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Ein Glück, daß ich sonntägliche Gewohnheiten nie zugelassen, daß ich Sonntags-Rituale immer im Keime erstickt und ihnen auch nicht das kleinste Eckchen in meinem bisherigen Leben eingeräumt habe. Sonst wäre der erste Frühlingstag, der ausgerechnet auf einen Sonntag treffen mußte, noch unerträglicher.

Schon morgens im Bett, kaum habe ich die Augen aufgeschlagen, und das bereits um viertel nach sieben, anstatt bis spät auszuschlafen, wie viele andere, deute ich die Amsel, die den Frühling herbeizwitschert, als ein schlechtes Omen. Ein schlechtes Omen für den Sonntag, der zu bewältigen war, und der sich laut Wetterprognose als blanker Frühlingstag präsentieren würde.

Ich sollte in den Wald gehen und Weidenkätzchen holen. Die könnte ich in die graue Vase auf den Sekretär stellen. Sie würden die Wohnung beleben, ihr etwas von der Stille und Leere nehmen; denn eine Wohnung ohne Grünpflanze wirkt tot und nicht einladend. Darum findet sich auch niemand bei mir ein. Ich habe auch kein Aquarium und keine Kanarienvögel, die etwas Abwechslung und Gesprächsstoff böten. Auch keine Katze. Was wiederum von Vorteil ist, denn so wäre der Besucher keiner Gefahr ausgesetzt, auf der Couch üble Katzenhaare einzufangen, die hartnäckig an dunklen Hosen und Röcken sichtbar festkleben würden, was für mich als Gastgeberin äußerst peinlich wäre. Doch dies war somit nicht zu befürchten. Niemand fühlt sich wohl bei mir. Wenn es klingelt, ist es höchstens der Briefträger mit einem „Einschreiben“ oder die Nachbarin, die Post abgibt, die der Briefträger falsch eingesteckt hat. Wieso sie extra klingelt, ist mir schleierhaft. Sie könnte sie ja in meinen Briefkasten werfen. Bestimmt ist es Neugier, die sie dazu treibt. Sie denkt wohl, durch den Türspalt etwas zu erhaschen, vielleicht den Blick eines Lovers, der geschwind in die Küche flüchtet.

Auch habe ich keine Bilder an den Wänden, ich habe sie alle abgehängt und zusammen mit den Büchern weggegeben, um den Kopf freizuhalten und nicht über Unnötiges reflektieren zu müssen, um bei mir zu bleiben. Bilder können recht anstrengend sein, wenn sie ihre Hintergedanken zu vermitteln versuchen. Sie können auch schlechte Laune machen, aber die hab ich sowieso, besonders sonntags. So wissen die Leute nicht, wo sie hingucken sollen und finden auch keinen Gesprächsstoff, indem sie nachfragen, wie sich das eine oder andere Buch gelesen hätte. Ich verstehe also durchaus, wenn sich hier niemand wohl fühlt.
Nur eine uralte, französische Schallplatte von Joe Dassin habe ich behalten, obwohl ich kein Gerät habe um sie abzuspielen. Aber das ist auch nicht nötig, denn sie spielt in meinem Kopf. Plötzlich erklingt sie wie eine Äolsharfe, deren Saiten schon vom feinsten Windhauch in Schwingung versetzt werden und ich muß mir ihr Lied anhören. Es wäre besser, ich würde mich von ihr befreien. Ich habe auch schon einen Versuch in dieser Richtung unternommen und sie im Zug nach Bad Ragaz absichtlich vergessen. Doch ein aufmerksamer Fahrgast, der die ganze Fahrt über tat, als ob er mich nicht sähe, ist extra ausgestiegen um mir das kostbare Stück - "he, hallo Sie" rufend - nachzutragen. So hat sich dann meine Freundin, die zur Kur war und die ich besuchte, sehr gewundert, daß ich eine Schallplatte unterm Arm mit mir führte. Ich hatte auch nur ein kleines Nichts von Handtäschchen dabei, die wohl ein Handyfach hat aber keines für Schallplatten. Seit jener Reise ist sie zuunterst in einer Schublade in der Verbannung. Allerdings nur was die Materie betrifft.

Ich könnte den Sonntag doch einfach geschehen lassen. Ich frage mich plötzlich, warum ich ihn planen soll. Ich könnte ihm freien Lauf lassen, irgendwie würde er seinen Weg nehmen. Ich könnte es ihm überlassen, was er mit mir anfangen möchte. Ich würde aus dem Haus gehen, die Treppe hinunter und wäre mitten drin im Sonntag. Und etwas würde er mit mir tun. Ich müsste mich ihm nur anvertrauen.

Ja, Giselle, laß dich auf ihn ein, damit du später sagen kannst, „seit jenem Sonntag ist alles anders“. Nur an Wegkreuzungen sollst du nicht tanzen. Da kommt keine „amour fou“ vorbei, höchstens eine Illusion. Und die suchst du nicht.



Aber ich trau ihm nicht. Verflixt. Das ist das Problem.

Et si tu n’existais pas…

(Und wenn es dich nicht gäbe ...)

Am besten wäre es jetzt, aus dem Bett zu steigen. Aber etwas hindert mich daran. Es ist das Krokodil unter meinem Bett. Es lauert auf einen Fuss mit roten Zehnägeln. Ich weiss ganz genau, dass es da sitzt, immer schon.


Hirngespinste deiner Kindertage! Aus dem Bett, Giselle,

versuche ich es mit Selbstsuggestion, dem Tag ins Gesicht geschaut, auch wenn’s ein Sonntag – ein Frühlingssonntag – ist, denn hier im Bett, wo du wehrlos liegst und düstere Schimären im freien Fall auf dich einstürzen können, wird er nicht besser.



… dis-mois pourquoi j’existerais…

(... sag mir, wieso ich existieren würde...)

Zum Weidekätzchen-Pflücken kann ich mich nun doch nicht aufraffen, denn wie ich in den zum Teil erblindeten Spiegel gucke, der im Flur hängt, fühle ich mich von meinem Spiegelbild wie erschlagen. Blass und lustlos schaut es mir entgegen. Kein geeignetes Gesicht für ein derartiges Vorhaben.

Ich könnte an den See gehen und Schwäne und Entchen füttern. Bestimmt habe ich noch altes Brot im Haus. - Glückliche Familien würden mir entgegenwandern; „wir sind zu fünft, wir zu viert, wir zu dritt, dafür haben wir einen Hund, uns gehört die Zukunft – und vor allem der Sonntag, ein Frühlingssonntag sowieso!“ würde ihr frohes Gehabe ausdrücken. Die Kinder würden lachen, kreischen und springen, der Vater würde notgedrungen mitmachen, und die stolze Mutter würde die Fünf gerade sein lassen, denn ihren Sonntag würde nichts trüben können. Aber den meinen würde es noch mehr trüben. Ich würde diese mitleidigen Blicke nicht ertragen. So würde ich sie jedenfalls empfinden und mich fragen, was hat sie, diese stolze Mutter, was ich nicht habe? Vor allem Ordnungssinn und Durchsetzungsvermögen; bei drei Kindern, Mann und Hund schien mir das unabdingbar.

Für Singles ist der See ungeeignet am Sonntag. Man würde kein ruhiges Plätzchen finden, um ungestört ein paar Zeilen zu lesen – vielleicht in einem mitgebrachten Buch. Da würden schon verliebte Pärchen turteln und Verständnis heischend erwarten, dass eine Einsame das Weite sucht. Abgesehen davon wäre es auch nicht erbauend, dem Liebesgesülze auf dem Nachbarbänkchen beizuwohnen.

Ich könnte die Bahnhofstrasse entlang spazieren und die Schaufenster betrachten. Alle auf Frühling getrimmt, den Kaufrausch wecken wollend. Bei mir vergebliche Müh. In der Schaufensterzone wäre ich vor glücklichen Familienbildern sicher. Möglicherweise begegne ich einem alten Muttchen mit weissen Handschuhen, das bei GRIEDER in die Vitrinen guckt und mich wohlwissend anlächelt. Ob es in mir die selbstbewusste Singlelfrau erkennen würde, weiss ich nicht. Jedenfalls würde ich zurücklächeln. Der Anblick der einsamen alten Dame, die sonntags in die Schaufenster guckt, könnte eine wehmütige Saite in mir anschlagen. Also kein Stadtspaziergang, nicht heute.

Fitness wäre auch eine Variante. Ich könnte den Gutschein im Fitness-Studio einlösen, den mir meine Freundin (übrigens glücklich verheiratet, 3 Kinder, allerdings ohne Hund) stillschweigend zu meinem 39. über den Tisch zugeschoben hat. Im Geheimen denkt sie, es sei an der Zeit, einen letzten Versuch zu starten und mich alternden Single auf Vordermann zu bringen. Sie sagt es nicht, aber ich kenne ihre Gedankengänge wie meine eigenen. Irgendwie kommt sie einfach mit meinem Singledasein nicht zurecht und sieht Handlungsbedarf. Vergeblich meine Versuche ihr bildlich zu skizzieren, dass ich kein Zahnrad bin und sich demzufolge auch kein Gegenstück findet. Wer geht denn sonntags überhaupt ins Fitneß? Bestimmt die, die es sowieso nicht nötig haben, die, die es auch sonntags nicht lassen können, die, die ihre gestählten, muskulösen, sportlichen, braunen Körper nach der Sonnenbank im Fitneß-Center auf den Superlativ-Kurs bringen. Wie würde sich der meinige dazwischen fühlen? Schon nach zwei Minuten Laufband wäre ich ausser Atem, und mein Japsen würde die mokierten Blicke der perfect bodys

auf den meinen, den ungestählten, schlaffen und bleichen lenken, und jedes seiner Speckröllchen würde entlarvt. Er böte das unästhetische Resultat sportlicher Untätigkeit. Je länger ich überlege, desto deutlicher wird mir bewußt, dass diese Art von sportlicher Betätigung überhaupt nicht zu meinem Körper paßt. Auch montags oder dienstags nicht.

Sonntags klingelt mein Handy nie. Jeder ist mit seinem eigenen Sonntag beschäftigt, Freundinnen und verheiratete Männer sowieso. So lege ich das Ding am Samstagabend schon vorübergehend in den Brotkasten, um nicht ständig drauf zu stieren und ignoriere es. „Der Teilnehmer ist nicht erreichbar“, nein, sonntags nie.

...pour traîner dans un monde sans toi,...

(... um in einer Welt rumzuhängen, ohne dich...)

Es gibt so viele Möglichkeiten, einen Sonntag angenehm zu verbringen. Ich könnte mich der Bequemlichkeit hingeben und mich zusammen mit meinem rosaroten Klappstuhl auf den Balkon setzen. Der Frühling war ja jetzt da. Einen Sonnenschirm bräuchte ich nicht aufzuspannen, denn der Balkon ist ein Schattenbalkon, gen Norden ausgerichtet, wo sich kein Sonnenstrahl hin traut. Er wäre allenfalls nützlich um die Observierung zu unterbinden, die gewöhnlich von den Sonnenbalkonen ausgeht, und vorsommerliche Laune zu signalisieren. Darum habe ich auch keine Pflanzen auf meinem Balkon – ausser Schnittlauch, der es schattig und feucht liebt. Ich könnte es mir auf dem Klappstuhl gemütlich machen und den Schnittlauch beobachten, denn er wächst zusehends.
Natürlich würde ich lieber Rosen giessen, wie andere Leute auf den Sonnenbalkonen. Doch der Gärtner winkt immer gleich ab, wenn ich ihm meine Balkonsituation schildere. Rosen wollen es sonnig und luftig. Ja, wer nicht! So habe ich mich nicht weiter darum bemüht, meinem Schnittlauch eine Gesellschaft zu verschaffen, und er fristet ein einsames Schattendasein. Rauch und ätzender Gestank von entfachter Grillkohle würde bis zu meinem Balkon vordringen, denn die „ Balkönler“ auf der Sonnenseite, das weiss ich inzwischen nach vielen Sommern, würden gleich beim ersten Sonnenstrahl, sei er auch noch so blass, ihre pompösen, astronomisch teuren, bereitgestellten Grill-Konstruktionen anfeuern und Ungesundes wie Steaks, Cervelats und Bratwürste auf den Rost werfen. Ich kann den Hype um die diversen Grill-Modelle nicht nachvollziehen. Im Baumarkt, als ich letzthin für die Klospülung nach einem „Schwimmer“ suchte, denn ich repariere Vieles selbst, musste ich ein Gespräch mitanhören. Es ging um einen Grill für den Balkon. Ich hätte ja weiter laufen können, aber irgendwie interessierten mich die Argumente des Verkäufers, und so studierte ich im Regal nebenan die Grillkohle-Offerten und weiss seither Bescheid was Grills angeht. Ob „Säulengrill“ oder „Kugelgrill“ mit emailliertem Deckel und aufklappbaren Seitentischen und Getränkehalter plus einem weiteren Highlight, dem Besteckhalter; ist doch übertrieben! Grill ist Grill. Stinken tun sie alle. -
Ich würde mich nicht auf den Balkon setzen, jedenfalls nicht heute.

In der Küche suche ich vergeblich nach Brot, Keksen oder Zwieback. Es ist nichts da. (Nur das Handy liegt im Brotkasten). Wo ist das ganze Brot hin! Merde! Ich tue verärgert. Dabei weiss ich, wo es hin ist und wusste auch, dass keines mehr da ist. In einem Single-Haushalt, wo auch kein Geliebter einen Fuss hineinsetzt, erübrigt sich eine Nachforschung. Es kommt noch dicker; auch die Kaffeepads sind alle! Keine Frage also, ich muss zum Frühstück in mein Stammcafé. Ein richtiges Morgenessen braucht es jetzt, denn mein Magen meldet Hunger, und es ist höchste Zeit für Kaffee.

Ueber mein Erscheinungsbild brauche ich mir keine Gedanken zu machen. Sie kennen mich im SCHOBER und wissen, wie ich normalerweise aussehe. Mein schlechter Haartag, der dem Sonntag noch das i-Tüpfelchen aufsetzt, würde unbemerkt bleiben. Ich war nämlich gestern beim Friseur und der war gar nicht gut drauf. Allerdings wurde mir das erst bewusst, als er schon Hand an mich gelegt hatte. Das Resultat seiner Unpässlichkeit gibt mir beim Blick in den Spiegel jedes Mal einen Schlag in die Magengrube. Es wird Wochen dauern, bis sich dieser Ausrutscher einigermassen vertuschen lässt. Ich denke ernsthaft an einen Friseurwechsel.
Ich kann auch bedenkenlos die ausgetretenen Turnschuhe anziehen, man wird es nicht beachten. Der Kleiderberg auf dem Stuhl hätte durchaus Buntes zu bieten. Doch ich greife zu Schwarz, das liegt zu oberst und untermalt meinen Gemütszustand. Würde ich mich farbig hervortun und schick aufpeppen, könnte man womöglich meinen, ich sei auf Männerfang und hätte das angenehme Singleleben satt. Auf keinen Fall will ich mein Image der überzeugten Singlefrau ankratzen. Ausserdem habe ich keine Lust auf Farbe, sonntags nie.
Die bunten Sachen liegen unten, und ihr letzter Einsatz liegt schon geraume Zeit zurück. Die violette Seidenbluse mit Rüschchen am Halsausschnitt hab ich sogar an einem Sonntag getragen. Da fuhr ich mal mit einem Geliebten zu einer Tagung. Wir waren ausgelassen und scherzten. Ja, so sollten Sonntage sein. Ich stopfe die Bluse in den Wäscheberg, um nicht daran erinnert zu werden.

… sans espoir et sans regrets...

(... ohne Hoffnung und ohne Reue...)

Im Café setze ich mich hinten in die Ecke, wo ich den Ueberblick habe. Ich bestelle das grosse Frühstück mit einem Kännchen Kaffee.

Ich war drauf und dran mich etwas besser zu fühlen, als ich ihn erblicke.

Er sitzt ein paar Tische weiter und tunkt eben ein Croissant in den Kaffee. Ein schwächlicher, blasser, dicker, kleiner Mann mit Versager-Blick. Kein „Hans-Dampf-in-allen-Gassen“ und kein Fitness-Center-Gänger. Die leibhaftige Konkurrenz zu meinem Spiegelbild. Ich kenne ihn vom Sehen, aber wir grüssen uns nicht. Er verkehrt oft hier im Café. Vor allem sonntags. Noch ein schlechtes Omen. Er sitzt da in einer Loser-Haltung, die krummen Schultern nach vorne gebeugt, den Blick für einen kurzen Moment von unten nach oben gerichtet, um ihn gleich wieder in die Kaffeetasse zu senken. Meine Stimmung sinkt mit seinem Blick in die Tiefe, ins schwarze Ungewisse. Er trägt, wie könnte es anders sein, ein kleinkariertes Hemd. Keine Baumwolle, und bestimmt hat er Achselschweiss, den die Synthetik seines Hemdes dankbar aufsaugt. Bestimmt hat er eine matte, dunkle, stumpfe, graue Aura. Ich fühle direkt, wie sie bis zu mir herüberwabert. Sie erfüllt den ganzen Raum, so scheint es mir plötzlich. Auch die Kellnerin, die mir das Frühstück auftischt, hat wohl etwas davon abbekommen. Jedenfalls serviert sie mir den Kaffee mit einem Fußbad, denn er ist bei ihrem eiligen Anmarschieren aus der Kanne geschwappt und bildet nun eine unappetitliche Pfütze auf dem Tablett. Sie ignoriert sie und stellt das Tablett vor mich hin.

Ich blättere in der Zeitung, die auf dem Tisch liegt und beschließe, meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Dabei fällt mir auf, daß ich sonntags schon lange nicht mehr gelacht habe. Eine Galaxie für den, der mich sonntags zum Lachen bringt! Ja, Giselle, auf den kannst du lange warten. Womöglich noch einen Pas de deux

auf dem Regenbogen tanzen und mit dem Tandem durchs Schlaraffenland fahren und filigrane Träume von den Bäumen pflücken.



…Et si tu n’existais pas…

(... Und wenn es dich nicht gäbe...)

Vielleicht bietet die Zeitung etwas Erheiterndes oder wenigstens eine Idee, wie ich den Sonntag totschlagen könnte. Ich blättere während ich die schwarze Brühe in mich hineinschütte. Ab und zu tropft etwas davon auf die Zeitung und bildet unschöne braune Kleckse und zwar genau da, wo, wie mir scheint, gerade für mich etwas Interessantes steht.

Rein zufällig überfliege ich die Kontaktanzeigen. „Lektor sucht nette Partnerin.“ Das ist sympathisch, ganz abgesehen von der praktischen Seite, da ich irgendwann ein Buch schreiben würde, oder wenigstens eine Geschichte, das ist mir schon seit langem klar. Wenn ich dann einen Lektor zur Hand hätte… Aber halt, nicht mit mir! Das ist ein fake

! Ein Lektor würde sich niemals so formulieren. Nächste Anzeige: „Genießen wir den Sommer gemeinsam… „ Also gleich den ganzen Sommer? Der Sonntag würde mir genügen. „Abendspaziergänge, grillieren, schwimmen im Fluß…“ Platsch. Genau da fällt der Kaffeetropfen hin. Will wohl Schicksal spielen. Aergerlich schaue ich abrupt von der Zeitung auf. Das Gleiche tut auch das schlechte Omen mit Achselschweiss und schaut ausgerechnet in meine Richtung. Ungewollt begegnen sich unsere Blicke. Croissantbrösel kleben an seinen Mundwinkeln.
Wie grotesk ist das denn! Ich kann nicht anders und breche in schallendes Gelächter aus.

Und er – lacht mit, aus mir unerklärlichen Gründen.

Jedenfalls, er hat einen Sonnenbalkon mit einer bombastischen, fahrbaren Grill-Station und einen grünen Daumen, was mir ebenfalls unerklärlich ist. Vielleicht, weil er mit seinen Pflanzen redet, und reden kann er gut, wer hätte das gedacht.
Uebrigens, er ist Japanologe und Achselschweiss hatte er erstaunlicherweise keinen…



Impressum

Texte: (c) Text und Cover Jeanne Guesch 2010
Tag der Veröffentlichung: 04.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

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