Cover

Prolog

Boom Boom

Langsam versucht sie ihre Augen zu öffnen. Das grelle Licht der Halogenlampen blenden sie.

Boom Boom Boom

Vergeblich versucht sie Arme und Beine zu strecken.

Boom Boom Boom Boom

Hört Schritte, die von Sekunde zu Sekunde lauter werden.

Boom Boom Boom Boom Boom

Sie schließt die Augen vor dem, was sie in wenigen Momenten erwarten wird.

Boom Boom Boom Boom Boom Boom

Sendet dem Himmel ein stummes Gebet. Weiß jedoch, dass nichts passieren wird. Überhaupt nichts.

Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom

Sie wartet nicht auf Hilfe, die Hoffnung hatte sie schon längst aufgegeben.

Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom

Nach exakt 6 Sekunden hört sie das vertraute knarren der Dielen einige Zentimeter hinter sich.

Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom

Das war ein Zeichen für den bevorstehenden Schmerz.

Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom

Das Herz schlägt ihr bis zum Hals. Sie spürt den ersten Tritt in die Magengrube.

Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom

Immer und immer wieder spürt sie den ziehenden Schmerz. Einmal, zweimal, dreimal..

Boom Boom Boom Boom Boom Boom Boom

Er will nicht aufhören und er wird auch nicht aufhören. Das hat sie von Anfang an begriffen.

Boom Boom Boom Boom Boom

Den Blick fest und entschlossen auf ihn gerichtet liegt sie auf dem kalten Boden. Er kniet sich zu ihr hinunter um in ihre glasig grünen Augen zu sehen.

Boom Boom Boom Boom

Dies ist ihr ganz persönlicher Albtraum. Das war keine Liebe, das hier ist Rache.

Boom Boom Boom

Sie wartet nicht auf Hilfe, sondern auf Erlösung.

Boom Boom

Sein Atem streift ihre Lippen.

Boom

Stille Dunkelheit.. leere

Kapitel 1.

Das war es also. Mein altes Leben werde ich nun endgültig hinter mir lassen und einen Neuanfang wagen. Es hat lang genug gedauert, bis ich endlich eingesehen habe, dass ich in meiner Heimat nicht glücklich werden konnte. Nicht nach allem was vorgefallen ist.

Mit großen Schritten durchquere ich den Flughafen und schaute mich nach einem freien Taxi um. Ein hochgewachsen älterer Mann lehnt sich gegen eines der Taxis an und hat einen mürrischen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Der gehört mir, schießt es mir durch den Kopf. Er sieht so aus, als ob er genau so wenig Smalltalk führen wolle, wie ich. Besser kann es wirklich nicht laufen, stelle ich heilfroh fest. Ein gesprächiger Taxifahrer ist nun wirklich das letzte, was ich gebrauchen kann. Während des Fluges hatte ich kein Auge zu bekommen und mein Schädel droht zu explodieren. Noch nie zuvor hatte ich auch nur einen Fuß auf das amerikanische Festland gesetzt und nun war ich komplett auf mich allein gestellt.. und das in der Millionenmetropole Seattle. Naja zu mindestens für die ersten 2 Wochen, da meine beste Freundin auch hierher kommen würde. Im Gegensatz zu mir hat sie schon die halbe Welt bereist. Wo hingegen ich nie Gold Coast verlassen hatte.

Als ich nach einigen Sekunden vor dem Taxifahrer stand, sieht er mich missbilligend an. Ich trage eine graue Jogginghose und ein weitgeschnittenes weißes T-Shirt. Nach 14 Stunden Flug kann man nun mal nicht wie frisch aus dem Ei gepellt aussehen. Durch den Schlafmangel kann ich nur ahnen, dass Augenringe mein Gesicht zieren.Mit einem Seufzen verstaut er mein Gepäck im Kofferraum, woraufhin ich mich dankbar in die weichen Polster des Wagens fallen lasse. Als der ältere Mann nach einigen Minuten vorne platzgenommen hat, lässt er den Motor starten. „Wo müssen Sie hin, Miss?“ Für seine harten Gesichtszüge hat er eine erstaunlich samtige Stimme, stellte ich fest. Ich nenne ihm die Adresse, die mir Olivia einige Tage vor meiner Abfahrt auf ein kleines Blatt gekritzelt hatte. Alles war vorbereitet. Sie hat sich wirklich um alles gekümmert, jedenfalls hat sie die Kontakte ihres Vaters spielen lassen. Ich musste lediglich Bewerbungen für einige der Verlage in Seattle schreiben und mich in das Flugzeug setzen. Olivia hat für uns beide ein kleines Apartment besorgt und schwärmt wie eine Verrückte von der Umgebung. Sie meint es läge sehr Zentral und die wichtigsten Orte konnte man zu Fuß erreichen. Sprich ein Einkaufszentrum, ein Park und eine Tankstelle. Obwohl eine Tankstelle ohne Auto nicht wirklich nützlich ist. Es sei denn man steht auf Tankstellenkaffee oder muss bei einem Rohrbruch dringend aufs Klo. Erst wenn Liv kommt, werden auch die Autos da sein.. zu meinem Leid. Schon als kleines Kind habe ich es gehasst mit Busen zu fahren. Vom Busfahren wurde mir schlecht. Augen verdrehend schüttele ich den Kopf um klare Gedanken zu fassen.

„Alles in Ordnung?“, fragt der Mann und wirft mir durch den Rückspiegel einen verstohlenen Blick zu. „Sie sehen erschöpft aus.“, fügt er leise hinzu. Also doch eine Quaselstrippe. „Ich bin nur etwas müde.“, erwidere ich schulterzuckend. „Sie haben wahrscheinlich einen langen Flug hinter sich. Sie kommen nicht von hier, was?“ Er konzentriert sich nun wieder auf die Straße und wartet geduldig auf meine Antwort. „Ist das so offensichtlich?“, frage ich mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ihr Akzent hat Sie verraten.“ Mein Akzent hat mich also verraten. Vielleicht sollte ich demnächst versuchen mir einen amerikanischen Dialekt anzueignen. „Ich bin ein Aussie.“, sage ich nüchtern und vergrabe meine Hände in den Hosentaschen. „Ihr habt keine allzu hohe Meinung von uns Amerikanern, was.“ „Oh die USA bietet einem wunderbare Möglichkeiten, jedoch finde ich, dass sich jedes Land erst einmal um seine eigene Probleme kümmern sollte, bevor man sich in die Sachen anderer einmischt und versucht jegliche Art von Macht zu erlangen.“, erwidere ich müde und schloss für einen Moment meine Augen. Ich würde ja wohl kaum hierher kommen, wenn ich grundsätzlich etwas gegen Amerikaner hätte. Einige von ihnen sind echt zum kotzen, aber nur weil es eine Handvoll Menschen gab, die sich daneben benimmt, kann man noch lange nicht ein ganzes Volk verurteilen. Sowas kommt überall vor, nicht nur in Amerika. „Das kann ich nachvollziehen. Sind Sie das erste Mal in den Staaten?“, fragt der Taxifahrer interessiert, während er den Wagen bei einer roten Ampel zum stehen bringt. „Ja, ich setze alles auf null.“ Mein Blick wandert zu ihm. Erst jetzt fällt mir der Ring an seinem Finger auf. „Und Sie? Haben Sie Familie? Eine Frau?“, frage ich neugierig und setze mich aufrecht hin. „Ja, eine Frau und drei Kinder. Nur Frauen im Haus, die das Kommando übernommen haben.“, erwidert er in einem weichen Ton und hielt vor einer kleinen Seitenstraße. Na sieh mal einer an, er war Vater von 3 Mädchen. Seinem Ton nach zur urteilen scheint er sie alle abgöttisch zu lieben. „Nicht jeder Mann kann von sich behaupten, dass er mit 4 Frauen zusammen wohnt.“ Er fängt anzulachen „Schätzen Sie sich glücklich, Mr.“, sage ich lachend, öffne die Tür und steige aus dem Wagen um der nachmittäglichen Sonne auf meinen nackten Armen willkommen zu heißen. „Carter“ „Wallace“ Lächelnd hält er mir die Hand hin, die ich schmunzelnd ergreife und sanft drücke.

Nachdem Carter mir geholfen hatte mein Gepäck in das zweite Stock des Gebäudes zu verfrachten, suche ich in meiner kleinen Handtasche nach dem Schlüssel meiner neuen Wohnung, als ich sie gefunden habe, drehe ich mich zu ihm um. „Danke für Ihre Hilfe, Carter.“ Ich nehme mein Portmonee und reiche ich ihm ein 50 Dollarschein. Als er nach dem Wechselgeld in seiner Bauchtasche greifen wollte, schüttele ich den Kopf. „Stimmt so“, sage ich entschlossen und halte ihm die Hand hin. „Hat mich sehr gefreut und nochmal vielen Dank für Ihre Hilfe.“ „Gern geschehen, Miss Wallace.“ Er sah mich das letzte Mal mit einem Lächeln an, bevor er anschließend die Treppe hinunter joggt.

Da bin ich also. Stehe vor meiner neuen Wohnung und habe keinen blassen Schimmer wie sie von innen aussieht. Als ich die Tür aufschließe, muss ich leicht gegen drücken, damit sie sich öffnet und was ich da sah verschlägt mir regelrecht die Sprache. Alles war offen, zu meiner rechten befindet sich die Küche, auf deren Arbeitsflächen einige Kartons liegen. Auf dem Boden strecken sich große quadratische Fließen, die in einem dunkeln Grauton glänzen. Die Wände sind hell gehalten und in der Mitte des Raumes ist eine weiße Säule, die sich bis zur Decke streckt. Im hinteren Abteil befindet sich das Wohnzimmer, wo lediglich ein Fernseher an der Wand montiert ist und eine Coach, wo ca. 5 Personen Platz nehmen können. Jedoch rekelt sich nun meine beste Freundin auf dieser sogenannten Coach und hält ein Glas Rotwein in der Hand.

„Na, Liebling. Das hat aber lange gedauert.“, grinst sie süffisant, stellt das Glas auf dem Boden ab und läuft auf mich zu. „Liv!“, grinse ich wie ein Honigkuchenpferd, lasse meine Tasche fallen und nehme sie stürmisch in die Arme. „Hast wohl gedacht, dass ich dich für 2 Wochen hier alleine lasse, Wallace“, sagt sie und gibt mir, nachdem wir uns voneinander gelöst haben, einen Kuss auf die Wange. „Findest du diesen Auftritt nicht etwas übertrieben? Ich komme mir vor wie in einem billigen Porno.“, sage ich lachend und betrachte sie von oben bis unten. Sie trägt ein rotes Kleid, welches gefährlich knapp gerade mal ihren Hintern bedeckt und einen Lippenstift in derselben Farbe. Sie sieht unbeschreiblich heiß aus. „Deine ganz persönliche Nutte“, erwidert sie ernst und sieht mich aus ihren dunklen Augen an. Wir prusten los und fallen uns wieder um den Hals. „Ich kann nicht glauben, dass du wirklich hier bist, Liv.“, murmele ich gegen ihren Hals. Sie streicht mir einige Male beruhigend über meinen Rücken, bevor sie mir einen kräftigen Klapps auf den Po gibt. „Au, wofür war das?“ „Wie konntest du auch nur einen Moment denken, dass ich dich hier alleine lassen würde. Als ob du es hier auch nur 2 Stunden ohne mich aushalten würdest, Jas!“, sagt sie aufgebracht und fährt sich durch ihr kurzes schwarzes Haar. „Dein Mangel an Bescheidenheit ist wirklich bewundernswert.“, erwidere ich nüchtern und ziehe meine Schuhe aus. „Wie siehst du überhaupt aus? Hat man dich überfallen?“ Ich bin wirklich froh, dass sie hier ist. Sehr froh sogar. Immerhin muss ich mich jetzt nicht alleine herumschlagen, aber auf solche Kommentare kann ich nun wirklich verzichten. Ich sehe sie entrüstet an. „Ach, und jetzt bin ich dir auch nicht mehr hübsch genug.“ „Nein, Baby. Du siehst aus wie gekaut und ausgespukt. Aber das kriegen wir schon noch hin. Morgen musst du umwerfend aussehen.“ „Charmant wie eh und je.“ Kichernd kommt sie auf mich zu und drückt mir noch einen Kuss auf die Wange. „Du bist die hübscheste Freundin, die ich jemals hatte.“ „Leck mich, Johnson.“ Lachend stoße ich sie von mir weg und stemme die Hand an die Hüfte. „Wo ist mein Schlafzimmer?“ Aufgeregt klatscht sie in die Hände und geht durchs Wohnzimmer, in den hinteren Teil des Apartments. „Komm, ich zeig es dir!“ Das ist typisch Olivia. Freute sich wie ein kleines Kind, meine Reaktion zu beobachten.

Schnell folge ich ihr und finde mich in einem quadratischen Raum wieder. Durch das große Fenster auf der gegenüberliegenden Wand, wird das Zimmer mit warmem Licht durchflutet. Auch hier sind die Wände hell gehalten, jedoch nicht weiß, sondern sandfarben. Auf der linken Seite befindet sich ein weißes Doppelbett und auf der rechten Seite die ebenfalls weiße Kommode, die ich noch aus meiner alten Wohnung hatte. An der Wand, wo sich das Fenster befindet, steht ein Schreibtisch mit einer kleinen Lampe drauf. Alles in allem wirkte das Zimmer noch recht kahl, aber mit einigen Bildern und Fotos an den Wänden, wird es hübsch sein. Begeistert sehe ich Liv an. „Es ist wunderschön. Hier werde ich mich wohl fühlen.“ Ich drücke dankbar ihre Hand und bin plötzlich wahnsinnig glücklich diesen Neuanfang gewagt zu haben. Nun wird es bergauf gehen. Sie nickt und schenkt mir ihr strahlendes Lächeln.

Frisch geduscht und umgezogen sitzen wir gemeinsam auf der Couch und essen asiatische Nudeln, die wir bestehlt haben. In der Zeit, wo wir auf die Lieferung gewartet hatten, half mir Liv meine Klamotten einzuräumen. Wir schafften es sogar einige der Küchenutensilien einzuräumen, dennoch stehen immer noch unzählige Kartons auf dem Boden, während wir unsere Nudeln verspeisen. Völlig erschöpft, beschließen wir den Rest in den kommenden Tagen zu verstauen. „Ich hau mich dann mal aufs Ohr. Und so wie du aussiehst, könntest auch du eine Mütze voll Schlaf gebrauchen.“, gähnt Olivia und steht auf. „Im Ernst, Jasmine. Geh schlafen, morgen ist ein wichtiger Tag für dich.“ Da hat sie nicht ganz Unrecht. Morgen stehen mir 3 Vorstellungsgespräche in den verschiedensten Verlagen Seattles bevor. „Okay okay, ich geh ja schon.“ Ich stehe auf, drücke ihr einen Kuss auf die Wange und gehe ins Badezimmer um mir die Zähne zu putzen.

Als ich fertig bin gucke ich in den Spiegel. Ich sehe wirklich beschissen aus. Unter meinen Augen bilden sich große Ringe, die man wahrscheinlich nicht mal anständig überschminken kann. Meine kastanienbraunen Haare hatte ich zu einem unordentlichen Duett hochgesteckt, den ich nun öffne und mit den Fingern durch mein langes Haar fuhr. „Du packst das. Alles wird gut. Du wirst morgen unwiderstehlich aussehen, Wallace.“ So spricht man sich Mut zu. Aufmunternd lächele ich meinem Spiegelbild entgegen und klatsche wie Liv in die Hände, bevor ich das Badezimmer verlasse. Endlich in meinem Bett angekommen schließe ich die Augen und falle in einen ruhigen Schlaf.

Kapitel 2.

Es ist ein strahlender Mai morgen, als ich im Badezimmer stehe und versuche meine mahagonifarbenes Haar in Ordnung zu bringen. Durch das nächtliche herum Gewälze sind sie nun die reinste Katastrophe. Seufzend beschließe ich noch einmal unter die Dusche zu treten. Nachdem ich fertig geduscht und angezogen an der Frühstückstheke sitze, spaziert eine grinsende Olivia herein. Du meine Gute, diese Frau hat wirklich immer gute Laune. „Morgen“, nuschle ich und widme mich wieder der Müslischale vor mir. „Setz dein HD Lächeln auf, Wallace. Mit diesem Gesicht wird dich wohl kaum jemand anstellen.“, sagt sie zuckersüß und lässt sich neben mir nieder. Wie macht sie das nur? Trotz ihrer verwuschelten Mähne und dem müden Blick, sieht sie atemberaubend schön aus. Ich gebe ihr mit dem Ellbogen einen Stoß und grinse sie an. „Schon besser.“, gibt sie zufrieden von sich und steht wieder auf, nur um mich ausgiebig zu betrachten. „Du willst aber nicht im Ernst in diesem Outfit in den Verlagen auftauchen oder?“ Ich trage eine schwarze Röhrenjeans und eine weiße ärmellose Bluse, deren Knopfleiste versteckt ist. Außerdem besitzt sie am Rücken einen kleinen semi-transparenten Spitzeneinsatz. „Wie sollte ich denn deiner Meinung nach dort auftauchen?“, frage ich schmunzelt. Höchstwahrscheinlich will sie, dass ich irgendein knappes Röckchen a la Britney Spears anziehe und meine heißgeliebte Bluse aufschlitze, damit ich die beiden Enden knoten kann, sodass mein Bauch frei ist. Ich schüttle den Kopf und grinse über meine Gedanken. „Ich sollte dir mein Kleid von gestern geben.“, gibt sie nüchtern von sich. Das rote Nuttenoutfit? „Ich denke, dass rot nicht wirklich meine Farbe ist.“ Sie seufzt.

 

„Das sind Vorstellungsgespräche, Liv. Ich gehe zu keinem Pornotreff. Jeder zeigt sich von seiner Schokoladenseite und täuscht irgendeinen einen Quatsch vor.“, füge ich hinzu. „Hast du die Gespräche ausschließlich bei Frauen?“ Ich schüttle erneut den Kopf. „Zwei Männer.“ Sie grinst mich schelmisch an. „Siehst du? Allein das ist schon ein guter Grund. Du musst heiß aussehen. Weißt du eigentlich wie viele qualifizierte Menschen nur wegen dem falschen Outfit nicht eingestellt werden? Die Rate liegt bei 70%“ Will sie mich eigentlich verarschen? „Aha. Und wo zum Teufel hast du den Quatsch gelesen?“, frage ich mit einer hochgezogenen Braue. Lächelnd tippt sie sich gegen die Schläfe. Ach, das wurde jetzt aber interessant. „Alles im Köpfchen errechnet, was?“ Lachend stehe ich auf und spüle die Schüssel aus. „Also los, was soll ich anziehen?“ Sie strahlt mich an und schiebt mich in mein Zimmer. Keine 10 Minuten später, stehe ich in schwarzen High Heels, meiner weißen Bluse und einem schwarzen Rock, die sich perfekt an meine Hüften schmiegt, vor dem Badezimmerspiegel. Es ist wirklich nicht so, dass ich keinen Modegeschmack besitze, ich finde lediglich, dass eine schicke Jeans genauso taugt wie ein Rock. „Du solltest öfter Röcke tragen. Deine Beine sehen fantastisch aus.“ Olivia widmet sich wieder meinem linken Auge und trägt eine weitere Schicht Mascara auf. Also wirklich, als ob ich das nicht selbst tun könnte. Sie schminkt mich dezent, sodass ich trotzdem natürlich aussehe. „Diese Augen brauchen nicht viel Schminke. Wunderschön, Jas. Wenn ich könnte würde ich sie dir auskratzen.“, sagt Liv und sieht mich erneut strahlend an. Offensichtlich ist sie stolz auf ihr Werk. Meine Haare hatte ich nach dem duschen geföhnt, sodass sie mir nun in leichten Wellen über den Rücken fallen. „Du Wildkätzchen.“, zwinkere ich ihr zu, bevor ich ihr einen Kuss auf die Wange hauche. „Danke, wünsch mir viel Glück.“, füge ich hinzu, als ich zur Tür gehe und diese öffne. „Nur dumme Menschen brauchen Glück. Die, die es drauf haben brauchen viel Erfolg. Also dann, viel Glück“, sagt sie mit einem schallenden Lachen und lässt sich, immer noch im Pyjama, auf die Couch fallen. Ich steige in ihr Lachen ein, schnappe nach meinem Autoschlüssel und zeige ihr meinen Mittelfinger. Sie wirft mir eine Kusshand zu, die ich auffange und gespielt in meine nicht vorhandene Hosentasche stecke. Sie seufzt. „Jetzt muss ich meinen freien Tag ganz alleine verbringen.“ Die Wörter ‚freien‘ und ‚Tag‘ betont sie so sehr, dass ich sie missbilligend betrachte. Oh ja, ein freier Tag muss echt schlimm sein. „Hab dich lieb.“, sagt sie beschwichtigend. „Ich dich auch.“, erwidere ich ernst und schließe die Tür.

 

Nervös sitze ich in der Lobby für mein zweites Vorstellungsgespräch. Das erste Gespräch ist ziemlich gut gelaufen, denke ich. Jedoch würde ich mich dort nicht wohl fühlen. Die meisten Angestellten sahen viel älter aus als ich. Und sie waren alle herausgeputzt. Als ob sie in wenigen Augenblicken den Bambi für die Literarischen Werke entgegen nehmen würden. Oh nein, am liebsten wollte ich direkt hier anfangen. Die Lobby des Verlags, ist sehr hell. Eine große Fensterfront, spendet dem gesamten Raum ein weiches Licht. Es wirkt auf keinen Fall protzig. Eher auf eine moderne Art gemütlich. „Jasmine Wallace?“, fragt eine Frau mittleren Alters und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu. Sie hält mir die Hand hin, die ich mit einem festen Händedruck ergreife. Oh ja, es gibt nichts schlimmeres als Unsicherheit bei einem Vorstellungsgespräch. Jedoch bin ich etwas verwirrt, da ich mit einem Mann gerechnet habe. „Ich bin Emma Donovan, die Sekretärin des Cheflektors. Bitte folgen Sie mir doch.“, sagt sie lächelnd. Ich folge ihr artig zu einem der Konferenzräume. Sie öffnet mir die Tür, lächelt mir aufmunternd zu und schließt die Tür, nachdem ich eingetreten bin. Schade, sie hätte gerne mitkommen können, denke ich schmollend. Nervös hole ich das letzte Mal tief Luft und richte meinen Blick auf die zwei Männer, die am gegenüberliegenden Tisch sitzen.

 

Einer von ihnen ist dunkelhaarig, trägt ein weißes Hemd, welches nicht ganz zugeknöpft ist und eine Jeans. Der andere Mann ist blond, trägt einen dunkelblauen Anzug, weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Sie sehen gut aus. Die beiden Herren stoppen ihre Unterhaltung, von der ich nur ‚Oberflächlich und nicht qualifiziert‘ verstanden habe, und erheben sich. „Miss Wallace? Ich bin Matthew Forbes und das“ er klopft dem jungen Mann neben sich auf die Schulter „ist Mr. Clark.“ Als ich den Tisch erreiche, lächeln mich beide an und schütteln meine Hand. „Freut mich Sie kennenzulernen.“ Matthew Forbes ist der Cheflektor. Ich weiß, dass ich heute ein Gespräch mit ihm führen soll, aber was macht dieser äußerst attraktiver Mann neben ihm hier. Bitte Gott, lass ihn nicht einer meiner Chefs sein. Vielleicht zieht er ganz oben die Strippen, denke ich. Ich erwidere ihr Lächeln und nehme Platz. „Mr. Clark ist einer der besten Lektoren, die ich je hatte. Er unterstützt mich etwas bei den Gesprächen und macht gelegentlich einige Notizen. Ich hoffe Sie haben kein Problem damit, Miss Wallace?“ So so, meine Gebete wurden also erhört. Mein Chef, der blondhaarige Mann, der nicht weniger attraktiv als sein Sitznachbar ist, könnte mit seiner Bräune einer der Surfer an der australischen Goldküste sein. Naja, wenn er nicht in diesem Anzug stecken würde. Seine Augen sind so wahnsinnig dunkel und bilden einen Kontrast zu seinen Haaren. Er sieht gut aus, keine Frage. Jedoch ist blond nicht mein Beuteschema. Mr. Clark hingegen sieht aus wie einer der Traumprinzen, die ich als junges Mädchen in mein Tagebuch gemalt habe. Er hat dunkle, fast schwarze Haare und Augen, die wirklich faszinierend sind. Seine Iris ist außenherum dunkelgrün und wird nach innen immer heller. Solche Augen habe ich noch nie zuvor gesehen. Er sieht mich aufmerksam an, sodass ich meinen Blick von ihm abwende und prompt rot anlaufe. Entspann dich, sie wollen lediglich eine Antwort.

 

„Nein, natürlich nicht.“, sage ich mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen. „Super, dann kann es ja losgehen.“ Mr. Forbes klatscht zufrieden in die Hände. Oh je, macht das eigentlich jeder? Er stellt mir die typischen Fragen. ‚Warum denken Sie, dass genau Sie hierher passen würden.‘ ‚Was sind Ihre Stärken?‘ ‚Haben Sie Erfahrungen in der Branche? Die Fragen, so wie man sie kennt und sich zu Hause die Antworten zurecht gedacht und auswendig gelernt hat. Wobei ich bei der letzten Frage keine originelle Antwort habe. Ich bin 21, habe meinen Abschluss in der Tasche, bin mit meiner besten Freundin in ein fremdes Land gezogen und will etwas von der Welt erleben. Einen Neuanfang. Ich sage ihm genau was ich denke und er unterdrückt ein Schmunzeln. „Das kann ich verstehen, als ich endlich meinen Abschluss hatte, habe ich 2 Jahre in Afrika verbracht. Ich hoffe Sie wollen länger hier bleiben?“, fragt er interessiert. Afrika soll toll sein. Das hat mir Olivia zu mindestens erzählt. Als sie von ihrem Trip wieder da war, versuchte sie jedem zu verklickern, dass wir dankbarer, für das was wir haben, sein sollten. Ich nicke „Ja, Sir.“ „Dann wünsche ich Ihnen alles Gute, Jasmine. Wir melden uns so schnell wie möglich bei Ihnen. Haben Sie noch bei anderen Verlagen beworben? Noch mehr Vorstellungsgespräche?“, fragt er, als er sich erhebt und mir seine Hand  entgegen hält. „Ja, Mr. Forbes. Noch eines, dann bin ich für heute fertig.“, sage ich und drücke seine Hand. „Dann wünsche ich Ihnen weiterhin viel Glück.“ Glück? Oh nein, Mr. Forbes. Das was ich brauche ist Erfolg. „Aber machen Sie sich keine Sorgen. Es sieht gut für Sie aus.“, fügt er grinsend hinzu und sieht Mr. Clark an. „Nicht wahr, Clark?“ Mr. Clark, der das ganze Gespräch über nichts gesagt, gelegentlich zustimmend genickt, sich einige Notizen und vor allem mich eingehend gemustert hat, steht ebenfalls auf und lächelt seinen Chef an. „Halt die Klappe, Matt.“

 

Matt? Anscheinend geht es hier ziemlich freundschaftlich zu. Ich beginne diesen Verlag immer mehr zu mögen. „Miss Wallace.“ Nun richtet er seinen Blick auf mich und hält mir seine Hand hin. Ich halte den Blickkontakt und drücke seine Hand. Fest. Ich muss ihm signalisieren, dass ich Interesse an ihm habe. „Mr. Clark.“, sage ich zuckersüß und wende mich zum gehen um. Du meine Güte, warum sehen die beiden aus, als würden sie für irgendeine super teure Parfummarke modeln. Kopfschüttelnd gehe ich zur Tür und höre Mr. Forbes flüstern „Tu doch nicht so. Die Kleine hats dir angetan.“ Keine 2 Minuten später steige ich grinsend in meinen Wagen ein und fahre direkt ins nächste Starbucks. Bis zu dem nächsten Gespräch habe ich noch eine halbe Stunde. Das wird der reinste Klacks werden. Es ist sowieso entschieden. Ich will in diesen Verlag. Kurz denke ich darüber nach einfach nicht aufzutauchen. Was sollte es auch bringen? Mein zukünftiger Chef hat gesagt, dass es gut für mich aussieht. Warum soll ich jetzt noch einem armen Kerl die wertvolle Zeit stehlen. Kopfschüttelnd verwerfe ich den Gedanken schnell wieder. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich mich langsam auf den Weg machen sollte.

 

Im letzten Verlag angekommen, drehe ich mich einmal im Kreis um mir einen besseren Eindruck verschaffen zu können. Dieses Gebäude ist riesig. Naja, streng gesehen ist es auch kein einfacher Verlag, sondern beschäftigt mehrere verschiedene Unternehmen, die jeweils ihre eigene Etage haben. Ein merkwürdiges Konzept, denke ich. Das Gebäude ist lediglich in weiß, grau und Oliv-Tönen gehalten und wirkt sehr steril, außerdem sehen die Leute, die ich zu Gesicht bekomme nicht sonderlich freundlich aus. Sie sehen gemein aus, und zwar so richtig. Sie sehen aus, wie die Kinder vor denen man im Kinderkarten weg gelaufen ist, weil man dachte, dass sie einem Juckpulver an die Kapuze reiben. Nervös lasse ich mich auf eines der weißen Sessel in der Empfangshalle fallen und warte, und warte, und warte. Vielleicht hätte ich doch blau machen sollen. Hier ist anscheinend keiner auf dieses Vorstellungsgespräch mit mir erpicht. Ungeduldig sehe ich auf meine Uhr und stelle verärgert fest, dass ich seit geschlagenen 30 Minuten auf diesem gottverdammten Sessel sitze und auf irgendjemanden warte. Soll mal wieder einer sagen, dass wir Frauen immer zu spät kommen. Dieser Punkt geht auf jeden Fall auf das Konto der Herren der Schöpfung.

 

Mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht auf der nötigen Stelle bin, um irgendein Tamtam zu veranstalten, aber es ärgert mich. Sehr sogar. Gerade als ich nach meiner kleinen Tasche schnappe und das Gebäude verlassen möchte, höre ich jemanden meinen Namen rufen. „Miss Wallace?“ Eine junge Frau kommt mit hastigen Schritten auf mich zu. Sie ist schlank, hochgewachsen, trägt ihre rötliche Haare in einem Dutt und trägt Schuhe, die für meinen Geschmack etwas zu hoch für die Arbeit sind. „Entschuldigen Sie bitte, dass Sie so lange warten mussten. Der Cheflektor der Verlagsabteilung steckt im Stau fest. Also hat sich nun Mr. Court dafür bereit erklärt das Vorstellungsgespräch mit Ihnen zu führen.“ Sie lächelt mich professionell an, während ich sie nur verunsichert ansehe. Mr. Court? „Und wer ist Mr. Court?“, frage ich und mustere sie genauer. Sie ist ungefähr in meinem Alter. Vielleicht 2 Jahre älter, höchstens 3. Es freut mich jemanden zu sehen, der nicht doppelt so alt ist wie ich. „Mr. Court gehört das Unternehmen.“ Ach du heilige Scheiße. Diese Nachricht bringt mich völlig aus dem Konzept. Ich starre sie mit offenem Mund an. Ein Vorstellungsgespräch beim Chef vom Chef meines Chefs. Natürlich würde ich wissen, dass Mr. Court das Unternehmen gehört.. wenn ich mich vorher informiert hätte. Aber nein, ich hatte es für nötig gehalten lieber die alten Folgen von Desperate Housewives zu gucken. Er ist also das ganz hohe Tier hier. Artig folge ich der Rothaarigen Frau, die sich auf den Weg zu den Fahrstühlen macht. Ich stelle mir einen Mann mittleren Alters vor. Höchstwahrscheinlich ist er blond und genau so steril und schick wie sein protziges Gebäude. Es gefällt mir hier überhaupt nicht. Ich fühle mich unwohl in meiner Haut. Vielleicht hätte ich doch einer meiner Kleider anziehen sollen. Als wir im obersten Stockwerk ankommen bleibt die Frau stehen und deutet auf eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite. „Bitte gehen Sie doch dort hinein, Miss Wallace. Mr. Court wartet schon auf Sie. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ Ich lächle sie an und straffe die Schultern. „Nein, vielen Dank.“, sage ich und klopfe an der schweren Holztür. Die Tür ist weiß, die Wände ebenfalls. Alles ist weiß. Rein, schießt es mir durch den Kopf. Nein, steril und unpersönlich. Kalt.

 

„Herein.“ Kommt es von innen. Die Stimme klingt genervt. Natürlich ist er genervt. Er hat sicherlich besseres zu tun, als sich mit einem unerfahrenen Mädchen, wie mir abzugeben. Ich hätte definitiv nicht auftauchen sollen. Lieber arbeite ich in dem ersten Verlag, als in dieser Scheinwelt. Ich öffne die Tür und sehe einen erstaunlich jungen Mann an einem länglichen ebenholzfarbenen Tisch sitzen. Sein Blick hängt nach wie vor auf den vielen Blättern, die er in der Hand hält. „Verdammte Scheiße.“, höre ich ihn leise fluchen und will so schnell wie möglich aus diesem Raum flüchten. Es ist mir wahnsinnig unangenehm. Trotzdem räuspere ich mich mutig. Augen zu und durch, denke ich. „Mr. Court? Ich bin Jasmine Wallace. Mir wurde gesagt, dass Sie das Vorstellungsgespräch mit mir führen würden.“, sage ich mit erstaunlich fester Stimme. Er hebt den Blick und ich glaube nicht richtig zu sehen. Zuerst die beiden Männer vor weniger als einer Stunde und jetzt er. Attraktiv und jung. Vielleicht Ende 20, auf keinen Fall älter. Er trägt einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine graue Krawatte. Und hat widerspenstiges braunes Haar und dunkelblaue Augen, mit denen er mich nun mustert.

 

„Miss Wallace.“, sagt er schlicht und erhebt sich. Ich gehe auf ihn zu und strecke ihm meine Hand entgegen. „Ich hoffe Sie mussten nicht allzu lange warten?“, fragt er mit einer hochgezogenen Braue und geht um seinen Tisch herum, um mir zu signalisieren, dass ich mich auf der ebenfalls weißen Couch setzten soll. Ich setze mich und stelle meine Tasche neben mich auf dem Boden ab. Er nimmt auf dem gegenüberliegenden Sessel platz und taxiert mich mit seinem Blick. Ich lächle ihn an und warte darauf, dass er irgendetwas sagt, jedoch bleibt er stumm und legt seinen Arm ihm die Sessellehne. Oh Gott ist das unangenehm. Noch nie hat mich jemand so angesehen. Naja, zu mindestens kein fremder Mann. „Zeit ist teuer, Miss Wallace. Das wissen Sie doch oder?“, sagt er schließlich. Verständnislos sehe ich ihn an. Was will er mir mit dieser Aussage sagen? Wo bleiben die nervigen ‚was sind Ihre Stärken‘-Fragen „Ich möchte dieses Gespräch so kurz wie möglich halten. Ich habe andere Sachen zu erledigen. Wichtigere Sachen. Kann ich Ihr Zeugnis sehen?“ Seine Stimme ist kalt, genauso wie sein Blick. Warum zum Teufel ist er so unfreundlich und sollte er verdammt nochmal nicht eine Kopie meines Zeugnisses bei sich haben? Schluckend reiche ich ihm mein Zeugnis. Ich bin zutiefst gekränkt, fühle mich gedemütigt und will hier weg, und zwar auf der Stelle. Er ist der Boss und kann anscheinend mit mir reden wie er will. Ich bin ein kleines ‚nichts‘ in seinen Augen und das lässt er mich deutlich spüren.

 

„Na das sieht doch alles gut aus, obwohl Mathe Ihnen definitiv nicht liegt.“, sagt er schulterzuckend, legt mein Zeugnis auf den Glastisch zwischen uns und faltet seine Hände in den Schoss. Er provoziert mich, schüchtert mich ein, aber vor allem nervt mich seine Selbstgefälligkeit. Ich schnaube „Ich wüsste nicht was dieser Job mit Mathematik zu tun hat, Mr. Court.“. Er grinst, wobei er seinen Zeigefinger unters Kinn wölbt und mich immer noch aus den kalten Augen aufmerksam ansieht. Als ob er gespannt auf meine nächste Reaktion abwarten würde. „Das stimmt.“, erwidert er schlicht. „Sie haben den Job.“, fügt er ernst hinzu. „Wie bitte?“, frage ich irritiert. Das ist nicht sein Ernst, er will mich verarschen, schießt es mir durch den Kopf. Warum nur bin ich nicht direkt wieder nach Hause gefahren, dann wäre mir das hier erspart geblieben. „Sie können direkt anfangen.“ Er macht sich definitiv über mich lustig. Ich blinzle und denke nach. Nie im Leben werde ich für so ein selbstgefälliges Arschloch arbeiten und schon gar nicht in diesem protzigen Gebäude.

 

Ohne zu wissen welcher Teufel mich reitet, schnappe ich schnaubend mein Zeugnis. Ich lasse mich doch nicht für dumm verkaufen. „Ich passe.“, sage ich zuckersüß und stehe auf. „Was machen Sie da?“, kam es nun von ihm. „Wie gesagt, Zeit ist Geld. Und ich möchte Ihre wertvolle Zeit definitiv nicht beanspruchen.“ Erstaunt hebt er die Brauen, macht aber keine Anstalten aufzustehen. „Vielen Dank, dass Sie dieses wahnsinnig interessante Gespräch mit mir geführt haben, Mr. Court.“, sage ich. Meine Stimme strotzt nur vor Ironie. Ich wende ihm meinen Rücken zu, um endlich aus diesem Raum zu verschwinden. Als ich nach dem Türknauf greife, kann ich meine Verärgerung über ihn nicht mehr zügeln. Ich drehe mich wieder zu ihm um und sehe ihn an. „Oh und den Job können Sie sich sonst wo hinschmieren. Schönen Tag noch.“ Mit einem Knall lasse ich die Tür ins Schloss fallen und gehe so schnell wie nur möglich zu einem der Fahrstühle. Als ich wieder im Erdgeschoss bin, sprinte ich zu meinem Wagen und suche nach meinen Schlüsseln. Scheiße, scheiße, scheiße. An mein verdammtes Zeugnis kann ich denken, aber lasse meine Tasche in Mr. Zeit-ist-Geld Büro liegen. Stöhnend lehne ich mich gegen das weiche Polster und schließe die Augen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.01.2014

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