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Stierstadt von den Kelten bis zur Eingemeindung

Vorwort

 

 

Stierstadt liegt am Fuße des südlichen Taunushangs mit Blick in die Mainebene auf Frankfurt. Hier findet man weder eine imposante Burg, geschweige denn gar ein Schloss. Über Jahrhunderte ein kleines, relativ unbedeutendes Bauerndörfchen im Schatten des schon seit dem Jahre 1444 mit den Stadtrechten versehenen Oberursel und der großen, mächtigen freien Reichsstadt Frankfurt am Main. Man sollte also meinen, dass es hier kaum erwähnenswertes Historisches zu berichten gäbe. Und dennoch, bei Durchsicht alter Unterlagen wird es einem Gewahr, dass auch hier die Zeitgeschichte ihre Spuren hinterlassen hat und dass die Menschen immer wieder in den Strudel der machtpolitischen und religiösen Auseinandersetzungen geraten sind. Dieses Buch widme ich all den tapferen, sehr oft um ihr Überleben kämpfenden Bürgerinnen und Bürgern meiner Heimatgemeinde Stierstadt, die trotz allem niemals aufgaben und mit einer bewundernswerten Energie, ja mit einer „Stehaufmentalität“, ihr Schicksal ertragen haben und auch aus den schwierigsten Lagen heraus immer wieder einen Neuanfang gewagt und geschafft haben. Vielen urkundlich erwähnten Ortschaften in und um Oberursel, wie z.B. Gattenhofen, Hausen, Mittel- und Niederstedten, sowie Mittelursel, ist das nicht gelungen und sind durch Kriegswirren, Brandschatzungen oder durch Krankheiten im Laufe der Jahrhunderte von der Bildfläche verschwunden. Stierstadt hat es geschafft, sich zu behaupten und die positive Entwicklung des Ortes, jetzt um die Jahrtausendwende, verdeutlicht, dass es zu einem der beliebtesten Wohngebiete im Taunusgebiet, mit einer sehr intakten Infrastruktur, zählt.

Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben!

 

 

Namensgebung des Ortes Stierstadt

 

Die wahrscheinlichste Erklärung für den Ortsnamen Stierstadt ist wohl, dass man vom althochdeutschen Steor = Stier und Stad(t) = Stand ausgehen kann, was soviel bedeutet wie: Stier- bzw. Viehstand. Eine etwas abenteuerlich anmutende Erklärung ist, dass vielleicht in altgermanischen Zeiten hier eine heilige Opferstätte war, wo Druiden Stieropfer den Göttern dargebracht haben.

 

 

Steinzeit

 

Erste Spuren menschlicher Ansiedlung fanden sich im Käsbachtal bei Stierstadt, so einen retuschierten Feuersteinschaber, aus der Mittleren Altsteinzeit (ca. 10.000 Jahre v.Chr.). Die ersten Siedler lassen sich hier in der frühen Jungsteinzeit (Bandkeramik; ca. 6.000 Jahre v.Chr.) nachweisen.

 

 

 

 

 

 

Bronzezeit ca. 800 v.Chr.

 

1956 fand man ein Urnenfeld aus der Bronzezeit nahe der Oberhöchstädter Straße mit Knochenasche, das bezeugt, dass das Gemarkungsgebiet Stierstadt bereits in archaischer Zeit besiedelt war.

 

 

Kelten ca. 750-15 v.Chr.

 

Oberursel mit dem „Heidetränk-Oppidum“ war im Vergleich zu anderen, doch eher dörflichen Ansiedlungen zur Keltenzeit, eine regelrechte „Großstadt“, da man schätzt, dass dort damals zeitweise bis zu 10.000 Menschen lebten. Zahlreiche Hügelgräber und Ringwälle, wie auf den Anhöhen „Altenhöfe“, „Goldgrube“ und dem „Altkönig“ (799 m) belegen das eindrucksvoll. Auf Stierstädter Gemarkung fand man 1971 eine Drehscheibenwandscherbe aus der Laténezeit (ca. 400 v.Chr.). Es ist deshalb anzunehmen, dass Stierstadt, am Fuße des Altkönigs gelegen, der den Kelten mit seinen starken, noch heute deutlich sichtbaren Ringwällen offensichtlich als Fluchtburg diente, und mit sehr fruchtbarem Ackerland gesegnet, von den Kelten ebenfalls, zumindest in vereinzelten Höfen, besiedelt war.

Warum sollten sie diese Vorteile nicht genutzt haben?

 

Luftansicht von Stierstadt um 1960

Römische Kaiserzeit ca. 11-265 n.Chr.

 

 

Schnurgerade zieht sich die „Römerstraße“ durch die Gemarkung Stierstadts vom ehemaligen Römerkastell des kleinen Feldbergs, das Teil des römischen Grenzwalls Limes war, in Richtung Mainebene zur damaligen Römersiedlung Heddernheim und weiter zum Garnisonsstandort der römischen Legionen in Nidda. Für die Wachablösungen und Warentransporte haben die Römer seinerzeit einen befestigten Weg, wie man sie aus Italien her kennt, ähnlich der „Via Appia“, angelegt. Reste dieser Straße wurden von Herrn Jost, einem Ingenieur der Frankfurt-Homburger Eisenbahn, 1863 in der Nähe der Station Weißkirchen freigelegt. Er beschreibt sie in seinen Aufzeichnungen folgendermaßen:

 

Das noch ganz vorzüglich erhaltene Pflaster bestand aus drei Lagen Taunusschiefer in einer Höhe von zwei Fuß (60,96 cm), darauf eine Lage Mörtel, gemischt mit kleinen Quarzsteinchen, mit sechs Zoll (15,24 cm). Die Breite der Straße beträgt 16 Fuß (4,88 m) und hat beiderseits Gräben.“

 

Heute erinnert an diese Straße die Römerstraße, die allerdings nicht auf dieser Trasse liegt, sondern parallel dazu verläuft.

Dass es wohl zumindest eine römische Ansiedlung in Stierstadt gab, ist sehr wahrscheinlich und wird durch alte Flurstücksnamen bezeugt, die da

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 03.08.2017
ISBN: 978-3-7438-2632-8

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