Cover

Kapitel 1

Point of view: Mike

 

Pünktlich um 9 Uhr verließ ich verschwitzt die Boxhalle und lief schnellen Schrittes in Richtung Bushaltestelle. Meine Umhängetasche war sau schwer und der Tragegurt schnitt sich in meine linke Schulter. Ich wechselte die Straßenseite und sah auf meine teure Armbanduhr, die mal wieder stehen geblieben war. Na super, dachte ich, warum hatte ich sie mir noch mal für diese ordentliche Summe gekauft?

 

Als ich letztendlich an der Haltestelle ankam, war der Bus schon abgefahren und der nächste würde erst in einer ganzen Stunde fahren. Ich stöhnte gernervt und tastete in meiner Hosentasche nach meinem Smartphone. Doch ich konnte nur eine Packung Kaugummi und meine Haustürschlüssel erfühlen. Wo war mein verfluchtes Handy? Ich überlegte schon, ob es mir eins von den Kids gestohlen hatte, in einem Moment, in dem ich nicht aufgepasst hatte, da fiel es mir wieder ein. Ich hatte es auf der Komode im Flur liegen lassen. Scheiße!

 

Ich sah mich nach einer Sitzgelegenheit um, denn die Leute von der Stadt schienen es nicht für nötig zu halten, eine Sitzbank in die Haltestelle einzubauen. Schließlich wurde ich fündig, ein paar Meter weiter, unter einer Laterne, stand eine Bank. Darauf saß zwar schon eine Person mit einer Vodkaflasche, aber heute war mir das egal, sollte der mich doch mit seinem Alkoholgeruch vollpesten, hauptsache ich konnte sitzen.

 

Also bewegte ich mich in die Richtung und stellte dann meine Tasche vor der Bank ab. In dem Moment schaute die Person nach oben und zwei vom Alkohol glasige, eisblaue Augen schauten in meine. Ich konnte nicht anders, ließ meinen Blick über sein sehr jugendliches Gesicht gleiten, makellose, sehr helle Haut, stark heraus stechende Wangenknochen, eine gerade Nase, volle Lippen, die leicht blau vor Kälte waren, Piercings in der Unterlippe, der Nase und den Ohren, langes, gebleichtes, weißes Haar, dass ihm in Gesicht fiel und dann diese unglaublichen Augen, einfach wow.

 

Er senkte den Blick und nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche, was mich daran erinnerte, dass er höchstens 15 war. Ich schüttelte den Kopf und setzte mich neben ihn. Dann kramte ich in meiner Hosentasche und zog die Packung Kaugummis heraus. Ich überlegte ob ich dem Jungen neben mir eins anbieten sollte und tat es einfach. Ich hielt ihm die Packung hin und räusperte mich. Er sah mich mit leerem Blick an und schüttelte dann den Kopf.

 

Ich konnte nicht wiederstehen und fragte: ,,Warum schießt du dich so ab?'' Er grinste spöttisch und trank nur einen weiteren großen Schluck aus der Flasche, statt mir zu antworten.

 

,,Du bist mit sicherheit noch minderjährig, woher hast du das Zeug?'', fragte ich ihn, auch wenn ich mir sicher war, keine Antwort zu bekommen. ,,Habs mir verdient.'', antwortete er überraschender Weise. Ich wollte mir gar nicht vorstellen wie dieses 'Verdienen' ausgesehen haben mochte. Eins war klar, durch eine Stepptanzeinlage hatte er sich den Alkohol sicher nicht verdient. Ich schluckte und packte die Kaugummis wieder weg, die Lust war mir eindeutig vergangen.

 

Ich wollte auf meine Uhr schauen, um zu sehen, wann der Bus endlich kommen würde, da fiel mir wieder ein, dass diese ja stehen geblieben war. Ich drehte mich wieder ein wenig zu dem Jungen und fragte ihn: ,,Sag mal, hast du einen Uhr?'' Er schüttelte nur den Kopf und trank weiter.

 

Ich konnte das wirklich nicht mit ansehen, in meinem Nebenjob begenete ich ständig Kids und Jugendlichen die alles verloren hatten, zu viel tranken und völlig am Ende waren. Also legte ich meine Hand auf seine, als er die Flasche sinken ließ. ,,Ich denke du hattest genug.'', sagte ich möglichst sanft und versuchte seine kalte und zitternde, knochige Hand von dem Flaschenhals zu lösen.

 

Doch er hielt verkrampft fest und sah mich wütend an. ,,Du hast kein Recht, mir mein Eigentum wegzunehmen, du Snobb.'' Ich zog eine Augenbraue hoch und folgte seinem Blick auf meine Armbanduhr. Dann zog ich einmal kräfitg an der Flasche und schon lag sie in meinen Händen. Tja, das ganze Training zeigte seine Wirkung. Er schaute mich empört an und das nächste was ich spürte war wie seine Hand kräftig auf meine Wange schlug. Gerade als er zum zweiten Mal ausholte, packte ich seinen Arm und hielt ihn dort wo er war. ,,Vorsicht, Kleiner. Ich bin um einiges stärker als du.'' Er versuchte sich mir zu entziehen, aber ich ließ ihn nicht los.

 

Plötzlich waren wir uns ganz Nahe und ich musste schlucken, wie gerne würde ich den kleinen Leberfleck an seinem Hals liebkosen... Warte was? Was zum Henker dachte ich da? Dieser Junge war minderjährig! Ich schüttelte den Kopf, ich war wirklich ganz schön pedophil.

 

Ein leises Lachen ließ mich hoch schauen und in sein Gesicht blicken. Er grinste mich an und hob bedeutend die Augenbrauen. ,,Ich weiß, dass du mich heiß findest.'', sagte er und leckte sich bedeutend langsam über Lippen.

 

Ich schämte mich zu tiefst und sah ein wenig zur Seite, denn ich wollte nicht sehen, wie er sich auf die Unterlippe bis. Aber er machte mir einen Strich durch die Rechnung, indem er mit seiner linken Hand - die Rechte hielt ich immer noch fest umklammert - mein Kinn wieder zurück drehte, so dass ich in ansehen musste. Er kam immer näher und ich war wie erstarrt, konnte mich nicht rühren, nicht zurückweichen, ich konnte mich nur meinem Schicksal fügen und, auch wenn ich es nicht gerne zu gab, sehnsüchtig seine Lippen erwarten.

 

Und dann, endlich, legte sie sich auf Meine. Ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken und merkte, wie sich seine Lippen auf meinem zu einem Grinsen verzogen.

 

Ich wollte mich schon lösen, als er den Kuss intensivierte und er es irgendwie schaffte, dass ich meinen Mund ein Stück öffnete, obwohl mein Verstand mir genau das Gegenteil sagte.

 

Seine heiße Zunge begegnete Meiner und ich spürte wie er meine rechte Hand an seine Hüfte führte. Ich spürte die Hüftknochen viel zu gut, er war unglaublich dünn, zu dünn. Trotzdem ließ ich meine Hand dort liegen und glitt sogar leicht unter seinen zerschlissenen, schwarzen Pullover.

 

Er lächelte in unseren Kuss und legte seine nun wieder arbeitslose Hand in meinen Nacken, zog mich näher an sich heran. Unsere Knie trafen sich und er erhob sich, ohne den Kuss zu lösen, nur um sich ein paar Sekunden später auf meinem Schoß niederzulassen.

 

Ich zog ihn noch ein Stückchen näher glitt mit meiner Hand seinen Rücken hinauf. Er drückte sich gegen mich und ich wusste, dass er genau in diesem Moment meine Erektion spüren musste.

 

Dieser Gedanke brachte mich zurück in die Wirklichkeit. Ich war gerade dabei, öffentlichen Sex mit einem Minderjährigen zu haben!

 

Schnell löste ich mich und zog meine Hand unter seinem Oberteil hervor. Er versuchte mich wieder an sich zu ziehen, doch ich schob ihn von mir herunter, ließ auch seine rechte Hand los, die ich die ganze Zeit festgehalten hatte.

 

Dann sah ich auch schon aus dem Augenwinkel den Bus kommen.

 

Ich stand auf, schulterte meine Tasche und wollte mich gerade mit einem ,Pass auf dich auf' zum gehen wenden, als ich es mir andersüberlegte, mein Portmonai rauskramte und ihm eine Karte gab, auf der die Adresse und die Telefonnummer des Boxvereins standen. ,,Komm vorbei, wenn du willst. Ich würde mich freuen. Wir trainieren immer Montags und Mittwochs um halb 8.'' Nachdem er sie entgegen genommen hatte, drehte ich mich um und lief zur Haltestelle zurück.

 

Als ich in den Bus stieg, schaute ich noch einmal in seine Richtung. Dort saß er, völlig zusammen gesunken und schaute mir zu, wie ich einstieg.

 

Ich blickte runter auf die Vodkaflasche in meiner Hand und hoffte er würde kommen.

Impressum

Texte: Die Rechte liegen allein bei mir.
Bildmaterialien: Bilder: Google Bearbeitung: von mir
Tag der Veröffentlichung: 19.11.2016

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /