Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause plagte mich am Freitag Abend ein kleines Hüngerchen und just in diesem Augenblick sah ich am Horizont ein golden schimmerndes „M“.
Speichelfluss setzte ein.
Noch einmal tüchtig Gas geben und mein Hunger sollte gestillt werden.
Am drive-in-Schalter knarzte mir eine geschlechtslose Stimme entgegen:
„ire stejung itte“.
Normalerweise habe ich die Speisekarte im Kopf, aber nun stellte sich große Verwirrung und spontaner Verlust des Speisenangebots ein und ich bedeutete dem Geschlechtslosen Etwas, dass ich gerne was mit Hühnchen wollte.
Aus der Sprechanlage knarzte undeutlich irgendetwas, was klang, wie „…icken?“
Ich dachte, darüber können wir später reden, im Moment habe ich nur Hunger.
Daraufhin klang es aus dem Plastikkasten etwas lauter und deutlicher:
„Tschicken?“
Oh nein, bitte nicht, ich nehme es gleich mit!
Um die peinliche Situation aufzulösen sagte ich:
„Ah verstehe, Chicken, na vielleicht doch lieber etwas anderes.“
Plastikkasten: „am-urger?“
Wahrheitsgemäß antwortete ich, dass ich nicht im hohen Norden beheimatet bin, sonder aus der hiesigen Gegend stamme.
Etwas lauter und sehr akzentuiert:
„Wollen-sie-einen-Ham-bur-ger?“
„Ja, gerne.“
„Tschiiieß?“
„Häää?“
„Wollen-sie-Käse-auf-dem-Ham-bur-ger?“
Na bitte, geht doch auch deutlicher!
„Ja gerne, englischen Cheddar, leicht geschmolzen und mit Jalapenos garniert.“
Plastikkasten, mittlerweise leicht genervt:
„Was daßu?“
Ooch ja, ich hatte ja Hunger!
„Einmal Pommes bitte.“
„Groß, mittel, klein?“
„Gemischt.“
Jetzt hatte ich ihn, damit hatte er nicht gerechnet!
Er/es aber ließ meinen kleinen Scherz ins Leere laufen, offenbar kannte er/es ihn schon.
„ßu-dn-ommes-was-aßu?“ leierte es aus dem Lautsprecher.
Mittlerweile hatte ich eine gewisse Zuneigung zu dem Kasten entwickelt und in manchen Situationen purzeln solche Sachen einfach aus meinem Mund.
„Ein zartes Entrecoté, leicht rosa und ein Glas 96er Chablis bitte.“
Aus der Plastikbox kam eine Antwort, die ich nicht deuten konnte.
Mit gutem Willen ließ es sich als „Sicher doch“ erkennen, könnte aber auch „Arschloch“ gewesen sein.
„ier ro nfzehn, am nchstn str itte.“
Ich setzte mein schönstes Lächeln auf, als ich zum nächsten Fenster fuhr und bezahlte die Rechnung mit einem 200 Euro-Schein.
Mit einem Blick „Todesverachtung-Pur“ gab ein junger Herr das Wechselgeld heraus und wünschte
eine angenehme Fahrt.
Erst jetzt holte ich zum Finalschlag aus.
„Kann ich bitte eine Quittung haben?“ fragte ich, … „Geschäftsessen.“
Ich hatte eine anstrengende Arbeitswoche und nach diesem kleinen Erlebnis freute ich mich um so mehr aufs Wochenende und auf das Angebot mit dem „…icken“ bin ich auch nicht näher eingegangen.
Texte: Jens Draeger
Lektorat: Vielleicht wurde diese Geschichte schon ähnlich erlebt oder interpretiert, man kann es nie ausschließen...
Übersetzung: rework, Dank an Uschi
Tag der Veröffentlichung: 20.10.2012
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