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Vergangene Winter



Prolog


Ganz unscheinbar, aber wirklich, saß sie da. Ihr Haar wurde von der schwarzen Kapuze ihrer ebenso schwarzen Jacke versteckt. Der Regen drosch auf sie ein, aber sie dachte nicht daran zu gehen. Obwohl ihre Jeans schon ganz nass war, machte es nicht den Anschein, als ob sie frieren würde. Ihr Gesicht lag im Schatten der hohen Hausmauer. Niemand beachtete sie, da alle Leute nur achtlos an ihr vorbei rannten. Ab und zu hob sie den Kopf, der sonst immer gebeugt war und schaute sich wachsam um. Danach verzog sie sich ein bisschen mehr in den Schatten und senkte wieder den Kopf. Niemand bemerkte sie. Alle eilten vorbei, wollten nach Hause, zu Familie und Freunden oder einfach nur auf die Arbeit. Die Passage war immer voll von den Menschen, doch bei so einem Regen, kam kaum jemand vorbei. Warum auch? Bei so einem Wetter möchte man keinen Hund vor die Tür jagen, geschweige denn, man will selber mit. Und so saß sie weiter da und beobachtete die Leute. Gerade kam eine ältere Dame aus der kleinen Apotheke. Sie machte ihren grauen Regenschirm auf, damit sie ihr lila Kleid schützen konnte. Sie hob wieder den Kopf und kein anderer Muskel regte sich. Gespannt sah sie der älteren Dame zu, wie sie langsam humpelnd verschwand. Ihr Tag würde kommen. Bald, vielleicht sogar. Aber warten, man musste sich in Geduld üben und das war mehr, als manche anderen aushielten. Doch sie hielt es aus. Sie hatte schon zu lange gewartet, um einfach abzubrechen. Das ging nicht mehr. Nun musste sie warten und wachsam die Augen aufmachen. Ja, vielleicht hatte sie Glück und sie sah ihr Ziel kommen. Er hatte es versprochen. In einer Neumondnacht. Einer Nacht, die nicht so schnell wiederkommen würde. Einer Nacht, voller Ereignisse und vielen Morden, die nicht gerächt worden waren. Und diese Morde standen noch aus. Diese Morde würde sie rächen. Sie, die noch nicht einmal eine Erwachsene war. Sie, die ein Kind war. Aber was für ein Kind! Sie hatte überlebt! Sie hatte das geschafft, was noch niemand geschafft hatte. Hatte das Messer überlebt und die Pistole auch. Deshalb würde sie sich rächen können. Mit ihren Waffen. Mit den Waffen, die niemand außer ihre Gegner kannten. Die Gegner kannten sie, aber würden sie ihr Wissen mit Verstand einsetzen können? War es möglich, die Gegner so auszuspielen, dass sie am Leben blieb? Viele Fragen, die wohl nicht so schnell beantwortet werden würden. Fragen über Fragen, wer würde sie aufklären? Wer würde überleben und wer würde mit dem Leben bezahlen müssen? Würde überhaupt jemand überleben und wie waren die Chancen? Sie war ein Kind, aber ihre Gegner waren ausgewachsen. Ausgewachsen und irre gefährlich. Dessen war sie sich bewusst. Aber das hinderte sie nicht daran, alles auszuprobieren um die Morde vergangenen Neumond zu rächen. Rache ist süß und was süß ist, ist gut. Und mit dieser Einstellung sah sie den kommenden Ereignissen fest ins Auge. Sie würde gewinnen. Sie musste gewinnen, sonst war alles verloren und niemand würde sich an die Leute erinnern, die spurlos verschwanden. Spurlos und leise. Niemand würde etwas mitbekommen und niemand würde daran auch nur einen Gedanken verschwenden. Dessen war sie sich auch sicher. Sie wusste viel und dieses Wissen musste sie benutzen. Aber dazu brauchte sie ihn, der ihr dabei helfen würde und der versprochen hatte zu kommen. Zu kommen um zu richten. Die Lebenden und die Toten. Die Mörder und die Opfer. Die Armen und die Reichen. Die Kranken und die Gesunden. Er hatte eine Kraft, die niemand außer ihm beherrschte. Und das konnte er ausnutzen wenn er wollte. Würde er seine Chance nutzen oder würde er sie zum Fenster raus werfen? Er musste sie nutzen. Und er musste ihr helfen. Ihr, die solange auf ihn gewartet hatte. Ganze drei Jahre. Das musste belohnt werden, oder? Aber wenn er nicht kam, dann würde das Warten nicht belohnt werden. Dann würden die Morde nicht gerächt werden und dann würde sie sich selbst umbringen oder von den Gegnern umbringen lassen. Nein, die Gegner würden sie nicht in die Hände bekommen. Sie würde ein ehrenvollen Abgang machen. Sie würde sich vor den Augen der Gegner und der Freunde dem Messer liefern. Doch wie sollte sie sich dem Messer liefern, wenn sie dadurch nicht starb?! Wie sollte sie sich überhaupt jemals umbringen, wenn alles schießen vergeblich war? Wie sollte es überhaupt weiter gehen mit ihrem Leben? Ihr Schicksal hing nur noch an ihm. Und wenn er nicht kommen würde war´s das. Dann war es das für immer und ewig. Dann würde jede Rettung zu spät kommen. Was geschehen war, war dann geschehen. Nur er würde sie für drei Minuten noch einmal zurückholen können und dann würde er ihr vielleicht zuhören und ihr doch noch helfen nicht sterben zu müssen und eine Möglichkeit zu finden, den Tod zu rächen. Sie überlegte. Und kam zu dem Entschluss, dass er kommen würde. Das er kommen musste. Zu richten, die Lebenden und die Toten.


1. Kapitel


Gerade las Mama die Zeitung. Ich saß am Frühstückstisch und langweilte mich zu Tode! Papa war an solchen Samstagen nie da, da er zu meinem Pech arbeiten musste. Und meine große Schwester Anja machte in den Amerikanischen Staaten ihr, ach so wichtiges, Praktikum als Kindergärtnerin. Dabei gibt es hier genug Ausbildungsplätze, aber sie wollte es halt speziell. Es war öde. Mama würde höchstwahrscheinlich noch die Zeitung zu Ende lesen, Geige für das Orchester des Gewandhauses üben und Essen kochen. Damit war ihr Vormittag gefüllt und ich konnte sehen, was ich tat. Wie ich das anstellen sollte, wusste ich noch nicht. Meine Freundin hatte Probleme mit ihrem Haarschnitt. Die Probleme will ich gerne haben. Ph! Ich überlegte. Meine Hausaufgaben wollte ich nicht machen, da meine fiese Englischlehrerin mir gleich zwei Seiten im Arbeitsheft geben musste und mir einen Aufsatz von drei Seiten über die Schulen in Großbritannien aufbrummen musste (mit dem Argument: Sonst vergisst du, was wir gemacht haben!) Vielleicht sollte ich Englisch doch machen. Dann würde Mama vielleicht merken, dass ich mich zu Tode langweilte. Träge stand ich auf. Da zog Mama plötzlich die Luft ein und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Erschrocken zuckte ich zusammen und fragte: „Was ist denn los, Mama?“ Stockend erzählte meine Mutter: „Es sind schon wieder Leute weg. Bisher hat man erst einen wieder gefunden. Er ist tot und leider ist es dein Onkel, Almanda. Mein Bruder Helmut.“ Mutter sackte in sich zusammen und weinte. Mir kamen auch die Tränen, mein Onkel war tot, mein Lieblingsonkel Helmut. Von ihm hatte ich immer am meisten Geschenke bekommen und ich hatte ihm mehr Geschenke als Mama oder Papa gegeben. Er war mein Ein und Alles gewesen. Gewesen. Das Wort klang scheußlich, es war nicht aus dieser Welt, sondern aus der Welt des Bösen. Des Toten. Warum war mein Onkel gestorben? Angst, ich könnte die nächste Tote aus der Familie sein und Trauer, weil mein Onkel gestorben war, erfüllten mich. Warum geschah das? War Onkel umgebracht worden, hatte er sich selbst gekillt? Zitternd nahm ich die Zeitung. Dort stand: „Vergangene Nacht verschwanden 5 Menschen von ihrer Arbeit. Am nächsten Tag bemerkte ein Mitarbeiter der Firma GIESS & CO, dass einer seiner Mitarbeiter fehle und meldete es dem Chef. Daraufhin kamen noch mal zwei Mitarbeiter, die ihre Kollegen vermissten. Kommissar Eisenbrecht ermittelte und verfolgte die Spur. 6.10 Uhr wurde der Mitarbeiter Helmut Müller-Schwede tot aufgefunden und in Untersuchung geschickt. Doch angesichts der Tatsachen handelt es sich um eine Entführung, die mit einem Mord endete. Die anderen 4 Vermissten sind noch nicht aufgefunden worden.“ Ich schauderte. Vater war auch bei der Firma GIESS & CO angestellt. War er auch weg?
Es klingelte. Mama ging zur Tür und öffnete. Vorsichtig lugte ich um die Ecke und sah – Papa! Er lebte also noch. Gott sei Dank! Umständlich legte er seine Tasche ab und flüsterte mit Mama. Ängstlich lauschte ich, konnte aber nichts hören. Jemand rief an und ich ging ran. „Almanda Müller.“ „Guten Tag, meine Süße.“ Die schaurige Stimme lachte. „Du hast Glück, dein Vater ist mit dem Leben davon gekommen, aber das nächste Mal nicht. Ha, ha, ha! Und das nächste Mal wird auch deine Mutter sterben. Wenn du das nicht willst, dann komm in einer Woche um Mitternacht zu den drei alten Linden. Tust du das nicht, dann wird es deinen Eltern schlecht ergehen. Ha, ha, ha!“ Der Anrufer legte auf. Ich zitterte. Dies war der Mörder meines Onkels gewesen und er wollte noch meinen Rest Familie holen. War das nicht der absolute Horror?! Mama und Papa durften nichts davon wissen. Niemals. Welche Telefonnummer hatte der gruselige Anrufer verwendet? „GIESS & CO Andrè“ Oh nein, er hatte aus Vaters Büro angerufen. Er war dort und ich und meine Familie saßen ahnungslos hier! Oh, mein Gott!
„Wer hat angerufen Almanda“, fragte meine Mutter. „Nur 'ne Freundin“, antwortete ich gleichgültig und ging in mein Zimmer. Ein Plan musste her, wie ich den Anrufer vor meinen Eltern verstecken konnten und meine Familie (insbesondere meinem Vater) vor dem Untergang der Welt bewahren konnte. Aber ich war erst 13 Jahre alt und konnte keine Flugzeuge fliegen und keine Panzer fahren. Ich konnte mich nur auf meinen Verstand verlassen und hoffen, dass der Anrufer mich vergaß. Doch ich wusste, dass das niemals passieren würde und dass ich auf jeden Fall Verbündete brauchte. Fragt sich nur, wie.



2. Kapitel


Derweil ging sie aus dem Schatten der Hausmauer und lief aus der Passage raus. Es regnete immer noch in Strömen und ihre schwarze Jacke war durchnässt. Sie hatte ihre Hände in der Tasche und schlenderte gemütlich. Dann drückte sie sich immer mehr in den Schatten der Hausmauern und man sah sie kaum noch. Man konnte sie auch nicht von dem dunklen Himmel unterscheiden. Eine Strähne löste sich und hing ihr ins Gesicht. Nur kurz nahm sie eine Hand aus der Tasche, um die Strähne zurück zu streichen. Dann steckte sie die Hand wieder ein. Wie ein versteckter Schatten schlich sie durch die Gassen. Es waren kaum Menschen da, obwohl es erst 15 Uhr war und durch die Regenwolken war es schon sehr dunkel. Sie ließ sich nicht davon abschrecken und tauchte in einer unbeleuchteten Straße unter. Langsam schlenderte sie zu einer Tür und drückte sie mit der bloßen Hand auf. Es sah zumindest so aus, doch in Wirklichkeit steckte mehr dahinter. Langsam ging sie rein und machte ein Streichholz an und nahm eine Kerze von dem Wandregal neben der Tür. Plötzlich blieb sie stehen. „Darcside, du bist wirklich gekommen!“, jauchzte sie und umarmte den in der Ecke stehenden Jungen. Dabei schmiss sie die Kerze auf den Steinboden und sie erlosch sofort. Unbewegt stand der Junge immer noch in der Ecke. Seine Miene war unbemerkt und verriet nichts. „Bitte sei leise“, bat er. Langsam ließ sie von ihm ab und räusperte sich. „Tut mir Leid, aber ich habe so lange auf dich gewartet. Ganze drei Jahre!“ „Schon okay“, meinte Darcside. Ungläubig betrachtete sie ihn immer noch. Die schwarzen halblangen Haare lagen immer noch so perfekt wie vor drei Jahren da und sein muskulöse und durchtrainierter Körper verriet viel Übung. Noch eine Weile standen sie so da, dann fragte sie ihn: „Was hast du solange gemacht?“ „Ich bin ihnen gefolgt. Sie sind nach dem Norden und dann hier hin auf Umwegen. Sie waren es, die die Menschen von der Firma GIESS & CO verschwinden ließen, aber den, den sie anscheinend wollten, ist ihnen entwischt. Aus Rache haben sie den Bruder umgebracht und offen liegen lassen und die Anderen sind jetzt Anhänger von ihnen. Aber den, den sie wollen, wollen sie mit der ganzen Familie töten. Einer von diesen scheußlichen Hunden hat die Familie angerufen und die Tochter an den Apparat bekommen. Wenn sie sich nicht opfert, dann kommen sie direkt. Wenn sie sich opfert, dann werden ihre Eltern den Hunden in die Arme laufen.“ „Wann soll sie kommen, Darcside?“, fragte sie. Eigentlich wollte sie stark sein und nicht die Erschrockenheit zeigen, aber ihr Gesicht verzog sich merklich. „Sie soll in einer Woche um Mitternacht bei den drei alten Linden sein. Dort wird sie höchstwahrscheinlich sterben müssen“, meinte er. Nun schaute sie ihn doch offen erschrocken an. „Was sollen wir unternehmen, deiner Meinung nach?“, wollte sie wissen. „Wir müssen bis nächste Woche Informationen bekommen über diese Familie und ihre Verwandten. Der Mord vergangener Neumondnacht hat wohl mit dem Mord dieser Familie zu tun. Darüber brauchen wir Informationen und wir müssen das Mädchen schützen. Sie ist erst dreizehn.“ „Oh“, war alles, was sie rausbekommen konnte. Dann brach sie zusammen, fiel auf den Boden und weinte. Erst stand er ohne jede Regung da, dann bückte er sich nach ihr und nahm sie in die Arme. „Es ist alles in Ordnung, Blooma. Alles wird gut werden und wir werden sie schon bekommen. Glaube mir!“, tröstete er sie. Weinend lehnte sie sich an seine Schulter. Dann meinte sie mit tränenerstickter Stimme: „Wir sind im Prinzip auch noch Kinder, Darcside. Du bist erst sechzehn und ich gerade mal fünfzehn. Willst du uns diese Reise wirklich aufdrängen?“ Sie begann wieder zu weinen. Vorsichtig drückte er ihr einen Kuss in die Haare. „Blooma, sei unbesorgt. Ich werde dich nicht in Gefahr bringen, dir wird nichts passieren. Sei unbesorgt.“ „Aber dir“, fragte sie, „wird dir was passieren?“ „Vielleicht“, antwortete er ausweichend. Schluchzend sagte sie: „Wer dir auch nur ein Haar krümmt, den schlage ich kurz und klein. Oh bitte, Darcside, begib dich nicht in Gefahr. Ich komme mit, ich erledige deine Arbeit, ich sterbe auch für dich, aber bleibe unversehrt!“ Eine stille Sekunde folgte. Auch hatte Blooma mit dem Weinen aufgehört und richtete sich vollständig auf. Jetzt stand sie auch schon wieder, allerdings mit bisschen roten Augen. Eine Weile blieb er noch unten sitzen, dann stand auch er auf. „Blooma, wir sind die Diener. Wir sind die Diener Mister Nights. Er will, dass wir den Tod rächen und er will, dass wir das zusammen machen“, sprach Darcside feierlich. Nun musste sie doch lächeln und eine letzte Träne lief ihr über das Gesicht. Behutsam wischte er sie mit seinem Handrücken weg. „Ach Darcside, wie lange habe ich gewartet!“, lächelte Blooma und er zog sie zu sich. „Ja, Blooma, dafür bin ich dir dankbar. Aber jetzt komm, wir müssen los. Los, im Auftrag unseres Herren. Beeile dich!“ Schnell packte sie ihre Siebensachen und mit einem Rucksack gingen sie los. „Wohin wollen wir gehen?“, fragte sie neugierig. „Wir gehen zu dem Mädchen und schauen, wie wir sie bewahren können und wie sie sich anstellt.“ „Willst du ihr Fragen stellen?“, fragte sie. „Nein“, antwortete er, „wir werden ihren Umgang mit Mitmenschen anschauen. Komm!“ Schnell zog er sie in eine Seitengasse. „Wow, du kennst tolle Abkürzungen“, stellte sie fest, als sie kurz danach am Haus von Familie Müller standen. Das Haus wies keine Besonderheiten auf. Wie die meisten Häuser in dieser Straße war es weiß und besaß ein rotes Dach. Zur Straße raus, war ein Balkon angebracht worden mit schönen Blumen. An der Haustür hing ein Kranz aus Zweigen, Heu und Herbstblumen. Ganz hübsch! „Wo wohnt denn dieses Mädchen jetzt?“ „Na, in diesem Haus.“ „In welcher Etage, du Depp!“, fragte Blooma. „Sie wohnt in der untersten Etage. Hier, bei der Hecke. Ach ja, hast du schon gelernt dich unsichtbar zu machen?“, wollte er wissen. Schnell kam die Antwort von ihr: „Ich kann mich nicht unsichtbar machen, ich kann nur lautlos gehen.“ „Stimmt, hatte ich vergessen. Entschuldigung.“ Dann nahm er sie bei der Hand und sofort waren sie unsichtbar. Mit ihm schritt sie durch das Gartentor und zusammen gelangten sie zu dem Fenster. Durch die Fensterscheiben hätte ein normaler Mensch nichts gehört, aber durch den gut ausgeprägten Gehörsinn von Blooma (und dem leisen Mitsprechen von Blooma) konnten die beiden Diener alles mithören. Gerade küsste die Mutter das Mädchen und sagte: „Gute Nacht, mein Schatz. Morgen wird wieder ein guter Tag.“ „Ja, ja, Mama“, lächelte das Mädchen und legte sich bequem hin. Auch der Vater kam, blieb aber an der Tür stehen und fragte: „War heute etwas, was ich noch wissen müsste?“ „Ja, also nein, es ist nichts. Wirklich!“ „Almanda, schlafe gut. Bis morgen“, sagte der Vater und verschwand. „Hat das Mädchen Herrn Müller schon von dem Anruf erzählt?“, fragte Blooma flüsternd. Darcside schüttelte den Kopf. „Bedaure, nein. Aber ich glaube, dass der Vater etwas mitbekommen hat.“ „Hast du schon einen Plan entwickelt?“, wollte Blooma wissen. „Ja, leider“, meinte er, „aber dafür müssen zwei Menschen sterben. Zum einen, wird der Vater sterben und vielleicht auch die Mutter. Denn ich glaube kaum, dass die Eltern ihr Kind alleine zu den drei alten Linden lassen. Also, ich hoffe es nicht.“ „Aber dann bekommen die Hunde doch ihren Willen“, schlussfolgerte Blooma verdutzt. „Ja und nein“, sagte Darcside. „Wie, ja und nein?“, wollte sie wissen. „Wir werden Almanda über alles unterrichten und sie wird eine noch größere Gefahr, als ihr Vater. Außerdem habe ich vor, sie zu einem Diener Nights zu machen.“ Zustimmend nickte sie. Dann verließen sie leise, aber schnell den Garten. Sie würden die ganze Nacht wohl arbeiten müssen. Für das Leben eines kleinen Mädchens, die ungewollt darein gezogen werden würde. Ob sie sie noch retten konnten, war eine Frage der Zeit, aber Darcside hatte schon einen ganz genauen Zeitplan erschaffen. Dazu würde er wahrscheinlich noch ein paar Diener benötigen und eine kleine Armee aufbauen, aber ansonsten war alles soweit. Alles hing an Blooma, wie gut sie Informationen besorgen konnte und wie gut Darcside es umsetzen konnte. Niemand durfte schließlich etwas mitbekommen und Blooma und Darcside mussten trotzdem in die Schule. Nicht, dass es dort so schlimm war, aber die Schule hatte nicht so große und tolle Informationsquellen wie zum Beispiel Freundinnen, Polizei, Sitzungen und andere wichtige Beamten oder Diener von Mr. Night. Hausaufgaben würden von Mr. Night fertig gestellt werden und so hatten die Beiden keine Probleme mit der Schule. Das Wissen für die Arbeiten würde ihnen Mr. Night bestimmt auch besorgen und so war alles bereit für die Exkursion im Schattenreich. Im Schattenreich, auf der Seite des Bösen. Und Almanda sollte da bleiben, wo sie war und niemanden in Gefahr bringen und selbst zu Hause bleiben. Höchstwahrscheinlich würde Blooma Kampfunterricht bei einem Karate- und KongFu-Meister absolvieren müssen. Darcside war für die Zusammenstellung von einer Kampftruppe verantwortlich und Abends würden sie ihre Ergebnisse präsentieren. Das bedeutete viel Arbeit, aber es bedeutete auch das Vorankommen in der Technik, dem Gehirn und die gute Schattenreichseite würde sich dann immer besser wehren können gegen das Böse. Das Böse waren nicht nur Menschen. Es waren gefährliche Menschen, die sich in Hunde verwandeln konnten und Jeder, der von ihnen gebissen wurde, musste auf der Stelle sterben. Diese Leute waren groß wie ein Riese und breit wie ein Schrank. Der Böseste und Stärkste von ihnen war ein untypisch dünner Mensch, der umwerfend gut aussehende schwarze Haare hatte und der eine lange Narbe an der Wange hatte. Seine Arme waren sehr bewachsen und seine abgeschlagenen Ohren wurden von den Haaren überdeckt. Seine Begleiter waren große, kräftige Männer, im Alter von 30-40. Das machte das Kämpfen noch schwerer, da diese Leute sehr klug und stark waren. Als Mann manchmal noch gefährlicher als als Hund.
Es würde für Blooma und Darcside schwer werden, aber sie wollten Rache ausüben. Sie mussten Rache ausüben. Wer dort gestorben war, in der vergangenen Neumondnacht, die waren Familie gewesen. Familie und Freunde. Und niemand wusste, ob nicht doch welche überlebt hatten, oder ob doch alle den Tod gefunden hatten. Darcside hatte ihnen nicht helfen können. Er war erst in den letzten Minuten des Kampfes gekommen, als die Hunde die Toten schon abtransportiert hatten. Die Einzige, die er hatte retten können, war ein erwachsener Mann, den er nicht kannte. Aber er hatte ihn schon einmal gesehen. Aber wo? Woher kannte er den geheimnisvollen Mann, der damals gestorben war und doch noch zurückgeholt werden konnte? Fragen über Fragen. Die Ermittlungen würden es bestimmt wiedergeben. Hoffentlich. Blooma hatte eine anstrengende Zeit vor sich, aber er konnte es ihr auch nicht leichter machen. Erstens, hatte er nicht so gute Verbindungen und zweitens hatte er selber einen ganzen Haufen zu tun. Sie musste es einfach schaffen, sonst musste Almanda sterben und mit ihr, ihre Familie. War das Mädchen von den Hunden getötet, würden die Eltern keine Kraft mehr haben, zu kämpfen. Mal sehen, wie dieser Kampf ausgehen würde. Immer optimistisch bleiben und Tee trinken!
Aber wenn der Tod vor der Tür steht, ist eigentlich kein Mensch optimistisch. Auch Darcside, der sonst immer so sicher war, hatte davor Angst. Aber sie, sie waren Jäger! Sie sollten für das Schattenreich kämpfen! Für die gute Seite des Schattenreiches und für die ganzen Menschen, die keine Kraft hatten, um sich vor den Hunden in Acht zu nehmen und zu schützen. Der normale Mensch dachte zwar, dass er alles konnte mit Maschinen, seiner eigenen Kraft usw., aber das war falsch. Wer einmal gegen die Hunde kämpfte, wusste, dass da nur der Profi als Sieger hervorging. Das Rudel von Jeremias (Anführer des Rudels) war stark. Unheimlich stark! Und sie machten vor nichts und niemanden halt. Müsste man ihre Opfer aufzählen, man käme in einer Woche nicht an dem Ende der Liste an. Außerdem kannte Keiner aus dem Schattenreich alle ihre Opfer. Nur, dass das allererste Opfer Kain von Moonnight war, der allerbeste Krieger seit Jahrtausenden. Kain, hatte eine Kraft in den Händen, die sonst niemand hatte. Selbst Blooma, die auch die Kraft mit den Händen ausübte, war noch lange nicht so gut wie Kain von Moonnight. Selbst Mister Night, der König des Schattenreiches, war noch lange nicht so gut gewesen. Wer Kain von Moonnight jemals übertrumpfen würde, der würde der neue Anführer des Schattenheeres werden. Von ihm, mussten sich dann auch die Hunde neigen. Bestimmt würde es am Ende einen Kampf zwischen Jeremias und dem Auserwählten geben, aber daran glaubte das Schattenvolk nicht. Wer sollte es auch schaffen gegen Jeremias zu gewinnen, gegen ihn, gewann selbst Mister Night nur mit Mühe und Not, denn wenn Jeremias sich einmal in eine Sache rein steigerte, dann kam niemand mit dem Leben davon. Auch das allseits gefürchtete Einhorn des Schattenreiches hatte er umgebracht und sein Großvater, auch Anführer des Rudels, hatte den König umgebracht. Wer sich Jeremias näherte, der musste lebensmüde sein und nicht mehr alle Tassen im Schrank haben oder betrunken sein oder... oder... oder...
Komischer Weise hatte Jeremias viele Anhänger. Mache waren elende Opfer von ihm, die doch nicht getötet worden waren oder kühne Kämpfer, die ihren Mut beweisen wollten. Hatte aber ein Kämpfer sich ein Mädchen ausgesucht, wurde dieses getötet, wenn er mit ihm eine Affäre hatten. „Mit einem anderen Mädchen zu schlafen, schwächt den Körper!“, pflegte Jeremias immer zu sagen. Ob er noch ganz rein war, ließ sich nicht sagen. Zumindest hatte er auch schon einmal eine Freundin gehabt. Die wurde dann aber von seinem Vater getötet und deswegen beneidete er jeden, der ein Mädchen hatte. Dann machte er es nämlich wie sein Vater: Er tötete sie.
Niemand stellte sich ihm in den Weg und Darcside und Blooma hatten es auch nicht vor. Mal sehen, was sich da noch machen ließ. In den Weg stellen, würde ihr beides Ende bedeuten, sich aber höchstwahrscheinlich nicht vermeiden lassen. Doch Blooma hatte alle Hoffnung auf Darcside gesetzt und er auf sie. Wenn sie sich beide enttäuschen mussten, dann war es gemeinsames Leiden. Und gemeinsames Leiden, ist halbes Leiden. Naja, sie mussten es schaffen und wenn nicht, dann war´s das eben. Es ließ sich nichts vermeiden. Und außerdem waren sie beide doch noch Kinder. Okay, Jugendliche, aber das zählte nicht.


3.Kapitel


Ein neuer Schultag eröffnete sich für mich. Es war zwar erst 5.30 Uhr, aber ich stand trotzdem schon auf. Sicher ist sicher! Meine Eltern schliefen bestimmt noch. Sowieso standen sie nie früher als 6.15 Uhr. So spät stand ich nie auf! Ach, ich musste mich beeilen, wenn ich meinen Ranzen noch packen und meine Hausaufgaben noch machen wollte. Träge stand ich auf und nahm meinen Schulranzen. Zuerst machte ich den hintersten Reißverschluss auf und nahm mein Deutschbuch raus. Auf Seite 72 war eine lange Grammatikübung und die musste ich machen. Oh Shit, das würde ich nie im Leben schaffen! Vor allem nicht in in dieser halben Stunde. Schnell nahm ich meinen Füller und fing an zu schreiben.
Es wollte einfach nicht aufhören, aber nach einer halben Stunde hatte ich es doch geschafft. Gott sei Dank! Am liebsten würde ich einfach aufhören, aber die Englischhausaufgaben mussten auch noch gemacht werden. Ich hatte eine Viertelstunde. Das reichte noch dicke, da ich nur drei Sätze über mein Wochenende schreiben musste und das war relativ leicht. Danach zog ich mich an. Mein Kleiderschrank war ein Schrank, der nicht viele und schöne Sachen zu bieten hatte. Außerdem war ich nicht die Schönste und hätte wirklich mal irgendwas modisches nötig. Meine schwarzen Haare passten gut zu dem roten langärmligen T-Shirt mit der Aufschrift „All right, Baby“. Okay, ein bisschen affig, aber trotzdem schön. Als Hose bevorzugte ich eine stinknormale Jeans und schwarze Strümpfe. Schwarz war meine Lieblingsfarbe und ich glaubte auch nicht, dass sich das jemals ändern würde. Komischerweise mochte Vater auch diese Farbe am liebsten, obwohl Erwachsene eigentlich nicht so der Typ für dunkle Farben sind, schon gar nicht von schwarz!
„Schatz, Frühstück!“, rief meine Mutter. Schnell schnappte ich mir meine Französischhefte und rannte nach unten. Meinen Ranzen vergaß ich in der Hast und musste noch einmal in mein Zimmer. „Warum denn so eilig heute?“, fragte mein Papa. Ich zuckte mit den Schultern und wartete, bis mein Toastbrot endlich fertig getoastet war. Derweil kämmte ich mir die Haare und wusch mein Gesicht. Das Toastbrot war fertig und erschreckte mich zu Tode, als es aus dem Toaster sprang. „Ein bisschen mehr Rücksicht, wenn man einem Mädchen in die Arme springt!“, dachte ich grollend. Aber wie soll ein Toastbrot schon Gedanken lesen? Egal, mich geht es ja nichts an. Noch ein bisschen müde griff ich zur Marmelade und schmierte sie mir dick drauf. „Kind, doch nicht so viel!“, rief meine Mutter entsetzt. Okay, okay, sie hatte Recht, aber heute war ich so durch den Wind, dass ich unmöglich weniger drauf machen konnte. Auch mein Esstempo hätte bemäkelt werden können, aber Papa schaute mich nur mit traurigen und liebevollen Augen an. Sonst mäkelte er immer und konnte sich nicht beherrschen, aber seit Onkels Tod war er ein anderer Mensch und er sagte nichts mehr. Als wüsste er, dass ich höchstwahrscheinlich in einer Woche tot war. Hilfe, wusste er es wirklich? Hastig stand ich auf und wollte los, da sagte mein Vater: „Warum willst du denn los? Wir wollen heute mal etwas zu Dritt unternehmen!“ „Ähm, aber morgen gehe ich wieder in die Schule, oder?“ Vater schien mit sich zu kämpfen, dann sagte er: „Ja, ist nur eine Ausnahme.“ Jetzt war ich wieder beruhigt. Mal sehen, was wir machen wollten. Hoffentlich was Schönes! Mutter rief noch jemanden an und ging zum telefonieren aus der Küche raus. Das machte sie sonst nie, aber mich störte es nicht. Wenn sie mit Freundinnen redete, dann wollte sie ihre Ruhe haben. Sollte sie sie haben. „Was machen wir denn?“, fragte ich neugierig. „Wir wollen in den Freizeitpark Immerdar.“ „Oh cool!“, rief ich und umarmte meinen Vater. Meinen Eltern waren immer dagegen gewesen mit mir dorthin zu fahren, aber das hatte sich anscheinend geändert. Allerdings würde schon in zwei Tagen der November anbrechen und es war irre kalt! Aber das machte mir, glaube ich, nichts aus.
Unsere Sachen waren gepackt und ich fuhr mit meinen Eltern in den Freizeitpark. Niemand anderes war hier und wir hatten freie Platzwahl. Die rote Achterbahn war megacool und der Gruselpark gut gelungen. Ein Skelett hing an der Decke, gruselige Masken an den Seiten und von der Decke hängende Seile versperrten den Weg. Am schlimmsten waren die Metallstangen die man nicht sah und dann dagegen lief. Meine Mutter starb fast vor Angst, aber Vater und ich fanden es richtig witzig. Es kamen auch noch andere Kinder dazu. Ach stimmt, heute war irgendein besonderer Tag, wo alle frei hatten. Als meine Familie und ich fast am Ende war, hörten wir am Anfang ein Kreischen. Das war meine Freundin Paola. „Paola?“, rief ich atemlos und lauschte in die Finsternis (und in die leuchtenden Spinnennetze). „Wow, Almanda, du auch hier?“, schrie Paola erstaunt und ich suchte mir einen Weg durch die ganzen Hindernisse. Plötzlich fasste ich jemanden an und fragte: „Paola?“ „Nein“, sagte die unbekannte Stimme und verschwand in der Dunkelheit. Komisch, egal. Plötzlich spürte ich wieder eine Hand. „Hi, Almanda!“, quietschte die Stimme. „Paola, wie geht’s?“ Stürmisch umarmten wir uns und wurden fast von neuen Touristen über den Haufen gelaufen. Nein, nein, nein, vorsichtig in der Dunkelheit!
Zusammen mit Paola ging ich bis zum Ausgang. Dann holten wir uns ein Eis. „Welche Kugeln möchtest du essen?“, fragte ich sie. „Schokolade, Vanille und Kokos“, antwortete sie. „Cool, ich nehme Malaga, Zitrone und Erdbeere“, lachte ich und zusammen stellten wir uns an. Die Schlange war nicht gerade lang, aber es reichte. Der unfreundliche Eisverkäufer wollte uns einen Euro mehr bezahlen lassen, dieses Schwein! Aber wir hatten es rechtzeitig ausgerechnet und er konnte uns nichts anhaben. Danach lief Paola mit mir zur Wasserrutsche. Wir setzten uns in ein Kanu und fuhren in einem Pharao hinauf (der Pharao war nur eine riesige Nachbildung, trotzdem bin ich fast gestorben).
Der Vormittag ging im Fluge vorbei und Paola und ich konnten gar nicht alles machen, da musste ich schon wieder los. Mal sehen, wohin es dieses Mal noch gehen würde. Voller Vorfreude stieg ich ins Auto und Papa fuhr zum Kino in unserer Stadt. Der Parkplatz war überfüllt, aber Papa fand trotzdem eine Lösung: Er ließ mich uns Mama an einem Boutique raus und ich fragte: „Gehen wir nicht ins Kino?“ Mama meinte: „Jetzt gehen wir erst einmal shoppen und dann gehen wir ins Kino.“ „Was sehen wir da?“ „Das ist eine Überraschung, Almanda. Du magst doch Überraschungen, oder nicht mehr?!“, lächelte Mama. Ich zuckte mit den Schultern und antwortete: „Doch, schon.“ Dann grinste ich meine Mutter an und wir machten uns auf den Weg. Meine Mutter musste mich erst zu einem sehr teuren Laden schleifen, indem wir ein irre teures Sweatshirt kauften (obwohl es fast Winter war), einen roten Minirock und ein Jäckchen für das Sweatshirt. Zwar wollte meine Mutter mir auch noch eine sehr teure Mütze kaufen, doch da wehrte ich ab, mit den Worten: „Du hast mir doch schon viel zu viel gekauft, Mama.“ Da musste meine Mutter wieder lächeln und meine kleine Welt war heil. An den Anrufer von gestern dachte ich erst gar nicht und ließ mich einfach von Mama durch die gesamte Stadt ziehen. Unser Ziel: Der Schuhladen. Dort bekam ich Absatzschuhe (!) und ein paar weiße Söckchen. Wieder total teuer! Aber Mama bestand darauf, dass ich sie gleich anlasse und packte mein rotes langärmliges T-Shirt ein. Zum Schluss zerrte sie mich zum Friseur. Dort wurde mir eine Hochsteckfrisur verpasst und dann wollte ich wissen: „Wozu soll das jetzt gut sein?“ Eigentlich war die Frage überflüssig, da gerade eine Limousine parkte und mich doch tatsächlich mitnehmen wollte! Mama stieg hinten ein und mit der Limousine fuhr ich zum Kino. Na das war eine Überraschung! Vor dem Kino war ein roter Teppich ausgelegt und Paparazzi standen da. Der helle Wahnsinn! Schnell schmierte Mama mir noch Lippenstift drauf und dann stakste ich zum Kino. Das werde ich bestimmt nie vergessen! Im Kino wartete mein Vater im Anzug und überreichte mir die Karten für den Film „Alice im Wunderland 2“. Der Film war eigentlich noch nicht raus gekommen und ich fragte mich im Stillen, wie Mama und Papa das organisiert hatten. Außerdem hatte ich freie Platzwahl und bekam mindestens ein Kilo Süßigkeiten, Getränke und Vorschauen von anderen Filmen. Mein Glück stieg ins Unermessliche! Paola kam dann auch noch dazu, auch so hoch gestylt und setzte sich neben mich. Sie sah noch viel schöner aus, als ich. „Cool, oder?“, lachte sie. „Wusstest du davon?“, fragte ich. Sie schüttelte den Kopf: „Nein, und du?“ Ebenfalls schüttelte ich den Kopf. Das hier musste eine Geschichte sein, ein Märchen, aber alles war doch Wirklichkeit.
Der Film war ein voller Erfolg und danach ging ich noch mit Paola und anderen Klassenkameraden essen. Bezahlt wurde es von irgendeinem Heino, der mich anscheinend verehrte bis auf das Letzte! So viel Spaß hatte ich lange nicht mehr und ich wünschte mir, dass dieser Tag nie zu Ende gehen würde. Mit Paola lachte ich und wir spielten Paris Hilton. Die Jungen sollten Bruce Darnell sein, wollten aber nicht. Also schlug ich vor, dass sie Dieter Bohlen sind und damit waren sie auch einverstanden. Diesen Tag würde ich wahrscheinlich nicht vergessen! So einen witzigen Tag würde es nie wieder geben!


4. Kapitel



„Wie war es?“, erkundigte sich Darcside, als Blooma durch die Tür kam. Erst einmal zündete sie eine Kerze an und sah ihn an. Mit einem Seufzer lehnte er sich zurück und Blooma konnte erzählen. „Sie war im Freizeitpark Immerdar und dann schick essen und tanzen und so“, berichtete sie. „Und wie ist sie mit den Anderen umgegangen?“, fragte er nach. Kurz überlegte Blooma, dann meinte sie: „Ja, sie ist mit allen, Jungen wie Mädchen, gut umgegangen. Allerdings konnte ich sie im Freizeitpark schlecht beobachten. Erst war sie in diesem Gruselpark und da bin ich auch rein, allerdings im Abstand. Dann kam eine Freundin von ihr rein und das Mädchen stieß mit mir zusammen. Ansonsten lief alles ohne Zwischenfälle.“ „Konnte sie dich erkenne?“, erkundigte sich Darcside. „Nein“, war die Antwort. Nickend stand er auf und lief durch den engen Raum. Eine Weile sah sie ihm zu, dann wollte auch sie wissen: „Hast du etwas rausbekommen?“ „Ja“, antwortete er knapp. Sie verdrehte die Augen und fragte dann wieder: „Wie viel, was hast du rausbekommen?“ „Ich weiß mehr, als mir lieb ist“, fing er an zu erzählen. Dann machte er noch einmal den Mund auf und schloss ihn wieder. Ruhig saß Blooma noch am Tisch, aber innerlich kochte sie. Warum konnte er immer nur so kurze Antworten geben? Nach einer Schweigeminute stand sie auf und fing ihn ab, als er wieder hin und her gehen wollte. Sie umarmte ihn und als sie die Umarmung auflöste, fragte sie: „Was hast du in Erfahrung gebracht?“ „Wie der Vater, also Herr Müller, zu den Bösen steht. Warum sie ihn haben wollen weiß ich jetzt.“ Geduldig wartete sie, ob er noch einmal anfing zu reden. Und sie hatte Erfolg. „Der Vater von dieser Almanda lebte als kleiner Junge im Schattenreich.“ Darcside senkte den Kopf. Schweigen. Dann traute sich Blooma zu fragen: „Wie...warum...Was ist passiert?“ Und Darcside berichtete weiter: „Der Vater war ein guter Schüler in der Schule, er hieß Ryan. Das bedeutet „Kleiner König“. Jeder Woche kamen die Bösen aus dem Schattenreich und wollten die Kinder missbrauchen und andere schlimme Sachen mit ihnen machen. In einer Woche, als Ryans bester Freund Duane mitgenommen wurde, da sammelte Ryan ein Heer aus Kriegern. Es waren zwar nur Schulkinder, aber sie bekamen so guten Unterricht, dass wenn drei gegen einen großen kämpften, die drei Kinder gewannen. Ryan beachtete alles und sammelte an die 150 Krieger. Indessen beobachtete einer der Bösen es und wurde zornig, konnte Ryan aber nicht bremsen. Der Tag an dem die neuen Kinder geholt werden sollte kam und die Kinder besiegten die Hunde, da es nur fünf waren. Aber als Ryan dann alleine seinen Freund Duane befreite, da zogen die Hunde hinter ihm her und er flüchtete in die Menschenwelt. Die Hunde verloren ihn aus den Augen, fanden ihn aber nach zwanzig Jahren wieder. Und jetzt versuchen sie, ihn zu töten, weil sie keine Kinder mehr von den Schulen holen können.“ Als Darcsides Bericht endete, war Blooma mucksmäusschenstill. „Wie hast du das rausbekommen?“, fragte sie tonlos. Eine Weile schwieg Darcside. Dann erzählte er: „Ich bin noch einmal in das Schattenreich zurückgekehrt, um mir die Schule noch einmal zu betrachten. Die Lehrer von damals gibt es nun nicht mehr, aber Duane, der Freund von Ryan, den gibt es noch. Und der hat mir das erzählt.“ „Und wie kamst du auf Duane?“ „Erst einmal bin ich zu unserem Herrn und habe ihn nach Herrn Müller gefragt. Da antwortete er mir, dass der aus dem Schattenreich kommt und das er Ryan heißt. Danach habe ich nach den Freunden von Ryan gefragt und unser Herr meinte, dass ein guter Freund Duane geheißen hatte. Also suchte ich ihn auf. Er war sehr nett und freundlich.“ Wieder schwiegen die Beiden. Blooma kaute auf ihrer Unterlippe rum und Darcside fuhr sich immer wieder durch die Haare. Ein Symptom dafür, dass die beiden nervös und nachdenklich waren. Es war schwer für sie, die Lage zu überblicken. Schließlich waren sie noch Jugendliche, also Kinder, die ihrem Schicksal ergeben waren.
„Morgen muss ich mich umhören, richtig?“, stellte Blooma klar. Nachdenklich nickte Darcside und breitete seinen Plan vor ihr aus. Dazu holte er zwei Karten. Eine vom Schattenreich und eine von dieser Stadt. Interessiert setzte sich Blooma mit an den Tisch. „Also, schieß los!“, forderte sie. Verschiedene Häuser auf der Karte von dieser Stadt waren rot gekennzeichnet. Wachsam gleitete das Auge Bloomas über die ganzen Straßennamen und die Häuser. Was Darcside alles auftreiben konnte, war wirklich sehr erstaunlich! Die Sorgfalt mit der die Karte bearbeitet worden war, war unverkennbar und alle Straßen so genau wie möglich aufgezeichnet. Und auch die Schattenreichkarte war ein Schatz für sich.




Nun fing Darcside an: „Das Blaue ist die Sporthalle und der schraffierte Kreis der Park. Diese rot gekennzeichneten Häuser, das sind die Häuser von ehemaligen Schattenreichsleuten. Die mit Namen sind bekannt und die anderen sind entweder tot oder man kennt ihren Namen nicht, da sie es niemandem gesagt haben. Die Leute, die über 20-90 Jahre alt sind, können sich noch genau erinnern, aber die, die unter 20 Jahre alt sind, sind die Kinder von denen, die damals aus dem Schattenreich geflohen sind. Meistens wegen Vergewaltigung an den Schulen oder schlechten Lebensbedingungen als Sklaven bei den Bösen. Also die Kinder sind jetzt teils schon 19-20 Jahre alt oder auch kleiner, aber diese wissen nichts von ihrer wirklichen Abstammung. Deswegen sind auch die falschen Namen auf der Karte, also die Namen, die sich ausgedacht wurden. Und die richtigen musst du dir merken oder aufschreiben.“ „Okay, soweit alles klar, aber was soll ich machen?“, fragte Blooma. Darcside nahm sie in den Arm und schaute sie liebevoll an: „Warum fragst du nur immer so viel?“ Verdattert sah sie ihn an: „Ist das denn nicht gut?“ Nun lehnte er sich lachend zurück und sagte: „Doch, das ist für unsere Arbeit sehr nützlich und auch sehr wichtig. Wenn du das nicht machen würdest, dann hätten wir manchmal ein Problem, weil ich nicht alles genau erkläre. Ach, ich bin so blöd!“ Damals war der Startblock gesetzt. Es brachte nämlich Blooma auf die Palme, wenn er sagte, dass er blöd war und umgekehrt und da sie nicht kitzlig war, aber er, kitzelte sie ihn und er konnte ihr im Gegenzug die Hand auf den Mund pressen und dann war Stille. Zumindest von ihrer Seite.
Und da er Blooma jetzt auf die Palme gebracht hatte, kitzelte sie ihn und er versuchte ihre Hände zu bekommen. Fast wie kleine Kinder, aber das war viel schöner! Schließlich war er viel stärker als sie und bekam ihre Hände dann doch. Am Schluss lag sie mit dem Rücken auf den Boden und versuchte immer noch unter Lachen, sich zu befreien. Diese Versuche schlugen fehl und dann meinte sie lachend: „Okay, okay, ich ergebe mich.“ Er bewahrte immer ungemeine Ruhe und sie bekam wieder ihre Hände zurück. Aber da kam schon der nächste Versuch, Blooma auf die Palme zu bringen: „Wenn ich dir jetzt die Hand gebrochen habe, dann hole ich den Krankenwagen.“ Und schon waren sie wieder ein Herz und eine Seele. Sie kitzelte ihn und er versuchte ihre Hände einzufangen. So ging es auch noch eine Zeit weiter, aber dann kamen sie beide wieder zur Vernunft und saßen sich normal gegenüber und studierten die Karten. Mit dem kleinen Unterschied, dass Bloomas Haare wirr in ihrem Gesicht hingen und Darcsides Hemd einen kleinen Riss hatte. Doch das störte die beiden nicht und Blooma fragte: „Nun, was soll ich machen, morgen?“ Darcsides Finger zeigte auf die Dunkelgasse: „Da sind wir.“ Danach zog er mit dem Finger die Marienstraße nach und meinte: „Du musste morgen zu den Margrets, die eigentlich Ria und Blackmice heißen. Du kannst sie ruhig mit Vornamen ansprechen. Das, was du herausfinden sollst, ist, ob sie dir Kampfunterricht geben könnten und ob sie sich zum Schattenheer dazugesellen würden. Dann musst du den Hauptweg runter und danach in die Mittelstraße einbiegen. Laufe sie bis zu den Ginsters, die in Wirklichkeit Blouson und Goldennight heißen, soweit ich informiert bin. Frage sie dasselbe wie die Anderen. Ach ja, wenn die Margrets dir Unterricht geben, dann fange heute schon damit an. Abends können wir dann zusammen üben und uns austauschen, okay?“ Zustimmend nickte Blooma.
Schließlich war Abend und Darcside schaute, ob Blooma etwas Essbares im Hause hatte. „Wo ist denn dein Essen?“, fragte er. Sie meinte: „Ich studiere doch gerade das Essen machen, mit eigener Willenskraft!“ „Ach ja“, fiel es auch Darcside wieder ein, „also Fräulein Zauberin, ich bitte sie mir etwas leckeres auf den Tisch zu zaubern.“ Konzentriert schloss Blooma ihre Augen. Ihre Augenlider zuckten und ihre Lippen bewegten sich stumm, dann stand schon eine Kartoffelsuppe mit Schwarzbrot auf dem Tisch. „Bravo“, applaudierte er. Verlegen meinte sie: „Etwas besseres kann ich noch nicht herzaubern. Aber so spare ich schließlich Geld. Jeden Abend wird es leider nichts besseres geben und meistens auch nur Schwarzbrot oder Weißbrot. Aber das stört dich hoffentlich nicht. Wir können auch alles im Bett essen.“ „Wenn es hier ein Bett geben würde, würde ich dir durchaus zustimmen“, meinte Darcside lächelnd. Sie richtete ihre Hände auf einen Griff in der Wand und ließ ihn durch die Kraft in den Händen aufmachen. Zwei Betten und eine Strickleiter kamen herunter. Mit der Kraft ihrer Hände flogen auch die Kartoffelsuppe und das Schwarzbrot hoch und der Küchenschrank öffnete sich und Teller und Tassen kamen hoch. Staunend beobachtete Darcside das Schauspiel und hob dann den Daumen nach oben: „Nicht schlecht, Blooma!“ „Na komm schon, steig hoch!“, forderte sie ihn auf. Nicht lange zögernd kletterte er hoch und sie kam nach. Oben machten sie es sich gemütlich und aßen genüsslich ihr Essen.
Die Nacht brach heran und das Geschirr wurde von der Kraft von Bloomas Händen runter transportiert. Danach löschte sie das Licht und kuschelte sich in ihr Bett. Auch Darcside legte sich nieder. „Kannst du schlafen?“, flüsterte sie. „Nein“, kam die Antwort. „An was denkst du eigentlich?“, fragte er nach einer Weile. Schweigen. Nur zögernd kam die Antwort: „Das willst du, glaube ich, nicht wissen. An was denkst du denn gerade?“ „Das willst du nicht wissen. Willst du nicht sagen, an was du denkst?“ Nun kamen sie der Antwort des Anderen näher. „Kann es sein, dass wir dasselbe denken?“, fragte sie in die Stille hinein. „Mmh“, machte er und richtete sich auf. Er stützte sich auf seinen Ellenbogen und schaute auf sie herab. Fast konnte er sie nicht sehen, aber ein bisschen Licht viel doch auf sie. Dann kamen sie sich immer näher und er küsste sie. Es war ein Kuss voller Hoffnung, voller Freude, vollem Frieden, voller Vollkommenheit, voller Zuneigung zueinander und Trauer, dass sie erst jetzt damit angefangen hatten. Ein Kuss, der einfach unendlich war. Unendlich schön. Auch wenn beide keine Erfahrung hatten. Blooma hatte sich in Zeitschriften die Küsse genau betrachtet und so wusste sie halbwegs Bescheid. Sie waren ein Teil eines großem Kapitels namens DIE LIEBE. Und dieses Kapitel war so riesengroß und umfasste so viele schöne Sachen, die man alle machen konnte, die man ausprobieren konnte, wenn man wollte und die jeder einmal ausprobiert haben musste. Dieses Kapitel war nicht von Einem geschrieben worden, nein, man schrieb jetzt noch dran und alle Menschen und alle Tiere, alle Monster und auch das Schattenreich beteiligte sich an diesem Kapitel. Wer dieses Kapitel abschloss, merkte er dann, wie toll es doch gewesen war und wie schön die Beschreibung in diesem Kapitel gewesen war. Was alles in den Stunden, Tagen, Wochen, Monaten, Jahren, Jahrzehnten und Jahrtausenden geschehen war. Das alles war Liebe. Das war Geschichte, die öfters wahr wurde und die unendlich schön war. Es gab zwar keine öffentlichen Vorstellung von dem Theaterstück, aber jeder spielte es doch auch auf seine Weise.
Das Kapitel der Liebe war so so groß, dass niemand es in einem ganzen Menschenleben lesen konnte, sondern für das man Jahrtausende brauchte, um es überhaupt zu lesen und für das man viel länger brauchte, um alles zu verstehen. Die verschiedenen Ansichten der Autoren wurde erst am Ende so wirklich war und niemand konnte sie für „Falsch“ bezeichnen, da alles gehen konnte und da nichts unmöglich war.


5. Kapitel


Alex stand hochkonzentriert am Start. Er hockte im Tiefstartblock und jede seiner Muskel verriet Anspannung und Konzentration. Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet und sein Atem ging schnell und stoßartig. Seine Hände zitterten vor Anspannung und drückten ihn fest auf den Boden. Nun endlich hörte er die Worte: „Auf die Plätze-fertig-“ Alex drückte sein Gesäß hoch und sein Gesicht wurde feuerrot und sein Atem wurde noch schneller. Dann, das lang erwartete Signal, der Knall! Und Alex rannte los, erst machte er kurz Lauffeuer, also er machte ganz kleine Schritte und dann wurden seine Schritte immer größer und größer. Jeder Muskel machte die Laufbewegungen mit und die Turnschuhe mit den Spikes bohrten sich in den Boden und drückten ihn kräftig ab. Alex Arme kamen von vorne nach hinten und umgekehrt. Immer und immer wieder. Doch er war nicht alleine. Der Junge neben ihm war ihm überlegen und rannte, als wäre er noch nie anders gelaufen und wollte nie wieder stehen bleiben. Er kam mit zwei Schritten schneller ins Ziel und damit mit einer Zeit von 16.75 sek. auf 400 m. Alex kam kurz hinter ihm ins Ziel und hatte eine Zeit von 17.00 sek. Geschafft stützte Alex seine Ellenbogen auf den Knien ab und keuchte. Seine Wangen glühten und er bekam die Ansage nicht mit. Einer seiner Mitläufer stupste ihn an: „Hey Alex, du sollst noch eine Runde laufen. Als Zweitplatzierter.“ Keuchend nickte Alex und richtete sich auf. „Du warst gut!“, gratulierte ihm noch ein Kumpel und leicht lächelnd schlug Alex ein. Und schon musste er noch einmal laufen und den Massen zuwinken und die Arme in die Luft stemmen. Das alles müsste nicht sein, da Alex wusste, dass die Fotografen erst bei der Siegerehrung oder danach im Interview Bilder schießen würden. Am liebsten würde Alex sich jetzt einfach krank melden, das Geld abkassieren und in ein anderes Land abhauen, wo es keine Lauferei gab. Denn obwohl Alex darin super gut war, mochte er die Lauferei nicht. Seine Mutter hatte ihn dazu gezwungen und am Anfang war er auch einverstanden gewesen, aber der Druck wuchs und seine Angst vor den Fotografen nahm stets zu. Die Bilder überall machten ihn fertig und die Anspannung hielt er nicht gut aus. Kurz und gut, die Lauferei brachte ihn um. Man könnte sagen, dass ein 12jähriger Junge damit aufhören könnte, wenn er Lust hatte, aber Alex Familie brauchte das Geld. Denn Alex wollte später nach England auf ein College und dafür brauchte er Geld. Seine Eltern hätten es mit Leichtigkeit bezahlen können, denn sie waren reich, aber dazu waren sie zu geizig. Auch das Zimmer in dem Alex wohnte, war nicht groß und die Einrichtung nur einfach. Die einzige große Ausgabe für ihn von seinen Eltern war die Bibliothek, wo er alle Bücher stapeln konnte und wo ein Diener alle Bücher in den Computer verlas.
Alex war seiner Siegesurkunde mutig entgegen gelaufen und dabei mächtig gestrahlt, da er es nicht anders kannte und nicht anders machen durfte. Die Leute johlten und klatschten Beifall, aber das ignorierte Alex. An seinem Blick sah man die Abwesenheit, aber die Reporter bemerkten es nicht und stellten weiterhin Fragen über Fragen. „Wie haben Sie es geschafft, Alex Münster, so weit hoch zu kommen?“, fragte gerade einer der Reporter aufgeregt. Alex versuchte sein ganzes schauspielerische Talent auf die Probe zu stellen und ein großes Theater zu machen. „Also das war so“, fing er an, „meine Eltern haben mich nicht anmelden können, weil alle Plätze weg waren in den Schulen. Und so habe ich zu Hause trainiert und mich dann hier beworben.“ Erstaunt schaute der Reporter Alex an. Diese Geschichte tischte Alex immer auf, das waren die Reporter gewohnt und taten immer noch so, als würde sie das interessieren, aber in Wirklichkeit war es ganz anders, das wusste Alex und er machte sich auch keine weiteren Gedanken darüber und freute sich, dass nicht nur er die Sache bescheuert fand und nicht nur er gelangweilt drein schaute, obwohl sich die Reporter wirklich alle Mühe gaben, halbwegs intelligent durch die Gegend zu schauen. Nun musste Alex doch schmunzeln und sofort kam die Frage: „Warum schmunzeln Sie so?“ „Ach, ich denke gerade an meine Mutter zu Hause, was für ein Gesicht sie machen wird“, log Alex und schmunzelte immer noch vor sich hin. Einmal angefangen, dann musste er es auch zu Ende spielen. Dann kam ihm plötzlich wieder eine Idee: „Vom Laufen muss ich immer auf die Toilette. Bitte entschuldigen Sie mich.“ Und schon war Alex zum Veranstalter und gleich Direktor gerannt und sagte: „Ähm, bitte sagen sie, ich musste brechen. Ich muss weg. Zum nächsten Training“, sagte Alex und hatte damit schon wieder gelogen. Aber der Veranstalter nahm es ihm wirklich ab. Und so konnte Alex gemütlich zur Umkleidekabine schlendern. Ohne Reporter und ohne andere neugierige Fans, die ihm gestohlen bleiben konnten. Denn für diese Sache brauchte er keine Fans.
Langsam zog er sich aus und stellte sich unter die Dusche. Seine anderen Konkurrenten hatten eine eigene Kabine und Alex mochte sie sowieso nicht sonderlich. Warum auch? Diese Jungen, die mit ihm liefen, machten ihm das Geld streitig, das er brauchte. Und nun, hatte dieser blöde Sieger, wie auch immer er hieß, 200¤ mehr, als Alex. Dabei hätte Alex die Lauferei jetzt aufgeben können, wäre er Erster geworden. Seine Eltern würde der zweite Platz freuen, da sie die Bilder in der Zeitung mit großer Eifer in ein schon ziemlich dickes Album klebten. Sie fotografierten Alex mal selber, dann überließen sie es den Fotografen wieder. Ein Hin und Her und Alex musste es aushalten. Über das hinweg, gab es wegen der ständigen Lauferei noch ein anderes Problem: Alex musste ständig in eine andere Stadt zum laufen und wenn er zu Hause war traf er sich manchmal mit seinem Kumpel Karl, der auch immer mit zum Laufen kam oder musste für die Schule büffeln und deswegen, hatte er keine Zeit für irgendwelche Mädchen. Sein Freund hatte schon Eine. Sie war wunderschön und nett. Und ein bisschen stand sie auch auf Alex. Na, was das anging, da hatte Alex freie Wahl. Die Mädchen liefen ihm hinterher, aber seine Eltern mochten die meisten Freierinnen und schickten sie deshalb weg. Was die Kriterien waren, wusste Alex allerdings nicht. Von mancher Schönheit schwärmten Alex Eltern noch zwei Wochen danach und ganz liebe und brave Mädchen wurden auch abgewiesen.
Alex trocknete sich ab und stieg in seine Jeans, Sweatshirt und Sonnenbrille, obwohl es schon Winter war und die Sonne sowieso nicht schien. Aber sicher war sicher. Gerade als er seine Haare noch mit Wasser nass machen wollte, da ging plötzlich die Tür auf und ein Mädchen kam herein. Es war geschätzte zwölf, wie Alex und hatte schwarze, lange Haare, die zu einem Zopf zusammengebunden waren. Sie trug ein langärmliges Sweatshirt mit der Aufschrift „Bye, Bye!“. Eine offene, ausgediente schwarze Jacke diente als grober Schutz vor Wind und Regen und die ausgewaschene Jeans passte irgendwie auch dazu. Über die Schulter trug sie einen neueren Turnbeutel der ebenso schwarz wie die Jacke war. Überrascht blieb sie stehen und stammelte: „Oh, Entschuldigung, kannst du mir sagen, wo ich bin? Ich wollte eigentlich zum Lauftraining. Es sollte heute das allererste und allerletzte Mal sein.“ Genauso verdutzt wie sie, meinte Alex: „Ähm, du bist richtig, aber das Lauftraining ist heute nicht. Dafür war Wettlauf.“ „Oh, Scheiße, das tut mir Leid! Wer bist du eigentlich?“ „Ähm ich“, stammelte Alex. Es war ein neues Gefühl für ihn, das jemand ihn nicht kannte. „Ich bin Alex.“ „Hi, tut mir Leid wegen der Störung. Ich bin Almanda. Warum bist du eigentlich hier?“, fragte sie verdutzt, als sie ihre Umgebung genauer betrachtet hatte. „Ja, eigentlich sollte ich zu den Fotografen, aber davor habe ich Angst.“ „Du bist einer der Läufer?“ „Ja“, antwortete Alex. „Oh, dann entschuldige.“ Und schon war das Mädchen weg. Traurig starrte Alex auf die Tür. In seinem Magen grummelte es. Das war das allererste Gespräch, das länger als eine Minute gedauert hatte und mit einem Mädchen geführt wurde. Seufzend setzte sich Alex wieder hin. Ihm hatte das Mädchen gefallen. Diese leicht irritierte und doch stolze Art und der Blick ihrer Augen und der Klang ihrer Stimme. Irgendwoher kannte er das Mädchen. Und da fiel es ihm wieder ein. Genau, das war dieses Mädchen, das gestern mit der besten Freundin auf der Vorpremiere von „Alice im Wunderland“ war und die ein Tag lang mal Star sein durfte. Ein Foto war in der Zeitung gewesen. Da war diese leicht irritierte Blick und die stolze Art, etwas zu tun, selbst wenn es nur lachen war.
„Wie sie etwas sagte, war irgendwie besonders. Und ihre Augen, die immer wachsam zu sein schienen und der Mund der sich leicht säuerlich verzogen hatte, als sie fragte, warum er in der Kabine war. Ach, hätte er doch gelogen und hätte mit ihr abhauen können. Stadtessen sagte er es ihr ins Gesicht und sie machte einen Rückzieher. Na toll! Super, Alex! Wenn das so weiter geht, dann stehst du irgendwann alleine da!“, dachte Alex grimmig, stand auf, nahm seine Jacke und ging nach draußen. Dort schnappte er sich sein Fahrrad und lief zum angrenzenden Park. Der Wind war ungewohnt kalt und die Bäume bald kahl. Nur ein Tannenbaum stand einsam da, als einziger im Tannenkleid und doch so unscheinbar. So unscheinbar kahl. Es fing an zu schneien und Alex begann zu frösteln. Den Blick zum Himmel gerichtet lief er weiter ohne Unterlass. Da hörte er eine sehr bekannte Stimme: „Aber nein, gutes Mädchen, komm doch einfach mit uns. Wir können über alles reden.“ Das war die Stimme von Alex Mutter! Schnell lief Alex um die Kurve und da stand seine Mutter mit dieser durchfrorenen Almanda und versuchte das völlig aufgelöste Mädchen zu trösten. Alles von ihrer vorhin so stolzen Art war weg und der Blick nur noch fragend. „Ach, da bist du ja Alex!“, rief Alex Mutter Frau Sander aufgeregt mit einem leicht tadelnden Unterton. „Was habe ich denn jetzt schon wieder gemacht?“, fragte Alex ein bisschen gekränkt. „Du hast dieses Mädchen aus welchem Grund auch immer, total aufgelöst. Ich hatte noch ein bisschen Zeit und ging hier spazieren. Da kam mir dieses kleine Fräulein entgegen, ganz aufgeweicht und völlig nass. Natürlich habe ich nachgefragt, aber bis jetzt verstehe ich nur die Hälfte. Ich will sie zu uns einladen.“ Alex nickte. Warum wurde dieses Mädchen nicht wie alle anderen abgewiesen? Warum wurde sie sogar von seiner Mutter angehalten, um mitzukommen? War das nicht total absurd?!
„Ähm, Mum, ich habe noch mein Fahrrad hier“, meinte Alex und begann wieder zu frieren. „Ja, das nehmen wir natürlich mit.“ Und so nahm sie das Mädchen an der Hand und Alex ging neben Almanda her. Die schien erst jetzt das Gespräch zwischen Mutter und Sohn verstanden zu haben und meinte leise: „Er war es nicht. Ich bin so aufgelöst und er war nicht der Täter.“ Langsam mochte Alex diese Almanda immer mehr. Sie setzte sich für ihn ein, war ungewöhnlich hübsch und schien ein Spätzünder zu sein, so wie er. Doch, wie sollte er ihr zeigen, dass er sie mochte? Vielleicht würde sie ihn auslachen, oder sonst was Schlimmes tun! Nein, dann würde Alex sie auch nicht mehr mögen, aber besser auf eine Nummer sicher gehen.



6. Kapitel


Langsam kamen die Sonnenstrahlen raus. Obwohl Winter war, sah man diesen Morgen die Sonnenstrahlen und auch Blooma sah sie. Darcside war schon wach, als Blooma gerade erst den Kopf hob und verschlafen blinzelte. Unten hörte Blooma das klappern von Geschirr und sie murmelte: „Bist du es, Darcside?“ „Ja“, kam die knappe Antwort. Schon an dem Ton den er anschlug, wusste sie, dass irgendwas passiert war. „Was ist denn los, Darcside? Habe ich irgendwas gemacht?“ „Nein, du hast nichts gemacht und es ist nichts los“, meinte Darcside kurz angebunden und wandte sich weiter seinem Geschirr zu. Nun endlich richtig aufgewacht richtete sich Blooma im Bett auf und stieß gegen die Decke. Fluchend sprang sie runter und schaute Darcside an. Doch der sagte gar nichts. Er schwieg wie ein Grab. Sie legte den Kopf schief, dachte nach und ging dann auf ihn zu, umarmte ihn von hinten und flüsterte: „Darcside, was ist denn passiert?“ „Nichts“, brummte er. „Schon an deiner Stimme merkt man, das etwas passiert ist. Willst du es mir nicht sagen?“, versuchte sie ihn zu überzeugen. Stille. Darcside nahm das Geschirr aus dem Waschbecken und stellte es auf den Tisch. Blooma ließ ab und nahm die Becher, um ihm beim decken zu helfen. „Messer, Gabel oder Löffel?“, fragte er. Gerade war Blooma beim Decken, aber jetzt drehte sie sich um. In ihrem Blick lag etwas Warmes und Unwiderstehliches, aber Darcside riss sich zusammen. Sie lief auf ihn zu und legte ihre Hände um seinen Hals und schaute ihn eindringlich an. „Was soll das?“, versuchte Darcside sich raus zu reden und versuchte sich ihren Armen zu entwinden. Doch der Kraft ihrer Hände konnte er nicht weichen. „Was ist los?“, fragte Blooma wieder. „Das willst du doch gar nicht wissen“, wickelte er ab. „Doch!“, flüsterte sie. Nichts passierte. Kurz zögerte sie, dann küsste sie ihn leidenschaftlich und Darcside zog sie an sich. Ja, sie gehörten zusammen, aber es war so schwer, bei solch einer Mission zusammen zu halten und sich zu mögen. Aber die beiden Jugendlichen, die waren etwas Besonderes und diese Besonderheit lag in ihrer Abstammung. Das wussten auch beide, aber mit diesem Wissen kamen sie auch nicht weiter. Es half nur ab und zu im Leben und es half, die Angst zu überwinden.
Blooma löste sich aus seinen Armen. „Darcside“, sprach sie leise, aber bestimmt, „wir gehören zusammen. Du und Ich. Wir können was schaffen, wenn wir wollen. Wir brauchen nur das Vertrauen zu dem Anderen. Ja?“ Dann küsste sie ihn nochmal. „Okay“, wandte Darcside ein. „Ich erzähle es dir.“ „Gut, schieß los!“, munterte Blooma ihn auf. „Also gestern habe ich wieder einmal Almanda bewacht. Ihre Eltern haben sie wahrhaftig raus geschickt, zu einem Lauftraining. Sie ist hin und ist in die Kabine. Dort war gerade ein Läufer, weil dort ein großer Lauf war, mit Presse und so weiter. Sie ist in den Jungen der Ginsters gestolpert. Du erinnerst dich?“ Blooma nickte. „Was ist mit dem Jungen, der Ginsters?“ Darcside erklärte weiter: „Ich hätte es wissen müssen. Die Eltern suchen die Mädchen aus, die an ihren Jungen dürfen. Und sie wollen nur die Mädchen, die Eltern aus dem Schattenreich haben und das ist der Haken. Sie hat Eltern aus dem Schattenreich und...“ „Ähm, was ist denn nun, nachdem Almanda in diesen Jungen gestolpert ist?“ „Sie hat sich mit ihm unterhalten und als sie mitbekommen hat, dass er ein Läufer ist, ist sie geflüchtet. Sie hat geweint, dass kannst du dir gar nicht vorstellen. Dann kam die Mutter, also Blouson. Natürlich erkannte Blouson, wer da vor ihr steht und hat sie eingeladen mitzukommen. Und dann haben sie sich kennengelernt, ich meine die Kinder. Der Junge ist total verlegen gewesen und Almanda hat die ganze Zeit gezappelt. Ich glaube, die beiden sind verliebt in den anderen. Das erschwert uns die Mission, glaube ich. Außerdem wollen sie sich morgen noch einmal treffen und miteinander reden. Dann haben wir noch genau vier Tage Zeit. Ich meine, morgen haben wir nur noch drei Tage und ich weiß nicht, ob wir das schaffen. Dein Kampfunterricht geht doch gut voran, oder?“ „Ja, schon, aber schaffen wir das wirklich? Wir haben jetzt ungefähr fünfzig Leute zusammen. Blouson, Goldennight, Ria und Blackmice, Shadejacob und Clouded, Realmjulie und Mystery, Mastermary und Kingdomrichard und vierzig Mann aus dem Schattenheer.“ „Nur Mut!“, meinte Darcside und schaute sie an. „Habe Zuversicht, es wird schon gut“, versuchte Darcside Blooma zu beruhigen, doch an ihren Augen sah er, dass sie ihm nichts abnahm. Nach einer Weile fragte sie: „Wie soll ich Vertrauen haben, wenn die Welt über meinem Kopf untergeht? Wie soll ich zuversichtlich sein, wenn alles drunter und drüber läuft? Wie soll ich mutig sein, wenn alle um mich rum ängstlich sind?“ Die Worte kamen stumm über ihre Lippen. Darcside ging zu ihr hin und nahm sie in den Arm. „Die Welt geht nicht über deinem Kopf zu Grunde und alles geht der Reihe nach. Und wenn alle um dich rum ängstlich sind, heißt das nicht, dass sie dich einschüchtern müssen“, erklärte Darcside und küsste sie vorsichtig. „Blooma, du machst dir so viele Gedanken, darauf wäre ich nie gekommen! Warum machst du alles so kompliziert?“ Sie antwortete: „Wenn ich alles für negativ erkläre, kann ich nicht fallen.“ Er legte die Arme um ihre Hüfte und wollte wissen: „Wie meinst du das?“ „Wenn ich alles dunkler sehe, als es ist, kann mich die Dunkelheit nicht erschrecken, aber der, der denkt, überall wäre Licht, der wird enttäuscht und am Boden zerstört sein. Also im Umkehrschluss, wenn du alles für positiv erklärst, kannst du enttäuscht sein, wenn es nicht so ist. Und wenn ich alles für negativ erkläre, dann wird mich die Wahrheit nicht erschrecken. Entweder ich hatte dann Recht oder ich werde überrascht und kann mich freuen.“ Bloomas Blick war leer und Darcside hätte sie am liebsten an einen Ort geschickt, wo nur Glück und Freude herrscht, aber wo gab es den? Und wie sollte er dann die Mission beenden? Fragen über Fragen. Würden sie geklärt werden? Wie sollte es weiter gehen? In vier Tagen war es soweit und Blooma zweifelte immer noch, obwohl sie noch einmal die gleiche Zeit, die sie jetzt schon hatten, arbeiten konnten und sie würden das schaffen. Da war sich Darcside ganz sicher. Doch wie sollte er es Blooma beibringen? Sie überdachte alles, was man ihr sagte, also immer auf der Hut sein!
So wie Darcside Blooma im Arm hielt, sah es aus, als hätte er eine Tote im Arm, so bleich sah sie aus und so verletzlich. „Glaube mir, es wird alles gut und wir werden nach dieser Mission zurück ins Schattenreich und uns dort austoben, okay?“, schlug Darcside vor. Schluchzend schaute Blooma ihn an: „Aber was wird dann aus den Hunden und Almanda und dem Jungen der Ginsters? Was werden sie tun? Vielleicht brauchen sie uns ja noch!“ Das stimmte. Die Leute hier hatten ihre Hilfe dringend nötig. „Ach Blooma“, versuchte Darcside sie wieder ruhig zu stimmen, „die kommen bestimmt auch ohne uns klar, bestimmt...“ „Du bist so mies!“, schniefte Blooma, befreite sich aus seinen Armen und stapfte wütend raus. Langsam ging Darcside hinter ihr her. Jetzt konnte er sie unmöglich alleine lassen und sie draußen sitzen lassen. Das konnte er unmöglich tun! Manchmal war sie so dickköpfig, dass sie ganz vergaß, mit wem sie redete und das vielleicht auch der Andere recht hatte. Ach, sie war in Darcsides Augen die wundervollste Person, auf dem ganzen Erdball und dem ganzen Schattenreich! Früher hatte er noch nie eine Freundin gehabt, nur Freunde, mit denen er das Kämpfen übte und die Zauberkraft zur Anwendung brachte. Heute war er deswegen gut genug, um Blooma zu begleiten und ihr zu helfen. Doch, wie hatten sie sich kennengelernt?
Das war vor drei Jahren passiert. Da war der Kampf mit den Hunden gewesen. Einer der Hunde hatte einen Verteidiger getötet. Aus dem Schattenreich oder der Erde wusste man nicht. Weil Darcside viel zu tun hatte, kam er reichlich spät zum Kampf, als die Gegner die Leichen schon weggebracht hatten, alle, außer eine. Und Darcside hatte die Kraft, neben dem Unsichtbar machen, auch, dass er Tote für ein Paar Minuten zum Leben erwecken konnte, um sie vielleicht noch vor dem Tod zu schützen, indem man das Messer raus zog und sie dann versorgte oder ihnen anders half, um sie für eine weitere Zeit ins Leben zurück zu holen.
Jedenfalls wurde bei diesem Kampf Bloomas Familie getötet. Ihr Bruder, ihre Mutter und ihr Vater. Verwandte gab es nicht mehr und so stand sie ganz alleine da. Als sie sah, wie Darcside dem Toten das Leben zurück gab, fragte sie ihn, ob er ihr helfen würde ihre Familie zu rächen. Danach sprachen sie noch sehr lange und blieben auch noch drei Tage an der Kampfstelle, bevor jeder seinen Weg gehen musste. Darcside ging zum nächsten kleinen Kampf und Blooma wurde von einem Arzt nach Chaberg gebracht. Das war das 100 km entfernte Dorf vom Schattenreich. Zwar war das Schattenreich nicht auf der Erde, aber es gab einen Zugang. Der wurde von Hunden (nachts) und Wächtern (tags) aus dem Schattenreich überwacht. Chaberg hatte eine gute Verbindung und schon im Namen hörte man es Chaberg. Schattenberg wenn man es genau nahm, aber das wussten nur die Leute, die geflohen waren.
Blooma wusste auch ein bisschen was über die Geschichte von Chaberg (oder Schattenberg): „Vor 5000 Jahren entdeckten die ersten Leuten ihre verschiedenen Gaben und gründeten so ein Dorf dem sie den Namen Gabenwelt gaben. Sie heirateten nur untereinander und ließen keine Fremde, die keine Gabe besaßen, rein. Es trug sich zu das 4294 vor Christus ein Mann in das Dorf wollte und die Bewohner sahen, dass er eine viel größere Gabe hatte. Also ließen sie ihn ein und fragten, woher er denn kommen möge. Er antwortete darauf: „Ich komme von einer Welt, sie liegt zwei bis drei Tagesreisen von hier entfernt und dort leben Menschen wie ihr, aber sie prägen ihre Gabe viel stärker aus. Ich wurde dort von unserem Seher geschickt, der euch sah und mich beauftragt, dass ich hier einen Zugang für die Schattenwelt, wie unsere Welt heißt, zu schaffen, unter der Bedingung, dass ihr eure Stadt umbenennt und auch andere Leute einlasst. Aber höret, die Menschen ohne Gabe dürfen nicht das Versteck des Zugangs kennenlernen.“ Damit endete seine Rede und die Menschen stimmten freudig zu und nannten ihre Stadt Chaberg. Es sollte von Schattenberg kommen. Auch ließen sie anderen Leute in die Stadt und der Mann schaffte den Zugang. Doch eines Tages befand sich ein Verrückter unter den Leuten aus dem Schattenreich und der erzählte allen, dass der Zugang bei der Hintertür des Gasthauses war. Daraufhin wurde der Zugang weg gemacht und ein neuer geschafft, aber niemand weiß, wo der sich befindet, denn er wurde nur noch den besten Kämpfern unter Todesstrafe bei Aussprache verraten. Seitdem suchen viele den Zugang und werden doch nicht fündig.“ „Woher weißt du das?“, fragte er. Seine Stimme verriet Erleichterung, Erleichterung, dass sie wieder da war. Aber warum erzählte sie das. „Warum, soll ich das wissen?“, fragte Darcside. „Ähm, Mr. Night, glaube ich. Ich wollte plötzlich die ganze Geschichte bei dir loswerden. Denkst du, er wusste, dass ich weg wollte?“ „Du“, Darcside schluckte, „wolltest weg? Ohne mich?“ Es klang vorwurfsvoll. „Nein, ich hätte dich mitgenommen, aber es ist ja nicht so weit gekommen. Gott sei Dank!“ Und dann umarmte Blooma ihn und alles um sie rum verschwamm. Es gab nur sie und ihn und sie wünschte, dass das immer so bleiben würde. Das sie sich nie wieder stritten und dass die Mission doch nicht ausgeführt werden musste, das sich dieser Augenblick immer wiederholen ließ und man ihn in ein Glas steckte und wenn man Wärme und Zärtlichkeit brauchte, dann schraubte man das Glas auf und konnte diesen Moment ein weiteres Mal genießen. Das war der allergrößte Traum von Blooma.


7. Kapitel


Heute mussten Blooma und Darcside früh aufstehen, denn Almanda würde schließlich heute wieder zu diesem Alexander gehen und Blooma hatte heute das schwierigste und längste Trainingsprogramm. Ob sie das schaffen würde, wusste sie selbst nicht, aber sie hoffte es sehr. Und wenn nicht, würde der Kampf ohne sie stattfinden. Schon wenn sie daran dachte, wurde ihre Miene vor Sorge traurig. „Ach Blooma“, versuchte Darcside sie zu besänftigen, „wir müssen doch gar nicht kämpfen. Es ist nur, falls etwas Unerwartetes eintritt. Verstehst du mich?“ „Ja“, hätte Blooma am liebsten geschrien, „ja, ich verstehe dich. Aber warum?“ Doch sie brachte keinen Ton über die Lippen und wandte sich nur dem Tisch zu. Ach, wenn sie doch mal was Leckeres wie Eierkuchen mit Zucker und Zimt auf den Tisch zaubern könnte, aber anscheinend hielt ihr Gehirn das für eine dumme Idee. Zumindest schaffte sie es nie. „Hey Blooma, großartig!“ Blooma öffnete vorsichtig die Augen und – es war echt nicht zu glauben: Auf dem Tisch stand eine Schüssel mit Eierkuchen, ein Schälchen mit Zucker und Zimt und eine riesige Torte auf der stand „Ich liebe dich!“ Alle Gefühle in ihr spiegelte diese Mahlzeit wieder. „Oh Darcside“, flüsterte sie und umarmte ihn stürmisch. „Was habe ich denn dazu beigetragen?“, fragte er lachend. Aber als er die Torte und dessen Aufschrift sah, küsste er Blooma. „Du bist so...“ Ihr versagte die Stimme. Sie küssten sich viele Male und da hörte Blooma eine Kirchturmuhr. Schnell küsste sie Darcside noch einmal, dann nahm sie ihre Tasche vom Stuhl und verließ eilig das Haus. Mit warmen Blick sah Darcside ihr nach. Dann machte er sich unsichtbar, riegelte das Haus ab und verließ es. Er hatte zum Glück jetzt noch keinen Plan wie das heute mit Almanda ausgehen würde, aber das war auch gut so. Denn was jetzt kam, würde wahrscheinlich niemand so schnell vergessen.
Almanda ging los. Sie hatte gut gefrühstückt und noch einmal mit Paola telefoniert. Dann hatte sie ihr allerschönstes Kleid genommen und es angezogen. Hallo, es war Winter! Aber das störte sie nicht im geringsten. Warum auch, sie sah ja heute Alex wieder. Das war eine Reise wehrt. Mal sehen wie er drauf war. Bestimmt nicht so gut wie gestern. Almanda war sich ziemlich sicher, dass Alex nur so nett getan hatte. Aber wenn das keine Show gewesen war? Wenn das alles echt gewesen war? Konnte sie sich Hoffnungen machen? Ach, so einen Macho wollte sie erst gar nicht. Almanda hatte doch vor einigen Tagen Jones geküsst und war auch mit ihm zusammen, oder nicht? Und man ging nicht fremd. Zumindest keine Almanda Müller und schon gar nicht mit so einem Macho der pausenlos rennt, und sonst was macht. Vielleicht war er ja mit einer anderen zusammen und mochte Almanda genauso wenig wie sie selber. Ist doch möglich, oder? Aber, wenn sie ihn liebt,was dann? Quatsch, Jones ist ja auch noch da und kommt heute Nachmittag noch einmal zu ihr. „Ach, ich sterbe“, murmelte Almanda, „noch so lange!“ Und so setzte sie ihren Weg fort und kam an das Haus der Ginsters. Schweren Herzens entschloss sich Almanda zu klingeln. Aber wenn niemand da war? Was dann? Was, wenn er sie gleich wieder wegschickte? Oder wenn die Eltern den Besuch nicht zuließen? „Aber der Besuch wurde doch gestern ausgemacht. Mit seinen Eltern und er schien auch froh zu sein!“, mahnte Almandas Kopf. Ja, ja. Alles einfach und leicht sehen! Und dann klopfte sie.

Mir stand das Herz bis zum Hals. Noch nie hatte ich so auf jemanden gewartet. Komisch, oder? Dabei stehe ich sonst fast nie richtig auf Mädchen. Ja, ich finde sie anziehend, aber so, das war neu! Ich hätte Handstand machen können, wäre drei Kilometer gerannt, alles nur für sie! Liebes Tagebuch, das war mal was ganz Neues, so habe ich das noch nie erlebt. Es war, ach, ich kann es gar nicht beschreiben. Und dann, als es geklingelt hat, wäre ich am liebsten geflogen! Hattest du so ein Gefühl schon mal, Tagebuch? So ein leichtes Gefühl, so als wäre dir alles egal. Wenn sie vor mir steht, würde ich sie am liebsten küssen.Aber ich glaube nicht, dass sie mich mag. Sie war auch so schüchtern, ach ich weiß nicht.
Tagebuch, dieser Eintrag ist nur für deine Augen geschrieben, ja?
Viele liebe Grüße von deinem Anonymes

„Das gibt es doch gar nicht!“, flüsterte Blooma. „So viel hätte ich ihm gar nicht zugetraut. So viel Gefühle, wo er doch sonst nur schlechte Erfahrungen gemacht hat.“ Darcside nickte. „Ich hätte es auch nicht gedacht. Er ist reifer geworden, seit er sie kennengelernt hat“, meinte Darcside ernst. „Ja“, jetzt lächelte Blooma, „aber was ist mit ihr? Sie wird in drei Tagen umkommen, wenn wir nicht in ihr Schicksal eingreifen und ihr ein bisschen zur Seite stehen.“ „Was willst du denn machen, bitteschön? Vielleicht Mister Night einschalten? Ehrlich Blooma, das wird nichts. Wir kennen noch nicht mal den Zugang von hier zum Schattenreich. Wie wollen wir das schaffen?“, wollte Darcside wissen. Doch jetzt war Blooma ganz in ihrem Element: „Wir suchen bis zum Schluss! Komm, wir fangen an! In der Schenke oder was weiß ich?“ „Blooma, wir... das hat keinen Sinn. Das mit der Schenke ist nur ein Gerücht. Und alles andere...Wie willst du weitermachen, wenn es doch nicht ist. Ich meine, wenn der Zugang woanders liegt?“, zweifelte Darcside. „Ich fühle, dass er in der Schenke ist und das wir da unbedingt hin müssen!“, sagte Blooma leise. „Im Gasthaus war nur früher so ein Zugang. Heute nicht mehr.“ „Doch!“, widersprach Blooma. „Mann, Blooma, kannst du einmal hier bleiben?! Bitte!“, flehte Darcside. Unsicher sah Blooma von Darcside zur Tür und wieder zurück. Und da passierte wieder einmal das Unglaubliche: In Bloomas Kopf vermischten sich die Gedanken, wurden bunter und bunter und beruhigten sich dann wieder. Nur noch Mister Nights Stimme war zu hören: „Blooma, nimm Darcside und mach mit ihm was du willst. Heute Abend braucht dich niemand mehr. Weder Alex noch Almanda, noch irgendjemand anderes, okay?“ Damit verschwand die Stimme wieder und Darcside sah an Bloomas verwirrter Miene, was geschehen war. Er ging zu ihr hin und nahm sie in den Arm. Sie legte ihre Arme um seine Taille und zog ihn an sich. Ihr Gesicht war nicht mehr zu sehen, es vergrub sich in seiner Schulter. Sie würden es schaffen. Sie mussten alles schaffen.


8. Kapitel


Ich weinte. Ich lag auf meinem Bett, und weinte schon die ganze Zeit. Es war so schwer, von all den Menschen Abschied zu nehmen, die man liebte. Ich meine, wirklich liebte, so wie Alex! Er war mein Freund und Jones jetzt nur noch ein guter Kumpel, aber ich kannte beide so gut, wie keine andere sie kannte. Beide waren mir ans Herz gewachsen und jetzt musste ich abrupt Abschied nehmen. Alex wusste von der ganzen Sache, aber nicht, wann sie war. Ich wollte ihn in keine Unannehmlichkeiten rein führen. Nicht jetzt, wo ich ihn gewonnen hatte. Und Paola? Die wusste gar nichts davon, der hatte ich gesagt, dass ich umziehen musste und sie hatte mir leider geglaubt. Sie hatte so herzzerreißend geweint. Arme Paola. Was hätte ich aber sagen sollen? Ich muss mich für meinen Vater opfern? Nein, sie hätte mir ins Gewissen geredet. Aber apropos Vater, Papa hatte mir heute nicht Gute Nacht gesagt und mich nicht wie sonst ins Bett gebracht. Heute war er spät aufgestanden und war die ganze Zeit blass. War er krank? Seiner Firma hatte er gekündigt und Mama war heute viel früher als sonst gegangen. Als sie zum Abendbrot kam, war sie extrem geschminkt und wirkte abwesend. Nach einer Weile hatte sie vom Friseurtermin erzählt, wie sie die Haare abgeschnitten hatten und dass es sehr teuer war und sonst noch anderes. Wieso hatte sie das gemacht? Wieso machten sie heute Sachen, die sie sonst nicht machten? Oder beobachtete ich sie und dachte es mir nur, in der Hoffnung, dass sie mir halfen? Wussten sie vielleicht doch davon? Ich meine, hatten meine Eltern von der Sache Wind bekommen? Bitte, lieber Gott, mach, das es nicht so ist! Ich möchte nicht, dass meine Eltern auch noch sterben müssen! Sie haben gar nichts damit zu tun gehabt!
Piep! Piep! Mein Wecker erinnerte mich gerade daran, dass ich los musste. Leise nahm ich meinen gepackten Koffer (keine Ahnung warum ich ihn gepackt hatte, ich zog ja nicht um, aber irgendwas hat mich dazu bewegt). Unter meinem Schuh hatte war jetzt ein dicker Stoffballen, aber ich zog es trotzdem vor mit nackten Füßen zu laufen. Man wusste nie, was mal passieren konnte. Vielleicht würden meine Mörder mir die Schuhe abreißen und das brauchte ich nicht. Also lief ich leise aus dem Haus. Nun nur noch durch den Garten schleichen und die Gartenpforte erreichen! Kein einziges Licht wollte mir helfen, doch plötzlich kam der helle Mond zum Vorschein und ich erreichte die Pforte ohne Schmerzen (wenn man davon absieht, dass ich in eine Nadel getreten war und deshalb der Weg ein paar Bluttropfen hatte). Keine Straßenlaterne beleuchtete den Weg und auch das Schlafzimmer, als ich zurückschaute, war zu dunkel, als das ich etwas sehen könnte.
Langsam schlich ich aus der Gartenpforte auf den Fußweg und schaute mich noch einmal um. Dann, als ich mich versichert hatte, dass niemand hinter mir her war, rannte ich los. Meine Tränen spürte ich nicht mehr, da es anfing zu regnen. Mein Haar wurde immer feuchter, obwohl es ziemlich dick war und irgendwann legte es sich wie ein nasser Schal in mein Genick und passte sich meinen Laufbewegungen an. Auch mit meiner Jacke hatte ich kein Glück. Sie war so dünn, dass ich sie nach 10 Minuten eigentlich wegwerfen hätte können, doch auch mein Nachthemd war langsam nass und weiß (!). Und als ich am Waldrand ankam, da war ihr Nachthemd schon so durchnässt, dass man, wäre die Jacke nicht darüber gewesen, die Brüste gesehen hätte. Also nur noch die Bäume suchen. Den Koffer legte ich zur Vorsicht lieber an den Rand und ging hinein in das Dunkel. Ein Baum nach dem anderen schob sich mir in den Weg. Und auch der Mond schaffte es nicht mehr, obwohl die Bäume kahl waren. Da, ich sah endlich die Lichtung. Mutig stellte ich mich in die Mitte und rief: „Na los, kommt doch, wenn ihr mich wollt!“ Und da hörte ich auch schon das Geäst knacken. Riesige Typen kamen heraus, größer als mein Kleiderschrank und sie umzingelten mich. Ich war in eine Falle geraten. Panisch drehte ich mich immer wieder im Kreis, aber da war niemand als die blöden Kleiderschränke und ich. Ach doch, da raschelte das Gebüsch nochmal und ein dünner Kerl trat heraus. Sein fieses Grinsen hätte ich am liebsten aus seinem Gesicht geschlagen. Es musste der miese Betrüger aus der Bösen Seite des Schattenreiches sein, Alex hatte mir davon erzählt. Erst seit einigen Tagen wusste ich, dass ich ein Schattenkind war, wie Alex. Und ich musste Mr. Night dienen, der irgendwo hinter dem Wald hauste und den ich wahrscheinlich nie kennen lernen würde. Ach, meine Tränen nahmen Überhand, ich sah schon gar nichts mehr. Da hörte ich wieder das Gebüsch knacken. Noch so ein Hund? „Komm her, Jeremias, wenn du willst!“, hörte ich die Stimme meines Vaters und auch meine Mutter war da. Jeremias, der Dünne, drehte sich um und lächelte. „Oh, Ryan, höchstpersönlich ist angetanzt. Was wollen wir mit ihm machen? Ihn zerfetzen? Oder beißen? Der erste Biss gehört mir!“ Und schon wandelte sich der Dünne in einen Hund und ging auf meinen Vater los. Ich schrie, aber alle Schränke hatten sich zu Hunden verwandelt und griffen meinen Vater an. Gerade noch sah ich, wie zwei Hunde meiner Mutter die Kehle durchbissen und bevor ich Blut sah, drehte ich mich lieber um. Ich konnte diesen Anblick nicht ertragen. Als ich dann meinen Vater schreien hörte, wusste ich, dass irgendetwas mit ihm passiert sein musste. Da hörte ich es wieder knacken und hörte auch die Stimme von Alex Mutter. „Jeremias, du Hund der Schattenseite, lege dich mit uns an!“, rief sie und ich hörte wie noch andere Leute, ihr zustimmten. Doch ich weinte weiter und hörte, wie ein gellender Schrei ertönte. Der Nächste war tot. Da fasste mich plötzlich jemand hart an der Schulter, mir wurde der Mund festgehalten, aber ich konnte sowieso nicht mehr schreien. Ich wartete nur noch auf mein Ende. Das Ende von Almanda Müller. Doch da hörte ich eine Stimme, die zischte: „Sei bloß leise, Almanda. Alles wird gut.“ Kannte ich die Stimme nicht? Nein, sie war mir völlig fremd. Da hörte ich noch jemanden: „Almanda, wir binden dir jetzt die Augen zu, weil ich glaube nicht, dass du sehen willst, was hier passiert. Noch geht es deinem Vater bestens und wir haben viele Verteidiger, die uns helfen werden. Sei also ohne Sorge. Wir bringen dich in eine Höhle, von der aus du zu Mr. Night kommst und der sagt dann, was du machen sollst.“ Stopp, diese Stimme hatte ich schon einmal gehört. Genau, im Park, als ich an eine Person gestolpert war und fragte, ob es Paola sei. Und diese Person schien auch ein Mädchen zu sein, antwortete aber mit nein und dann war sie gleich wieder weg. Ich hatte sie nicht mehr gehört.

Meine nächste Erinnerung geht los bei Mr. Night. Er sagte: „Almanda soll hinaus aufs Kampffeld und mein Schwert bekommen. Sie soll kämpfen. Für uns alle. Denn sie wird noch eine gute Kämpferin.“ „Bitte, Mr. Night, o König, ihr Vater ist gerade grausam ums Leben gekommen und die Leiche gleich weggeschafft, lasst uns auf das Feld und Almanda mit Waffe zuschauen. Es ist besser so“, hörte ich das Mädchen wieder sagen. Ich schlug die Augen auf und merkte – das ich gerettet war!


Personenverzeichnis


Schattenreich


Blooma:


15jähriges Mädchen, die Kämpferin der Schattenreichseite ist und alles für Darcside
tun würde, wenn sie nur könnte.
Darcside:


16jähriger Junge, der Kämpfer für die Schattenreichseite ist und alles für Blooma tun würde. Er ist manchmal ein bisschen umständlich und schweigsam, aber echt nett!
Almanda:


13jähriges Mädchen, die manchmal nicht ganz weiß, was sie will, aber ihre Eltern nicht verlieren möchte. Erst weiß sie nicht, woher sie kommt, wird dann aber die allerbeste Kämpferin im ganzen Schattenreich und heißt dann Mastermary.
Alexander Ginster:


Seine Eltern stammen aus dem Schattenreich, aber er weiß davon nichts, bis Almanda ihn auf verschiedene Sachen aufmerksam macht. Von da an weiß er, was für eine Freundin er bekommen
Ryan:


ist Almandas Vater und stammt aus dem Schattenreich. Ryan bedeutet übersetzt „Kleiner König“. Sein bester Freund war in der Schulzeit Duane. Als die Bösen ihr Unwesen treiben (in der Schule), muss er ein Heer aufbauen und verschwindet dann.
Duane:


War in der Schulzeit Ryans bester Freund und Begleiter.
Blouson & Goldennight:


Sind zusammen geflohen und wohnen nun am Ende der Mittelstraße. Ihren Namen haben sie auf Ginster verändert.
Ria & Blackmice:


Mussten fliehen und wohnen nun in der Marienstraße. Ihren Namen haben sie verändert und heißen nun so Margret.
Shadejacob & Clouded:


Flohen zusammen und wohnen nun in der Mittelstraße. Jetzt heißen sie Surtsey.
Realmjulie & Mystery:


Flohen aus dem Schattenreich und wohnen jetzt im Phantomweg. Beide nahmen den Namen Kuns an.
Jeremias:


Anführer der Hunde, schmächtig, aber ziemlich stark
Mr. Night:
König vom Schattenreich
Kain von Moonnight:


Er war der beste Kämpfer und weil die besten Kämpfer auf den Thron kommen, wurde ihm der Thron angeboten, aber er lehnte ab, da er erst alle Bösen besiegen wollte.

Erde


Sylvia:


Mutter von Almanda
Paola


Almandas beste Freundin




Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner Freundin marsmaedchen, die für mich auch ein ganz tolles Buch gemacht hat. Nämlich Liebeslinden (auch auf Bookrix zu lesen).

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