„Wir bestellen uns einen Mann. Bestellen, das ist die Lösung, in diesem Buch steht alles genau drin.“ Miranda sah mich mit einem strahlendsten Lächeln an, aber ihre Augen verrieten, daß sie es tatsächlich ernst meinte: „ ja, nicht wirklich bestellen, aber so ähnlich. Es entsteht in meinem Inneren und dann wenn ich ihn ganz stark spüren kann“ – sie legte ihre Hand auf ihr Herz – „dann erscheint er draußen – aber genau so wie ich ihn mir erdacht habe – einfach genial.“
Ich hatte meine beste Freundin zu oft alleine gelassen und jetzt ist sie komplett durchgedreht. Ich wusste es, ohne mich verliert sie den Draht zur Realität. Oh, Gott lass es nicht wahr sein. Ich träume – vielleicht ein Albtraum – hoffentlich!!! Behutsam versuche ich die näheren Details heraus zu finden, schließlich bin ich Therapeutin, ich kann doch wenigstens jetzt etwas tun:
„Liebe Miranda, seit wann hast Du diese Wahnidee?“ Das Gesicht machte einen Ruck, alles Strahlen fiel von ihr ab. „Das ist keine Wahnidee, Du hast eine Wahnidee und zwar daß Du eine Übertherapeutin bist und zu Deiner Information“ – ihr Gesicht bekam jetzt einen unerbittlichen Ausdruck; „Übertherapeutin ist schlimmer als Übermutter!!!“
Wir sahen uns beide zunächst erschrocken an. Ich war ziemlich blass geworden und flüsterte nach einer Weile:
„So etwas sagt man seiner besten Freundin nicht. Es gibt Dinge die dürfen zwischen zwei Freundinnen nie passieren. Du darfst vielleicht mit meinem Ehemann vögeln (ich bin Single), mein Geld klauen (ich habe keines) oder mich verprügeln (ich bin größer und stärker als sie), aber auf gar keinen Fall darfst du mich in einem Atemzug mit meiner Mutter nennen.“
Plötzlich entspannte sich die Situation und wir beide kicherten.
„Ich muss Dir etwas erzählen, mir ist etwas passiert. Gestern war ich beim Frisör – Du kannst Dich erinnern, da war dieses schwere Unwetter – es regnete in Strömen, dunkle Wolken und Gewitter. Um 16 Uhr war ich fertig. Da fing es gerade wieder an zu regnen. Der Regen prasselte derart stark, das auch die Leute mit Schirm bis auf die Haut nass wurden. O.K. es war zwar warm, aber ich wollte nicht gleich nach hause. Ich ging also um die Ecke in dieses neue italienische Lokal. Man bekommt eine Art Scheckkarte am Eingang und bezahlt an den verschiedenen Theken mit der hauseigenen Karte, am Ende zahlst Du alles mit der Karte an der Kasse. Sehr praktisch müssen wir mal zusammen hingehen...“
„Susan warum erzählst Du mir das alles?!? Miranda lachte.
„Gleich, gleich, jetzt kommt es nämlich. Dort wird alles frisch zubereitet. Ich ließ mir also an der einen Theke Nudeln mit frischen Kirschtomaten und Basilikum zubereiten, dann setzte ich mich mit meinem Tablett an einen Sechsertisch. Als ich fertig war hatte es gerade wieder angefangen auf widerliche Art und weise zu gießen. Ich beschloss also einen von diesen üppigen italienischen Süßspeisen zu probieren und musste dazu um die Ecke an eine andere Theke.
Dort brauchte ich eine ganze Weile entdeckte aber in diesem Teil des Restaurants niedliche kleine Couchtische mit süßen gepolsterten Hockern, direkt am Fenster. Da musste ich sitzen. Ich stellte also das neue Tablett mit Nachtisch und dampfendem Tee dort ab. Ich ging meine restlichen Sachen holen. Und jetzt kommt’s...“
Miranda sah sie gespannt an, denn in Wahrheit konnte Susan wirklich Geschichten erzählen. Trotzdem musste Miranda sticheln: „Machs nicht so spannend, man könnte ja dabei einschlafen.“ Beide lachten sich an.
„Ich kam an meinen Tisch und da sitzt, ganz alleine, mir gegenüber, ein gutaussehender netter junger Mann. Ich gehe hin, greife mir meine Sachen, strahle ihn an und nicke. Er strahlt mich ebenfalls an, nickt heftig, grinst mich an und – ich bin an meinen Couchtisch gegangen und denke „Scheiße“.
Miranda: „Und?“
„Nichts und. Bald darauf habe ich mir einen furchtbaren Durchfall wegen der fettigen Tiramisu und dem Früchtetee eingehandelt und der Typ stand in der Schlange und hat bezahlt. Er konnte mich nicht sehen, weil ich hinter seinem Rücken in einer Ecke saß.“
„Warum hast Du nichts unternommen?“ „Was hätte ich denn tun sollen? Mir fiel beim besten Willen nichts ein – alles auf was ich kam wäre oberpeinlich gewesen. Aber er sah echt total süß aus, genau mein Typ“.
„Na toll, da haben wir jetzt was davon, das nächste Mal wenn Dir schon nichts für Dich einfällt, kannst Du ihn wenigstens für mich angeln.“ „Was hätte ich denn tun sollen?“ „Ganz einfach Du gehst hin und sagst Deine beste Freundin sucht verzweifelt einen Mann, weil sie schon einen Koller vom Singleleben bekommen hat und Du wärst so freundlich um ihn mit dieser absoluten Traumfrau zu verkuppeln.“ „So eine dumme Story habe ich ja noch nie gehört“. „Aber sie wirkt Süße und wenn er dann feststellt, daß ich doch nicht seine Traumfrau bin hast Du wenigstens seine Adresse und Telefonnummer.“
„Na, dann kann ich Ja mit der besten Story der Welt auf große Fahrt gehen – Odyssee haben das die alten Griechen genannt“. „Bäh, sagt Miranda und streckt ihre beeindruckend rote Zunge aus dem Mund“. Ich richte mich auf und blicke wie eine Lehrerin auf sie herunter. Ich höre etwas und lausche gespannt, schließlich sage ich: „In der Küche läuft was über“.
Mirinda ist entsetzt, die schwarzen Kohleaugen weiten sich und sie springt auf. Die kleine Frau – gerade mal 1,56 wirkt trotzdem beeindruckend. Miranda hat üppige Formen, aber keinesfalls pummelig. Ihre schlanke Taille fällt besonders in Auge weil ihre Oberweite und die runden Hüften sehr üppig sind. Dafür ist der Bauch flach und die Beine perfekt geformt. Insgesamt - sollte ich mich jemals dazu entschließen zum anderen Ufer überzuwechseln - wäre sie genau mein Typ. Dunkle Locken umrahmen ein niedliches Puppengesicht, ausgestattet mit einem sinnlich ausgeformten Kussmund und großen Augen, die gerade schmale Nase tritt jetzt in Aktion sie rümpft sie ein wenig um zu erfassen ob man den vermeintlichen Unfall in der Küche schon riechen kann.
„Reg dich nicht auf“, rufe ich hinter ihr her, als sie in die Küche eilt. Den Rest des Satzes sage ich zu mir selbst: „es ist doch nur Wasser“. Auf dem Tisch liegt das besagte Wunderbuch, das zumindest meine Freundin in den Liebestaumel versetzen soll und das möglichst ein Leben lang. Was mache eigentlich ich wenn Miranda einen Mann hat? –Muss ich mir dann auch jemanden angeln – möglicherweise nach der gleichen Gebrauchsanweisung? Zu viert im Paradies? Sie ist jetzt 35 Jahre alt und glaubt noch an Märchen...‘
Mein Gedankengang wird unterbrochen: „Natürlich ist es nicht nur Wasser ich habe ein paar Low Fett Kekse gebacken und die sind nicht übergelaufen, sondern schwarz geworden.“ – „Schade Liebchen, jetzt können wir nicht feststellen ob sie vielleicht schwarz noch besser schmecken als im Rezeptbuch vorgesehen.“ „Warum sollten sie?“. „Weil alles besser schmeckt als Low Fett Kekse“. Miranda schnaubt durchs Näschen.
Sie hat Handschuhe an und hält das Backblech mit angekokelten Keksen in der Hand. „Der ein oder andere wäre vielleicht noch zu retten“ meint sie. „Und wie? Willst Du Schokoguss drauf schmieren“. Miranda sieht mich entsetzt an, die Augen sind aufgerissen und die Stirn in Falten gelegt“. Ich korrigiere mich: „Natürlich mit Low Fett Glasur“.
„Spotte nur“ und sie richtet sich auf, ein Trick um an meine 1,75 heran zu ragen, aber da ich sitze würde ich das als netten Versuch werten. Miranda ist besessen von der Idee sie sei zu dick. Davon kann meiner Meinung nach keine Rede sein. Sie hat eine sehr dicke Mutter und natürlich ist sie von den Medien beeinflusst.
Da ich schon in meiner Kindheit mit Rotbäckchen und Lebertran gefüttert wurde, um der Wonneproppen zu werden, den sich meine Mutter immer gewünscht hat, unterliege ich nicht solchen Panikattaken der öffentlichen Meinung. Ich wäre durchaus glücklich wenn ich noch an der ein oder anderen Stelle zulegen könnte. Ich esse zwar auch mal mit meiner besten Freundin ihre Schlankrezepte und greife ihr beim Salat im Restaurant bereitwillig unter die Arme, aber ansonsten halte ich mich gerne an Pizza und Pasta und bin für kein Tiramisu zu feige.
„Es klingelt“, sagt meine kleine Freundin und sieht mich mit rundem Herzchengesicht fragend an. Sie sieht aus als ob das ihr erster Zusammenstoß mit einer elektrischen Klingel wäre. „Warum gehst Du nicht ran, es ist Deine Wohnung?“. „Ich kann doch jetzt niemanden herein lassen, wir hatten einen Unfall in der Küche.“ „Vielleicht ist es ja die Feuerwehr“. Miranda dämpft ihre Stimme: „Ich fürchte es ist mein Bruder, er wollte vorbei kommen“. Wir schauen uns bedeutungsvoll an. Mirandas Bruder redet wie ein Wasserfall und kommt sich dabei immer sehr bedeutend vor. Wir beide vermeiden die Konfrontation mit ihm, da man ihn nur schlecht unter einer Stunde wieder los wird. Miranda schleicht auf Zehenspitzen in den Flur und luckt durch den Spion. Ich bleibe sitzen und versuche mit meinem Stuhl soweit zurück zu kippen um zu sehen was im Flur vor sich geht.
Plötzlich öffnet sie sehr schwungvoll die Tür. Ich kann den Mann nicht gut sehen, aber es ist sicher nicht ihr Bruder. Eine tiefe Stimme stellt sich vor. Er hat eine schöne Stimme und nach Mirindas säuselndem Tonfall zu urteilen ist nicht nur die Stimme schön. Sie lacht, er scheint gut gelaunt. Es geht hin und her, ich versuche mehr zu sehen. Er scheint groß zu sein, dunkelhaarig, locken und ein angenehm geschnittenes Gesicht, da ist etwas vergnügtes, jungenhaftes das sich ins Gesicht geprägt hat. Eines von diesen langen Gesichtern, die mir so gut gefallen und große leuchtende Augen. – Keine Kunst Männeraugen leuchten öfter wenn sie auf Miranda stoßen. Ich muss mich nur noch ein wenig mehr nach hinten lehnen um Mirindas Reaktion zu sehen. Es ist immer spannend wie zwei Menschen körpersprachlich harmonieren und hier bin ich vielleicht Zeugin eines ersten Kennenlernens, der Beginn einer Liebesgeschichte vielleicht?
Rums, plötzlich ging alles ganz schnell. Der Stuhl kippte nach hinten, ich muss das Gleichgewicht verloren haben. Noch während meine Hände verzweifelt halt suchen macht mein Rücken Bekanntschaft mit dem Boden. Es ist laut und obwohl ich mir sicher bin, daß ich selbst keinen Schaden davon getragen habe wird der Stuhl wohl nie wieder der alte sein. Als ich so daliege habe ich plötzlich gar keine Lust mehr aufzustehen. Mir gehen all die Dinge durch den Kopf, die verhindern, daß ich mein Leben dort wieder aufnehmen will wo es gerade unterbrochen wurde. So ein unkonventionelles Liegen auf dem Boden katapultiert mich wieder in die Pflichtvergessenheit eines Kindes. Trotzdem währt die Pause nur kurz, denn ein Gesicht beugt sich über mich und dann noch eines. Die haben gut reden denke ich, schließlich stehen sie. Nach der Mimik zu urteilen sind sie besorgt. Eine bekannte Stimme reist mich unerbittlich aus meinem süßen Nichtstun.
„Susan, Susan, kannst Du mich hören? Tut Dir etwas weh? Sag was...“ Dann rüttelt sie auch noch. „Ja“ antworte ich kurz. Ich habe jetzt keine Lust viel zu reden, die zwei stören diesen erhabenen Augenblick erheblich. Ich will genießen einmal nicht erwachsen zu sein, aber es scheint mir nicht vergönnt zu sein. Denn die zweite Stimme sagt jetzt: „Ganz langsam, versuchen sie sich aufzurichten, ich helfe ihnen.“ Und kräftige entschlossene Hände zwingen meinen unwilligen Oberkörper nach vorne. O.k. denke ich, schön wars, wenn auch kurz. Als mein Kopf wieder über meinen Beinen schwebt kommt auch die Vernunft langsam in mein Hirn. ‚Gott wie peinlich‘, sagt sie. Ich antworte: ‚Hallo, auch wieder da‘
Das muss ich laut gesagt haben, denn Miranda und der Mann werfen sich erstaunte Blicke zu und kommunizieren wortlos. Sie legt die Stirn in Falten, ganz niedlich, wie bei einem bettelndem Hund. Er macht einen auf : ‚keine Angst ich weiß in jeder Lebenssituation genau was man tun muss – Gesicht‘. Ich mag solche Spießer nicht, Männer müssen auch mal schwach sein. Das war`s Traummann ade – jedenfalls von meinem Standpunkt aus.
„Ist ihnen schwindlig?“, sagt der möchtegern Traummann. „Nein danke“, sage ich und merke erst eine Weile später, daß das die Antwort auf eine andere Frage war. Ich rappele mich auf und murmele, „geht schon wieder“. Als ich so dasitze merke ich, daß die Schwerkraft nicht zu verachten ist. Irgendwie bin ich plötzlich viel schwerer geworden als zuvor, dabei habe ich nicht mal die Kekse versucht. „Ganz langsam, sie müssen nichts überstürzen“, sagt die männliche Stimme und das ist wieder ein Pluspunkt auf seinem Konto. Noch ein paar solcher Bemerkungen und ich könnte mich dazu durchringen Dich wenigstens sympathisch zu finden.
‚Auf, auf‘, sagt die Vernunft, ‘benimm Dich wie eine Erwachsene‘. Ich gehorche und stütze mich mit der linken Hand ab, während die rechte das Tischbein benutzt um nach oben zu kommen. Die Füße schaffen es mühelos und ich stemme mich mit vereinten Kräften hoch. Noch ein Pluspunkt er hat dieses Mal seine Pfoten bei sich gelassen. ‚Geht doch, ich bin eine emanzipierte Frau und kann alleine aufstehen‘. Oben angekommen ist mir doch ein wenig schummerig. Miranda nötigt mich aufs Sofa und ich bin froh ein Päuschen einzulegen.
Der Mann setzt sich und fragt nach einem Arzt. Ich dachte eigentlich, ich bin diejenige welche, aber wenn er einen Arzt braucht. Miranda scheint ganz verzweifelt. Sie war schon seit Jahren nicht mehr bei einem. Ich bin gespannt wie sie ihm das erklären will. Jetzt sehen beide mich an. „Arzt?“ ,frage ich „für wen?“ Und setze noch eins drauf: „Wann gibt es hier endlich Kaffee und Plätzchen?“
Der Mann ist verwirrt, nur Mirandas Miene hellt sich auf. Sie erklärt ihm: Meine Freundin sieht zwar nicht so aus, aber sie ist schrecklich verfressen“. Ich gluckse und seine Augen strahlen vergnügt. Wir müssen alle drei grinsen. Miranda hebt die Hand und deutet auf ihn: „Das ist Michael, er ist gerade eingezogen und wollte sich eben vorstellen bis Du vom Stuhl gefallen bist. Michael, das ist Susan. Sie ist öfter bei mir zu Besuch.“
Wir geben uns förmlich die Hand. Er hält meine einen Augenblick zu lange in seiner Hand und sieht mir dabei tief in die Augen. Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Hat er den ersten Platz auf der Weltrangliste „unwiderstehlicher Herzensbrecher“ denn nicht letztes Jahr schon gewonnen?
Michael meint er würde sich freuen mir öfter zu begegnen. Da Miranda in einem Vierparteienhaus lebt wird es sich wohl nicht vermeiden lassen. Dennoch meine ich: „Mal sehen“ und stopfe mir schnell den schwärzesten Keks in den Mund. Ich sage tapfer: „Die hat Miranda gebacken, sie ist echt ein Schatz, sie kann das sonst ganz prima, aber da sie weiß, daß ich gerne verbrannte Kekse esse, hat sie auch das hin bekommen.“ Miranda hebt die Augenbrauen und sieht mich fragend an. Es war ihr noch nicht bekannt das ich gerne verbrannte Kekse esse. Mir auch noch nicht bis zu diesem Moment. Was tut man nicht alles um die Freundin mit einem Traummann zusammen zu bringen. Ich bin heute sehr großzügig.
Michael lehnt Mirandas Angebot von ihren Keksen ebenfalls zu kosten dankend ab und strahlt weiterhin mich an. Ich lächle zurück und beobachte aus dem Augenwinkel, wie Miranda das einzig richtige tut. Sie geht in die Küche und holt die „echten Kekse“ vom Supermarkt. Als sie wieder kommt hat sie außerdem duftenden Tee und Kaffee auf ihrem Tablett. „Michael trinkst Du eine Tasse mit?“ den Augenaufschlag in Verbindung mit dem Engelsblick hat sie wirklich gut drauf. „Ja ich weiß nicht,“ antwortet er höflich, „wenn es keine Umstände macht“.
‚Gott ist der Kerl wohlerzogen. Vielleicht sollte ich das Projekt „Verkuppeln“ fallen lassen. Der ist bestimmt lausig im Bett oder doch eher Schwul?‘
Schließlich sitzen wir alle drei vor gefüllten Tassen und ich ignoriere die selbstgebackenen und bediene mich kräftig bei den fettigen Keksen – frei nach dem Motto ‚was geht mich mein Geschwätz von vorhin an‘. Michael bleibt beim Kaffee – er ist kein Fan von Süßem – vielleicht doch nicht Schwul. Er macht beruflich mal dies mal das, er ist Künstler. Welche Kunst will er nicht so recht verraten, aber er verdient wohl nicht schlecht dabei. Er sieht auch sehr entschlossen aus. Er bewohnt die größte Wohnung im Haus.
„Vier Zimmer ganz allein für einen Junggesellen?“ frage ich unschuldig. „Das kann sich ja schnell ändern“, kontert er und grinst mich frech an.„Wirklich?“ „Ja, vielleicht zieht demnächst meine Mutter bei mir ein.“ Mir wäre fast der Tee im Hals stecken geblieben und Miranda sieht sehr unglücklich aus. Gleich zweimal hintereinander an diesem Nachmittag das Thema Mutter. Welch Unglück braut sich zusammen?
Seine Augen fangen an zu tanzen – „Das war jetzt nicht wirklich ernst gemeint“ – ‚Scherzkeks!‘ Denke ich und sage, „Nun es wäre bequem, nicht wahr?“ „Ich komme gut so klar und stehe schon lange auf eigenen Beinen. Ab und an fehlt natürlich eine weibliche Hand“ sagt er – mit einem Blick der bei mir die merkwürdigsten Assoziationen frei setzt. Ob der Sturz meinem Kopf nicht doch geschadet hat? Irgendwie ist mir ganz anders, aber das Gefühl scheint mehr von weiter unten im Körper zu kommen. Wahrscheinlich die Kekse!‘
„Kommst Du von weiter weg, oder hast Du vorher schon in der Gegend gelebt?“ „Nein, ich bin vom Norden in den Süden Deutschlands gezogen, es war Zeit für einen Neuanfang.“ „Spannendes Thema“, sage ich, „es gehört viel Mut dazu alles hinter sich zu lassen.“ „Nun so radikal war der Schritt nicht, ich habe hier Freunde in der Gegend und habe vor etlichen Jahren in der Nähe studiert“.
Tag der Veröffentlichung: 19.02.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Miranda und allen besten Freundinnen auf dieser Welt