vor den anderen und drückte die Klinke der Tür hinunter. Ich warf einen argwöhnischen Blick auf die Gargoyles, dessen rot glühenden Augen auf mich gerichtet waren und mich zu beobachten schienen. Ihre Flügel ragten majestätisch hinter ihnen hervor und ihr Antlitz jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Zügig trat ich ein und ließ die Tür hinter mir zufallen. Meine Hände zitterten kaum merklich. Mein Atem kam unregelmäßig. Ich hoffte, dass ich diese Aufwartung schnell hinter mich bringen konnte. Vor mir tat sich eine riesige Halle auf, die die gotische Bauweise des zwölften Jahrhunderts imitierte. Das Kreuzgewölbe und die Spitzbögen waren in dämmriges Licht getaucht, warfen kuriose Schatten auf den Boden. Es war wie der Weg in die Hölle. Zumindest kam es mir so vor. Wie oft ich diesen bereits gegangen war, wusste ich nicht. Nur, dass ich ihn nicht mehr beschreiten wollte. Nicht unter der Gewalt Vaights. Ich war kein Lakai und schon gar nicht sein Leibeigener.
Ich schluckte, riss mich zusammen und ging stur geradeaus. Eine weitere Tür führte mich zu den Trakten, in denen ich finden würde, was ich suchte. Vielleicht erwartete er mich schon. Oder er war wieder mit einem seiner Opfer beschäftigt. Befriedigte sein Verlangen nach Blut und Sex. Nach Schmerz und Ekstase. Ich schüttelte mich innerlich, wusste ich doch, wie schnell man ihm nachgeben konnte, gefügig wurde. Durchaus war das nicht nur auf seine angewandte Suggestion zurückzuführen. Die Finsternis verschlang mich abermals. Nur die Fähigkeit im Dunkeln perfekt sehen zu können ermöglichte es mir, mein Ziel zu finden. Und die Tatsache, dass Vaight einen unverkennbaren Duft hatte. Dieser lag nun überdeutlich wahrnehmbar in der Luft, fuhr scharf in meine Nase und ließ meinen Körper augenblicklich summen. Das Blut in mir vibrierte einem elektrisierenden Rhythmus gleich. Ich unterdrückte ein Stöhnen, hasste ich diesen Kerl dafür, dass mein Körper auf ihn so stark reagierte. Faszination und Ekel vermischten sich. Aber ich kam nicht umhin, dass Ersteres auf der Ebene physischen Begehrens stärker war als Letzteres.
Ich blickte mich um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Es war ein absolut leerer Raum. Kein einziges Möbelstück befand sich hier. Aber seine Präsenz, obgleich er nicht anwesend war, war deutlich zu spüren. Es war Macht, vereint mit Gefahr und dunklem Verlangen, die er unwiderruflich ausstrahlte, in sich personifizierte. Und die Anziehungskraft, die er auf mich ausübte, war mir absolut nicht geheuer.
Ich wartete. Wartete. Und wartete. Meine Nerven waren strapaziert, meine Geduld nicht mehr von langer Dauer. Mein Herz schlug zu schnell. Ein Zeichen der Furcht, die ich versuchte zu unterdrücken.
Ein kühler Lufthauch wehte auf und ich musste mich nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass Vaight nun hinter mir stand. Ich konnte seinen Atem in meinem Nacken fühlen, seine Fingerspitzen, die über meine Haut strichen. Ich erschauerte kaum merklich und holte zittrig Luft.
„Slave, was für eine Ehre“, säuselte er in mein Ohr und ich straffte die Schultern. Er lachte leise und kam noch dichter an mich heran. Seine Nähe erdrückte und erregte mich auf animalische Art gleichermaßen.
„Ich höre dein Herz schlagen. So schnell, Slave. Deine Angst dringt aus jeder Pore. Ich rieche sie. Sag mir, fürchtest du dich vor mir?“, raunte Vaight und legte die Lippen in meine Halsbeuge. Hastig drehte ich mich um und begegnete seinem harten, kühlen Blick aus diesen leuchtend, violetten Augen.
„Nein!“ Mein Körper strafte diesem Wort Lüge und er wusste das genauso gut wie ich. Für einen Moment senkte er die Lider und lächelte gefährlich sinnlich. Er war mir absolut unheimlich. „Ich habe ein Anliegen“, meinte ich entschlossen. Langsam sah Vaight mich an und ich erkannte Wut ob meines Ungehorsams und meiner Unhöflichkeit ihm gegenüber. Aber das war mir völlig egal. Er war Meister darin, seine Stimmungen sekündlich zu wechseln. Ob nun umgänglich oder wütend, das brachte mich nicht von dem Vorhaben ab.
„Du weißt, wie du dich mir gegenüber zu verhalten hast, Diener? Ich kann deine Erinnerung auffrischen, falls dir die Umgangsformen in Vergessenheit geraten sind.“ Ich schnaubte abfällig und hatte im nächsten Moment eine Hand um meine Kehle. Mit einem Stoß wurde ich rücklings an eine Wand befördert und die Luft wurde aus meiner Lunge gepresst.„Hüte dich, so mit mir umzugehen, Untertan. Ich dachte, die Züchtigung war dir Lehre genug gewesen“, knurrte Vaight finster und ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien. Aber der Kerl war stärker als ich und zudem schaffte er es, dass ich mich wirklich unwohl fühlte. Unwohl war milde ausgedrückt. Sehr mild. Angst brannte sich durch meine Adern, als ich mich an die sogenannte ´Züchtigung` erinnerte. Ich konnte den damaligen Schmerz wieder fast physisch spüren. Aufsässigkeit duldete er nicht.
„Ich bin dein Herr, dein Meister. Du hast dich mir zu ergeben, mir zu gehorchen. Jeder weiß es. Jeder tut es. Niemand wiedersetzt sich mir. Außer du!“
„Wie könnte ich dir folgen?“, spie ich aus und kassierte dafür einen Faustschlag mitten ins Gesicht. Ich verzog keine Miene, wenn auch der Schmerz heiß auf meiner Haut brannte. Abrupt wandte Vaight sich ab und ich rutschte an der Wand hinunter, fiel auf die Knie. Ich warf ihm einen tödlichen Blick zu und verfluchte im Stillen dieses eins fünfundneunzig große Arschloch. Irgendwann würde er all das zurückbekommen, das schwor ich mir.
„Entlass mich aus deinen Diensten.“
Mit einem höhnischen Lächeln kam Vaight zu mir und blickte auf mich hinab. Unbewusst zeigte ich mich ihm unterwürfig und versuchte wieder aufzustehen. Doch seine Hand, die mich an der Schulter gen Boden drückte, hinderte mich daran.
„Es ist leicht, davon zu laufen, Slave. Wie dir jedoch bekannt ist, halte ich nichts davon. So einfach mache ich es dir nicht. Jetzt erst recht … Außerdem hat Cyne heute den Vertrag unterzeichnet, der besagt, dass du fortan mir gehörst. Nur mir.“ Ich starrte fassungslos zu ihm auf. Die dunkelblauen Haare fielen ihm ins Gesicht, ließen die Härte aus seinen Augen für einen Moment verschwinden. Aber ich wusste, dass diese Unterzeichnung meines einstigen Vorgesetzten meinen Untergang bedeutete.
„Wachen! Bringt den Ungehörigen in den Keller. Eine Zelle müsste noch frei sein.“ Mit diesen Worten wandte Vaight sich ab und ich sackte mutlos zusammen. So hätte es nicht laufen dürfen …
Ich wurde geführt. Die Hände hinter dem Rücken gehalten, wurde ich durch das düstere Kellergemäuer geleitet. Der Geruch von Fäulnis stieg mir in die Nase und ich konnte nicht umhin, dass sich wieder einmal kalte Finger der Furcht nach mir ausstreckten. Innerlich schüttelte ich mich.
Der Koloss hinter mir, Vaights Bodyguard, pfiff in den schiefsten Tönen und jagte mir eine Gänsehaut über den Leib. Davon, diese auch zu treffen, hatte er anscheinend noch nie etwas gehört. Ich schnaubte abfällig. Bevor ich hier heruntergebracht worden war, hatte ich mir eingestehen müssen, dass jeder Widerstand zwecklos war. Wenn Vaight mich in Gefangenschaft haben wollte, dann war es so. Es würde kein Entkommen geben.
„Da entlang!“ Die kalte, schneidende Stimme ließ mich zusammenzucken. Widerwillig folgte ich und schluckte hart. Einmal hatte ich diese Prozedur bereits durchgemacht und ich wusste, dass es auch dieses Mal kein Zuckerschlecken sein würde.
„Bekomme ich wenigstens eine VIP-Lounge? Ich meine, ich bin Vaights Ehrengast.“
„Schnauze. Du darfst Dreck fressen, mehr aber auch nicht.“
„Nicht einmal an dir nuckeln? Wie schade“, meinte ich honigsüß und bekam dafür eine Schelle gegen den Kopf. Ich fluchte leise und vernahm das widerwärtige Lachen des Riesen hinter mir. Schweigend gingen wir weiter. Ich wurde durch die Gänge geführt, in denen sich die Zellen der anderen Gefangenen befanden. Die Menschen, die für Vaights Orgien aufbewahrt und irgendwann zur Schlachtbank geführt wurden. Vereinzelt blickte ich in leere Augen, in denen jeglicher Lebenswillen erloschen war. Gesichter waren eingefallen, die Häute schienen blutleer. Seelenlos, so kauerten ihre Leiber hinter den Gittern. Nachdenklich wandte ich den Blick ab und starrte vor mir auf den Boden. Vaight war einfach … krank. Wobei ich nicht behaupten konnte, persönlich auf einer seiner „Feiern“ gewesen zu sein. Ich wusste alles nur von Hörensagen. Aber das reichte mir schon.
Mit einem Stoß, der mich Taumeln und auf den Boden fallen ließ, landete ich in dem Verlies und schaute zu dem Idioten auf, der mich geschubst hatte. Der Koloss stand fies grinsend am Gitter gelehnt und ich knurrte angriffslustig. Doch bevor ich zum Sprung ansetzen und diesem Dreckskerl die Kehle aufreißen konnte, versperrte er die Tür und ich knallte gegen die Stäbe.
„Fick dich!“, brüllte ich, starrte auf den Rücken dieses Fettsacks und vernahm sein teuflisches Lachen. Wütend tigerte ich in den ein mal zwei Quadratmetern auf und ab, während ich fieberhaft überlegte, wie ich hier wieder herauskommen würde …
Die Stunden vergingen. Vaights Leibeigener war wiedergekommen. Ich kniete auf dem steinernen Boden, die Hände hinter dem Rücken gefesselt, bis auf meine Hose der Kleidung beraubt. Selbst die Stiefel hatte man mir abgenommen. Ich fror in dem Verlies.
Ich schloss die Augen und ließ den Kopf hängen. Erinnerungen hielten meine Gedanken gefangen und ich fluchte im Stillen.
Vaight war kein Herrscher, aber führte sich so auf. In der Unterwelt, in der ich lebte, regierte Cyne. Oberster Dämon des Clans. Vaight gehörte nur im übertragenen Sinne zu dieser Spezies. Er war ein Nachtwesen, der Inbegriff des Bösen. Er war ein Vampir. Genauso wie ich. Nur war es mein Verhängnis, keine Angehörigkeit zu haben. Hieß, dass man mit mir theoretisch alles machen konnte, was man wollte. Genau das war passiert. Cyne hatte mich verkauft. Einst sein Leibeigener gewesen, stand ich nun unter der Gewalt von Vaight. Ich konnte diesen arroganten Kerl nicht leiden. Er verhielt sich, als sei er der Größte und behandelte alle in seiner Umgebung wie Dreck. Aber noch einmal würde ich das mit mir nicht machen lassen. Ich war weder sein Sklave noch Diener und fügen würde ich mich in keinster Weise, solange ich einen eigenen Willen hatte. Seine Beeinflussung konnte er sich sonst wohin schieben. Ich würde alles daran setzen, dieser nicht zu erliegen.
Ich öffnete die Augen und starrte auf den dreckigen Boden. Es war dunkel. Es war kalt. Von irgendwoher hörte ich das leise Piepsen einer Ratte, das Tröpfeln von Wasser. Ich hatte Hunger. Es dürstete mich nach Blut und ich wusste, dass ich keines kriegen würde. Vaight würde es gefallen, wenn er mich leiden sah, mich damit quälen konnte. Er würde mich mit meiner eigenen Schwäche bezwingen wollen. Ich knurrte leise und versuchte einmal mehr, die Fesseln zu lösen. Trotz meiner Kraft schaffte ich es dennoch nicht. Frustriert und verärgert seufzte ich auf. Ein leises, dunkles Lachen erklang und abrupt hob ich den Kopf.
„Slave, Slave. Hast du nichts gelernt? Du wirst dich ohne Hilfe nie aus den Fesseln befreien können.“ Vaight lehnte mit dem Rücken an den Gitterstäben eines anderen Kerkers. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sein eindringlicher Blick ruhte auf mir. Ich schluckte langsam, imponierte mir seine Gestalt auf verfluchte Weise. Ich konnte nicht umhin, dass ich dieses Ekelpaket durchaus anziehend fand. Die gerade Nase, die sinnlichen Lippen, immer mit einem spöttischen Lächeln bedacht. Das markante Kinn. Der Kehlkopf, der sich bei jedem Schlucken verführerisch auf und ab bewegte. All das waren Dinge, die mir gefielen. Aber es war nicht richtig, das zu denken. Er war mein Feind.
„Du bist so still, mein Freund. Findest du dein Verweilen nicht angenehm? Ich könnte dir natürlich die Stunden versüßen …“
„Vergiss es!“, fuhr ich ihn schroff an und wieder erschallte das Lachen.
„So mag ich dich. Du gibst nie nach, was? Ein perfektes Spielzeug …Wie wäre es, wenn ich dir ein Angebot unterbreite? Du hast keine Lust hier Stunde um Stunde zu knien und mir ist furchtbar langweilig. Gegen etwas Gesellschaft hätte ich nichts“, säuselte Vaight, stieß sich von den Gitterstäben ab und trat an meine Zelle heran.
„Ich bin nicht willens, dir diese Art von Gesellschaft zu geben. Ich kenne dich dafür gut genug.“
„Oh … behaupte niemals etwas, von dem du keine Ahnung hast. Du kennst mich nicht, Slave.“ Ich spürte, wie er versuchte, mich mit seinem Blick in den Bann seiner Beeinflussung zu ziehen. Aber er merkte schnell, dass das bei mir nicht funktionierte.
„Du bist stark.“ Langsam leckte sich Vaight über die Lippen, seine Augen brannten sich in meine. Ein warmer Schauer rieselte mir über den Rücken und ich wollte mich abwenden. Doch ich konnte nicht. Mein Blick heftete sich auf seine Lippen und für einen Moment gab ich mich dem Gedanken hin, diese einmal zu berühren … Angewidert von mir selbst schüttelte ich den Kopf.
„Überlege es dir, Diener. Entweder das oder du wirst sterben. Früher oder später wirst du Blut brauchen. Wer könnte es dir geben, abgesehen meiner Wenigkeit? Leben oder Tod. Dein Spiel mit der Zeit beginnt.“ Damit wandte er sich ab und ich ließ den Kopf auf die Brust sinken …
Die Nacht war quälend lang. Ich hörte das Wimmern, das Flehen der Menschen, die in dem anderen Trakt kauerten. Ich wünschte, ich könnte diese Klagelaute ausblenden. Wollte nicht die Szenarien sehen, die sich in meinem Geiste abzuspielen begannen. Was tat Vaight mit diesen hilflosen Wesen? Schlitzte er sie auf? Saugte er sie blutleer? Ich schüttelte den Kopf. Wirklich wissen wollte ich diese Dinge nicht. Mir kam es schon merkwürdig genug vor, dass Vaight mich noch nicht bestraft hatte. Allzu gut konnte ich mich noch an die Vorgeschichte erinnern, als ich ihm das erste Mal begegnet war und Cyne mir erklärt hatte, dass ich vorübergehend unter seiner Leitung stehen würde. Harmlos war Vaight nie gewesen …
Die schweren Eichentüren öffneten sich. Mit geneigtem Haupt stand ich neben meinem Herrscher. Ihm zollte ich Respekt, ihm war ich unterwürfig. Was würde mich nun erwarten?
Cyne gebot mir den Kopf zu heben und ich blickte auf. Zwei violette Augen begegneten meinen rubinroten. Die blauen Haare schimmerten leicht Lila in dem kalten Licht. Wie jung mochte dieser Vampir sein? Aber was mich stutzig machte, wo war mein zukünftiger Vorgesetzter? Cyne geleitete mich in den Raum, befahl mir niederzuknien und bezeugte daraufhin meine Hörigkeit in aller Munde. Ich war noch nicht lange im Geschäft. Wusste nur, dass ich zu parieren hatte und nicht widersprechen durfte. Mit demütig gesenktem Kopf kauerte ich auf dem Boden, lauschte dem Gespräch und furchte die Stirn.
„Das ist er“, meinte Cyne und ich konnte den Stolz in seiner Stimme hören.
„Nett. Allerdings habe ich etwas anderes erwartet.“
„Er ist loyal, Vaight. Deinen Ansprüchen genügt er allemal.“
„Woher willst du das wissen?“
„Wage es nicht, so herablassend mit mir zu reden! Trotz deines Ranges stehst du immer noch unter mir in der Ordnung. Hüte deine Zunge! Ich weiß, dass Slave geeignet ist. Dein Gebiet obliegt dem Schutze des Clans. Schließlich sollst du nur weiterhin für das Gleichgewicht im Regiment sorgen. Das ist mein bester Mann im Stall. Entweder nimmst du ihn als Überbrückung, bis deine Lücken wieder gefüllt sind, oder du lässt es.“
„Schon gut, schon gut. Ich muss aber vorher etwas testen.“
„Was, Vaight?“ Da ich nicht aufsehen durfte, konnte ich nicht erkennen, was die beiden taten. In diesem Moment höchst ungünstig.
„Slave.“ Es war die Stimme des fremden Mannes. Vaight. Anscheinend mein neuer Gebieter. Ich wagte es, mein Haupt zu heben und ihn anzuschauen. Der Kerl hatte eine wahnsinnig dunkle Ausstrahlung. War pure Kraft und Männlichkeit. Ich schluckte trocken und ein sinnliches Lächeln erschien auf seinen Lippen. „Ich will nur kosten“, hauchte er und im nächsten Moment riss er meinen Kopf nach hinten und schlug seine Fänge in meinen Hals …
Es war nicht schicklich, von anderen Vampiren Blut zu trinken. Nicht ohne deren Erlaubnis. Somit hat sich Vaight damals Rechte herausgenommen, die er gar nicht besaß. Doch dieser eine Biss war entscheidend gewesen. Letztendlich hatte er mich angenommen. Falls er allerdings die gleiche Hörigkeit von mir erwartet hat, wie ich sie bei Cyne an den Tag legte, hatte ich schnell gezeigt, dass das nicht der Fall war. In meinen Augen hatte er keinen Respekt verdient. Deswegen war ich auch schneller gezüchtigt geworden, als jeder andere Vampir. Er hatte es durchaus verstanden, mich zu quälen. Solange, bis mein Wille zu bröckeln angefangen und ich halbwegs auf ihn gehört hatte. Aber das war vorbei. Noch einmal würde ich das nicht mit mir machen lassen.
Ich kehrte aus den Gedanken zurück und sah mich um. Immer noch war mein Blick gitterverhangen und ich seufzte tief. Was hatte Vaight dieses Mal vor?
Drei Tage war es her, seit er bei mir gewesen war. Ich hatte seit anderthalb Wochen kein Blut mehr getrunken. Jeder Tag, den ich mehr hier unten verbrachte, trieb mich näher an den Wahnsinn. Ich brauchte diese rote, dickflüssige Nässe. Der Geruch derer lag in der Luft, reizte meine Sinne. Ich wusste warum. Ein Lakai hatte einen Blutbeutel in unmittelbarer Nähe der Kerker abgelegt. Es war die reinste Folter. Meine Adern brannten, mein Körper pochte schmerzhaft. Ich brauchte diese Flüssigkeit. Ein peinigendes Ziehen erfüllte meinen Magen. Ich war ausgehungert. Brauchte das Leben, das mir das Blut geben konnte. Aber ich wollte ihm nicht nachgeben. Nicht sein Sklave werden oder für die anderen herhalten. Ich kannte seine Orgien und sträubte mich innerlich dagegen.
Erschöpft lehnte ich mich an die Stäbe und schloss die Augen. Vielleicht würde der Schlaf helfen, den alles verzehrenden Hunger in mir zu stillen …
Zwei endlos weitere Tage waren vergangen. Ich lag still auf dem Boden. Spürte meinen Körper nicht, bis auf dieses rhythmische Pochen des Schmerzes, der in mir lauerte. Meine Kraft schwand Stunde um Stunde. Ich flehte stumm, ich möge weiter durchhalten. Aber ohne Blut war das ein zweckloses Unterfangen. Einen Tag noch. Maximal. Länger würde ich nicht durchhalten, bis sich mein Leib auflöste. Staub, nichts anderem würde ich gleichen. Was wollte ich? Leben? Sterben? Warum ins Jenseits treten oder in die Hölle? Meine Gedanken kreisten langsam, auch sie schienen keine Energie mehr zu haben, mich in einen Strudel unbeantworteter Fragen zu treiben …
„Nagt der Hunger in dir, die alles verzehrende Angst? Willst dem Leben nicht weichen, den Tod nicht mit deinem Ableben begleichen. Hörst du die letzten Tropfen Blut in dir flüstern? Sie schreien nach mehr, nicht wahr? Der Drang danach ist so stark. Du willst nicht sterben. Aber du bist zu stolz, um zu mir zu kommen. Was elendiges Schicksal doch, dich so vergehen zu sehen. Slave … ich habe mehr erwartet. Komm zu mir. Leg dich in meine Arme und du entkommst dem Tod. Mit dem Leben kann man nicht spielen. Du wirst immer und immer verlieren. Doch heute habe ich es in der Hand. Du bist die Puppe und ich ziehe an den Fäden. Dein Sterben käme zu früh …“ Kraftlos neigte ich den Kopf in die Richtung, aus der seine tiefe, emotionslose Stimme kam. Ich war zu schwach, um die Augen zu öffnen und ihn anzusehen.
„Du Arschloch!“, flüsterte ich erschöpft und der Kerl besaß die Dreistigkeit, leise zu lachen.
„So oder so wirst du mir gehören, Slave. Noch hast du die Wahl freiwillig zu mir zu kommen, und mich um Blut zu bitten. Andernfalls würde ich dich dazu zwingen. Ich weiß, dass sich Letzteres verlockend anhört. Nur an deiner Stelle würde ich diesem Angebot nicht trauen.“ Ich brachte ein abfälliges Schnauben zustande. Nach ihm hätte ich überhaupt nicht die Möglichkeit zu Staub zu zerfallen. Klasse!
„Ich will nicht, elendiger Bastard“, hauchte ich und hörte, wie das Gitter aufgeschoben wurde. Augenblicklich später stieg mir sein dunkler Duft in die Nase und dieser brachte meinen Körper zum Summen. In dieser verdammten Lage absolut makaber.
„Was, Slave?“, schnurrte Vaight und mühsam schaffte ich es irgendwie, die Augen einen Spaltbreit zu öffnen. Das war mein Fehler, denn so schwach, wie ich war, konnte ich seiner Beeinflussung nicht mehr entgehen. Ich wurde in den Bann seines Blicks gezogen, spürte kaum merklich, wie er in meinen Geist drang und mich dazu veranlasste, die Fänge zu verlängern. Einen Moment später saugte ich an seinem Handgelenk und spürte, wie das pulsierende Blut durch meine Kehle floss. Kaum drei Schlucke getrunken, wurde mir schwarz vor Augen.
Nachdenklich betrachtete er sein Handgelenk. Von dem Biss war nichts mehr zu sehen. Nur die leichte Schwäche und die langsam abklingende Erregung bewiesen ihm, dass er Slave hatte trinken lassen. Vaight runzelte die Stirn und blickte Shive, seinen Bodyguard, an.
„Ist er versorgt?“
„Mein Herr, der Sklave wurde in Ihre Gemächer gebracht. Gemäß den Anordnungen, die Sie uns zuteil haben werden lassen.“ Er nickte und schloss die Augen. Vaight wollte sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Slave nicht getrunken hätte …
„Ich gedenke, ihn für den nächsten Auftrag hinzuzuziehen. Bei dem Letzten hatte er uns gute Dienste erwiesen. Unterrichte den anderen, dass Nummer dreizehn fortan ein fester Bestandteil der Garde sein wird.“
„Verzeiht, mein Gebieter. Sie haben ihn gekauft?“ Vaights Blick verfinsterte sich und bedrohlich langsam ging er auf Shive zu.
„Willst du mein Urteilsvermögen infrage stellen, Untertan? Die Beweggründe, die mich zu dieser Entscheidung bewogen haben, gehen dich nichts an.“ Shive neigte sein Haupt, und mit einem kurzen Nicken machte Vaight deutlich, dass er gehen konnte
Vaight setzte sich wieder auf den Thron. Einer Königlichen Hoheit gleich, besaß er die absolute Macht über sein Gebiet. Er war der Monarch, dessen Untertanen Unterwürfigkeit in Ehrerbietung an ihn zeigen und den Befehlen des Herrschers Folge leisten mussten. Unwiderruflich.
Shive durfte sich nicht erdreisten, sein Urteilsvermögen auch nur annähernd infrage zu stellen. Vielmehr erwartete Vaight absolute Hörigkeit. Doch es gab in der Ausführung derer immer wieder Brüche, die er auf die Dauer nicht dulden konnte. Er wollte eine Konstanze haben, keine Sinuswelle.
Seufzend rieb er sich den Nasenrücken und stützte anschließend den Kopf auf der Hand ab. Ein grausames Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er an Slave dachte und daran, dass er fortan nun ihm gehörte. Vaight hatte es nicht danach gelüstet seinen Willen zu brechen, aber er hatte Slave mit seiner eigenen Schwäche schlagen wollen. Das war geschehen. Mit dem gestellten Ultimatum hatte Nummer dreizehn keine andere Wahl mehr, als sich Vaight zu ergeben. Etwas, dass dieser seit Wochen hatte erreichen wollen.
Vaight lehnte sich zurück und starrte an die Decke. Sie zeigte eine Nachbildung des Freskos vom Jüngsten Gericht, wie es Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle gemalt hatte. Dieses Gemälde schien überhaupt nicht zu Vaight zu passen. Weder zu seinem Handeln noch ansatzweise zu seinem Charakter. Müde schüttelte er den Kopf und seufzte.
„Slave …“ Der Name glitt ihm wie eine Liebkosung über seine Lippen. Wie ein warmer Windhauch in der Kälte. Ein Schauer rann ihm über den Rücken, er rutschte tiefer in den Thron und spreizte seine Beine ein wenig mehr. Hölle, seine Hose war einfach zu eng. Nummer dreizehn hatte ihn schon vor einem Monat ins nächtliche Fegefeuer geschickt. Ein Blick auf den geilen Arsch des Kerls reichte, um seinen Körper vor Erregung brennen zu lassen. Die Gier in Vaight hatte Blut geleckt. Er senkte seine Lider, lächelte sadistisch und verspürte eine dunkle Vorfreude darauf, dem Typen zu zeigen, was es bedeutete, mit dem Namen ´Slave` gebrandmarkt zu sein.
Vaight leckte sich genüsslich die Lippen, fuhr mit dem Zeigefinger über sein Handgelenk und sah den Untertan erneut an seiner Vene nuckeln. Es wurde Zeit, nach seinem Sklaven zu schauen. Elegant erhob er sich und verließ den Audienzsaal.
Schwarze, schulterlange, mit blauen Strähnen durchzogene Haare ergossen sich auf der schwarzen Seidenbettwäsche. Zwei Kandelaber spendeten Licht, warfen Schatten auf das blasse Antlitz des Mannes, der in dem Bett lag. Ein durchschimmernder Baldachin hing schützend von jeder Seite herab, der aus feinen Kettengliedern bestand, die miteinander verbunden waren.
Vaight betrachtete den ruhenden Körper. Slave schien wie tot, so still lag und atmete er. Die Flammen der Kerzen loderten kurz auf, als ein seichter Wind sie aus dem gleichmäßigen Tanz brachte. Vaight hatte sich bewegt, war neben das Bett getreten und starrte weiterhin auf den Mann, von dem er genau wusste, dass er vollkommen nackt unter der Decke lag. Vaight spielte mit dem Gedanken, sich das zu nehmen, wonach er dürstete, verwarf den Gedanken aber zugleich. Aus irgendeinem Grund hatte er sich den Eid geschworen, Slave nicht mit Suggestion zu beeinflussen. Er biss die Zähne aufeinander, verfluchte sich im Stillen und ging auf die andere Seite des Bettes. Nur weil er sich selbst einen Schwur abgenommen hatte, hieß das ja nicht, dass er auf eine Kostprobe verzichten musste. Zumal dieser Mann fortan sein Sklave sein würde.
Die Ketten klirrten leise, als Vaight sich auf das Bett kniete und sich seitlich hinlegte. Er spürte das unermessliche Verlangen, die nackte Haut, die sich ihm verlockend darbot zu berühren und streckte seine Hand aus. Slave war eine sündige Versuchung. Doch bevor Vaights Fingerspitzen den Körper berührten, wurde sein Handgelenk festgehalten.
„Wage es nicht!“, zischte Slave, drehte sich blitzartig um und schwang sich rittlings auf Vaight. Dieser verbiss sich ein Stöhnen, als sich jener direkt auf seinen harten Schwanz setzte. Gott im Himmel, bei diesem Anblick blieb Vaight die Spucke weg.
„Runter, Sklave!“, keuchte er und starrte Nummer dreizehn in die rubinroten Augen. Doch schon nach einem kurzen Moment wanderte sein Blick tiefer, glitt über die gut definierte Brust, dem muskulösen Bauch und blieb letztlich an dem dicken Schwanz hängen. Vaight leckte sich lüstern die Lippen, seine Sinne schärften sich und er spürte, wie sich seine Fänge verlängerten. Verrucht rieb er seine Erektion an dem knackigen Arsch und krallte die freie Hand in Slaves Oberschenkel.
„Scheiße!“, fluchte dieser, versuchte sich aus dem ehernen Griff zu befreien und reizte Vaight mit den unbewussten Bewegungen noch mehr.
„Du kannst mir nicht entkommen“, schurrte Vaight und begrub Slave im nächsten Moment unter sich. Dieser wehrte sich vehement gegen die Unterwerfung, war durch die Blutaufnahme, die erst kürzlich stattgefunden hatte, aber noch zu geschwächt, um wirklich etwas bewirken zu können.
„Lass mich los, Bastard!“
„Vergiss nicht, dass du mein Blut getrunken hast, Sklave. Du musst gefügig sein, ob du willst oder nicht.“
„Ich habe noch meinen Willen.“
„Den ich dir jederzeit nehmen kann.“ Touché dachte sich Vaight selbstgefällig und hielt Slaves Arme über seinem Kopf fest. Der Hunger nach wildem, hartem Sex tobte in ihm, die animalische Seite gierte nach Befriedigung der libidinösen Triebe. Vaight stöhnte rau und presste seine Lippen auf Slaves blutrote. Ein ungezähmtes Feuer schlug Flammen in ihm, als er mit der Zunge in die Hitze des Mundes eintauchte, die Süße schmeckte. Slave biss ihn hart und Vaight knurrte wütend. Schmerz schoss ihm durchs Fleisch und trieb ihm für einen kurzen, kaum wahrnehmbaren Moment Tränen in die Augen.
„Die Hölle wird brennen, wenn ich mit dir fertig bin, Knecht!“, spie Vaight bedrohlich aus und war im Inbegriff die Zähne in Slaves Halsschlagader zu stoßen, als die Tür plötzlich aufgerissen wurde.
„Mein Gebieter, die Majestät Mayfair macht Ihnen die Aufwartung. Ein Anliegen höchster Dringlichkeit, wie es scheint …“
„Ist mir scheißegal, Shive. Du wagst es ohne Erlaubnis in meine Räume zu platzen?“, schrie Vaight zornig und quetschte unbewusst Slaves Handgelenke. Dieser keuchte augenblicklich schmerzerfüllt auf. Shive erfasste die Situation mit einem kurzen, nicht zu deutendem Blick und verneigte sich abbitten. Hastig schloss er die Tür hinter sich und wutentbrannt erhob sich Vaight.
Die Majestät Mayfair war Cyne. Wenn er kam, dann verhieß das nichts Gutes. Vaight seufzte grimmig, warf einen Blick auf Slave und fixierte ihn mit stählernem Blick.
„Mit dir bin ich noch nicht fertig, verlass dich drauf“, fuhr er ihn ungehalten an und marschierte entschlossen aus dem Raum.
Regungslos lag ich in dem Bett. Mein Puls schlug hart, Schweiß stand mir auf der Stirn. Ich spürte Vaights Griff immer noch um meine Handgelenke, sein Gewicht auf meinem Körper. Ich konnte nicht leugnen, dass Angst durch meine Adern pulsierte. Angst, gemischt mit Erregung. Ein eisiger Schauer rann mir über den Rücken, als ich an seine gierigen Augen dachte. Er war so grob, so brutal. Ich holte tief Atem, versuchte mich zu beruhigen. Mein Blick schweifte durch den Raum, irritiert zog ich eine Braue hoch. Es war nicht das Verlies, an das ich mich erinnerte. Es mussten die Gemächer von Vaight sein. Ich wusste, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte und kaum war dieser Gedanke gedacht, prasselten die Bilder auf mich ein. Ich hatte von Vaight getrunken und somit mein Schicksal besiegelt. Fortan war ich sein Leibeigener … Hastig setzte ich mich auf, griff mir an die Kehle und schluckte trocken. Nein, das durfte nicht wahr sein. Ich wollte nicht … Und doch war es zu spät, um das Trinken rückgängig zu machen. Ich hatte es gebraucht, hatte mich aber auch bis zum letzten Moment gewehrt. Partout konnte ich mich nicht erinnern, Vaight meine Einwilligung gegeben zu haben. Hatte er etwa …? Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in die Magenkuhle. Natürlich! Ich wäre lieber verreckt, als dass ich von ihm trank. Er hatte mich beeinflusst!
Ich knurrte ungehalten, quälte mich aus dem Bett und stand im Raum. Mir war ungewöhnlich kalt und flüchtig ließ ich den Blick an mir hinab gleiten. Super, ich war vollkommen nackt. Wieso war mir das nicht aufgefallen, als ich auf ihm gesessen hatte? Als er mich berührte, mich zwang …Innerlich schüttelte ich mich bei dieser Erinnerung, die kaum zehn Minuten her wahr und doch so unwirklich wirkte.
Ich sah mich im Zimmer um, entdeckte einen Bademantel und nahm ihn vom Haken. Zügig verdeckte ich meine Nacktheit und fuhr mir durch die Haare. Ich war froh, dass Vaight weg war, aber das was passiert war, ließ mich verzweifeln. Ich wollte ihm nicht hörig sein, nicht wie ein treudoofer Köter auf seine Befehle hören müssen. Er musste sich einen anderen für seine perversen Spielchen suchen, denn ich würde mich nicht darauf einlassen!
Rastlos tigerte ich in dem Zimmer umher. Ich fühlte mich eingesperrt, war es wahrscheinlich auch, und wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Vaight hatte es darauf angelegt, dass wusste ich. Er konnte mich nicht leiden und versuchte so seine Machtposition auszunutzen. Leider Gottes musste ich mir eigestehen, dass ich ihm gegenüber wirklich mittelos war. Wie sollte ich mich aus seinen Fängen befreien? Wohl wortwörtlich, schoss es mir durch den Kopf und ich fing an zu frösteln. Wie ich diesen beknackten Vampir hasste! Er behandelte jeden in seinem Umfeld wie ein Stück Dreck. Ich täte alles dafür, ihm auch nur einmal das Handwerk zu legen. Aber ich hatte niemanden, mit dem ich mich hätte verbünden können. Cyne hatte mich an diesen Satansbraten verkauft, meine Rechte einfach abgegeben. Ich hätte nicht gedacht, dass er das irgendwann einmal tun würde, aber nun war es geschehen. Ich konnte es nicht wirklich fassen. Zumal ich immer dachte, dass ich mein eigener Herr wäre. Aber ich hatte mich geschnitten. Richtig schön tief ins Fleisch.
Ich musste raus aus diesem Gemäuer! Suchend schaute ich mich um, entdeckte ein paar Klamotten, die höchstwahrscheinlich Vaight gehörten. War mir egal. Ich konnte nicht nackt weglaufen. Schön wär´s. Also zog ich mich rasch an und konnte von Glück sagen, dass wir beide annähernd die gleiche Größe hatten.
Sein Geruch stieg mir in die Nase und ich stöhnte unterdrückt. Augenblicklich erinnerte ich mich an die Szene im Bett und seufzte. Heiße, erotische Bilder drängten sich mir in den Kopf und machten mich verrückt. Ich wollte es nicht. Wollte es niemals. Das Blut brannte in meinen Adern und am liebsten hätte ich mir die Haut abgezogen. Ich ertrug den Gedanken nicht, Vaights Säfte in mir zu haben. Sei es auch nur Blut. Ich hatte sterben wollen und nicht Sklave werden! Er konnte zusehen, woher er eine Marionette bekam, aber ich machte bei seinen körperlichen Perversionen nicht mit.
Wütend über mich selbst, aber vor allem wütend auf diesen verdammten Vampir, riss ich die Tür auf und prallte im gleichen Moment zurück. Shive stand fies grinsend im Rahmen und versperrte den Ausgang.
„Lass mich durch!“, knurrte ich angriffslustig und wollte meinen Hass auf Vaight an diesem Kerl auslassen. Es wäre ein gutes Gefühl, meine Faust in seine Visage zu schlagen. Shive hatte das perfekte Gesicht dafür! Aber eigentlich hätte ich ihm auch dankbar sein müssen. Schließlich war er gerade im richtigen Moment hereingeplatzt …
„Der Meister erwartet dich.“
„Dann sag deinem Meister, dass er mich dort lecken kann, wo die Sonne nie hin scheint! Und jetzt lass mich durch.“ Shive zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Es würde kein leichtes Unterfangen werden, an ihm vorbeizukommen.
„Ich denke, das würde er zu gerne. Aber Cyne will mit dir reden.“
„Der kann mich auch mal. Ich bin kein Objekt, dass man herumreichen kann, nur weil es dem einen gerade danach gelüstet!“, regte ich mich auf und versuchte mich an dem Schrank vorbei zu drängeln. Aber man, der stand wie eine deutsche Eiche!
„Lass mal die jungen Pferde im Stall und folge mir. Stell dich nicht so an. Das eben war noch harmlos von Vaight.“
Unbeeindruckt sah Shive mich an und resignierend musste ich mir eingestehen, dass ich folgen musste. Egal wie, denn es führte kein Weg daran vorbei. Ich konnte mich widersetzen und wehren. Aber das alles würde nur dazu dienen, die Zeit hinauszuzögern. Drum herumkommen würde ich letztendlich ja doch nicht. Also nickte ich, ohne es mir verkneifen zu können, ihn mit meinem Blick zu erdolchen. Endlich ließ Shive mich vorbei, griff aber im gleichen Atemzug hart in meine Schulter und schob mich vorwärts.
„Mach keine Faxen, ich warne dich.“
„Willst du mir drohen?“
„Vaight ist meist sehr großzügig zu seinen Angestellten. Ab und an dürfen sich diese einen Sklaven „ausleihen“ “, lachte Shive dreckig und mir drehte sich der Magen um. Nicht einmal im Traum!
„Fang schon mal an zu beten“, stieß ich wütend aus und versuchte mich aus seinem Griff zu winden. Aber anstatt dieser nachgiebiger wurde, bohrten sich seine Finger nur noch stärker in meine Muskulatur. Ich biss die Zähne ob des Schmerzes zusammen und schüttelte kaum merklich den Kopf. Was für ein Drecksladen! Irgendwann würde ich das Vaight alles heimzahlen.
Ich stolperte mehr, als das ich ging vor Shive her, denn der hatte einen irren Spaß daran gefunden, mich immer mal wieder zu schubsen. Mit jeder weiteren Minute schwoll mein Hass bis ins unermessliche und ich war wirklich drauf und dran mit einem Fuß nach hinten zu treten. Was für eine Freude es wäre, mitten in seinem Schritt zu landen! Ich hörte ihn schon vor Schmerz keuchen und sah ihn vor meinem inneren Auge in die Knie gehen, als Shive plötzlich stehenblieb und mich losließ. Mein Blick klärte sich und ich sah nach vorne. Wir waren vor dem Audienzsaal angekommen und ich seufzte still. Das alles war eine schlechte Wiederholung der letzten Stunden und Tage!
„Was will Vaight von mir? Oder will mich Cyne wieder zurück kaufen?“
„Der Meister wird dich nicht gehen lassen. Du wirst in das Kampftraining aufgenommen. Rekrut Nummer dreizehn. Das wird fortan dein Rufname sein.“
„Sag mal, ihr habt alle einen Schuss an der Waffel oder?“ Ich schnaubte verächtlich und spuckte auf den Boden. Na ja nicht ganz. Mit Genugtuung stellte ich fest, dass ich Shives Stiefel getroffen hatte. Dafür knallte er mir auch gleich eine, riss die Tür auf und stieß mich in den Saal. Ich taumelte, verfing mich und kam unsanft auf dem Boden auf. Ich fluchte lautstark und verwünschte diesen blöden Saftsack, während ich versuchte, mich wieder aufzurappeln.
„Slave!“, donnerte plötzlich eine Stimme und ich hielt mitten in der Bewegung inne. Wieso nahm sich jeder das Recht heraus, mich zusammenzustauchen?
„Was?“, pampte ich und funkelte Cyne wütend an. Ich hatte den Respekt vor diesen sogenannten Herrschern verloren. Sollten sie sich doch einen auf ihre Macht runterholen! Ich sah zu spät, dass sich Cyne, Obervampir schlechthin, in Bewegung gesetzt hatte und kurz davor war, mir eine zu scheuern. Gerade wollte ich in Deckung gehen, als die nächste Stimme alle innehalten ließ.
„Cyne, Nummer dreizehn ist mein Untertan. Unterstehe dich Hand an ihn zu legen. Sonst sehe ich mich gezwungen, Maßnahmen zu ergreifen. Du weißt, dass ich das ungern tun würde.“ Unsicher warf ich einen Blick zu Cyne, der seine erhobene Hand wieder sinken ließ. Ich atmete erleichtert aus, auch wenn es mir nicht schmeckte, dass Cyne auf Vaight hörte. Aber immerhin war ich drum herum gekommen, mir noch eine einzufangen. Das hätte sonst erhebliche Kopfschmerzen gegeben. Ich wollte mich aufrappeln, als ein fester Griff mich davon abhielt. Misstrauisch sah ich auf und schaute in Vaights violette Augen. Wenn Blicke hätten töten können, wäre dieser selbstverliebte Arsch vor mir umgefallen. Aber so wurde ich einer gründlichen Musterung unterzogen und erkannte Wohlwollen in seinen Augen. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich seine Klamotten trug. Nein, es war kein Zugeständnis an ihn. Aber er fasste es so auf. Verdammt!
„Benimm dich, Slave“, säuselte er lieblich und wäre mir nicht schon schlecht gewesen, wäre es mir in diesem Moment geworden. Die Kombination von bestialischer Abneigung ihm gegenüber und starker Anziehungskraft fand ich ehrlich gesagt zum Kotzen. Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht umhin, beides für ihn zu empfinden. Wobei Ersteres bei Weitem überwog.
„Ich habe keinen Bedarf, auf dich zu hören“, knurrte ich und versuchte seine Hand wegzuziehen. Vaight ging in die Knie, legte eine Hand unter mein Kinn und zwang mich dazu, ihn anzusehen.
„Es kommt dir nur zugute, Sklave. Dann fallen die Strafen ob deines Ungehorsams nur halb so schlimm aus. Oder willst du wieder zurück in den Keller?“ Sein Lächeln hätte schön sein können. Sanft und sinnlich. Auch seine Stimme war Samt, die sich wie eine weiche Decke über einen legte, einen einlullte. Aber seine Augen … das teuflische Funkeln versprach Schmerz. Endlose Qual. Ich konnte sie fast wieder auf meiner Haut spüren und zuckte zusammen, als seine Fingerspitzen über meine Wange glitten. Seine Züchtigung war Folter. Ein einziges Mal hatte ich seine volle Dominanz gespürt. Den rohen Hass, die Wut, die in ihm kochte. Ein einziges Mal. Und ich hatte mir gewünscht, nie diese Erfahrung gemacht zu haben. Vaight fügte einem nicht nur körperlichen Schmerz zu, sondern auch seelischen. Letzteres war bei ihm nicht auszuhalten.
Mich musste der Teufel geritten haben, dass ich ihn trotzdem noch weiter reizte. Ihn geradezu provozierte, dass er ausrastete. Aber ich wollte und konnte mich nicht einfach ergeben. Vaight beugte sich ein Stück zu mir, strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn und hauchte leise meinen Namen. Ich wusste nicht, was er jetzt schon wieder vorhatte oder in absehbarer Zeit plante, aber ich wusste, dass das nichts Gutes war. Es war auch nicht gut, dass er so ein großes Interesse an mir zu haben schien. Zumal er seine anderen Lakaien immer in den Keller sperrte und schlicht wie Dreck behandelte. Im Vergleich dazu hatte ich einen Jackpot gemacht.
Es schien fast so, als wolle er mich stückweise kleinkriegen. Mich langsam aber sicher brechen. Oh, wie sich dieser Kerl täuschte, wenn er wirklich glaubte, mit dieser Masche bei mir Erfolg zu haben.
„Was soll ich hier?“, unterbrach ich barsch die entstandene Stille und kehrte aus meinen Gedanken zurück. Ich starrte ihn finster an und bekam ein erheitertes Lachen geschenkt. Wäre dieser Kerl nicht so krank veranlagt, hätte ich mich bereitwillig auf ihn eingelassen. Er war heiß, keine Frage. Aber die dunkle Seite an ihm, die alle anderen zu überschatten schien, ermahnte mich mehr als nur zur Vorsicht.
„Slave, Slave …“ Kopf schüttelnd erhob sich Vaight ein Stück und der Ausdruck in seinen Augen wurde weicher. Unruhig rutschte ich auf dem Boden hin und her, weil ich dem nicht traute.
„Wurde dir denn nicht beigebracht, dass man nicht spricht, wenn man nicht ausdrücklich dazu aufgefordert wurde?“ Bevor ich hätte reagieren können, schlug er mir seine geballte Faust ins Gesicht und ich knallte mit dem Kopf auf den Boden. Ich stöhnte Schmerz erfüllt auf, wurde im nächsten Augenblick hochgezogen und hing schlaff in Vaights Armen. Dieser verdammte Vampir war unberechenbar.
„Bastard“, nuschelte ich und schmeckte Blut. Beinahe zärtlich strich er mir durch die Haare und legte seine Lippen an meinen Mundwinkel.
„Das war dafür, dass du respektlos bist. Sei brav, dann passiert dir auch nichts.“ Diese schleimige, honigsüße Stimme machte mich wahnsinnig. Ich hätte ihm am liebsten die Augen ausgekratzt, aber ich konnte mich aus irgendeinem Grund nicht bewegen.
„Du bist paralysiert. Ich habe dich momentan unter Kontrolle. Deine Aufgabe ist es zuzuhören und nicht, meine Gäste zu beleidigen“, lächelte er sanft, ließ mich auf den Boden fallen und ging zurück zu seinem Thron. Cyne hatte das Spektakel stillschweigend verfolgt und Genugtuung war in seinen Augen zu erkennen. Ja, war auch furchtbar schön, dass ich unterdrückt wurde und mich Vaight fertig machte …
„Rekrut Nummer dreizehn wird fortan in der Garde sein“, erschallte Vaights Stimme und ich schloss wütend die Augen. Sollte der sich noch einmal wagen, mir so etwas anzutun! Sein Arsch war meiner!
„Der Auftrag, das Gebiet zu säubern, Vaight? Du weißt, dass ich ihn brauche“, meinte Cyne und ich verstand von dem Ganzen nur Bahnhof.
„Nicht ohne mein Beisein, Cyne. Ich bin für meine Untertanen verantwortlich und ich habe Nummer dreizehn noch nicht soweit im Griff, dass ich ihn guten Gewissens alleine losziehen lassen könnte.“
„Du willst also persönlich dabei sein und kämpfen?“
„Ja“, bestätigte Vaight schlicht und ich warf ihm einen geschockten Blick zu. Dass bedeutete Tod. Unweigerlich. Dieser Kerl würde mich umbringen. Meine letzte Hoffnung, vielleicht doch noch von dem Teufel wegzukommen, starb in diesem Augenblick. Ich wollte nicht wissen, was Vaight noch mit mir vorhatte.
Er hatte dem Sklaven die Strafe zukommen lassen, die dieser verdient hatte. Respektloses Verhalten duldete Vaight nicht. War Slave der Meinung, er würde über den Ungehorsam hinwegsehen, hatte sich dieser eindeutig geschnitten.
„Ich hasse dich!“, spie Nummer dreizehn aus und spuckte auf den Boden vor Vaights Füßen. Mit emotionslosem Blick starrte er Slave an. Sein Sklave hing wortwörtlich in Ketten. Er hatte kein Aufheben darum gemacht, sondern den Kerl gleich in Fesseln gelegt. Agieren, reagieren. Vaight zog die Zigaretten aus seiner Gesäßtasche, zündete sich eine an und nahm einen tiefen Zug. Der ausgestoßene Qualm landete in Slaves Gesicht. Angewidert zog der die Nase kraus und mahlte mit den Zähnen.
„Mache mich los.“
Vaight lachte belustigt, aber sein Blick blieb kalt.
„Nein.“
Sie waren wieder einmal im Keller gelandet. Aber dieses Mal nicht bei den Zellen, in denen die Menschen kauerten und darauf warteten, ausgesaugt zu werden. Vaight hatte seinen persönlichen Spielplatz, den er immer dann aufsuchte, wenn ihm so etwas wie Slave vor die Nase kam. Zugegeben war Nummer dreizehn die einzige Person, die diesen Raum in letzter Zeit von innen gesehen hatte.
Latex und Gummi drapierten die Wände um sie herum. Ein prunkvoller Kronleuchter erhellte das Zimmer, spendete dunkelschönes Licht. Der angesammelte Rauch unter der Decke ließ die Szenerie nebulös wirken, gar abgründig und delphisch. Eine antike Chaiselongue, im viktorianischen Stil gehalten, stand in der hintersten Ecke des Raumes. Von dort aus hätte Vaight einen fantastischen Ausblick auf die Rückseite des Sklaven gehabt. Die Ketten, in denen dieser gefesselt war, hingen inmitten des Zimmers von der Decke. Slave stand nur auf Zehenspitzen, die Arme waren gestreckt in die Höhe gerichtet, das Gesicht einen Hauch peinvoll verzogen. Nackt pries er sich Vaight an. Weil der das so gewollt hatte. Vaight hatte dafür gesorgt, dass der Untertan die beste Behandlung erfuhr, und er den größten Nutzen daraus zog, eigene Befriedigung.
„Du weißt, dass ich dir nie hörig sein werde.“
Vaight grinste selbstgefällig und nahm wieder einen Zug von der Kippe. Macht machte geil. Er genoss es in vollen Zügen, den Willen von Slave in Händen zu halten. Ob gewollt oder nicht, Vaight würde alles bekommen, was er wollte. Das stand irreversibel fest.
„Ich bin Egoist, Sklave. Der Teufel in Person. Ich kriege alles.“
Er trat noch dichter an den bebenden Körper heran, spielte mit der Zigarette zwischen den Fingern. Vaight wollt das Zischen hören, wenn die glühende Spitze auf nackte Haut traf.
„Du bist ein Arschloch“, keifte Slave. Vaight nahm diese Beleidigung als Anlass, ihm eine kleine Strafe zukommen zu lassen. Mit lüstern verhangenen Augen setzte er den Glimmstängel an einem der aufgerichteten Nippel an und drückte die Glut gegen die Haut. Sein Leibeigener stieß schmerzerfüllt die Luft aus den Lungen.
„Gefällt dir das?“
„Fick dich, Hurensohn!“
Genüsslich klemmte sich Vaight die Kippe wieder zwischen die Lippen und rauchte kurz. Mit gierigem Blick beobachtete er, wie die Haut des Sklaven wieder heilte. Das war zu schnell. Demnächst bräuchte Vaight etwas wesentlich Effizienteres. Seine Gedanken schweiften zu glühenden Eisen und brennenden Fesseln. Aber dafür hatte er momentan keine Zeit, wie er sich bedauernd eingestehen musste.
Ohne Vorwarnung nahm er wieder die Zigarette, drückte sie ohne mit der Wimper zu zuckten auf den anderen Nippel und schloss die Augen, als Slaves Stöhnen erklang. Sein Schwanz zuckte. Zu gerne hätte er sich den geilen Arsch vorgenommen, der nur darauf wartete, von ihm bearbeitet zu werden.
„Ich mache dich fertig!“, knurrte Slave und zog ruckartig an den Ketten.
„Ach ja? Ich dich auch“, hauchte Vaight verführerisch bedrohlich an seinem Ohr. Mit der Zigarette wanderte er über die Brust des Ungehörigen, über den Bauch, hinab zu dem halbsteifen Glied. Das seine Anwesenheit Nummer dreizehn nicht kalt ließ, war ihm keineswegs entgangen. Der Hass, der in Slave brodelte, machte das ganze Spiel viel interessanter. Der Widerwillen alles aufregender. Vaight hatte nicht oft Vampire, die sich so rigoros versuchten, seinen Befehlen zu widersetzen. Deswegen genoss er die Session mit seinem derzeitigem Spielzeug umso mehr. Er hatte den perversen Drang, es mental zu zerstören, dessen Willen zu brechen.
Die Zigarette glitt zielstrebig über die samtene Haut von Slaves Schwanz, entlockte diesem einen heiseren Schrei. Vaight fing diesen mit den Lippen ab, presste sich hart gegen seinen Sklaven. Mitleidslos drang er mit der Zunge in dessen Mund, nahm sich das, was er wollte. Der Untertan versuchte sich gegen diese Behandlung aufzulehnen, doch Vaight hatte ihn gut unter Kontrolle. Die Fesselung ermöglichte es ihm, ganz ohne Handgemenge, sich an seinem Eigentum zu vergreifen, dass zu fordern, was er verlangte. Allerdings war sein Sklave tatsächlich widerspenstiger als gedacht. Heftig wurde Vaight in die Zunge gebissen und schmeckte kurz danach sein eigenes Blut. Statt sich zu lösen, stieß er die glühende Kippe an Slaves pralle Spitze. Er ergötzte sich geradezu an dem heftigen Zusammenzucken des Ungehörigen, labte sich an den Schmerzenslauten, die dieser in den schönsten Tönen zum Besten gab.
„Alles was du tust, wird Folgen nach sich ziehen, Sklave. Merke dir das gut“, knurrte Vaight animalisch. Slave sackte ein wenig in sich zusammen, sah ihn aber dennoch kampflustig an. Er ahnte, dass es sein Leibeigener förmlich darauf anlegte. Dabei wollte Vaight ihm nur ein bisschen Benehmen beibringen ...
„Du wirst es nie erleben, dass ich mir dir ergebe, verkommenes Dreckstück.“
Damit spuckte Slave ihm mitten ins Gesicht. Im Bruchteil einer Sekunde hatte Vaight Slave im Nacken gepackt und dessen Kopf rabiat nach hinten gezogen. Mit entblößter Kehle hing der vor ihm. Ungebändigte Wut schwoll in ihm an, loderte geifernder Flammen gleich in ihm auf. Beißen würde er diesen Bastard nicht können, wenn er diesen nicht umbringen wollte. Noch hatte Vaight das nicht vor. Allerdings würde er sich dieses Verhalten nicht bieten lassen.
„Es scheint, du hättest vergessen, was ich dir beigebracht habe. Es bedarf einer Auffrischung deiner Erinnerungen, nicht wahr?“
Sadistische Vorfreude glomm in ihm auf. Er hätte nicht gedacht, dass Slave scharf auf eine erneute Runde Hardcore aus war. Er würde diesem minderwertigen Stück Fleisch zeigen, was es hieß, sich mit ihm anzulegen. Dieses Mal würde Slave nicht vergessen, warum man Vaight am besten gehorchte.
„Fahr zur Hölle, Monstrum!“, knurrte Slave tief. Seine Fänge blitzen in dem schummrigen Licht auf, die verengten, roten Pupillen blitzen ihn mordslustig an.
„Der bin ich entstiegen, Dreizehn“, raunte Vaight mit einem kaltblütigen Lächeln und rammte ihm mit voller Wucht das Knie in die Eier.
„Dein einziger Freund wird in Zukunft Schmerz heißen. Gewöhne dich schon mal an ihn“, hauchte er lieblich und strich Slave durch die Haare. Der röchelte gepeinigt, hatte sich zusammengekrümmt, japste nach Luft. Mit einem letzten kühlen Blick löste sich Vaight von dem Untertan, nahm sich eine neue Zigarette, und war für den Anfang erst einmal zufrieden. Ohne ein weiteres Wort verließ er den Raum.
Er hatte noch etwas zu erledigen.
Texte: T.S.Nightsoul. Veröffentlichung, Vervielfältigung oder das Kopieren des Textmaterials, auch auszugsweise, ist ohne die ausdrückliche, schriftliche Genehmigung des Autors nicht gestattet.
Bildmaterialien: T.S.Nightsoul
Lektorat: Version ohne Lektorat oder Korrektorat.
Tag der Veröffentlichung: 24.08.2014
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