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Rettung in letzter Sekunde

 Mein Kopf tat höllisch weh und meine Beine schmerzten entsetzlich. Ich rannte schneller, denn sie verfolgten mich. Sie bewegten sich leise wie Schatten und waren unmenschlich schnell. Mein Herz schlug wild gegen meine Brust, ich schnappte panisch nach Luft. „Lauf schneller du darfst nicht aufgeben“, flüsterte die Stimme in meinen Kopf, mit der alles anfing. Die Stimme hatte mir doch erst die ganzen Probleme verursacht, diese männliche wunderschöne Stimme. Ich wusste nicht was hinter mir her war, doch ich wollte es auch nicht erfahren. Die Angst überwältigte mich, ich stolperte über meine eigenen Füße und landete auf den harten Gehweg. Mit meinen Armen fing ich mich ab und erhob mich ein weiteres Mal. Sie kamen immer näher, Tränen flossen wie Sturzbäche über meine Wangen. Meine Beine protestierten, meine Kraft ging zu Ende.

Ein wildes Knurren ertönte hinter mir, dies verlieh mir neue Kraft und ich drehte mich um, aber zum weglaufen war es zu spät. Mit meinem Handrücken wischte ich mir über die Augen, ich musste mich denn stellen was mich verfolgte. Ich bin allein, ganz allein. Eine Straßenlampe erleuchtete ein bisschen den Gehweg, ich war gefangen, die kalte Wand hinter mir stützte meinen ausgelaugten Körper. Die Dunkelheit, die schwärze der Nacht die ich so liebte machte mir schreckliche Angst. Ich hob meine Hand und legte sie auf meinen schmerzenden Bauch, die Wunde war tief und blutete stark. Etwas Warmes floss über meine Hand, ich blickte an mir hinab und erschrak, mein Top war zerrissen und blutüberströmt. Der Lebenssaft floss nur so aus mir heraus, ich war so gut wie tot.

Warum hat „Er“ mir das nur angetan, schmerz umschloss gänzlich mein Herz. Bei jedem Schlag meines Herzens brach es ein Stückchen mehr. Mit der blutbefleckten Hand griff ich mir ans Herz, meine Beine gaben nach, ich fiel, es fühlte sich endlos an, bis ich hart auf den Boden aufschlug. Ein weiteres Knurren hallte durch die Nacht, dieses mal war ich froh darüber, egal was da draußen auf mich wartete, würde den Schmerz in meinen inneren auslöschen.

Einmal im Leben wollte ich glücklich sein, ich hatte keine Angst vor dem Tod. Warum auch, wenn das Leben doch allzu schrecklicher war . Ein Lächeln schlich sich auf meine aufgesprungenen Lippen, keiner würde mich vermissen, nicht Mal „Er“ würde mich vermissen. Die Straßenlampe flackerte leicht, meine Augen schlossen sich von selbst. Dieser nicht enden wollender Schmerz der in meinen inneren tobte, er wollte einfach nicht aufgeben. Wie Feuer brannte es in mir, mein Herz brach endgütig. Mein Schrei hallte durch die sternenlose Nacht, durch die leeren Straßen.

Schlurfende Schritte näherten sich mir, ich öffnete meine Augen. Ich wollte sterben, bitte tötet mich. Eine Gestalt trat in mein Sichtfeld, ein Junge kaum älter als ich selbst. Sechzehn vielleicht Siebzehn, seine tiefen wissenden braunen Augen zogen mich in den Bann. Die Schatten waren verschwunden, die Dunkelheit war wieder frei vom Bösen. Der Junge wagte einen Schritt auf mich zu, er war wunderschön, sein Körper, sein Haar. Er war perfekt.

Plötzlich durchzuckte der Schmerz meinen ganzen Körper, es brannte alles, mein Rücken, mein Bauch und besonders mein Herz. Mein Herz pochte schwer gegen meine Brust, ich konnte den Schrei nicht unterdrücken, dieses Mal schallte er lauter, schmerzvoller durch die Nacht. >>Ich werde dir helfen<<, flüsterte der Junge an mein Ohr, er legte seine Hand auf mein Herz. Die wärme, die von seiner Hand ausging nahm mir den Atem. Jetzt war ich einfach nur noch Müde, meine Augen schlossen sich, schwärze begann mein Bewusstsein einzulullen. Meine Augen öffneten sich ein letztes Mal, der Junge saß vor mir, seine braunen blickten in die meine. Ich meinte noch etwas von Trauer, Liebe und Hass zu sehen, bevor mich die schwärze endgütig verschlang.

Mein Adoptivvater

Langsam kam kam ich wieder zu Bewusstsein, leise Stimmen unterhielten sich in meiner Nähe. Es war so dunkel, man konnte die Hand vor Augen nicht sehen. Ich versuchte leicht meine tauben Hände zu bewegen, doch sie waren irgendwo befestigt. Nein das kann nicht sein, ich bewegte mich ein weiteres Mal, aber dieses Mal heftiger. Ketten raschelten laut in der Dunkelheit und ich erstarrte.

 >>Bist du wach<<, flüsterte ein männliche Stimme aus der Dunkelheit. Ich wollte am liebsten weinen und schreiend davon laufen, wieso musste so etwas nur immer mir passieren. >>Ja<<, flüsterte ich leise zurück, doch eine quietschende Tür brachte mich zum Schweigen. Licht durchflutete den dunklen Raum, der einem Gefängnis ähnelte. >>Ah ihr seit endlich wach, wurde auch mal Zeit<<, sagte eine kalte Stimme, die von dem kahlköpfigen Mann stammte, der in der Tür stand.

 Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, an der mir gegenüberliegende Wand war mein Retter gefesselt. Er sah nicht besser aus als ich, sein weißes Hemd war von Blutflecken übersät. Ich hoffte inständig, dass es nicht sein Blut war. Ein Baum von einem Mann trat auf mich zu, so viele Muskelberge hatte ich noch nie gesehen. Beten half da auch nicht viel, doch ich schwor mir meine Ängste zu verbergen und meine Gefühlskalte Maske aufzusetzen. Die meine Gefühle vor anderen verbarg. Der Baum, äh der Mann öffnete meine Fesseln. Endlich waren meine Hände frei, sie waren mittlerweile blau angelaufen und mit schrammen übersät.

 >>Kommt schon ihr beiden Unruhrstifter, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit<<, brummte der Kahlköpfige. Ich rappelte mich auf und trat einen wackligen Schritt auf die Tür zu. Meine schmerzten entsetzlich, mir so bitterkalt und von meinen Klamotten waren nur noch ein paar Fetzen übrig. Der Muskelprotz schubste mich nach vorne und ich verlor das Gleichgewicht, einziehen am Bauch hinderte mich am erneuten aufstehen. Die Wunde an meinem Bauch tat so höllisch weh. Ich wurde hart am Arm hochgezogen so, dass ich wieder auf meine zitternden Beine stand.

 >>Muss man hier alles selbst machen. Finn ich würde mal lieber dein Mädchen endlich dazu bringen sich vorwärts zu bewegen, sonst werde ich gleich ungemütlich<<, sagte der Kahlkopf, in die Richtung meines Retters. Verwirrt ließ ich meinen Blick zwischen den beiden hin und her wandern. Die beiden kannten sich, dies alles wurde nur noch verwirrender. >>Komm jetzt endlich<<, sagte dieser Finn und zog mich am Arm nach vorne. Ich entzog ihn meinem Arm und warf in einen bösen Blick zu. Niemand durfte mich einfach zu anfassen, das erinnerte mich zu sehr an meine Vergangenheit. Bevor die Bilder wieder auftauchten konnten, lenkte ich mich ab und begann mir den Weg einzuprägen. Erst nach links, dann nach rechts, links, rechts, gerade aus. Langsam verlor ich den Überblick, wir liefen endlos durch dunkle oder helle Gänge. Auf jeden Fall wusste ich jetzt das wir uns unter der Erde befanden.

 Plötzlich blieben Finn und Kahlkopf stehen und ich rannte gegen sie. >>So wir sind jetzt beim Boss du solltest dich lieber benehmen. Sonst bist du schneller tot als du denken kannst<<, wand der Kahlkopf sich an mich. Ich nickte unbeeindruckt, im innerlichen sah alles natürlich anders aus. Meine Gedanken rasten wild durcheinander und mein Herz sprang mir fast aus der Brust. Finn sah noch einmal zu mir, seine Augen fesselten mich wie beim ersten Mal und ich vergaß alles um mich herum. Ich wendete den Blick von ihm ab, holte noch einmal tief Luft und dann öffnete Finn schon die Tür.

 Der Raum war hell erleuchtet und mit modern Ausgestattet. Aber mein Blick blieb an den Thron hängen darauf saß er, mein Adoptivvater. Seine schwarzes Haar, seine schwarzen Augen, er war noch der gleiche wie vorher. Das gleiche Monster wie vorher, alles was er mir je angetan hat. Meine Gedanken rasten, mein Herz pochte schneller. >>Tochter schön dich wieder zusehen<<, hallte die eiskalte Stimme von meinem Adoptivvater durch den Raum. Ich konnte die Erinnerungen nicht stoppen und wieder spielte sich alles vor meinem inneren Auge ab. 

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Tag der Veröffentlichung: 14.07.2013

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