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Get to know the people



Bevor wir in das Leben der Teenager aus Jacksonville eintauchen, hier erstmal ein paar Infos zu den Charakteren.. Namen in den Klammern sind meine Vorstellungen für Leute, die in die Rolle passen würden..

EINMAL UMBLÄTTERN





Faye McCohe(Troian Bellisario)

Spitzname: /
Alter: 16 Geburtstag: 29. April 1996
Größe: 1.70m
Haarfarbe: Dunkelbraun; lange gewellte Haare Augenfarbe: braun
Familie: Mutter, Vater, Bruder




Cole McCohen (Drew Van Acker)

Spitzname: /
Alter: 17 Geburtstag: 03.Januar 1995
Größe: 1.83m
Haarfarbe: Dunkelblond; etwas länger Augenfarbe: leichtes grün
Familie: Mutter, Vater, Schwester

Haley McCohen (Drew Barrymore)- Hausfrau; Seth McCohen (Patrick Dempsey)- Arzt




Amy Johnson (Candice Accola)

Spitzname: /
Alter: 16 Geburtstag: 18.August 1996
Größe: 1.73m
Haarfarbe: blond; schulterlang Augenfarbe: blau
Familie: Mutter, Vater, Bruder




Aaron Jonson (Colton Haynes)

Spitzname: /
Alter: 17 Geburtstag: 21.März 1995
Größe: 1.79m
Haarfarbe: dunkelblond-hellbraun; kurz Augenfarbe: blau/grün
Familie: Mutter, Vater, Schwester


Rachel Johnson (Cameron Diaz)- Konditorin; Michael Johnson (Eric Dane)- Plastischer Chirurg




Alexander Sanchez (Diego Boneta)

Spitzname: Alex
Alter: 16 Geburtstag: 22.Juli 1996
Größe: 1.75m
Haarfarbe: dunkelbraun; gelockt, etwas länger Augenfarbe: braun
Familie: Mutter, Vater, Zwillingsschwester, Bruder



Raven Sanchez (Shay Mitchell)

Spitzname: /
Alter: 16 Geburtstag: 22.Juli 1996
Größe: 1.73m
Haarfarbe: dunkelbraun; lang, gewellt Augenfarbe: braun
Familie: Mutter, Vater, Zwillingsbruder, Bruder



Miguel Sanchez (Tyler Posey)

Spitzname: Spike
Alter: bald 18 Geburtstag: 09.Dezember 1994
Größe: 1.78m
Haarfarbe: dunkelbraun; gelockt, etwas länger Augenfarbe: dunkelbraun
Familie: Mutter, Vater, Bruder, Schwester

Maria Sanchez (Eva Longoria)- Bankkauffrau; Eduardo Sanchez (Eduardo Verastegui)- Vermögensberater




Noel Vanhouton (Brant Daugherty)

Spitzname: The Man
Alter: 17 Geburtstag: 06.Mai 1995
Größe: 1.85m
Haarfarbe: braun-schwarz; kurz Augenfarbe: blau
Familie: Mutter, Schwester





Jamie VanHouton (Lucy Hale)

Spitzname: /
Alter: 15 Geburtstag: 22.Dezember 1996
Größe: 1.57m
Haarfarbe: braun-schwart; lang Augenfarbe: grün
Familie: Mutter, Bruder


Melissa VanHouton (Alissa Milano)- Bankangestellte; Vater unbekannt




Annie Germaine (Holland Rhoden)

Spitzname: /
Alter: 15 Geburtstag: 31.Dezember 1996
Größe: 1.60m
Haarfarbe: rot-blond; lang Augenfarbe: grünlich
Familie: Mutter, Vater(Eltern sind allerdings geschieden)

Veronica Germaine (Melinda Clarke)- Sekretärin; Benjamin Germaine (?) - ehemaliger Firmenvorstand






David Faulkner (Julian Morris)

Spitzname: /
Alter: 25 Geburtstag: 01.April 1987
Größe: 1.84m
Haarfarbe: braun-blond; kurz aber gewellt Augenfarbe: grün-braun
Familie: Schwester (Miranda Faulkner)
Beruf: Lehrer



Miranda Faulkner (Jessica Stroup)

Spitzname: /
Alter: 20 Geburtstag: 29.Februar 1992
Größe: 1.66
Haarfarbe: dunkelbraun; Bob Augenfarbe: türkis
Familie: Bruder (David Faulkner)
Beruf: angehende Psychologin




Eva Clarksen (Megan Prescott)

Spitzname: /
Alter: 16 Geburtstag: 06.August 1996
Größe: 1.58
Haarfarbe: rot-braun; schulterlang Augenfarbe: braun
Familie: Bruder (Simon Clarksen)




Simon Clarksen (Josh Hutcherson)

Spitzname: Clark
Alter: 17 Geburtstag: 01.Januar 1995
Größe: 1.77
Haarfarbe: braun; kurz Augenfarbe: hellbraun
Familie: Schwester (Eva Clarksen)




Ethan Shark (Dustin Milligan)

Spitzname: Sharkattack
Alter: 17 Geburtstag: 04.März 1995
Größe: 1.89
Haarfarbe: braun-blond Augenfarbe: blau
Familie: Eltern,eine jüngere Schwester

Nebencharaktere

Vince Gefatti,38 () - Vater von Lejla - Veronica Germaines Ehemann - Stiefvater von Annie

 

Leyla Gefatti, 17 (Ashley Benson) - Tochter von Vince - Stiefschwester von Annie

Richard 'Rick' Edwardsen, 19 (Matt Lanter), Bruder von Jill, Cousin von Noel/Jamie

 

Jill Edwardsen, 16 (Gillian Zinser),Schwester von Rick, Mitschülterin, Cousine von Noel/Jamie

 

Leon Baxter, 22 (Chad Michael Murray), Freund von Moira, bester Freund von Jan, Sohn von Veronica

 

Moira Kelly, 19 (Kaya Scodelario), Freundin von Leon, Stiefschwester von Jan

Jan St.Cloud, 23 (Joseph Morgan), Stiefbruder von Moira, bester Freund von Leon

 

Back to Jacksonville

Faye



Lange ist es her, Cole und ich waren nun zwei Jahre nicht mehr zuhause, nicht mal für einen kleinen Besuch. Es war uns nicht erlaubt, nie. Auch soziale Netzwerke konnten wir eingeschränkt nutzen, wobei das sicherlich daran liegt, dass mein Vater in solchen Dingen immer sehr vorsichtig und altmodisch denkt. Er will keine Bilder von uns im Netz finden, die einen schlechten Eindruck vermitteln. Er will, dass mein Bruder und ich, dass wir eines Tages einen guten Job haben, und uns soll da nichts im Weg stehen. Gottseidank gab es andere Möglichkeiten den Kontakt aufrechtzuerhalten: das Telefon, E-Mail, Briefe.. Aber auch da war es oft etwas schwierig, wir wohnten nämlich bei meiner Oma, und ihr Telefon bricht nach eine halben Stunde Gespräch ab. Selbst mein Bruder konnte da nichts dran ändern. Ich glaube er litt da nie besonders stark drunter, immerhin hatte er den Vorteil, dass an seiner Schule immer Zutritt zum Computerraum war, meine Schule leider nicht. Und als Mädchen durfte ich nicht in seine, und leider gibt es auch kein Internetcafé in der Nähe, das nächste war ganze zwei Stunden Busfahrt vom Haus meiner Oma entfernt - also viel zu lang.

'Und, seid ihr schon aufgeregt? Immerhin habt ihr die Leute alle zwei ganze Jahre nicht gesehen.', sagte mein Vater mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Mein Vater war sehr attraktiv, nicht nur für sein Alter, nein, er war schlichtweg gutaussehnend - und erfolgreich war er auch. Er war Arzt und hatte in England zwei Jahre lang die Privatklinik seines Bruders übernommen, der die beiden Jahre genug Zeit mit seiner tot geglaubten Frau verbringen wollte. Mein Bruder und ich hatten keine Wahl, wir mussten mit. Meine Mutter allerdings blieb in den Vereinigten Staaten, allerdings verließ auch sie Jacksonville für eine Zeit und beendete ihre Ausbildung zur Friseurin um dann Make-Up Artistin zu werden, dafür zog sie zu ihrem Bruder. In den letzen zwei Jahren, kam unsere Mutter uns nur einmal besuchen, und das war, zur Beerdigung der Frau von meinem Onkel. Wir selbst durften nicht in die USA, mein Vater konnte sich nie frei nehmen, und alleine wollte er uns nicht schicken. Die ersten paar Wochen war alles sehr ungewohnt. Alles war neu. Neues Haus, neue Leute, neue Schule. Es war nicht einfach, sich an alles zu gewöhnen.. 'Die hätten auch gerne schneller rumgehen können.', antwortete ihm mein Bruder. Mein Vater bog ab, unser Haus stand nicht weit von hier, bald war es so weit: wir würden wieder zu Hause sein. Meine Mutter ist seit ein paar Monaten wieder hier, die Vermieter die hier zwischenzeitlich wohnten, konnte ich nie kennenlernen. Ist sicherlich besser, ich hätte den Gedanken nicht ertragen, dass sie in meinem Haus gelebt haben. 'Ich würde mal sagen, wir sind da.' Mein Vater drehte sich um und schaute uns an, sein Blick voller Freude. Ich glaube er wusste, dass er uns nur mit der Rückkehr nach Jacksonville glücklich machen konnte, und er fühlte sich schuldig, dass wir nach England mussten, dabei verstehe ich, warum wir es tuen mussten, und sauer war ich keines Wegs. Mein Vater war immer da für mich, er war immer gut zu mir, er hat mich auch noch nie geschlagen, selbst angeschrien hat er mich noch nie .. vielleicht liegt das aber auch daran, dass er sehr selten zu Hause ist. 'Ist Mum nicht zu Hause?' 'Soweit ich weiß, wollte sie da sein, warum fragst du, Cole?' 'Weil ich sie draußen erwartet hätte, weiter nichts..' Wir stiegen aus dem Auto und holten die Koffer aus dem Kofferraum und den hinteren Sitzen. 'Faye? Cole? Ich habe euch so vermisst.', und schon stand meine Mutter da, mit den Armen offen. Sie sah anders aus, aber dennoch gleich. Sie nahm mich und Cole in die Arme: 'Wie groß ihr doch geworden seid, unglaublich, da fühlt man sich ja glatt alt.' Meine Mutter schaffte es immer, solche Aussagen mit einer solchen Leichtigkeit zu tätigen, dass man nicht anders konnte, als ihr gänzlich zu erliegen. Danach folgten die üblichen Familiengespräche, nichts erwähnenswertes, bis sie uns in das Haus schickte.

'Komisch, hier sieht es noch genau so aus, wie vor zwei Jahren. Die Möbel, die Wände.. selbst unser hässliches Familienfoto hängt noch über der Couch.' 'Cole!', ich musste lachen. Er lachte mir zu. Wisst ihr, zu meinem Bruder kann ich euch viel sagen, aber am meisten zählt für mich, dass ihr wisst, dass ich ihn nicht nur liebe oder respektiere, nein, ich bin stolz ihn als Bruder zu haben. Er ist nicht wie die anderen 17-jährigen Jungen, er ist ehrlich, humorvoll, hilfsbereit, tiefgründig aber nicht nur zu mir, er ist zu jedem so. Er hat diese direkte - aber doch sympatische Art, die Dinge beim Namen zu nennen, er verdreht keine Tatsachen, er ist immer bereit, die Schuld auf sich zu ziehen und zuzugeben, dass er etwas falsch gemacht hat. Schlicht weg gesagt, er ist toll. Er ließt sogar gern, ziemlich gern sogar, er weiß zum Beispiel viel mehr über Literatur als ich es je könnte. 'Ich sag doch nur die Wahrheit, es sieht aus wie eines dieser gestellten Bilder, nicht, dass wir nicht glücklich wären, aber auf dem Bild sehen wir aus, als hätten wir etwas zu verbergen.' 'Du interpretierst auch überall was rein, nicht Cole?' Er nahm mich in den Arm und küsste mich auf den Kopf 'Endlich sind wir wieder zu Hause.'

Meine Mutter hatte endlich wieder gekocht - nur eines der Dinge die ich vermisste. 'Ich glaube in den letzten Monaten habe ich mich nach deinem Kartoffelauflauf gesehnt, Mum. Wirklich. Schmeckt sogar noch besser, als in meiner Erinnerung.' 'Freut mich, Schatz.' Sie war glücklich, eine solche kleine Aussage, konnte sie dazu bringen, zu lachen, das mochte ich schon immer. 'Fährst du morgen Cole?' 'Klar, wer sonst? Du etwa?', Cole lachte, mein Vater, meine Mutter und ich auch. Das Gesicht meines Vaters versteinerte kurz, dann fasste er sich ein Herz und sprach das aus, was ich schon längst vermutet hatte: 'Ich weiß, es ist nicht schön, aber ich bin ab Morgen für zehn Tage auf einer Fortbildung in Kanada. Es tut mir leid, dass wir die ersten Tage nicht alle zusammen verbringen können, aber eure Mum ist ja noch hier.' Er lächelte. Ich wusste, dass er gerne Arzt ist, dass es seine Berufung war, dass er es tat um vielen Menschen ein neues Leben zu ermöglichen, aber ich wusste genau so gut, dass er viel lieber Vater war als Arzt, er allerdings öfter Arzt war als Vater. Ich nahm ihm das aber nie übel, weil ich wusste, dass er viel lieber hier mit uns wäre, mein Bruder wusste das auch. Keiner von uns sprach mehr über das Thema, wir sprachen über England und meine Mutter über die Monate in Ohio. Es war schön, wieder eine Familie zu sein. Das war es wirklich..

Cole



Zwei Jahre, Vierundzwanzig Monate, Einhundertachtundzwanzig Wochen - so lange schon lag ich nicht mehr in diesem Bett, aber eben diese einhundertachtundzwanzig Wochen habe ich mir genau das gewünscht. Ich wollte nicht hier weg. Hier war mein Leben. Aaron war hier. Er war mein bester Freund, seit ich das erste Mal meinen Fuß eigenständig auf den Boden stampfen konnte, so lange war er schon mein Freund. Er und ich hatten keine Geheimnisse, nie. Streit war auch etwas, dass wir nie hatten, nicht mal um Mädchen, wir waren beide nie die Kerle die Mädchen bezirzen konnten - wobei er es mittlerweile kann. Er ist muskulöser geworden, größer, markanter im Gesicht, eben ein Mann. Aber auch ich habe mich weiterentwickelt, und das macht mir Angst.. Zwei Jahre lang hatten wir nur Kontakt über Telefon, Skype oder ähnliches. Und dort verstanden wir uns auch super, allerdings war es etwas anderes, sich in echt gegenüberzustehen nach so langer Zeit. Ich hatte ihm nichts von meiner Rückkehr erzählt, da auch Faye und ich damit überrascht wurden. Ich war sehr gespannt was morgen passieren würde.

'Coooole! Steh auf!' Die Stimme meiner Schwester riss mich aus dem Schlaf. Sie hockte auf meinem Bett und schaute von der Bettkante aus, auf mich herab. Sie war schon fertig. 'Guten Morgen, Schlafmütze. Es ist jetzt sieben Uhr, ich dachte, du könntest langsam mal wach werden, unter die Dusche gehen damit wir danach frühstücken können.' Ich konnte nicht anders als ihr ein Lächeln zu schenken und genau das zu tun, wozu sie mich gebeten hatte. Am Esstisch sitzend fragte ich sie dann, wo Mum sei. Sie erzählte mir, dass Mum die Schicht einer Kollegin übernehmen müsste, und ihre Restwoche Urlaub auf nächste Woche verschoben werden musste. Wir unterhielten uns über vieles, lange. 'Sag mal, Cole.. Hast du keine Angst vor gleich? Ok, keine Angst, aber .. du weißt schon was ich meine.' Ich guckte sie an, sie war nervös. Ich wusste, genau was sie bedrückte. Wir waren zwei Jahre weg, und erfuhren nur das Nötigste am Telefon, wie alles wirklich war, war etwas, dass wir nicht wissen konnten. 'Ich bin eher gespannt.' 'Oh ja, das bin ich auch!' 'Ist Spike immer noch mit dieser Jamie zusammen?' 'Ich denke schon, ich habe seit drei Wochen nicht mehr mit Amy gesprochen, sie war ja bis gestern auch im Urlaub, ich glaube sie und Aaron sind sogar nach uns angekommen.' 'Stimmt..' 'Und was ist mit dir Cole? Schon neugierig was Annie so getrieben hat in deiner Abwesenheit?' Ich erstarrte. Annie war ein äußerst unangenehmes Thema für mich. Ich mochte sie sehr, als wir hier weg mussten - wir verstanden uns sehr gut, haben zusammen gelesen und waren auch mal im Kino gewesen. Ich mochte sie wirklich sehr, wirklich. Allerdings meinte Aaron, dass sie immer mehr zu einer Zicke mutiert ist. 'Immerhin fing es ja gut an, als wir weg waren.' 'Faye, bitte.' 'Tut mir ja Leid, aber wie kannst du nur so jemanden mögen, wie?' Sie nahm ihre leere Schüssel und räumte diese in die Spülmaschine. 'Genau das selbe könnte ich dich zu Spike fragen, aber ich bin wenigstens noch so nett, und erwähne nicht in jedem dritten Wort, wie wenig ich für diesen Typen übrig hatte.' Sie sah mich an und lächelte: 'Tut mir leid, ich finde nur, dass du etwas viel besseres verdient hast, mehr nicht.' Ich konnte es ihr nie übel nehmen, wenn sie so über Annie sprach, zumindest nicht lange. 'Nimm deinen Schlüssel, wir fahren jetzt. Aber räum deine Schüssel bitte noch in die Spülmaschine.'

Im Auto sprachen wir kein Wort. Die Aufregung war zu groß. Als wir an der Schule ankamen, standen überall die bekannten Gesichter, die allerdings nicht so wirkten, als ob sie uns vertraut waren. Wir stiegen aus und ich ging zu Aaron, der bei drei Cheerleadern stand. 'Na?' Er drehte sich um und ihm fielen fast die Augen heraus, als er mich zu Gesicht bekam. Ohne etwas zu sagen, nahm er mich in den Arm und drückte mich. Er war wirklich viel muskulöser als früher, und auch - sofern man das als Mann sagen darf, attraktiv. 'Cole, alter. Für wie lange bist du hier, man?' 'Für wie lange soll ich denn?' 'Am besten für immer.' 'Dann machen wir das so.' Wir lachten beide. 'Ich habe dich echt verdammt vermisst. Jetzt kann ich dir ja endlich alles aus nächster Nähe berichten.' 'Dir geht's ja wirklich gut in Bezug auf Mädchen.' 'Dir etwa nicht, man? Bist ja echt ein Mann geworden.' Es hätte nach Ironie klingen müssen, so wie er aussah, so perfekt, aber er meinte das ernst. 'Danke, man. Sagst du, guck dich mal an, als ob dich jemand abblitzen lassen würde.' 'Bisher noch keine, wenn du verstehst.' 'Ich verstehe.'

Faye



Nach der Autofahrt, machte ich mich sofort auf die Suche nach Alex und Amy. Aber ich konnte sie nirgendswo sehen. Also ging ich zu Alex' Zwillingsschwester Raven. 'Hey, Raven.' Sie drehte sich um, und freute sich überraschenderweise mich zu sehen, das tat sie sonst nie. Sie umarmte mich sogar. 'Hey, Faye. Du siehst ja ganz anders aus, wow. Gar nicht mehr wie ein Stock mit Armen, Beinen und Kopf.' Bei jedem anderen hätte ich das als Beleidigung empfunden, aber für sie war es ihre Art zu sagen, dass ich mich gut entwickelt hatte. 'Danke, echt. Sag mal, wo ist Alex?' 'Ich würde mal sagen, da wo er immer ist um diese Uhrzeit, auf seinem Motorrad mit Amy rummachen.' Sie grinste. 'Noch mal, was? Mit Amy rummachen?' 'Ja, weißt du nicht, dass sie..' Sie sah tatsächlich verwundert aus. 'Oh, tut mir leid. Nun ja, jetzt weißt du es immerhin. Geh einfach genau dahin wo sein Motorrad stand.' 'Danke.' 'Ach, Faye?' 'Ja?' 'Spike hat dich nicht vergessen, auch wenn es so wirkt, glaub mir.' Ich wusste nicht so genau, was ich damit anfangen sollte, aber ich wusste, dass es für ihre Verhältnisse echt nett war und bedankte mich erneut mit einem Lächeln, na ja, vielleicht war es auch eher ein breites Grinsen.

Ich ging also zum Motorrad von Alex, als mich plötzlich ein Typ überrannte, und ich auf dem Boden landete. 'Scheiße. Tut mir Leid.' 'Nicht schlimm, wenn du mir hoch hilfst, verzeih' ich dir auch.' Ich guckte hoch. Es war ein großer, eigentlich gut aussehender Typ mit schwarzen kurzen Haaren und blauen Augen. 'Oh, klar.' Er nahm mich an der Taille und hob mich hoch. Dann guckte er mir in die Augen und lächelte - etwas, dass ich nie besonders mochte, aber ich wollte höflich bleiben, also erwiderte ich es. 'Danke.' 'Ich heiße übrigens Noel.' 'Faye.' 'Bist du neu hier?' 'Nicht ganz.' 'Warte.. du bist doch nicht etwas Faye McCohen, oder?' 'Doch, woher weißt du das?' 'Meine Familie und ich wären fast in euer Haus gezogen, allerdings brauchten wir was längerfristiges als zwei Jahre und sind dann doch wo anders hingezogen. Und außerdem hängen im Flur tausend Bilder von dir im Fußballtrikot der Schule.' Ich schaute ihn nur an. Ich hatte für das Ganze eigentlich keine Zeit, ich wollte Amy endlich wiedersehen. 'Na ja, hat mich gefreut, muss aber los. Ich hoffe wir laufen uns öfter über den Weg, also nicht so, aber so wie es sich gehört eben.' Er ging weg, drehte sich dabei noch einmal um und lächelte mir zu. Ich winkte ihm noch einmal zu und machte mich weiter auf die Suche nach Amy.

Mit weit geöffnetem Mund schrie sie meinen Namen und nahm mich in die Arme. 'Du kommst einfach so zurück, ohne mir auch nur ein Wort zusagen? Du Schlampe.' Eigentlich hätte ich auch bei solch einer Aussage die Hälfte aller Leute umgebracht, allerdings kannten ich und Amy uns seit unserer Geburt, so ,dass sie mich nennen konnte, wie sie es wollte. 'Ich dachte so wäre es schöner. Wobei.. ich ja die bin, die sauer seinen sollte.' 'Ich verstehe nicht.' 'Du hättest mir doch von Alex und dir erzählen können, nein Quatsch, müssen!' Sie lächelte verlegen und gab mir zu verstehen, dass sie erst einmal sehen wollte wie es lief, und mir dann erst was erzählen würde, sobald es lang genug hielt. Ich nahm es ihr nicht übel. 'Ich habe gesehen, du hast den Schulschönling kennengelernt?' 'Wen meinst du? Doch nicht etwa den Typ mit den schwarzen eben? Wie hieß er noch gleich..' Ich wusste den Namen zwar, allerdings mochte ich es solche Antworten zu geben, da sich Amy darüber immer gern und gut drüber aufregte. 'Noel? Noel VanHouton.' 'Scheint ja perfekt zu Annie Germaine zu passen.' 'Hätte sie wohl gerne, er allerdings weist sie immer dezent ab. Mein Bruder meint, dass Noel schwer zu beeindrucken ist. In den zwei Jahren, in denen er hier ist, hatte er bisher nur etwas mit Tori, das hielt aber nur ein paar Monate. Also garantiert nicht der, für den du ihn jetzt hältst.' 'Also mir gefällt irgendwas nicht an ihm. Aber du standest ja schon immer auf solche Typen.' 'Wenigstens stehe ich nicht auf den mysteriösen Aussenseiter.' Amy lachte und verstellte ihre Stimme für den Satz ein wenig. 'Ach komm, jetzt übertreibst du. Aber da wir beim Thema sind, wer ist denn jetzt Jamie?' 'Ironie des Schicksals. Sie ist Noels Schwester, wirst sie später noch kennen lernen, ist ja bei uns in der Stufe.' Auf einmal hielten mir zwei Hände die Augen geschlossen, und ich wusste direkt wer das war. 'Alex?' 'Oui, c'est moi.' Wir lachten. Ich nahm ihn in den Arm. 'Du bist also wieder da, McCohen?' 'So würde ich das bezeichnen.' 'Dann wird dieses Jahr, ja wieder hochgradig interessant.' 'Ich hoffe doch.'

In der Klasse angekommen, waren einige bekannte Gesichter dabei: Annie, Amy, Alex und Raven. Wir hatten alle Englisch bei Mrs. Prince, die wie jedes Jahr auf sich warten ließ. 'Faye? Bist du, bist du wieder da?' 'Glaubst du ich würde sonst hier stehen?' Annies Blick wanderte einmal über mich. Dann sah sie mir direkt in die Augen, neigte ihren Kopf leicht zur Seite und grinste. 'Bist ganz die alte geblieben, wie es mir scheint.' 'Komm, ein bisschen größer bin ich doch geworden, nicht?' Ich unterstrich mit meinem Gesichtsausdruck die Anspielung in meinem Satz.' 'Größe muss nicht immer von außen kommen, Madame.' 'Oh, Französisch. C'est fantastique.' 'Ich habe mich wohl doch geirrt. Bist ein Stück weiter lächerlich geworden.' Dann ging sie an mir vorbei und verpasste mir mit ihrer Schulter einen Stoß. Ich ging darauf nicht ein. 'Das Mädchen, letzte Reihe ganz links, das ist Jamie.', sagte Amy. Jamie war ein sehr hübsches Mädchen. Sie hatte große runde braune Augen, eine Stupsnase, einen sinnlichen Mund und lange dunkle Haare. 'Wow.' 'Ja, sie ist hübsch, aber sie ist etwas aufdringlich, ich weiß auch gar nicht, warum Spike und sie ein Paar sind.' 'Alle setzen. Tut mir Leid für meine Verspätung, wir beginnen mit de Unterricht.'

'Hey.' Die dunklen Haare wehten im Wind als er sich umdrehte. Die Schule war vorbei, und ich hatte es vermieden ihm über den Weg zu laufen, ich wollte, dass er kam, aber das tat er nicht. Und auf dem Weg zum Auto sah ich ihn dann an seinem Motorrad, und musste ihn einfach ansprechen. Seine Augen machten tausend Bilder von mir. Er schaute mir in die Augen, doch anders als bei Noel, machte mir das nichts aus. Nichts. Im Gegenteil, ich mochte es, wenn er mich ansah. Anstatt mich zu umarmen, brachte er ein leises 'Hey' heraus. 'Wow, das ist echt viel, was du mich zu fragen hast, Moment, da kommt man ja nicht mit.' Und da entfloh mir mein Sarkasmus mal wieder. 'Was erwartest du denn?' Sein Gesicht hatte sich längst von meinem Gesicht abgewandt, er guckte auf seinen Helm und putze die Flecken weg. Ich wollte gehen, aber da öffnete sich mein Mund erneut, bevor mein Hirn zu Ende gedacht hatte. 'Selbst deine Schwester hat sich mehr gefreut. Aber was erwarte ich schon von dir, ist ja nicht so, dass wir uns mal nahe standen.' 'Gut, dass du das Präteritum wählst, Faye.' 'Wie bitte?' 'Wie standen uns nahe. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber mein Leben hielt nicht still die letzten zwei Jahre.' Er schaute mich noch einmal an. Ich ging einen Schritt auf ihn zu. Ich stand jetzt nur Zentimeter vor ihm. 'Meins auch nicht.' Er guckte mir auf die Lippen, dann wieder in die Augen. Mir wurde ganz warm. Ich musste an die Zeit zurück denken, wie ich eigentlich zu Alex wollte, aber er und der Rest seiner Familie, bis auf Spike, weg gefahren waren, und Spike mich trotzdem einlud. Ich blieb die Nacht über dort. Wir schauten Filme und redeten über vieles. Danach trafen wir uns noch einige Male. Kurz vor der Abreise nach England, kam es dann zu unserem ersten Kuss. Er nahm mich auf seinem Motorrad mit und fuhr zur alten Pier. Dort saßen wir auf der Wiese und er erzählte mir von sich und ich ihm von mir. Und plötzlich beugte er sich vor und küsste mich auf die Lippen. Er war damals fast 16, und ich erst 14, ich hätte nie damit gerechnet. Beim nächsten Treffen, erzählte ich ihm von England, und da versicherte er mir, dass er auf mich warten würde so lange es auch dauern möge. Wörter, die ich mir zu sehr zu Herzen genommen hatte, wie es schien. 'Dann ist das ja geklärt.' Er nahm seinen Helm und wollte ihn sich aufsetzen, als Jamie kam und ihm einen Kuss gab. Er erwiderte ihn. Dieser Moment war für mich eine Qual. Sekunden wurden zu Stunden. 'Oh hey, habe ich gestört' 'Nein, Jamie. Faye wollte gerade gehen, Cole wartet schon.' 'Genau. Ich wollte gerade gehen.' 'Warte. Bist du dieses Jahr wieder dabei im Fußballteam? Wir bräuchten so jemanden wie dich unbedingt. Du bist eine klasse Stürmerin.' 'Klar. Bist du auch im Team?' 'Ja, ich spiele im offensiven Mittelfeld, würde dir also jederzeit helfen. Also..' Danach folgten zehn Beispiele, was ich mir darunter vorstellen könnte. 'Ich freu mich schon. Ich muss jetzt aber auch.' 'Tschüss, Faye.' Ich drehte mich um und ging zu unserem Auto. Meine Gedanken verschwendete ich an dieses Gespräch. Wie konnte er nur auf einmal so sein?

Kurz vor unserem Auto, sah ich Cole und Annie, und wartete, bis Annie weg war und stieg ins Auto.

Cole



Ich stand angelehnt vor meinem Auto und hielt nach Faye Ausschau. 'Hast du dich vor mir versteckt, Cole? Nicht nett..' Annie stand vor mir und umarmte mich. 'Hey, Annie.' 'Komm, ein bisschen mehr Freude hätte ich schon von dir erwartet.' Sie wirkte wie früher, bevor sie ihre weiblichen Rundungen bekam, und alle sich für sie interessierten. Damals mochte ich sie, nur ich. Ich wusste, dass sie eines Tages auch äußerlich schön sein würde, so wie sie es von innen war, allerdings versteckte sie ihre innere Schönheit mittlerweile unter eine Maske. 'Und ich hatte mir gewünscht, dass Aaron nicht Recht hatte.' Sie sah mich verwundert an. 'Was meinst du?' 'Du hast dich verändert. Du bist nicht mehr du. Ich wette du ließt nicht einmal mehr.' 'Weißt du, was ich noch weiß? Was ich noch kenne? Das Gedicht, dass du mir immer vorgelesen hast:

An ein schönes Mädchen

Wie die Ros' in deinem Haare,
Mädchen, bist du bald verblüht;
Schönes Mödchen, o bewahre
Vor dem Welken dein Gemüth!

Mädchen, wenn dein Herbst gekommen,
Und das ganze Paradies
Deiner Blüthe dir genommen,
Und dich ans dir selbst verwies;

Wenn du in des Welkens Tagen
Nicht den grohen Muth mehr hast,
Rosen in dem Haare zu tragen,
Weil den Wangen sie verblaßt;

O dann zaubert dein Gemüthe,
Wenn du's vor dem Frost bewacht,
Auf dein Antlitz eine Blüthe,
Leuchtend durch die Todesnacht.


Weißt du das noch?' 'Als ob es dir etwas bedeutet hätte.' 'Oh ja, genau. Deswegen kann ich es auch noch auswendig, genau.' In ihren Augen sammelten sich Tränen, das wollte ich nicht. Ich nahm sie in den Arm. Doch sie riss sich von mir los. 'Was will ich überhaupt von dir?!' Sie wischte sich die Tränen weg, und ging zu ihrem Auto. Ich hätte hinterher gemusst, aber ich verstehe, dass sie sauer ist. Immerhin hatte ich sie nur ein mal angerufen, und direkt wieder aufgelegt..

Ich setzte mich ins Auto und da saß auch schon Faye neben mir. Auch auf der Rückfahrt redeten wir kein Wort. Auch später beim Abendessen, nichts. Der Tag war wohl für uns beide nicht optimal abgelaufen. Schade.

 

Cole McCohen

Viel verändert hat sich nicht in den Jahren wo wir weg waren, zumindest nicht für mich. Natürlich sind da und da kleine Veränderungen aufgetreten, aber wirklich Einfluss nimmt nichts davon auf mich. Ich sollte wahrscheinlich ganz anderer Meinung sein, aber der bin ich nicht, der kann ich nicht sein - vielleicht will ich auch einfach nicht, wer weiß das schon so genau. Ich glaube für Faye ist alles viel schwieriger, vor allem das Thema mit Spike.


'Cole?' Mich reißt etwas aus den Gedanken; ich drehe mich um, dort steht Faye. 'Bist wohl nicht da, was?' presst sie mit einem Lächeln aus ihrem Mund. 'Doch doch, war gerade nur etwas in Gedanken, tut mir Leid. Was ist denn?' 'Ach nicht, ist nur schon Zeit um los zu fahren, zur Schule, du weißt?' Ich kann nicht anders, sie bringt mich zum lächeln. 'Dann sollte ich vielleicht mal los fahren.' Ich nehm also meine Jacke und laufe unten zur Küche. Keine Spur von Mum. 'Wo ist Mum, Faye?' 'Ich würde mal sagen arbeiten, oder glaubst du sie nimmt sich für den Rest unserer Schulzeit frei?' Und schon wieder schafft sie es: ich lache. 'Wenn du wüsstest, wie gut dir dieses Lachen steht im Gegensatz zu deinem Grüblergesicht, Cole. Wirklich. Du darfst dich nicht von sowas wie der Sache mit Annie nicht runterbringen lassen. Warum standest du überhaupt auf sie?' Ich wende mich dem Gespräch ab, ich bin das Thema satt - ich nehme also meinen Schlüssel und deute an, dass es jetzt los geht. Faye folgt mir mit Essenstüten in der Hand. 'Die hast aber nicht du gemacht oder?' 'Wer sonst? Du warst ja in Gedanken vertieft wie immer.' Ich sehe sie an, und sehe ein, dass sie gar nicht so falsch liegt, also bedanke ich mich mit einem Nicken und wir fahren los. 'Holen wir Amy und Aaron auch noch ab?' 'Nein, Aaron fährt beide zur Schule, also besteht da kein Bedarf mehr.' 'Hmm, schade. Sag mal, Cole? Hattest du wirklich echte Gefühle für Annie?' 'Faye.. Bitte, ich muss mich konzentrieren.' 'Deine Ausreden werden auch nicht besser.' In mir knallt es, ich bremse. 'Cole! Du kannst doch nicht einfach bremsen, was wäre, wenn hinter uns jemand gestanden hätte?' Ich will ihr was sagen. Will ihr sagen, dass ich wirklich Gefühle für Annie hatte, dass sie sie nicht kennt, dass sie ein besserer Mensch ist als viele denken. Will ihr so viel sagen, von dem nichts weiß, was sie nie gehört hat, nie gesehen.. Doch da wird mir klar, dass es nicht ganz stimmt. Ich weiß mehr als sie, dass stimmt, aber ob das was ich für Annie hatte, Gefühle waren? Wohl eher nicht.. Sie war einfach die erste, die sich ernsthaft für mich interessiert hat, dass hat mir gefallen. Denn Faye hat gar nicht mal so unrecht gehabt, mit dem, was sie immer sagt, Annie war nie was für mich. Nie.

Faye guckt mich an, erwartungsvoll. 'Nein.' 'Nein? Mehr willst du mir nicht dazu sagen?' 'Nein.' Faye ist überraschenderweise zufrieden, sie lächelt. Ich weiß nicht warum, wahrscheinlich war es meine Einsicht, mit Sicherheit war es diese. Ich drehte den Schlüssel und fuhr weiter.

An der Schule angekommen, suchte ich nach Aaron. Normalerweise trafen wir uns immer vor dem Eingang an der alten Säule, doch heute stand da niemand.. außer Amy. 'Hey.' Sie drehte sich um. Sie sah unglücklich aus. 'Hey.' 'Alles in Ordnung? Du siehst aus, als ob dich etwas bedrücken würde..' Sie zwang sich ein Lächeln auf. 'Ach nein, nur die übliche Unlust, die einen Morgens trifft.' Obwohl ich wusste, dass es falsch war, und, dass ich weiter nachhacken hätte müssen, lachte ich. 'Wo ist dein Bruder? Krank? Oder hat er mich etwa für einen anderen versetzt?' Natürlich war der zweite Teil nicht ernst gemeint, aber das wusste Amy. 'Also er hat mich vor der Schule rausgelassen und ist nochmal umgedreht, meint er müsste noch was holen.' Ich nickte. Sie lächelte. Ich wollte mich gerade umdrehen, da sah ich Aaron aus dem Männerklo spazieren, die Haare verwuselt. Ein etwas ungewöhnlicher Anblick, wenn man bedenkt, dass er sonst immer ziemlich penibel auf sein Aussehen achtet. 'Aaron?' Er fühlte sich überführt, sah mich an und brachte kein Wort heraus. 'Neuer Modetrend?' Er verstand mich nicht. Da schaltete sich auch Amy ins Gespräch 'Ziemlich geile Frisur.' Sie und ich konnten uns nicht mehr vor Lachen halten, Aaron verschwendete keine Minute und wuschelte sich durch die Haare, keine fünf Sekunden später sah alles wieder tip top aus. 'Kommt, wir haben alle mal einen Bad-Hair-Day, nicht?' Er wirkte immer noch ziemlich nervös. 'Ich würde aber auch sagen, wir begeben uns langsam nach innen, was meint ihr?' Amy nickte, ich wollte noch mal aufs Klo, dadrin musste noch irgendwas sein, irgendwas was er uns verheimlichen wollte, und ich wusste sofort was: ein Mädchen. Die Frage war nur welches? Gerade wollte ich die Tür aufmachen, stand Raven vor mir, den Blick nach unten. 'Hey.' Ich musste lachen, ich hätte sie nicht so dumm eingeschätzt, Aaron ist zwar mein bester Freund, aber in Bezug auf Mädchen ist er oft einfach nur ein Arsch, nicht mehr nicht weniger, und das wussten die meisten.. Sie blickte hoch 'Hey, keine Zeit zuhause zu gehen, McCohen?' 'Nein, was ist deine Aufenthaltsgenehmigung?' Raven blickte mir nur in die Augen und lächelte. Dann klopfte sie mir auf die Schulter und gab mir einen Kuss auf die Wange, aber keinen normalen, keinen unschuldigen, nein - es war ein heißer langer Kuss. 'Raven?' Sie drehte sich noch einmal um und zwinkerte mir zu. Erröted beschloss ich in den Unterricht zu gehen. Das Fach war kein anderes als Geschichte, Mr. Faulkners zweites Fach an unserer Schule. Ich war zu spät.
'Mister McCohen, sie beehren uns doch noch mit ihrer Anwesenheit? Schön, ich würde sagen Sie und Miss Sanchez gesellen sich dann beide zum Nachsitzen heute.' Ironie des Schicksals, mehr kann man dazu glaub ich nicht sagen. Ich nickte und begab mich auf meinen Platz. 'Du weißt es, oder?' 'Was glaubst du?' Ich warf Aaron einen eindeutigen Blick zu. 'Wenn es dich berruhigt, im Endeffekt lief doch nichts..' 'Wie meinst du das, im Endeffekt lief doch nichts? Deine Haare sprachen doch eine eindeutige Sprache.' Mir entwischte ein Gelächter. 'Cole, wenn ich bitten darf, erst zu spät kommen und dann stören?' 'Es tut mir Leid, Mister Faulkner.. Ich..' 'Nein. Ich will nichts hören, bemüh dich wenigstens dich leise zu beschäftigen, wenn du schon nicht teilnehmen willst.' Harte Worte von meinem Lieblingslehrer, aber er hat ja Recht. 'Cole, ich sags dir gleich.' Gleich

Ein Wort, dass ich schon immer gehasst habe, denn ein 'Gleich' lässt sich dehnen, viel zu sehr dehnen. Das war schon immer so. Ich kann mir gut vorstellen, wie ein Steinzeitmensch mit seine Händen ein 'gleich' mimmt, und erst Ewigkeiten - heute sicherlich auch als Stunden bezeichnbar, später die Aktion bzw. Reaktion folgte. Danke meinem Gedankengespann verflog die Stunde, und schon bald stand ich mit Aaron auf dem Flur.

'Also..' 'Wehe du lachst wieder, Cole.' 'Nein, nein.' Aber ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Aaron bemerkte mein Grinsen und zog seine linke Augenbraue hoch. 'Ja es lief halt doch nichts, weil sie, mich erstmal heiß gemacht hat, und dann irgendwann meinte, dass sie doch keine Lust hätte.' Ich sah ihn fragend an. 'Ja, wir schreiben schon seit längerem die ein oder andere SMS, wenn du verstehst.. und heute Morgen als ich auf Klo war, kam sie halt rein, wir waren alleine...' Mein Gesicht bildete nur noch mehr Fragezeichen. 'Ich hab sie erst nicht gesehen, bin mir also ganz normal die Hände waschen gegangen, da kam sie und drehte mich zu sich, presste ihre Lippen auf meine und legte ihr Hände um mich, so wie ein Mann es halt gerne hat.. Dies lief dann bisschen so, dann wanderten ihre Hände, und ich drückte sie in eine Kabine und schloss ab, ich mein muss ja nicht jeder alles mitkriegen.. Ich begann mit meinen Händen ihren Körper abzutasten und ihr langsam ihr T-Shirt hochzuziehen, da sprang sie zurück und guckte mich an, sie guckte mich einfach nur an. Dann lachte sie, ich wurde etwas wütend und bin rausgestürmt.' 'Okay, dass ein Mädchen mal auf dich verzichtet, ist ja schon beinahe das achte Weltwunder.' 'Ja da sieht man es, sobald mir eine gefällt, will sie nichts von mir.' Aaron lachte, allerdings wusste ich, dass er sich in seiner Ehre verletzt fühlt, wer hätte das nicht? Gerade wollte ich etwas sagen, da nahm Aaron seine Bücher und machte sich auf den Weg zu seinem nächsten Unterricht..

'Und? Raus gefunden, was meinen Bruder heute so kirre gemacht hat, oder wohl eher, wer?' 'Da kennt wohl jemand seinen Bruder, nicht?' 'Natürlich, wer tut das nicht? Nur ein Blinder hätte die Kombo nicht hinbekommen.' Wir lachten. Mir ist nie aufgefallen, dass sie Aaron in vielerlei Hinsicht ähnelt. 'Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich es dir sagen darf, oder sollte? Ich weiß nicht.' Amy sah mich mit großen Hundeaugen an. 'Bitte, Cole.' 'Amy, ich..' Ich wollte sie nicht anlügen, nichts vorenthalten, wobei ich garkeinerlei Recht hatte, Coles Privatleben seiner Schwester gegenüber preis zugeben. 'Es ist Raven, allerdings ließ sie ihn letztendlich doch abblitzen.' Amys Blick wich zur Seite, nachuntenblickend. Sie fing an zu weinen. Noch nie hat ein Mädchen vor mir geweint, na ja, keins außer meiner Schwester. 'Amy? Alles, alles ok?' Sie guckte mich an voller Tränen in den Augen: 'Nein. Ja. Vielleicht.. ich weiß nicht.' 'Was ist denn los?' Sie weinte noch mehr. Ich nahm sie in den Arm. Sie klammerte sich an mich und ließ alles raus. Ich war überfordert, eindeutig. Gottseidank kam Faye vorbei und löste mich ab.

Die Uhr schlug halb zwei, ich hatte also nur noch eine Stunde totzuschlagen, bevor ich endlich nachhause könnte, mich endlich entspannen, doch - nennen wir es mal Highlight des Tages, ließ noch auf sich warten. Ich stand an meinem Spind, mein Geographiebuch suchend, als sich zwei Hände auf meine Augen legten. 'Faye?' 'Nein', halte es in meinem Ohr. Ich drehte mich um. 'Hey, Cole.' Raven grinste mir ins Gesicht. 'Was willst du?' 'Was soll ich den wollen?' Sie streichelte mit ihrer Hand meine Wange. Ich nahm ihre Hand und hielt sie fest. Sie sah mich belustigt an und ich ließ von ihr. 'Oh, Cole, du weißt doch genau was ich will.' Sie beugte sich nach vorne, wollte mir gerade einen Kuss geben, doch ich wich zur Seite, und sie küsste das CO2 um mich herum. 'Raven, lass es, du blamierst dich nur.' 'Weißt du, Cole, wir passen zusammen. Tun wir wirklich, und sobald auch du das verstanden hast, werde ich schon gelangweilt davon gezogen sein, also überleg dir gut, ob du mich wirklich abweisen willst.' Sie sah mir tief in die Augen, packte mich an der Hüfte um mich auf die Seite zu schieben, und lief an mir vorbei. Ich war mehr als verwirrt. Ich hatte zuvor nie etwas mit Raven zu tun gehabt, wirklich, nie; und so langsam wusste ich auch warum.

Der Rest des Tages ging an mir vorbei, es war eindeutig nicht mein Tag, ganz und gar nicht. Mein Freund scheint das erste Mal Interesse für ein Mädchen entwickelt zu haben, dass kein Interesse an ihm hat; seine Schwester bedrückt etwas, und obwohl es mich nichts angeht, habe ich das Bedürfnis ihr zu helfen.. und zu guter letzt macht sich auch noch das Objekt der Begierde meines besten Freundes an mich ran (oder bilder ich mir das nur ein?).

Zuhause angekommen, stellte ich fest, dass meine Mutter spontan auf Geschäftsreise geflogen war, also war ich für die nächsten zehn Tage für meine Schwester und mich verantwortlich. 'Also ich wäre ja für chinesisch.' 'Ja, weil ich ja so gern chinesisch esse. Faye, bitte.' 'Ja also ich koche nichts, und du kannst nicht kochen.' 'Ach ja?' Eine Stunde später servierte ich Reis mit Hühnchen in Curry-Soße. 'Und? Kullinarische Kathastrophe?' 'Komischerweise nicht, du kochst heimlich Cole, nicht?' 'Oh ja, jede Nacht stehe ich stundenlang in der Küche an.' Faye guckt mich mit kaltem Blick an. Ironie verträgt sie leider nicht immer.. 'Was war heute eigentlich mit Amy? Ist alles okay?' 'Seit wann interessiert dich sowas?' 'Seitdem sie in meinen Armen weint, vielleicht.. ich weiß nicht, ich bin irgendwo auch nur ein Mensch von Neugier geplagt.' 'Normal reden ist bei dir leider auch nicht mehr jeden Tag drin.' Faye lachte. 'Ist nichts schlimmes, sie hat sich ein wenig mit Alex gezofft, und dann war er heute nicht mal da, damit sie es klären können.' 'Die beiden sind zusammen? Hab ich gar nicht mitbekommen.' 'Bist ja auch sonst kein von der Neugier geplagter Mensch.' 'Hast du mich gerade nachgemacht?' 'Nein.' Beide brachen wir in Lachen aus, aßen und unterhielten uns.

'Cole? Ich geh jetzt schlafen, ich hab morgen die erste frei, also wehe du weckst mich!' 'Alles klar. Gute Nacht.' 'Gute Nacht.'
Anscheinend hat sich doch viel verändert, Aaron war bereit mehr für ein Mädchen zu empfinden, neue Beziehungen waren entstanden und Mädchen, die mich früher nie großartig beachtet haben, schmissen sich förmlich an mich ran. Jacksonville ist eindeutig nicht mehr das was es mal war, aber was genau das jetzt für mich heiß? Eine Frage ohne Antwort, zumindest meinerseits..

 

Aaron Johnson

'Wie viel Uhr ist es?' Sie schaute nach ihrem Hemd suchend auf mich herab, ihr Blick war leer. Ich fühlte mich benutzt, aber das war nicht das erste Mal. Acht Tage, acht Tage lang geht es schon so.'Es ist zwei Uhr in der Nacht.' 'Scheiße! Wie soll ich ins Haus kommen?' 'Du kannst auch hier bleiben..' Sie hörte auf zu suchen und drehte sich um, dann setze sie sich zu mir aufs Bett und guckte mir in die Augen. 'Aaron.. wir hatten doch beschlossen was zwischen uns läuft.' Nein, wir haben das nie beschlossen, du alleine warst es - aber ich bin zu schwach um es zu beenden.

'Du kannst trotzdem über Nacht bleiben, ich kann dich doch nicht gehen lassen um diese Uhrzeit, Raven.' Sie lächelte. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und küsste ihre Lippen, sanft. Sie wich nicht zurück. Ich wanderte mit meinen Händen von ihrem Gesicht über ihren Hals zu ihrer Schulter bis hin zu ihrer Taille. Endlich fing auch sie an mit ihren Händen meinen Körper abzutasten. Die Küsse wurden leidenschaftlicher, schneller und für mich auch mit jeder Sekunde bedeutender - bei ihr konnte man sich da nie sicher sein. 'Wenn du willst..' Ihr Stimme brach ab. Sie wich kurz von mir und guckte mir in die Augen, ich nahm meine Hände von ihr. Sie ging nie weiter als bis hier, was für mich als Jungen schon ziemlich ungünstig war. Doch diesmal nahm sie mein Gesicht in ihre Hände und brachte mich zum liegen mit ihren Küssen. 'Willst du.. soll ich?' Sie war schneller, sie holte aus ihrem BH ein Kondom. Ich musste lachen: 'Du bunkerst deine Kondome in deinem BH?' Sie antwortete mir 'Wo sonst?', und das zum ersten Mal mit einem Lächeln. Schritt für Schritt kamen wir der Sache immer näher. Sie fing an mich auszuziehen, Hemd und T-Shirt waren schon im Zimmer zerstreut, also ging es an meine Hose. Langsam öffnete ich ihren BH und ließ ihren Körper sanft auf meinen fallen. Es fühlte sich anders an als sonst, es fühlte sich neu an; das war komisch, ich hatte immerhin schon mit vielen Mädchen geschlafen, allerdings waren sie alle für mich nie mehr als das, irgendein Mädchen. Sie hingegen, sie schien wirklich mehr zu sein für mich. Ich drehte sie auf den Rücken und begann mich von ihrem Gesicht zu ihrer Hose runterzuarbeiten. Zuerst machte ich ihre Hose auf, dann begann ich, sie auf das was sie erwartete vorzubereiten. Ihr gefiel es. Plötzlich zog sie mich hoch; sie und ich hatten Sex. In meinem Zimmer, auf meinem Bett. Und es war kein Traum, es durfte keiner sein.

'Aaron?' Eine Stimme zog mich aus dem Schlaf. 'Es ist schon fast acht.' Es war nicht Raven, nein - es war meine Schwester. Sie schaute auf mich herab. Ich schaute mich um, ich wollte nicht, dass sie Raven sieht, doch die Sorge war unberechtigt, denn von Raven war keiner Spur mehr. Sie war gegangen. 'Aaron!?' 'Oh, ja. Sorry. Ich komme sofort, ich spring nur noch mal kurz unter die Dusche.' Augenrollend verließ sie mein Zimmer. Was war passiert? Hatten Raven und ich tatsächlich miteinander geschlafen? Was hatte das zu bedeuten?

Unter der Dusche hatte mein Kopf auch nur einen Namen der in ihm schallte: Raven. Ich beschloss ihr eine Sms zu schreiben 'Hey, warum hast du dich rausgeschlichen? Ich hätte dich doch nachhause gefahren..' Allerdings wollte ich nicht schwach wirken, und löschte alles bis zum Hey.. und fügte hinzu: 'Gestern war ganz gut. Wann immer du noch mal willst, melde dich einfach.' Ich wusste, dass das auch nicht das beste war was ich tun konnte, aber da ich mir sicher sein konnte, dass sie nichts ernstes verlangt - nicht von mir, wollte ich nicht zeigen, dass sie mir was bedeutet. 'Also langsam sollte ich echt überlegen auf den Bus umzusteigen.' 'Oder du fragst einfach mal deinen Freund ob er dich mit nimmt, Schwesterherz.' 'Manchmal kannst du ein dezentes Arsch sein, Aaron, ich dachte jemand sollte dir das mal sagen.' 'Also ich fand es war pure Logik.' 'Ja, da Denken nicht zu deinen Stärken zählt, gehe ich darauf gar nicht näher ein.' Sie wirkte verletzt, aber auch hier konnte ich mir eines sicher sein, meine Hilfe will sie nicht, und anvertrauen würde sie mir schon mal gar nichts, deshalb ging ich gar nicht näher drauf ein. Ich hielt ihr die Tür auf und ließ sie ins Auto einsteigen. Auf dem Weg zur Fahrerseite, klingelte mein Handy. Es war eine SMS. Von Raven: 'OK. Heute Nacht dann, aber diesmal bei mir..' Wirklich schlau wurde ich daraus nicht.

An der Schule angekommen sah ich sie auch direkt. Sie stand mit Jamie und Spike vor dem Eingang. Unsere Blicke trafen sich, ich lächelte. Sie schaute mich kurz an und hob die Braue, so als ob sie mir sagen wollte, dass sie mich will. 'Hey, man. Heute endlich wieder Training.' Cole stand plötzlich neben mir. 'Oh ja, dann lernst du auch endlich Noel besser kennen.' Und noch bevor er etwas einwenden konnte, fügte ich hinzu: 'Ob du willst, oder nicht.' Wir mussten beide lachen. 'Sag mal, läuft da jetzt was mit Raven?' Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, sonst hätte ich geprahlt wie sonst auch, aber diesmal hatte ich so ein Gefühl im Magen, dass ich das vermeiden sollte, dass dies einer von vielen Fehlern war, den ich machen könnte. Aber ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte, er war immerhin mein bester Freund und dazu noch ein guter Kerl, er würde es so oder so für sich behalten. 'Ob man das so nennen kann, ich weiß nicht.' 'Du erstaunst mich. Also läuft nichts in der ersten Liga, sonder nur zweit Liga?' 'Schon erste Liga, wohl eher Championsleague.' 'Wie? Ihr.. ihr habt doch nicht etwa nur Sex?' 'Ich glaube, genau das steuern wir an.' 'Eigentlich müsste ich dir jetzt auf die Schulter klopfen, und sagen, wie geil das ist, und, dass sich das jeder wünscht..' er schaute mir direkt in die Augen, das tat er sonst nie, zumindest so gut wie nie. '.. aber ich weiß, dass dir das nicht reicht. Ich weiß, dass du mehr willst, und du solltest ihr das auch sagen.' 'Aber, das könnte alles beenden.' 'So ist das mit der Liebe, entweder man riskiert und kann alles gewinnen oder auch verlieren, oder man tut nichts, und wird früher oder später ersetzt. Und bei ihr wird das auch nicht lange dauern. Das weißt du.' Er fand immer die richtigen Worte, auch wenn sie diesmal ausgesprochen simpel waren, sicherlich nur eine Vorsichtsmaßnahme, dass ich auch alles verstehe. Ich schaute zu Raven rüber. Um sie hatte einer aus der Mannschaft den Arm gelegt, und sie schien es zu genießen. Ich wusste, dass Cole Recht hatte, aber ich war immer noch nicht stark genug es zu beenden, vor allem nicht, nachdem ich meinem Ziel auch so näher zu kommen schien..

Nach zwei anstrengenden Stunden, fühlte ich mich frei endlich in die Pause zu gehen. Doch davor wollte ich noch mal an meinen Spind, meine Jacke holen. Doch als ich sie gerade heraus nehmen wollte, hielten mir zwei Hände die Augen zu. Ich hatte keine Ahnung wer es war, immerhin war eben keine einzige Person auf dem Flur. Die Hände ließen von mir, ein leises Aufseutzen verließ den Mund der Person. Ich drehte mich um. 'Hey.' 'Raven?' Noch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte und mir eine Meinung dazu bilden konnte, drückte sie mich gegen meinen Spind und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss, langsam begannen meine Hände wie in der Nacht zuvor ihren Körper abzutasten, doch dann wich sie von mir. 'Weißt du.. im Putzraum ist um die Uhrzeit nie jemand.' Ihr breites Grinsen steckte mich an. Ich hob sie hoch und drückte sie an mich. 'Wow, da ist aber jemand stark.', obwohl eine leichte Ironie zu erkennen war, störte es mich nicht, ihre Nähe ließ alles negative in positives umstimmen. Ich lief, Raven im Arm, zu der Tür des Putzraums, leicht irritiert von ihren Küssen die meinen Hals bezirzten, öffnete ich die Tür des Putzraumes. Dort angekommen, verschwendete sie keine Sekunde: Sie zog mein Hemd aus und küsste sich meine Muttermale entlang den Weg zu meiner Hose herunter, dort angekommen öffnete sie, und begann mein bestes Stück zu erfreuen, doch das wollte ich nicht, ich wartete, bis sie zu Ende war und hob sie erneut gegen eine Wand und ließ jeden Zentimeter meines Körpers einen ihres zu spüren, ich wollte ihr so nah wie möglich sein. Sie küsste mich immer sinnlicher, sie fuhr mir immer mehr durch die Haare.. Dies ging eine Zeit lang so, bis es dann - wie Cole jetzt sagen würde, ein Spiel der ersten Liga wurde.

'Gute Arbeit, Johnson.' 'Danke, glaube ich.' 'Ach, und zu mir verlierst du kein Wort?' 'Ein Gentleman schweigt und genießt.' Ich zwinkerte ihr zu, sie lachte - anders als sonst. Es war ein Lachen, dass mir zeigte, dass sie gern um mich herum war.. Doch so schnell wie ich es erkannte, und sie sicherlich auch, so schnell war es dann auch wieder vorbei. Die Stimmung schlug um. Ihr Gesicht bildete wieder eine Wand, die, die wir alle kannten. 'Ich würde mal sagen, ich sollte langsam zu Englisch.' Dann nahm sie ihre Tasche, und ging raus, ich folgte ihr. 'Stopp. Du kannst doch nicht einfach direkt nach mir raus?' 'Wie bitte?' 'Muss ja nicht jeder wissen, wo wir was tun.' Das erste mal sah' ich sie beschämt, dies ließ mich minderwertig fühlen. War ich ihr etwa peinlich?

Diesmal scheute ich es nicht, direkt zu fragen, beziehungsweise war mein Mund schneller offen, als mein Gedanke durchdacht. 'Ich bin dir doch nicht etwa peinlich, oder?' 'Aaron.. bitte, nicht jetzt, wir reden ein ander mal darüber. Ich muss jetzt los, Jamie fragt sich sicherlich schon wo ich bleibe.' Etwas sauer zog sie davon, und ließ mich in dem leeren Flur stehen.

'Aaaaron, Bro, alles klar?' Noels erfülle den Flur. 'Klar. Bei dir?' 'Jaja. Sag mal..' Mein Atem blieb aus, ich erstarrte. Er hatte doch nicht.. Hatte er mich und Raven gesehen?

'Diese Faye, du weißt schon, die Schwester von Cole, wie ist die so?' Mein Herz setzte wieder ein, und meine natürliche Hautfarbe kehrte an Ort und Stelle zurück. 'Faye? Sie ist kein Mädchen wie jedes andere, sie hat ihre eigene Art die Dinge zu sehen. Sie.. Warte mal, warum fragst du mich das?' 'Ich weiß nicht, sie erschien mir.. nett.' Noels Lächeln neigte ins Schmutzige. 'Ich hoffe mit nett meinst du eben genau das.' 'Was sonst, alter? Na ja, wenn du nicht helfen willst, frage ich Jamie, die weiß sowas ja auch. Also vergiss einfach, dass ich gefragt habe.' 'Klar, Bro.' Natürlich würde ich das nicht. Faye war nicht nur die kleine Schwester meines besten Freundes, und die beste Freundin meiner Schwester, sie war mehr. Sie war auch meine Freundin, na ja, zumindest verstanden wir uns gut, und hatten auch nie Probleme uns zu unterhalten, wenn Cole oder Amy nicht da waren. Es gab da auch eine andere Sache, die da was zu tun hatte, allerdings war ich darauf nicht stolz.

Beim Training angekommen, wollte ich zeigen was ich kann, ich wollte in die erste Auswahl, aber nicht nur knapp, wie alle anderen Jahre zuvor, sondern ich wollte der Beste sein, auch wenn nur für heute. Ich hatte die letzten Jahre mehr trainiert als alle anderen, hatte Muskeln aufgebaut, war endlich meine kindliche Figur los, und wurde endlich muskulös. Ich war das, was viele sein wollten: ein Kraftpaket 'Weniger träumen, mehr zuhören, Johnson. Dieses Jahr wird es einige Änderungen geben im Sportprogramm, aufgrund einiger Beschwerden, dass Lacrosse die Aggressivität der Schüler steigern würde, fällt dies leider ab sofort weg. Tut mir sehr leid.' Die Mannschaft schrie laut auf, auch ich schrie mit. Da hatte man Monate seines Lebens an etwas gearbeitet, und die Chance zu beweisen, wie viel das gebracht hat, wird einem weggenommen. 'Allerdings wird es dieses Jahr trotzdem ein Sportteam geben. Erstmals in der Geschichte der Schule wird es auch ein männliches Fußballteam geben.' 'Wen soll das trösten?', schrie unser ehemaliger Spielmacher Tony. 'Es tut mir Leid, Jungs, ihr habt das allein eurem Verhalten zu verantworten, allein fünf von euch, haben schon diverse Anzeigen wegen Körperverletzung, das bestärkt nur die Bedenken mancher Eltern.. Da ich mir vorstellen kann, dass nicht jeder von euch Lust auf Fußball hat, gebe ich jedem von euch einige Minuten Bedenkzeit, wenn ich zurückkomme, stehen nur noch die hier, die auch in dem Team sein wollen. Haben wir uns Verstanden?' 'Ja!' 'Etwas mehr Respekt!' 'Ja,Sir!!!'

'Die Leute in dieser Stadt ticken doch nicht richtig. Als nächstes ist Sport gucken verboten..' 'Kommt, sich aufregen bringt jetzt rein gar nichts mehr! Wir zeigen denen einfach, dass wir auch mit der Option klar kommen. Wir werden am Ende der Saison Meister sein, egal in welchem Sport.' 'Klar!' 'Also mir wird das hier alles zu blöd. Ich gehe.' Viele schlossen sich Tony an. Am Ende standen 22 Leute auf dem Platz, als der Trainer kam. 'Freut mich, dass wir genug Leute für eine A-Mannschaft und einige Ersatzspieler haben, wobei ihr ein oder zwei zu viel seid. Also los, ihr teilt euch auf, in zwei Mannschaften. Wenn es geht, elf gegen elf. Ihr habt drei Minuten zu entscheiden wer wo spielt. Noel, Cole und ich waren in einer Mannschaft. Cole entschied sich für die Position des Torwarts, allerdings nur, weil keine anderer sich bereiterklärte diese zu übernehmen. Noel stellte sich als Stürmer bereit, ich hingegen entschied mich für das Mittelfeld. Der Rest unserer Mannschaft war die ehemalige A-Manschaft des Lacrosse-Teams und einige Typen, die erst seit diesem Jahr auf unserer Schule waren. Die gegnerische Mannschaft, war die B-Mannschaft unseres ehemaligen Teams. Das Spiel begann. Unser Tor wurde direkt attakiert, da die sogenannten 'Freshmen' nicht aggressiv genug waren gegen den gegnerischen Stürmer, doch Cole hielt alle Bälle überraschend gut; nach zwölf Minuten des pausenlosen Attackierens, spielten Noel und ich offensiver und ließen es nicht mehr zu, dass der Ball nach hinten kommt. Wir spielten nach vorne, und erzielten innerhalb der nächsten halben Stunde zwei Tore, beide bereitete ich vor, und Noel musste nur noch den Fuß hinhalten. Zur Halbzeit stand es also Null zu Zwei, für uns. In der zweiten Halbzeit musste Cole dann doch einmal hinter sich greifen, da ein Freshman ihm die Sicht versperrte, und er nicht schnell genug reagieren konnte. Allerdings erzielte mein Team auch weiter Tore, an der Zahl vier. Vier weitere Tore. Zwei davon erzielte ich im Alleingang, eins Noel im Alleingang, und das letzte schoss Cole, als er zu Noel spielen wollte, der Ball aber direkt im Tor der Gegner landete.

'Wow. Das hätten wir schon viel früher machen sollen, im Fußball seid ihr ja noch besser als im Lacrosse. Der Wahnsinn. Ich berate mich heute mit meinem Co-Trainer und hänge dann morgen eine Liste aus, auf der steht wer dabei ist, und wer zunächst in der Startelf steht. Wir sehen uns morgen.' 'Bleiben die Trainingszeiten gleich?' 'Ja.' Unser Coach drehte sich um und ging mit seinem Co-Trainer in sein Büro. 'Ich glaube, wir sind dabei.', prahlte Noel. 'Klar, man! Dein Tor gegen Ende, einfach perfekt!.' 'Danke, danke, trotzdem warst du wichtiger, hältst einfach mal gefühlt fünfzig Bälle. Respekt.' Ich freute mich. Ich fand es gut, dass mein eigentlich bester Freund sich mit meinem Ersatz für ihn gut verstand, das war eine gute Grundlage für eine stabile Männerfreundschaft zu dritt. Das war es, was ich jetzt brauchte: Freunde.

Zu Hause angekommen, hörte wie meine Schwester in ihrem Zimmer weinte. Ich klopfte an ihren Türrahmen. Sie lag auf dem Bett, mit dem Gesicht ins Kissen. Doch als sie das Klopfen hörte, sprang sie auf und umschlung mich. 'Hey.. Ganz ruhig. Was ist denn los?' 'Ich.. er..' Sie konnte keine Worte fassen, ihr Make-Up folgte den Tränen auf das Ende ihres Kiefers. Ich drückte sie fest an mich. 'Er, wir haben uns getrennt.' 'Du und Alex? Wieso?' 'Er meinte, er habe seine Gefühle für mich überbewertet. Er meint.. er war nie verliebt in mich gewesen. Nie. Alles war eine Lüge. Und ich erreiche Faye nicht, weil sie beim Training ist, ich mein für dieses Vorentscheiddingen da.' Sie hörte auf zu weinen. 'Ach, Amy. Du darfst dich von sowas nicht fertig machen, ich wette er bereut es bereits und wird die nächsten Tage seine Meinung ändern.' Sie guckte mich an und nickte. Ob sie mir glaubte ist fraglich, denn das tat sie selten. Sehr selten, leider. 'Aaron? Danke.' 'Nichts zu danken. Sollen wir heute wieder (500) Days of Summer gucken?' Sie nickte. 'Wir fangen sofort an, ich muss nur kurz noch etwas erledigen, ok?' Ich lief ins Bad und schrieb eine SMS und schickte sie ab, ohne großartig zu überlegen. In dem Moment verstand ich, dass Gewissheit viel Wert war, aber eben auch ein Privileg, eins das ich nicht haben konnte bei Raven, noch nicht. Trotzdem würde ich es mir nehmen. Stück für Stück.

 

 

Amy Johnson

 Ein ganzer Tag ist vorbei, seitdem Alex mit mir Schluss gemacht hat. Den ganzen Samstag über habe ich ihm hinterhergeweint, war in meinem Zimmer und habe meine alten Dido CDs rauf- und runtergehört. Mein Bruder war trainieren, mein Vater war arbeiten und meine Mutter? Nun ja, sie war so nett mich mit Cupcakes, Kuchen und Pfannkuchen vollzustopfen. Danke, Mama. Jetzt habe ich meinen Freund verloren, gewinne dafür aber zusätzliche Kilos auf der Waage - was will man mehr?

Mein Hand klingelte, es war Faye. Ich ging ran. 'Hey.' 'Amy, warum gehst du nicht an dein Telefon? Ich hab das mit Alex gehört, ich komme gegen sieben vorbei ok? Dann reden wir. Über alles. Keine Widerworte.' 'Danke, Faye. Du weißt immer was ich brauche..' 'Nur, weil du mir gezeigt hast, wie es geht.' Ich musste lachen. Faye hatte sowas echt drauf, deswegen stopfte ich meine letzen Cupcakes in mich rein und nahm ein Bad. Diesmal lief aber nicht Dido sondern Arctic Monkeys.

Fertig geduscht und geföhnt bin ich runter in die Küche. Dort stand meine Mutter. 'Hey, Mom. Was machst du schon wieder?' 'Brownies. Faye liebt Brownies, da dachte ich mir, ich könnte welche machen.' 'Wie kommt's, dass du immer noch Zutaten dafür hast? Du hast mir zwei Kuchen, zwölf Cupcakes und acht Pfannkuchen gemacht, funktioniert unser Ofen noch?' 'Amy.. ich hab schon so lange nicht mehr gebacken..' Ich verstand sie. Sie hatte für mich und meinen Bruder, 'tschuldige, meinen Bruder und mich, ihren Beruf beiseite geschoben, um ganz für uns da zu sein, und mittlerweile wollte keine Konditorei bei uns in der Nähe sie einstellen, dabei ist sie wirklich gut. Mir hat bisher alles gefallen, was sie je gekocht hat, selbst mein Vater, der Süßes verabscheut, greift immer zu. 'Ich verstehe dich schon, aber du scheinst nicht zu merken, dass meine Figur darunter leidet.' Meine Mutter sah mich an, sehr lange tat sie das. 'Ich sage das jetzt nicht als deine Mutter, sondern als Frau, Amy. Du bist eine wunderschöne junge Dame, wenn es Leute gibt, die sich keine Sorgen machen müssen um ihr Aussehen, weil es immer perfekt sein wird, bist du einer davon.' Meine Mutter sagte sowas oft, allerdings meinte sie es auch immer genau so wie sie es sagte, meine Mutter ist sehr ehrlich. 'Das habe ich sicher von dir.' Ich entlockte ihr ein Lachen. 'Soll ich dir helfen? Ich müsste ja jetzt alt und geschickt genug sein.' 'Werden wir sehen.' Dann klingelte es an der Tür..

Ich öffnete sie, und Faye umarmte mich. 'Tut mir leid, dass ich erst jetzt kommen konnte, aber ich musste noch ein paar Runden joggen, bin die Woche gar nicht dazu gekommen.' 'Hauptsache du bist da, auch wenn du dich selbst eingeladen hast.' Meine Stimme überschlug sich, und meine letzten Worte fielen in Gelächter um, Faye lachte mit. Die erste Stunde verbrachte wir mit meiner Mutter, die mit uns Brownies aß und uns erklärte, dass Jungs in unserem Alter keine Ahnung davon hätten, was gut für sie ist, und was nicht. Gegen acht Uhr ist meine Mutter dann zu Fayes Mutter rüber, beide hatten sich zu einem Kaffee verabredet, und so waren wir alleine zu Hause. 'Sag mal, sind du und Alex denn noch Freunde?' 'Gestern hätte ich definitiv nein gesagt, aber weißt du, mein Bruder meinte, dass ich vielleicht gar nicht so viel für ihn empfunden hatte, wie ich dachte, und er dasselbe für mich. Deshalb ist die Antwort, definitiv ja. Meinerseits zumindest.' 'Ich war definitiv zu lange weg. Wie fing es denn mit euch an?' 'Wir waren alleine, du warst nicht da. Wir waren im Kino, bei dem jeweils anderen zuhause oder in der Bibliothek, und es fühlte sich jedes Mal an, als ob wir auf einem Date wären. Und eines Tages da haben wir uns einfach geküsst. Eine Woche später haben wir miteinander rumgeknutscht. Dann waren wir zusammen, alles fühlte sich so neu an, und wir waren uns sicher das es lange halten könnte, da wir ja so gute Freunde waren, und uns immer alles erzählt hatten, und das war das Problem denke ich. Wir waren gute Freunde, und das waren wir im Endeffekt die ganze Zeit nur mit der ein oder anderen Sonderleistung..' 'Habt ihr etwa?..' 'Nein! Also, nein..' Meine Stimme brach ab. Ich erinnerte mich an den Tag zurück. 'Wir haben es versucht, aber er konnte nicht..' ich erzählte ihr alles ganz akribisch. Wir wir uns zuerst gegenseitig auszogen, uns küssten, abtasteten, er aber dann abbrach und meinte, er könnte nicht, er sei dazu nicht bereit. 'Da hätte ich merken müssen, dass unsere Beziehung eine schlechte Idee war. Mich störte das Ganze nämlich gar nicht. Ich war nur etwas in meiner Würde verletzt, aber das Verlangen ihm richtig nahe zu kommen, das hatte ich nie, wenn ich mal so genau darüber nachdenke.' 'Ich würde sagen, dann können wir uns ja neuer Beute widmen.' Ich musste lachen, sie meinte das nicht ernst. Trotzdem hatte sie Recht. 'Genaugenommen hast du Recht. Nur.. Wer?' 'Das ist ja das Unlösbare.' 'Faye? Bleibst du über Nacht hier? Aaron fährt auch morgen früh genug bei dir vorbei, dann kannst du deine Tasche holen, und Klamotten.' 'Alles schon dabei, glaubst du etwa ich wäre wieder so schnell gegangen?' Ich musste sie drücken. Ich musste einfach, es musste sein. Dieses Mädchen war pures Gold wert, und sie ließ mich Teil von sich sein, dass mich auch wertvoll fühlen ließ. Nach zwei Stunden Gespräch und Lästerei legten wir uns dann beide schlafen.

Gegen zwei Uhr wurde ich wach. Ich hörte etwas auf dem Flur. Ich schlich mich an den Türrahmen. Und konnte deutlich hören wie Faye und mein Bruder sich unterhielten.

Aaron: Faye?
Faye: Aaron! Beide umarmten sich


Aaron: Hast du es ihr erzählt?
Faye: Nein, aber ich will es. Ich will es wirklich.
Aaron: Auch wenn ich mir danach wohl vieles anhören darf.. tu' es.
Faye: Wirst du es auch Cole erzählen?
Aaron: Wenn ich nur wüsste wie.
Faye: Genaugenommen war nichts dabei. Wir wollten beide Sex, und da bot es sich halt an.
Aaron: Schh! Es hört sich noch jemand!
Faye: Es ist nichts schlimmes dabei Aaron, ich war ja damit einverstanden.
Aaron: Ich fühle mich trotzdem, als hätte ich es verhindern müssen. Dein erstes Mal hätte was besonderes sein müssen, und mit mir was es sicherlich nichts besonderes.
Faye: Besser als mit irgendeinem Kerl in England, nicht?
Aaron: Du warst erst 14 Faye, 14! Ich denk heute noch daran zurück, und fühle mich wie ein Pädophiler. Beide lachten.


Faye: Sag es Cole einfach, er wird zunächst sauer sein, aber er wird es dir verzeihen.
Aaron: Gute Nacht. Und danke.
Faye: Ich danke dir! Gute Nacht.

Ich schlich wieder in mein Bett und stellte mich schlafen. Faye und mein Bruder? Vor zwei Jahren? Sex? Mein Bruder hat sie entjungfert? Ich weiß echt nicht, was ich davon halten soll, echt nicht.

Faye kam nah an mich und 'weckte' mich. 'Amy?' Ich tat so als ob sie mich aus einem Traum gerissen hätte. 'Was ist denn los? Wenn du deine Tage bekommen hast, im Bad findest du OB und Binden, bedien dich. Ich wechsel die Lacken morgen, komm einfach zu mir aufs Bett so lang.' 'Was?' Faye lachte. Und dieses Lachen erinnerte mich daran, dass sie zwar meine beste Freundin, aber ihr eigener Mensch, und, dass sie das Recht hatte zu tun was sie will, und das auch mit wem sie will. Ich würde ihr nicht böse sein. 'Ist egal. Ich muss dir was sagen. Es ist schon lange her, aber es war nicht mein Geheimnis, nicht zu einhundert Prozent, und ich musste einige Dinge zuerst klären.' 'Faye..ich weiß was kommt, und es ist ok. Du und mein Bruder, ihr hattet Sex. Vor zwei Jahren. Ich konnte eben alles hören.' Ihr Blick erstarrte. Sie sah beschämt aus. 'Weißt du, ich glaube, ich habe es nur getan, weil Spike damals mir nie gezeigt hat, dass er mich will, und Aaron wirkte an dem Abend so, als wolle er mich unbedingt. Und ich vertraute ihm, ich kannte ihn schon so lange, er schien dafür okay zu sein. Aber sei ihm nicht böse, ich musste ihn auch echt lange überreden. Am Ende brachte auch nur ein Kuss von mir ihn dazu, es zu tun. Ich glaube, er wollte es schon damals nicht, wollte mir aber keine Abfuhr erteilen.' 'Faye, es ist ok. Es ist total ok. Und es ist komisch sowas zu sagen, aber mein Bruder ist heiß, da verstehe ich, dass du einmal an seine Früchte wolltest.' Ich zwinkerte ihr zu. Sie sah mich geschockt an, und nahm ein Kissen um mich damit zu schlagen. 'Weiß du was, Faye? Ich liebe dich. Nicht Alex.' Sie sah mich an. 'Ich liebe dich auch. Das werde ich immer tun, wir sind Schwestern. Du bist meine Schwester. Meine. Meine meine meine meine, meine!' Ich nahm sie in den Arm und wir legten uns schlafen, diesmal bis der Wecker klingelte und wir zur Schule mussten.

Am nächsten Morgen machten wir uns fertig und saßen dann mit meinem Bruder und meiner Mutter am Frühstückstisch. Die Situation war sehr komisch für mich, ich hatte es Faye nicht übel genommen, dass sie mit meinem Bruder geschlafen hat, allerdings konnte ich die beiden zusammen nicht sehen, denn dann hatte ich automatisch Kopfkino, und das wollte ich nicht, auf gar keinen Fall, wollte ich das. 'Amy? Kannst du mir bitte die Margarine reichen?' Aaron war etwas höfflicher als sonst, dieses 'bitte' in seinem Satz war schon außergewöhnlich, er benutze nie solche Wörter mir gegenüber. Ich nickte ihm zu, und reichte ihm die Margarine mit Salz, da ich wusste, dass er nur die mag. 'Danke.' Es entstand kein wirkliches Gespräch am Tisch. Sonst redeten ich Aaron und ich pausenlos, meine Mutter redete nie, zumindest morgens. Sie ist ein wahrer Morgenmuffel. 'Also ich fahre in fünf Minuten los, wer bis dahin nicht im Wagen sitzt, der darf laufen.', sagte Aaron mit einem breiten Grinsen. Faye ging noch mal hoch ins Bad, ich beschloss mich zu meinem Bruder ins Auto zu setzen. Ich musste auch mit ihm darüber reden.

Ich setze mich nach vorne, er saß neben mir, die Hände aufs Lenkrand und die Augen fixierten diese. Ich überlegte nicht groß: 'Ich weiß es.' Seine Augen lösten sich vom Lenkrad und fixierten nun meine Augen. Er war beschämt. 'Amy.. ich.' Er fing an zu weinen. Das war das erste Mal, dass ich ihn hab weinen sehen, selbst als wir klein waren, wollte er nie vor mir weinen, er ist immer ins Bad gelaufen und hat wie er es nannte *geduscht*. Er war echt immer ein toller Bruder gewesen, und das ist er immer noch. 'Du brauchst dich nicht schlecht fühlen, wirklich nicht. Du hast ihr ja nichts angetan, oder?' Er sammelte ein paar Kräfte um einen Satz rauszubringen: 'Amy, ich - ich habe ihre Not damals komplett ausgenutzt.' In meinem Kopf bildete sich ein riesen Knoten, der einem Fragezeichen glich. Ich nahm seine Hand und streichelte sie. 'Damals, ich.. ich war in sie verliebt, und als sie hier war und mir erzählte, dass sie nach England fahren würde, und sich eigentlich nur von dir verabschieden wollte, da hab ich sie nach innen eingeladen, dabei war ich alleine. Kein anderer war da. Und ich wusste genau, dass ihr erst am nächsten Tag gegen Mittag da sein würdet.' 'Ich versteh' nicht.' 'Ich habe sie nicht vergewaltigt, betrunken gemacht oder sonst irgendwas, aber ich habe das Gefühl, dass ich sie indirekt dazu überredet hätte, es zu tun.. Als wir nämlich drin waren, saßen wir im Wohnzimmer, sie erzählte mir davon, dass sie nicht weg wollte. Und ich nahm sie in den Arm. Sie fing an zu weinen, und ich sagte ihr, dass sie irgendwann zurück kommen würde, und wir alle hier warten würden, selbst ich würde mich freuen. Und ich weiß nicht, ob sie je verstanden hat, was ich ihr damals damit sagen wollte, aber eigentlich müsste sie, denn danach habe ich sie einfach geküsst, meine Lippen auf ihre gedrückt. Im ersten Moment ließ sie es zu, doch danach wich sie von mir. Sie guckte mich an, und fragte mich, wie weit ich gehen würde, und ohne ihr eine Antwort zu geben, küsste ich sie, hob sie hoch und wir gingen in mein Zimmer. Den Rest kennst du ja. Ich hab es nicht getan, weil sie es wollte, sondern weil ich es wollte.' 'Warte mal.. Zu mir meinte sie, dass sie dich lange überreden musste, und, dass sie dich durch einen Kuss erst dazu bringen konnte.' 'Ja, als wir in meinem Zimmer auf dem Bett lagen, da wurde mir klar, wie egoistisch das von mir ist, und da hat sie gesagt, dass sie das auch will, dass sie mir vertraut; aber das war nicht das, was ich hören wollte, ich wollte, dass ich ihr mehr bedeutete als Spike, aber ich glaub das tun nur die wenigsten.. als sie mich dann erneut geküsst hat, da wurde ich schwach..' 'Aaron, du brauchst dich in keinster Weise, dafür schämen oder ähnliches, sie war bereit dazu, sie wollte es eigentlich damals mit Spike, der schien aber nie zu wollen, ich glaube sie war verletzt. Und sie hat dir vertraut, sie kannte dich, du brauchst dich nicht schlecht fühlen, sie bereut es auch nicht, da bin ich mir sicher.' Ich lächelte und gab ihm eine feste Umarmung, die ich mit einem Kuss auf die Wange krönte, normalerweise hätte er jetzt rumgeschrien, dass das ja andere sehen könnten, und das total peinlich sei, aber diesmal brauchte er das, und das wusste er. 'Aber sag ihr nicht, dass ich damals in sie verknallt war, das braucht keiner wissen.' Er war wieder im Modus 'ich bin cool', und das fand ich gut. 'Keine Sorge, das bleibt ausnahmsweiser mal mein Geheimnis vor ihr.' Die nächsten zwei Minuten bis Faye kam, verbrachten wir damit, über unsere gemeinsamen Erlebnisse zu reden, und ich war erstaunt, wie viel er noch wusste. Ich dachte immer, ihm bedeute die Vergangenheit nie viel, aber da kannte ich ihn wohl nicht besonders gut. Als Faye dann endlich da war, fuhren wir los und ich versuchte ein normales Gespräch zu führen.

Vor der Schule wartete Alex, er kam auf mich zu, und ich blieb stehen. Ich wollte wissen, was er zu sagen hatte. 'Geht's dir gut?' Normalerweise wäre ich jetzt ausgerastet, ich hätte gewollt, dass er sich noch mal entschuldigt für das was er mir vorgemacht hatte; aber ich kannte ihn so gut, ich wusste, dass er sich selbst in erster Linie etwas vorgemacht hatte, und er wirklich wissen wollte, wie es mir geht, weil er sich schuldig fühlt. Ich umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. 'Gut, und genau so geht's dir auch.' Er lächelte. 'Wir sind also wieder Freunde?' 'Nein..' sein Lächeln brach, 'wir sind immer noch Freunde, nur ohne Vorzüge.' Er verstand, was ich damit sagen wollte und wir gingen zusammen in den Unterricht. Auf dem Flur sah ich viele hübsche Gesichter, die mir früher nie aufgefallen waren, auf eins davon ging ich einfach zu, einfach so. Ich hatte noch nie mit ihm gesprochen, aber ich fragte trotzdem: 'Heute schon was vor?'

Mein Leben war momentan keines Falles perfekt, aber für mich war es ein riesen Abenteuer, dass ich mit Erlebnissen füllen musste, und langsam fing ich an, dies auch zu tun..

 

Alexander 'Alex' Sanchez

Endlich hatte ich mir getraut mit Amy Schluss zu machen, es war keineswegs einfach gewesen, vor allem weil ich es schon so lange vor hatte, aber als Faye dann auch noch wieder da war, war ich mir einfach sicher, ich hatte Gefühle für Amy, allerdings keine romantischen. Keineswegs. Ich bin mir gar nicht mal sicher, ob ich überhaupt weiß, was es wirklich heißt, verliebt zu sein, und fragen kann ich da auch keinen. Weder Faye, Amy, Spike noch Raven. Niemanden. Ich glaub, die wissen alle selbst gar nicht was es heißt zu lieben. Woher auch?


'Mister Sanchez? Wollen sie uns noch einmal den Unterschied zwischen der allosterischen und der kompetativen Hemmung erläutern?', fragte mich Miss Schmitt, eine Lehrerin die ursprünglich aus Deutschland kommt. 'Aber natürlich, Miss Schmitt. Bei der allosterischen Hemmung bindet sich der Hemmstoff am allosterischen Zentrum des Enzyms, wohingegen der kompetative Hemmstoff, konkurrierend mit dem Subtrat am aktiven Zentrum gebunden wird. Beim ersteren wird zusätzlich die Tertiärstruktur des Enzyms reversibel verändert, somit kann das Substrat keine Bindung mit dem Enzym eingehen, da das Schlüssel-Schloss-Prinzip nicht mehr ausgeführt werden kann.' Sie schaute mich an: 'Vergiss das nicht bei der nächsten Klausur. Nun, da ich jetzt Aufsicht bei einer Klausur habe, und nicht zu spät kommen will, beende ich den Unterricht etwas verfrüht, zuhause fasst ihr das von Alex' gesagt noch einmal schriftlich.'

'Alex! Seit wann bist du denn so gut in Biologie?' 'Oh, hey Faye. Nun ja, irgendwann will jeder mal ein bisschen was vom Kuchen, nicht?' 'Na ja, worüber ich eigentlich mit dir reden wollte..' 'Wenn es wegen Amy ist, ist nicht nötig, sie tobt sich endlich mal aus, sollte ich auch mal versuchen.', mir entwich ein Lachen, genau wie Faye. 'Nein, darüber wollte ich nicht mit dir reden.' 'Sondern?' 'Ich wollte das eigenltich schon viel früher ansprechen, allerdings waren wir nie alleine, und ja, ich will nicht, dass das jeder weiß.' 'Ich verstehe nicht.' 'Spike.' 'Ich verstehe.' Faye lacht. 'Nun ja, sei mal ehrlich, das mit Jamie, ist das was ernstes?' 'Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Ich habe keinen blassen Schimmer. Spike redet kaum noch - na ja, hat er ja genau genommen nie, aber du versteht was ich meine.' 'Nichtmal eine Vermutung?' 'Jein. Also Raven ist da ja wesentlich gesprächiger, vor allem wenn sie halb abgefüllt von einer Party zurückkehrt und ohne Punkt und Komma alles rauslässt. Also, wenn ich ihren betrunkenen Äußerungen den Sinn richtig entnommen habe.. ist es für Jamie was ernstes, aber für Spike nicht.' 'Und darauf kommst du, weil?' 'Weil Raven immer wieder was davon gefaselt hat, wie oft Jamie schon versucht hat mit Spike zu schlafen, er sich aber immer und immer wieder davor gedrückt hat. Ich mein, dass muss ja nichts heißen, aber, wenn ich bedenke, dass die beiden schon ein paar Monate zusammen sind, und Jamie noch nie hier über Nacht war, deute ich das so.' 'Genaugenommen ist es ja egal, dein Bruder geht mir nämlich aus dem Weg.' 'Doch noch so kindisch?' 'Anscheinend. Ich dachte wirklich er würde warten, wie dumm ich doch bin.' Jedes andere Mädchen hätte jetzt geweint, aber nicht Faye, sie war immer eine sehr starke Person, und ließ nie zu, dass andere ihr ansehen konnte, dass sie litt. 'Mach dir keinen Kopf. Ich klär das.' 'Wie darf man das jetzt verstehen?' Sie lachte. Ihre braunen Augen schimmerten. Genau genommen war sie ein unfassbar schönes Mädchen, ich glaube jeder Junge trifft solche Mädchen in seinem Leben, Mädchen die unbeschreiblich schön sind, aber auf eine natürliche Art die auch von innen genau so ist. Für mich war Faye eines der besonderen Mädchen, eins, dass viele gute Eigenschaften hatte, eines, das man gern um sich hat. 'Ich hab dich vermisst.' Sie sah mich an und drückte mich fest an sich. 'Und ich dich erst.', flüsterte sie mir ins Ohr. 'Wann unternehmen wir denn mal wieder etwas zusammen? Vielleicht kann ich dich ja trainieren, damit du es in die Fußballmanschafft schaffst, dann kannst du Mädchen aufreißen.' Ich biss ihr in die Wange, nicht hart, nur leicht. 'Das bringe ich dir auch noch richtig bei.' Sie brach in Lachen aus, welches mir ansteckte. Gefühlte zwei Stunden standen wir da und lachten. 'Danke, kein Interesse, ich bleib dem Jugendrat treu.' 'Langweiler.', sie legte ihren Arm um mich und wir gingen gemeinsam zum nächsten Kurs.

Zuhause angekommen, rannte ich in einen Streit meiner Eltern. Wie immer ging es darum, zu welchen Verwandten wir im Sommer fliegen würden. Mir war es egal, denn beide Orte hatten ihre High- und Lowlights, und mich würde eh keiner zu meiner Meinung fragen, also warum Gedanken machen. In der Küche saßen sowohl Spike als auch Raven.  Auch die beiden wussten natürlich, einen Streit anzufangen. Das war oft so, meine Eltern und Geschwister stritten und ich saß da und konnte mir eine Streiterei aussuchen, der ich zuhören wollte. Ich entschied mich für die von Spike und Raven.

Raven: 'Toller Bruder bist du. Beschützt uns nie, Beachtest uns nie, redest nicht einmal mit uns. Dein Bruder hat sich von seiner Freundin getrennt, und du hast nicht einmal gefragt warum, ob du helfen kannst, doch alles glatt zu bügeln oder ob er es so wollte, nie fragst du, nie sagst du etwas, und wenn du dann mal was sagst, beleidigst du uns in den höchsten Tönen.' 

Spike: 'Soweit ich weiß, bist du seine Zwillingsschwester.'

Raven: 'Und was soll das heißen? Dass nur ich mich um ihn kümmern soll? Und es geht hier nicht nur um ihn, sondern auch um mich. Manchmal bräuchte ich einen großen Bruder der mir hilft.'

Spike: 'Raven bitte, ich hab jetzt keine Lust darauf.'

Raven: 'Oh ja, weil du ja sonst so viel redest. Weißt du was? Wenn du das nächste mal stoned bist, und den Weg nicht nach Hause findest, wage es nicht mich anzurufen. Und auch Alex wirst du nicht anrufen.'

Raven war stinksauer, Spike hingegen war wie immer ruhig. Raven hatte Recht, Spike tat nie das, was andere Brüder so tun, er holte uns nie ab, er feuerte uns nie an, er beschütze uns nie, er redete nicht einmal mit uns. Aber mich überraschte es, dass Raven das alles ansprach, sonst stritten sie nur übers Auto, Jamie oder geliehenes Geld. Auf einmal schlug Ravens Wut in Trauer um. Sie stand da und weinte, und Spike stand da und sah ihr zu. Ich konnte das nicht mit ansehen, ich bin zu ihr hin und nahm sie in den Arm. Dann fing sie erst richtig an. Dann ließ ich sie zu und wandte mich Spike zu: 'Du solltest jetzt gehen, wenn du selbst mal merkst was du hier eigentlich so tun müsstest, kannst du zurück.' Er sah mich an, sein Blick war leer. Ohne Widerworte verließ er die Küche und fuhr mit dem Motorrad weg. Raven und ich hatten früher ein ziemlich enges Verhältniss, was unter Zwillingen nicht unüblich ist, allerdings ließ das mit der Zeit nach, mittlerweile reden wir nur noch in Extremsituationen über persönliche Dinge. 

'Wo ist Spike jetzt schon wieder hin? Wir wollten doch essen.', meine Mutter stand plötzlich in der Küche, mein Vater hinter ihr. 'Er ist doch nicht schon wieder.. dieser Junge, tut immer was er will, Grenzen setzen kann man ihm auch nicht, meine Fresse.', mein Vater regte sich wie üblich auf. Das meine Schwester geweint hat, war meinen Eltern entweder egal, oder sie waren wirklich so blind und hatten das nicht gesehen. Beim Essen unterhielten sich meine Eltern erneut über unseren Sommerpläne, Raven guckte auf ihren vollen Teller, und weigerte sich auch nur einen Bissen zu sich zu nehmen. Als wir dann fertig waren, blieben meine Eltern in der Küche, Raven ist hoch in ihr Zimmer. Ich bin ihr gefolgt. 'Geh raus.' 'Warum hast du ihm das an den Kopf geworfen?' 'Weil es sonst keiner tut. Er macht immer was er will, denkt nicht an uns, nur wenn er Probleme hat. Wann hast du das letzte ernste Gespräch mit ihm geführt? Das letze persönliche?' 'Nie.' 'Das ist doch nicht normal.' Ich wusste nicht was ich ihr sagen sollte, sie würde sich nicht besser fühlen, das konnte ich keineswegs erreichen. 'Auch wir stehen uns nicht mehr nah.' 'Ich dachte immer dir bedeutet das nichts.' 'Was?' 'Na Spike und ich, deine Brüder. Ich dachte, dass dir andere Typen wichtiger geworden sind.' 'Schön, dass du so von mir denkst.' Sie lachte. Und es war ein ehrliches Lachen, etwas, was Mangelwahre war. 'Tut mir leid, ich mein, sobald Mom und Dad aus dem Haus sind, sehen wir immer einen neuen Typen aus der Tür rauskommen, und der kommt auch nie wieder.' 'Immerhin läufts bei mir.' 'Raven! Bitte..' 'Du musst dich doch nicht schämen, jeder wann er will.' Sie meinte das so. Das war die Raven, die ich über alles liebte. Leider war sie oft ziemlich arrogant, und machte viele Leute nieder, warum habe ich nie so ganz verstanden. 'Warum?' 'Warum was?' 'Warum schläfst du mit all' diesen Typen?' 'Weil ich mich in dem Moment begehrt fühle, geliebt, das ist sonst nicht der Fall. Mich scheint keiner zu leben, weder Mom, Dad, Spike.. noch du.' Sie fing an zu weinen. Ich küsste sie auf die Wange und hielt ihren Kopf in meinem Armen und gab ihr noch mal einen Kuss auf die Stirn, bevor ich anfing ihr durch die Haare zu streicheln. 'Ich liebe dich. Ich werde das immer, du bist und bleibst meine Schwester, auch wenn ich dich nicht immer verstehe; aber das muss ich auch nicht, wenn du das so willst.' In dem Moment begriff ich, warum keiner aus meiner Familie sagen konnte was Liebe ist, weil sie alle sich ziemlich unsicher waren in der Definition. 'Es tut mir Leid, Alex. Es tut mir leid, dass ich so bin wie ich bin, ich will das oft gar nicht, aber ich kann nicht. Ich weiß selber, dass ich eine Schlampe bin, und es gibt Tage an denen es mir egal ist, und dann, gibt es Tage wie heute, wo mir klar wird, warum ich es bin.' Sie tat mir leid. Ich nahm sie erneut in den Arm und dann lagen wir zwei auf dem Bett, Arm in Arm und erzählten uns vieles.. Sie erzählte mir davon, wie sie und Jamie sich angefreundet hatten, und, dass Jamie eine gute Freundin sein kann, sie aber zugleich unsicher ist, und immer abhängiger von Spike wird, und dieser das schlichtweg ausnutzt. Und ich erzählte ihr von Amy, unserer Beziehung und der Leere die ich währenddessen empfand. Und dann erzählte ich ihr von Faye, wie besonders sie für mich war, und ich mir wünschte, dass es mehr so Leute wie sie gäbe, damit jeder das Glück hatte so jemanden zum Freund zu haben. 'Du magst sie gerne, oder?', ich nickte, 'zu schade, dass sie auf Spike steht. Ich wunder mich bis heute, was sie an ihm findet. Sie muss ihre Gründe haben, denn sie ist tatsächlich ein sehr besonderes Mädchen.' Raven guckte mir in die Augen. 'Liebst du sie?' 'Wie bitte?' 'Na, ob du sie liebst!' 'Nein, wir sind Freunde. Beste Freunde.' 'Du liebst sie.' Raven wollte mich nicht ärgern, sie stellte einfach fest, was für sie festzustellen war. 'Ich glaube nicht..' 'Alex, glaub mir. Du wirst es auch noch merken.' 

Auch Stunden nach dem Gespräch schwebten mir ihre Worte im Kopf herum. Ich verliebt in Faye? Ich? In meine beste Freundin? Umso mehr ich darüber nachdachte, um so klarer wurde mir, dass Faye für mich wirklich viel bedeutete, sehr viel. Ich wusste allerdings nie wie viel sie mir wirklich zu bedeuten schien. War es Liebe? Ich nahm mein Handy und wollte sie gerade anrufen, da ging meine Zimmertür auf und Faye stand im Türrahmen. 'Na? Glaubst du ich lasse mich von deinem nein davon abkommen? Wir werden was unternehmen.' Mein Herz blieb stehen, und fing dann ohne Pause an zu schlagen. 'Alex?' 'Ich, ich kann nicht.' 'Warum?' 'Weil mir heute was klar geworden ist.', mein Hirn konnte nicht schnell genug arbeiten. Ich stand auf und lief auf sie zu. Kurz vor ihr blieb ich stehen. Sie lachte. 'Alex?' Ich strich ihr durch die Haare und ließ meine Hand auf ihrer Wange liegen. Ich sah ihre Lippen an. Ich wollte sie küssen, unbedingt. Und normalerweise hätte ich mich nie getraut, aber ich hab es getan. Einfach so. Ich presste meine Lippen auf die ihrer, und sie ließ es zu. Meine Hände wanderten von ihrem Gesicht zu ihrer Taille, so konnte ich sie an mich drücken. Sie legte ihre Arme um meinen Hals und ich hebte sie gegen den Türrahmen. Ich hielt sie in meinen Armen und küsste sie. Und sie küsste mich. Und da wusste ich es. Ich liebe sie. Ohne auch nur eine Pause zum Atmen nahm ich sie in meinen Arm und legte sie auf mein Bett. Als ich sie küssen wollte, lachte sie. 'Was ist?' Sie küsste mich. 'Hast du schon einmal?' 'Nein. Du?' 'Ja. Willst du?' Ich guckte sie an. 'Ja.' Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich. Ich spürte regelrecht, wie unsere Zungen ein Spielchen spielten. Dann langsam zog sie mein T-Shirt aus, und ich ihrs. 'Wow.' Sie war wunderschön, noch schöner als ich erwartet hatte. Als ich ihre Hose ausziehen wollte, wich sie mich zur Seite. Ich verstand die Welt nicht mehr. Dann sah ich, dass ihr Blick zum Türrahmen gewandert war. Auch ich guckte dort hin, und sah Spike. Er war sauer, er kam auf mich zu und knallte mir eine. Mitten in mein Gesicht. Mein Bruder schlug mir ins Gesicht. 'Spike!' 'Ich hätte das nie von dir gedacht, Faye.' 'Wer von uns beiden ist denn in einer Beziehung? Verschwinde!' Spike blieb dort stehen. Faye stand auf und schlug mit ihren Fäusten auf ihn ein, dabei fing sie an zu weinen. Das erste Mal das ich Faye weinen sah. Und auch mein Bruder hatte Tränen in den Augen. Faye nahm ihr Oberteil zog es an und ging. 'Es tut mir Leid, Alex.' 'Warum? Du willst sie doch nicht.' Er guckte mich nur an und wollte gerade gehen, als Raven reinkam.

'Was ist hier los?' Sie sah erst zu mir und dann zu Spike. 'Was hast du schon wieder getan?' 'Hört auf, hör auf Raven! Du gibst immer mir die Schuld an allem, dabei weißt du gar nicht, was ich alles für dich tue! Weißt du wie viele deiner Macker schon versucht haben das ein oder andere Sextape aufzunehmen? Ich habe es jedem genommen, und ihm geschworen, dass ich ihn tot schlagen würde, wenn er irgendwas in der Art verbreitet. Weißt du das? Wusstest du das? Nein! Willst du wissen, warum ich mit deiner besten Freundin zusammen bin? Ich bin mit deiner besten Freundin zusammen, weil ihr Bruder eines der Sextapes gefunden hat, und damit droht es zu veröffentlichen, wenn ich nicht mit seiner Schwester zusammen bleibe, um so zu verhindern, dass sie einen echten Freund hat, einen der mit ihr schläft. Aber nein, ich tu das alles, obwohl ich jemandem ganz besonderem geschworen hatte, dass ich auf ihn warten würde, aber nein, für dich, nur für dich Raven hab ich mich selbst vergessen. Und genau das selbe bei dir Alex. Weißt du wie oft Typen wie Noel über die gergezogen haben, bis ich in ein paar mal in die Fresse gegeben hab? Weißt du das? Nein.' Spike weinte, und auch Ravens Augen füllten sich mit Trännen. 'Warum hast du uns das nie wissen lassen? Du hast mich im Glauben gelassen, dass du mich hasst, dass ich dir egal wäre. Du hast mir wehgetan Spike.' Spike nahm Raven in den Arm. Beide weinten. Und ich saß da und fühlte mich wie ein Arschloch. Ich hatte nicht nur versucht mit meiner besten Freundin zu schlafen, die meinen Bruder liebt - und welcher sie liebt, sondern ich hatte meinem Bruder jahrelang unterstellt, dass er genau dies nie war, dabei war es es immer. 'Spike? Es tut mir leid, ich, ich wusste nicht, dass du immer noch was für Faye empfindest, immerhin hast du sie abgewiesen.' 'Du darfst ihr davon nichts sagen, Jamie und Noel dürfen nichts erfahren, diese Tapes dürfen nicht an die Öffentlichkeit. Auf keinen Fall! Meine Schwester und ich nickten, und wir wussten beide, dass dies' eine selbstlose Tat von meinem  Bruder war, und wir ihm lange dafür danken mussten.

Komischerweise war es mein Bruder, mein ausdruckloser Bruder, der am meisten von der Liebe verstand, ob es um Geschwisterliebe oder um romantische Liebe ging. Er hatte uns all' die Jahre über aus dem Hintergrund Rückhalt und Schutz gewährleistet, und wir haben ihm immer vorgeworfen, dass er eigensinnig war. Manchmal kommt das Leben mit Wenden, die man selbst nie für möglich gehalten hatte..

 

 

Raven Sanchez

Wer hätte das gedacht? Mein Bruder ist gar nicht so ein riesen Arschloch, wie er immer tut. Wer hätte das gedacht? Also ich niemals. Nie. Was er alles für meinen Bruder und mich tut, wow. Aber so kann es nicht weiter gehen, ich muss an dieses Video kommen, ich muss es Noel entlocken, und ich weiß schon genau wie..

'Wo ist Dad?' 'Arbeiten.' Meine Mutter guckte ihr Brötchen an, ihr Gesichtsausdruck war ernst. Nach gefühlten Stunden hebte sie den Kopf, lachte und sagte: 'Ich werde das Wochenende fehlen, euer Vater braucht meine Hilfe.' , sie drehte sich zu Spike und guckte ihn an, 'Ich vertraue dir nicht nur das Haus an, Miguel, sondern auch deine Geschwister, also wag es nicht das Wochenende über einfach abzuhauen, du bleibst hier und hälstst alles unter Kontrolle, ist das klar?' Spike lachte. 'Miguel? Mom, so nennt mich keiner außer du.' 'Liegt, vielleicht daran, dass ich dir den Namen gegeben habe. Für mich bist du Miguel, da kannst du machen, was du willst.' Sie lachte und nahm ihn in den Arm. 'Mein kleiner Miguel.' Normalerweise hätte Spike sie jetzt gebeten audzuhören, aber heute umarmte er sie einfach und flüsterte ihr ins Ohr, dass er sie liebt. Es war selten, dass mein Bruder so etwas tat, aber ich denke, das Gespräch gestern hat ihm gezeigt, dass es keine Schande ist, seine Gefühle offener zu zeigen. 'Was hab ich denn verpasst?', Alex erschien verspätet zum Frühstück. Er fühlte sich immer noch schlecht wegen der Sache mit Faye. 'Also, ich pack dann jetzt mein Zeug, ihr esst zu Ende und geht dann zur Schule.' 'Gehst du heute oder erst morgen Mom?' 'Das Wochenende beginnt für mich am Freitag, Raven, also heute - noch bevor ihr wieder zurück seid.' 'Ok, Mom. Viel Spaß! Ich liebe dich.' 'Ich dich, oder wohl eher euch, auch.' Meine Mom gab uns allen ein Luftkuss und verschwand dann in ihrem Büro.

 In der Schule angekommen, machte ich mich auf den Weg Noel zu finden. Als ich ihn dann endlich gefunden hatte, stand er mit Aaron und Cole am Wasserspender. Aaron.. ich hatte kein Wort mehr mit ihm gewechselt, seitdem er mich versetzt hatte. 'Noel? Können wir kurz sprechen.' Er schaute mich mit großen Augen an, lächelte und antwortete: 'Na klar, worum geht's denn?' 'Ich bin sicher, du willst nicht, dass dritte davon was mitbekommen, wenn du verstehst was ich meine..' Er lachte, legte seinen Arm um mich und sah mir in die Augen: 'Ich glaube nicht, dass wir zwei ein Geheimnis haben, vielleicht wolltest du ja mit Aaron..' Ich unterbrach in mit meinem Gelächter, ich konnte nicht glauben, wie dumm er war. 'Noel, ich weiß, dass du meinen Bruder erpresst.' Er nahm seinen Arm von mir, schubste mich an die Wand und hielt mich fest: 'Du darfst das nicht Jamie sagen, sie denkt, er liebt sie, und das bleibt so.' Sein Blick wurde immer ernster. 'Ich würde dir vorschlagen, du nimmst deine Arme von mir, ich bin nämlich nicht nur Cheerleaderin, weißt du.' Er ließ von mir, blieb aber nah genug um sicher zu stellen, dass er flüstern konnte und so sicher stellen, dass keiner etwas mitbekommt. 'Noel, deine Schwester ist ein tolles Mädchen, glaubst du nicht, dass sie auch andere wollen würden?' 'Das ist ja das Problem Raven, sie wollen sie. Mehr als Sex ist da nicht drinne, und anders als dein Bruder, will ich nicht, dass meine Schwester rumhurrt.' 'Wie bitte? Ich hurre nicht rum.' 'Nicht? Seit ich hier bin, hattest du locker mit 23 Typen was am laufen.' Ich wurde rot, mir war das sichtlich peinlich. 'Wie bist du an das Video gekommen?' 'Weißt du, Raven, genau genommen gibt es das gar nicht. Und entschuldige mich, ich habe jetzt Physik.' Er gab mir einen Klopfer auf die Schulter und zog davon.

'Ich hab gehört, du und mein Bruder haben vor der Schule gesprochen? Ich dachte, wir hätten geklärt, dass er tabu ist?', lachte Jamie. 'Oh, ja. Es ging um Physik, ich hatte bei einem Thema Schwierigkeiten, und dachte er könnte mir vielleicht helfen. Du kennst meinen Bruder ja, der hilft ja eher ungern.' Ich zwang mir ein Lächeln auf und hörte ihr zu, wie sie von meinem Bruder schwärmte, und es zerbrach mein Herz. Ihr lag so viel an ihm, und er, er liebte sie nicht. Ich muss.. Irgendwas muss ich doch machen können. Irgendwas. 'Jamie? Liebst du meinen Bruder?' 'Na klar, wir sind doch ein Paar.' 'Ja, aber das muss ja nichts heißen.. ich' 'Raven, ich liebe deinen Bruder wirklich, aber ich glaube er liebt mich nicht. Er küsst mich nie von sich aus, lädt mich nie zu euch ein, simst mir nie, nichts.' 'So ist er. Ich krieg auch nur alle drei Monate eine Umarmung, kannst dich also glücklich schätzen.' Ich fühlte mich furchtbar. Ich hatte gerade meiner besten Freundin ins Gesicht gelogen. Ich wusste, dass mein Bruder verrückt nach Faye ist, schon immer. Seit er, oder wohl besser ich, denken kann. Jamie umarmte mich und flüsterte mir ins Ohr: 'Danke, du bist einfach die beste Freundin, die man haben kann.' Das half meinem schlechten Gewissen leider, noch mehr zu leiden.

Als ich zu meinem Spind wollte, hörte ich eine Stimme. 'Raven, wir müssen reden.' Es war Aaron. Ich wusste nicht warum, aber in dem Moment, als ich ihn sah, musste ich lächeln. 'Ok.' 'Was soll das?' Und da war es schon wieder verflogen. 'Ich versteh' nicht..' 'Noel? Was willst du von ihm? Reicht doch, dass du dich an Cole rangemacht hast. Du weißt..' Ich küsste ihn. Er schubste mich zurück. 'Nein, Raven. Ich will reden, ich kann das so nicht mehr.' Ich war überfordert. Ich mochte ihn, das tat ich wirklich, aber er mich nicht, zumindest nicht, wenn er mich näher kennenlernen würde, er würde merken, dass ich ganz anders bin. Kein dummes leichtzuhabendes Mädchen, sondern ein Mädchen war, dass wusste was sie will, sich das nehmen würde, egal was.. ich würde ihn nur entäuschen, also gab es nur eine Möglichkeit: 'Wir hatten was beschlossen, und daran wird sich nichts ändern. Sex ohne Gefühle, oder gar nichts, Aaron.' Meine Stimme zitterte. 'Gut, dann musst du dir wohl jemand anderen suchen.' Er ging. Dann drehte er sich noch einmal um und fügte hinzu: 'Aber lass es nicht Cole oder Noel sein.' Ich nickte und er zog endgültig davon. 

'Ich hab gehört, bei euch steigt heute eine Party?' 'Wie? Wer hat das denn gesagt? Alex?' 'Nein, Spike.' 'Spike? Sicher?' 'Ich bin seine Freundin, ich hab es aus erster Quelle, natürlich.' Annie kam hinzu. 'Ich darf doch auch kommen, oder Raven?' Sie gab mir ein verlogenes Lächeln. Annie gehörte zu den Menschen, die ich nie leiden könnte. Für mich war sie das Flittchen der Schule, denn im Gegensatz zu mir, schlief sie mit jedem, wirklich mit jedem, ich ließ nur jeden 6ten die Grenze überschreiten. Aber da Jamie Annie anhimmelte, blieb mir keine Wahl als ihr ein Ja zu geben. Da kam auch Spike schon vorbei. 'Hast du schon gehört, Rav?' 'Rav? Dein Ernst, Spike?' 'Bleib locker.' Er lächelte. Es war ungewohnt ihn so zu sehen, er zog immer eine Miene. Er war ganz anders als sonst, viel positiver. 'Also ich hab gehört, bei uns steigt heute eine Party?' 'Richtig.' Dann nahm er mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Er hatte etwas geplant..

Abends dann, war meine und Spikes Stufe bei uns zu Hause. Die Party war in vollem Gange. Und ich ergriff die Chance und ging rüber zu Noel. 'Na.' 'Raven? Was willst du?' 'Über das nicht existierende Band sprechen?' 'Was willst du wissen?' 'Ich will gar nichts wissen, ich will, dass du genau das meinem Bruder sagst. Und natürlich deiner Schwester, denn, wenn ich es ihr sage, dann wird sie dich hassen.' 'Pass auf Raven, was du tust.' 'Noel, ich bitte dich, siehst du nicht, wie lächerlich du dich aufführst? Mein Bruder liebt deine Schwester nicht, er liebt eine andere, und sie ihn, und wegen dir und deinen kranken Spielchen, ist er gezwungen mit Jamie zusammen zu sein. Du bist doch krank.' Er wollte mich gerade ohrfeigen, da ergriff ich seine Hand und guckte ihm in die Augen: 'Ich bin kein kleines Mädchen, Noel. Ich weiß sehr wohl mich selbst zu verteidigen. Also du wirst es Jamie sagen, damit Spike ein Leben führen kann, und auch deine Schwester.' 'Raven, weißt du was, ich biete dir einen Deal an.' 'Ich höre.' 'Dafür sollten wir irgendwo hin wo es leise ist.' 

In meinem Zimmer angekommen, setze sich Noel auf meinen Schreibstischstuhl und blätterte in meinem alten Freundschaftsbuch rum. 'Weißt du was Raven, hättest du klasse, wärst du ein sechser im Lotto, aber so leicht wie du dich hergibst..' 'Und weißt du was Noel? Wärst du nicht so ein Arsch, würde sich vielleicht auch jemand anderes als Annie für dich interessieren.' 'Ich weiß wie das alles hier aussieht, aber ich bin kein Arsch. Ich mach das doch alles nur, weil ich meine Schwester vor Arschlöchern bewahren will, und du mit deiner Art und dein emotionsloser Bruder, auf den meine Schwester schon ein Auge geworfen hatte, es bot sich an. Es war ein gutes Angebot.' 'Wie bitte?' 'Ich wusste nicht, dass dein Bruder verliebt ist. Wirklich nicht, ich dachte, er würde sich mit der Zeit in meine Schwester verlieben, und dann wäre alles gut. Es tut mir leid, echt. Ich..' Seine Stimme wurde immer zerbrechlicher, ihm kullerten ein paar Tränen die Wangen runter. 'Noel?' Ich ging näher zu ihm und nahm ihn in den Arm, da fing er an zu weinen. 'Raven, ich wollte doch nur Jamie schützen, ich will nicht, dass sie ihre Zukunft wegwirfst für irgendeinen Typen, ich wollte, dass sie einen distanzierten Freund hat, jemand der ihr helfen würde zu reifen..' Seine Worte wurden immer unverständlicher. 'Es ist ok, Noel. Es ist ok.' 'Es ist nicht ok, meine Schwester wird mir das nie verzeihen, sie wird mich hassen. Meine einzige Schwester.' 'Nein, wird sie nicht.' Ich sah ihn an, er war aufgewüllt. Er hatte sich tatsächlich nur Sorgen um seine Schwester gemacht. 'Wir werden Jamie hier von nichts erzählen, aber du wirst es Spike erzählen, damit er Schluss machen kann. Und ich kümmer' mich dann um Jamie, und ich werde aufpassen, dass sie sich keinen Arsch angelt. Ok?' 'Danke, Raven. Danke.' 'Gut, du bleibst erstmal hier und beruhigst dich, und ich hole Spike.' Als ich gerade gehen wollte, rief er: 'Raven? Es tut mir leid was ich über dich gesagt hab, du bist ein tolles Mädchen, wirklich.' 

'Spike? Hat jemand Spike gesehen?' 'Er ist in seinem Zimmer.' Durch alle Partygäste quetschend, betrat ich sein Zimmer. 'Raven!' Doch was ich da sah, ich konnte es nicht glauben. Er und Jamie waren gerade dabei.. 'Oh mein Gott.' Ich schloss die Tür und blieb wie versteinert davor stehen. Dann öffnete sich die Tür und Spike kam herraus. 'Raven!' 'Spike, was auch immer du vor hast, lass es, ich habe einen Kompromiss ausgehandelt, geh in mein Zimmer, da wartet Noel auf dich.' 'Ich versteh nicht.' 'Geh einfach.' 'Ich kann doch Jamie da so nich liegen lassen?' 'Ich regel das schon.' Während mein Bruder zu Noel ging und sich den Kompromiss anhörte, sorgte ich dafür, dass Jamie sich anzog und mit mir runter ging um zu feiern. Ich sagte ihr, dass mein Bruder sich um einen Betrunkenen kümmern musste, da wir sonst Probleme kriegen würden, und sie glaubte mir. Gott sei dank. Dann nach 20 Minuten kamen Noel und mein Bruder endlich runter. Spike zwinkerte mir zu und lächelte. Und Noel ging zu Aaron und feierte munter weiter. Nach zwei, drei Stunden waren dann endlich alle Gäste weg und ich konnte endlich schlafen gehen. Ich war fertig.

Aber ich hatte es geschafft, ich hatte meinem Bruder die Freiheit beschert, die er verdiente. Und ich war so stolz, jetzt musste ich nur noch lernen, mich selbst zu schätzen um vielleicht eines Tages so einen tollen Jugnen wie Aaron an meiner Seite haben könnte, der mich für mich liebt, und nicht meiner Hülle.

Jamie VanHouton

Manchmal frage ich mich, was ich ohne meinen Bruder tun würde. Er ist immer da für mich, redet mit mir, trainiert mit mir, lernt mit mir, er macht alles mit mir. Anders als meine Mutter, die kümmert sich nur darum, einen neuen Macker zu finden. Manchmal wünschte ich mir, wir wären eine normale Familie, mit Vater. Aber das ist nur ein Wunsch, und es wäre etwas zu spät, wenn jetzt einer dazukommen würde, sehr spät.

'Mom?' Sie hielt ihren Kopf, wahrscheinlich hatte sie gestern die Nacht durchgemacht und wiedermal zu viel getrunken. 'Mom?!' 'Ja, Jamie, was ist denn!?', ihre Stimme war laut. Noel kam in die Küche und warf meiner Mutter einen varachtenden Blick zu. 'Die Butter, wäre nett wenn du sie mir reichen könntest.' Mit einem knurren schob sie mir diese rüber. 'Danke, Mom.' Ich bemühte mich immer darum, ein gutes Mädchen zu sein. Nur einmal wolte ich Stolz in ihren Augen sehen, aber das war noch so ein unerfüllbarer Wunsch. 'Soll ich dich gleich zum Training fahren, Jamie?' 'Ich kann auch laufen, ist doch sonst viel zu umständlich.' Noel lachte: 'Ich muss doch selber zum Training, auch wenn zwei Stunden später, aber ich kann dir ja zusehen.' Ich gab ihm ein Kuss auf die Wange. Er wusste wie man ein guter Bruder ist, er wusste es einfach.

Im Auto dann, fragte er mich über Spike aus. 'Und, wie läuft es so mit Spike?' 'Ganz gut, er wird immer lockerer. Es ist viel schöner ihn glücklich zu sehen.' 'Sag mal, warum nennen ihn alle Spike? Er heißt doch Miguel? Ich mein..' Noel guckte mich fragend an. Wahrscheinlich erwartete man von mir, dass ich sowas wissen müsste, als seine Freundin, aber er hatte mir nie viel von sich erzählt. 'Ich weiß es nicht, den Gedankengang hatte ich noch nie.' Gelogen. Ich war nur zu stolz, zuzugeben, dass er mir sowas nicht erzählte. 'Wer ist den dieses Jahr so in deiner Mannschaft?' 'Überraschenderweise haben wir viele Spielerinnen, die eigentlich Cheerleaderinnen sind.' 'Also, wer denn so? Red' doch nicht so in Rätseln.' 'Ich, Annie, Eva, Amy, Brittany, Amy, Raven, Violett, Hanna, Zoe und Faye.' 'Sind ja fast alles Cheerleaderinnen eigentlich, wie kommt's dazu?' 'Wurden mehr oder weniger dazu gezwungen, weil die meisten die Fußball gespielt haben, letztes Jahr ihren Abschluss gemacht haben..' 'Dann musst du ja mit Abstand die beste sein.' Er sagte das mit dem Stolz in der Stimme, den ich von meiner Mutter immer haben wollte, ihn aber nie bekam. Aber er hatte nicht recht. 'Du hast Faye noch nicht spielen sehen. Sie hat's drauf!' 'Dann ist ja gut, dass ich heute zugucke, dann sag ich dir, was du machen musst, um besser zu sein. Ok?' Er massierte meine Schulter für einen Moment und gab mir dann einen Klopfer. Das machte er immer, wenn er mich anspornen wollte.

'So Mädchen, ihr wisst, euer erstes Spiel ist schon in drei Wochen. Und bis dahin müsst ihr als Team auftreten. Eva? Als Torwart ist es nicht nur deine Aufgabe die Bälle zu halten, sondern auch die Abwehr zu staffeln und Anweisungen zu geben, du bist in einer viel besseren Postion, siehst mehr, kannst also Tipps geben. Haben wir uns verstanden? Gut. Annie? Du musst den Ball abgeben, wenn du bedrängt wirst, und nicht an den nächstbesten Spieler, sondern an einen, der nicht bedrängt wird - ich weiß, dass ist schwer, aber auch genau so wichtig. Verstehst du? Ich hoffe.. Der Rest speilt den Umständen entsprechend gut. Vor allem Faye und Jamie haben verstanden, als Team zu funktionieren. Behaltet das bei!' Dann schickte uns die Trainerin aufs Feld und wir spielten uns ein. Kurz vor Ende, führten wir ein Spiel gegen die Jungs, die alle schon erschienen waren. Auch mein Bruder stand mit auf dem Feld. Es würde ein hartes Spiel werden, denn wir wollten unbedingt gewinnen. Allerdings verloren wir 2:3. 'Gutes Spiel, Schwester.' 'Du warst echt gut, Jamie. Dein Tor war auch unglaublich gut getreten. Musst mir mal beibringen wie du das sogut hinbekommst.' 'Danke, Faye. Mach ich, gerne sogar, aber dann musst du mir auch zeigen, wie du sogut dribbeln kannst.' 'Fairer Deal.' Ich mochte Faye, sie war eine gute Sportlerin, nett und aufrichtig. Natürlich lehnte sie sich manchmal gegen Annie auf, aber das waren Sachen, in die ich mich nie gern einmischte.

Faye und ich blieben da, da unsere Brüder jetzt Training hatten, und wir beide mit ihnen zurück fahren wollten, oder auch mussten. 'Seit wann spielst du schon Fußball?' 'Seit ich sechs bin, davor hab ich immer Rugby oder Lacrosse mit meinem Bruder gespielt. Er hat den Sport geliebt, ziemlich schade, dass sie jetzt auch Fußball spielen müssen. Du?' 'Seit ich denken kann, ich hatte nie großartig Interesse an Barbies, ich wollte immer sein wie mein Bruder, hatte eine Zeit lang sogar die Haare wie er, war ziemlich lustig. Ich sah genau aus wie Noel. Faye?' Sie guckte mich an. Sie war ein sehr schönes Mädchen, lange braune Haare, helle Haut, und ein perfekt plaziertes Muttermal zierte ihre linke Wange. 'Es gibt da so Gerüchte, dass du.. du und Spike mal was hattet, stimmen die?' Ihr Gesicht erstarrte. 'Ehrlich? Jein. Wir haben uns öfter getroffen, uns auch ein mal geküsst, aber viel mehr war da eigentlich nicht. Natürlich hat man viel über sich geredet, viel ausgetauscht, aber davon muss ich dir ja nichts erzählen, du weißt sicherlich viel mehr über ihn als ich. Mach dir kein Kopf, er will mich nicht.' 'Willst du ihn noch?' Die Minuten bis sie antwortete zogen sich in die Länge, mein Herz raste. 'Ich habe nie aufgehört ihn zu wollen, allerdings hab ich aufgehört, ihm das zu zeigen. Er hat dich und scheint glücklich zu sein, da will ich nicht zwischenfunken. Ich hoffe dich stört das nicht, aber ich will dich da jetzt nicht anlügen. Aber er hat mir selber gesagt, dass zwischen uns was war und er bestand drauf, dass ich die Dinge als vergangen ansah. Von daher, ist es klar, dass er von mir nichts will, sondern von dir.' 'Danke, dass du so ehrlich bist.' Mir entwich eine Träne. 'Warum weinst du denn?' 'Ich glaube, er.. er liebt mich nicht.' 'Glaub mir, würde er dich nicht lieben, wäre er nicht mit dir zusammen, er mag nicht der offenste sein, aber er ist ehrlich. Ich weiß das, ich kenne ich mein ganzes Leben lang.' 'Und warum erzählt er mir nie etwas von sich? Ich weiß nichts über ihn.' 'Hast du ihn denn je mal was gefragt?' 'Nein..' 'Tja, Jamie. Er hat mir auch nie etwas von sich aus erzählt.' Ich wusste, dass sie log, aber ihre Absicht war süß - sie wollte, dass ich mich besser fühlte.

'Noel? Kannst du mich zu Spike fahren?' 'Klar, aber im Gegenzug, will ich eine Antwort.' 'Ja?' 'Worüber hast du mit Faye gesprochen?' 'Über Spike. Ich hab sie gefragt, ob sie und er wirklich was hatten.' 'Wie? Die beiden? Was?' Noel konnte sich vor lachen kaum halten. 'Warum lachst du? Es ist nicht lustig.' Allerdings wirkte ich nicht sonderbar ernst, da ich mich selbst kaum vor Lachen halten konnte - konnte ich nie, wenn Noel einmal anfing. 'Die beiden passen doch kein Stück. Ich mein sie ist so voller Leben, süß, intelligent, sportlich.. und er? Nun ja, er nicht.' 'Noel! Red' nicht so über ihn.' 'Tschuldige, aber ist doch die Wahrheit.' 'Dann wird dich das aber wundern, er hat keine Gefühle für sie, sie aber noch für ihn.' 'Dann ist sie es also..', murmelte Noel vor sich hin. 'Wer ist was?' 'Ach nichts, nur, ich wusste nie, er das Mädchen vor dir gewesen sein soll, jetzt weiß ich's.' Er lächelte nervös und wich jedem Augenkontakt mit mir aus. 'Gut, wir sind da, soll ich warten oder bringt er dich dann später?' 'Das zweite. Danke, tschüss.'

 Ich klingelte. Alex öffnete mir die Tür. 'Hey, Alex.' 'Hallo, Jamie. Spike ist nicht da, er ist noch auf der Arbeit.' 'Oh, wann ist er denn da?' 'In dreißig Minuten.' 'Ist Raven da?' 'Nein, sie ist auf einem Date.. wenn du willst kannst du trotzdem drinne warten. Ich hab mir gerade was zu essen gemacht, willst du auch was?' 'Kommt drauf an. Was gibts denn?' 'Reis mit Lachs.' 'Das schmeckt?' 'Probier und sag's mir.' Dann saßen wir zusammen in der Küche und aßen. 'Warum sind du und Amy eigentlich nicht mehr zusammen?' 'Wir haben erkannt, dass wir eigentlich nicht mehr als Freunde sind - oder sein sollten. Und ich glaub, wir haben beide auch schon wieder jemand neues im Auge.' 'Stimmt, sie datet ja momentan Nick.' 'Eben.' 'Und was ist mit dir?' Er wurde nervös. 'Du must es mir nicht sagen, wenn du nicht willst.' 'Ich befürchte, dass es eigentlich egal ist, weil sie mich nicht liebt, nicht auf die Art und Weise.' 'Es ist aber nicht Raven, oder?' Alex brach in Lachen aus. 'Um Gottes Willen, nein! Es ist Faye.. nicht Raven. Oh mein Gott. Das wäre abartig.' Mein Gesicht versteinerte. 'Faye? Bist du sicher, dass du sie liebst, ich mein.. sie ist doch auch deine beste Freundin?' 'Schon.. aber als ich sie geküsst hab, da hatte ich ein ganz anderes Gefühl als bei Amy. Viel intensiver.' 'Ihr habt euch geküsst?' 'Ja, aber ich glaub sie hat es nur getan, um Spike.. oh scheiße.' Er hob seinen Kopf und guckte mir starr in die Augen. Bevor er was sagen, konnte, machte ich ihm klar, dass ich von ihren Gefühlen für ihn bescheid wusste. 'Na ja, wir haben auf jeden Fall nicht darüber geredet, und auch kaum gesehen seitdem, es ist komisch.' 'Vielleicht solltest du das vergessen.. außer, wenn du sie wirklich liebst, dann solltest du ihr das sagen.'  Ins Gespräch vertieft, hatten wir beide nicht bemerkt, dass Spike schon längst da war, und wahrscheinlich das meiste mitgehört hatte. 'Jamie, können wir kurz rauf? Wir müssen reden..'

'Was ist denn?' Er guckte mich nicht an, sondern fokussierte seine Schuhe. 'Jamie, ich.. ich weiß echt nicht, wie ich es dir sagen soll, aber ich..' Ich wusste, was er sagen wollte, aber mich überraschte, dass er es nicht fertig brachte. Er war sonst immer sehr direkt. Auch zu Faye. Ich schien ihm also etwas zu bedeuten. 'Spike, willst du Schluss machen?' 'Wenn ich..' 'Spike, die Wahrheit, bitte.' 'Weißt du, am Anfang hätte ich nie gedacht, dass ich mal so viel für dich empfinden würde, doch.. als Faye wieder da war, wusste ich, dass ich noch so viel für dich empfinden könnte, ich würde immer mehr für Faye empfinden.' Er guckte mir endlich ins Gesicht. 'Jamie, ich will weder mich noch dich länder belügen, ich kann das nicht mehr, du bist echt toll, und es tut mir weh, dich zu verletzen, aber ich..' 'Red nicht weiter, bitte.' Ich spürte wie pro Sekunde fünnfzig Tränen meine Wange runterliefen. Ich wollte stark sein, nicht weinen, nicht vor ihm, aber ich konnte nicht. Ich wollte ihn, ich will ihn immer noch. 'Bist du dir sicher? Bist du dir sicher, dass du mich nicht mehr lieben kannst?' Er nickte. Ich gab ihm ein Kuss auf die Wange und brachte mit zerbrechlicher Stimme ein 'Danke für deine Ehrlichkeit, viel Glück.' heraus. Ich war nicht sauer, ich war einfach verletzt. 'Jamie? Es tut mir echt Leid, aber ich bin mir sicher, dass du jemanden finden wirst, derr dich über alles liebt. Ich weiß das.' Er lächelte, und ich lächelte auch, ich wollte nicht, dass er dachte, ich wäre sauer, denn das konnte ich nicht.

Als ich runter zur Tür lief, kam Alex auf mich zu, und nahm mich in die Arme. Ich drückte mich an ihn und weinte. Dann bat ich ihn darum mich nach Hause zu fahren. Im Auto sprach er kein Wort. Erst als wir ankamen, fragte er: 'Bist du ok? Was ist passiert?' 'Er hat Schluss gemacht. Wegen Faye, er liebt sie doch noch.' Er legte seine Hand auf meine Schulter. 'Alex? Hat mich Spike je geliebt?' 'Weißt du, Spike redet nicht viel, also kann ich dir nur sagen, was ich vermute..' 'Ist ok. Das reicht.' 'Er liebt Faye seit dem Kindergarten, er hat nie jemand anderen geliebt, hat sich nie mit jemandem getroffen, nie. Für ihn gab es nur sie. Als er damals mit dir zusammen kam, war das ein Schock für mich, du warst anscheinend die einzige die ihr annähernd das Wasser reichen konnte, er hatte Gefühle für dich, sicher. Aber ob es Liebe war, das bezweifle ich. Nicht weil du kein tolles Mädchen bist, aber einfach, weil sein Herz immer schon Faye gehörte.' 'Der Faye, der auch deins gehört.' 'Weißt du, ich hab nachgedacht, darüber was du mir gesagt hast. Für mich ist Faye das tollste Mädchen, aber sie ist auch mit das einzige das ich wirklich kenne. Ich habe mir nie die Mühe gemacht andere kennenzulernen; ich glaube, ich entscheide zu voreilig. Ich liebe Faye, ja. Aber als Schwester, nicht.. Wenn ich an den einen Abend denke, ekel ich mich schon fast vor mir.' 'Alex, glaub mir, du kannst mehr Mädchen haben, als du glaubst, weißt du wie viele aus unserer Stufe dich heiß finden? Oder gar die eine unter uns?' Er war schockiert, er hatte nicht damit gerechnet. 'Wirklich?' 'Da bin ich mir ganz sicher. Selbst ich, anfangs fand ich eigentlich dich toll, nicht deinen Bruder, aber du warst schon mit Amy zusammen, da ließ ich mich auf Spike ein und verliebte mich in ihn..' 'Jamie?' 'Ja?' 'Du solltest jetzt lieber aussteigen, sonst passiert was, was du nicht willst, und ich blamiere mich.' Alex wirkte nervös. Ich beugte mich zu ihm rüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. 'Schade.' Er guckte mich an, er verstand nichts. 'Wenn du denkst, ich will es, zöger nicht.' Er guckte mich verdutzt an. Ich lächelte keck zurück.

Zuhause angekommen saß Noel auf der Couch und guckte ein Champions-League Spiel. 'Wer spielt?' Er erschrak: 'Schleich dich nie wieder so von hinten ran. Warte mal, hast du geweint? Was ist passiert?' 'Ich bin jetzt Single. Spike liebt Faye immer noch..' 'Jamie.. mir tut es so leid.' 'Es ist schon ok, er war ehrlich, das zählt.' Noel nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Wange. 'Bayern München gegen OSC Lille. Und dich wird es freuen, Bayern führt, 4:0.' 'Du bist schon so ein süßer Bruder.' 'Ich wüsste noch etwas, dass dir den Tag rettet, eventuell.' Ich guckte Noel verdutzt an. 'Wie? Was denn?' 'Ich hab mich heut mit Faye getroffen.' 'Und warum sollte mir das den Tag retten?' 'Vielleicht ist Spike für sie jetzt kein Thema mehr.' 'Nur weil ihr euch getroffen habt? Noel, nicht dein ernst.' Ich brach in Lachen aus. Er blieb ernst. 'Es war auch mehr ein Date. Es hat zwar lang gedauert, bis ich die Erlaubnis von Cole hatte, aber noch länger hat ihre Zusage gedauert. Aber am Ende hat sie sich wohl doch gefreut, immerhin hatten wir eine gute Zeit.' Ich wusste nicht, was ich darüber denken sollte, also hab ich einfach nichts gesagt und mich an meinen Bruder rangekuschelt.

Und so schnell war meine erste Liebe vorbei.. Wobei schnell? Wir waren lange zusammen, sehr lange, ich bin sehr gereift, habe viel was ich Spike verdanke, da kann ich ihm nicht böse sein; auch wenn mir der Gedanke er und Faye kommen erstmal nicht zusammen gefällt, denn so schnell ihn mit einer anderen zu sehen, das will ich nicht. Auf keinen Fall will ich das! Und es ist doch viel besser, wenn ich zuerst einen Neuen hab, jemand der zu mir passt, jemand der sich in mich verlieben könnte, jemand wie Alex.. mit dem man reden kann. Ich werde schon jemanden finden, der mich liebt!

Miguel 'Spike' Sanchez

Endlich konnte ich Jamie sagen, was ich wirklich fühle, und endlich kann ich Faye sagen, was ich fühle. Endlich. Das Problem ist nur, wie soll ich es Faye erklären? Liebt sie mich wirklich noch? 

Endlich war Montag, endlich würde ich Faye in der Schule sehen und mich mit ihr verabreden können. Endlich. Ich verschwendete auch keine Sekunde - ich ließ das Frühstück aus und fuhr direkt zur Schule. Dann sah ich sie, wie sie aus dem Auto ihres Bruders ausstieg. Sie war so wunderschön. Ihre langen braunen Haare, ihr einzigartiges Lächeln, ihre großen braunen Augen, ihr.. ihre Perfektion. Sie war wie ein Kunstwerk, einfach zu perfekt um wahr zu sein. Aber sie war echt und ich würde alles tun, damit sie meins wird. Alles.

'Faye?' Verdutzt drehte sie sich um und guckte mich verwundert an. 'Ach, redet man wieder mit mir? Wie kommt's zur Ehre? Willst du etwa dein T-Shirt zurück?' Ich lachte, sie blieb ernst. 'Spike, es gibt keinen Anlass zu lachen.' 'Es tut mir Leid.' 'Sollte es dir auch. Gibt's irgendwas wichtiges? Sonst würde ich gern schon mal in meinen Klassenraum.' 'Du hast noch zehn Minuten Zeit bis der Unterricht beginnt.' Sie wich meinen Blicken aus. Sie war verletzt. 'Ich weiß, Spike. Ich weiß. Ich seh nur keinen Grund, warum ich eben diese zehn Minuten mit dir verbringen sollte, du hast mir deutlich gemacht, dass dir nichts mehr an mir liegt.' Ich kratze mich am Hinterkopf, das tat ich immer, wenn ich nicht weiter wusste. Ich war nie der, mit der goldenen Zunge, ich wusste nie, was man sagen musste, um jemandem zu zeigen, was man fühlt, denkt oder will. 'Faye, ich, ich war ein Arschloch.' 'Nichts warst, du bist eins. Und jetzt bitte, ich will nicht mit dir reden. Nicht Montagsmorgens.' 'Wir wärs mit Montagabend? Und ohne ein Ja, kommst du auch nicht vorbei.' Sie lachte, aber nicht weil sie es lustig fand, sondern lächerlich: 'Ok, wenn du mich sonst nicht in Ruhe lässt. Du holst mich einfach ab von zuhause, ich hoffe du weißt noch wo ich wohne.' 'Klar. Zieh dir was schickes an, du willst ja nicht underdressed sein.' 'Sagst du?' 'Ich freu mich schon.' Sie nickte und ging weg. Ich war ihr nicht böse, ich hatte sie verletzt. Sie hat mich geliebt, zwei Jahre lang hat sie das, hat sich gefreut mich wiederzusehen, und ich? Ich bin das totale Arschloch ihr gegenüber gewesen, da darf sie so sein. Ich hätte nie gedacht, dass sie so stark sein könnte, und mich schmorren lassen könnte, aber England hat ihr wohl viel Reife geschenkt.

Die ersten beiden Stunden konnte ich an nichts anderes denken, als an Faye. Zwar schienen alle davon, überzeugt zu sein, dass sie noch Gefühle für mich hatte, aber ich war mir da nicht so sicher, denn ich hatte mich ihr gegenüber echt scheiße verhalten. Ich habe sie wochenlang ignoriert. In der großen Pause bestärkte sich mein Gefühl, denn ich sah Faye und Noel: 'Na.' 'Oh, hey Noel.' 'Ich wollte fragen, ob wir heute uns nochmal treffen könnten.' 'Problem. Ich hab mich schon mit Spike verabredet, er will unbedingt mit mir reden.' 'Oh. Schade.' 'Aber wenn du willst, kannst du vorher vorbeikommen, und sobald ich gehe kannst du ja mit Cole Fußball gucken.' 'Gut. Dann machen wir das so, ich komm dann einfach nach der Schule, ich bring nur kurz Jamie nach Hause, und dann komme ich vorbei.' 'Gut.' Dann gab Noel ihr ein Kuss auf die Wange und ging. Aber nicht nur ich war überrascht von der Situation, auch Amy fragte Faye was passiert war: 'Noel? Dein Ernst? Ich dachte du magst ihn nicht? Er wäre nicht dein Typ etc?' 'Nun ja, er ist ja immer hin ein Freund von meinem Bruder, das heißt, er kann nicht so schlimm sein, und er hat erstmal bei ihm um Erlaubnis gefragt, das fand ich sehr süß. So ein bisschen Old-School mäßig.' 'Das du so ein Girlie bist, hätte ich nicht gedacht.' 'Amy! Ich treff' mich ja nur mit ihm, da ist ja nichts.' 'Noch nichts. Er will doch offensichtlich was von dir.' 'Komm, Amy, ich will nicht darüber reden jetzt. Und vielleicht entwickle ich ja auch noch Gefühle für ihn, wer weiß..' 'Oh ja, als ob du jemals über Spike hinweg kommst.' 'Vielleicht schaffe ich das ja, ich mein er hat mich wochenlang ignoriert, da sind die Gefühle ja auch nicht mehr das selbe, Amy.' 

Nach der Schule zerbrach ich mir den Kopf darüber, was Noel und Faye wohl gerade taten. Ich machte mir Sorgen, ich wollte nicht, dass sie sich neu verliebt, ich wollte sie. Ich brauchte sie. Ich.. sie war einfach mein Schwachpunkt. Dann war es endlich soweit, ich musste Faye abholen. Vor ihrem Haus dann, blieb ich noch kurz im Auto, denn Aaron wartete in seinem Auto, anscheinend auf Noel. Dieser kam dann aus dem Haus. An der Tür verabschiedete er sich mit einem Kuss auf die Wange bei Faye. Gottseidank, nur ein Kuss auf die Wange. Doch nichts da, Faye nahm sein Gesicht in die Hände und zog es ganz nah an ihrs. Dann sagte sie etwas und küsste ihn auf den Mund. Er legte seine Hände auf die Hüfte und schien den Kuss zu genießen. Dann lächelten sich beide an, er ging ins Auto und sie zurück ins Haus. Ich wartet fünf Minuten, ich wollte nicht, dass sie vermuten konnte, dass ich das gesehen hatte.

Ich stand vor der Tür. An der Stelle, wo sich Faye und Noel geküsst haben. Ich klingelte. Ihre Mutter öffnete mir dir Tür. 'Oh, hallo Miguel. Wie geht's dir? Wie gehts deiner Mutter?' 'Gut, gut.' 'Haben wir uns lange nicht mehr gesehen. Du bist ja ein Mann geworden. Wow. Faye kommt gleich, sie zieht sich noch um. Willst du drinne warten?' 'Ok.' Innen drinne, war auch ihr Vater. 'Du in Hemd und schicker Hose? Ich mach nur Spaß. Hallo Miguel.' Herr McCohen klopfte mir auf die Schulter. Komischerweise mochten mich Herr und Frau McCohen, dabei hab ich nie viel geredet, nie. Zehn Minuten wartete ich auf Faye. Dann kam sie endlich. In einer engen schwarzen Hose, hohen schwarzen Schuhen und einem weißen Hemd ohne Ärmel. Doch die Sache, die meine Augen fixierten, waren ihre dunkelrot geschminkten Lippen. Sie war perfekt. 'Du siehst wunderschön aus.' 'Danke. Schön, dich auch mal in was anderem als deiner Lederjacke zu sehen.' Ihr Sarchasmus war immer das, was mich zum lächeln brachte, auch dieses mal. 'Um Mitternacht bringst du uns sie zurück, ja Miguel?' 'Natürlich. Schönen Abend noch, Mr und Mrs McCohen.' 'Euch auch!'

'Miguel?' 'So nennen mich alle Erwachsene.' Wir lachten. 'Danke, Faye. Es ist nicht selbstverständlich, dass du mir eine Chance zum Erklären gibst.' 'Dein Glück, dass wir uns so lange kennen.' Sie wandte ihren Blick aus ihrem Fenster. Ich meinen auf die Straße. 'Wie kommt es, dass du mit dem Auto kommst?' 'Ich kann mich doch nicht ohne Lederjacke auf mein Motorrad setzen.' Ich liebte ihren Sarchasmus, weil er mich dazu anspornte, sellbst einen zu entwickeln. Sie lachte, versuchte allerdings es so leise zu tun, dass ich es nicht mitbekommen würde. 'Wir sind da.' 'La Foret? Du führst mich in ein Restaurant aus, das Wald heißt?' 'Ich dachte, es heißt Schnecke. Auf jeden Fall gibt es die hier, und ich weiß, dass du die gern isst.' 'Oh ja, ledier tue ich das.' 'Wieso leider?' Sie grinste mich an. Und ich sie, doch als sie dies bemerkte, blockte sie ab. 'Dann lass uns rein, hab nämlich schon Hunger.' 'Gut.' Ich konnte meinen Blick nicht von ihr wenden, und das schien sie nervös zu machen.

 'Bonjour. Wissen Sie schon, was Sie essen wollen?' Ich ließ Faye bestellen, dann bestellte ich. 'Sag mal, Spike, hast du überhaupt genug Geld dabei?' 'Klar, ich geh arbeiten, bezahle davon nur mein Motorrad, da bliebt jeden Monat viel übrig. Keine Sorge.' Als das Essen dann da war, fragte Faye: 'Wolltest du mich nur auf ein Treffen schleifen um mir Schnecken zu spendieren, oder gibt's da einen anderen Grund?' 'Natürlich gibt es denn, aber ich glaube nicht, dass der dich nocht interessiert.' Faye kniff ihr Augen zusammen und schüttelte ihren Kopf fragend kurz nach links und dann nach rechts. 'Ich wollte mich in erster Linie entschuldigen, dafür, dass ich so scheiße war.. Ich war mit Jamie zusammen, und ich wusste, dass, wenn wir Kontakt hätten, dass ich.. weißt du, ich wollte anfangs nichts von Jamie, ihr Bruder hat mich mehr oder weniger dazu genötigt.. er meinte er würde sonst ein SexTape von Raven veröffentlichen, dass es genau genommen nie gab, aber es war schon klar, dass ich das glauben würde; und sein wir ehrlich, er wusste, dass ich das nicht sehen wollte und ich ihm ohne das angebliche Band anzusehen, glauben würde.' 'Und warum sollte Noel sowas machen?' 'Er wollte nicht, dass seine Schwester mit einem Arschloch anbandelt, und bei mir dachte er, dass ich sie nicht berühren würde, wenn du verstehst was ich meine.' 'Oh ja, du redest ja nie offen über sowas, also weiß ich, was du meinst. Aber das erklärt nicht, warum du so scheiße zu mir warst, Spike. Du hast mich ignoriert, oder hat er dich auch dazu gezwungen?' Sie guckte mich erwartungsvoll an, in meinem Kopf waren eine Milliarde Wörter, Fragen, Antworten, aber nichts passte. Ich hatte es wohl verbockt. Ich schüttelte den Kopf, denn mein Mund wollte sich nicht öffnen. Selbstschutz? 'Warum hast du es dann getan, Spike?' 'Faye, ich.. du..' Sie legte ihre Gabel hin und schaute zur Seite. 'Weißt du, du bist ganz anders; früher warst du höflich, zuvorkommend, hast nie viel gesagt, kamst nie in Erklärungsnot, hast mich nicht in ein teures Restaurant ausgeführt, sondern bist mit mir auf deinem Motorrad durch Jacksonville gefahren, hast mir vieles erklärt, mich reifen lassen.. du warst einfach du selbst. Jemand besonderes, und jetzt? Jetzt.. Jamie scheint dich verändert zu haben, und wahrscheinlich tut dir das gut, auch mal auf Menschen zuzugehen, wirklich, aber ich.. ich brauche Zeit, Spike. Du warst jemand ganz besonderes für mich, du hast mich so lange ignoriert.. ich kenn dich gar nicht mehr. Ich weiß gar nicht, wer du bist.' 'Ich war jemand besonderes für dich?' Sie richtete ihren Blick auf mich. 'Spike, ich.. ich werde immer etwas für dich empfinden, aber ich brauche erstmal Zeit um wieder anzukommen.' In mir wuchs die Wut. 'Weißt du, Faye. Du bist auch anders, früher hättest du dich niemals mit so jemandem wie Noel VanHouton abgegeben, und jetzt? Jetzt datest du ihn. Und da willst du mir sagen, dass ich mich verändert habe? Dann hast du mich nie gekannt. Ruf deinen Bruder an, ich werde dich nämlich nicht nach Hause bringen.' Ich legte das Geld für die Rechnung auf den Tisch, verließ das Lokal und setzte mich in meinen Wagen.

Ich saß da und blickte in die Ferne. Meine Gedanken schwirrten um die letzten zwei Jahre. Natürlich hatte ich mich verändert, ich hatte gelernt offener zu werden. Die Zeit mit Jamie tat mir gut, ich brauchte jemanden, mit dem ich Zeit verbringen konnte, der mir vertraute.. Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Faye stand vor meinem Fenster, ich ließ es herunter. 'Ich werde meinen Bruder nicht anrufen.' Ich nickte: 'Setz' dich.' Ich fuhr sie nach Hause; den ganzen Weg über versuchte ich sie nicht anzugucken, ich wollte nicht sehen, was ich verbockt hatte. Als wir endlich da waren, stieg sie nicht aus. Sie nahm meine Hand. 'Es tut mir Leid, Spike.' Ich guckte sie erstaunt an. 'Warum entschudligst du dich? Für was?' Sie lächelte. 'Ich bin einfach zurückgekommen, mit dem Gedanken, du hättest gewartet, zwei Jahre non-stop an mich gedacht, dich nach mir gesehnt.. weil.. ich, ich hab genau das getan, Spike. Ich habe zwei Jahre an dich gedacht, ich wollte bei dir sein. Ich hab dich geliebt. Es war falsch von mir, so etwas von dir zu erwarten, da es nicht selbstverständlich ist.' 'Ich habe gewartet, Faye. Wenn ich bei Jamie war, ich habe mir immer vorgestellt sie sei du.. Aber ich habe dich nicht geliebt.' Fayes Augen fülllten sich mit Tränen. 'Ich tue es immer noch, Faye. Es wird keinen Tag geben, an dem es nicht so ist.' Sie streichelte meine Wange und kam näher. 'Aber ich verstehe, dass du Zeit brauchst, du bist jetzt mit Noel zusammen, das ist ok.' Sie schüttelte den Kopf. 'Ich werde dich auch noch in einer Woche lieben, auch in zwei, in einem Monat, in einem Jahr.. immer.' Sie legte ihre Hand in meinen Nacken und kam näher. Sie guckte mir direkt in die Augen. Mir wurde ganz warm. Ich starrte auf ihre Augen, dann auf ihre Lippen. Mein Verlangen sie zu küssen war groß, sehr groß. Und dann geschah es tatsächlich, sie küsste mich. Erst kurz und schüchtern, dann hartnäckig,intensiv und leidentschaftlich. Unser Verlangen starb nicht ab, es steigerte, bis wir die Nacht zusammen verbracht hatte, in dem Auto meines Bruders. Es war unser erstes Mal. 'Das ändert nichts daran, dass du mit Noel zusammen bist, oder?' Sie guckte mich an. 'Nein. Diesmal wirst du warten müssen, wohl oder übel.' Ich lachte, nahm sie in den Arm und küsste sie, ich wollte sie nicht wieder gehen lassen, ich hätte sie gern hierbehalten, aber es war schon fast Mitternacht. 'Ich muss jetzt gehen, Spike.' Ich guckte sie nur an und sah ihr dabei zu, wie sie sich anzog. Als sie die Tür öffnen wollte, hielt ich sie kurz am Arm: 'Ich liebe dich Faye McCohen.' Sie küsste mich noch einmal. 'Ich dich auch, Miguel Sanchez. Mal sehen, was die Zeit bringen wird.' Dann ging sie nach Hause. 

Das Mädchen, das ich liebte, liebte auch mich. Man müsste meinen, es sei alles perfekt, aber was, wenn sie genau das in Panik versetzt? Wenn sie genau das nicht will? Wenn sie es bevorzugt, einem Typen den Vorzug zu geben, der es gar nicht verdient hat?.. Manchmal bleiben die Gefühle und Gedanken eines anderen für einen selbst ein unlösbares Rätsel. Und genau das war Faye für mich. Ein wunderschön kniffliges und schlicht weg unlösbares Rätsel. Aber genau diese Art, die ich einfach nicht verstehen würde, ihren Humor, ihre Ansichten, ihre schwankenden Meinungen zu allem, all' dies waren Gründe, warum sie für mich alles war, was ich je vom Leben erhofft hatte. Sie war die Erfüllung meines Lebens, der eine Mensch, dem ich alles anvertrauen würde, auch mein Selbst. Ich liebte Faye McCohen.

Faye McCohen

Da hab ich endlich das, was ich hören wollte, gehört, war aber zu stolz um direkt daraufeinzugehen. Typisch ich. Wie kann man nur so doof sein? Ich will Noel doch gar nicht, klar, er bemüht sich, ist auch intelligenter als ich dachte, aber er ist nicht Spike, wird auch nie an ihn rankommen, das ist klar. Oder?

'Dad? Du bist noch hier? Ich dachte du bleibst nur bis gestern.' 'Ich hab 'ne Woche frei, Schatz.' Ich nahm ihn in den Arm. Seine Umarmungen waren die schönsten, denn man merkte, wie er es genoss. 'Sag mal, was war denn gestern mit Spike? Erzähl mal.' 'Dad! Sowas erzähl ich dir doch nicht.' Er wandte seinen Hundeblick an. 'Von dir hab ich den also. Wir waren nur essen, du weißt ja, ich date Noel, nicht Spike.' 'Und das ist es, was mich wundert. Als wir in England waren, wolltest du die ganze Zeit wieder zurück, zu Amy, Alex.. und Spike. Bist du sicher, dass du das Richtige tust?' Nein 'Ja.' Mein Vater guckte mich fragend an. 'Cole, gut geschlafen?' 'Ich frage mich, ob ich das immer noch tue. Was machst du hier? Und wo ist Mum?' 'Ich hab mir eine Woche frei genommen, sie muss zu einer weiteren Fortbildung.' Ich ging in die Küche und machte uns ein paar Pancakes, als ich zurück ins Esszimmer kam, bemerkte ich, dass mich Cole missachtend ansah. Er war sauer, aber wegen was? 'Ich erwarte, dass ihr beiden heute pünktlich nach der Schule nach Hause kommt, ja? Ich mach uns was schönes zu essen, und wir reden endlich mal wieder, so wie in England.' Cole nickte und auch ich stimmte zu.

'Cole?' Er reagierte nicht, er schloss die Tür zu seinem Auto auf und stieg ein. Ich setze mich neben ihn nach vorne. 'Hab ich was verpasst?' Er sah mir in die Augen. Sein Blick war kalt. 'Warum?' 'Was, warum?' 'Faye, du weißt ganz genau, was ich meine..' Aaron musste es ihm erzählt haben. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Auf einer Seite ist es nicht seine Angelegenheit, auf der anderen Seite, verstehe ich, wenn er sich hintergangen fühlt.. 'Gib nicht Aaron die Schuld.' 'Das mein ich gar nicht.' 'Nicht? Dir macht das nichts aus?' 'Nein. Also schon, aber die Absichten waren ja nicht.. du weißt, es war.. Egal, lenk nicht ab.' 'Tut mir Leid, Cole. Aber dann weiß ich nicht, worüber ich dir was erzählen sollte.' 'Wie wärs denn mit Noel?' 'Ich dachte, du bist einverstanden.' 'Bin ich auch, deswegen fand ich die Nummer in Spikes Auto nicht ganz so witzig, genau wie Noel.' 'Wie? Du hast dabei zugesehen?' 'Nein, ich hab den Kuss gesehen, und ja.. das weitere kann man sich ja wohl denken.' 'Du hast es Noel erzählt?' 'Nein, er hat es gesehen. Er hatte was bei uns vergessen und wollte es noch mal abholen. Als wir dann raus sind, zum Auto, damit ich ihn nach Hause fahren kann, haben wir es gesehen.' 'Scheiße..' 'Faye, wenn du nicht weißt, was du willst, dann willst du auch nichts.' 'Ich mag Noel, und er verdient eine Chance, aber Spike.. er, er hat mir gestern Dinge gesagt, auf die ich zwei Jahre gewartet hab.' 'Weißt du Faye, ich verurteile dich nicht, keineswegs. Aber du musst bedenken, dass andere auch Gefühle haben, und du diese sehr leicht verletzt. Ich mein, Noel war total fertig, ich wusste gar nicht, ob ich ihn so zu Hause absetzen sollte.' 'Ich werd das klären. Mach dir keinen Kopf.' 'Das hoffe ich.' 

An der Schule angekommen, war ich mir gar nicht mehr so sicher, alles klären zu können, trotzdem beschloss ich ihn zu suchen. Und es dauerte auch nicht lange, da erblickte ich ihn - neben Annie. 'Noel?' Er drehte sich zu mir. Sonst hätte er gelächelt, mir ein Kompliment gemacht aber diesmal stand er da und wartete, sicherlich auf eine Entschuldigung, die er auch verdiente, aber ich wollte das Ganze nicht vor Annie klären. 'Können wir reden?' Er nickte. Ich blickte zu Annie. Sie stand da und bewegte sich kein Stück. 'Unter vier Augen, Annie.' Sie verdrehte die Augen 'Wir reden später, Noel, ja?', gab Noel einen Kuss auf die rechte und dann auf die linke Wange und ging. Bevor ich etwas sagen konnte, fragte mich Noel: 'Ehrlich gesagt, brauchst du mir nichts sagen, ich habe schon verstanden. Du willst Spike, du liebst ihn.' Er wollte gerade seine Tasche aufheben und gehen, als ich ihn am Arm packte und ihm in die Augen blickte. Er hatte wunderschöne blaue Augen. 'Ich will dir aber eine Chance geben. Spike hat mich die letzten Wochen so scheiße behandelt..' 'Ja, aber daran bin ich Schuld, ich habe ihm..' 'Nein nein, also natürlich hast du ihm Jamie mehr oder weniger aufgedrückt, aber du hast ihm nie aufgetragen mich so scheiße zu behandeln, oder? Und ein netter Abend rettet auch nicht mehr viel.. du hingegen, du hast mich vom ersten Moment an gut behandelt, und du hast mich nicht mal gekannt.' 'Ich muss jetzt in den Unterricht, Faye.' 'Du lässt mich hier stehen? Ich dachte wir klären das!' 'Heute vor dem Training, aber ich muss jetzt echt los.' Ich hatte mehr erwartet, ich hatte gedacht, dass er sich freuen würde.. aber ich hätte mich ja auch nicht anders verhalten..

'Du lebst noch?' 'Huh? Wie?' Amy stand vor mir. Sie lächelte, also konnte ich aufatmen: 'Ich mach doch nur Spaß, Faye. Aber wir haben uns kaum gesehen die letzte Zeit, nach dem Training gehen wir zu Starbuck, ok? Wir müssen unbedingt quatschen, du musst mir erzählen was Spike wollte.. und auch was eben mit Noel war.' 'Und du musst mir auch einiges erzählen, findest du nicht? Ich sage nur Nick..' Ich zwinkerte ihr zu, und sie gab mir einen leichten Klapser auf die Schulter. 'Miss McCohen, Miss Johnson, setzt euch bitte, der Unterricht hat bereits begonnen.' 

Nach der Schule, wartete ich vor Noels Auto auf ihn, ich hätte das nicht gedacht, aber ich wollte ihn unbedingt zurück, wobei.. hatte ich ihn überhaupt? Er kam auf mich zu. Er sah großartig aus. Diese blauen Augen, die dunklen kurze Haare, selbst der drei Tage Bart stand ihm super. Er sah einfach unfassbar heiß aus. Diese Arme.. wie konnte ich ihn anfangs nur nicht attraktiv finden? Hatte ich ihn mir überhaupt angeguckt? 'Noel, ich.. es tut mir Leid, ich habe nicht nachgedacht in dem Moment, ich hab mich von alten Erinnerungen reißen lassen, ich..' Noel nahm mich in den Arm und gab mir ein Kuss auf den Kopf. 'Ich glaub ich hab selber scheiße gebaut.' Ich war verwirrt. 'Wie?' 'Als ich euch so gesehen hab, und dann zu Hause war, ich war nicht sauer, ich war einfach nur verletzt. Ich dachte, ich hätte dich verloren.. und dann hat an dem Abend auch noch Annie bei uns übernachtet.' 'Bitte nicht Annie..' Ich schloss meine Augen, tausend Vorstellungen flogen in meinem Kopf hin und her, dann öffnete ich sie wieder. 'Es ist nichts passiert, also wir haben nicht miteinander geschlafen, auch nicht rumgemacht, aber sie.. Annie war halbnackt in unserer Küche. Sie hat sich was zu trinken geholt, und ich stand da, und sie kam auf mich zu und wollte mich küssen, und ich hab erst nichts unternommen, ich hab.. sie.. ich hab sie weggedrückt, aber..' 'Du musst das nicht erzählen, Noel. Immerhin bin ich es, die sich total daneben benommen hat, findest du nicht?' Er lachte und kam ganz nah. Mein Herz pumpte wie verrückt. 'Vielleicht sollten wir noch mal von vorne anfangen?' Ich nickte und beugte mich nach vorne: 'Hey, ich bin Faye.' 'Noel.' Und dann berührten sich unsere Lippen schon, es war ein kurzer Kuss, aber als er vorbei war, lächelten wir beide immer noch. 

'Sind du und mein Bruder jetzt ein Paar?' Ich überlegte kurz: 'Ja.' 'Mädchen! Nicht reden, dehnen!' Das Training heute kam ohne Spiel aus, heute konzentrierten wir uns auf Ausdauer, Sprints und Elfmeter. Alles Dinge, die wir nicht sonderlich gut konnten. Wir waren aber alle bemüht, wir wollten diese Saison gewinnen, und nächste Woche war schon unser erstes Pflichtspiel, wir mussten also reinhauen. 'Ok, Mädchen, ihr habt heute sehr gut mitgemacht. Vor dem Spiel wird es ein Extratraining geben, die genau Uhrzeit werde ich aushängen. Ihr könnt jetzt duschen, verlernt nichts bis zum nächsten Mal, ja?' Auf dem Weg zur Dusche, lief mir Noel über den Weg. Stimmt, er hatte ja immer direkt nach mir sein Training. 'Hey,meine Schöne.' 'Wohl eher Verschwitzte.' 'Ist doch sexy.' Er gab mir ein Kuss, mitten auf meine verschwitzte Stirn und rannte aufs Feld. 'Da scheint dich ja jemand sehr zu mögen.' 'Ich dachte wir reden erst bei Starbucks darüber?' 'Na gut, wer zuletzt mit Duschen fertig ist, bezahlt.' 'Alles klar, Schlampe.' 'Faye, solche Wörter von dir?' 'Man muss sich doch an sein Gegenüber angleichen.' Oft scherzten wir so rum, es kam sicherlich dumm rüber, aber so konnte man für ein paar Minuten seine Probleme vergessen. 

'Also was läuft bei dir und Nick, Amy?' 'Ist denk ich nichts ernstes. Ich wollte eigentlich nur sehen, ob er mit mir ausgehen würde, und das tat er, aber er ist ziemlich langweilig. Er redet nur über seine Armmuskeln.' 'Tiefgründig, der Nick.' 'Aber sowas von.' Wir lachten beide. 'Aber wir können ehrlich sein, dein Liebesleben ist viel aufregender als meins, also, ich will alles wissen.' Ich erzählte ihr alles. Von dem ersten Treffen mit Noel, zu dem ich mich nur aufgerafft hatte, weil er wie ein Gentleman erst meinen Bruder, und dann mich gefragt hat, mir seine Art aber auf Anhieb gefiel, ich das allerdings nie gedacht hätte, genauso wenig wie die Einladung von Spike. Ich aber enttäuscht war, von seinem Verhalten mir gegenüber bis zu dem Abend und auch teils an dem Abend selber, da er nicht mehr der Spike war, in den ich mich verliebt hatte. 'Also liebst du Spike, triffst dich aber mit Noel? Faye..' 'Nein. So ist das gar nicht. Ich liebe Spike, ja, aber Spike ist anders, ich weiß nicht ob ich ihn liebe, und wahrscheinlich verschiebe ich es nur ihn neu kennenzulernen, weil ich nicht wahrhaben will, dass er sich verändert hat, und ich ihn nicht mehr liebe.. Vielleicht, ich weiß nicht. Aber ich wollte Noel eine Chance geben, und es erscheint mir immer richtiger.' Amy wirkte nachdenklich. 'Gibt's was über ihn, was ich wissen sollte?' 'Nein..nein, ich hab gerad nur mal intensiv nachgedacht.' 'Hat man gesehen, nur der Rauch aus deinen Ohren wegen Überlastung hat gefehlt.' Mitten im Satz begann ich mit dem Lachen. 'Haha. Also worauf ich hinaus wollte, Noel hatte seit er hier ist, nichts offizielles am Laufen, und da er ja mit Aaron befreundet ist, weiß ich, dass auch auf Partys etc. nie was lief. Und bisher scheint auch nie was gelaufen zu sein in gewisser Hinsicht.' 'Er ist Jungfrau?' 'Mhmm.. Ja. Also das war er kurz vor deiner Ankunft, und ich denke nicht, dass sich das geändert hat. Oder habt ihr schon?' Amy guckte mich mit großen Augen an, ich schüttelte nur den Kopf und dachte nach. Ein so attraktiver Junge, und noch Jungfrau? Da muss doch was nicht stimmen.. Amy und ich verbrachten noch Stunden in Starbucks, wir redeten über alles. Ich erzählte ihr auch von der Sache mit Alex, und sie rat mir, das zu klären. Also fuhr ich zu den Sanchez'.

Und ich hatte Glück, denn Alex öffnete mir die Tür. Er lief rot an im Gesicht, brachte aber dennoch einen Satz herraus: 'Willst du reinkommen?' 'Nein, danke. Ist nicht nötig. Ich wollte dir..' 'Wenn es wegen letztens ist, ich weiß nicht, Raven hat mich total durcheinander gebracht.. natürlich liebe ich dich, aber als wärst du meine Schwester, Faye.' Ich umarmte ihn. 'Gut, denn genau das, wollte ich dir auch sagen. Gut, dass das Ganze unterbrochen wurde.' Alex lachte. Im Hintergrund tauchte Jamie auf. Ich war verwirrt, brachte aber ein höffliches Hallo noch herraus. 'Oh, es ist nicht.. wir sind Freunde, wir wollten zusammen Fußball gucken und sie wollte..' 'Du brauchst doch nichts zu erklären, ich muss jetzt los, viel Spaß euch.' 

Zuhause angekommen, saß ein wütender Mr.McCohen an unserem Küchentisch. 'Das nennst du, direkt nach der Schule nach Hause kommen?' Ich hatte es total vergessen. 'Ich musste noch was klären, Dad.' 'Es ist fast 7Uhr, Faye. Ich wollte einen schönen Tag mit euch beiden verbringen.' 'Aber du bist ja morgen immer noch hier, und morgen haben weder Cole noch ich Training.' 'Dein Glück. Essen ist in der Mikrowelle, ich geh in mein Arbeitszimmer, denn ganz frei nehmen, werd ich mir wohl nie nehmen können.' Ich gab ihm ein Kuss auf die Wange und aß die Nudeln schnell in der Küche und begab mich dann auf mein Zimmer. 'Hi.' Ich konnte es nicht glauben, Annie saß bei mir im Zimmer. 'Hi? Dein Ernst? Was machst du hier?' 'Cole hat mich reingelassen.' Klar, wer sonst.. 'Ich wollte mit dir reden, Faye.' 'Du hast genau zehn Minuten, danach gehst du.' Annie stand von meinem Bett auf und schloss die Tür. Dann setze sie sich erneut auf mein Bett und deutete an, dass ich mich zu ihr setzen soll. 'Ich weiß, du bist nicht lange hier, das weiß ich. Aber du kannst nicht einfach hierhin kommen und alles durcheinander bringen. Das geht so nicht. Kaum bist du hier, gerät einfach alles aus den Fugen.' 'Annie, bitte. Ich habe keine Lust auf deine Ansprache. Ich hab das Recht mein Leben zu leben, wie ich es für richtig halte, nicht du.' 'Arme Faye.. so lange nicht hier gewesen. Du hast keine Ahnung wie die Dinge hier laufen. Ich, hörst du, ICH bestimme was..' Ich stand auf und hörte ihr nicht weiter zu. 'Geh.' 'Wie bitte? Hast du nicht zugehört?' 'Ehrlich gesagt, nein. Mich interessiert deine Meinung nicht, Annie.' 'Oh, das wird es dir aber noch, Faye. Du hättest mir zuhören sollen.' 

Dann ging ich in das Zimmer von meinem Bruder. Ich wollte ihm die Meinung geigen, ich wollte ihn fragen, wie er auf die Idee kam Annie reinzulassen, aber als ich sein Zimmer betrat, konnte ich nicht fassen, was ich da sah. Mein Bruder hatte Sex. Und ich wusste nicht warum, aber ich konnte mich nicht bewegen, denn das schokierendere war, die Person mit der er verkehrte: Amy. 'Faye!' 'Was zum Teufel? Wollt ihr mich verarschen?' Ich war sauer. 'Geh raus, Faye.' 'Nein, ihr erklärt mir, was ihr euch dabei gedacht habt.' 'Können wir uns erstmal anziehen?' 'Ich bitte darum. Ich warte in meinem Zimmer.' Mein Bruder und Amy?  'Ich dachte, man hätte dir beigebracht zu klopfen.' 'Dein Ernst, Cole? Ich dachte man hätte dir beigebracht, nicht irgendwelche Schlampen für die du früher Gefühle gepflegt hast, in mein Zimmer zu lassen, vor allem, wenn ich nicht da bin.' 'Ich hab sie nicht reingelassen, ich war beschäftigt.' 'Dann war es also Dad.. super.' 'Trotzdem, ich erwarte von dir, dass du klopfst.' 'Und ich erwarte von dir, dass du mir jetzt erzählst, was das da drin war.' 'Ich glaub, das übernimmt Amy.' 'Ich glaube, es ist egal wer von euch beiden es tut, aber es tut jemand, und das jetzt!' Ich wurde sauer. Dann kam Amy rein. 'Und du! Erst heute haben wir uns ausgesprochen, und ich dachte.. du hättest es mir erzählen können.' 'Wir wollten erstmal sehen, was daraus wird.' 'Und was ist mit Nick?' 'Das ist schon seit langem nicht mehr aktuell.' Ich schüttelte den Kopf, ich wollte das nicht wahrhaben. 'Wie lächerlich, ihr setzt euch jetzt hin und beredet, was da bei euch läuft.' 'Faye, ich glaube nicht, dass du als meine kleine Schwester mir sowas befiehlen kannst.' 'Es war auch mehr ein Vorschlag, Cole.' Es wurde still. 'Seid ehrlich, empfindet ihr was für einander?' Sowohl Amys als auch Coles Blick wanderten zum Fenster. 'Das kann nicht euer Ernst sein.' 'Halt die Klappe, Faye! Das ist nicht deine Angelegenheit, vielleicht wollen wir nichts festlegen. Vielleicht wollen wir erstmal Spaß und Leichtigkeit, bevor wir wirklich bestimmen müssen, was los ist..' Amy hatte mich noch nie angeschrien, und zuerst wollte ich ihr eine verpassen, aber dann begriff ich, dass sie Recht hatte. 'Es tut mir Leid. Ich.. aber verspricht mir, dass ihr das noch klärt, nicht jetzt, aber früh genug.' Beide nickten und verließen mein Zimmer. Ich legte mich auf mein Bett und schloss die Augen. Dann hörte ich ein Vibrieren, es war mein Handy. Und nochmal. Zwei SMS'. Die erste war von Spike: 'Du fehlst mir. Ich Liebe Dich. Ich wollte nicht, dass du es vergisst.'  Ich fühlte mich schlecht. Ich hätte nicht gedacht, dass Spike so ist, einerseits ganz schön, dass er endlich offen ist, aber früher war er nie so.. Bevor ich in Gedanken versank, sah ich mir die zweite SMS an. Sie war von Noel: 'Ich bin froh, dass wir noch mal von vorn' anfangen. Willst du am Samstag zu mir kommen? Ich könnte für uns kochen. Du fehlst mir jetzt schon.. Gute Nacht.' Wie konnte man nur für zwei Menschen gleichzeitig was empfinden? Was hatte das zu bedeuten?

Johnny Depp hatte mal gesagt, dass man sich nie in die zweite Person verliebt hätte, wenn man die erste wirklich geliebt hat. Und das somit die Entscheidung klar war, wen man liebte. Aber.. ich, ich war mir da nicht so sicher, für wen ich was für welche Gefühle pflegte. In meinem Kopf herrschte ein unmöglicher Zustand. So viel war in meinem Kopf. Fußball, Liebe, Spike, Noel, Noel, Spike, Amy, Cole, Annie, Jamie, Alex.. mein Dad. Ich war vollkommen überfordert mit allem, momentan. Ich wollte nichts wahrhaben, von all' dem. Nichts. Ich wollte einfach zurück, vor zwei Jahren war alles klar: Ich liebte Spike, er mich. Amy liebte Cheerleading, Alex niemanden, mein Bruder Annie, und sie ihn. Es war so viel einfacher.. 

 

 

Noel VanHouton

Momentan schien alles perfekt zu laufen. Ich hatte ein tolles Mädchen an meiner Seite, ich war gut im Sport, ich verstand mich gut mit meiner Schwester, selbst meine Noten waren gut. Es war einfach alles perfekt. Zu perfekt? 

Ich stand im Bad. Es war Freitag, die letzen Tage ist nicht viel passiert, wobei.. keiner hatte Zeit etwas zu machen, denn am Mittwoch und am Donnerstag schrieben wir alle Klausur. Aber heute, da hatte ich endlich wieder Training, und danach würde ich mit Aaron und Cole Fußball gucken gehen, aber diesmal im Stadion. Es war zwar nur ein kleines Match, aber Match ist Match. 'Noel? Beeil dich, ich will auch noch ins Bad.' 'Moment, Jamie. Ich muss mich noch rasieren.' 'Du kannst es auch lassen, ein bisschen Bart steht dir, macht dich älter.' 'Du willst auf Toilette, oder?' 'Ja, ändert aber nichts an meiner Aussage!' 'Ok,ok, ich komm ja schon raus.' 'Danke.' 

'Noel, Schatz?' 'Was ist Mum?' 'Bringst du mir eine Aspirin, mein Kopf brummt.' 'Sag mal, machst du dir keine Sorgen, dass die auf der Arbeit was merken?' 'Jetzt gib mir einfach eine Aspirin, Noel.' Ich gab ihr eine. 'Mom? Diesen Samstag kommt meine Freundin vorbei, zum Essen, falls du hier bist, benimm dich. Trink nichts, und bring keinen Mann mit, ok?' Sie guckte zu mir hoch. Sie sah vollkommend fertig aus, ich fragte mich, wie sie auf die Idee kam Kinder zu kriegen, und dann auch noch zwei, sie war nicht geeignet Mutter zu sein. 'Du übertreibst, Noel. Aber du hast Glück, ich habe Samstag selbst Pläne.' 'Gut.' Da kam auch Jamie runter. 'Ich geh dann am Samstag auch rüber zu Raven, oder zu Annie.' Ich zwinkerte ihr zu, so sagte ich ihr danke. 

'Und, ist das mit dir und meiner Schwster was ernstes?' 'Ich denke schon.' 'Das hoffe ich, denn, wenn du es nicht ernst nimmst, Noel, ich kann auch anders.' 'Mach dir kein Kopf, ich werde ihr nicht weh tun, das ist das erste Mal, dass ich etwas für ein Mädchen empfinde.' Sowohl Aaron als auch Cole schauten mich merkwürdig an. Ich lenkte vom Thema ab: 'Wer fährt denn heute?' 'Also ich hab das Auto heute Abend, ich könnte uns also fahren.' , sagte Aaron. 'Ich geh jetzt besser schon mal, Mr.Faulkner wollte noch mit mir sprechen, vor dem Unterricht.' 'Klar, geh nur Cole.' Auch ich wollte gehen, als mich Aaron kurz anhielt. 'Hey, du.. ich weiß nicht, ob ich es dir überhaupt sagen sollte, oder ob es vielleicht sogar Faye tun sollte, aber bevor du es von irgendwem erfährst, sag ich es dir lieber.' Mein Herz blieb für einen Moment stehen. 'Ich verstehe nicht.' 'Bevor Faye nach England ist, hatten sie und ich unser erstes Mal. Allerdings hatten wir keine Gefühle für einander, im Nachhinein weiß ich nicht mal genau, warum es überhaupt passiert ist..' 'Und das sagst du mir hier? Unaufgefordert?' Aarons Gesichtsausdruck glich dem einer Statue. 'Ich mach doch nur Spaß, Aaron. Es ist ok. Außerdem weiß ich es schon, Faye hat es mir bereits erzählt.' 'Gut.' Aaron atmete auf. Faye hatte es mir noch erzählt, aber.. sonst hätte er ein schlechtes Gewissen gehabt..  

'Noel? Warte mal.' 'Ich wollte jetzt eigentlich in den Unterricht. Aber für dich, kann ich auch gern zu spät kommen.' 'Eigentlich wollte ich nur fragen, wann ich genau kommen darf am Samstag.' 'Ab 6Uhr, wie du willst.' 'Wie ich will?' Sie lächelte mich an und kam näher. Ich fühlte mich unwohl, nicht, weil ich sie nicht liebe, aber nach der Sache, die ich eben erfahren hatte, hatte ich etwas Kopfkino. Sie legte ihre Arme um meinen Hals und gab mir einen Kuss. 'Viel Spaß bei Mr.Faulkner.' 'Oh, danke.' Ich lachte, und sie ging zu Amy. 

'Mr. VanHouton, gerade noch pünktlich gekommen, sie dürfen trotzdem nach vorne und ihre Hausaufgabe vortragen.' Super.. 'Sie erinnern sich doch, sie sollten etwas über ihren Lieblingsautor vortragen.'  'Mein Lieblingsautor ist Richard Laymon. Der Grund ist ganz einfach, das erste Buch das ich freiwillig bis zum Ende gelesen habe ist von ihm. Ihm gelingt es einfach, in seinen Büchern eine Spannung zu schaffen, egal ob in Der Ripper, Furien oder Das Spiel. Er hat da einfach ein Händchen für. Sobald man ein Buch von ihm anfängt, ist man gefesselt, man kann es nicht aus der Hand legen. Auch die Ideen für seine Bücher, sind sehr ausgefallen, aber noch im Rahmen des Möglichen. Er ist ein Künstler der Worte.' 'Gut, gut.. zwar sehr kurz, aber gut. Du kannst dich setzen.' 'Du liest?' 'Nein, meine Schwester liest gerne Laymon, und hat mir immer viel erzählt, also..' 'Hab ich mir doch gedacht, dass du nicht liest.' Ich grinste. 

Das Training war intensiv, wir haben uns aufgewärmt und an unserer Schusstechnik geübt. Auch zu Hause verflog die Zeit so schnell, dass es nicht lang dauerte bis Aaron mich abholte. 'Hey.' 'Hey.' 'Wo ist Cole?' 'Er hat andere Pläne.. wenn du verstehst.' 'Er versetzt uns für ein Mädchen? Wen?' 'Wollte er mir nicht sagen.' 'Bin ich mal gespannt..' Die Fahrt zog sich nicht weiter in die Länge, und da waren wir schon im Pub. Normalerweise reicht uns die Premier League, aber diesen Freitag spielten der FC Bayern München gegen Borussia Dortmund, und das ist ein Spiel, dass jeder Fußballfan gerne guckt, vor allem bei der Ausganssituation. 'Wer denkst du gewinnt?' 'Bayern, der Kader ist dieses Jahr mehr als nur gut, sie haben sich gestärkt.' 'Stimmt. 2 zu Null?' 'Ich glaube es wird knapper.. 1 zu 0.' Während des Spiels haben wir ein Wort miteinander gesprochen, beide waren wir zu sehr auf das Spiel fixiert. 'Sag mal, Aaron.' 'Ja?' 'Was war eigentlich mit Raven? Ich dachte du magst sie.' 'Ich glaube nicht, dass sie jemand ist, mit dem man eine Beziehung führen kann.' 'Frag sie doch einfach mal, ob ihr nicht zusammen was unternehmen wollt.' 'Ich finde, sie ist an der Reihe..' 'Hast du jemals ein Mädchen gesehen, dass einen Jungen nach einem Date fragt?' Ich guckte ihn an, er schien verletzt zu sein. 'Willst du nicht erzählen, was genau passiert ist.' 'Wir hatten ein Deal. Keine Gefühle..' 'Und du glaubst, dass sie sich nicht in dich verliebt hat?' 'Ich weiß es. Hat sie nicht.' 'Und ich glaube ihr das nicht. Vertrau mir, geh einfach mal mit ihr aus.' 

'Wo ist Mum?' 'Schon weg.' 'Hoffentlich bleibt sie das auch.' 'Noel..' 'Nichts, Noel. Sie benimmt sich Tag für Tag daneben, das ist einfach nur peinlich. Und dir gegenüber verhält sie sich auch nicht angemessen.' 'Ich hab ja dich.' 'Aber sie ist deine Mutter, Jamie. Sie sollte für dich da sein, nicht ich - also nicht nur ich.' Ich sah Jamie schon an, wie traurig sie die Situation machte, also beharrte ich gar nicht weiter darauf, und lenkte ab. 'Ich mach uns was zum Mittag, und dann kannst du los zu Raven, ok?' 'Oh.. ich gehe zu Annie.' 'Dann eben zu der.' 'Du sagst das so, als ob du sie nicht mögen würdest.' 'Das tue ich auch. Ich finde sie ist kein guter Umgang für dich, Jamie.'  Und schon wieder, ein Thema das ihr zu Nahre gehen könnte. Super gemacht, Noel. 'Wieso?' 'Sie ist hinterhältig, intrigant, aufdringlich.. sie tut alles, was für sie gut ist. Sie denkt nicht an andere, sie ist egozentrisch. Und einfach keine Freundin, und du veridenst eine Freundin. Und Raven ist eine.' 'Ich dachte die magst du auch nicht..' 'Da habe ich mich geirrt, sie ist ein nettes Mädchen, das auch ihre Schwächen hat, allerdings haben die keinen all' zu schlechten Einfluss auf dich.' 'Vielleicht solltest du Annie mal besser kennenlernen.' 'Ja.. gute Idee, die anderen Male, die ich das versucht habe, hat sie sich ja nur pausenlos an mich rangemacht. Sehr gute Idee, Jamie.' Jamie sagte nichts mehr. 'Ich fang jetzt an mit dem Kochen, willst du mir helfen?' 'Nein.' 

'Noel? Ich geh' jetzt.' 'Soll ich dich fahren?' 'Nein, Simon fährt mich.' 'Wer?' 'Simon. Simon Clarksen, der Bruder von Eva. Sie schläft auch bei Annie, und er fährt sie und nimmt mich halt mit.' 'Das nächste Mal, sagst du mir sowas früher. Ich kenne diesen Simon nicht, und an sich, lasse ich dich nur ungerne mit ihm mitfahren. Wirklich dein Glück, dass ich noch so viel vorbereiten muss.' 'Jetzt reg dich ab! Es ist ja nicht so, dass er ein Unbekannter ist, du kennst Eva ja, also kennst du ihn indirekt.' 'Da hält sich aber jemand für ganz schlau.' Und bevor ich noch etwas sagen konnte, rannte Jamie zum Auto und fuhr weg. Mir blieb aber keine Zeit, um mir weitere Gedanken dazu zu machen, denn ich musste noch zu Ende kochen und allgemein viel vorbereiten.

Gegen 6Uhr, klingelte es dann an der Tür. Ich guckte noch mal kurz in den Spiegel. Ich hatte mich entschlossen, mich doch noch zu rasieren, meine Haare hab ich nur ganz leicht mit Wachs in Form gebracht, und hatte mich für eine Jeans und ein weißes Hemd entschieden. Dann öffnete ich die Tür. Sie war wunderschön. Sie hatte eine blaue Jeans, hohe rote Schuhe, ein weißes Top und einen beigen Mantel. Obwohl es so schlicht war, raubte sie mir den Atem. Ihre Haare hatte sie geglättet. 'Du siehst wunderschön aus.' 'Danke! Du auch, hast dich sogar extra rasiert, obwohl dir der Drei-Tage-Bart sehr gut stand.' Ich guckte sie an - nein, ich starrte sie an. Ich konnte meine Augen nicht von ihr nehmen. 'Willst du mich nicht mal reinlassen?' 'Oh, natürlich, entschuldige!' 'Kein Problem.' Wir aßen, lachten, erzählten uns viel. Dann wollte ich genaueres zu der Sache mit Aaron wissen. 'Ich weiß nicht, ob er dir erzählt hat, dass er es mir erzählt hat, aber ich weiß von der Sache mit dir und Aaron.' Ihr Gesicht verlor ihr Lächeln für einen Moment. Bevor sie was sagen konnte, fuhr ich fort: 'Ich weiß, ich weiß, es waren keine Gefühle im Spiel. Aber warum hast du es gemacht?' 'Ich würde dir gern was sagen wie, ich war unsterblich in Aaron verliebt, und habe die Chance ergriffen, oder irgendwas.. aber ich.. ich weiß es nicht, im Nachhinein war ich auch nicht wirklich bereit dafür, ich hätte gern gewartet.' Sie sah mich analysierend an. 'Weißt du, mir wurde gesagt, dass du noch Jungfrau bist.. und daran ist ja nichts schlimmes, ich wäre es selbst noch gern, aber wie kommt's? Ich mein, du siehst gut aus, bist sportlich, intelligent, aufrichtig..' 'Wer hat gesagt, dass es stimmt?' 'Tut's nicht?' 'Doch. Aber es hat einen ganz einfachen Grund. Ich hab noch nie Gefühle für ein Mädchen gehabt, und somit auch nicht das verlangen, mit einem zu schlafen. Und ohne Verlangen, ist das sicherlich nicht möglich.' Sie lächelte und guckte mir in die Augen. Sie wirkte nachdenklich. Es verging eine Weile, dann hielt ich es nicht mehr aus. 'Sag doch was.' Ich lächelte sie an. Dann lehnte sie sich nach vorne und gab mir einen Kuss. 'Das ist süß. Wirklich.'

Nach dem Essen gingen wir auf mein Zimmer. Ich setze mich auf mein Bett und sie schaute sich alles sehr genau an - vor einem Foto blieb sie dann stehen. 'Bist du das?' Ich nickte. 'Wo ist das?' 'In Australien, dort haben wir für eine Weile gelebt.' 'Ihr seid viel rumgekommen, oder?' 'Ja, meine Mutter verliebt sich irgendeinen Typen und, wenn es dann aus ist, verlassen wir den Ort. Das Gute ist nur, dass dieses Haus gekauft ist, das heiß, so schnell können wir hier nicht abhauen.' 'Das ist gut.' Fayes Stimme wurde immer leiser. Dann setzte sie sich neben mich und nahm meine Hand. Sie hielt sie ganz fest. Ich sah sie an; sie saß da und guckte in die Ferne. Was dachte sie wohl gerade? 'Willst du hier schlafen?' 'Darf ich denn?' 'Klar, Jamie ist bei Annie, und meine Mum ist, nun ja.. kommt nicht vor Morgen, so wie ich sie kenne.' 'Gut. Aber du musst mir was zum anziehen leihen, in Jeans schlafe ich nicht so gerne.' 'Oh, klar! Ich geb dir einfach ein T-Shirt.' Sie zog ihre Schuhe aus, dann ihre Jeans und dann ihr Top; sie stand da, in Unterhose und BH. Sie hatte einfach keinen Makel, sie war schlank, trainiert, weiblich. Schnell stand ich auf und wollte ihr eines meiner T-Shirts geben. 'Danke.' Sie nahm es und legte sich in mein Bett. 'Willst du dich nicht auch mal umziehen, oder fühlst du dich so wohl?' Mit einer halbnackten Göttin in meinem Bett, würde ich mich heute gar nicht mehr wohl fühlen. 'Soll ich dir noch eine Hose geben, oder geht's so?' 'Nein, danke, brauch ich nicht.' Ich wurde rot. 'Oder willst du, dass ich eine anziehe?' 'Nun ja, du liegst da so.. nein nein, ist schon ok.' 'Gut, dann kannst du dich jetzt ausziehen? Oder brauchst du ein passendes Lied?' Sie holte ihren iPod und machte 'Rock Your Body' von Justin Timberlake an und sang mit. Aber ich stand da wie versteinert, sie stand auf und tanze mich an. 'Komm schon!' Dann knöpfte sie mein Hemd auf. 'Wow, ein Six-Pack. Darf ich es anfassen?' 'Was? Ehm..' Ich hatte einen Klos im Hals. 'Klar.' Sie schrie auf. 'Oh mein Gott, das ist unfassbar heiß.' Langsam wurde ich warm. 'Ach ja?' Sie guckte mich an, legte ihre Arme um mich und küsste mich. Ich legte meine Arme um sie und drückte sie an mich. Dieses Mädchen hatte mir den Kopf verdreht. Die Songliste beinhaltete nur Lieder von Justin Timberlake, ob Sexy Back oder Senorita. 'Faye..warte..' 'Oh, sorry. Du.. ich hab nicht mitgedacht.' 'Nein, das ist es nicht, aber..' 'Du brauchst keine Angst haben, Noel.' Sie zog mir das Hemd ganz aus, und brachte mich mit der Intensität ihrer Küsse dazu, mich hinzulegen. Dann zog sie mir meine Schuhe und Hose aus. 'Bist du sicher, dass du das willst?' Ich wusste es nicht. Ich küsste sie und zog sie zu mir. Ja, ich wusste nicht, was ich mehr wollen würde. Wir küssten uns, tasteten unsere Körper ab und welzten uns im Bett. Dann machte sie das Licht aus. 'Du kannst mir vertrauen.' Sie war nicht harsch.. sie ließ mir Zeit, und gab mir die Sicherheit, die ich brauchte. Am Ende lag sie neben mir, mit dem Gesicht zu mir, gab mir einen Kuss und umarmte mich. Es war schön. 

Am nächsten Morgen wachte ich auf, und hörte, wie jemand unter der Dusche stand. Ich ging ins Bad. Es war Faye. 'Hey.' Sie war nackt. Obwohl ich gestern alles gesehen hatte, war es mir sehr unangenehm und ich hielt mir die Hand vor die Augen. 'Noel! Haha, du musst dir die Augen nicht zu halten. Ich bin auch gleich fertig, dann koche ich mal für dich.' Es dauerte gefühlte Stunden, bis sie angezogen aus dem Bad kam, und ich ins Bad konnte. Ich duschte, und zog mich an. Dann ging ich runter. Dort stand sie am Herd, in Unterhose und meinem Shirt. 'Oh hey.' Sie kam auf mich zu und gab mir einen Kuss. 'Gut geschlafen?' Ich vermittelte ihr durch einen kurzen Kuss auf die Nase, dass ich das hatte. Dann setze ich mich an die Bar in unserer Küche: 'Und du?' 'Sehr gut.' Sie grinste mich an. 'Pancakes sind ok, oder?' 'Ok? Pancakes sind perfekt. Meine Mutter macht die nie, und mir gelingen die nie.' 'Ich bin gespannt, ob sie mir gelingen.' Ich lachte. Dann saßen wir zusammen und aßen. Ich kam mir vor, wie ein Irrer, wie einer aus so einer Seifenoper, aber Faye hatte mich geknackt. Später saßen wir dann im Wohnzimma und zockten etwas FIFA, und obwohl ich wie immer spielte, zog mich Faye ab. Sie war ziemlich gut. 'Kann doch nicht wahr sein. Du hast 6:2 gewonnen.' 'Ich bring dir schon bei, wie man richtig spielt.' Ich legte den Controller weg und zog sie an ihren Beinen zu mir, die sie auf meine gelegt hatte. 'Ach, willst du das?' Auch sie kam näher. 'Mhmh.' 'Mhmmh?' Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und gab ihr einen Kuss. Sie legte ihre Hände auf meine Hüfte und erwiderte diesen. Doch dann ging die Tür plötzlich auf. Es war meine Mutter, aber sie war nicht alleine. Sie und ihr Macker von gestern Abend stürzend sich die Luft einander stehlend in den Flur. Das Gesicht von dem Mann konnte ich auch nicht sehen. Bitte kein alter Knacker. Er trug braune Hosen, ein Hemd und ein Pullunder, nicht gerade das Beuteschema meiner Mutter. Faye fing an zu lachen. 'Mom!?' Meine Mum drehte sich zu mir um, die Haare zersaut, das Make-Up noch von gestern. 'Noel? Ich..' 'Das ist Faye, Mum. Meine Freundin.' Faye hörte mit dem Lachen auf und reichte meiner Mutter die Hand. 'Gute Tag, Miss VanHouton.' In dem Moment wanderte mein Blick auf den Begleiter meiner Mutter. Ich kannte diesen Mann. 'Mr.Faulkner?' 'Noel? Was..' 'Oh nein, die Frage ist, was machen Sie hier?' 'Ihr kennt euch?' 'Ja, Mom, das ist mein Philosophie und Geschichtslehrer.' Auch Faye hatte Mr.Faulkner erkannt. Diesmal lachte sie nicht, ihr war klar wie peinlich mir das war, stattdessen nahm sie meine Hand und hielt sie fest. 'Ich glaube du gehst besser, Faye.' 'Nein, Mom. Ich gehe, bleib du mit deinem Date hier. Komm Faye.' 'Noel, ich hab keine Hose an.' 'Warte hier, ich hol dir schnell eine.' 

'Ist alles gut?' Faye machte sich Sorgen. 'Ich weiß es nicht. Ich.. ich bin so sauer. Meine Mutter macht vor nichts halt.' Faye nahm mich in den Arm und streichelte meinen Kopf. 'Tut mir Leid, dass du das ansehen musstest.' 'Mir tut leid, dass du das ansehen musstest, Faye.' 'Schon ok. Es ist nicht deine Schuld. Danke, dass du mich nachhause gefahren hast.' Ich lehnte mich in den Autositz. 'Faye?' 'Ja?' 'Danke, dass du für mich da bist.' 'Wenn du wilst, kannst du mit zu uns.' 'Gern, aber ich muss Jamie noch abholen, bevor sie später nach Hause kommt und Mom mit Mr.Faulkner vorfindet.' 'Ok. Bis Morgen.' Sie küsste mich und ging nach Hause.

Dann holte ich Jamie ab und blieb mit ihr im Auto sitzen, als wir bei und ankamen. 'Wenn wir da rein gehen.. unsere Mum hat heute Morgen Mr.Faulkner mitgebracht.' 'Oh bitte nicht. Ich will nicht so einen Spießer als Vater.' 'Du glaubst doch nicht, dass sie es mit ihm Ernst meint, oder? Er ist dafür viel zu anständig. Es fehlt der übliche Gefägnissaufenthalt.' 'Annie hat sehr bald einen Stiefvater.' 'Was?' 'Ihre Mum hat sich verlobt.' 'Mit wem?' 'Vince Vaughn. Er war nicht da, keine Ahnung wer das ist.' 'Vielleicht bringt der Annie ja gutes Benehmen bei.' 'Noel!' Jamie gab mir einen kleinen Schlag. 'Jamie!' Ich machte ihr nach. Dann gingen wir zusammen nach Hause. Dort war von Mum keine Spur. Aber mein Cousin Rick und meine Cousine Jill saßen in der Küche. Die beiden hatten vor ein paar Monaten ihre Mutter bei einem Autounfall verloren, ihr Vater lag im Koma. 'Hey. Wo ist Mum?' Jill fing an zu weinen, Jamie ging hin und tröstete sie. 'Was ist passiert?' Rick kam auf mich zu. 'Mein Vater ist gestern gestorben. Deine Mutter ist zum Krankenhaus gefahren, sie muss den Papierkram erledigen, und da deiner Mutter vorrübergehend das Sorgerecht überschrieben wurde, müssen wir erstmal hier bleiben.' 'Euer Vater?.. Das tut mir Leid.' 'Schon ok, wir haben uns da so gut es geht drauf vorbereitet.' Dann bekam ich eine SMS. Sie war von Faye: Es war schön gestern. Wenn du was brauchst, ruf mich an. Ich denke an dich. Kuss. Ich war überfordert.. 

Da läuft im ersten Moment alles richtig, alles ist perfekt, alles spitzt sich zu, und im nächsten Moment zerfällt die Hälfte. Mein Onkel ist tot, meine Cousinen wohnen bei uns, und meine Mutter hat noch mehr Verantwortung - wo sie schon mit der bisherigen kaum klar kam. Uns steht eine toughe Zeit bevor..

Annie Germaine

Vince Vaughn. Da ist meine Mutter Jahre lang ohne Mann und entscheidet sich letzten Endes für so einen? Er hat ja nicht mal Geld, ist also nicht mal der Typ meiner Mutter, mal ganz davon abgesehen, dass er auch so alt ist wie sie, nicht wie mein Vater, der schon über 50 war.. Ich bin echt mal auf das Essen gespannt.. und auf seine Tochter.

 'Annie?' 'Ja,Mom.' 'Machst du dich bitte fertig, in einer halben Stunde fahren wir los.' 'Ich bin fertig.' Sie beäugt mich. Sie schüttelt den Kopf. 'Was denn? Ich bin geduscht, und hab ein Kleid an, das reicht doch.' 'Sonst machst du dich doch auch gern fertig.' 'Ja, da gehe ich auch mit Jungs in meinem Alter aus, wenn du verstehst..' 'Zieh dein weinrotes längeres Kleid an und schmink dich ein wenig.' Widerwillig tat ich, was sie mir aufgetragen hatte. 25 Minuten später standen wir beide dann im Flur vor dem Spiegel. Meine Mutter war sehr aufgeregt, sie hatte Angst, dass ich ihren neuen Typen ablehnen würde, und ich befürchtete, dass sie Recht behalten würde. Ich brauchte keinen Vater. Vor allem keinen Vince Vaughn. 'Komm, kleines.' Ich nickte.

Im Auto waren wir still. Nur das Radio lief. Meine Mutter hatte sogar den Kanal drinn, denn ich gern hörte. Es lief das neue Lied von Britney Spears und ich schloss meine Augen. Ich wäre heute lieber auf die Party von Simon und Eva gegangen, so wie jeder andere aus meiner Stufe, aber meine Mutter musste ihr tolles Treffen genau heute stattfinden lassen, wie typisch. Nach 15 Minuten Fahrt waren wir endlich da, als ich jedoch aus dem Auto steigen wollte, hielt meine Mutter mich am Arm. 'Annie, ich weiß, du willst keinen Vaterersatz, und er wird deinen Vater nicht ersetzen, er wird mir einfach etwas helfen, und dir den ein oder anderen Tipp geben. Du brauchst dir wirkich..' 'Keine Sorgen zu machen. Ja, ja, ja. Ist das dein Ernst?' 'Wie bitte?' 'Mom.. du redest mit mir darüber in unserem Auto auf dem Parkplatz vor einem Restaurant?' 'Ich dachte..' 'Nein, du hast mal wieder nicht nachgedacht, du tust das nie. Was kann Vince dir denn bieten?' Ich sah sie an. 'Nichts. Er hat keinen gut bezahlten Job und bringt noch eine Tochter mit. Er ist ein Nichtsnutz.' 'Annie. Sprich nicht so, du kennst ihn doch kaum.' 'Gut genug, um zu wissen, dass du es nicht lange mit ihm aushalten wirst. Du kannst dich anlügen, kannst es auf mich schieben, aber ich bin nicht die Einzige in diesem Auto die Luxus liebt, Mom. Und mit ihm, wirst weder du, noch ich, mir diesen leisten können.' 'Genug. Wir gehen da jetzt rein, und du benimmst dich.' 'Nur damit du es weißt, Mom, ich mach das nur mit, um am Ende sagen zu können: Ich hab es dir gesagt. Nur darum.' 'Benimm dich einfach.' 'Denk du nach.' Wir guckten und tief in die Augen. Wir hatten nie eine gute Beziehung zueinander, nie.

Und schon betraten wir das Restaurant. 'Guten Abend, meine Damen.' 'Guten Abend.' 'Haben sie reserviert?' 'Ja, mein Gatte hat reserviert, sein Name ist Vaughn.' 'Vaughn..Vaughn.. Ah, Tisch 17. Einen Moment.' Der Mann winkte einen Kellner rüber, der uns den Weg zum Tisch zeigte und uns begleitete. 'Guten Abend,Veronica. Du siehst wunderschön aus.' Er gab meiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Dann kam er zu mir rüber und reichte mir die Hand, aus Höfflichkeit gab ich sie ihm. 'Schön dich mal wieder zu sehen, Annie.' 'Freut mich auch, Mr.Vaughn.' 'Vince, nenn mich Vince. Kein Grund zu dieser Förmlichkeit.' Dann umarmte er mich. An sich war er ein netter und durchaus attraktiver Mann, aber ich wusste, dass er einfach nicht der Typ meiner Mutter war. Er konnte ihr nicht das bieten, was sie wollte. Und ich wollte nicht, dass sie ihn verletzt und noch eine Scheidung hinter sich bringen muss. 'Das hier ist meine Tochter Leyla. Sie ist so alt wie du.' Er grinst, sie hingegen zwängte sich ein Lächeln auf, das nicht einmal eine Sekunde andauerte und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. 'Ich bin Annie.' Sie brachte ein, 'ich weiß' heraus und fragte nach, wann wir denn bestellen würden. Die Situation war nicht ganz so angespannt wie erwartet, allerdings redeten nur meine Mutter und Vince. Leyla und ich hatten beide keine Lust auf dieses Treffen. 'Wo ist hier das Bad?' 'Ich kann es dir zeigen.' 'Danke.' 'Nichts zu danken..' Leyla stand auf und brachte mich dort hin. Vor dem Spiegel blieb sie stehen und machte sich fertig, ich verschwand in die Kabine. Als ich mir dann die Hände gewaschen hatte, schaute sie mich akribisch an. 'Du bist also Annie Germaine, Tochter von Veronica und Benjamin Germaine.' Ich schaute ihr ins Gesicht.  Es war emotionslos. Sie war kein positiver Mensch, ganz und gar nicht. 'Ich bin mir sicher, du willst nicht, dass unsere Eltern heiraten, oder?' 'Das ist mir egal, meine Mutter soll sich nur sicher sein.' 'Sein wir mal ehrlich, mein Vater ist attraktiv genug für deine Mutter.' 'Ja, meiner Mutter kommt es allerdings nicht darauf an, Leyla.' 'Worauf denn dann?' 'Sie steht auf Männer, die was erreicht haben, um dessen Aufmerksamkeit sie kämpfen muss. Und dein Vater scheint sehr aufmerksam und hat aufgrund von dir, keine Möglichkeit gehabt, im Job großartig voran zu kommen..' 'Interessant.' Ich nickte. Mir war gleichgültig was sie dachte. 'Ich mag dich Annie, ich hab auch schon viel gehört über dich, wenn du klug bist, werden wir eine tolle Zeit miteinander verbringen.' Aber das glaubte ich ihr keineswegs.

'War doch gar nicht so schlimm, oder?' 'Wie lange kennst du ihn schon, dass du ihn heiraten willst?' 'Genau genommen, seit drei Jahren.' 'Und du stellst ihn mir vor vier Monaten erst vor, nach über zweieinhalb Jahren?' Meine Mutter legt ihr Autoschlüssel auf den Tisch und atmet tief ein. 'Hör mir mal zu, Annie. Es geht hier um mein Privatleben, um Vince und mich. Und, wenn ich es für richtig halte dir erst so spät davon zu erzählen, dann wird es seine Gründe haben.' Ich wollte hoch gehen. 'Hab ich gesagt, dass du gehen kannst? Ich rede mit dir, Annie. Und du wirst mir zuhören.' 'Nein, Mom. Ich werde dir nicht zuhören, wenn du der Ansicht bist, es geht bei der Sache nur um dich.' 'In erster Linie tut es das aber, Annie. Und du weißt, wie ich das meine.' 'Bist du dir da sicher?' Ich hängt meine Jacke auf und ging die Treppe hoch, auf den ersten Stufen hielt mich meine Mutter noch einmal auf. 'Am Samstag wird Vince mit Leyla hier einziehen.' 'Was? Die beiden ziehen bei uns ein?' 'Ja, du meintest doch, ich soll mir sicher sein, und so werde ich es am besten wissen.' 'Oh ja, na klar. Super. Hättest mich einmal ruhig fragen können.' 'Ich brauche dich nicht fragen, sei froh, dass ich es dir überhaupt sage, bevor es soweit ist.' 'Oh, dann bedanke ich mich wohl mal lieber. Danke, Mama. Vielen lieben Dank. Kann ich jetzt endlich in mein Zimmer?' 'Geh.' 

Ich ging an mein Laptop. Jamie war online. Ich schrieb sie an. 'Hey, J.' 'Annie :-) Wie war das Essen??' 'Vince ist nett, wirklich, aber er ist einfach nichts für meine Mutter. Und sie rafft es nicht.' 'Bist du dir da sicher?' 'Was meinst du?' 'Vielleicht hatte sie bisher immer die falschen und Vince ist genau das, was sie braucht.' 'Ich kenne meine Mutter.' 'Wie ist denn seine Tochter?' 'Keine Ahnung. Die ist voll komisch.' 'Warum? :-O Was hat sie getan?' 'Sie hat einfach total die komischen Ansichten und weiß ziemlich viel über mich.' 'Voll gruselig!' 'Das gruseligste kommt noch, sie ziehen am Samstag bei uns ein.' 'Was? :-O' 'Ja.. :-/' 'Dann wird deine Mom wenigstens wissen, ob sie wirklich mit ihm zusammenleben kann.' 'Hoffentlich.' 'Ich geh schlafen, solltest du auch.' 'Gute Nacht.' Gute Nacht. :-)'

Es klopfte an der Tür. 'Leyla wird morgen ihren ersten Tag bei dir an der Schule haben, kümmer dich doch um sie.' 'Das muss ich doch nicht wirklich, oder?' 'Würde ich dich sonst darum bitten?' 'Ich bin doch kein Babysitter. Mom, das Mädchen ist 16 Jahre alt, die wird schon klar kommen.' 'Trotzdem, du wirst ein Auge auf sie haben, sie könnte deine Schwester werden.' 'Whow whow whow whow! Sag das Wort nicht, ich habe keine Schwester, und werde auch keine mehr haben.' 'Warum bist du nur so stur?' 'Hab ich von dir.' 'Gute Nacht, Annie. Und vergiss nicht, was ich dir gesagt habe!' 'Gute Nacht!'

'Guten Morgen, Annie.' Ich reibte mir die Augen. Leyla stand bei uns in der Küche. 'Guten Morgen.' 'Deine Mutter hielt es für eine gute Idee, wenn du mich mitnimmst. Zur Schule.' 'Oh, ja. In zehn Minuten geht's los.' 'Ich bin schon fertig.' Sie lächelte und setze sich auf die Küchentheke. 'Wo ist meine Mutter?' 'Oh, sie ist mit meinem Vater frühstücken gefahren.' 'Ok.' 'Du willst mich nicht hier haben, oder?' 'Nein. Leyla. Ich habe keine Lust mein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen.' 'Findest du das nicht egoistisch?' 'Nein, ich finde es von meiner Mutter egoistisch.' 'Wie du meinst.' 'Also stört es dich nicht?' 'Nein. Vielleicht ist mein Vater dann endlich glücklich.' 'Wer's glaubt.' 'Na ja, ich will kein Streit. Ich hab dir was zu essen gemacht, für die Schule. Ein Sandwich.' Sie reichte mir eins. 'Danke. Komm jetzt, wir müssen los.'

'Annie!' Jamie kam auf mich zugerannt. Bevor sie was falsches sagen konnte, wies ich auf Leyla hin. 'Das ist Vinces Tochter Leyla. Sie geht ab jetzt bei uns auf die Schule.' 'Oh, hey Leyla.' 'Hey.' 'Ich bin Jamie.' Auch Eva kam. 'Hey Leute.' Dann sah sie rüber zu Leyla. Diese stellte sich selbst vor. 'Ich bin Leyla. Mein Vater und Annies Mutter werden heiraten.' 'Interessant.. Nun ja, Annie, ich hab mich noch mal informiert wegen unserem ersten Gegner. Deren Schwäche ist definitf der Sturm. Die kriegen nach vorne nichts hin, also brauchen wir uns darum kaum zu kümmern, sondern spielen einfach nach vorne.' 'Worum geht's?' 'Fußball, wir sind alle in der Mannschaft.' 'Oh. Ist ja cool.' Noel ging zu Jamie und flüsterte ihr etwas ins Ohr, sie nickte, er gab ihr einen Kuss auf die Wange und ging. 'Wer war das? Dein Freund, Jamie?' 'Oh, nein, mein Bruder.' 'Er sieht gut aus.' 'Er hat schon eine Freundin.' 'Ach, komm. Du willst doch nur nicht, dass ich ihn mir angel.' Jamie sah sie verdutzt an. 'Nun ja, ich muss zum Sekretäriat. Tschüss bis später.' 'Reizend.', sagte Eva. 'Nicht?', ich konnte mir meinen Sarchasmus nicht verkneifen. 'Hab ich euch noch gar nicht gesagt, oder?' 'Was, denn?' Jamie machte mich neugierig. 'Meine Cousine und mein Cousin wohnen jetzt bei uns.' 'Bin ich nicht allein mit meiner Qual.' 'Nein, nein, Annie. Die beiden sind toll. Rick würde dir gefallen, er ist sogar schon etwas älter. Und Jill ist auch jemand ganz tolles, allerdings wird sie sich hier sicherlich nicht wohl fühlen.' 'Wie meinst du das?' 'Sie ist Surferin.. Und hier gibt es diese Gelegenheit nicht.' Eva warf ein: 'Wenn sie ein Skateboard hat, kann sie das tun, Skaterbahnen haben wir ja genug.' 'Weißt du was, das ist eine richtig gute Idee.' Jamie und Eva unterhielten sich noch länger darüber, ich war nur gespannt auf Jill.

'Sie sieht aber gar nicht aus wie du.' 'Sie ist ja auch meine Cousine, Annie. Nicht meine Schwester.' 'Miss VanHouton, Miss Germaine, wenn Sie etwas sagen wollen, dann tun Sie das doch bitte vor der ganzen Klasse.' 'Die würde eh nicht zuhören.' 'Miss Germaine!' 'Tut mir Leid, Miss Hammer.' Ich ließ mich nicht beirren, nach einer Weile, waren es die Lehrer sowieso leid mich und Jamie zu ermahnen, also redeten wir einfach weiter. 'Natürlich ist sie nicht deine Schwester, aber ihr seht euch einfach gar nicht ähnlich. Null.' 'Meine Mutter und ihr Bruder tun das auch nicht, na ja, wohl eher taten das nicht.' 'Hmm.. aber hübsch ist sie, ich bin mal gespannt, wie lange es dauert, bis sie bei einem der Typen landet.' Ich kicherte. 'Oh, Jill ist nicht so. Sie hatte bisher keinen Freund.' 'Wie? Keinen einzigen?' 'Nein. Für sie waren alle Typen nur Freunde, mehr nicht.' 'Hmm.. aber sie ist nicht lesbisch, oder?' 'Nicht das ich wüsste.' Ich schaute mir Jill an. Sie saß neben Alex und Leyla und schrieb mit, was Miss Hammer sagte. Sie war ruhig. Meldete sich nie, auch beim Vorstellen hielt sie sich zurück und nannte nur ihren Namen.

In der Pause standen Eva, Jamie, Simon und ich auf der Bank vor der Wiese. 'Hey, Annie. Ich hab gehört, Ethan findet dich am heißesten aus der Schule.' 'Wen sonst?' 'Nun ja die meisten stehen entweder auf Raven oder Faye.' 'Dein Ernst, Eva?' 'Ja, mein ernst.' 'Na ja egal, du bist ja nicht Ethan. Und da Noel, warum auch immer mit Faye zusammen ist und somit vom Markt ist, wäre jemand neues ja nicht so schlecht.' 'Vielleicht solltest du dich da um deine Stiefschwester kümmern.' Jamie zeigte mit dem Finger auf Ethan, der von Leyla umworben wurde. Es schien ihm zu gefallen. Ich lief zu den beiden hin. 'Hey, Ethan.' 'Oh, hey. Kennst du schon..' 'Ja, sie ist sowas wie meine Stiefschwester.' 'Wow, ein Haus und zwei wunderschöne Mädchen, welcher Kerl würde da nicht gern essen.' Billige Anmache.. Ich kicherte und legte meinen Arm um ihn. Er sah mich an. Ich leckte meine Oberlippe. 'Willst du mir was zu trinken holen?' Er nickte und ging zum Automaten. 'Stehst du etwa auf ihn? Was ist mit Jamies Bruder passiert.' 'Du meinst Noel?' 'Noel, also..', murmelte sie vor sich hin. Für einen Moment war sie mit ihren Gedanken wo anders, dann schaute sie mich an. 'Also, wolltest du nicht was von Noel?' 'Das warst du, Leyla.' 'Ich hab dich doch gesehen, wie du ihm hinterhergeschmachtest hast, Annie. Blind bin ich nicht.' 'Anscheinend wohl.' Sie war gut.. Ethan kam mit einer Soda zurück. 'Ist die gut?' 'Klar, danke.' Ich gab ihm einen Kuss auf der Wange, nahm die Soda und ging. 'Ich lass euch beiden mal alleine.' 'Oh, eh..' Ethan wusste nicht so genau, was er sagen sollte. Als ich bei Jamie ankam sah ich sie an. 'Und?' 'Er hat dir hinterhergeguckt.' 'Gut, dann wissen wir, wer bald mir gehört.' 'Du Schlampe.' 'Sagt die, die mit Spike zusammen war, wie alt ist der? 17, 18?' '19..' Jamie lachte, und auch ich lachte.

Zuhause angekommen, standen meine Mutter und Vince in der Küche und bereiteten das Abendessen vor. 'Hallo, Schatz.' 'Hallo, Mum.' 'Na, wie war die Schule?' 'Gut,gut.' 'Wo ist Leyla?' 'Sie wollte noch was in die Garage stellen. Kommt gleich sicher.' 'Deckst du mit Vince den Tisch?' 'Klar.' Ich lief zu den Schränken und holte das Geschirr raus. 'Komm, ich nehm dir das ab.' Mit einem breiten Grinsen stand Vince vor mir und bot mir aufrichtig seine Hilfe an. Ich mochte ihn wirklich, und deshalb hatte ich umso mehr Angst, dass meine Mutter ihr Glück nicht zu schätzen wissen würde - früher oder später. 'Danke.' Als ich in die Küche ging um meiner Mutter zu helfen, stand Leyla da bereits. Beide lachten und wirkten glücklich. Miststück. Ich konnte Leyla einfach nicht leiden, sie war mir ein Rätsel, schlimmer als mein morgentliches Sudoku. Dann klingelte es an der Tür. 'Annie, Schatz, gehst du bitte an die Tür.' 'Klar..' Mit den Augen rollend lief ich zur Tür und öffnete diese. Dort stand ein großer blonder junger Mann, hinter ihm stand ein rotes Cabriolet, in dem eine sehr schlanke wunderschöne Brünnette saß. Trotz der Uhrzeit trug sie eine Sonnenbrille und schaute lustlos auf ihr Smartphone. Der junge Mann hatte immer noch nichts gesagt, sondern guckte mich von oben bis unten an. Langsam bekam ich Angst. 'Kann ich Ihnen helfen?' 'Sind.. wohnt hier Veronica Germaine?' 'Wer sind Sie? Warum wollen sie das wissen?' Genervt kam meiner Mutter zu mir: 'Warum dauert das denn so lange?' Dann beäugte sie den Mann vor der Tür. 'Und wer sind Sie, wenn ich bitten darf?' Das Herz des Mannes schien stehen zu bleiben. 'Mein Name ist Leon Baxter. Ich glaube, ich bin ihr Sohn.' Ich fing an zu lachen, wie lächerlich. Aber der Gesichtsausdruck meiner Mutter wurde ernst. Ihr Körper schien wie eine Hülle. Eine Minute lang stand sie da, ohne zu blinzeln, sich zu bewegen oder ein Wort zu sagen. 'Das war eine schlechte Idee. Ich gehe, es tut mir sehr leid für die Störung. Entschuldigden Sie.' Er ging zu seinem Auto und stütze sich an dem Fenster seiner Tür ab. Er schien ratlos. Das Mädchen in dem Auto war aufgestanden und legte ihre Hand auf seine Schulter, er drehte sich um und wurde von ihr in den Arm genommen. Er weinte. 'Mom, du glaubst ihm wohl nicht, oder?' 'Annie, geh bitte rein, ich klär' das.' Ich blieb an der Tür stehen, und sah zu, wie meine Mutter zu dem Mann ging und ihm einen Zettel gab. 'Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst reingehen?' Plötzlich stand sie vor mir. Ich drehte mich um und ging. Den ganzen Tag über, konnte ich mir nur eine Frage stellen: Wer war Leon Baxter? War er tatsächlich mein Bruder?

Es gibt sicherlich viele Kinder, die sich Geschwister wünschen und keine haben, aber ich gehöre nicht dazu. Ich wollte nie jemanden, ich hatte es immer genossen allein zu sein, volle Aufmerksamkeit zu genießen. Ich wollte weder eine Stiefschwester, noch einen Bruder, der nach Jahren auftauchte. Das brauchte ich einfach nicht. Nein. Nein. Nein. Aber ich wusste nie, was ich wollte, noch nie tat ich das. Genau wie meine Mutter, Entscheidungen fielen mir schwer. Sie schienen mir schier unmöglich, aber nicht entscheiden zu können, das war noch viel schlimmer für mich.

David Faulkner

VanHouton. Melissa VanHouton. Ich hätte es doch wissen müssen, verdammt. Und jetzt wissen Noel und Faye davon. Was bin ich nur für ein Lehrer.. Was bin ich nur für ein Mann? Schwach, ich bin ein schwacher Mann.

'Zu Mittwoch lest ihr dann bitte die ersten drei Kapitel unseres Buches, und schreibt einen kurzen Text darüber, welches der drei Kapitel euch am meisten gefallen hat. Noel, mit Ihnen würde ich gerne über etwas reden.' Noel steckte seine Bücher in seine Tasche, hängte sich diese um und trat an meinen Schreibtisch. 'Ich höre?' 'Ich wollte mit dir über deine Mutter reden.' 'Das brauchen sie nicht, meine Mutter hält es nie lange mit einem Kerl aus, also machen sie sich nichts draus, wenn es nicht klappt.' Er klopfte mir auf die Schulter und war gerade dabei den Klassenraum zu verlassen. 'Noel, warte. Nicht deine Mutter, ich, ich habe die Sache beendet.' 'Gut, dann ist doch alles gut.'

Die Pause verbrachte ich im Klassenzimmer. Und auch sonst vermied ich großen Kontakt zu meinen Schülern und Schülerinnen. Als ich dann an meinem Auto stand, und die Tür aufschließen wollte, stupste mich jemand an der Schulter an. Es war ein blondes, mir unbekanntes Mädchen. 'Guten Tag. Sind Sie Mr.Faulkner?' 'Ja, Guten Tag.' Ich nahm den von ihr angebotenen Händeschlag an. 'Ich bin Jill Edwardsen, ich bin seit Anfang der Woche auf der Schule, und muss Literatur nachholen, das wurde an meiner alten Schule nicht angeboten, und da sollte ich sie fragen.' 'Kein Problem, kein Problem! Am besten du kommst morgen noch mal zu mir, dann vereinbaren wir einen Termin.' 'Vielen Dank, Mr.Faulkner.' 'N - N - Nichts.. z - z -z.' Mein Kopf brummte, mein Herz pochte.. und das Atmen fiel mir auch auf einmal schwer. Bevor ich mich versah, lag ich auf dem Boden und konnte mich nicht bewegen.

Als ich wieder klar bei Verstand war, lag ich in einem Bett. Aber es war nicht meins. Als ich nacht rechts blickte, sah ich Jill. Sie hielt ihr Handy in der Hand und war völlig abgelenkt. 'Jill?' 'Mr.Faulkner. Sie sind umgekippt, und da habe ich den Notarzt gerufen.' Sie gab mir genug Zeit um zu verstehen was passiert war, bevor sie fortfuhr: 'Der Arzt sagt, dass sie keine gesundheitlichen Probleme haben, lediglich eine Platzwunde. Er denkt, Sie haben sich überarbeitet. Am besten sei es, wenn Sie sich erstmal hinlegen.' 'Wie viel Uhr ist es?' In meinem Kopf brummte es, der Sturz war nicht ohne gewesen. 'Es ist 18:23Uhr.' 'Wie lange bist du hier, Jill?' 'Seit 15:20Uhr, ich wollte warten, bis Sie aufwachen, wir konnten nämlich niemanden erreichen, und ich wollte nicht, dass sie ratlos aufwachen.' 'Sehr nett von dir, danke. Aber du kannst jetzt wirklich gehen, es ist schon dunkel.' 'Nichts zu danken. Ist ja selbstverständlich. Gute Besserung, Mr.Faulkner.' 'Danksehr.' 

Am nächsten Tag ging ich normal zu meinem Unterricht, niemand schien von dem Vorfall gewusst zu haben. Ich war überrascht. Es war nicht üblich, dass eine Schülerin sowas für sich behielt. In der Pause dann, kam Jill zu mir. 'Guten Tag, Mr.Faulkner.' 'Guten Tag, Jill. Setz dich. Tut mir leid, dass wir das während der Pause machen müssen.' 'Das ist schon ok, gar kein Problem..' Ihre Stimme wurde leiser. 'Ich habe mir deinen Stundenplan angeguckt, und wir haben Glück. Dienstags in deiner Freistunde habe ich auch keinen Kurs, da können wir in der Bibliothek alles nacharbeiten. Ist das in Ordnung?' Ihre kristallblauen Augen blickten in die Ferne, während sie sich unbewusst auf die Lippe biss. Irgendwas schien da nicht zu stimmen. 'Jill?' Das Blau ihrer Augen fixierte sofort das Braun meiner. Bei näherem Hinsehen bemerkte ich, nasse Augen, sie hatte geweint. 'Ist alles in Ordnung? Kann ich dir helfen?' Sie schüttelte den Kopf, immer vehementer. Dabei fing sie erneut an zu Weinen, und so flossen Tränen über Tränen ihre Wangen herunter. 'Was ist denn los? Jill?', ich reichte ihr ein Taschentuch, 'Nicht weinen! Beruhig dich, und dann erzählst du mir, was los ist.' Schluchzend stieg Jill auf und verließ wortlos den Raum. Ich ging hinterher. So konnte ich sie nicht alleinlassen.

Ich lief auf den Schulhof. Dort sah ich, wie sie Noel in die Arme lief. Er hielt sie fest und streichelte ihren Kopf. Ich ging auf die beiden zu. 'Was ist denn los? Sie war gerade bei mir um einen Termin auszumachen, wann wir Literatur nachholen. Und dann..' 'Es ist nicht ihre Schuld. Ihre Eltern sind beide verstorben, es ist nicht leicht. Sie wohnte in Australien, da ist es nicht leicht..' 'Und du.. woher weißt du das?' 'Sie ist meine Cousine.' Melissas Nichte? Sag ihr einfach, dass wir uns Dienstag in der Freistunde treffen, ich bin mir nicht sicher ob sie es gehört hat.' Noel nickte mir zu und widmete sich dann weiter Jill.

'Mr.Faulkner.' 'Hallo, Jill. Setzt dich.' 'Danke. Ich wollte mich noch mal entsch..' 'Nein, nein. Das brauchst du nicht. Es ist okay. Mach dir da keinen Kopf. Wir müssen uns aber jetzt mit Literatur beschäftigen, ja?' Jill nickte kurz. Sie schien sich unwohl zu fühlen. 'Hattest du denn bisher ein wenig Literatur?' 'Nein.' 'Wie kommt's, dass eine Schule das nicht anbietet?' 'Tat sie, allerdings hatte ich mich für Film entschieden, das war ein Sonderfach bei uns an der Schule.' 'Ich denke darauf könnten wir sogar eventuell aufbauen. Wobei.. genau genommen brauchst du dann gar nicht so viel nachholen, ich geb dir ein paar Bücher, Blätter und wir treffen uns drei Wochen, das müsste reichen.' Und wieder nickte Jill stumm. 

'Ok, das wars dann für heute.' Jill wollte stumm aufstehen und gehen. 'Warte mal, Jill. Setzt dich bitte noch ein mal. Ich habe erfahren, was passiert ist, und ich würde dir raten, dass du einen Psychologen aufsuchst.' 'Ich brauche das nicht, mir geht es gut.' 'Das tut es nicht.' 'Es geht sie gar nichts an.' Jill verließ wütend das Zimmer. Verdammt, ich wollte ihr doch nur helfen. 

'David? Was machst du hier?' 'Ich bin nicht wegen dir hier, sondern wegen Jill. Sie braucht Hilfe, sie sollte einen Psychologen aufsuchen.' 'Was erlaubst du dir? Meine Nichte ist nicht verrückt.' 'Man geht nicht zum Psychologen, nur weil man psychisch krank ist, auch wenn man ein traumatisches Erlebnis hinter sich hat.' 'Und warum meinst du mir das sagen zu müssen?' 'Du musst dich darum kümmern.' 'Dafür habe ich keine Zeit, David.' 'Solltest du aber, Melissa. Sie liegt in deiner Verantwortung, du musst ihr helfen. Hier die Nummer meiner Schwester, sie ist angehende Psychologin, sie kann Jill helfen mit dem Verlust klarzukommen.' Ich drehte mich um und lief zu meinem Auto, Melissa folgte mir. 'Warte!' 'Was willst du?' 'Warum?' 'Melissa, du musst erstmal dich in den Griff kriegen, bevor du mich in den Griff kriegen kannst.' 'Arschloch.' Sie verpasste mir eine Ohrfeige und ging ins Haus zurück. 'Ich bin das Arschloch? Ach so.' 

Natürlich war Melissa eine tolle Frau. Sie war wunderschön, und durchaus in der Lage mich zum Lachen zu bringen. Aber sie ist auch eine hilflose Frau. Sie.. muss noch sehr viel lernen, bevor sie sich auf eine Beziehung einlassen kann. Sehr viel. Und auch ich muss noch sehr viel offener werden, bevor ich den Schritt wagen kann.

Jill Edwardsen

Jacksonville. USA. Nichts Australien, nichts Melbourne. Alles ist anders. Mom tot. Dad tot. Freunde Meilenweit weg. Alles weg. Jeder. Ich will zurück. Einfach nur zurück.

'Jill? Du hattest doch letzens so eine grau-schwarze kurze Shorts an, kann ich mir sie borgen?' 'Jamie!' 'Was denn? Es ist nur eine Shorts.' 'Jill, tut mir Leid, sie..' 'Es reicht. Beide. Ihr könnte normal mit mir umgehen. Mir geht es gut.' Beide guckten mich mit großen Augen an. Noel zwang sich schnell ein Lächeln auf und umarmte mich. 'Gut, das, und nichts anderes wollen wir.' Noel war echt nett. Wir hatten uns im Jahr immer nur ein oder zwei Monate gesehen, aber er war für mich wie ein zweiter Bruder. Er war einfach ein guter Kerl. 'Meinst du die Hose, Jamie?' 'Ja.' 'Kannst du behalten. Steht dir sicher gut.' 'Sicher? Danke!' Endlich war ich wieder alleine. Ich ging runter in die Küche wo mein Bruder in Anzug stand. 'Wohin geht's?' 'Vorstellungstermin bei der Bank. Ich hab meine Ausbildung ja noch nicht zu Ende, dass heißt ich brauch einen neuen Anlauf.' 'Viel Glück.' 'Danke.' Dann ging er raus, auch Jamie war schon aus dem Haus, sie hatte Training. 'Und, soll ich dich heute zur Psychologin fahren?' 'Klar, warum nicht.' 

'Du weißt aber wo ihr Büro ist, oder?' 'Ja, ein guter Freund von mir geht auch zu ihr.' 'Wer?' 'Ethan, er hat seinen großen Bruder verloren, er saß im selben Auto, hat aber überlebt. Er hatte lange Zeit Probleme damit klar zu kommen, tut es sicher immer noch.' 'Also ist sie nicht gut?' Noel lachte. 'Doch klar. Aber es ist noch nicht all' zu lange her. Das ist alles.' Ich lehnte mich zurück in den Sitz und atmete tief ein. 'Aber du warst doch schon selbst ein paar mal da, da kannst du mir sicher besser sagen, ob sie gut ist, oder nicht.' 'Ich rede immerhin wieder, ohne direkt in Tränen auszubrechen. War sicherlich ein recht peinlicher Start, nicht?' 'Ach, nein. Ich wüsste niemanden, der das nicht verstehen könnte. Außerdem kannst du heute Abend alles wieder richten.' 'Wie?' 'Party bei uns. Heute Abend. Jamie wollte dich damit überraschen, aber ich kenn dich ja. Ich dachte mir, ich sage es dir schon mal.' Ich schenkte ihm ein Lächeln. 'Soll ich mit rein?' 'Ach, Quatsch, komm aber in einer Stunde wieder, ja?' 'Gut.'

Im Wartezimmer war keiner, und auch die Uhr zeigte 13:45, vor fünf Minuten hatte mein Termin angefangen. Ich klopfte leicht an der Tür und betrat ihr Büro. 'Oh mein Gott.' Professor Faulkner und ein etwas jüngerer Typ machten wild miteinander rum. Mein Ausruf unterbrach es, nun waren beide Blicke auf mich gerichtet. 'Tut mir Leid. Ich..' 'Schon ok, schließ die Tür. Und du gehst jetzt.' 'Aber..' 'Geh!' Der Typ ging und schloss die Tür hinter sich. 'Es tut mir Leid, dass du das mitansehen musstest. Wäre sehr nett, wenn du das für dich behältst.' 'Kein Problem.' 'Gut, sollen wie anfangen?' Ich nickte.

Nach der Sitzung ging ich raus und wartete an der Bushaltestelle auf Noel. Ich sah den Typen von eben, er saß auf einer Bank und rauchte eine Zigarette. Dann kam er an die Bushaltestelle und setzte sich neben mich. Er schien nicht zu merken, dass ich diejenige war, die eben sein Techtelmechtel unterbrochen hatte. Dann endlich kam Noel an. Er hatte Faye dabei. 'Hey, Jill.' Ich grinste und setze mich hinten ins Auto. Dann hörte ich Noel aufschrein: 'Ethan!' Der Typ der eben noch neben mir saß, reagierte und stellte sich zu Faye ans offene Fenster. 'Hey, Noel.' 'Willst du mit?' 'Darf ich?' 'Was eine Frage, setzt dich rein.' Fantastisch, der Typ der meine Psychologin vögelte, war also Ethan. Er setzte sich neben mich, unbekümert, als hätte ich nie mitbekommen wie er Professor Faulkner beglückte. Er reichte mir die Hand: 'Ethan.' 'Jill.' Widerwillig nahm ich den Händedruck entgegen. Die Autofahrt war bizarr, Noel und Ethan unterhielten sich über Sport, Faye las ein Buch, und ich hatte Kopfkino. Ohne Ende. 

Als wir zu Hause ankamen, war schon alles mit Knabberzeug und Alkohol ausgestattet, und die ersten Leute waren auch da. Einer nach dem anderen stellte sich mir vor, auch wenn mir der Großteil schon aus der Schule bekannt war: Alex, Amy, Annie, Cole, Aaron und Raven. Nur einer blieb stumm in der Ecke stehen. Er war recht groß, hatte dunkle Haare und tiefbraune Augen. Ich ging auf ihn zu. 'Hey.' Er guckte mich verdutzt an, brachte aus Höfflichkeit auch ein 'Hey' raus. 'Ok, das ist komisch, entschuldige.' Ich drehte mich um und wollte gehen. 'Musst du nicht.' Ich drehte mich um. 'Warum bist du alleine hier?' 'Bin ich das?' 'Sieht so aus..' 'Mein Bruder, meine Schwester, meine Exfreundin und.. es sind viele da, mit denen ich hier sein könnte. Mit wem bist du hier?' 'Ich wohne hier.' 'Das wüsste ich aber.' Er trank seinen Becher Bier aus und füllte ihn nach. 'Bin die Cousine von Jamie und Noel, Jill.' 'Bin Spike.' 'Deine Eltern haben dich Spike genannt?' 'Ist auch nicht mein Name, aber so nennen mich nun mal alle.' Er hob einen Mundwinkel an und schaute mich mit leicht zur Seite geneigtem Kopf an. Er war interessant. Nicht so 0815 wie der Großteil der Leute hier. Ich konnte sie alle mit einem Wimperschlag lesen. Annie? Sie war das missverstandene Mädchen, dass einen Jungen nicht haben konnte, und sich jetzt an allen bedient. Alex? Er war der nette Junge, der für Mädchen auch nie mehr werden würde. Amy? Sie war ein unsicheres Mädchen, dass sich nicht das holen konnte was sie wollte, und mit der Zweitwahl sich zufrieden gab. Aaron? Er war der gutaussehende Typ, der kein Mädchen nah genug ran ließ. Cole? Er war tiefgründig, aber auch rechthaberisch und nicht in der Lage sich durchzusetzen. Und Raven? Sie war ein verletzes Mädchen, dass sich mit Jungs über alles hinweg tröstete, und ihre Gefühle nicht aufkeimen lassen wollte. Sie waren alle nichts besonderes. 

'Jill?' Ich schaute hoch, dort stand Ethan. 'Ja?' 'Können wir kurz reden?' 'Mhmm.. ok.' Ich stand auf winkte Spike kurz zu, und ging mit Ethan mit. 'Ich werde es schon keinem verraten.' 'Danke.' 'Du weißt aber schon, dass es illegal ist?' 'Ist es illegal sich der Person zu öffnen, die man liebt?' 'Du liebst sie?' 'Ja, wie kann man Miranda nicht lieben?' 'Sie ist 20 Jahre alt.' 'Und? Das sind 3 Jahre Unterschied. Das ist fast gar nichts.' 'Aber du bist minderjährig.' 'Wir haben auch noch nicht mitei.. was erzähl ich dir das eigentich? Ich brauch mich nicht rechtfertigen.' 'Wer weiß noch davon?' 'Keiner. Und das soll so bleiben.' 'Ich hätte Professor Faulkner nie so eingeschatzt.' 'Wenn es dir dann besser geht, gestern war das erste Mal, dass wir uns geküsst haben, sonst hat sie immer abgeblockt.' Er ging weg und ließ mich stehen. 

'Und? Schon Freunde gefunden?' 'Ich weiß nicht.' 'Das wird schon.' 'Sag mal, was kannst du mir über Spike sagen, Jamie?' 'Er ist mein Ex.' 'Hast du Schluss gemacht?' 'Nein, er, aber es ist ok. Gefällt er dir?' 'Ich finde ihn interessant.' 'Jill, ich würde ja gerne sagen, geh und hol ihn dir, aber er steht auf Faye.' 'Auf Noels Freundin, Faye? Die Faye?' 'Ja. Lange Geschichte.' 'Kann es sein, dass bis auf ihren Bruder alle ein Auge auf sie geworfen haben?' 'Jetzt wo du es sagst.. sie hatte ihr erstes Mal mit Aaron, dann hatte sie einmalig was mit Alex, dann hat sie mit Spike nochmal rumgemacht, dann mit Noel, dann mit Spike geschlafen, und jetzt ist sie mit Noel zusammen. Ja, sie hat einige durch.' 'So hätte ich sie aber nicht eingeschätzt, geht ja ganz schön ab bei der.' 'Tja, und trotzdem sagt sie, Annie sei die Schlampe, dabei hat Annie noch mit niemandem Sex gehabt. Scheiße, das war ein Geheimnis.' 'Keine Sorge, Jamie, ich behalt es für mich.'

Gegen kurz nach halb drei waren alle bis auf Faye, Ethan, Alex, Jamie und Noel weg. Alex und Jamie verschwanden als erstes in Jamies Zimmer, und auch Noel und Faye verschwanden aufs Zimmer. Am Ende saß ich alleine mit Ethan auf der Couch. 'Ich glaub ich geh jetzt auch mal.' 'Nein! Du kannst mich nicht mit denen alleine lassen.' 'Hier bleiben will ich aber nicht.' 'Glaubst du ich will das?' Wir lachten. 'Dann komm mit, wir nehmen Noels Auto und fahren bisschen rum.' 'Okay.'

Wir fuhren rum und blieben dann vor einem Haus stehen. 'Warum bleiben wir stehen?' 'Das ist Mirandas Haus.' 'Und was machen wir hier?' 'Ich muss mit ihr reden. Ich brauche endlich Gewissheit.' Er machte die Tür auf und wollte gerade raus, da erkannte man Miranda und einen Mann im Fenster. Sie tanzten, berührten sich, fingen an sich zu küssen. Er setzte sich wieder rein, und fuhr los. Dabei flossen ihm Tränen runter, und er wurde immer schneller. 'Ethan? Ethan!? ETHAN?! Fahr langsamer! Pass auf!' Ein Auto kam uns entgegen, allerdings wich Ethan in der aller letzten Sekunde aus und blieb mit dem Auto stehen. 'Es tut mir Leid.' Er weinte immer noch. 'Wir hätten tot sein können! TOT! Du musst doch aufpassen! Oder willst du, dass wir sterben?' 'Halt die Fresse!' Dann gab er mir einen kleinen Schubser, und ich flog mit meiner Schulter gegen die Innenseite des Autos. 'Spinnst du?' Ich wollte ihm eine Ohrfeige geben, doch er hielt meine Hand fest. Mein und sein Gesicht waren jetzt ganz nah beieinander. Er hatte schöne Augen, einen schönen Mund, er war schön. Er löste meinen und seinen Gurt und nahm mich so auf seinen Schoss, dass unsere Augen sich gegenseitig anschauen konnten. Ich legte meine Arme um seinen Hals und kam so nah an ihn, bis meine Nasenspitze seine berührte. Er legte seine Hände sanft auf meine Hüfte und holte mich so nah wie möglich an sich. 'Bist du sicher, dass du das willst, Ethan?' Das Pressen seiner Lippen auf meiner war seine Antwort. 'Du?' Ich schüttelte den Kopf, meinte es allerdings ganz anders. Ich wollte das, ich brauchte das. 'Gut.' Ich zog mein T-Shirt aus und schmiss es auf die hinteren Sitze. Danach half ich ihm sein T-Shirt auszuziehen, dabei ließ ich nur von seinen Lippen, wenn es nicht anders möglich war. Mit einer ruckartigen Bewegung stellte er den Sitz flacher, so dass ich mich auf ihn legen konnte. Ich küsste seinen Oberkörper bis unmittelbar über seiner Hose, die ich aufmachte. Auch er zog mir die Hose aus. Währrenddessen küsste er meinen Nacken und zog meinen BH aus, um den Weg von meinem Nacken, über meinen Busen bis hin zu meinem Bauchnabel zu machen, dabei legte er mich auf den Sitz und nahm die obere Position ein.

'Ich glaub wir sollten langsam wieder zum Haus zurück fahren.' 'Klar.' In meinem Zimmer dann, begann das Spiel von neuem. Es war aufregend, ich fühlte mich wieder lebendig, nicht halb, sondern ganz. Zu 100%. Als wir dann im Bett lagen, die Decken über unsere Körper gestulpt, fragte er mich:'Jill? Noel darf hiervon nichts erfahren. Nichts.' 'Bin ich dir etwa peinlich?' 'Nein. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er das gut fände.' 'Und ich denke, ihn geht das hier rein gar nichts an. Das ist eine Sache zwischen mir und dir.' Ethan lachte. 'Nicht mehr, nicht weniger.' 

In der Schule war es komisch Ethan zu sehen. Ich wollte ihn. Immernoch. 'Und, hast du dich eingelebt?' 'So gut es geht, Jamie.' 'Dann ist doch alles gut. Schon Freunde gefunden?' 'Ich denke schon.' 'Wen denn?' 'Wirst du noch sehen.' 'Dir geht es ja viel besser, bist ja fast wieder die alte.' 'Wie du meinst.' Jamie ging, dafür kam Ethan. 'Hey.' 'Hey.' 'Wir haben ja gesagt, dass es eine Sache zwischen uns ist.' 'Ja?' 'Einmalig?' 'Muss sie nicht.' 'Heute um 16Uhr, ich hol dich ab?' 'Klar.' Ich weiß, ich hätte sowas nie gemacht, aber es war die einzige Möglichkeit mich lebendig und gut zu fühlen.

Es heißt, wenn man jemanden gefunden hat, der einen glücklich macht, soll man ihn festhalten, denn meistens sind es nicht die, von denen man es erwartet.. Und für mich war es der Sex mit Ethan, der mich glücklich machte. Und ich war nicht bereit das zu lassen.

Ethan Shark

Jill Edwardsen. J I L L. Bis vor kurzem kannte ich sie nicht mal, und jetzt, war sie die einzige Person, die mich vergessen ließ, dass es Miranda gab. Das einzige Problem, ich schien die Sache ernster zu nehmen, als sie. 

'Ich geh dann jetzt.' 'Willst du nicht bleiben? Ich kann dir was kochen, ich kann gut kochen.' 'Warum nicht.' Ich zog mich an und ging runter in die Küche, Gottseidank war ich alleine, und konnte die Küche voll auskosten. 'Was machst du denn?' 'Was du willst, willst du was bestimmtes?' 'Pancakes. Mit Blaubeeren.' 'Kein Problem.' 'Warum kochst du für mich?' 'Hast du was verdient.' 'Klingt so, als ob ich ne Prostituierte bin.' 'So war das gar nicht gemeint.' 'Kein Problem, stört mich nicht, solange ich Blaubeerenpancakes kriege.' 'Du nimmst alles ziemlich locker, oder?' 'Sollte ich es anders nehmen?' 'Musst du nicht, machen die meisten aber.' 'Aber ich bin nicht die meisten. Ich bin Jill.' 'Ich weiß.' Ich starrte sie an. Sie war echt schön. 'Gut, Ethan. Dann mach mal Pancakes, hab Hunger.' 

Je öfter wir miteinander schliefen, desto größer wurde mein Verlangen nach Jill. Fast hatte ich Miranda schon vergessen, da kreuzte sie bei mir auf. 'Ethan, können wir reden?' 'Worüber?' 'Uns.' 'Das gibt es nicht mehr, Miranda, du kannst jetzt gehen, da gibt es nichts zu reden.' 'Ich denke schon.' 'Schieß los.' 'Ich bin schwanger.' 'Ja, aber nicht von mir.' Ich knallte ihr die Tür zu. Das konnte nicht wahr sein, ich habe immer aufgepasst. Ich riss die Tür nochmal auf. 'Vielleicht solltest du zu deinen anderen Patienten gehen, ich habe immer ein Kondom benutzt, Miranda.' 'Ich hab ja nicht gesagt, dass es deins ist, aber du musst so tun, sonst kann ich es nicht abtreiben.' 'Was muss ich machen? Ich will dich nicht mehr sehen.' 'Bist du endlich über mich hinweg?' 'Miranda, was muss ich tun?' 'Du kommst mit, und willigst ein.' 'Gut. Wann?' 'Morgen um 9Uhr.' 'Da hab ich Schule.' 'Das ist mir egal, Ethan, du musst mitkommen.' 'Erklär du das, dann deinem Bruder, Miranda.' 'Wir sagen, du hast eine Sitzung.' 'Schön.' 'Bis Morgen dann.' 

Am nächsten Tag, stand ich auf und ging für die erste Stunde in die Schule. Dann gab ich Mr.Faulkner die Entschuldigung und ging zu der Sitzung mit seiner Schwester. 'Bist du sicher, dass du das willst?' 'Also ich will kein Kind, Miranda. Vor allem nicht jetzt, nicht mit dir.' 'Da ist aber jemand ganz charmant.' 'Können wir das jetzt bitte einfach hinter uns bringen?' 'Du weißt schon, dass du trotzdem zu meinen Sitzungen kommen musst.' 'Ich hab einen Antrag gestellt, damit ich wechseln kann.' 'Unglaublich.' 'Unglaublich ist, dass du mit irgendeinem Typ bei dir zu Hause rumfickst, mich aber nie in dein Haus gelassen hast.' 'Ethan, benimm dich erwachsen.' 'Ich weiß ja nicht, ob du es nie gemerkt hast, aber das bin ich noch nicht. Ich bin ein Kind, Miranda. Du hast mit einem Kind geschlafen, mehrmals.' Sie fing an zu weinen. 'Reib es mir doch unter die Nase, Ethan.' 'Tut mir Leid, aber du hast es nicht anders verdient, du hast mich wie Dreck behandelt.' Endlich kam der Arzt rein. 'Mrs.Faulkner, Mr.Faulkner, kommen sie herein.' Nach einer Stunde war das ganze beendet. 'Ethan?' 'Was ist? Ich muss zurück in die Schule.' 'Es tut mir leid, ich wollte dich nie verletzen, das hast du nicht verdient.'

In der Schule, sprach mit Noel an. 'Sag mal, Ethan, wo warst du heute in der zweiten Stunde?' 'Ich red ein ander mal mit dir darüber, okay?' Ich konnte ihm nicht erzählen was war, nicht jetzt. Ich musste Jill finden, mit ihr konnte ich es. 'Weißt du wo Jill ist?' 'Sie hat es dir angetan, oder?' 'Wie meinst du das?' Wusste er etwa bescheid? 'Sie passt doch in dein Schema. Aber vorsichtig, wenn du es nicht ernst meinst, lass es.' 'Du hättest nichts dagegen, wenn..?' 'Bist mir lieber als einer, über den ich nichts weiß. Und du bist ein lieber Kerl, und ihr habt viel gemeinsam. Du würdest ihr gut tun.' 'Ob sie das so sieht.' 'Wird sie noch.' 'Danke, Bruder.' 'Nichts zu danken, Ethan. Vergiss aber nicht, mir zu erzählen, was in der zweiten Stunde war, klar?' 'Klar.' 'Jill hatte gerade Bio, schau da mal vorbei. Ich lief zum Naturwissenschaftstrakt und da war sie auch. 'Jill?' 'Ja?' 'Können wir reden?' 'Klar, was ist?' 'Miranda war schwanger.' 'Wie?' 'Sie war schwanger, hat es abgetrieben.' 'War es deins?' 'Ich weiß nicht, sie meinte, sie weiß es nicht, bräuchte einfach jemanden der die Abtreibung erlaubt.' 'Eine Frau kann ohne Erlaubnis des Vater abtreiben, Ethan.' 'Was?' 'Sie wollte es dir anscheinend nur sagen, und sehen was du sagst.' 'Unglaublich.' 'Was hast du gesagt?' 'Das ich jetzt keins will, vor allem nicht mit ihr.' 'Also hast du sie überwunden?' 'Ja.' 'Wie?' Sie wusste es nicht? Ich hätte gedacht, sie wusste es, immerhin bin ich damit ja auch zu ihr. 'Wegen dir.' 'Wegen dem Sex?' 'Nicht nur.' 'Aber es war nur Sex, Ethan.' 'Nicht für mich.' 'Ich will das nicht.' 'Was?' 'Eine Beziehung.' 'Warum?' 'Sie sind kompliziert, erfordern Arbeit und enden, und beide sind verletzt.' 'So muss das nicht laufen.' 'Tut es aber, Ethan.' 'Jill, willst du mir gar keine Chance geben?' 'Was würde allein Noel dazu sagen? Da ist schon das erste Problem.' 'Er hat keins. Im Gegenteil.' 'Ethan, das würde nicht klappen.' 'Das Problem ist nicht die Beziehung, ich bin das Problem, nicht?' 'Nein.' 'Sicher.' Ich war wütend. Ich konnte mir das doch nicht alles eingebildet haben, ich.. ich ging weg, und ließ sie da stehen.

In Chemie saß ich neben Noel. 'Also, willst du es mir erzählen?' 'Ich hatte Sex mit meiner Therapeutin, mehrmals. Ich hab zu viel reininterpretiert. Sie wurde schwanger, war sich nicht sicher ob es von mir war, wollte es abtreiben, und meinte, ich müsste dabei sein, weil der Vater es erlauben muss. Aber Jill meinte, dass das nicht stimmt.' 'Warum wusste Jill davon?' 'Sie hat es gesehen, bei der Sitzung.' 'Ja, dann hast du verbockt, Ethan. Ich denke nicht, dass sie dich will. Sie ist nicht so locker mit dem Thema.' Kam mir anders vor.. 'Super. Auf jeden hast du Recht, sie will mich nicht. Keine will das. Miranda nicht, Annie nicht, Jill nicht. Dich, dich wollen alle.' 'Aber ich will nicht jede, ich wollte Faye. Und ich habe gekämpft, und sieh mich an.' 'Das wird nicht klappen mit Jill, sie.. ist zu gut für mich. So wie jeder Mensch auf dieser Welt.' 'Ethan, du bist ein toller Typ, ich hab eben nicht gelogen. Und das mit deiner Therapeutin, zeigt nur, dass sie ein schlechter Mensch ist. Sie hat deine Lage ausgenutzt. Und früher oder später, wird einer verstehen, was es heißt, dass so jemand wie Ethan Shark etwas von ihr will. Glaub mir.' 'Bist der beste, Noel.' 'Kein Problem, Bruder.'

Mit neuem Mut, ging ich erneut auf Jill zu. 'Jill?' 'Ethan, ich..' 'Nicht reden, ich rede. Du hörst zu. Es ist so, ich hatte eine Affäre mit meiner Therapeutin, ja, aber nicht, weil ich geil auf Sex war, ich hatte davor nicht einmal Sex, sondern, weil sie die erste war, die mir zugehört hat, mit mir gesprochen hat. Sie gab mir das Gefühl, dass ich es Wert bin geliebt zu werden, zumindest zunächst. Sie hat meine Lage ausgenutzt, sie hat ausgenutzt, dass ich am Boden war. Ich bin kein schlechter Mensch, Jill. Und mit dir, ich hab anfangs nur mit dir geschlafen, um Miranda zu vergessen, aber mit der Zeit hast du mich begeisert, ich hab mich immer gefreut dich zu sehen, mit dir zu reden. Jill, bitte geb mir eine Chance. Hab ich die nicht verdient?' Sie lächelte mich an. 'Was ist?' 'Ethan, du hättest dir das sparen können.' Mein Herz blieb stehen. 'Ich wollte auch zu dir, ich hab mich selbst belogen, für mich ist Sex nicht bloß irgendwas, es ist was ganz großes, ich hätte nie mit dir geschlafen, wenn ich nicht mehr in dir gesehen hätte. Nie.' 'Wirklich?' Nickend kam sie auf mich zu und küsste mich auf den Mund. 'Lass es uns versuchen, Ethan.' 'Gute Idee. Nein, sehr gute Idee.' 

Und Noel hatte Recht, ich musste nicht viel tun, damit jemand begriff, dass ich es Wert bin geliebt zu werden. Und Jill war genau die richtige. Sie war wunderschön, ehrlich, locker, intelligent und am wichtigsten, sie interessiert sich für meine Meinung, und das, was ich sage.

Miranda Faulkner

Ich hatte alles verloren. Meinen Stolz, Ethan, die Achtung meines Bruders, alles.

'David, jetzt bleib doch hier.' 'Nein, Miranda. Ich habe dich im Vertrauen empfohlen, und du nutzt die Lage des Jungen so schamlos aus?' 'Es tut mir Leid.' 'Nein, tut es dir nicht, du hast ihn zu Abtreibung mitgenommen, warum?' 'Ich wollte sehen, ob er es will.' 'Miranda, wir können nicht mehr zusammen wohnen, du musst weg. Ich will dich nicht hier haben.' 'Aber ich bin deine Schwester.' 'Bevor du dich nicht änderst, bist du das nicht mehr, Miranda.' 'Ich gebe dir bis heute um Mitternacht Zeit, dann bist du weg. Ok?' 'Wie du willst, David. Danke.'

Ich rief Rick an. 'Rick?' 'Ja?' 'Kann ich vorbei kommen?' 'Warum?' 'Mein Bruder hat mich rausgeschmissen.' 'Klar, aber nicht wundern, ich wohne nicht allein.' 'Es ist egal, ich bin gleich da, sims mir einfach deine Adresse.' Ich packte meine Koffer und fuhr los. Die Gegend kam mir bekannt vor.. an der Tür des Hauses drückte ich die Klingel, als mir dann einfiel, warum mir das Haus, so bekannt vorkam. Es war das Haus von Jill Edwardsen. Und bevor ich gehen konnte, öffnete sich die Tür. 'Ethan?' 'Miranda?' 'Was machst du hier?' 'Was machst DU hier?' 'Ich bin bei meiner Freundin, du?' 'Ich besuche meinen Freund?' 'Noel?' 'Was? Nein, Rick.' 'Rick Edwardsen?' 'Einfach Rick.' 'Kennst deinen Freund aber gut, unglaublich. Also war er es?' 'Ja, jetzt lass mich vorbei.' 'Also war er der Vater?' 'Ja.' 'Du musst es ihm sagen, Miranda.' 'Es ist doch sowieso zu spät.' Jill kam auf uns zu. 'Mrs. Faulkner, was machen Sie denn hier?' 'Ich wollte zu Rick.' 'Zu meinem Bruder Rick?' 'Ich nehme es an.' 'Verscheißern Sie das nicht, so wie mit Ethan.' 'Lass mich vorbei.' 'Merken Sie sich meine Worte!!!'

'Rick?' 'Miranda, was ist denn?' 'Kann ich hier bleiben?' 'Tut mir leid, das ist nicht mein Haus, das geht nicht. Wir sind schon voll. Wir sind fünf Leute.' 'Dann bin ich obdachlos.' 'Es tut mir ja Leid, aber ich seh auch nicht, warum ich dich hier schlafen lassen sollte, wir haben ein paar mal miteinander geschlafen, mehr nicht.' 'Aber Rick.' 'Tut mir Leid, aber ich hab keinen Nerv dafür. Du musst gehen.' 'Dann geh ich eben.' 

Ich stieg in mein Auto und fuhr quer durch Amerika, ich wusste nicht wo ich enden würde, ich nahm mir vor neu anzufangen, und dort anzuhalten, wo der leere Tank mich lässt, wo auch immer das sein würde..

Alle

Annie Germaine

Ich konnte es nicht lassen, ich glaubte diesem Leon nicht. Er war so gefühlskalt, bemühte sich nichteinmal darum, eine Freundschaft zu mir aufzubauen, nichts. Er aß, schlief, duschte, und dann das Ganze von vorn. 'Leon?' 'Ja?' 'Wie hast du erfahren, dass meine Mutter auch deine ist?' 'Bin ins Krankenhaus, wo ich geboren wurde, mit ein bisschen Überredungskunst und einem gerichtlichen Beschluss, ging das dann ganz flott.' 'Achso.' Geht das so einfach? Irgendwas war da einfach faul, und ich würde noch erfahren, was..

Faye McCohen 

Die Zeit mit Noel war echt schön, ich konnte mich nicht beschweren. Er war immer da, hörte mir zu, half mir, kochte für mich, treibte Sport mit mir, er war perfekt. Aber ich war mir nicht sicher, ob es das war, was ich wollte. Immerhin war Spike immer noch ein Thema für mich.. aber ich konnte mich auch nicht von Noel trennen, denn auch ihn liebte ich. Nichts wollte helfen. 

Spike Sanchez

Faye war immer noch mit Noel zusammen, mittlerweile seit Monaten, genau so lang, wie wir kaum ein Wort mehr gewechselt haben. Aber ich konnte nicht, ich brauchte sie, ich vermisste sie, aber konnte ich so egoistisch sein und ihre jetzige Beziehung zerstören? Was, wenn sie glücklich war?

Jamie  VanHouton

Das mit Alex war nun endgültig vorbei, wir haben beide eingesehen, dass wir uns zwar mochten, aber mehr auch nicht. Und das fühlte sich auch gut an, das einzige was das Problem war, war, dass Alex nun zusammen mit Raven, Aaron, Cole und Amy und deren Eltern im Urlaub war, immerhin hatten die Herbstferien gerade begonnen, und die meisten verreisen da nun mal.. 

Noel VanHouton

Das erste Mal in meinem Leben war alles so wie es sein sollte, ich war glücklich. Und zwar wunschlos. Nicht, weil ich zufrieden bin, sondern weil alle meine Freunde glücklisch zu sein schienen, auch wenn Aaron und Cole weg waren. Und vielleicht war das genau die Chance, die ich brauchte um mich mal mit Spike anzufreunden, oder es zumindest zu versuchen.

 

Annie Germaine

'Mum?' 'Ja?' 'Wo hast du Leon bekommen?' 'Im Krankenhaus, wo denn sonst, bitte?' 'Hast du da angegeben, wie er heißen soll, wie du heißt?' 'Nur wie ich heiße, ich wollte ihm keinen Namen geben, allerdings.. warum fragst du das?' 'Mum, du kannst mich als Miststück bezeichnen, aber der Typ ist einfach nicht mein Bruder, ich seh das doch. Der nicht, der lügt uns an. Allein schon, dass er direkt hier einzieht, den Luxus genießt.. da ist doch was faul. Und seine Freundin hat er auch im Schlepptau, dass kann doch nicht sein?!' 'Annie, bitte..' 'Nein, Mum. Bitte, überprüfe wer das ist, es kann auch ein Verbrecher sein. Ich fühl mich nicht mehr sicher hier!' 'Ok, wenn du dann nie wieder was sagst, ok?' 'Einverstanden.' 'Gut. Leon?' 'Ja?' 'Kommen du und Moira, bitte?' 'Ich komme, Moira telefoniert mit ihrem Bruder.' 'Um sicher zu sehen, damit wir beide die Gewissheit haben, machen wir einen Test, in Ordnung?' 'Klar, können wir machen.' Der siegreiche Blick meine Mutter, war mir egal, denn ich war mir sicher, der war nicht mein Bruder. 

Am Abend ging ich in das Gästezimmer, wo Leon und Moira drin waren. Ich klopfte und ging rein. 'Leon?' 'Was ist?' 'Können wir unter vier Augen reden?' 'Klar.' Wir liefen raus in den Garten. 'Also, was ist, Amy?' 'Annie. Mit einem N.' 'Oh.' 'Sei ehrlich, du bist nicht mein Bruder, oder?' 'Denkst du das?' Bist du dir da ganz sicher?' 'Ich weiß das.' 'Woher?' 'Ich war im Krankenhaus, es kamen zwei Leute vorbei, du und noch einer. Und da du der erste warst, der anscheinend da war, ist es klar, dass du den anderen reingelegt hast.' 'Da denkt jemand aber, dass sie ganz schlau sei.' 'Oh, glaub mir, ich bin noch schlauer.' 'Die zweite Person die da war, hat seine Nummer da gelassen, und ich habe angerufen. Stellt sich heraus, dass Jan St.Cloud, der Stiefbruder von Moira ist, und ihr beiden ihm gesagt habt, dass seine Mutter tot sei, und er keine Geschwister habe.' Er wurde sauer, packte mich am Arm und ließ nicht von mir. 'Ich würde mich los lassen, ich habe genug Leute informiert, bei wem sie sich melden sollen, wenn mir was passiert.' 'Achja?' 'Ja.' 'Wenn du tot bist, wird das keiner wissen..' 'Ich kann auch schreien.' 'Ich denke nicht.' Von hinten kam eine Gestalt auf mich zu und drückte mir ein nasses Tuch auf den Mund. 'Gut gemacht, Moira.' 'Kein Ding, uns wir das hier keiner nehmen.' 'Natürlich nicht, Babe.' 

 

Faye McCohen

Ich wählte Noels Nummer. Es klingelte nicht lang. 'Faye?' 'Ja, ich bins. Können wir uns treffen? Ich muss mit dir reden..' 'Kannst du vorbei kommen? Ethan ist hier, und ich will ihn nicht allein mit Jill und Rick lassen, ich denke das würde nicht gut enden, wenn du verstehst, was ich meine.' 'Klar kein Problem, bin gleich da.' Also nahm ich das Auto und fuhr los, fuhr allerdings zu Spike, nicht zu Noel. Und dann stand ich da, vor Spikes Tür und drückte die Klingel. Zweimal, ehe sich die Tür öffnete. 'Faye? Was machst du hier?' 'Ich.. können wir reden? Ich weiß nicht zu wem ich soll. Mein Bruder ist unterwegs, Amy auch, und mit Noel, er würde das falsch verstehen, oder richtig, ich weiß nicht..' 'Komm rein.' 'Danke.' 'Setz dich.' Und er setze sich neben mich. 'Was ist dein Problem?' 'Du.' Er schaute mich mit großen Augen an. 'Faye, nicht. Bitte, darüber können wir nicht reden, ich bin da nicht neutral.' 'Also willst du mich immer noch?' 'Ich will dich nicht nur, ich liebe dich, Faye. Du bist für mich der wundervollste Mensch von allen. Aber ich akzeptiere deine Entscheidung, egal wie schwer es für mich ist, du allein weißt, was du willst.' 'Das ist es ja. So ist es nicht. Sobald ich mit Noel bin, ist er alles für mich, ich liebe ihn, aber sobald ich alleine bin, bist du in meinem Kopf.' 'Faye, ich kann dir da echt nicht helfen, das ist dein Leben, du triffst die Entscheidungen, und du entscheidest, wenn du liebst, da kann ich dir nicht helfen.' 'Wie kann ich einerseits so glücklich mit ihm sein, andererseits traurig darüber sein, dass es nicht du bist, der mich glücklich macht?' 'Das sagt doch alles.' 'Ich versteh gar nichts mehr.' 'Du wünschst dir, dass ich es bin, aber du liebst mich nicht, nein, es ist Noel, er ist es, der dich glücklich macht. Es tut mir weh, das zu sagen, vor allem, weil ich dachte, dass ich es bin. Ich dachte du liebst mich, das dachte ich, aber.. ich, ich reiche dir nicht.' Er tat mir leid. Ich beugte mich nach vorne und nahm ihn in den Arm. Er legte seine Arme um mich, und weinte in meine Schulter; ich streichelte seinen Kopf. 'Es tut mir so leid, Spike.' Er hob seinen Kopf und sah mich an. Er war wunderschön, und doch wollte ich ihn nicht.. 'Du hast es dir ja nicht ausgesucht.' Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange. 'Du findest schon jemanden, du brauchst nicht mehr warten.' 'Vielleicht tue ich das, vielleicht nicht.' 'Auf Wiedersehen, Spike.' 'Auf Wiedersehen, Faye.' Jetzt war ich mir sicher, es war Noel. Noel gehörte mein Herz, also nahm ich das Auto und fuhr zu ihm. Ich öffnete die Tür und lief zu ihm. 'Ich liebe Dich, Noel.' 'Ich liebe dich, Faye.' Er hob mich hoch und küsste mich, während er mich wieder runter ließ. 

 

 Spike Sanchez

Das wars also. Faye liebte Noel. Ich konnte sie abschreiben, ich war nicht das, was sie brauchte. Das musste ich akzeptieren.. Aber ich hatte keine Zeit, mich damit abzufinden, denn mich rief Jamie an. 'Jamie?' 'Spike! Spike! Du musst sofort her kommen.' 'Wo bist du?' 'Bei Annie vor dem Haus.' 'Was ist passiert?' 'Ihr Bruder, dieser Typ, der ist nicht ihr Typ, und sie wollte es ihm sagen, aber sie meldet sich nicht mehr, nur noch per SMS, aber die kann ja jeder schreiben. Bitte komm, Spike, ich mach mir Sorgen.' 'Versteck dich, wenn der Typ gefährlich ist, dann ist es besser. Ich komme sofort.' Ich nahm mein Motorrad und fuhr los. Als ich bei Annie ankam entschied ich mich erst Jamie zu suchen. 'Spike, hier!' 'Ok, ich will, dass du nach Hause gehst, und Noel das erzählst, was du mir erzählt hast, ok?' Nickend stimmte sie mir zu und lief zu sich nach Hause, zwei Straßen weiter. Ich beschloss einfach zu klingeln. Ein blonder etwas älterer Typ machte mir auf. 'Guten Abend.' 'Abend.' 'Bin ich hier bei Annie Germaine? Sie hat noch etwas für mich, Bio.' 'Sie ist gerade nicht da.' 'Können Sie vielleicht nachsehen? Ich fahr morgen in den Urlaub, und brauche die Papiere, ist wichtig.' 'Du kannst selber hoch, und es dir holen.' 'Zeigen Sie mir wo das Zimmer ist?' 'Du warst noch nicht hier?' 'Nein.' Ich dachte es wäre schlauer, so zu tun, als ob ich nie da war, und ihn vorgehen zu lassen, so konnte er mich nicht überwältigen. 'Wer sind Sie denn, wenn ich fragen darf.' 'Mein Name ist Leon Baxter, bin ihr Bruder.' 'Ihr Bruder, wusste gar nicht, dass sie einen hat.' 'Ihre Mutter hat mich weggegeben.' 'Achso.' Auf den Weg in Annies Zimmer nahm ich einen langen Gegenstand und umgriff ihn mit meinen Händen. 'Ja, die Tür da links.' Ich holte aus, und traf ihn auch am Kopf, allerdings fiel er nicht zu Boden, sondern drückte mich gegen die Wand und verpasste mir einen. 

Als ich aufwachte, saß ich mit Annie, ihrer Mum, deren Mann und seiner Tochter im Keller des Hauses. Neben diesem Leon stand noch ein Mädchen, die anscheinend ein Verhältnis haben. 'Was ist hier los, Annie?' Annie saß direkt neben mir und konnte nich aufhören zu weinen. 'Das ist nicht mein Bruder. Er will nur unser Geld. Dieser Mistkerl!' 'Pass auf, was du sagst, Amy, sonst bist du die erste.' 'Es ist Annie, mit N.' 'Ist mit egal, mit G.' 'Die erste was?' 'Die erste die er erschießt, süßer.' 'Und wer ist die?' 'Ich bin seine Freundin. Nach was sieht es denn aus?' 'Komm Moira, wir bereiten die Giftspritzen vor.' 'Komme, Schatz.' 'Was machst du hier, Spike?' 'Jamie hat mir bescheid gesagt, ich wollte helfen. Ich musste, sie war panisch.' 'Sie hätte der Polizei bescheid sagen sollen, verdammt.' 'Noel weiß es auch, er wird kommen.' In dem Moment kamen von oben Stimmen, die immer näher kamen.

Es waren Ethan und Noel. 'Ethan! Noel! Seid vorsichtig, die sind hier irgendwo.' 'Richtig, irgendwo.' Hinter Ethan kam eine Gestalt, die mit der Waffe auf den Kopf einschlug, Ethan fiel zu Boden. 'Ethan!!!' 'Keine Sorge, war kein tödlicher Schlag, das wird eher tödlich.' Er nahm die Waffe und richtete die Waffe auf Annie. 'Nein!' Noel ging auf Leon zu und verpasste ihm eine, dabei löste sich der erste Schuss, der Vince traf, der zweite Schuss der die Wand traf, und der dritte Schuss, der mich traf. 'Spike!' 'Alles ok, ist nur meine Schulter, alles ok, guck lieber mal nach Vince.' Vince war tot, die Kugel hatte ihn in der Brust getroffen, und er war sofort tot. Seine Tochter schrief auf, ehe die Freundin von Leon ihr ein Tuch auf die Lippen presste. Kurz bevor sie fortfuhr, stand Ethan auf und zog sie am Bein herunter. Leon reagierte und richtete die Waffe auf Ethan. Da schrie Noel auf: 'Nein, nicht Ethan.' In dem Moment kam ein Typ von oben herunter, er sah Leon sehr ähnlich. 'Das, das ist dein echter Sohn, Mama. Jan St.Cloud.' Allerdings war Annies Mutter nicht in der Lage sie zu hören, sie war immer noch betäubt. 'Jan?' 'Ich fasse es nicht, wie kannst du mir das antun, Leon?' 'Warum solltest du so eine Familie verdienen? Ich verdiene eine solche!' 'Gib mir die Waffe, und lass die Leute laufen.' 'Nein.' 'Gib mir die Waffe.' Jan lief auf Leon zu und verpasste ihm eine, dann holte auch Jan aus, und verlor dabei seine Waffe. Sie rutschte genau vor Moira, die die Waffe aufhob und sie auf Ethan richtete, der von ihr ließ, so dass sie an ihm vorbei schoss und Leon traf. 'Leon!' Dieser fiel zu Boden und hielt sich die Wunde. Moira stand auf und lief zu ihm, die Waffe immer noch in der Hand. Es dauerte eine Minuten, bis sie sich fasste. 'Du! Es ist alles deine Schuld.' Sie richtete die Waffe auf Annie und schoss. Die Kugel traf Annie am Bein. Und erneut, Moira schoss eine weitere Kugel ab, die traf erneut das Bein. Aus Annie Bein lief viel Blut. 'Annie! Halte durch.' Annie weinte und drehte sich zu mir, und flüsterte mir zu 'Sorge dafür, dass meine Mutter nichts passiert. Ihr darf nichts passieren.' 'Dir wird auch nichts passieren, du musst wach bleben, hörst du?' Doch sie schloss ihre Augen. 'Noel! Sie.. ' 'Gut so, und du, du bist der nächste.' 'Aber, Moira, ich bin dein Bruder.' 'Stiefbruder. Das bedeutet mir rein gar nichts, hörst du?' 'Geb mir die Waffe. Siehst du nicht, was du bereits angerichtet hast?' Ehe sie antworten konnte, nahm Noel einen Gegenstand und haute Moira damit um. 'Schnell, den Notarzt, ruf den Notarzt, sag wir haben zwei Tote und drei verletzte. Und du Ethan, binde der Schlampe die Hände.' 

Noel VanHouton

Ich hätte nie gedacht, dass ich soetwas mal miterleben würde. 'Noel? Wollen wir nicht Jamie anrufen? Wir müssen ihr sagen, dass Annie es vielleicht nicht schafft.' 'Ich fahr zu ihr, und bringe sie mit zum Krankenhaus.' 'Klar, ich, Spike, Leyla, Jan und Annies Mutter fahren direkt hin.' 'In Ordnung.' Ich fuhr also nach Hause. 'Und? Was ist passiert?' 'Dieser Leon ist tot, genau wie Annies Stiefvater. Und Spike wurde angeschossen, er war aber noch ansprechbar, Annie hingegen.. sie lebt noch, aber ich weiß nicht, ob sie es überlebt.' 'Nein! Sie kann nicht sterben, sie ist..' Ich nahm Jamie in den Arm. 'Spike ist verletzt?' 'Ja, ihm wurde in die Schulter geschossen, aber er ist sogut wie durch, er war ansprechbar.. ach, komm, wir fahren einfach hin.' Im Krankenhaus waren alle im Zimmer versammelt. Spike war bereits operiert worden, und war wieder auf den Beinen, Annie hingegen war noch im OP. 'Alles ok, Spike?' 'Ja, danke, dass du gekommen bist, Noel.' 'Kein Ding, ist alles kein Ding, ich wünschte nur ich hätte alle retten können.' 'Annie wird es überstehen.' 'Und was ist mit ihrem Stiefvater? Der ist tot. Meinetwegen.' 'Es war nicht deine Schuld, Noel, du wolltest nur helfen. Mach dir keine Vorwürfe.' 'Wo ist eig seine Tochter?' 'Ihre Mutter war hier, sie wurde abgeholt.' 'Das arme Mädchen..' Unser Gespräch wurde vom Arzt unterbrochen. 'Miss Germaine?' Annies Mutter sprang auf. 'Ja?' 'Ihre Tochte hat die OP überstanden.' Wir alle atmeten auf. 'Allerdings liegt sie im Koma, wir wissen nicht, wie lange es dauert, und ob sie je aufwacht, aber die Chancen stehen gut.' 'Danke, Doctor.' 'Die Polizei hat das Mädchen verhaftet, die Leiche des jungen Mannes werden wir seinen Eltern aushendigen, falls sie das kümmert.' Doch Annies Mutter lief in das Zimmer, in dem Annie lag und setze sich ohne was zu sagen daneben. Jamie und Jan folgten ihr. Ethan und Spike standen auf: 'Wir gehen.' Faye und ich setzen uns in die Cafeteria. 'Wie soll ich das Cole sagen?' 'Ich weiß nicht.. es wird nicht leicht, aber immerhin sind wir diesen Leon los. Es hätte so viel mehr passieren können.' 'Ich weiß. Furchtbar.'

 

Faye McCohen

Ich mochte Annie nie besonders, aber das wünscht man keinem. Das hatte sie nicht verdient. Und jetzt ist noch gar nichts überstanden, immerhin lag sie jetzt im Koma..

Noel VanHouton

Koma. Zwei Leute tot, und einer davon lag auf meinen Schultern. Hätte ich Leon die Waffe direkt abgenommen, hätte er nie einfach losgeschossen und unschuldige getroffen.. 

 Jamie VanHouton

Annie im Koma? Das kann nicht wahr sein. Nicht Annie. Sie darf mich nicht verlassen.. Ich brauche sie doch, was soll ich nur ohne sie tun? Sie darf nicht sterben..

Spike Sanchez

Unglaublich dieser Tag. Das wird mir doch keiner glauben. Furchtbar. Und jetzt liegt Annie auch noch im Koma, nur weil ich zu doof war, diesen Leon direkt auszuschalten..

 

In Jacksonville war einiges passiert dieses Jahr - so viel, dass es nie mehr so sein würde, wie es mal war. Beziehungen wurden geformt, zerstört.. Leute getötet.. Seid gespannt, noch ist nichts vorbei.

 

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Alle Recht liiegen bei den rechtmäßigen Besitzern. Bearbeitung bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 19.11.2012

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