Cover



Kleine Häppchen für zwischendurch...


Vor der Tür


Mist! Das darf nicht wahr sein! Das gibt’s doch nicht! Jetzt warte ich schon über eine halbe Stunde vor der Tür, und es rührt sich nichts; er macht einfach nicht auf! Dabei hab ich schon dreimal geläutet. Hab halt keinen Schlüssel – schön wär’s! Ist ein Unikat. Er hat bis jetzt noch keinen Zweitschlüssel abgegeben, soviel ich weiss. So steh ich hier und warte, warte und warte. Hab ich ihn verärgert? Vielleicht weil ich nie angerufen habe? War ich zu sehr mit mir beschäftigt? Hab ich zu wenig Pokale?
Zum letzten Mal:

Halleluja, Petrus, ich bin da!


Sand zwischen den Zehen


Genau so war es. So fühlte es sich an, wenn einem der feine Sand durch die nackten Zehen rieselte; so fühlte es sich an, wenn man die Füße in den wohlig warmen Sand eingrub; so fühlte es sich an, wenn der Zeh-Trenn-Gummi der Flip Flops am großen Zeh zu drücken begann, und so fühlte es sich an, wenn man sich noch naß in den Sand legte und die leichte, frische Brise einen erschauern ließ, so daß man Gänsehaut bekam. – Ausgefühlt!
Er löste die Bremse des Rollstuhls und fuhr an die Balkonbrüstung um zu sehen, ob der Begleitdienst schon vorgefahren war.


Erwischt


Gerade noch erwischt; mit einem Fuß hängt er kopfüber fest. Sein hämisches Lachen ist erdrosselt und sein Gesicht aschgrau im Antlitz des Todes. Ein falscher Zwerg röchelt und zappelt in den Maschen. Die Angst windet sich einer Schlange gleich durch das Gewebe und versucht vergeblich, sich zu befreien. Eine grüne, glitschige, sich ständig verformende Masse - einmal Fratze, einmal Tier, einmal gieriger Schlund – schwappt von Masche zu Masche. Aber auch sie ist gefangen. Ein Tunnel ohne Licht zieht seine Kurven durch die Maschen. Definitiv kein Entkommen.
Bald kommt die Sonne und saugt die bösen Träume aus dem Dreamcatcher überm Bett.


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Impressum

Texte: (c) Text und Cover by Jeanne Guesch
Tag der Veröffentlichung: 31.05.2010

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