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Daniel ist solange ich denken kann mein bester Freund. Wir sind schon zusammen in den Kindergarten gegangen und fast wie Brüder zusammen aufgewachsen. Wenn bei mir zu hause dicke Luft war, konnte ich auf ihn zählen. Seine Mum war eine gute Seele und hatte immer einen Platz am Esstisch für mich, oder ließ mich auf der Matratze im Kinderzimmer übernachten.

Daniels Pa kam aus Amerika. Von Ihm hat Daniel das indianische Aussehen. Er hatte sich hier verliebt und blieb in Deutschland, um eine Familie zu gründen und Hunde zu züchten. Er hatte Spaß an unserer kindlichen Begeisterung für die Natur und erzählte uns viel, nicht nur über Hunde, sondern auch über andere Tiere. Manchmal machten wir zusammen Ausflüge in die Natur, belauschten Vögel, beobachteten Eidechsen, Frösche und andere kleine Tiere.

Als wir größer wurden rückten andere Themen mehr in den Vordergrund. Wir begannen uns für das andere Geschlecht zu interessieren. Daniel war zwar nicht der größte, aber er hatte schon immer eine exotische und selbstsichere Ausstrahlung auf die die Mädels standen. Wir trainierten mit Hanteln in einem Schuppen, gingen in die angesagten Läden, ließen uns Tatoos stechen und schlugen uns die Nächte zusammen um die Ohren.

In der Clique war er beliebter als ich, aber er sorgte dafür, dass ich überall mit kam. Natürlich blieb das nicht immer so und mit der Zeit lebte jeder zunehmend sein eigenes Leben. Trotzdem verbrachten wir noch oft unsere Wochenenden gemeinsam beim Klettern in der Natur. Man konnte sich auch da auf ihn hundertprozentig verlassen.

Mit den Jahren zeigte er einen eigenwilligen Hang zu besonderen Frauen. Waren die ersten Freundinnen noch die angesagten coolen Mädchen, die andere von uns gerne abgeschleppt hätten, wirkte Daniel zunehmend gelangweilt. Irgendwann beschloss er ganz damit aufzuhören und lebte solo, was keiner von uns verstand. Wenn wir abends weg waren ging er alleine nach hause, auch wenn sich die Gelegenheit bot was mitzunehmen. Alkohol oder anderes war immer weniger sein Ding, während wir anderen versackten ist er mit dem Auto losgezogen und ziellos durch die Stadt gefahren.

Sicher, da war noch eine Affaire mit einer viel älteren Frau, von der nur ich etwas wusste, aber ich glaubte zunächst das sei ein Ausrutscher. Trotz der Body Builder-Figur und dem „Harten-Jungen-Image“ brachte er es fertig jede Schwiegermutter zu erweichen, aber aus meiner Sicht bestand kein Grund mit denen auch gleich etwas anzufangen.

Irgendwann lernte er Christyna kennen und die war sich erst zu vornehm. Hat studiert, war in ihrem Leben noch nie in einem Eishokeystadion, beim Rockkonzert oder beim Klettern.

„Das passt gar nicht“ habe ich gesagt! Daniel hat nur gegrinst. Wir saßen zusammen in seiner Wohnung. Das Wochenende war vorbei und ich hatte ihn nach unserer Klettertour nach hause gefahren. „Hey, wenn die Braut High Heels anzieht bist du nen Kopf kleiner.“ „Ja weißt Du wenn es da fehlt kommt man auf die merkwürdigsten Ideen, vielleicht wachse ich ja noch wenn ich zu ihr hoch schaue.“ „Ehrlich das kann doch nicht gut gehen. Schau sie Dir an. Die verbringt ihren Feierabend mit nem Buch und hat Probleme anderen Menschen ins Gesicht zu sehen, wenn sie ihnen auf der Straße begegnet.“ Daniel verschränkte die Hände hinter den Kopf und grinste. „Der Ausdruck heißt schüchtern, Christyna ist schüchtern.“ Und dass schien ihm als Erklärung voll und ganz zu genügen. „O.k. was immer sie hat oder ist, sie lebt in einer anderen Welt als Du und ich.“ „Christyna meint die Liebe sei dazu gemacht sich zu erweitern und zu ergänzen, sie lernt von mir und ich von ihr“. „Ein Scheiß ist die Liebe, kompliziert ist es, die Weiber haben Probleme mit uns und wir mit ihnen –warum legst Du Dir noch ein zusätzliches Ei ins Nest?“ Da beugte er sich plötzlich zu mir nach vorne und sagte ernst: „Vielleicht weil es mir nicht genügt, weil ich mehr will.“ Sein Gesicht nahm diesen eigenartigen Ausdruck an und da ist nichts mehr zu ändern, wenn er so drauf ist.

Ich weiß nicht wie sie es gemacht haben, aber sie sind tatsächlich zusammen gekommen. Sie haben sich beide verändert. Daniel ist fürsorglicher geworden und plant mehr. Christyna ist warmherziger und selbstsicherer als ich sie kennen lernte. Christyna kommt manchmal mit auf unsere Tour. Sie planen die Route genau, so dass Christyna bei den leichteren Abschnitten dabei ist und sich verabschiedet wenns zu anspruchsvoll wird. Sie weiß mittlerweile ne Menge über Tiere und Eishokey, sie lesen zusammen Bücher und besuchen Konzerte. Ich war ihr Trauzeuge und nächste Woche feiern sie ihren 10ten Hochzeitstag.

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Tag der Veröffentlichung: 18.11.2010

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