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Kapitel 1


„HELEN!“ Das war meine Mutter. Ich saß gerade mal seit einer Viertelstunde auf dem Sofa um mir meine Lieblingssendung anzugucken und schon musste sie so rumbrüllen.
„Ja“, rief ich zurück. „Was ist los?“
„Du räumst jetzt sofort dein Zimmer auf! Ich sage dir das jetzt schon seit zwei Tagen“
Oh scheiße, dass hatte ich glatt vergessen. Ich meine man kann es doch mal vergessen, wenn man zum ersten mal verliebt ist, oder? Und dann ausgerechnet in Jonas den besten Freund meines Zwillingsbruders Bennie.
„Komme schon“, murmelte ich genervt.
Da platzte Bennie in das Geschehen.
„Na, musst du schon wieder dein Zimmer aufräumen?“, fragte er gehässig.
„Halt die Klappe du kleiner Mistkäfer“, zischte ich ihn an.
Nur zur Info mein Bruder und ich verstehen uns nicht, außer es geht um ein Problem, dass uns beide etwas angeht, und dann sind wir ein unschlagbares Team. Jetzt trottete ich erst mal in mein Zimmer um aufzuräumen. Ich hatte gerade damit angefangen unter meinem Bett aufzuräumen, da tönte auch schon unverkennbar die Stimme von Bennie aus dem Wohnzimmer.„Helen, Telefon“.
Da ich so schnell wie möglich bei ihm sein wollte sprang ich auf und vergaß dabei, dass ich unter meinem Bett lag. Ich stieß mir dann auch prompt den Kopf.
„AU“, schrie ich. „So ein verdammter Scheiß“.
Immer noch stöhnend vor Schmerz ging ich hin um ihm das Telefon abzunehmen. Ich brauchte nur einmal kurz auf das Display zu schauen um zu sehen wer dran war. Es war meine beste Freundin Julia.
„Hey Julia, was gibt’s?”
„Ich wollte fragen ob du mit nach Neumünster kommst. Die haben da alles runtergesetzt und außerdem wollten wir sowieso noch ins Kino und Eclipse gucken.“
„Ja Moment ich frag mal, MAMA!“
„Was ist?“
„Kann ich mit Julia nach Neumünster ins Kino und shoppen fahren?“
„Hast du denn dein Zimmer aufgeräumt?“, rief meine Mutter fragend zurück.
„Noch nicht ganz.“
„Dann räum erst dein Zimmer auf, dann darfst du auch wegfahren.“
„Okay“, brummte ich zu Julia. „Ich muss erst mein Zimmer aufräumen, dann kann ich kommen!“
„Na gut, dann bis um drei Uhr am Bahnhof. Der Zug fährt um zehn nach drei ab, also ist er ca. acht nach da. Sei Pünktlich!“
„Danke, bin ich. Dann bis nachher.“
Ich legte auf und machte mich wieder an die Arbeit und räumte so schnell wie möglich unter meinem Bett, meinen Schreibtisch und den Rest auf, damit ich mich danach noch duschen und schminken konnte. Schnell guckte ich auf die Uhr um mich zu vergewissern, dass ich noch genug Zeit dazu hatte. Ich ging ins Bad und duschte mich schnell. Als ich endlich fertig war guckte ich noch mal auf die Uhr, die an der Badezimmerwand hängt. „Oh Mist“, rief ich aus, denn es war schon zwanzig vor drei und ich brauchte fünfzehn Minuten zum Kämmen, Schminken, anziehen und Stylen. Inzwischen war es fünf vor drei. Mit dem Fahrrad würde ich in etwa zehn bis fünfzehn Minuten zum Bahnhof brauchen. Ich schmiss mein Portmonee in meine Tasche, zog mir meine Lieblingsschuhe an, rannte ohne Tschüss zu sagen aus dem Haus, schwang mich auf mein Fahrrad und raste los in der Hoffnung nicht zu spät zu kommen.



Kapitel 2


Als ich um acht nach drei am Bahnhof ankam, wartete Julia bereits auf mich.
„Hi“, stieß ich keuchend hervor. „Sorry, dass ich zu spät bin, aber ich musste noch an den beiden Ampeln anhalten!“
„Schon gut, komm lass uns jetzt gehen, der Zug fährt gleich los.“ Ich schloss schnell mein Fahrrad ab und folgte Julia zum Zug. Als wir zwanzig Minuten später in Neumünster ankamen schlenderten wir erst rüber zu New Yorker um später noch mal zu H&M zu gehen.
„Mein Gott ist das ein Gedränge hier“, stöhnte Julia.
Plötzlich entdeckte ich meinen Schwarm auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus Karstadt kommen und direkt auf New Yorker zulaufen. Bevor Julia sich dagegen wehren konnte hatte ich sie auch schon auf das Gedränge der Straße gezogen, damit er mich bloß nicht entdeckte.
„Was ist denn los Helen?“, fragte Julia verwirrt. „ Ich hab grade voll das hübsche T-Shirt gesehen und außerdem... nun drängel doch nicht so!“
Doch ich hörte ihr nicht zu. Ich dachte nur darüber nach wie peinlich es werden konnte, wenn er mich entdecken würde. Denn Lilly und Verena, zwei Klassenkameradinnen, die denken sich in jede Liebesgeschichte einmischen zu müssen, haben letzte Woche einen Liebesbrief in seinen Schulranzen gesteckt mit meinem Namen und Herzchen und allem drum und dran darunter. Deshalb wollte ich unter gar keinen Umständen, dass er mich sieht und... „HELEN“
Weiter kam ich nicht mit meinen Gedanken, da Julia sich von mir losgerissen und mir direkt ins Ohr gebrüllt hatte.
„Pssst“, zischte ich. „Nicht so laut.“
Jetzt erst bemerkte ich, dass wir gegenüber von Karstadt stehen geblieben waren und Julia mich an den Schultern gepackt festhielt.
„Warum? Was ist Los?“
An ihrer Stimme hörte ich, dass sie langsam wütend wurde.
„Jonas ist hier!“
„Na und?!“
„Es wäre voll peinlich, wenn er mich sehen würde!“, meinte ich, obwohl ich glaubte, dass sie es nicht verstehen würde, da sie die letzte Woche krank war und somit die Aktion von Lilly und Verena nicht mitgekriegt hatte. „ Und außerdem... ach egal.“
Wir schlenderten weiter zu H&M. Auf dem Weg erklärte ich ihr die ganze Sache mit Verena, Lilly und dem Liebesbrief. Dann gingen wir zu H&M rein um uns noch ein paar hübsche Bikinis zu kaufen.

Kapitel 3


Als wir bei H&M fertig waren, wir hatten beide einen total geilen Bikini gekauft, gingen wir zu Karstadt und schauten uns ein wenig um. Danach holten wir uns einen Döner und setzten uns an den See, der dort mitten in der Stadt lag. Julia kaufte sich noch das T-Shirt von New Yorker, das sie vorhin entdeckt hatte und so toll fand, nachdem wir beide unseren Döner aufgegessen hatten. Am Kino angekommen stellten wir uns an den Kartenverkauf. Plötzlich hörte ich eine mir sehr vertraute Stimme, die meines Bruders Bennie und... oh nein Jonas war auch hier. Er ging grade weg um Popcorn zu holen.
„Guck mal da sitzt Bennie. Hi Bennie!“
Tönte da auch schon die Stimme meiner besten Freundin neben mir. Mist auch das noch gerade wollte ich sie vor dem warnen was sie gerade getan hatte. Wahrscheinlich hatte sie Jonas nicht bemerkt oder aber sie wollte mir eins auswischen dafür, dass ich vorhin zu spät gekommen war und wir beinahe den Zug verpasst hatten. Aber es war schon zu spät, ich sah auch schon wie mein lieber Bruder uns beide entdeckte und rüberkam.
„Na Schwesterherz“, flötete er. „Haste dein Zimmer endlich aufgeräumt?“
„Was machst du denn hier?“ ,giftete ich sofort zurück. „Ich dachte, dass du heute Fußball hast.“
„Is ausgefallen.“, brummte er. „Der Trainer ist mit dem Fahrrad hingefallen und hat sich das Bein gebrochen, deswegen habe ich Jonas angerufen und gefragt ob er mit ins Kino kommt.“
„Mein Gott, euer Trainer ist sogar zu blöd zum Fahrrad fahren!“, stöhnte ich
„Was heißt `sogar´?“: fragte Bennie gereizt.
„Naja,“, entgegnete ich. „Er ist doch auch zu blöd euch richtig Fußball beizubringen so schlecht wie ihr spielt. Ich meine wie viele Spiele habt ihr bis jetzt gewonnen... ach ja, ich glaube es waren drei von zwanzig Spielen...!“
„Das stimmt nicht!“, keifte Bennie.
Jetzt hatte ich ihn richtig auf die Palme gebracht. Er hasste es nämlich, auf seine Fußball Niederlagen aufmerksam gemacht zu werden.
„In welchen Film geht ihr denn?“, fragte Julia um einen endgültigen Geschwisterstreit zu verhindern.
„Eclipse!“
„Da gehen wir auch rein.“, platzte es aus Julia heraus. „Wo sitzt ihr?“
„Ähhhm... Reihe B Plätze 14 und 15.“
Shit die sitzen genau zwei Reihen hinter uns, dachte ich.
Da kam Jonas auf uns zu.
„Hi ihr zwei!“, sagte er.
„Ähhhhm... wir... sehen uns dann ja nachher!“, stotterte ich.
Schnell ging ich etwas Essen und Trinken holen. Julia folgte mir. Ich holte uns jeder eine Popcorn und eine Cola, dann gingen wir in Kino 4 um uns den Film anzusehen. Als der Film halb zu Ende war fing mein Bruder an uns oder eher gesagt mich zu nerven. Andauernd bewarf er mich mit Popcorn, oder er versuchte es zumindest. Ich war froh als der Film zu Ende war. In der Eingangshalle stand mein Bruder schon und wartete auf mich. „Mam holt uns mit dem Auto ab! Ach ja, Jonas bleibt vielleicht für eine oder zwei Wochen bei uns, weil seine Eltern nach Italien fahren.“
Das konnte ja eine tolle Woche werden!


Kapitel 4


Julia und ich standen auf dem Schulhof und redeten über Eclipse. Da fragte Julia: „Was machst du denn so in den Sommerferien?“
„Mich langweilen, an den See baden gehen und versuchen zu Hause Peinlichkeiten zu entgehen während Jonas da ist! Und du?“
„Ich fahre für zwei Wochen auf Mallorca und lasse es mir gut gehen.“
„Man hast du das gut... Ich muss mich mit Bennie begnügen.“
Es klingelte und Julia und ich gingen rein um unsere Zeugnisse entgegenzunehmen.
Als ich um elf dann zu Hause ankam fragte meine Mutter gleich: „Und wie ist dein Zeugnis ausgefallen?“
„Ziemlich gut ich hab einen Durchschnitt von 2,5 und Bennie?“
„Der hat einen Durchschnitt von 2,6.“
„OK. Ich bin dann mal in meinem Zimmer.“
„Ja, aber nachher um eins gibt’s Pfannkuchen zum Mittag!“
„Cool! Ähm, Mam kann ich dich noch mal schnell was fragen?“
„Ja was ist, Schnecke?“
„Stimmt es, dass Jonas für eine oder zwei Wochen bei uns ist?“
„Ja, aber erst in der 2. Ferienwoche, dass heißt erst übernächste Woche am Montag.“
„Gut, danke Mam!“
In meinem Zimmer ging ich erst mal an meinen Laptop um ein bisschen im Internet zu surfen. Da sah ich, dass Jonas bei Skype on war und gerade versuchte mich anzurufen. Ich überlegte eine Weile, ob ich annehmen sollte oder nicht und beschloss zu warten ob er es noch einmal versuchen würde oder ob er es ließ. Er versuchte es noch viermal beim Fünften mal nahm ich an.
„Ja?“ ,fragte ich in das Headset . „Was gibt’s?“
„Och... öhh... nichts!“, stammelte Jonas Stimme in mein Ohr. „Wollte nur mal hallo sagen und fragen wie es dir so geht.“
Ja klar ,dachte ich sarkastisch, deswegen hatte er mich ganze fünfmal versucht anzurufen... das war ja echt toll und ich dachte schon, dass jetzt total viele Liebeserklärungen oder so kommen würden... nun ja aber vielleicht hatte er den Brief ja noch gar nicht entdeckt. Man das wäre vielleicht toll. Dann wüsste er nämlich nicht wie toll ich ihn fand.
„Och mir geht's eigentlich ganz gut.“, murmelte ich ins Headset. „Und dir?“
„Mir geht’s total super!“
Wir redeten noch eine ganze Weile weiter über unser Zeugnis, unsere Klasse, was wir so in unserer Freizeit machen, über Musik und all so ein Zeug.
Plötzlich sagte er: „Du sorry, aber ich treff mich noch mit Lena, also dann bis in zwei Wochen!“
Dann brach die Verbindung ab und ich saß da und starrte nur auf den Bildschirm.


Kapitel 5


„Wer zum Teufel ist Lena?!“, schluchzte ich am nächsten Tag ins Telefon
„Ich glaube das ist die von seiner Nachhilfe!“, seufzte Julia. „Kannst du mir nicht ein paar mehr Informationen geben?“
Julia atmete einmal tief durch und erzählte dann los.
„Also,... sie heißt Lena Dübbert ist in der Parallelklasse von uns und zwar in der 10e. Lena ist sehr hübsch also lange Kastanienbraune Haare, ca. 1,70m groß. Sie ist echt total gut in der Schule, außerdem tan...“
„Du scheinst dich ja echt gut auszukennen!“, zickte ich nur schnippisch zurück. „Und was sie für Hobbys hat interessiert mich nicht. Ich will wissen ob sie ihm, oder er ihr Nachhilfe gibt und so was.“
„Das wollte ich doch noch erzählen! Gut, ich hab gehört, dass sie schon lange ein Auge auf ihn geworfen hat und deshalb so tut als ob sie in Französisch Schwierigkeiten hat. Als Gegenleistung, dass er ihr hilft gibt sie ihm Nachhilfe in Mathe.“
„Und?“, befragte ich sie stürmisch weiter.
„Was und?“
„Na will er denn was von ihr? Oder ist er nur nett?“ ,beantwortete ich ihre Frage.
„Das weiß ich nicht so genau... aber wer will schon was mit so einer aufgeblasenen Tussi zu tun haben?“
„Na, er doch anscheinend, oder?“
„Hey Süße, überleg doch mal, in zwei Wochen hast du ihn für längere Zeit nur für dich!“
„Du hast ja recht.“ ,gab ich noch nicht ganz besänftigt zurück.
„Na also... ich muss jetzt auflegen es gibt gleich Mittag! Spinat und Kartoffeln, bähh“
„Ja, dann bis irgendwann, bye.“, gab ich lachend zurück.
„Bye Süße und... mach dir heute nicht mehr so viele Gedanken über ihn.“
„Geht klar.“, versprach ich noch kurz bevor sie aufgelegt hatte. Aber ich wusste, dass ich dieses Versprechen nicht halten konnte.


Kapitel 6


Zwei Tage später saß ich gelangweilt im Bett und streichelte meine Katze Mia. Ich dachte darüber nach, was man zusammen unternehmen könnte, wenn Jonas da war. Verträumt ließ ich mich in meine Kissen zurücksinken und schlief ein. Ich träumte von Jonas. Wir fuhren mit unseren Fahrrädern an einen See. Am Ufer stand ein mit Efeu und bunten Blumen umrankter steinerner Pavillon. Jonas und ich gingen in diesen wunderschönen Pavillon. Er nahm meine Hand, sah mir tief in die Augen und beugte sich herab um mich zu küssen. Ich schloss die Augen und- „HELEN!“ Oh man(n) immer stört mein Papi in den schönsten Augenblicken. Gerade stürmte er z.B. laut nach mir schreiend und wild mit den Armen herumfuchtelnd in mein Zimmer.
„Was ist denn?“; fragte ich verschlafen.
„Ich habe dich jetzt schon bestimmt fünfmal gerufen!“
„Und warum?“, gab ich total genervt zurück, weil er meinen schönen Traum von Jonas zerstört hatte.
„Du sollst mit dem Hund raus. Du wusstest ganz genau, dass du heute Nachmittag dran bist und es ist jetzt schon halb vier!“
„Ja, ja ist ja schon gut.“
Vor mich hin grummelnd zog ich mir meine Schuhe an und schnappte mir die Hundeleine. Kira, die, wie immer fröhlich mit dem Schwanz wedelnd, schon vor Tür wartete, sprang mir entgegen.
Naja

, dachte ich. Eine gute Sache hat das Spazieren gehen ja, ich kann über meinen Traum nachdenken.


So ging ich also gedankenverloren in Richtung Stadtpark. Im Stadtpark ließ ich Kira von der Leine und bummelte ihr langsam hinterher. Ich war so sehr in meinen Traum von vorhin versunken, dass ich nicht bemerkte, wie mir jemand von vorne entgegenkam. Dieser jemand war anscheinend genauso in Gedanken versunken wie ich und wir knallten zusammen.
„’Tschuldigung“, riefen wir gleichzeitig.
„Tut mir leid hab nicht aufgepasst“, entschuldigte sich der Fremde.
„Oh,... man Bennie!“, entgegnete ich nur genervt, als ich sah, wer vor mir saß.
Kira fand es natürlich ganz toll, dass ihr Herrchen so unerwartet vor ihr auf dem Boden saß, sodass sie ihn natürlich sofort abschleckte.
„KIRA, AUS!“, rief mein Zwillingsbruder angeekelt.
„Ich denke du pennst heute bei Jonas“, ärgerte ich mich, da der geplante DVD Abend mit Julia dann wohl ins Wasser fiel.
„Tu ich ja auch, hab nur was vergessen,“
„Ach so und was?“
„’Ne DVD von ihm. Muss auch jetzt schnell los, wir wollen nämlich noch in den Skatepark.“
„OK, Grüß ihn mal bitte von mir!“, sagte ich abwesend.
„Wen den Skatepark?“, meinte Bennie belustigt.
„Nein, Jonas natürlich du Idiot!“, entzürnte ich mich.
„Jaja mach ich.“, gab mein Bruder zurück und lief auch schon wieder los. Insgeheim fragte er sich warum er Jonas grüßen sollte.



Kapitel 7


Wieder zu Hause, rief ich erstmal Julia an und fragte sie, was für einen Film wir gucken wollen. Natürlich wollte sie mich wieder mal dazu überreden ihren Lieblingsfilm `Titanic´ zu gucken. Und wie immer sagte ich nein, da ich diesen Film nicht mochte. Letztendlich entschieden wir uns für `Türkisch für Anfänger Staffel drei´. Julia kam endlich gegen sieben Uhr zu mir und wir machten uns Maiskolben mit Butter und Salz. Danach mummelten wir uns in mein Bett. Mein Vater hatte extra für uns den Schlafzimmer- Fernseher in meinem Zimmer aufgebaut. Wir schoben die erste DVD der dritten Staffel in den DVD- Player und knabberten glücklich an unseren Maiskolben.
Nach etlichen Maiskolben, einer großen Pizza, vier Litern Coca-Cola und 15.000 Toilettengängen waren wir endlich bei DVD drei angelangt. Gerade sahen wir eine wunderschöne Stelle, als mein Vater in mein Zimmer kam.
„Hey ihr beiden!“
„Hi“, kam es abwesend von uns zurück, weil wir so gebannt von der Szene waren.
Gerade hatte Lena Cem gesagt, dass das Baby von ihm ist und nicht von Mark, und Cem wollte gerade antworten.
„Dann lass ich euch beide wohl mal besser alleine, was?“, sagte mein Vater lachend.
Es kam nur noch ein „Mmhmh“ zurück.
Irgendwann gegen zwei Uhr morgens waren wir dann fertig mit den DVDs und gingen schlafen. Mia kam auch noch und quetschte sich zwischen uns und da ich ein breites Bett habe ging es noch einigermaßen... leider machte sie sich mitten in der Nacht einmal lang und weil Julia sie nicht zerquetschen wollte, rutschte sie zur Seite und fiel mit einem lautem ´RUMMS` aus dem Bett.
Ich wurde wach, sah sie auf dem Boden liegen und fragte mit einem unterdrückten Lachen: „Alles in Ordnung Julia?“
Ich konnte es nicht mehr halten und lachte drauf los.
„Vielen Dank, ich hab dich auch lieb“, kam es von unten zurück.
Julia rappelte sich auf nahm Mia und legte sie auf meinen Betthocker.
„So und da bleibst du jetzt, verstanden Mia? Ich will wegen dir nicht nochmal aus dem Bett fallen!“
Langsam hatte ich mich beruhigt und schaute auf die Uhr.
„Oh mein Gott, es ist erst fünf Uhr morgens! Leg dich wieder hin ich will weiterschlafen!“
„Jajaja ich komme ja schon! Gute Nacht!“
Wir schliefen noch bis um zwölf und standen dann ziemlich ausgeschlafen auf. Leider musste Julia schon wieder abgeholt werden, weil ihre Eltern noch mit ihr weg wollten.
„Okay dann sehen wir uns ja vielleicht morgen oder so.“, verabschiedete ich mich.
„Ja bestimmt.“, entgegnete Julia mit einem fetten Gähner.
Als sie weg war ging ich in die Küche um mir mein Müsli zu machen. Mama und Papa saßen am Küchentisch und unterhielten sich über ihre Arbeit.
Nur so zur Info, meine Mutter ist Künstlerin und stellt ihre Bilder in Schaufenstern aus oder stellt sie ins Internet um sie zu verkaufen. Außerdem ist sie was ganz besonderes, weil sie ehemalige Amerikanerin ist. Jetzt lebt sie seit zwanzig Jahren in Deutschland. Mein Vater ist Gehirnchirurg.
Ich schnappte mir schnell meine Schüssel Müsli und eine Banane und verzog mich dann schnell in mein Zimmer. Ich hatte echt keine Lust zuzuhören, wem mein Vater diesmal im Kopf rumgepopelt hat!
Den restlichen Tag verbrachte ich damit Musik zu hören, mir noch einmal „Türkisch für Anfänger“ anzusehen und an Jonas zu denken. Irgendwann kam dann auch Bennie nach Hause. Er kam kurz in mein Zimmer.
„Hier hast du deine DVD wieder!“
„Meine DVD?“, fragte ich verwirrt.
„Ja deine DVD! Ich hab sie mir gestern ausgeliehen.“
„Ach so danke fürs wieder mitbringen. Wir beide wissen ja, dass du so was auch gerne mal wieder vergisst!“
„Hahaha, selten so gelacht.“, kam es von Bennie zurück.
Ich streckte ihm die Zunge raus.
Er war gerade aus dem Zimmer, als er seinen Kopf noch einmal durch die Tür steckte.
„Ach ja, liebe Grüße zurück von Jonas.“
Jetzt war mein Tag perfekt!



Kapitel 8


Es war Montag! DER Montag! Heute Abend kam Jonas zu uns und bleibt ganze zwei Wochen.
Leider war Julia ja nicht mehr da sondern sonnte sich jetzt auf Mallorca. Ich beneidete sie. Am liebsten hätte ich sie jetzt angerufen und mit ihr über den Tag gequatscht. Aber leider ging das ja nicht. Immerhin hatte sie mir schon eine Postkarte geschickt, in der sie erzählt hat, dass sie tauchen war.
Aber zurück zu Jonas. Ich musste mich unbedingt noch duschen und umziehen. Also suchte ich mir mein Lieblingstop und eine Hose raus. Das Top ist lila mit einer braunen Schleife vorne drauf genäht und die Hose ist so eine Pluderhose, die unten an den Fußknöcheln wieder eng ist in olivgrün mit einem braunen Gürtel.
Ich ging ins Bad und duschte wunderbar lange. Als ich aus der Dusche kam, sah ich auf die Uhr. Es war erst vier und somit hatte ich noch genug Zeit für alles. Ich trocknete meine Haare mit dem Handtuch ab und knotete es mir danach um die Brust. In meinem Zimmer stellte ich mir den Fernseher, der immer noch bei mir stand, an und schaltete auf VIVA. Mit voller Lautstärke dröhnte mir das Lied Lady Marmalade von Christina Aguilera, P!nk, Lil' Kim und Mya entgegen. Ein Glück war der Rest der Familie nicht da. Mama und Papa waren Arbeiten und Bennie half Jonas beim packen. Ich nahm meine Haarbürste wie ein Mikrofon vor den Mund und sang das Lied lauthals mit. Natürlich tanzte ich auch.
Plötzlich ging die Tür auf und Jonas stand in der Tür. Ich blieb starr vor Schreck mitten in meinem Zimmer stehen, mit den nassen Haaren im Gesicht und dem Handtuch um die Brust. Alles lief so ab, als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Auch den Fernseher hörte ich nicht mehr. Ich sah nur noch Jonas, wie er in der Tür stand.
„Was machst du denn schon hier?“, fragte ich tonlos.
„Waaaas?“
Ich sah ihn verwirrt an. Warum verstand er mich nicht? Jonas sah mich erwartungsvoll an.
Da kehrte alles auf einen Schlag zurück. Die laute Musik dröhnte mir in den Ohren. Ich sprintete zu der Fernbedienung und stellte den Fernseher auf lautlos.
„Ich hab dich gefragt warum du schon hier bist!“, wiederholte ich meine Frage.
„Ähhhm... ich... meine Eltern sind schon früher losgefahren und dann hab ich meine Sachen gleich hergebracht.“, entgegnete Jonas während er mich anstarrte. Ich wischte mir die Haare aus dem Gesicht, zog mein Handtuch fester und ging auf Jonas zu. Ich sah ihm direkt in die Augen.
„Tschuldigung, aber ich muss mich jetzt umziehen!“, sagte ich und knallte ihm die Tür vor der Nase zu.
Langsam dreht ich mich um, ging zu meinem Bett und ließ mich einfach drauf fallen.
Oh mein Gott war das peinlich! Und wie er mich angestarrt hat. Es war so schwer ihm in die Augen zu sehen, und so ruhig zu bleiben. Er hat so wunderschöne Augen.
Damit mir das jetzt nicht noch einmal passieren würde holte ich meinen Schlüssel aus der Schreibtischschublade und schloss mein Zimmer ab. Draußen hörte ich zwei Autos. Mama und Papa waren anscheinend auch wieder da. Ich zog mich an und schloss wieder auf. In der Küche war Mama schon damit beschäftigt das Abendessen vorzubereiten.
„Hey Mam.“
„Hallo Schnecke“, sagte meine Mutter fröhlich. „Ist alles gut bei dir?“
„Ähhhm naja außer, dass Jonas gerade in dem Moment in mein Zimmer gekommen ist, als ich nur mit einem Handtuch bekleidet durch mein Zimmer gehüpft bin und dabei auch noch gesungen habe. Ja sonst geht's mir eigentlich ganz gut.“, gestand ich Mama
„Ach Schneckchen ist doch nicht so schlimm? So schlecht singst du doch gar nicht und immerhin ist dir das Handtuch nicht runtergerutscht, oder?“
Mama versuchte es mit Humor. Das konnte ja nichts werden, aber ich wollte sie auch nicht enttäuschen und sagte deshalb: „Ja Mama da hast du recht.“
Ich ging wieder in mein Zimmer. So etwas, wie das was gerade passiert war konnte ich einfach nur mit Julia besprechen, aber das ging ja nicht, weil sie auf Malle war.
Eine Stunde später gab es auch schon Essen und ich war wieder gut gelaunt. Ich hatte beschlossen das ganze wie Mama mit Humor zu nehmen. Außerdem glaubte ich auch nicht, dass Jonas einer ist, der es gleich seinen besten Kumpels erzählt und total prollig ist. Ich vertraute ihm.
Das Abendessen verlief gut und Jonas ließ sich auch nichts anmerken. Wir beide redeten ganz normal miteinander und taten so als wären wir vorhin nicht in diese peinliche Situation geraten. Dafür war ich ihm sehr dankbar. Nach dem Abendessen sahen wir uns alle eine DVD an und gingen dann auch gegen elf ins Bett.
Ich wünschte allen noch eine Gute Nacht bevor ich in meinem Zimmer verschwand.

Kapitel 9


Am nächsten Morgen wurde ich von etwas sehr lautem geweckt. Ich fuhr hoch und versuchte langsam wach zu werden. Endlich konnte ich diesen schrecklichen Krach definieren. Es war mein liebreizender Bruder an seinem Schlagzeug.
Ich setzte mich richtig auf und schaltete meine Anlage ein. Die wohltuende Stimme von Beyoncé schallte aus dem Lautsprecher, leider verstand ich fast nichts von dem was sie sang, da Bennie wie ein Bekloppter auf sein Schlagzeug eindrosch. Also stellte ich die Musik einfach lauter. Ich stand auf und ging zu meinem Schrank um mir mein Outfit auszusuchen. Da es heute wieder einmal 27 Grad im Schatten werden sollten entschied ich mich für ein Top und einen Minirock. Nachdem ich mich fertig angezogen und gekämmt hatte stellte ich die Anlage ab und ging in den Flur.
„Bennie!“, schrie ich. „Hör endlich auf mit dem Krach und komm runter, es gibt Frühstück.“
Kaum hatte ich das letzte Wort ausgesprochen kam er auch schon mit Jonas im Schlepptau die Treppe runter. Er sprintete an mir vorbei in die Küche. Jonas lächelte mir verlegen zu.
„Guten Morgen Helen.“
Ich unterdrückte einen Gähner.
„Morgen Jonas.“
„Haben wir dich geweckt? Ich hab ihm gesagt er soll nicht so laut sein, aber du kennst ihn ja, so ein Dickkopf wie ihn findet man nicht oft...!“, sagte er lächelnd.
„Oh, danke. Aber ich war sowieso schon wach.“, antwortete ich ihm und wurde rot.
„Dann ist ja gut. Und was...“
„JONAS! JETZT KOMM SONST WERDEN DIE EIER KALT!“
„JAHA ICH KOMM DOCH!“, schrie er zurück.
„Warte kurz ich komm mit!“, meinte ich zu ihm, auch wenn es unlogisch war das zu sagen, weil es sich ja nur um unsere Küche handelte. Ich ging kurz in mein Zimmer und legte noch etwas Lidschatten und Wimperntusche auf, um auch wirklich gut auszusehen.
Wieder im Flur sah ich Jonas an und sagte: „So fertig.“
„Dann ist ja gut.“, gab er lachend zurück.
Er hielt mir seinen Arm hin und ich harkte mich ein. So verschlungen gingen wir dann in die Küche.
Meine Mutter hatte heute Eier und Toast gemacht. Also machte ich mir ein Butter- Toast und klatschte dann das Spiegelei obendrauf.
Nach dem Frühstück beratschlagten wir, was wir machen könnten. Am Ende entschieden wir uns dafür, an die Nordsee zu fahren. Wir packten also alle unsere Badesachen ein und wollten losfahren. Das einzige Problem war ich! Ich konnte mich einfach nicht entscheiden welchen von meinen Bikinis ich mitnehmen sollte. Meine Mutter war nachher so genervt von mir, dass sie sich zwei von meine Bikinis schnappte und in meinen Rucksack stopfte.
„So!“, sagte sie. „Die nimmst du jetzt mit! Schluss, Aus, Ende, Basta!“
„Ja aber, der eine ist mir schon zu klein“, gab ich kleinlaut zurück.
„Okay dann nimm einen anderen!“, rief sie.
„Ist ja schon gut“
Ich stopfte einen anderen Bikini in den Rucksack und wir konnten losfahren. Kira kam natürlich auch mit.
Am Strand angekommen hüpften wir drei aus dem Auto, nahmen unsere Sachen und veranstalteten ein Wettrennen zum Strand. Jonas gewann das rennen. Mir war es zu warm und Bennie war auf der Düne zurückgeblieben.
Wir breiteten unsere Handtücher aus. Die Jungs liefen sofort ins Wasser. Ich hingegen legte mich gemütlich in den Sand und sah mir den wolkenlosen Himmel an. Ein paar Minuten später kamen meine Eltern angeschnauft, mit Kira die ihnen hinterherhüpfte. Ich hatte total vergessen, dass sie unseren gesamten Proviant und den Sonnenschirm mitschleppen mussten.
„Vielen Dank fürs tragen helfen“, hechelte mein Vater sarkastisch.
„Tut mir leid ich hab es total vergessen. Ich stelle dafür jetzt den Schirm und den Liegestuhl auf!“, entgegnete ich und sprang auf um mich an die Arbeit zu machen. Nach einer viertel Stunde war ich dann auch fertig, ich legte mich wieder in den Sand und döste ein.
“PLATSCH“
„Uäääähhhhhhhhh!!! WER WAR DAS?“
Ich war klatschnass!
„BEEENNIIEE! ICH BRING DICH UM“
So schnell ich konnte sprang ich auf und rannte meinem Bruder hinterher. Bevor ich ihm jedoch ins Meer folgen konnte sprang mir plötzlich Jonas in den Weg. Mit voller Wucht riss ich ihn um und landete auf ihm. Ich wollte mich wieder aufrappeln aber Jonas hielt mich fest.
„Jonas, lass mich los!“
„Neeiiin ich muss meinen Kumpel doch beschützen!“, rief er mir lachend zu.
Ich konnte nicht mehr und ließ ihn einfach machen. Ganz ehrlich fand ich es sogar superschön wie er mich festhielt, aber das durfte ich mir ja nicht anmerken lassen. Also strampelte ich noch ein bisschen herum bis ich zu ihm sagte: „Okay, okay ich geb auf.“
„Okay.“
Er ließ mich los, sodass ich mich aufsetzten konnte.
„So ich geh was essen, kommst du mit?“, fragte ich ihn.
„ Klar ich hol nur schnell Bennie, der möchte bestimmt auch was.“
Wir setzten uns zu Mama und Papa um ein paar Melonen zu essen.
Mama fragte uns was wir morgen machen wollten.
„Wir könnten doch ins Kino gehen.“, schlug Bennie vor.
„Tut mir leid morgen muss ich weg, wenn das okay ist!“
„Natürlich ist das okay, Jonas. Was möchtest du denn morgen machen?, fragte Mama ihn.
„Ich wollte morgen noch zu Lena fahren und ihr Nachhilfe geben.“
Damit war der morgige Tag für mich gelaufen.



Kapitel 10


Der Mittwochmorgen fing schon blöd an. Ich hatte wieder diesen Traum von mir und Jonas. Und wie beim letzten mal wachte ich auf, ohne zu Wissen, ob wir uns küssten oder nicht. Mein Wecker klingelte und ich rutschte aus meinem Bett um mich fertig zu machen. Heute wollte Jonas zu dieser zickigen Lena. Wahrscheinlich war er sogar schon weg. In der Küche begrüßten Mia und Zoe mich miauend. Meine Mutter sah mich stirnrunzelnd an.
„Alles in Ordnung bei dir Schnecke?“
„Ja, alles gut. Warum fragst du?“
„Es ist fünf nach zwölf, sonst bist du doch schon immer um neun wach.“
„Ich konnte gestern nicht einschlafen und hab deshalb noch bis um halb drei gelesen.“, antwortete ich gähnend.
„Ach so okay. Möchtest du Pencakes?“
„Gerne die hast du schon lange nicht mehr gemacht.“
Während ich kauend am Esstisch saß, überlegte ich was ich den Tag über machen könnte. Ich entschloss mich zum See zu fahren um mich ein bisschen zu entspannen.
Als ich am See ankam suchte ich mir einen schönen Platz unter einem Baum. Da ich meinen Bikini schon unter meinem Top und den Jeansshorts trug, brauchte ich diese nur noch auszuziehen. Zufrieden schlenderte ich am Seeufer entlang.
„Hallo schöne Frau.“
Ich fuhr herum. Es war Jonas.
„Erschreck mich doch nicht so! Ich dachte du bist bei Lena.“
„Entschuldige. Ja bin ich ja auch. Naja uns wurde langweilig bei ihr und da dachten wir wir üben einfach hier weiter.“
Ach

, dachte ich, euch wurde langweilig beim knutschen, alles klar! Du mieser kleiner Lügner! ´Schöne Frau`, von wegen. Wie ich dich dafür hasse.


„Hey bist du noch da?“
„Was? Ähhhm ja alles gut.“
Jonas sah mich verwirrt an. Dann fragte er mich, ob ich mich zu ihm und Lena setzten möchte. Widerwillig willte ich ein.
„Hi ich bin Lena.“
Ja das weiß ich doch schon...!


„Jonas hat mir schon so viel von dir erzählt!“
Diese miese kleine Schlange ich könnte sie... moment WAS hatte sie da gesagt

?
Verwirrt sah ich sie an.
„Er hat mir erzählt, dass er jetzt bei euch wohnt. Ich meine er hätte auch gerne bei mir wohnen können, aber ich bin ein Einzelkind und wir haben kein Gästezimmer oder Ausklappsofa.“
Auch wenn er viel von mir erzählt hat... bei der da wohnen, bei dieser Ziege, die mir meinen Freund naja fast Freund wegnehmen will! Grrr!


„Ich finds suuuperschade, dass ich Einzelkind bin, ich wäre auch gern ein Zwilling so wie du, nur hätte ich gerne eine Schwester anstatt einem Bruder.“
Was redet sie da?


„Lena ist gut“, unterbrach Jonas Lena mit einem lächeln.
„Oh tut mir leid! Wenn ich aufgeregt oder zu lange in der Sonne bin rede ich manchmal etwas zu viel.“
„Ist schon in Ordnung.“, entgegnete ich.
Boah ist die ne gute Schauspielerin! Die will mich hier bestimmt nur weg haben.


„Und woher kennt ihr beide euch?“, fragte ich.
„Lena und ich kennen uns schon seit wir geboren sind. Wir sind die allerbesten Freunde!“
„Ihr seit nicht zusammen?“
Upps! So ein Mist wie konnte ich nur so direkt sein?


„Um Gottes willen NEIN! Ich und Jonas? Niemals! Wie kommst du darauf?“
„Ähm, in der Schule erzählt man sich, dass ihr zusammen wärt.“, erklärte ich verlegen.
„Oh nein ich könnte niemals mit Lena zusammen sein, dafür sind wir viel zu gut befreundet.“, entgegnete Jonas.
Erleichtert sah ich die beiden an. Also war er doch noch zu haben!


Kapitel 11


Den Tag verbrachte ich noch mit Jonas und Lena. Je besser ich Lena kennenlernte desto mehr mochte ich sie. Und es tat mir leid, dass ich so viele Anschuldigungen gegen sie hatte.
Jonas flirtete den ganzen Tag mit mir und ich war auf Wolke 7.
Später ging Jonas Sandwiches holen und so waren Lena und ich ein paar Minuten alleine.
„Du magst Jonas ziemlich doll, was!?“
„Ja..., ich mag ihn schon ziemlich!“, stammelte ich. „Und wie stehts bei dir? Bist du verliebt oder hast du ein Auge auf jemanden geworfen?“
„Also“, sagte Lena. „Hat dir ein Mädchen schon mal gesagt, dass dein Bruder echt super heiß aussieht?“
„Waaas?“, stieß ich prustend heraus. „Bennie?“
„Jaa, ich meine er sieht echt gut aus.“, sagte sie lächelnd. „Nur schade, dass ich ihn bis jetzt nur von weitem gesehen habe.“
Tja, leider kann ich dich nicht einladen, auch wenn wir jetzt Freundinnen sind, aber DAS kann ich Julia einfach nicht antun.


Da kam Jonas mit den Sandwiches wieder.
Ein paar Stunden später verabschiedeten Jonas und ich uns von Lena.
Wir schlenderten Seite an Seite nach Hause.
„Der Tag heute war schön.“
Jonas Stimme durchbrach die Stille zwischen uns.
„Ja..., ja finde ich auch.“, murmelte ich verlegen. „Ich finde Lena echt nett.“
„Sie ist schon ein besonderes Mädchen. Alls beste Freundin natürlich nur!“
„Ist schon gut, ich habs verstanden.“, erwiderte ich kichernd.
Er blieb stehen und schaute mir in die Augen. Ein wenig verschreckt starrte ich zurück.
„Bist du sicher, dass du es verstanden hast, dass nichts zwischen uns beiden läuft?“
„Jja, ich denke jetzt habe ich es verstanden!“, versprach ich ihm.
Inzwischen waren wir an unserem Haus angekommen. Wir gingen rein und ich verschwand sofort in meinem Zimmer. Verstört drehte ich mich noch einmal um und sah meine Zimmertür an.



Kapitel 12


Der Donnerstag begann mit einem Lied. Mit Dynamite von Taio Cruz. Verschlafen blickte ich auf mein Handy und erkannte die Nummer von Julia. Sofort war ich hellwach.
„Oh mein Gott Julia wie geht es dir?“
„Total super, hier ist es sooo schön und warm. Wir haben hier 35 Grad im Schatten.“
„Wow ich beneide dich, wir haben hier gerade mal 25 Grad. Und was hast du sonst noch so gemacht?“
„Deswegen ruf ich dich ja an! Vorgestern sind neue Gäste angereist und da ist sogar ein total süßer deutscher Junge angekommen. Und naja heute haben wir uns geküsst!“
„Waaas!? Oh Julia ich freu mich so für dich, dass du verliebt bist! Und was ist mit Bennie?“
Ich war geschockt. Die sonst so schüchterne Julia? Meine allerbeste Freundin hatte einen Freund?
„Jaa ich weiß! Und danke, dass du dich für mich freust. Tja und Bennie war anscheinend doch nichts für mich.“
„Okay. Wie heißt er, wo wohnt er und wie alt ist er?“
„Er heißt Finn ist sechzehn und wohnt in Rendsburg. Er sieht ja so gut aus und er kann küssen das sag ich dir!“
Ich hörte ein Lachen im Hintergrund.
„Ist er gerade bei dir?“, fragte ich schmunzelnd.
„Ja.“, gab sie kleinlaut zu.
„Ist schon gut!“
„Und? Was hast du gestern gemacht?“
„Ich war gestern am See und hab da Lena zusammen mit Jonas getroffen.“
„Oh nein Süße. Nein. War es sehr schlimm?“
„Nein nicht ein bisschen, weil die beiden die allerbesten Freunde sind.“
„Neiin, tatsächlich? Alle Gerüchte sind falsch?“
„Jepp er ist noch frei. Aber da ist noch etwas. Lena ist total in Bennie verschossen.“
„Das ist doch toll. Lena? In Bennie? Naja mir kann es jetzt egal sein ich habe jetzt Finn.“
„Das stimmt. Also kann ich Lena auf ihn loslassen?“
„Mach das! Du, tut mir echt leid, aber ich muss jetzt auch auflegen sonst wird das alles zu teuer.“
„Alles klar, wir schreiben einfach oder so. Und sonst bis in anderthalb Wochen. Ich hab dich Lieb!“
„Ja klar! Ich hab dich auch Lieb! Und Grüß alle ganz Lieb von mir.“
„Mach ich! Du aber auch. Tschüss.“
„Tschüss!“
Mal sehen wie der restliche Tag verläuft.


Kapitel 13


Nach dem Gespräch mit Julia war ich glücklich. Es machte mich einfach glücklich, wenn sie glücklich war.
Ich stiefelte in die Küche und sah Bennie und Jonas schon am Küchentisch sitzen. Jonas lächelte mir zu und ich lächelte zurück.
„Guten Morgen Schnecke. Ich wollte heute mal was typisch englisches zu Frühstück machen. Backed Beans, Würstchen, Spiegelei und Toast. Ich hoffe du hast Hunger!“
„Hört sich gut an Mama! Guten morgen Jonas, Bruderherz!“
Ich nickte beiden neckisch zu.
Das Frühstück war absolut köstlich. Nachdem ich fertig war holte ich mir Indigosommer aus meinem Zimmer und setzte mich zu Jonas auf das Sofa.
„Hast du gut geschlafen?“
„Hmm?“
Irritiert schaute ich von meinem Buch auf.
„Ich hab gefragt, ob du gut geschlafen hast!“
„Oh ja! Und Julia hat heute morgen von Malle aus angerufen. Sie hat jetzt einen Freund.“
„Nicht wahr! Sie hat einen Freund?“
„Jepp! Einen deutschen aus Rendsburg. Er heißt Finn.“
„Finn...hm kenne ich nicht!“
„Ja... ich auch nicht.“
„Was wollt ihr drei hübschen heute machen?“
Mama sah uns fragend an.
„Helen, was denkst du denn?“
Ich sah auf und bemerkte, dass mich alle ansahen.
„Ach, so ist das also. Ich darf wieder mit Ideen rausrücken!“
„Du musst nicht, ich dachte nur, weil... .“
„Wie wärs mit einer Fahrradtour mit Picknick?“
Meine Idee erwies sich als sehr gut. Mama wollte allerdings nicht mitkommen und ich hatte die Idee Lena auch noch einzuladen, damit Bennie auch jemanden hatte. So radelten wir zu viert los. Irgendwann, mitten in der Pampa, hielten wir an um zu sehen ob wir Richtung einem kleinen See oder Richtung Wald fahren sollten. Am Ende stand es drei zu eins für den See. Plötzlich fiel mir mein Traum mit Jonas wieder ein. Der Pavillon. Auch der stand an einem See. Mein Herz schlug höher. Schnell schaute ich einmal zu Jonas herüber, der sich gerade mit Bennie unterhielt. Endlich kam der See in Sicht. Und sogar ein Pavillon stand am Seeufer. Nur war dieser Pavillon noch viel schöner als in meinem Traum.
Wir hielten an und packten unseren Picknickkorb aus. Nachdem wir unsere Sandwiches, Äpfel, Bananen, Pfannkuchen und die Wassermelone aufgegessen hatten, legten wir uns in das Gras und entspannten uns. Ein Glück haben wir unsere Badesachen mitgenommen, da wir ja nicht gewusst hatten, ob wir vielleicht an einem See haltmachen würden oder nicht. Lena und Bennie verstanden sich fabelhaft. Es war Liebe auf den ersten Blick bei ihnen, auch wenn sie es noch nicht zugaben. Aber Lena hätte ich auch nicht zugetraut, dass sie so mutig und taff im Umgang mit Jungs war. Sie lag mit dem Kopf auf Bennies Arm und schmiegte sich an ihn. Bennie genoss dies sichtlich. Ich war leider nicht so taff und mutig wie sie. Verstohlen blickte ich wieder einmal zu Jonas hinüber.
Ein wenig später, war ich die Sonne leid und ging zu Pavillon. Er stand so nahe am Wasser, dass die Wellen schon an den unteren Steinen leckten. Ich setzte mich gen Wasser auf den Rand und ließ meine Füße ins Wasser hängen.
„Alles klar bei dir Helen?“
Ich drehte mich um und sah Jonas auf mich zukommen.
„Ja ich hatte nur keine Lust mehr auf die Sonne. Setz dich doch.“
Ich klopfte auf die Steine neben mir.
„Die Beiden scheinen echt glücklich zu sein!“
„Wer?“
„Jonas, das ist nicht dein ernst oder? Na wer wohl. Bennie und Lena!“
„Ach so. Ja hast recht.“
Wir saßen noch eine ganze Weile so herum, bis Lena und Bennie verkündeten, dass sie einen kurzen Spaziergang machen wollten.
„Helen!“
„Was ist?“
„Ich wollte dir noch was sagen!“
Oh mein Gott! Eine Liebeserklärung! Das ist wie in meinem Traum! Oh bitte, bitte mach, dass wir uns heute küssen

.
„Weißt du, ich mag dich echt gerne.“
Er zog mich hoch auf die Füße, hielt meine Hände fest und sah mir tief in die Augen. Er hatte schon wieder diesen Ausdruck in den Augen.
Diese Augen! So wunderschön!


„Ich wollte dir das schon lange sagen, aber ich wusste nicht wann und es sollte der perfekte Augenblick werden.“
„Ich glaube dieser Augenblick ist perfekt.“
Er kam mir näher. Ich schloss die Augen. Und dann... fing es an zu regnen.
Das war ja klar. Bei meinem Glück. Bitte küss mich trotzdem!


„Hey ihr beiden! Los kommt schon wir müssen die Sachen zusammenpacken.“
Naa suuper. Kein Kuss. Ich verfluche euch Bennie und Lena.


„Hey ist schon gut wir kommen ja schon!“
Jonas sah mich an.
„Komm lass uns helfen.“
Er zog mich mit sich und wir halfen die Essensreste wieder einzupacken. Danach entschlossen wir uns nach Hause zu fahren. Trotz Regen.
Auf dem gesamten Rückweg konnte ich an nichts anderes denken, als an Jonas.
Er hat mir gesagt, dass er mich gerne hat. Er wollte mich küssen. Er Liebt Mich!


Kapitel 14


Auf dem Rückweg luden wir Lena noch schnell zu Hause ab. Bennie gab ihr einen Abschiedskuss, was wohl hieß, dass sie jetzt zusammen waren. Danach fuhren wir nach Hause. So schnell ich konnte rannte ich in mein Zimmer, schnappte mir meine Klamotten und sprintete ins Badezimmer. Ich wollte vor Bennie und Jonas duschen. Die Dusche war wunderbar heiß und ich genoss die Strahlen auf meinem Körper.
In meinem Zimmer setzte ich mich an meinen Laptop und durchstöberte das Internet. Leider fing es im Laufe des Abends auch noch an zu gewittern. Ich hab tierische Angst vor Gewittern. Also machte ich den Laptop aus und ging zu meinen Eltern und den Jungs ins Wohnzimmer. Es war bereits zwanzig Uhr und mein Vater war endlich von der Arbeit wieder da.
„Hey Dad.“
„Hallo Spätzchen.“
„Seht ihr euch heute eine DVD an?“
„Wir wollten uns Hancock ansehen.“, rief Bennie dazwischen.
„Okay, dann setz ich mich zu euch.“
Im selben Moment klingelte es. Da ich sowieso noch stand machte ich die Tür auf. Lena stand vor mir.
„Hi Helen. Bennie hat mich eingeladen bei euch zu übernachten und naja da bin ich!“
„Hi Lena, schön dich zu sehen. Komm rein. Entschuldige die Frage, aber wo willst du schlafen?“
Lena kam rein und redete einfach weiter.
„Naja er hat gesagt, dass ich entweder bei ihm im Zimmer oder im Wohnzimmer oder vielleicht bei dir mit schlafen könnte.“
Okay. Sie war erst seit einem Tag mit meinem Bruder zusammen und jetzt wollten sie schon in einem Zimmer schlafen? Niemals. Meinetwegen kann sie bei mir mit im Zimmer schlafen.


Ich sagte ihr, dass sie ihre Sachen in mein Zimmer stellen kann.
Danach gingen wir zusammen ins Wohnzimmer. Meine Familie begrüßte sie herzlich, Jonas umarmte sie und Bennie gab ihr einen Kuss. Jetzt konnten wir endlich mit dem Film anfangen.
Als der Film zu Ende war wünschten Lena und ich allen eine gute Nacht und gingen ins Bett. Wir redeten die ganze Nacht noch über Bennie und Jonas. So gegen zwei Uhr morgens waren wir beide zu müde um weiter zureden und schliefen endlich ein.



Kapitel 15


Der Morgen des nächsten Tages war verregnet. Ich hatte das Gefühl, als ob wir bald untergehen würden. Lena und ich gingen Frühstücken und beratschlagten mit den Jungs, was wir heute unternehmen wollten. Wir wollten wegen dem schlechten Wetter zu Hause bleiben und am Nachmittag vielleicht doch noch ins Hallenbad nach Neumünster oder Kaltenkirchen.
Also machten wir es uns auf dem Sofa mit Chips und Fanta gemütlich. Lena saß oder lag auf Bennies Schoß und ließ sich von ihm verwöhnen. Währenddessen saß ich zwischen den beiden und Jonas. Eigentlich hatte ich gehofft, dass Jonas sich jetzt etwas mehr trauen würde nachdem wir uns doch gestern fast geküsst hatten.
„Zieh nicht so eine Trauermiene. Das Wetter wird schon noch besser.“
Jonas zog mich zu sich ran.
Okay. Er denkt ich zieh so eine Trauermiene wegen dem Wetter? Immerhin bin ich jetzt ganz nah bei ihm. Mhm er riecht vielleicht gut. Nach Pfefferminze und irgendeinem Parfum.


„Ja bestimmt.“, antwortete ich ihm.
Den ganzen Film über saß ich an Jonas gekuschelt. Was ich nicht wusste war, dass Jonas es ebenso genoss wie ich.
Um drei beschlossen wir ins Hallenbad nach Neumünster zu fahren.
Also zum wiederholten Male Badesachen packen. Diesmal konnte ich mich sehr schnell für einen Bikini entscheiden. Es war der orangene Neckholder Bikini.
In Neumünsteraner Hallenbad angekommen `checkten´ wir ein, zogen uns um und gingen duschen. In Neumünster muss man duschen beziehungsweise sich abspülen bevor in die Becken darf. Die Jungs waren natürlich sofort Feuer und Flamme für die Sprungtürme. Sie hatten Glück, der Dreier und der Fünfer waren gerade offen und so versuchten sie ein paar Sprünge. Derzeit waren Lena und ich in den wärmeren Becken und ließen uns von diesen Wasserdüsen verwöhnen.
„Und wie läufts mit Bennie?“
„Es könnte nicht besser sein. Und was ist mit dir und Jonas?“
„Was soll da sein?“, fragte ich scheinheilig.
„Ihr seid so verknallt ineinander das ist schon kaum mehr auszuhalten euch nicht als Paar sehen zu können! Gestern habt ihr euch ja fast geküsst, also jetzt mal ehrlich, wenn er heute nicht in die Gänge kommt trete ich ihm höchstpersönlich in den Hintern!“
Ich antwortete nur mit einem „Mmhmh“, den sie redete schon weiter. Also ließ ich sie einfach reden.
Später tauchten die Jungs auch wieder auf und wir lieferten uns eine kleine Wasserschlacht. Wir drückten uns gegenseitig unter Wasser und spritzten uns nass.
Ich dachte gerade, dass es vorbei wäre als plötzlich Jonas von hinten kam und mich runter drückte. Ich öffnete meine Augen und sah ihn direkt vor mir. Er sah mich an, nahm auf einmal meinen Kopf zwischen seine großen Hände und küsste mich.
Oh mein Gott! Er küsst mich! Er küsst mich! Das ist der schönste Augenblick in meinem Leben.


Im nächsten Moment waren wir auch schon wieder auseinander und an der Oberfläche. Total verwirrt sah ich mich um. Lena und Bennie gingen gerade in Richtung Rutsche und Jonas stand vor mir und sah mich verlegen an.
„Sorry, aber das musste sein!“
„Ach schon in Ordnung.“
Ich war gar nicht richtig bei mir und dachte jetzt schon an das Gespräch mit Julia.
„Bist du noch da? Erde an Helen!“
„Ja bin da. Ähm... könntest du das nochmal machen?“
„Was denn?“
„Na das!“
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Jonas erwiderte meinen Kuss.
„Ach so... Das!“
Auch er küsste mich und so standen wir im Becken.
„Du hast mir echt den Kopf verdreht Helen, weißt du das? Ich Liebe Dich!“
„Ich Liebe Dich auch, mein Schatz!“
Der Tag wurde wunderschön!

Ja ich weiß es hört sich schrecklich kitschig an, was ich da erzähle, aber es war so. Tja, und so lebten sie glücklich bis zu Fortsetzung dieses Buches.



Ende

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.07.2009

Alle Rechte vorbehalten

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