Cover

Das Leben ist ungerecht



Texte: Faraluz
Bildmaterialien: Bonnyb
Texte: Nachdruck, auch Auszugsweise, nur nach Genehmigung der Autorin. Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 03.Februar 2012


Sozialstunden
Liebe auf 4 Rädern


Für Bonny, die mich bestärkt hat, es mit dem Schreiben zu versuchen,
die mir Mut gemacht hat das Buch online zu stellen und die mir das Cover erstellt
hat.
Du bist ein Goldstück!


Montag 15:30 Uhr
Scheiße, jetzt sitze ich hier, in der prallen Sonne, und muss Unkraut, anstatt mit Freunden am Pfordter See schwimmen zu gehen. Scheiße, Scheiße, Scheiße.
Wieso hat der beknackte Krüppel auch von so einem harmlosen Schubser die Treppe herunterstürzen müssen? War doch nicht meine Schuld, dass er mir und meinen Freunden im Weg stand und es war auch nicht meine Schuld, dass er sich nicht festgehalten hat.
Scheiße! mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn wischend und innerlich fluchend kniete Eike im Kurpark vor einem Blumenbeet und entfernte Unkraut.
100 Sozialstunden! Und wieso nur er? Wieso haben die anderen keine Strafe bekommen, die hatten ihn doch angestachelt, einfach Scheiße, er war doch an der ganzen Sache gar nicht allein schuld!
Plötzlich unterbrach ihn eine Stimme bei seiner inneren Wuttirade. „Entschuldige, könnte ich bitte mal vorbei?“
Eike antwortete murrend ohne sich umzudrehen: ‚Siehst doch, dass ich hier arbeite. Geh über die Wiese!‘
Scheiße, jetzt werde ich hier auch noch von irgendeinem Trottel behelligt, wo ich doch arbeiten und nicht andauernd aufstehen und jedem Dahergelaufenen aus dem Weg gehen soll, dachte Eike schlechtgelaunt.
Da ertönte diese Stimme erneut: ‚Würde ich, wenn es denn so einfach für mich wäre.‘ Der Spott war nicht zu überhören.
Genervt schnaubend drehte sich Eike um und sah sich einem jungen Kerl gegenüber, der in einem Rollstuhl saß. Schon wollte er einen abfälligen Spruch machen, als er das herausfordernde Blitzen in den Augen seines Gegenübers entdeckte.
Von dem Blick gebannt, hockte Eike weiter auf dem Parkweg und starrte sein Gegenüber an. Während sich der Blick des Fremden in seinen bohrte, spürte Eike ein merkwürdiges Kribbeln in seinem Bauch.
Wow, was für Augen, dachte er und begann, weiterhin schweigend, die Gestalt im Rollstuhl näher zu mustern.
‚Fertig?‘, erklang da erneut die Stimme, inzwischen leicht amüsiert.
Errötend sprang Eike auf und entschuldigte sich, nicht eher Platz gemacht zu haben. Der Rollstuhlfahrer zuckte grinsend die Schultern und antwortete schon im Weiterfahren ‚Kein Problem, habe ja einen Mund.‘
Eike schaute ihm einen Moment hinterher, als eine Stimme sein versunkenes Starren unterbrach: ‚Junge, du bist nicht hier, um Maulaffen feilzuhalten!‘
Erschrocken drehte sich Eike um und sah sich seinem Betreuer gegenüber. Hastig entschuldigte er sich, kniete sich erneut ins Beet und begann, verbissen weiterzuarbeiten.
Währenddessen liefen seine Gedanken im Kreis: Was für ein Kerl, dachte er, diese grünen Augen. und die Stimme, nur zu schade, dass er im Rollstuhl sitzt. Als er sich seiner Gedanken bewusst wurde schnaubte er erschrocken auf: Was denkst du da überhaupt, einen Krüppel anzuschmachten, geht’s noch Eike? Über sich selbst den Kopf schüttelnd verdrängte er die Gedanken und arbeitete weiter.

Montag 17:00 Uhr
Erleichtert seufzend verließ Eike nach getaner Arbeit den Geräteschuppen der Kurverwaltung. Feierabend, jetzt nichts wie weg Richtung Pfordter See, die Jungs erwarten mich sicher schon.
Schnell lief er durch den Kurpark in Richtung seines Wagens, als er den Rollifahrer von vorhin entdeckte, der ihn von einem Riesenschachbrett her angrinste. Eike verhielt im Schritt und wusste nicht, wie er reagieren sollte, straffte dann die Schultern und rief dem jungen Mann ‚Viel Glück‘ zu, bevor er sich abwandte und in sein Auto stieg.
In Gedanken versunken kam er am See an und wurde euphorisch begrüßt:
‚Eike, na endlich! Hat es Spaß gemacht?‘, fragte ihn Pascal spöttisch grinsend.
‚Sei einfach ruhig, du Arsch‘, drohend ging Eike auf Pascal zu, der die Hände erhoben rückwärts lief und ihn versuchte zu beruhigen. ‚Mensch, ich habe doch nur Spaß gemacht, nun reg dich doch nicht so auf.‘
‚Komm, lass den Trottel‘, erklang jetzt die Stimme seines besten Freundes, Raphael, beruhigend, ‚du weißt doch, dass er sein Hirn selten einschaltet.‘
Widerwillig ließ sich Eike mitziehen.
‚Jetzt erzähl mal, wie war der erste Tag?‘, erkundigte sich Raphael neugierig. Eike begann zu erzählen und erging sich in Selbstmitleid, dass er keine Schuld habe und alles einfach bescheiden sei, als Raphael ihn rüde unterbrach.
‚Eike, sag mal, hörst du dich selbst reden?‘ herrschte er ihn an, ‚Schuld? Schuld! Eike, Mensch, du bist Schuld, du und deine manchmal einfach arschige Einstellung anderen gegenüber, die in deinen Augen nicht perfekt sind! Du hast den armen Mann geschubst! Wegen dir liegt er mit einer gebrochenen Hüfte im Krankenhaus!, Du hast ihn einfach liegenlassen!‘ Immer lauter wurde Raphael mit vor Zorn gerötetem Gesicht.
Sprachlos sah Eike Raphael an und versuchte, zu intervenieren, doch Raphael war inzwischen richtig in Fahrt gekommen.
‚Eike, seitdem du mit Anna-Lena Schluss gemacht hast, bist du total verändert! Jetzt reicht es mir! Ich habe versucht dich zu unterstützen, obwohl ich nicht einmal weiß wobei, da du ja nicht mehr mit mir redest! Ich habe deine dummen Sprüche anderen gegenüber, besonders Menschen, die in deinen Augen nicht perfekt sind, hingenommen und ignoriert. Ich versuche dir zu helfen, seitdem du diesen Scheiß abgezogen hast mit dem armen gehbehinderten Kerl, obwohl ich es nicht toleriere. Aber jetzt ist genug!‘ Inzwischen brüllte Raphael laut, während Eike stotternd versuchte einzulenken, um ihn zu beruhigen. So hatte er den eher ruhigen Raphael noch nie erlebt.
‚Nein, Eike, es ist nicht gut und nein, wir sprechen nicht irgendwann anders drüber, du hörst dir das jetzt an, denn ich mag nicht mehr. Du zeigst keinerlei Einsicht, keine Reue, jammerst darüber wie schlecht es dir geht! Hast du den armen Mann, er heißt übrigens Karl Birkenbach, je besucht und dich entschuldigt?‘
Sprachlos sah Eike seinen Freund an und schüttelte langsam den Kopf.
Raphael musterte Eike inzwischen ruhig geworden, während dieser sich zu rechtfertigen versuchte: ‚Ich weiß doch gar nicht, in welchem Krankenhaus er liegt, außerdem hatte ich gar keine Zeit, Uni und Gerichtsverfahren und jetzt die Sozialstunden, ... außerdem will der mich doch gar nicht sehen, …‘
Raphael, unterbrach das Gestammel rüde: ‚Ich will von deinen halbseidenen Entschuldigungen nichts mehr hören, weißt du, Eike, irgendwo habe ich dich, meinen besten Freund verloren. So, wie du jetzt vor mir stehst, bist du ein Fremder für mich, eine Person, die ich nicht kennen möchte.
Es tut mir leid, aber das ist keine Freundschaft mehr‘, daraufhin drehte sich Raphael um, packte seine Sachen zusammen und verschwand vom Liegeplatz, während Eike ihm sprachlos hinterher starrte.
Nur langsam kam er wieder zu sich und registrierte, durch das laute schmerzhafte Klopfen seines Herzens ausgelöst, dass ihn Pascal ansprach: ‚Komm Eike, auf so einen Moralapostel kannst du doch verzichten, lass uns schwimmen gehen, die anderen warten schon.‘ In Gedanken versunken trottete er hinter Pascal her, zog sich mechanisch um und stieg in den See.
Nur langsam wurden seine Gedanken klarer, während die anderen auf ihn einredeten und versuchten, ihn zu einer Wasserschlacht zu überreden. Irgendwann machte er mit, war aber mit den Gedanken nicht bei der Sache.
Als er merkte, dass er immer wieder (über Raphaels Reaktion nachdachte, - du hast in den letzten Sätzen so viel „gedankliches“ drin -) gedanklich zu Raphaels Reaktion abschweifte, stieg er aus dem Wasser, entschuldigte sich bei seinen Freunden, die enttäuscht murrten, und zog sich an.
Pascal versuchte noch einmal einen Vorstoß, während Eike seine Schuhe zuschnürte.
‚Mensch Eike, nun komm, lass dir doch die Laune nicht von Raphael vermiesen, hast doch den ganzen Tag bei der Hitze geschuftet. Außerdem sehe ich das nicht so, wie Raphael, ich finde der Richter war viel zu streng, schließlich hätte der Kerl sich ja am Geländer festhalten können. Ich glaube, ich habe sogar gesehen, dass er sich mit Absicht fallen gelassen hat, der wollte bestimmt nur das Schmerzensgeld einsacken.‘
Aber Eike hörte nicht, was Pascal redete, da er in Gedanken immer wieder durchging, was Raphael gesagt hatte: ‚Du bist, wie ein Fremder für mich, eine Person, die ich nicht kennen möchte.‘
Was bedeutete das jetzt? War ihre seit der Oberstufe bestehende Freundschaft beendet? Durfte er sich nicht mehr bei Raphael melden? Dem Menschen, der seit 5 Jahren mit ihm durch dick und dünn ging. Kein anderer wusste so viel von ihm, bis auf die Sache, dass er auf Männer stand. Er hatte Angst gehabt ihm das zu sagen, und dadurch seine Freundschaft zu verlieren, und jetzt? Hatte er es wirklich dermaßen vergeigt, dass er Raphaels Freundschaft für immer verloren hatte?
Mit brummendem Kopf und Magenschmerzen fuhr er heim in seine kleine Mansardenwohnung.
Die halbe Nacht grübelte er über das Gesagte nach und wurde immer unsicherer. Wie gerne würde er sich bei Raphael melden und mit ihm sprechen, doch er traute sich nicht. Irgendwann schlief er völlig übermüdet ein und musste sich am nächsten Morgen hetzen, damit er ja pünktlich bei seinem Betreuer eintraf.

Aussprache



Dienstag 10 Uhr
‚Guten Morgen, gerade noch pünktlich‘, kommentierte Herr Friedrich sein Eintreffen. ‚Dann wollen wir mal: Heute wirst du hinten beim Schachspiel die Grasränder an den Gehwegen abstechen. Hol dir eine Schubkarre und einen Spaten und leg los.‘
Müde und in sich gekehrt besorgte Eike sich das Werkzeug und begab sich zum Schachspiel. Der Vormittag verging diesmal sehr schnell, während er still vor sich hin grübelnd arbeitete.
Gegen 12 Uhr
Während seiner Mittagspause, die er auf einer Parkbank verbrachte, erklang plötzlich die spöttische Stimme von Pascal. ‚Na, so gut will ich es auch mal haben. Sitzt hier und genießt die Sonne, anstatt zu arbeiten!‘ Erschrocken drehte sich Eike zu Pascal um. ‚Was machst du denn hier?‘, erkundigte er sich erstaunt. ‚Ich wollte mal kontrollieren, ob du auch alles richtig machst‘, meinte dieser neckisch und ließ sich neben ihm auf die Bank fallen. Junge Junge, wie lässt es sich denn hier nur aushalten, nur alte Säcke oder Krüppel‘, stöhnte Pascal abfällig, wobei er den Blick schweifen ließ. ‚Da wäre ich auch so schlecht gelaunt wie du, ist ja nicht auszuhalten.‘
Wie aus einem Traum erwachend schaute sich Eike um und stellte fest, dass er dies gar nicht so empfand. ‚Halt den Mund, Pascal‘, fiel er ihm unangenehm berührt ins Wort.
‚Hey, was ist denn mit dir los?‘, meinte dieser brüskiert‚ ,seit wann spielst du dich als Krüppelfreund auf?‘ ‚Seit ich hier arbeite, du Arsch, wegen deiner Sprüche bekomme ich bei meiner Pechsträhne noch mehr Sozialstunden aufgebrummt, also halt deinen Mund‘, herrschte Eike ihn an.
Mit zornig blitzenden Augen stand Pascal auf und meinte giftig: ‚Wenn du dich wieder beruhigt hast, kannst du dich ja melden und dich bei mir entschuldigen‘, drehte sich um und verließ den Kurpark.
Mit Magenschmerzen sah Eike dem Freund hinterher und überlegte: Ob ich mich gestern bei Raphael genauso angehört habe?
In diesem Augenblick wurden seine Gedankengänge von einer Stimme unterbrochen. ‚Du hast aber ätzende Freunde.‘
Eike schaute auf und sah sich dem Rollstuhlfahrer von gestern gegenüber. Verlegen stotternd sagte er zu dem Fremden: ‚Das ist kein Freund, nur ein Bekannter.‘ ‚Aha‘, antwortete der Rollstuhlfahrer sparsam und musterte ihn schweigend.
Unsicher erwiderte Eike den Blick und fragte, nachdem der Kerl schwieg: ‚Ähm, brauchst du Hilfe?‘
Lachend entgegnete dieser: ‚Nein, wollte nur deinen Namen erfahren, da wir uns anscheinend jetzt öfter sehen.‘
„Öfter sehen?“ Verwirrt saß Eike da und überlegte, was er verpasst hatte. ‚Wie meinst du das denn?‘
‚Nun, du scheinst hier einen Job, Ferienjob oder ähnliches zu haben, und da ich hier gerade zur Kur bin, bin ich mir sicher wir werden uns noch öfter begegnen, meinst du nicht?‘ Schmunzelnd musterte der Fremde ihn. Unter seinem Blick wurde Eike immer nervöser, errötete und wusste nicht, was er sagen sollte.
‚Nun, anscheinend weißt du nicht, wie das geht, Schau, ich mach es dir vor‘, sagte der Fremde verschmitzt grinsend. Er räusperte sich, setzte sich aufrechter in seinem Stuhl hin, streckte seine Hand aus und sagte: ‚Hallo, ich bin Johann Thieß, 24 Jahre alt und wie heißt du?‘ Automatisch ergriff Eike die Hand seines Gegenübers. Ein Kribbeln lief ihm den Arm entlang, als er Johanns Finger spürte. Stotternd stellte er sich vor. ‚Äh, Hallo Johann, ähm, ... ich heiße Eike, … Eike Mikkelsen.‘ Rasch verstummte er, während das kribbelnde Gefühl inzwischen bis in seinen Bauch vorgedrungen war. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, fragte Johann: ‚Kann ich meine Hand wiederhaben?‘ Erst da bemerkte Eike, dass er immer noch die Hand von Johann hielt.
Erschrocken sah er auf und ließ hastig die Hand los. ‚Entschuldige, ich, ähm, ... stehe heute etwas neben der Spur, habe die Nacht nicht gut geschlafen‘, murmelte er, dabei lief er tiefrot an.
‚Hey, kein Problem, solange du sie nicht behalten willst‘, lachte Johann, ‚aber du, ich lass dich nun mal in Ruhe, bin hier zum Schach verabredet, man sieht sich.‘ Er verabschiedete sich und fuhr zum 100 Meter entfernten Schachfeld, wo ein älterer Herr schon auf ihn wartete.
Immer noch verlegen starrte Eike ihm hinterher und fragte sich, was bloß mit ihm los war, so trottelig stellte er sich doch sonst nicht an. Als er merkte, dass er die ganze Zeit blicklos Richtung Johann starrte, erhob er sich schnell und ging zu seinem Werkzeug, um weiterzuarbeiten. ‚Nicht, dass Johann da irgendetwas falsch versteht‘, dachte er dabei.
Auch der Rest des Tages verging in Grübeleien, wie er das mit Raphael wieder geradebiegen konnte, oder ob es dafür zu spät war. Zwischendurch schlich sich jedoch immer wieder ein lachendes, grünes Augenpaar in seinen Kopf, aber Gedanken um Johann wollte er einfach nicht zulassen.
Gegen 17 Uhr räumte er sein Werkzeug weg, verabschiedete sich von Herrn Friedrich und fuhr immer noch ratlos und in Gedanken versunken nach Hause.
Auf Pascal und den Pfordter See hatte er heute keine Lust. „Wie schön wäre es, jetzt mit Raphael in die Wiesenmühle zu fahren und im Biergarten ein Pils zu trinken“, überlegte er, bevor ihm der Streit wieder einfiel. Geknickt parkte er sein Auto und schlich die Treppe zu seiner Wohnung hoch.
17:30 Uhr
Auf dem obersten Treppenabsatz blieb er überrascht stehen und starrte Raphael sprachlos an. Adrenalin schoss ihm ins Blut, befürchtete er doch, dass Raphael ihn wieder anmachen würde. Bevor Raphael etwas sagen konnte, sprudelte es aus Eike hervor: ‚Raphael, es tut mir leid, ich habe mich wie ein Idiot benommen. Ich habe lange über das Gesagte nachgedacht und würde mich gerne nochmal mit dir unterhalten, wenn du mich lässt, ...‘ Ängstlich wartete er die Reaktion seines besten Freundes ab, der ihn ebenso erstaunt musterte. ‚Wieso sollte ich dich nicht reden lassen? Außerdem wollte ich mich auch bei dir entschuldigen, für die Art und Weise, wie ich dir meinen Standpunkt gesagt habe. War nicht fair von mir, dass, ...‘, bevor er weitersprechen konnte, riss Eike Raphael hoch und umarmte ihn. Tränen stiegen in ihm auf und zitternd presste er sich fester an Raphael.
‚Eike, du erdrückst mich‘, erklang Raphaels Stimme schmunzelnd. ‚Wollen wir nicht in deine Wohnung gehen, dann können wir in aller Ruhe reden.‘ Verlegen beendete Eike die Umarmung und wischte sich die Tränen mit einem Arm hastig weg. Heiser antwortete er: ‚Ja natürlich, du hast Recht.‘
In seiner Wohnung wandte er sich zur Küchenzeile, die im Wohnbereich integriert war. Erneut räusperte er sich und fragte seinen Freund: ‚Willst du ein Bier, damit können wir uns auf den Balkon setzen und reden.‘ ‚Gerne‘, erwiderte Raphael, dessen Stimme auch rau klang.
Mit den Flaschen in der Hand betraten sie den Balkon und setzten sich auf die dort stehenden Stühle. Schweigend schauten sie sich an und keiner wusste so recht, wie er beginnen sollte. Dann holten sie zeitgleich Luft und begannen unisono ‚Es tut mir ...‘, stockten dann beide und lachten.
Raphael setzte erneut an. ‚Du, Eike, lass mich beginnen, ja?‘ Besorgt und auf eine weitere Standpauke gefasst, blickte Eike ihn an.
Tief Luft holend begann Raphael: ‚Eike ich will mich entschuldigen, wie ich dir meine Meinung rübergebracht habe, auch wenn ich immer noch genau dieser Ansicht bin. Es war von mir nicht fair es dir in dieser Art und Weise vor so vielen Leuten zu sagen. Ich war einfach schon gereizt wegen der abfälligen Sprüche von Pascal und den Anderen, und ich gebe zu, ich mag deine Freunde nicht. Auch finde ich, dass du dich, seit du sie kennengelernt hast, verändert hast. Außerdem‘, er holte erneut tief Luft und sah nun Eike verlegen ins Gesicht, ‚bin ich etwas eifersüchtig, da wir immer weniger zusammen unternehmen und wenn wir etwas es tun, sind die meistens dabei. Ich vermisse unsere Gespräche, ich weiß gar nicht mehr was dich beschäftigt.‘ Eike holte erleichtert Luft und setztean etwas zu entgegnen, wurde aber im Ansatz wieder unterbrochen. ‚Nein, lass mich ausreden, ja? Ich merke, dass dich irgendetwas beschäftigt, leider haben wir so selten Zeit für uns. Vielleicht habe ich auch irgendetwas getan, weswegen du dich von mir zurückziehst? Ich vermisse es, mit dir zu reden, herum zu flachsen. Ich weiß, ich habe es einfach zu lange versucht zu ignorieren und gehofft, dass das schon wieder wird.‘ Raphael verstummte und hob die Flasche an den Mund, um einen großen Schluck zu nehmen.
Eike schaut ihn nachdenklich an, da er aber schwieg, wurde Raphael zunehmend nervös ‚Eike ...?‘ Jetzt antwortete sein Freund endlich: ‚Raphael, lass mich kurz nachdenken, wo ich beginnen soll ...‘
Mit immer noch zittrigen Fingern umschloss er die Flasche und nahm ebenfalls einen tiefen Zug, dann setzte er an: ‚Zuerst möchte ich dir danken, dass du mir noch eine Chance gibst. Ich habe vorgestern und gestern lange über das Ganze nachgedacht und will mich entschuldigen, denn du hast Recht. In letzter Zeit war ich nur mit mir beschäftigt und habe nicht bemerkt, wie ich mich benommen habe. Auch will ich dir danken, dass du so klare Worte gefunden hast, die mich wachgerüttelt haben. Ich hatte solche Angst dich zu verlieren.‘ Raphael unterbrach ihn entsetzt: ‚Wieso mich verlieren, wie kommst du denn auf diese Idee?‘ Verlegen senkte Eike den Blick. ‚Ach wegen allem‘, kommentierte er rätselhaft. ‚Bitte, erklär mir das genauer‘, bat sein bester Freund ernst.
Unsicher blickte Eike ihn an. ‚Nun, du hast Recht, mich beschäftigt etwas, was mir die klare Sicht auf die Dinge versperrt hat.‘ ‚Warum hast du dann nicht mit mir gesprochen?‘, fragte Raphael mit traurigem Blick. ‚Ich hatte Angst, dass das vielleicht unsere Freundschaft belasten könnte und ich will dich nicht verlieren, denn du bist seit 5 Jahren einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben.‘ Eike senkte seine Lider. ‚Du hast es ja schon erkannt: seitdem ich mit Anna-Lena Schluss gemacht habe, treibt mich etwas um und ...‚
‚Vertraust du mir nicht mehr?‘, unterbrach ihn der rotblonde Raphael geknickt. ‚Nein!, Nein wirklich, das ist es nicht, ich musste mir erst mal selbst über etwas klar werden und dann habe ich Pascal und seine Clique kennengelernt und ... ach, du kennst mich doch: Unangenehmes verdränge ich gerne, und die Clique war da natürlich das geeignetste Mittel, um nicht darüber nachzudenken ... obwohl, geklappt hat es nicht.‘ Seufzend nahm er erneut einen Schluck Bier und starrte vor sich hin.
‚Und ...?‘ Vorsichtig fragte der Rotblonde nach. ‚Magst du jetzt darüber reden, vielleicht kann ich dir helfen?‘ Zaghaft verklang seine Stimme. Eike blickte seinen besten Freund unsicher an. ‚Ja, ich muss es endlich laut aussprechen, es hilft ja nichts es weiter zu verdrängen. Was hat es mir eingebracht? Ich habe jemanden verletzt, bin vorbestraft und habe meinen besten Freund vor den Kopf gestoßen.‘ Mit zitternder Stimme setzte er an: ‚Weißt du, es gab einen Grund, wieso ich die Beziehung mit Anna-Lena beendet habe. Ich ...‘, er stockte. ‚Ja, also es war so, dass ich jedes Mal, wenn Anna-Lena mit mir kuscheln oder mit mir schlafen wollte ... ja also ... ich konnte das nicht mehr. Ich ekelte mich regelrecht und hatte richtigen Horror, wenn sie mir auf die Pelle rückte und darüber war ich so verwirrt. Sie ist eine tolle Frau, aber ich ekelte mich vor ihr. Deswegen habe ich die Beziehung beendet.‘
‚Nun, das war doch nur fair von dir, wenn du sie nicht mehr liebst. Euch beide weiter zu quälen und sich zu verstellen, bringt ja keinem von euch etwas. Da war es doch besser, einen Schlussstrich zu ziehen.‘ Verwirrt lehnte sich Raphael im Stuhl zurück und musterte seinen Freund, der unruhig auf seinem hin und her rutschte.
„Ja, aber das ist ja nicht alles“, meinte dieser verzagt. „Ich, also, ich habe festgestellt, dass ich anderen hinterher geschaut und ihre Körper bewundert habe, also, ich meine keinen Frauen …“
Eike verstummte und errötete tief, während sein Freund ihn verwirrt anschaute. ‚Was meinst ... Oh Mann!‘, Raphael schlug sich mit der Hand vor die Stirn. ‚Du willst sagen, du hast Männern hinterher geschaut?‘
‚Irgendwie schon‘, druckste der Eike herum und schaute ängstlich zu seinem Freund. Der prustete laut los ‚Mensch Eike‘, rief er laut. ‚Sag mir nicht, du hattest Angst mir zu sagen, dass du gemerkt hast, dass du eventuell schwul bist!? ‘ Dieser schaute ihn verletzt an. Als Raphael merkte, dass er den Brünetten mit seiner Reaktion brüskiert hatte, ergänzte er hastig: ‚Scheiße, Eike, es sollte jetzt nicht so ankommen, als ob ich das lustig fände und deine Sorgen nicht ernst nehmen würde. Wirklich! Ich bin nur so erleichtert, denn ich dachte du wärst krank oder fändest, dass unsere Freundschaft nicht mehr in dein Leben passt. Mir ist es doch egal, wen du attraktiv findest, das solltest du doch wissen?‘ Fragend blickte er Eike in die Augen, der den Blick kurz erwiderte und dann die Lider schloss. Mit gepresster Stimme entgegnete er dem Rotblonden: ‚Doch, irgendwie hatte ich Sorge, dass du jetzt denkst, ich würde dich anbaggern und das daran unsere Freundschaft zerbricht.‘
„Eike, schau mich bitte an‘, bat sein Freund. Eike öffnete seine braunen Augen wieder und erwiderte den Blick. Lange schauten sich beide in die Augen. Wortlos fand eine Kommunikation zwischen ihnen statt, die klärte, dass sich nichts zwischen ihnen geändert hatte. Erleichtert atmeten sie auf, grinsten sich an und stießen, immer noch wortlos, mit dem Bier an.
Versonnen schauten beide in einträchtigem Schweigen auf das Treiben unten auf der Straße. Worte mussten keine fallen, wussten sie doch, dass sie sich nicht verloren hatten. Es gab noch vieles, worüber sie reden mussten. Aber das hatte Zeit.
Nach einer Weile wandte sich Raphael wieder zu seinem Freund und stupste ihn mit dem Ellenbogen an. ‚Jetzt erzähl‘, forderte er ihn neugierig auf, „hast du inzwischen schon mal ... du weißt schon, ausprobiert, mit einem Mann zu schlafen?‘ Verlegen grinste er seinen Freund an, der ihn entgeistert anstarrte und rot anlief.
‚Nein, wann denn? Eingestanden habe ich es mir doch erst vorgestern.‘ Hilflos und unsicher zuckte er mit den Schultern, stockte dann, fielen ihm doch ein paar lachende grüne Augen ein.
„Na, du scheinst doch an irgendwen zu denken, hast du jemanden kennengelernt?“ Neugierig lehnte sich der Rotblonde zu ihm rüber und musterte ihn.
‚Ach, da ist nichts, wirklich!‘ Verlegen schaute Eike zu Raphael hinüber.
‚Du kannst mir alles erzählen, das weißt du doch?‘ Erkundigt sich sein Freund. Eike schaute im Dämmerlicht Raphael an und antwortete schließlich versonnen. ‚Ich verspreche dir, sobald es etwas zu sagen gibt, wirst du es als Erster erfahren, doch im Moment gibt es wirklich nichts zu erzählen.‘
Die beiden saßen noch bis spät in die Nacht auf dem Balkon, tranken Bier, unterhielten sich oder schwiegen gemeinsam.

Offenheit schützt vor Missverständnissen



Mittwoch 10 Uhr

Obwohl wieder ziemlich übermüdet, schaffte es Eike heute mit Elan aus seinem Bett zu kriechen und guter Dinge zur Arbeit zu fahren.
Heute Abend wollte er sich mit seinem Freund im Biergarten treffen. Er war sehr erleichtert, dass vieles gestern geklärt werden konnte und sie immer noch befreundet waren.
Mit einem fröhlichen ‚Guten Morgen Herr Friedrich‘, betrat er die Kurverwaltung. Dieser musterte ihn erstaunt, grinste ihn dann aber an. ‚Guten Morgen, Herr Mikkelsen, gut dass sie so pünktlich sind, sie werden heute weiter die Graskanten abstechen.‘ Eike nickte seinem Betreuer zu und begab sich zum Geräteschuppen, um die dafür notwendigen Gerätschaften (Werkzeuge?) zu holen.
Der Vormittag verging seltsamerweise heute sehr langsam, doch diesmal störte es Eike nicht wirklich, freute er sich doch auf den Abend mit Raphael. Zudem war er der Meinung, dass dies nur angemessen war, schließlich war er hier um eine Strafe abzuleisten und nicht, um sich zu amüsieren.
Hin und wieder schaute er von seiner Arbeit auf, um zu schauen, ob er ein ganz bestimmtes Gesicht erblicken würde. Doch die grünen Augen fand er nicht zwischen den dahin schlendernden Menschen.
Gegen 14 Uhr packte er sein Werkzeug auf die Seite und machte sich auch den Weg zu einer Parkbank, die er sich für seine Pause ausgesucht hatte, als von hinten ein knirschendes Geräusch erklang und eine inzwischen bekannte Stimme rief: ‚Eike, warte mal!‘ Eike drehte sich um und wartete grinsend auf Johann, der sich zügig näherte. ‚Na, wo geht es denn hin?‘ Fragte dieser den Brünetten. ‚Ich wollte nur bis zu der Parkbank und meine Mittagspause machen,‘ antwortete dieser. ‚Stört es dich, wenn ich dich begleite, oder willst du lieber deine Ruhe haben?‘ Neugierig musterte Johann Eike, der unter diesem intensiven Blick etwas unruhig wurde.
‚Klar kannst du mitkommen, dann ist die Pause nicht so langweilig, habe heute schon wieder mein Buch vergessen‘, antwortete Eike nervös.
Das Stück bis zur Parkbank legten sie schweigend zurück. Erst als Eike saß und sich somit auf Augenhöhe von Johann befand, fing dieser an zu grinsen. ‚Dann kann ich ja jetzt mein Verhör starten‘, lachte er Eike ins Gesicht.
Abwartend schaute Eike Johann in die Augen und überlegte, wieso Johann ihn verhören wollte.

‚Na, du bist ja ein passendes Opfer‘, schmunzelte Johann. ‚Sitzt da und wartest die Inquisition ab, sehr schön.‘ Sich die Hände reibend beugte sich Johann vor und blickte Eike prüfend an.
‚Ich warte vorerst ab, kann ja immer noch flüchten, wenn ich bemerke, dass du die Daumenschrauben rausholst‘, konterte Eike süffisant.
Die beiden Männer schauten sich an und grinsten einstimmig.
‚So, wie man gleich merken wird, bin ich ein neugieriger Mensch. Mich interessiert immer, mit wem ich es in meinem Umfeld zu tun habe, und so kommen wir schon zur ersten Frage:
Bist du Gärtner von Beruf, oder wieso arbeitest du hier?‘
Eike wurde es ganz warm und er schwieg erschrocken, unschlüssig was er jetzt antworten sollte, wollte er doch Johann auch etwas besser kennenlernen und hatte Angst, ihn mit der Wahrheit zu vertreiben. Nach kurzem Zögern antwortete er: ‚Hm, ich mache hier einen Ferienjob, bin Student und um jeden Cent dankbar, den ich zu meinem BAföG dazuverdienen kann.‘
‚Nun, damit hast du gleich meine nächste Frage eingeleitet‘, feixte der Blonde. ‚Was studierst du denn?‘
‚Ähm, BWL‘, antwortete Eike brav, setzte dann ebenfalls zu fragen an. ‚Was machst du, wenn du hier nicht zur Reha bist?‘
Verdutzt schaute der Rollstuhlfahrer sein Gegenüber an. ‚Ich bin hier nicht zur Reha, ich bin zur Kur.‘
Etwas ratlos erwiderte Eike Johanns Blick und begriff nicht so ganz, wo der Unterschied lag.
‚Ich sehe schon, du versuchst zu ergründen, was die Unterschiede zwischen diesen beiden Maßnahmen sind. Also Eike, zur Reha wird man geschickt, wenn man ein Körperteil verloren hat, oder eine Lähmung oder ähnliches hatte, denn sie dient dazu wieder herzustellen. Sprich, man lernt mit einem Rollstuhl umzugehen, oder reaktiviert Körperfunktionen. Hast du das verstanden?‘, fragte Johann nach. Eike nickte stumm und wartete darauf, dass Johann erläuterte, wo nun der Unterschied zur Kur bestand, der auch prompt fortfuhr. ‚Und bei einer Kur geht es darum, dass man wiederhergestellt wird. Zum Beispiel, wenn man nach einer langen Krankheit für eine bestimmte Zeit verschiedene, dem Körper wohltuende Maßnahmen bekommt, damit man sich komplett erholt. Es ist aber auch eine vorbeugende Maßnahme, denn sie soll verhindern, dass man schnell wieder erkrankt, wie z.B. bei chronisch Kranken. Hast du den Unterschied zwischen beiden begriffen‘, fragte Johann, obwohl er das Verstehen in Eikes Gesicht aufblitzen sah. Eike nickte stumm und holte Atem, um eine weitere Frage zu stellen, da unterbrach ihn der Blonde erneut. ‚Ich weiß schon, was du fragen willst: was ich denn habe, dass ich zur Kur geschickt wurde.‘ Leise seufzend blickte Johann in die Ferne, schaute dann Eike ernst an und erläuterte. ‚Also klar ist, dass ich krank bin und keinen Unfall oder dergleichen hatte. Meine Krankheit lautet Gliedergürteldystrophie, das heißt, dass die Muskeln im Körper sehr schwach sind und immer weiter abbauen, sodass man irgendwann im Rollstuhl landet. Glücklicherweise habe ich eine Form der Erkrankung, an der man nicht stirbt.‘
Bei dieser sachlichen Erklärung fuhr Eike ein Stich ins Herz. Betroffen blickte er den sonst so fröhlichen Mann an. Bevor er Worte des Bedauerns oder ähnliches äußern konnte, unterbrach Johann ihn erneut. ‚Nein, sag dazu nichts. Ich habe mich inzwischen damit arrangiert, sitze ich doch schon 4 Jahre im Rollstuhl. Und genau aus diesem Grund bekomme ich regelmäßige eine Kur verschrieben, denn etwas an Krücken laufen kann ich noch. Nicht sehr weit aber doch so, dass es mir das Leben in meinen vier Wänden erleichtert. Damit das so bleibt, gehe ich zur Kur. So, jetzt lass uns das Thema aber beenden, du hast mir nämlich noch nicht genügend Fragen beantwortet‘, erklärte Johann lächelnd.
Der Brünette war etwas sprachlos von dem schnellen Stimmungsumschwung seines Sitznachbarn, beließ es aber dabei. Seinen scherzhaften Umgangston aufnehmend antwortete er diesem, ‚da musst du dich aber ranhalten, meine Pause ist fast um.‘ Der Blonde schaute erstaunt auf seine Uhr. ‚Oha, und noch nicht einmal die Hälfte aller Fragen haben wir geschafft. Hm ...‘, nachdenklich schaute er Eike an und stellte zögerlich eine Frage. ‚Ähm, hättest du vielleicht Lust, mit mir heute Abend im Biergarten etwas trinken zu gehen, ich lade dich auch ein.‘
Angetan wollte Eike schon zustimmen, als ihm einfiel, dass er schon eine Verabredung mit Raphael hatte. Mit sichtlich geknickter Miene antwortete er: ‚Johann, ich würde sehr gerne, aber heute geht es nicht, es tut mir leid.‘ Johanns Miene verschloss sich leicht, doch er nickte verstehend. ‚Ist kein Problem, ich lass dich mal weiterarbeiten, man sieht sich.‘ Er beendete abrupt die Unterhaltung und strebte davon.
Eike sah ihm verblüfft nach und wollte ihm gerade zurufen, dass er doch warten solle, da kam Herr Friedrich auf ihn zu.
‚Herr Mikkelsen, einer meiner Mitarbeiter hat einen kleinen Unfall erlitten und kann bei der Endgestaltung der Beete des alten Badehofs nicht weiterhelfen, die Eröffnung ist aber schon morgen. Deswegen bitte ich sie, meine anderen Mitarbeiter dabei zu unterstützen, damit die Beete, fertig werden. Die Rasenkanten laufen ja nicht weg.‘
Noch immer dem entschwindenden Rollstuhlfahrer hinterher sehend, nickte Eike zustimmend.
‚Na, dann los‘, ermuntert ihn Herr Friedrich. ‚Die Zeit drängt.‘ In Gedanken versunken räumte Johann sein Werkzeug zusammen und begab sich zum Kurhotel Badehof, um dort die Arbeiter zu unterstützen.
Nach drei Stunden harter Arbeit war allen klar, dass sie noch mindestens 2 Stunden zu tun haben würden. Schweren Herzens rief Eike Raphael an, um die Verabredung abzusagen. Der zeigte Verständnis und sie vereinbarten, dass Eike sich melden sollte wenn er wusste, wann er mit dem Auftrag fertig war.
Gegen 19:30 Uhr räumten sie alles zusammen, sie hatten die Beete fertig bepflanzt und Eike war begeistert, wie gut nun alles aussah.
Völlig erledigt setzte sich mit den Anderen zusammen und sie tranken gekühltes Bier, dass der erleichterte Herr Friedrich der ganzen Mannschaft ausgegeben hatte. Während sie so schweigend beisammen saßen, ließ der brünette Mann seinen Blick schweifen und entdeckte Johann wieder am Schachfeld, wo er mit einem Mann in mittleren Jahren spielte. ‚Ich gehe mal kurz rüber zu den Schachspielern‘, sagte er zu den Anderen und stand auf.
‚Hey, Johann‘, sprach er den jungen Mann an, ‚wer gewinnt?‘ Johann blickte nicht auf und reagierte nur mit einem Schulterzucken. Sein Gegner, ein etwas älterer Mann, blickte von Johann zu Eike und entgegnete grinsend: ‚Na, dieses junge Aas, weiß gar nicht, wieso ich immer wieder mit ihm hier sitze und spiele.‘
‚Nun‘, erwiderte Eike etwas hilflos, da Johann ihn immer noch ignorierte. ‚Vielleicht schaffen Sie es ja beim nächsten Spiel, oder macht hier nicht auch Übung den Meister?‘ Bevor der Grauhaarige ihm antworten konnte, fuhr Johann ohne aufzublicken unwirsch dazwischen. ‚Ich werde bestimmt nicht gewinnen, wenn ich hier weiter mit lästigem Smalltalk abgelenkt werde!‘ Erschrocken zuckte Eike zurück und errötete. Auch der Grauhaarige schaute Johann erstaunt an und zuckte dann entschuldigend die Schultern. ‚Ähm, wenn ich störe, dann gehe ich mal lieber‘, sagte Eike zögerlich und lief verletzt zu den Anderen zurück. Dabei merkte er nicht, dass Johann ihm hinterher blickte.
Kalle sprach zögernd zu Johann. ‚Wirklich zornig kannst du nicht sein, wenn ich den Blick, den du dem netten jungen Mann zugeworfen hast, richtig deute.‘ Johann blickte Kalle erstaunt an und wurde verlegen. ‚Ach‘, sagte er, ‚ich weiß auch nicht, er will mit mir doch nix zu tun haben, es ist nur Mitleid.‘
Verblüfft schaute der Ältere ihn einen Moment an, bevor er antwortete: ‚Johann, wie kommst du denn darauf, dass er Mitleid mit dir hat? Er wirkte traurig und verletzt, als du ihn so angefahren hast.‘
‚Das hast du dir bestimmt eingebildet‘, wehrte der junge Mann ab. ‚Vorhin, als ich ihn auf ein Bier einladen wollte, hat er noch gesagt, dass er heute Abend verabredet sei und jetzt läuft er hier durch die Gegend? Ich bitte dich, der wollte jetzt wahrscheinlich Schadensbegrenzung betreiben, da er nicht damit gerechnet hat, dass ich hier Schach spiele. Bestimmt dachte er, ich liege ab 20 Uhr im Bett und schlafe!‘ Wütend blickte er auf das Schachspiel und machte einen Zug. Als Kalle weiterhin schwieg, blickte Johann prüfend zu ihm hinüber. Nachdenklich saß dieser da und blickte in die Ferne. ‚Kalle?‘, sprach Johann ihn an, ‚Du bist am Zug.‘ Aus seinen Gedanken hochschreckend sah Kalle erst auf das Schachbrett, dann zu Johann.
‚Weißt du was?‘, schlug er Johann vor. ‚Ich glaube, du brauchst jetzt kein Schachspiel, bei dem du still vor dich hinbrütest. Du brauchst ein ordentliches Männergespräch. Wie sieht es aus, gehst du mit mir ein Bier trinken? Schach können wir auch morgen wieder spielen.‘
‚Ach, gib doch zu, du bist am Verlieren und hoffst so deiner schmählichen Niederlage zu entgehen.‘ Johann grinste wieder etwas munterer. ‚Aber ich will mal nicht so sein, gerne gehe ich mit dir ein Bier trinken.‘
Die Beiden räumten die Spielfiguren weg und bewegten sich dem Biergarten zu, in dem es nicht sehr voll war.

Eike saß immer noch auf der Bank und schaute den Gestalten enttäuscht nach, die sich langsam aus seinem Blickfeld entfernten.
‚Hey Eike,‘ riss ihn einer der Arbeiter aus seinen Gedanken. ‚Warst wohl nicht erwünscht?‘ Grinsend stieß er Eike in die Seite.
‚Anscheinend nicht,‘ antwortete er, immer noch in Gedanken versunken. Dann ging ein Ruck durch ihn und er zückte sein Handy, da ihm einfiel, dass er sich noch bei Raphael melden sollte. Bevor ich ihn jedoch anrufen konnte, sprach Herr Friedrich ihn an.
‚Herr Mikkelsen, da Sie so engagiert geholfen haben die Beete zu pflanzen, und da morgen die große Eröffnungsfeier ist, brauchen Sie nicht zu kommen. Genießen Sie ihren freien Tag und das Wochenende. Wir sehen uns dann am Montag um zehn Uhr wieder.‘
Eike blickte seinen Betreuer sprachlos an, fing sich aber schnell wieder. ‚Danke schön, Herr Friedrich.‘
‚Sie brauchen mir nicht zu danken, haben schließlich mehr als die vereinbarten 6 Stunden gearbeitet,‘ antwortete er Eike gutgelaunt. ‚Also los, junge Leute wie Sie haben bestimmt an so einem schönen Abend etwas vor.‘
Nickend erhob sich Eike, verabschiedete sich von den Arbeitskollegen und seinem Betreuer und ging zu seinem Wagen.
Im Auto rief er Raphael an. ‚Hast du jetzt noch Zeit und Lust etwas zu unternehmen? Oder wollen wir morgen einen Ausflug zum See machen, ich habe morgen frei,‘ fragte er seinen Freund.‘
‚Wie kommt das denn?‘, fragte Raphael.
‚Ich habe freibekommen, da doch morgen die Einweihung des alten Badehofs ist und ich zudem Überstunden gemacht habe. Also, wie wollen wir es machen?‘
Raphael überlegte kurz und antwortete dann: ‚Ich kann mir gut vorstellen, dass du platt bist. Bis du hier bist, geduscht hast und wir im Biergarten sitzen, wirst du wahrscheinlich so fertig sein, dass du über deinem Bier einschläfst, also lass uns morgen etwas zusammen unternehmen. Können ja gerne bei der Einweihungsfeier vorbeischauen, will doch sehen, wofür du so lange geschuftet hast‘, neckte ihn der Rotblonde.
‚Das ist eine gute Idee. Wieso kommst du morgen nicht erst einmal gegen 10 Uhr zu mir und wir frühstücken gemütlich? Danach können wir ja den restlichen Tag verplanen?‘, antwortete Eike ihm lächelnd.
‚Super, ich bringe Brötchen mit, irgendwelche Sonderwünsche?‘
‚Nein, mir reichen ganz normale Körnerbrötchen. Dann sehen wir uns morgen früh. Ich freue mich.‘
‚Ich mich auch, also schlaf gut und bis morgen!‘, verabschiedete sich Raphael lachend.
Nachdem beide aufgelegt hatten, saß Eike noch einen Moment versunken hinter dem Lenkrad und grübelte über Johanns Verhalten nach. Als er merkte, dass es langsam dämmerte, schaute er verblüfft auf die Uhr. Er hatte fast eine Stunde still im Auto gesessen. Erschrocken schüttelte er über sich selbst den Kopf. Was ist nur mit dir los? Dachte er. Du kennst Johann doch gar nicht richtig, wieso machst du dir über ihn dann solche Gedanken? Schnell schob er das merkwürdige Treffen mit Johann weg, startete sein Auto und fuhr zügig heim.
Dabei bemerkte er nicht den Blick aus grünen Augen, der ihn eine Weile beobachtet hatte und dem sich entfernenden Auto folgte.

Gegen 20:30 Uhr
‚Genug gegrübelt?‘, unterbrach ihn Kalles Stimme amüsiert.
Erschrocken blickte Johann auf. ‚Entschuldige bitte, ich bin heute Abend wohl nicht die amüsanteste Gesellschaft‘, antwortete er dem Grauhaarigen betreten.

‚Ach, mach dir keinen Kopf‘, lachte dieser. ‚Ich kann auch gut schweigen und jetzt, nachdem du fertig gegrübelt oder sollte ich eher beobachtet hast sagen?‘ Sein Schachgegner schmunzelte.
Errötend blickte Johann zu Kalle.
‚Hey Johann, es ist alles gut! Ich habe mein erstes Bier und den Sommerabend genossen. Aber jetzt ist es Zeit, dass du mir dein Herz ausschüttest, denn dass du was auf dem Herzen hast, sieht man dir schon von Weitem an. Glaub mir, wenn man erst einmal darüber gesprochen hat, geht es einem besser und man sieht danach viel klarer.‘ Er verstummte und schaute Johann abwartend an.
Tief seufzend antwortete der junge Mann ihm: ‚Du hast Recht, irgendwie weiß ich gar nicht was mit mir los ist. Eike hast du ja kurz kennengelernt.‘ Dann schilderte Johann die erste Begegnung mit Eike.
‚Ich war vollkommen durcheinander, nachdem er mir die Hand gereicht hat. Ich sage dir, mich hat es fast aus dem Rollstuhl gefegt, als ich seine Finger in meinen hielt. Das war wie ein Stromschlag und nun muss ich immer wieder an ihn denken‘, endete er leise seinen Bericht.
Kalle schwieg einen Moment nachdenklich und musterte Johann dabei gründlich.
‚So, du findest den jungen Mann, Eike, also sympathisch. Dass er deine Einladung auf dein Bier abgelehnt hat, hast du mir bereits erzählt. Hast du denn vorgeschlagen, euch an einem anderen Abend zu treffen?‘
Erstaunt blickte Johann sein Gegenüber an, errötete dann bevor er verlegen zugab: ‚Nein, mir war es so peinlich, dass er nicht mit mir weg gehen wollte, da habe ich mich schnell aus dem Staub gemacht.‘
‚Aber er hat doch gesagt, er hätte eine Verabredung? Oder habe ich da etwas falsch verstanden?‘
‚Ja, das hat er gesagt‘, erwiderte der junge Mann leise. ‚Aber ich glaube, er hat nur aus Mitleid diese Ausrede erfunden. Zuerst hat es nämlich so ausgesehen, als ob er zusagen wollte und erst dann hat er abgesagt‘, verteidigte sich Johann.
‚Ach Johann‘, seufzte Kalle leise schmunzelnd. ‚Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Wenn du diesen Eindruck hattest, wieso hast du ihn nicht direkt gefragt? Dann hättest du jetzt jedenfalls Gewissheit, und könntest die ganze Episode mit Eike vergessen.‘
Nachdenklich blickte Johann auf sein Bier. ‚Ich hatte Angst, dass er wirklich nur Mitleid mit mir hat.‘
‚Aber seit wann hast du denn davor Angst? Ich kenne dich als Kämpfer, der nichts auf die Meinung intoleranter Menschen gibt.‘
‚Das ist es ja!‘, unterbrach der junge Mann ihn leidenschaftlich. ‚Seine Meinung ist mir wichtig! Ich weiß auch nicht wieso …‘, seine Stimme verklang und er versank in nachdenkliches Schweigen.
Still saßen beide da und tranken nur ab und zu von ihrem Bier.
‚Johann?‘, hob Kalle erneut zu sprechen an. ‚Johann, darf ich dir meinen Eindruck von der ganzen Sache schildern? Nicht, dass ich recht hätte, kenne ich doch Eike nicht und war bei dem Gespräch nicht dabei.‘
Johann blickte auf und nickt stumm.
‚Nun, da ist ein junger Mann, der bereitwillig seine Pause mit dir verbringt …‘
‚Er hatte sein Buch vergessen, deswegen wird er dankbar für die Ablenkung gewesen sein‘, unterbrach ihn Johann.
‚Pst, lass mich bitte meine Überlegungen zu Ende führen, dann darfst du gerne Gegenargumente anbringen‘, der Grauhaarige schmunzelte.
‚Also: er verbringt freiwillig seine Pause mit dir, beantwortet dir ehrlich, davon gehen wir jetzt einfach mal aus, deine Fragen. Da die Zeit für ein intensiveres Kennenlernen nicht reicht, lädst du ihn auf ein Bier ein und er sagt ab, nachdem es erst so aussah, als ob er zusagen wollte. Und heute Abend kommt er auf dich zu, spricht dich an und ist offensichtlich nicht bei seiner Verabredung?
Vielleicht hat die Verabredung auch abgesagt, obwohl …‘
Grübelnd blickte Kalle vor sich hin.
‚Er hatte noch die grüne Arbeitskleidung an, vielleicht hat er auch noch ungeplant länger arbeiten müssen. Oder wohnt er hier, und hätte Zeit gehabt sich umzuziehen?‘
Erst erstaunt und dann immer nachdenklicher werdend saß der junge Mann in seinem Rollstuhl. Zögerlich antwortete er: ‘Ich weiß es nicht genau, meine aber verstanden zu haben, dass er in der Nachbarstadt wohnt.‘
‚Oh Mann!‘, stöhnte Johann plötzlich. ‚Du hast wahrscheinlich Recht. Und ich habe ihn angezickt, wie ein Mädchen. Der redet bestimmt kein Wort mehr mit mir. Egal, ich werde ihn morgen suchen, mich entschuldigen und ihn fragen, dann weiß ich es mit Sicherheit.‘ Johann schaute Kalle dankbar an und fuhr sich, inzwischen wieder lebhafter geworden, durch die Haare.
‚Ich bin ein Trottel! Du kannst es ruhig zugeben.‘ Er grinste Kalle an. Der erwiderte seinen Blick lächelnd. ‚Nein, ein Trottel bist du nicht, ich glaube eher …‘ Er verstummte und schmunzelte in sich hinein.
‚Was? Was bin ich eher? Komm sag schon‘, quengelte Johann in scherzhaftem Ton.
‚Ich werde es dir sagen, klär du aber erst die Sache mit Eike, du hast jetzt keinen Kopf für meine Vermutung, glaube mir.‘ Beschwichtigend legte der Grauhaarige seine Hand auf Johanns, lächelte und hob auffordernd sein Bierglas.
Als Johann merkte, dass er kein Wort mehr aus Kalle heraus bekommen würde, hob er ebenfalls sein Glas und stieß mit Kalle an.
‚Auf eine wunderschöne Sommernacht mit erleuchtenden Gesprächen!‘

Gegen 23 Uhr und reichlich angeheitert verließen Kalle und Johann den Biergarten und begaben sich zum Kurhotel.
Alles in Allem war es doch noch ein wunderschöner Abend, dachte Johann. Ich bin froh, Kalle kennengelernt zu haben. Mit ihm ist es einfach zusammen zu sein, er ist nicht übervorsichtig mit mir, behandelt mich wie jeden anderen auch.
Müde verabschiedeten sich beide und begaben sich auf ihre Zimmer.
Als Johann im Bett lag, wanderten seine Gedanken wieder zu Eike. Bevor er einschlief sah er noch dessen lächelndes Gesicht vor sich.
Zur gleichen Zeit, ca. 20 Km entfernt, lag Eike in seinem Bett und fand keinen Schlaf. Immer und immer wieder spielte sich die Szene am Schachfeld vor seinen Augen ab.
Er wollte mich nicht einmal ansehen, dachte er bedrückt. Irgendetwas habe ich falsch gemacht. Ich kann das so nicht stehen lassen, ich muss das unbedingt mit ihm klären.
Nachdem er diesen Entschluss gefasst hatte, schlief auch Eike endlich ein und träumte von verschmitzt lachenden grünen Augen.

Bangen und Hoffen



Freitag früh
Voller Elan hievte Johann sich aus dem Bett und fuhr unter die Dusche.
Er wollte heute schnell mit seinem Therapieprogramm fertig werden, hatte er doch vor, Eike sofort zur Mittagspause zu treffen, damit sie auch die vollen 60 Minuten Zeit hatten, die Fronten zu klären.
Da er jedoch nicht wusste, wo der Brünette heute eingesetzt würde, musste er sich einen zeitlichen Puffer schaffen, um ihn im Kurpark suchen zu können.
Als einer der Ersten betrat er den Frühstücksraum. Während er hastig frühstückte, waren seine Gedanken bei Eike. Er stellte sich vor, wie dieser reagieren würde, wenn er ihn ansprach. Ob Eike ihn anfauchen würde? Oder würde er ihn ignorieren und stehenlassen. Vielleicht würde er aber auch abwartend dastehen und auf eine Erklärung warten.
Da er durch diese Gedankengänge immer nervöser wurde, versuchte er, seine Gedanken wegzuschieben und sich auf die Tageszeitung zu konzentrieren.

Währenddessen lag Eike noch im Bett und schlief.
Inzwischen war es nach acht Uhr und Johann fuhr zur Wassergymnastik, hatte er doch hier Glück, nicht auf einen Termin warten zu müssen. Zu jeder vollen Stunde wurde wieder ein Kurs angeboten.
Mit jeder Minute die verstrich, wurde Johann nervöser. In Gedanken war er nicht bei den Anweisungen, die der Therapeut erteilte, vielmehr malte er sich in buntesten Farben aus, wie Eike wohl auf ihn reagieren würde.
Nachdem der Kurs vorbei war, Johann sich geduscht und angezogen hatte, war es halb zehn. Mit flatternden Nerven suchte er Kalle, erhoffte er sich von ihm doch Unterstützung und Ablenkung.
Er fand ihn in ein amüsantes Gespräch vertieft noch am Frühstücktisch.
‚Guten Morgen, Johann‘, begrüßte ihn sein Schachpartner. ‚Möchtest du dich zu uns setzen?‘
Johann fuhr an den Tisch und begrüßte die am Tisch Anwesenden verlegen. ‚Guten Morgen Kalle, ich habe schon gefrühstückt. Bin etwas nervös und kribbelig. Hast du nach dem Frühstück etwas Zeit, oder hast du eine Maßnahme?‘
‚Nein, heute bin ich frei wie ein Vogel‘, entgegnete ihm der Grauhaarige gutgelaunt. ‚hier sind alle nervös wegen der Eröffnungsfeier und da anscheinend noch eine Menge vorzubereiten ist, wurden alle Maßnahmen für heute abgesagt, wusstest du das nicht?‘
Erstaunt blickte Johann ihn an. ‚Scheint an mir vorbeigegangen zu sein. Ich war heute Morgen schon im Wasser gewesen, das hat stattgefunden.‘
‚Wahrscheinlich gehört der Therapeut nicht zu den Honoratioren, die eine Rede halten.‘, vermutete Kalle aufgeräumt. ‚Wie kann ich dir helfen? Ich gehe davon aus dich treibt das klärende Gespräch um?‘ erkundigte er sich bei dem Rollifahrer.
Bestätigend nickte der junge Mann. ‚Hast du Zeit mit mir durch den Kurpark zu fahren, vielleicht ist Eike ja schon da?‘
‚Wenn du mich meinen Kaffee noch austrinken lässt, bin ich gerne zu jeder Schandtat mit dir bereit.‘ Kalle lachte und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.
‚Oh, entschuldige, ich wollte keine Hektik aufkommen lassen, genieß du nur deinen Kaffee.‘ Verlegen blickte Johann sein Gegenüber an.

Zur gleichen Zeit in der Wohnung von Eike. Sich verschlafen durch das Haar fahrend stand dieser in seiner Küche und setzte Kaffee auf. In Gedanken versunken beobachtete er danach, wie der Kaffee in die Kanne tropfte. Er fühlte sich total neben der Spur, hatte er die Nacht doch schlecht geschlafen und immer wieder von Johann geträumt, wie dieser ihn ignorierte und ihn stehen ließ, während er mit Kalle zum Biergarten ging. Ich muss das unbedingt klären, so komme ich ja gar nicht mehr zur Ruhe, überlegte er.
Da wurden seine Gedanken durch die Türglocke unterbrochen. Erschrocken schaute er auf seine Uhr. Oha, schon so spät, ich habe noch gar nicht den Tisch gedeckt!
Hastig lief er zur Tür und betätigte den Türöffner, lehnte seine Wohnungstür an und lief ins Schlafzimmer um sich hastig anzuziehen.
‚Hallo? Jemand zu Hause?‘ Erklang es da schon an der Wohnungstür.
‚Bin im Schlafzimmer, mich anziehen, komm rein und setz dich in die Küche.‘, rief er Raphael zu und zog sich ein Shirt über den Kopf. Zurück in die Küche eilend entschuldigte er sich bei seinem Freund. ‚Ich stehe etwas neben mir und habe die Zeit verschlafen, deswegen ist noch nicht alles fertig.‘ Schnell ging er zu den Küchenschränken, holte Geschirr und Besteck heraus und stellte alles auf ein Tablett.
‚Nun verbreite doch nicht so eine Hektik, Eike.‘ Lachend beobachtete Raphael seinen Freund, wie dieser sich hektisch von Schrank zu Schrank bewegte und alles Mögliche auf das Tablett stellte. ‚Wir haben doch frei, da lass uns den Tag in aller Ruhe beginnen, das Essen wird uns schon nicht davonlaufen. Hast du schlecht geschlafen, oder wieso stehst du denn neben dir?‘, erkundigte er sich bei dem Brünetten.
‚Bin erst spät eingeschlafen, mir gingen einige Gedanken im Kopf herum und dann hatte ich andauernd Albträume.‘, entgegnete Eike im, während er den Kopf in den Kühlschrank steckte und Wurst, Käse und Marmelade herausholte.
‚Darf man denn erfahren, was dich beschäftigt?‘ Neugierig musterte Raphael seinen Freund. Verlegen blickte dieser auf. ‚Ähm, ich weiß nicht.‘, stotterte Eike und seine Wangen färbten sich rosa.
‚Aha!‘, Raphael lachte triumphierend auf. ‚Hab ich ´s doch geahnt, du hast jemanden kennengelernt!‘
Verlegen druckste Eike herum und lief eilig zur Terrassentür, um diese zu öffnen.
‚Du entkommst mir ja doch nicht Eike! Also los erzähl schon!‘, rief Raphael seinem Freund hinterher. Dieser bemerkte nicht, wie ein Schatten über Raphaels Gesicht glitt und er kurz, seiner Stimme zum Trotz, traurig hinter dem Brünetten her blickte.
‚Lass mich zuerst den Frühstückstisch decken, dann können wir reden!‘, lenkte dieser ab und deckte dabei schnell den Terrassentisch ein.

25 Km entfernt hatten Kalle und Johann inzwischen den Speisesaal verlassen und begaben sich langsam Richtung Kurpark.
Während sie sich über das Wetter und die Einweihung unterhielten, scannten Johanns Blicke aufmerksam die Umgebung. Nirgends erblickte er den brünetten jungen Mann in der grünen Arbeitskluft. ‚Siehst du Eike irgendwo?‘, erkundigte Johann sich bei Kalle, der einen besseren Überblick hatte.
‚Bis jetzt noch nicht Johann. Mach dich nicht verrückt, irgendwann werden wir ihn schon noch sehen. Wollen wir mal zum Alten Badehof gehen und uns das Gewusel anschauen?‘, fragte Kalle gutgelaunt.
Immer noch seinen Blick hin und her schweifend folgte Johann Kalle. Als sie vor dem Alten Badehof ankamen, blieben beide erstaunt stehen. Vor ihnen entfaltete sich eine Blütenpracht, die am gestrigen Tag noch nicht dagewesen war.
‚Wow, die müssen ja Überstunden eingelegt haben, um das hier von gestern auf heute zustande gebracht zu haben.‘, kommentierte Johann den Einblick.
‚Sehe ich genauso.‘, erwiderte Kalle und beobachtete dabei nachdenklich die hektische Betriebsamkeit rund um das Kurhotel.
‚Wann geht, das denn hier los, weißt du das Kalle?‘, erkundigte sich Johann, ebenfalls von dem Gewimmel gefesselt.
‚Ich glaube, gegen Zwölf wird eine kleine Andacht gehalten und dann kommen die Reden.‘, antwortete ihm Kalle.
‚Weißt du was?‘, fragte er den jungen Mann. ‚Wollen wir nicht rüber zum Schachfeld, ich glaube nicht, dass wir hier Eike so schnell entdecken werden. Ich denke gegen Zwölf, wenn hier Ruhe eingekehrt ist, wird er schon auftauchen und um uns die Zeit bis dahin zu vertreiben können wir ja die gestrige Runde beenden.‘
Nachdenklich beobachtete Johann noch mal das Gewusel und stimmt dann Kalles Vorschlag bei.
Bei diesen vielen Menschen, die Tische, Stühle und Dekoration herumtrugen, würde er Eike nicht finden. Zudem hätte er bestimmt keine Zeit, sich mit ihm zu unterhalten.
Währenddessen hatten es sich Raphael und Eike auf der Terrasse gemütlich gemacht, genossen den Sonnenschein und aßen genüsslich, was der Tisch an Essbarem hergab.
Dabei beobachtete Raphael seinen Freund, der unter seinen Blicken immer nervöser wurde.
‚Nun frag doch schon‘, brummte er Raphael verlegen an. ‚Was möchtest du denn von mir hören?‘
Ihn immer noch beobachtend, dachte Raphael gründlich nach. ‚Ich möchte dich nicht zwingen etwas zu erzählen, wozu du nicht bereit bist.‘, entgegnete dieser ihm ernst.
Eike blickte erstaunt auf und begegnete dessen Blick. Er stockte und brummte dann verlegen: ‚Ach, vielleicht sollte ich es dir erzählen, vielleicht messe ich allem ja viel zu viel Bedeutung bei.‘, gab er dann verlegen zu.
‚Du weißt doch, wenn du jemanden zum Reden brauchst, ich höre dir gerne zu.“‚ entgegnete Raphael ernst.
Beide schwiegen eine Weile und hingen ihren Gedanken nach. Dann öffnete Eike den Mund und begann mit roten Wangen von seinem Treffen mit Johann zu berichten. Er erzählte, wie er den jungen Mann immer wieder getroffen hatte und wie sie die Mittagspausen verbracht hatten. Auch vom gestrigen Abend, wo Johann so harsch gewesen war und ihn ignoriert hatte, erzählte er. Nur von den Gefühlen, die ihn seit dem ersten Treffen mit Johann so durcheinander brachten, berichtete er nicht.
‚Tja, und jetzt mache ich mir Gedanken, was ich gemacht haben könnte, dass er so sauer auf mich ist.‘, beendete er seinen Bericht.
Raphael schaute Eike lange und nachdenklich an. Unter dem Blick immer nervöse werdend fragte er unsicher nach: ‘Und? Hast du eine Idee, was ich falsch gemacht haben könnte?‘
‚Wieso beschäftigt dich das denn so?‘, fragte Raphael leise nach.
‚Naja, ich finde Johann echt nett und, …‘ Seine Stimme verklang.
‚Und?‘, hakte da sein Freund nach.
Eike schwieg und wieder färbten sich seine Wangen rot. ‚Ach, ich weiß doch auch nicht!‘, rief der Brünette frustriert.
‚Ich weiß nicht wieso mich das so fertig macht! Ich kenne ihn ja nicht wirklich und wer weiß, wie lange er noch da ist, es kann mir ja eigentlich egal sein, was der von mir denkt!‘, rief er laut und verstummte.
‚Aber es ist dir nicht egal‘, kommentierte der Rotblonde sachlich.
‚Nein, es ist mir nicht egal.‘, flüsterte er leise.
Beide schwiegen wieder eine Weile und ließen sich das Gesagte erneut durch den Kopf gehen.
‚Ich glaube ...‘, fing da Raphael wieder zu reden an. ‚Ich glaube, du hast dich verliebt, kann das sein?‘, fragte er vorsichtig nach.
‚Ich weiß doch auch nicht.‘, brummte Eike abwehrend. ‚So schnell kann man sich doch nicht in einen wildfremden Menschen verlieben.‘
‚Glaube mir, das kann man.‘, antwortet sein Freund leise. ‚Man kann.‘
Eike schaute Raphael an, dessen Stimme traurig geklungen hatte. ‚Raphael?‘, fragte er vorsichtig. ‚Beschäftigt dich etwas?‘ Aus seinen Gedanken erwachend schaute er Eike ins Gesicht, zwang sich zu einem Lächeln und wehrte ab. ‚Keine Sorge Eike, das ist schon lange her und vorbei. Das war bevor ich dich kennenlernte.
‚Bist du dir sicher? Ich höre dir gerne zu, wenn du ebenfalls etwas auf dem Herzen hast.‘
‚Nein, wirklich alles in Ordnung mein Großer. Das waren nur alte Erinnerungen. Irgendwann erzähle ich dir vielleicht mal davon. Aber nicht jetzt, jetzt geht es um dich.‘ Mit einem aufgesetzten, strahlenden Lächeln beugte er sich zur Kaffeekanne und goss sich noch eine Tasse ein.
Einen Moment beobachtete Eike seinen Freund noch, da dieser aber unbeschwert wirkte, ließ er das Thema fallen und nahm sich auch noch eine Tasse Kaffee.
‚Also, was wollen wir denn nachher so unternehmen?‘, fragte ihn sein Freund plötzlich. Von dem Themenwechsel überrascht, blickte er verwirrt zu Raphael rüber.
‚Tja, wir können gerne eine Runde bummeln gehen, jetzt ist es ja noch zu früh, um zum Pfordter See zu fahren.‘, erwiderte er.
‚Hast du Lust? Ich müsste nämlich noch schnell zur Buchhandlung und ein bestelltes Buch für die Uni abholen.‘
‚Okay, das können wir machen, könnte auch noch neuen Lesestoff für den See gebrauchen.‘ Raphael lächelte. ‚Komm, dann lass uns abdecken und mal schauen, was wir sonst noch nettes finden.‘
In einträchtigem Schweigen räumten sie alles in die Küche, wuschen ab und verließen dann die Wohnung.
Zur gleichen Zeit beendeten Kalle und Johann ihr Spiel und begaben sich zu ihrem Kurhotel, um zu Mittag zu essen.
Schweigend und frustriert fuhr Johann neben Kalle her, als dieser ihn ansprach. ‚Kopf hoch Johann, du wirst Eike bestimmt noch finden, wahrscheinlich dann, wenn du es am wenigsten erwartest.‘, tröstete er ihn.
‚Ich weiß ja, dass du Recht hast, aber es brennt mir unter den Nägeln. Ich will nicht, dass Eike denkt ich bin ein zickiges Arschloch.‘ Seufzend fuhr er weiter und hoffte in Gedanken, Eike am Nachmittag endlich zu finden.

Gegen 13 Uhr
Zufrieden und mit reicher Ausbeute schlenderten Eike und Raphael durch die Fußgängerzone und genossen den strahlenden Sonnenschein.
‚So, wollen wir los zum Pfordter See?‘, erkundigt sich Raphael bei Eike.
Aus seinen Gedanken gerissen blickt Eike auf und nickt dann lächelnd.
‚Dann lass uns unsere Sachen packen und wir treffen uns in einer viertel Stunde bei meinem Auto, schaffst du das?‘, erkundigte sich Eike bei Raphael.
‚Das ist machbar, also bis gleich.‘, verabschiedete sich Raphael und strebte seiner Wohnung zu.
Auch Eike lief eilig in seine Wohnung um, Badesachen und ein „Fresspaket“ zu packen.

Johann fuhr zu dieser Zeit alleine durch den Kurpark und kämpfte sich durch die Mengen an Besucher.
Genervt von den vielen Menschen, die ihm selten Platz machten, suchte er ein bekanntes Gesicht.
Das ist ja ein regelrechtes Spießrutenlaufen, dachte er, als er einen brünetten Mann mit einem grünen Arbeitsoverall entdeckte. Adrenalin schoss ihm durch seine Adern und er atmete hektischer.
‚Eike! Warte mal!‘, rief er laut dem Mann hinterher. Doch der blieb nicht stehen sondern lief weiter Richtung Kurparkverwaltung.
‚Dürfte ich mal vorbei!‘, Johann fluchte, weil er, durch die vielen Menschen bedingt, kaum vom Fleck kam. Seine Augen hingen an der Person, um diese nicht zu verlieren.
Als dieser die Kurverwaltung betrat, atmete er erleichtert auf. Daraus würde Eike nicht so schnell verschwinden können. So schnell er konnte fuhr er zwischen den Besuchern hindurch auf die Kurverwaltung zu.
Als er diese erreichte, trat der grüngekleidete Mann schon wieder heraus. Enttäuscht blickt ihn Johann an, während der Mann beiseitetrat, um ihn durchzulassen.
‚Entschuldigung?‘, fragte Eike den Mann. ‚Können sie mir sagen, wo ich Eike Mikkelsen finde?‘ Erstaunt blickte ihn der Mann an. ‚Tut mir leid, einen Eike kenne ich nicht‘, antwortete er Johann.
‚Können sie mir sagen, wo ich mich nach ihm erkundigen kann? Er arbeitet hier als Gärtner?‘, fragte Johann hartnäckig nach. Der Mann fuhr sich durch die Haare und überlegte. ‚Am besten erkundigen sie sich bei Herrn Friedrich. Sie haben Glück, der ist gerade in der Kurverwaltung.‘ Freundlich nickte ihm der Fremde zu und lief den Weg wieder zurück.
Tief durchatmend betrat Johann die Verwaltung und fragte nach Herrn Friedrich. Als dieser zu ihm trat, erkannte er ihn als den Mann wieder, den er schon mehrmals bei Eike stehen sehen hatte.
‚Herr Friedrich?‘, fragte er den Mann.
‚Was kann ich für Sie tun junger Mann?‘, erkundigte sich dieser freundlich.
‚Ich suche Eike Mikkelsen.‘, antwortete er dem Mann.
Alarmiert blickt der Mann ihn an. ‚Gibt es eine Beschwerde?‘, fragt er den Rollifahrer.
‚Eine Beschwerde? Nein, ich suche nur nach ihm, ich wollte ihn etwas fragen.‘ Überrascht wegen des Tonfalls blickte er sein Gegenüber an.
‚Also gibt es keine Beschwerde?‘, fragte Herr Friedrich noch einmal nach und entspannte sich.
‚Nein, wirklich nicht. Ich habe mich nur letztens mit ihm unterhalten und wollte ihn noch etwas ergänzend fragen.‘, erklärte Johann dem Mann.
‚Nun, da werden sie heute Pech haben, er hat frei.‘, bedauernd blickte ihn Herr Friedrich an.
‚Danke schön‘, er bedankte sich bei dem Älteren und verließ traurig die Kurverwaltung.
Langsam fuhr er Richtung Kurhotel.
Er hatte die Menschenmengen satt und wollte seine Ruhe. Nur noch auf sein Zimmer und sich ablenken, bloß nicht mehr daran denken, dass er sich heute wohl nicht mehr mit Eike aussprechen konnte.
Als er das Hotel betrat, kam ihm Kalle entgegen. ‚Na fündig geworden?‘, erkundigte er sich bei dem jungen Mann.
Der winkte ab und sagte nur: ‚Ich gehe mal auf mein Zimmer. Habe das Gewusel satt und Eike hat frei.‘
‚Möchtest du nicht mit uns kommen, das lenkt dich bestimmt ab.‘ Mitleidig schaute er in Johanns trauriges Gesicht.
‚Nein danke, ich will alleine sein. Vielleicht heute Abend.‘ Mit dieser Antwort wendete er sich ab und fuhr zum Aufzug.
Kalle blickte ihm einen Moment hinterher und beschloss in zwei Stunden nach ihm zu sehen. Damit wandte er sich dem Ausgang zu und verließ das Hotel.

Gegen 13 Uhr am Pfordter See
Genüsslich aalten sich die beiden Freunde in der Sonne und (unterhielten sich) redeten über das von Raphael gekaufte Buch. Eike kannte es schon und schwärmte in wärmsten Tönen von dem Krimi.
‚Der ist so was von unheimlich geschrieben, ich habe wirklich in der Wohnung gesessen und auf die Geräusche gelauscht. Ich dachte bei jedem Knacken, dass jetzt so ein Psychopath bei mir eingestiegen ist.‘, schwärmte er Raphael vor.
‚Da bin ich ja jetzt gespannt, wenn ich zu große Angst bekomme, darf ich dich bestimmt anrufen und du rettest mich, oder?‘, neckte Raphael seinen Freund grinsend.
‚Klar, ich komme dann in meinem Supermannschlafanzug zu dir rüber, (schwing) nehme dich auf meine Arme und fliege über den Balkon zu meiner Wohnung.‘, frotzelte dieser zurück.
Lachend schlossen beide die Augen und sonnten sich schweigend eine Weile.
Eike nickte nach einer Weile ein und träumte.
Während er so dalag beobachtet er Johann, der mit seinem Rollstuhl auf ihn zufuhr und lächelte. Erwartungsvoll blickte Eike Johann an, wartete geduldig, bis dieser sich aus dem Rollstuhl erhob und sich zu ihm auf die Decke setzte. Johann blickte ihn so zärtlich an, dass er eine Gänsehaut bekam. Dann wandte (üblicher wandte! laut Duden) er sich etwas ab und streifte sein T-Shirt und seine Hose ab. Genüsslich betrachtete Eike den nur in einer Retroshorts bekleideten Körper. ‚Gefällt, dir was du siehst?‘, fragte ihn Johann leise. Eike nickte schweigend. Johann beugte sich liebevoll über Eike Körper und begann, diesen mit Sonnencreme massierend einzureiben.
Eike zuckte aus seinem Traum hoch und erblickte Raphael, der ihn an der Schulter berührte.
‚Na, Dornröschen genug geträumt? Wollen wir eine Runde ins Wasser?‘, erkundigte sich sein Freund bei ihm.
Noch etwas verwirrt blickte er sich um, als er keinen Johann erblickte kroch eine leise Enttäuschung in ihm hoch. Schnell wandte er sich Raphael zu.
‚Das ist eine gute Idee, komm lass uns eine Runde schwimmen.‘ Er sprang auf und strebte eilig dem Wasser zu, damit Raphael die leichte Erektion nicht sah, die sich aufgrund des Traumes aufgerichtet hatte.
‚Da hat es jetzt aber jemand eilig, so erhitzt?‘, rief ihm der Rotblonde nach und folgte ihm.
Erschrocken zuckte Eike zusammen. Hatte Raphael doch etwas bemerkt? Im Wasser angekommen drehte er sich prüfend um, merkte jedoch schnell, dass dieser ahnungslos war und nur gescherzt hatte.
Sie schwammen langsam eine Runde um den See und plauderten dabei. Wieder festen Boden unter den Füssen begann Raphael eine Wasserschlacht, die Eike lachend erwiderte. Lachend und tobend verfolgten sie sich und versuchten sich gegenseitig unter Wasser zu drücken.
Atemlos rief Eike nach einer Weile: ‘Stopp, ich kann nicht mehr, wie sieht es aus, hast du auch Hunger?‘
Begeisterung blitzte in den Augen seines Freundes auf. ‚Essen? Ich bin dabei!‘ Zielstrebig verließen sie das Wasser und gingen zurück zu ihrem Platz.
Sich von der Sonne trocknen lassend saßen sie auf der Decke und wühlten in dem Angebot von Keksen Saft und Sandwiches herum.
‚Junge Junge, da hast du dich aber ins Zeug gelegt.‘ Bewundernd schaute sich Raphael das reichhaltige Angebot an. ‚Wann hast du denn das noch gezaubert?‘
Lachend beobachtete der Brünette seinen Freund. ‚Tja, ich bin ein großer Zauberer, konnte dich doch hier nicht verhungern lassen.‘
‚Mensch Eike, vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast. Ich kann mich gar nicht entscheiden, womit ich anfangen soll.‘ Andachtsvoll entschied er sich dann für ein Käse-Schinken Sandwich und biss genussvoll hinein.
‚Einfach lecker‘, nuschelte er mit vollem Mund.
Eine Weile saßen sie schweigend da, aßen und tranken. Gesättigt lehnten sich beide etwas später zurück und begannen sich über den Kinofilm „Der Hobbit“ zu unterhalten, in den beide gehen wollten, wenn er endlich in die Kinos kam.
‚Ich bin schon gespannt, ob der an den Erfolg von Herr der Ringe anschließen (anknüpfen) kann.‘, kommentierte der Rotblonde.
‚Ich kann es gar nicht mehr abwarten, bis ich ihn endlich sehen kann. Gehen wir dann zusammen ins Kino?‘, fragte er seinen Freund, als eine laute ölige Stimme ihn unterbrach.
‚Na, seht doch mal, der Moralapostel mit seinem Jünger‘, ertönte es hinter ihnen.
Erschrocken drehten sich beide um und erblickten Pascal, der sich provozierend vor den beiden aufgebaut hatte. Hinter ihm kam der Rest seiner Freunde zum Vorschein.
‚Jetzt verstehe ich auch, wieso du dich noch nicht gemeldet hast., hat dich der kleine Jesus wieder in seine Finger bekommen? Na, da kann ich wohl lange warten, dass du kommst. So behandelst du also Freunde, du Schlappschwanz. Warst du denn auch schön beichten?‘ Während er so die beiden Freunde verspottete, trat er mit dem Fuß gegen die Wasserflasche. Bevor Eike sie festhalten konnte, kippte sie um und das Wasser lief auf die Kekse und das restliche Brot.
Wütend sprang Eike auf und richtete sich drohend auf. ‚Hast du ein Problem, du Arsch?‘
‚Ja, das Problem heißt Raphael‘, fauchte dieser zurück und wollte auf Raphael losgehen, der sich eilig aufrichtet, um sich besser verteidigen zu können.
Schnell trat Eike zwischen die beiden. ‚Ich warne dich Pascal, wenn du mit deiner Bagage nicht verschwindest, muss ich dir wohl mal wieder zeigen, wer hier der Stärkere ist.‘, zischte Eike den anderen drohend an und fixierte ihn.
Einen Moment schauten sie sich gegenseitig in die Augen, als einer der Freunde von Pascal herantrat.
‚Komm schon Pascal, lassen wir uns nicht den Tag von den beiden Nulpen verderben. Der Bademeister ist schon aufmerksam geworden und beobachtet uns. Nicht, dass er die Polizei ruft.‘
‚Dein Glück du Arsch.‘ zischte er Raphael zu. ‚Glaub ja nicht Eike hätte mich aufhalten können. Irgendwann krieg ich dich und dann ist dir eine Abreibung sicher und du Eike, lass dich ja nicht mehr blicken, du bist für mich gestorben.‘ Im Weitergehen rempelte er Eike hart an, bevor dieser aber etwas machen konnte, hielt ihn Raphael am Arm fest.
‚Eike, lass ihn.‘, sagte er leise. ‚Denk dran, wenn der Bademeister die Polizei ruft, bekommst du noch größeren Ärger, als du jetzt schon hast, das lohnt sich doch nicht.‘
Eike blickte den Rotblonden an und riss sich zusammen. ‚Du hast Recht, der ist es nicht wert.‘, kommentierte er abschätzig. ‚Was habe ich an dem nur gefunden.‘, überlegte er laut, unterbrach sich aber selbst.
‚Raphael, lass uns gehen mit solchen „Ärschen“ in der Nähe, kann ich nicht entspannen.‘
Schweigend packten sie alles zusammen und liefen zurück zum Auto. Da hörten sie Pascal laut hinter ihnen her rufen.
‚Gott sei Dank verschwinden die zwei Schlappschwänze, wahrscheinlich suchen sie sich einen Ort, wo sie sich gegenseitig ihre Schwänze lutschen können!‘ Bevor Eike reagieren konnte, legte sich die Hand seines Freundes beruhigend auf die Schulter.
‚Hör einfach nicht hin, das ist es nicht wert.‘, beschwor ihn dieser.
‚Du hast Recht Raphael, danke, dass du mich zurückgehalten hast.‘
Im Auto fragte er dann seinen Freund: ‚Wo wollen wir noch hin, der Tag ist zu schön, um ihn sich durch die verderben zu lassen.‘
‚Was hältst du davon, nach Bad Salzschlirf zu fahren, dann kann ich mal sehen, wo du arbeitest und vielleicht können wir da noch ein Bierchen trinken. Ich würde dich später gerne noch auf eine Pizza einladen.‘
In Gedanken sah Eike grüne Augen, die ihn verschmitzt anlächelten. Vielleicht sahen sie ja Johann, ob das gut war? Wahrscheinlich ist es so voll, dass ich ihn gar nicht sehen werde, beruhigt sich Eike selbst. Da blitzte schon der nächste Gedanke auf. Wieso will ich nicht, dass Raphael und Johann sich kennenlernen?
Bevor er darüber nachdenken konnte unterbrach Raphael seine Gedankengänge. ‚Und, wollen wir es so machen?‘
‚Ja gerne, aber nur wenn du meine Arbeit auch gebührend lobst.‘ Neckend grinste er zu seinem Freund rüber.
‚Das Lob bekommst du, versprochen, aber erst wenn ich alles gesehen habe.‘
Gegen 17.30 Uhr in Bad Salzschlirf
‚Meine Güte, ist hier ein Massenauflauf, das hätte ich nicht erwartet!‘, staunte der Rotblonde als sie gemächlich durch den Kurpark liefen.
‚Heute ist die Einweihung des „Alten Badehofs“‘, erinnerte ihn der Brünette. ‚Sonst ist nicht so viel hier los. Komm, lass uns mal schauen, ob wir da hinten im Biergarten noch ein Plätzchen ergattern können.‘
‚Nein zuerst zeigst du mir den Grund, weswegen du unsere Verabredung gestern hast absagen müssen.‘, erwiderte Raphael.
Gemeinsam schlenderten sie zum Eingang des Kurhotels.

Zur gleichen Zeit klopfte Kalle an die Tür von Johannes Zimmer.
‚Es ist offen, Kalle‘, rief dieser. Als Kalle eintrat, erblickte er den jungen Mann auf dem liegend mit einem Buch in der Hand.
‚Und, wollen wir nach dem Abendessen noch ein Bierchen trinken, oder Schach spielen?‘, fragte der grauhaarige Johann.
‚Mir fällt die Decke auf den Kopf, konnte mich nicht richtig auf das Buch konzentrieren.‘, seufzte der junge Mann. Vielleicht klappt es ja beim Schachspielen besser.
‚Ich bin davon überzeugt, dass ich dich ablenken kann.‘ Kalle lächelte. ‚Komm, lass uns erst einmal runtergehen und zu Abend essen, danach sehen wir weiter, wie wir den Abend gestalten.‘
Johann richtete sich auf, zog den Rollstuhl zu sich heran, zog die Bremsen an und hievte sich in hinein.
‚Bin so weit, dann lass uns mal los.‘
Nach dem Abendessen schlenderten die beiden gemächlich durch die Menge, wobei Kalle Johann diesmal schob, da es so leichter war, durch die Menschenmassen zu gelangen.
‚Mir war noch nie bewusst, wie rücksichtslos viele Menschen sind.‘, ereiferte sich Kalle, als er schon wieder abrupt bremsen musste, damit er nicht frontal mit einem entgegenkommenden Mann zusammenstieß, der nicht einsah, Platz zu machen.
‚Ja, bei so vielen Menschen ist es schon frustrierend. Aber es geht schon bedeutend besser, weil du mich schiebst. Wenn ich alleine unterwegs bin und es sind so viele Menschen um mich herum, ist es noch schwieriger. Die übersehen mich und ich muss immer wieder scharf bremsen. Dadurch, dass du mich schiebst, ist deutlicher zu erkennen, dass hier jemand in einem Rollstuhl versucht, sich seinen Weg zu bahnen. Leider ist das nicht zu ändern.‘, seufzt der junge Mann.
‚Du hast Recht, aber es ist schon ärgerlich, oder?‘, entgegnete ihm der Grauhaarige.
‚Schon, aber ich habe mich inzwischen meistens damit abgefunden. Ich werde nicht die Gesellschaft ändern können. Aber genug von dem Thema, ich bin noch papp satt, wollen wir erst eine Runde Schach spielen?‘ erkundigte sich der Rollifahrer bei seinem Hintermann.
‚Ich denke, das ist sinnvoller, es wird sich bestimmt langsam leeren und dann werden wir später eher ein Plätzchen finden.‘, entgegnete Kalle ihm.

Gegen 19.30 Uhr
‚Wieso spiele ich eigentlich noch mit dir, kannst du mir das sagen?‘, schnaubte Kalle amüsiert. ‚Ich verliere ja doch immer gegen dich.‘
‚Das liegt an meiner faszinierenden Persönlichkeit.‘, Johann lachte herzlich, während sie Richtung Biergarten liefen.
Inzwischen war es deutlich leerer im Kurpark geworden und so kamen sie ohne Probleme schnell voran.
‚Jetzt habe ich mir aber ein Bier verdient.‘, seufzte der Grauhaarige, während sie den Biergarten betraten.

In diesem Moment blickte Johann auf und direkt in ein bekanntes Gesicht. Ein Lächeln flog über sein Gesicht, als er Eike erblickte.
‚Er ist da!‘, rief er überrascht und erfreut zu Kalle.
Unsicher blickte Eike auf den auf sich zukommenden Johann auf. ‚Du Raphael, da kommt ein Bekannter, stört es dich, wenn ich kurz mal zu ihm rübergehe?‘
Neugierig drehte sich Raphael um und überflog prüfend die Menge:‘ Klar, ich komme schon einige Minuten ohne dich aus.‘, sagte er im Umdrehen, da er niemand besonderes erblicken konnte.
Hastig stand Eike auf und lief auf Johann zu. Raphael beobachtete die beiden.
Kalle entfernte sich rücksichtsvoll von den beiden jungen Männern, um ihnen etwas Privatsphäre zu geben.
Gott sei Dank ist der junge Mann heute Abend hier. Ich hoffe, sie versöhnen sich. Dachte der ältere Mann.
Einen Moment schweigend standen sich die zwei gegenüber. Hastig holte Johann Luft: ‚Du Eike, ich wollte mich entschuldigen für mein dummes Verhalten gestern. Es tut mir leid.‘ Zeitgleich sprudelte Eike hervor: ‚Johann, wenn ich etwas gemacht habe, dass dich geärgert oder verletzt hat, dann tut es mir schrecklich leid.‘ Beide stockten, schauten sich in die Augen und lachten dann.
Wieder setzten beide gleichzeitig an und unterbrachen sich, als sie es bemerkten.
‚Eike, lass mich zuerst, bitte.‘ Abwartend blickte Eike ihn an.
Tief Luft holend begann er: ‚Also, wieso ich mich so blöd verhalten habe, war, dass ich dachte, du wolltest nicht mit mir weg gehen und als du dann abends auf mich zukamst, dachte ich, du wolltest nur Schadenbegrenzung betreiben, weil du nicht mit mir gerechnet hattest.‘ Johann errötete verlegen.
Eike schaute verblüfft auf den vor ihm sitzenden Mann herunter. ‚Johann, das war es wirklich nicht. Ich musste Überstunden machen, weißt du, das Beet vor dem Alten Badehof war noch nicht fertig und sie benötigten alle Hände.‘, erklärte er dem Rollifahrer. ‚Ich musste auch meine Verabredung mit meinem besten Freund wegen der Überstunden absagen. Er sitzt übrigens dahinten. ‘
Während sich die beiden jungen Männer unterhielten begab sich Kalle zu Raphael.
‚Hallo junger Mann, ich dachte mir, vertreiben wir uns zusammen die Zeit, solange sich die beiden aussprechen.‘ Freundlich lächelnd lud Raphael den Mann ein, sich zu setzen.
‚Guten Abend, ich bin Raphael, ein guter Freund von Eike‘, begrüßte er den Grauhaarigen.
‚Ich bin Kalle, ein Kurfreund von Johann, der da im Rollstuhl sitzt.‘
Inzwischen blickten sich Eike und Johann erleichtert an.
‚Dann bist du nicht sauer auf mich?‘, fragten sie beide wieder unisono. Als sie dann erneut gleichzeitig die Frage verneinten, mussten sie herzlich lachen.
‚Komm Johann, ich stelle dich Raphael vor, Kalle hat sich ja anscheinend schon bekannt gemacht.‘ Erleichtert begaben sich die zwei jungen Männer zum Tisch, wo ihre Freunde auf sie warteten.
Es wurde noch ein amüsanter Abend. Insbesondere zwei junge Männer waren sehr vergnügt, innerlich sehr erleichtert und genossen die unbeschwerte Zeit zusammen.
Als sie sich endlich voneinander verabschiedet hatten und im Auto auf dem Heimweg waren, fragte Raphael leise:
‚War er das, wegen dem du heute Morgen so bedrückt warst?‘
Eike blickte kurz zu Raphael und bestätigte verlegen, dass Johann der Mann war, der ihn so beschäftigte.
‚Habt ihr denn eurer Problem klären können?‘, erkundigte sich Raphael genauer.
‚Ja, Gott sei Dank, es war alles nur ein Missverständnis.‘, rief Eike erleichtert aus. Wie war denn dein Eindruck von Johann und Kalle.‘, erkundigte er sich dann bei seinem Freund neugierig.
‚Sie waren beide sehr nett und sympathisch.‘, entgegnete Raphael leise und schwieg den Rest der Fahrt in Gedanken versunken.
Eike fiel das nicht auf, spielte sich doch in Gedanken der Abend noch einmal vor seinen Augen ab.

Ein langer Tag


Samstag 9.30 Uhr
Gähnend räkelte sich Eike erwachend in seinem Bett. Sofort erinnerte er sich an den Abend. Versonnen lächelnd lag er da und träumte noch etwas vor sich hin, bevor er widerstrebend aufstand. Er hatte heute vor, seinen Haushalt auf Vordermann zu bringen. Dieser hatte es dringend nötig.
Bevor er jedoch loslegte, ging er schnell noch einkaufen.
War doch, nachdem Raphael gestern hungrig eingefallen war und sie später noch ein Picknick am See veranstaltet hatten, nicht mehr viel in seinem Kühlschrank vorhanden. Während er seinen Kaffee genoss, schrieb er sich einen Einkaufszettel.
Danach sprang er schnell unter die Dusche, zog sich an, schnappte sich Geldbeutel und Korb und verließ seine Wohnung.
Im Laden, der unweit seiner Wohnung lag, besorgte er das Notwendige und ging schnell zurück.
Zu Hause angekommen räumte er seine Einkäufe weg und begann, die Wohnung durch zu saugen. Dabei verlor er sich in seinen Erinnerungen an den vergangenen Abend.
Es war nett gewesen, nachdem sie sich grob ausgesprochen hatten. Anscheinend lag ja auch Johann etwas daran, das Missverständnis aufzuklären.
Schön war es auch, dass Raphael sich gut mit Johann verstanden hatte. Ihm wurde bewusst, dass es ihm wichtig war, ob dieser Johann mochte.
Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht beeilte er sich, die Wohnung fertig zu putzen, um sich dann auf seinem Balkon etwas zu erholen.
Während er mit geschlossenen Augen draußen in der Sonne lag, schossen ihm viele Gedanken durch den Kopf.
Wieso war es ihm wichtig, dass Raphael Johann mochte? War er wirklich verliebt, so wie sein Freund es behauptete? Was fühlte Johann für ihn und wie würde Johann reagieren, wenn er erfuhr, dass er einen gehandicapten Menschen brutal eine Treppe heruntergestoßen hatte? Da er viele Fragen nicht beantworten konnte oder zu diesem Zeitpunkt wollte, drifteten seine Gedanken weiter. Wie ging es wohl dem Mann, den er geschubst hatte. Lag er noch im Krankenhaus? Raphael hatte da doch etwas erwähnt. Mit einem schlechten Gewissen lag Eike da, kniff die Augen zu und versuchte einzuschlafen, um seinen Grübeleien zu entkommen. Doch es klappte nicht. Ohne es bewusst zu bemerken, sinnierte er über Herrn Birkenbach. Wie er sich wohl fühlt. Er wird mich wohl sehr hassen. Raphael meinte, ich solle ihn mal besuchen. Aber ich glaube nicht, dass ich mir das zutraue. Was mache ich denn wenn er mich anbrüllt und ein Recht hat er dazu auf jeden Fall. Kann ich mit dem Hass, den er bestimmt für mich empfindet, umgehen? Ich glaube nicht, dass ich das schaffe.
Als er sich erneut dabei ertappte, wie er sich Horrorszenarien vorstellte, wie Herr Birkenbach reagieren würde, wenn er ihn besuchen wollte, stand er abrupt auf, holt sich sein Handy und versuchte Raphael anzurufen. Dieser ging jedoch nicht ans Telefon.
Dann lese ich eine Runde. Eike stand hastig auf und holte sich seinen Krimi, der auf dem Nachttisch im Schlafzimmer lag.
Zurück auf der Liege schlug er sein Buch auf und begann zu lesen. ‚Es war unheimlich. Vor ihnen lag ein Dorf, aber aus keinem der Schornsteine kam Rauch. Vorsichtig stieg die Gruppe durch den tiefen Schnee ins Tal, wollten sie doch nicht erfrieren. Am ersten Haus klopften sie zögernd an, keiner reagierte,…‘
Eike driftete beim Lesen erneut ab und überlegte.
Sollte ich nicht trotzdem versuchen, Herrn Birkenbach zu besuchen, schuldig bin ich es ihm und außerdem würde ich mich gerne entschuldigen.
Ärgerlich legte er das Buch auf die Seite. Verflixt, nicht mal lesen kann ich. Das bringt nix, vielleicht sollte ich ihn doch besuchen.
Entschlossen stand er auf und rief seinen Bewährungshelfer an, um sich bei ihm zu erkundigen, wo Herr Birkenbach lag. Nachdem der, freudig überrascht, ihm die benötigte Auskunft gegeben und sich wohlwollend über sein Vorhaben geäußert hatte, ging Eike entschlossen aber mit laut klopfendem Herzen los.
Stell dich nicht so an, da musst du jetzt durch, dachte er ärgerlich über sich selbst.
Du hast es dir eingebrockt, dann musst du auch so viel Rückgrat zeigen und vorbeigehen. Das ist das Mindeste, was du tun kannst.
Während Eike sich auf den Weg machte, Herrn Birkenbach zu besuchen, traf bei Johann Besuch ein.
Seine Familie wollte ihm die Zeit versüßen und nach dem Kaffeetrinken einen kleinen Ausflug mit ihm machen.
Freudig begrüßte er seine Eltern und seine Schwester.
Begeistert stimmte er ihren Plänen zu und gemeinsam begaben sie sich zu einem Café, um in netter Runde bei Kaffee und Kuchen zu plaudern.
Eike war inzwischen im Herz-Jesu-Klinikum angekommen und fuhr zu dem vom Empfang angegebenen Stockwerk. Als er die Zimmertür erreichte, blieb er abrupt stehen.
Mit klopfendem Herzen starrte er die Tür an und versuchte sich ein Herz zu fassen, um anzuklopfen und einzutreten.
Was, wenn der Mann böse wurde und ihn rausschmiss, oder er wurde panisch und bekam Angst. Ob ihm die Blumen, die Zeitschrift und das Fresspaket gefallen würden? Würde er es überhaupt annehmen?
Wirr wirbelten die Gedanken durch den Kopf und er merkte nicht, dass sich ihm jemand näherte.
Eine Schwester unterbrach seine Grübeleien.
‚Wollen Sie zu Herrn Birkenbach? Nur keine Scheu, er wird sich freuen, Besuch zu bekommen, er hat ja keine Verwandten, die ihn besuchen, treten Sie nur ein.‘
Sie öffnete die Tür und schob Eike herein, bevor er irgendetwas sagen konnte.
‚Hallo Herr Birkenbach, Sie haben Besuch!‘, begrüßte die Schwester den Mann, der im Moment alleine in dem Zimmer lag.
Verlegen stand Eike im Raum und wusste gar nicht so Recht, was er tun sollte.
‚Möchten Sie denn einen Kaffee?‘, erkundigte sich die Schwester bei dem älteren Mann, der im Bett lag und gelesen hatte.
‚Ja gerne‘, erwiderte dieser und schaute den jungen Mann freundlich an.
Zögernd trat Eike an das Bett heran. Die Schwester verließ derweil den Raum, um einen Kaffee zu bringen.
‚Guten Tag, Herr Birkenbach.‘, verlegen schichtete er die Präsente im Arm um, damit er dem Mann die Hand reichen konnte.
‚Guten Tag, junger Mann. Wie komme ich denn zu der Ehre Ihres Besuches?‘ Prüfend blickte der Bettlägerige ihn an.
Bevor Eike etwas entgegnen konnte, war die Schwester schon wieder da. ‚Hier Ihr Kaffee Herr Birkenbach, benötigen Sie sonst noch etwas?‘. Als der Ältere den Kopf schüttelte, wandte sie sich an Eike. ‚Ich habe Ihnen auch einen Kaffee mitgebracht, so plaudert es sich doch netter.‘
Sie lächelte Eike an, der dankend den Kaffee entgegennahm und verließ, nachdem Herr Birkenbach nichts weiter benötigte, den Raum.
Einen Moment stand Eike erneut zögernd da. Stellte dann den Kaffee auf einen Tisch, atmete tief durch und setzte zu sprechen an.
‚Ähm, ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern und, … also, …‘, betreten stammelnd stand Eike vor dem Bett. So schwierig hatte er es sich nicht vorgestellt. Bevor er weiter ausführen konnte, unterbrach der Mann seine hilflosen Ausführungen.
‚Ich weiß, wer du bist‘, sagte er, nur was du hier möchtest, ist mir ein Rätsel“.
Eike fasste sich ein Herz und tief luftholend fing er an. ‚Also ich bin hier, um Sie zu besuchen und Ihnen zu sagen, dass es mir leid tut. Ich weiß, dass hilft Ihnen auch nicht weiter, Sie haben die Schmerzen und ich war rücksichtslos und hinterhältig. Aber ich will, dass Sie wissen, dass ich es zutiefst bereue, dass ich so etwas getan habe. Ich kann es nicht wieder rückgängig machen und Ihnen hier auch viel erzählen. Aber ich wollte, dass Sie das wissen.‘ Eike ging die Luft aus, während der Mann überraschenderweise leise auflachte.
Verwirrt blickte Eike den Mann an.
‚Komm, setz dich zu mir ans Bett, das war ja eine ganz schön lange Rede, die du da gehalten hast.‘
Langsam zog er sich einen Stuhl ans Bett und ließ sich darauf nieder. Sprang aber wieder auf, als ihm die Präsente einfielen. ‚Ich habe Ihnen auch etwas mitgebracht, ich hoffe es gefällt Ihnen.‘ Er reichte dem Mann die Mitbringsel.
‚Junger Mann, da hast du dich aber in Unkosten gestürzt, das wäre nicht nötig gewesen, dein Besuch ist schon Geschenk genug.‘ Gerührt nahm Herr Birkenbach die Präsente an und legte sie auf seinen Beistelltisch, dann drehte er sich wieder Eike zu, der unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte. Dann platzte es aus Eike heraus: ‘Wieso sind Sie so freundlich zu mir?‘, fragte er betreten.
‚Junger Mann, Eike heißt du, oder? Darf ich dich so nennen?‘ Eike nickte bestätigend und hing gebannt an den Lippen seines Gegenübers.
‚Eike, ich liege jetzt schon eine ganze Weile und ich muss dir sagen, mir gingen viele Gedanken im Kopf herum. Unter anderem, wieso du mir das angetan hast. Ich war schon sehr böse mit dir. Tja, vor drei Wochen stand dann ein junger Mann in meinem Zimmer, der mich besuchen wollte. Ich war sehr überrascht und habe mich gefreut. Wir haben uns lange und nett unterhalten, bis er plötzlich anfing, von dir zu erzählen, dass er sehr betrübt sei, weil du eigentlich nicht so ein Mensch seist und er es einfach nicht begreifen konnte, dass du so etwas machen würdest. Dann erzählte er noch von deinen neuen Freunden, die ähnlich drauf sind und dass er den Eindruck hatte, dass du, um dazuzugehören, einfach mitgemacht hättest. Er wirkte sehr verzweifelt und traurig. Dieses Gespräch mit deinem Freund dauerte sehr lange und mein Groll hat sich deswegen auch nicht gelegt. Aber es hat mich nachdenklich gemacht. Wurde in dem Gespräch doch klar, dass dein Freund dich nicht in Schutz nehmen wollte, vielmehr, dass er verurteilte was du getan hattest und er im Zwiespalt war, dir die Freundschaft aufzukündigen. Ich habe einige Tage über das Gesagte nachgedacht und mir wurde klar, so bestürzt wie der junge Mann war und wie verzweifelt er nach Gründen suchte, wieso du das gemacht haben könntest, dass du im Grunde nicht so wärst, wie ich angenommen hatte. Denn wenn man so tolle Freunde hat, muss man eigentlich auch ein freundlicher Mensch sein. Versteh mich nicht falsch, ich bin immer noch sehr verletzt, dass ich so rücksichtslos angegriffen und verletzt wurde und ich suche auch keine Entschuldigungen für dein Verhalten, habe aber mit mir selbst den Frieden geschlossen, das so zu akzeptieren, wie es ist. Trotzdem will ich keinen Groll mehr hegen, denn der hilft mich nicht, das Geschehene zu verarbeiten.
Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass du irgendwann vorbeikommst und es mir erklärst. Aus diesem Grund bin ich freundlich, ich möchte mit dir ins Gespräch kommen und wissen, was dich dazu getrieben hat. Denn glaubt man den Erzählungen deines Freundes, bist du ja anscheinend ein freundlicher und hilfsbereiter junger Mann.‘
Nach diesem langen Monolog, saß Eike sprachlos vor dem Mann und wusste gar nicht, was er antworten sollte.
Endlich raffte er sich auf und fragte: ‚Hieß der junge Mann vielleicht Raphael?‘
‚Ja, genauso hieß er‘, Herr Birkenbach musste lächeln, als er das Gesicht des Brünetten musterte. Saß dieser doch mit einem gerührten Lächeln vor ihm und schien sich sehr zu freuen, dass Raphael sich so für ihn eingesetzt hatte.
Versonnen sprach Eike: ‚Er ist seit über fünf Jahren mein engster Vertrauter. Ich habe ihm sehr wehgetan, weil mich etwas beschäftigte, worüber ich nicht nachdenken wollte. Da kam Pascal mit seiner Clique mir nur Recht, wo sie waren, war es lustig und kurzweilig und ich konnte so gut verdrängen. Aber Raphael habe ich damit ausgeschlossen. Dass er trotzdem noch mein Freund ist, ist ein Wunder und ich habe mir geschworen, niemals mehr so gedankenlos zu sein.‘
‚Du hast ihn sehr gern, deinen Freund?‘, erkundigte sich Herr Birkenbach.
Aus seinen Gedanken erwachend blickte der junge Mann zu dem Verletzten. ‚Ja, sehr sogar. Egal was, ich erzähle es ihm, bis auf das letzte Mal. Und das Ergebnis ist, dass ich Sie verletzt habe, was ich mir niemals verzeihen werde.‘
Prüfend blickte der ältere Mann den Jüngeren an. ‚Würdest du es mir erzählen, damit ich es verstehen kann?‘
Eike überlegte kurz, dann entgegnete er: ‚Das ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann.‘
Und so begann er zu erzählen, wieso er sich von seiner Freundin getrennt hatte, seiner Angst sich einzugestehen, dass er schwul sei und von Pascal und seinen Freunden, die ihn abgelenkt hatten. Auch von seiner Wut auf alles und jeden, weil er nicht schwul sein wollte. Davon, wie er seiner Wut Luft gemacht hatte, indem er bei den Aktionen von Pascals Clique mitgemacht hatte, weil er sich danach immer etwas besser fühlte.
Erschöpft, doch irgendwie erleichtert, schwieg Eike nach einer ganzen Weile.
Auch Herr Birkenbach sagte lange nichts, musste er das Gehörte doch verdauen.
Nachdem keine Reaktion von dem Kranken kam, setzte Eike erneut an: ‚Herr Birkenbach, ich wollte jetzt nicht, dass der Eindruck entsteht, dass ich mich herausreden will. Ich habe lange nachgedacht, nachdem Raphael mich letztens zur Rede gestellt hatte. Ich habe das nur erzählt, weil ich finde, dass Sie es wissen sollten. Nichtsdestotrotz entschuldigt es in keinster Form mein Verhalten, ist es doch verachtenswert und ich habe daraus gelernt, dass ich über alles, was mich beschäftigt, reden muss, weil ich sonst unangemessene Methoden verwende, um mir Luft zu machen. Und ich habe mir geschworen, das wird nicht mehr passieren. Ich habe mir auch einen Boxsack gekauft.‘
Verwirrt unterbricht ihn der ältere Mann. ‚Boxsack? Wofür denn einen Boxsack?‘ Eifrig erklärte er seinem Gegenüber, ‚Naja dafür, wenn ich doch mal wieder Frust schiebe, es nicht an Spielplatzgeräten oder Autos auslasse, sondern mir Luft verschaffe, indem ich gegen den Sack boxe.‘
Verlegen blickte er zu Herrn Birkenbach, befürchtete er doch, dass dieser darüber lachen würde. Der reagierte aber anders, als erwartet.
‚Eike, ich finde, das ist eine tolle Idee und damit zeigst du mir am deutlichsten, dass du es ernsthaft bereust und versuchst, dich zu ändern.‘ Wohlwollend lächelte der Mann ihn an.
Eine große Erleichterung durchfuhr Eike, als er diese Worte hörte, kam es ihm doch vor, als ob der Mann ihm vergeben hätte.
Einen Moment saßen beide schweigend da, bevor sie sich über die langanhaltende Schönwetterperiode, Eikes Studium, Herrn Birkenbachs Leidenschaft, das Malen unterhielten.
Bis eine Schwester ihr Gespräch unterbrach und das Abendessen servierte.
Überrascht blickte Eike auf die Uhr und war verblüfft, dass er über drei Stunden bei dem Patienten gesessen hatte.
‚Herr Birkenbach, ich werde jetzt mal gehen, damit Sie in Ruhe zu Abend essen können. Ich würde Sie aber gerne wieder besuchen, wenn es Ihnen recht ist. Ich würde gern mehr über ihr Hobby hören.‘ Erfreut lächelnd entgegnete der Mann: ‚Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich wieder besuchen würdest. Es war schön, dass du da warst und mir die Zeit vertrieben hast.‘
Sie reichten sich die Hände und mit einem: ‘Tschüss bis bald!‘, verließ Eike das Zimmer.
Vor dem Raum blieb er kurz stehen, schloss die Augen und fühlte sich glücklich.
Es war eine gute Idee, dass du es nicht weiter aufgeschoben hast, schoss es ihm durch den Kopf. Beschwingt lief er durch die Flure und trat in die Sonne.
Erst jetzt fiel ihm auf, dass Raphael sich immer noch nicht gemeldet hat. Nachdenklich blickte er auf sein Handy und überlegte kurz. Dann setzte er sich in sein Auto und fuhr zu Raphaels Wohnung.
Vielleicht war ja sein Akku leer und er hatte es nicht gemerkt. Ich versuch einfach mein Glück, vielleicht ist er ja zu Hause.


Gegen 18.15 Uhr
Nach 10 Minuten erreichte Eike Raphaels Wohnung. Vorsichtshalber schaute er erneut auf sein Telefon, um zu kontrollieren, ob Raphael inzwischen doch angerufen hatte. Doch es war kein Anruf auf dem Display vermerkt.
Mit gerunzelter Stirn stieg er aus und ging zur Tür des Mehrfamilienhauses. Er läutete, doch es kam keine Reaktion. Nach ca. 3 Minuten versuchte er es wieder, auch jetzt reagierte keiner in der Wohnung.
Eike ging um das Haus herum zu dem dazugehörigen Parkplatz des Hauses. Er sah sofort, dass Raphaels Auto dort nicht abgestellt war.
Vielleicht ist er ja zum Pfordter See gefahren, oder ins Freibad und hat sein Handy hiergelassen, erklärte er sich die Funkstille seitens Raphaels. Mit einem weiterhin unguten Gefühl lief er zu seinem Auto und stieg ein.
Ich schreibe ihm jetzt eine SMS und kann nur warten. Auf Verdacht werde ich nicht die Freibäder abklappern und ihn suchen, da fahre ich lieber heim und genieße die warme Sonne auf meinem Balkon, überlegte sich Eike und tippte dann in sein Handy: ‚Hey Raphael, versuche schon den ganzen Tag, dich zu erreichen. Inzwischen mache ich mir etwas Sorgen. Melde dich bitte, wenn du das liest, ich habe dir etwas Wichtiges zu erzählen.‘
Dann fuhr er los zu seiner Wohnung. Dort angekommen blieb er noch einen Moment im Auto sitzen, und dachte nach.
Eigentlich wollte er nicht in seiner Wohnung sitzen und andere Freunde waren im Urlaub, im Freibad, oder jobbten, um sich Geld für ´s Studium zu verdienen.
Doch mit wem könnte er sich denn treffen, grübelte er. Sofort tauchten grüne Augen vor ihm auf, die ihn strahlend anlächelten.
Ich könnte ja Johann besuchen, kam ihm spontan in den Sinn.
Unsicher überlegte er weiter.
Ob das nicht komisch wirkt, wir haben uns ja gestern erst gesehen und ich habe heute frei. Ich möchte nicht, dass er sich genötigt fühlt, mit mir etwas zu unternehmen.
Hin und her gerissen von seinen Gedanken war er sich unschlüssig, was er nun machen sollte.
Aber wir hatten gestern Abend eine Menge Spaß und ich fände es schön, ihn nochmal zu treffen, ohne das Raphael uns mit Argusaugen beobachtet. Ich fühle mich in seiner Gegenwart richtig wohl und wenn er lacht, funkeln seine Augen. Ich könnte dann immerzu hinein schauen.
Verlegen tauchte er aus seinen Gedanken auf, als er bemerkte, wie er zu schwärmen anfing. Da ihn aber keiner beobachtete, wie er so im Auto saß, grübelte er weiter.
Vielleicht freut er sich ja, wenn ich ihn besuche. Das wäre bestimmt auch für ihn eine Abwechslung. Ich probiere es einfach aus, entschloss er sich.
Wenn ich den Eindruck habe, dass ihm das nicht so recht ist, kann ich ja wieder verschwinden und sagen, ich hätte noch eine Verabredung mit Raphael.
Bevor ihn seine Unsicherheit wieder von dem Gedanken abkommen ließ, wendete er seinen Wagen und fuhr Richtung Bad Salzschlirf.
Dort angekommen, ging er gleich zum Hotel und erkundigte sich nach Johanns Zimmernummer. Aber auch hier stand er vor verschlossener Tür.
Nun, bei dem schönen Wetter ist es doch klar, dass Johann nicht auf seinem Zimmer sitzt.
Entschlossen verließ Eike das Hotel, um ihn im Park zu suchen.
Er war erst wenige Schritte gegangen, als eine Stimme hinter ihm erklang: ‘Na, wenn das nicht Eike ist!‘ Überrascht drehte er sich um und erblickte Kalle.
‚Hallo Kalle, ich suche Johann, dachte, vielleicht hat er Zeit und Lust eine Runde zu plaudern. Hast du ihn gesehen?‘
Bedauernd blickte Kalle ihn an. ‚Wenn ich das richtig mitbekommen habe, ist seine Familie zu Besuch und sie wollten einen Ausflug machen. Das tut mir leid, da bist du wohl umsonst gekommen. ‘
Etwas ratlos stand der junge Mann da, er hatte mit so etwas nicht gerechnet.
‚Na, da kann man nichts ändern.‘, sagte er dann zu Kalle. ‚War auch eher ein spontaner Entschluss.‘
Gerade wollte er sich verabschieden und wieder heimfahren, da fragte ihn Kalle: ‚Hast du Lust, mit mir ein kühles Bier zu trinken, wir könnten eine Runde plauschen, dann bist du jedenfalls nicht umsonst hierher gefahren?‘
Eike brauchte nicht lange, um zu überlegen und sagte gerne zu. Gemeinsam begaben sie sich zu dem Biergarten, in dem sie schon gestern gesessen hatten.
In der Zwischenzeit waren Johann und seine Familie auf dem Rückweg von ihrem Ausflug. Sie hatten das schöne Wetter genutzt und sich die Fachwerkstadt Schlitz angesehen. Fröhlich plaudernd saßen sie im Wagen und Johann hörte sich die neuesten Ereignisse und Gerüchte an, die seine Mutter über Nachbarn und Bekannte aus seinem Heimatort in der Rhön zu erzählen hatte.
Als sein Vater seine Mutter in ein Gespräch verwickelte, erkundigte sich seine Schwester leise: ‘Du, sag mal, du strahlst wie schon lange nicht mehr. Gibt es irgendwas zu erzählen?‘ Neugierig blickte sie ihn an.
Etwas verlegen antwortete er zögernd: ‚Du Mareike, im Moment gibt es nichts zu erzählen, ich habe nur jemanden kennengelernt, den ich sehr nett finde. Wenn es etwas zu erzählen gibt, dann rufe ich dich an, versprochen.‘
Prüfend musterte seine Schwester ihn, beließ es aber bei der Frage, wusste sie doch, dass aus Johann zum jetzigen Zeitpunkt nichts herauszuholen war.
‚Was flüstert ihr denn da hinten?‘ Neugierig drehte sich seine Mutter um und blickte zu ihren Kindern.
‚Ach Mareike fragte nur, ob ich mich denn nicht langsam hier langweilen würde.‘, wiegelt Johann eilig ab. ‚Ich habe ihr geantwortet, dass ich ja viel mit Kalle unternehme, ihr habt ihn ja kurz kennengelernt. Ich spiele oft mit ihm Schach.‘ Lachend unterbrach seine Mutter ihn. ‚Und natürlich gewinnst du jedes Mal, oder?‘
‚Ja, dabei halte ich mich schon zurück, nicht dass er irgendwann keine Lust mehr hat, mit mir zu spielen.‘ Johann lachte vergnügt mit.
Wieder im Kurort angekommen, verabschiedeten sie sich herzlich voneinander, waren die Eltern abends doch noch auf einer Geburtstagsfeier eingeladen.
‚Nächstes Mal sagt ihr mir aber Bescheid, dass ihr kommt. Nicht das ich nicht da bin und ihr umsonst die ganze Strecke aus der Rhön herfahrt.‘, neckte Johann seine Familie.
Nachdem sie abgefahren waren, wendete Johann seinen Rollstuhl und begab sich auf sein Zimmer, um sich etwas frisch zu machen.
Zeitgleich saßen Kalle und Eike lachend im Biergarten. Sie unterhielten sich über Eikes Studium und er erzählte von lustigen Begebenheiten aus dem Studentenleben.
‚Ernsthaft Kalle, ich sitze als harmloser Erstsemestler in einer Vorlesung, als auf einmal die Tür aufgeht und ein nackter Mann im Vorlesungsaal steht. Du, ich konnte mich gar nicht mehr darauf konzentrieren, was der Prof erzählte. Der ignorierte den Mann nämlich. Und der Nackte drehte sich einmal im Kreis sagte dann, „Hallo ich bin der nackte Jörg.“ Danach verließ er wieder die Vorlesung. Den Professor hat das Ganze gar nicht interessiert und ich dachte schon, ich halluziniere.‘
Kalle lachte prustend los. ‚Du bindest mir hier doch gerade einen riesen Bären auf, oder?‘
‚Nein Kalle, ich schwöre es! Nach der Veranstaltung meinte dann der Prof nur kurz, wir sollten den ignorieren, der würde das immer so machen und die Polizei wurde schon so oft gerufen, aber der Kerl ließe sich nicht belehren. Wir sollten ihn einfach nicht beachten, würden wir ihn auf dem Campus doch noch oft nackt herumlaufen sehen.‘
Kalle konnte sich nicht beruhigen und so saßen sie noch eine Zeitlang da und sinnierten über die Beweggründe des nackten Jörgs.
Johann machte sich währenddessen auf und suchte Kalle, hoffte er doch, noch eine Runde mit ihm plaudern oder ihn sogar zu einer Runde Schach überreden zu können.
Beschwingt verließ er das Kurhotel und fuhr suchend durch die Anlage. Nach einer Weile fand er ihn im Biergarten mit einem Mann in ein Gespräch vertieft.
Irgendwie kommt mir der Mann bekannt vor, überlegte Johann noch, als er Eike erkannt. Ein strahlendes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit und ein Kribbeln breitete sich in seinem Bauch aus. Eilig fuhr er zu den beiden hin.
Überrascht blickten die Männer auf, als ihr Gespräch von einer Stimme unterbrochen wurde: ‚Na, da haben sich anscheinend die Richtigen gefunden. Trinken Bier, ohne mir Bescheid zu geben! Ist das die feine englische Art?‘, neckte er die beiden Männer.
Eike errötete und beeilte sich zu sagen: ‚Ich habe dich gesucht, dachte, du hast vielleicht Lust auf eine Runde Bier. Kalle hat gesagt, dass du mit deiner Familie unterwegs bist.‘ Entschuldigend blickte er den blonden Mann an.
‚Hey, Eike, es war nur ein Scherz, ich bin erst seit einer halben Stunde wieder hier.‘, beruhigte ihn der Rollifahrer.
‚Wo seid ihr denn gewesen?‘, erkundigte sich Kalle daraufhin neugierig.
Während Johann berichtete, konnte Eike seinen Blick nicht von dem ausdrucksstarken und fröhlichen Gesicht Johanns abwenden. Das Flattern, was seit Johanns Ankunft in seinem Bauch rumorte, verstärkte sich immer mehr.
‚Wir sind eine Runde durch Schlitz geschlendert und haben uns die schönen alten Fachwerkhäuser angesehen. Danach sind wir noch ein Eis essen gegangen.‘, versonnen lächelte Johann.
‚Es war schön, mit der ganzen Familie zusammen zu sein. Ich bin ja noch 4 Wochen hier.‘

Dieses Lächeln haut mich richtig aus den Socken. Ich habe das Gefühl, die Sonne leuchtet dann noch heller, dachte Eike, während er Johanns Worten lauschte. Erst dann realisierte er, was dieser erzählt hatte.
Noch vier Wochen ist er hier, wie schön!
Erleichterung durchflutete Eike, als ihm bewusst wurde, dass er ihn noch vier Wochen lang hier treffen konnte.
‚Woher kommst du denn eigentlich?‘, fragte er plötzlich den Blonden.
Ich hoffe es ist nicht so schrecklich weit weg, dachte er beklommen auf die Antwort wartend.
Der lachte. ‚Ich wohne gar nicht so weit weg. Ich komme aus der Rhön, genauer aus Hilders, kennst du den Ort?‘
Eine Last, die ihn unbemerkt niedergedrückt hatte, fiel von Eike ab und er antwortete erleichtert: ‚Klar kenne ich Hilders. Ich komme auch hier aus der Gegend, nämlich aus Uttrichshausen.‘, kam er Johanns Gegenfrage zuvor.
‚Nun dann bin hier in der Runde wohl der Auswärtige.‘, kommentierte Kalle das Gespräch.
‚Woher kommst du denn?‘, fragte Eike neugierig.
‚Nun, ich komme aus dem Bergischen Land, um genau zu sein aus Lindlar.‘, antwortete er und trank sein Bier aus.
‚Das ist ja eine ganz schöne Strecke von hier‘, Eike war beeindruckt.
‚Ja, ist schon ein ziemliches Stück, aber mir gefällt es hier wirklich gut. So Jungs, ich werde mich mal verabschieden, ich bin ein alter Mann und brauche heute Abend mal mein Bett.‘ verabschiedete Kalle sich etwas plötzlich, lächelte und stand auf.
Die jungen Männer protestierten. ‚Kalle, es war doch nett, oder langweilen wir dich?‘, erkundigte sich Johann erstaunt.
‚Nein, Johann ich bin nur müde. Nicht jeder hat noch so viel Energie in den Knochen wie ihr. Genießt den Abend, wir sehen uns ja morgen, Johann. Eike, ich gehe davon aus, dass wir uns bestimmt unter der Woche wieder über den Weg laufen. War ein nettes Gespräch mit dir. Auf bald.‘
Kalle verließ mit einem verschmitzten Lächeln den Biergarten.
Ratlos starrten beide dem Grauhaarigen hinterher.
Stille breitete sich aus. Etwas unsicher wendeten sie sich dann wieder einander zu.
‚Ich glaube, er wollte uns die Gelegenheit geben, uns in aller Ruhe zu unterhalten.‘, vermutete Johann und schaute Eike etwas verlegen an.
‚Ich hoffe, dass es so ist.‘ Wieder schwiegen beide, während sie sich anblickten. Nervös fasste sich der Brünette dann ein Herz und sprach den Blonden an.
‚Du Johann, ich bin froh, dass ich dich heute doch noch getroffen habe. Gestern war ja nicht viel Zeit, um uns ausgiebig auszusprechen.‘ Abwartend beobachtete Eike ihn, während sein Herz hektisch zu pochen anfing.
‚Also, ich will die Gelegenheit nutzen und dir mein Verhalten erklären, weswegen es ja erst zu unserem Missverständnis gekommen ist.‘ Er gestikulierte unterstützend zwischen Johann und ihm hin und her.
‚Du hast gestern zu mir gesagt, dass du den Eindruck gehabt hast, ich wäre erst begeistert gewesen als du mich auf ein Bier einladen wolltest, ich dann jedoch gezögert und abgesagt habe. Das stimmt auch, aber nicht, weil ich kein Bier mit dir trinken wollte.‘
Johann unterbrach ihn, er fühlte sich unwohl. Ihm war es nicht recht, dass Eike sich als Schuldiger fühlte. ‚Du musst dich nicht rechtfertigen Eike, wirklich.‘
Eike unterbrach ihn, ihm lag sehr am Herzen, seine Beweggründe und sein Bedauern auszudrücken.
‚Ich möchte es dir aber erklären, weil ich dich mag und ich ehrlich zu dir sein möchte.‘ Er wusste nicht‚ wo er hinschauen sollte und blickte auf sein Bier. Dabei fiel ihm auf, wie sehr seine Hände zitterten.
Kein Wunder, habe ich doch Angst, er lacht mich wegen meiner Gefühle aus, dachte er nebenher. Da unterbrach Johanns Stimme seine Gedankengänge.
‚Wenn du das möchtest, höre ich dir gerne zu.‘ Ein warmes Gefühl durchflutete Johann, als er hörte, dass Eike ich gern mochte. Ebenfalls zittrig lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete den Brünetten. Verblüfft fiel ihm auf, wie nervös dieser wirkte. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz.
Ihm liegt ja wirklich etwas an mir. Wow, ich hoffe wir werden gute Freunde. Mir liegt auch eine Menge an ihm. Schon komisch, nach nur so kurzer Zeit. Er wurde aus seinen Überlegungen gerissen, als Eike weiter ausführte.
‚Du hast ja gestern Raphael kennengelernt. Er ist seit 5 Jahren mein bester Freund. Wir hatten letztens eine Meinungsverschiedenheit und kaum noch Kontakt zueinander. Am Abend, bevor es zu dem Missverständnis kam, konnten wir es jedoch aufklären. Um unsere Versöhnung zu feiern, hatten wir uns für den folgenden Abend verabredet. Also du mich gefragt hast, war mir aber die Verabredung für einen Moment entfallen. Ich wäre nämlich sehr gerne mit dir ein Bier trinken gegangen.‘ Unsicher und mit leicht geröteten Wangen blickte er zu Johann. Er wollte wissen, wie er reagierte. Er wollte nicht, dass dieser sich bei seinem Geständnis unwohl fühlte. Als Johann ihn mit einem warmen offenen Lächeln anblickte, führte er, inzwischen wieder ruhiger geworden, seine Erklärung weiter: ‚ In dem Moment wurde mir bewusst, dass ich die Verabredung nicht absagen konnte. Sie war einfach zu wichtig, weil so lange mehr oder weniger Funkstille zwischen uns geherrscht hatte. Aus diesem Grund habe ich mich so widersprüchlich verhalten.‘ Tief durchatmend beendete er seinen Bericht und fühlte sich erneut richtig erleichtert.
Irgendwie ist heute der Tag der Geständnisse, Klärungen und der Erleichterungen. Dachte er leicht spöttisch über sich.
Johann hatte ihm die ganze Zeit konzentriert zugehört und in ihm stieg ein Gefühl der Zuneigung auf. Strahlend lächelte er den jungen Mann an. Dies verging ihm jedoch wieder, als ihm sein Verhalten Eike gegenüber einfiel. Stöhnend rief er aus: ‚Herrjeh, und ich führe mich auf, wie ein bockiges dreijähriges Mädchen, als du zu mir kamst.‘ Beschämt blickte er Eike an.
‚Es tut mir leid, ich hoffe, du nimmst meine Entschuldigung an.‘
Inzwischen hatte Eike seine Scheu überwunden und fühlte sich richtig wohl in Johanns Gegenwart. Er lächelte ihn herzlich an und antwortete verschmitzt: ‚Ach was, Schwamm drüber. Wir haben es ja geklärt und darüber bin ich froh.‘
Johann bemerkte nicht, wie gelöst ihn sein Gegenüber anlächelte. Ärgerte er sich doch zu sehr über sich selbst.
Fast hätte ich mit meinem Verhalten eine beginnende Freundschaft zerstört. Manchmal stehst du dir aber auch wirklich selbst im Weg, Johann, dachte er bei sich und antwortet Eike dann: ‚Nein, das ist nicht okay von mir!‘
Ihm war es wichtig, dass Eike auch sein Verhalten nachvollziehen konnte und erklärte ihm genauer, was er meinte: ‚Du, dass ich so reagiert habe, kommt daher, dass ich inzwischen nur noch wenige Freunde habe. Viele haben sich von mir abgewandt, wollten sie doch mit einem kranken Menschen nichts zu tun haben. Ich bin nur Ballast in ihrem Leben. Nicht, dass wir uns falsch verstehen,‘, beeilte er sich zu ergänzen, ‚ich will kein Mitleid, das brauche ich nicht. Aber ich glaube, um mich verstehen zu können, sollte man das wissen.‘
Wieso ist es mir nur so wichtig, dass er mich versteht? schoss ihm durch den Kopf, bevor er aber weitergrübeln konnte, dafür war später, wenn er wieder alleine war, noch Zeit, sprach er weiter: ‚Nun ja, das hat mich irgendwie empfindlicher gemacht. Aber das soll nicht mein Verhalten entschuldigen. Ich hätte ja genauer nachfragen können, wie ich es sonst auch mache. Normalerweise bin ich nicht auf den Mund gefallen, habe ich das Gefühl, ich werde wegen meines Handicaps abgelehnt.‘ Er lehnte sich zurück und nahm einen großen Schluck Bier.
Eike beugte sich über den Tisch näher zu ihm und fragte interessiert: ‚Wieso hast du denn nicht nachgefragt?‘ Angespannt wartete er auf eine Antwort.
Johann rutschte auf seinem Sitz hin und her und konnte Eike nicht ins Gesicht sehen. Dann antwortete er nach einem kurzen Schweigen verhalten: ‚Naja, ich finde dich sehr nett und hatte Angst vor deiner Antwort.‘
Mit gesenktem Kopf beobachtete er Eikes Reaktion auf seine Antwort, dieser blieb ihm weiterhin zugeneigt sitzen und lächelte ihn an. Er fühlte sich erleichtert, doch bevor sich dieses Gefühl in seinem Körper ausbreiten konnte, schoss ihm ein weiterer Gedanke durch den Kopf.
Johann, wenn du schon so ehrlich bist, dann sage ihm aber auch alles. Er sollte wissen, dass du auf Männer stehst. Lieber jetzt klare Fronten, als dass ich ihn ins Herz schließe und er mit mir nichts mehr zu tun haben möchte, wenn er es später erfährt.
Er schluckte, schloss kurz die Augen und fasste sich ein Herz.
‚Eike?‘, zögernd blickte er seinen Tischnachbarn an.
‚Um erneuten Missverständnissen vorzubeugen, würde ich dir gerne noch etwas sagen.‘ Nervös und mit einem unguten Gefühl im Magen setzte er sich wieder gerade hin.
Eike spürte seine Anspannung und automatisch richtete er sich auch auf. Das Herz rutscht ihm in die Hose.
Was Johann noch sagen will? Weiß er, dass ich ihm mit den Sozialstunden nicht die Wahrheit gesagt habe?
Angespannt blickte er zu Johann, der tief Luft holte und dann zu sprechen begann: ‚ Was ich dir jetzt erzähle, ist im Grund nichts Schlimmes, ich möchte nur, dass du es weißt. Ähm, … also nicht, dass du es irgendwann erfährst und, ...‘
Seine Stimme verklang. Er räusperte sich und setzte erneut an. ‚Also, was ich meine, ich würde mich auch gerne nach der Kur vielleicht mal auf ein Bier mit dir treffen, wenn du magst und, …‘ Wieder stockte er, wischte sich mit beiden Händen durch das Gesicht. ‚Verflixt‘, stöhnte er. ‚So schwer habe ich mir das nicht vorgestellt. Mir geht es nur darum, dass wir von Anfang an ehrlich sind und ich es lieber zu Beginn unserer Freundschaft wissen will, falls du ein Problem damit haben solltest.‘
Um Verständnis heischend blickte er zu Eike, der ihn verwirrt betrachtete. ‚Womit sollte ich denn ein Problem haben?‘, erkundigte sich der Brünette dann.
Angespannt wartete er auf Johanns Antwort.
‚Ach ja, ich sollte wohl mal auf den Punkt kommen.‘, Er lachte nervös auf und platzte dann heraus: ‚Ich bin schwul.‘
Hastig fuhr er weiter fort: ‚Du musst aber keine Angst haben, dass ich dich antatsche oder dich anmache. Ich denke nur, das solltest du wissen.‘ Wie ein Ballon, aus dem die Luft entwich, sank Johann in sich zusammen und zog den Kopf zwischen die Schultern. Er wagte erst nicht, Johann anzublicken, da aber keine Reaktion erfolgte, schaute er unsicher zu ihm hinüber.
Dieser saß ihm sprachlos gegenüber. Gingen ihm doch viele Gedanken durch den Kopf, der wichtigste war aber:
Er ist schwul, soviel Zufall gibt es doch gar nicht!
Bevor er etwas auf Johanns Geständnis entgegnen konnte, sagte dieser betrübt. ‚Du hast wohl ein Problem damit, oder?‘ und löste seine Bremsen um den Tisch zu verlassen.
Erschrocken sprang Eike auf und fasste über den Tische Johanns Hand, die gerade nach dem Rad greifen wollte, um sich abzuwenden.
‚Halt, jetzt warte doch mal!‘, nur widerstrebend blickte der Rollifahrer zu dem jungen Mann. Dieser schaute ihm fest in die Augen und sagte: ‚Bitte warte, mich stört es überhaupt nicht, dass du schwul bist. Ich war nur gerade etwas überrascht, habe ich doch mit allem gerechnet, aber nicht mit so einem Geständnis.‘
Bittend lächelte er Johann an, der unsicher am Tisch sitzen blieb.
Seine Hand fühlt sich gut an, schwirrte ein einzelner Gedanke durch Eikes Kopf. Und immer noch Johanns Hand haltend setzte er sich wieder hin. Dabei zog er diese mit sich, wollte sie irgendwie nicht loslassen.
Verwirrt blickte Johann auf ihre Hände, die nun verschlungen auf dem Tisch lagen.
Dann hob er seinen Kopf und blickte Eike prüfend an, der ihn voller Wärme anlächelte.
‚Danke, dass du mir gesagt hast, dass du schwul bist. Ich empfinde es als großen Vertrauensbeweis.‘
Ein hoffnungsvolles Gefühl keimte in Johann auf. Hatte Eike doch kein Problem damit? Anscheinend nicht, so lieb, wie er ihn gerade anblickte.
Zögernd lächelte er den Brünetten an.
‚Da du mir so viel Vertrauen geschenkt hast, werde ich dir etwas erzählen, was bisher nur Raphael von mir weiß.‘
Ratlos, was die Geschichte mit seinem Geständnis zu tun hatte, blieb er sitzen.
Okay, gab er innerlich zu, nicht nur wegen des Berichts. Es tut so gut seine Hand zu spüren und solange er mich nicht loslässt, werde ich meine Hand nicht wegziehen. Dachte er. Viel zu lange hatte er schon auf Berührungen verzichten müssen, weil er aufgrund seiner Krankheit in kein Beuteschema passte.
Bevor der Brünette jedoch begann, winkte er die Bedienung herbei und bestellte sich einen Kaffee. ‚Möchtest du auch noch was?‘, erkundigte er sich bei dem Rollifahrer ,ich lade dich ein.‘
‚Für mich auch einen Kaffee.‘, bestellte Johann bei der Bedienung und bedankte sich bei Eike.
Bis die Getränke kamen schwiegen beide und blickten sich an. Irgendetwas lag in der Luft, das spürten sie.
Dann fing Eike an zu erzählen.
‚Der Grund, weshalb ich und Raphael eine Zeitlang keinen Kontakt hatten, begann damit, dass ich mich von meiner damaligen Freundin getrennt hatte. Ich konnte einfach nicht mehr mit ihr zusammen sein, obwohl sie so ein lieber Mensch ist. Raphael fragte natürlich nach, verstand er die Trennung doch nicht. Ich blockte aber ab, da ich erst zu mir selbst finden musste. Was ich mit falschen Mitteln versuchte, aber das ist vorerst nebensächlich. An dem Tag, an dem wir uns das erste Mal trafen, haderte ich gerade mit meinem Schicksal und tat mir selber leid.‘
Verlegen grinste er Johann an.‘ Deswegen habe ich auch so genervt reagiert, als du mich angesprochen hast. Das hatte eigentlich nichts mit dir zu tun. Am späten Nachmittag habe ich mich mit Raphael und ein paar anderen Freunden am Pfordter See getroffen und rum gemeckert. Da ist Raphael der Kragen geplatzt und er hat mir lautstark seine Meinung gesagt. Erst da ist mir bewusst geworden, wie sehr ich meinen Freund aus meinem Leben ausgeschlossen hatte, nur weil ich Angst vor seiner Reaktion hatte. Wir haben uns dann am Folgetag ausgesprochen und endlich konnte ich mich dazu durchringen, ihm die Gründe der plötzlichen Trennung zu erklären.‘
Er stockte, blickte Johann dann prüfend an. Dieser wartete nervös auf das, was jetzt folgen würde.
Eine hoffnungsvolle Ahnung begann in ihm aufzusteigen. Bevor er sich aber richtig darüber klar werden konnte, holte Eike tief Luft und stieß dann hervor: ‚Also, ich bin auch schwul.‘, Der eine schwieg verblüfft, während der andere ihn gespannt anblickte. Ein Lächeln blühte in Johanns Gesicht auf, als er realisierte, was Eike ihm da gerade gestanden hatte. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, fuhr dieser weiter fort: ‚ Ich wollte es die ganze Zeit nicht wahrhaben. Ich habe es verdrängt und dabei gar nicht gemerkt, dass ich mir damit am meisten wehgetan habe. Und das alles nur, weil ich Angst hatte, Raphael könnte mir die Freundschaft kündigen. Der hat aber ganz gelassen auf mein Geständnis reagiert.‘
Unruhig rutschte er auf seinem Platz herum und fragte Johann dann: ‚Verstehst du jetzt, wieso ich gerade etwas sprachlos gewesen bin? Mir kommt es vor, als ob das Schicksal dich mir gerade in dem Moment vorbeigeschickt hat, in dem ich mich dazu durchgerungen habe, dazu zu stehen.‘
Eike drückte Johanns Hand und wurde unruhig, weil dieser nun ebenfalls sprachlos da saß.
Hoffentlich denkt Johann nicht, ich hätte das nur so erfunden, kam ihm der Gedanke. Schnell verwarf er diesen wieder. Wieso denkst du so einen Müll, weshalb sollte er das annehmen. Aber wieso schwieg er jetzt so lange?
‚Johann?‘, zögernd sprach Eike ihn an und drückte seine Hand.
Wie aus einem Traum erwachend blickte dieser auf, musterte Eike prüfend und begann dann zu lachen.
‚Das gibt es doch nicht! Oh Mann, Eike, wir sind schon zwei Helden.‘, über beide Ohren grinsend beugte er sich über den Tisch. ‚Du bist also schwul? Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.‘
Erleichtert erwiderte der Brünette das Grinsen. Er fühlte sich plötzlich ganz schwerelos und wusste gar nicht, wohin mit diesem Überfluss an Gefühlen.
Auch Johann konnte gar nicht mehr aufhören zu grinsen und spürte zum ersten Mal seit langem eine Leichtigkeit in sich aufsteigen.
Beide versanken wortlos im Blick des Anderen und lange Zeit sagte keiner von beiden etwas. Sie lächelten nur, als sie von einer Stimme wieder ins Jetzt gerufen wurden.
‚Darf es hier noch etwas sein?‘, erkundigte sich die Bedienung.
Überrascht blickten beide auf. ‚Möchtest du noch etwas?‘, erkundigte sich Eike bei Johann. Dieser blickte ihn prüfend an und erwiderte dann: ‚Ich wäre dafür, wenn wir die Örtlichkeit wechseln würden. Hättest du Lust?‘ Eike nickte und das Kribbeln im Bauch machte sich wieder bemerkbar.
‚Vielen Dank, wir würden dann gerne zahlen.‘, antwortete Johann der Bedienung.
Nachdem beide bezahlt hatten, verließen sie den Biergarten.
Ein nervöses Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.
Eike war unsicher, was Johann nun wollte. Will er jetzt mit mir auf sein Zimmer? Was für Erwartungen hat er?
Da unterbrach ihn Johanns Stimme in seinen Überlegungen. ‚Eike, wollen wir durch den Park laufen, oder wollen wir es uns in meinem Zimmer gemütlich machen?‘ Unsicherheit schwang bei diesen Worten mit, ehe Eike antworten konnte, ergänzte Johann eilig. ‚Ich meine damit wirklich nur, dass wir uns dann in ruhigerer Atmosphäre unterhalten können. ‘
Erleichtert atmete Eike auf, war er doch noch nicht soweit, sich auf irgendetwas einzulassen.
Es war schön, so mit Eike durch die Nacht zu schlendern. Freundschaftliche Nähe zu spüren, endlich einmal wieder nicht Unbehagen und Unsicherheit beim Gegenüber wahrzunehmen. Johann lächelte versonnen und genoss dieses angenehme Gefühl.
Komm, sei ehrlich, es prickelt, seit Eike gestanden hatte, dass er auch schwul ist. Ob der sich vorstellen könnte, … Nein Johann hör auf! Er ist ein Freund. Fang nicht so an und zerstöre die Freundschaft mit irgendwelchen Erwartungen.‘, ermahnte er sich innerlich.
Um nicht weiter darüber zu grübeln, fragte er Eike: ‚Woran denkst du gerade?‘
Dieser, in ähnlichen Gedanken versunken, schreckte hoch, antwortete dann: ‚Ich habe gerade darüber nachgedacht, dass ich mich gerne mit dir unterhalte und ich mich freue, dass der Abend noch nicht vorbei ist. Ich habe noch viele Fragen an dich.‘ Er blickte zu dem Rollifahrer hinab.
Diesen überkam wieder ein warmes Gefühl, er lächelte und antwortete: ‚Geht mir genauso.‘
Inzwischen waren sie am Hotel angekommen und betraten es durch den Nachteingang.
Oben im Zimmer, stand Johann von dem Rollstuhl auf und setzte sich auf sein Bett. ‚Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich mich auf ´s Bett setze, aber das ist bequemer, sitze schon den ganzen Tag in dem Ding.‘
‚Nein, mach nur, ich habe damit kein Problem.‘ Fasziniert hatte Eike beobachtet, wie Johann den Sitzplatz wechselte. Damit hatte er nicht gerechnet. Dachte er doch, er müsse sich darauf hieven.
Oh Mann, Eike, er hatte doch erzählt, er könne mit Krücken laufen. Aber nur kurze Strecken. Er ist nicht gelähmt! Ermahnte er sich innerlich.
Johann beobachtete, wie Eike nachdenklich da saß. Es verunsicherte ihn etwas.
Was er wohl denkt, ob er Angst hat, dass ich ihn verführen will? Zweifel kroch in ihm hoch.
Der Brünette blickte auf und sah Unsicherheit im Gesicht des Anderen aufblitzen.
‚Oh, entschuldige hattest du etwas gesagt? Ich war wohl in Gedanken.‘
‚Nein, ich habe nur überlegt worüber du so angestrengt grübelst.‘, erwiderte Johann vorsichtig.
Eike lief rot an. ‚Nun ja, ich war irgendwie überrascht, als ich dich aufstehen sah. Ich weiß auch nicht warum.‘
Erleichtert atmete der Blonde auf. Hatte er also nicht gedacht, dass er über ihn herfallen wollte.
‚Ich kann ja auch stehen und mit Krücken gehen, hatte ich dir das nicht erzählt? ‘ Er runzelte überlegend die Stirn.
‚Doch, hattest du, aber irgendwie hat es mich trotzdem überrascht. Eike blickte Johann verlegen an und setzte eilig nach: ‚nur im positiven Sinn, wirklich!‘
Sie blickten sich an und mussten beiden lachen. ‚Mein lieber Schwan, wir führen hier einen ganz schönen Eiertanz auf!‘ Johann grinste. ‚Komm, setz dich mit auf ´s Bett, ist bequemer und ich schwöre, ich werde keinen Annäherungsversuch oder so starten. Ich bin es nur leid, immer zu allen hochschauen zu müssen.‘ Auffordernd klopfte er auf die Matratze. Ein Gefühl der Nähe machte sich in Eike breit und er setzte sich neben Johann.
So begann eine lange Nacht in der sie sich über ihre Träume, Berufswünsche, Ziele, aber auch über Johanns Krankheit austauschten und was das für sein Leben bedeutete.
Beide fühlten sich sehr wohl und genossen die Nähe und das Zugehörigkeitsgefühl, welches sich immer stärker ausbreitete.
Dass sein Telefon leise piepte und eine Nachricht ankündigte, bemerkte Eike nicht, so sehr war er in den Gesprächen und seinen Gefühlen gefangen.

Gefühlschaos


Sonntag gegen 4 Uhr morgens
Irgendetwas störte ihn. Sonnenschein, wieso schien ihm die Sonne ins Gesicht?
Müde öffnete Eike die Augen. Desorientiert blickte er sich in dem fremden Zimmer um. Das Licht brannte.
Wo zum Geier war er?
Er setzte sich auf, schaute herum und da fiel es ihm wieder ein. Er war in Johanns Zimmer. Anscheinend war er eingeschlafen, wieso hatte Johann ihn nicht geweckt. Er drehte sich um und sah Johann eng an ihn gekuschelt, den Kopf ins Kopfkissen vergraben, selig schlummern.
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
Er sieht aus wie ein vom vielen Beschützen müder Engel.
Wärme kroch in ihm hoch, während der den Schlafenden beobachtete. Dieser begann sich unruhig zu räkeln, suchte er im Schlaf nach der Wärme, die Eikes Körper abstrahlte. Dabei rutschte sein T-Shirt hoch und man konnte einen flachen, gut definierten Bauch erkennen. Blonde Haare verschwanden Richtung Hosenbund.
Erregung stieg in Eike hoch. Wie wohl der Gesamteindruck des Oberkörpers war?
Er beugte sich etwas über Johann, dabei stieg ihm ein berauschender Duft entgegen. Er schnupperte genüsslich.
Johann riecht richtig gut, so würzig. Er leckte sich über die trockenen Lippen.
Seine Erregung pochte in der Hose und forderte mehr Platz. Er zupfte an seinem Reißverschluss, um ihr etwas mehr Raum zu geben.
Wie gerne würde ich jetzt kosten, wie er schmeckt. Aber damit würde ich ihn garantiert wecken.
Dann erinnerte er sich, dass er sich den ganzen Oberkörper hatte ansehen wollen, bevor ihn Johanns Duft dermaßen abgelenkt hatte und schob vorsichtig das Shirt höher.
Als Johann sich wieder regte, hielt er erschrocken die Luft an und erstarrte in seiner Position. Nachdem dieser aber ruhig weiterschlief, schob er das Hemd vorsichtig noch höher, bis die Brustwarzen freilagen.
Ein Nippelpiercing! Fasziniert blickte Eike auf den silbernen Ring, der durch die linke Brustwarze gezogen war. Sein Atem wurde unruhiger. Während der Johann beobachtete, näherte sich sein Zeigefinger dem Piercing. Vorsichtig berührte er die Brustwarze und den Ring. Sein Blick wanderte wieder auf die Brust. Unbewusst leckte er sich mit der Zunge über seine Unterlippe.
Wie sich das wohl anfühlt? Er sieht einfach heiß aus!
Vorsichtig berührte er mit dem Finger den kleinen Metallring und begann wie ferngesteuert, mit ihm zu spielen.
Aber das realisierte er in seiner Erregung nicht.
Immer begehrlicher wanderte sein Blick über den Körper, der sich unter der Berührung zu räkeln begann. Eine Gänsehaut überzog den Oberkörper des vor ihm liegenden. Leise seufzte Johann. Erschrocken stockte Eike und beobachtete das schlafende Gesicht. Ein sinnliches Lächeln lag auf den Zügen des Schlafenden.
Wie von einem Magneten angezogen wanderte sein Blick zu Johanns Hose. Dort zeichnete sich deutlich dessen Glied ab. Eike seufzte andächtig, seine Finger machten sich selbstständig und strichen behutsam über die Beule in der Hose.
Eikes Gedanken wirbelten wild in seinem Kopf umher.
Das darfst du nicht. Ich würde das Piercing gerne in den Mund nehmen. Wie wohl sein Schwanz aussieht. Er hat eine samtweiche Haut. Du musst damit aufhören. Ich will nicht. Er hat eine Gänsehaut bekommen, ob er wohl davon träumt?
Doch er konnte nicht aufhören. Wieder wanderten seine Finger hoch zu Johanns Brustwarze. Diese zog sich bei der erneuten Berührung zusammen.
Eike Schwanz klopft ungeduldig in seiner Hose und wollte aus seinem Gefängnis entlassen werden. Aber er beachtete ihn nicht. War er doch gefesselt von dem Gefühl unter seinen Finger.
Plötzlich umfasst eine Hand sein Handgelenk. Erschrocken keuchte er auf, sah, dass Johann wach war, ihn mit vor Erregung fiebrigem Blick musterte.
Blut schoss ihm in den Kopf und seine Erregung fiel in sich zusammen. Tödlich verlegen wollte er seine Hand wegziehen, doch Johann kam ihm zuvor und zog an seiner Hand. Überrascht fiel er nach vorn auf dessen Brustkorb.
Bevor er sich davon erholen konnte, umfasste Johann sein Gesicht und drückt seine Lippen auf Eikes Mund.
Sanft bat Johanns Zunge um Einlass und Eike konnte dieser Bitte nicht widerstehen. Er öffnete die Lippen und die Zunge schlüpfte dazwischen. Leidenschaftlich umtanzten sich die beiden Zungen, dabei wanderten die Hände des Blonden über Eikes Rücken bis zu dessen Hintern. Die Hände drückten ihn eng an die Erregung des anderen. Fest und heiß spürte er sie an seinem wieder erwachenden Glied. Keuchend rieb er sich an Johanns Beule. Seine Erregung kehrte mit alle Macht zurück. Wie von Sinnen küssten sich beide und rieben ihre Becken aneinander.
Abrupt löste Eike sich von Johann und setzte sich auf.
Keuchend stammelte er: ‚Halt, ich, … ähm, … zu früh, ... ich …‘ Taumelnd sprang er vom Bett. ‚Entschuldige, ich muss, … ich kann, ... ich muss heim, ...‘ Er stürzte zur Tür, öffnete sie und verließ hastig das Zimmer, ehe Johann die Chance hatte, etwas zu sagen.
Dieser lag mit weit geöffneten Augen im Bett. Tränen stiegen hoch und rollten aus seinen Augenwinkeln. Lange lag er wie erstarrt da und konnte nicht denken. Irgendwann rollte er sich aufschluchzend zu einer Kugel zusammen. Das Gefühl von Versagen und Abweisung brannte in seinen Adern.
Am frühen Morgen schlief er erschöpft vom Weinen endlich ein.
Eike verließ währenddessen wie vom Teufel gejagt das Hotel, rannte zu seinem Auto und fuhr mit quietschenden Reifen los.

Auf der Heimfahrt purzelten die unterschiedlichsten Gedanken durch seinen Kopf.
Was Johann jetzt von mir denkt? Der Kuss war wunderschön. Es war zu viel Nähe. Was will Johann von mir? Bin ich nur eine Bettgeschichte? Wie gut sich sein Körper unter mir angefühlt hat. Was, wenn ich mich zu blöd anstelle und er über mich lacht. Hatte Johann schon mal Sex mit einem Mann? Was erwartet er von mir? Ich habe seinen Schwanz deutlich gespürt. Ob er sauer ist, weil ich ohne Erklärung abgehauen bin? Das Nippelpiercing sah so geil aus. Ich hätte ihn am liebsten vernascht. Wieso bin ich bloß abgehauen? Was denkt er jetzt nur von mir. Verdammt, wieso bin ich Idiot nur abgehauen, ich könnte jetzt ganz nah bei ihm liegen, seine Nähe genießen und seinen tollen Körper erkunden. Es war zu früh, wir kennen uns doch noch gar nicht wirklich.
Wie er es letztendlich heil nach Fulda schaffte, daran konnte er sich später nicht mehr erinnern.
In seiner Wohnung angekommen war seine Panik verschwunden. Reue durchflutete ihn. Unruhig lief er auf und ab.
Scheiße, ich habe ihn mit meinem Weglaufen ganz schön vor den Kopf gestoßen, was bist du nur für eine Memme. Ich hätte mit ihm reden sollen. Was mache ich denn nun? Und wieso verdammt meldet sich Raphael nicht. Ich bräuchte jemanden zum Reden! Und wieso habe ich Johanns Handynummer nicht, dann könnte ich es ihm es per SMS erklären.
Verzweifelt raufte er sich die Haare und riss sein Handy aus der hinteren Hosentasche.
Da! Eine SMS, ob die von Johann ist?
Nervös öffnete er die Nachricht. Enttäuschung durchflutet ihn, als er sah, dass sie von Raphael war.
Du Idiot, er hat doch gar nicht deine Handynummer. Wieso sollte er mir auch schreiben, ich bin ja abgehauen.
Mit der Faust boxte er gegen die Wand. Der Schmerz riss ihn aus seinen Gedanken und er konnte wieder klarer denken.
Jetzt erst las er die SMS: „Hallo Eike, bin spontan zu meinen Eltern gefahren und du weißt ja, wie mein Vater auf Handys reagiert. Deswegen lag es in meinem Zimmer, als du anriefst. Werde wahrscheinlich noch ein paar Tage hier bleiben, Mama fragte, ob ich ihr und Papa helfen würde, das Wohnzimmer zu renovieren. Ich melde mich, wenn ich wieder in Fulda bin.“
Scheiße, also doch keinen zum Reden! Die kurze Hoffnung vom vernünftigen Raphael einen Rat zu bekommen verflüchtigte sich.
Flüchtig antwortete er: „Dann weiß ich Bescheid. Habe mich schon gewundert, wo du steckst. Wünsche dir eine schöne Zeit bei deinen Eltern und Grüße sie von mir.“
Stundenlang wechselte er unruhig und mit einem riesigen Kloß im Hals von einer Beschäftigung zur anderen. Nichts konnte ihn lange fesseln, da seine Gedanken immer wieder zu Johann wanderten.
Eike, was ist eigentlich dein Problem? Rief er sich innerlich zur Räson.
Dir geht es nicht gut, weil du einfach abgehauen bist. Johann geht es bestimmt nicht besser, weil er ja nicht einmal weiß, wieso du so plötzlich verschwunden bist.
Was mache ich hier überhaupt noch? Ich muss das klären und zwar schleunigst!
Nachdem dieser Vorsatz in ihm gereift war, hielt ihn nichts mehr in der Wohnung. Hastig stürzte er ins Treppenhaus und eilte die Stiegen hinunter.
Diesmal dauerte die Fahrt zum Kurort viel zu lange. Er hatte das Gefühl, sich nicht vom Fleck zu bewegen.
Wieso dauert das so lange! Mensch Opa, fahr mal schneller, hier darfst du 100 fahren! Ob Johann mir zuhören wird? Was will ich ihm sagen?
Eike! Du musst ihm die Wahrheit sagen, stell dich nicht so an! Ich hoffe, er verzeiht dir, dass du so ein Trottel bist.
Jetzt fahr endlich du Depp!
Nach gefühlten Stunden kam er endlich an. Eilig verließ er seinen Wagen und lief suchend durch den Kurpark. Nirgends erblickte er den Rollifahrer. Nachdem er alles abgesucht hatte, rannte er zum Kurhotel, erklomm die Treppe und erreichte keuchend Johanns Zimmertür.
Er klopfte an. Keine Reaktion. Er klopfte wieder, versuchte die Tür zu öffnen, die war jedoch abgeschlossen.
Wieder klopfte er und rief halblaut: ‚Johann? Ich bin ´s Eike! Bitte mach die Tür auf, ich möchte es dir erklären!
Wieder antwortete nur Stille. Er war überzeugt, dass Johann im Zimmer saß. Deswegen versuchte er es immer wieder. ‚Bitte Johann, ich bin ein Idiot! Ich möchte mich doch nur entschuldigen und es dir erklären!
Verzweiflung machte sich in ihm breit und der Kloß in seinem Hals wurde immer größer.
Die ersten Tränen liefen über sein Gesicht. Kraftlos sackte er vor der Tür zu Boden, lehnte den Kopf nach hinten und flüsterte: ‚Bitte, ich will es dir doch nur erklären. Ich habe Angst gehabt, weil du mir jetzt schon so viel bedeutest.‘
Seine Stimme erstarb. Schluchzend vergrub er sein Gesicht in den Händen.
Lange saß er da, immer wieder kamen die Tränen.
Auf der anderen Seite saß Johann in der gleichen Pose an die Tür gelehnt. Leise rollten auch ihm Tränen über das Gesicht.
Ihm zerriss es das Herz, als er Eike schluchzen hörte, fand aber nicht den Mut, ihm zu öffnen. Er hatte viel zu viel Angst, dass Eike ihm sagen würde, dass er aufgrund seiner Krankheit aufgehört hatte und verschwunden war.
Er wollte keine Entschuldigungen hören, war er es wegen seiner Krankheit nicht Wert geliebt zu werden? War sein Körper so abstoßend? Gab es denn niemanden, der ihn lieben konnte und ihm Nähe und Geborgenheit schenkte?
Plötzlich hörte er eine andere Stimme auf dem Flur. Er horchte auf und lauschte: ‚Wer sind Sie? Wieso treiben Sie sich auf dem Flur herum?‘
Dann hörte er Eike stammeln: ‚Ich bin ein Freund von Johann Thieß und warte auf ihn.‘
‚Das kann ja jeder sagen, verschwinden Sie von hier, sonst benachrichtige ich die Polizei!‘
Johann hatte genug gehört, egal welche Ängste ihn plagten. Er konnte es nicht zulassen, dass Eike von der Polizei abgeführt wurde. Die Vorstellung allein ließ sein Herz schneller klopfen. Hastig zog er sich hoch, griff nach seinen Krücken und schloss die Tür auf.
Er öffnete sie und trat in den Gang. Dort sah er, wie Eike mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf Richtung Treppenhaus schlurfte, während sein Zimmernachbar ihn mit Argusaugen beobachtete.
So ein Arsch, was erdreistet der sich eigentlich! Böse blickte er den Mann an, bevor er sich umwandte und Eike gerade die Tür zum Treppenhaus öffnen sah.
‚Eike?‘ rief er. Der blieb abrupt stehen und drehte sich um.
Erstaunen lag auf seinem Gesicht. Dann flog ein vorsichtiges Lächeln über Eikes Züge. Eilig bewegte er sich auf Johann zu. Dabei ignorierte er den fremden Mann völlig. Bei ihm angekommen, blickte er fest in seine Augen, umfasste sein Gesicht und küsste ihn mit verzweifelter Glut.
Hörbar schnappte der Kurgast nach Atem. ‚Also wirklich, da hört sich ja alles auf!‘, schnaubte er entrüstet.
Doch beide beachteten den Mann nicht. Fest umarmend und ihn weiterhin küssend, drängte Eike Johann zurück ins Zimmer und schloss die Tür mit einem Fußtritt.
Erst dann ließ er den schmalen Mann los. Jetzt erkannte er, dass auch Johanns Gesicht verweint aussah. Ein Stich fuhr ihm durchs Herz und wieder stiegen ihm die Tränen hoch. War doch offenkundig, dass Johann sehr verletzt war.
Mit zitternden Lippen flüsterte er: ‚Bitte, Süßer, verzeih mir. Ich wollte doch eigentlich gar nicht weg. Ich, … Er schluckte, als er bemerkte, dass sich Johann versteifte und sein Gesicht sich verschloss.
‚Nein! Verschließ dich nicht vor mir. Lass mich bitte erklären, ...!‘
Schroff unterbrach ihn Johann. ‚Ich brauche kein Mitleid. Wenn du das nicht willst, dann sag ´s einfach!‘
Fassungslos beobachtete er, wie sich der Blonde abwandte, eine räumliche Distanz zwischen ihnen herstellte.
‚Mitleid? Was …? Wie …?, ich habe doch kein Mitleid!‘, stieß er verteidigend hervor.
‚Ja klar!‘, Johann schnaubte verächtlich.
Hilflos stand Eike im Raum und blickte Johanns Rücken an.
Dann schluckte er, machte entschlossen zwei Schritte auf Johann zu, drehte ihn zu sich herum, verschloss erneut seine Lippen mit einem Kuss.
Abwehrend hob der schmale Mann seine Hände, legte sie auf Eike Brust, um ihn wegzustoßen. Bevor es dazu kam, schmiegte der Brünette seine Hüften an Johanns und flüsterte an seinen Lippen: ‚Fühlt sich das wie Mitleid an?‘
Wut brodelte in Johann hoch und er stieß Eike heftig weg. Überrascht von dem Stoß taumelte er drei Schritte nach hinten. Ehe er etwas sagen konnte, fauchte Johann los: ‚Glaubst du so, mich besänftigen zu können? Erzähl mir doch hier keinen Mist. Wieso bist du denn sonst abgehauen? Du ekelst dich vor mir, aber dem kann ich Abhilfe verschaffen!‘, tobte er. ‚Verlass mein Zimmer und sprich mich nie mehr an! So einfach ist das!‘
Von seiner Wut überrascht, schwieg er für einen Moment.
‚Los verschwinde! Raus hier!‘, schrie Johann.
Da ging ein Ruck durch Eike, mit dem Mut der Verzweiflung, entriss er Johann beide Gehhilfen, warf sie weg und legte ihn über seine Schulter. Während er zum Bett ging, trommelte Johann weiterhin wütend auf seinen Rücken.
‚Lass mich runter, du Arsch! Glaubst du, ich lasse mich so von dir behand…‘, Johann entwich die restliche Atemluft, als er auf seinem Bett aufkam und verstummte entrüstet.
Eher er sich wieder aufrappeln konnten, kniete Eike schon über seinen Hüften, fixierte seine Hände über dem Kopf.
Ruhe und Gewissheit durchfluteten Eike. Seine Reaktion hatte es ihm deutlich gezeigt, Johann hatte Angst zurückgestoßen und verletzt zu werden, deswegen tobte er so.
Er will seine Verletzlichkeit verbergen! Meine Meinung über ihn ist ihm wichtig. Innerlich erschüttert von dieser Erkenntnis, doch äußerlich ganz ruhig, fragte er den verbissen unter sich windenden Mann.
‚Darf ich dir jetzt bitte erklären, wieso ich so plötzlich verschwunden bin?‘
Trotzig schüttelte der Blonde den Kopf.
‚Nun, da du dich nicht bewegen kannst, wirst du mir wohl oder übel zuhören müssen.‘, kommentierte Eike das Kopfschütteln.
‚Ich muss gar nichts!‘, zischte er bockig und als Eike ansetzte sich zu erklären, fing er lauthals und mit zugekniffenen Augen an, zu intonieren: ‚Lalalalalalalalalalalalala‘, schnell merkte der Brünette, dass er so nicht weiterkam, wenn er nicht brüllen wollte, den Mund konnte er dem erzürnten Mann unter ihm auch nicht verschließen, wollte er weiter die Oberhand behalten.
Ich werde ihm beweisen, dass ich mich nicht vor ihm ekle!
Kurzentschlossen, alle Befürchtungen und Unsicherheiten verdrängend, beugte er sich vor und fuhr mit der Zunge an Johanns Hals entlang bis zur Kehle, stupste leicht in die Kuhle darunter.
So plötzlich, wie Johann angefangen hatte, hörte er wieder auf. ‚Was machst du da?‘, keuchte er atemlos.
Brummend antwortete er, bevor er weitermachte: ‚Dich davon überzeugen, dass ich mich nicht vor dir ekle.‘ Dann verstummte er und knabberte weiter zärtlich an Johanns Hals.
Dieser wusste gar nicht, wie er reagieren sollte. Wie paralysiert lag er unter Eike. Erregung kroch in ihm hoch, ihm war entfallen, was er eigentlich hatte sagen oder tun wollen.
Er bestand nur noch aus Haut und erregenden Gefühlen. Alles andere verschwand.
Auch Eike vergaß, wieso er angefangen hatte, Johann zu liebkosen. Er konnte von seinem Geschmack und seinem Duft gar nicht genug bekommen. Erregt presste er sich fest auf den Unterleib des Blonden. Sein Glied wurde steif und klopfte immer begehrlicher. Er löste seine Hände von Johanns Gelenken und streifte dessen Shirt hoch. Dann berührte er mit der Zunge den Ring und umspielte ihn.
Gefangen von den Empfindungen merkte der blonde Mann nicht, dass seine Hände wieder frei waren. Ertrank er doch gerade in Gefühlen.
Während Eike an seinem anderen Nippel knabberte, hob er keuchend seine Arme und versuchte, sich sein Shirt abzustreifen. Kurz stockte Johann, half ihm dann, das Hemd über den Kopf zu ziehen. Die Gelegenheit nutzte Eike, um dessen Oberkörper ebenfalls zu entblößen.
Danach blickten sich beide lange in die Augen.
Plötzlich hob Johann die Arme, schlang sie Eike um den Hals und zog ihn zu sich herab. Als sich ihre Oberkörper berührten, stöhnten beide kehlig auf, bevor Johanns Mund sich auf Eikes presste und sie sich leidenschaftlich küssten.
Rastlos wanderten die Hände des Blonden über den Rücken des auf ihm liegenden und kamen irgendwann auf dessen Hintern zu liegen. Streichelnd liebkoste und umfasste er das Gesäß.
Auch Eike war nicht untätig, er grub seine Hände in die blonden Haare von Johann und stöhnt erregt in seinen Mund.
Die warmen Hände auf seinem Hinterteil zu spüren, verpasste ihm einen Kick, dass er förmlich Sternchen vor Augen sah.
Plötzlich wurde er herumgeworfen und eher er handeln konnte, pressten sich zwei Lippen erneut auf seinen Mund.
Fahrig streichelte er nun ebenfalls über Johanns Rücken und stöhnte erregt auf, als dessen Lippen über seinen Hals wanderten, an ihm knabberte, dann jedoch ohne Zwischenstopp bis zu seinem Nippel fuhr.
Ein einzelner Gedanke schwebte durch seinen Kopf.
Wahnsinn, so intensiv habe ich noch nie empfunden.
Schon verlor sich der Gedanke, als Lippen über seinen Bauch wanderten.
Keuchend wand er sich unter dieser Berührung, suchend kippte er sein Becken hoch, er braucht mehr.
‚Johann …‘, flüsterte er mit vor Erregung heiserer Stimme.
‚Bitte, Johann …‘, dabei wusste er gar nicht was er eigentlich sagen wollte.
Er wusste nur, dass seine Erektion fordernd pochte und aus ihrem Gefängnis entlassen werden wollte.
Als ob Johann es gespürt hätte, wanderten seine Finger zu dem Hosenknopf und öffneten ihn. Dabei ließ er nicht von Eikes Bauch ab. Muster zeichnend fuhr seine Zunge über die Muskeln, stupste in den Bauchnabel.
Als der Knopf offen war, hob Eike fordernd die Hüften. Dieser stummen Aufforderung folgte der Blonde und streifte ihm die Hose herunter.
Entblößt, nur noch mit einer Retroshorts, die seine Erregung nicht kaschieren konnte, lag Eike vor Johann.
Hastig atmend musterte er den dahingestreckten Körper, konnte sich nicht satt sehen.
Sachte strich er über die große Beule in der Shorts und stöhnte erregt auf.
Wild zuckten Gedanken durch seinen Kopf.
Ich will ihn! Bitte mach keinen Rückzieher. So schön. Ob er Ähnliches fühlt?
Noch bevor er wusste, wie ihm geschah, zog Eike ihn zu sich hoch, verschloss seinen Mund mit seinen Lippen, schlüpfte mit der Zunge in wie warme Höhle.
Zärtlich umtanzte seine Zunge die des Blonden und liebkoste sie.
Liebevolle Gefühle stiegen in Johann auf, als er merkte, dass Eike ihm damit versichern wollte, dass er diesmal Vertrauen schenkte und sich fallen ließ.
Dann vernahm er das leise Flüstern des Brünetten: ‚Jetzt bin ich dran, ich will deinen wunderschönen Körper sehen.‘
Eike drückte ihn auf den Rücken und begann Johanns Oberkörper zu liebkosen.
Unsicherheit machte sich breit. ‚Eike, meine Beine ….‘ Doch dieser unterbrach ihn. ‚… sind sicher so wunderschön wie der Rest von dir, da bin ich mir sicher. Lass dich fallen, ich werde nicht aufhören, niemals mehr!‘, versicherte er und blickte dem schmalen Mann tief in die Augen.
Ohne den Blick zu lösen, wanderten seine Hände zum Hosenbund, öffneten ihn und schoben sie über dessen Hüfte herab. Leicht angespannt beobachtete Johann Eikes Tun. Der schob die Hose über seine Knöchel und warf sie hinter sich. Noch immer schaute der Brünette ihn an, ehe er sich küssend an seinen Beinen hocharbeitete. Johann ließ sich fallen und tauchte tief in die Empfindungen ein, die seine Haut wahrnahm. Warme weiche Lippen, die seine dünnen schwachen Beine liebkosten. Eine Zunge, die Muster auf seine Oberschenkel malten.
Er keuchte laut und streckte sich den Liebkosungen entgegen. Verlangend pochte sein Schwanz, forderte energisch nach einem Teil dieser Aufmerksamkeit. Auffordernd hob er sein Becken, kippte es suchend nach vorne und da …, er stöhnte laut auf, als Lippen die Beule in seinen Shorts berührten.
‚Mehr!‘, seufzte er. Heiße Erregung floss in seinen Adern und schaltete jedes Denken aus. Er bestand nur noch aus seinem Körper und seinen Empfindungen. Er merkte nicht einmal, wie Eike sich an dem Stoff zu schaffen machte, um an seinen Schwanz zu gelangen. Er ließ sich mit geschlossenen Augen treiben.
Die Unsicherheit, die über Eikes Züge flog und schnell durch wilde Entschlossenheit ersetzt wurde, sah er nicht.
Heiße Lippen leckten vorsichtig tastend über seine Eichel. Ächzend schoss er hoch und erblickte den Brünetten, der mit seiner Zunge die ganze Länge neugierig erkundete. Lusttropfen bildeten sich auf seiner Spitze.
Er ist so sexy! Waberte ein Gedanke durch Eikes Kopf. Wie er sich mir so lustvoll entgegen streckt. Es scheint ihm zu gefallen.
Stöhnend, die Hände ins Laken verkrallt, wand sich der Blonde unter den Berührungen des Anderen.
Saugende, warme und feuchte Wärme umspielten seine Erektion. Johann ächzte. Rau flüsterte er: ‚Ich will dich küssen!‘
Bereitwillig kam Eike zu ihm hoch, erleichtert, eine Anweisung von dem Blonden erhalten zu haben, hatte er doch nicht gewusst, ob er zulassen wollte, dass er in seinem Mund kam. Eng schmiegte er sich an ihn.
Ein heißer Schwanz berührte Johanns steifes Glied. Überrascht blickte er über Eikes Schulter.
Ich habe gar nicht bemerkt, dass er sich seine Shorts ausgezogen hat, wunderte er sich, bevor auch dieser Gedanke ihm entglitt, weil ein Prickeln von seinen Zehen hochwanderte und in seinen Penis schoss. Blitze tanzten vor seinen Augen und er musste sich sehr beherrschen, um nicht zu kommen.
Eike war inzwischen nicht untätig, neckte und umspielte seinen linken Nippel. Heißer hektischer Atem traf immer wieder seine Haut. Sich windend öffnete Johann etwas seine Beine und der Brünette rutschte dazwischen.
Kein Blatt passte mehr zwischen die beiden Körper, die sich in einem leidenschaftlichen Tanz wanden, sich aneinander rieben.
Harter Schwanz rieb an steifer Erektion. Immer hektischer kippte Johann sein Becken Eike entgegen, rieb sich an der warmen Länge.
Seine Hände machten sich selbstständig, krallten sich in das Hinterteil des Brünetten und drückten es, nach noch engerem Hautkontakt suchend, auf sein Becken.
Er hört Eike heiser keuchen. Hektisch rieb dieser sich fest an seinem Schwanz.
Wow, was für ein Gefühl, Johanns Schwanz an meinem zu spüren!
Gleichzeitig schoss Johann der Gedanke durch den Kopf:
Noch näher, ich will dich ganz nah spüren. Er schlang seine Beine fordernd um Eikes Oberschenkel. Dadurch kippte sein Becken noch steiler dem anderen Körper entgegen und presste Eikes Glied intensiver an ihn. Immer wieder streiften nun dessen harte Eier seinen Hoden.
Eike verschlang seine Finger mit Johanns und streckte die Arme über Johanns Kopf. Intensiv küsste er den unter sich liegenden Mann, der sich ächzend und stöhnend, einer Schlange gleich, unter ihm räkelte.
Heiß stieg es in Eike hoch. Ich kann es nicht mehr zurückhalten! Er stöhnte an Johanns Lippen, stammelte: ‚Ich kann …, ich komme!‘ Guttural stöhnend presste er sich eng an Johann, keuchte seinen Höhepunkt in dessen Mund und kam.
Warm spritzte sein Sperma zwischen die beiden Körper.
Erschöpft sank er auf die warme Brust unter sich. Träge spürte er, wie auch Johann sich versteifte und sich stöhnend zwischen sie ergoss. Kurz spülte die Erregung, aufgeputscht durch das Stöhnen des Blonden, erneut durch seine Adern, ließ seinen Schwanz nochmals zucken, bevor er mit klopfendem Herzen auf dem schmalen Körper zu liegen kam.
Reglos spürten beide dem Orgasmus nach und genossen die Nähe. Eike hob den Kopf, blickte lange voller Zärtlichkeit und Wärme in die Augen des Blonden, küsste ihn liebevoll.
Dann rollte er sich auf den Rücken. Johann wollte schon protestieren, als der Brünette raunte:‘ Ich bin zu schwer.‘, und ihn auf sich zog.
Andächtig seufzend legte Johann seinen Kopf auf die Brust und lauschte Eikes langsamer werdenden Herzklopfens.
Er fühlte sich geborgen und sicher, wie er so in Eikes Armen lag. Langsam fielen seine Augen zu und er dämmerte weg, während warme Hände liebkosend über seinen Rücken glitten.


Gegen 16 Uhr
Ein lautes Klopfen weckte beide.
‚Johann? Bist du hier?‘, Kalles Stimme ertönte.
Erschrocken zuckten beide zusammen und blickten sich verschlafen an. Johann hielt sich den Finger vor die Lippen und zwinkerte Eike verständigend zu.
Ein erneutes Klopfen ertönte: ‚Johann? Wo steckt der Kerl nur …‘, hörte man Kalle mit sich selbst reden.
Schritte entfernten sich.
‚Hallo, …‘, flüsterte Eike liebevoll und lächelte ihn zärtlich an.
‚Selber hallo!‘ Der Blonde lächelte verschmitzt. ‚Ich bin wohl eingeschlafen, hatte etwas zu wenig Schlaf letzte Nacht.‘
‚Das ging mir genauso.‘ Eike lachte leise auf, streichelte Johanns Rücken und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf den Mund.
Schweigend genossen sie die Nähe und dösten eine Weile vor sich hin, als Eikes Stimme die Stille durchbrach: ‚Ich hatte Angst …‘, flüsterte er.
‚Was?‘, Johann blickte zu ihm hoch.
Er war verblüfft. Wieso hatte Eike Angst gehabt? Er hatte doch angefangen, ihn heiß zu machen. Stirnrunzelnd beobachtet er ihn. Dieser merkte es jedoch nicht, blickte zur Decke, als fände er dort eine Antwort.
Seine Wangen röteten sich
‚Naja, ich habe doch noch nie …, was ich sagen will …. Ich habe keine Erfahrung in Sachen Sex mit einem Mann.‘
Er verstummte und seine Wangen wurden tiefrot.
‚Und dann habe ich Panik bekommen, weil ich nicht mehr wusste, wo mir der Kopf steht …!‘ Er wusste nicht mehr weiter und fügte leise: ‚Es tut mir leid.‘, hinzu.
Johann reckte sich nach oben, presste seine Lippen auf Eikes Mund und nuschelte an dessen Lippen: ‚Schon vergessen.‘
Ich glaube ihm, wieso sollte er sich vorhin sonst so leidenschaftlich über meinen Körper hergemacht haben? Wie er es wohl gefunden hat? Mochte er es? Wir werden sehen …
Er intensivierte den Kontakt, strich mit der Zunge auffordernd über Eikes Lippen und bat um Einlass.
Eike öffnete seinen Mund, kam der Zunge des Blonden entgegen.
Erneut stieg in beiden Erregung hoch und äußerte sich in einem wilden Zungengefecht.
Johann drückte Eike aufs Bett und begann den Körper unter sich mit den Lippen zu erkunden.
Zielstrebig wanderten seine Lippen bis zu dessen Bauch, stupsten in den Nabel und malten Muster auf die Bauchdecke.
Zitternd bebte diese und eine Gänsehaut überzog sie.
Unruhig wanderten Eikes Hände über das Laken und verkrallten sich dann darin. Stöhnend genoss der die warmen Berührungen. Auch sein Glied erwacht zu neuem Leben und reckte sich fordernd Johann entgegen.
Mit einem Grinsen spürte der Blonde, wie Eikes Schaft anschwoll. Na, aber hallo! Was für ein geiler Schwanz! Den muss ich gebührend begrüßen.
Er blinzelte kurz hoch zu Eike, der schwer atmend auf dem Bett lag und die Augen genussvoll geschlossen hatte. Ein verzücktes Lächeln lag auf seinem Gesicht.
Zufrieden wendete sich Johann wieder wichtigeren Dingen zu. An Eikes Leiste knabbernd arbeitete er sich weiter vor.
Ungeduldig kam ihm schon das Becken des Brünetten entgegen. Mit einer Hand griff er zwischen dessen Beine und wog die strammen Hoden in seiner Hand. Dann ersetzte er die Hand durch seine Lippen und erkundete sie.
‚Oh Gott, hör nicht auf!‘, hörte er von oben eine keuchende Stimme. Unruhig bewegte Eike sein Becken, spreizte seine Beine etwas weiter und hob sein Becken den Berührungen entgegen.
Ganz bestimmt nicht, mein Süßer! Da muss schon die Welt untergehen. Bevor ich nicht deinen Schwanz gekostet habe, bekommst du mich hier nicht weg!
Schmunzelnd wendete er sich erneut den Hoden zu. Währenddessen glitt sein Zeigefinger massierend über den Damm in Richtung Rosette.
Eike hielt in seinen Bewegungen inne.
‚Ganz ruhig, ich mache nichts, was du nicht willst, lass mich nur fühlen und genieße es.‘, raunte Johann dem Brünetten beruhigend zu.
Dieser lag in Habachtstellung auf dem Bett und spürte dem warmen Finger nach, der ihn sanft streichelte. Kurz fuhr der Finger über seine Rosette, als er aber keine Anstalten machte, in ihn einzudringen, entspannte er sich wieder, genoss die aufregenden Gefühle, die in seinem Körper tobten.
Wie gern würde ich ihn hier lecken. Wie er wohl da wohl schmeckt? Überlegte der Blonde, während sein Finger mehrmals streichelnd über die Rosette fuhr.
Das fühlt sich gut an. Stellte derweil Eike fest, ganz auf das Geschehen zwischen seinen Beinen fixiert.
Der Blonde ließ von dem Hinterteil ab, war die Versuchung doch zu groß, etwas in Eike einzudringen. Er wollte sein Versprechen nicht brechen. Endlich beugte er sich über das steife Glied, auf dessen Spitze die Feuchtigkeit glänzte. Mit flacher Zunge leckte er die Tropfen ab und schnurrte.
Herb war der Geschmack aber ganz Eike zuzuordnen.
Der Brünette stöhnte laut auf und stieß seine Erektion nach oben. Er wollte mehr von dem Gefühl. Johann gab dieser stummen Bitte nach und betastete mit der Zunge die Beschaffenheit des Gliedes. Er fuhr an der Unterseite entlang, spürte einer klopfenden Ader nach, sog dann endlich den Schwanz in den Mund.
Er war ebenfalls aufs äußerste erregt und rieb seinen Schwanz am Laken. Die Reibung reizte seine Nervenbahnen auf köstliche Art und Weise und sein Atem wurde hektischer.

Eike wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand, Sterne blitzten vor seinen Augen. Unbewusst stieß er immer wieder in die feuchte Höhle.
Er spürte, wie die saugende Wärme in einer pumpenden Bewegung an seiner Erektion auf und ab wanderte.
Johann verstärkte den Druck und beschleunigte die Bewegungen, als er merkte, dass Eike kam. Er wollte sein Sperma schmecken.
Immer wieder erkundete er in der Aufwärtsbewegung den kleinen Spalt in der Eichel, aus der stetig Flüssigkeit rann.
Eike war ganz in seinen Gefühlen gefangen, hatte er doch noch nie so intensiv empfunden. Er ging ganz darin auf. Mit geschlossenen Augen spürte er, wie Johann seine Eichel erkundete. Immer drängender wurden die Eindrücke.
Sein Atem verließ stoßweise den Mund. Er spürte wie der Saft in ihm aufstieg.
Ächzend bewegte er das Becken schneller.
Johann griff die Bewegungen auf und verstärkte seine Bemühungen. Ein Pumpen setzte ein, das Eikes unmittelbar bevorstehenden Höhepunkt ankündigte. Mit einer Hand griff er fest um die Schwanzwurzel, bildete mit den Fingern einen engen Ring, den er unterstützend auf und ab bewegte.
Eike spannte sich an. Ein lautes Stöhnen verließ seine Lippen.
Heiß sprudelte sein Ejakulat in den Mund des Blonden.
Johann schluckte es herunter, saugte alles aus ihm heraus und leckte abschließend das Glied besänftigend sauber.
Eike schwamm auf einer Welle der Befriedigung und Glückseligkeit. Mit geschlossenen Augen und einem befriedigten Lächeln auf den Lippen, lag er erschöpft da.
Johann, der immer noch zwischen den Beinen des Brünetten kniete, beobachtete den jungen Mann, wie der entspannte. Plötzlich öffnete Eike die Augen, hob den Kopf und blickte ihn mit brennendem Blick an.
‚Jetzt bin ich dran.‘, flüsterte er, griff nach Johanns Armen und zog ihn zu sich hoch.
Mit einem liebevollen Kuss verschloss er dessen Lippen. Er spürte Johanns ureigenem Geschmack, gepaart mit dem seines Spermas nach, liebkoste den schmalen Mann, der halb auf ihm lag.
‚Danke, das war einfach sagenhaft.‘, murmelte er.
Suchend rieb er sein Becken an Johanns und wurde fündig. Hart reckte sich ihm eine stolze Latte entgegen.
‚Da fordert jemand meine unmittelbare Aufmerksamkeit.‘, neckte Eike den Blonden und drückte ihn auf den Rücken.
Johann lächelte ihn vertrauensvoll an. ‚Ja, mein kleiner Freund fühlt sich etwas vernachlässigt.‘
Mit mehr Selbstvertrauen als noch vor ein paar Stunden wanderte seine Zunge den Oberkörper entlang, neckte die Nippel, hielt sich aber dort nicht lange auf, wanderte weiter. Er hatte ein Ziel, das er unbeirrt an visierte.
Johann hob den Kopf und beobachtete, wie Eike seinen Körper liebkoste. Stöhnend legte er den Kopf zurück und schloss genießerisch die Augen.
Warme Lippen liebkosten seinen Bauch. Er spannte unbewusst seine Muskeln an, so schön war dieses Gefühl.
Seufzend lag er da und ließ sich verwöhnen.
Eike war inzwischen an der prallen Erektion angelangt und umfasste sie. Neugierig betasteten seine Finger das harte Fleisch, das von einem samtweichen Mantel umgeben war.
Zart fuhren seine Finger auf und ab, liebkosten das feste Fleisch. Zuckend bewegt sich der Schwanz in seiner Hand. Sein Blick fiel auf die Hoden, die, umrahmt von blonden Löckchen, vor ihm lagen. Sein Blick wanderte weiter.
Sollte ich auch einmal …, es war schon ein aufregendes Gefühl, Johanns Finger an meinem Eingang zu spüren. Ob ihm das auch gefallen würde?
Unsicher blickte er in den Spalt, in dem die Öffnung zwischen zwei halbrunden Kugeln verborgen lag. Vorsichtig wanderte sein Zeigefinger tiefer und erkundete den Damm. Johann seufzte und hob seinen Hintern etwas an.
Mutig geworden umfasste Eike die Pobacken und knetete sie. Vom Forscherdrang getrieben, zog er sie auseinander und da lag die Rosette vor ihm.
So klein sieht sie aus, ich kann mir nicht vorstellen, wie da ein Schwanz hineinpassen soll, ohne dass es unangenehm wird, grübelte er.
‚Hey, was ist?‘, erklang eine Stimmer oberhalb. Johann aus seinen Gefühlen aufwachend, schaute herunter, weil Eike regungslos zwischen seinen Beinen hockte.
‚Sie ist so klein …‘, entgegnete der Brünette.
‚Glaub mir, das sieht nur so aus.‘, versicherte Johann. ‚Wenn du magst, darfst du gerne …‘, seine Stimme wurde zögernd und verstummte.
‚Was, darf ich?‘, neugierig blickten ihn braune Augen an.
Johann wurde verlegen. ‚Ach nix, war eine dumme Idee.‘
‚Nein, sag es mir!‘, beharrte Eike, kroch zu dem Blonden hoch, nahm ihn in den Arm und blickte ihn fest an.
Dieser versteckte sein Gesicht an Eike Hals und murmelte verlegen: ‚Wenn du magst, darfst du gerne erkunden, wie dehnbar die Rosette ist …‘
Heiß durchfuhr es Eike.
Wollte er? Während er so überlegte, zog er Johanns Gesicht zu sich und küsste ihn.
‚Ich glaube, ich möchte schon, habe aber Angst, dir wehzutun.‘, sagte er zu dem schmalen Mann. Er musste sich überwinden, dies dem Blonden zu gestehen. Eike wusste aber, wenn er nicht so ehrlich war wie Johann, könnte der es als Abweisung auffassen. So wie der sein Gesicht versteckt hatte, zeigte es ihm deutlich, dass Johann besorgt war, ihn zu überfordern. Sie blickten sich lange an, dann lächelte Johann. ‚Du musst es ja nicht heute machen, vielleicht ein anderes Mal?‘ Fragend blickte er in braune Augen.
‚Nein, jetzt. Ich will, aber du musst mir sofort sagen, wenn ich etwas falsch mache.‘
Johanns Erektion war während des Gesprächs etwas erschlafft. Eike beugte sich über sie, küsste die Eichel und streichelte sie, bis sie wieder erstarkt aufrecht stand. Zufrieden hörte er das Seufzen, das von oben erklang. Der Ton löste eine leichte Erregung bei ihm aus, auf dieser Welle treibend, begann er den Blonden zu verwöhnen. Schnell waren seine Hände wieder bei den halbrunden Kugeln und zogen sie etwas auseinander. Vorsichtig strich er über den Anus und massierte ihn. Johann bewegte sich unruhig und sein Atem beschleunigte sich.
Verblüfft beobachtete Eike, wie die Rosette unter seiner Berührung zuckte. Immer wieder fuhr über sie drüber, drückte dann vorsichtig mitten auf den Anus, der nachgab. Er löste den Druck und die Rosette entspannte sich wieder. Erneute drückte er leicht auf die Mitte des Polochs. Wieder gab sie nach, mutiger geworden drückte er etwas fester und sein Finger glitt in Johann hinein. Intuitiv bewegte er ihn hin und her und stellte fest, wie sehr die Berührung Johann zu gefallen schien. Er lag keuchend vor ihm, hob sein Becken dem Finger entgegen, wenn er diesen wieder etwas herauszog.
Er beugte sich über dessen Erektion und saugte sie in seinen Mund. Sein Finger pumpte parallel weiter in die Öffnung. Immer drängender wurden die Bewegungen des Blonden. Sein Stöhnen wurde lauter, er krallte sich in das Laken. Schon setzte das Pumpen ein und bevor er wusste, wie ihm geschah, bäumte der sich auf und spritzte sein Sperma mit einem heiseren Aufschrei in Eikes Mund.
Dieser schluckte die Flüssigkeit schnell herunter.
Wie tot lag Johann da, spürte wie Eikes Finger seinen Anus verließ. Er konnte sich nicht mehr regen, so geschafft war er von den Empfindungen, die immer noch in ihm tobten. Eike legte sich neben ihn, nahm ihn in den Arm. Lippen berührten keusch die seinen, dann legte sich der Brünette neben ihn hin.
Lange lagen sie schweigend da, in Erinnerungen und Gedanken versunken.
‚Das war sehr schön.‘, sagte Johann träge und verstummte wieder.
Beide dösten leicht ein, als sie ein lautes Grummeln aufblicken ließ.
Sie schauten sich an und brachen in Gelächter aus.
‚Da fordert ja noch jemand nach Aufmerksamkeit.‘, giggelte Eike.
‚Ich habe aber auch Hunger.‘, meinte er dann.
‚Na dann lass uns schnell irgendwo einen Happen essen gehen. Ich will ja nicht, dass du ganz entkräftet bist. Nicht, dass du es dann nicht mehr schaffst, mich noch einmal zu verwöhnen.‘, verrucht grinste Johann und schob sich zum Rand des Bettes, zog den Rolli zu sich.
‚Na, das Gleiche gilt auch für dich!‘
‚Wir wollen uns schnell frisch machen und dann nichts wie ab auf die Jagd nach etwas Essbarem!‘, forderte der Rollifahrer Eike auf.

Gegen 18.30 Uhr
Erfrischt und angezogen verließen sie das Kurhotel, bewegten sich die Hauptstraße entlang. Als sie eine Pizzeria erblickten, verständigten sie sich wortlos und gingen, in ihre Neckereien vertieft, in diese Richtung.
‚Na, da ist ja der Vermisste!‘, hörten sie eine tiefe Stimme. Sie drehten sich um und erblickten Kalle, der sie beide prüfend musterte.
‚Jetzt weiß ich auch, wieso ich dich nirgendwo habe finden können. Hat dich der junge Mann entführt? Soll ich dich retten, wie eine Jungfrau in Nöten.‘ Auffordernd grinste er Johann an und bedachte Eike mit einem gespielt bösem Blick.
‚Du müsstest wenn Eike retten. Ich bin nämlich der Entführer.‘, scherzte Johann. Woraufhin er einen leicht entrüsteten Blick von dem Brünetten kassierte.
‚Hey! Wenn haben wir uns gegenseitig entführt und Kalle muss uns beide retten!‘ Eike lachte herzlich.
Ihre Kabbelei wurde durch lautes Magenknurren unterbrochen. Kalle hob die Brauen. ‚Ihr scheint beide ausgehungert zu sein, dann lass ich euch mal in Ruhe, ich gehe davon aus, ihr wolltet in die Pizzeria.‘
‚Komm doch mit, du musst ja nichts essen.‘, forderte Johann auf. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er vorhin nicht reagiert hatte, als dieser anklopfte.
‚Du störst uns nicht.‘, bekräftigte Eike, den ebenfalls ein schlechtes Gewissen plagte.
‚Bei einer so herzlichen Einladung sage ich doch nicht nein.‘
Kalle lächelte erfreut.
Zu dritt begaben sie sich in die Pizzeria und nahmen Platz.
Nachdem sie die Speisekarte studiert und bestellt hatten, erkundigten sie sich bei Kalle, was er den Tag über unternommen hatte.
‚Ich hatte Besuch von meiner Tochter. Sie war auf der Durchreise in den Norden und hat einen Umweg gemacht, um hier vorbei zu kommen.‘ Kalle strahlte glücklich über das ganze Gesicht.
‚Dann hattest du einen netten Nachmittag?‘, versicherte sich Johann.
‚Den hatte ich, ich wollte dich übrigens einladen mit uns Kaffee zu trinken, aber du warst ja unauffindbar.‘, erwiderte Kalle.
‚Oh, ja ich …, wir haben zusammen etwas unternommen.‘, redete sich Johann leicht errötend heraus.
Eike musste grinsen, als er sah, wie verlegen Johann wurde.
Der Grauhaarige blickte zwischen den beiden Männern hin und her, ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen.
‚War es denn schön?‘, fragte er nach.
Johann blickte den älteren Mann entgeistert an und sein Gesicht verfärbte sich tiefrot.
Unterstützend antwortete Eike, sich ein Lachen verkneifend, Kalle:
‚Oh ja, wir haben einen entspannten Tag gehabt und haben dem süßen Nichtstun gefrönt.‘ Er zwinkerte dem Blonden zu, dessen Gesichtsfarbe sich langsam wieder normalisierte.
Kalle gluckste leise und antwortete: ‚Dann hatten wir ja alle drei einen schönen Tag. Lasst uns darauf trinken!‘ Er hob sein Weinglas.
Die zwei stießen mit ihm an. Als das Essen kam, stürzten sich beide heißhungrig darauf.
Der Grauhaarige beobachtete sie zufrieden lächelnd.
Nachdem der erste Hunger gestillt war, unterhielten sie sich über Kalles Tochter. Er schwärmte regelrecht von ihr, war sie doch sein einziges Kind und er sehr stolz auf sie.
Nach und nach erfuhren sie mehr über Kalles Leben.
Dass er geschieden war, sich jedoch immer um einen regen Kontakt zu seiner Tochter bemüht hatte, seine Exfrau neu geheiratet und sich dann das Verhältnis zwischen ihnen entspannt hatte. Dass er alleine geblieben war. Aber auch, wie alt seine Tochter war und was sie beruflich machte.
‚Grafikdesign. Dann ist sie wohl künstlerisch begabt, oder?, fragte Eike nach.
‚Ja sehr sogar. Von mir hat sie die Kreativität nicht.‘, resümierte Kalle.
Noch lange unterhielten sie sich über den Beruf seiner Tochter, aber auch über die Berufswünsche von Eike und Johann.
Dabei erfuhr Eike, dass Johann Jura in einem Fernstudiengang belegt hatte und nur zu den Prüfungen an die Uni fahren musste. Anders war es zu der Zeit, als sein Körper immer mehr abbaute, nicht möglich gewesen. Hatte ihn dieses Studium doch das Gefühl gegeben, zu etwas Nütze zu sein.
Gegen 22 Uhr blickte Kalle auf die Armbanduhr. ‚Herrjeh, schon wieder so spät. Wenn ich mit euch zusammen bin, verrinnt die Zeit aber besonders schnell. Ich werde mal auf mein Zimmer gehen, habe doch morgen um 8.30 Uhr meine erste Therapie.‘
Auch die anderen zwei waren verblüfft, wie spät es schon war. Sie bezahlten und verließen die Lokalität. Gemeinsam gingen sie zum Kurhotel, dort verabschiedete sich Kalle.
Alleine standen sich die beiden gegenüber. Eike kniete sich neben den Rollstuhl und küsste Johann. ‚Ich möchte eigentlich nicht weg.‘, murmelte er sehnsüchtig.
‚Geht mir genauso, würde so gerne an dich gekuschelt einschlafen.‘, er seufzte auf. ‚Aber das bringt ja nichts, du hast nichts zum Wechseln dabei und musst ja morgen arbeiten. Sehen wir uns in deiner Mittagspause?‘, erkundigte er sich.
‚Nun, ich wäre schon verschnupft, wenn du mir dabei nicht Gesellschaft leisten würdest!‘, erwiderte der Brünette und lächelte Johann an.
‚Ähm, hast du denn nach der Arbeit etwas Zeit für mich?‘, zögernd blickte er hoch, war er sich doch nicht sicher, ob Eike mit Raphael verabredet war.
‚Darauf kannst du Gift nehmen!‘, betonte Eike nachdrücklich. ‚Irgendwann muss ich ja zu meinem Recht kommen!‘
‚Zu deinem Recht?‘, Johann wusste nicht, was Eike damit meinte und blickte ihn fragend an.
‚Zu dem Recht‘, flüsterte Eike und sein Gesicht näherte sich Johanns. Leidenschaftlich küsste er ihn.
‚Zu dem Recht! Ja, das stimmt wohl, das geht ja nicht, dass du morgen ungeküsst bleiben musst. Das würden deine Lippen mir bestimmt übel nehmen.‘ Sie blickten sich lächelnd in die Augen, zögernd erhob sich Eike, drückte Johann einen letzten Abschiedskuss auf.
‚Ich gehe dann, schlaf gut und träum was Schönes.‘
‚Du auch.‘, entgegnete Johann.
Eike dreht sich um und lief in Richtung seines Wagens. Da fiel ihm ein, dass er ja immer noch nicht Johanns Handynummer hatte. Hastig drehte er sich um, rief Johann, der schon in der Nachttür des Hotels stand.
‚Johann, stopp, warte mal kurz!‘ Er sprintete auf ihn zu, als dieser sich wieder umdrehte und abwartend da stand.
‚Ja?‘, fragte dieser.
‚Deine Handynummer! Ich habe sie immer noch nicht! Gibst du sie mir?‘, erkundigte er sich.
‚Was für eine Frage, natürlich, im Umtausch zu deiner bekommst du sie.‘
Als sie die Nummern getauscht hatten, blickten sie sich an, Johann zog Eike zu einem Kuss zu sich.
‚Jetzt aber, gute Nacht und schlaf gut. Bis morgen.‘, verabschiedete sich der Blonde.
‚Du auch.‘, der Brünette lächelte und eilte zu seinem Auto.
Beschwingt fuhr Eike nach Hause. Diesmal kam ihm die Fahrt wieder kurz vor, purzelten doch die ganze Zeit die Erlebnisse des Nachmittags in seinem Kopf durcheinander.
Passend zu seiner Stimmung ließ er laut die Beatles auf CD laufen und sang lauthals mit.
In der Zwischenzeit war Johann in seinem Zimmer angekommen und machte sich bettfertig.
Als er das zerwühlte Bett sah, musste er lächeln. Er kletterte hinein, schnüffelte an den Laken. Sie rochen so gut nach Eike und dem Sex, den sie gehabt hatten. Er kuschelte sich auf das Bett, nahm sich sein Handy.
Schnell tippte er eine SMS.
Eike war inzwischen zu Hause angekommen. Beschwingt lief er die Treppe hinauf. In der Wohnung angekommen, stand er eine Weile mitten im Wohnzimmer und verlor sich in Gedanken. Wie aus einem Traum erwachend blickte er sich um, schüttelt dann den Kopf, um ihn etwas frei zu machen, ging ins Bad.
In Retroshorts lief er zu seinem Bett, wollte sich hinlegen, als ihm sein Handy einfiel. Er musste sich ja den Wecker im Telefon noch stellen! Er lief zu seiner Jeans, holte es aus der Hosentasche und als er es aktivierte, sah er, dass eine SMS eingegangen war.
Aufgeregt öffnete er sie.
„Ich liege gerade im Bett und alles duftet nach dir. Irgendwie ist das Bett auf einmal so groß, ohne dich. Ich werde jetzt schlafen und treffe dich in meinen Träumen. Gute Nacht, Johann.“
Ein glückliches Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. Er legte sich hin und antwortete Johann umgehend.
Im Halbschlaf hörte dieser ein Piepsen und griff zu seinem Handy.
„Hallo Süßer, bin gut zu Hause angekommen und liege schon im Bett. Ich vermisse deine Gegenwart auch und ich habe nicht mal den Trost etwas zu haben, das nach dir duftet. Deswegen werde ich jetzt ganz schnell einschlafen und dich in unseren Träumen treffen. Wir sehen uns morgen. Ich freue mich schon drauf. Eike“
Ein Kribbeln stieg in Johanns Bauch empor, als er die Zeilen las. Mit einem warmen glücklichen Gefühl schloss er die Augen und driftete langsam in den Schlaf.
warmen glücklichen Gefühl schloss er die Augen und driftete langsam in den Schlaf.

Raphael


Raphael
Raphael saß in seinem ehemaligen Kinderzimmer und grübelte. Seine Gedanken sprangen wild herum. Immer wieder switchten sie von der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück.
Als Eike ihm nach langem Zögern erzählte, dass er schwul sei, schoss ihm ein Blitz ins Herz. Hektisch hatte es zu Klopfen angefangen.
Er konnte es nicht fassen. Schwul. Eike war schwul!
Seit 5 Jahren liebte er diesen Trottel und nie hatte er etwas bemerkt. Okay, Eike ja selbst auch nicht.
Lange hatte er mit sich gehadert und überlegt, ob er schwul sei, denn bei keinem anderen Kerl hatte er je so empfunden, nur bei ihm.
Zudem gab es ja auch Phasen, in denen Eike immer noch einen sehr wichtigen Platz in seinem Herzen hatte, obwohl es Mädchen an seiner Seite gegeben hat. Die Zeiten waren sehr schön gewesen. Nie hatte jedoch eins der Mädels Eikes Platz einnehmen können.
Nach langer Zeit war er schließlich zur Überzeugung gekommen, bi zu sein. Eike hatte er nie etwas davon erzählt. Wie hätte er auch, gab es doch nur diesen einen Mann, der ihn interessierte.
Und jetzt war sein Traum in unmittelbare Nähe gerückt und doch so weit weg.
Eike war verliebt, auch wenn er es selbst noch nicht realisiert hatte.
Aus diesem Grunde war Raphael heimgefahren. Er brauchte Abstand, um alles zu verdauen. Nun saß er hier und konnte nichts anderes tun, als über ihn zu grübeln.
Eike, sein Eike manchmal etwas impulsiv, aber immer echt.
Die Sache mit Herrn Birkenbach, da habe ich wirklich an ihm gezweifelt dachte Raphael gerade für sich.
Das war so was von untypisch für ihn. Ebenso war ihm die neue Clique von Pascal ein Dorn im Auge gewesen.
Er empfand die Grundstimmung innerhalb der Gruppe aggressiv und irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, dass die Jungs Eike als ihr Opfer und nicht als ihren Freund auserkoren hatten.
Er hatte ja versucht, mit ihnen klar zu kommen, aber die abfälligen Sprüche, die sie gegen jeden, der nicht so war wie sie, vorbrachten, störten ihn immens.
Die Zeit, in der er sich dann von der Clique und Eike distanziert hatte, lastete ihm immer noch auf der Seele.
Eike war ihm so fremd geworden und das hatte ihn sehr geschmerzt.
Aber Gott sei Dank hatte der inzwischen begriffen, dass sie ihm nicht gut taten.
Müde legte sich Raphael im Bett zurück. Immer wieder sah er Eike vor seinen inneren Augen.
Eike, wie er sich, mit ihm lachend, um ein Buch balgte. Eike nachdenklich über einer Aufgabe brütend.
Eike und er, wie sie nach ihrer Aussprache, auf dem Balkon saßen und frühstückten.
Aber ganz besonders Eike, wie er mit Kalle, Johann und ihm im Biergarten saß.
Ganz besonders diese Szene trat immer wieder vor seine Augen.
Wie seine Augen geleuchtet haben, wenn er Johann voller Stolz angesehen hatte. Total verliebt, anders konnte man das gar nicht nennen.
Johann. Er wirkte sehr sympathisch und strahlte Eike genauso an. Wie hatte ihn dieser Anblick geschmerzt.
Raphael war sich sicher, dass sich einiges in ihrer Freundschaft ändern würde. So hatte Eike seine Exfreundin nie angesehen.
Konnte er damit umgehen? Wollte er damit umgehen?
Er wusste es einfach nicht. Er befand sich in einem Zwiespalt. Sollte er Eike seine Gefühle gestehen?
Wie würde der reagieren. Würde ihre Freundschaft das aushalten? Schließlich war Eike verliebt und er war sich sicher, dass sein Geständnis Eike verunsichern würde. Konnte er das seinem Freund antun? War er so egoistisch. Besonders nachdem Eike anscheinend wieder zu sich gefunden hatte, ihn in eine erneute Gefühlskrise schicken?
Frustriert stand Raphael von seinem Bett auf und blickte durch das Fenster in den Garten. Es war inzwischen dunkel, seine Eltern lagen bestimmt schon im Bett, wollten sie doch morgen das Wohnzimmer fertig renovieren.
Aber er konnte einfach nicht einschlafen. Er vermisste die offenen Gespräche mit Eike.
Konnte er denn offen mit Eike darüber reden?
Nein! Das ging nicht!
Aber, würde er nicht merken, dass ihn etwas beschäftigte? Was sollte er sagen, wenn ihn Eike fragte?
Seufzend lief Raphael unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Vor einem Foto blieb er stehen. Darauf waren sie beide zu sehen, wie sie triumphierend ihre Abi Zeugnisse schwenkten.
Eike, immer wieder Eike. Er war neben seinen Eltern die wichtigste Person in seinem Leben. Wie sollte er sich nur verhalten. Er wollte ihn nicht verlieren.
Verzweifelt setzte er sich auf sein Bett, den Kopf in seinen Händen vergraben. Tränen tropften aus seinen Augen.
Ich habe ihn verloren, bevor ich eine Chance hatte, ihn für mich zu gewinnen.
Scheiß Schicksal!
Wütend boxte er in sein Kopfkissen, legte sich wieder aufs Bett, zog sich die Decke über den Kopf und rollte sich ein.
Was soll ich nur machen? Wie soll ich mich verhalten? Will ich aufgeben? Kann ich das?
Seine Gedanken kreisten wild. Wieder sah er Eikes strahlendes Lächeln vor sich, als er mit Johann an den Biergartentisch, an dem er saß, herantrat. Ruhe überkam ihn plötzlich und eine Gewissheit.
Nein! Ich kann und werde es ihm nicht sagen! Er wirkt so glücklich, wie lange nicht mehr. Das kann und will ich nicht zerstören. Lieber bin ich nur sein bester Freund, als dass er wieder so zerrissen ist und nicht weiß, wie er sich verhalten soll. Nicht, dass unsere Freundschaft an meinem Geständnis zerbricht. Das könnte ich nicht ertragen.
Ich werde versuchen, mich abzulenken. Es wird ja wohl irgendwen geben, den ich gern haben kann! Ich muss nur stärker suchen.
Als sich diese Gewissheit ausbreitete, schöpfte er wieder etwas Mut. Er war seit 5 Jahren mit Eike befreundet und das wollte er nicht aufs Spiel setzen.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute Eike! Dachte er und driftete erschöpft in den Schlaf.
Als Raphael am nächsten Morgen erwachte, dachte er sofort an Eike. Verblüfft stellte er nach einem Moment des Sinnierens fest, dass er sich nicht mehr verzweifelt fühlte.
Traurig, nein es war auch keine Traurigkeit, eher Wehmut über das, was hätte sein können.
Er blickte an die Decke und vermisste einfach nur seinen besten Freund, nicht seinen möglichen Partner.
Es war gut, dass ich Abstand gesucht habe. Anscheinend brauchte ich die Zeit, um mit mir ins Reine zu kommen, stellte er fest, als seine Mutter seine Gedanken unterbrach, in dem sie an die Tür klopfte und rief: ‚Raphael! Aufstehen, Frühstück ist fertig!‘
Er quälte sich aus seinem Bett und ging hinunter in die Küche.
Während sie frühstückten, blickte seine Mutter ihn immer wieder prüfend an.
‚Was denn, Mama?‘, fragte er leicht irritiert.
‚Ich weiß auch nicht, mein Junge. Du wirkst irgendwie anders, als die letzten Tage. Ist alles in Ordnung?‘, erkundigte sie sich besorgt.
‚Jetzt schon!‘, Raphael ließ seufzend seinen Atmen entweichen. ‚Jetzt schon, Mama.‘
Seine Mutter schaute ihn ernst an und fuhr ihm zärtlich durch das Haar. Sie fragte nicht weiter nach und nahm seine Aussage kommentarlos hin. Sie wusste, wenn Raphael etwas beschäftigte, machte er es alleine mit sich aus. Wenn er Hilfe benötigte, würde er es ihr sagen.
Schweigend beendeten beide ihr Frühstück und bereiteten das Wohnzimmer vor, damit sie gleich mit dem Streichen beginnen konnten, wenn Raphaels Vater mit der Farbe zu Hause eintraf.


Was Ernstes?

Montag 7 Uhr

Während Raphael seinen besten Freund vermisste, dachte dieser nur an Johann.

Seit 10 Minuten lag er wach in seinem Bett und ließ den gestrigen Tag Revue passieren.

Er seufzte tief auf und grinste.

Trotz des katastrophalen Beginns ist es ein wunderschöner Tag geworden. Und Johann….Er ist einfach toll! Sein Lächeln haut mich aus den Socken und sein Körper… So schmal und doch voller Kraft.

Er richtete sich auf. Ob er schon wach war? Eike angelte nach seinem Handy und tippte eine Nachricht.

Durch ein lautes Grollen abgelenkt blickte er nach draußen. Dunkle Wolken hatten sich aufgetürmt und es wehte ein heftiger Wind. Aber ihn störte das nicht, hatte er doch das Gefühl, dass in seinem Schlafzimmer die Sonne schien.

Nachdem er die SMS abgeschickt hatte, stand er auf und schlurfte ins Bad, um sich zu duschen.

Ein Piepsen weckte Johann. Sofort war er voll da.

Das ist bestimmt Eike, dachte er aufgeregt und wühlte zwischen den Laken nach seinem Telefon.

„Guten Morgen Süßer. Ich hoffe du hast gut geschlafen und von mir geträumt. Gerade habe ich bemerkt, dass ein Gewitter aufzieht, aber das ist mir egal. Ich freue mich schon, dich nachher zu sehen und dich zu küssen. Eike“

Johann grinste verträumt und antwortete ihm: Geht mir genauso. Wenn es nachher regnen sollte, ruf mich einfach an, dann können wir ausmachen, wo wir uns treffen wollen ;-)“

Dann stieg er aus dem Bett und verschwand in Richtung Dusche. Pfeifend stellte er das Wasser an und setzte sich auf den angebrachten Duschsitz, da er so lange nicht sicher stehen konnte und vermeiden wollte, in der Dusche zu stürzen. Das würde ihm noch fehlen. Mit verstauchten Knochen wäre der Sex mit Eike bestimmt etwas unbequem. Er musste lachen, stellte er sich doch gerade vor, wie er, aufgrund einer Verstauchung, unbeweglich von Eike gepflegt wurde. Okay gepflegt traf es wohl nicht ganz, eher versuchte dieser ihn mit einem Blowjob von den Schmerzen abzulenken. Die Vorstellung erregte ihn und während er begann, sich einzuseifen, hob sich sein Glied erwartungsvoll. Er stöhnte auf, seine Vorstellung, wie Eike sich über seinen Schwanz beugte und ihn in die Mund nahm, wurde immer plastischer. Er schloss genussvoll die Augen, Erregung durchzuckte ihn und sein kleiner Freund pochte begierig auf sein Recht. In seiner Vorstellung massierte Eike seinen harten Schwanz. Immer fester wurde sein Griff. Mit geschlossenen Augen stellte er sich vor, wie Eike vor ihm kniete und ihn verwöhnte.

Ächzend schoss sein Sperma hervor und er blieb noch einige Minuten in seiner Fantasie behaftet auf dem Duschstuhl sitzen.

Herrjeh, wenn ich jedes Mal an Eike denke, wenn ich dusche, sollte ich in Zukunft noch mehr Zeit dafür einplanen. Entspannt grinsend beendete er seine Dusche und trocknete sich dann ab.

Er freute sich schon, Eike nachher zu sehen. Oh ja, er hatte schon Pläne, wie sie die Mittagspause verbringen könnten.

Beschwingt erledigte er seine Morgentoilette und fuhr mit dem Aufzug in den Frühstückssaal.

Kalle erwartete ihn schon an seinem Tisch.

‚Guten Morgen, mein Lieber. So wie du grinst, erspare ich mir die Frage, ob du gut geschlafen hast.‘ Lachend schenkte er Johann und sich Kaffee ein.

 

Eike machte sich inzwischen auch für den neuen Tag fertig.

Während er sich, von Eike träumend, seine Zähne putzte, riss ihn ein Piepen aus seinen Gedanken.

Schmetterlinge schossen ihm durch den Magen und hastig griff er nach seinem Handy.

Ob Johann ihm geschrieben hatte?

Er öffnete die Nachricht und erkannte leicht enttäuscht, dass es keine weitere Mitteilung des Blonden war.

Raphael hatte ihm geschrieben, ernüchtert las er den Text.

Hey Eike, bin schon heute Abend wieder in Fulda. Wir sind schneller als erwartet fertig geworden. Hast du Zeit und Lust mit mir etwas trinken zu gehen? Raphael

Raphael! Was mache ich denn, wollte doch heute Abend das Zusammensein mit Johann genießen.

Grübelnd blickte Eike auf die Mitteilung.

Er hatte Raphael viel zu erzählen. Innerlich zerrissen, wie er beiden gerecht werden sollte, legte er das Handy beiseite, um später auf die Nachricht zu antworten.

Weiterhin nachdenklich beendete er seine Morgentoilette und begab sich in die Küche.

Während er frühstückte wägte er ab, was er machen sollte.

Sich mit Raphael treffen, oder mit Johann. Oder mit beiden zusammen? Nein, das wäre keine gute Idee, das wäre Raphael gegenüber ungerecht, er würde sich mit Sicherheit nur auf Johann konzentrieren, da war er sich sicher.

Nachdem er fertig gefrühstückt hatte, zog er sich an.

Ob ich es noch schaffe, Johann vor seiner ersten Therapie abzufangen und ihm einen Gutenmorgenkuss zu geben?

Eilig machte er sich fertig, wollte er es auf jeden Fall versuchen. Vergessen war, dass Raphael auf eine Antwort von Eike wartete.

Zügig fuhr er nach Bad Salzschlirf. Dass es währenddessen heftig gewitterte, bekam er nur am Rand mit. Zu sehr war er mit der Vorstellung beschäftig, wie überrascht und erfreut Johann wirken würde, wenn er ihn küssen würde.

Als er im Kurort ankam, stellte er überrascht fest, dass ihm die Fahrt hierher diesmal nicht so lange vorgekommen war.

Eilig den Gedanken wegwischend stieg er aus und begab sich in die Kurklinik. Unsicher blickte er sich um. Er sah viele Menschen, die sich teils miteinander unterhaltend aus einem Raum heraus kamen.

Das ist bestimmt der Speisesaal. Hoffentlich sitzt Johann noch drinnen.

Zügig betrat er den Raum und blickte sich um. Erleichterung durchschoss ihn, als er Johann, mit dem Rücken zu ihm sitzend, erblickte.

Kalle saß neben dem Blonden und schaute auf. Schnell legte Eike seinen Finger auf den Mund, um Kalle darauf hinzuweisen, nichts zu sagen.

Ein Grinsen flog über Kalles Gesicht und als Johann ihn etwas irritiert anblickte und sich umdrehen wollte, eilte Eike schnell zu ihm, beugte sich über ihn und gab ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund.

Überrascht versteifte sich Johann, als er aber bemerkte, dass es Eike war, der sich über ihn beugte, seufzte er leise auf und erwiderte seinen Kuss.

‚Guten Morgen, Sonnenschein‘, haucht Eike an seinen Lippen. Sanft fuhr er mit seinen Lippen über den Mund des Anderen und stupste ihn mit der Nase an.

‚Guten Morgen‘, erwiderte der Blonde und strahlte ihn an.

Langsam lösten sie sich voneinander, während sie sich weiterhin in die Augen blickte.

Kalles Stimme durchbrach ihre Zweisamkeit.

Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Eike.‘ Grinsend beobachtete er, wie die beiden aus ihrer Versunkenheit auftauchten und ihn verlegen anblickten.

‚Komm, setz dich noch zu uns, wir haben beide noch 10 Minuten, bevor wir los müssen.‘

‚Das wünsche ich dir auch Kalle‘, etwas verlegen blickte Eike ihn an. ‚Die Sehnsucht nach Johann war zu groß, ich hoffe es war nicht allzu unhöflich, dich zu ignorieren.‘

 

‚Ach Quatsch, ich verstehe das und außerdem freue ich mich sehr für euch. Mach dir mal keine Gedanken.‘

Kalle nahm die auf dem Tisch stehende Thermoskanne und schenkte ihm eine Tasse Kaffee ein. ‚Hier, trink mit uns noch ein Tässchen Kaffee, dann müssen wir leider los. Aber ich schätze mal, ihr werdet euch nachher bestimmt noch treffen.‘ Den beiden Männern zuzwinkernd hob er seine Tasse und nippte daran.

Eike ließ sich währenddessen auf den Stuhl neben Johann sinken und tastete mit seiner Hand nach der des anderen und ergriff sie.

Mit einem strahlenden Lächeln erwiderte Johann den Druck und trank ebenfalls einen Schluck.

Andächtig beobachtete ihn Eike dabei.

Händchenhaltend tranken sie ihren Kaffee und plauderten mit Kalle noch etwas über das Wetter.

‚So, wir müssen dann mal beide los‘, sagte Kalle und erhob sich. ‚Ich geh schon mal voraus, verabschiedet euch in aller Ruhe, Eike wir sehen uns bestimmt später noch mal. Tschüss!‘ Danach verließ Kalle den Saal.

Nur zögernd verließen die beiden Männer den Speiseraum.

‚Ich seh dich nachher?‘, erkundigte sich Johann leise.

‚Natürlich! Ich schreibe dir eine SMS, ich weiß nicht wo ich bei diesem Wetter arbeiten werde. Dann treffen wir uns irgendwo, wo wir alleine sind.‘ Eike schaute liebevoll auf den Rollifahrer hinunter.

‚Bei dem Wetter würde ich sagen, lass uns unser Treffen in mein Zimmer verlegen, da ist es trocken und warm und wir sind unter uns.‘, verschmitzt grinsend blinzelte Johann zu Eike hinauf.

Der Brünette ging auf den neckenden Ton ein und erwiderte:‘ Aber nicht, dass Sie mir meine Unschuld rauben, werter Herr.‘ Sie schauten sich in die Augen und prusteten beide los. Immer noch lachend beugte sich Eike zu Johann hinunter und küsste ihn.

‚Bis später, Johann. Ich freue mich schon auf dich.

‚Bis später, Großer. Lass mich nicht zu lange warten.‘

Dann drehte er seinen Rollstuhl zögernd um, warf Eike noch einen zärtlichen Blick zu und fuhr Richtung Therapiebecken.

Eike verließ die Kurklinik und begab sich zum Bauamt. ‚Guten Morgen Herr Friedrich, ich bin zu früh dran, musste noch etwas erledigen und dachte, dass ich vielleicht heute mal eher anfangen kann?‘

Fragend blickte er zu dem älteren Mann. Dieser wirkte etwas überrascht Eike jetzt schon zu sehen, fing sich aber schnell.

‚Nun sind Sie ja da, dann können Sie auch jetzt anfangen, ist ja nicht so, dass die Werkzeuge Termine bei Ihnen hätten, die verschoben werden müssten.‘ Zwinkernd erhob er sich von seinem Schreibtisch.

‚Dann kommen Sie mal mit. Es regnet ja so heftig, dass Sie heute in der Lagerhalle arbeiten werden. Wenn es aufhören sollte, können Sie ja immer noch an den Beeten im Park weiterarbeiten.‘

Folgsam lief Eike seinem Vorgesetzten hinterher. In der Lagerhalle liefen sie zu einem der Arbeiter. 

‚So Herr Mikkelsen, sie werden sich heute mit Hans um die Motorgeräte kümmern, sprich sie säubern, und gegebenenfalls auseinandernehmen und überholen. Hans kennt sich gut mit den Motorgeräten aus und zeigt Ihnen, was Sie machen müssen.‘ Damit ließ er die beiden allein und verließ die Halle wieder.

‚Moin‘, nuschelte Hans, ein wortkarger Mittvierziger.

‚Dann lass uns mal anfangen.‘ Er wies auf die Motorsägen die auf einem Arbeitstisch ausgebreitet lagen.

‚Zuerst starten wir alle nacheinander, um zu sehen, ob sie rund laufen. Wenn sie es tun, reinigen wir sie, schärfen die Kette, an diesem Gerät‘, er zeigte auf eine Maschine die vage Ähnlichkeit mit einer Standbohrmaschine hatte,‘ und ölen sie dann. Wenn die Maschinen jedoch stottern, werden wir sie auseinandernehmen und schauen, wo das Problem ist. Das machen wir aber erst, wenn wir alle Geräte durchhaben. Die Funktionierenden räumen wir direkt wieder weg, damit wir nicht durcheinander kommen, verstanden?

‚Geht in Ordnung‘, voller Elan, endlich mal etwas anderes zu tun, als Unkraut zu jäten, begann Eike die Motorsägen zu starten und zu sortieren, welche nur gepflegt und welche überholt werde mussten.

Gegen 14 Uhr verließ Eike eilig die Halle und holte sein Handy aus der Jackentasche. Schnell tippte er eine Nachricht an Johann.

Bin auf dem Weg zu dir, wartest du schon?

In dem Moment in dem er die Nachricht abschickte, ging eine Mitteilung bei ihm ein.

Grinsend öffnete er sie.

Bin in meinem Zimmer und warte auf dich, wie lange brauchst du noch?

Na, das war ja schon fast Gedankenübertragung, schmunzelte er in sich hinein und sprintete durch den Regen zur Kurklinik.

Eilig stieg er die Stufen in den dritten Stock empor und klopfte an Johanns Tür.

‚Komm rein, die Tür ist offen.‘, erklang es da schon von innen.

Lächelnd betrat er den neutralen Raum, in dem sich bis auf ein Bett, ein Stuhl, ein Schreibtisch samt Fernseher, sowie ein Schrank, nichts befand. Sah man von Johann und seinem Rollstuhl ab.

Dieser lag auf dem Bett und lächelte ihn an.

‚Du wirkst müde‘, begrüßte Eike ihn besorgt und setzte sich auf die Bettkante, bevor er sich zu ihm hinunter beugte und ihn mit einem Kuss begrüßte.

‚Ein bisschen, die letzte Therapie war etwas anstrengend. Habe einen Kilometer auf einem Laufband laufen müssen, dient dazu, dass meine Muskeln nicht weiter abbauen. Aber mach dir keine Gedanken, mir geht es gut, war nur etwas anstrengend.‘

Johanns Augen begannen zu blitzen und bevor Eike etwas sagen konnte, ergänzte er: ‚Aber ich bin nicht zu erschöpft, um von dir eine Belohnung zu bekommen. Denn ein Kilometer ist schon eine gute Leistung, ich bin sehr zufrieden und der Therapeut auch.‘

Begehrlich ließ er seinen Blick über Eike wandern, der sich über ihn beugte. ‚So eine Belohnung? Was für eine hast du dir denn vorgestellt?‘, flüsterte er dem Blonden ins Ohr.

Johann räkelte sich lasziv auf dem Bett. ‚Och, etwas das mich entspannt.‘, verführerisch grinsend blickte er zu dem Brünetten auf.

‚So so, du willst eine Massage? Nun ich hoffe ich kann deinen Ansprüchen gerecht werden.‘ Eike grinste in sich hinein, als er sah, dass Johann in seinen Bewegungen stockte.

‚Ähm, eine Massage ist ja nett, aber,…‘ Weiter kam er nicht, denn Eike musste loslachen, als er den verdatterten Blick von Johann sah.

Dieser errötete, als er bemerkte, dass er von Eike auf die Schippe genommen worden war.

‚Du,…‘ Er schnellte hoch, zog Eike aufs Bett und rollte sich auf ihn. ‚Das wirst du mir büßen, mich so zu verunsichern‘, flüsterte er ihm ins Ohr und biss dann in dessen Ohrläppchen.

Ein Zittern durchlief den Brünetten, während er aufstöhnte und sich erregt an Johann rieb.

Schnurrend erwiderte dieser die Bewegung und begann Eike leidenschaftlich zu küssen.

Hastig schälten sich beide aus ihrer Kleidung, lechzten sie doch nach der Berührung von bloßer Haut.

Als sie sich nackt gegenüber lagen, zögerten sie einen Moment, ihre Blicke verhakten sich ineinander. Wortlos tauschten sie ihre Gefühle für den jeweils anderen aus. Bis Eike es nicht mehr aushielt so viel Abstand zu Johann zu haben. Er zog ihn fest in seine Arme, während sie sich immer noch zärtlich in die Augen blickten. Sanft trafen ihre Lippen aufeinander und sie küssten sich.

Dabei wanderten Eikes Hände zärtlich über Johanns Rücken, massierten und streichelten ihn. Genüsslich schloss er seine Augen und genoss die Streicheleinheit.

Die wilde Erregung, die vor einem Augenblick noch in beiden gewütet hatte, wich einem zärtlichen Gefühl der Nähe. Sex war nebensächlich geworden, wichtiger war ihnen in diesem Moment, die gegenseitige Nähe zu spüren und in ihr zu schwelgen.

Eng lagen sie beieinander und streichelten sich gegenseitig.

‚Eike?‘, wisperte Johann. ‚Hmm?‘ brummte dieser.

Der Blonde blickte Eike in die Augen. Zarte Röte stieg ihm in die Wangen.

‚Was wolltest du denn fragen?‘, flüsterte er ihm zu, als dieser weiter schwieg und die Röte sich auf seinen Wangen vertiefte.

‚Ach, war nicht wichtig. Ich hab´s mir anders überlegt.‘ Um ihn abzulenken, beugte sich Johann über Eike und küsste ihn liebevoll.

‚Komm, sag schon‘, brummelte der Brünette an seinen Lippen. ‚Ich werde schon nicht vor Entsetzen schreiend weglaufen oder dich auslachen, versprochen!‘

Er löste den Kuss und sah den Blonden auffordernd an. Dieser wand sich förmlich vor Verlegenheit. Und biss sich auf seine Lippen.

Nachdenklich beobachtete Eike, wie Johann sich unter seinem Blick unruhig bewegt und ihm nicht mehr ins Gesicht schauen konnte.

Er erlöste ihn von seinen Qualen, indem er zu reden ansetzte. ‚Ich glaube ich weiß, was du mich fragen wolltest.‘

Er nahm das Gesicht, des Blonden zwischen seine Hände und zwang ihn sanft, ihn anzublicken. Als dieser schüchtern seinen Blick erwiderte, antwortete er auf die nicht gestellte Frage.

‚Ja, von meiner Seite ist es was Festes zwischen dir und mir. Ich will dich noch näher kennenlernen, will wissen was du denkst und wie du lebst. Und ich will dich so oft wie möglich sehen und dich spüren.‘

Lange blickten sich beide schweigend in die Augen. Ein strahlendes Lächeln flog über Johanns Gesicht, bevor es von tiefer Zärtlichkeit ersetzt wurde. Langsam beugte er sich zu Eike hinunter und nuschelte an seinen Lippen: ‚Woher wusstest du, was ich fragen wollte?‘

Eike ließ seine Zunge über Johanns Lippen gleiten und küsste ihn dann auf den Mundwinkel, bevor er sich löste und antwortete: ‚Weil ich über das Gleiche nachgedacht habe. Während ich dir dann in die Augen geblickt habe, habe ich irgendwie gewusst, dass das auch deine Gedanken waren.‘

Wieder verhakten sich ihre Blicke und sie schauten sich liebevoll an. Johann legte seinen Kopf an Eike Schulter ab und seufzte andächtig.

‚Da bin ich froh, dass du genauso fühlst wie ich.‘ Liebevoll glitt seine Hand über die Brust des Brünetten und umschlang dann dessen Brustkorb. Ineinander verschlungen lagen sie eine Weile schweigend da und hingen ihren Gedanken nach.

‚Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Und wenn ich nicht in deiner Nähe bin, vermisse ich dich.‘, gestand Eike nach eine Weile mit rauer Stimme.

Als Johann dies hörte, stiegen ihm die Tränen in die Augen. Endlich hatte er jemanden getroffen, dem er wichtig war und der keine Scheu vor seinem Handicap hatte. Eine Woge des Glücks rieselte durch seinen Körper und er schmiegte sich noch enger an den warmen Körper neben sich.

Mit brüchiger Stimme antwortete er: ‚Das geht mir genauso‘

In Gedanken ergänzte er, du ahnst nicht wie sehr mich deine Worte glücklich machen.

Lange noch lagen sie sich in den Armen und streichelten sich. Genossen das Zugehörigkeits- und Glücksgefühl, welches durch ihre Adern floss.

‚Ich will nur ungern die Stimmung stören‘, flüsterte Eike, ‚Leider muss ich dich jetzt aber verlassen, sonst komme ich noch zu spät‘. Wie aus einem Traum erwachend blickte sich Johann verwirrt um und zog scharf den Atem ein, als er sah, dass es schon kurz vor drei war.

‚Schon so spät, verflixt, dann musst du dich jetzt aber beeilen. Ich will nicht, dass du Stress bekommst, weil du zu spät aus der Mittagspause kommst.‘ Besorgt blickte er den Brünetten an, der sich zögerlich aus dem Bett schälte.

Dieser beugte sich über ihn, drückte ihm noch einen liebevollen Kuss auf die Lippen, bevor er sich anzog.

‚Ich melde mich, wenn ich fertig bin, okay?‘, verabschiedete er sich von Johann, der sich langsam auch wieder anzog.

‚Ja, mach das. Ich warte auf deine Nachricht.‘ Zärtlich blickte er Eike in die Augen wedelte dann mit den Händen.

‚Husch husch, weg mit dir, du musst nicht auf mich warten.‘

Hastig küsste dieser ihn zum Abschied und verließ das Zimmer.

Als Johann wieder alleine war, ließ er sich zurück ins Bett sinken drückte sein Gesicht in das Kopfkissen und spürte Eikes Geruch nach.

Wieder stiegen ihm Tränen des Glücks in die Augen. Fest umarmte er das Kopfkissen und spürte dem Gefühl nach.

Wie sehr hatte er dieses schöne Gefühl vermisst.

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Texte: Texte: Nachdruck, auch Auszugsweise, nur nach Genehmigung der Autorin. Alle Rechte vorbehalten. Der Text wurde von mir redigiert, wenn ich Fehler übersehen habe, bin ich dankbar, für jede Rückmeldung, um übersehene Fehler ausmerzen zu können ;-)
Bildmaterialien: Bildmaterialien: Quelle Wallpaperapp.& Bookrix Bildmaterial Cover Gestaltung bonnyb
Lektorat: shark.serenade, sissu Kaiserlos und lottihanke
Tag der Veröffentlichung: 03.02.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Bonny, die mich bestärkt hat, es mit dem Schreiben zu versuchen, die mir Mut gemacht hat das Buch online zu stellen und die mir das Cover erstellt hat. Du bist ein Goldstück!

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